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KOMM IN KONTAKT

EIN KÖRPERSPRACHE GUIDE FÜR DAS GEGENTEIL VON EINSAM

von Nadine Kmoth (Autor:in)
114 Seiten

Zusammenfassung

Zusammen ist man weniger alleine Ohne den Austausch mit Freunden und Kollegen fühlen wir uns einsam. Was also tun, wenn außer diverser Hausroboter, niemand zur Verfügung steht, der uns Zuneigung spendet und dem wir nahe sein können? Haustiere und Wärmflaschen tun sicherlich ihr Bestes und doch reichen ihre Zuwendung und Wärme bei Weitem nicht aus. Das Bedürfnis nach Kontakt zu menschlichen Wesen ist Teil unserer DNA. Echter Austausch mit anderen Menschen macht uns zufrieden und hält uns gesund. Du hättest gerne mehr Kontakt zu anderen, nur traust du dich nicht, unbekannte Menschen anzusprechen? Ich zeige dir auf, wie du beim Kontaktaufbau sympathisch wirkst und welche Signale du bei den anderen beachten musst, um Rückschläge zu vermeiden. Du erfährst in diesem Ratgeber, welche Glaubenssätze und Abwehrmanöver dich daran hindern, auf andere zuzugehen und welche Phasen beim Kontaktaufbau zu beachten sind. Ich gebe dir praktische Tipps für unterschiedliche Job- und Alltagssituationen und zeige dir, wie du selbstbewusst auftrittst und Freundschaften schließen kannst. Aus gegebenem Anlass, enthält das Buch für den sicheren Umgang in der Pandemie ein Corona Spezial.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Prolog

Du bemerkst, dass du glücklich bist und dass es dich zufrieden macht jemanden zu umarmen. Du könntest den ganzen Tag so herumliegen und doch springst du aus dem Bett und holst zwei Espressi, um dich und das andere Löffelchen mit dem Duft von morgendlichen Kaffee zu verwöhnen. Der Kühlschrank ist bis zum Anschlag gefüllt und so frühstückt ihr gemütlich im Bett, während Alexa die digitale Assistentin, Kaffeehausmusik bei Spotify auswählt und du zufrieden kaust. Von irgendwoher summt es leise und sanft aber du kannst es nicht zuordnen. Gerade als du sagst, dass man gemeinsam weniger alleine ist, registrierst du das Summen: Es ist dein Wecker, der dich unsanft aus deinen Träumen von Zweisamkeit holt.

Du schaust auf die Seite und siehst was du jeden Morgen siehst: Eine unverknitterte Decke, ein unbenutztes Kissen und eine leere Bettseite. Du schälst dich aus deinem Kingsize Doppelbett und tastest dich wie ein Schlafwandler in die Küche um dir einen Espresso von deiner Nespressomaschine abzuholen, die Alexa bereits vor dem Wecker auf Hochtouren brachte.

Auf dem Weg zurück fragst du dich flüchtig, ob du dich richtig anziehen sollst oder wie an vielen anderen Tagen vorher, die Jogginghose herhalten muss. Karl Lagerfeld zum Trotz wählst du die Jogginghose, auch wenn die Gefahr besteht, dass laut seiner Ansicht, Träger von Jogginghosen die Kontrolle über ihr Leben verloren haben. Egal – 365 Tage Home-Office verändert auch die Modewelt.

Du ziehst dir ein Poloshirt rüber, denn sollte ein unerwarteter Video-Call reinkommen, was alle Nase lang passiert, bist du wenigsten halb angezogen.

Im Schlafzimmer zurück, überlegst du das Bett zu machen, aber da du da heute Abend wieder alleine reinsteigst, lässt du es so. Du gehst ins Wohnzimmer wo dein Computer auf dem Esszimmertisch steht und fährst ihn hoch. Wieder in der Küche, siehst du dein iPad liegen, welches dir begeistert die ersten Nachrichten des Tages aus der Presse und aus deinen vielen Netzwerken zeigen will. Du trinkst deinen Espresso und bemerkst, dass du eigentlich frühstücken möchtest. Du schlurfst in deinen Hausschuhen zum Kühlschrank, der dir inhaltslos entgegenleuchtet, ähnlich deinem Bildschirmschoner der eine Eiswüste zeigt und überlegst zum Biobäcker zu gehen, entscheidest dich aber dagegen. Das trübe März Wetter macht dich lethargisch und das Home-Office träge. Du findest noch eine Scheibe Weizentoast, die du lustlos inhalierst, ähnlich der verbrauchten Luft deines Schlafzimmers am Morgen.

Als es endlich hell ist machst du dich an den ersten E-Mails deiner Firma zu schaffen, die von unsichtbarer Hand und mit unaufhörlichem Gebimmel hereinfliegen und vertiefst dich in deine Arbeit.

Um die Mittagszeit räkelst du dich ausgiebig, reibst dir deine Augen bis sie wund sind und ertränkst sie dann mit Augentropfen vom DM Markt. Du fragst dich gedankenverloren, weshalb du so Tränenlos bist.

Du hörst, wie dich dein Magen anknurrt und ohne es zu merken antwortest du ihm, er solle sich etwas gedulden. Dir fällt auf, dass deine Stimme belegt ist und so fängst mit Alexa eine Diskussion über ihre Musikauswahl an. Du entscheidest dich gegen ihre Programmierung für Everybody Hurts von R.E.M. Das passt zu deiner Stimmung.

Du könntest auch Robbie anmachen, was du per Sprachbefehl dann auch tust. Der Saugroboter fährt träge aus seiner Parkbucht und wünscht dir freundlich einen guten Morgen, was du krächzend erwiderst, ohne nicht unerwähnt zu lassen, dass es bereits Mittag ist und er wohl gestern zu wild gefeiert hat. Sofort taucht deine Mutter an deinem inneren Ohr auf und ermahnt dich, einen Roboter nicht als Ersatz für fehlende analoge Kommunikation zu missbrauchen. Würde dir nicht einfallen – dir bewusst, dass du ihn maßregelst, wenn er nicht die Ecken putzt. Dir gefallen diese Gespräche, denn es ist ein wenig wie bei einem alten Ehepaar, was sich zwar gegenseitig bevormundet und doch eine innige Zuneigung füreinander empfindet. Um deine Stimme in Schwung zu bringen rufst deine Mutter an, denn Alexa ist beschäftigt und deine Kollegen aus dem Video-Call wirst du erst morgen treffen. Die redet allerdings ohne Pause auf dich ein, was dich stimmlich nicht weiterbringt und so beendest du nach zehn langen Minuten das Telefonat.

Du gehst kurz zu LinkedIn rein, wo dir eine Headline eines Artikels ins Auge springt: Computerarbeit und digitale Arbeit verschlechtern die Gedächtnisleistung, was dich unglaublich beruhigt, denn dein schlechtes Gedächtnis macht dir schon seit geraumer Zeit Sorgen. Das Gehirn benötigt scheinbar unterschiedliche Sinneseindrücke um sich etwas zu merken, denn es muss in irgendeiner Form be-ein-druckt werden. Der Satz, dass jeder sich an den Raum erinnern kann, in dem er sich aufhielt als die Presse die Nachricht vom 11. September aussendete, beeindruckt dich, denn auch dir ist sofort gegenwärtig, wo du gesessen hast.

