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Auf eine Tasse Kaffee mit Gott

Wie überraschend einem Gott begegnen kann

von Martin Dubberke (Autor:in)
50 Seiten

Zusammenfassung

Wie kam es zu dem Titel „Auf eine Tasse Kaffee mit Gott“? Als wenn man sich mit Gott in einem Café oder so auf einen Kaffee verabreden könnte. Doch, kann man. Wir können uns überall mit Gott verabreden, nicht nur in einer Kirche, auch wenn das besonders schön ist. Sich mit Gott auf eine Tasse Kaffee zu verabreden ist für mich das Synonym für gemeinsame Zeit mit Gott, das Gespräch mit Gott, das Gebet. Wie überraschend Gott einem begegnen kann und wie aktuell so manche Persönlichkeit aus der Bibel sein kann, davon erzählen die kurzen Geschichten und Begegnungen in diesem Buch. Der Verkaufserlös ist für das Gemeindehaus… Wer weiß, vielleicht haben Sie ja nach der Lektüre meines kleinen Buches nicht nur das Bedürfnis, sich mit Gott auf eine Tasse Kaffee zu verabreden, sondern auch, mit anderen Menschen zusammenzukommen, um mit ihnen gemeinsam, sich zu einem Kaffeekränzchen mit Gott zu verabreden. Dies geschieht landläufig in Gemeindehäusern. Auch meine Gemeinde in Garmisch-Partenkirchen hat ein Gemeindehaus, das wir gerade mit viel Liebe und Geld energetisch saniert und zukunftsfähig gemacht haben, damit es ein sympathischer Treffpunkt für die Menschen meiner Gemeinde werden kann. Das hat sehr viel Geld gekostet. Sprich, wir brauchen Spenden. Daher habe ich mich dazu entschlossen, dass der komplette Erlös aus dem Verkauf dieses Buches für mein Gemeindehaus in Garmisch-Partenkirchen bestimmt ist. Sprich: Mit dem Erwerb dieses Buches haben Sie nicht nur sich selbst etwas Gutes getan, sondern auch für meine Gemeinde.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Introitus

Wie kam es zu dem Titel „Auf eine Tasse Kaffee mit Gott“? Als wenn man sich mit Gott in einem Café oder so auf einen Kaffee verabreden könnte. Doch, kann man. Wir können uns überall mit Gott verabreden, nicht nur in einer Kirche, auch wenn das besonders schön ist.

Sich mit Gott auf eine Tasse Kaffee zu verabreden ist für mich das Synonym für gemeinsame Zeit mit Gott, das Gespräch mit Gott, das Gebet.

Wir hören in unserer Zeit immer wieder, dass man keine Zeit für die Kirche oder für Gott hat und man sonntags doch lieber in Familie machen möchte. Das ist alles ok. Aber das bedeutet ja nicht, dass ich Gott aus meinem Leben ausschließen muss. Viele Menschen haben für mehr als eine Zigarette am Tag Zeit, die sie einfach mal zwischendurch anzünden.

Haben Sie schon mal jemanden dabei beobachtet, wie er z.B. bei der Arbeit aus der Tür ins Freie tritt, die Zigarettenschachtel aus seiner Tasche holt, die Zigarette in den Mund steckt, anzündet und den ersten Zug nimmt?

Ist Ihnen schon einmal diese Veränderung in der Haltung und im Gesicht des Rauchers aufgefallen? Nicht, dass ich jetzt eine Sucht schönreden möchte, aber mit einem Male entspannt er sich. Die fünf bis zehn Minuten für diese eine Zigarette hat er mehrfach am Tag. Viel mehr Zeit brauche ich auch nicht für ein kurzes „Hallo!“ beim lieben Gott, das mir guttut.

Tja, und weil ich Kaffeetrinker bin und Kaffee ein absolut kommunikatives Getränk ist, bin ich halt auf diesen Titel gekommen. Überlegen Sie mal, wie oft Sie im Laufe einer Woche zu jemandem sagen: „Lass uns mal eine Tasse Kaffee trinken!“ Oder: „Hast Du gerade Zeit für eine gemeinsame Tasse Kaffee?“

Der liebe Gott hat immer Zeit für eine Tasse Kaffee. Sprich, bei so viel Kaffee oder Tee, wie wir im Laufe des Tages trinken, könnte auch ruhig eine Tasse mit dem lieben Gott dabei sein. Probieren Sie es mal. Es wird Ihnen Spaß machen und Sie werden es nicht mehr missen wollen.

