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Du bist dran...

(ein Suspense-Thriller)

von Stephanie van Outen (Autor:in)
102 Seiten

Zusammenfassung

Seit Monaten steht die 16-jährige Emily heimlich am Fenster ihres Zimmers und beobachtet ihren neuen Nachbarn Eric. Er weiß noch nichts davon, aber Emily wird seine große Liebe sein. Eines Tages sind ihre Eltern außer Haus und Emily sieht sich schon fast am Ziel ihrer Träume. Doch dann entwickelt sich Erics Besuch zum Alptraum...
Nicht nur für Emily.
Für Fans der Kategorie Surprise, Suspense Mystery!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Prolog

»Ich kann nicht fassen, dass ich sogar in ihn verliebt war. In so ein Monster.« Tränen laufen Emily unaufhörlich über die Wangen. Immer wieder streift sich das blasse, dünne Mädchen eine widerspenstige Strähne ihrer langen blonden Haare hinter ihr Ohr, als könne sie damit gleichzeitig die Erinnerungen abstreifen.

»Jetzt untersuche ich dich erst mal und dann sehen wir weiter.« Die Stimme der Gynäkologin ist sanft.

Emily bleibt wie festgeklebt auf ihrem Stuhl sitzen. Die Angst vor dem Ergebnis steht ihr ins Gesicht geschrieben. Anstatt aufzustehen und sich zu dem Untersuchungsstuhl zu begeben, zieht sie ihre dicke, lange Strickjacke noch fester um ihre schmalen Schultern.

Die Gynäkologin schaut Emily prüfend von ihrer Seite des Schreibtisches an. Sie ist fast eine junge Frau, und dennoch wirkt sie unheimlich jung und in sonderbarer Weise beschützenswert. So kommt sie nicht weiter. Sie blickt auf die Karteikarte mit den Informationen des Mädchens. »Wie ich sehe, bist du vor ein paar Monaten 16 geworden. Gehst du noch zur Schule?«

Emily nickt. Sie wendet den Blick nicht von ihren Händen ab, die zusammengefaltet in ihrem Schoß liegen.

»In welcher Klasse bist du?«

»In der 10. Klasse. Auf der Gesamtschule.«

»Gefällt dir die Schule denn?«

Emily zuckt, als wolle sie heftig mit dem Kopf schütteln, aber dann scheint sie es sich im selben Moment anders zu überlegen. »Geht so. Die Lehrer sind ganz okay.«

Die Ärztin hakt mit sanfter Stimme nach. »Und deine Mitschüler? Sind die auch okay?«

Emily zögert. Ihr Blick wandert hin und her. Sie scheint zu überlegen, was sie ihr, der Frauenärztin, anvertrauen kann und was nicht.

Sie kommt ihr zuvor: »Weißt du Emily, ich bin an etwas gebunden, das sich ärztliche Schweigepflicht nennt. Das heißt, ich muss der Polizei das Ergebnis der Untersuchung mitteilen. Aber alles was du mir sonst erzählst, bleibt unter uns… wenn du das möchtest.«

Zum ersten Mal, seit die blasse Schülerin den Behandlungsraum betreten hat, blickt Emily auf.

»Sie hänseln mich«, sagt sie so schnell, dass Brigitte sie fast nicht versteht. »Sie machen Witze über mich, weil ich so klein und dürr bin und keine Brüste habe und weil ich noch keinen Freund hatte und deswegen noch Jungfrau bin.«

So schnell, wie die Worte aus Emily hinausfließen, so schnell zieht sie sich wieder zurück in ihr Schneckenhaus.

Die Gynäkologin greift zu Stift und Zettel.

Das scheint Emilys Aufmerksamkeit zu erregen.

»Sie finden das auch nicht normal, oder? Deswegen schreiben sie das auf.«

»Was soll ich nicht normal finden?«

»Jetzt fragen sie doch nicht so blöd. Sie wissen genau, was ich meine.«

Erstaunt zieht die Ärztin die Augenbrauen nach oben.

»Entschuldigung.« Emily blickt sie erschrocken aus großen, runden Augen an. »Es ist nur… alle haben schon. Nur ich nicht. Kein Junge findet mich attraktiv, weil ich aussehe, wie eine 12-Jährige. Ich darf mich ja nicht mal schminken. Meine Eltern erlauben es nicht.« Emilys Wangen sind rot vor Aufregung. »Und dann kam Eric und ich dachte, dass er anders wäre.« Ihre ohnehin schon brüchige Stimme wird von heftigem Schluchzen erstickt.