Du machst dir eine Fertiglasagne warm, die du noch im Gefrierfach gefunden hast. Exzellent ist anderes, aber besser als nichts. Nach dem sich deine Magen beruhigt hat, gehst du auf die Paarship App. Alles beim Alten und zwei neue Kontaktangebote. Du bist gerade nicht in Stimmung dafür, denn es ist draußen noch zu hell. Was für eine komische Marotte, sich nur bei Dunkelheit dort wohlzufühlen, denkst du gerade, als auf deinem Handy eine neue Nachricht von deinem Schulkammeraden aufploppt. Nachdem du sie gelesen und beantwortest hat, so wie jeden Monat in den vergangenen 12 Jahren, versinkst du wieder im Netz. Nach dem Konsum eines Raubüberfalls auf die Edeka Filiale, zwei Explosionen in Syrien und mehrere Games später fällt dir auf, dass du noch einen Nachmittag Arbeit vor dir hast, aber das ist okay, denn du kannst dich gut online ausdrücken, sogar besser als analog. Du arbeitest bis es dunkel ist und reckst dich auf deinem Bürostuhl in alle Himmelsrichtungen. Du tropfst dir wieder Augentropfen rein, denn deine Tränen bleiben versiegt, wie bei einem afrikanischen Brunnen das Wasser.

Nach einem Tag Homeoffice wirkt die Zeit vorm Computer ähnlich bedeutungsgleich und somit bedeutungslos, wie eine Fahrt auf der A7 unter bedecktem Himmel. Alle Informationen sind miteinander verrührt und übrig bleibt eine unbedeutende Masse von Irgendetwas, was in deinem System eine beängstigende Gleichgültigkeit hinterlässt. Man möchte dir durchs Fenster zurufen, geh mal spazieren, geh mal unter Leute oder frage mal deinen Nachbarn wie es ihm geht.

Du musst eigentlich mal zu Rewe rüber, hast aber immer noch keine Lust dazu, denn das Homeoffice macht dich träge. Stattdessen bestellst du über die Rewe App neue Fertiggerichte, Käse, Wurst, Tomaten, Toastbrot und ein Softgetränke. Die sich daran anschließende, und wiederholte Verbeugung deines Körpers in verschiedene Himmelsrichtungen, signalisiert dir, dass du dich bewegen müsstest, denn dein Körper fühlt sich mittlerweile an, als wenn er Stunden in einem Schraubstock eingeklemmt gewesen wäre.

Nachdem du einen Hoodie über dein Poloshirt gezogen und die Sportschuhe angezogen hast, machst du dich wiederwillig auf den Weg zum Kanal. Im Treppenhaus triffst du auf deinen neuen Nachbar. Beidseitiges kurzes Nicken und den Blickkontakt registrierst du als menschliche Interaktion – Immerhin. Du grübelst beim Joggen über der Frage nach, ob der Blickkontakt ausreicht, um deine Tränen zu aktivieren. Egal, du willst jetzt deinen Kopf freibekommen. Nach deiner Runde gehst du unter die Dusche, schlüpfst in deinen Schlafanzug und kriechst steif wie C-3PO und auf allen vieren in deine Sofaecke von Ikea. Ungläubig siehst du auf deinem Fernseher, dass Netflix schon wieder hängt. Ein Anflug von Ärger trifft dich unvermittelt, was die stärkste Emotion des Tages darstellt. Sie gefällt dir, denn so weißt du, dass du noch am Leben bist. Streamen ist seit Corona auch nicht mehr das, was es mal war. Mit etwas Geduld und mehrmaligen Ein- und wieder Ausstellen steht die Verbindung, so dass du deine Miniserie von gestern weiterschauen kannst: Mein Freund der Krake. Du vergießt stille Tränen über die Beziehung zwischen einem Oktopus und einem Taucher und denkst erstens, dass deine Augen doch noch tränen können und zweitens dir ein Haustier anzuschaffen. Vielleicht ein Papagei, den du schon immer haben wolltest, nur nicht durftest. Dein Vater war allergisch gegen sein Gefieder. Wer´s glaubt …

Auf der gegenüberliegenden Hauswand nimmst du Bewegungen durch das Küchenfenster war. Das dort lebende Paar begrüßt sich innig und hält sich eng umschlungen fest. Du ziehst die Gardinen zu und holst dir ein paar Cashewnüsse und eine Cola und grübelst über der Frage nach, was eigentlich das Gegenteil von einsam sein ist.

Irgendwann um Mitternacht wachst du auf. Du bist auf dem Sofa eingeschlafen und wankst schlaftrunken ins Bad um dir die Zähne zu putzen. Dein Blick fällt auf einen Zahnputzbecher, eine Zahnbürste und ein Handtuch.

Das Bett ist noch von heute morgen aufgeschlagen aber kalt und muffig. Du legst dich trotzdem und ziemlich erschöpft rein. Was hat dich bloß so erschöpft? Bestimmt das Joggen oder eher das passive Abhängen im digitalen Raum? Egal, denkst du und schläfst unruhig ein.

In der Dämmerung wachst du auf. Du hast wieder geträumt, dass du mit jemanden zusammenlebst.

Du nimmst dir vor, weniger digital abzuhängen und wieder mehr in Kontakt zu kommen. Vielleicht lädst du den neuen Nachbarn mal auf ein Espresso ein.

Hallo erstmal!

In den 22 Jahren als Coach für Körpersprache ist mir aufgefallen, dass einige Freunde und viele meiner Kunden eine hohe Fachkompetenz besitzen, sich allerdings nicht in den Vordergrund spielen können oder wollen. Sie sind zu schüchtern, introvertiert oder emotional vorbelastet. Durch ihre Zurückhaltung haben sie Probleme im privaten Bereich Freundschaften aufzubauen oder sich beruflich ein Netzwerk aufzubauen und erschweren sich unnötig die Verwirklichung ihrer Wünsche und Ziele. Manchen von ihnen kann ich bereits mit einfachen Tipps auf die Sprünge helfen, andere brauchen anspruchsvolle Anleitungen, aber jedem eröffne ich die Freiheit, bewusst zu entscheiden, wie er seine Körpersprache zum Erreichen seiner persönlichen Ziele einsetzt. In diesem Guide habe ich bewährte und typische Kontaktmöglichkeiten zusammengefasst um an unser Bedürfnis und unsere Kompetenz, als Mensch mit anderen in Kontakt zu treten zu erinnern.

Ich bin weder Wissenschaftlerin noch Psychologin, sondern ausgebildete Tänzerin und Coach für Körpersprache und so ist mein Guide eine praktische Anleitung, um in Kontakt zu kommen. Dieses Buch enthält praktische Tipps zum Experimentieren, einen Handlungsplan und ein konkretes Ziel. Es handelt einfach von Menschen, die sich gelegentlich, vorübergehend oder schon lange einsam fühlen und in Kontakt mit anderen Menschen treten wollen, um Freundschaften zu schließen. Das können ebenso Singles sein wie Menschen in langjährigen Partnerschaften, es können junge oder ältere Menschen sein, Alleinerziehende und Menschen die einfach auf der Strecke blieben, weil sie zu oft gehört haben, das sie von irgend etwas zu viel oder zu wenig haben – sie alle werden von diesem Guide profitieren. Ich möchte dich beim Kontaktaufbau unterstützen und dazu gehört die Art und Weise, wie du auf Menschen zugehst ebenso wie die Entschlüsselung der Körpersprache anderer Menschen, damit du Ablehnung vermeidest.

