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Nicky und Diva ein "fast" perfektes Team

von Gisella Alba (Autor:in)
100 Seiten

Zusammenfassung

Nachdem uns Luna und Stella über die Regenbogenbrücke verlassen hatten, waren wir mehr als traurig. Doch es sollte sich schnell ändern, denn hinter Wien saß eine Zuchthündin, die keiner mehr haben wollte. Bei Eis und Schnee brachen wir auf um dieses arme Ding zu retten und wußten Gott-sei-Dank nicht, was wir uns da ins Haus geholt hatten. Als dann noch eine zweite Nothündin dazukam, waren wir wieder vollständig und es sollte eine spannende Zeit werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Der Start ins Leben war nicht so schlecht.

Als am 06. Oktober 2009 drei weibliche Welpen in einer Neufundländerzucht in Rumänien das Licht der Welt erblickten standen eigentlich alle Zeichen auf Erfolg. Alle erhielten tolle Namen u.a. auch eine "Not-like-other-girls", genannt Nicky. Es war eine Hunde-Kinderstube wie sie es tausendfach auf der Welt gibt. Die Hundemami wurde umsorgt und den Kleinen ging es glänzend. Sie wuchsen heran und sollten natürlich den Ruhm der Zuchtstätte mehren. Nicky wurde darauf trainiert sich duschen, kämmen, fönen und herrichten zu lassen ohne Widerrede. Stundenlanges Stehen auf einem Tisch während des Frisierens war keine Seltenheit. Sie wurde zum Ausstellungsstück und gewann viele Preise. Sogar mehrfacher Champion wurde sie. Deshalb war es an der Zeit, daß Nicky für Nachkommen sorgen sollte. Ein so hochdekorierter Hund hatte bis dahin viel Geld gekostet, jetzt mußte für die Züchterin auch wieder etwas herein kommen. Also ließ man Nicky im Alter von knapp 1 1/2 Jahren von einem Rüden mit dem klangvollen Namen Black Pretender decken und sie brachte nach etwas über 60 Tagen Tragezeit 4 knuddelige Neufundländerwelpen zur Welt. Drei Mädels und einen Hahn im Korb. Ja und das war es dann. Es klappte nicht mehr mit Nachwuchs, trotz der ruhmreichen Ausstellungen, der vielen Pokale u.ä.. Champion hin Champion her, Nicky war fortan nicht mehr interessant für die Zuchtstätte. Also ab in den Zwinger und nicht mehr beachtet.

2. Wohin mit Nicky?

Die Züchterin versuchte zwar noch mehrmals erfolglos Nicky decken zu lassen, doch es klappte einfach nicht. Das war jedesmal eine Geldausgabe, die sich nicht ewig so fortsetzen ließ. Also hieß es, wohin mit ihr? Für die Zuchtstätte war sie quasi wertlos geworden und taugte eigentlich nur noch als Hofhund irgendwo in Rumänien. Man mag es sich gar nicht vorstellen, wie entsetzlich das für einen so behüteten Hund wäre. Egal welche Rasse, egal welcher Hund, keiner gehört heute mehr irgendwo in einen Zwinger oder an eine Kette. Gott sei Dank gab es zwischen Rumänien und Österreich Kontakte zu einer Neufundländer-Hilfsorganisation. Die kümmerten sich damals um Tiere aus Rumänien, speziell natürlich Neufundländer. Aber auch andere Rassen.

Heute ist dieser kleine Grenzverkehr leider nicht mehr möglich, denn auch Österreich hat unter seinen Beamten verbohrte Schreibtischtäter, die nicht über den Tellerrand schauen können und schon gar nicht den Kreaturen in irgend einer Weise Gutes tun wollen. Die damals hilfreiche Organisation darf nicht mehr helfen, weil .. und das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen ... bei einer Vermittlung mit Hunden "gehandelt" wird und das ist dann kein gemeinnütziger Verein mehr, sondern eine zu besteuernde Firma!! Damals hatte dieser Verein aber noch seine hilfreichen Kontakte zu den uns bekannten Neufundländer-Hilfswerken und das war wiederum Nickys Rettung.

 

3. Wir waren alleine und suchten wieder einen Neufi.

Und da kommen Gisella und Adrian wieder ins Spiel. Wie interessierte Leser unserer beliebten Neufundländer-E-Book-Reihe zwischenzeitlich wissen hatten wir über 9 Jahre einen Rüden namens Allegro. Nach dessen Ableben fanden wir Luna und das kleine dicke Sternchen und haben ihnen dreieinhalb schöne Jahre in Italien geschenkt. Nun standen wir da, voller Trauer über den Tod unserer beiden Mädels innerhalb von nur drei Wochen und wollten nicht alleine bleiben. Vor der Tür lag der schönste Schnee, es war "Neufi-Wetter" und wir hatten einfach keine Veranlassung nach draußen zu gehen. Trübsinnig guckten wir aus dem Fenster hinaus und überall herrschte gähnende Leere. Keine Fellnase, die sich einschneien ließ, kein dickes Sternchen, daß sich im Schnee kullerte. Einfach nur traurig, so konnte man unseren Seelenzustand beschreiben. Es mußte doch irgendwo eine arme Hundeseele geben, die gerettet werden wollte?

Wir knüpften telefonische Kontakte wieder zur Neufundländer-Hilfe-Deutschland e.V. und klagten unter Tränen unser Leid. Natürlich hatten wir gehofft, daß uns sofort geholfen wird, wußten aber daß es so schnell nicht gehen würde. Wir wurden vertröstet. "Es ginge nicht immer so flott wie man es gerne möchte" wurde uns beschieden. "Und um Weihnachten herum werden von verantwortungsvollen Stellen überhaupt keine Hunde abgegeben." Sie sollten nicht als "Weihnachtsgeschenk" unter dem Baum landen und dann nach einigen Wochen wieder zurück gegeben werden, weil es zu viel Dreck gab, weil man sich den Hund anders vorgestellt hatte, weil die Kinder keinen Bock mehr auf Hund und die dazugehörige Arbeit hatten. Wir verstanden das zwar, aber wollten einfach wissen, gibt es überhaupt einen Hund für uns?

 

Auf drängende Nachfrage hieß es dann, daß eine vierjährige Hündin in Rumänien sitzt und abgegeben werden soll. Sofort ließen wir uns durch den Kopf gehen ob wir nach Rumänien fahren sollten. Die Zuchtstätte lag an der moldawischen Grenze. Aber das erschien uns dann doch zu weit. Es war die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr und das Wetter zum Autofahren denkbar schlecht. Dazu eine Mörderfahrt von um die 3.000 km. Nein, das war dann doch zuviel. Wir suchten nach einer Lösung, um Nicky davor zu bewahren irgendwo als Hofhund zu landen. Aber eben auch nicht unbedingt so eine Autofahrt mitten im Winter hinzulegen. Wir waren hin- und hergerissen bei dem Gedanken, daß diese Neufundländerhündin irgendwo an der Kette endet oder wir im tiefsten Rumänien von der Straße abkommen und schwerverletzt im Graben landen. Unsere Gedanken ließen uns immer wieder um den Hund kreisen, doch die Möglichkeiten, auf dieser Fahrt irgendwo in der Pampa einen Unfall zu haben, waren dann doch für uns abschreckend. Damit war niemandem geholfen.

 

Zwischenzeitlich hatte die Züchterin Fotos von Nicky zu uns geschickt und danach gab es kein Zurück mehr.

 

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Wir hatten uns schlicht und ergreifend in das Mädi verliebt. Sie sah so verlassen aus und auch ein wenig dusselig. Irgendwie hilflos und wir meinten, wir müssten sie retten. Gut, daß wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußten, was da auf uns zukam!

 

4. Weihnachten und Jahreswechsel.

Das Weihnachtsfest 2013 war geprägt von Trauer und Gedanken an unsere Luna und Stella, die nun nicht mehr da waren. Was hatten wir jedes Jahr zu tun, um unseren Christbaum und die daran hängenden Kugeln vor unseren beiden "Kleinen" zu schützen. Das angesagteste Spiel war "Fangen rund um den Baum". Irgendwann haben wir uns Holzbehang für den Christbaum gekauft, weil wir nicht jedes Jahr neue Kugeln nachkaufen wollten. Die Holzaufhänger fielen zwar auch runter, aber man konnte sie nach dem Aufprall auf die Fliesen zur Not wieder zusammenkleben. Außerdem hatten wir für Stella noch ganz leckere Hundewurst als Weihnachtsgeschenk gekauft und die lag nun im Kühlschrank um mich jeden Tag beim Öffnen desselben aufs Neue zu erinnern, daß die kleine Dicke nicht mehr da war. Dieses Jahr hatten wir keinen Christbaum, keine Weihnachtsdeko und es war ein tristes Fest mit vielen vergossenen Tränen um unsere beiden Fellnasen.

An Silvester konnte uns nicht mal das alljährliche "Dinner for One" aufmuntern. Das wunderbare Silvestermenü aßen wir ohne Lust und auch der Wein schmeckte schal. So gingen wir relativ frühzeitig ins Bett. Auch Adrian war unglücklich über die fehlenden Hunde.