Die Frauenärztin seufzt. Fälle wie dieser gehen ihr immer nah. Mit einem unauffälligen Blick schaut sie auf die Wanduhr, die sich hinter Emilys Rücken über der Tür befindet. »Manchmal hilft es, mit jemand anderem über so ein Erlebnis zu sprechen als mit den Eltern oder der Polizei. Mit jemand Fremden.«

Emily schaut auf, nur kurz, bevor sie hastig wieder ihren Blick senkt. »Ja«, sagt Emily schließlich leise. »Ich glaube, sie haben recht.«

Kapitel 1

Um 19 Uhr waren wir verabredet. Jetzt ist es bestimmt schon eine Viertelstunde nach sieben und er ist immer noch nicht da. Ich bin schon seit mehr als einer Stunde fertig und warte. Den halben Tag habe ich mich für ihn hübsch gemacht. Ich habe sofort angefangen, nachdem meine Eltern – also mein Vater und meine Stiefmutter – aus dem Haus waren. Mein Vater hat irgendeinen wichtigen Kongress mit anschließendem Empfang. Mein Vater ist Arzt. Der Kopf ist sein Fachgebiet – wie auch immer das heißt. Sie werden nicht vor Mitternacht zurück sein.

Zurück zu mir. Ich habe Klamotten rausgesucht, Haare geglättet, mich heimlich an der teuren Schminke meiner Stiefmutter bedient und, nachdem ich eine Stunde lang Online-Tutorials angesehen habe, sogar den perfekten Lidstrich hinbekommen. Wenn meine Eltern wüssten, wie ich jetzt aussehe! Ich bin die Einzige in meiner Klasse, die sich nicht schminken darf, und ich hasse meine Eltern dafür. Nicht nur dafür. So finde ich mich viel, viel schöner. Viel erwachsener. Aber das wollen meine Eltern nicht verstehen – vor allem mein Vater nicht. Ich glaube, er will nicht, dass ich erwachsen werde, denn ich bin die Einzige, die noch da ist. Von unserer alten Familie. Meine ältere Schwester ist schon aus dem Haus, meine richtige Mutter ist gestorben, als ich klein war. Mit meiner Stiefmutter Anna hat er keine neuen Kinder bekommen, obwohl sie deutlich jünger ist als er. Wahrscheinlich wollte sie sich ihre Figur nicht versauen, das würde zu ihr passen. Mein Vater will, dass ich ein Kind bleibe. Aber ich bin jetzt 16, verdammt!

Eric – so heißt er – ist immer noch nicht da. Ich halte die Spannung echt nicht mehr aus. So langsam beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Was, wenn er unsere Verabredung vergessen hat? Oder es sich anders überlegt hat? Das darf er nicht! Auf keinen Fall! Das darf einfach nicht passieren. Ich habe so lange darauf gewartet, ihn treffen zu können. Ihn kennenzulernen.

Dabei liebe ich ihn jetzt schon! Seit dem ersten Tag, seit er vor genau zwei Monaten, einer Woche und fünf Tagen uns gegenüber eingezogen ist und ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, liebe ich ihn. Ah, ich habe noch gar nicht erwähnt, dass er unser Nachbar ist.

Wie auch immer, er hat eine Gitarre aus seinem Auto in das Haus getragen. Ein Auto! Und eine Gitarre! Das fand ich unheimlich toll. Und das Beste ist: Er ist wirklich ein richtiger Musiker – das hat er mir vor ein paar Wochen erzählt, als wir das erste Mal miteinander gesprochen haben. Es war unglaublich aufregend. Mein ganzer Körper hat gekribbelt. Mein Freund, der Musiker. Alle werden erblassen vor Neid. Und vielleicht wird er irgendwann sogar mal ein Lied für mich schreiben! Er ist einfach mein Ein und Alles!

Eric hat einen süßen, dunkeln Lockenkopf, helle Augen, er trägt immer eine abgewetzte Lederjacke, T-Shirts von Bands, die ich nicht kenne und die ich mir dann immer sofort anhöre, und Jeans mit Rissen. Er sieht aus wie ein richtiger Rockstar – wild, unabhängig, frei von allen Zwängen, von allen Verpflichtungen. Seit er in mein Leben getreten ist, denke ich den ganzen Tag an ihn. Morgens, in der Schule, auf dem Weg nach Hause, abends in meinem Bett. Seit es ihn gibt, kann ich es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Nicht, weil ich so gern zuhause bin. Im Gegenteil. Meine aufgetakelte Stiefmutter nervt mich unglaublich. Ich darf mich nicht schminken – obwohl ich trotzdem jeden Morgen heimlich etwas braune Wimperntusche auftrage – aber Hauptsache sie verbringt jeden Tag Stunden vor dem Spiegel.

Zuhause bin ich eigentlich nur in meinem Zimmer. Mein Vater ist sowieso kaum da. Und von hier kann ich ihn heimlich beobachten! Also Eric. Er wohnt auf der anderen Seite der Straße in einer Wohnung im ersten Stock direkt gegenüber von meinem Zimmer. Seitdem stehe ich Tag für Tag, Stunde für Stunde am Fenster und verfolge durch einen kleinen Spalt zwischen Vorhang und Fensterrahmen, was er macht. Ich kenne ihn in- und auswendig. Oft ist er ewig weg, dann bin ich traurig und warte stundenlang auf ihn. Manchmal werde ich richtig böse, weil er mich so lang allein lässt – eingesperrt in diesem Zimmer, in diesem Haus, in diesem Leben.