Im Hintergrund steht natürlich die Relevanz des Glaubens für mein Leben, verbunden mit der Frage um die gesellschaftliche Relevanz des Glaubens, des Christentums. In der ersten Phase der Pandemie, als in den Kirchen keine Gemeindegottesdienste stattfinden durften, stellte sich mit einem Male die Frage nach der Systemrelevanz der Kirchen. In der Zeit las ich eine Twitter-Nachricht von Alt-Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber, in der er schreibt, dass Kirche nicht systemrelevant, sondern existenzrelevant sei. Dem spüre ich im Grunde genommen in meinen kleinen Geschichten in diesem Band nach. Ist Gott, ist Glaube etwas, das wie eine Geschichte nur im Gestern ist oder ist es vielleicht doch brandaktuell? Finden Sie es heraus!

Ihr
Pfr. Martin Dubberke

Anhörung

Berlin. Paulus sitzt in einem der großen Sitzungsräume des Deutschen Bundestags. Da findet heute eine große Anhörung zum Thema „Die Bedeutung des Religiösen in der Bundesdeutschen Gesellschaft“ statt. Man hat Paulus als Experten eingeladen, der aufgrund seiner rund zweitausendjährigen Erfahrung mit dem Christentum als ausgewiesener Experte und Christus-Blogger bekannt ist. Mit seinem Instagram-Account und Hashtag #wasApostelsomachen gehört er schon seit langem zu den wichtigsten Sinnfluencern weltweit.

Paulus hat sein iPad vor sich auf den Tisch gelegt, und erst einmal auf Facebook, Twitter und natürlich Instagram gepostet, dass gleich die Anhörung beginnen und er dabei eine wichtige Rolle spielen wird.

Der Ausschussvorsitzende macht eine etwas trockene, uninspirierte Begrüßung und erteilt nun Paulus das Wort.

Er bleibt an seinem Platz sitzen, schaltet das kleine Mikrophon ein. Die rote Lampe leuchtet.

Paulus bedankt sich zuerst für die Einladung und freut sich über das Interesse an dem Thema:

„Sehr geehrte Abgeordnete, die Sie hier in der Bundesrepublik Deutschland durch Ihre Wählerinnen und Wähler in Verantwortung für dieses Land und die Menschen, die darin leben, gebracht worden sind, ich bedanke mich herzlich für diese Einladung und die Gelegenheit, mit Ihnen in einen Gedankenaustausch zu einem Thema eintreten zu können, das die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes mehr bewegt, als es Ihnen bewusst und lieb ist und vor allem als Sie es zugeben würden: Gott.

Ich hatte gestern, als ich in dieser wunderbaren Stadt eintraf, das großartige Vergnügen, dass mir der Regierende Bürgermeister diese beeindruckende Stadt gezeigt hat. Er zeigte mir das Bikinihaus an der Gedächtniskirche, die großartigen Einkaufsstraßen dieser Stadt und die imponierenden überdachten Märkte, die Sie Arkaden nennen. Alles Orte, die mich sehr an die Geschichte vom Goldenen Kalb erinnerten. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich sah Menschen, die – wie von einer inneren Unruhe getrieben – durch diese Märkte eilten, ihre Kinder anschrien und hinter sich herzogen. Ich sah Menschen, die sich nicht einmal für eine Tasse Kaffee Zeit nahmen, sondern einen Pappbecher mit einem Schnabeldeckel in der Hand trugen, um im Gehen zu trinken.

Der regierende Bürgermeister zeigte mir aber auch die Kirchen dieser Stadt. So erlebte ich, dass Gedränge vor einer großen Kirche hier ganz in der Nähe, dem Berliner Dom, wo man Eintritt zahlen muss, wenn man ihn betreten möchte.

Ich kam aber auch in Kirchen, wo wir keinen Eintritt zahlen mussten. Doch diese waren menschenleer.

