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Mond und Sternchen - zwei Neufis in Italien

... plötzlich wars ein Doppelpack!

von Gisella Alba (Autor:in)
55 Seiten

Zusammenfassung

Wer nimmt schon einen alten Hund? Keiner. Und wer nimmt zwei alte Hunde? Gar keiner! Stimmt nicht. Uns, Luna und Stella, hat man aus einem Gnadenhof in Norddeutschland geholt nach Italien und wir hatten ein tolles Leben bei zwei wunderbaren Menschen in spannender Umgebung. Mit vielen Menschengästen und noch mehr Spielhunden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Unser erstes Leben.

Hallo mein Name ist Luna. Geboren wurde ich in der Adventszeit in Nordrhein-Westfalen am 16. Dezember 2003. Ich bin eine schwarze, langhaarige Neufundländer Hündin und ausgebildete Therapiehündin. Meine Seelenfreundin ist Nele, ebenfalls eine schwarze Neufundländer Hündin. Sie wurde im Sommer am 08. Juli 2004 bei der gleichen Züchterin wie ich geboren. Ein wenig stämmig und weit entfernt von meiner wirklich schlanken Statur. Mein Frauchen ist oft mit mir unterwegs zu Menschen, die meine Hilfe brauchen. Sei es, dass ich dasitze und mich streicheln lasse, oder auch nur neben dem Kranken liege und einfach da bin. Meine Anwesenheit entspannt viele kranke Menschen und ich freue mich, wenn ich immer wieder mal was anderes sehe. Natürlich ist es Arbeit für mich, aber eine Arbeit, die mir Spaß macht.

Nele kam erst später zu mir. Sie hat mir nie erzählt was ihr widerfahren ist, aber irgendwie hatte sie wohl schlechte Erlebnisse in der Welpenzeit. Das war aber ganz schnell vergessen als wir beide zusammen kamen. Sie ist sehr verfressen, hat gar keine Lust irgendwas zu machen und ist deshalb natürlich nur ein Hund! Ich dagegen arbeite und sie nimmt alles auf die leichte Schulter, Hauptsache der Napf ist zwei Mal täglich voll.

2. Warten in Niedersachsen.

Wir hatten ein schönes Leben und wollten auch nichts daran ändern. Und ganz plötzlich ist unser Frauchen gestorben ...

Alles war anders. Unser Herrchen war die Woche über von zu Hause weg zum Arbeiten und wir waren uns fast selbst überlassen. Das ging nicht lange gut und so beschloss unser Besitzer eine Hilfsorganisation für uns Neufundländer einzubinden, um einen neuen Platz für uns zu finden.

Aber sooo einfach ist das auch nicht. Wer will denn schon zwei ausgewachsene Riesen wie uns. Dann noch mit langem Fell, Pflege inbegriffen. Zwar bin ich ja sehr pflegeleicht, weil gut ausgebildet, aber die Nele ... Nun wir wurden in einen Gnadenhof an die Nordseeküste gebracht.

Ich fühlte mich so was von schlecht. Meine Therapieaufgaben von jetzt auf sofort weg, kein Frauchen mehr das mich lobt am Abend und keine Menschen mehr denen ich nur mit meiner Anwesenheit Freude bereiten durfte . Konnte das einer dieser anderen manchmal sehr rüpelhaften Neufundländer überhaupt nachvollziehen. Ich glaube nein! Und von Nele will ich gar nicht reden. Die drängte sich nach vorne an die Näpfe, frass sich voll und war zufrieden. Tja bei ihr war das einfach, aber nicht bei mir. Ich war todunglücklich und verkroch mich in eine Ecke. Eigentlich wollte ich dahin wo auch mein Frauchen war ...

Der Gnadenhof war ja nicht schlecht und ich konnte das Meer riechen. Aber ich war traurig und hatte auch keinen Appetit mehr. Gemeinsam mit vielen anderen Neufundländern, Mädels und auch Rüden warteten wir auf einen neuen Platz, eine neue Familie die uns aufnimmt und lieb hat.