Ich blicke auf die leuchtend roten Ziffern meines Weckers. Schon 20 Minuten. Seine Wohnung ist dunkel. Er ist nicht zu Hause. Ist er nochmal losgegangen, um ein Geschenk für mich zu kaufen? Ein paar Blumen vielleicht oder Schokolade? Ich fühle, wie wieder ein Kribbeln in meinem Bauch aufsteigt. Das muss es sein. Vielleicht musste er nochmal zur Bank, um Geld für ein Geschenk zu besorgen, und ist deswegen so spät dran. Bestimmt taucht er gleich auf. Und dann wird er an der Haustür klingeln und ich werde ihm öffnen und er wird mich ganz verlegen anschauen, weil er genauso aufgeregt ist wie ich. Aber so aufgeregt wie ich kann er gar nicht sein! Ich habe seit zwei Tagen quasi nicht mehr geschlafen und gegessen. Er ist mein erster Freund. Also eigentlich ist er ja noch gar nicht mein Freund, heute ist unser erstes Date, aber für mich gibt es gar keinen Zweifel: Er ist es!

Ich nehme eine Bewegung auf der Straße wahr. Nur aus dem Augenwinkel. Sie reißt mich aus meinen Gedanken. Der Schein der Straßenlaterne blendet mich. Ich kann kaum etwas erkennen. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen. Ein Schatten nähert sich unserem Haus. Das muss er sein, gleich wird er klingeln! Ich greife nach dem Vorhang, will ihn zurückziehen, aber Moment mal – das sind zwei Schatten, nicht einer. Dann kann er es doch nicht sein. Meine Mundwinkel zieht es schlagartig nach unten. Was soll das? Wieso kommt er nicht? Habe ich mich im Tag geirrt? Ich habe ihm doch vorgestern nach der Schule, als er…

Es klingelt. Erschrocken drehe ich mich um und blicke durch mein dunkles Zimmer in Richtung des Lichtscheins im Flur. Habe ich Eric auf der Straße übersehen? Da waren doch nur diese zwei Schatten. Kam er von der anderen Seite der Straße? Aber da ist eine Sackgasse. Na egal. Er ist da! Ich höre mein Herz laut schlagen. Bestimmt wird er es mitbekommen und sofort wissen, wie aufgeregt ich bin.

Mit einem Hüpfer löse ich mich aus meiner kurzen Schockstarre und laufe mit federnden Schritten die Treppe runter. Kurz vor der Haustür schaue ich im Vorbeigehen nochmal schnell in den Spiegel. Ich streiche das Kleid glatt, das mir meine Stiefmutter zum Geburtstag geschenkt hat und überprüfe mein Gesicht. Das Make-Up fühlt sich komisch auf der Haut an. Ich muss dringend daran denken, mir nicht im Gesicht rumzuwischen, vor allem nicht in den Augen. Dann würde ich aussehen wie ein Panda und das wäre megapeinlich.

Ich atme noch einmal tief durch und greife nach der Türklinke. Gerade als ich die Haustür öffnen will, höre ich… Lachen. Ich halte inne und lausche. Ich überlege, die Tür doch nicht aufzumachen, aber jetzt ist es zu spät. Das Licht im Flur ist automatisch angegangen, als ich die Treppe runtergekommen bin. Ich habe plötzlich einen schlechten Geschmack auf der Zunge. Mein Herz klopft. Es gibt bestimmt eine Erklärung. Vielleicht ist es ein Missverständnis, falscher Eingang oder so.

Ich schlucke und mache die Tür auf. Ich sehe braune Wuschellocken. Es ist tatsächlich Eric. Und er ist nicht allein.

Er. Ist. Nicht. Allein!

Die zwei Menschen auf der Straße, das waren doch er und – ein anderes Mädchen. Alles in mir krampft sich auf einen Schlag zusammen. Jetzt stehen sie hier in der Tür und er hat einen Arm um sie gelegt. Ich kann es nicht fassen. Ich kann nicht beschreiben, was gerade in mir vorgeht. Ich spüre, wie mein Magen sich innerhalb einer Sekunde zu einem festen Knoten zusammenzieht.

»Na Kleine, willst du uns nicht endlich reinlassen? Ich hab noch jemanden mitgebracht, damit es lustiger wird.«

Ich schnaufe aus vor Empörung. Ist es ihm mit mir nicht lustig genug? Er kennt mich doch noch gar nicht. Und überhaupt – seine Stimme. Was ist mit seiner Stimme? Sie klingt anders als die beiden Male, die ich bisher mit ihm gesprochen habe. Hat er etwa Alkohol getrunken? Am liebsten möchte ich ihm und dieser… blöden Schlampe die Tür vor der Nase zuschlagen. Aber ich traue mich nicht. Was würde er dann von mir denken? Dass ich eine Spielverderberin bin? Dann hätte ich es doch versaut, gleich am Anfang. Ich bin so wütend!

