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Crimetime - Erpressung mit Hindernissen

von Carola Käpernick (Autor:in)
65 Seiten

Zusammenfassung

Konrad Kruttge, 53 Jahre alt, Landrat in einem südbadischen Landkreis wird also erpresst. Die Summe hatte eindeutig zu viele Nullen vor dem Komma. Wie kam Belinda nur darauf, dass er in zwei Wochen so viel Geld beschaffen könnte. Das konnte er definitiv nicht. Wenn er ehrlich sein sollte, war sein Vermögen eher unbar. Tolles Haus, hochwertiger Schmuck und ein tolles Auto, alles abbezahlt und ein paar fest angelegte Reserven, die sich aber nie und nimmer auf eine halbe Million beliefen. Außerdem waren die nicht schnell und über die volle Summe zu beschaffen, weil die Verträge strenge Klauseln enthielten, wenn sie vor der Zeit gekündigt werden. Kruttge vertraut sich seinem Freund, dem Kripobeamten Bernhard Speck-Faltberg an. Doch alle 2 Tage tauchen neue Fotos auf und die Zeit läuft...

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Mittwoch - Kruttge sieht rot

Bei dem Anblick der roten Dessous, die Belinda auf dem ersten Foto trägt, wird Kruttge ganz warm ums Herz und in den Lenden. Nur einen kurzen Augenblick später, wird ihm richtig heiß und dann eiskalt. Denn auf den folgenden Bildern ist Belinda nicht mehr nur allein zu sehen. Und zwischen den letzten beiden Fotos ist ihm der Zettel in die Finger gefallen, der den Fotos beigelegt war.

„Ich fordere 500.000,00 Euro, du hast zwei Wochen Zeit, das Geld zu besorgen. Wenn du nicht zahlst, bekommt deine Frau diese Fotos.“ Kruttge glaubt nicht, was er da liest. „Belinda, dieses Miststück!“ Sie glaubt doch wohl nicht ernsthaft, dass er sich für sie von seiner Frau Eleonore trennt. Und dass er zahlt, glaubt sie hoffentlich auch nicht. Mit fahrigen Bewegungen rafft er die Fotos zusammen und stopft sie samt Zettel in den braunen Umschlag zurück. Den verstaut er dann sicher in seiner ledernen Businesstasche und setzt sich zurück an den großen Glasschreibtisch.

Konrad Kruttge, 53 Jahre alt, Landrat in einem südbadischen Landkreis wird also erpresst. Die Summe hatte eindeutig zu viele Nullen vor dem Komma. Wie kam Belinda nur darauf, dass er in zwei Wochen so viel Geld beschaffen könnte. Das konnte er definitiv nicht. Wenn er ehrlich sein sollte, war sein Vermögen eher unbar. Tolles Haus, hochwertiger Schmuck und ein tolles Auto, alles abbezahlt und ein paar fest angelegte Reserven, die sich aber nie und nimmer auf eine halbe Million beliefen. Außerdem waren die nicht schnell und über die volle Summe zu beschaffen, weil die Verträge strenge Klauseln enthielten, wenn sie vor der Zeit gekündigt werden.

Das Telefonklingeln rief ihn aus seinen Gedanken. Die Sekretärin meldete sich: „Herr Kruttge, ihre Frau ist da. Sie haben zwanzig Minuten bis zum nächsten Termin, soll ich sie vorlassen?“ Kruttge war klar, dass Eleonore wutschnaubend neben Gerhild stehen und sich nicht abwimmeln lassen würde und er stimmte zu.

