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Forever You and Me

von Ben Bertram (Autor:in) Kerry Greine (Autor:in)
135 Seiten
Reihe: Liebesperlen, Band 4

Zusammenfassung

Samu ist genervt. Genervt von seinem Job in der Versicherung und seinen spießigen Kollegen. Als er dann noch von seinem Chef dazu verdonnert wird, an einem mehrtägigen Teambildungsseminar auf einem kleinen Bauernhof teilzunehmen, sinkt seine Laune ins Bodenlose. Nach einem Blick auf die hübsche Hofinhaberin ändert sich das schlagartig. Lene verzaubert ihn, und auch sie ist fasziniert von Samu, der so gar nicht dem Klischee eines Managers entspricht. Die beiden kommen sich näher, doch wie sollen sie es schaffen, ihre grundverschiedenen Leben zu vereinen? Als durch einen Schicksalsschlag Lenes Existenz bedroht ist, bekommen sie damit die Antwort auf diese Frage.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Prolog

Wenn ich mich kurz vorstellen darf, mein Name ist …

Ach, eigentlich tut der Name nichts zur Sache, denn ich habe nicht nur einen, sondern sehr viele.

In der römischen Mythologie nannte man mich Amor – das ist wohl auch der bekannteste.

Ihr findet mich aber auch unter Kama, Eros oder Bes und in der weiblichen Form als Aphrodite, Freya, Hathor oder Venus, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Ich weiß, die meisten von euch denken, ich bin ein kleines, dickliches Kerlchen, das mit Pfeilen um sich schießt, aber ich kann euch versichern, das bin ich nicht. Na ja, zumindest nicht immer.

Ich tauche in unterschiedlichen Gestalten auf, bin männlich, weiblich, dick, dünn, klein oder groß. Ich kann ein menschliches wie auch tierisches Wesen sein. Manchmal aber auch einfach nur ein kleines Zeichen …



Es gibt ein Symbol, an dem ihr mich immer erkennt. Ein kleines rotes Herz, das ihr sehen könnt, wenn ihr es sehen wollt.

Achtet mal darauf!



Im Laufe der Jahre und Jahrhunderte habe ich viel erlebt, mein Ziel ist jedoch immer das Gleiche geblieben: dass ihr Menschen die Liebe und die Lust erlebt und lebt, denn für mich sind die zwei untrennbar miteinander verbunden.

Und genau das ist es, was ich euch mit dieser Geschichte zeigen möchte.

Die Lust, die mit der Liebe einhergeht, und die Liebe, die mit der Lust einhergeht. Das ist es, was mir an meinem Job am besten gefällt.



Wenn die Funken zwischen zwei Menschen sprühen.

Wenn das Glitzern in ihren Augen zu erkennen ist.

Wenn der Wunsch, den anderen zu berühren, seine Haut mit Lippen und Händen zu erforschen, ihnen ins Gesicht geschrieben steht.

Wenn ihre Körper vor Lust erschaudern und sie sich einander hingeben.

Dann war ich es, der dafür verantwortlich war.



Wann das passiert? Wo das passiert?

Völlig egal, es kann jederzeit geschehen.

Ich sorge dafür, dass das Knistern zu einem Erlebnis wird, dass die Menschen sich fallen lassen und die körperliche Liebe bis zur letzten Sekunde genießen, bis die beiden Seelen sich verbinden und zu einer werden.



Ich wünsche euch viel Spaß. Schaltet euer Kopfkino an, lasst euch mitreißen und genießt meine Geschichte.


E-Mail

Schon als ich den Absender der E-Mail erkannte, wusste ich, dass eine stumpfsinnige Besprechung vor mir lag. Wahrscheinlich würde ich wieder einige Stunden in einem der Seminarräume sitzen und mir das Gerede unseres Vorstandes anhören müssen.

Nachdem ich die E-Mail geöffnet hatte, traute ich meinen Augen nicht. Ich hatte mich geirrt, es ging nicht um ein Meeting nach Feierabend. Es war viel schlimmer! Hatten wir nicht gerade erst in irgendeinem Schickimicki-Hotel an der Ostsee gesessen und drei Tage lang über die Versicherung und unser aller Zukunft getagt? Strategien und Auswertungen wurden eine halbe Ewigkeit lang durchgekaut, um sich am Ende gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Jeder hatte jedem gesagt, wie wichtig und kreativ wir alle seien, und mit einem Kopf voller neuer Ideen hatten wir uns auf die Heimreise gemacht. Alle waren sich sicher gewesen, dass uns nichts und niemand auf dem Weg zur Spitze aufhalten könnte.

Fast alle zumindest. Bei mir verhielt es sich anders. Nach dem ersten dieser völlig überteuerten Events war auch ich mit Flausen im Kopf zurückgefahren. Vielleicht hatte ich sogar noch nach dem zweiten diese Vorstellungen gehabt.

Allerdings war ich, im Gegensatz zu meinen Kollegen, lernfähig. Schnell hatte ich herausgefunden, dass diese Veranstaltungen rein gar nichts brachten. Die Ideen waren nicht umsetzbar, da es zwischen Theorie und Praxis einen großen Unterschied gab. Einzig und allein unsere Mitarbeiter mussten nach einem solchen Meeting leiden. Ihnen wurden neue Arbeitswege aufgezeigt, die alle paar Wochen über den Haufen geworfen und neu definiert wurden.

