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Immortal - Die Maske des Mörders

Grace Boticelli ermittelt 4

von Johanna Marthens (Autor:in)
200 Seiten
Reihe: Grace Boticelli ermittelt, Band 4

Zusammenfassung

Privatdetektivin Grace Boticelli wird von ihrer Nachbarin gebeten, die sechzehnjährige Ivy zu finden, die nach der Schule nicht nach Hause gekommen ist. Als Grace ihre Nachforschungen beginnt, begegnet sie immer wieder ihrer Freundin Mabel, die für einen Freund ebenfalls ein verschwundenes Mädchen sucht. Als sie merken, dass ihre Fälle miteinander verknüpft sind, machen sie eine grausige Entdeckung. Und ihnen wird klar, dass die Zeit für Ivy abläuft ... ***** Die Spannung nimmt zu. Jede freie Minute saß ich vor dem Reader und bereue keine Sekunde, es hat einen stressigen Tag perfekt ausgeglichen. Vielen Dank für das Lesevergnügen! ***** Ich werde alle Folgen lesen, denn ihre Geschichte, die Geschichte von Rosi und der anderen lassen mich nicht los. ***** Auch wieder wow! Ich kann nicht glauben, dass alle Teile so spannend sind. Ich kann es jedem raten zu lesen. Ein Dankeschön an die Autorin

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

IMMORTAL

 

 

Die Maske des Mörders

 

 

 

Johanna Marthens

 

 

Dieses Werk ist reine Fiktion. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sowie Schauplätzen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle darin beschriebenen Vorkommnisse sind frei erfunden.

 

Copyright © Johanna Marthens, 2015, 2021

Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren, Vervielfältigen und Weitergabe ist nur zu privaten Zwecken erlaubt. Der Weiterverkauf des eBooks ist ausdrücklich untersagt.

 

Mehr über die Autorin unter www.johannamarthens.de oder Facebook/Johanna.Marthens.

Kontakt: Johanna.Marthens@gmx.de

INHALTSVERZEICHNIS

 

 

PROLOG

EINE FRAGE DES VERTRAUENS

ÜBERRASCHUNGSGAST

GEDÄCHTNISPROBLEME

JASPER UND JUNIPER

DIE CLIQUE

SCHATTIERUNGEN DER DUNKELHEIT

MEHRERE EISEN IM FEUER

GEMEINSAME SACHE

DIE MASKE FÄLLT

SPIELVERDERBER

GANZ ALLEIN

SCHÖNHEITSFLECK

DER AUFTRAG

REISE IN DIE VERGANGENHEIT

DER SCHWERE WEG

WOLKIG BIS HEITER

IMPRESSUM 

 

 

 

 

 

 

Niemand kann lange eine Maske tragen; Verstellung kehrt schnell zur eigenen Natur zurück.

 

Lucius Annaeus Seneca 

PROLOG

 

 

 

SIE WIRKTE SO UNSCHULDIG! Wenn ihr blondes Haar im Wind wehte und ihr die Sicht versperrte, lachte sie. Das Lachen flatterte wie ein Schmetterling in der Nachmittagssonne und zwitscherte förmlich über dem Rauschen des Verkehrs. Ihre Haut war leicht gebräunt. Sie zeigte viel davon. Ihre Shorts waren so knapp, dass sie kaum ihren kleinen, knackigen Po verdeckten. Ihr Shirt ließ den Rücken frei, die schlanken Arme sahen aus, als hätten sie nie etwas anderes gekannt als die Freiheit außerhalb eines Kleidungsstücks. Er sah zu ihrem Gesicht. Das Blau ihrer Augen machte dem Himmel Konkurrenz. Das Weiß darin leuchtete. Als ihr Blick seine Gestalt streifte, konnte er den glücklichen Ausdruck in ihrem Gesicht so deutlich erkennen, als wäre ihr Antlitz ein offenes Buch. Er seufzte kaum hörbar.

»Lass mich gehen«, sagte sie plötzlich und riss ihn aus seiner Erinnerung. Verschwunden waren der warme Wind, der mit ihrem Haar spielte, ihr Lachen, ihre glitzernden, glücklichen Augen und die verführerische, braune Haut. Sie saß wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl. Tränen liefen aus ihren Augen und verschmierten ihren Mascara, so dass er ihr perfektes Gesicht schwarz färbte.

»Reiß dich am Riemen«, knurrte er. »Du siehst hässlich aus, wenn du heulst.«

»Bitte, lassen Sie mich gehen!«, weinte sie und schluchzte laut. Sie konnte nichts gegen die Tränen tun.

»Du bist jämmerlich«, sagte er abfällig. »Du hast keine Ahnung, welch große Aufgabe ich dir zugedacht habe. Dann würdest du nicht so jammern wie ein Waschweib.«

Sie saß auf einem einfachen Holzstuhl, ihre Hände waren auf ihren Rücken gebunden. Ein Seil hielt ihre Beine am Stuhl fest. Sie zitterte. »Ich tu alles, was Sie sagen, aber bitte, binden Sie mich los.«

Er stand auf und schritt um sie herum. Sie wirkte wie ein Blatt im Wind, das bei jeder Brise bebte und davonflattern wollte.

»Buh!«, sagte er plötzlich und machte einen raschen Schritt auf sie zu.

»Nein!«, schrie sie erschrocken auf und begann noch heftiger zu weinen.

Er lachte. »Du solltest lachen, Mädchen. Lachen! Das steht dir besser als weinen.«

Er blieb vor ihr stehen und strich mit den Fingern über ihre Schulter. Er konnte die Stelle sehen, an der der Riemen ihrer Tasche gerieben hatte. Sie war noch immer leicht gerötet.

»Wir werden vor der Arbeit noch ein bisschen Spaß haben«, sagte er und öffnete das Band in ihrem Nacken, das ihr Shirt zusammenhielt. Es löste sich und fiel nach vorne, so dass es ihre hübsche Brust entblößte.

Sie schluchzte auf. »Bitte nicht«, stammelte sie.

Er achtete nicht darauf. Er erinnerte sich an ihr Lachen, das er gesehen hatte, bevor sie zu ihm gekommen war. Es war wunderschön gewesen. Der Wind hatte mit ihren Haaren gespielt, ihre Augen hatten geleuchtet.

Er strich mit dem Daumen über ihre Nippel und wog ihre Brust in seiner Hand. Sie weinte still. Dann beugte er sich weiter herab und strich mit den Händen über ihre nackten Oberschenkel bis hinauf in ihren Schritt.

»Lassen Sie mich in Ruhe!«, kreischte sie plötzlich und versuchte sich zu wehren. Sie bäumte sich auf, aber die Fesseln waren zu fest. Sie schnitten in ihr Fleisch ein, gaben jedoch kein bisschen nach.

»Du zerstörst nur deine Haut«, murmelte er, während er ihre Shorts öffnete. »Es ist schade um deine Haut.«

Als sie nicht aufhörte, kniff er sie derb in ihre Brustwarze, so dass sie aufschrie und stillhielt. »Wenn du nicht ruhig bist, schneide ich sie dir ab«, knurrte er. Dann strich er über ihre Wange. »Oder das Ohr. Wie klischeehaft!« Er lachte, dann wurde er wieder ernst und beugte sich zu seiner Werkbank hinter ihr, um ein Messer zu holen.

Angstvoll beobachtete sie seine Hand, die das Messer hielt. Er strich damit über ihre Haut, umspielte ihre Brustwarze, dann schnitt er ihre Hose auf, anschließend das Shirt, das um ihren Leib lag. Sie wehrte sich nicht mehr. Sie ließ es geschehen, dass er in ihre Hose fuhr, sie streichelte und an ihren intimsten Stellen berührte. Sie bekämpfte ihn auch nicht, als er ihre Fesseln an den Knöcheln lockerte, um ihre Schenkel zu öffnen und in sie einzudringen. Sie weinte nur leise und versuchte, sein Stöhnen und den Schmerz auszublenden, den er ihr bereitete.

Als er mit ihr fertig war, fühlte sie sich wie eine zerbrochene Porzellanfigur. Als wäre in ihr etwas in tausend Teile zersprungen. Wie eine leblose Puppe ließ sie sich von ihm in den Kerker führen, der hinter einer hässlichen Tür auf sie wartete. Als die Tür ins Schloss fiel und sie allein war, waren ihre Tränen versiegt. Etwas in ihr war unwiederbringlich zerstört. Sie setzte sich in die Ecke und wusste plötzlich, dass sie diesen kalten, düsteren Raum nicht lebendig verlassen würde. 

EINE FRAGE DES VERTRAUENS

 

 

 

GRACE SPÜRTE, WIE DAS BLUT IN IHR GESICHT schoss. Etwa dreißig Augenpaare waren auf sie gerichtet, genauso viele Ohrenpaare warteten auf ihre Antwort.

»Ich … äh … weil es mir Spaß macht«, erwiderte sie unsicher und wünschte sich ein tiefes Loch im Boden, in dem sie verschwinden könnte.

Nun bewegten sich dreißig Augenbrauenpaare fast synchron nach oben. »Es macht Spaß?«, fragte eine Frau ungläubig. Sie trug ein rotes Chiffonkleid, das farblich genau auf ihren Lippenstift abgestimmt war. Ihre Augenbrauen waren kunstvoll gezupft und vermutlich gefärbt. Wie ihre Haare, in die sich kein Grau verirrt hatte, obwohl sie bereits scharf die sechzig streifte. Der Tönung sei Dank.

»Ja, es ist ein toller Job. Ich kann Menschen helfen«, verteidigte sich Grace und wusste, dass sie inzwischen knallrot angelaufen war. »Ich brauche keinen Ruhm und keine Diplome, um etwas zu bewirken. Wenn Sie einmal Hilfe brauchen, können Sie mich gerne ansprechen.«

»Ihre Hilfe werde ich hoffentlich niemals benötigen! Bei dem Beruf denkt man sofort an einen rauchenden Säufer, der hinter jedem Rock her ist. Das ist doch kein Broterwerb für Frauen!«, empörte sich eine andere Frau. Sie war in einem ähnlichen Alter wie die in dem roten Kleid. Sie trug jedoch ein hellblaues Kostüm, das zu ihren kühlen, blauen Augen passte. Allerdings war das Kleidungsstück eine Nummer zu klein und spannte unvorteilhaft über ihren Hüften und an der Brust, so dass ihr faltiges Dekolleté viel zu gut zu sehen war. »Privatdetektivin!« Die Frau versuchte, so viel Abscheu wie möglich in das Wort zu legen. Jemand in ihrer Nähe lachte leise. Es klang verächtlich.

»Die Zeiten von einem Mann wie Philipp Marlowe sind längst vorbei«, konterte Grace, es klang jedoch etwas lahm, fand sie. »Es ist ein anständiger Beruf, wie Sekretärin oder Bankangestellte. Ich bin ausgebildete Polizistin.« Wieder ertönte ein verächtliches Schnauben, und Grace wurde klar, dass für die Menschen in diesem Raum auch Bankangestellte, Sekretärinnen und sogar Polizistinnen keine anständigen Berufe waren. Sie betrachtete die Frau im blauen Kostüm genauer. Die Kette um ihren faltigen Hals bestand aus Platin, der Anhänger besaß mehrere Diamanten, die im Licht strahlten und funkelten. Am Haaransatz konnte Grace winzige Narben entdecken, als Zeichen, dass die Frau mehrere Schönheitsoperationen hinter sich hatte. An jedem Finger ihrer beiden Hände saßen teure Ringe. Sie hatte in ihrem Leben vermutlich nie einen ordentlichen Beruf ausgeübt. Sie war reich. Genau wie die Frau im roten Kleid. Sie trug eine Uhr von Blancpain, ihr Kleid stammte von Versace, die Handtasche von Chanel. Sie hatte ihre Hand auf den Arm eines Mannes gelegt, der gelangweilt auf seine Rolex blickte und dann einen Schluck vom Champagner nahm.

