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Schuhding ins Glück

von Kerry Greine (Autor:in) Ben Bertram (Autor:in)
250 Seiten

Zusammenfassung

Mick hatte eine Idee! Doch rechnete er nicht im Entferntesten damit, dass diese sein Leben schlagartig verändern würde. Woher sollte er auch wissen, dass ein Experiment beim Shoppen dafür sorgen könnte, dass er sich verliebt? Blöd nur, dass er kurze Zeit später plötzlich mit Isabell zusammenstößt. Mit einer Frau, die anschließend dafür sorgt, dass nichts mehr beim Alten bleibt. Isabell ist alleinerziehende Mutter, studiert und arbeitet nebenbei noch in einem Reisebüro. Durch diese Dreifachbelastung hat sie kaum Zeit sich mit Männern zu treffen. Außerdem hat sie mit denen in der Vergangenheit sowieso nur Stress gehabt. Auf einmal tauchen Probleme auf, die beide vorher nicht kannten. Wie aus dem Nichts fühlen sie sich in Erklärungsnot, weil es E-Mail-Kontakt mit einer weiteren Person des „anderen Geschlechts“ gibt. Doch wenn es beide machen, sollte es doch erlaubt sein. Vielleicht sogar erwünscht? Werden sie es schaffen, damit umzugehen? Finden sie eine Lösung? Vielleicht sogar eine gemeinsame? Oder muss diese Lösung zunächst gar nicht gefunden werden, da eine Aufklärung alles nur noch komplizierter machen würde? Brauchen sie ihre -bis dato unbekannten- E-Mail-Kontakte womöglich sogar, um in eine gemeinsame Zukunft starten zu können? Und überhaupt: Was bitte ist eigentlich dieses Schuhding?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Verkaufsoffener Sonntag



Mit einem Becher Kaffee in der Hand lief ich an diesem Sonntag durch das Hamburger Einkaufszentrum AEZ. Eigentlich war es an diesem Sommertag viel zu heiß, um shoppen zu gehen, und doch stiefelte ich hier herum und vertrieb mir die Zeit.

Alle meine Freunde machten heute einen auf Familie und vergnügten sich in den Hamburger Parks oder Schwimmbädern. Klar hätte ich mit dabei sein können, einige hatten mich gefragt, aber ich war lieber alleine, anstatt mir mit Pärchenfraktionen und schreienden Kleinkindern den Tag zu versauen. Den Satz „Mick, du bist ne Wurst“ hatte ich mir ganz sicher zehn Mal anhören müssen, und doch gefiel es mir deutlich besser, den Tag für mich alleine gestalten zu können. In die Sonne hätte ich sowieso nicht können, da ich mir gestern im Stadtpark so dermaßen den Pelz und meine Glatze verbrannt hatte und daher die Sonne für heute meiden wollte. Nein, sogar meiden musste.

Warum sich alle meine Freunde innerhalb der letzten zwei Jahre in Beziehungen gestürzt hatten, konnte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht verstehen. Wir waren doch im besten Alter. Mit Mitte dreißig hätten wir gemeinsam die Welt, zumindest Hamburg und Umgebung, erobern können. Im letzten Monat bin ich 35 geworden und meine Geburtstagsfeier war eine recht merkwürdige Angelegenheit. Sie hätte glatt unter dem Motto „Fast allein unter Pärchen“ stattfinden können. Nur Manne war, wie ich, in keiner Beziehung, und ich fühlte mich fremd in meiner eigenen Wohnung. So verbrachte ich die meiste Zeit meines Geburtstages auf dem Balkon und führte mit Manne, manchmal auch mit Nico, Männergespräche. Wie sehr ich mein Leben genoss ohne eine feste Partnerschaft. Trotzdem fand ich es schade, dass meine Freunde nicht mehr so häufig mit mir on Tour waren. Mich lediglich aus diesem Grund in eine Beziehung zu stürzen, wäre albern gewesen. Wenn ich mich auf eine Frau einlassen würde, musste es schon eine ganz spezielle sein. Eine, die mir meine Freiheiten ließ und die nicht auf die Idee kam, mich einzuengen. Doch eine solche Frau musste wohl noch geboren werden.

Als ich mir eine neue Flasche Bier holen wollte und ins Wohnzimmer trat, fiel mein Blick auf Anne, die stillend auf dem Sofa saß und ihre Brust freigelegt hatte. Nackte Brüste gab es auf früheren Partys auch, damals jedoch auf eine andere Art. Auf eine, die mir sehr viel besser gefiel. Nicht Babys hatten auf diesen Feiern an den Brüsten gelutscht. Wir waren es und so manche Party endete in einer wilden Orgie. Klar waren wir heute ruhiger, alles hatte seine Zeit, aber musste mein fünfunddreißigster Geburtstag ein solch langweiliger werden? Als ich Nico und Manne fragte, ob wir uns aus dem Staub machen wollten, lachten sie. Tatsächlich hatten sie mich nicht ernst genommen und glaubten, dass ich einen Witz gemacht hatte. Es war ein hoffnungsloses Unterfangen, meine Freunde von der Flucht zu überzeugen. Nico konnte und wollte seine Frau und seine kleine Tochter nicht alleine lassen, und da es mein Geburtstag war, durfte ich die Feier sowieso nicht verlassen. Was blieb mir also anderes übrig, als mich zu betrinken, und so lag ich gegen dreiundzwanzig Uhr volltrunken in meinem Bett und stand nur wieder auf, weil ich das dringende Bedürfnis hatte, die Kloschüssel zu umklammern.

Am Morgen nach meinem Geburtstag ging es mir erstaunlich gut, und als ich in die Küche kam, um mir einen Kaffee zu kochen, sah ich mich verwundert um. Alles war sauber, nichts stand herum. Auch im Wohnzimmer war nichts zu erkennen, was an eine Party erinnerte. Okay, eine Party war es ja nicht wirklich gewesen, doch immerhin wurde mein Geburtstag gefeiert. Eigentlich hätten an diesem Morgen nur die Spuren eines Staubsaugers gefehlt, aber dafür war es den Frauen meiner Freunde wohl zu spät gewesen. Schließlich waren sie gut erzogen und wollten meine Nachbarn nicht stören.



Während ich an meinen Geburtstag zurückdachte, besah ich mir die Auslagen der Schaufenster im Einkaufszentrum. Mein leerer Kaffeebecher landete im Müll, und so hatte ich die Hände frei, um mir bei meiner Bank einen Kontoauszug zu ziehen. Als ich sah, dass auch die letzten offenen Rechnungen an mich überwiesen worden waren, freute ich mich sehr. Tatsächlich war es die richtige Entscheidung, dass ich vor drei Jahren meinen Job geschmissen hatte und mich ganz meiner Leidenschaft, dem Fotografieren, gewidmet hatte. Es gab gutes Geld zu verdienen, ich war an vielen schönen Orten und hatte außerdem häufig Frauen vor der Linse, denen keine Aufnahme zu heiß sein konnte. Als Bezahlung kassierte ich, neben meinem Lohn, oft auch noch eine Belohnung, die mir meistens direkt im Anschluss überreicht wurde. Ja, es war cool. Andere mussten auf die Jagd gehen, um Sex erleben zu dürfen, während meine Mädels zu mir kamen.

An der Saftbar blieb ich stehen und gönnte mir einen Vital, der mir laut der Beschreibung auf der Getränkekarte helfen sollte, noch besser in den Tag zu starten. Die Wirkung zeigte sich nicht sofort, was mich aber auch nicht wirklich störte, da er verdammt lecker war. Mit frischen Vitaminen in meinem Körper machte ich mich auf den Weg in meinen Lieblingsladen. Das gerade auf dem Konto eingegangene Geld schrie quasi danach, ausgegeben zu werden. True Religion hieß das Geschäft, und trotzdem es relativ voll war, wurde ich nicht nur mit Namen, sondern auch noch mit einem Glas Sekt empfangen. Die Klamotten waren einfach cool, und es fiel mir extrem schwer, mich zu entscheiden. Zusammen mit Eva, die bereits seit längerer Zeit hier im Laden bediente, stand ich am Tresen und schaute mir die drei Hosen an, die in die engere Auswahl gekommen waren. Neben den Hosen sah ich ein Buch liegen. Ein Ringbuch, in das schon einige Gäste etwas hineingeschrieben hatten.

Eva erklärte mir, dass ihr Chef die Idee hatte, es auszulegen, um dadurch mehr über die Kunden und ihre Wünsche zu erfahren. Lob und Tadel sollten eingetragen werden. Man konnte aber auch seine E-Mail-Adresse hinterlassen, um auf diesem Wege immer mit einem Newsflash auf dem Laufenden gehalten zu werden.

„Welch Schwachsinn.“

„Habe ich auch zunächst gedacht. Doch es haben sich wirklich viele eingetragen.“

„Wirklich?“ Ich konnte es mir gar nicht vorstellen und begann damit, in diesem Büchlein zu blättern. Herrlich, was für Kommentare dort von irgendwelchen Kasperköppen abgegeben wurden. Ich amüsierte mich köstlich, da tatsächlich einige Menschen dieses Ringbuch dafür genutzt hatten, ihre Handynummer und einen Aufruf, dass sie gerne Kontakt zu anderen hätten, zu hinterlassen. Ganz ehrlich, so alleine und so untervögelt konnte man doch gar nicht sein! Ich verstand die Welt nicht mehr und schüttelte den Kopf, während ich es wieder aus der Hand legte.

Außerdem waren die Hosen um einiges wichtiger. Eine hatte ich bereits zur Seite gelegt, und so ging es nur noch darum, ob ich eine hellblaue Jeans mit Löchern und Rissen haben wollte oder doch die braune Chinohose nehmen sollte. Tatsächlich war ich hin- und hergerissen, und erst, nachdem Eva mir einen Sonderpreis für Stammkunden gemacht hatte, konnte ich mich entscheiden. Ich nahm beide! Die Hosen waren bereits in einer Papiertüte verstaut, als meine EC-Karte im Gerät steckte und dafür sorgte, dass ich mir weniger Gedanken darüber machen musste, was ich mit meinem verdienten Geld anstellen sollte.

Das Kartenlesegerät war noch immer am Rattern, als mein Blick wieder auf dieses dämliche Büchlein fiel. Wie konnte man sich nur dort verewigen? Ich verstand diese Menschen einfach nicht, und für mich war es nicht nachvollziehbar, wie man seine E-Mail-Adresse oder sogar seine Handynummer in aller Öffentlichkeit präsentieren konnte. Man bekam doch schon genügend Werbemails und wurde mit anderen Spam-Nachrichten nahezu dichtgeschissen. Auf diese Art auch noch freiwillig dafür sorgen, dass es mehr wurden? Nein, so dämlich konnte eigentlich keiner sein. Anscheinend doch, da es ja reichlich Menschen gab, die es ganz offensichtlich taten. Dieses Teil war schließlich der „lebende“ Beweis dafür. Noch immer irritiert über die Gedankenlosigkeit mancher Leute, verließ ich den Laden.

Das Starbucks war meine Anlaufstation, und mit einem Caramel Macchiato und einem Stück Marmorkuchen bewaffnet, suchte ich mir einen feinen Platz, von dem aus ich alles gut im Blick hatte. Es war wirklich ausgesprochen voll, obwohl doch draußen das geilste Sommerwetter überhaupt war. Meine Lippen waren noch nicht ganz im Schaum meines Macchiatos angekommen, als mein Handy mir etwas mitteilen wollte. Eine E-Mail hatte mich erreicht. Natürlich war es Werbung, und als ich in den Ordner meines E-Mail-Kontos gesehen hatte, erkannte ich, dass dort sechs weitere Spam-Nachrichten darauf warteten, gelesen zu werden. In meinem Fall warteten sie allerdings darauf, gelöscht zu werden.