 

Der Neujahrsmorgen 2014 brachte uns dann eine E-mail von der österreichischen Organisation, daß sie evtl. bereit wären nach Rumänien zu fahren, um Nicky bis zu sich in die Nähe von Wien zu holen. Sie müßten sowieso fahren, um einen Welpen zu holen und da paßte Nicky dann schon mit dazu. Das klang gut und wir versuchten trotz Feiertagen sofort zu planen. Einfach war es nicht. Doch nach vielen Stunden des Suchens im Internet, Telefonierens mit Hotels, Pensionen, etc. hatten wir einen groben Plan stehen: Wenn das Wetter so bliebe, könnten wir ohne Schneefall auf der Autobahn in Italien und auch in Österreich fahren. Ein paar Tage sollte es halten. Wir fanden eine kleine Pension nahe der Hilfsorganisation östlich von Wien, die sogar Hunde im Zimmer erlaubte. Der Preis war günstig und wir gaben uns insgesamt 3 Tage für diesen Trip. Dann sollten wir wieder wohlbehalten in unserem Haus samt neuem Hund gelandet sein.

5. Auf nach Wien.

Am Dienstag, den 07. Januar ging es sehr sehr früh morgens los. Wie immer bei Schneefall war es mühsam an unserem Haus den Berg hochzukommen, doch der kommunale Schneeschieber hatte schon volle Arbeit geleistet. Wir eierten recht vorsichtig über die Nebenstraßen bis wir nach einiger Zeit die Hauptstraße erreicht hatten. Dann ging es zügig voran. Alles geschippt, alles gestreut und wir konnten drauf los fahren. Als wir nach knapp 1 1/2 Stunden die Autobahn erreicht hatten, war das Fahren schon entspannter. Die Autostrada war geräumt - hatten wir gedacht. Aber wir sind in Italien und nicht in Deutschland! Bei jeder Ausfahrt waren die Schneepflüge auch nach draußen gefahren und bei der anschließenden Einfahrt wieder auf die Autobahn. D.h. zwischen Ab- und Auffahrt lag mehr als genug Schnee. Es waren bereits eisig glatte Fahrspuren gezogen und beim ersten Mal hatten wir mächtig zu tun, um nicht im wahrsten Sinne des Wortes ins Schleudern zu kommen. Zuerst nahmen wir an, daß es eine einmalige Angelegenheit des Schneepflugfahrers war... falsch! Bei jeder der vielen Abfahrten mußten wir im Vorfeld langsam und vorsichtig abbremsen, in der Spur bleiben und wie auf rohen Eiern die nicht geräumte und gestreute Strecke fahren. Erst danach konnten wir wieder entsprechend Gas geben. Ich will nicht viel Worte verlieren, aber Adrian war "not amused", murmelte etwas über die doch sehr eigenartigen Italiener und überließ dann mir das Steuer, nachdem ihn die ständige Bremserei und "über-den-Schnee-Eierei" doch sehr nervte.

Wir schafften die Strecke bis an die österreichische Grenze ohne größere Probleme und durchfuhren anschließend ein ordentlich geräumtes und gestreutes Autobahnnetz in Österreich. Kurz vor Wien, es war bereits seit Stunden dunkel, meldeten wir uns telefonisch bei der Hunde-Hilfsorganisation und auch bei der Dame die uns in ihrem kleinen Hotel aufgenommen hatte. Der Schlüssel war wie verabredet in einem Gasthaus vis-á-vis hinterlegt und wir konnten zuerst "unsere" Nicky anschauen fahren.

6. Ein großer Hund voller Angst.

Als wir das gesuchte Haus fanden, klopfte uns schon ein wenig das Herz. Adrian meinte "Ob sie mit uns zurecht kommt?" Ich war viel zu aufgeregt um über solche Banalitäten nachzudenken. Wir klingelten und dann bellte es erst mal vielstimmig aus dem großen Haus und auch dem Garten. Wir traten ein paar Schritte zurück und warteten ab. Die Tür wurde geöffnet und das Ehepaar das für die Organisation tätig war, begrüßte uns freundlich. Sie mußten ihre eigenen Neufundländer erst einmal zurückhalten. Dann durften wir eintreten und waren gespannt. Wir wurden in die große Wohnküche gebeten, denn dort wartete Nicky und der ebenfalls aus Rumänien geholte Welpe. Die erste Begegnung war für uns enttäuschend. Eine große Hündin, mit Schaum und viel Sabber vor der Schnauze drückte sich an den Welpen und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Ihre Lefzen waren im Verhältnis zum Kopf viel zu lang und hingen herunter. Und am Hals schlabberte jede Menge Haut mit Fell als ob es ihr nicht gehörte. Sie wich allen Versuchen nach einem Anlocken, Hinunterbeugen, etc. aus. Je mehr man mit ihr sprach, um so jämmerlicher benahm sie sich. Sie hatte schlicht und ergreifend Angst. Sie sah uns mit großen Augen an und verstand wohl die Welt nicht mehr. Die Arme hatte eine sehr sehr lange Reise durch die Nacht hinter sich. Herausgerissen aus dem alltäglichen Einerlei in ihrem Zwinger. Dann mit einem Welpen in ein Auto verfrachtet und tausende Kilometer durch die Gegend gefahren. Wer wäre da nicht auch durch den Wind?

 

Also gingen wir es ruhig an. Ein Leckerli in die eine Hand und dann mit piepsiger Stimme Nicky gelockt. Und gelockt und gelockt. Es war einfach nicht möglich. Der Start sah ja nicht vielversprechend aus für uns. Nicky fing an zu schäumen, tropfte ganze Seen aus den herunterhängenden Lefzen und winselte zum Steinerweichen. Sie machte sich immer noch kleiner und wir überlegten, ob wir das schon jemals mit einem unserer anderen Neufis erlebt hatten. Nein, definitiv nicht. Aber so schnell wollten wir uns nicht entmutigen lassen. Wer mit einem Rabauken Allegro klar gekommen war, der sollte auch mit einem Angsthasen Nicky klar kommen.

 

7. Kurze Verschnaufpause.

Von der österreichischen Organisation war uns im Vorfeld schon gesagt worden, welche Papiere noch ausgestellt werden müssen, Geld mußte auch den Besitzer wechseln, denn die Züchterin wollte natürlich noch jede Menge verdienen. Es war kein schöner Handel. Aber wir hatten uns in den Kopf gesetzt Nicky da herausholen und deshalb waren wir auch soweit gefahren und hatten die doch ziemlich große Summe für einen Nothund dabei. Wir wollten uns eine Verschnaufpause gönnen, bevor wir am 09. Januar wieder die gesamte Strecke, dieses Mal mit Hund, zurückfahren würden und hatten eine Idee um auf andere Gedanken als "schäumende Hunde" zu kommen:

 

In der Nähe von Wien wohnen Gäste unseres Apartmenthauses und die wollten wir kurz überraschen und besuchen. Sie waren begeistert von unserem "Überfall" und wir erzählten den Grund unseres Ausfluges nach Österreich. Die Familie war interessiert und fand es natürlich auch toll, daß wir dabei noch ein gutes Werk tun und einen Hund vor einem elenden Leben retten. Der Tag verging wie im Flug. Wir genossen unsere Verschnaufpause und waren wieder gut drauf. Keiner dachte mehr an den Abend zuvor, als wir Nicky das erste Mal gesehen hatten und sie uns mit vielen Litern Schaum empfangen hatte. Es war verabredet, daß Nicky nicht im Hotel mit uns die Nacht verbringen sollte, sondern noch bei den Menschen die sie aus Rumänien geholt hatten. Wir gönnten uns also in einer nahegelegenen Wirtschaft ein Ottakringer (ein Bier gebraut in Wien), das unter Eingeweihten "Sechzehner-Blech" genannt wird. Es waren dann zwei, denn auf Nicky mußten wir ja auch noch anstoßen und danach ging es relativ früh ins Bett. Morgen war der große Tag und es sollten noch mehr große Tage kommen. Gut, daß wir auch das damals Gott sei Dank noch nicht wußten !

8. Die ersten Stunden mit Nicky.

Dunkel war es noch, als wir uns auf den Weg zum Abholen machten. Zuvor konnten wir im Gasthaus vis-à-vis des Hotels noch frühstücken. Die Bedienung war extra für uns früher gekommen und hatte Kaffee aufgebrüht und auch frische Semmeln geholt. Wir genossen ein ruhiges entspanntes Frühstück und fuhren zu Nicky. Es ging alles sehr rasch. Uns wurde beschieden, daß Nicky bereits einen ersten Spaziergang hinter sich hätte. Angeblich hätte sie auch schon Pipi gemacht und ein Häufchen. D.h. für die ersten zwei Stunden könnten wir durchfahren um dann den ersten Halt zu machen.