Nadine

1. Einleitung:

Kontakt ohne Technik – Kein Auslaufmodell

Über 200 Milliarden E-Mails und fast 60 Milliarden WhatsApp-Mitteilungen, die um unsere Aufmerksamkeit werben, bilden das tägliche Menü am Informations-Buffet ab. Und dabei ist erst jeder zweite Mensch auf der Welt online. Der durchschnittliche Deutsche dafür ist um so onliner, verbringt er doch täglich rund fünf Stunden in digitalen Welten sein Leben. Smartphone, Tablet, Bildschirm – die Digitalisierung ist gerade erst gestartet und ist schon ein Erfolg auf ganzer Linie. Doch der Support ist nicht auf smarte Apps, schnelles Wikipedia-Wissen und den Informationsstrom von Google und Co begrenzt. Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Wenn wir heimkommen, begrüßt uns die digitale Assistentin Alexa, nimmt uns freundlich sogar körperliche Bewegung ab und der Saugroboter, von Usern liebevoll Robby genannt steht auch bei Gebrechen oder Einsamkeit aufmerksam zur Verfügung. Umarmen und trösten können Alexa und Robby allerdings noch nicht.

Familien, die ursprünglich in mehreren Generationen zusammenlebten, verstreuen sich heute über den gesamten Globus und lassen die Alten zurück, die weder die Mobilität der jüngeren Generationen noch die digitalen Fähigkeiten besitzen, um zumindest einen Bruchteil ihres Kommunikationsbedürfnisses abzudecken. Intakte Dorfgemeinschaften wurden größtenteils durch moderne Eremitenbehausungen ersetzt, in denen keiner den anderen kennt, geschweige denn mit ihm in engerem Kontakt steht. Frischgebackene Eltern kommunizieren via Smartphone intensiv mit ihrer Community, während sie Kids vor sich herschieben, die signalisieren, dass sie sprechen lernen wollen und dazu die Aufmerksamkeit und das Gesicht ihrer Eltern benötigen. Sprache erlernen Kinder zu über 80% über die Lippenbewegungen und die damit verbundene weitere Körpersprache ihrer Eltern.

Unser Grundbedürfnis nach Zuneigung wird nicht mehr befriedigt, sondern mithilfe digitaler Kommunikation kompensiert. Die neuen, schnellen Zeiten und die Digitalisierung sind zwar modern, aber was machen sie mit unseren grundlegenden Bedürfnissen nach Geborgenheit, Zuneigung und Zwischenmenschlichkeit? Zoom, Messenger und Konsorten können eine Unmenge an Informationen verarbeiten, doch weder Nähe herstellen noch zwischenmenschliche Zuneigung befriedigend bedienen. Sie reduzieren durch den Wegfall der so wichtigen Sinneseindrücke unsere Entscheidungsfähigkeit und sind dabei kein bisschen empathisch. Die Folgen des modernen Lebens sind steigende Krankenstände, Vereinsamung und ein Rückgang des freundlichen Miteinanders. Denken wir nur einmal an diese neue, unverbindliche und schamlose Art, ohne Vorankündigung über den Messanger mit anderen Menschen „Schluss zu machen“: Ghosting. Versteckt sich hier vielleicht die Angst vor Konflikten?

Den analogen Kontakt samt seiner einfachen Gesetzmäßigkeiten nutzen viele, trotz besseren Wissens, auch bereits vor Corona immer seltener und einige habe ihn ganz vergessen, scheint es. Weder im Hausflur noch in der Firma oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird noch wirklich miteinander geredet. Die Fähigkeit, einen schlichten Dialog face-to-face zu beginnen oder ihn gar heiter und leichtfertig zu pflegen, verkümmert zusehends und gerät in Vergessenheit. Stattdessen finden wir immer häufiger das Bild von starrer Fokussierung auf Bildschirme, verliebten, aber einsamen Blicken auf Smartphones und ein Heer von Singles, das sich auf digitalen Plattformen verkuppeln lassen will. Sind wir als Gesellschafft auf dem Weg in eine uns isolierende Beziehungslosigkeit?

Unsere kostbare Zeit sollten wir wieder mehr im analogen Kontakt und unter echten Menschen verbringen, denn nur wenn den digitalen Raum verlassen, können wir komplexe und langfristige Beziehungen aufbauen.

Wusstest Du, dass wir Menschen heute älter werden, wenn wir in Gemeinschaften leben?1

Sind uns zwischenmenschliche und analoge Fähigkeiten und daraus resultierende Beziehungen nicht mehr wichtig? Alles deutet derzeit darauf hin. Doch hier verbirgt sich eine Gefahr, deren Ausmaß wir langsam zu begreifen scheinen. Fakt ist und bleibt, wir Menschen – und zwar jeder einzelne von uns braucht echte zwischenmenschliche Kommunikation mit dem dazugehörigen Geflecht aus Emotionen und Verhaltensweisen, denn unsere Hardware ist auf Körperkontakt und Körpersignale programmiert. Ebenso wie der binäre Code 1 und 0 eines Computers nicht auf die menschlichen Gefühle Liebe und Hass umprogrammiert werden kann, lassen sich Menschen nicht auf Programmiersprache umpolen. Obwohl alles darauf hindeutet, dass es in naher Zukunft möglich sein wird, unsere Gehirne so zu manipulieren, dass wir uns unser natürliches Bedürfnis nach Zuneigung nicht mehr spüren. Wenn es heute bereits möglich ist, im Genlabor ein fluoreszierendes Kaninchen zum Spaß, biochemische Insekten für die Datensammlung und Computer mit den gleichen Schaltkreisen unseres menschlichen Gehirns zu erzeugen, weshalb dann nicht auch unsere DNA dahingegen verändern, so dass wir uns ohne Gesundheitsverlust und Traurigkeit, selbst isoliert wohlfühlen können.

Wusstest du, dass der Kortisolspiegel, also der medizinische Stress-Anzeiger niedriger ist, wenn wir emotionale und positiv unterstützende Beziehungen pflegen?2

80 % der Entscheidungen und Reaktionen eines Menschen in einem analogen Gespräch werden durch die Körpersprache seines Gesprächspartners ausgelöst und zwar durch die des gesamten Körpers und nicht nur eines Ausschnittes. Der digitale Kontakt hingegen ist zwischenmenschlich kaum eine Herausforderung, beruht er doch meist auf schriftlichen Aussagen mit ein paar Emojis. Abgesehen von den visuellen Kanälen bleiben Tonalität und Körpersprache dabei auf der Strecke. Die heute vor allem im gesamten Businesskontext so gefragte Sozialkompetenz verkümmert, wenn wir sie nicht regelmäßig nutzen. Genau wie ein Freizeit-Schwimmer, der jedes Jahr einmal vom Sprungbrett ins Wasser springt, um nicht den Mut dafür zu verlieren, müssen wir die Fähigkeit, einen analogen Dialog zu führen regelmäßig trainieren, weil uns sonst irgendwann der Mut dazu fehlt.

Ausschließlich digitale Kontakte zu haben, reduziert unsere Entscheidungsfähigkeit, unsere Liebes- und Lebensbeziehungen und erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen.

Versteh mich nicht falsch: die digitale Welt eröffnet uns ganz wunderbare Möglichkeiten der Kommunikation, nur gerät das richtige Verhältnis gerade aus den Fugen, was gut an der fast hinter uns liegenden Pandemie und dem daraus resultierenden Bedürfnis nach Kontakt deutlich wurde.