Als ich jetzt zum zweiten Mal die E-Mail las, ärgerte ich mich noch mehr. Ich wollte an solchen Seminaren am liebsten nicht teilnehmen.



Liebe Führungskräfte,

wie wir bereits mehrfach besprochen haben, gehört die Spontaneität zu den Grundvoraussetzungen Ihrer Position.

Daher lade ich Sie für den Zeitraum vom 10.04.2017 bis 13.04.2017 zu unserem Führungskräftemeeting ein.

Wir treffen uns am 10.04.2017 um 8:00 Uhr im Foyer unserer Versicherung und werden mit einem Bus gemeinsam den Weg bestreiten.

Untergebracht sind wir auf einem extra für uns vorbereiteten Bauernhof.

Schon bei der Anreise gilt:

Zusammenhalt macht Freude.

Alle weiteren notwendigen Informationen können Sie dem Anhang entnehmen.



Mit besten Grüßen

J. Andreesen (Vorstand)



Ein Bauernhof! Felder und Wälder drumherum und ganz sicher viel Kuhscheiße und Pferdemist.

Na bravo!, dachte ich und schloss die E-Mail.

Nun ja, immerhin besser als diese spießigen Hotels. Aber müssen wir wirklich auf einen Bauernhof fahren? Allein dieser Güllegestank und die Vorstellung, durch Mist zu laufen, ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

Nach einem Blick auf meinen Kalender öffnete ich die E-Mail erneut. Was dafür sorgte, dass mir spontan der Hals schwoll. Spontaneität war schließlich gefragt. Immerhin stand dieses Wort in der E-Mail, die mir gerade den Tag verhagelt hatte. In dieser Woche hatte ich Urlaub geplant. Wie konnte mein Chef auf die Idee kommen, direkt vor Ostern einen solchen Termin zu legen?

Wahrscheinlich würden seine Frau und die Kinder diese Woche auf der familieneigenen Finca verbringen. Noch wahrscheinlicher war jedoch, dass mein Chef nicht mitdurfte. Garantiert war mal wieder Familienzoff angesagt. Zoff, den er dann immer gerne bei uns ablud. Er liebte es, uns als Blitzableiter zu benutzen.

Um herunterzukommen, griff ich nach meinem Telefon und rief meinen besten Freund Sascha an.

„Hey, Samu, hast du nichts zu tun?“, begrüßte er mich.

„Zu tun hätte ich reichlich, aber der Dicke hat mir gerade mal wieder die Laune verhagelt.“

„Wieso das? Was hat er jetzt schon wieder getan?“, fragte Sascha und klang fast ebenso genervt, wie ich mich fühlte.

„Eins seiner dämlichen Seminare geplant. Von Montag bis einschließlich Gründonnerstag geht’s auf einen Bauernhof. Das ist doch echt eine bodenlose Frechheit von ihm. Nein, keine Frechheit. So etwas derart kurzfristig anzusetzen, ist Schikane!“

„Ach scheiße! Das ist doch unsere Dänemark-Woche.“

„Ja, was meinst du, weshalb ich so sauer bin. Deshalb rufe ich ja an. Die Woche muss wohl ohne mich stattfinden“, antwortete ich seufzend.

„Aber den Urlaub hast du doch längst eingereicht oder etwa nicht?“

„Doch, klar! Nicht nur eingereicht, den hat der Dicke sogar selbst genehmigt!“

„Dann solltest du wohl mal zu ihm gehen und ihn daran erinnern. Ansonsten müssen wir wirklich ohne dich fahren.“ Bisher waren es nur Abende mit meinen Freunden gewesen, die ich aufgrund meiner Überstunden hatte absagen müssen. Das war nicht schön, aber zu verkraften. Ein Urlaub war jedoch eine ganz andere Hausnummer.

„Warum genau habe ich Idiot mich vor vier Jahren auf den Abteilungsleiterposten beworben?“, fragte ich ironisch und Sascha lachte.

„Weil du scharf auf das Geld warst, das diese Beförderung mit sich brachte.“

„Ach ja, richtig. Wie doof von mir! Hätte ich bloß auf die Warnungen der Kollegen gehört. Dann wäre mir so manche lästige Überstunde erspart geblieben. Die meisten davon sind sowieso vollkommen überflüssig, da Andreesen einfach Spaß daran hat, seine Führungsriege zu Sitzungen am späten Nachmittag zu zitieren. Als hätten wir alle Langeweile in unserer Freizeit.“

„Deinen Erzählungen nach bin ich mir bei deinen Kollegen manchmal nicht so sicher, ob sie außer der Arbeit noch andere Dinge mögen.“

„Stimmt! Wahrscheinlich stört es sie auch nicht, dass unsere Überstunden im Gehalt inbegriffen sind. Ich bekomme immer einen mittleren Brechanfall, wenn ich sehe, wie viele Überstunden ich meinem Arbeitgeber in den Rachen werfe.“

Klar mochte ich meinen Job, und es gefiel mir, für meine Mitarbeiter da zu sein. Doch ebenso wie ich mein Leben im Anzug gerne führte, liebte ich es, in Jeans und T-Shirt durch die Gegend zu laufen und meine Freizeit mit meinen Freunden zu genießen.