Nachdem ich ein paar Momente unschlüssig rumstehe, gehe ich schließlich ohne ein Lächeln zur Seite und lasse die beiden ins Haus. Ich spüre, wie meine Beine zittern. Ich schließe schnell die Tür und betrachte sie von hinten. Sie ist älter als ich, das sehe ich sofort. Und im Gegensatz zu mir sieht sie auch so aus. Bestimmt ist sie schon volljährig. Außerdem ist sie größer als ich, sie hat blondere Haare, längere Beine, sie trägt Klamotten, die mir meine Eltern nie kaufen würden. Ich hasse sie!

»Emma, das ist Annabelle.«

»Emily. Ich heiße Emily«, sage ich gepresst, während ich mich gleichzeitig darüber ärgere, dass Eric nicht nur meinen Namen vergessen hat, sondern auch, dass an diesem Mädchen alles schöner zu sein scheint als an mir. Sogar ihr Name.

»Ach ja, stimmt. Wo ist das Klo, E-mi-ly?« Er betont meinen Namen jetzt so sehr, dass ich mir blöd vorkomme, ihn berichtigt zu haben. Annabelle kichert. Ich atme tief durch. »Dort vorne, rechte Tür.«

Er verschwindet und ich stehe mit ihr allein da. Ich weiß nicht, was ich sagen oder tun soll. Am liebsten möchte ich mich in meinem Zimmer unter der Bettdecke verkriechen und nie wieder aufwachen.

»Der Typ gehört mir, ist das klar?«

Ich schaue Annabelle erstaunt an, dann gleich wieder weg. Ich kann ihrem Blick nicht standhalten, so herausfordernd, wie sie mich anschaut. Ich habe das Gefühl, dass diese blonde Giftschlange gleich auf mich losgeht, wenn ich jetzt etwas Falsches sage.

»Klar«, sage ich matt. Etwas Anderes fällt mir nicht ein. Und ich will keinen Ärger. Trotzdem kann ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen und schaue schnell auf den gefliesten Fußboden des Flurs, damit Annabelle es nicht sieht. So sicher scheint sie Eric ja doch noch nicht in ihrem Netz zu haben, sonst würde sie mir diese Ansage nicht machen. Sie scheint mich als Konkurrenz zu sehen! Blut schießt mir in die Wangen. Ich schöpfe plötzlich wieder Hoffnung und versuche, Eric so süß wie möglich anzulächeln, als er ein paar Sekunden später aus dem Gäste-Bad zurückkommt.

»So, meine Hübschen, dann kann die Party ja losgehen«, sagt er, während er seinen rechten Arm um mich und den anderen Arm um Annabelle legt und uns in Richtung Wohnzimmer schiebt.

»Hast du was zu trinken im Haus?«

Fast will ich Wasser und Orangensaft sagen, aber ich kann es mir gerade noch so verkneifen. Ich werde nervös. Ich weiß, dass meine Eltern Alkohol im Haus haben und auch, wo sie ihn verstecken. Aber ich bin mir sicher, dass sie merken würden, wenn etwas fehlt. Gerade nach einem solchen Abend wie heute, an dem ich allein zuhause bin, werden sie bestimmt nachschauen, ob ich etwas Dummes gemacht habe.

»Ich weiß nicht«, antworte ich ausweichend.

»Das war ja klar.« Annabelles Stimme klingt so schneidend, dass ich zusammenzucke, »dass dieses Kindergartenkind nicht mal weiß, wo ihre Alten den Schnaps versteckt haben. Du hast doch bestimmt noch nie was getrunken, weil du Angst hast, dass Mami und Papi dann enttäuscht von dir sind.« Sie beugt ihren Oberkörper in meine Richtung und verzieht ihre vollen Lippen zu einer Schnute, als ob sie mit einem Baby sprechen würde.

»Natürlich war ich schon mal betrunken«, sage ich trotzig, obwohl es nicht stimmt. Meine Eltern würden mich umbringen.

Annabelle lacht in einer übertriebenen, widerlichen Art und Weise. »Warst du schon einmal betrunken, ja? Was gab es denn? Kindersekt?« Sie spricht immer noch in Babysprache.

Ich spüre, wie meine Wangen feuerrot werden.

»Also, was ist jetzt? Hast du was da oder nicht?«, schaltet sich Eric ein. Er klingt leicht genervt. »Sonst müssen wir woanders hingehen. Und das wäre doch schade, wo es hier so schön gemütlich ist.« Er schaut mir tief in die Augen und lächelt mich an mit seinen schönen, vollen Lippen, während er das sagt. Meine Knie werden plötzlich weich.