Dieser Guide soll dir dabei helfen, die Sprache unserer Körper lesen und aktiv nutzen zu lernen, um erfolgreich einen gesunden analogen Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen. Ihn rückt das vorliegende Buch in unseren Fokus zurück, damit du mithilfe von einfachem Grundwissen und alltagstauglichen Beispielen wieder Spaß an der wahren Kommunikation mit Menschen hast und neue Allianzen bildest, wie auch neue Freunde gewinnst. Dabei hilft dir dieser Guide mit Tipps, Tricks und dem nötigen Knowhow, um im täglichen Leben und Job erfolgreich zu agieren.

Der Aufbau von Kontakt und Vertrauen ist eine anspruchsvolle Angelegenheit in einer Welt, in der alles andere auf Knopfdruck funktioniert. Mit ein wenig Geduld und einer Portion Mut und Selbstbewusstsein wirst du es dennoch schaffen, dich künftig immer weniger einsam zu fühlen und stattdessen Nähe zu anderen Menschen herzustellen. Dieser Ratgeber stellt dir Möglichkeiten zur Verfügung, wieder mehr mit anderen in Kontakt zu treten. Für einen Moment im Park, eine begrenzte Zeit in der Bahn oder einen ganzen Abschnitt deines Lebens – in diesem Buch geht es darum, die sich dir überall bietenden Chancen zu nutzen und Zuwendung zu erhalten wie auch zu spenden, um zufriedener, erfüllter und vielleicht sogar gesünder zu leben und

Der Aufbau des Guides folgt einem einfachen Plan: Er betrachtet deine zwischenmenschliche Kommunikation mit all ihren schönen Seiten, Stolperfallen und Hindernissen. Als Autorin und Coach im Bereich der Körpersprache stelle ich dir meine langjährige Erfahrung in diesem Metier zur Verfügung. Auch prüfende Skepsis und Grübeleien über das Gelesene gehören dazu, denn meine Erfahrung sagt mir, wer sich auf den Weg der bewussten Kommunikation begibt, wird sein Leben bereichern.

Lege den Guide aber nicht unter das Kopfkissen, denn er ist kein Zauberbuch und gute Kommunikation entsteht nicht über Nacht. Übe immer und überall, wo es sich dir anbietet. Du wirst sehen, der nach und nach eintretende Erfolg wird dir Mut und Zuversicht verleihen. Dann hast du den Grundstein für deine Persönlichkeitsentwicklung gelegt und die nächsten Schritte dafür, kannst du dann gemeinsam mit anderen Menschen machen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich in meinem Ratgeber die grammatisch männliche Form, die weibliche wie auch andere Formen, sollen selbstverständlich als darin inbegriffen verstanden werden.

Jede Freundschaft hat einen Anfang

Wenn ein Freund mich als Freundin vorstellt, fühlt sich das gut an und stärkt meinen Selbstwert. Ich bin gerne eine Freundin von einem Freund, denn es hat für mich etwas Beruhigendes und Vertrautes. Freundschaft bezeichnet ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, welches sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Eine in einer freundschaftlichen Beziehung stehende Person nenne ich Freund oder Freundin. Wenn ich einen Menschen kennenlerne, ist er nicht sofort mein Freund, sondern ein Unbekannter, der im Laufe des Kontakts zu einem Bekannten wird. Ein Freund zu sein ist eine Auszeichnung, denn es drückt Vertrauen und Zuneigung aus. Ein Freund hält Stress und Konflikte aus und rennt nicht gleich weg, wenn es ungemütlich wird. Wenn der Unbekannte also zu einem Bekannten wurde und wir einander annähern, besteht die Chance auf eine Freundschaft. Diese kann sich schnell entwickeln, langsam oder auch gar nicht.

Wusstest Du, dass Therapeuten und Diplomaten die höchste soziale Kognition besitzen, also das Wissen und die Fähigkeit, sich in der sozialen Welt zu bewegen?3

Ob also eine Hundewiesenbekanntschaft oder Sportclubbekanntschaft irgendwann zu einer festen und dauerhaften Freundschaft wird, hängt von vielen Faktoren ab unter anderem von deiner sozialen Kognition. Falls ich eine Reihenfolge des Kontakts herstellen würde, wäre sie folgendermaßen: Unbekannter, entfernter Bekannterer, naher Bekannter, Freund, Liebhaber, Ehepartner bzw. Lebensgefährte.

Aufbau der drei Units

Erste Unit: Phasen des Kontaktaufbaus

Um in Kontakt mit Unbekannten zu treten, ist es unumgänglich, die Phasen des Kontaktaufbaus zu kennen, denn sie beinhalten die Kernkompetenz, für da anvisierte Ziel dieses Buchs: Es handelt sich dabei um die Phase der inneren Einstellung, die des Blickkontaktes, die der Begrüßung und die der Beziehungspfleg, die ich in einem 2. Buchband in den Fokus rücken werde.

Wir alle träumen gelegentlich von Menschen, die wir näher kennenlernen möchten, weil wir sie interessant finden, bewundern oder weil sie wichtig für unseren Job sind. Der eine würde dem Dalai Lama liebend gern die Hand schütteln, der andere träumt von seinem potentiellen Lebenspartner, der zwar im Nebenhaus wohnt, aber unerreichbar erscheint und wieder ein anderer möchte den Vorstandsvorsitzenden ansprechen, traut sich das aber nicht zu.

Um freundschaftliche oder partnerschaftliche Beziehungen aufzubauen, müssen wir die ersten drei Phasen des Kontaktaufbaus, die sich gegenseitig bedingen, durchlaufen. Im Verlauf meines Guides werde ich dir konkreten Inhalte zum Kontaktaufbau vorstellen und die drei Phasen anhand von praktischen Beispielen verdeutlichen. Dann erkläre ich dir, welcher Fokus in der jeweiligen Phase im Vordergrund steht, was zu beachten ist.

Zweite Unit: Kontaktbremsen

Die unterschiedlichsten Glaubenssätze verhindern es, Chancen des Kontakts zu nutzen. Im Zuge dieser inneren Sätze an die wir glauben, haben wir uns unterschiedliche seelische Abwehrmanöver angewöhnt, die uns von unserem Entschluss, zu anderen Kontakt aufzubauen, wieder abbringen. Die einen glauben an innere Sätze, Menschen ohne Bildung sind uninteressant oder befinde sich nicht auf dem eigenen geistigen Niveau, die im Kapitel Kontaktbremsen unter Arroganz zu finden sind. Andere wiederum glauben an die Sätze, sie selbst seien so langweilig, dass sie doch nur auf Ablehnung stoßen würden und schlimmstenfalls die hingestreckte Hand zum Gruße wieder zurückziehen müssten, die im Kapitel Kontaktbremsen unter mangelnde Selbstliebe zu finden sind.

Da unser psychisches System wirklich alles tut, um uns vor Gefahren zu schützen, werden diese Glaubensätze und Abwehrmanöver ins Feld geschickt, um keinesfalls neue und scheinbar gefährliche Verhaltensänderungen auszuprobieren. Diese Sätze und Manöver blendet unser Bewusstsein allerdings aus und sie werden somit zu blinden Flecken, also innere Bereiche die uns unbekannt sind. Menschen die nicht mit ungebildeten Menschen Kontakt aufbauen möchten, wirken arrogant auf ihre Umwelt, was ihnen selbst allerdings nicht bewusst ist. Die Crux an diesen inneren Sätzen ist, dass sie trotzdem einen großen Einfluss auf unser Verhalten und somit eben auch auf unsere Wirkung haben, nur eben unbewusst.

