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Meine liebe Schwester!

Briefe aus Deutsch-Südwestafrika 1900-1904 Elisabeth von Walsburg

von Marianne Acquarelli (Herausgeber) (Autor:in)
200 Seiten

Zusammenfassung

Elisabeth (Elisa) Karl wird gegen ihren Willen mit Tristan von Walsburg verheiratet. Es ist nur eine Zweckehe, denn der junge Arzt braucht eine Frau, um seinen Karriereweg zu ebnen. Elisa muss sich in seine Plänen fügen und findet sich nur wenige Tage nach der Hochzeit auf einem Schiff wieder, das Richtung Deutsch-Südwestafrika fährt. Trotz der langen Distanz hält Elisa die Korrespondenz mit ihrer in Wien lebenden Schwester Victoria aufrecht. In vielen Briefen erzählt sie von ihren Eindrücken, Erlebnissen und den Herausforderungen, die das eher karge Leben in der neuen Heimat bereithalten. Von Grund auf optimistisch glaubt Elisa eine Zeit lang, dass Tristan und sie zueinander finden könnten, doch dann häufen sich seine Arztbesuche bei einer bestimmten Patientin. In Windhuk brodeln bald die Gerüchte hoch ...

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Meine liebe Schwester!

Briefe aus Deutsch-Südwestafrika

Elisabeth von Walsburg
1900 -1904

Marianne Acquarelli (Hg.)

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www.editiohistoriae.at

Inhalt

Elisabeth von Walsburg, von allen Elisa genannt, muss sich nicht nur in eine ungewollte Ehe, sondern zusätzlich in die Pläne ihres Mannes Tristan fügen. Nur wenige Tage nach der Hochzeit wandern die Jungvermählten nach Windhuk in Deutsch-Südwestafrika aus, wo Tristan die Stelle als Gemeindearzt antreten wird. Schon die lange Reise hält viele Erlebnisse und Eindrücke für Elisa bereit, die sie in Briefen an ihre in Wien lebende Schwester Victoria schildert.

 

In Windhuk angekommen muss sich die junge Frau in einer völlig fremden Welt zurechtfinden und mit den geringen Möglichkeiten, die das noch junge Schutzgebiet des Deutschen Reichs bietet, auskommen. Die fehlende Infrastruktur, Weihnachten bei 35° Grad Hitze und Termitenplagen sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Elisa stellen muss.

 

Am Anfang scheint es, dass Elisa und Tristan durch das harte Leben zueinander finden – aus der arrangierten Ehe könnte mehr werden. Doch plötzlich tauchen Gerüchte um Tristans Zuneigung zu einer seiner Patientinnen auf ...

Vorwort

Otto von Bismarck wehrte sich jahrelang erfolgreich gegen Kolonien für Deutschland. Für ihn waren sie wenig wirtschaftlich und brachten politische Störungen. Noch 1881 lehnte er eine deutsche Kolonialpolitik ab, weil er verwundbare Punkte in fernen Weltteilen unbedingt vermeiden wollte.

 

Doch der Trend der Zeit war gegen seine Einstellung. In Deutschland war ein regelrechtes Kolonialfieber ausgebrochen, das sich durch die Gründung von zahlreichen Vereinen und Gesellschaften, die eine Kolonialisierung zum Ziel hatten, zeigte. Die tatsächlichen Gebietserwerbungen gingen, wie im Fall von Deutsch-Südwestafrika, auf private Initiativen zurück:

 

Der deutsche Kaufmann Adolf Lüderitz hatte 1882 zusammen mit Heinrich Vogelsang und Kapitän Timpe den Erwerb des Schiffes „Tilly“ beschlossen, um in Afrikas noch unbesetzten Gebieten nach geeignetem Land zu suchen. Heinrich Vogelsang wurde tatsächlich fündig und schloss 1883 einen Vertrag über den Kauf der Bucht Angra Pequena, heute Lüderitzbucht, mit fünf Meilen Umland. Die Einheimischen erhielten dafür 200 Gewehre und 100 englische Pfund. In den kommenden Jahren wurden mit den Eingeborenen weitere Landübertragungen ausgehandelt.

 

Da für Deutschland die Wahrung der kaufmännischen Interessen im Vordergrund stand, stellte Bismark 1884 sogenannte Schutzbriefe aus. In der Folge wurden die neuen Territorien, auch häufiger Schutzgebiete, als Kolonien genannt. Diese Unterstützung der wirtschaftlichen Initiativen hielt fünfzehn Jahre an. Erst 1899 wurde eine formelle staatliche Verwaltung bestellt.

 

Die neuen Schutzgebiete sollten Deutschland in vielerlei Hinsicht Vorteile bringen. Zum einen erhofften sich die Investoren hohe Renditen und zum anderen sollte beispielsweise Deutsch-Südwestafrika das Problem der Überbevölkerung im Reich lösen. Die Migrantenströme sollten weg vom beliebten Ziel Amerika in die neuen Gebiete umgeleitet werden.

 

Durch Ausstellungen über Expeditionen, die vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee organisiert wurden, und Berichte über das Wirtschaftsleben in den Schutzgebieten sollten die Leute auf den Geschmack kommen. Elisabeth von Walsburg gerät durch ihren Ehemann in eben jenen Sog der Aufbruchstimmung hinein und muss zur Mitte von 1900 ein neues Leben in Windhuk beginnen. Ihre Eindrücke, Erinnerungen und Sorgen teilte sie ihrer Schwester Victoria, die in Wien lebte, in zahlreichen Briefen mit.

 

Die vorliegende Edition ist an die heutige Orthografie angepasst. Unterstützend wurden Fußnoten mit Erläuterungen über den geschichtlichen Hintergrund eingefügt. An dieser Stelle ergeht ein Dank an den Militärhistoriker Dr. Bernhard Wenning, der seine wissenschaftliche Expertise zur Verfügung stellte.

Karte von Deutsch-Südwestafrika

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1

Heidelberg, 14. Januar 1900

 

 

 

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Wie gern wäre ich nur dabei gewesen! Dein Alfred trägt Dich auf seinen Händen wie einen wertvollen Schatz. Niemand weiß besser als ich, dass Du es auch verdienst. Deine detaillierten Schilderungen von diesem prunkvollen Ballsaal im Tabarin[1] lassen ihn vor meinen Augen fast Wirklichkeit werden. Allein die goldenen Balkone klingen schon zu verlockend, um von dort das bunte Treiben auf der Tanzfläche zu bestaunen. Deine Beschreibungen der edlen Tischwäsche, der Gedecke und der hauchdünnen Champagnergläser lassen das Bild von einem Feenreich in mir auferstehen. Es gibt Platz für 2 500 Gäste? Da muss ja tatsächlich die gesamte feine Wiener Gesellschaft zusammengekommen sein, um auf das Eintreffen des neuen Jahres, was sage ich, des neuen Jahrhunderts anzustoßen. Ein wahrhaft erhabener Rahmen, um dieses denkwürdige Silvester zu begehen.

 

Wie jedes Jahr ist auch unser Haus in vollem Glanz erstrahlt, doch seit Deiner Hochzeitsfeier in dem hübschen Kursalon[2] beim Stadtpark ist Mama nichts mehr gut genug. Sie hat Papa mit ihren Wünschen fast in den Wahnsinn getrieben. Wenn es nach Mama gegangen wäre, hätte Papa am besten für unser ganzes Heim eine Komplettrenovierung in Auftrag gegeben.

 

Zum Glück ist Papa standhaft geblieben, denn selbst sein Gehalt als Direktor des Cement-Werks, könnte all das nicht abdecken. Er hat ja schon genug darunter gelitten, dass die Familie Deines Mannes einen Großteil Eurer Hochzeit bestritten hat. Es ist selbstverständlich, dass der einzige Sohn aus einer der wichtigsten Industriellenfamilien Wiens seine Hochzeit mit allem Pomp begehen musste. Und Deine wunderbare neue Familie hat ja nie den geringsten Zweifel aufkommen lassen, dass sie mit Alfreds Wahl seiner Braut nicht hochbeglückt gewesen wäre.

 

Also, warum hört Papa nicht endlich auf sich zu grämen und Mama sollte wieder mit ihrem Leben zufrieden sein. Wir können uns alle nur glücklich schätzen, dass Du es, liebe Victoria, so gut getroffen hast. Dein Fredi ist nicht nur lieb, sondern obendrein eine glänzende Partie. Es war wohl ein gelungener Schachzug von Fortuna, dass Alfred zum Studieren nach Heidelberg gekommen war.

 

Zu guter Letzt hat sich Mama mit einigen kleinen Änderungen unseres Silvesterdiners besänftigen lassen und es war ein gelungenes Fest. Wilhelm hat das erste Mal daran teilnehmen dürfen. Papa hat ihm nur strengstens jeden Alkohol verboten und es ist kaum zu glauben, aber der Lausejunge hat doch tatsächlich auf die väterlichen Ermahnungen gehört!

 

Ohne Dich war ich nur leider recht arm dran. Mama hat mir den alten Baron von Waidenthal als Tischherren an meine rechte Seite gesetzt und an meine linke diesen Freund von Andreas aus seiner Studentenverbindung – Tristan. Der Herr Baron ist fast taub und hat mir ständig die Hand getätschelt. Mit ihm zu reden war eine Qual. Ich erinnere mich, dass Mama Dich ja auch einmal neben ihn gesetzt hatte. Hatte sie ihn Dir damals nicht mit höchsten Lobesworten als gute Partie angepriesen? Wie entsetzlich! Der gute Mann ist schon über siebzig und selbst mit seinem großen Vermögen als Dreingabe, kann diese Ehe keine rechte Freude sein.