„Konrad, ich hasse es, bei deiner Sekretärin stehen zu müssen, wie eine lästige Zeitungsaboverkäuferin. Oh mein Gott, wie siehst du denn aus? Du bist ja ganz bleich. Brauchst du einen Arzt?“

Der Landrat deutete auf den Sessel, den seine Frau üblicherweise einnahm, schüttelte den Kopf und versuchte, weitere Nachfragen zu unterbinden, indem er geradeheraus sagte: „Frag lieber nicht!“ Doch Eleonore Kruttge beliebte dies zu ignorieren und fragte weiter. Alles Abwinken ihres Mannes nutzte nichts. „Wenn du mir nicht sagst, was los ist, rufe ich den Notarzt und lasse dich zum Durchchecken einweisen!“ Eleonore zückte das Handy und hielt es drohend in die Luft. Fast wirkte diese Androhung verlockend auf Konrad. Krank sein und sich eine Auszeit gönnen, dies in einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit geben und das Problem würde sich vielleicht von selbst lösen? Was aber wenn nicht?

„Eleonore, es ist lieb, dass du dich sorgst. Du weißt, ich darf über meine Arbeit nicht sprechen. Es geht mir gesundheitlich gut. Wirklich! Aber sag, was führt dich denn zu mir?“ Konrad versuchte unauffällig, die Uhrzeit festzustellen. Auf Gerhild Mikoleit konnte er sich verlassen, sie würde ihn in zehn Minuten loseisen. Er musste seine Frau nur dazu bewegen, von seiner Blässe wegzukommen. Erwartungsvoll sah er Eleonore an. Sie wirkte, als wolle sie etwas Unangenehmes ansprechen. Um es ihr leichter zu machen, legte er seine Hand auf ihr Knie und tätschelte es. „Nun sag schon. So schlimm wird es schon nicht sein.“ Was konnte schon schlimmer sein, als eine Erpressung? Gedanklich führte Kruttge seinen Satz weiter und war innerlich auf alles gefasst.

„Meinst du, du kannst ein paar Tage allein zurechtkommen?“

„Aber natürlich. Ich bin doch kein Kleinkind. Was hast du vor?“

„Lydia hat uns bei einem Yogakurs angemeldet.“

„Aber Elli, das ist überhaupt kein Problem. Wo findet er denn statt?“

„„Auf Bali.“

„Bali?“ Himmel was das kosten wird?

„Ja, es war ein super Schnäppchen. Wirklich. Nur Anreise und Unterkunft müssen wir noch dazu buchen.“

„Ahja. Wann soll es denn losgehen?“

„Wir fahren morgen nach Frankfurt. Lydias Sohn fährt uns. Übermorgen fliegen wir. Ich bin zwei Wochen weg.“

Als das Telefon ihr Gespräch unterbrach, rief Konrad laut, ohne dran zu gehen: „Danke Gerhild, ich denk dran.“

Zu Eleonor gewandt sagte er: „Natürlich geht das in Ordnung Elli. Ich wünsche dir viel Spaß. Mein Termin, du hast Gerhild gehört.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und verließ sein Büro.

Es wird spät

Bis in den späten Abend hinein war Konrad Kruttge mit verschiedenen Besprechungen beschäftigt. Gegen 22 Uhr schickte er seiner Frau eine WhatsApp: Warte nicht auf mich, es wird spät.

Mit einem Freund aus dem Bauamt zog er noch durch die Bars. Erst gegen halb vier ließ er sich von einem Taxi nach Hause bringen und legte sich im Gästezimmer schlafen. Konrad erwachte mittags. Die Sonne schien ins Zimmer und im Haus war es still. Mit brummendem Schädel quälte er sich in die Küche. Als die Kaffeemaschine dröhnend die Aufnahme ihrer Arbeit verkündete, verzog er das Gesicht. In seinem Hirn fühlte es sich an, als würde das Mahlwerk dort das Material brutal in sich hineinziehen. Er wandte sich ab, in der Hoffnung, den Kopfschmerz dadurch etwas abmildern zu können. Auf dem Tisch lag ein Brief von Eleonore.

„Mein lieber Konrad, danke für die Reise und das Seminar. Mach dir eine schöne Zeit! Und pass auf dich auf! E.“

Das bedeutete wohl, dass Eleonore bereits auf dem Weg nach Frankfurt war. Via WhatsApp wünschte er ihr eine gute Reise.