Dann war sie da. Ich hatte eine Idee. Eine sehr geile sogar! Ja, ich wollte einen Test machen, ein kleines Experiment, und war gespannt auf das Ergebnis. Schnell legte ich mir eine neue E-Mail-Adresse an. Mitch.Becker war der Name, auf den diese Adresse lautete und mit dem ich herausfinden wollte, wie verrückt die Welt doch heutzutage war. Mein Kuchenteller war bereits leer, und nachdem ich den letzten Schluck meines Macchiatos getrunken hatte, ging ich zurück zu True Religion.

Leicht irritiert sah Eva mich an, und ihr Blick wurde noch um einige Nummern verwirrter, als ich mir das Ringbuch schnappte und neben meine jetzt eingetragene neue E-Mail-Adresse auch noch ein paar Worte schrieb.

Hi Mädels, ich würde mich freuen, wenn mir jemand ein paar nette Sätze schreiben würde. Liebe Grüße und hoffentlich bis bald, Mitch“

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verließ ich das Geschäft und war gespannt, ob und wann ich die erste E-Mail erhalten würde.



Wirbelwind



Manchmal hatte ich das Gefühl, ich verbrachte mein Leben im Dauerlauf. Immer musste ich Vollgas geben, um nur annähernd das zu schaffen, was meine tägliche To-do-Liste vorgab. So auch heute. Während ich über den Uni-Campus zur S-Bahn hetzte, wühlte ich in der großen Tasche, die ich mir über die Schulter gehängt hatte. Irgendwo hier drin, zwischen Stiften, Ordnern, Papieren und meinem Netbook, musste das Brot sein, das ich mir heute Morgen geschmiert hatte. Montags hatte ich keine Pause zwischen den Vorlesungen und meinem Job im Reisebüro eines Einkaufszentrums, da schaffte ich es gerade so, auf der Fahrt mit der S-Bahn eine Kleinigkeit runterzuschlingen.

„Verdammt!“, fluchte ich lautstark und senkte den Blick in die offene Tasche. „Wo ist diese Scheißbrotdose?“

Ein dumpfes Rumsen und ich wurde in meinem Lauf zurückgeworfen. Taumelnd versuchte ich das Gleichgewicht zu halten und bekam in letzter Sekunde mit einer Hand ein Absperrgitter zur Straße hin zu fassen. Meine Tasche rutschte mir vom anderen Arm, und bevor ich nach dem Umhängegurt greifen konnte, knallte sie auf den Boden. Filmreif verteilte sich der Inhalt über die komplette Breite des Bürgersteigs vor dem Bahnhof Dammtor. Ich hörte ein leises Knacken, das ich aber nicht zuordnen konnte, und eine mir unbekannte Stimme sprach mich zerknirscht an.

„Oh Mist. Das tut mir so leid. Ich hab dich zu spät gesehen und konnte nicht mehr bremsen. Warte, ich helfe dir.“

Ich sah auf. Vor mir stand eine junge Frau, ungefähr in meinem Alter, breitbeinig über einem Herrenfahrrad. Anscheinend war sie es, die meinen Lauf so unsanft gebremst hatte.

Umständlich versuchte sie, das rechte Bein über die Stange zu schwingen, und kam dabei gefährlich ins Trudeln. Reflexartig griff ich nach dem Lenker, bevor sie sich unter ihrem Gefährt noch begrub. Kaum stand sie wieder sicher auf dem Boden, lehnte sie das Rad an das Absperrgitter, das mich eben vor einem Sturz bewahrt hatte, und ging ohne ein weiteres Wort in die Hocke.

Gemeinsam krabbelten wir über den Gehsteig und sammelten meine Sachen ein.

„Gehören die auch dir?“, fragte sie und hielt mir eine Packung Tampons entgegen. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss, und tief durchatmend nickte ich nur wortlos. Schnell nahm ich ihr die kleine Pappschachtel ab und stopfte sie ganz nach unten in meine Umhängetasche. In diesem Moment war ich mehr als dankbar, dass es kein Kerl gewesen war, der mich hier beinahe über den Haufen gefahren hatte. Ich weiß nicht, warum das so war. Ich meine, ich war wahrlich nicht prüde, aber trotz allem war es mir selbst vor anderen Frauen peinlich, wenn jemand mitbekam, dass ich meine Tage hatte. Mein Gegenüber hingegen schien das so gar nicht zu stören.

„Boah … Immer dieses monatliche Generve. Das ist so ätzend! Findest du das auch so furchtbar?“, fragte die Unbekannte.

„Hrmpf …“, brummte ich nur irgendetwas Undefinierbares und zog den Kopf zwischen die Schultern, als könnte ich mich dadurch verstecken. Vorsichtig blinzelte ich zu ihr hinüber, während ich nach meinem kleinen Notizblock griff, und musterte sie.

Feuerrote, kurze Locken. Ein Schal, der wie selbst gestrickt aussah und so lang war, dass er über den Boden schliff, war mehrfach um ihren Hals gewickelt. Kurz wunderte ich mich, wie sie es bei der sommerlichen Wärme mit diesem Teil aushielt. Sie schien sehr zierlich zu sein, sodass ich mir selbst in dieser hockenden Stellung fast schon groß vorkam. Dabei war ich ziemlich genau Durchschnitt mit meinen 1,69 Metern. Ihre Haut war blass und die kleine Stupsnase übersät von unzähligen rötlichen Sommersprossen. Sie sah ein bisschen aus wie Pippi Langstrumpf in erwachsen.

„Ist das nicht deins?“, fragte sie verwundert und deutete mit dem Kopf auf etwas neben mir. Mein Notizbuch. Noch immer schwebte mein Arm ausgestreckt darüber, während ich nur SIE angestarrt hatte.

„Öhm … doch.“ Herrje, Bella, jetzt reiß dich mal zusammen! Irgendwie schien mein Schädel unter dem Zusammenstoß gelitten zu haben. Oder dieser Wirbelwind von Mensch war es, der mich aus unerfindlichen Gründen durcheinanderbrachte. Ich konnte einfach nicht aufhören, sie anzusehen.

Dabei stand ich gar nicht auf Frauen. Zumindest nicht, wenn man von ein bisschen Geknutsche mit einer Klassenkameradin in der neunten Klasse absah. Aber irgendetwas hatte sie an sich, was mich faszinierte. Sie strahlte so viel Lebensfreude aus, Unbeschwertheit, dass ich mit meinem andauernden Termin-Gehetze fast ein wenig neidisch werden könnte. Termin …

„Scheiße!“ Ich sprang auf und sah mich hektisch um. Lag irgendwo noch etwas von meinem Kram?

„Ja, aber echt! Ich fürchte, der ist hin …“, stimmte die Rothaarige mir zu und sah mich betrübt an.

„Was? Ich rede von meiner Bahn. Durch den ganzen Mist hab ich sie verpasst, und jetzt komme ich zu spät zur Arbeit. Das dritte Mal schon in diesem Monat. Wenn das so weitergeht, schmeißt mein Chef mich doch noch raus, und das kann ich mir absolut nicht leisten. Verdammt, ich brauch den Job!“, jammerte ich.

„Oh … Und ich dachte, du meinst dein Netbook. Wenn du wegen ein bisschen Verspätung schon so fertig bist, dann ist das hier wahrscheinlich dein persönlicher Super-GAU, oder?“

Zerknirscht sah sie mich an und streckte mir mein Netbook entgegen. Oder besser gesagt das, was einmal mein Netbook war … Das Gehäuse war aufgesprungen und gerissen. An der Seite konnte ich ins Innere sehen – was auch immer da drin war, ich hatte keine Ahnung von Technik.

Vorsichtig, als könnte ich durch meine Berührung noch mehr kaputtmachen, nahm ich das Netbook in die Hand und klappte den Bildschirm hoch. Auch hier zog sich ein langer Riss quer drüber. Die Rothaarige hatte recht … Das war mein persönlicher Super-GAU.

Ich spürte, wie mir die Knie weich wurden, und ich ließ mich, mit dem Rücken an eine kleine Mauer neben dem Bahnhof gelehnt, langsam zu Boden gleiten.

Wortlos starrte ich auf das, was einmal mein Ein und Alles an Technik war. Ich besaß keine Stereoanlage, nur einen alten Fernseher mit DVD-Player und ein uraltes Nokia-Handy. Das hier, der kleine Haufen Elektroschrott, den ich in den Händen hielt, war das einzige technische Teil, auf das ich nicht verzichten konnte – wenn man von Haushaltsgeräten absah. Hier drin war meine Zukunft, und ich Vollidiot hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes weggeworfen.

Ich spürte, wie mir ein Arm um die Schultern gelegt wurde.

„Hey … Es tut mir wirklich so wahnsinnig leid“, murmelte die Rothaarige. Ich hatte nicht mitbekommen, wie sie sich neben mich gesetzt hatte, und obwohl ich sie bis vor fünf Minuten nicht kannte, fühlte sich ihre Umarmung gut an. Tröstlich und irgendwie vertraut.

„Vielleicht kann man ihn reparieren?“, fragte sie zögerlich.

Bitter lachte ich auf. „Ich hab wirklich null Plan von Computern, aber ich denke, so viel kann ich sagen: Der ist im Arsch!“

„Ich hab genauso wenig Ahnung wie du, aber fragen kostet ja nichts. Irgendwo wird es doch sicher einen guten Computerladen geben, der es zumindest versuchen kann. Und wenn er auch nichts machen kann … Es war meine Schuld, ich zahl dir den Schaden natürlich. Ich hab auch eine Haftpflichtversicherung!“

Seufzend stopfte ich das demolierte Netbook in meine Umhängetasche, bevor ich antwortete.

„Dass das Teil kaputt ist, ist eine Sache. Viel schlimmer ist, dass darauf meine Examensarbeit ist. Oder besser gesagt war … Die Arbeit von mehreren Monaten und noch dazu fast fertig. Ich wollte sie eigentlich in ein paar Wochen abgeben. Und jetzt … kann ich wohl von vorne anfangen.“

„Hast du etwa keine Sicherungskopie gemacht? Das Ganze auf einem USB-Stick gespeichert oder so?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Doch … habe ich. Aber die letzten Wochen waren so stressig, mein Tag hatte irgendwie immer zu wenig Stunden mit der Arbeit, dem Studium, meiner Tochter und allem, was sonst so anfiel. Da hab ich vergessen, die neueste Version zu speichern.“

Gedankenverloren sah ich auf die Autoschlange, die an der roten Ampel vor uns wartete.

„Oh Mann, ich lade hier meinen ganzen Scheiß bei dir ab, dabei hab ich mich noch nicht einmal vorgestellt. Ich bin Isabell, aber die meisten nennen mich Bella“, holte ich nach, was längst überfällig war.

„Schön, dich kennenzulernen! Also … Die Umstände nicht, schon klar, aber … Na ja … Ich bin Charlie. Also, eigentlich heiße ich Charlotte, aber so nennt mich nur mein Vater, wenn er sauer auf mich ist. Frag mich nicht, was meine Eltern sich dabei gedacht haben, mir so einen altbackenen Namen zu geben. Ich glaub, meine Uroma hieß so.“

„Wieso altbacken? Der Name ist wieder voll in! Im Kindergarten meiner Tochter gibt es gleich drei Mädchen, die Charlotte heißen.“

Ungläubig zog Charlie eine Augenbraue hoch.

„Wirklich? Wie furchtbar! Die armen Kinder!“, empörte sie sich und lachte dann schallend los. Ich konnte nicht anders, als loszuprusten. Diese ganze Situation war dermaßen skurril. Da werde ich von einem Wirbelwind auf einem Herrenrad umgefahren, mein lebenswichtiges Netbook wird geschrottet, ich saß auf dem dreckigen Bürgersteig vor dem Dammtor-Bahnhof mit einer mir völlig fremden Frau und doch hatte ich mich schon lange nicht mehr so zufrieden gefühlt. Es war, als würde Charlie mich mit ihrer Lebensfreude anstecken und alle Probleme in den Hintergrund drängen. Ich hätte noch ewig hier sitzen bleiben können, aber leider … Mein Lachen verstummte.