Ich versprach Sascha, mich wegen unseres Dänemark-Urlaubs noch einmal zu melden, wenn ich mit Herrn Andreesen gesprochen hatte. Dann beendete ich das Telefonat und machte mich auf den Weg zu meinem Chef.



Mit dickem Hals und Zornesröte im Gesicht kam ich keine Viertelstunde später zurück in mein Büro. Wahrscheinlich hatte jeder gesehen, dass ich mal wieder einen Hals auf Andreesen hatte. Mein Chef hatte mich auflaufen lassen, und ich war zu feige gewesen, ihm meine Meinung zu sagen.

Ganz höflich hatte ich ihn an meinen Urlaub erinnert. Hatte davon erzählt, dass ich in dieser Woche einen Trip nach Dänemark geplant hatte. Neben seinem blöden Grinsen und einem Schulterzucken hatte ich tatsächlich eine Antwort bekommen: „Wissen Sie, Herr Sassen, die Entscheidung liegt selbstverständlich ganz allein bei Ihnen. Ich kann nur Empfehlungen aussprechen. Allerdings ist meine Empfehlung, dass Sie am Montag in den Bus steigen und an unserem Führungskräftemeeting teilnehmen.“

Nächsten Montag. Heute war schon Mittwoch. Kurz hatte ich die Idee, zum Arzt zu gehen und mich krankschreiben zu lassen. Immerhin machten andere es in solchen Situationen auch. Doch so war ich einfach nicht. Offen heraus und ehrlich war meine Art. Manchmal ärgerte ich mich deswegen über mich selbst, allerdings war ich bisher damit meist gut gefahren.

Vielleicht fällt mir ja noch etwas ein. Ja, vielleicht habe ich morgen den Mut, zu Andreesen zu gehen und ihm zu sagen, dass ich den Urlaub nehme. Dass ich nicht auf den Bauernhof, sondern mit meinen Freunden nach Dänemark fahre.

Mit diesem Gedanken verließ ich mein Büro und machte mich auf den Weg in den Feierabend.



Vorbereitungen

„Herrje, Panzer! Jetzt geh mir unter den Füßen raus.“

Übellaunig und mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute ich auf das graubraune strubbelige Ungetüm von Hund, das sich direkt vor mir niedergelassen hatte. Hechelnd sah Panzer zu mir auf und wedelte freundlich mit dem Schwanz. Ein Blick in seine treuen Augen reichte und meine Wut auf ihn verdampfte innerhalb von Sekunden. Seufzend ließ ich mich zu ihm auf das Laminat sinken und legte meine Arme um seinen Hals.

„Entschuldige, mein Dicker! Ich weiß, du kannst nichts dafür.“ Liebevoll kraulte ich sein dichtes, langes Fell und hörte, wie er an meinem Ohr genüsslich brummte. Ja, mein großartiger Hund konnte wirklich nichts für meine schlechte Laune. Im Gegenteil, er spürte ganz genau, was mit mir los war, und wich mir daher kaum von der Seite. Was allerdings im Umkehrschluss dazu führte, dass ich bei jedem Schritt über ihn stolperte.

Am liebsten würde ich einfach mit ihm im Arm sitzen bleiben, doch ich hatte noch mehr als genug zu tun, bevor morgen dieser Trupp aus Anzugfatzken hier auftauchte. Noch einmal vergrub ich meine Nase in seinem Fell und atmete tief ein, bevor ich mich von Panzer löste und aufstand.

„Komm, leg dich hierher. Da bist du nicht im Weg.“ Ich deutete auf den Platz neben dem Kleiderschrank des Gästezimmers. Brummelnd erhob mein Hund sich, nur um sich auf den ihm vorgegebenen Platz wieder fallen zu lassen.

„Na, bist du hier schon fertig?“ Freddy erschien in der Tür und schaute sich um. „Mensch, Lene! Was machst du denn die ganze Zeit? Wir haben noch vier weitere Zimmer vor uns. Wenn du in dem Tempo weiterarbeitest, werden wir nie mit allem fertig.“ Die Hände in die Hüften gestemmt, schaute er mich strafend an. Wieder einmal fragte ich mich, wer von uns beiden der Angestellte war und wem der Hof gehörte. Dennoch, ich konnte ihm nicht böse sein, dass er mich auf meinem eigenen Hof so herumscheuchte. Er war meine gute Seele, und in den letzten Jahren hätte ich oftmals nicht gewusst, was ich ohne ihn gemacht hätte. Obwohl ich es war, die jeden Monat sein Gehalt zahlte, hatte er bei mir Narrenfreiheit. Nicht nur weil er mein bester Freund war, sondern auch weil er mir schon unzählige Male den Arsch gerettet hatte.

„Vielleicht fahren sie ja wieder, wenn wir nicht fertig sind“, sagte ich und hörte selbst, dass meine Stimme ein wenig hoffnungsvoll klang.