Wusstest du, dass wir unsere blinden Flecken, also unser unbewusstes Verhalten, ausschließlich durch Feedback von anderen auflösen können?4

Ich werde dir zeigen, welche Kontaktbremsen, also welche klassischen seelischen Abwehrmanöver und Glaubenssätze existieren, wie du deine blinden Flecken finden und aufdecken kannst und wie du dich neu positionieren kannst, um andere Menschen anzusprechen.

Dritte Unit: Kontaktmöglichkeiten

Nun hast du die drei Phasen bereits verinnerlicht und deine Glaubenssätze und Abwehrmanöver aufgedeckt. Jetzt suchst du dir eine konkrete Situation heraus, mit der du beginnen willst, denn nun geht es nur noch um das WIE. Ich zeige dir, welche klassischen Situationen existieren und wie du die vorgelagerten Hürden geschickt umschiffst. Die meisten introvertierten Menschen wissen, dass sie sich mit neuen Bekanntschaften schwertun. Sie haben nur keine Ahnung, wie genau sie den ersten Schritt machen können. Ich zeige dir, wie du in einer Situation deiner Wahl selbstbewusst auf einen Menschen oder auf eine Gruppe zu zugehen kannst. Dabei werde ich dir alles an die Hand geben, was du benötigst, damit du dich Fremden oder flüchtigen Bekannten sicher nähern kannst, um Freundschaften zu knüpfen.

Corona – Ein Angriff auf das soziale Wesen

Im März 2020 griff ich mein bereits geplantes Buch auf und fing an, wie eine Besessene zu schreiben. Meine Inhalte drehten sich um Kontakt, Nähe, zwischenmenschliches Miteinander und Kooperation. Gleichzeitig wurden immer mehr Regeln und Gesetze erlassen, genau dies zu unterlassen. 

Ohne menschlichen

Kontakt vereinsamen wir

 

Zunächst empfand ich das als einen unlösbaren Konflikt, aber eigentlich hat sich dieser Umstand als guter Mentor entpuppt, da ich überall auf den Straßen sehe, was zum Beispiel mit den zwei Polen Nähe und Distanz geschieht. Allerorts gibt es Grenzüberschreitungen, was häufig durch aggressives Verhalten kommentiert wird. Misstrauen, Rückzug und letztendlich Einsamkeit sind die Folgen. Ob im Hospiz, im Altenheim, im Krankenhaus oder Zuhause, ob jung, erwachsen oder alt: Die Republik verfällt in einen Dornröschenschlaf. In Gesprächen mit Freunden und Kunden wird mir immer wieder deutlich, dass gerade die alten wie Menschen ohne Partner unter dieser Isolation leiden und dass alles, was ich in meinem Buch beschreibe, nicht nur wichtig, sondern überlebensnotwendig für den Menschen ist. 

Ich habe meinen Guide für ein Leben mit und nach Corona geschrieben und Ergänzungen mit einer Erklärung und einem Tipp angehängt, wenn sich das beschriebene Thema in Zeiten von Corona sehr stark von der gewohnten und natürlichen Verhaltensweise abhebt, wie beispielsweise bei den Distanzzonen.

Jede Krise birgt die Chance, Neues zu entdecken und entwickeln und so wird sich auch das Verhalten zueinander nach Corona verändern und bewusster werden. Ein zurückhaltender Mensch wird sich sicherlich darüber freuen, dass einige seiner Mitmenschen eine stärkere Wahrnehmung für sein Bedürfnis nach Distanz entwickeln. Ich vermute allerdings, dass rücksichtslose Menschen, die vor Corona keine Distanzzonen einhielten, es nach Corona auch nicht mehr tun werden. Solche Personen lassen anderen keinen Freiraum, sondern demonstrieren durch diese Überschreitung die eigene Macht. Auch Menschen, die sich gerne in der Nähe von anderen aufhalten, werden dieses Bedürfnis nach Corona nicht abstellen können, weil es nicht ihrer Natur entspricht, auf Abstand zu kommunizieren. Und wenn derzeit laute Rufe zu hören sind, dass wir in unserer Gesellschaft keine Hände mehr schütteln sollten, erfüllt mich das mit Sorge, denn in einer Welt, die immer unverbindlicher wird, werden Rituale der Verbindlichkeit nötiger denn je gebraucht.

Alles, was ich in meinem Buch für die Corona-Zeit empfehlen muss, ist letztlich ein Angriff auf das soziale Wesen, denn die Regeln isolieren und trennen uns voneinander, statt unser Bedürfnis nach Zuneigung und Vertrautheit zu befriedigen. Erwachsene dürfen ihre alten Eltern nicht besuchen und Eltern nicht ihre Enkelkinder. Zurückgezogene Menschen kommen kaum noch unter Leute und Singles dürfen sich nicht verabreden. Ich kann mit vollster Überzeugung schreiben, dass die Corona-Regeln für die Zeit nach Corona nicht empfehlenswert sind. Darüber hinaus sollten wir unserem stetig wachsenden Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Ruhe vor der Welt nicht nachgeben, weil wir sonst vollends vereinsamen.

2. Basics

Anatomie der Gruppe – Von der Ursuppe zum sozialen Wesen

Am Anfang gab es nur die Ursuppe und die Bakterien darin waren glücklich und zufrieden mit sich selbst. Eines schönen Tages teilte sich ein Bakterium. Die beiden Teile versuchten nicht, sich wie üblich gegenseitig zu fressen, sondern ließen die jeweils andere Hälfte am Leben, was bis dato eher ungewöhnlich war. Fortan teilten sich die zwei das Leben und holten heraus, was ging. So wurde aus einem Einzeller also ein Zweizeller. Dieses erste Kooperationsmodell war so erfolgreich, dass auch andere Bakterien diesen Move übernahmen. Lauter Einzeller schlossen sich von da an zu kleinen Grüppchen zusammen, mal für kürzere und Mal für längere Zeit. Da alle voneinander profitierten, verlief dieses Zusammenleben so gut, dass es zum Erfolgsmodell wurde. Millionen Jahre später wurde klar, dass es sich in Verwandtschaften recht glücklich leben lässt und man unterstützte sich innerhalb dieser nach Leibeskräften. Die Kehrseite war allerdings, dass alle, die nicht zur direkten Linie gehörten, einfach gefressen wurden.

Aus den Bakterien wurden irgendwann Amöben, erst niedere, dann hochentwickelte Tiere und noch später erschienen wir Menschen an den Ufern der Evolution. Die eigene Gruppe bot dem Menschen Schutz und das Wichtigste – sie sicherte die Fortpflanzung. Dass sich der Einzelne der Gruppe unterordnen musste, war damals noch nicht so tragisch wie es heute der Fall ist. Irgendwann unterschied sich der Mensch von allen anderen Lebewesen und ent­wickelte ein soziales Gehirn. Er fing an, sich für seine Mitmenschen zu interessieren und war neugierig, was wohl in den Köpfen der anderen vor sich geht. Der Mensch begann zu kooperieren, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und auch, um anderen Gutes zu tun.

Wusstest du, dass wir gerne in Gruppen le­ben, weil es sich für uns lohnt?

Diese Wechselseitigkeit von Kooperation wird Reziprozität genannt, im Schwäbischen auch Vetterles­wirtschaft und im englischen Sprachgebrauch Tit for Tan.