„Ich muss los. Meine Schicht bei der Arbeit fängt gleich an und ich komme eh schon zu spät“, erklärte ich Charlie.

Ernst sah sie mich an.

„Und was machen wir jetzt mit deinem Netbook? Soll ich es mitnehmen und zur Reparatur bringen? Oder willst du das selbst irgendwo abgeben? Und du musst mir noch deine Adresse oder zumindest die Telefonnummer geben, damit ich den Schaden meiner Versicherung melden kann.“

„Nein, ich versuch es mal bei dem PC-Heini im AEZ, da arbeite ich und kann mal eben rübergehen. Ja, meine Nummer …“ Ich zog mein Handy aus der Tasche meiner Lederjacke und suchte meine eigene Nummer heraus. Zum Glück war das nicht auch in der Umhängetasche, ansonsten wäre es vermutlich genauso Schrott wie das Netbook.

„Du kennst deine Handynummer nicht auswendig? Und was ist das überhaupt für ein altes Teil – du spielst ja noch Snake!“, fragte Charlie amüsiert. Sie hatte ja recht, das einzige Spiel, das mein altes Mobiltelefon konnte, war Snake. Eine kleine Schlange, die irgendwas einsammeln musste, ohne sich selbst in den Schwanz zu beißen. Einmal hatte ich es versucht, kurz nachdem ich das Telefon vor sechs Jahren gekauft hatte, aber ich war kläglich gescheitert und hatte es seitdem nie wieder probiert.

„Ich brauche keine Spiele auf dem Handy. Das Teil ist nur zum Telefonieren und ab und zu mal eine SMS verschicken.“

„Und was ist mit Facebook? Oder WhatsApp? Oder Tinder?“

„Was zum Henker ist Tinder?“

„Das ist eine Art Dating-App. Damit findest du Leute in deiner Umgebung, die dich interessieren könnten. Und wenn ihr wollt, könnt ihr dann miteinander schreiben und ein bisschen flirten. Oder ihr trefft euch auf einen Kaffee oder … Na ja, worauf man eben so Lust hat.“

Verwirrt sah ich Charlie an. Facebook hatte ich; genau genommen bestand circa 90 Prozent meiner sozialen Kontakte aus diesem Netzwerk, da ich für Treffen, Kneipenabende und Discobesuche gar keine Zeit hatte und viele einsame Abende auf meiner Couch verbrachte. Ja, das Leben als Alleinerziehende einer lebhaften Fünfjährigen ließ nicht viel Spielraum für ein Privatleben. Aber das wollte ich Charlie so nicht auf die Nase binden. Und eine Dating-App? Innerlich schüttelte ich mich.

„Aha … Nee, lass mal. So was ist nichts für mich. Mein Tag hat so schon zu wenige Stunden, da hab ich keine Zeit, mich auch noch auf Dating-Portale und deren Nutzer einzulassen. Vermutlich wollen die meisten eh nur einen One-Night-Stand, und das ist nicht mein Fall.“

„Warum nicht? Magst du keinen Sex? Also, so ab und zu mal wer Nettes zwischendurch, wenn ich Langeweile hab oder untervögelt bin … Doch, ich mag das.“

„Wenn ich so was wie Langeweile kennen würde, würde ich das vielleicht auch anders sehen. Aber so …“ Schnell wechselte ich das Thema, bevor ich hier noch weiter die Zeit vergaß. Die Arbeit rief, und das sogar so laut, dass mir schon die Ohren klingelten. „Ich muss jetzt wirklich los. Ich bring das Netbook nachher in den PC-Laden und melde mich dann bei dir, was er gesagt hat, ja? Ich fürchte zwar, er wird keinen Erfolg haben, doch einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“

Nachdem wir unsere Handynummern ausgetauscht hatten, stand ich auf und klopfte mir vorsichtig die Jeans ab. Hoffentlich hatte ich mich nicht in einen Hundehaufen gesetzt, als ich mich hier hatte fallen lassen.

„Unterschätz diese Computer-Nerds nicht. Wenn es um PCs geht, könnten die meisten doch bei Big Bang Theory mitspielen“, versicherte sie mir augenzwinkernd. Dann drückte sie mir einen Zettel mit ihrer Adresse und ihrer Telefonnummer in die Hand, den ich in meine Jackentasche stopfte.

„Gut, bring das Teil weg und ich melde mich heute Abend bei dir. Willst du zum Test noch mal meine Nummer anrufen? Oder glaubst du mir, dass ich dir die richtige gegeben habe? Immerhin muss ich den Spaß ja bezahlen.“

„Ich weiß nicht, warum das so ist, aber ich vertraue dir.“ Grinsend sah ich sie an. „Enttäusch mich nicht!“

Charlie warf mir einen so unschuldigen Augenaufschlag zu, dass ich laut lachen musste. „Können diese Augen lügen?“, fragte sie schelmisch.

„Nein, aber ich glaube, der passende Mund dazu kann es“, gab ich schlagfertig zurück.

„Ja, da könntest du recht haben“, stimmte sie achselzuckend zu und verzog die Lippen.

„Wenn ich jetzt nicht loskomme, muss ich gar nicht mehr bei der Arbeit aufkreuzen, fürchte ich.“

„Ja, klar. Düs los! Ich melde mich später.“ Bevor ich wusste, wie mir geschah, nahm Charlie mich in den Arm. Ein wenig überfordert von der stürmischen Verabschiedung, klopfte ich ihr auf den Rücken.

„Fein, dann … Bis nachher!“ Ich löste mich aus ihren Armen und wandte mich in Richtung Bahnhofseingang. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die nächste Bahn in Richtung Poppenbüttel, wo ich arbeitete, in drei Minuten abfuhr. Jetzt aber flott!



Meine Auszeit



Das Wetter war viel zu schön, um nichts zu machen, und so schwang ich mich in mein Cabrio und fuhr, natürlich mit offenem Verdeck und lauter Musik, durch die Gegend. Raus aus der Stadt, rein in die „Wildnis“, wie ich das Umland von Hamburg so gerne nannte. Ich war ein Stadtmensch durch und durch, was mich allerdings nicht daran hinderte, mir regelmäßig meine Auszeiten auf dem Lande zu nehmen. Manchmal nahm ich meinen Kulturbeutel mit und blieb über Nacht in einem alten Gasthof. Genau wie heute, da ich Montag erst um vierzehn Uhr einen Auftrag zum Shooting hatte. Es war einfach toll, durch die Felder und Wälder zu spazieren und den Abend bei einem dick belegten Schinkenbrot und einem großen Bier ausklingen zu lassen. Die Zimmer hatten meistens noch nicht mal ein Fernsehgerät, und sehr häufig passierte es mir, dass mein Handy oder Laptop keinen Empfang bekam. Wildnis halt!

Nachdem ich einen alten und unter Denkmalschutz stehenden Gasthof ausgewählt hatte, checkte ich ein und ging auf mein Zimmer. Urgemütlich war es, ich mochte diese rustikale Art und freute mich auf die dicke Bettdecke, die eigentlich zu warm für diesen herrlichen Tag war. An der Wand hingen Bilder von der Jagd. Sie waren in Öl gemalt und passten hervorragend hier rein. Die Tapeten waren so alt, dass sie in den letzten dreißig Jahren mit Sicherheit drei Mal in Mode und noch sehr viel häufiger total out waren.

Heute ging ich, da ich relativ spät angekommen war, zunächst in der gemütlichen Gaststube etwas essen. Leider gab es kein Schinkenbrot, auf das ich mich schon die ganze Fahrt gefreut hatte. Doch die Alternative konnte sich sehen lassen. Meine Wahl fiel auf ein Mettwurstbrot, das so dick belegt war, dass wahrscheinlich auch zwei Personen davon satt geworden wären. Dazu Gurken in rauen Mengen. Blöderweise Salzgurken, was ich erst herausfand, als ich einen großen Bissen genommen hatte und verzweifelt nach einer Serviette suchte. Klar hatte ich eine neben meinem Teller liegen, eine große sogar. Leider war sie aus Stoff und somit nicht für den Zweck, wofür ich sie nutzen wollte, geeignet. Mir blieb nichts anderes übrig, als stark zu sein und das Gurkenstück zu kauen und herunterzuwürgen. Nachdem ich mit einem kräftigen Schluck Bier nachgespült hatte, war alles wieder gut, und ich kümmerte mich weiter um mein Mettwurstbrot.

Meine Vorfreude auf einen Spaziergang war riesig. Diese Stille, die mich dabei begleitete, ließ mich bei mir ankommen. In mir ankommen war vielleicht sogar der bessere Ausdruck, da ich durch meinen Job und die dazugehörigen Veranstaltungen, die irgendwie zu meinem Beruf dazugehörten, manchmal wirklich kaputt und ausgelutscht war. Hier im Wald war ich ein anderer Mensch, was mich oftmals selbst überraschte, mich dennoch nicht an meinem Tun zweifeln ließ. Nein, ich liebte mein Leben, bemerkte aber in den letzten zwölf Monaten immer häufiger, dass ich ohne meine Spontantrips in diese andere Welt eingehen würde. Neulich hatte ich mich tatsächlich dabei erwischt, dass ich mir auch eine Partnerschaft wünschte. Eine, wie meine Freunde sie hatten, was mich innerlich zusammenzucken ließ. Wie kam ich nur auf solche Ideen? Nein, dieses Leben war einfach nichts für mich. Nicht jetzt, nicht bald und sehr wahrscheinlich sogar niemals.

Es passte weder zu mir noch zu meinem Job als Fotograf. Erst letzte Woche hatte ich eine wirklich schöne fünfundzwanzigjährige Frau vor meiner Kamera. Sie wollte Aktbilder, was eigentlich relativ normal in unserer Branche war. Nicht ganz so normal war es jedoch, dass sie ausschließlich ihre Muschi fotografiert haben wollte. Während ich dabei war, alles vorzubereiten, machte sich das Mädel gleichzeitig bereit. Direkt vor meinen Augen begann sie, sich zu reiben. Dann fingerte sie sich und hörte erst damit auf, als es so aussah, wie sie es sich vorher vorgestellt hatte. Ich schoss ein paar hundert Fotos von ihr und machte erst eine Pause, als sie mich aufforderte, Eiswürfel zu holen. Mit dem Eis strich sie sich über ihre Brüste, und wir sahen gemeinsam zu, wie sich ihre Nippel, die eben noch relativ klein und schlapp waren, aufrichteten und zu harten und hohen Gebilden wurden. Wieder legte ich los. Ich fotografierte auf Teufel komm raus und wurde dabei zugegebenermaßen ganz schön geil.

„Ich möchte noch ein paar Fotos.“

„Klar, wie sollen sie sein?“

„Bilder von mir, direkt nach dem Sex!“ Ich sah ihr in die Augen und überlegte, ob ich einen Vorschlag machen sollte. Bevor ich meine Überlegungen abgeschlossen hatte, konnte ich bereits ihre Zunge auf meinen Lippen spüren, was mich dazu veranlasste, dem Wunsch nachzukommen. Dienst am Kunden war wahrscheinlich die richtige Beschreibung, die ich wenige Augenblicke später in „Dienst im Kunden“ umbenennen musste. Wir hatten Spaß und vergnügten uns wie in einem heißen Porno.

„Jetzt mach die Bilder. Schnell, knipse meinen Mittelteil. Genau so will ich meine Muschi auf den Fotos haben.“ Ich drückte auf den Auslöser und startete eine Serie. Dann waren wir fertig, und meine Kundin verschwand ebenso rasch aus meinem Leben, wie sie hineingekommen war.