„Nichts da! Ich weiß, dass du keinen Bock auf diese Wichtigtuer-Fuzzis hast. Aber damit verdienen wir unser Geld. Also reiß dich zusammen und mach das Zimmer fertig!“

Schmollend verzog ich den Mund, griff aber nach der Bettwäsche, die ich gerade auf die Bettdecke hatte ziehen wollen, als ich über Panzer gestolpert war.

„Warum können wir nicht mit normalen Feriengästen unser Geld verdienen? Was wollen diese Versicherungsheinis eigentlich hier? Back to nature ist doch nur eine blöde Modeerscheinung. Ich wette, es dauert keine zwei Stunden und der Erste wird sich darüber beschweren, dass die Kühe stinken, die Hühner gackern oder eine der Stallkatzen sich an seinem teuren Maßanzug gerieben hat“, motzte ich und kämpfte mit dem Bettbezug. Das Scheißding wollte einfach nicht über die Bettdecke.

„Lene …“ Als würde er mit einem kleinen Kind sprechen, wurde Freddys Stimme ganz sanft und nachsichtig. „Du weißt doch, wie es ist. Diese Seminare bringen uns einen Arsch voll Geld ein. Die zahlen für die drei Nächte mehr als das Doppelte von dem, was wir mit den Feriengästen verdienen würden. Und wir brauchen das Geld, wenn du deinen Hof behalten möchtest.“

Er hatte ja recht. Ohne diese Fatzkes hätte ich meinen kleinen Bauernhof schon längst von der Bank versteigern lassen müssen. Als ich ihn vor vier Jahren von meinen Eltern geerbt hatte, war er hoch verschuldet gewesen. Die einzige Möglichkeit, die ich damals gehabt hatte, war, einen Großteil der Ländereien zu verkaufen und das Hauptgebäude als Feriendomizil herzurichten. Anders hätte ich es nicht bewerkstelligen können. Ich konnte den Hof nicht allein bewirtschaften, hatte aber auch nicht die finanziellen Möglichkeiten, Angestellte zu bezahlen. Freddy war der einzige Festangestellte, nur mit ihm führte ich seit vier Jahren diesen Bauernhof.

Ein wenig wehmütig dachte ich daran, wie es früher hier gewesen war. Felder, so weit das Auge reichte, und sie gehörten alle uns. Ich konnte umherstreifen, Baumhäuser bauen, im Fluss schwimmen und mich im Winter im Kuhstall aufwärmen.

Und heute? Heute besaß ich noch ein paar kleinere Wiesen, die Stallungen und das Haupthaus. Es war kaum mehr etwas übrig geblieben vom Hof meiner Kindheit. Doch das, was es noch gab, wollte ich ums Verrecken nicht aufgeben. Da ertrug ich lieber diese verwöhnten Bürohengste, die für ein paar Tage auf Seminar herkamen.

Endlich konnte ich den Bettbezug davon überzeugen, sich über die Decke ziehen zu lassen, und schloss den Reißverschluss.

„Wie viele sind denn noch zu machen?“, fragte ich und schaute zu Freddy, der weiterhin in der Tür stand.

„Immer noch vier.“ Breit grinsend sah er mich an.

Stimmt, er hatte es bereits gesagt.

„Meinst du nicht, du könntest …?“ Hoffnungsvoll und gleichzeitig bittend lächelte ich Freddy an, ohne meine Frage zu beenden. Ich wusste, er verstand mich auch so. Sein Seufzen verriet mir, dass ich mit meiner Vermutung richtiglag.

„Los, hau schon ab. Ich mache alles fertig und dann kümmere ich mich um das Abendessen. Ist eh gleich Fütterungszeit.“

Dankbar fiel ich meinem Freund um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Du bist ein Schatz! Komm, Panzer, wir gehen raus“, sagte ich und verschwand aus dem Zimmer.

„Ich weiß!“, rief Freddy mir hinterher, als ich mit meinem Hund den Flur entlang in Richtung Treppe ging.

Ja, so gefiel es mir. Ich kümmerte mich um meine Tiere, während Freddy den Haushalt machte und die Ferienzimmer vorbereitete.

Was würde ich nur ohne ihn machen?, fragte ich mich wieder einmal.

Ja, Freddy war für mich wirklich Gold wert. Als ich den Hof vor vier Jahren übernommen hatte, war er aus Hamburg mit hergekommen, weil er mir unter die Arme greifen wollte. Ich trauerte um meine Eltern, konnte ihren plötzlichen Tod durch einen Autounfall nicht recht begreifen und dann kamen die Entscheidungen den Hof betreffend hinzu. Es gab so viel zu regeln, so viele Termine bei Banken, Notaren und Rechtsanwälten, dass ich vollkommen überfordert gewesen war. Er war mein Halt in dieser schweren Zeit, während ich beinahe unter all der Last zusammengebrochen war.

Freddy hatte ohne Aufforderung mit angepackt. Er hatte sich die Bücher des Hofes geschnappt und tagelang alles durchgerechnet, Pläne geschmiedet und wieder verworfen, bis ihm irgendwann die Idee mit dem Ferienhof gekommen war. Da er gerade keinen Job hatte, war er geblieben und hatte mit mir zusammen den Hof in Eigenregie renoviert und umgebaut, hatte sich um Konzessionen und Bewilligungen gekümmert. Bereits ein paar Monate später hatten wir die ersten Gäste begrüßen dürfen.