Was ich so gehört habe von den anderen wäre das aussichtslos bei unserem Alter und dann noch zu zweit ... Ich war gerade mal 6 Jahre jung, ich hatte doch noch soo viel vor.

Nun ich muss gestehen ich dachte manchmal, dann eben nur mich alleine vermitteln zu lassen. Ich bin doch eine tolle Hündin, therapieerfahren und ausgesprochen angenehm im Wesen und im Umgang. Mich nimmt bestimmt noch jemand. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann ging es halt doch nicht ohne die Nele. Sie leckte mir nach dem Essen die Lippen sauber und auch meine Ohren mussten niemals von den Menschen gesäubert werden. Das erledigte alles meine kleine Nele. Und eigentlich wollte ich ja gar nicht alleine sein, sie war mein Schatten. Aber ich wollte auch nicht auf diesem Gnadenhof bleiben. Das war mir alles zu viel, beim Essen musste ich mich ranhalten, sonst hätten die anderen alles verschlungen und ich bin nun mal keine Vordränglerin. Ach, es war ein trauriger Zustand und ich verkroch mich wieder in meine Ecke.

3. Ohne Hund das geht gar nicht!

Ende Mai hatte ich, Gisella, einen runden Geburtstag zu feiern, bei dem natürlich alle an Allegro dachten, der eigentlich da noch hätte mitfeiern sollen. Es schlichen sich natürlich auch an diesem Tag traurige Gedanken in die Freude. Allegro war nicht vergessen.

Anfang Juni kamen immer wieder kleine Gedanken, vielleicht doch wieder einen Hund anzuschaffen. Unsere CASCINA ADRIANO ist einfach nichts ohne einen Hund. Auch unsere Stammgäste fragten immer wieder mal nach, wann denn ein neuer Hund zu uns käme?

Also ganz vorsichtig in das Internet geguckt. Ich hatte schon so oft in die websites für zu vermittelnde Notfall-Neufundländer geschaut und mich immer gefreut, dass wir Allegro hatten. Aber jetzt war er nicht mehr da und vielleicht gab es da irgendwo draußen wieder einen "Dicken" der glücklich wäre, hier bei uns das Paradies zu finden. Es war schwierig. Wenn man erst einmal die Seiten geöffnet hat, waren es so viele der Fellnasen die es verdient hätten bei uns zu sein. Aber die einen waren verschreckt durch schlechte Haltung, die anderen hatten Scheu vor Menschen. Die Dritten waren unerzogen und die nächsten nicht mit anderen Hunden zu halten. Für unsere speziellen Bedürfnisse eines Apartmenthauses mit ständig wechselnden Gästen auch auch Hunden keine Option. Doch wir wollten unbedingt einem "Nothund", gerne auch etwas älter, ein neues Zuhause geben. In den Tierheimen sitzen genügend arme Kerle, die auf eine neue Chance warten. Und irgendwann klickte ich auf "Zuhause gesucht aber nur im Doppelpack".

Zwei Neufi-Mädels die größere eine ausgebildete Therapiehündin namens Luna und eine kleinere ebenfalls schwarze Hündin namens Nele. Ich zeigte meinem Mann die beiden und er meinte dass ihm zwei Hunde zu viel wären. Nein, das käme nicht in Frage. Und außerdem wäre der Name Nele so was von affektiert ...

Na gut. Ich habe weiter im Netz gesucht, bin aber immer wieder mal auf die Seite gegangen und da waren sie noch. So schnell lassen sich zwei so große Hunde nicht vermitteln. An einem Morgen als wir unseren bevorstehenden Englandurlaub besprochen hatten, fing ich einfach nochmals von den beiden Hunden an. Und .... plötzlich meinte mein Mann Adrian: "na ja, wenn einer geht, dann gehen auch zwei!" Wie jetzt???