 

Nun entsinne ich mich, dass Mama mir gegenüber eine Andeutung gemacht hatte, die demselben Gedanken entsprungen sein könnte. Oh, Victoria, sollte das mein Schicksal sein? Du hast mit Deinem Liebreiz und Deiner Schönheit auf einen Mann wie Fredi hoffen dürfen, doch da ich nach Papa geraten bin ... was bleibt mir da an Träumen?

 

Nun, Andreas Freund Tristan hat mich recht eindeutig wissen lassen, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als der harten Realität ins Auge zu blicken. Dieser arrogante Pfau hatte gerade noch genug Höflichkeit aufbringen können, mir als seiner Tischdame zuzunicken und einen guten Appetit zu wünschen. Dann hat er doch tatsächlich kein Wort mehr an mich gerichtet. Die Dauer des ganzen Diners hat er mit Großcousine Adelheid und Andreas parliert. Zu unserer entzückenden und älteren Verwandten war dieser Popanz galant – und zu mir kein Wort?!

 

Dem lieben Gott habe ich gedankt, als Mama die Tafel endlich aufhob. Ich floh beinahe in den Salon und drückte mich von einer Ecke in die andere. Kurz vor Mitternacht hielt Papa eine aufmunternde Rede und als alle mit Champagner versorgt waren, gab es ein kräftiges „Prosit Neujahr!“. Unser guter Wilhelm hat ganz artig mit Apfelschorle angestoßen und, weißt Du, er war so entzückend und hat mit mir getanzt. Dabei hat er sich schon recht geschickt angestellt. Ich weiß gewiss, dass er in ein paar Jahren der gleiche Herzensbrecher wie Andreas sein wird.

 

Das führt mich gleich zu unserem älteren Bruder. Abgesehen davon, dass er sich ausgerechnet Tristan als neuen besten Freund ausgesucht hat, ist Papa wohl nicht recht glücklich mit seinen sonstigen Leistungen. Er bestand seine letzte Prüfung wieder nicht. Wie Du Dir vermutlich sehr gut vorstellen kannst, hat Papa getobt wie ein wilder Stier und seinem Erstgeborenen erneut mit vielerlei Konsequenzen gedroht. Und lässt er irgendetwas davon Wirklichkeit werden? Nein! Daher jucken Andreas die väterliche Schelte natürlich gar nicht. Es ist und bleibt ein Jammertal.

 

Am Neujahrstag verließ ich so bald es ging mit Attila das Haus. Zum Glück war es ein schöner Tag und mit meinem Gedanken bei Dir wählte ich unseren Lieblingsspazierweg. Es war wundervoll! Ganz Heidelberg lag noch im Bett und ich konnte mich an einer nie da gewesenen Ruhe erfreuen.

 

Auf den Neckarstaden war keine Menschenseele und die ganze Stadt schien nur für mich da zu sein. Attila war selig, denn ich hatte keine Scheu, ihn gleich nach der Brücke von der Leine zu lassen. Der Gang zum Schlosspark wäre herrlich gewesen, doch Du ahnst nicht, was es mir vergällt hat. Vom Haus des Studentencorps klang doch tatsächlich noch Lärm bis zu mir! Oh, wie schrecklich, denn sicher war Andreas mit seinem Freund auch mit dabei. Es gibt keine Worte, die das Gegröle des „Chors“ zu schildern imstande wären. Zu meinem großen Glück hat sich niemand von denen herumgetrieben. Attila hätte sonst bestimmt Laut gegeben, aber er hat nur wie bei jedem Ausgang in seliger Ruhe alles abgeschnüffelt. Du kennst ihn ja! Da er (eigentlich wir beide) am Vortag die ganze Zeit ins Haus gesperrt war (waren), sind wir anschließend die ganz große Runde abgegangen. Auch um elf war noch alles ruhig. Ich hörte auf dem Rückweg nur die Glocken der Heiliggeistkirche.[3]

 

Zu meiner großen Freude war die Konditorei Hörcher[4] geöffnet und ich nahm meinen allerersten Kaffee im neuen Jahrhundert. Kann es sein, dass er besonders gut schmeckte? Meine Fantasie geht wieder mit mir durch. Wahrscheinlich hatte nur die kalte Luft meinen Geschmackssinn empfindlich gemacht.

 

Als ich zu Hause ankam, herrschte dort emsiges Treiben, um die Spuren der Silvesternacht aus dem Esszimmer und den Salons so rasch wie möglich zu beseitigen. Ich bat Mama, die Dienstmädchen etwas weniger durch die Gegend zu hetzen, doch das hätte ich besser bleiben lassen. Du kennst ja ihre Tiraden über das Hochhalten eines ständig empfangsbereiten Hauses. Als ob irgendjemand in den Tagen nach Neujahr der Familie Karl seine Aufwartung machen würde. Du kannst meinen Seufzer wahrscheinlich bis nach Wien hören.

 

Die ersten Gäste, wenn man von Großcousine Adelheid absieht, kamen erst wieder zu unserem traditionellen Dreikönigsempfang. Du weißt ja, dass es bis auf das Sommergartenfest die einzige Gelegenheit ist, zu der Mama auch alle Kinder unserer Verwandtschaft lädt. Es war wundervoll. Wilhelm und vor allem Georg waren ganz glücklich über all die jungen Herren, mit denen sie trotz der Kälte recht gern im Garten irgendein wildes Spiel veranstaltet haben. Ich war wiederum sehr froh, dass ich mich mit unseren Cousinen ins Kinderspielzimmer zurückziehen durfte. Von den Mädchen ist eines entzückender als das andere. Cecilia ist so groß geworden und sie sieht Dir nach wie vor sehr ähnlich. Es war eine helle Freude mit ihnen den Tag zu verbringen.

 

So viel besser als unten im Großen Salon. Mamas Andeutungen gegenüber allen Verwandten über mein Dasein als Ledige und dem allzu offensichtlichen Mangel an Bewerbern zerrten an meinen Nerven. Seit Deinem Weggang hat sie meinen Stand, bis auf die Schwärmereien über Deine Hochzeit, leider zu ihrem Lieblingsthema gemacht. Es vergeht kein Tag ohne Vorhaltungen über meine Kleidung, mein Äußeres oder meine Interessen.

 

Da fällt mir ein, dass ich Dir noch etwas erzählen wollte: Andreas gab bei Tisch bekannt, dass anlässlich der Einsetzung der neuen Gouverneure in den Deutschen Schutzgebieten eine Wanderausstellung nach Heidelberg kommen wird. Dem deutschen Volk sollen all die exotischen Orte in Afrika und Asien nähergebracht werden. Andreas polterte mit dieser Neuigkeit natürlich wieder wie ein Elefant durchs Haus. Ich glaube nicht, dass Papa sehr gern davon hören mochte. Er hat doch damals mit diesem Kaufmann Lüderitz und dessen Schiff Tilly[5] recht viel Geld verloren. Sein Groll ist auch nach so vielen Jahren kaum verraucht. Doch zu meinem Erstaunen hat er unserem großen Bruder gar nicht Einhalt geboten. Vielleicht, weil Tristan mit am Mittagstisch gesessen hatte. Und wenn ich mich recht entsinne, brachte jener das Thema eigentlich auf. Kann ich vielleicht darauf hoffen, dass er auf Nimmerwiedersehen in eine der Kolonien verschwindet?

 

Mein Brief endet hier, denn ich muss los. Wilhelm und Georg haben mich angefleht, mit ihnen mit der Drahtseilbahn[6] zum Schloss hinaufzufahren. Ich habe eigentlich sehr viele Sachen zu erledigen, aber was tut man nicht alles für die kleinen Brüder.

 

Schreib mir bitte gleich und erzähle mir von Dir.

 

Deine Elisa

2

Heidelberg, 24. Februar 1900

 

 

 

Liebe Vica!

 

 

Deine Wiener lassen sich den Fasching recht gut gefallen! Ich freue mich so, zu hören, dass es Dir in der neuen Heimat an nichts fehlt. Viel mehr: Deine neue Welt scheint ein funkelndes und strahlendes Paradies zu sein. Fast jeden Abend findet in einem dieser eleganten Palais ein Ball statt? Wie wundervoll!

Und all die Kleider, die Du Dir machen lassen kannst. Ganz besonders gefällt mir Deine Beschreibung von Deinem Kleid in der nilgrünen Farbe mit der passend dazu gefertigten Stola. Oh, es klingt alles atemberaubend und dieses Jahr ist die fröhliche Zeit auch so lang.

 

Mama möchte die Tage bis zum Aschermittwoch ebenfalls genießen und sie hat Papa zu einem Hausball überredet. Das Fest soll in zwei Tagen am Rosenmontag stattfinden und alle sind in heller Aufregung. Mama beauftragte ein eigenes Unternehmen mit der Umgestaltung des Großen Salons. Zur Beruhigung Papas ist alles nur für diesen einen Abend gemietet. Mama musste versprechen, dass unsere Sachen wieder an ihren angestammten Platz kommen und nichts Neues zurückbleibt. Auch keine der großen Topfpflanzen, mit deren Hilfe gemütliche Plätze geschaffen werden, um Gelegenheit für Konversation zu haben.