»Nun lasst die arme Grace in Ruhe!«, rief Sophie laut und eilte an Grace‘ Seite, um ihr moralisch Unterstützung zu leisten. Sie war klein, nur knapp über einssechzig, etwa fünfzig Jahre alt und mit einem hübschen, freundlichen Gesicht gesegnet. Ihre Augenbrauen waren nicht verächtlich in die Höhe gewandert, sondern hatten sich mitfühlend geschwungen »Grace Boticelli ist eine Bereicherung für unsere Stadt. Ich bin froh, dass sie hier ist. Ich fühle mich gleich viel sicherer in dieser Straße. Mal davon abgesehen, dass Grace eine sehr angenehme Person ist, die ich gerne auf meine Party eingeladen habe.« Demonstrativ legte sie ihren Arm auf Grace‘ Schulter und zog sie an sich. Nun blickten dreißig Augenpaare zuerst überrascht, danach entspannten sich zwanzig davon sichtlich, während zehn sogar freundlich blickten.

»Trotzdem ist das kein Beruf für Frauen«, murmelte eine besonders hartnäckige Frau. Ansonsten hatte sich die Stimmung im Raum zugunsten von Grace gewandelt, und Grace atmete auf. Doch die Röte ihres Gesichts blieb erhalten. »Ich bin trotzdem für Sie da, wenn Sie Hilfe brauchen«, sagte sie und gab sich Mühe, ihrer Stimme einen sicheren Klang zu geben, obwohl sie sich alles andere als selbstbewusst fühlte.

»Trinkt noch mehr Champagner! Ich habe genügend Flaschen da, weil ich doch weiß, wie gern ihr den trinkt«, rief Sophie, was die Atmosphäre gänzlich auflockerte und von Grace ablenkte. Der Pulk der Gäste zerstreute sich und steuerte das Büfett an, wo tatsächlich mehrere Flaschen mit Wein und Champagner standen.

»Danke für die Rettung«, sagte Grace leise zu Sophie, die sie entschuldigend anblickte.

»Nichts zu danken. Das habe ich absolut ehrlich gemeint. Du musst bitte meine Gäste verstehen. Sie kommen aus einer anderen Welt. Die Kunstszene ist manchmal etwas eigen.«

Grace lächelte schief. »So eine Reaktion auf das Wort ‚Privatdetektivin‘ hatte ich nicht erwartet. Aber man lernt nie aus.«

»Ich hätte dich anders vorstellen sollen. Ich hätte einfach nur sagen können, dass du meine neue, nette Nachbarin bist. Aber ich hatte keine Ahnung, dass sie so auf deinen Job reagieren würden. Auch ich habe offensichtlich noch nicht ausgelernt.« Sie lachte leise, wurde aber sofort wieder ernst. »Ich hoffe, du bereust nicht, gekommen zu sein?«

»Nein, ganz bestimmt nicht. Mir gefallen die Bilder.« Grace blickte an die Wände der Galerie, an denen Gemälde in verschiedenen Größen hingen. Auf den großen Bildern waren Szenen aus San Francisco abgebildet: die Brücke im Nebel, der Strand, eine belebte Straße. Die Gemälde strahlten die für San Francisco typische Atmosphäre aus, so dass sich Grace wie eine heimliche Beobachterin fühlte, wenn sie die gemalten Szenen betrachtete. »Das hier gefällt mir besonders.« Sie deutete auf ein Kunstwerk, das eine Frau auf einer Bank darstellte. Ein Kind spielte vor ihr im Sand, ein Mann mit einem Hund hockte vor dem Kind. Alles war in freundlichen Farben gehalten, im Hintergrund schimmerte die Skyline von San Francisco durch den Dunst.

»Ja, das ist hübsch. Eine Familienidylle«, erwiderte Sophie. »Die Künstlerin ist auch außerhalb Amerikas sehr beliebt. Ich bin froh, dass ich einige ihrer Werke hier ausstellen darf.«

»Es ist toll!«

»Du kannst es kaufen. Es kostet etwa zwanzigtausend Dollar.«

Grace schluckte. So viel Geld für ein Gemälde? Sie besaß mehrere Millionen auf dem Konto, sie könnte es sich locker leisten. Dennoch kam ihr die Summe für das Bild extrem hoch vor.

»Ich denke darüber nach«, sagte Grace.

»Wenn es dir so gut gefällt, solltest du zuschlagen«, ermunterte sie Sophie.

»Grace, wir wollen dich unbedingt persönlich kennenlernen«, sagte auf einmal eine helle Stimme hinter Grace, so dass Grace um eine Antwort herumkam. Das Gesicht, das zu der Stimme gehörte, wirkte vergnügt. Die junge Frau besaß lange, dunkelblonde Haare und leuchtend blaue Augen. Ihre vollen Lippen hatte sie zu einem breiten Lächeln verzogen. »Hi, ich bin Anna, das ist Jimmy.« Sie deutete auf einen attraktiven, jungen Mann mit dichten, schwarzen Haaren und braunen Augen, die er hinter einer Brille verbarg. Er lächelte nicht ganz so breit, aber trotzdem einnehmend und reichte Grace seine Hand. »Hi Grace«, sagte er kurz.

Grace schüttelte die Hand, als sie sie wieder losließ, nahm die Frau, die sich Anna nannte, ihren Arm, um Grace an sich zu drücken. »Ich hoffe, du hast dir nicht zu Herzen genommen, was die alten Spießer von sich gegeben haben«, sagte sie munter, dann ließ sie Grace wieder los. »Die haben doch keine Ahnung. Es ist verdammt cool, Privatdetektivin zu sein.«

Grace lächelte, während sie neben sich das dezente Räuspern von Sophie vernahm.

»Ich gehe mal zurück zu den alten Spießern«, sagte Sophie und verabschiedete sich mit einem Augenzwinkern von der Gruppe, um sich den anderen Gästen zu widmen.

»Sophie ist nett«, sagte Grace. »Sie ist keine Spießerin.«

»Ich weiß«, erwiderte Anna und winkte ab. »Sie hat uns ja auch eingeladen, obwohl sie uns kaum kannte. Wir sind junge Künstler und auf der Suche nach einer Galerie, in der wir ausstellen können. Diese hier wäre perfekt.« Sie strahlte Jimmy an, der zustimmend nickte.

»Nur das Publikum ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber Hauptsache, sie kaufen unsere Bilder.« Er grinste.

»Seid ihr aus San Francisco?«, fragte Grace interessiert nach. Sie kannte sich in der Kunstszene überhaupt nicht aus und war überrascht gewesen, dass ihre Nachbarin Sophie sie nach einem kurzen Schwätzchen an der Straßenecke zur Party eingeladen hatte. Seit fünfzehn Jahren besaß Sophie mit ihrem Mann diese Galerie und wollte das Jubiläum mit einigen erlesenen Gästen feiern. Aber wie Grace feststellen musste, hatte sie mit diesen Gästen nicht viel gemeinsam und war nun heilfroh, ein Paar in ihrem Alter gefunden zu haben.

»Nein, wir kommen aus einem Nest in New Hampshire und reisen durchs Land, um Motive zu sammeln oder Ausstellungen zu organisieren und uns bekannter zu machen. Und du?«

»Ich wohne nebenan.«

»Cool!«, rief Anna. »Das ist eine schöne Gegend hier. Nur etwas spießig.« Sie lachte, und Grace konnte nicht anders, als in das Lachen mit einzustimmen.

»Wollen wir gehen?«, fragte auf einmal Jimmy. »Ich halte das bei den Leuten nicht lange aus.«

»Er hat eine Spießerallergie«, lachte Anna. »Sie erinnern ihn an sein Zuhause.«

Grace nickte. »Ich fühle mich hier auch nicht sonderlich wohl unter den Leuten. Vielleicht sollten wir wirklich gehen.«

»Abgemacht«, sagte Anna. »Gehen wir in das alte Viertel, dort soll es coole Bars geben, in denen wir abhängen können.«

»Ich sage nur kurz Sophie Bescheid.« Grace ließ die beiden stehen und wanderte durch die Galerie, um Sophie zu finden. Mehrere Räume schlossen aneinander an, in denen vereinzelt Menschen standen und sich unterhielten oder die Bilder an den Wänden betrachteten. Oder sich über die Gemälde unterhielten, meistens in kritischem Ton.

Im dritten Raum, am Ende der Galerie, fand Grace schließlich die Gastgeberin. Sie stand neben einem sechzehnjährigen jungen Mädchen, das sich mit großen Augen mit einem Gast unterhielt, der dem Teenager offenbar ein paar Geheimnisse der Kunst erklärte.

»Ein Bild besitzt einen Rhythmus, den gibt es nicht nur in der Musik«, sagte er. Er war um die vierzig, an seinen Fingern klebten Farbreste. Sogar am Hals zog sich ein blauer Strich bis fast zum Ohr. »Im Bild ist der Rhythmus abstrakt definiert als eine Pause innerhalb einer Sequenz. Er beschreibt die Verteilung von Formen, Farben und Schattierungen. Er ist sehr wichtig.«

Das Mädchen nickte hingebungsvoll. »Ich merke es mir. Der Rhythmus ist wichtig.«

»Die Intensität eines Gemäldes wird durch die Schattierung, die Kontrastierung und den Einsatz von benachbarten Elementen mit unterschiedlichen Farbintensitäten definiert«, fuhr der Experte fort. »Das Nebeneinanderstellen von Bildelementen mit der gleichen Farbintensität kann nur symbolische Differenzierung hervorrufen. Ein bedeutender Punkt, den jeder Maler beachten muss.«

Wieder ein eifriges Nicken. »Die Intensität eines Gemäldes ist sehr bedeutend.«

Grace trat zu Sophie, die das Mädchen mit einem warmen Lächeln betrachtete. Als Sophie Grace entdeckte, wandte sie sich ihr zu. »Das ist meine Nichte Ivy. Sie will später Kunst studieren«, flüsterte sie in Grace‘ Ohr, um den Dialog des Mädchens mit dem Maler nicht zu stören.

»Sie wirkt sehr wissbegierig«, erwiderte Grace genauso leise.

»Das ist sie. Sie ist klug und sehr interessiert. Ihre Eltern wollen allerdings, dass sie etwas Richtiges macht, du weißt schon, Jura studieren oder Ärztin werden. Aber ich ermutige sie, auch andere Richtungen in Erwägung zu ziehen, wenn sie ihr Spaß bereiten. Und das ist nun mal die Malerei. Meine Schwester hasst mich deswegen, aber letztlich muss jeder das tun, was ihn glücklich macht, oder?« Sie sah Grace mit einem fragenden Lächeln an, das darauf zu hoffen schien, dass Grace ihr zustimmte.

»Ich denke, sie ist noch sehr jung, sie kann vieles ausprobieren«, erwiderte Grace diplomatisch.

»Das stimmt«, seufzte Sophie leise. »Sie ist wunderbar jung. Das ganze Leben liegt noch vor ihr.«

»Apropos«, sagte Grace und ärgerte sich sofort über die Überleitung, da Ivys Zukunft überhaupt nichts damit zu tun hatte, dass sie jetzt mit Anna und Jimmy die Party verlassen wollte. »Ich … äh … ich wollte fragen, ob es okay ist, dass ich mit den beiden Künstlern noch woanders hin gehe? Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich eingeladen hast, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht richtig hierher gehöre.«

Sophie nickte verständnisvoll. »Ich weiß, dass du vorhin am liebsten im Boden versunken wärst, als sie dir wegen deines Jobs Löcher in den Bauch gefragt haben. Das tut mir leid. Ich will dich nicht aufhalten und bin dir auch nicht böse.«

»Wirklich nicht?«

»Wirklich nicht. Frag die beiden ein bisschen nach ihrer Kunst aus, wenn du Gelegenheit hast. Sie wollen bei mir ausstellen, aber ich habe noch nie etwas von ihnen gehört. Und ich hatte noch keine Chance, ihnen auf den Zahn zu fühlen.«

»Das mache ich. Danke, Sophie.«

»Viel Spaß.«

»Danke.« Grace wandte sich ab und ging zu Anna und Jimmy zurück, die ungeduldig auf sie warteten.