Ich wartete den ganzen Tag ob er vielleicht seine Meinung noch ändert? Abends fragte ich nochmals nach und er sagte, er hätte gedacht ich habe schon alles in die Wege geleitet. Ehrlich gesagt, war ich mir nicht mehr so sicher ob das mit diesen zwei Riesen gutgehen würde. Wir waren ja von Allegro schon einiges gewöhnt und eigentlich wollten wir auch wieder einen Rüden.

Also am Abend noch gleicht einen Kontakt abgesetzt und am nächsten Tag fingen die Telefonate an die immer und immer mehr wurden. Man wollte natürlich nicht so einfach zwei Hunde nach Italien abgeben und wollte uns kennenlernen. Wir fuhren ins Württembergische zur Auffangstation und machten uns bekannt. Nach langen Gesprächen und Überlegungen wurden wir einig und besprachen alles.

4. Es tut sich was.

Ende Juni 2010 kam plötzlich Hektik auf. Wir wurden zum Tierarzt gefahren, die Impfungen mussten ganz ganz neu sein. Später wurden wir gewaschen und dann geschoren. Ich war außer mir. Mein wunderbar langes Fell einfach ab. Die Friseurin hat aber auch nicht wirklich toll gearbeitet. Nele guckte aus wie eine gerupfte Gans und wenn ich auch so aussah, wie Nele, na dann gute Nacht. Wenigstens konnte ich mich nicht sehen.

Ich war ganz aufgeregt und konnte kaum noch essen. Irgend etwas lag in der Luft. Ich wusste nur noch nicht was. Und Nele, na ja, die fraß wie immer den Napf leer, guckte ob beim Nachbarn noch was drin lag und eigentlich war es ihr ziemlich gleichgültig ob oder was passierte.

Und dann in der ersten Juliwoche wurden wir gemeinsam mit unseren Halsbändern und neuen Hundeleinen in ein Auto gepackt. Auch die Impfpässe kamen mit und ich war nervös wie noch nie in meinem Leben. Irgend etwas hatte ich mitgekriegt, dass wir wohl ins Ausland verfrachtet werden sollten. Oh Gott wohin bloß???

Nach einer fürchterlich langen Fahrt kamen wir in Baden-Württemberg an und durften uns endlich in einem großzügigen Zwinger auf weichen Kissen ausruhen. Wir hörten Neufis bellen und die Menschen waren sehr lieb zu uns. Natürlich gab es Futter und sogar ich fraß endlich ein wenig. Ausland war das für mich nicht, Nele meinte: "Doch, ist es!" Na ja es war zwar eine ziemliche Reise, doch ich hörte immer noch deutsche Worte...

Am Sonntagmorgen gegen kurz nach 7.00 in Aalen - wir waren noch müde von der Fahrt aus Niedersachsen am Samstag - fährt ein Auto in den Hof und zwei Leute steigen aus. Irgendwie haben die ganz gut gerochen, so nach Neufi, fein! Sie kamen an den Zwinger. Der Mann guckte uns an und strahlte. Die Frau steckte ihre Hand durch die Gitterstäbe und natürlich musste Nele aufstehen und nachsehen. Es könnte ja was zum Essen geben.... da hörte ich die Frau flüstern: "Hallo Stella, mein Sternchen."

Sie gingen ins Haus. Und als sie später wieder herauskamen hatten sie unsere Hundepässe und unsere Hundenleinen in der Hand. Die neue Frau sagte zu den freundlichen Leuten vom Zwinger: " Zu einer "Luna" - italienisch Mond - , gehört eine "Stella" -italienisch Stern." So schnell war Nele umgetauft. Ob sie darauf aber hörte? Ich glaube nicht, da konnte man auch "Wurstpelle" rufen, ihr war das egal. Ach sie war einfach ein stilloser Hund und nur der volle Napf war ihr wichtig.

5. Deutschland - Österreich - Italien.

Kurze Zeit später ging die Kofferraumklappe auf und wir wurden doch glatt mit getrocknetem Rinderfilet bestochen. Da ließen wir nicht lange auf uns warten und stiegen natürlich gaaanz schnell ein. Wer konnte denn ahnen, dass wir schon wieder ewig im Auto sitzen würden? Zwar wurde jede zweite Stunde angehalten, die zwei Menschen wechselten sich beim Fahren ab, wir wurden angeleint und ausgeführt, aber es zog sich. Dann wurde die Frau von den beiden doch glatt an einer Raststätte gefragt ob wir Großpudel wären ... also bitte...
Wir sind zwar kurz geschoren, aber auf keinen Fall PUDEL!!