»Also gut«, höre ich mich sagen und bereue es sofort. Aber jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr. »Ich gehe nachschauen.«

***

Ein paar Minuten später komme ich mit ein paar Flaschen Bier und einer kleinen, angebrochenen Flasche Wodka aus dem Keller zurück. Eigentlich will ich kein Bier trinken, aber wenn ich nur zwei Flaschen mitgebracht hätte, hätten sie mich bestimmt gleich wieder aufgezogen. Ich sehe Eric und Annabelle auf dem hellbraunen Ledersofa meiner Eltern sitzen und kichern. Sie sitzen viel zu eng beieinander, Eric hat den Arm in ihre Richtung ausgestreckt und spielt mit einer ihrer unglaublich hellblonden Haarsträhnen. Von einer Sekunde auf die andere fühle ich mich wie ein Stier, der Rot sieht: Ich muss dazwischen.

»Ich hab was gefunden«, rufe ich laut und knalle demonstrativ die Flaschen auf den flachen Couchtisch.

»Na also, geht doch«, sagt Eric und öffnet zwei Biere mit einem Feuerzeug, das er aus seiner schwarzen Jeans zieht. Er drückt erst Annabelle, dann mir eine Flasche in die Hand. Ich blicke unschlüssig auf das Etikett. Die grüne Flasche liegt kalt und schwer in meiner Hand. Ich habe bisher nur diese bunten Biere mit Grapefruit- oder Kirschgeschmack getrunken. Richtiges Bier mag ich überhaupt nicht, nachdem ich einmal einen Schluck probiert habe auf einer Familienfeier vor ein paar Jahren. Es hat widerlich bitter geschmeckt und meine Familie hat darüber gelacht, wie ich angeekelt das Gesicht verzogen habe.

Eric greift nach seiner Flasche auf dem Couchtisch und zieht mich in derselben Bewegung an sich auf seinen Schoß. Mir wird plötzlich ganz anders. Ich sitze auf seinem Schoß! Und Annabelle nicht. Ich sehe sie nicht an, sondern habe nur Augen für Erics weiche, dunkelbraune Haare, denen ich nun so nah bin wie noch nie. Aus dem Augenwinkel kann ich genau erkennen, wie es in ihren Augen blitzt.

Er riecht so gut. So herb und männlich. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. Einfach so. Und natürlich, um Annabelle zu ärgern. Ich möchte seinen Duft in mir aufsaugen, seine Haut berühren, in seine traumhaft schönen Augen blicken. Jetzt bin ich ihm endlich so nah… und dann sitzt diese dämliche Kuh neben uns.

»Wollen wir ein Spiel spielen?«, fragt Eric.

Ich blicke erstaunt von seiner Schulter auf. Ich bin ein bisschen sauer darüber, dass er diesen – unseren – Moment mit so einer Frage kaputtmacht.

Annabelle springt natürlich sofort darauf an: »Klar, warum nicht.« Sie würde wahrscheinlich zu allem Ja sagen, nur um mich von seinem Schoß runterzubekommen.

Sie sieht mich herausfordernd an. Auch Erics Blick ist auf mich gerichtet. Nervös schaue ich zwischen beiden hin und her. Ein ungutes Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Ich weiß nicht, was Eric vorhat, aber ich kann mir denken, dass er nicht Mau Mau spielen will.

»Ich weiß nicht«, sage ich zögernd. Ich bin nicht so der Spieletyp.«

Eric fängt an zu lachen. Ich komme mir dumm vor. »Ich glaube, so ein Spiel hast du auch noch nicht gespielt.«

Annabelle lacht mich gehässig an.

Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. Dann verselbstständigen sich die Worte in meinem Mund: »Gut… ich bin dabei.« Habe ich das gerade wirklich gesagt? Schnell nehme ich einen großen Schluck aus der Bierflasche, die ich immer noch in der Hand halte und bemühe mich, mein Gesicht nicht allzu sehr zu verziehen, als ich den bitteren Geschmack auf meiner Zunge spüre.

Eric blickt mich zufrieden an: »Das ist mein Mädchen.«

Mein Magen fängt an zu kribbeln bei diesen Worten, während mein Verstand sich fragt, wie er das gemeint hat.

»Wahrheit oder Pflicht«, sagt Eric, während er mich von seinem Schoß neben sich auf die Couch schiebt und nach der Wodkaflasche auf dem Tisch greift. »Wer kneift, muss trinken.«

Ohne weiter zu erklären, wie dieses Spiel funktionieren soll, legt er die Flasche flach auf den Tisch und dreht sie wie einen Kreisel. Ich merke meine Anspannung an meinen Händen, die sich in dem abgesessenen Couchleder festkrallen. Meine Zähne sind so stark aufeinandergepresst, dass mir der Kiefer wehtut. Ich habe Angst, dass die Flasche vom Tisch rollt und auf dem Parkettboden kaputtgeht. Aber noch viel schlimmer ist, dass ich keine Ahnung habe, was jetzt passieren wird.