Meine Runde durch den Wald war fast beendet. Heute konnte und wollte ich die Natur noch nicht verlassen, was mich dazu veranlasste, auf einen kleinen Weg abzubiegen, der mich direkt auf eine Lichtung führte. Es war wunderschön, und wieder konnte ich in meine Traumwelt, die manchmal sehr viel schöner als meine reale Welt war, eintauchen. Um mich herum hörte ich gefühlte tausend verschiedene Vögel, die allem Anschein nach nur für mich ein Lied sangen. Ein großer Chor, der meine Gedanken fliegen ließ. Erst als ich neugierig auf mein Handy sah, erkannte ich, dass es bereits zweiundzwanzig Uhr war. Doch ich wollte noch nicht los und blieb noch eine Stunde auf der Wiese sitzen. Ich begleitete die Sonne dabei, wie sie langsam unterging und die Nacht einläutete. Im Dunkeln machte ich mich auf den Rückweg und war sehr stolz darauf, dass ich trotz meines miesen Orientierungssinns den Weg zum Gasthof fand.

Jetzt noch meinen Laptop anwerfen, um nachzusehen, ob ich neue Aufträge bekommen hatte, wollte ich nicht mehr. Ich war müde und kaputt, wahrscheinlich von der guten Landluft, und daher führte mich mein Weg nach einer kurzen Katzenwäsche direkt ins Bett. Ich hatte einen tollen Tag mit einem nahezu perfekten Abschluss. Nein, ich brauchte keine Frau an meiner Seite. Kindergeschrei und vollgeschissene Windeln sowieso nicht. Alles, was ich heute noch brauchte, war eine Mütze voll Schlaf und vielleicht schöne Träume, die mich begleiteten.

Einen kleinen Spalt war die Pforte ins Traumland bereits geöffnet. Nur noch einen Schritt, einen Schubser, dann wäre ich dort gewesen, wo ich schon seit zehn Minuten sein wollte. Leider fiel die Tür vom Traumland wieder zu, was nicht an der Tür, sondern ausschließlich an meinen beknackten Gedanken lag. Meine Neugier hatte über die Müdigkeit gesiegt und mich aus der schönen Einschlafphase gerüttelt. Ganz plötzlich hatte ich dieses verfickte Buch im Kopf. Dieses dämliche Ding, in das ich ja unbedingt meine extra dafür angelegte E-Mail-Adresse und diesen blinden Satz eintragen musste. Jetzt hatte ich den Salat. Anstatt im Land der Träume zu versinken, beschäftigte ich mich mit einem solchen Bullshit. Leider half es nichts, mich einfach umzudrehen. Ich war erstens zu neugierig und zweitens auch zu wach, um wieder einzuschlafen. Da ich meine E-Mails niemals über mein Handy abrufen wollte, weil ich sonst noch häufiger bei der Arbeit gestört worden wäre und ich außerdem noch mehr Freizeit durch Arbeitszeit getauscht hätte, musste ich meinen Laptop anwerfen. Ich war gespannt, ob sich irgendeine untervögelte Frau gemeldet hatte und was mich ansonsten so auf diesem Account erwartete. Immerhin gab es Mitch Becker erst seit knapp neun Stunden, und niemand auf der Welt hatte einen Grund, diese imaginäre Person anzuschreiben.

Angezeigt wurde mir eine E-Mail im Posteingang. Ich wurde direkt von meinem Anbieter mit Werbung begrüßt. Und dann auch noch mit einer solch schönen.

Lieber Herr Becker, Weight Watchers lädt Sie zu einer netten, kleinen Herausforderung ein, bei der Sie nur gewinnen können: Wenn Sie mit Weight Watchers Online in 1 Monat nur 3 Kilo abnehmen, ist dieser Monat umsonst. Machen Sie mit, das schaffen Sie locker! Verführerisch ist auch das Angebot von MIRIALE: 2-teiliges Lingerie-Set jetzt nur 5 €!“

Gerade als ich meinen Account schließen wollte, allerdings versehentlich auf Aktualisieren gedrückt hatte, rutschte eine weitere Nachricht hinein.

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Antonio Vinal.“

Wie auch immer diese Person so schnell an meine E-Mail-Adresse gekommen war, blieb mir ein Rätsel. Allerdings hatte ich meine Neugier besiegt, fühlte mich besser und konnte endlich ins Traumland verschwinden.





Immer in Eile



„Es tut mir so leid! Es tut mir so leid!“ Hektisch stürmte ich in das Reisebüro und ließ im Laufen meine Jacke von den Schultern gleiten.

„Eine Radfahrerin hat mich umgefahren und meine Tasche ist ausgekippt und jetzt ist mein Netbook Schrott!“, erklärte ich völlig außer Atem, während ich an meiner Kollegin Miriam vorbei ins Hinterzimmer stürzte. Meine große Umhängetasche landete auf einem Stuhl am Pausentisch. Eilig hängte ich meine Jacke über einen der Garderobenhaken, drehte mich um und wollte zurück in den Kundenbereich des Büros, als Miriam mich in der Tür aufhielt.

„Hey, ganz ruhig! Alles gut, es ist sowieso nichts los im Moment. Entspann dich erst mal, und erzähl in Ruhe, was passiert ist.“ Sie schob sich an mir vorbei und ging in die kleine Küche. Dort nahm sie einen Becher aus dem Schrank und goss einen Kaffee ein.

„Hier, setz dich und trink. Emily ist vorne, die sagt uns Bescheid, wenn es voll werden sollte. Du klingst, als hättest du einen Scheißtag gehabt bisher.“

Das ist Miriam, wie ich sie kannte. Egal, was los war, sie hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer Leute. Auch wenn wir nur Kolleginnen waren, ich mochte sie sehr, und so erzählte ich ihr, was der Grund für meine Verspätung war.

„Oh Mann … Das ist ja mal richtig ätzend. Und was machst du nun? Wenn deine Examensarbeit weg ist? Musst du dann echt von vorne anfangen?“

„Nicht ganz, einen Teil davon hab ich auf meinem USB-Stick zu Hause liegen. Aber den Rest … Ja, ich fürchte, den muss ich neu machen.“ Verzweifelt ließ ich den Kopf hängen und starrte auf den Kaffeebecher in meinen Händen.

„Hey, warte es ab. Vielleicht ist der Typ vom PC-Laden drüben ja besser, als du denkst, und kann deine Arbeit retten.“

„Mhm … Ja, ich hoffe es!“

Emilys Kopf tauchte in der Tür zur kleinen Küche auf.

„Kundschaft, Mädels“, sagte sie nur und verschwand wieder. Das war unser Zeichen, die Arbeit rief. Ich hatte heute auch wirklich viel zu tun. Mein Schreibtisch quoll über und einige Kunden warteten auf Reiseangebote und Vorschläge. Wenn ich das alles bis zum Feierabend abarbeiten wollte, musste ich mich ernsthaft sputen. Ich griff noch schnell mein Handy aus der Jackentasche und folgte Miriam in den Verkaufsraum.



Wie schon vermutet, kam ich erst eine knappe halbe Stunde nach meinem offiziellen Feierabend aus dem Büro. Aber dafür hatte ich fast alles abgearbeitet und sogar ein paar neue Aufträge von Kunden dazubekommen.

Jetzt noch schnell in den PC-Laden und dann nichts wie ab nach Hause!



„Tja … Das kann ich so nicht sagen. Dafür muss ich ihn erst auseinandernehmen und sehen, inwieweit die Festplatte etwas abbekommen hat. Ich behaupte aber mal, es sieht eher schlecht aus.“

Entsetzt sah ich den Mann auf der anderen Seite des Tresens an, der mein geliebtes Netbook in seinen Händen hin und her drehte und die äußeren Schäden begutachtete.

„Sie sollten einen Computer immer in einer Tasche transportieren. Wir haben hier ganz tolle im Angebot, die gegen Stürze gepolstert sind. Denken Sie mal darüber nach, ob Sie sich nicht etwas in der Richtung anschaffen wollen.“ Der Verkäufer legte mein Stück Elektroschrott auf den Tresen und deutete auf eine Wand hinter sich, an der Laptoptaschen in allen Größen und Farben hingen. Ich trat einen Schritt näher und erschrak, als ich an einer wirklich schicken lila Tasche mit Schmetterlingen darauf das Preisschild entdeckte. Knapp 150 Euro für eine Laptoptasche? Davon konnte ich zwei Wochen meine Lebensmittel bezahlen!

„Ist ja super! Aber wenn Sie mein Netbook nicht repariert bekommen, brauche ich wohl auch keine teure Tasche mehr dafür, oder?“, antwortete ich kiebig. So was konnte ich ja leiden. Die Verkäufertypen, die einem Eskimo einen Kühlschrank aufschwatzen wollten. Innerlich stellten sich mir die Nackenhaare auf. Wo war ich nur gelandet? Sollte ich wirklich mein geliebtes Netbook in die Hände dieses Unsympathen geben? Ich zweifelte noch, ob meine Entscheidung die richtige war, als er mir eine Auftragsbestätigung über den Tresen schob.

„So, hier kommen Name und Adresse rein, und dann schau ich morgen gleich mal, was ich machen kann. Melden Sie sich doch Mitte der Woche mal, dann kann ich Ihnen mehr sagen.“ Meine wirklich zickige Bemerkung überging er einfach. Vielleicht hatte er selbst gemerkt, dass sie eher unangebracht war in der derzeitigen Situation. Ich füllte das Formular aus und verließ den Laden.

Ein paar Türen weiter kam ich an meinem liebsten Klamottenladen vorbei.

Im True Religion fand ich eigentlich immer etwas, und da ich sowieso dringend eine neue Jeans brauchte und mein Bus nach Hause erst in zwanzig Minuten wieder fuhr, ging ich hinein.

„Hi, Süße! Dich hab ich ja seit Wochen nicht gesehen. Na, willst du mich nur besuchen oder brauchst du was?“, wurde ich von Eva, die gerade einen riesigen Berg Klamotten auf Kleiderbügel hängte, begrüßt. Eva war eine ehemalige Klassenkameradin und die einzige Person, die ich als meine Freundin bezeichnen konnte. Alle anderen hatten sich im Laufe der letzten Jahre aus meinem Leben verabschiedet, da mir einfach die Zeit fehlte, die Kontakte aufrecht zu halten. Eva war die Einzige, die verstand, dass ich es manchmal wochenlang lediglich schaffte, mich via SMS oder Facebook zu melden – und die damit auch kein Problem hatte.

„Ich brauch mal wieder eine neue Jeans. Diese hier gibt an den Knien schon auf.“

„Ja, das kommt vom ständigen Über-den-Boden-Krabbeln. Das Los aller Mütter mit kleinen Kindern. Dann schau ich doch mal. Dunkel oder hell? Größe 26/32?“ Eva war wirklich gut in ihrem Job. Sie konnte die Größe des Kunden auf einen Blick abschätzen, und bei ihr konnte ich mich darauf verlassen, dass sie mir nur Hosen heraussuchte, die mir auch stehen würden. Ich sagte ihr meine ungefähre Vorstellung, was ich suchte, und sie verschwand im hinteren Teil des Ladens.

Um mir die Zeit zu vertreiben, blätterte ich in dem kleinen Ringbuch, das auf dem Tresen lag. Eine Art Gästebuch, wie ich es sonst eher von Hochzeiten, Hotels oder Restaurants kannte. Ich wunderte mich darüber, wie viele Leute sich bereits verewigt hatten, und musste mir so manches Mal das Lachen verkneifen, als ich sah, was so alles darin stand.

Mein Blick blieb auf der letzten beschriebenen Seite hängen. Ein gewisser Mitch – wenn es denn sein wirklicher Name war – war eindeutig auf der Suche nach schnellem Sex. Zumindest ließen seine Worte – die ausschließlich an Mädels gerichtet waren – dies vermuten.