Nicky sprang in den Kofferraum, blieb sitzen und wir fuhren los. Sofort erklang ohrenbetäubendes Gejammere und Gefiepe und Adrian fuhr entgeistert rechts ran. "So können wir auf keinen Fall über 1.500 km fahren, da werde ich verrückt!" Zuerst beruhigte ich meinen Mann dann sprach ich nach hinten zum Hund und versuchte ebenfalls beruhigend zu wirken. Es klappte nicht. Wir ignorierten das Weinen von Nicky und fuhren durch Wien auf der Autobahn in Richtung Italien in der Hoffnung, daß sich der Hund beruhigt. Nach etwa einer guten Stunde wimmerte Nicky nur noch verhalten, legte sich aber nicht hin. Sie saß im Auto, ein Bild des Jammers und wir hielten nach ungefähr 2 Stunden das erste Mal an. Kofferraumdeckel auf, Hund angeleint und dann versucht, sie aus dem Auto zu bewegen. Das ist nicht so einfach 50 kg aus dem Kofferraum zu zerren. Die anderen Autofahrer auf dem Parkplatz beobachteten unsere Versuche und haben sicherlich gedacht: "So ist das, wenn man den ersten Hund hat und nicht damit umgehen kann! Die stellen sich ganz schön dämlich an." Wir waren mit unserem Latein am Ende. Weder gutes Zureden, noch ein wenig Zug an der Leine halfen, daß Nicky sich aus dem Auto bewegte. Schließlich griff sich mein Mann das Vorderteil des Hundes, ich nahm das Hinterteil und wir hoben Nicky aus dem Auto. Elegant war es nicht, aber sie war draußen! Und da heiligt der Zweck nun einmal die Mittel. Adrian lief auf und ab und Nicky trottete brav neben ihm her. 5 Minuten hin und 5 Minuten her. Nichts passierte. "Gib mal her die Leine, ich versuche es auch. Vielleicht klappt es ja bei mir besser!" meinte ich und übernahm den Hund. Auch mit mir trottete sie brav mit und es kam nicht ein Tropfen Pipi aus dem Hund. Gut nach 2 Stunden war das vielleicht auch übertrieben von uns. Wir fuhren weiter und in schöner Regelmäßigkeit, d.h. immer nach 2 Stunden dasselbe Spiel:

Kofferraumdeckel auf, Nicky angeleint, gut zugeredet, dann herausgehoben aus dem Auto, 5 Minuten hin und 5 Minuten her und..... NICHTS!!!

 

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Als wir nach einer Wahnsinnsfahrt von über 15 Stunden und jeder Menge sinnloser Halts in CASCINA ADRIANO ankamen waren wir völlig fertig. Das konnte heiter werden. Der Hund muß doch endlich Pipi machen, das gibt es doch nicht? Außerdem müßte irgendwann auch ein Häufchen fällig sein? Die erste Nacht war entsetzlich. Wir hatten Nicky ein Plätzchen bereitet und warteten darauf, daß sie das von uns ausgedachte annimmt oder vielleicht ein eigenes sucht. Nein, Madam war unterwegs und das die ganze Nacht! Hin und her, nach 2 Minuten Abliegen war sie wieder auf den Beinen und auf unseren Fliesen klapperten die Krallen. Es klang nach dieser langen Reise und unserer Müdigkeit wie ein Stakkato von High Heels auf Marmorplatten. Ich hätte den Hund am liebsten erwürgt, Adrian wollte ich nicht fragen, was ihm an Tötungsideen einfiele..... Da war die Frage nicht fern: "Was haben wir uns denn da angetan mit diesem Hund?"

9. Nicky hat einen Korken im Hintern.

Am Freitag dann, den 10. Januar, machten wir uns nach einer katastrophalen Nacht auf - irgendwann waren wir völlig übermüdet eingeschlafen - zu einen Spaziergang in unser Dorf in schönster Winterlandschaft. Nicky sollte den Weg kennenlernen und außerdem standen ja noch Pipi und Häufchen aus. Sie trottete wie auch bereits auf den Autobahnrastplätzen brav neben uns her. Sobald ein Vogel krächzend in den Himmel aufstieg zuckte die Hündin zusammen und versteckte sich hinter einem von uns beiden. 50 kg Hund wollten sich so klein wie möglich machen. Wir hatten einen Neufundländer gekauft und einen Angsthasen bekommen! Na bravo.

Natürlich haben wir Nicky auch bei Tiziana vorgeführt. Denn sie wußte, daß wir aus Österreich einen Nothund holen wollten und war selbstredend gespannt auf das Ergebnis. Bei einem Cappucchino lobte sie Nicky in den höchsten Tönen und fand sie einfach '"più che carina" - "mehr als hübsch".

 

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Als wir endlich nach einem ausgiebigen Spaziergang zurück kamen ging ich über unseren Garten ins Haus und siehe da: Plötzlich drehte sich Nicky wie verrückt durch den Schnee, als ob sie jetzt erst mitkriegt, daß da jede Menge liegt. Sie sprang herum und war begeistert. Auf einmal drückte sie sich in eine Ecke und machte Pipi. Es dauerte gefühlte 3 Minuten bis sie fertig war und wir standen staunend vor dem Hund, na endlich. Wenigstens die Blase leer.

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Auch am Samstagmorgen beim Spaziergang löste sich nichts aus dem Hintern von Nicky und wir wollten bereits den Tierarzt kontaktieren wg. eines Einlaufs, etc. Gegen Nachmittag nahm ich Nicky wieder mit in den Garten in unseren privaten eingezäunten Teil und plötzlich verschwand sie zwischen den Büschen. Auf dem abschüssigen Gelände lag natürlich ausreichend Schnee und ich rutschte auf dem Hinterteil Nicky hinterher. Als ich in den Büschen hängenblieb konnte ich sie durch die blattleeren Zweige erspähen: sie kackte!! Holldrio, Alleluja, was auch immer, der Korken war draußen und es hat geklappt! Überschwenglich wurde Nicky für das "Häufchen" gelobt und Adrian auch darüber in Kenntnis gesetzt. Finalmente es war vollbracht!

 

10. Leckerli ... bäh!

Wir wollten nun mit einigen Übungen anfangen, damit das Zusammenleben auch klappt. Alles was uns vorher von der Züchterin erzählt wurde, stellte sich als nicht vorhanden heraus. Sie hatte um den Hund loszuwerden schlicht und ergreifend das Blaue vom Himmel gelogen. Nicky hatte wohl ziemlich lange in ihrem Zwinger alleine und vermutlich auch ohne große Ansprache gesessen. Niemand hat mit ihr geübt oder irgendwelche Befehle ausprobiert. Alles war verloren gegangen oder sie hatte es nie gelernt. Sie zog sich sehr zurück und versuchte irgendwie in unserem Haus einen dunklen Platz zu finden, an dem sie niemand sah. Ihr Lieblingsplatz war unter unserem Billardtisch!!

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Also starteten wir mühsam wieder mit einem 4jährigen(!) Hund die einfachsten Befehle wie "Sitz", "Platz", "Auf". Erschwerend kam hinzu, daß Nicky keine Lecker nahm. Es interessierten sie weder kleine Straußensticks, noch feine Leberpastete, noch sonst irgendwas. Auch mit Streicheleinheiten kamen wir nicht weiter. Wurde Adrian ungehalten, weil aber auch gar nichts klappte, zog sie sich sofort zum Schmollen unter den Billardtisch zurück und blickte mit großen Augen unter dem Tisch heraus ... "hoffentlich holt mich keiner hier vor!" Manchmal schaffte sie es den Lecker zwischen die Lippen zu nehmen und es dauerte nicht lange und sie spuckte ihn wieder aus... bäh! Wir waren schon ein wenig verzweifelt. Wie sollten wir dem Mädi etwas beibringen, ohne Lecker, ohne Streicheleinheiten, ohne mal ein wenig nachdrücklicher werden zu können? Wenn es an unserer Haustür klopfte, verschwand Nicky wie der Blitz und versteckte sich. Von Allegro kannten wir es nicht anders, daß er an der Haustür neben uns stehen blieb und wenn es Fremde waren, die da geklopft hatten, war er auf dem Sprung nach draußen, falls etwas ungewöhnlich gewesen wäre. Da konnten wir uns voll und ganz auf unseren Großen verlassen. Was hatten wir uns da nur ins Haus geholt?

 

11. Nicky und Gisella allein zu Hause.

Adrian ließ uns für einige Wochen alleine, er fuhr zu Terminen nach Norddeutschland. Beim Abschied bekam ich noch einige Ratschläge und dann war es soweit, Nicky und ich allein zu Hause.

Die erste Nacht war ein Albtraum. Wieder stakste Madam durch das Haus, die Krallen klapperten wieder wie Bleistiftabsätze auf unseren Fliesen und ich bekam kein Auge zu. Müde wie wir beide am nächsten Tag waren gingen wir den üblichen Weg bis zu einer Abzweigung und ich wollte einfach nach über 2 Wochen Nicky einen anderen Weg zeigen. Wie immer hatte ich die Leine dabei, aber sie lief frei neben mir. Die Leine war für ihre Sicherheit gedacht, falls mir wider Erwarten Menschen zu Fuß begegnen sollten. Da war Nicky glücklich, wenn sie an der Leine laufen konnte und die anderen Menschen weit weg von ihr waren. Nun denn, jetzt sollte sich zeigen, ob unser Angsthase schon etwas Vertrauen in mich aufgebaut hatte und mir diesen neuen Weg folgen wollte. An der Kreuzung blieb sie stehen und merkte wohl, daß ich etwas anderes vorhatte an diesem Morgen. Ich sagte: "Nicky komm mit" und bog nach links ab. Was macht unsere Maus? Sie setzt sich mitten auf die Straße und fängt an zu schäumen. Es tropft und tropft und genau in diesem Moment kommt noch ein Lieferwagen die Straße herunter. D.h. sie müßte jetzt aufstehen und von dieser Kreuzung weg. Katastrophe! Nicky war völlig irritiert, schaute zu mir, schaute zu dem Auto und rannte zurück nach Hause! Toll. Ich ließ den Wagen passieren und machte mich auf den Weg zurück. Zitternd und nach wie vor schäumend stand Nicky vor der Haustür. Es gab jede Menge Streicheleinheiten und liebe Worte und ich habe sie über den Schellkönig gelobt. Sie war ja nach Hause gelaufen. Also ein voller Erfolg, wenn auch nicht beim Spaziergang.