Über die Millionen von Jahren entwickelten wir einen unstillbaren Hunger nach Koope­ration, aber auch nach Anerkennung und Re­putation und gerieten dabei in eine enorme Abhängigkeit vom eigenen sozialen Netzwerk.

In diesem Netzwerk wurden Regeln, Werte und Normen aufgestellt und wer diese Regeln nicht einhielt, spürte schnell die Reglementierung und Bestrafung durch die Gruppe. Konkurrenzkämpfe um die höheren Ränge sind auch heute noch an der Tagesordnung, in denen sich meistens die Stärkeren durchsetzen. Durch unsere kognitiven Kompetenzen besitzen wir allerdings heute die Möglichkeit, unsere eigenen Verhaltensweisen zu reflektieren und uns für ein freundliches Miteinander zu entscheiden, auch wenn der andere nicht zu unserer genetischen Sippe gehört. Inzwischen können wir uns im Idealfall entscheiden, ob wir alleine oder in einer Gruppe unserer Wahl leben möchten, mit all den Vor- und Nachteilen, die die jeweilige Lebensform mit sich bringt.

Das Dilemma mit dem Freund-Feind System

Wenn uns ein Bekannter begegnet, verleiht uns diese Begegnung Sicherheit, weil wir ihn kennen und vor allem einschätzen können. In der Kommunikation gilt Sicherheit als Grundvoraussetzung, um mit anderen Menschen entspannt in Kontakt treten zu können. Das Problem daran ist schnell identifiziert: Um eine bekannte und somit sichere Situation zu erschaffen, müssen wir uns erst einmal auf eine unbekannte Situation einlassen.

Dieser erste Schritt ist gar nicht so einfach, da wir Menschen über ein scharfes Alarmsystem verfügen. Es übermittelt uns binnen weniger Sekunden und ungefiltert, ob wir einen Freund oder Feind vor uns haben. Die Freunde gehören der gleichen Gruppe an wie wir und die Feinde einer anderen. Diesem System wird auch heute noch fast uneingeschränkt vertraut, denn für den Ersteindruck werden meistens keine zweiten Chancen vergeben. Wir entscheiden in Bruchteilen von Sekunden, ob wir Kontakt zu unserem Gegenüber möchten oder nicht. Mit Angehörigen anderer Gruppen möchten wir das eher nicht, denn sie sehen schon von außen anders aus als wir selbst. Mit Menschen die uns ähnlich sehen, treten wir gern in Kontakt, denn diese sofort als „Freunde“ wahrgenommenen Personen vermitteln uns eine vermeintliche Sicherheit. Gleich und Gleich gesellt sich eben immer noch sehr gerne. Dass uns die Annahme, vom Äußeren auf das Innere schließen zu können, in die Irre führen kann, hat jeder von uns bereits erlebt. Denken wir nur einmal an die Menschen, die ein bestimmtes Beute-Schema haben und immer wieder auf die Menschen des gleichen Typs abfahren, um jeweils nach kurzer Zeit enttäuscht von dannen zu ziehen, da die Äußerlichkeit eines Menschen eben nicht immer auf sein Inneres schließen lässt.

Wusstest du, dass der Erst­eindruck nur zu 60% richtig ist?5

Wir lehnen allerdings diejenigen Menschen meist ab, die nicht unserer Sicht und unseren Sehgewohnheiten beziehungsweise unseren Erwartungen entsprechen. Diese Menschen wirken auf uns vielleicht erst einmal befremdlich und doch kann sich etwas ganz Besonderes in ihnen verstecken, das uns interessieren könnte. Um dort­hin zu gelangen, müssen wir allerdings einen Zipfel unseres Sicherheitsbedürfnisses aufgeben und uns auf sie einlassen.

Körpersprache – Der Kompass unserer Emotionen

Verbale Sprache ist noch ein sehr junges Kulturgut, die Körpersprache hingegen ist eine Fähigkeit, mit der bereits die Urmenschen kommunizierten. Trotzdem scheint sie für viele heute ein Rätsel zu sein. Menschen im frühen Kindesalter hingegen setzen die Körpersprache perfekt ein, um sich Bedürfnisse erfüllen zu lassen. Sie strampeln mit den kleinen Ärmchen und Beinchen, weil sie Hunger haben oder Nähe und Wärme von den Eltern brauchen. Auch wir Erwachsenen blicken freundlich bis heiter in unsere Umwelt, wenn wir anderen gefallen wollen oder wenn wir uns Freunde machen möchten. Falls wir hingegen kein Interesse an einem anderen Menschen haben, reduzieren wir den Blickkontakt und konzentrieren uns auf vermeintlich interessantere Menschen.

Durch unsere individuelle Körpersprache werden innere Bewegungen wie Gedanken oder Gefühle nach außen transportiert und somit für unsere Umwelt erkennbar. Unsere Emotionen werden sozusagen in eine sichtbare Form verwandelt. Zusätzlich zur Körpersprache nimmt die Außenwelt auch unsere Kleidung, unser Haarstyling und Accessoires sowie auch unsere Stimme wahr. Dieser Mix gestaltet sich für unsere Umwelt je nach Situation unterschiedlich: Befinden wir uns in einem Meeting, in der Welt des Bankwesens und der Finanzen, ergibt sich ein anderes Bild, als wenn wir auf der Alsterwiese in einer Gruppe grillen.

Wusstest du, dass sich das Sichtfeld unserer Augen unter Stress verkleinert?6

Auch wenn wir durch einen bevorstehenden Kontaktaufbau sehr gestresst sind, ist unsere Wirkung nicht nur eine andere, sondern wir können weniger als die Hälfte von dem sehen, was für sehen könnten, wenn wir entspannt sind.

Da wir alle Gewohnheitstiere sind, liegt es auf der Hand, dass wir uns im Laufe unseres Lebens ein gewisses Verhalten angewöhnt haben, welches wir in bestimmten Situationen, zum Beispiel beim Kontaktaufbau, abspulen. Dieser Habitus entwickelte sich ebenso wie unsere gesamte Wirklichkeitskonstruktion aus den Faktoren unserer Genetik, Erziehung und Umwelt, die ein jeweils individuelles Gemisch ergeben haben. Unser Verhalten verrät einiges über unsere Einstellung zum Leben und den daraus resultierenden Bedürfnissen.

Unser Gegenüber offenbart uns mithilfe seiner Körpersprache eine Fülle von Informationen, wenn wir sie denn wahrnehmen. Allerdings haben Logik und Rationalität in unserem Kulturkreis Vorrang vor Emotionen. Sie beherrschen unser Denken und sind Errungenschaften, die wir zurecht nicht mehr hergeben wollen. Diese Rationalität drücken wir durch unsere verbale Sprache aus. Damit verleihen wir unserem Denken eine enorme Macht, die wir der Körpersprache, welche unsere Emotionen spiegelt, zugleich eher absprechen. Körpersprache gilt als das Stiefkind der Kommunikation und wird auch beim Thema der Kontaktaufnahme zu wenig beachtet. Die Entschlüsselung der zugeneigten und abgeneigten Signale sollte aber im Fokus der Kontaktaufnahme stehen, denn Körpersprache fungiert als Kompass der Emotionen. Durch sie werden Gefühle in die Sichtbarkeit transportiert.

Wusstest du, dass unser Körper als der Übersetzer unseres inneren Dialogs gilt?