„So, wie wäre es mit einer von diesen hier? Hast du Zeit, sie anzuprobieren? Oder willst du sie erst mal mitnehmen und zu Hause aussuchen?“

Das war der große Vorteil, wenn ich bei Eva einkaufte. Dadurch, dass ich sie schon so lange kannte, durfte ich alle Sachen auf Kommission mit nach Hause nehmen und musste nicht hier im Geschäft anprobieren und mich entscheiden.

„Ich nehm sie gern mit, wenn ich darf. Mein Bus geht in zehn Minuten.“

„Alles klar, ich pack sie dir ein. Der da ist übrigens echt heiß! Schreib den doch mal an“, fügte sie mit einem Kopfnicken in Richtung des noch immer aufgeschlagen vor mir liegenden Buches hinzu, während sie eine große Tüte auffaltete.

„Ja, genau! Was soll ich denn bitte mit einem Typen? Du weißt doch genau, wie es bei mir aussieht. Ich hab nicht die Zeit, jemanden kennenzulernen. Und außerdem, so wie er sich hier eingetragen hat, sucht der eh nur einen schnellen Fick.“

„Ja und? Selbst wenn. Wann hattest du das letzte Mal Sex?“ Eva stützte die Ellenbogen auf den Tresen, legte den Kopf in die Hände und sah mich neugierig grinsend an.

Ich spürte, wie ich rot wurde. Diese direkte Art, damit konnte ich gar nicht umgehen, und ich sah mich peinlich berührt im Laden um. Außerdem …

„Ich hab keine Ahnung. Seitdem ich die kleine Kröte habe nur zwei oder drei Mal.“

„Zwei oder drei Mal in fast sechs Jahren? Süße, du bist definitiv untervögelt! Wird Zeit, dass du mal wieder einen Schwanz zwischen deine Beine bekommst. Immer nur Handarbeit ist doch auch nichts.“

Seufzend drehte ich mich wieder zu Eva.

„Wem sagst du das! Aber trotzdem ist das noch lange kein Grund, auf so was zu reagieren und einen wildfremden Kerl anzuschreiben. So nötig hab ich es dann doch nicht!“

Eva reichte mir die Tüte mit den Jeans und grinste.

„Falls du es dir anders überlegen solltest – du hast hiermit einen Gutschein für einen Babysitter. Ich hüte die Kröte und du machst dir eine tolle Nacht!“

Kopfschüttelnd und grinsend verließ ich das True Religion und musste mich bereits wieder sputen, um meinen Bus noch zu bekommen. Immer in Eile, so war mein Leben.



Hamburg, meine Perle



Hamburg hatte mich wieder. Pünktlich gegen Mittag war ich in der Weltstadt zurück und genoss bei einem Kaffee die wärmende Sonne auf meiner Dachterrasse. Die Vorbereitungen für das heutige Shooting hatte ich längst getroffen. Sogar Eiswürfel lagen in meinem Eisfach bereit, da mir schon der Name meiner nächsten Kundin verriet, dass mich vermutlich wilde Aufnahmen erwarteten. Chantal hieß sie, und es war nur noch eine Stunde hin, bis sie mich besuchen kam. So blöd es auch klang, meine Erfahrung hatte mich gelehrt, dass man anhand des Namens relativ klar erkennen konnte, wie heiß oder verrucht eine Person war. Früher hatte ich nicht daran geglaubt. Wenn ich mit anderen Fotografen gesprochen hatte und die mir von diesem Phänomen berichteten, schüttelte ich immer den Kopf. Die Menschen waren doch verschieden und für ihre Namen waren sie nicht verantwortlich. Nach nunmehr drei Jahren hatte ich meine Meinung geändert. Zu über neunzig Prozent war es tatsächlich so. Chantal hatte sogar eine Quote von hundert Prozent. Zumindest bei mir.



Ach Manno, mit dieser blöden Aktion im True Religion hatte ich mir vielleicht etwas eingebrockt! Ständig dachte ich daran, ob mir wohl jemand schreiben würde, und auch in diesem Moment siegte meine Neugier. Mein Laptop stand geöffnet und hochgefahren in meiner Galerie auf dem Schreibtisch und grinste mich fordernd an. Drei Klicks später hatte ich mein Postfach erreicht und kontrollierte die Nachrichten von einem gewissen Mitch Becker.

Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass man so schnell reich werden konnte! Also, nicht ich. Aber dieser imaginäre Mitch war auf dem besten Weg dorthin. Tatsächlich hatte ich kurz überlegt, diesem netten Herrn Boken eine Antwort zu schicken, um mir Unterlagen anzufordern. Wie schön doch die heutige Zeit war, es gab so viele Wohltäter auf dieser Welt. Menschen, die das Wohl der anderen über das ihrige stellten, dachte ich ironisch. Doch mir war meine Zeit zu kostbar dafür und außerdem würde es in wenigen Minuten an meiner Tür klingeln. Bevor ich die E-Mail löschte, las ich sie allerdings ein weiteres Mal.

Ich erhielt ein Darlehen von 42 000 € mit 2% Zinsen über Protokoll ohne die Hilfe von Herrn Roman Boken, dass ich dieses Darlehen gewährt und zwei meiner Kollegen auch So, wenn Sie brauchen dringend Darlehen sind eine Mail an seine Adresse wie folgt : (boken_ger@out.fr), und Sie werden Ihr Darlehen in 48 Stunden höchstens haben, denn wenn ich mich wieder aufleben dank ihm. (boken_ger@outl.fr)“

Wenn man der Meinung war, die Welt mit solchen Nachrichten beglücken zu wollen, dann sollte man sich doch einen vernünftigen Übersetzer besorgen. Jemanden, der in der Lage war, korrektes Deutsch zu schreiben und Sätze richtig zu formulieren.

Ich ärgerte mich über meine vertane Zeit und drückte auf löschen. Den Absender zu blockieren, machte wahrscheinlich wenig Sinn, da die nächste E-Mail ganz bestimmt von einem anderen Account geschickt werden würde. Die zweite Nachricht war von einer Frau. So viel konnte ich bereits erkennen. Leider klingelte es in dem Moment, als ich sie öffnen wollte, und so ging ich stattdessen zur Tür. Immerhin erwartete ich Chantal, und ich war mir sehr sicher, heute neben geilen Fotos zu schießen auch eine Latte verlegen zu können. Voller Vorfreude auf alles, was mich gleich erwartete, öffnete ich die Tür.

Zwei Augen sahen mich an. Genauer gesagt waren es sogar vier, doch das zweite Augenpaar konnte ich noch nicht erkennen. Mein Blick war verwirrt. Vielleicht war irritiert die bessere Beschreibung dafür, als ich das Gesicht einer ungefähr siebzigjährigen Dame erkannte. Von ihr sollte ich Aufnahmen machen? Na ja, warum nicht? Jeder mag es, Bilder von sich zu haben, und doch hatte ich einen solchen Auftrag bisher noch nie machen dürfen. Machen dürfen? Passte hier nicht machen müssen um einiges besser? Zumindest war mir klar, dass heute eine Serie brechen und somit meine Prozentzahl fallen würde. Mit Chantal würde weder vor noch nach dem Shooting etwas laufen.

„Kommen Sie herein. Ich freue mich, dass Sie da sind.“

„Ich mich auch. Es werden bestimmt wilde Aufnahmen werden. Chantal ist schon ganz heiß darauf.“ Ups … Tatsächlich bekam ich ein wenig Angst. Wilde Aufnahmen sollte ich von dieser Frau machen. Ich war gespannt, was mich erwarten würde, amüsierte mich allerdings zunächst darüber, dass sie von sich in der dritten Person sprach.

„Chantal, komm nach Mutti.“ Erst jetzt schnallte ich, dass nicht Mutti auf den Namen Chantal hörte, sondern ihr Hund. Chantal blieb sitzen und ihr Frauchen – oder sollte ich einfach bei Mutti bleiben? – entschloss sich spontan dazu, ihren kleinen Liebling auf den Arm zu nehmen. Es war kein schwieriges Unterfangen, da ein Meerschweinchen kaum mehr wiegen konnte. So ein winziger weißer Knautschknuddel war es, und ich hatte keine Ahnung, um welche Rasse es sich bei dieser Miniaturausgabe eines Hundes handeln konnte.

„Kommen Sie durch.“ Ich bat meine Auftraggeberin samt Chantal in mein Studio.

„Sagen Sie doch nicht Sie zu mir. Dann fühle ich mich so alt. Nennen Sie mich einfach Mutti. Alle nennen mich so.“ Auweia, da hatte ich mir ja jemanden eingefangen. Welch ein Akt – leider nicht der, den ich mir gewünscht und vorgestellt hatte – war denn dieses Shooting? Chantal konnte und wollte nicht stillsitzen und drehte förmlich am Rad. Überall steckte sie ihre kleine kalte Hundenase hinein, was nicht nur mich, sondern auch ihre Mutti fast zur Weißglut brachte. Zwei Stunden später hatte ich die Bilder im Kasten, die ich mir gemeinsam mit Mutti an meinem PC ansah. Zum Glück waren einige coole Fotos dabei und unser Shooting beendet.

Dachte ich zumindest, bis Mutti ihre Strickjacke abgelegt hatte und mir ihren beinahe nackigen Oberkörper präsentierte. Ein kurzes knappes Teil trug sie, und soweit ich es erkennen konnte, gab es keinen BH, der unter ihrem Top versteckt war.

„Jetzt zu mir.“ Irritiert und ängstlich sah ich sie an.

„Zu dir?“

„Ja, ich brauche noch Bilder für meine Internetseite. Scharfe Bilder, damit sich meine Freier sofort in sie verlieben und mich besuchen kommen.“

„Deine was?“ Ich ärgerte mich über meinen Satz, da es mich nichts anging, wofür sie die Fotos, die sie schließlich bezahlte, nutzen würde.

„Meine Freier. Ich verdiene mit meinem Körper mein Geld. Am meisten mit meinen Lippen und der Zunge. Allerdings auch ab und an noch mit meiner Süßen.“ Ihr Blick wanderte bei ihren Worten unmissverständlich zwischen ihre Beine.

„Okay. Dann mach dich fertig. Ich mach die Kamera wieder bereit.“

„Ich würde sehr viel lieber dich fertigmachen. Du bist genau meine Kragenweite.“

„Ach nö. Lass mal. Du bist so gar nicht meine Kragenweite und wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder lässt du mich in Ruhe und wir machen Bilder oder du gehst besser sofort.“ An der Deutlichkeit meiner Worte konnte Mutti sehr genau erkennen, wie ernst es mir war. Sie blieb, wir machten die Aufnahmen, die sie für ihre Website brauchte, und eine Stunde später war sie, zusammen mit Chantal, verschwunden. Die Fotos hatte ich auf eine CD gebrannt und ihr direkt mitgegeben. Sie hatte bar bezahlt und ich war um einen schönen Batzen Geld reicher.

Erst in zwei Stunden hatte ich einen weiteren Auftrag zu erfüllen. Meine Gedanken kreisten noch um Chantal und Mutti, während ich meinen neuen vollautomatischen Kaffeeautomaten anwarf. Mit dem Becher in der Hand machte ich mich auf den Weg auf meine Dachterrasse und stand, nachdem mein Hinterteil gerade auf einem der Gartenstühle Platz genommen hatte, sofort wieder auf. War da vorhin nicht eine E-Mail von einer Frau eingegangen? Klar war da eine, ich erinnerte mich genau und war gespannt, was mich im Postfach erwartete.

Hallo Mann,

ich sie versucht gehabt angerufen. Leider Du nicht am Telefon gewesen und gesprochen mit mich.

Ich freuen würde Du Kontakt zu mich über florentina.love@xx aufnehmen sollst.

Du mich sümpathisch!