Die Flasche wird langsamer und hört schließlich auf, sich zu drehen. Der Flaschenhals zeigt in Annabelles Richtung. Heißt das, dass sie dran ist? Ich blicke zu Eric. Er schaut in Annabelles Richtung und sagt: »Wahrheit oder Pflicht?«

Ich atme auf.

»Wahrheit«, sagt Annabelle.

»Sehr gut.« Eric trinkt langsam aus seiner Bierflasche, während er sich von Annabelle abwendet und mich anblickt: »Möchtest du?«

Ich merke, wie ich mit einem Schlag blass werde. Hastig schüttele ich den Kopf. »Mach du.« Lieber würde ich sterben, als zugeben zu müssen, dass ich nicht weiß, was ich überhaupt machen soll. Schnell nehme ich einen Schluck aus der Bierflasche.

Eric dreht sich wieder zu Annabelle: »Wann hattest du das letzte Mal Sex?«

Ich verschlucke mich fast und merke, wie meine Ohren blitzartig rot und warm werden, obwohl er mir diese Frage gar nicht gestellt hat. Zum Glück schaut er immer noch in Annabelles Richtung. Schnell schiebe ich mir meine Haare über meine heißen Ohren und nehme noch einen Schluck aus der Flasche. Wie schön kühl und angenehm das Bier auf einmal ist.

Gebannt blicke ich Annabelle an. Die zieht ihre langen Beine in den unverschämt hautengen Jeans zu sich in den Schneidersitz und legt lässig ihre Arme auf der Rückenlehne der Couch ab.

»Oh, das ist schon viel zu lange her. Ich hab's mal wieder nötig.«

Ich merke, wie mir übel wird. Diese ganze Situation überfordert mich. Ich bete, dass der Blitz einschlägt. Oder dass meine Eltern plötzlich nach Hause kommen und uns beim Alkohol trinken erwischen. Jede Strafe dieser Welt ist besser als das hier.

»Ist das so?« Bei dem Ton, den Erics Stimme angenommen hat, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. »Ich glaube, dieser Abend entwickelt sich ganz nach meinem Geschmack.«

Wie er da so breitbeinig zwischen uns sitzt, grinsend und mit glasigen Augen, frage ich mich plötzlich, was ich jemals an ihm gefunden habe. Ich stelle fest, dass er nicht nur nach Leder, sondern auch nach Schweiß riecht. Er ist überhaupt nicht so, wie ich es mir die letzten Wochen und Monate ausgemalt habe. Am liebsten möchte ich beide sofort rausschmeißen. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Ich setze erneut die Bierflasche an und stelle nach ein paar Schlucken fest, dass sie schon fast leer ist.

Ich habe keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, ob ich nun betrunken bin, denn Annabelle greift nach der Wodkaflasche und dreht sie mit einer schnellen Handbewegung. Ich schließe die Augen und bete, dass es mich nicht erwischt. Ich höre, wie die Flasche – viel zu schnell für meinen Geschmack – langsamer wird. Es kostet mich Überwindung, die Augen zu öffnen. Noch eine halbe Drehung, dann bleibt die Flasche stehen und rollt ein wenig zur Seite.

Die runde Öffnung zeigt in meine Richtung. Ohne Zweifel. Ich fühle mich, als würde ich in ein Kanonenrohr blicken. Ich schlucke heftig.

»Wahrheit oder Pflicht?« Annabelles dunkle Stimme klingt so provozierend, so gehässig, als ob sie nur drauf warten würde, dass ich mich blamiere.

Ich zögere kurz. Meine Gedanken rasen, aber ich kann keinen von ihnen fassen. »Pflicht«, sage ich schließlich. Ich weiß nicht, was jetzt auf mich zukommt, aber ich bin auf keinen Fall in der Lage, auch so eine Frage wie eben zu beantworten.

Annabelle tut nur so, als ob sie überlegen müsste – das kann ich ganz genau erkennen. Und dann sagt sie: »Mach wie ein Hund.«

»Was?«, frage ich irritiert. Annabelles Anweisung kam so schnell, dass ich nicht sicher bin, ob ich sie richtig verstanden habe.

Ich habe mit etwas Anzüglichem, Peinlichem gerechnet, aber das...

»Mach wie ein Hund!« Annabelles Stimme klingt nun deutlich lauter und schärfer. »Das wirst du ja wohl hinbekommen, oder?«

Unsicher rutsche ich auf meinem Platz hin und her, schaue zu Eric, der mich hämisch angrinst und mache »Wuff«. Mir ist klar, dass ihnen das nicht reichen wird. Und prompt fangen beide lauthals an zu lachen.

»Ich glaube, unsere Kleine braucht ein wenig Auflockerung«, sagt Annabelle und greift nach der Wodkaflasche, die auf dem Couchtisch liegt. Sie dreht den Deckel ab und hält mir die Flasche hin.