 

Vor dem Tanz wird es für einige ausgewählte Gäste ein Diner geben und an dieser Stelle kommt der Punkt, der mir die schöne Gelegenheit fast verderben mag. Als einer der Ehrengäste soll ausgerechnet Tristan geladen sein. Du erinnerst Dich vielleicht an diesen Freund von Andreas, von dem ich Dir schrieb. Und warum das Getöse um diesen unsympathischen Mann? Er hat seinen Werdegang zum Mediziner und Chirurgen vollendet. Wie ich mit zusammengebissenen Zähnen zugeben muss tatsächlich mit beachtenswerter Bravour, aber ich verstehe immer noch nicht, warum sich Papa so hervortut.

 

Seit ein paar Tagen weiß ich, dass Tristan ein Freiherr ist – von Walsburg. Doch sein Familienzweig ist verarmt, die bedauernswerten Eltern seit einigen Jahren tot und Tristan besitzt nur mehr ein winziges Gut irgendwo in Sachsen. Ich kann mir Papas ungewöhnliche Zuneigung nicht im Geringsten erklären.

 

Nun, viel Zeit, um mich mit dieser Frage zu beschäftigen, bleibt mir nicht. Mama scheucht nicht nur das ganze Personal, sondern auch mich unbarmherzig durch das Haus und durch die Gegend. Fast stündlich hat sie eine Liste mit Besorgungen für mich. Natürlich sind es Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden. Meine Arbeit für die Wohlfahrt muss ich notgedrungen ständig hinten anstellen, was mich dauert, denn das Wetter ist noch recht kalt und viele arme Seelen brauchen nach wie vor warme Kleidung. In unserer Nähkammer stapeln sich Körbe voller unerledigter Wäsche.

 

Es gibt aber noch eine ganz andere Neuigkeit, von der ich Dir berichten muss. Unsere Universität hat doch tatsächlich beschlossen, auch Frauen zum Studium zuzulassen! Das ist eine wahrhaft fantastische Entwicklung. Du erinnerst Dich doch noch, wie wir über all die Warnungen gestaunt haben, die dieser Entscheidung vorausgegangen sind. Wir Frauen sollen die erotischen Sinne der Studenten wecken, unsere intellektuelle Leistungsfähigkeit sei gemildert oder wir werden wahnsinnig, wenn wir uns nicht der Ehe und Mutterschaft zuwenden?

Andreas hat sein Abitur ja nur bestanden, weil wir ihm alles aufbereitet haben und, verzeih mir, ich habe bei Mama und Papa eher den Eindruck, dass einen Ehe und Elternschaft in die geistige Umnachtung treiben ... Ich glaube, ich kann Dich bis nach Heidelberg lachen hören.

 

Wie gern würde ich in diesen Olymp des Wissens eintreten dürfen! Doch wie überrede ich Papa? Er war doch schon kaum davon zu überzeugen, dass wir die Schule für höhere Töchter besuchen dürfen.

Bei einer meiner Einkaufsrunden für Mama habe ich das aktuelle Verzeichnis der Universität erstanden. Doch ich wage nur, Dir davon zu erzählen und blättere auch nur im Geheimen auf meinem Zimmer darin.

 

Da ich hier zu Hause bereits als sitzengeblieben gelte, kann ich Mama und Papa vielleicht dafür gewinnen, einen anderen Weg einzuschlagen. Wenn sie mich das Abitur machen lassen, könnte ich bei Philologie immatrikulieren und später als Hauslehrerin eine gute Anstellung finden. Was denkst Du, liebe Victoria? In mir weckt allein der Gedanke sehr viel Hoffnung auf eine gute Zukunft.

 

Ich muss nun leider aufhören, denn ich höre Mama wieder nach mir rufen. Ich umarme Dich und warte schon jetzt voller Freude auf Deinen nächsten Brief.

 

Deine Elsa

3

Heidelberg, 30. März 1900

 

 

 

Meine liebste Schwester!

 

 

Das sind wahrhaft wundervolle Neuigkeiten. Du bist wahrscheinlich guter Hoffnung und ich werde bald Tante? Du siehst mich vor Freude durchs Zimmer hüpfen. Kein Wunder, dass Fredi auch vollkommen aus dem Häuschen ist. Was werdet ihr für ein schönes und entzückendes Kindchen haben?

 

Ich verstehe Deine Entscheidung, es Mama vorerst nicht zu sagen. Damit hat sie weniger Zeit, um Dir in Wien die Schwangerschaft so schwer wie möglich zu machen. Denn eines ist gewiss: Sobald sie davon erfährt, packt sie die Koffer und dann ist es mit Deiner Seligkeit vorbei. Lass Dir Zeit. Ich halte Mama gerne für Dich aus.

 

Unser Ball war ein voller Erfolg und er wurde sogar in der Zeitung mit ein paar Zeilen lobend erwähnt. Ich lege Dir den Abschnitt bei, doch Mama berichtete Dir sicher auch schon davon.

 

Was tut sich seitdem hier in Heidelberg? Die großenteils selbst auferlegten Fastenregeln gehen allen auf die Nerven. Papa hat wie jedes Jahr ein dringendes Geschäftsessen nach dem anderen und speist fast täglich außer Haus. Ich flüchte zu Hörcher und unsere beiden jüngeren Brüder werden mindestens einmal täglich bei der Selbstversorgung in der Speisekammer erwischt. Es ist gut möglich, dass unser Vorrat an Geselchtem und Würsten für die Zeit nach Ostern schon halbiert ist.

 

Da unsere Emma die Lausejungen so ins Herz geschlossen hat, ist das Komplott bisher nicht aufgeflogen. Ich halte das für einen rechten Glücksfall, denn ich glaube kaum, dass ein so strenges Fasten gut für zwei Heranwachsende ist.

 

Damit bleibt nur noch Mama, die sich eisern an Gemüse und Getreide hält. Du weißt ja, wie die strenge Diät auf ihre Laune schlägt. Damit ist es ausgeschlossen, dass ich mit ihr über meine Pläne reden kann. Mit Papa geht es auch nicht, weil er fast nie zu Hause ist. Zumindest freut sich die Wohlfahrt, weil ich nun wieder viel Zeit für die Flickarbeit habe.

 

Ich war jedoch nicht ganz untätig. Vor ein paar Tagen konnte ich dem Gymnasium einen Besuch abstatten. Der Direktor war sehr freundlich und erklärte mir, wie ich das Abitur im Rahmen einer externen Prüfung machen kann. Es unterscheidet sich kaum von den Prüfungen, die Andreas bestehen musste. Oh, ich bin noch mehr Feuer und Flamme. Jeden Tag sehne ich das Ende der Fastenzeit mehr herbei, damit ich Mama und Papa endlich für meine Ideen gewinnen kann. Du kannst mir glauben, dass es mich mehr und mehr drängt, das Haus für immer verlassen zu können.

 

Mama okkupiert den großen Salon und das Herrenzimmer scheint neuerdings Andreas und Tristan zu gehören. Bei einem seiner Besuche ging ich an der halb geöffneten Tür vorbei und, stelle Dir vor, von Walsburg machte einen derben Scherz über mich. Ich war so wütend, dass ich ihm am liebsten einen Tritt verpasst hätte. Doch Andreas hätte sich mit Sicherheit über mich lustig gemacht und mich des Lauschens bezichtigt.

 

Es gibt allerdings ein Lichtlein am Horizont. Tristan Freiherr von Widerlich hat die Zusage für eine Anstellung in der Klinik bekommen. Damit hat er zumindest weniger Zeit für Besuche bei uns.

Vielleicht mag er sich ja sogar noch weiter entfernen. Das neue Lieblingsthema der beiden sind unsere Deutschen Kolonien. Sie waren nicht nur bei der Ausstellung, sondern frequentieren auch häufig Vorträge der Kolonialgesellschaft. Andreas hat sogar eine Broschüre der Deutschen Kolonialschule[7] mitgebracht. Vielleicht erhört ja der Herrgott meine täglichen Gebete? Andreas entschließt sich für die Ausbildung in Witzenhausen und Tristan geht nach Kiautschou[8]? Du siehst mich vor dem Globus im ausnahmsweise leeren Herrenzimmer stehen ... und hoffen.

 

Du fehlst mir sehr, doch ich will Dich nicht mit meinem Gejammer belasten und wünsche mir nichts sehnlicher, als einen guten Fortschritt Deiner Schwangerschaft.

 

Schreibe mir bitte bald.

 

„Tante“ Elisa

4

Heidelberg, 19. April 1900

 

 

 

Meine liebe Schwester!

 

 

Es gibt keine Worte, die zum Ausdruck bringen können, wie niedergeschlagen ich bin. Verzeih mir, dass ich Deinen Brief nicht abwarte und Dir wieder schreibe, doch diesmal in allerhöchster Verzweiflung!

 

Wie Du weißt, habe ich das vergangene Osterwochenende herbeigesehnt, um in Ruhe mit Papa über meine Zukunft zu reden. Neben den Vorbereitungen für das Festessen habe ich jede freie Minute für meine Pläne genutzt. Die Bibliothek war an den meisten Vormittagen frei und ich habe mit der Umsetzung meiner Pläne begonnen. Deutsch, Algebra, Geschichte, Geografie – alles, was mir in die Hände fiel.

 

Und nun scheint mein Traum wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Doch ich erzähle Dir von Anfang an:

Am Gründonnerstag hatte ich mich wieder in die Bibliothek zurückgezogen und stand mit einem Buch vor dem Globus – die Länder Europas.