Trotzdem versuchte ich natürlich am nächsten Tag wieder diesen neuen Weg zu gehen und siehe da, es klappte. Zwar sehr zaghaft und bei jedem ungewöhnlichen Geräusch mußte sie stehen bleiben, doch wir kamen weiter. Zuversichtlich stapften wir beide durch den Schnee und natürlich kreuzte ein Reh unseren Weg. Es sah uns mit großen Augen an, blieb kurz stehen und lief dann gemächlich über die große Wiese und verschwand in einem Nußhain. Nicky war wie vom Donner gerührt und blieb stehen. Die Schaumproduktion lief wieder auf vollen Touren und kein Zureden half um Nicky auch nur einen Meter zu bewegen. Wir hatten einen Neufundländer der Angst vor Rehen hatte, ich glaub es einfach nicht!! Nun, ich ließ sie wo sie war und ging Richtung nach Hause ohne mich umzusehen. Es dauerte keine Minute und Nicky lief panisch hinter mir her und mit Karacho an mir vorbei Richtung Haus. Ich ließ es langsam angehen, genoß die winterliche Pracht, den Sonnenschein und die Stille der Landschaft. Sie stand wieder vor der Haustür, ohne ein Häufchen oder Pipi gemacht zu haben und wartete darauf, daß ich sie wieder in den Garten entließ um dort "pinkeln und kacken" zu können. Draußen klappte es halt immer noch nicht und ich räumte tapfer jeden Tag die beiden Häufchen weg.

 

12. Treppe? Was ist das??

Eines Morgens war ich vom Garten aus zur Straßenseite unseres Hauses gegangen. Nicky wollte nicht alleine bleiben und ist mitgelaufen. Und plötzlich tat sich ein riesiges Hindernis auf: Es waren 5 Treppenstufen zu überwinden, um auf die Straße zu kommen. Und nun? Da ich Nicky nicht stehen lassen konnte, denn die Treppe führte direkt auf eine Straße auf der hin und wieder Autos und auch Traktoren fuhren versuchte ich sie dieses kleine Stück hoch zu lotsen. Keine Chance! Es klappte einfach nicht. Ich lief langsam neben ihr die Stufen hoch, nein sie blieb stehen und warf wieder ihre "Waschmaschine" an. Also konnte ich in Ruhe den Fotoapparat holen, stellte ihr die Vorderpfoten auf die erste Stufe und machte ein Bild.

 

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Nicky kapitulierte wirklich vor den Treppenstufen. Ich war dieses Mal fassungslos. Wie kann man einen Hund derart vernachlässigen? Sie hatte niemals etwas anderes gelernt, außer schön zu sein. Ich war am Verzweifeln. Und trotzdem gelang es mir nach vielen vielen Anläufen, die Pfoten einzeln auf die Stufen zu stellen, so daß Nicky diese Treppenstufen irgendwann erklimmen konnte. Ich war stolz auf unsere Nicky.

 

13. Wieviel Tennisbälle passen ins Maul?

Zur Abwechslung hatte ich bei den Spaziergängen in den Ort auch mal einen Ball dabei oder ein anderes Spielzeug. Von unseren anderen Hunden war ich es gewöhnt, daß sie bei Schnee über die Wiese tollten und auch Ballispielen wollten. Also war es auch bei Nicky einen Versuch wert. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, daß Nicky noch nie von einer Straße aus etwa 30 cm hoch auf die Wiese gestiegen ist. Also habe ich es vorgemacht, bin mit einem Schritt nach oben gegangen und habe Nicky gelockt. Sie hat interessiert zugesehen, eine Pfote vorsichtig gehoben und sich dann umgedreht und ist stehen geblieben. Was war das denn? Wir hatten doch bereits die Treppe mit 5 Stufen zur Straße hoch gemeistert. So dramatisch ist das doch nicht und außerdem können Hunde doch locker mit ihren 4 Pfoten da hochspringen. Dachte ich! Falsch. Also wieder runtergestiefelt und das Balli auf der Straße langgerollt. Oh ja, das war dann doch etwas anderes. Nicky hinterher und den Ball sofort ins Maul genommen. Bis jetzt hatte es immer geklappt, die Hand unter das Maul zu halten und entweder "gib" oder "aus" zu sagen, - hmm Hund versteht wenn überhaupt wohl nur rumänisch ;-( - . Nein, bei diesem Hund war alles anders. Sie gab den Ball einfach nicht mehr her. Aber ich hatte ja noch einen Ball dabei und rollte auch den auf die Straße. Und siehst Du nicht, hast Du nicht gesehen, auch der Ball verschwand in Nickys Maul. Ich konnte mich kaum vor Lachen auf den Beinen halten so schräg sah das aus. Ein Balli rechts und ein Balli links in den Backen, den Latz vom Schäumen wieder mal völlig durchnäßt so stand Nicky auf der Straße.

 

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14. Warum nur ein Hund?

Mittlerweile hatten wir auf unserer Internetseite kundgetan, daß wir wieder ein Neufundländermädchen unser Eigen nannten. Die Stammgäste unseres Apartmenthauses nahmen großen Anteil und ich setzte Bilder ins Netz und beschrieb unsere Nicky in den höchsten Tönen. Unsere Stammgäste fanden Nicky "süß" - sie waren ja nicht hier - und wollten wissen, warum wir denn nur einen Hund hätten. Mit Luna und Stella wäre das doch so super gewesen und jetzt nur noch einen Hund, nein, das wäre doch zu wenig! Außerdem würde bei der Größe unseres Anwesens ein zweiter Hund gar nicht auffallen. Wir sollten doch nochmals darüber nachdenken. Und außerdem sitzt bestimmt irgendwo so eine kleine Maus und wäre dankbar, wenn wir sie retten würden! Nachdem unsere Stammgäste immer wieder insistiert haben, sprach ich mit Adrian. Er fiel fast vom Hocker als ist von einem zweiten Hund anfing. Wie ich nur auf diese schräge Idee kommen könnte? "Na mit Sicherheit kommt mir kein zweiter Hund ins Haus. Nicky reicht voll und ganz und bringt mich an den Rand des Wahnsinns, nein, nein und nochmals nein!" Okay das wäre geklärt und wurde auch nicht mehr diskutiert.

 

15. Ein verhängnisvoller Anruf.

Selbstverständlich wollten auch die Verantwortlichen von "Neufundländer-Hilfe-Deutschland e.V." wissen, wie es denn zwischenzeitlich mit unserem Nothund aus Rumänien ginge. Wir vereinbarten einen Telefontermin und so konnte ich mir bei Carolin noch wertvolle Tips für Nicky holen. Natürlich erklärte sie mir auch, daß wir für Nicky mehr als normal Geduld brauchten, denn ein Zwingerhund war nun mal kein Familienhund und wir müßten ihr viel viel Zeit einräumen, bis sie Vertrauen zu uns gefunden hätte. Allerdings .... da gäbe es noch eine Möglichkeit.... hätte ich bloß nicht mehr zugehört!

Sie erzählte mir von einer fast 7jährigen Neufihündin die aus ihrer Familie heraus müßte, weil das Kind der Familie plötzlich eine Allergie gegen den Hund entwickelt hätte. Die Hündin wäre braun, eine Allerliebste und vor allem ein folgsamer Hund und bräuchte ganz viel Liebe nachdem sie nach so vielen Jahren aus der Familie gehen müßte. Was sollte ich dazu sagen? Außerdem war Adrian gar nicht da und eine Entscheidung ohne mit ihm gesprochen zu haben über so einen tiefen Einschnitt in unserem Leben, das wollte ich nicht. Ich beendete das Gespräch mit dem Hinweis mir Gedanken zu machen und ging erst einmal mit Nicky spazieren. Auf dem Weg erzählte ich ihr von der neuen Hündin und laberte auf sie ein. Vielleicht wollte sie mir nicht zuhören, denn plötzlich scherte sie aus, ging ein Stück ins Feld und machte Pipi ... heureka! ... das erste Mal nicht auf unserem Grundstück sondern draußen in "freier Wildbahn". Das mußte gefeiert werden.