»Hier, trink. Dann wird dir gleich nichts mehr peinlich sein.«

Ihr Blick lässt keine Widerworte zu. Zögerlich greife ich nach der Flasche und führe sie langsam an meinen Mund. Ich habe noch nie Wodka getrunken, ich habe keine Ahnung, wie das schmeckt. Unauffällig rieche ich an der geöffneten Flasche, nehme aber keinen penetranten, bitteren Geruch wie bei dem Bier wahr. Das beruhigt mich ein wenig. So schlimm wird es schon nicht sein. Ich setze die Flasche an und trinke einen Schluck. Es schmeckt ungewohnt, aber nicht schlecht. Dann merke ich, wie es gleichzeitig brennt und warm wird in meinem Magen.

Eric nimmt mir die Flasche aus der Hand und trinkt ebenfalls einen Schluck.

»Gutes Zeug«, sagt er. Was auch immer das heißen mag.

»Also, was ist jetzt?« Der Ton in Annabelles Stimme hat sich nicht verändert. »Mach wie ein Hund. Und zwar richtig.«

»Wie macht denn ein Hund richtig?« Der Wodka scheint mich um den Verstand zu bringen. Vor ein paar Minuten hätte ich mich noch nicht getraut, ihr so zu begegnen.

»Komm, sei kein Spielverderber.« Erics Stimme klingt weich und süß. Er legt eine Hand in meinen Nacken und beginnt mich mit seinen zarten Fingern langsam zu kraulen. Ich muss kichern und will mich aus seinem Griff winden, doch...

Er hält mich fest.

Von einer Sekunde auf die andere ändert sich sein Blick. Seine Hand umgreift noch fester meinen Nacken.

Ich bekomme Panik. Ich rechne damit, dass er meinen Kopf in seinen Schoß drückt und will mich aus seinem Griff herauswinden, aber er scheint plötzlich unheimlich stark zu sein.

»Willst du eine Spielverderberin sein?« Er blickt mich aus erkalteten Augen an. Ein Lächeln umspielt seinen Mund, aber es ist ein Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Ich überlege fieberhaft, wie ich mich aus dieser Situation befreien kann. Das Telefon ist weit weg im Flur. Wo mein Handy ist, weiß ich nicht einmal. Selbst wenn, was sollte ich dann tun? Etwa meine Eltern anrufen?

»Nnnein«, sage ich zögerlich.

»Sehr schön. Dann mach endlich einen Hund nach, damit wir weiterspielen können. Los, auf den Boden.«

Er reißt mich mit einem Ruck von der Couch, der mich so überrascht, dass ich nicht in der Lage bin, zu reagieren. Ich verliere das Gleichgewicht und falle vor ihm auf meine Knie. Tränen schießen mir in die Augen.

»Bitte, hör auf.« Meine Stimme ist nicht mehr als ein Wispern.

»Ich glaube, unsere Kleine ist immer noch nicht locker genug. Gib ihr doch noch was zu trinken.«

Ich höre, wie Annabelle aufsteht und nach der Wodkaflasche greift. Ich sehe ihr Gesicht nicht, mein Blick ist zu verschwommen. Ob sie auch Angst hat? Ich kann unscharf erkennen, dass sie selbst erst einen Schluck Wodka nimmt. Anschließend hält sie die Flasche an Erics Mund und verabreicht ihm ebenfalls einen kräftigen Schluck, während er nach wie vor seine Hand in meinem Nacken festgekrallt hat. Mein Kopf ist direkt vor ihm, zwischen seinen Beinen. Was hat er mit mir vor?

Haben sie sich das alles schon ausgedacht, bevor sie hierhergekommen sind?

Ich fange an zu schluchzen. Ich versuche, es zu verhindern, aber es gelingt mir nicht.

Zack! Plötzlich wird mein Nacken brutal nach hinten gerissen. Eine Faust drückt meinen Rücken nach unten, so dass ich wie ein Hündchen auf seinen Hinterpfoten hocke. Mir schießen die Tränen in die Augen vor Schmerz, aber auch vor Überraschung. Mit aufgerissenen Augen starre ich nach oben. Annabelle steht direkt über mir, mit der Flasche in der Hand, und presst mir den Flaschenhals an den Mund. Ich will meine Lippen fest schließen, aber ich bekomme keine Luft. Ich versuche, durch die Nase zu atmen, aber es gelingt mir nicht. Als ich den Mund öffne, sprudelt sofort der kühle Wodka in meine Kehle. Ich verschlucke mich, muss husten, reiße den Kopf nach unten, ungeachtet der Schmerzen, die Annabelle mir zufügt, weil sie immer noch meine Haare festhält. Ich huste und huste, mein Bauch verkrampft sich, während ich auf allen Vieren auf dem Boden hocke.

Langsam wische ich mir mit der Hand über meinen Mund. Mein Gesicht ist tränennass.