 

Es kam doch tatsächlich Tristan herein und er ließ sich auch nicht mit dem Hinweis vertreiben, dass Andreas außer Haus sei. Er begann ein Gespräch mit mir, dessen Zweck ich erst einige Tage später begreifen sollte. Tristan wollte von mir wissen, was ich über ferne Länder dachte. Da ich ja mit Wilhelm und Georg die Ausstellung über die Deutschen Kolonien besucht hatte, unterhielten wir uns darüber.

 

Tristan war recht freundlich und erkundigte sich doch tatsächlich, ob ich gerne reiste. Ein entsetztes „Nein“ hätte mir entfahren sollen und ich wäre jetzt weniger unglücklich. Warum?

 

Am Ostermontag sah ich endlich die Gelegenheit für ein Gespräch mit Papa, der auch einwilligte, doch ich kam wenig zu Wort. Ohne mein Wissen und naturgemäß ohne mein Einverständnis hat der Freiherr von Walsburg um MEINE Hand angehalten. Stell Dir das nur vor!

 

Papa zeigte sich überglücklich, denn nicht nur der Titel würde mir schmeicheln, sondern ich könne auch mit Stolz auf den Karriereweg blicken, den mein zukünftiger Ehemann einzuschlagen gedachte.

 

Tristan von Walsburg hat sich für die Stelle als Gemeindearzt in Windhuk beworben und wurde in Betracht gezogen! Doch der derzeitige Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Theodor Leutwein, hat für die Bewerber neben der Ausbildung zum Mediziner noch eine weitere Bedingung gestellt. Um dem Frauenmangel in der Kolonie entgegenzuarbeiten, wird nur ein verheirateter Arzt eingestellt.[9] Freiherr Tristan braucht also dringend eine Frau und die Tatsache, dass ich gerne reise, soll als Grundlage genügen?

 

Meine ganzen Pläne brechen wie ein Kartenhaus in sich zusammen, damit ich als Mittel zum Zweck einem Mann, der mich nicht mag und ich ihn genauso wenig, um den halben Globus folge?

 

Als ich Papa auf diesen Umstand der mangelnden Sympathie aufmerksam machte, tat er meine Einschätzung als unrichtig ab. Tristan habe meine kompetente Art und meinen Fleiß in höchsten Tönen gelobt, denn er hätte mich angeblich schon länger beobachtet. Papa erklärte mir, dass er keinerlei Bedenken habe, seine Tochter diesem aufstrebenden jungen Mann anzuvertrauen.

 

Aufstrebend und jung? Ja vielleicht, aber keineswegs ehrlich. Tristan hat mich doch bisher kaum zur Kenntnis genommen. Im Gegenteil, er geruhte ja Andreas sogar mitzuteilen, dass die Schönheit unserer Mutter zur Gänze an Dich gegangen wäre und zwar so gründlich, dass für mich nichts mehr übrig gewesen war.

 

Länger beobachtet? Das fällt mir ebenso schwer zu glauben. Tristan hat wohl nur die Stellenausschreibung länger beobachtet, um festzustellen, dass er ganz schnell eine praktisch veranlagte Frau benötigt.

Seit jenem unseligen Gespräch mit Papa sitze ich wie gelähmt im Zimmer und starre meistens in meine Psyche. Dort sehe ich eine normal aussehende Frau, die genau wusste, was sie wollte und, der alle Zukunftspläne weggenommen wurden. Meine Fingerknöchel sind schon ganz verkrampft, so fest presse ich die Hände auf die Tischplatte. Gestern hatte ich eine geschlagene Stunde meinen Hut noch auf, bevor es mir auffiel. Oh, was soll ich nur machen?

 

Tristan sprach bisher auch nicht wieder vor und daher weiß ich eigentlich nur von Papa, dass ich offiziell verlobt sei. Müsste ich nicht vorher um meine Zustimmung gebeten werden? Doch bisher wurde mir nur ein dünnes Heft der Deutschen Kolonialgesellschaft aufs Zimmer gelegt, das die Auswanderer über Deutsch-Südwestafrika und seine angeblichen Vorzüge informiert. Doch darin gibt es eigentlich nur Informationen, die für Männer gedacht sind. Es geht hauptsächlich um die Möglichkeiten, Arbeit zu finden oder die Landnahme als zukünftiger Farmer.

 

Ein paar Abschnitte sind den Eingeborenen gewidmet und wie man am besten mit ihnen umgeht. Sachdienliche Hinweise für Frauen fehlen zur Gänze und ich kann mir nicht das geringste Bild machen.

Liebe Victoria, ich höre, dass man nach mir ruft. Ich muss hier leider enden.

 

In Liebe

 

Deine Elisa

5

Heidelberg, 7. Mai 1900

 

 

 

Meine liebe, liebe Schwester!

 

 

Wie Du ja schon aus Papas Telegramm weißt, bin ich nun tatsächlich offiziell mit dem Freiherrn von Walsburg verlobt und werde ihn in ein paar Wochen heiraten. Am meisten von allen ist Mama ganz aufgebracht. Zum einen freut sie sich über die wundervollen Neuigkeiten, die Du nun der ganzen Familie mit Gewissheit mitteilen konntest, zum anderen sorgt sie sich unentwegt um Dich. Meine überstürzte Hochzeit passt da sogar nicht in diese Entwicklung, weil Mama lieber nach Wien reisen würde.

 

Ich finde es höchst amüsant, dass es „meine Hochzeit“ ist und dass sie vor allem von Mama als „überstürzt“ wahrgenommen wird. Ich bin ja kein gefallendes Mädchen, das rasch unter die Haube gebracht werden muss, bevor es einen Skandal gibt!

 

„Meine Hochzeit“ fände in der Heiliggeistkirche mit dem Mann, den ich mir ausgesucht habe, statt. „Diese Hochzeit“ bindet in ziemlicher Hast in der Peterskirche[10] zwei Menschen, die sich kaum kennen, aneinander.

 

Trotz aller Beschwerden ist sich Mama aber seit Langem wieder einmal in einer Sache mit Papa einig. Die noch unverheiratete Tochter macht eine ausgezeichnete Partie und wird gut versorgt sein.

Wie es scheint, muss ich mich in mein Schicksal fügen, denn bisher hat sich niemand hier dafür interessiert, was ich denke. Tristan hat mich ja eigentlich auch nicht direkt gefragt, ob ich ihn nehmen will. Er hat mir alle Vorzüge aufgelistet, die mir eine Heirat mit ihm brächten und, dass ich mich glücklich schätzen dürfte, weil seine Wahl auf mich gefallen sei.

Ich vermute eher, dass eventuelle andere Kandidatinnen von ihren Vätern nicht so bereitwillig übergeben wurden. Bin ich denn so eine Last für unsere Familie?

 

Großmutter hat uns stets gelehrt, dass wir entschlossen auf sämtliche Probleme zugehen sollen. Um ihr Andenken zu ehren, habe ich sämtliche Bücher für das Abitur gegen Lektüre über Deutsch-Südwestafrika eingetauscht. Die Abteilung für Völkerkunde der Universität konnte mir nicht weiterhelfen, weil ich nicht immatrikuliert sei und damit die Bibliothek nicht nutzen dürfe. Du kannst Dir „meine Freude“ über diese Mitteilung sicher ausmalen. Aber ich bekam dort wenigstens den Hinweis, dass im Stadtarchiv Zeitungen von jedermann gesichtet werden können. Ich wurde tatsächlich fündig. Es existiert eine monatlich erscheinende Zeitschrift mit dem Namen „Der Tropenpflanzer“, wo aber kaum etwas über Deutsch-Südwestafrika stand. Dann gab es mehrere Ausgaben der „Deutschen Kolonialzeitung“, ein periodisches Druckwerk „Der Kolonialdeutsche“ und ein Buch namens „Kleiner Deutscher Kolonialatlas“.

 

Die Geschichte von Südwest begann 1882 mit diesem Kaufmann Lüderitz, der einen gewissen Heinrich Vogelsang damit beauftragte, herrenloses Land in Afrika zu finden. Der Globus zeigt ja, dass neben dem Besitz der Engländer, der Franzosen, der Belgier, der Portugiesen und der anderen nicht mehr viel übrig geblieben war. Vogelsang fand eine kleine Bucht namens Angra Pequena, die er einem Häuptling für hundert englische Pfund und zweihundert Gewehre abkaufte. Der Ort heißt heute Lüderitzbucht. Nach und nach wurde den Eingeborenen mehr Land abgekauft, wobei ich nicht mit Sicherheit sagen kann, dass man hier in Deutschland die Art der angewandten Geschäftspraktiken zu schätzen gewusst hätte.

 

Es gibt laut der Beschreibungen in den Zeitungen einige Verträge, die den Einheimischen den Schutz des Deutschen Reichs garantieren. Doch ich begreife dann nicht so recht, dass der Stamm der Herero (so heißt eine Gruppe der Einheimischen) diese Vereinbarung vor ein paar Jahren unter großen Unruhen lieber kündigte, als unserer Verwaltung zu unterstehen. Wie ist ihre Situation tatsächlich?

 

Alle diese Meldungen über weitere Zusammenstöße mit einem anderen Stamm, den Witboois, stimmen mich sehr besorgt und ich habe Angst vor der Zukunft. Stell Dir vor, dass es diese Stadt namens Windhuk erst seit kaum zehn Jahren gibt. Es wurde vom ehemaligen Reichskommissär François mitten im Nichts gegründet und wenn ich an die wenigen Bilder und Postkarten denke, die bei der Ausstellung gezeigt wurden, dann existiert dort nach wie vor nicht viel. Für wen denn auch? Bisher haben sich nur rund 1500 Deutsche dorthin gewagt, die sich aber auf ein Gebiet verteilen, dass so viel größer ist als unser Deutschland.