 

16. Guck doch mal schnell den Hund an.

In meiner Bombenstimmung über das gelungene Pinkeln außerhalb unseres Grundstücks - Häufchen ging immer noch nicht draußen - rief ich Adrian an und berichtete ihm von diesem Erfolg. Natürlich mußte ich auch über das Telefonat mit Carolin sprechen und dabei kam das Gespräch von selbst auf diese Hündin die da in Norddeutschland sitzt und von ihrer Familie weggeben werden sollte. Während ich so redete kam mir ein Gedanke: "Du bist doch gerade da oben? Könntest Du nicht vorbei fahren? Guck doch mal eben den Hund schnell an!" In meiner Euphorie muß ich Adrian wohl direkt überfahren haben. Er meinte: "Gib mir die Telefonnummer und die Adresse dann setze ich mich mit den Besitzern in Verbindung und schaue mir die Hündin mal an." Hocherfreut rief ich gleich noch bei der Neufundländer-Hilfe-Deutschland an und bat um beides. Da wurde mir gesagt, daß das nicht üblich ist. Hmm und nun? Carolin versprach mir, sich mit den Besitzern in Verbindung zu setzen, denn die wollten den Hund ja so schnell wie möglich los werden und vielleicht würde es für die Familie dann schneller gehen, wenn sie sich zu einem Besuch bereit erklärten. Gesagt getan und schon konnte ich einige Tage später Adrian mit Telefonnummer und Adresse versorgen. Der war mittlerweile wieder zu sich gekommen und war schon nicht mehr ganz sicher, ob er wirklich nach einem zweiten Hund schauen sollte. "Das war doch eine Schnapsidee von Dir!" so begann unser Gespräch und so langsam dämmerte mir, daß es wahrscheinlich wirklich eine doofe Idee war, so lange Nicky so eine Belastung war, sich noch einen zweiten Hund dazu zu holen. Es war aber bereits alles in die Wege geleitet und Adrian brauchte ja nur beim Besuch sagen, daß es halt doch nicht die Richtige für uns war. Wir redeten uns alles schön und Adrian versprach, mich auf dem Laufenden zu halten.

 

17. Wie zuviel Pulver in der Waschmaschine!

Mittlerweile ging es mit Nicky und mir aufwärts. Wir waren ein eingespieltes Team. Pipi draußen während der Spaziergänge. Häufchen nach wie vor auf unserem Grundstück und da war ich dankbar, daß Schnee im Garten lag und ich alles fein säuberlich aufklauben und entsorgen konnte. Wir haben es auch nach vielen Anläufen geschafft eine andere Strecke zu gehen. Zwar schwierig und mit öfter einfach Umdrehen und Heimlaufen verbunden, aber es wurde von mal zu mal besser und auch entspannter.

 

Nur der Schaum den Nicky produzierte, wenn es für sie aufregend wurde, der blieb einfach. Ein Auto das im Tal auf der Straße fuhr und eine Fehlzündung verursachte und schon stand Nicky unter Schaum. Ein Flugzeug das seine Bahnen zog, wohl auf dem Weg nach Turin, ganz hoch oben am Himmel aber es brummte halt ein wenig. Ich mußte nur unseren Angsthasen ansehen und schon lief der Schaum aus dem Maul. Sie guckte dabei so verschreckt, daß ich mich manchmal nicht halten konnte vor Lachen. Das war auch nicht günstig, denn mein Prusten produzierte erneuten Schaum und ich hätte auf der Wiese waschen können....

Mittlerweile war ich bestens ausgestattet. Ich hatte neben Ballis, Taschentüchern, Leine und Leckerli, mit denen es doch ab und zu klappte auch immer ein kleines Handtuch dabei, um wenigstens das Meiste abzuwischen.

 

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18. Habe mir Diva mal angesehen...

Das Telefon klingelte und Adrian war dran. Ganz aufgeregt nahm ich den Hörer von einer Seite auf die andere und wartete, was mein Mann mir nun erzählen würde. "Ja, also ich bin hingefahren und habe den Hund gleich im Windfang liegen sehen. Sie muß da draußen bleiben, weil das Kind wohl eine Allergie hat. Es ist eine braune Hündin, sehr sehr lieb, anschmiegsam, ließ sich sofort streicheln und war über die Aufmerksamkeit richtig begeistert. Sie wedelte wie verrückt mit ihrer Rute und war fast nicht mehr zu beruhigen. Aber sie bellte nicht, sie winselte nicht und folgt aufs Wort."

Ich ließ das erst mal sacken und meinte dann: "Und?" Was dann als Antwort kam ließ mich augenblicklich erstarren. "Leite mal alles in die Wege. Diva paßt perfekt zu uns. Ein ganz toller Hund der mir gefällt. Das wird unsere Divamaus!" Peng, einfach so hingeworfen durchs Telefon und nun?

19. Aktion Divamaus.

Das war wohl das aufregendste Telefonat der letzten Zeit. Ich hielt immer noch den Hörer in der Hand, obwohl Adrian schon lange aufgelegt hatte. Ich setzte mich erst mal hin und ließ das Gesagte sacken: "Leite mal alles in die Wege!" Nee oder? Das glaube ich jetzt einfach nicht. Adrian, der niemals einen zweiten Hund haben wollte, erzählt mir so einfach nebenbei daß wir uns einen zweiten Hund anschaffen wollen. Ich war platt.

Beim morgendlichen Spaziergang traf ich zufällig unsere Nachbarin Heidi, die mit ihren Hunden fast denselben Weg ging. Wir sprachen über dieses und jenes und unter anderem auch über diese braune Neufihündin die in Norddeutschland sitzt. Heidi meinte spontan: "Du ich helfe meinem Bruder beim Umzug und bin genau in der Gegend, nur etwa 25 km entfernt von dem Ort in dem Diva wohnt. Wenn Ihr mögt, dann hole ich den Hund dort ab und nehme ihn mit nach Italien." Irgendwie sollte es wohl so sein, daß wir Diva zu uns nehmen müssen! Alles fügte sich so einfach.

Nun denn, ich rief gleich wieder Carolin an und berichtete von der Aktion. Vor allem war es wichtig zu wissen, geht es, daß jemand völlig Fremder den Hund dort abholt und dann zu uns nach Italien fährt? Carolin war erstmal schwer begeistert, daß wir uns der Maus erbarmten und sie vor einem Gnadenhof-Schicksal bewahren wollten. Danach gingen E-mails hin und her. Telefonate von früh bis spät und alles mußte erst einmal geregelt werden. Auch Geld floß, doch es war nicht mehr als ein Scherflein, das gerade mal die Arbeit der Nothilfe-Organisation abdeckte. Besitzer in den Papieren umschreiben, bei der TASSO-Organisation ebenfalls den Besitzerwechsel bekanntmachen und und und.

 

20. Das hatten wir uns so nicht gewünscht.

Nach etwa 4 Wochen war es dann fast soweit. Heidi rief mich von unterwegs an. Sie hatte aus persönlichen Gründen zwei Übernachtungen eingelegt und war auf dem Weg hierher.

Diva sollte nochmals bei ihr übernachten und wir wollten uns am nächsten Morgen beim Spaziergang treffen und ich sollte die Hündin dann einfach direkt von ihr übernehmen.

Gespannt lief ich mit Nicky los. Die war guter Dinge und weil auch nichts im Tal knallte, kein Auto uns entgegen kam und keine kreischenden Vögel irgendwo aufflogen hielt sich der Schaum in Grenzen. Sie war entspannt und guckte fröhlich in die Welt. Bis ... ja bis Heidi auftauchte. Sie hatte ihre Hunde zu Hause gelassen und kam nur mit Diva ohne Leine die Straße herauf. Nicky blieb mit einem Ruck stehen, starrte Heidi und Diva an und es schäumte los! Sie konnte sich kaum beruhigen und donnerte dann völlig unvermittelt auf Diva los. Die ging zur Seite, staunte das schwarze, schäumende Tier an und schüttelte sich. Toller Einstieg. Wir versuchten dann ein wenig gemeinsam zu laufen. Immer wieder mußte ich Nicky anspornen doch mitzukommen. Alles war vergessen, Nicky war völlig durch den Wind. Als wir uns dann Richtung zu Hause aufmachten, konnten wir ihr ansehen, daß sie direkt darauf wartete, daß Heidi mit diesem braunen Hund weiterlaufen würde. Pech gehabt Nicky. Wir gingen gemeinsam auf die Eingangstür zu. Dort stand dann noch zu allem Überfluß das Köfferchen von Diva, den ihre Vorbesitzerin fürsorglich und liebevoll für sie gepackt hatte: Schmusedecke, Lieblingsspielzeug, Leckerli, Leine, Ersatz-Halsband, etc.

 

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Nicky war kaum mehr zu beruhigen. Ich schloß die Tür auf und beide Hunde versuchten gemeinsam den Eingang zu entern. Daß das nicht klappen konnte war klar! Aber daß Nicky sich so aufführte, war nicht vorhersehbar. Sie griff Diva direkt an, drängte sie völlig in eine Ecke und grollte sie an, riß ihr Maul schauerlich auf und zeigte ihre Zähne. Wenn dieser Anfang nicht so unglücklich gewesen wäre, hätte man lachen können. Ich ließ erst mal beide machen, was sollte ich mich einmischen? Nach einem lauten, scharfen "AUS" ließ Nicky von Diva ab und trollte sich schäumend. Diva verstand die Welt nicht mehr und sah sich nach Heidi um. Die war mittlerweile still und heimlich gegangen und ich sah mich mit einer Situation konfrontiert, die ich mir so nicht gewünscht hatte.