Seitdem war er hier nicht mehr wegzudenken und bis heute hatte es sich nicht geändert: Freddy packte an, wo Hilfe erforderlich war.



Meine schlechte Laune war verschwunden, als ich im Stall ankam.

Das hier war mein Grund, weiterzumachen und nicht aufzugeben: meine Tiere! Ich liebte jedes Einzelne von ihnen. Für sie und für Freddy würde ich alles geben und mich sogar von diesen Managertypen nerven lassen.



Abfahrt

Ich war zu feige, auf meinen Urlaub zu bestehen, obwohl er genehmigt gewesen war, und genau das hatte ich schweren Herzens auch Sascha mitgeteilt. Während ich mich gleich in den Bus zum Bauernhof begeben würde, waren meine Freunde bereits seit vorgestern in Dänemark. Noch immer hatte ich Saschas Worte im Kopf.

„Wenn ihr schon ein zukunftsweisendes Seminar habt, solltest du die Zeit vielleicht nutzen, dir auch über deine persönliche Zukunft Gedanken zu machen. Du bist doch schon längst nicht mehr glücklich mit deinem Job.“ Ich war über Saschas Worte erstaunt. Auch wenn ich es bisher nicht so gesehen hatte, stellte ich fest, dass er nicht ganz unrecht hatte. Dieser abgesagte Urlaub war nur ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge, die mich mittlerweile nervten.

Noch vor ein paar Monaten wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mich beim Betriebsrat zu erkundigen, ob mir mein Urlaub wegen eines Seminars gestrichen werden durfte. Eine solche Veranstaltung galt nicht als etwas, was zwingend notwendig war, daher durfte mir der Urlaub eigentlich nicht genommen werden. Obwohl ich mir dessen bewusst war, hatte ich mich bei Herrn Kuschkau rückversichert.

Den Satz unseres Betriebsratsvorsitzenden, der heute ebenfalls mit auf Reisen gehen durfte, hatte ich noch immer in meinem Kopf:

Sie wissen schon, Herr Sassen, dass ich Ihnen zu diesem Thema gar nichts sagen darf. Wir als Betriebsrat sind für die Mitarbeiter bis hin zu den Teamleitern zuständig. Für Abteilungsleiter sind wir keine Ansprechpartner. Aber ich mache heute mal eine Ausnahme.

Geantwortet hatte ich nicht. Ganz ehrlich, ich hatte ein Problem und benötigte Hilfe. War es da nicht vollkommen egal, welche Position ich im Unternehmen innehatte? Aber mal abgesehen davon: Wie sinnig war es denn dann, dass unser Herr Vorstand mit unserem Herrn Betriebsratsvorsitzenden Tennis spielte? Konnte man einen solchen Betriebsrat als Mitarbeiter überhaupt ernst nehmen?

Da es überflüssig war, mir über diese Frage den Kopf zu zerbrechen, schob ich sie einfach weg und machte mich auf den Weg in den Bus. In zehn Minuten war Abfahrt, und ich wollte versuchen, so weit hinten im Bus wie möglich einen Platz zu ergattern. Ganz vorn saßen unsere Vorstände, und ich verspürte nicht den geringsten Drang, mich bereits während der Busfahrt mit ihnen über Firmenthemen zu unterhalten.



Nachdem wir losgefahren waren, sah ich mich um. Überall waren Typen wie ich. Alle sahen wir gleich aus. Es hätten auch Bilder aus einer ARTE-Dokumentation sein können. Ein Bericht über Pinguine, die sich auf die Reise ins Unbekannte machten. Wir waren wie sie, uns unterschied lediglich, dass wir einen Anzug und die drolligen Vögel einen Frack trugen.

Falsch! Wir sind ganz anders. Die Pinguine wissen wahrscheinlich, warum sie auf ihre Reise gehen. Ganz im Gegensatz zu uns.

„Endschuldischen Schie, würden Schie mir die Zeitung auschleihen?“

Ich erschrak, als ich aus der Reihe hinter mir angesprochen wurde. Als ich mich herumdrehte, um zu erkennen, wer mich angesprochen hatte, fiel mein Blick auf eine relativ weit aufgeknöpfte Bluse. Ein mit Spitze besetzter BH blitzte aus dem Dekolleté hervor, und ich musste mich zusammenreißen, damit ich meinen Blick weiter nach oben richten konnte.

„Klar. Hier ist das gute Stück.“ Während ich nach der Zeitung griff, hatte ich meinen Blick noch immer auf die hinter mir sitzende Frau gerichtet. Ich kannte sie nicht. Was aber nicht weiter verwunderlich war, da an unserer Back to nature-Tour auch die Niederlassungsleitungen aus anderen Städten teilnahmen. Es waren fast noch schlimmere Wichtigtuer als wir. Sie kümmerten sich vor Ort um unsere Kunden und hatten die Einstellung, dass ohne sie rein gar nichts laufen würde.

„Isch bün de Peggy Busch“, hörte ich sie sagen, und schon waren die mit Fantasie bestückten Bilder, die sich eben in meinem Kopf gebildet hatten, verschwunden.

Und du kommst aus einer Ecke Deutschlands, deren Slang ich als Norddeutscher nur schwer verstehen kann, dachte ich.