»Können wir?«, fragte Anna.

»Ja, alles geklärt«, erwiderte Grace. Dann verließen die drei die Galerie.

 

IM STADTTEIL SOMA, wo viele Kunsthallen untergebracht waren und jede Menge künstlerische Aktivitäten stattfanden, herrschte reges Treiben. Die Sonne war gerade untergegangen, eine angenehme Wärme lag in den Straßen. Touristen und Einheimische gleichermaßen zog es in die Bars und Cafés, in Kunsthallen und zu Workshops.

Grace bummelte mit Anna und Jimmy durch die belebten Straßen, blieb mit den beiden bei Straßenmusikanten stehen und warf denen ein paar Dollars in die Mützen. Dann schlenderte sie weiter, während sie erzählte, wie sie nach San Francisco gekommen war. Die wahre Höhe der Erbschaft, die sie erhalten hatte, verschwieg sie allerdings. Sie berichtete nur von dem Haus, das sie neu eingerichtet hatte und nun bewohnte. Als sie gerade bei dem Geheimnis um das Verschwinden von Rachel angekommen war, hielt sie jedoch inne und blieb stehen. Dort vorn war Roan! Sie konnte seinen Schopf mit dem unordentlichen Haar ganz deutlich erkennen. Er hatte ihr zwar nur den Rücken zugedreht, aber das musste er sein! Er war schlank und groß wie Roan und bewegte sich wie er. Sie hatte ihn seit Wochen nicht gesehen, aber sie würde ihn unter Tausenden erkennen. Hastig rannte sie ihm hinterher.

»Hey, Roan, warte!«, rief sie atemlos, als sie ihn endlich erreicht hatte, und zog ihn am Arm. Doch als sich der Mann ihr erstaunt zuwandte, wich sie enttäuscht zurück. Er war nicht Roan. Er besaß zwar ein Kinn, das an das von Roan erinnerte, auch die Augenbrauen konnte man mit viel Fantasie als ähnlich bezeichnen, aber sonst sah er völlig anders aus.

»O, Entschuldigung«, murmelte Grace. »Ich habe Sie verwechselt.«

Der Fremde nickte verzeihend, dann lief er weiter.

Mit hängenden Schultern ging Grace zurück zu Anna und Jimmy. Sie hatte Roan inzwischen seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen. Seit ihrem letzten Treffen, der wunderschönen Nacht in ihrem Bett, war er wie vom Erdboden verschluckt. Sie besaß nicht einmal mehr die Möglichkeit, mit ihm Kontakt aufzunehmen, weil er das Handy mitgenommen hatte, das extra nur dafür da gewesen war, dass sie mit ihm sprechen konnte. Ihr Herz schmerzte, die gute Laune, die sie verspürt hatte, war wie weggeblasen.

»Alles in Ordnung?«, fragte Anna. »Kanntest du den Typen?«

»Nein, es war ein Irrtum«, gab Grace kleinlaut zu. »Ich erlebe in letzter Zeit ständig solche Irrtümer. Es geht um einen Freund von mir. Ich sehe ihn überall, obwohl er es gar nicht ist.«

Anna schmunzelte. »Bist du etwa verknallt in ihn?«

»Nein«, wehrte Grace ab. »Ich kenne ihn kaum.« Das Herzklopfen, das sie bei dem Gedanken an ihn verspürte, versuchte sie zu ignorieren.

»Komm, lass uns was trinken«, schlug Anna vor. »Ich kann was Starkes gebrauchen.«

»Ich auch«, stimmte Grace ein. Alkohol war immer gut, um Roan zu vergessen.

»Also, wer ist er?«, wollte Anna wissen, kaum dass sie in einer Bar saßen und Drinks bestellt hatten.

Grace biss sich auf die Lippen. Sie konnte den beiden nicht erklären, wer Roan war und warum er verschwunden war. Sie wusste es ja selbst nicht. »Er ist … äh … etwas geheimnisvoll«, sagte sie schließlich vage.

»Geheimnisvoll? Was meinst du damit?«

»Er kommt und geht, wie es ihm passt, und ich habe keine Ahnung, wann er wieder auftaucht. Es liegt an seinem Job, denke ich.«

»Ist er verheiratet?«

»Nein!«, rief Grace entsetzt. »Das heißt, ich weiß es nicht. Ich denke nicht.«

»Du weißt es nicht? Wenn Männer sich so seltsam verhalten, sind sie meistens anderweitig involviert. Da ist noch eine andere Frau im Spiel, glaub mir. Du solltest ihn in den Wind schreiben.«

Grace schluckte, schüttelte jedoch den Kopf. »Er hat gesagt, ich solle ihm vertrauen. Es ist sein Job, keine andere Frau.«

Anna zuckte mit den Schultern. »Wenn du so gutgläubig sein willst, dann bitte. Möglicherweise lacht er sich ins Fäustchen, während er gerade eine andere vögelt. Entschuldige meine drastische Sprache, aber so ist es nun mal. Stimmt’s, Jimmy?«

Jimmy runzelte die Stirn, dann nickte er. »Vermutlich. Wenn ein Mann mit einer Frau zusammen sein will, findet er einen Weg.«

»Aber er kann nicht. Sein Job verhindert es«, beharrte Grace, merkte jedoch, dass sie äußerst kläglich klang. Was war das nur für ein Abend heute? Eine Demütigung folgte der anderen. »Ich möchte nicht mehr über ihn sprechen«, beschloss sie schließlich. »Erzählt lieber noch etwas von euch. Warum habt ihr New Hampshire verlassen?«

»Es war uns zu klein«, erwiderte Anna und nahm einen Schluck von ihrem Cosmopolitan, den der Kellner inzwischen gebracht hatte. »Spießig und kleinkariert. Wir brauchen eine große Stadt für unsere Kunst, nicht wahr, Jimmy?«

Jimmy trank gerade seinen Wodka, nickte jedoch zustimmend.

»Was macht ihr für Kunst?«, wollte Grace wissen.

»Große Kunst«, lächelte Anna mysteriös, dann holte sie ihr Handy hervor. Sie suchte einen Ordner, den sie schließlich Grace zeigte. Darin kamen Fotos von Gemälden zum Vorschein, die Grace die Sprache verschlugen. Sie waren wunderschön und ausdrucksvoll. »Das sind ein paar unserer Werke, die bereits mit einigen Auszeichnungen versehen wurden. Jimmy malt etwas abstrakter als ich. Ich gehe mehr in die Richtung wie Georgia O’Keefe.« Grace hatte den Namen zwar schon mal gehört, aber mehr wusste sie nicht über die Malerin. Sie war wirklich absolut ahnungslos, was die Kunst betraf.

»Das sind sehr schöne Bilder«, sagte sie anerkennend. »Ihr solltet unbedingt ausstellen.«

»Ja, das machen wir auch«, bestätigte Anna. »Die Galerie von dieser Sophie wäre wirklich geeignet für uns.«

»Ich werde sie für euch fragen«, sagte Grace und trank nun endlich auch von ihrem Manhattan. Der Drink war nicht so ganz ihr Geschmack, tötete aber ziemlich schnell die schmerzende Erinnerung an Roan und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihm. Kurz nach Roans Verschwinden nach ihrem letzten Date war sie noch ganz sicher gewesen, dass sie es schaffen würde, ihm zu vertrauen und sich zu gedulden. Aber mit jedem Tag, an dem sie nichts von ihm hörte und sah, war ihre Sicherheit immer mehr geschrumpft. Und jetzt war sie ein Alkohol trinkendes Häufchen Sehnsucht auf einem Barhocker irgendwo in Soma und versuchte, das letzte Zipfelchen Zuversicht festzuhalten, dass er sie nicht vergessen habe und bald zu ihr zurückkehren würde.

»Sophie wird es nicht bereuen«, plapperte Anna. »Wir sind großartig. Wir wollen ihre Galerie auch gar nicht lange in Anspruch nehmen. Ein oder zwei Wochen würden ja reichen, um auf uns aufmerksam zu machen. Wir würden Flyer drucken lassen, das ist alles kein Problem.«

Grace lächelte. Wegen des Drinks klappte das Lächeln sogar ganz gut. »Das klingt gut. Wo wart ihr denn schon?«

»Washington D.C.«, erwiderte Anna. »Tampa, Atlanta und noch ein paar kleine Städte.« Sie nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Drink.

»Und nun San Francisco. Habt ihr unterwegs nicht ein paar große Stationen ausgelassen?«

Anna nickte. »Wir wollten Dallas und Pheonix gerne mitnehmen, aber dann hätten wir die Vernissage von Kurt Baxter verpasst. Die findet morgen hier in San Francisco statt. Da wollten wir unbedingt dabei sein. Jimmy liebt ihn.«

Jimmy nickte. Seine Augen begannen zu leuchten. »Er ist fantastisch.« Damit war sein Ausbruch an Begeisterung aber auch schon vorüber und er widmete sich wieder seinem Wodka.

Grace nickte verständnisvoll. »Wer auch immer dieser Baxter ist, den müsst ihr euch natürlich anschauen, wenn er so wichtig ist.«

»Alles, was Rang und Namen in der Szene hat, wird zu seiner Vernissage kommen. Das wird super!«, strahlte Anna. »Vielleicht können wir ja sogar einen guten Deal bei einem Mäzen landen.«

Grace lächelte. »Könnt ihr vom Verkauf eurer Bilder nicht leben?«

Anna winkte ab. »Wir verkaufen sie nicht. Noch nicht. Wir brauchen sie, um auf uns aufmerksam zu machen. Und wenn wir auf Tour sind, können wir ja schlecht neue malen.«

»Warum macht ihr auf euch aufmerksam, wenn ihr gar nichts verkaufen wollt?«, hakte sie nach.

»Das ist Publicity, Kleines. Das Wichtigste an der Kunst. Malen kann fast jeder, aber sich gut zu vermarkten ist eine Kunst, die man lernen muss. Deshalb touren wir durchs Land.«

Grace nickte, obwohl sie langsam den Faden verlor. Irgendetwas ergab keinen Sinn.

»Warum seid ihr dann Künstler geworden, wenn es euch nur ums Marketing geht?«

»Weil wir nichts anderes studiert haben und sonst nichts können.« Anna lachte, als sollte es ein Witz sein. Danach bestellte sie eine neue Runde.

Grace beobachtete sie nachdenklich. Etwas war seltsam an dem Pärchen. Sie konnte jedoch nicht genau sagen, was es war. Sie wirkten wie Künstler, waren jedenfalls etwas eigenwillig gekleidet. Anna trug ein weites, schwarzes Kleid, dazu schwarze Stiefel. In ihren Haaren befanden sich bunte Strähnen und auch eine Feder. Jimmy hatte einen lila Schal um seinen Hals gebunden, trug einen abgewetzten Anzug und Gamaschen-Schuhe. In seiner linken Augenbraue und in seiner Nase steckten Piercings. Und doch waren die beiden anders, als Grace sich Künstler bisher vorgestellt hatte. Sie hatte gedacht, Künstler würden für ihre Werke brennen und sie unter die Leute bringen wollen. Aber vielleicht stimmte ihre Vorstellung nicht.

»Du kennst Kurt Baxter nicht?«, fragte Anna, als sie sich wieder Grace zuwandte.