 

21. Wollten wir das wirklich?

Als erstes trennte ich beide Hunde räumlich von einander, weil ich Diva nicht irgendwelchen Attacken von Nicky aussetzen wollte. Diva bekam ihre Schmusedecke in die Küche gelegt. Auch einen Doppelnapf und das Spielzeug kam dazu. Nicky blieb im Billardraum wo sie bereits ihren Platz mit Decke und Doppelnapf hatte. Schade, nach Luna und Stella hatte ich mir gedacht, daß es vielleicht ein bisschen passen würde. Aber solche Konfrontation gleich im ersten Moment, das war mir ein bisschen zuviel. Ich rief mir also alle Informationen ins Gedächtnis was zu tun war mit einem Hund der bereits einen Monat da war und dem neuen der dazu kam. Auch das Internet wurde befragt und da hatte sowieso jeder eine eigene Meinung. Die einen wollten mit harter Hand etwas durchsetzen, die anderen mit Schmusekurs. Ich habe mir dann gedacht, Diva ist die Ältere, kam aber später dazu. Nicky war schon da, konnte aber nichts und wußte mit ihrer Freiheit nicht all zuviel anzufangen. Also mit beiden gemeinsam losziehen und schauen wie es klappt. Ich wollte möglichst nichts erzwingen, aber Nicky auch nicht ermutigen, völlig dominant über Diva herzufallen. Aber es war nunmal so, Nicky war zuerst da und zeigte das auch.

 

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22. Schlaflos in Cascina Adriano.

Natürlich war die erste Nacht nach Ankunft von Diva wieder aufregend. Madam Nicky legte wieder ein stundenlange Stepptanz-Show hin und Diva konnte selbstverständlich auch nicht schlafen. Die Stimmung war aufgeladen und ich hätte am liebsten alles rückgängig gemacht. Adrian war auch nicht da und ich völlig überfordert. Irgendwann mußte ich eingeschlafen sein, denn gegen 4.00 Uhr weckte mich ohrenbetäubendes Gejaule. Ich schreckte hoch, taumelte schlaftrunken aus dem Bett und lief völlig aufgelöst hinunter ins Erdgeschoß in dem beide Hunde schlafen sollten. Nicky stand schäumend am Ende der Treppe und jaulte wie eine Sirene. Diva hatte sich am Gitter zur Küche postiert, das ich zu ihrer Sicherheit geschlossen hatte und stimmte ebenfalls in das Gejammere mit ein. Ich war am Ende. Ich schrie beide an, drehte mich um und ging wieder nach oben um weiter zu schlafen. Vielleicht waren beide überrascht, weil ich plötzlich an der Treppe erschien und runtergebrüllt habe... es klappte.

 

23. Wer darf als erster aus der Tür?

Am nächsten Morgen hatte ich ziemlich schlechte Laune. Draußen war der Frühling schon so langsam eingekehrt. Ich zog mir meine Hundeklamotten an und ging nach unten. Nicky lag völlig verschlafen unter dem Billardtisch. Diva gab ein Bild des Elends. Sie war nicht glücklich in der Küche und konnte ja nichts dafür, daß Nicky sich so aufführte. Also beide gerufen, die Haustür geöffnet und schon knallte es wieder. Beide wollten zeitgleich hinaus. Die Öffnung reicht aber eben nur für einen Vierbeiner oder zwei Hunde, die sich verstehen. Diva wurde wieder in die Ecke gedrängt und mit gebleckten Zähnen bedroht. Ich hatte es endgültig satt. Nicky kurz angebrüllt, Diva aus der Ecke geholt und über die Küche nach draußen befördert. Dann erst Nicky aus der Tür gelassen. Madam sah wieder mal mit Kuhaugen in die Welt und schäumte.

 

24. Diva als Lehrerin.

Trotzdem wurde unser erster Spaziergang zu einem vollen Erfolg. Diva lief vor mir, als ob wir schon seit Jahren gemeinsam diesen Weg gehen. Nicky verstand das alles nicht und dackelte hinterher. Diva schnupperte hier und da und was machte Nicky? Dasselbe!! Diva lief auf eine Wiese und machte Pipi und was machte Nicky? Dasselbe!! Diva verschwand hinter Büschen und machte ein Häufchen und was machte Nicky? Sie stand dabei und staunte, daß man auch außerhalb des Gartens irgend etwas in der Art machen könnte. Diva bekam ein kleines Leckerchen für das Häufchenmachen. Es interessierte Nicky nicht im Mindesten, es gab kein Häufchen, auch nicht gegen Lecker!!

Selbstverständlich wollte ich auch Diva bei Tiziana in der Bar vorstellen und lief mit beiden Hunden in den Ort. Es war ein wenig schwierig die zwei durch eine Tür in die Bar zu bugsieren, doch es gelang ganz gut, weil Nicky immer noch verwirrt war. Auch die braune Diva wurde begutachtet und alle hatten "non mai" noch NIEMALS einen braunen Neufundländer gesehen. Eine Novità! "Che meraviglia!" - wie wunderschön - !

 

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Auch der Rückweg vom Dorf brachte noch eine Überraschung mit sich. Nicky war noch nie auf den Gedanken gekommen, in Wasserlachen, Bäche etc. zu steigen. Um jede Pfütze machte sie einen Riesenbogen. Wenn auf den Feldwegen das Wasser von einer Seite auf die andere stand und ich mit den Gummistiefeln durchgelaufen war, stoppte sie abrupt und war kaum zu bewegen mir nachzukommen. Sie suchte so lange, bis sie irgendwo trockenen Fußes am Rand lang laufen konnte. Neben der Straße lief ein Graben lang, der sich natürlich jetzt im Frühling mit jeder Menge Wasser gefüllt hatte. Und was machte Diva? Zack hinlaufen, reinlegen, genüsslich das Wasser schlabbern. Und Nicky starrte entsetzt auf das braune Schweinchen.

 

 

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25. Eine seltene Liebe.

Zu unserem Haus gehörte auch die schöne Katze, namens Blue. Sie war die Herrscherin über Garten, Bachlauf und angrenzende Felder und auch der erste Stock unseres Hauses gehörte in irgendeiner Weise ihr. Deshalb ließ sie sich auch nicht von einem Hund beirren. Als sie das erste Mal Nicky sah machte sie nicht mal einen Buckel, sondern kam näher, besah sich diesen Vierbeiner und stolzierte blasiert auf unserer Pergola herum.

 

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Nicky guckte mit Hundeblick nach oben und konnte nichts damit anfangen, wie spielen ging wußte sie nicht, wedeln war auch nicht ihre Sache, also gab es schon mal keine Irritationen mit Blue.

Nicky hatte sich angewöhnt, im ersten Stock in der Bibliothek zu liegen. Manchmal mit Blick nach draußen. Minnie Blue hatte sich angewöhnt gegen Abend vor der Tür zu sitzen. Dann wollte sie herein und blieb die ganze Nacht entweder auf einem der Teppiche liegen oder spazierte unter den Kachelofen. Als Blue das erste Mal Einlass begehrte war Nicky fassungslos. Was war das und was wollte das?? Blue ging auf die sitzende Nicky zu und beguckte sie eingehend und was passierte?? Außer daß Nicky die Katze ableckte und die sich patschnaß schütteln mußte, war nichts los.

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Blue futterte dann noch ihren Napf leer und überlegte wo sie heute schlafen wollte. Kachelofen oder Teppich? Und dann dachte ich, ich traue meinen Augen nicht, beide legten sich neben einander und pooften um die Wette. Also mit Katzen klappte es, nur mit anderen Hunden war es so eine Sache.

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26. Zwei Neufundländer in einem FIAT!

Zwischenzeitlich war es Ende März geworden und das Wetter zeigte sich sonnig und stabil. D.h. es war Zeit an den Bormida zu fahren und mal zu sehen, ob wir echte Neufundländer hatten. Von Allegro waren wir an eine Wasserratte gewöhnt. Der mußte nur Wasser riechen und war schon mittendrin. Auch Luna und Stella hatten sich im Bormida vergnügt. Nun wollte ich mal sehen, wie das mit Nicky und Diva aussah. Also Kofferraumdeckel vom FIAT auf und .... nix und. Beide schauten mich an und keine wußte welche zuerst reinspringen sollte. Ach je ich hatte die Sache mit der Haustür ganz vergessen und das war jetzt wieder so eine Geschichte die wir noch nicht geübt hatten. Um nicht großartiges Theater zu haben ließ ich Diva zuerst ins Auto springen. Kein Problem, nur daß sie sich direkt am Einstieg postierte und so Nicky keine Möglichkeit gab auch rein zuspringen. Außerdem guckte Nicky schon wieder völlig fassungslos in den Kofferraum und schäumte was das Zeug hielt. Na gut. Unser FIAT war ein Gebrauchsteil und sah auch so aus. Deshalb glaubte ich die perfekte Lösung gefunden zu haben. Diva wieder aus dem Auto und die Beifahrertür geöffnet. Diva mußte nicht lange gebeten werden. Hopp, auf den Sitz und durch die Frontscheibe nach vorne geguckt. Mit Nicky war das dann schon schwieriger. Ich hatte nicht bedacht, daß sie ja nicht mal die 30 cm auf die Wiese hoch springen kann, geschweige denn in einen Kofferraum. Oh Herr, was hatten wir uns da bloß angetan? Diva saß nach wie vor brav vorne drin und guckte ab und zu interessiert nach hinten, was denn da wohl vor sich ging? Also bugsierte ich Nicky erst einmal direkt vor den Kofferraum. Dann hob ich beide Vorderpfoten hinein und Nicky stand wie angenagelt da. Ich schüttete mich erst mal aus vor Lachen und mußte mich dann zur Vernunft rufen. Die arme Angst-Nicky konnte ja nichts dafür, daß man mit ihr nichts geübt und sie nichts fürs Leben gelernt hatte. Immer noch vor mich hinkieksend hob ich das Hinterteil von Nicky hoch und schob sie so in den Kofferraum. Geschafft! Es traf mich ein sehr strafender Blick von Nicky und sie war wieder einmal vom Donner gerührt was da mit ihr passierte. Madam schien "not amused"!