Durch die Rückenlehnen hindurch streckte sie mir ihre Hand entgegen. Viel zu lange und um einiges zu farbenfrohe Fingernägel kamen in meine Richtung. Ich wunderte mich etwas, dass sie die Hand überhaupt ausgestreckt halten konnte. Bestimmt acht Ringe an ihren Fingern und eine noch größere Anzahl von Ketten an ihrem Handgelenk blitzten in der Sonne. Gold. Ich sah nur noch goldenen Schmuck, der zugegebenermaßen perfekt zu ihrer Haut passte. Zu einer Haut, die für diese Jahreszeit viel zu braun war und die bestimmt zwei- bis dreimal in der Woche in einem Toaster liegen durfte. Also in einer Sonnenbank natürlich, die ich allerdings gerne mit diesem Küchengerät verglich.

„Samuel Sassen. Hauptsitz Hamburg. Viel Spaß mit der Zeitung. Die kann danach weg, ich habe sie schon durch.“

„Scho dursch? Wir sünd doch ebend erscht losch“, fragte Peggy erstaunt.

„Da kannst du mal sehen, wie fix ich bin.“ Schnell drehte ich mich um und steckte mir die Kopfhörer in die Ohren, um keine weitere Konversation führen zu müssen.



Kurz bevor wir auf dem Bauernhof ankamen, auf dem wir die nächsten vier Tage verbringen mussten, griff der dicke Andreesen zum Mikro. Er schrie so laut in das Mikrofon, dass seine Worte meine Musik übertönten, daher zog ich mir entnervt die Kopfhörer aus den Ohren. Ich hatte mich schon gewundert, dass dieser Selbstdarsteller bisher so ruhig geblieben war.

Doch nun ging es dafür umso heftiger los.

„Liebe Führungsetage, ich möchte Sie hier und jetzt auf die nächsten Tage vorbereiten.“

Während seiner kurzen Pause kam mir in den Sinn, dass er ein falsches Wort benutzt hatte. Ganz sicher wollte er uns nicht vorbereiten. Impfen wäre der passendere Ausdruck gewesen. Ohne zu wissen, was jetzt noch kommen würde, ahnte ich, dass er versuchen würde, uns seine Meinung einzutrichtern.

„Wir werden Situationen nachspielen, wie sie im normalen Tagesablauf immer wieder vorkommen. Wir alle werden Aufgaben bekommen, an denen wir an unsere Grenzen gehen. Wir müssen lernen, als Team zu arbeiten. Wir gemeinsam müssen unseren Mitarbeitern vorleben, wie man sich verhalten muss, wenn man erfolgreich sein will. Wir …“

Nach diesem fünften Wir stellte ich meine Ohren auf Durchzug. Ich ertrug dieses heuchlerische Gesülze nicht. Schon viel zu häufig hatte ich miterleben müssen, dass es nur um das Eine ging: den Gewinn. Darum, größer und mächtiger zu werden. Es ging dem dicken Andreesen noch nie um ein Wir. Es ging ihm ausschließlich um sich selbst. Dass er vor dem Aufsichtsrat gut dastand und dass seine Jahresprämie, die er zusätzlich zu einem fürstlichen Gehalt bekam, noch höher wurde.



„Desch würd bestümt ne aufregendsche Woche. Isch bin ächt geschpand.“

Hut ab. Peggy war mutig. Während einer Rede vom Dicken dazwischenzureden, war eigentlich ein absolutes Tabu.

Erst jetzt begriff ich, dass er längst fertig mit Sprechen war. Als ich mich zu Peggy umdrehen wollte, spürte ich etwas Weiches im Nacken. Es war keineswegs ein unangenehmes Gefühl und so drehte ich mich trotz des Widerstands weiter herum. Peggy hatte ihre riesigen Brüste auf der Lehne meines Sitzes abgelegt. Ihre Titten waren jedoch so groß, dass die Lehne nicht als Ablagefläche ausgereicht hatte und sie weit darüber hinaus auf meinen Platz hingen.

„Hui.“ Dieses Hui war mir einfach über die Lippen geflutscht.

„Hui? Wasch bedeuded in Hambursch en Hui?“ Fragend sah Peggy mich an, und ich überlegte, weshalb sie eigentlich Busch und nicht Bundy mit Nachnamen hieß.

Hui heißt in diesem Moment so viel wie: Mann, hast du Megatitten. Es ist passend, dass wir auf einen Bauernhof fahren. Hier kannst du dich jeden Morgen und Abend vom Bauern melken lassen.

Selbstverständlich sprach ich meine Gedanken nicht aus. Dafür sagte ich: „Hui bedeutet Hui.“ Dass sie mich auch irgendwie an das Schlossgespenst Hui Buh erinnerte, verkniff ich mir lieber zu sagen. Dann stand ich auf und machte mich grinsend auf den Weg zur Bustür. Wir waren angekommen und die Türen bereits geöffnet.