»Nein, noch nie gehört. Aber das heißt nichts. Ich kenne mich in der Szene nicht aus.«

»Er ist eigentlich Kanadier, lebt aber jetzt hier in San Francisco. Er ist ein lebendes Phänomen. Er malt die schönsten Stillleben, die du dir nur vorstellen kannst. Himmlisch! Früher hat er auch Porträts gemalt, aber das macht er nicht mehr. Wenn jemand ein Porträt in Auftrag gegeben hat, hat das ungefähr eine Million gekostet. Der Mann ist echt gut.«

Grace verschluckte sich fast am letzten Schluck ihres Drinks. »Eine Million? Das ist ja irre! Ich dachte schon, das Bild für zwanzigtausend sei teuer!«

»Zwanzigtausend ist ein Schnäppchen«, winkte Anna ab. »Wenn du ein echtes Kunstwerk haben willst, musst du tief in die Tasche greifen. Kunst ist nichts für Arme.«

»Nein, offensichtlich nicht. Falls ich mal pleite sein sollte, fang ich an zu malen.« Sie merkte den Alkohol bereits. Sie hatte noch nie einen Pinsel in der Hand gehalten, jedenfalls nicht außerhalb der Schule. Dass sie daraus eine Karriere machen könnte, war so gut wie ausgeschlossen.

»Das denken alle«, seufzte Anna. »Deshalb ist der Markt auch so überlaufen und voller Mist.«

»Und deshalb müsst ihr durch das Land fahren und eure Werke zeigen«, sagte Grace. »Ich verstehe langsam.«

»Genauso ist es.«

Der Kellner brachte die nächste Runde.

»Ich muss pinkeln«, sagte Anna plötzlich und stand auf.

»Ich auch«, stimmte Grace zu und erhob sich ebenfalls. Gemeinsam gingen die beiden durch die volle Bar. Aus den Lautsprechern drang Musik, aber nicht so laut, dass man sich nicht mehr verstehen konnte.

»Was bearbeitest du eigentlich für Fälle?«, fragte Anna, als sie mit Grace den Toilettenraum betrat. »Untreue Ehemänner? Betrüger? Oder Mörder?« Sie stellte ihre Handtasche auf dem Waschbecken ab und ging in die Kabine, um ihr Geschäft zu verrichten. Grace versuchte, die Nebenkabine zu öffnen, doch die war besetzt.

»Ich habe es mit allen möglichen Fällen zu tun«, erwiderte Grace und schielte zu Annas Tasche, die einladend auf dem Waschbecken stand. Sollte sie hineinschauen, um etwas über Anna zu erfahren? Berufsleiden, rechtfertigte sich Grace. Sie musste wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Vorsichtig ging sie einen Schritt auf die Tasche zu und öffnete sie leise. »Mein erster Fall war eine Frau, die fünfzehn Jahre unschuldig im Knast gesessen hatte«, erzählte sie, während sie heimlich die Tasche durchsuchte. »Das war ziemlich dramatisch, aber wir konnten den wahren Mörder finden. Dann hatte ich eine Pop-Sängerin, die von Menschenhändlern gejagt wurde. Und zwischendurch immer mal wieder ein gestohlenes Auto oder eine entführte Katze. Wir haben genug zu tun.«

Grace konnte nichts Verdächtiges in der Tasche entdecken. Lippenstift, Tampons, die Geldbörse, ein Schlüssel zu einem Motelzimmer. Ganz unten sah sie jedoch einen versteckten Reißverschluss im Futter.

»Wer ist wir?«, fragte Anna. Ihre Hose raschelte. Sie war offensichtlich fertig und zog sich wieder an.

»Mabel und ich«, sagte Grace und musste sich Mühe geben, nicht die Luft anzuhalten. In dem versteckten Fach befanden sich mehrere Reisepässe, alle mit Annas Bild, aber einem anderen Namen dazu. Anna Foster lag obenauf. Darunter befand sich Ellen McBrady, darunter Georgia Smith und Fanny Longston.

Die Klospülung lief. Anna war fertig. Grace musste sich beeilen und die Tasche wieder in seinen ursprünglichen Zustand bringen.

»Wer ist Mabel?«

»Eine Freundin. Sie war Polizistin wie ich und arbeitet jetzt auch als Privatdetektivin.«

Geschafft. Keine Sekunde zu früh, denn in dem Moment, in dem Grace die Tasche wieder verschloss, öffnete sich die Kabinentür und Anna kehrte zurück.

»Du hast Glück, eine Freundin zu haben, der du vertrauen kannst«, sagte Anna und lächelte Grace an.

»Ja, das ist wahr«, erwiderte Grace und ging mit klopfendem Herzen in die nun leere Kabine. Doch sie verspürte kein dringendes Bedürfnis mehr. Sie überlegte fieberhaft, wie sie mit Anna und Jimmy umgehen sollte. Hatten die beiden Dreck am Stecken, oder warum sonst benötigten sie falsche Pässe? Was hatten die beiden zu verstecken? Solange Grace nicht wusste, was mit Anna und Jimmy los war, sollte sie besser nichts unternehmen. Am besten wäre es, sie würde sie beobachten, um herauszufinden, ob sie etwas im Schilde führten.

Sie betätigte die Klospülung und ging zurück zum Waschbecken, wo Anna ihren Lippenstift nachzog. Grace lächelte Annas Spiegelbild an, als wäre nichts gewesen, und wusch sich die Hände, dann kehrten die beiden zu Jimmy zurück. 

ÜBERRASCHUNGSGAST

 

 

 

ES WAR SPÄT, ALS GRACE in die Sacramento Street zurückkehrte, in der sie lebte. Die Straße lag still, die meisten Fenster waren dunkel, nur die Straßenlaternen beleuchteten den Asphalt und die Vorgärten. Grace stieg aus dem Taxi, bezahlte den Fahrer und ging zum Gartentor ihres Hauses. Das zweistöckige Haus lag an der Straßenecke und war selbst im Dunkeln eine Augenweide. Es besaß ein kleines Türmchen, das im Erdgeschoss wie ein gemütlicher Erker wirkte, im Obergeschoss jedoch wie ein Turmzimmer aussah. Eine breite Treppe führte zur Haustür hinauf. Sie hatte das Haus von einer fast fremden Frau geerbt, weil sie ihr in einer Notsituation geholfen und den Tod ihres Sohnes aufgeklärt hatte. Über dem Haus lag ein Geheimnis, aber das hatte Grace noch nicht lösen können.

Sie schloss das Tor auf, als sie plötzlich ein Lachen vernahm, das vom Haus auf der anderen Seite ertönte. Sie ging die paar Schritte zurück und sah um die Ecke. Im Eckhaus auf der gegenüberliegenden Straße war noch Leben. Die Galerie von Sophie Mondahl im Erdgeschoss war hell erleuchtet, die Tür stand offen und ließ eine Hand voll Menschen heraus. Die letzten Gäste verließen Sophies Party. Einige waren sichtlich angetrunken, eine Frau musste sich an der Straßenlaterne festhalten. Von der eleganten Arroganz der Leute vom Abend, die sie gezeigt hatten, als sie sich verächtlich über Grace geäußert hatten, war nichts mehr zu sehen. Der Alkohol veränderte jeden. Sophie verabschiedete sich höflich von den Gästen, dann ging sie zurück ins Haus, um die Galerie abzuschließen, doch Grace eilte zu ihr. Gerade als der Schlüssel im Schloss drehte, klopfte sie an.

»Etwas vergessen?«, fragte Sophie müde. Als sie Grace erkannte, hellte sich ihr Gesicht jedoch merklich auf. »Grace! Schön, dass du noch einmal zurückgekommen bist! Wie war eure Gegenparty?« Sie schmunzelte verständnisvoll.

Grace verzog entschuldigend das Gesicht. »Es tut mir leid, dass ich dich einfach so allein gelassen habe, aber im Nachhinein war es gut, dass ich es getan habe. Du solltest die Finger von den beiden Künstlern lassen.«

»Warum?« Erstaunt zog Sophie die Augenbrauen nach oben. »Haben sie dich auch geärgert? Sie wirkten so begeistert von dir.«

»Nein, darum geht es nicht. Sie scheinen nicht die zu sein, die sie behaupten zu sein.« Sie berichtete von dem Fund in Annas Handtasche.

»Sie haben falsche Pässe? Wieso?«

»Das ist eine gute Frage. Nachdem ich die Pässe entdeckt habe, habe ich versucht, ihnen unauffällig auf den Zahn zu fühlen, aber ich habe nichts herausfinden können. Sie meinen, sie seien Künstler und auf der Suche nach Galerien, um ihre Werke auszustellen. Mehr haben sie nicht preisgegeben. Entweder sind sie Profis als Lügner und Betrüger, oder sie haben die Pässe aus einem anderen Grund.«

»Welcher Grund könnte das sein?«

Grace zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Ich versuche, mich wieder mit ihnen zu verabreden. Vielleicht finde ich dann mehr heraus.«

»Sie wollen morgen zur Baxter-Vernissage gehen«, meinte Sophie nachdenklich. »Ich bin mit meinem Mann und Ivy ebenfalls eingeladen. Ich könnte versuchen, dich mit auf die Gästeliste setzen zu lassen.«

»Das wäre eine gute Gelegenheit, die beiden weiter zu beobachten. Wenn es nicht zu viele Umstände macht?«

»Nein, ganz bestimmt nicht. Das Problem ist nur, dass dieselben Gäste anwesend sein werden, die auch heute hier waren. Es wird dir nicht gefallen.« Sie sah Grace bedauernd an.

Doch Grace winkte ab und lächelte. »Wenn ich beruflich und nicht privat da bin, stört es mich nicht. Es soll ja kein Vergnügen sein, sondern ein Dienstausflug.«

»Ein Dienstausflug!« Sophie lachte leise. »Wenn das die Kunstwelt hören würde, wie du über den viel gelobten Baxter sprichst, würden sie dich schon wieder aufs Korn nehmen.«

Grace zuckte lässig mit den Schultern. »Vielleicht werde ich eines Tages darüber stehen. Jetzt tue ich einfach nur so, als wäre es mir egal.«

»Schade, dass es für dich heute so unangenehm war«, entschuldigte sich Sophie erneut. »Das hatte ich wirklich nicht erwartet.«

»Es ist nicht schlimm, mach dir keine Gedanken. Es ist auch etwas Gutes dabei herausgekommen.« Grace wandte sich ab und sah sich suchend um. Als sie das Bild an der Wand entdeckte, ging sie darauf zu. »Ich bin noch aus einem anderen Grund zurückgekehrt. Ich würde das Bild gerne kaufen.« Sie betrachtete die Frau auf der Bank, die so versunken ihr Kind beobachtete. »Es ist wunderschön und hat mich die ganze Zeit nicht losgelassen.«

Sophie runzelte die Stirn. »Du kennst den Preis. Es ist nicht billig.«

»Ja, ich weiß. Ich will es trotzdem haben.«

Sophie lächelte zufrieden. »Dann gehört es dir. Ich mach morgen die Papiere fertig. Jetzt bin ich zu müde dafür.«

»Danke. Ich komme morgen wieder und wir klären den Rest, auch wegen der Vernissage.«

»In Ordnung, Grace. Nun muss ich dich leider rauswerfen. Mein Mann wartet auf mich. Obwohl er vermutlich schon schlafen wird.« Sie unterdrückte ein erschöpftes Gähnen.

»Ich bin so gut wie draußen.«

Sophie brachte Grace zur Tür, bevor sie ihr eine gute Nacht wünschte und dann die Galerie abschloss.