Sie lachen.

»Das sieht doch schon eher nach einem Hund aus. Gut gemacht, meine Kleine.«

Eric tätschelt meinen Kopf. »Setz dich doch wieder neben mich.«

Ich merke jetzt erst, dass beide mich losgelassen haben. Erich bedeutet mir, wieder neben ihm Platz zu nehmen. Alles in mir sträubt sich gegen seine Aufforderung. Ich überlege kurz, die Gelegenheit zu nutzen und einfach aufzustehen und loszurennen. Aus dem Wohnzimmer, aus dem Haus, egal wohin. Aber ich kann nicht. Ich merke urplötzlich, wie betrunken ich bin. Zumindest glaube ich, dass sich betrunken sein so anfühlt. Ich kann kaum klar sehen, alles ist verschwommen. Außerdem ist mir auf einmal schlecht. Ich bezweifle, dass ich in diesem Zustand weit kommen würde. Ich richte mich langsam auf, meine Beine sind wacklig.

Mir bleibt nichts anderes übrig oder besser, mir fällt nichts anderes ein, als mich in gebührlichem Abstand von Eric auf die Couch zu setzen. Mein Blick wandert permanent zwischen ihm und Annabelle hin und her. Ich versuche beide so gut es geht im Blick zu behalten, aber selbst das aufrechte Sitzen fällt mir schwer. Meine Gedanken springen wild hin und her.

»Dann können wir ja endlich weiterspielen«, höre ich Annabelle sagen. »Los, dreh' die Flasche.« Ihr Ton klingt noch genauso unerbittlich wie vorhin.

Ich blicke auf die halbleere Wodkaflasche auf dem Tisch und versuche, so ruhig wie möglich zu klingen: »Ich möchte, dass ihr jetzt geht.« Ich fixiere die Flasche und warte auf eine Reaktion. Mir ist völlig klar, dass es nicht so einfach sein wird, daher schiebe ich schnell hinterher, dass sie den Wodka mitnehmen können.

»Aber ich habe noch gar keine Lust zu gehen, es macht gerade so viel Spaß. Was meinst du, Eric?«

Ich blicke sie an. »Machst du das, um ihm zu gefallen? Oder bist du wirklich so krank?« Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber plötzlich fühle ich Wut in mir aufsteigen. Ich greife mit einem Ruck nach der Flasche. Annabelle reißt die Augen auf. Ich will sie ihr an den Kopf schlagen. Ich will, dass sie aufhört, dass sie beide aufhören. Ich will die Flasche werfen, aber ich bin zu schwach. Noch in der Bewegung reißt sie Eric mir aus der Hand.

»Wow, schon gut. Du willst, dass Annabelle die Flasche dreht. Hier, bitte schön.«

Annabelle folgt prompt seiner Aufforderung und dreht die Flasche etwas zu stark, denn sie rotiert gefährlich in Richtung Tischkante. Bewegungsunfähig starre ich die Flasche an, doch sie fällt nicht, sondern trudelt langsam an der Tischkante aus, bis sie schließlich mit einem Ruck liegen bleibt.

Der Flaschenhals zeigt erneut in meine Richtung. Ich schließe die Augen. Ihr Lachen klirrt in meinen Ohren. Es tut mir weh.

Ich öffne die Augen und sage »Wahrheit«. Es klingt undeutlich. Alles dreht sich.

Weit entfernt höre ich Annabelles Stimme, die von einem dreckigen Lachen begleitet wird: »Wahrheit? Kannst du haben.« Sie legt eine Kunstpause ein und setzt sich aufrecht hin. »Bist du noch Jungfrau?«

Ich drehe meinen Kopf langsam in ihre Richtung und blicke Annabelle an. Ich merke, wie ich hin und her schwanke, obwohl ich immer noch auf der Couch sitze. Was soll diese Frage? Was bezweckt sie damit? Haben sie mich nicht schon genug gedemütigt? Was soll ich antworten? Soll ich lügen? Es ist doch vollkommen egal, was ich sage. Wenn ich Nein sage, werden sie mir nicht glauben. Und wenn ich ja sage… Was passiert dann? Ich habe Angst.

»Nein… bin ich nicht.« Meine Antwort kommt so zögerlich, dass sie mir schon allein deswegen nicht glauben werden.

»Du lügst«, höre ich prompt Annabelles anklagende Stimme. Es ist mir egal. Ich schließe die Augen, ich muss schlucken. Mir ist kotzübel.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739463223
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
Psycho Thriller Psychologie Chick Lit Krimi Spannung Suspense New Adult Psychothriller Dark Romance Liebesroman

Autor

  • Stephanie van Outen (Autor:in)

1983 geboren, Studium der Anglistik und Mittelalterlichen Geschichte. Lebt in Berlin und Leipzig, hat aber auch einige Jahre in Seoul / Südkorea verbracht.
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Titel: Du bist dran...