Der erste Schluck Kaffee brachte etwas Klarheit in seine Gedanken und mit wahrhaftiger Brutalität ebenso die Angelegenheit in seine Erinnerung zurück, die er am Abend zuvor mithilfe einiger Drinks tatsächlich vergessen konnte. Er wurde erpresst. Zwei Tassen Kaffee lang dachte er nach. Dann rief er bei Belinda an. Es ging nur die Mailbox dran. Konrad sprach nicht drauf. Natürlich war er ziemlich sicher, dass Belinda dahinter steckte, doch wenn sie ihn mit Fotos erpresste, würde sie vermutlich auch nicht davor zurückscheuen, Tonaufnahmen gegen ihn zu verwenden.

Gott sei Dank war dieser Donnerstag ein Feiertag. Er liebte sein Bundesland Baden Württemberg dafür, dass es Tage wie Fronleichnam als Feiertag gelten ließ. Ein langes Wochenende lag vor ihm. Jetzt fand er es fast schade, dass Belinda nicht zu erreichen war. Die Schäferstündchen mit ihr waren immer sehr entspannend und abwechslungsreich. Vermutlich konnte und sollte er sich die ab sofort abschminken. Nun denn. Seine Eleonore war nach wie vor eine attraktive Frau und kam Zeit, kam sicher auch wieder eine neue Affäre. Doch was sollte er jetzt und hier mit seiner freien Zeit anfangen?

Vielleicht hatten Richard Nitz und Bernhard Speck-Faltberg Zeit und Lust auf eine ausgiebige Radtour? Sofern ihnen ihre Polizeiarbeit ebenfalls ein freies Wochenende ermöglichte. Er rief Speck-Eff an und erfuhr, dass er und Richard sich jeden Tag eine Strecke vorgenommen hatten und sich freuten, einen Dritten im Bunde zu haben. Zumal sie Konrad ja nicht so oft sahen, seit er wichtig geworden war. Kruttge wusste, dass Bernhard für beide sprach, denn Richard Nitz war ein sehr schweigsamer Zeitgenosse. Und mindestens ebenso sympathisch wie still, das wussten sowohl Bernhard wie auch der Landrat zu schätzen. Auch er begann sich auf die Wettfahrten zu freuen und beschloss, seinen Kopf freizuschwimmen. Er zog sich seine Badehose an und stieg in den Pool. Eleonore zuliebe hatten sie dort Salzwasser drin. Sie brauchte das für ihre Neurodermitis. Auf diesen Kompromiss konnte sich Konrad einlassen. Als sie aber auch noch eine permanente Wassertemperatur von 26 Grad forderte, lehnte er ab. Daher schwamm seine Frau nur sehr selten. Er hingegen liebte es, wenn das kalte Wasser über ihm zusammenschlug und er versuchte, seine eigenen Rekorde zu brechen.

Nach einer Stunde stieg er erschöpft und auch etwas durchgefroren aus dem Wasser. Kruttge legte sich mit Sonnenbrille und Badehose raus auf die Terrasse, wo die Sonne ihn schnell aufwärmen und braunbrennen würde. Sein Plan ging fast auf. Aus Braun wurde Rot. Denn Konrad schlief ein und wachte erst auf, als die Sonne bereits verschwunden war und er im kühlen Schatten lag. Seinen Sonnenbrand würden Bernhard und Richard sicher belächeln. Zum Glück hatte er kühlendes Spray da, dass er wenigstens keine Schmerzen hatte.

Freitag - Wo ist Belinda?