Wir sind soziale Wesen und bevorzugen das Leben in Gemeinschaften. Durch die heutige Mobilität können wir in kurzer Zeit diverse Kommunikationskontakte knüpfen und auch wieder lösen. Unser Leben nimmt seit der Digitalisierung volle Fahrt auf. Aber wir müssen uns bei jedem Kommunikationskontakt in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, wem wir vertrauen und wem nicht. Bereits für unsere Vorfahren aus ferner Vergangenheit war diese Fähigkeit lebensnotwendig und sie ist es bis heute geblieben. Heute geht es allerdings nicht mehr darum körperlich zu überleben, sondern um sich in beruflichen wie auch privaten Zusammenhängen den Menschen zuzuwenden, denen wir vertrauen können. Diese Fähigkeit nennen wir landläufig Menschenkenntnis. Wissen wir hingegen, wie wir in der Kommunikation auf andere wirken, nennen wir es Selbsterkenntnis. Menschenkenntnis und Selbsterkenntnis sind unmittelbar mit der Körpersprache verbunden, vor allem, wenn es um die ersten Momente einer Begegnung geht.

Schauen wir uns den Sprecher der Körpersprache einmal genauer an – unseren Körper. Er ist unser Wohnort und unser Zuhause. Ohne unseren Körper könnten wir uns weder fortbewegen noch denken und reden. Ohne unseren Körper geht nichts und so sollten wir diesem einen größeren Stellenwert einräumen als das viele bisher tun. Wir sind unser Körper. Er ist weder eine Fassade noch ein lästiges Ding. Wir können ihn mitgestalten, indem wir bestimmte Gedanke denken und bestimmte Gefühle fühlen und geben ihm einen Ausdruck, der dann nicht nur eine Wirkung auf andere hinterlässt, sondern auch auf den Akteur selbst. Einige formen ihren Körper durch Sport, andere durch Botox und wieder andere durch Ernährung. Unser Körper ist wie ein Gefäß, in das wir all unser Sein, unsere Gedanken, Gefühle und Überzeugungen versenken. Wir sind übrigens viel sensitiver, als wir von uns denken, was durch den bekannten Placebo-Effekt gut deutlich wird. Und so ist es verständlich, dass unsere Körper sehr unterschiedlich auf unsere Umwelt wirken. Einige Körper sehen aus wie aufgepumpt, andere durchlässig, es gibt steife und unbewegliche Körper und solche, die so fließend wirken, dass sie sich scheinbar vor unseren Augen verflüssigen.

Unser Körper zeigt unsere Befindlichkeiten an, aber auch unsere Abneigungen und Bedürfnisse, denn er ist für unsere Umwelt der Übersetzer unseres inneren Dialogs. Er ist wie ein Instrument, mit dem wir uns der Umwelt mitteilen. Wir sind unser Körper. In ihm befindet sich, was wir leben und erleben. Er spendet Zuneigung, Liebe und alles, was wir für uns, wie auch für ein Miteinander brauchen. Er greift zuverlässig zur Kaffeetasse und er macht es möglich, dass wir sinnliche Erfahrungen machen können und mit anderen in Liebe verschmelzen. Er schafft neues Leben. Er sagt uns Bescheid, wenn wir uns verhoben haben und macht durch Krankheiten auf seine Missstände aufmerksam. Unser Körper spricht all das aus, was für uns und andere zum Leben gehört. Geist, Seele und Körper sind eine Einheit und gleichberechtigte Partner. Wer das begreift, hat die Chance auf eine echte Begegnung mit anderen Menschen.

Körpersprache ist unsere Muttersprache wie auch eine Bildersprache und wirkt auf unser Unbewusstes entscheidend ein. Sie ist eng mit unseren Gefühlswahrnehmungen und Gefühlsäußerungen verknüpft. Für den Kontaktaufbau ist es hilfreich sie zu nutzen und zu lernen sie bewusst, aber ehrlich einzusetzen, denn was diese Sprache betrifft, sind viele Erwachsene leider etwas kurzsichtig.

Die 7 Elemente der Körperrhetorik

Ebenso wie ich die Welt nicht in einem Satz erklären kann, ist dies auch nicht anhand eines einzigen körpersprachlichen Signals möglich. So ist es beispielweise falsch, verschränkte Arme als Zeichen der Abwehr zu interpretieren. Stattdessen sind eine Vielzahl von ähnlichen Signalen nötig, um einen Menschen richtig einschätzen zu können.

Die 7 Elemente der Körperrhetorik habe ich 2004 entwickelt und patentiert, um Menschen zu helfen, die Wahrnehmung für andere und natürlich auch für sich selbst zu erweitern. Ich habe die 7 Elemente in der folgenden Struktur auf zurückhaltende Menschen bezogen, was selbstverständlich auch mit anderen Verhaltensweisen bzw. anderen Verhaltenstypen funktioniert.

1. Element – Die Bewegungsdynamik des Ganges im Visier

Wenn ich kleine und leise Schritte mache, wirkt das tendenziell unsicher. Falls ein weiteres Unsicherheitssignal wie der Blick auf die eigenen Füße hinzukommt, verstärkt sich meine unsichere Wirkung noch einmal.

2. Element – Der Handschlag als ritualisierte Umgangsform

Wenn ich bei einer Begrüßung meinen Arm lang und weit herausrecke, wirkt das distanziert, falls weitere Signale der gleichen Färbung hinzukommen. Das bedeutet, das mehrere Signale ähnlicher Aussage zusammen einen Eindruck ergeben.

3. Element – Der Stand und mein Standing

Mein Stand kann etwas mehr oder auch etwas weniger als schulterbreit sein. Wenn ich eher schmal stehe, wirkt das zurückhaltend und wenn dann noch die Fußspitzen nach innen weisen, erst recht.

4. Element – Die Sitzarten

Sie geben Aufschluss über mein Territorialverhalten. Nehme ich mir wenig Platz, indem ich meine Hände in den Schoß lege, statt diese zum Beispiel auf die Stuhllehnen oder auf einem Tisch zu platzieren, wirke ich zurückhaltend oder sogar devot.

5. Element – Die Gestik

Gestikuliere ich mit meinen Armen eng vor dem Oberkörper, deutet dies auf eine gewisse Scheu hin, den eigenen Platz für mich zu beanspruchen, was schüchtern wirkt. Verschränke ich meine Arme vor oder hinter meinem Oberkörper oder versenke ich sie in Hosentaschen, wirkt das passiv und nicht handlungswillig. Beim Zuhören ist das nicht weiter tragisch, denn das hat grundsätzlich einen passiven Touch. Beim Sprechen wirkt es allerdings sehr zurückhaltend.

6. Element – Meine Kopfhaltung und Mimik

Wenn ich in einem Gespräch meinen Kopf nach hinten ziehe, so als wenn ich mich an einer Wand anlehnen würde, wirkt das distanziert und mit einer entsprechenden Mimik sogar skeptisch.

7. Element – Vier Verhaltenstypen der Körpersprache

Bei jedem der vier verschiedenen Verhaltenstypen der Körpersprache findet sich je eine spezifische Signalkette wieder, die mit den Begriffen Präsenz, Lebendigkeit, Entspanntheit und Zurückhaltung betitelt werden kann.

Dieses Element verschafft mir eine schnelle Orientierung über die maßgeblichen Verhaltensanteile der momentanen Kommunikationssituation. Wenn ich mindesten 4 Signale einer Färbung, also Signale mit einer ähnlichen Aussage sehe, nenne ich das Signalkette.