Und ich sah in dieser Stadt viele Schilder an den Hauswänden, auf denen „Psychotherapeutische Praxis“ stand. Und ich erfuhr, dass man lange Zeit warten muss, um in einer solchen Praxis einen Platz zu bekommen, weil so viele Menschen nach dem Sinn ihres Lebens suchen.

Der Regierende Bürgermeister zeigte mir dann auch eine große Buchhandlung an der Friedrichstraße, die fast rund um die Uhr geöffnet hat. In dieser Buchhandlung fand ich nur wenige christliche Bücher, aber ganz viele Seelenratgeber, die sich bestens verkaufen, wie mir ein Vertreter dieses Buchhändlers verriet.

Mit all diesen Bildern im Kopf begab ich mich dann in mein Hotel, wo ich den Fernsehapparat eingeschaltet habe und mir mehrere abendliche Debattierrunden angesehen habe. Man nennt sie wohl Talkshows. Und wissen Sie, weshalb ich den Fernseher nicht abgeschaltet habe? – Ich hörte in allem eine tiefe, religiöse Sehnsucht. Die Menschen glaubten an irgendwelche unbekannten, hohen Mächte, denen sie aber keinen Namen zu geben vermochten. Sie glaubten an irgendetwas, dass es da geben mochte. Aber an keiner Stelle kam Ihnen das Wort Gott über die Lippen. Dafür machte ein anderes Wort die Runde: Spiritualität.

Ich nahm mir daraufhin mein iPad und recherchierte kurz, wie viele Exemplare von Ratgeberbüchern oder auch religiösen Büchern in der Bundesrepublik Deutschland verkauft werden. Dabei entdeckte ich, dass das Buch eines Herrn Dr. Hirschhausen zum Thema Glück millionenfach verkauft worden ist, dass die Bücher eines Mönchs namens Anselm Grün sich mehrfach millionenfach verkaufen. Ich habe damit das Gefühl gewonnen, dass Bücher, in deren Titel das Wort „Spiritualität“ vorkommt, sich wie von alleine verkaufen.

Die Menschen suchen also nach dem Sinn des Lebens und sie suchen nach dem Gott, der ihnen hilft und ihnen Orientierung in ihrem Leben gibt.

Sie suchen alle nach dem unbekannten Gott. Und das erinnert mich an meine Rede auf dem Areopag in Athen. Der Areopag ist ein etwa 115 Meter hoher Berg in Athen – nicht ganz so hoch wie Ihr Teufelsberg –, auf dem damals der Rat der Stadt tagte. Also ein ähnlich wichtiges Gremium wie der Deutsche Bundestag. Und dort hatte man mich damals zu einer gleichartig gelagerten Frage eingeladen.

Ich zitiere einfach mal an der Stelle mich selbst.“

Paulus lächelt ein wenig verschmitzt und öffnet auf seinem iPad eine elektronische Bibel und wischt sich hier mit dem Finger bis zur Apostelgeschichte des Lukas, Kapitel 17 durch:

„Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.“

Es gibt nur einen wesentlichen Unterschied zu meiner damaligen Rede, wenn ich mir hier Ihre Situation in Deutschland ansehe: Damals war mein Gott, zu dem ich mich bekenne, noch ein verhältnismäßig unbekannter Gott, weil er noch nicht in aller Welt bekannt war. Und ich darf mich in aller Bescheidenheit rühmen, dass ich einen wesentlichen Anteil daran hatte, das zu ändern.

Leider haben wir heute eine umgekehrte Situation: In Deutschland haben Sie schon seit vielen Generationen die Verbindung zu diesem, meinen Gott, unserem Gott verloren. Gott ist Ihnen unbekannt geworden. Und je unbekannter er wurde, desto mehr kam die Sehnsucht nach einer unbekannten, diffusen Macht oder Wesenheit auf, die da irgendwo ist und die eigene Spiritualität beflügelt.