Grüzze Florentina“

Kopfschüttelnd und enttäuscht stand ich vor meinem Laptop. Warum auch immer ich gedacht hatte, eine schöne Nachricht zu bekommen, wusste ich selbst nicht. Irgendwie hatte ich mich darauf gefreut, ein paar nette Zeilen zu lesen, vielleicht sogar darauf gehofft. Es hätte mir schon genügt, wenn mir jemand geschrieben hätte, dass er meine Worte aus diesem dämlichen Buch bei True Religion lustig gefunden hätte.

Der Kaffee schmeckte mir nicht mehr, und so tat ich etwas, was normalerweise nicht zu meinem Tagesablauf gehörte. Ich schnappte mir ein Bier und setzte mich in die Sonne. Ein Bier war ja wohl in Ausnahmefällen mal erlaubt.



Mädels-WG



Als ich zu Hause ankam, wurde ich schon im Flur lautstark begrüßt.

„Mamaaaaa! Oma und ich haben gebacken. Komm, du musst unseren Apfelkuchen probieren! Mit Schokostückchen. Der ist soooo lecker!“ Meine fünfjährige Tochter stürzte auf mich zu und sprang mir in die Arme. Da gleich Bettgehzeit für sie war, trug sie bereits ihren rosa Flanellschlafanzug mit den kleinen Häschen darauf. Ihr Gesicht wurde von Flecken geziert, die ich grob als eine Mischung aus Zahnpasta und Schokolade definierte.

„Süße, nicht so stürmisch. Lass mich doch erst mal reinkommen“, unterbrach ich ihren Wortschwall liebevoll und schob sie lächelnd ein Stückchen von mir, um meine Chucks auszuziehen. Von einem Bein auf das andere hüpfend sah sie mir dabei zu, während sie weitersprach.

„Aber dann musst du mit uns Kuchen essen, ja? Der ist soooo lecker!“, drängelte sie.

Ich stellte die Schuhe beiseite und beugte mich zu ihr hinunter.

„Also, so wie ich das sehe, hast du doch bereits Zähne geputzt. Das heißt, es geht gleich ab in die Falle.“

Enttäuscht und ein wenig ratlos schaute sie zu mir auf.

„Woher weißt du das?“, fragte sie verwirrt.

„Ich bin deine Mama. Mamas wissen immer alles“, erklärte ich augenzwinkernd. „Und außerdem hast du mal wieder vergessen, dir das Gesicht zu waschen. Ich sehe da Zahnpasta auf deiner Wange und einen Rest Schoki.“

Traurig sah sie mich an.

„Aber ich wollte so gern mit dir noch ein Stück Kuchen essen“, schmollte sie.

„Ich hab es dir doch gesagt. Wenn Mama kommt, geht es ins Bett. Morgen ist wieder Kindergarten“, ertönte die Stimme meiner Mutter, die in der Tür zur Küche auftauchte. „Der Kuchen schmeckt auch morgen noch.“

„Ja, ganz bestimmt“, stimmte ich meiner Ma zu und sah sie dankbar an. Sie kannte mich und wusste genau, dass ich darauf bestand, dass mein Kind abends rechtzeitig im Bett ist. Die kleine Kröte war sonst am nächsten Tag unausstehlich, weil sie nicht ausgeschlafen hatte.

„Wenn du jetzt brav schlafen gehst und nicht noch fünfmal wieder aufstehst wie gestern Abend, darfst du vielleicht morgen früh schon ein kleines Stückchen davon essen. Wie wäre das?“, fragte ich und sah, wie es im fünfjährigen Hirn meiner süßen Tochter arbeitete. Angestrengt überlegte sie, ob sie es wagen konnte, weiter nach einer Verlängerung des Aufbleibens zu betteln, ohne dadurch den Kuchen zum Frühstück aufs Spiel zu setzen. Ich konnte den Moment regelrecht an ihrem Gesicht ablesen, als sie aufgab.

„Okay, dann morgen früh. Aber nur, wenn du mir noch eine Geschichte vorliest.“

„Ja, das kann ich machen. Eine kurze. Ein Kapitel aus Die Kinder von Bullerbü?“ Ich wusste genau, das war ihr Lieblingsbuch, dem konnte sie nicht widerstehen.

„Gebongt!“ Wie eine Große, die gerade nach harter Verhandlung den Deal ihres Lebens abgeschlossen hatte, grinste sie mich an und streckte mir ihre Hand zum Einschlagen hin. Dann drehte sie sich um und wollte in ihr Kinderzimmer verschwinden.

„Stopp, kleine Kröte. Falsches Zimmer … Erst wird das Gesicht gewaschen!“ Murrend ging sie ins Bad und ich hörte das Wasser rauschen. Ein paar Sekunden später war sie zurück. Ein einzelner Wassertropfen rann noch über ihre Wange, weil sie es mal wieder zu eilig gehabt hatte, sich vernünftig abzutrocknen, aber zumindest war sie jetzt sauber.

„Und jetzt husch ins Bettchen. Such schon mal das Buch raus, ich komme gleich.“

Nachdem sie verschwunden war, drehte ich mich zu meiner Ma um, die noch immer in der Küchentür lehnte.

„Danke!“, sagte ich und trat auf sie zu, um sie in den Arm zu nehmen. „Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie dankbar ich dir bin, dass du dich so um Lea kümmerst. Ich weiß nicht, wie ich das alles ohne dich schaffen würde.“

„Ach, Schatz! Ich mach das doch gern! Ich hab nur das eine Enkelkind, und ich freue mich, dass ich so viel Zeit mit ihr verbringen darf.“

Ich wusste es schon immer, meine Mutter war die Beste. Als andere Teenager sich mit ihren Eltern gestritten und gegenseitig aufgerieben hatten, bin ich mit meiner Ma shoppen und Kaffee trinken gegangen. Ich weiß bis heute nicht, warum es heißt, in der Pubertät seien alle Eltern doof – meine Ma war das nie. Sie hat mich stets unterstützt und mir gleichzeitig den Freiraum gelassen, mich selbst zu verwirklichen. Ich musste nie rebellieren, ich bin offene Türen eingerannt.

Selbst wenn ich mal etwas wollte, was sie nicht gutheißen konnte, haben wir vernünftig darüber geredet. Sie hat nicht einfach nur Verbote ausgesprochen, sondern mir diese auch plausibel erklärt. Oder war ich vielleicht nur vom Typ her so gestrickt, dass ich nicht aufmuckte? Ich wusste es nicht. Auf jeden Fall liebte ich meine Ma abgöttisch und nahm sie mir nur zu gern als Vorbild.

„Bleibst du noch auf ein Glas Wein? Oder musst du los?“, fragte ich.

„Ich hab nichts vor, auf mich wartet ja niemand. Ich bleibe gern noch einen Moment.“

„Gut, dann löse ich schnell mein Versprechen ein und lese Lea ihre Geschichte vor. Du kannst uns ja schon mal einen Wein aufmachen, du weißt ja, wo alles steht.“

Ich wandte mich zum Kinderzimmer und setzte mich zu meiner Tochter auf die Bettkante. Nach nicht mal der Hälfte des Kapitels sah ich bereits, wie ihr die Augen zufielen. Der Tag hatte sie geschafft, und auch wenn sie sich eben noch gegen das Schlafen gehen gewehrt hatte, sie hätte keine fünf Minuten länger durchgehalten. Hätte ich mit ihr noch Kuchen gegessen, wie sie es wollte, wäre sie mir vermutlich mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen.

Seufzend klappte ich das Buch zu und legte es auf den Nachttisch. Meine kleine Kröte … Wenn ich auch in meinem Leben noch nichts wirklich geschafft hatte, wenn ich auch noch so sehr jeden Tag rotierte, um uns beiden ein halbwegs schönes Leben zu ermöglichen, wenn ich auch manchmal noch so sehr verzweifelte, in Momenten wie diesen hier wusste ich wofür. Lächelnd strich ich ihr durch die weichen blonden Locken und über die vom Schlaf geröteten Wangen. Wenn ich meine Tochter beim Schlafen sah, konnte ich mein Glück kaum fassen. Mein Herz wurde fast schmerzhaft weit, und manchmal, wenn ich sie so beobachtete, stiegen mir die Tränen in die Augen. Meine Kleine, mein Kind … Ein Wunder auf zwei Beinen.

Ich beugte mich zu ihr herunter und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.

„Ich liebe dich, kleine Kröte!“, flüsterte ich, löschte das Licht der Nachttischlampe und schlich mich aus dem Zimmer.



Als ich ins Wohnzimmer kam, standen schon zwei Gläser Weißwein auf dem Tisch, und meine Mutter saß, die Beine untergeschlagen, auf der Couch. Ihr Kopf lehnte an der Kopfstütze und sie hatte die Augen geschlossen. Müde sieht sie aus und sie ist ein bisschen blass um die Nase, dachte ich besorgt, und wieder einmal wurde mir bewusst, dass meine Mutter mit ihren über sechzig Jahren nicht mehr die Jüngste war. So ungern ich es mir selbst gegenüber auch zugab. Ich wusste, sie würde nicht ewig den täglichen Babysitter für meine Tochter spielen können, auf Dauer musste eine andere Lösung her, wie ich Arbeit, Studium und die Kleine unter einen Hut bringen konnte, ohne eins der drei zu vernachlässigen.

„Geht’s dir gut?“, fragte ich, setzte mich zu ihr und zog die Beine mit auf die Sitzfläche.

Sie öffnete die Augen und lächelte mir beruhigend zu.

„Ja, alles okay. Ich bin nur ein wenig kaputt.“

Stumm nickte ich und griff nach meinem Weinglas.

Wenn meine Ma wenigstens hier bei uns wohnen würde, dann müsste sie nicht immer auch noch durch die halbe Stadt fahren, um meine Tochter zu hüten. Aber davon wollte sie nichts hören. Sie war der Meinung, Lea und ich müssten unsere eigenen vier Wände haben, sie alte Frau würde unsere Mädels-WG doch nur stören. Dass ich nicht nur beruhigter wäre, wenn sie hier wäre, sondern sie auch wirklich gern um mich hatte, ließ sie als Ausrede nicht gelten. Sie fand, ich sollte mir lieber wieder einen Partner suchen. Lea brauchte einen Vater und ich einen Mann und keine – wie sie es bezeichnete – tattrige Oma, die in alles ihre Nase steckte.

Tja, selbst wenn ich die Zeit hätte, jemanden kennenzulernen, solche Männer wuchsen leider nicht auf Bäumen.



Alltagstrott



Endlich hatte ich auch meinen zweiten Auftrag am heutigen Tag erfüllt. Nachdem Mandy, wie sich die ca. 24-jährige Frau bei mir vorgestellt hatte, gegangen war, griff ich mir ein Bier und setzte mich vor meinem Hauseingang auf die Stufen.

Während ich so einige Löcher in den Himmel starrte und ich mich darüber wunderte, dass ich die Bilder von Mandy irgendwie komplett leidenschaftslos geknipst hatte, fielen mir die Worte eines befreundeten Fotografen ein.

Er hatte bei einem Treffen, als wir in der Pause gemeinsam einen Kaffee getrunken hatten, gesagt, dass selbst Aktbilder irgendwann zur Normalität werden würden. Ich konnte es mir damals absolut nicht vorstellen, da ich Frauen – und natürlich auch Frauenkörper – liebte. Es war etwas Besonderes für mich, wenn ich eine vor der Linse hatte und ihre wohlgeformten Brüste fotografieren durfte. Bisher hatte es mich immer heißgemacht, wenn ich eine nackte Frau vor der Kamera hatte, und wenn sie dann noch damit begann, an sich zu spielen, gab es für mich kein Halten mehr. Kein Halten in zweierlei Hinsicht, denn zum einen konnte ich meinen Zeigefinger kaum vom Auslöser der Kamera entfernen, da es mir unendlich viel Spaß machte, Bilder aus allen Perspektiven von einem schönen Frauenkörper zu machen. Das andere „kaum halten“ kam meistens nach dem Shooting zustande. Sehr häufig landeten wir anschließend im Bett, und ich genoss dieses „Trinkgeld“, das ich zusätzlich zur normalen Bezahlung meines Auftrages bekam, in vollen Zügen.