Grace schritt über die Kreuzung zurück zu ihrem Haus. Als das Licht in der Galerie erlosch, wurde es merklich dunkler auf der Straße. Es raschelte leise im Rinnstein, wo vertrocknetes Laub lag, und für einen Moment glaubte Grace, einen Schatten durch ihren Garten huschen zu sehen. Aber danach lag alles still und ruhig, nur ein sanfter Wind wehte kühle Luft vom Pazifik herauf. Leicht fröstelnd öffnete Grace das Gartentor und ging ins Haus.

 

 

***

 

 

MABEL SPRING LIEBTE DEN SPÄTEN Abend. Wenn die Welt zur Ruhe kam, die Geräusche in den Straßen und Vorgärten langsam verstummten, begann die beste Zeit des Tages. Dann setzte sie sich oft mit einem guten Buch an ein offenes Fenster, atmete tief die kühle Luft ein und versetzte sich in andere Welten. Momentan las sie ein Buch von einem französischen Autor, das ins Englische übersetzt worden war, und das sie an ihre Zeit bei der Weinlese in Frankreich erinnerte. Damals war sie so unglücklich gewesen und hatte nur nach und nach zurück zum Leben gefunden. Was für ein Unterschied zu heute! Inzwischen genoss sie ihr Leben, auch wenn sie allein lebte. Sie bereute es keine Sekunde, zu Grace nach San Francisco gekommen zu sein, im Gegenteil. Der Job als Privatdetektivin machte ihr Spaß, das Leben in ihrem neuen Haus war einfach, aber völlig ausreichend. Sie konnte zum ersten Mal seit langer Zeit von sich behaupten, dass sie glücklich war.

Als Mabel merkte, dass ihre Gedanken immer wieder vom Buch abschweiften und sie über ihr Leben nachdachte, klappte sie es zu und sah in die Nacht hinaus. Die Lichter der Stadt glitzerten und funkelten. Über dem Meer lag – wie üblich – der Nebel, Schiffe machten sich durch das Nebelhorn bemerkbar. Es wirkte so friedlich in der Stadt. Die Schlägereien in Chinatown oder die Nutten im Rotlichtviertel sah man von hier aus nicht.

Als sie zu frösteln begann, schloss sie das Fenster und ging ins Badezimmer. Sie zog sich aus und legte die Sachen auf einen Stuhl. Danach setzte sie sich auf die Toilette. Just in dem Moment klingelte es an der Tür.

Überrascht überlegte sie, ob sie ihr Geschäft im Badezimmer beenden und zur Haustür gehen sollte, oder ob sie es einfach ignorieren sollte. Immerhin war es schon sehr spät. Aber dann dachte sie, dass es vielleicht Grace sein könnte.

Sie zog sich wieder an und ging zur Tür, wo es erneut klopfte. Leider besaß sie keinen Spion, so dass sie nicht sehen konnte, wer sie so spät störte. Sie öffnete die Tür einen Spalt breit. Doch als sie sah, wer vor der Tür stand, knallte sie sie sofort wieder zu.

»Mabel?«, fragte der Mann vor der Tür. Sie konnte seine Stimme durch das Holz deutlich vernehmen. »Es tut mir leid, dass ich dich so spät störe, aber ich bin gerade erst angekommen. Ich … äh … ich wollte nur kurz Hallo sagen.«

»Dafür wäre morgen noch Zeit gewesen«, erwiderte sie geschockt und warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah nicht gerade aus, als könnte sie jetzt Männerbesuch empfangen. Ihre Haare waren zerwühlt, die Sachen, die sie in der Eile übergeworfen hatte, waren zerknittert. Außerdem hatte Mabel die Unterwäsche weggelassen, was nicht zu übersehen war.

»Ich habe eine Flasche Wein mitgebracht. Und einen Gruß aus Verdi.«

»Was für einen Gruß?« Bei diesen Worten konnte Mabel nicht widerstehen und öffnete die Tür wieder einen Spalt, um hinauszusehen. Sie musste ihn ja nicht hereinlassen, so wie sie aussah. Aber Hallo sagen durfte er, solange er auf der Fußmatte blieb.

Sheriff Rosewater, Mabels später Besucher, hielt eine Flasche Wein in die Höhe, außerdem ein geschnitztes Pferd, das kunstvoll gearbeitet war und so aussah, als würde es sich aufbäumen. »Lucy Nuori schickt liebe Grüße«, sagte er und räusperte sich, um seiner Stimme einen lässigeren Klang zu verleihen. »Ich habe sie neulich zufällig getroffen, da habe ich ihr gesagt, dass ich dienstlich nach San Francisco fahren muss. Sie hat mir das für dich mitgegeben, sozusagen als Erinnerung an deinen Aufenthalt in Verdi.«

Mabel erinnerte sich sehr gut an ihren Besuch. Vor allem an das Ende. Sie hatte ein Date mit dem Sheriff gehabt. Und nun stand er überraschend hier vor ihrer Tür.

»Danke, das ist nett«, erwiderte sie und öffnete die Tür noch ein bisschen weiter, um die Geschenke anzunehmen. Danach blickte sie zum Sheriff und wartete, dass er noch etwas sagte und sich verabschiedete. Doch er blieb stumm. Er sah sie aus großen Augen an, als würde er erwarten, dass sie ihn einließ.

Sollte sie? Es wäre unhöflich, ihn einfach stehenzulassen, zumal das Date mit ihm wirklich schön gewesen war. Mabel zögerte noch einen Moment, dann öffnete sie tatsächlich die Tür. »Okay, komm herein. Aber wundere dich nicht über mein Aussehen. Ich war gerade auf dem Weg ins Bett.«

Sheriff Rosewater wunderte sich nicht. Er betrachtete Mabel heimlich und kam zu dem Ergebnis, dass sie umwerfend aussah. Sie war schlank und groß, blond und unglaublich sexy. Vor allem die fehlende Unterwäsche fiel ihm positiv ins Auge. Er ließ sich jedoch nichts anmerken. Er betrat das Haus betont lässig und musterte Mabels neue Bleibe.

»Hübsch hast du es hier«, sagte er, als er im Wohnzimmer stand und die gemütliche Einrichtung betrachtete.

»Setz dich«, erwiderte Mabel und stellte das Pferd auf die Anrichte. Die Flasche Wein landete gleich daneben, obwohl sie sich sicher war, dass sie dort nicht lange bleiben würde.

»Was macht das Leben in San Francisco?«, fragte der Sheriff und ließ sich auf dem Sofa nieder. Er fühlte sich nun doch etwas unwohl in der Höhle der Löwin, so wie er ihr Haus innerlich nannte, weil er keine Ahnung hatte, wie Mabel zu ihm stand. Er hatte sie seit dem Date weder gesprochen noch gesehen, so dass es durchaus möglich wäre, dass Mabel inzwischen anderweitig liiert war. Er gab sich jedoch große Mühe, sich dieses Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Lässig legte er seinen rechten Fuß auf das linke Knie und stützte die Arme auf die Sofalehne auf.

»Alles bestens«, erwiderte Mabel und wandte sich ihm zu. Er sah stattlich, schlank und sportlich aus. Sein dunkles Haar war gewachsen, so dass es sich leicht wellte und etwas liederlich auf seinem Kopf lag. Die grauen Strähnen an den Schläfen gaben ihm etwas Seriöses. Seine schlanken Hände klopften unsicher auf die Sofalehne. Er sah müde aus, die Wangen und das Kinn wurden von leichten Stoppeln bedeckt. »Die zwei Monate nach unserem Treffen waren relativ wenig aufregend«, fügte sie hinzu. Seine Anwesenheit machte sie nervös.

»Was für Fälle bearbeitest du?«, fragte er und musterte sie erneut heimlich. Vor allem die Regionen mit der fehlenden Unterwäsche. Bei diesem Anblick bereute er es, bei dem Date in Verdi nicht mutiger gewesen zu sein.

»Hauptsächlich gestohlene Autos, hin und wieder eine betrogene Ehefrau, die Beweise will. Das Übliche.« Sie lächelte. Sie spürte den Blick des Sheriffs, der an ihrem fehlenden BH hängenblieb. »Was führt dich nach San Francisco?«

Der Sheriff riss sich von dem Anblick ihres Körpers los und versuchte, sich auf den Grund seines Aufenthaltes in der Stadt zu konzentrieren. Keine leichte Aufgabe.

»Ein Mädchen aus Verdi ist verschwunden«, sagte er schließlich, nachdem er sich ein weiteres Mal geräuspert hatte. »Sie war mit einer Gruppe vom Kirchenkreis hierher gereist, um ein Konzert zu besuchen. Sie wollte mit einer Freundin dann noch shoppen gehen, aber kehrte nicht zurück. Seitdem fehlt jede Spur von ihr.«

»Was sagt die hiesige Polizei?«

»Sie findet leider keine Spur von ihr. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.«

»Habt ihr das FBI eingeschaltet?«

»Ja, aber die Feds konnten ebenfalls nichts entdecken. Deshalb bin ich hier, um die Sache noch einmal ganz von vorn aufzuwickeln.«

»Seit wann ist sie denn verschwunden?«

»Seit einem Monat.«

Mabel verzog sorgenvoll den Mund. »Das ist verdammt lange. Das klingt nicht gut.«

Er nickte. »Ich weiß. Aber wir geben die Hoffnung noch nicht auf.«

Mabel betrachtete ihn. Er war engagiert, das hatte sie bereits gemerkt, als sie in Verdi mit ihm zu tun gehabt hatte. Ein guter Sheriff. »Ich hoffe, du findest sie«, sagte sie leise.

»Das hoffe ich auch.« Er stand wieder auf. »Ich will dich nicht länger stören«, sagte er und ließ seinen Blick noch einmal über ihren Körper wandern. »Wie gesagt, ich wollte nur Hallo sagen.«

»Hallo«, lächelte Mabel. »Es war schön, dich wiederzusehen.«

Er kniff unsicher die Augen zusammen. »Vielleicht können wir mal zusammen ausgehen? Ich werde sicher ein paar Tage in der Stadt sein.«

Mabel nickte. »Bestimmt. Vielleicht brauchst du auch Hilfe bei deinem Fall?«

»Das könnte sein.« Er grinste. Die Vorstellung, von Mabel Hilfe zu erhalten, gefiel ihm, zumal es bedeutete, dass er sie wiedersehen konnte.

»Gute Nacht«, sagte Mabel und brachte ihn zur Tür.

»Ich melde mich wieder.« Dann reichte er ihr etwas unbeholfen seine Hand zum Abschied und ging.

 

 

***

 

 

ROSIE THIESSEN HÄTTE SICH IN DIESER NACHT nichts sehnlicher gewünscht als einen vergnüglichen Abend unter interessanten Menschen. Selbst wenn die Leute spießig und arrogant gewesen wären, denen hätte sie schon gehörig die Meinung gesagt. Gegen den Besuch eines Bekannten hätte sie auch nichts einzuwenden gehabt, selbst wenn er sie aus dem Bett geholt hätte. Sie hätte sich auch gerne mit einem halbseidenen Pärchen abgegeben, so lange es außerhalb ihrer kleinen Wohnung geschehen wäre. Und vor allem außerhalb ihres Schlafzimmers. Nacht für Nacht wälzte sie sich im Bett und schlief kaum. Ihre Insomnie hatte keine bedenklichen körperlichen oder seelischen Ursachen. Die Schlaflosigkeit lag ganz einfach daran, dass sie bereits über siebzig Jahre zählte und ihr Körper offenbar meinte, sie hätte in ihrem Leben schon genug geschlafen. Trotzdem legte sie sich jeden Abend in ihr Bett, weil sie sich müde fühlte, und weil sie nicht wusste, was sie sonst machen sollte. Das Fernsehprogramm zeigte viel zu viel Schrott, die meisten ihrer Bücher kannte sie schon in- und auswendig, und mit dem Internet konnte sie nicht umgehen. Meistens fiel sie gegen zwei Uhr morgens in einen leichten Schlummer, um gegen fünf Uhr wieder aufzuwachen und darauf zu warten, dass sie endlich aufstehen und frühstücken konnte. Dafür wurde sie nach dem Mittagessen wieder so müde, dass sie ein kurzes Nickerchen auf dem Sofa machte. Alles in allem fand Rosie ihr Leben und diesen Zustand ziemlich frustrierend und vor allem nicht sonderlich spannend. Es konnte sein, dass sie noch zwanzig Jahre zu leben hatte. Wollte sie diese Zeit wirklich hauptsächlich mit Langeweile in ihrem Bett oder auf ihrem Sofa verbringen?