Ich kann Ihnen sagen, und auch aus meiner langen Erfahrung heraus versichern, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.“

Paulus schaut in die Runde und hat das Gefühl, nun alles gesagt zu haben. Doch kaum hat er das Mikrophon abgeschaltet, leuchtet am anderen Ende der großen Runde ein rotes Mikrophonlämpchen auf. An diesem Platz sitzt ein Herr, der Mitglied des Bundestags ist: „Sehr geehrter Paulus, vielen Dank für diese wortreichen Ausführungen zur religiösen Situation in unserem Lande, die uns ja selbst nicht unbekannt ist. Mir fehlt aber der praktische Aspekt, der sich aus Ihrer Analyse ergibt, und damit die Antwort auf die Frage nach der Umsetzung, also die Handlungskonsequenz, die sich aus dem Ganzen ergibt. Ich habe den Eindruck, dass Sie uns hier noch eine Antwort schuldig geblieben sind.“

Paulus schmunzelt, als hätte er genau mit dieser Frage gerechnet und schaut ihm tief in die Augen, als würde er nur wenige Zentimeter von ihm entfernt sitzen: „Sie sind evangelischer Pfarrer, nicht wahr? Zumindest klingen Sie ganz danach. Wenn dem so ist, haben Sie doch lange genug die Heilige Schrift studiert und dann müssten Sie auch die Antwort wissen. Seien Sie nicht verzagt. Trauen sie unserem Gott und gehen Sie dahin, wo auch ich hingegangen bin. Gehen Sie auf die Straßen und Plätze dieses wunderbaren Landes und kommen mit den Menschen ins Gespräch, besuchen Sie sie zu Hause, holen Sie sie da ab, wo sie sind. Meinetwegen twittern und facebooken Sie. Verheimlichen Sie nicht unseren Gott. Laden Sie ihre Gemeindeglieder, unsere Schwestern und Brüder ein, es Ihnen gleich zu tun. Scheuen Sie sich nicht, Werbung für Gott zu machen. Sie haben doch aus Matthäus 28 den Auftrag, Werbung zu machen, den Missionsauftrag. Sie haben eine Botschaft.

Jeder Christ hat die gleiche Botschaft und mit der Botschaft wird jeder Christ zum Botschafter. Und was ist ein Botschafter? Jemand, der die gute Botschaft weiterträgt, sie erzählt.

Meine Botschaft ist ganz einfach: Trauen Sie sich, Botschafter zu sein, damit den Menschen nicht unbekannt bleibt, wonach ihre Sehnsucht fragt.“

Paulus sagt noch: „Amen.“ Aber das geht im Beifall der Anwesenden unter.

Und ich? Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. Amen.


Der Kaffee- und der
Wassertrinker

„Ich denke an die Taten des Herrn, ja ich denke an deine früheren Wunder und sinne über alle deine Werke und deine Taten nach.“

Psalm 77, 12-13

Das klingt nach jemandem, der sich in einer Lobby in seinem braunen Ledersessel entspannt zurücklehnt und ganz genüsslich einen Schluck Kaffee trinkt – so als machte er eine kurze Gedankenpause, um dann seinem Gegenüber zu sagen: „Ich denke an die Taten des Herrn, ja ich denke an seine früheren Wunder und sinne über alle seine Werke und seine Taten nach.“

Kaum, dass er den Satz wie nebenbei in den Raum gesprochen hat, nippt er wieder an seiner Kaffeetasse, um seinem Gegenüber zu signalisieren, dass er nun wirklich nachdenkt.

Gleichzeitig beugt sich sein Gegenüber nach vorne, um nach seinem Glas Wasser ohne Kohlensäure zu greifen, um daraus einen Schluck zu nehmen, gleichsam, um sich Mut für seine Frage zu machen und seinem Gesprächspartner jetzt seinerseits zu signalisieren, dass er beeindruckt ist und ebenfalls dieser Frage nachsinnt. Aber kaum, dass er das Glas wieder auf den Tisch gestellt hat und nun mit beiden Händen fast zärtlich umfasst und so bei sich denkt, dass sein Gegenüber mehr im Gestern als im Heute lebt, stellt er nun seine Frage: „Und, zu welchem Ergebnis gelangen Sie? Ich meine, so für die Gegenwart… so jetzt im Hier und Heute…“

Sein Gesprächspartner hat schon mit dieser Frage gerechnet und nimmt noch einen rhetorischen Schluck aus seiner Tasse, bevor er antwortet: „Ihrer Frage entnehme ich, dass Sie mich für einen Mann von Gestern halten…“

„So würde ich das nicht ausdrücken“, antwortet dieser.