„Verdammt, geh endlich an dein Telefon! Wir haben etwas zu besprechen.“ Konrad war aufgebracht. Inzwischen hatte er gefühlt hundert Mal bei Belinda angerufen. Doch immer ging nur die Mailbox dran. Er fühlte sich damit in seiner Annahme, dass Belinda ihm die Fotos geschickt hatte, bestärkt. Sie wollte ihn schmoren lassen. Dabei wusste sie doch, dass wie schnell er die Geduld, die er eigentlich gar nicht hatte, verlieren konnte. Leider. Denn diese Ungeduld ließ Kruttge manchmal unüberlegte Dinge tun. Dinge, die er auch schon mal bitter bereute.

Sollte er ihr einen Brief schreiben? Soweit kam es noch. Außerdem konnte er dann auch auf die Mailbox sprechen, denn mit dem Brief hätte sie ja auch etwas Handfestes gegen ihn in der Hand. Konrad wusste, dass Belinda nicht früh schlafen ging. Bis halb zwölf in der Nacht versuchte er, sie zu erreichen. Ohne Ergebnis. Zwischendrin rannte er wie ein Erstklässler alle zwei Minuten aufs Klo. Die nasse Badehose anzubehalten, war vermutlich nicht seine beste Idee gewesen. Er hatte das dumme Gefühl, dass sich eine Blasenentzündung ankündigte. Konrad hasste es, wenn sein Körper ihm zeigte, dass er nicht mehr jung war. Und noch mehr hasste er den Gedanken, wie es sich in ein paar Stunden anfühlen würde, wenn er Wasserlassen musste. Gewillt, sich auch durch Feuer im Harnleiter nicht von der Radtour abzuhalten, kochte er sich einen Tee, machte sich eine Wärmflasche und legte sich mit seinem Tablet ins Bett. Lesen, dazu fehlte ihm die Konzentration. Also spielte er ein paar Runden in der Quiz-App und versuchte dann zu schlafen.

Die Nacht war unruhig und Kruttge überlegte, ob er nun ein Kunde für die Produkte der Fernsehwerbungen in ARD und ZDF war. Wie hieß das Zeug noch, das versprach den Harndrang zu beseitigen? Egal, er würde es sowieso nicht nehmen. Wenigstens hatte sich seine Blasenentzündung über Nacht nicht verschlimmert. Während er seinen Kaffee trank und die Nachrichten im Internet las, versuchte er erneut, Belinda zu erreichen. Inzwischen schwankte er zwischen Sorge und Zorn. Natürlich traute er ihr nach wie vor zu, dass sie ihn schwitzen lassen wollte. Doch was, wenn ihr etwas passiert war?

Gleich würde er sich mit zwei Freunden treffen, die zufällig auch noch Polizisten waren. Ob er mit ihnen über Belinda sprechen sollte? Die Erpressung konnte er ja auslassen. Aber die beiden freuten sich, wie er auch, auf einen freien Tag und letztendlich war er nicht für Belinda verantwortlich. Trotzdem nagte ein kleiner Zweifel an ihm, dass sie die Absenderin der Fotos war.

Kruttge drehte eine Runde durch die großzügige Küche und raffte ein paar Früchte, Energydrinks und Müsliriegel in seine Fahrradtasche. Wie ein Schüler bei einem Wandertag, dachte er grinsend. Bevor er losfuhr, organisierte er ein Essen für drei, das ihm pünktlich um acht Uhr am Abendgeliefert werden sollte. Dann schwang er sich aufs Rad und fuhr zum Treffpunkt. Wie es sich für einen Brückentag gehörte, war auf den Straßen wenig los. Dafür radelten und joggten ziemliche viele Emmenburgstedter Bürger am Fluss entlang. Um pünktlich zu sein, verließ Konrad den Radweg und fuhr auf der fast freien Straße.