 

Tristan sah ich nur einmal kurz bei einem Abendessen, das ausgerichtet wurde, um auf unsere Verlobung anzustoßen. Auf meine Fragen antwortete er leider nur recht einsilbig. Er kann mir keine Stütze sein, ließ er mich wissen, denn er sei voll mit seinen eigenen Vorbereitungen beschäftigt. Er muss eine komplette Ordinationsausstattung zur Verladung fertigstellen und er sagte nur, dass ich alles mitnehmen soll, was ich im nächsten Jahr so brauchen werde. Im ganzen nächsten Jahr? Woher soll ich das wissen können? Dort ist doch auch alles ganz umgedreht. Die kalte Jahreszeit ist im Juli und August. Wird es dort so kalt sein, wie bei uns in Heidelberg im Winter? Welche Kleidung soll ich mitnehmen? Gibt es dort überhaupt etwas zu kaufen? Kann ich meine Bücher mitnehmen? Soll ich mich mit Stickgarn für das nächste Jahr, für die nächsten Jahre eindecken? Welche Schuhe werde ich benötigen und wird es elegante Anlässe geben?

 

Oh, liebe Victoria, Du hast mit Deiner neuen Heimat Wien wirklich das große Los gezogen. Du findest Kleidermacher, Modisten und Kurzwarenhändler im Überfluss. Was wird es in Windhuk geben?

Ich weiß ja nicht einmal, welche Art von Lebensmitteln es dort zu kaufen gibt oder was man dort isst. Zuerst hoffte ich, bei der Kolonialwarenhandlung eine Auskunft zu bekommen, du weißt ja, das Geschäft von den Brüdern Bürkle, wo Mama unseren Kaffee und Kakao kaufen lässt. Ich hatte die Handlung ja bisher noch nie betreten und stand daher lange vor der Auslage, bis ich genug Mut gefasst hatte. Es gab schon im Schaufenster eine verwirrende Menge von Produkten, von denen ich gar nicht wusste, dass sie überhaupt existierten. Es schien mir wie ein Kuriositätenkabinett.

 

Einer der Herren Bürkle[11] empfing mich sehr freundlich und erkannte als geschulter Geschäftsmann sofort meine Unentschlossenheit. Er führte mich durch die Räume und redete auf mich ein. Neben Palmbastmatten, wie mir Herr Bürkle erklärte, gab es bunte Schachteln mit Zigarren aus Kamerun sowie aus Neu-Guinea, Massoi- und Kolalikör, abgepackte Kokosnussbutter, Kaffee und Vanille. Es gab noch so viel mehr, aber es ging mit dem Sinken meines Mutes irgendwie in meinem Gedächtnis verloren. Warum? Herr Bürkle, es war Wilhelm Bürkle wie sich später herausstellte, erklärte mir stolz von seiner Reise nach Deutsch-Ostafrika, das nicht nur das größte, sondern auch das einträglichste Schutzgebiet sei. Dicht gefolgt von Kamerun und Togo. Bei meiner Nachfrage nach Deutsch-Südwestafrika und den Produkten von dort hat Herr Bürkle eine eher missbilligende Miene zur Schau getragen. Er erklärte mir, dass das Gebiet noch im Aufbau sei. Von dort käme zwar Gummi arabicum und Guano (Vogelexkremente!) in größeren Mengen, doch Deutsch-Ostafrika liefere beispielsweise Felle im Wert von fast 90.000 Mark, während Südwest kaum 25.000 Mark erziele. Nach einigem Suchen präsentierte mir Herr Bürkle ein paar Straußenfedern, die direkt aus Deutsch-Südwestafrika gekommen waren. Er erklärte mir, dass sich die Firma Bruns aus Berlin direkt in Hamburg die besten Stücke aussuchte für ihre Herstellung von Schmuckfedern und Fächern. Bis nach Heidelberg schaffte es nur die zweit- bis drittbeste Qualität.

 

Bei einem zweiten Versuch meinerseits, wollte ich wissen, was es denn in Südwest für die Siedler zu kaufen gäbe. Zum Glück rettete Herr Albert Bürkle am Punkt meiner größten Niedergeschlagenheit die Situation. Ich glaube, er hatte meine Frage verstanden. Er holte ein Buch, um mir die letzte Statistik der Einfuhren in die Schutzgebiete zu zeigen. Auf diese Weise erfuhr ich, dass von Mineralwasser, über sämtliche Arten von Konserven, Reis, Butter, Seife, Steinkohlen, Baumwoll- und sonstige Wollwaren sowie auch Bücher, Papier, Hüte und Schirme nach Deutsch-Südwestafrika gebracht würden. Einzig beim Punkt Kleidung gab es keine Einträge. Ich konnte mir also nun zusammenreimen, was ich an deutschen Waren dort bekommen kann, aber wie es scheint, hat Deutsch-Südwestafrika im Gegenzug nur Gummi und diverse Vogelerzeugnisse zu bieten. Nachdem ich mich artig für die Auskünfte bedankt hatte, ging ich sehr niedergeschlagen nach Hause.

 

Da war ich wohl besonders betrübt. Meine Ratlosigkeit dauerte sogar Andreas und er bot seine Hilfe an, mir einige Bücher von der Universität mitzubringen. Da die Engländer und Franzosen schon länger Erfahrungen mit ihrem Besitz in Afrika gesammelt hätten, will er für mich nach Erfahrungsberichten und Schilderungen aus weiblicher Sicht suchen. Er schlug mir auch vor, mich an die Englische Kirche[12] zu wenden, um vielleicht dort jemand zu finden, der in Südafrika Erfahrungen gemacht hatte. Nun, vielleicht gibt es ja brauchbare Informationen.

 

Doch genug von mir geredet. Auf jeden Fall möchte ich wissen, wie es Dir in Deinem neuen Zustand ergeht. Es ist gut, Dich im Kreis einer so liebevollen Familie zu wissen. Bist Du mit Deinem Arzt zufrieden? Bitte erzähle mir alle Deine frohen Neuigkeiten.

 

Herzlichst

 

Deine Elisa

6

Heidelberg, 10. Juni 1900

 

 

 

Meine liebste Vica!

 

 

In ein paar Tagen soll ich nun in den Stand der Ehe treten. Ich weiß, dass Du den besten aller Gründe hast, um diesen Tag nicht bei mir zu sein, doch das mindert meine Verzweiflung nicht. Mama schilderte Dir sicher in allen Details, wie sie das Hochzeitsfrühstück plant. Im Großen Salon ist die Tafel schon aufgestellt und die Ausstattung ist fast fertig. Es sieht aus wie in einem Dschungel.

 

Mama hat sich diese Idee vom Dekorateur aufschwatzen lassen und nun wird alles nach dem Motto „Afrika“ gestaltet. Ich konnte ihr mit Mühe ausreden, dass uns als Mohren verkleidete Lakaien das Essen auftragen. Ansonsten habe ich eher leidenschaftslos zu allen Verrücktheiten Ja und Amen gesagt, weil ich weder das Interesse noch die Muße habe, an der Veranstaltung mitzuwirken.

Einen Teil meiner Hochzeitsgeschenke habe ich schon bekommen: Es sind fünf Überseekoffer von Mädler[13], die Papa eigens aus Leipzig kommen ließ. Ich war von seiner Geste sehr gerührt, denn das Gepäck ist sehr praktisch und wunderschön gearbeitet. Zuerst dachte ich, dass ich mit dem verfügbaren Packraum leicht auskommen werde, doch nun befallen mich Zweifel.

 

In den letzten Wochen durfte ich, vermittelt durch den Kaplan der Englischen Kirche, einige Ehefrauen treffen, die Kolonialerfahrung haben. Eine Dame namens Mrs Carter hat mit ihrem Mann, einem englischen Kolonialbeamten, ein paar Jahre in Südafrika zugebracht und sie konnte mir die wertvollsten Ratschläge geben. Mrs Carter schlug mir vor, einige Stoffe mitzunehmen, die ich dann zu dem verarbeiten könnte, was ich an eleganten oder eher praktischen Kleidern benötige. Sie bestätigte auch meinen Eindruck, dass die Strukturen allesamt noch recht primitiv seien. Ich solle mich darauf einstellen, dass im Haushalt recht viel anzupacken sei.

 

Muss ich auch noch froh sein, dass sich Mama in so vielen häuslichen Fragen schon länger auf mich verlässt? Auf jeden Fall haben die Nachmittage mit Mrs Carter und ihrer Freundin, einer gewissen Lady Powell, die aber mit Indien Erfahrung gemacht hat, dazu geführt, dass ich noch mehr eingekauft habe. Nun ist meine drängendste Frage die Unterbringung all dieser Sachen.

 

Die Zeit wird knapp, denn das Gepäck wird noch vor der Hochzeit abgeholt und schon per Bahn nach Hamburg gebracht. Da unsere Habe und die Ordinationsausrüstung einen ganzen Bahnwaggon füllt, möchte die Reederei Woermann[14] mit der Verladung unseres Frachtguts bereits etliche Tage vor der eigentlichen Abreise beginnen. Beim gestrigen Abendessen habe ich Papa mein Problem geschildert und er meinte, dass ich die neuen Koffer nur für die Sachen für die Überfahrt und die erste Zeit in Afrika nutzen sollte. Für alle anderen Vorräte, meinen Hausrat und die persönlichen Dinge könne er mir Transportkisten aus dem Cement-Werk anbieten, wie er es für Tristan schon gemacht hätte. Ich bin dankbar für diese Lösung, doch muss ich mich auch fragen, wieso ich diese wichtige Information schon wieder in letzter Sekunde bekommen muss. Papa oder mein Verlobter hätten mich schon viel früher miteinbeziehen können.