Heute war es zum ersten Mal irgendwie anders. Schon während ich dabei war, Fotos von Mandy zu machen, regte sich in meiner Hose nichts. Es lag nicht daran, dass sie nicht mein Typ war. Ganz im Gegenteil! Sie bot alles, was sich ein Mann nur wünschen konnte. Selbst als wir fertig waren mit den Aufnahmen und Mandy keine Lust hatte sich anzuziehen, sondern sich viel lieber damit beschäftigen wollte, mich auszuziehen, mochte ich nicht. Ich erklärte ihr, dass ich grundsätzlich nichts mit meinen Kunden anfangen würde. Sogar die Erklärung von Mandy, dass sie bei anderen Fotografen andere Erfahrungen gemacht hatte, änderte nichts an meiner Meinung. Sie tat mir fast leid, als ich auch ihren dritten Versuch mit einem blöden Spruch zunichtemachte und mich damit beschäftigte, die Rechnung für unser Fotoshooting zu schreiben.



Wer nicht will, der hat schon! Ich erinnerte mich noch ganz genau an diesen Satz, da es das Letzte war, was Mandy sagte, bevor sie mein Atelier verließ. Hatten mich tatsächlich der Alltag und die Routine eingeholt? War ich bereits so abgestumpft, obwohl ich meinen neuen Beruf, der gleichzeitig meine Leidenschaft war, noch gar nicht so lange machte? Ich hoffte, dass es nicht so war, und schob es darauf, dass auch Männer an einigen Tagen einfach keine Lust auf Sex hatten.

Nachdem ich meine Gedanken darüber abgehakt hatte, war mir danach, etwas zu unternehmen. Ich musste um die Häuser ziehen, und plötzlich fielen mir die ehemals regelmäßigen Abende mit meinen Freunden ein. Seit einer gefühlten Ewigkeit gab es unsere Billardabende nicht mehr. Unsere coolen Zeiten, die früher höchstens mal verschoben wurden, wenn etwas Schlimmes passiert war. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als mich heute Abend mit Niko und Manne zu treffen. Kurz entschlossen griff ich nach meinem Handy, ging in die Chat-Gruppe, die wir vor vielen Jahren bei WhatsApp gegründet hatten, und schrieb eine Nachricht:

Hallo ihr zwei, heute Abend Billard? Endlich mal wieder so wie früher? Bier, Zigaretten und eine ruhige Kugel schieben? Wie wäre es mit 20:00 Uhr im Meyers?

Warum wir uns so lange nicht getroffen hatten, war eine ganz einfache Geschichte. Nico hatte sich vor einiger Zeit in Christiane verliebt, wurde Papa und hatte geheiratet. Ich hatte mich in meinen neuen Lebensabschnitt verliebt und steckte all meine Zeit und Kraft in die Fotografie. Manne war es, der eigentlich immer Zeit hatte und von Nico und mir ständig Absagen kassierte. Manne war es auch, der wenige Sekunden, nachdem ich meine Nachricht in den Chat gestellt hatte, mit einem freudigen JA antwortete. Jetzt fehlte nur noch Nico, und ich war mir sicher, dass seine Antwort noch eine ganze Weile auf sich warten lassen würde.

Doch so konnte man sich irren. Mein Handy summte, und der Ton verriet mir, dass ich eine WhatsApp-Nachricht bekommen hatte. Nachdem ich gelesen hatte, dass auch Nico heute Zeit hatte, freute ich mich sehr auf den heutigen Abend. Dass Billard nur eine Nebensache war, wusste ich bereits jetzt. Wir hatten uns ewig nicht gesehen, und es gab ganz sicher viel Gesprächsstoff, der wichtiger war, als die schwarze Acht in irgendeinem dieser Löcher zu versenken.

Frisch gestylt und voller Vorfreude verließ ich gegen 19:30 Uhr mein Bad. Nachdem ich schon nach meinem Autoschlüssel gegriffen hatte und mich an der Wohnungstür befand, drehte ich noch einmal um. Neugierig klappte ich den Deckel meines Laptops auf, drückte auf den Startknopf und wartete sehnsüchtig darauf, dass die blöde Kiste endlich hochgefahren war. Es ging nicht anders, ich musste einfach kurz die E-Mails checken, da meine Neugier siegte und ich hoffte, endlich eine Nachricht zu meinem Eintrag in diesem ominösen Buch zu erhalten.

Außer Werbung konnte ich keine weiteren Mails entdecken. Fast ein wenig traurig war ich dabei, den Deckel des Laptops zu schließen, als ich etwas erkannte. Acht Nachrichten zeigte mein Spamordner an und ich stellte mir wie immer die gleiche Frage: Wonach wurden eingehende Nachrichten von fremden Absendern eigentlich sortiert? Viele ominöse E-Mails landeten im normalen Posteingang, einige Spammails und noch andere im Ordner Unbekannt.

Da ich diese Frage sowieso nicht beantworten konnte, schob ich sie beiseite und machte mich lieber daran, die E-Mails zu lesen. Dreimal wurde ich von unterschiedlichen Wesen des weiblichen Geschlechts aufgefordert, auf ihre Liebeserklärung zu antworten. Alle drei versprachen alles – was auch immer das bedeutete – und alle drei waren auf der Suche nach der wahren Liebe. Zweimal ging es um angebliche Bestellungen von mir und darum, dass dies nun die allerletzte Mahnung sei. Ich müsste nur dem Link folgen, und schon würde ich dort landen, wo ich mir die dazugehörige Rechnung ansehen konnte. Die sechste Nachricht hatte einen normalen Absender, und da ich unter Betreff nicht erkennen konnte, worum es ging, öffnete ich sie. Ich war total aufgeregt und wunderte mich selbst darüber, da ich doch ein erwachsener Mann war und eigentlich eine gewisse Routine in solchen Sachen hätte haben müssen. Mein kleines Herz klopfte wie wild, und ich hoffte sehr, dass sich endlich eine Person, am liebsten natürlich eine weibliche, auf meine Hinterlassenschaft aus dem Klamottenladen gemeldet hatte.

Pustekuchen! Es war ein Jobangebot auf eine Bewerbung, die ich nie geschrieben hatte, und für einen Posten, den ich auch niemals hätte bekleiden wollen. Zwei E-Mails blieben übrig, und ohne sie zu öffnen, drückte ich auf den Löschbutton, da ich so schon erkennen konnte, dass es sich um irgendwelche angeblichen Insolvenzverfahren handelte.

Endgültig klappte ich mein Laptop zu und nahm mir vor, nur noch ein einziges Mal in den E-Mail-Account zu schauen. Wenn ich vom Billard zurückkam, wollte ich nachsehen, ob ich eine E-Mail von irgendeiner mir bisher unbekannten Person bekommen hatte. Sollte heute Abend keine Nachricht eingegangen sein, so würde ich den Account Mitch.Becker wieder löschen.

Ich hatte einfach keine Lust mehr, auf irgendwelche Dinge zu warten, die wahrscheinlich nie eintreffen würden. Tatsächlich fühlte ich mich total dämlich dabei, wenn ich wie ein kleines Kind hoffnungsvoll zu meinem Laptop rannte. Dieses ständige Nachsehen, ob mir irgendjemand schrieb, den ich gar nicht kannte, nervte mich.



Realität



Nachdem meine Ma gegangen war, schaute ich noch schnell nach Lea, die mal wieder ihre Bettdecke vom Bett gewühlt hatte. Ich deckte sie zu und blieb noch einen Moment neben ihr stehen. Im Schein des Nachtlichts ließ ich meinen Blick über ihr süßes Gesicht schweifen. Wenn sie schlief, sah sie aus wie ein Engel. Mein Engel! Irgendwie hatte meine Mutter ja recht, Lea und ich waren eine kleine Mädels-WG, und das sollte und würde auch so bleiben. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen vor lauter Liebe, die ich für dieses kleine Wesen empfand. Selbst wenn die Tage noch so anstrengend waren, selbst wenn Lea mal anstrengend war, in Momenten wie diesen hier wusste ich genau, wofür ich mich jeden Tag abrackerte. Um keinen Preis der Welt würde ich mit irgendjemandem tauschen wollen. In solchen Augenblicken war ich einfach nur wunschlos glücklich. Aller Stress fiel von mir ab, und ich schöpfte die Kraft, weiterzumachen. Für Lea. Für meine kleine Kröte.

Seufzend löste ich mich von ihrem Anblick und ging zurück in mein Wohnzimmer. Unterwegs sammelte ich die Tüte von True Religion auf, die im Flur an der Garderobe stand. Jetzt hieß es anprobieren, damit ich Eva morgen die restlichen Hosen zurückbringen konnte.

Ich schüttete den Inhalt auf die Couch und nahm mir die erste zur Hand. Eine dunkle Slim Jeans, die wunderbar passte und ziemlich genau das war, was ich gesucht hatte. Ja, auf Eva war eben Verlass. Ich zog sie wieder aus, sie würde auf jeden Fall in die engere Auswahl kommen. Als ich nach der nächsten Hose griff, fiel ein Zettel zu Boden. Da ich noch nicht bezahlt hatte, konnte es nicht der Kassenbon sein. Neugierig hob ich ihn auf. Es war eine herausgerissene Seite, zweimal zusammengefaltet. Als ich das Stück Papier auseinanderklappte, fiel mir sofort Evas Handschrift ins Auge. Sie hatte die Seite aus dem Ringbuch auf dem Verkaufstresen herausgerissen und sie mir mit einer kleinen persönlichen Nachricht in die Tüte geschmuggelt.

Vielleicht probierst du es doch mal bei ihm. Ich kenne ihn nicht näher, aber er scheint ganz nett zu sein. Und selbst wenn er nicht Mr Right ist, hilft ein bisschen miteinander schreiben vielleicht gegen lange, einsame Abende auf deiner Couch.

Darunter standen die E-Mail-Adresse und der Spruch an die Mädels, sie sollten sich doch mal melden.

Mitch Becker …

Unschlüssig drehte ich den Zettel in meiner Hand. Irgendwie hatte Eva ja recht. Ein wenig Geplänkel, was mir die Einsamkeit erleichterte, wäre bestimmt ganz nett, selbst wenn es nie mehr werden würde als ein paar – hoffentlich nette – Mails.

Dafür war ich einfach viel zu realistisch. Ich wusste genau, wo ich stand. Mein Selbstbild war sehr klar definiert und die Vergangenheit hatte es mir auch immer wieder bestätigt. Schon bevor ich meine Tochter bekam, war es so. Wenn ich damals mit Freundinnen unterwegs war, egal ob in Kneipen oder Discos, sind die Mädels nachts volltrunken nach Hause gegangen, ohne einen einzigen Cent bezahlt zu haben. Sie hatten mindestens drei Telefonnummern von Typen abgegriffen, die sich mit ihnen treffen wollten, und wurden ebenso oft nach der eigenen Nummer gefragt. Und ich? Tja, ich hatte alle meine Drinks selbst bezahlt, und bis heute war es noch nie vorgekommen, dass mir ein Mann seine Nummer zugesteckt hatte. Mein Selbstbild war also keine Einbildung, kein Selbstmitleid, sondern einfach nur die harte Realität, der ich ins Auge sah und die ich zu akzeptieren versuchte.