Der zweite Brief

Nitz war bereits am vereinbarten Treffpunkt. Er begrüßte Konrad knapp und fuhr fort, sich ausgiebig zu dehnen. Wie konnte Konrad nur denken, dass er unpünktlich wäre. Speck-Eff war doch der, der immer auf dem letzten Drücker erschien. So zuverlässig und pünktlich er im Job war, privat hatte Bernhard den Ruf, ein notorischer Zuspätkommer zu sein. Als er endlich erschien, hatte auch Kruttge sich gedehnt und war startklar. Bernhard grüßte winkend und stieg gar nicht erst ab. Denn seine Verspätung war darin begründet, dass er sich bereits zu Hause ausgiebig gedehnt und erwärmt hatte. Den Freunden rief er jedoch zu, dass er Verschlafen hatte.

Die Tour führte durch den Kaiserstuhl hinüber nach Frankreich. Dort fuhren sie bis in die Rheinauen und setzten mit einer Fähre über, die sie wieder auf die deutsche Seite brachte. Von der Fähre fuhren sie noch ein Stück in die Ortenau hinein und nahmen dann einen Bogen über den Hünersedel. Über die weit verstreute Gemeinde Freiamt fuhren sie in den Breisgau und waren nach neun Stunden zurück in Emmenburgstedt. Bernhard und Richard nahmen Konrads Einladung zum Essen gerne an.

Routinemäßig schaute Kruttge in den Briefkasten und erschrak. Schon am Kuvert erkannte er, dass es ein neuer Brief von Belinda war, der vermutlich neue Fotos enthielt. Bernhard bemerkte die Veränderung, die mit Konrad vor sich ging, sagte aber nichts. Es sah nach Ärger aus und erklärte, dass sich der Landrat nach langer Zeit so spontan auf seine Freunde besonnen hatte. Wenn er frustriert war, neigte Konrad schon immer dazu, sich sportlich zu verausgaben.

„Setzt euch! Bier steht im Kühlschrank. Das Essen kommt um acht. Bis dahin könnten wir uns noch im Pool erfrischen, wenn ihr mögt.“

Speck-Eff hatte darauf spekuliert, dass der Tag so enden würde und zog Handtuch und Badehose aus seiner Fahrradtasche. Richard hatte nicht so weit gedacht. Dabei waren die drei früher oft unterwegs gewesen und haben hier den Staub der Strecke im Pool und mit Bier abgespült. Konrad holte Richard ein Handtuch und meinte: „Nudisten beim Landrat im Garten! Ich seh schon die Überschrift im Emmenburgstedter Boten.“ Richard antwortete nichts darauf und schlüpfte aus seinen verschwitzten Klamotten. Angesichts seiner gestrigen Erfahrung, verzichtete Konrad auf ein Bad im Pool, für drei erwachsene Männer war der ohnehin zu klein. Er duschte sich in seinem luxuriösen Badezimmer und öffnete danach den Brief.

Die Bilderserie startete gar nicht erst mit erotischen Szenen. Es ging diesmal direkt hart zur Sache. Deutlich war zu sehen, dass Konrad Belinda mit einer Krawatte würgte. Leider machten die unterschiedlichen Muster der Binder deutlich, dass es sich um mehr als ein solches Intermezzo handelte. Auf zwei Bildern wirkte Belindas Gesicht sogar schon leicht bläulich. „Verdammte Scheiße aber auch!“ Konrad hieb mit der Faust auf die Arbeitsplatte in der Küche.

„Was ist verdammte Scheiße?“ Konrad schrak zusammen. Er hatte Bernhard, der sich ein Bier holen wollte, nicht näher kommen hören.

„Ach nichts!“

Speck-Eff wusste, dass er aus seinem Freund nichts herausholen würde, wenn der nicht drüber sprechen wollte. Naturbedingt hatte es sich so ergeben, dass Konrad und er die besseren Gesprächspartner waren. Richard war ein treuer und loyaler Freund, doch reden konnte man mit ihm nicht sehr viel. Eigentlich wäre Nitz der perfekte Therapeut. Er konnte zuhören und hielt sich mit Ratschlägen zurück. Bernhard hingegen, hatte immer gute Ideen und war nicht nur ein Mann des Wortes, sondern auch der Tat. Auf ihn konnte man zählen. Daher nahm er sich auch vor, länger als Richard zu bleiben und Konrad die Möglichkeit zu geben, sich später noch mitzuteilen.