 

Nun gut, ich will nicht jammern und mache mich ans neuerliche Packen. Lady Powell hat mir dringend geraten, dass ich alles Hab und Gut in gewachste Planen einwickeln soll, damit es den strengen Geruch des Schiffslagerraums nicht annimmt und vor dem Meersalz besser geschützt ist. Oh, was kommt da auf mich zu? Denn wo, fragte ich mich, bekomme ich nun dieses spezielle Packmaterial her? Auf meine Nachfrage hin bei den Brüdern Bürkle erklärte mir Herr Albert Bürkle, dass sich die Fabrik Reichelt mit Sitz in Berlin auf wasserdichtes Segeltuch und Zelte spezialisiert hat. Er hatte sogar eine Annonceschrift der Firma Reichelt für mich und wies extra darauf hin, dass Reichelt nicht nur die Behörden in den Schutzgebieten versorgte, sondern auch die Expeditionen ausstattete. Selbstverständlich könne mir Herr Bürkle gerne jede gewünschte Menge bestellen – mit einer Lieferzeit von sieben Wochen!

 

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Ich konnte mich also wieder nur höflich bedanken und nach einer Lösung in Heidelberg suchen. Lady Powell lebt noch nicht lange genug hier, um mir einen hilfreichen Rat zu geben, doch Mrs Carter schlug vor, dass ich mich bei einem Fahrdienst erkundigen könne, wo sie die Stoffe für die Kutschermäntel herbekämen. Das tat ich auch und zum Glück gibt es in Heidelberg ein Lager, das solche speziellen Stoffe bereithält. Ein wahrer Schutzengel hat mir diese beiden Damen geschickt.

 

Da ich meine Entdeckungen nicht für mich behalten wollte, erzählte ich Tristan davon, der recht eigenartig reagierte. Er sah mich mit regungsloser Miene an, um dann nur knapp zu nicken. Ich kann nun gar nicht sagen, ob ihm diese Idee schon bekannt war und ich ihn damit nur langweilte oder, ob es etwas unerwartet Neues für ihn war, das ihn genauso überrumpelte wie mich. Muss es mich kümmern? Ich habe doch schon selbst genug zu tun, auch ohne die Launen des Freiherrn.

Du siehst mich also in unserem Hof über Holzkisten und in meinem Zimmer über Koffer gebeugt. Überall liegen Sachen herum, die auf einen neuen Platz warten. Mit jedem Teil, das ich in die Hand nehme, kommt dieselbe Frage auf: Brauche ich das in den nächsten zwei, drei oder vielleicht vier Monaten? Oder kann es in einer Transportkiste auf einen noch unbekannten Moment warten?

 

Diese Ungewissheit lässt mich schier verzweifeln. Denn was konnte ich schon in Erfahrung bringen? Das Heft der Kolonialgesellschaft hält, wie ich Dir schon schrieb, hauptsächlich Informationen für männliche Siedler bereit und spricht von den Möglichkeiten, Land zu kaufen, Rinder zu halten oder Arbeit in der Verwaltung zu finden. Ich muss mich also mit dem Wissen arrangieren, das Mrs Carter und Lady Powell dankenswerterweise mit mir teilen. Es bleibt mir die Hoffnung, dass ich an alles gedacht habe und so muss ich mich nur mehr auf die allernächste Zukunft konzentrieren.

 

Wie ich Dir schon schrieb, überlasse ich die Hochzeitsvorbereitungen unserer lieben Mama. Mein Anteil soll das unselige „Ja, ich will.“ daran bleiben. Am selben Tag der Eheschließung fahren wir mit dem Zug nach Hamburg. Dort bleiben wir zwei Tage, denn Tristan möchte die Ladung noch einmal persönlich kontrollieren. Das Schiff wird von dort aus ungefähr einen Monat unerbittlich gen Süden fahren. Unter welchen Bedingungen? Ich wusste es natürlich nicht. Mrs Carter riet mir zu einer Ausstattung, die alle vier Jahreszeiten gut abdeckt. Kalte Winde und Regen werden mich zu Filzkappe, Pelerine und hohen Schnürstiefeln zwingen. Die Überfahrt über die Äquatorlinie dagegen zu leichter und luftiger Bekleidung, die Hitze und Feuchtigkeit besser ertragen lassen. Zudem soll ich mich auf Anfälle von Seekrankheit gefasst machen. Kalte Winde, Regen, Urwaldhitze und Seekrankheit? Oh, wie werde ich unser schönes Heidelberg vermissen!!

 

Und, wie ich Dich vermisse, meine liebe Vica! Ohne Dich ist es hier kaum zu ertragen, doch es ist tröstlich, dass ich meine Sorgen und Nöte in meinen Briefen mit Dir teilen darf. Du schreibst, dass ich Dir wie seit unseren Kindheitstagen alles anvertrauen darf und soll. Dafür danke ich Dir sehr, denn Du hast in Deinem neuen Leben doch sicher genug Aufgaben und Pflichten, die Dir kaum Zeit lassen werden für Deine Schwester. Doch, was rede ich da. Du hast doch immer ein offenes Ohr oder ein paar tröstende Worte für mich gehabt. Im Moment brauche ich eine recht große Portion davon. Aber weißt Du, wer auch ganz schrecklich leidet? Unser kleines Nesthäkchen. Georg ist seit Tagen schon ganz verändert und drückt sich immer wieder bei mir im Zimmer herum. Ich bringe es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass er mich mit seinen tausend Fragen eigentlich in den Wahnsinn treibt und mich um meine Aufmerksamkeit für das Packen bringt. Er ist so drollig, wenn er mir seine Hilfe anbietet und gestern hat er mit einer Geduld, die ich gar nicht an ihm kenne, mein ganzes Nähgarn und die Wolle recht ordentlich verpackt. Also lasse ich ihn gerne gewähren, denn wann werde ich den kleinen Frechdachs wiedersehen? In fünf, in sechs oder gar mehr Jahren? Er ist ja dann schon ein junger Mann!

 

Es schließt nun und umarmt Dich eine sehr betrübte

 

Elisa

7

Hamburg, 24. Juni 1900

 

 

 

Liebste Vica!

 

 

Es schreibt Dir nun eine Elisa, die vor zwei Tagen in der Peterskirche zur Freifrau von Walsburg wurde. Doch werde ich Dir, Frau Baronin von Auenstein, alles von Anfang an berichten. Womit beginne ich wohl? Mit dem Wetter, denn das hat als einziges Mosaiksteinchen aus meinen Träumen, seine Rolle gut erfüllt. Es war ein prachtvoller Junitag und unser schönes Heidelberg hat mich mit dem bunten Blumenmeer seiner Gärten sehr verwöhnt.

 

Mama hat mich schon im Morgengrauen aus dem Bett geholt, damit es genug Zeit gab, um mein Haar, mein Gesicht und meine Hände in den Zustand zu bringen, den sie sich vorstellte. Das Brautkleid, das Mama für mich ausgesucht hat, war recht hübsch, doch am Oberteil überladen mit Volants, um meine Vorderseite günstig aufzupolstern, wie sie es ausgedrückt hat. Am Hals hochgeschlossen, die Ärmel lang bis über die Handgelenke, mit vielen Unterröcken, einem ausladenden Rock und der schweren Spitzenschleppe, die Du ja auch getragen hast, war es mir fast zu heiß. Das hatte ich nun davon, dass ich mich bei der Wahl des Kleides nicht eingebracht hatte. Zumindest war Mama sehr zufrieden und sie überraschte mich mit einem wunderschönen Schmuckset. Eine Halskette mit einer Camée aus Chalcedon in Form einer erblühten Rose mit einem passenden Ring. Mama sagte mir, dass sie bei der Auswahl Rücksicht auf meine Vorliebe für Himmelblau genommen hatte und, dass mich der Schmuck als kleiner Talisman in mein neues Leben begleiten solle. Ich war sehr berührt.

 

Diese Gabe war so von Herzen gekommen, dass ich Mama sogar ihr Ungeschick verzeihe, mit dem sie an meine Vorbereitung als gute Ehefrau heranging. Da ich annehme, dass sie zwei recht ähnliche Sätze für die Umschreibung der Pflichten im gemeinsamen Bett auch für Dich parat hatte, erspare ich Dir eine Wiederholung. Und, liebe Vica, Dein derzeitiger Zustand verrät mir, dass Du und Fredi die Aufgabe ganz gut selbst gelöst haben dürftet.

 

Da meine Hochzeit und die darauffolgenden Tage eine recht hektische Angelegenheit ohne Aussicht auf ein Brautgemach waren, bin ich noch nicht in den Kreis der Wissenden aufgestiegen – ich strebe auch nicht recht danach. Tristan hat auch keine Andeutung in dieser Richtung gemacht. Ist meine Ehe dann überhaupt gültig?

Doch zurück zur Reihenfolge: Wetter und Brautkleid habe ich gewürdigt. Wie ging es weiter? Die Zeremonie war hübsch, aber belanglos, denn der Geistliche kannte weder mich noch Tristan, bis auf ein kurzes Treffen zur Probe und einem Gespräch am Tag davor.