Jetzt, mit Kind „an der Backe“, gab es auch keine zwei Meinungen mehr über meine Situation. Ich war eine durchschnittlich aussehende, 27-jährige, alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter mit einem großen Paket Vergangenheit. Welcher Mann sollte da schon ernsthaft gegenrennen? Und mit ernsthaft meinte ich nicht die Kerle, die mich gern für eine Affäre hätten. Davon hätte es vielleicht irgendwo den einen oder anderen gegeben, aber das war nicht das, was ich suchte, geschweige denn konnte oder wollte. Mit ernsthaft meinte ich die, die das Gesamtpaket wollten, das ich nun einmal war. Die eine Beziehung wollten, ein gemeinsames WIR. Doch das war wohl zu viel verlangt. Mich gab es nun mal nicht allein, und meine Erfahrung hatte mich gelehrt, dass das, was ich zu bieten hatte, nicht für eine Partnerschaft reichte. Zumindest den Männern nicht … Was auch immer an mir falsch war, ich war nicht genug. Ich war nie genug.

Natürlich gab es Augenblicke, in denen ich mich nach einem Mann sehnte. Einem Partner, der mich in den Arm nahm, wenn meine Welt zusammenbrach, jemand, an den ich mich anlehnen konnte, der für mich da war. Der mir zuhörte und mir vielleicht auch ab und an einen Teil meiner Last abnahm. Das waren die Momente, in denen ich anfing zu träumen, meinen Kopf zum Schweigen brachte. Mir vorstellte, wie es wohl wäre, einen Freund zu haben, eine richtige Beziehung, Vertrauen, Liebe, Nähe. Wie es wohl wäre, sich einmal fallen zu lassen und zu wissen, dass man aufgefangen wird. Den anderen auffangen, wenn er fiel, ihm etwas zu geben, einfach jemandem wichtig zu sein. Der besondere Mensch im Leben eines anderen. Wie würde es sich anfühlen, dieses WIR-Gefühl?

Aber solche schwachen Momente waren meist nur von kurzer Dauer. Dann schaltete sich mein Kopf wieder ein und holte mich zurück in die Realität – in meine Realität. Die große Liebe gab es einfach nicht für Menschen wie mich. Nicht jeder fand sein Liebesglück, und ich war von jeher ein Einzelkämpfer. Ich war schon so oft gefallen und hatte es immer aus eigener Kraft geschafft, wieder aufzustehen. So würde es auch bleiben.

Seufzend legte ich den Zettel auf den kleinen Beistelltisch neben der Couch. Meine Ma hatte mir netterweise ihren Laptop dagelassen, sie brauchte ihn eh kaum mal. Den konnte ich benutzen, solange meiner zur Reparatur war beziehungsweise bis ich einen neuen hatte. Es wäre also kein Problem, mich darüber in mein Mailprogramm einzuloggen, doch ich konnte mich nicht dazu durchringen.

Nachdem ich alle Jeans anprobiert und mich für eine entschieden hatte, packte ich die anderen wieder sorgfältig in die Tüte und machte mich bettfertig. Es war bereits kurz vor Mitternacht und mein Wecker würde um Viertel vor sechs klingeln. Ich starrte im Dunkeln an die Zimmerdecke und meine Gedanken wanderten zurück zu dem Zettel mit der E-Mail-Adresse. Während ich mich schlaflos von einer Seite auf die andere wälzte, formulierte mein Kopf bereits, was ich schreiben konnte.

Ach, was soll’s. Ich hab doch nichts zu verlieren, und eigentlich hat Eva ja nicht ganz unrecht. Warum sollte ich mir nicht auch mal ein bisschen Spaß gönnen, und sei es nur virtuell, dachte ich irgendwann und holte den Laptop zu mir ins Bett. Nachdem ich mich in mein Mailaccount eingeloggt hatte, fing ich an zu schreiben.

Hey Mitch,

ich habe im True Religion deine Nachricht im Gästebuch gesehen und dachte, ich schreib dich einfach mal an.

Okay, wer bin ich? Also, wenn du auf der Suche nach einer großen, vollbusigen, blonden Schönheit bist, die immer wie aus dem Ei gepellt herumläuft, jederzeit vorzeigbar und noch dazu „allzeit bereit“ ist, dann … bin ich leider die Falsche für dich! ;-) Wenn du allerdings herausfinden möchtest, wer sich traut, dich auf so einen Aufruf wie den deinen anzuschreiben … Dann melde dich doch gern! ;-)

Liebe Grüße Bella

Ich drückte auf senden, ohne noch einmal zu lesen, was ich geschrieben hatte. Danach klappte ich den Laptop zu und drehte mich auf die Seite. Na, da bin ich ja mal gespannt, ob dieser Mitch – wenn er denn tatsächlich so hieß – überhaupt antwortet, dachte ich grinsend. Dann löschte ich das Licht wieder und schlief endlich ein.



Ein lautes Husten weckte mich, dann hörte ich, wie Lea nebenan anfing zu weinen. Ich war sofort auf den Beinen. Meine Tochter schlief normalerweise wie ein Bär im Winterschlaf und wachte nachts nie auf – erst recht nicht weinend. Alarmiert lief ich über den Flur und in ihr Zimmer, da hörte ich sie schon würgen und sah, wie sie sich erbrach.

Ohne darüber nachzudenken, zog ich mein zitterndes Kind in meine Arme.

„Hey, ich bin da, kleine Kröte. Mami ist da. Sch … Nicht weinen“, versuchte ich die schluchzende Maus zu beruhigen.

Es dauerte lange, bis sie sich beruhigte, und als sie endlich aufhörte zu weinen und ihr kleiner Magen restentleert war, waren wir beide von oben bis unten besudelt. Ich nahm sie auf die Arme, trug sie hinüber ins Bad und ließ Badewasser einlaufen, um als Erstes meine Tochter von Erbrochenem zu reinigen.

Während die Wanne sich füllte, schälte ich sie aus ihrem heiß geliebten Schlafanzug.

„Meine Häschen sind ganz schmutzig“, wimmerte sie, als sie an sich herabschaute, und eine einzelne Träne lief ihr über die Wange.

„Das macht doch nichts, Süße. Deine Häschen bekommen auch ein Bad. Die dürfen in der Waschmaschine eine Runde Badekarussell fahren und morgen sind sie wieder sauber“, versuchte ich sie zu beruhigen und strich ihr durch die verschwitzten Haare.

Nachdem meine Kleine frisch gewaschen war, legte ich sie in mein Bett, wo sie zum Glück schnell wieder einschlief. Dann machte ich mich daran, ihr Bettzeug zu wechseln, und warf gleich alles in die Waschmaschine. Dass es mittlerweile nach drei war und meine Nachbarn möglicherweise nicht ganz so begeistert von meiner nächtlichen Waschaktion, war mir in diesem Moment völlig egal. Als die Maschine lief, ging ich selbst rasch duschen, zog auch mir saubere Sachen an und nahm auf dem Weg ins Schlafzimmer noch einen Eimer mit – nur zur Sicherheit, falls doch noch nicht alles raus war aus der kleinen Kröte.

Ich kuschelte mich an Lea und legte meine Hand auf ihre Stirn. Sie glühte. Na super, das bedeutete, ich musste morgen früh sämtliches Organisationsgeschick aufbringen, da die Kleine so ganz sicher nicht in den Kindergarten gehen konnte und mir somit neun Stunden Betreuung fehlten.

In Gedanken schob ich bereits hin und her, wie ich die Arbeit und mein Kind bewerkstelligen konnte. Mein ausgeklügeltes System, Job, Uni und Lea unter einen Hut zu bringen, brach in sich zusammen, sobald sie krank wurde, und jedes Mal musste schnell ein Plan B her, den ich so nicht hatte.





Billard mit Freu(n)den


Als ich das Meyers betrat, war Nico schon da. Er telefonierte gerade mit Christiane und erfuhr die aktuellsten Neuigkeiten über den Magen-Darm-Virus seiner Tochter. Anna hatte es schlimm erwischt. Bereits den zweiten Tag behielt sie nichts bei sich und machte somit nicht nur sich, sondern auch ihren Eltern das Leben zur Qual. Je jünger ein Kind ist, desto mehr sorgt man sich um es, und Anna war gerade einmal eineinhalb Jahre alt. Nico war heute auch nur deshalb hier, weil Christiane ihn losgeschickt hatte. Helfen konnte er zu Hause sowieso nicht, und bevor er im Wege stand, befand sie es am besten, wenn ihr Mann sich mit Freunden treffen würde.

Nachdem er sein Handy in der Hosentasche verstaut hatte, begrüßten wir uns mit einer innigen Umarmung, und uns fiel erst hinterher ein, dass wir sie lieber hätten bleiben lassen sollen. Je dichter man sich kam, desto größer war die Chance auf Ansteckung, falls auch Nico die Krankheit seiner Tochter bereits in sich trug. Doch es war uns egal, da wir uns eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen hatten und der Meinung waren, dass, wenn es so sein sollte, ich diesen blöden Virus sowieso bekommen würde. Noch bevor wir uns ins Gespräch vertieften, stieß Manne zu uns.

Am Tresen waren drei Barhocker frei. Wir setzten uns und bestellten erst einmal drei Biere, da leider alle Billardtische besetzt waren. Endlich mal wieder richtig schnacken und Gespräche nachholen, die wir in den letzten Wochen – oder waren es sogar Monate? – versäumt hatten. Nico schwärmte noch immer davon, wie glücklich er war und wie sehr er den Abend genossen hatte, an dem wir alle zusammen in Tonis Restaurant gefeiert hatten. Es war der Abend, an dem er seiner Dauerschleife, seiner Christiane, einen Heiratsantrag gemacht hatte. Schon damals war Anna dabei, auch wenn sie von der eigentlichen Party nichts mitbekam. Gut behütet in Mamas Bauch feierte sie mit uns und sorgte dafür, dass aus einer normalen Feier mit Heiratsantrag eine ganz besondere wurde.

Nachdem ich von mir und meiner Fotografie erzählt und endlich alle Fragen zu meinen weiblichen Kunden beantwortet hatte, war Manne an der Reihe. Er hatte sich letzte Woche einen seiner größten Träume erfüllt und war nun stolzer Besitzer eines Wohnwagens. Schon immer wollte er mit seinem Jeep und einem fahrbaren Zuhause durch die Weltgeschichte touren. Seit ich ihn kenne, sprach er davon, und doch hatte er diesen Schritt niemals getan. Warum, wusste er selbst nicht genau.

In unserer Bierlaune begannen wir damit, herumzuspinnen. Wir dachten uns Touren aus und sahen uns bereits abends am Lagerfeuer sitzen und Stockbrot grillen. Zwischen uns eine Kiste Bier und hinter uns der Wohnwagen, in dem wir gemeinsam die Nächte verbringen wollten. Einfach mal einen Monat durch die Gegend ziehen. Gar nicht weit weg, vielleicht nur den Nord-Ostsee-Kanal entlang. Dort halten, wo wir Lust hatten, und dort bleiben, wo es uns gefiel. Das Leben laufen lassen, uns treiben lassen und auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen. Klar war es Spinnerei! Nico konnte nicht weg und seine Familie im Stich lassen, ich hatte zum Glück reichlich Aufträge, die ich abzuarbeiten hatte, und so blieb nur Manne übrig, der die Tour hätte starten können.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739384399
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (April)
Schlagworte
Liebesroman Glück Fotografie Gefühle Alleinerziehend Liebe Humor

Autoren

  • Kerry Greine (Autor:in)

  • Ben Bertram (Autor:in)

Kerry Greine lebt in einer kleinen Stadt nahe Hamburg und ist Mutter zweier Kinder. Anfang 2013 hat sie angefangen zu schreiben und sich mit der Veröffentlichung ihres ersten Liebesromans ihren größten Traum verwirklicht. Mittlerweile arbeitet sie hauptberuflich als Autorin. Ben Bertram ist das Schreibpseudonym eines waschechten Hamburger Jung. Am 14.05.1968 erblickte er das Licht der Welt und fand im Umgang mit Wort und Witz schnell ein Hobby, welches er seit vielen Jahren pflegt.
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Titel: Schuhding ins Glück