Auch in dieser Nacht lag sie schlaflos und dachte darüber nach, wie sie ihre restlichen Jahre noch etwas sinnvoller gestalten könnte. Mit Grace Boticelli ein paar Menschenhändler zu jagen war zwar aufregend gewesen, aber ein bisschen zu dramatisch und schmerzhaft, jedenfalls nach ihrem Geschmack. Es drängte Rosie nicht unbedingt danach, von brutalen Mördern zusammengeschlagen und entführt zu werden. Das hatte in den Büchern, die sie las, weit weniger qualvoll geklungen. Vor allem heilten bei den Helden und Heldinnen ihrer Romane die Wunden immer viel schneller als bei ihr. Rosie besaß heute noch ein paar schmerzende blaue Stellen an ihrem Körper, die ihr zu schaffen machten. Trotzdem wäre ein bisschen mehr Aktivität in ihrem Leben durchaus ganz angenehm, fand sie schließlich und sah vom Bett aus durch das Fenster in den erwachenden Morgen. Am östlichen Horizont zeigte sich ein schmaler hellblauer Streifen, der immer größer wurde. Die Sterne verblassten. Langsam wurde es heller, die Straßenlaternen erloschen. Dann kamen die Geräusche der Stadt, der Lärm der großen Straßen, das Geplauder von Kindern auf dem Weg in die Schule.

Als Rosie endlich aufstand, stellte sie sich ans Fenster und machte ein paar Übungen an der frischen Luft, von denen sie gelesen hatte, dass sie gesund seien. Sie wusste zwar nicht, warum sie gesund bleiben sollte, wenn in ihrem Leben nichts Spannendes geschah und sie die meiste Zeit gelangweilt in ihrem Bett lag. Sie übte sie nichtsdestotrotz aus. Zumal sie ihr jeden Morgen den Kopf zu reinigen schienen. Auch an diesem. Denn nur wenig später zog sie sich an und wusste, was sie am heutigen Tag unternehmen würde. 

NOCH EIN ÜBERRASCHUNGSGAST

 

 

 

GRACE STAND NACHDENKLICH IN IHREM WOHNZIMMER und betrachtete die Wände. Sie nahm die alten Fotografien ab und hängte im Geist das Gemälde aus Sophies Galerie dran. Neben der Tür passte es jedoch nicht, fand sie. Also hängte sie die Fotos zurück an die rostigen Nägel. Dann verrückte sie die Standuhr an der gegenüber liegenden Seite und stellte sich das Bild dort vor. Schon besser. Allerdings würde danach die Uhr fehl am Platze wirken. Also stellte sie sie zurück und nahm dafür den Fernseher von der Kommode und platzierte ihn woanders hin. Wenn über der Kommode das Bild hängen würde, bekäme es den perfekten Platz. Grace nickte zufrieden und wollte den Fernseher zurückstellen, da sie das Bild ja noch gar nicht besaß, als es an der Tür klopfte. Sie ließ das TV-Gerät auf dem Boden stehen und lief zum Eingang.

»Es wird Zeit, dass wir endlich vorankommen«, sagte Rosie ohne Begrüßung und stürmte in das Haus, als würde es ihr gehören.

»Guten Morgen«, erwiderte Grace und schloss die Tür hinter ihr. »Wovon sprechen Sie?« Sie ahnte zwar, worum es sich handelte, aber sie wollte es nicht sagen. Die Sache lag ihr selbst schwer im Magen, aber sie wusste nicht, wie sie weiter vorgehen sollte.

»Es geht um Rachel, natürlich«, brauste Rosie auf. »Ja, guten Morgen. Was ist los? Ist das Ding explodiert? Das macht gar nichts. Es kommt sowieso nichts Gescheites darin.« Sie deutete auf den Fernseher am Boden.

»Nein, er ist nicht explodiert«, entgegnete Grace. »Wollen Sie einen Kaffee?«

Rosie sah Grace an, als hätte sie sie gerade zu einem Ausflug in ein anderes Sonnensystem eingeladen, doch dann nickte sie.

»Ja, aber falls das ein Ablenkungsmanöver sein soll, sage ich Ihnen gleich, dass ich nicht darauf hereinfalle. Ich will, dass wir über den Fall sprechen und ihn endlich lösen. Es geht schon zu lange nicht vorwärts.«

Grace seufzte. »Das weiß ich.« Sie ging zur Küche, die an das Wohnzimmer anschloss, und gab Wasser in die Kaffeemaschine. Gleich für zwei Tassen. Normalerweise trank sie lieber Tee, aber heute konnte sie einen Schub Koffein gebrauchen. Sie hatte schlecht geschlafen und von Roan und dem Pärchen Anna und Jimmy geträumt, wobei Roan und Anna die meiste Zeit zusammen verbracht und sich über ihre Identitäten ausgetauscht hatten, während Grace nicht verstanden hatte, worum es überhaupt ging. Schließlich war sie schweißgebadet aufgewacht, hatte die Überweisung an Sophie für das Bild fertiggemacht und dann noch ein wenig im Internet nach Anna und Jimmy gestöbert, aber nichts gefunden.

»Was gedenken Sie also zu tun?«, fragte Rosie spitz. »Wir haben seit Wochen nichts mehr im Fall Rachel unternommen.«

Grace nickte, dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich bin mit meinem Latein am Ende«, gab sie zu. »Wir wissen also, dass Ihre Freundin Rachel eines Tages einfach verschwand. Sie war mit einem Afroamerikaner liiert und vermutlich schwanger. Die Sache ist mehr als fünfzig Jahre her, ich habe keine Ahnung, wie wir noch Spuren finden sollen.«

Rosie kniff ungehalten die Augen zusammen. »Sie wollen also einfach aufgeben?«

Grace schüttelte bedauernd mit dem Kopf. »Das möchte ich nicht, aber ich weiß wirklich nicht, was wir noch tun können.«

»Dann werde ich so lange hier bleiben, bis Ihnen etwas einfällt«, sagte Rosie, setzte sich auf einen Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sitzstreik.«

Grace sah sie erschrocken an. »Das geht nicht. Ich muss heute noch zu einer Vernissage und mich darauf vorbereiten.«

»Dann werde ich mich an Ihre Fersen heften. Das ist kein Problem für mich. Ich habe sonst nichts vor.«

Grace wollte etwas Ablehnendes erwidern, um die Frau von ihrem Vorhaben abzubringen, aber in dem Moment piepste die Kaffeemaschine und gab damit an, dass die beiden Tassen fertig waren. Wenigstens kam Grace dabei eine Idee, wie sie im Fall Rachel weiter vorgehen könnten, obwohl der Gedanke nicht gerade vielversprechend schien.

»Vielleicht können wir Rachels letzten Tag nachstellen«, schlug Grace vor, während sie den Kaffee einschenkte.

»Na bitte, es geht doch.« Rosie klang triumphierend. »Was eine kleine Drohung meiner dauerhaften Anwesenheit so alles ausmacht. Sie motiviert ungemein.« Grace warf ihr einen kurzen Blick zu, doch Rosie plapperte einfach munter weiter. »Rachel war bei der Arbeit, dann wollte sie zu mir und Felicitas Graham gehen, in deren Haus Sie es sich gemütlich gemacht haben. Aber sie kam nie bei uns an.«

»War sie bei Carl, ihrem Freund?«

»Das müssten wir nachstellen. Also, was ist?« Sie sprang auf und stemmte herausfordernd eine Hand in die Hüfte. »Können wir?«

»Jetzt?« Grace klang entsetzt. »Wie gesagt, ich muss mich auf die Vernissage vorbereiten und vorher mit meiner Nachbarin sprechen.«

»Dann warte ich so lange, bis Sie fertig sind«, sagte Rosie lächelnd und setzte sich wieder, um an ihrem Kaffee zu nippen.

»Okay, wenn wir ausgetrunken haben, können wir gehen«, gab Grace nach.

»Das dachte ich mir«, erwiderte Rosie trocken.

Grace warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Wand über der Kommode, an der schon bald das Bild hängen sollte, aber das würde wohl noch warten müssen.

 

 

***

 

 

MABEL BRACHTE IHREM SPIEGELBILD an diesem Morgen etwas mehr Aufmerksamkeit entgegen als sonst. Sheriff Rosewater hatte ihr bereits kurz nach dem Aufstehen eine SMS geschickt, dass er nach dem Frühstück mit ihr zusammen an dem Fall des verschwundenen Mädchens arbeiten und sie treffen wolle. Das Rendezvous mit ihm in Verdi war für Mabel das erste Date seit langer Zeit gewesen. Nach den vergangenen Enttäuschungen hatte sie zuerst gar nichts mehr von Männern wissen wollen, doch bei ihrem Besuch in Verdi wieder etwas Lebensfreude zurückgewonnen. Dazu gehörte auch ein richtiges Date mit einem interessanten Mann. Was sprach dagegen, etwas unverbindlichen Spaß mit ihm zu haben? Nichts. Deshalb wählte sie jetzt ihre Unterwäsche mit Bedacht, auch die Strümpfe und Schuhe. Sie zog eine hübsche Bluse und einen eleganten Rock an. Dann bürstete sie ihr Haar, bis es golden glänzte, und legte roten Lippenstift auf. Zu guter Letzt folgte etwas Parfüm, nur ein paar Tropfen auf ihre Handgelenke und hinter das Ohr. Sie erinnerte sich an die Worte von Coco Chanel, das Parfüm dort aufzutragen, wo eine Frau geküsst werden möchte. Deshalb gab sie noch ein paar Tropfen in ihr Dekolleté. Und in ihren Nacken. Sie liebte es, wenn ein Mann sie dort liebkoste.

Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel und bemerkte das neugierige Funkeln in ihren Augen, als es an der Tür klingelte. Sie freute sich auf ihn.

Mabel lief die Treppe hinunter zum Eingang und öffnete. Sheriff Rosewater sah an diesem Morgen auf jeden Fall frischer aus als gestern. Sein Gesicht war rasiert, so dass es glänzte. Er hatte sich die Haare gekämmt und sogar etwas Gel hineingegeben, damit es besser lag.

»Guten Morgen«, sagte er und reichte Mabel die Zeitung, die auf der Treppe gelegen hatte.

»Danke. Guten Morgen. Ich bin fertig, von mir aus können wir sofort los.«

Sie bemerkte, dass er sie heimlich musterte. Wie er ihre engen Jeans und die weiße Bluse betrachtete und etwas länger an den drei Knöpfen hängenblieb, die sie offengelassen hatte. Dann wanderte sein Blick zu ihren roten Lippen und legte sich auf ihre Wangen, die sie mit etwas Rouge betont hatte. Sie lächelte. Als ihm bewusst wurde, dass sie seinen Blick bemerkt hatte, verzog er verlegen den Mund.

»Ja, dann wollen wir mal«, sagte er betont lässig und drehte sich um, um zurück zu seinem Wagen zu gehen, der vor der Tür parkte.

Mabel folgte ihm und zog die Haustür zu.