 

Tristan hat natürlich Andreas gebeten, als Trauzeuge an seiner Seite zu stehen. Für mich gestaltete sich die Suche nach einer geeigneten Zeugin schon schwieriger. Für den Fall Deiner Anwesenheit wäre die Wahl sofort auf Dich gefallen, doch nun ist die Verfügbarkeit von vor dem Gesetz handlungsfähigen Damen sehr gering. Unsere Freundinnen aus der Schule sind allesamt noch zu jung und unverheiratet. Dasselbe gilt für alle unsere weiblichen Verwandten, bis auf Adelheid, die ich dann auch fragte. Zum Glück war sie noch in Heidelberg, um ein Konzert in der Harmonie-Gesellschaft[15] zu besuchen, für das sie schon Karten gekauft hatte. Sonst hätte ich sie wohl nur mehr am Starnberger See in ihrer Sommerresidenz vorgefunden.

 

Die Zahl der Gäste war überschaubar, denn von Tristans Seite kamen nur ein paar Mitglieder aus dem Studentencorps. Er dürfte tatsächlich keine engeren Verwandten mehr haben, was mich etwas für ihn dauert. Am meisten freute ich mich über sehr unerwartete Gäste. Es war die Anwesenheit von Mr und Mrs Carter sowie von Lord und Lady Powell, die mir die Ehre gaben, meiner recht kurzfristig überreichten Einladung Folge zu leisten. Meine beiden neuen Freundinnen hatten mir mit großer Deutlichkeit zu verstehen gegeben, dass „die Kolonialfrauen“ immer zusammenhalten. Ich bete zu Gott, dass diese Haltung nicht nur für englische Frauen gilt, die sich bereits auf jahrhundertlange Traditionen stützen können, sondern auch für die deutschen Ehegattinnen, die ihren Männern nach Deutsch-Südwestafrika gefolgt sind.

 

Beim anschließenden Hochzeitsfrühstück amüsierte ich mich königlich über die blumigen Bezeichnungen der Gerichte. Es wurden angeblich gefüllte Giraffenhälse, Krokodilschinken und Nilpferdzunge in Aspik gereicht. Zum Glück bewiesen unsere Gäste ähnlich viel Humor und vor allem die Dekoration wurde von allen Seiten sehr gelobt. Mama schwebte auf einer Wolke der Glückseligkeit und ich träumte mit offenen Augen von der Hochzeit, die ich mir über all die Jahre in den buntesten Farben ausgemalt hatte. Glaube mir: Palmenwedel und ausgestopfte Äffchen, die Attila sehr missfallen haben, waren darin nicht vorgekommen.

 

Oh, mir fällt auf (das hat aber nichts mit der Erwähnung der Äffchen zu tun), dass ich meinen kürzlich Angetrauten noch gar nicht näher beschrieben habe.

Sieht man von seinen Charakterfehlern ab, ist der Freiherr wohl das, was man einen schönen Mann nennt. Ich glaube, ich vergaß bisher völlig, Dir von seinem Erscheinungsbild zu berichten. Nun, er ist vermutlich die Traumbesetzung für Wotans Enkel Siegfried, von der jeder Intendant des Nibelungenrings sofort hellauf begeistert wäre.

 

Tristan ist zwar kein Hüne, den man sich bei der Herstellung von Nothung[16] vorstellen darf, doch er ist größer als ich und so weit ich das in seinen Anzügen beurteilen kann mit recht passabel breiten Schultern ausgerüstet. Seine Statur wirkt schlank und drahtig, die er sich zweifellos bei den sportlichen Aktivitäten seines Studentencorps erwarb. Sein Haar ist blond, dicht und glatt, mit einem seitlichen Scheitel nach der aktuellen Mode, aber ohne jegliche Pomade. Es ist ungewöhnlich, aber es passt besser zu seinem schmalen Gesicht. Tristans Augen sind eisblau und ich empfinde seinen Blick als kalt. Vielleicht assoziiere ich damit auch sein Innenleben, das sich mir noch kaum freundlich erschlossen hat.

 

Du siehst also, meine liebe Vica, dass der Mann, mit dem ich nun mein Leben teilen soll, recht weit entfernt ist von meinem glühend verehrten Corrado[17], der mich mit fast schwarzen Augen und dunklen Locken in seinen Bann zieht. Nun, es ist wohl an der Zeit, dass ich mich von meinen Backfischschwärmereien endgültig verabschiede? Ja, das muss ich wohl. Aber das Heftchen, das ich mir damals in der Oper von meinem Nadelgeld erstand, nahm ich mit – in meinem Handkoffer!

 

Während des Essens saß Tristan zuerst recht schweigsam neben mir, erst als die Tafel aufgehoben wurde und die Gäste zu uns kamen, taute er etwas auf. Vor allem Mr Carter schien seine ganze Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich meinte, fast einen Vorwurf zu hören, dass ich ihn, Tristan, nicht schon früher mit dem ehemaligen Kolonialbeamten von Südafrika bekannt gemacht hatte. Aber bitte, wer wechselte denn in den letzten Wochen kaum zwei Worte mit mir? Wer hat denn auf die Neuigkeit mit den gewachsten Planen so zurückhaltend reagiert? Freiherr von Walsburg hätte ja in Erfahrung bringen können, wer mir all die hilfreichen Informationen gab. Es war seine fixe Idee gewesen, sich nur mit den Informationen der Deutschen Kolonialgesellschaft zu helfen, wobei viele der Mitglieder mehr Enthusiasmus für die Schutzgebiete als Qualifikation oder gar eigene Erfahrungen vorweisen können.

 

Meine Feststellungen sollen aber dahin gehen, dass sich die leidige Angelegenheit mit der sehr verspäteten Bekanntschaft der beiden Herren als großer Glücksfall für mich herausstellte. Tristan nahm Mr Carter bis zu unserer Abfahrt in Beschlag; doch nicht nur bis zur Kutschenfahrt von unserem Haus bis zum Bahnhof. Das Ehepaar Carter war so freundlich, uns gemeinsam mit der Familie bis zum Bahnhof zu begleiten. Damit konnte ich mich in aller Ruhe von allen unseren Verwandten verabschieden. Georg ließ sich besonders lang von mir herzen und drücken, Wilhelm war etwas zurückhaltender und von Andreas gab es nur einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

 

Papa hatte Tristan und mir noch zwei sehr schöne Geschenke gemacht. Er hatte seinen Sekretär losgeschickt, um ein eigenes Ruheabteil im Zug für uns zu besorgen und er ließ bei der Woermann-Linie den Aufpreis von 400 Mark für eine Kabine I. Klasse hinterlegen.[18] Vor allem für den Komfort auf dem Schiff bin ich Papa sehr dankbar; denn ein Monat und 5835 Seemeilen können schon recht lang werden.

 

Die langen Vorbereitungen und die Anstrengungen der letzten Tage verlangten von Tristan und mir ihren Tribut. Wir schliefen beide fast die ganze Zugfahrt fest. Nur einmal nahmen wir einen kleinen Imbiss ein und ich suchte den Erfrischungsraum für Damen auf. Doch den Rest der Zeit verbrachten wir in Morpheus‘ Armen. Die Ankunft hier in Hamburg war wieder von Hektik geprägt. Tristan hatte unsere Ankunft per Telegramm avisiert und es stand ein ausreichend großes Gefährt für uns bereit, doch die Verladung der Koffer dauerte über Gebühr lange. Tristan führte mich in ein kleines Café in der Nähe des Bahnhofs, wo ich an einem Tischchen sitze und Zeit habe, auf die Alster zu schauen und Dir zu schreiben – um eine Erfahrung reicher.

 

Denn nun ahne ich, wie ich Tristans Schweigsamkeit interpretieren darf. Es ist seine Art mit Ärger umzugehen. Er hat beim Anblick der Gepäckberge, die seit einigen Stunden auf dem Perron stehen nicht etwa getobt, wie Papa es wahrscheinlich getan hätte, sondern er ist bis auf ein paar knappe Bemerkungen in eisiges Schweigen versunken. Nach dieser Begebenheit bleibt es wohl mir überlassen, wie ich seine Wortkargheit bei unserer Hochzeit einschätze.

 

Es bleibt mir die Hoffnung, dass die Organisation der Firma Woermann am Hafen und auf der Reise besser funktioniert. Ich würde doch gerne das eine oder andere Gespräch mit meinem Ehemann führen, damit wir einander besser kennenlernen können. Wir werden die nächsten Wochen auf engem Raum miteinander leben und wir sind in Deutsch-Südwestafrika doch auch aufeinander angewiesen?

 

Ich sehe, dass sich auf dem Perron etwas getan hat und Tristan auf das Café zukommt.

 

Mit tausend Küssen und Umarmungen schließt Deine

 

Elisa

8

Eduard Bohlen,

Schiff der Woermann-Linie,

28. Juni 1900[19]

 

 

 

Meine liebe Schwester!

 

 

Dieser Brief erreicht Dich vermutlich erst in vier bis sechs Wochen. Ich möchte Dir dennoch schreiben, damit ich Dir so viel wie möglich berichten kann.

Die letzten Tage habe ich als sehr aufreibend in Erinnerung. Nachdem wir wohlbehalten am Hafengelände angelangt waren, hat sich Tristan um die Angelegenheiten im Bureau der Linie Woermann gekümmert. Es ging dabei hauptsächlich um die Festlegung des Frachtpreises. Für Schwergut werden 40 Mark pro 1000 kg Frachtgut berechnet, für Wertgegenstände dagegen ½ % vom Warenwert. Tristan war es natürlich recht, wenn alle Kisten als Schwergut durchgingen, doch bestanden die Mitarbeiter von Woermann darauf, dass zumindest ein Drittel der Fracht als Wertgegenstände eingestuft werden müsse, weil die Ordinationsausrüstung ja wesentlich höher versichert werden müsse.