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27. Neufundländer sind alle Wasserratten?

Es ging also mit zwei nicht gerade kleinen Hunden im Auto hinunter an den Bormida. Nicky schäumte was das Zeug hielt und Diva genoss den tollen Platz vorne neben mir. In jeder Kurve streckte sie den Kopf aus dem Fenster und ließ sich den Fahrtwind um die Nase wehen. Nicky saß versteinert hinten im Kofferraum und guckte verdattert nach draußen. Ich konnte mir direkt ihre Gedanken vorstellen: "Als Ihr mich geholt habt, war das Fahrzeug aber größer und geräumiger!" Am Bormida angekommen gibt es eine kleine Wiesenkante an die ich rückwärts hinrangierte. Ich wollte Nicky das Aussteigen so einfach wie möglich machen und mir auch unnötige Hebereien ersparen. Gesagt, getan. Beifahrertür auf und Diva hopste leichtfüßig heraus. Kofferraumdeckel auf und ... wie schon erwartet, Nicky blieb sitzen. Auch mit gutem Zureden war nichts zu machen. Mir war das Ganze ehrlich gesagt zu blöd. Ich ließ Nicky wo sie war und ging mit Diva Richtung Wasser. Die wollte sich das nicht zweimal sagen lassen und sauste an den Fluß. Der Bormida war gut gefüllt und Diva fand es einfach nur spannend. Sie tapste vorsichtig am Rand lang, fand einen guten bequemen Einstieg und schon schwamm sie hin und her und noch eine Runde und wollte gar nicht mehr aus dem Wasser. Ich rief Nicky ein paar Mal, aber nichts tat sich. Mit Kieselsteinchen- und Stöckchenwerfen hielt ich Diva im Wasser und sie war glücklich. Als es für die Maus genug war, kam sie heraus gestiefelt, guckte mich an, kam näher, schüttelte sich und schon war ich geduscht. Na gut, das kannte ich ja. Wir gingen gemeinsam zum Auto und stellten fest, keine Nicky mehr im FIAT. Wir fanden sie ein paar Meter weiter im Gras sitzend, wieder mal schäumend und sehr vorwurfsvoll guckend. Mit viel gutem Zureden ging sie mit mir an den Bormida. Diva stürzte sich gleich wieder in die Fluten und Nicky stand am Ufer und schaute sehr bedenklich ins Wasser. Als Diva herausstieg und sich direkt neben Nicky schüttelte war die dann restlos bedient. Gut dachte ich mir, man kann nicht nur Wasserratten haben!

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Als es ans Einsteigen ging fiel es mir wie Schuppen von den Augen: ich hatte oben am Haus nicht bedacht, daß ich auf der Rückfahrt vielleicht einen nassen Hund auf dem Beifahrersitz habe. Nicky ließ sich nicht dazu bewegen auf den Beifahrersitz zu springen. Sie war ja nicht nass und das wäre die beste Lösung. Diva hüpfte in den Kofferraum und war ganz unglücklich als sie wieder aussteigen mußte. Wahrscheinlich hatte sie gedacht: "Hi Hi, die Schwarze lassen wir da und fahren alleine zurück!" Also alle verfügbaren Handtücher auf den Sitz, Diva drauf, Nicky in den Kofferraum und wieder hoch zum Haus. Die Rückfahrt ging ohne großes Theater vonstatten. Beim Aussteigen mußte ich Nicky selbstredend wieder aus dem Kofferraum zerren, Diva hopste vom Beifahrersitz und ich überlegte mir, was ich Adrian über die Wasserflecken auf dem Sitz erzählen sollte.

 

28. Adrian war wieder da.

Nicky und Diva hatten sich irgendwie arrangiert. Trotzdem hielt ich nach wie vor beide getrennt. Diva in der Küche und Nicky im Billardraum. Spaziergehen ging zusammen. Aus-der-Tür-treten hatte ich abgestellt, weil ich Diva als erste aus der Küche gehen ließ und Nicky konnte alleine durch die Haustür gehen. Als ich Adrian von der Konfrontation durch Nicky erzählte, meinte er: "So geht das aber nicht! Nicky wird sich daran gewöhnen müssen, daß sie hier nicht die erste Geige spielt. Außerdem werden die beiden sich doch wohl vertragen können?" Nun ich war mir da nicht so sicher. Adrian hatte dieses häßliche Theater ja nicht erlebt und so ganz glaubte er mir wohl meine Horrorgeschichten auch nicht...

Also rief er am nächsten Morgen frisch fröhlich beide Hunde, öffnete die Haustür und es knallte zwischen Nicky und Diva gewaltig. Ich verkniff mir jeglichen Kommentar und betrachtete von der Treppe aus, wie Adrian beide Hunde auseinander brachte. An seinem Gesicht konnte ich die Begeisterung über dieses Schauspiel ablesen. Nach einem gewaltigen Brüller, der Diva zu mir an die Treppe springen ließ und Nicky zurück unter den Billardtisch, konnten wir gesittet das Haus nacheinander verlassen. Adrian schüttelte den Kopf und war erschüttert was da ablief. "Siehst Du, und das mache ich nun schon seit Wochen durch und Du hast mir bei meinen Telefonaten nichts geglaubt und nur gesagt, ich soll mich nicht so anstellen!" das mußte ich einfach los werden. Ich wollte ein wenig bemitleidet werden. Klappte nicht, denn ab sofort konnten beide Hunde ohne Theater, gebleckte Zähne oder sogar Knurren durch die Tür gehen. Fehlte mir etwa die Autorität?? Nun war es an mir, leicht beleidigt zu sein, ich schmollte und schickte deshalb Adrian morgens ab sofort immer alleine los.

 

29. Schwimmen ist toll!

Natürlich war Adrian davon überzeugt, daß jeder Neufi ein Wasserhund sein mußte. Deshalb planten wir bei Gelegenheit wieder einmal an den Bormida zu fahren und beide Hunde, die Betonung lag auf beide, schwimmen zu lassen. Ich wußte ja, daß wir eine Wasserratte und einen Angsthasen unser Eigen nannten und war gespannt wie das nun plötzlich klappen sollte. Während er schon mit den Hunden zum Parkplatz ging, nahm ich noch den Kong von Luna mit. Wer weiß, vielleicht klappt mit einer der Fellnasen etwas?

Als ich zum Auto kam staunte ich nicht schlecht: Beide saßen einträchtig im kleinen Auto!

 

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Das sollte nicht die einzige Überraschung heute werden. Wir fuhren also mit den Hunden an den Fluß. Diva war die erste bei Aussteigen und Nicky zierte sich noch ein wenig. Ich ging schon vor, denn ich kannte das Theater schon und wollte Adrian mal das Aussteigen von Nicky überlassen. Kurz drauf kamen beide an und Adrian meinte: "Na das ist ja ein Zirkus! Wieso kann der Hund denn nicht aus dem Auto springen, wie jeder andere auch?" Ich mußte schmunzeln und wandte mich wieder Diva zu die fleißig meine Bälle, die ich ihr zu warf, aus dem Wasser fischte und brachte. Währenddessen mühte sich mein Mann mit Nicky ab. "Na komm schon, na los!" feuerte er Nicky an, die ihn völlig desinteressiert anschaute und die Kiesbank beschnupperte. Dann entdeckte sie ein Stöckchen und das faszinierte sie. Es wurde sofort von ihr konfisziert und darauf herum geknabbert. In kürzester Zeit waren nur noch ein paar Splitter vorhanden. Das könnte die Lösung sein. Adrian und ich suchten also nach ausreichend großen Stöckchen, bzw. kleineren Ästen und trugen ein paar zusammen. Dann gaben wir Nicky eines zum Zerkauen und nahmen es kurz bevor nichts mehr da war aus dem Maul und warfen es ins Wasser. Sie sprang auf und wollte ihr Holz wiederhaben. Aber das schwamm nun im Bormida und Diva machte sich daran mal keinen Balli sondern genau dieses eine Stöckchen zu retten.... und plötzlich fand sich Nicky im Wasser wieder. Das Stöckchen war ihres und sie wollte es - koste es was es wolle - zurück. Irgendwie hatte sie es auch nicht überrissen, daß sie plötzlich im Fluß schwamm und das Stöckchen holte. Sie prustete los und kam zurück ans Ufer. Raus aus dem Wasser, kurz geschüttelt und weil ich schon wieder eines ihrer geliebten Stöckchen warf, sprang sie auch gleich wieder hinterher. Und man konnte sehen, daß es ihr ausgesprochen viel Spaß machte Schwimmen zu gehen. Wir warfen Stöckchen bis zum Abwinken, unsere Arme wurden lahm, aber Nicky konnte nicht mehr aufhören zu schwimmen. Schwimmen war plötzlich toll!