Sie setzte sich auf den Beifahrersitz, und sie fuhren gemeinsam zum Polizeirevier von San Francisco, wo Rosewater den Wagen auf dem Besucherparkplatz abstellte und auf die Beifahrerseite flitzte, um Mabel die Autotür zu öffnen. Sie war ihm jedoch zuvorgekommen, so dass er ihr nur noch seine Hand reichen konnte, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Mabel ergriff sie und spürte, wie fest er sie in die seine nahm. Sie glaubte sogar zu bemerken, dass er mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken strich. Doch es war nur ein kurzer Moment, danach ließ er ihre Hand sofort wieder los. Gemeinsam gingen die beiden in das imposante Gebäude, in dem Hunderte Polizisten arbeiteten und wo die meisten Fälle von San Francisco bearbeitet wurden.

»Ich habe schon angerufen und angekündigt, dass wir kommen«, sagte er, während er mit Mabel durch die Tür schritt.

»Haben sie gesagt, ob sie noch weiter an dem Fall dran sind?«

»Sie haben einen Detective abgestellt, der sich darum kümmert, aber sie hegen wenig Hoffnung, dass der etwas Neues in Erfahrung bringt, geschweige denn, den Fall löst. Zumal das FBI schon gesagt hat, es sei hoffnungslos.«

»Hoffnungslos ist es nur für die Feds, die schnelle Erfolge sehen wollen. Alles andere haken die doch ruckzuck ab.« Sie winkte ab.

Sie gingen einen langen Korridor entlang, bis sie zu einem Fahrstuhl kamen. Sie stiegen ein und fuhren in den vierten Stock. Dort gingen sie einen weiteren Korridor entlang. Vor einem Zimmer mit der Nummer 4379 hielten sie an und klopften.

»Ich hatte auch mal ein Zimmer mit einer vierstelligen Nummer«, erinnerte sich Mabel leise. Doch dann schüttelte sie die Erinnerung ab. Sie war nicht mehr dieselbe Person wie Hauptkommissarin Mabel Spring im texanischen Police Department von Austin.

Ein lautes »Herein« ertönte. Rosewater öffnete die Tür und ließ Mabel zuerst eintreten. Eine Frau um die vierzig kam ihnen entgegen, eine Latina mit kurzen schwarzen Haaren und flinken dunkelbraunen Augen. Ihre weiße Bluse war noch etwas enger als die von Mabel, allerdings hatte sie nur zwei Knöpfe offengelassen. Ihre schwarze Hose saß dafür etwas lockerer.

»Ich bin Detectice Sanchez-Cielo. Sie sind die beiden, die die Akte von Destiny Powell sehen möchten, richtig?!«

»Richtig«, erwiderte Sheriff Rosewater und reichte der Frau seine Hand zur Begrüßung. »Ich bin Sheriff Rosewater aus Verdi. Das Mädchen stammt aus meinem Heimatort. Das ist Mabel Spring. Sie hilft mir.«

Mabel schüttelte der Polizistin nun auch die Hand.

»Ich weiß wirklich nicht, was Sie zu finden hoffen«, meinte Detective Sanchez-Cielo. »Das meiste haben die Feds untersucht und in deren Akten aufbewahrt. Wir durften teilweise nur zusehen.«

»Wir wollen Ihre Arbeit auch nicht kontrollieren«, sagte Rosewater schnell. »Wir hoffen nur, vielleicht doch noch ein paar Hinweise zu finden. Die Eltern des Mädchens sind kreuzunglücklich und haben mich gebeten, alles Mögliche zu tun, um sie zu finden. Deshalb sind wir hier. Und vielleicht sind Sie froh, noch etwas Unterstützung zu bekommen?«

Sie nickte lächelnd. »Das ist nett von Ihnen, aber ich denke, ich komme ohne Ihre Hilfe aus. Die Akten sind hier, jedenfalls das, was wir ermittelt haben. Das FBI hat seine Unterlagen mitgenommen. Bei denen müssen Sie extra anfragen.«

»Das habe ich schon. Sie wollen mir ein paar Sachen zumailen, aber leider nicht alles. Sie kennen das FBI ja, sie machen immer etwas auf geheimnisvoll.«

»Ich weiß«, seufzte Detective Sanchez-Cielo. »Das ist leider so.« Sie ging auf ihren Schreibtisch zu und deutete auf zwei dünne Aktenordner. »Sie können gerne Kopien machen. Der Kopierer befindet sich am Ende des Ganges.«

»Das ist alles?«, fragte Mabel erstaunt. »Mehr gibt es nicht?«

Die Polizistin schüttelte den Kopf. »Nein, mehr gibt es nicht. Wir haben die Aussagen der Freundin und der anderen Mitglieder der Kirchkreis-Gruppe, die jedoch nichts gesehen haben. Es gibt keine Spuren. Was sollen wir in die Akte heften?«

Mabel blätterte nachdenklich in dem Ordner, dann sah sie Rosewater an. »Wir kopieren alles.«

»Okay«, erwiderte Detective Sanchez-Cielo. »Wie gesagt, der Kopierer befindet sich am Ende des Ganges.«

Mabel ging mit Sheriff Rosewater den Gang hinunter, bis sie vor dem Kopierer stehenblieben und ihn einschalteten.

Mabel nahm die ersten Blätter heraus, die inhaltlich nichts besagten, und legte sie in das Gerät, um sie zu duplizieren.

»Und deswegen bist du extra hergekommen?«, fragte sie kopfschüttelnd. »Das hat sich wirklich nicht gelohnt.«

Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Das war ja nicht der einzige Grund.«

»Welchen hattest du noch?«, hakte sie nach und kopierte die nächsten Blätter.

Er antwortete nicht sofort, sondern studierte ihre Hände, dann ihre Arme, bis sein Blick an ihrem Gesicht hängenblieb. Mabel spürte ein feines Kribbeln in ihrer Magengegend.

»Ich wollte dich wiedersehen«, sagte er leise, aber laut genug, um gegen das Poltern des Kopierers anzukommen. »Du bist nach dem Date einfach aus meinem Leben verschwunden. Ich wollte sehen, ob du mir noch gefällst.«

»Und?«, fragte sie genauso ruhig. »Gefalle ich dir noch?«

Er nickte lächelnd. »Und wie! Noch besser als vorher, um ehrlich zu sein.« Er räusperte sich verlegen, so dass sein Lächeln erstarb. »Ich weiß allerdings nicht, wie es dir geht. Vielleicht bist du schon längst zum nächsten Mann übergegangen.«

Mabel lachte leise. »So oberflächlich bin ich nicht. Ich komme mir ein bisschen wie Dornröschen vor, das aus einem tiefen Schlummer erwacht ist und nun gerade erst merkt, dass es da draußen immer noch männliche Wesen gibt, mit denen man Spaß haben kann. Aber mehr habe ich in der Richtung nicht unternommen.«

Er lächelte erleichtert. »Das klingt gut. Ja, Spaß kann man zusammen haben.«

Sie sah in seine Augen, er starrte zurück, wobei sie das Gefühl hatte, dass er ihr ein Stückchen näher kam. Doch in diesem Moment beendete der Kopierer seine Arbeit. Die nachfolgende Stille war so schneidend, dass Mabel erschrocken zum Gerät sah und schnell Blätter nachlegte, die kopiert werden wollten. Doch der Bann war gebrochen. Rosewater beobachtete das Papier, das durch das Gerät lief und auf der linken Seite ausgespuckt wurde. Zwischendurch sah er unsicher zu Mabel, die den Kopierer lächelnd mit neuen Seiten fütterte. Als alles fertig war, nahm er den Packen der Unterlagen und ging mit Mabel und den Akten zurück zum Büro von Detective Sanchez-Cielo, um ihr die Originale zu bringen und sich dann mit Mabel von ihr zu verabschieden.

 

 

***

 

 

GRACE STAND MIT ROSIE vor einer Baustelle.

»Hier befand sich 1963 die Anwaltskanzlei, in der Rachel arbeitete«, erklärte Rosie und sah skeptisch die Bagger an, die ein Loch in den Boden gruben und das Fundament für ein neues Gebäude aushoben. »Aber das wird wohl bald ein Supermarkt sein. Als ob San Francisco nicht schon genügend hätte.«

»Es wird ein Altenheim«, korrigierte Grace, die das Schild des Bauherrn las, das am Bauzaun klemmte. Die Fresno Avenue vor der Baustelle war eine belebte Straße, mehrere Geschäfte reihten sich aneinander. Passanten liefen den Bürgersteig hinunter, einige Touristen waren darunter, die die nahe Endhaltestelle der Cable Cars ansteuerten. Die San Francisco-Straßenbahn fuhr nur eine Straße weiter. Das Läuten der Glocke war bis zur Baustelle zu hören.

»Was auch immer«, knurrte Rosie. »Ein Altenheim braucht auch kein Mensch. Ein Hort geballter Langeweile, wo man sich am liebsten darin übertrifft, die schlimmere Krankheit zu haben, um die Langeweile zu ertragen.«

Grace sah sie nachdenklich an. »Geht es Ihnen nicht gut, Rosie?«, fragte sie.

»Mir?«, fragte die alte Frau erstaunt. »Mir geht es hervorragend. Aber Rachel nicht. Deshalb müssen wir weitermachen. Was kommt als nächstes, um herauszufinden, warum und wie Rachel verschwand?«

Langsam verlor Grace die Geduld. »Woher soll ich das wissen? Sie kennen Ihre Freundin doch besser als ich. Ist sie nach der Arbeit nach Hause gelaufen? Mit dem Bus gefahren oder mit dem Fahrrad?«

»Mit dem Bus«, entgegnete Rosie. »Mit der Linie 438.«

»Wo ist die Bushaltestelle?«

Rosie und Grace sahen sich um. Es gab eine Bushaltestelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite, doch dort hielten andere Linien. Grace deutete auf ein Bushäuschen am Ende der Straße. »Die Linie gibt es sogar noch. Dort könnte der Bus halten.«

Gemeinsam gingen die beiden die Fresno Avenue hinunter, wobei Grace auf jedes Detail der Straße achtete, das ihnen einen Hinweis geben könnte, wohin Rachel verschwunden sein könnte, während Rosie die Auslagen der Geschäfte bestaunte.

»Tragen das die jungen Leute heutzutage freiwillig?«, fragte die alte Frau und deutete auf tiefsitzende, enge Jeans und schillernde Shirts mit einer halben Schulter in einem Modeladen.

»Ja«, entgegnete Grace kurz angebunden und blickte kaum hin. Denn sie glaubte schon wieder, Roan zu sehen. Ein junger Mann stand an der Bushaltestelle, der Roan verdammt ähnlich sah. Ihr Herz begann zu rasen. Doch als sie näher kam, musste sie feststellen, dass er es nicht war. Bei näherem Hinsehen sah der Fremde Roan nicht einmal ansatzweise ähnlich.

Grace seufzte leise, dann wandte sie sich an Rosie. »Wohin müssen wir nun fahren?«

»Bis zur Haltestelle, an der sie ausgestiegen ist«, konterte Rosie.

Grace runzelte die Stirn. »Geht es etwas genauer?«

»Nein«, gab Rosie kurz als Antwort, dann stellte sie sich an den Bordstein, um als erste in den Bus steigen zu können, der gerade angefahren kam. Grace folgte ihr.

Sie verließen den Bus in der Hudson Street, eine Straße von der Sacramento Street entfernt, in der das Haus von Felicitas Graham lag, das jetzt Grace gehörte.

»Hier muss sie ebenfalls ausgestiegen sein, wenn sie zu ihren Freundinnen wollte«, sagte Grace nachdenklich und lief mit Rosie den Weg zu ihrem Haus ab. Zu beiden Seiten der Straße befanden sich schöne Häuser mit gepflegten Gärten. Hin und wieder bellte ein Hund, wenn sie am Gartenzaun vorüberliefen. Schließlich standen sie vor Grace‘ Haus.