„Und wie dann?“

„Naja, es lässt mich schon aufhorchen, dass Sie, wenn Sie von Ihrem Gott sprechen, rückwärtsgewandt sind, in die Vergangenheit schauen. Das ist aus meiner Sicht wenig der Gegenwart oder Zukunft zugewandt. Ich frage mich, warum sie Ihrem Gott nicht für gegenwärtige Taten danken…“

Der Kaffeetrinker lächelt den Wassertrinker an und lässt ihn weiterreden.

„Verstehen Sie mich nicht falsch, aber wo ist Ihr Gott heute? Es gibt Kriege, Hungersnöte, Arbeitslose, Alkoholismus, Mord und Totschlag. Wo ist da Ihr Gott? Wenn Sie so in der Vergangenheit sprechen, habe ich fast den Eindruck, dass es Ihnen nicht anders geht als mir und Sie seine Gegenwärtigkeit vermissen.“

„Jetzt“, setzt der Kaffeetrinker mit seiner Antwort an: „Jetzt wird es spannend. Gegenwart ist ohne Vergangenheit nicht denkbar, mein lieber Freund. Und sie haben vielleicht auch schon mal den berühmten Spruch aus dem Prediger Salomos gehört, dass es nichts Neues unter der Sonne gibt. Also, wenn es nichts Neues unter der Sonne gibt, ist das schon Gewesene immer noch das Gegenwärtige, weil es einfach da ist. Man muss es sich nur manchmal wieder vor Augen halten, um die Gegenwart zu verstehen.“

„Das klingt jetzt sehr philosophisch“, antwortet der Wassertrinker.

„Lassen Sie es mich so sagen: Kriege, Hungersnöte, Arbeitslose und Drogenmissbrauch gab es auch in biblischen Zeiten. Nur wurden sie früher in einen anderen Zusammenhang gestellt. Sie wurden eng mit dem göttlichen Wirken verbunden. Es kam dazu, weil man sich nicht an die Weisungen Gottes gehalten hat. Und das ist heute doch nicht anders, oder? Nur, sagt man nicht mehr, dass Gott den Krieg gesandt hat, damit dieses oder jenes Volk gepeinigt werde. Der Krieg und viele andere Nöte sind – auch wenn Sie in die Geschichte blicken – Menschenwerk, weil man sich nicht an die Weisungen Gottes gehalten hat.“

Der Wassertrinker antwortet nicht sofort, sondern greift noch einmal zum Wasser, um Zeit zu gewinnen: „Und was bringt Ihnen dann der Blick in die Vergangenheit, wenn es früher weder besser noch schlechter war?“

„Das ist doch ganz einfach. Ich denke zum Beispiel daran, wie Gott diese wunderbare Welt geschaffen hat, mit der wir ziemlich schlampig umgehen. Und dann denke ich an die Großartigkeit der Schöpfung, ich denke daran was Gott mir für Möglichkeiten an die Hand gegeben hat. Und natürlich denke ich daran, was passieren kann, wenn man den Weisungen Gottes folgt. Denken Sie nur an die Geschichte, als die Israeliten aus Ägypten ausgezogen sind und durch das Rote Meer mussten. Es gibt so viele Wunder und wunderbare Dinge, die in mir Ehrfurcht auslösen.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752126976
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Dezember)
Schlagworte
Theologie Gebet Perspektivwechsel Spiritualität Auszeit

Autor

  • Martin Dubberke (Autor:in)

Martin Dubberke ist Evangelischer Pfarrer in Garmisch-Partenkirchen. Bevor er mit seiner Familie nach Bayern ging, war er Leiter der Stabsstelle Diakonie und Theologie beim Landesausschuss für Innere Mission in Potsdam und Geschäftsführer des Bonhoeffer-Hauses in Berlin. Von 1993 bis 2019 war er Prediger und Pfarrer an der Königin-Luise-Silas-Kirche in Berlin. 1964 in Berlin geboren, studierte er an der Kirchlichen Hochschule in Berlin, der Universität Basel und Humboldt-Universität zu Berlin.
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Titel: Auf eine Tasse Kaffee mit Gott