Richard spürte, dass die Stimmung gekippt war und brach kurz nach dem Essen auf. Er verabschiedete sich mit einem knappen Satz und ließ die Freunde allein. Nitz wusste, dass er nichts beitragen konnte zu einer Abendunterhaltung und wollte nicht unnötig viel Bier trinken. Denn Speck-Eff und er hatten am Wochenende auch noch jeden Tag eine Tour vor.

Gespräch unter Freunden

„Magst du drüber sprechen?“ Bernhard wollte sich nicht aufdrängen und sah seine Frage als letzten Versuch, Konrad ein Gespräch anzubieten. Würde der ablehnen, würde auch er sich verabschieden und nach Hause fahren. Kruttge zuckte nur mit den Schultern. Im Grunde mochte er nicht einmal über sein Problem nachdenken, geschweige denn darüber sprechen und noch dazu mit einem Polizisten. Selbst wenn dieser sein Freund war, so würde der doch gleich beruflich werden. Er bot Speck-Eff noch ein Bier an und wusste, dass er damit etwas Zeit gewinnen würde. Bernhard sah die Not, in der sich Konrad befand und nahm das Bier an, obwohl er eigentlich keines mehr trinken wollte.

Sie saßen inzwischen im Wintergarten und drehten beide ihre Bierflasche in den Händen. Speck-Eff spürte die Müdigkeit. Immerhin hatten sie heute eine ziemliche Tour gemacht. „Ist es privat oder beruflich?“ Bernhard sah seinen Freund an. So hatte Konrad das noch gar nicht gesehen. Im Grunde beides. Denn wenn die Fotos an die Öffentlichkeit gelangten, war er privat und beruflich erledigt.

„Irgendwie beides.“

„Ok, und primär? Also ist es was Privates, dass dich beruflich betreffen kann oder etwas Berufliches, dass dein Privatleben betrifft?“

„Ersteres.“

„Aha.“

„Nix aha. Also gut. Aber versprich mir, dass du den Freundmodus anschaltest und den Polizeimodus abgeschaltet lässt, egal was ich dir jetzt erzähle.“

„Das kann ich dir nicht versprechen. Wenn du mir jetzt erzählst, du hast deine Frau umgebracht, muss ich dich festnehmen.“ Speck-Eff hoffte, dass Konrad es als Scherz verstand, wie es auch gemeint war.

„Nein, so drastisch ist es nicht. Ich werde erpresst. Vermutlich von meiner Gespielin. Geliebte wäre ein viel zu großes Wort für diese Frau. Sie schickt mir Fotos und will Geld. Viel Geld. Wenn ich nicht zahle, bekommt Eleonore die Fotos. Ich hab noch fast zwei Wochen Zeit.“

„Wow. Die Zeitspanne lässt darauf schließen, dass sich da wer mit Geldbeschaffung auskennt. Sicher, dass die Dame so viel Weitblick besitzt? Kenn ich sie?“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752135626
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Februar)
Schlagworte
Emmenburgstedt Kurzkrimi Speck-Eff Erpressung Speck-Faltberg

Autor

  • Carola Käpernick (Autor:in)

Ohne mich zu fragen, ob ich überhaupt am Leben teilnehmen will, wurde ich im Februar 1969 im beschaulichen Mecklenburg-Vorpommern geboren. Ich denke – und vielleicht hoffe ich es sogar ein wenig, dass ich als Baby vertauscht wurde. Ich war so komplett anders als meine Geschwister, dass entweder der Genpool neu gemischt worden war oder?? Die Optik sagt allerdings was anderes. Die Ähnlichkeit zu meiner ältesten Schwester ist so stark, dass ich heute schon weiß, wie ich in 20 Jahren aussehen werde.
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