Bürohengste

Ein wenig müde schlurfte ich in die Küche, in der Freddy bereits eifrig dabei war, ein Frühstück für unsere heute ankommenden Gäste zu zaubern. Im Vorbeigehen schnappte ich mir einen der Mini-Muffins und schob ihn mir in den Mund. Dann ging ich weiter zur Kaffeemaschine, um mir einen großen Becher des köstlichen Getränks zu genehmigen. Freddys Kaffee war einfach der beste! Er behauptete, es liege an der Prise Zimt, die er zum Kaffeepulver in den Filter gab, doch wenn ich mir selbst den Kaffee so zubereitete, schmeckte er lange nicht so gut wie der von Freddy.

„Du solltest dich langsam mal fertig machen“, sagte Freddy und musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Die Gäste müssten in einer halben Stunde eintreffen und so kannst du sie nicht begrüßen!“ Er deutete mit dem Kochlöffel in seiner Hand auf meine Erscheinung.

Missmutig sah ich an mir hinab. „Warum nicht? Wir sind auf einem Bauernhof und nicht in einem Fünf-Sterne-Hotel. Ist doch klar, dass ich hier nicht wie aus dem Ei gepellt herumrenne.“

„Ja, aber zumindest halbwegs sauber könntest du sein. In deiner Socke ist ein Loch, deine Jeans steht allein vor Dreck und dein Pulli hängt voller Stroh. Immerhin hast du die Stiefel ausgezogen, bevor du reingekommen bist.“

Frech streckte ich Freddy die Zunge heraus. „Ich will ja nicht, dass du wieder mit mir meckerst, dass ich hier alles dreckig mache.“

Meine Stiefel waren ein ständiges Diskussionsthema zwischen uns. Ich selbst sah nicht ein, warum ich sie für jeden Schritt ins Haus ausziehen sollte, und vergaß es manchmal schlicht. Freddy hingegen war derjenige, der im Haus nicht nur das Kochen übernahm, er war auch für Ordnung und Sauberkeit zuständig. Deshalb hatte er, wenn man es richtig betrachtete, jedes Recht, zu verlangen, dass ich nicht mehr Schmutz als nötig hereintrug.

„Los, Schnucki, ab unter die Dusche mit dir und saubere Klamotten an. Beeil dich, du hast dreißig Minuten.“ Er wedelte mit den Armen in meine Richtung, um mich aus der Küche zu scheuchen, und seufzend folgte ich seiner Anweisung. Jedoch nicht, ohne ihn noch „Angestellte sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Denk mal dran, wer dein Gehalt bezahlt!“ über die Schulter zuzurufen. Ein lautes Lachen war das Einzige, was ich als Antwort bekam.



Eine halbe Stunde später stand ich brav unten im Hof, als der Bus mit unseren Neuankömmlingen einfuhr. Ich war frisch geduscht, hatte saubere Klamotten an und – auf Freddys eindringliche Bitte hin – sogar meine heiß geliebten, ausgelatschten, aber dreckverkrusteten Stiefel stehen gelassen. Stattdessen hatte ich mich für Sneakers entschieden. Einzig meine fast taillenlangen Haare hatte ich in der kurzen Zeit nicht mehr geschafft zu föhnen. Aber das war mir egal, ich trug sie fast immer zu einem Knoten geschlungen.

Kaum hatten sich die Türen des Busses geöffnet, strömten schon die Anzugfratzen heraus. Bereits auf den ersten Blick konnte ich erkennen, dass der übergewichtige Mann mit den hochroten Wangen der Chef sein musste. Dieses überhebliche Grinsen im Gesicht und der Blick, mit dem er sich umschaute, verrieten mir, dass diese Tour seine Idee gewesen sein musste. Mit stolz geschwellter Brust sah er sich um und nickte immer wieder zufrieden lächelnd vor sich hin. Nach ihm kamen die Untergebenen und stellten sich im Halbkreis um ihn herum auf. Irgendwie kamen sie mir vor wie eine Kuhherde. Der Bulle in der Mitte scharrte seine Kühe um sich.

Die Begeisterungsrufe und das aufgeregte Geplapper der Schlipsträger drangen zu mir. Besonders ein Piepsstimmchen klang deutlich hervor, und ein Blick reichte mir, um zu erkennen, wer aus dieser Herde sprach.

„Asch Gottschen, des isch ja scho herrlisch hür! Wie idüllisch! Des haben Schie aber doll gäpland, Herr Andreeschen! Hier, in de freien Nadur, werdensch unsch sicher die bäschten Ideen kommen!“

Das goldbehangene Blondchen, in schwindelerregend hohen Pumps und mit einer viel zu engen Bluse bekleidet, klatschte begeistert in die Hände. Dann atmete sie tief durch und ich konnte nur fasziniert auf ihre Oberweite starren. Innerlich wartete ich darauf, dass einer der Knöpfe an ihrem Blüschen absprang und den Blick auf ihre Monstertitten frei gab. Nicht, dass ich selbst von der Natur sonderlich wenig mitbekommen hätte – auch meine eigene Oberweite hätte nicht besser in dieses Stückchen Stoff gepasst –, jedoch trug ich keine Oberteile, die mir mindestens eine Nummer zu klein waren.

Während Herr Andreesen sich sichtlich über das Lob vom Blondchen freute, wanderte mein Blick weiter über die Gruppe, bis er an einem Typen hängen blieb, der sich sofort von den anderen abhob. Er passte ganz eindeutig nicht in diese Herde. Missmutig und mit vor der Brust verschränkten Armen stand er etwas abseits und freute sich, im Gegensatz zu seinen Kollegen, augenscheinlich kein Stück darüber, hier zu sein.