Dann, nach etwa 5 1/2 Stunden verstanden wir nichts mehr. Als nämlich ein Tankwart in den offenen Kofferraum geguckt, uns doch einfach so getätschelt hat und meinte: "...che bella, come un leone!!" musste Nele, oh Verzeihung Stella, bellen. So richtig tief und grollend, und der Tankwart trollte sich. So wie es aussah, waren wir wirklich im Ausland gelandet!

Nach geschlagenen 9 Stunden hielt das Auto und die beiden, die sich am Beginn der Fahrt als unser neues Frauchen Gisella und Cheffe namens Adrian vorgestellt hatten, sagten uns: "Jetzt sind wir da!!" Erst wollte ich nicht aussteigen. Aber Stella hatte schon wieder Fressen in der Nase und war draußen. So leicht ließ ich mich nicht einwickeln. Erst blieb ich mal im Auto sitzen und war mit nichts, aber auch nichts zu bewegen, auszusteigen. Vielleicht ist es wieder ein Gnadenhof nur dieses Mal im Ausland. Nein, ich stieg nicht aus. Und dann kam Stella wieder zurück ans Auto. Sie erklärte mir, dass ein halber Hektar Land nur für uns da wäre. Feine Sache! Nun dann wollte ich doch aussteigen. Stella rannte voraus und ich ging so würdevoll wie möglich hinter ihr her. Oh ich war aufgeregt, doch das wollte ich natürlich nicht zeigen. Stella hat auch gleich alles in Beschlag genommen. Gemeinsam sind wir den beiden nicht mehr von der Seite gewichen. Das war zwar ein wenig schwierig, weil die zwei meinten, sie müssten jetzt sofort und unbedingt das Auto noch leeren und auch alles gleich verräumen. Wir rannten hin und her und hin und her und waren dann irgendwann fertig.

Und dann meinte Cheffe: "So und jetzt gehen wir noch eine kleine Runde spazieren!" Mensch, wir waren fertig und alles war neu, und die vielen Gerüche und dann noch Gassigehen, ich war doch so schwach. Aber Stella hat mich dann überredet, doch noch mitzulaufen, weil wer weiß, vielleicht sollten wir doch eine "bella figura" machen am ersten Tag....

Die Gegend sah interessant aus. Nicht mehr so flach wie in Niedersachsen, auch nicht so wie in Nordrhein-Westfalen wo wir aufwuchsen. Alles hügelig und man konnte weit gucken. Überall gab es große Haselnusshaine. Und dann die Gerüche... vom Feinsten. Vor allem war da ein spannender Geruch nach Wild, Rehen, Hasen und natürlich Wildschweinen. Na vielleicht gucke ich mich da mal alleine um... Warm war es halt, wärmer als vorher oben am Meer. Irgendwie ist das mit dem Scheren unseres langen Fells schon eine gute Idee gewesen. Aber wir sahen einfach abartig aus und keiner konnte auf Anhieb unsere Rasse erkennen. Das nervte mich schon ein wenig.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739332529
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Dezember)
Schlagworte
Hundebücher Hundeliebe Neufundländer Lebensgeschichten Hundeleben Tiergeschichten Katzen Hundegeschichten Hunde

Autor

  • Gisella Alba (Autor:in)

In Augsburg geboren. Nach verschiedenen Stationen in der Schweiz und in Österreich nun ein Pendeln, mit Ehemann und Neufundländern, zwischen Deutschland und Italien. Ihr erstes Hundebuch "Allegro - die Nummer eins" war ein Erfolg und jetzt geht es weiter mit Geschichten von Neufis.
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Titel: Mond und Sternchen - zwei Neufis in Italien