 

Da die Verhandlungen recht lange dauerten, vertrat ich mir in der Zwischenzeit die Beine auf dem Kai. Dabei konnte ich mir das Schiff in Ruhe ansehen. Es kam mir riesig vor. (Dieser Eindruck hat sich in den letzten Tagen revidiert, weil ich nun auf diesen Raum reduziert bin und es nach allen Himmelsrichtungen nur unendlich weites Meer gibt.) Das Schiff ist ungefähr so lang, wie die Strecke von unserem Zuhause bis zur Nummer 222 in der Hauptstraße. Ein Hafenarbeiter erklärte mir auf meine Frage hin, dass die Eduard Bohlen fast 95 m lang wäre. Es brauche 43 Mann Besatzung, um das Schiff am Laufen zu halten und ungefähr die gleich Anzahl von Passagieren könne mitreisen.

 

Das beeindruckte mich sehr, denn es standen noch so viele Emballagen am Kai, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wo das alles verstaut werden sollte. Doch muss es möglich sein, weil Tristan dann mit einem Angestellten der Firma Woermann an mir vorbeigeeilt war, um die bereits verladenen Kisten mit der Ordinationsausrüstung und unseren anderen Sachen zu überprüfen. Währenddessen zogen die Hafenarbeiter ständig weitere Transportgüter an schweren Seilzügen hoch und ließen sie im Schiffsbauch verschwinden.

 

Während ich fasziniert zusah, trat ein Herr auf mich zu und ich lernte einen der Passagiere kennen. Der ältere Herr stellte sich mir als Wilhelm Barthel vor. Er erzählte mir erfreut vom Zweck seiner Reise. Seine ältere Schwester Friederike war mit ihrem seligen Mann Eduard Hälbich[20] schon zu einer Zeit ausgewandert, als Südwestafrika noch gar nicht zu Deutschland gehörte. Der Schwager von Herrn Barthel arbeitete zuerst für die Rheinische Mission in einem Ort namens Otjimbingwe (ich habe extra auf der Karte nachgesehen, um den Namen richtig zu schreiben) und gründete dann ein eigenes Handelshaus. Eduards und Friederikes Sohn, so erzählte mir Herr Barthel, hat das Geschäft sehr schön erweitert und vor Kurzem ein neues Haus auf einem Platz gebaut, der erst seit dem 1. Juni dieses Jahres einen Namen hat – Karibib. Bis zu diesem Ort sei nun auch die neu eröffnete Bahnlinie[21] in Betrieb, erklärte mir Herr Barthel. Durch diese Errungenschaft könne er nun endlich seine Schwester besuchen, die er viele Jahrzehnte nicht gesehen hatte. Die bisher notwendige, mehrere Tage dauernde und sehr beschwerliche Fahrt auf den Ochsenkarren von der Küste ins Inland hatte ihn von dieser Reise abgehalten.

 

Seine Antwort auf meine Frage nach dem Rest der Strecke bis nach Windhuk, meiner neuen Heimat, hat mich sehr beunruhigt. Dieser Teil der Strecke ist noch nicht fertig ausgebaut und wird nach wie vor mit diesen Ochsenkarren befahren. Die wenig erfreuliche Fahrt dauert je nach Wetterlage zehn bis zwölf Tage. Wie soll ich das überstehen?

 

Ich schrieb Dir ja von dieser Wanderausstellung, die in Heidelberg ein paar Wochen Station gemacht hatte. Auf einigen Darstellungen sah ich diese Transportmittel. Auf den Bildern waren sehr robuste Holzkarren illustriert, die mit bis zu 25 Doppelzentnern Last beladen worden waren. Um sie vorwärts zu bringen, waren manchmal zwanzig Ochsen notwendig, die in Zweierpaaren davorgespannt waren. Doch ich war fest der Meinung, dass die historische Situation zurzeit der ersten Landnahmen gezeigt war. Ich kam zu dieser Überzeugung, weil in einem der Ausstellungskästen die Auswirkungen der großen Rinderpest von 1897 beschrieben waren. Durch die starke Dezimierung des Viehbestands war der Transport mit diesen Ochsenkarren fast undurchführbar geworden. Es gab auch Hinweise auf Versuche mit Pferden, Kamelen und eigens konstruierten Wüstenfahrzeugen. Nach vielen Fehlschlägen wurde die Entscheidung zugunsten der Eisenbahn gefällt und es ist alles in vollem Bau. Wie kann es aber nach fast drei Jahren noch keine fertige Verbindung von der Küste bis zum Sitz der Zentralverwaltung geben?

 

Tristan ist auf meine Frage nach der Weiterfahrt ab Karibib wieder nur in eisiges Schweigen verfallen. Entweder habe ich ihn mit meinem Mangel an Wissen erneut verärgert oder die zu erwartenden Unannehmlichkeiten setzen ihm genauso zu wie mir.

 

Im Moment versuche ich, mich am Komfort unserer derzeitigen Unterbringung zu erfreuen. Ich berichtete Papa aus Hamburg in einem Telegramm von unserer glücklichen Ankunft und dankte ihm noch einmal für das Geschenk. Es gibt auf dem Schiff Kabinen der I. und der II. Klasse, wobei allein schon die Lage der Zweitgenannten wenig Bequemlichkeiten verspricht. Ich habe nur einen Blick auf die steile Treppe geworfen, die hinunter zu den preiswerten Unterkünften führt. Der Abstieg ist eng, kaum beleuchtet und man muss das voll besetzte Zwischendeck durchqueren.

 

Es ist ein Skandal, dass für unsere Überfahrt nur Billets der II. Klasse zur Verfügung gestanden hatte. Tristan soll doch die Position des Regierungsarztes im Doctorhaus[22] antreten und wird damit eine gewisse Stellung innehaben. Er ist ja kein Arbeiter, der in einer Mine anheuern und dort sein Glück versuchen will.

 

Herr Barthel dürfte die Reise aus der eigenen Tasche bezahlen und der arme alte Mann müht sich diese schreckliche Treppe mehrmals täglich rauf und runter. Ich hoffe, dass ihn der Besuch bei seiner Schwester für alles Durchgemachte entschädigt.

 

Um ihn nicht zu kränken, fragte ich ihn gar nicht nach der Einrichtung in seiner Kabine und gab ihm auch nur knapp Auskunft über die Bequemlichkeiten, über die ich mich freuen darf. Wir haben tatsächlich einige sehr schöne deutsche Möbel zur Verfügung. Obwohl alles etwas eng ist, gibt es ein ausreichend großes Bett, das Tristan zum Anlass genommen hat, unsere Ehe gültig zu machen. […] Nach dieser Erfahrung sieht es so aus, als dass wir beide an einer Wiederholung nicht allzu interessiert sind.

 

Gerade sitze ich an einer hübschen kleinen Tischgarnitur, und in einer Ecke gibt es eine Waschgelegenheit, die von einem Stewart versorgt wird. Zudem habe ich ein Sofa, auf dem ich mich zum Lesen ausstrecken kann; wenn ich etwas für meinen liebsten Zeitvertreib hätte. All meiner guten Planung und Vorbereitung zum Trotz ist mir ein sehr bedauerliches Missgeschick widerfahren. Ich musste mich unter großer Eile für eine Auswahl meiner Koffer entscheiden, weil in der Kabine, trotz einer verfügbaren kleinen Zusatzkammer für eventuell mitreisende Dienstboten, nicht genug Platz war für alle unsere Gepäckstücke. Dabei habe ich vor allem auf die Kleidung geachtet und nun ist der Koffer mit meinen Büchern an einem unerreichbaren Ort unter der Wasserlinie verstaut. Die Mitarbeiter der Linie Woermann haben mir versichert, dass meine Sachen weder durch Gerüche noch durch Feuchtigkeit gefährdet sind, aber ich mache mir doch Gedanken um meine Habe – vor allem die guten Bücher.

 

Ich gestehe, dass ich mich wegen dieses Vorfalls sehr bedauere, denn meine Suche nach einer eventuellen Schiffsbibliothek endete im Leeren. Es gibt nur einen sehr kleinen Bestand an nautischer Fachliteratur und zwei Publikationen von der Deutschen Kolonialgesellschaft, die ich schon kenne. Bisher machte ich noch nicht genug Bekanntschaft mit den anderen Mitreisenden, um mir ein Buch ausleihen zu können.

Die Zeit zwischen den Mahlzeiten, die in einem recht hübschen Speisesaal serviert werden, vertreibe ich mir mit Spaziergängen an Deck, wobei mich Herr Barthel gelegentlich begleitet.

 

Noch habe ich keine endgültige Gewissheit, aber ich glaube, dass ich die einzige Frau an Bord bin. Dieser Umstand erstaunt mich, denn es dürften noch andere Herren wie Tristan im Auftrag der Regierung mitreisen. Jene sind aber ohne Frau nach Deutsch-Südwestafrika unterwegs. Wird nur mir diese zweifelhafte Ehre zuteil?

 

fragt sich

 

Deine Elisa

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783950427837
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Januar)
Schlagworte
Schutzgebiete Siedler Deutsch-Südwestafrika Schutztruppe Hereroaufstand Windhuk

Autor

  • Marianne Acquarelli (Herausgeber) (Autor:in)

Elisabeth von Walsburg begleitete ihren Mann von 1900-1904 nach Windhuk in Deutsch-Südwestafrika.
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Titel: Meine liebe Schwester!