 

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Den Kong nahmen wir unbenutzt wieder mit, keiner wollte damit spielen. Diva hatte sich gut damit angefreundet, daß sie nicht mehr alleine im Wasser war und genoß es mit Nicky um die Wette zu schwimmen. Nur an das Stöckchen sollte sie nicht kommen, da verstand Nicky keinen Spaß.

 

30. Die ersten Gäste.

Man konnte also sagen, wir waren so langsam zufrieden mit unseren Mäusen. Diva und Nicky vertrugen sich nicht immer aber immer öfter. Vor allem Nicky legte ihre Zickigkeit ab und wurde recht verträglich. Es war aber auch Zeit, denn die ersten Gäste unseres Apartmenthauses hatten sich angemeldet und wir waren gespannt wie es ablaufen würde. Natürlich kamen diese Gäste mit einem Hund und wir waren froh, daß es Stammgäste waren. Choco sprang frohgemut aus dem Auto, er erwartete ja Luna und Stella... Tja, es warteten aber Nicky und Diva! Nicky versteckte sich erstmal hinter uns und wartete ab. Diva ging gemächlich auf Choco zu, fand ihn spannend und nach einem kleinen Schnüffler war die Angelegenheit bereits erledigt. Da preschte Nicky auf Choco zu. Der wußte nicht was ihm geschah und stellte erstmal die Haare auf. Und da wurde sich Nicky bewußt, daß sie komplett alleine mit Choco auf dem Parkplatz stand "Huch! Und jetzt?". Wir waren mit unseren Gästen und dem Gepäck schon langsam nach oben gegangen, Choco kannte sich ja aus und kam nach. Nicky verstand die Welt wieder mal nicht. "Was machen die hier? Fahren die wieder? Wird das jetzt der Hund Nummer 3?" Man konnte ihr ansehen, daß es schon wieder furchtbar aufregend für sie war. Nickys Waschmaschine lief an.

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31. Wo ist Nicky?

Die ersten Frühsommertage brachen an und brachten auch immer wieder mal etwas Regen mit sich. Bis das Wetter sich eingependelt hatte und ein stetes Hoch unsere Gäste mit wunderbarem Sonnenschein verwöhnen sollte, gingen auch einige Gewitter ins Land. Es brauten sich dunkle Wolken am Himmel und ich nahm die Wäsche ab. Die Luft war schwül und Nicky hielt sich ständig an meiner Seite auf. Ich merkte, daß sie sehr unruhig war. Also Wäschekorb unter den Arm geklemmt und die Wäsche im Trockenraum aufgehängt. Nicky war immer noch in meiner Nähe, Diva lag im Schatten neben unserem kleinen Wasserlauf. Ihr war das Wetter ziemlich egal so schien es. Und plötzlich flammten die ersten Blitze auf und es fing weit entfernt an zu grollen. Dazu kam ein Wind auf und die ersten großen Regentropfen fielen. Diva rannte von ihrem Schattenplatz los und Nicky riß mich beinahe um. Was war denn das? Hatten wir nun zwei Angsthasen? Diva fing an zu hecheln und von Nicky war nichts mehr zu sehen. Wir räumten jetzt erst einmal schnell die Liegeauflagen weg und schlossen alle Fenster. Der Wind war stärker geworden, das Gewitter näher gekommen. Dann setzten wir uns im Wohnzimmer ans Fenster um die Blitze und Wolken beobachten zu können und Diva lief permanent um uns herum. Vermutlich war sie als Welpe bei Gewitter auf den Arm genommen worden. Das ging nun mal nicht mehr! Und wir fanden, man muß keinen Bohei machen, wenn es kracht und scheppert. Wenn wir das nicht aufregend fanden, dann wird es der Hund auch nicht interessant finden. Wir schauten in die Landschaft und plötzlich meinte Adrian "Hast Du etwa Nicky draußen gelassen?" Ich war mir keiner Schuld bewußt, hatte sie aber auch nicht explizit mit ins Haus genommen. Also Haustür auf und rausgerufen. Gartentür auf und ebenfalls nach Nicky gerufen. Kein Hund da. Nur Diva blieb uns direkt auf den Fersen und wollte für kein Geld der Welt alleine bleiben. Nicht mal einen Lecker nahm unsere verfressene Maus. Das wollte etwas heißen. Wir suchten das Erdgeschoß ab und gingen in den ersten Stock. Bibliothek, Wohnzimmer, Schlafzimmer keine Nicky. Das letzte war das Bad und da lag sie, ein Bild des Jammers: in der Dusche zusammengerollt, den Kopf weggesteckt, "wenn ich nichts sehe, dann sieht mich das Gewitter auch nicht!!!"

 

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Es sollten noch viele Gewitter kommen und Nicky rollte sich immer in der Dusche zusammen. Das war für sie der sicherste Ort der Welt, wenn es draußen blitzte und grollte.

32. Das erste Mal im Meer.

So langsam war das Wetter beständig. Unsere Gäste sonnten sich im Garten oder auf der Terrasse. Nicky hatte sich daran gewöhnt, daß immer wieder neue Menschen und auch neue Hunde kamen. Aber sie konnte es einfach nicht lassen, immer auf alles zu zustürmen. Die meisten nahmen es ihr nicht übel und so manches erste Knurren bei den Gasthunden legte sich und Nicky gewann immer mehr Freunde. Wir bereiteten einen Ausflug ans Meer vor. Große Strandlaken zum Abtrocknen, den Kong mit der Schnur, einige Stöckchen zum Werfen und viel Wasser in Flaschen zum Durstlöschen. Abfahrt ziemlich früh am Morgen und vor allem an einem Dienstag. Da war am Meer nicht viel los und wir konnten Nicky ein Gewässer in Bewegung zeigen ;-).

Für die lange Strecke haben wir natürlich den "großen Wagen" genommen. Die vorwurfsvollen Blicke von Nicky, wenn sie in den FIAT steigen mußte, wollten wir uns nicht antun! Also auf ans Mittelmeer. Beide stiegen ohne Komplikationen ein. Diva legte sich sofort gemütlich hin und Nicky blieb wie immer die ganze Fahrt sitzen. Natürlich mit Schaum auf dem Latz, als würde es ums Leben gehen. Als wir die Zahlstelle der Autostrada hinter uns gebracht hatten und die Serpentinenstraße hinunter nach Spotorno fuhren, guckten beide interessiert nach draußen. Wir hatten ein wenig das Fenster geöffnet und so konnten die zwei Meeresluft erschnuppern. Plötzlich wurde Diva aufgeregt. Das schien sie an ihre alte Heimat in der Nähe von Hamburg zu erinnern. Salzwasser, Meeresluft ....

Wir fanden schnell einen Parkplatz, denn die Saison war noch weit entfernt. Kofferraumklappe auf und ohne Streß sprangen beide heraus. Weil sich eine Straße zwischen Parkplatz und Meer befand, hatten wir die zwei an der Leine. Sobald der Strand erreicht war, lösten wir die Leinen. Es ist ein wilder Strand und niemand war zu sehen. Beide starteten durch. Nur Nicky blieb plötzlich stehen, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Wasser das vor- und zurückschwappte. Diva schwamm schon munter auf und ab und genoß es, wenn die Wellen sie schaukelten. Nicky stellte wieder ihre "Schaummaschine" an und war nicht zu bewegen, auch nur einen Schritt näher an das Wasser zu gehen. Die Brandung schlug an den Strand und Nicky starrte völlig verzweifelt auf das "bewegte Wasser". Was war das denn wieder? Adrian hatte dann die zündende Idee: Stöckchenwerfen! Es lag genügend Treibgut am Strand und wir sammelten also wieder wie am Bormida Stöckchen, Äste, auch die kleinen mitgebrachten Hölzchen aus dem Auto und warfen sie ins Wasser. Und Diva schwamm um alle zu retten. Und auf einmal rauschte Nicky los und stürzte sich in die Fluten um "ihr" Stöckchen zu retten.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739450407
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (April)
Schlagworte
Zusammenleben Neufundländer Haustiere Nothilfe Neufi Katzen Italien Gästehunde Hunde

Autor

  • Gisella Alba (Autor:in)

Geboren in Augsburg. In dieser wundervollen alten Stadt bereits das Schreiben entdeckt, aber niemals etwas veröffentlicht. Dann nach beruflichen Wanderjahren ein Pendeln zwischen Deutschland und Italien. Mit von der Partie wie immer mein Mann Adrian und unsere Neufundländer-Hunde. Sie haben mich dann herausgefordert und ich schreibe mittlerweile E-Books über die unser Leben begeleitenden Neufundländer, Allegro, Luna + das dicke Sternchen Stella, Nicky + Divamaus und aktuell Kaya und Jennifer.
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Titel: Nicky und Diva ein "fast" perfektes Team