»Es ist relativ unwahrscheinlich, dass Rachel hier in der Nähe verschwand«, meinte Grace und deutete auf die Villen. »Es sei denn, jemand zerrte sie in einen der Gärten, aber das halte ich für ausgeschlossen.«

»Ich auch«, erwiderte Rosie. »Das heißt, es muss im Bus oder auf dem Weg zur Bushaltestelle passiert sein. Wir müssen zurück.« Sie klang entschlossen.

»Ja, Rosie, das machen wir, aber nicht heute.« Grace gab sich Mühe, genauso entschieden zu klingen wie Rosie. »Ich muss nun wirklich mit Sophie von der Galerie wegen des heutigen Abends sprechen. Es tut mir leid, aber Rachels Fall muss warten.«

Rosie zog unwillig die Augenbrauen zusammen. »Muss ich mich wieder mehrere Wochen gedulden, bis Sie wieder Zeit für Rachel haben?«

»Nein, bestimmt nicht, aber ich muss mich erst einmal um diese Sache kümmern. Okay?!«

Rosie presste die Lippen aufeinander. »Das heißt, es werden wieder Monate sein. Gut, dann sehe ich mir den Weg alleine an. So gefährlich kann es ja nicht sein. Und Sie werden mich bestimmt wieder aus den Händen der Mörder befreien, falls welche auf mich lauern.«

»Rosie, warten Sie doch«, bat Grace. »Wir machen es gemeinsam. Vielleicht morgen oder übermorgen.«

»Jaja, oder überüberübermorgen. Mein Leben ist nicht mehr so lang, dass ich unendlich viel Geduld haben kann. Wenn keine Menschenhändler auf mich warten, schaffe ich es allein.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück.

»Rosie, bitte warten Sie«, rief Grace ihr hinterher. Doch Rosie drehte sich nur kurz zu ihr um. Sie klang dieses Mal ernst. »Es ist wirklich kein Problem, Grace! Gehen Sie zu Ihrer Vernissage. Ich schaff das alleine. Wir sprechen uns morgen wieder.«

»Sind Sie sicher?«, hakte Grace nach.

»Ja, ganz sicher.«

»In Ordnung. Passen Sie auf sich auf, Rosie.«

Rosie winkte wortlos ab, drehte sich wieder um und ging weiter. Grace sah ihr nach, bis sie an der Bushaltestelle in der Hudson Street angekommen war und zum heranrollenden Bus flitzte, dann ging Grace hinüber zu Sophie in die Galerie.

Die Galeriebesitzerin sah lächelnd auf, als Grace eintrat. »Hallo Grace. Ich bin gerade dabei, die Papiere für das Bild für dich fertigzumachen. Du bekommst ein Zertifikat, dass das Gemälde echt ist, außerdem die Daten dazu sowie eine Bitte, das Bild hin und wieder für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen, wenn es angefragt wird. Du musst bei Letzterem nicht einstimmen, aber die Künstlerin würde sich sehr freuen.«

Grace überflog die Papiere, dann nickte sie. »Okay. Ich stelle das Gemälde gern zur Verfügung, wenn sie es braucht.«

»Danke, Grace«, erwiderte Sophie. »Dein Geld ist bereits eingetroffen. Meine Bank hat mich schon informiert. Damit gehört das Gemälde offiziell dir.« Vorsichtig nahm sie das Bild mit der glücklichen Familie von der Wand und reichte es Grace. »Herzlichen Glückwunsch.«

Grace lächelte und nahm es in Empfang. »Der Rahmen gehört dazu?«

»Ja, er ist im Preis inklusive. Du kannst es so, wie es ist, an die Wand hängen.«

»Ich habe schon einen schönen Platz entdeckt.«

»Den verdient es auch.« Sophie schmunzelte, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Ich habe mit dem Veranstalter der Vernissage gesprochen und ihn gefragt, ob du mitkommen kannst. Er hat sich etwas gesträubt, dann aber eingewilligt. Du bist jetzt mit auf der Gästeliste. Allerdings denkt er, dass du eine Kunstbloggerin im Internet bist. Ich hoffe, das ist in Ordnung?«

»Solange er mir keine Fragen über Kunst stellt, ist das völlig okay.«

»Ich werde in deiner Nähe bleiben und dir zur Not die richtigen Antworten zuflüstern, falls es nötig werden sollte. Aber ich denke, es wird kein Problem geben. Wenn du einmal drin bist, kann er dir nichts mehr anhaben.«

»Okay, dann sehen wir uns später.«

»Ja, bis später, Grace.«

Grace lief mit dem Bild, das fast ein bisschen zu groß war, um es alleine zu tragen, aus der Galerie und über die Straße. Zweimal musste sie anhalten, um es besser fassen zu können, da ihr die Arme schwer wurden, doch dann war sie endlich zu Hause. Fieberhaft suchte sie auf dem Dachboden nach einem Hammer und Nägeln. Als sie endlich fündig wurde, schlug sie zwei Nägel in die Wand, wobei sie vorher drei Nägel verbog, weil sie sie zu schräg einschlagen wollte. Dann hob sie das Bild hoch und trat einen Schritt zurück. Es sah wunderschön an der Wand aus. Die Mittagssonne beleuchtete das Wohnzimmer, so dass das Bild in seinen sonnigen Farben strahlte. Das Gesicht der Frau auf dem Gemälde schien förmlich vor Glück zu leuchten, das Kind fröhlich zu lachen. Und der Mann wirkte so zufrieden, dass seine Augen zu funkeln schienen.

Grace setzte sich auf das Sofa und betrachtete das Bild, bis sie merkte, dass sie weinte. Feine Tränen liefen über ihr Gesicht und tropften lautlos auf ihren Hals und in den Kragen ihrer Bluse. Verlegen wischte sie die Tränen weg. »Das ist albern«, sagte sie leise, doch sie konnte ihren Blick nicht von dem Gemälde wenden. Sie hatte solch ein Familienglück nie gekannt. Ihr Vater hatte sie allein aufgezogen, weil ihre Mutter einfach weggegangen war. Daddy hatte sich zwar große Mühe gegeben, ihr alles möglich zu machen und sie von Herzen zu lieben, aber er war oft überfordert gewesen, so dass er sie für eine Weile zu ihren Großeltern gab. Grace hatte sich in ihrer Kindheit oft einsam gefühlt, zumal ihr Vater als Polizist in Schichten arbeiten und sie viel allein lassen musste. Nun war sie zwar erwachsen und könnte sich den Traum von einer Familie selbst erfüllen, doch sie war weit davon entfernt. Roan tauchte einfach nicht wieder auf, sondern ließ sie allein. Und einen anderen Kandidaten gab es nicht in ihrem Leben. Nicht dass sie einen gewollt hätte, sie dachte momentan ohnehin nur an Roan. Daher schmerzte ihr Herz, als sie das Bild betrachtete, und sie spürte eine übermächtige Sehnsucht, diese Frau zu sein, die so strahlend auf der Bank saß und ihr Glück mit Mann und Kind genoss. Ob ihr solch eine Freude jemals vergönnt sein würde?

Sie spürte, dass die Tränen langsam trockneten, doch sie stand nicht auf. Sie saß da und betrachtete das Bild, bis ihr einfiel, dass sie noch gar nicht wusste, was sie am Abend zur Vernissage anziehen sollte.

 

***

 

 

MABELS WOHNZIMMER SAH AUS WIE das Büro eines überarbeiteten Sekretärs. Auf jeder verfügbaren Stelle wie dem Tisch, den Stühlen, der Couch und sogar auf dem Fernsehschränkchen lagen Dokumente herum. Der gesamte Inhalt der Akten zum Verschwinden von Destiny Powell aus Verdi befand sich in diesem Zimmer, nach Wichtigkeit geordnet, außerdem etwas chronologisch sortiert.

»Sie war shoppen, hat ein Tuch und eine Tasche gekauft. Hier ist die Aussage der Verkäuferin«, sagte Mabel und legte das Blatt neben die Aussage der Leiterin der Schülergruppe, die bestätigt hatte, dass sich Destiny und deren Freundin zum Shoppingausflug abmeldeten.

»Danach wollte Elaine, die Freundin, ein Souvenir in der Chelsea Road kaufen, doch Destiny wollte lieber draußen bleiben und den Ausblick auf den Hafen genießen. Als Elaine aus dem Souvenirladen kam, war Destiny weg. Die Souvenirverkäuferin bestätigt das in ihrer Aussage.« Der Sheriff legte das Blatt mit der Vernehmung der Frau neben das der Taschenverkäuferin.

»Zuerst verwundert, dann besorgt und anschließend hysterisch suchte Elaine ihre Freundin, aber niemand hatte Destiny gesehen«, ergänzte Mabel. »Es gab keine offensichtliche Entführung, die jemandem aufgefallen wäre. Sie blieb einfach so wie vom Erdboden verschluckt.«

»Die Eltern halten es für ausgeschlossen, dass sie abgehauen ist«, sagte Rosewater und legte die Aussage der Eltern neben die anderen Dokumente. »Sie war gut in der Schule, beliebt und engagiert im Kirchenkreis. Jeder mochte sie.«

»Das ist natürlich immer relativ, aber gehen wir mal davon aus, dass es stimmt«, sagte Mabel. »Wenn jemand sie entführt hat, muss es ein Bekannter gewesen sein, mit dem sie mitgegangen ist. Wurden alle verhört, selbst die, die nicht mit zum Shopping gegangen waren?«

»Ja. Zwei Erzieherinnen und ein Katechet. Alle drei waren zum Tatzeitpunkt mit den anderen Mädchen zusammen, die Alibis sind bestätigt.«

»Was ist mit Aliens?«, fragte Mabel und setzte sich lächelnd auf die Tischkante. »Wurde sie von denen entführt und ins Raumschiff gebeamt?«

»Die wurden nicht verhört«, konterte der Sheriff ernst. »Es gab allerdings auch keine Ufo-Sichtungen an dem Tag. Ich habe das überprüft.«

Mabel zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. »Das hast du geprüft? Ehrlich?«

»Mein Deputy bestand darauf. Er sieht viele Science-Fiction-Filme und hat nicht locker gelassen. Da habe ich bei der CIA angerufen. Der Beamte hat mir gesagt, dass ihnen an dem besagten Tag keine Meldungen gemacht wurden. Nur am Tag vorher, allerdings in Arizona. Der Mann am Telefon war todernst dabei.«

Mabel begann lauthals zu lachen, der Sheriff stimmte mit ein. »Es ist wahr!«, rief er lachend. »Offensichtlich gibt es immer wieder Leute, die glauben, fliegende Untertassen zu sehen und die dann die CIA anrufen. Mir wurde so etwas auch schon gemeldet. Der Kerl wollte, dass ich sofort Katastrophenalarm auslöse und die Bürger von Verdi bewaffne. Er war allerdings total high, so dass ich ihn nicht ernstnahm.«

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752136357
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
Ermittlung Kunst Thriller Serienmörder Entführung FBI verschwundene Mädchen Kinderbuch Jugendbuch Liebesroman Liebe Krimi Ermittler

Autor

  • Johanna Marthens (Autor:in)

Johanna Marthens entdeckte schon früh ihre Liebe zum Schreiben. Sie arbeitete zunächst als Ghostwriterin und Journalistin, bevor sie 2013 hauptberuflich Schriftstellerin wurde. Sie schreibt Krimis, Romantic Thriller und Erotik und kann inzwischen auf eine stattliche Anzahl von Veröffentlichungen zurückblicken. Zu ihren größten Erfolgen zählen mehrere Nr.1-Bestseller der Amazon-Kindle-Charts sowie BILD-Bestseller.
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Titel: Immortal - Die Maske des Mörders