Ein gehauchtes Hallo mit einer leisen Stimme, kombiniert mit einem zaghaften Gang, sind für mich zwei erste Interpretationshinweise. Treffe ich dann auf einen zarten Händedruck beim Handschlag, ein erzwungenes Lächeln und sehe wie sich der Blick auf die eigenen Füße heftet, ist der Interpretationsspielraum nur noch klein und die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen schüchternen oder zurückhaltenden Menschen vor mir stehen habe, ist relativ groß. Der klassische feste Händedruck ist bspw. nur ein einzelner Hinweis und lässt eigentlich keine Interpretation zu. Weil die meisten von uns, zumindest in unserem Kulturraum, allerdings irgendwann darauf hingewiesen wurden, andere mit einem kräftigen Händedruck zu begrüßen, da dies besonders selbstbewusst wirkt, wird dieser Aussage meist blind vertraut. Ob derjenige dann wirklich selbstbewusst ist, lässt sich anhand dieses einen Signals nicht mit Gewissheit sagen. Aber zumindest wirkt es so, was in beruflichen Situationen sicherlich von Vorteil ist. Sucht ein Mann allerdings eine selbstbewusste Frau fürs Leben und stellt später heraus, dass diese Frau genauso zurückhaltend und passiv ist wie er selbst, ist die Enttäuschung sicherlich groß, weil ihr Äußeres nicht mit ihrem Inneren übereinstimmte.

Wusstest du, dass Authentizität in unserem Zusammenhang, nichts anderes bedeutet, als dass die Körpersprache und die Sprache sich decken?7

Durch die 7 Elemente der Körperrhetorik erhältst du eine Übungsstruktur, um nicht nur bei anderen, sondern auch bei dir selbst gezielt auf Teilbereiche schauen zu können und somit deine Wirkung zu überprüfen. Menschen, die wissen wie sie auf andere wirken, verstricken sich weniger in Missverständnisse und können sich auch besser von negativen Glaubenssätzen befreien.

Die Fantastic Four – Unbekannte Bekannte

Unser System verarbeitet bei einem Kontakt unendlich viele Reize. Um das zu bewerkstelligen, vereinfacht es diverse Prozesse, zu denen auch jener des Kontaktaufbaus gehört. In diesem Zusammenhang entsteht immer der Ersteindruck einer Person.

Wusstest du, dass unser System über eine Million Reize pro Minute verarbeitet muss?8

Vereinfachung bringt Klarheit, aber auch Schubladen in die Kommunikation – die Stereotypen. Sie sind eine delikate Angelegenheit und doch ist die Verwendung von Typologien ein hilfreicher Prozess, um die Flut der Informationen zu bewältigen. Als Orientierung können und sollten wir sie nutzen, denn sie unterstützen uns zum einen bei der Einschätzung potentieller Kontakte und zum anderen, verbessert es die Selbstwahrnehmung, in Bezug zu unserer eigenen Wirkung durch die Körpersprache.

Seit der Zeit der alten Griechen, sprich Sokrates oder auch Aristoteles, die bereits vor langer Zeit dem Denken zur freien Entfaltung verholfen haben, werden Typologien verwendet, um den Menschen zu verstehen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Typologien an den Menschen angepasst, neu aufgelegt, verworfen und sogar missbraucht, jedoch nie vergessen. Heute sind viele von diesen Typologien wissenschaftlich untersucht und evaluiert, also auf ihre wissenschaftliche Gültigkeit hin überprüft, aber viele eben auch nicht. Da gibt es die drei Konstitutionstypen, die ayurvedischen Ernährungstypen, die Sternzeichen diverser Kulturen, die Blutgruppentypen, MBTI oder LIFO®, INSIGHT, DISG® – um nur einige wenige zu nennen. Hippokrates, ein Zeitgenosse von Aristoteles, war übrigens an der Entstehung dieser ersten Fantastic Four beteiligt, und sie nannten diese Typologien die vier Temperamente, was an den lateinischen Begriff „Mischung“ angelehnt ist und deutlich macht, dass wir immer ein Mix aus den verschiedenen Typen in uns tragen, in dem die Anteile allerdings unterschiedlich gewichtet sind.

Wenn wir eine Vorliebe für einen der vier Körpersprachetypen des 7.Elements entwickelt haben und diesen bevorzugt anwenden, können wir davon ausgehen, dass andere diesen Anteil anhand unserer Körpersprache wahrnehmen. Der Körpersprachetyp wird somit für den Sehenden sichtbar.

Alle vier Typen sind wertneutral zu betrachten. Ich habe mich für eine leicht überzeichnete und pointierte Darstellung entschieden, da diese einprägsamer wirkt.

Der Zurückhaltende Typ

Grundsätzliches

Dieser Typ ist immer untadelig gekleidet. Alles, was er trägt, ist ohne Ausnahme ordentlich und sauber. Seine Kleidung ist qualitativ hochwertig und in gedeckten Tönen gehalten. Auch wenn er am liebsten Pullunder oder Westen trägt, weiß er doch zu jedem Moment, wann es angesagt ist, das Sakko überzuziehen oder gar den Anzug aus dem Schrank zu holen. Das einzige Schmuckstück ist ein Ehering oder eine alte Uhr, die er regelmäßig aufziehen muss, da sie sonst stehen bleibt. Er ist Nostalgiker, was man nicht nur an seiner Kleidung, sondern auch an seinen Accessoires erkennen kann: große Nerdbrille, Chelseastiefel und große Ledertasche mit Schultergurten. Das Fahrradfahren zieht er auf jedem Fall dem Autofahren vor, denn das schont die Umwelt und die Nerven. Wenn es möglich und nötig ist, versucht er rechtzeitig ein Carsharing-Auto zu buchen. Das Auto als Statussymbol ist ihm vollkommen fremd, so wie ihm fast alle Prestige- und Image-Symbole fremd sind, denn bei ihm geht es nicht um äußerlichkeiten, sondern um echte Werte. Bei ihm ist die Automarke nicht wichtig, aber einen rosa Polo fände er schon erschreckend. Das Fahrrad wiederum ist okay für ihn.

Ein Geschäftsessen zu initiieren, lehnt er kategorisch ab, denn wenn man eine fachliche Lösung erarbeiten will, sollte man dabei nicht essen, sondern seinen Intellekt benutzen und dazu reicht auch ein Besprechungsraum mit Kaffee und Wasser. Er ist der pünktlichste von unseren vier Typen und ist lieber ein wenig früher da als zu spät. Zu spät zu kommen wäre ihm verdammt peinlich. Wenn dies durch Fremdverschulden wirklich passiert, leidet er fast körperlich darunter. »Regeln, Normen und Vorschriften sind ja nicht umsonst erfunden und aufgestellt worden. Sie sind zum Einhalten da.« Das heißt nicht, dass er ein unfreundlicher Mensch ist, er ist nur korrekt. Er ist aus Prinzip höflich und zuvorkommend, und genauso möchte er auch selbst behandelt werden.

Autor

  • Nadine Kmoth (Autor:in)

Nadine Kmoth, das bin ich und Körpersprache zu meiner Expertise zu machen, geschah vor 22 Jahren auf einer Fortbildung des Körpersprache-Altmeisters Samy Molcho. Heute vermittle ich durch meine Ausbildung zur Tänzerin und meine diversen Fortbildungen, diese Erkenntnisse meinen Kunden und meinen Lesern, um mit ihnen eine Reise durch das Gebiet der Körpersprache zu unternehmen. Im Moment schreibe ich an meiner fünften Buchpublikation „Körpersprache für Videokonferenzen“.
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Titel: KOMM IN KONTAKT