Tja, ich hab halt einen Bauernhof. Wie du guckst, würdest du jetzt eine Million für einen Wellnesstempel geben. Pass bloß auf, wo du hintrittst, nicht, dass deine schicken Lackschühchen noch Schaden nehmen.

„Bist du hier festgewachsen? Los, geh hin und begrüß deine Gäste, Lene!“ Freddys Stimme und ein Schubs von ihm gegen meine Schulter rissen mich aus meinen Betrachtungen, und ich machte mich seufzend auf den Weg, den Hof zu überqueren.

„Herzlich willkommen! Schön, dass Sie da sind!“, log ich, ohne rot zu werden, und streckte diesem Herrn Andreesen meine Hand entgegen. Ein wenig unsicher schaute er darauf, bevor er sie schüttelte. Es wirkte, als wollte er kontrollieren, ob sie auch sauber war.

„Ah, wie schön! Sie müssen die Bäuerin sein. Ihr Mann hat sicher gerade zu tun. Wir lernen ihn ja bestimmt später noch kennen. Vielleicht macht er mit uns eine Führung über seinen Hof?“

Tief durchatmend richtete ich mich zu meinen vollen 156 Zentimetern Körperlänge auf. „Nein, wird er nicht. Dies hier ist mein Hof und ich habe auch keinen Mann. Aber wenn Sie möchten, kann ich Sie gern herumführen.“ Wütend funkelte ich Herrn Andreesen an, der nach meinen Worten sichtlich betreten wirkte.

Ja, genau! Was für ein Fauxpas! Hättest du dich mal vorher informieren können, steht schließlich gut lesbar auf meiner Website.

Als ein leises Lachen an mein Ohr drang, drehte ich mich um. Der Wellnesstyp versuchte, krampfhaft ein Grinsen zu unterdrücken und hinter einem gekünstelten Husten zu verbergen.

Wenn ich nicht so auf das Geld angewiesen wäre, ich hätte die ganze Herde in diesem Moment vom Hof gejagt. Da ich die Kohle aber brauchte, riss ich mich zusammen, setzte ein freundliches Lächeln auf und bat die Herrschaften, mir ins Esszimmer zu folgen, wo das Frühstück bereits auf sie wartete.



„Ich halte das nicht aus! Tu was, Freddy!“ Schwer atmend ließ ich mich wenige Minuten später auf einen Stuhl in der Küche fallen.

„Was ist denn los, Schnucki?“, fragte er erstaunt und füllte die Käseplatte auf.

„Ach, da fragt die eine mich doch, wo denn die Pancakes stehen würden. Und als ich gesagt hab, dass es keine gibt, wollte sie pochierte Eier. Mann, Freddy. Da draußen steht Essen für eine ganze Kompanie und die sind nicht zufrieden. Was haben die denn erwartet? Wir sind hier auf einem Bauernhof! Hier gibt es Hausmannskost, keine Haute Cuisine! Echt jetzt, der Nächste beschwert sich wahrscheinlich noch, dass es nach Stall riecht. Und ich schwöre dir, wenn das passiert – kette mich fest!“

Schmunzelnd kam Freddy zu mir herüber und nahm mich in den Arm. „Ganz ruhig, Schnucki! Drei Tage! In drei Tagen sind die wieder weg und du hast deine Ruhe. Und nächste Woche kommen ein paar Familien, die einfach nur Urlaub auf dem Bauernhof machen und die Osterferien genießen wollen.“

Theatralisch seufzte ich auf und ließ mich gegen Freddys Brust sinken. „Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue! Kleine Kinder, die rumtoben, lachen und einfach voller Begeisterung sind. Glückliche Eltern, weil die Kids beschäftigt sind. Herrlich!“

Freddy legte seine Arme um mich, drückte mich aufmunternd und sagte: „Weißt du was, ich bin hier eh fertig. Ich mache den Frühstücksdienst weiter und du gehst in den Stall. Knuddel deinen Hund eine Runde, Panzer erwartet dich sicher schon.“

Dankbar gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und flüchtete aus der Küche.

Kaum betrat ich den Stall, stürmte mir mein graubraunes Ungetüm schon entgegen.

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ISBN (ePUB)
9783739412085
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (März)
Schlagworte
Liebesroman Herz Bauernhof Gefühle Spannung Liebe Landlust Erotik Herzschmerz Humor Erotischer Liebesroman

Autoren

  • Ben Bertram (Autor:in)

  • Kerry Greine (Autor:in)

Ben Bertram ist das Schreibpseudonym eines waschechten Hamburger Jung. Am 14.05.1968 erblickte er das Licht der Welt und fand im Umgang mit Wort und Witz schnell ein Hobby, welches er seit vielen Jahren pflegt. Kerry Greine lebt in einer kleinen Stadt nahe Hamburg und ist Mutter zweier Kinder. Anfang 2013 hat sie angefangen zu schreiben und sich mit der Veröffentlichung ihres ersten Liebesromans ihren größten Traum verwirklicht. Mittlerweile arbeitet sie hauptberuflich als Autorin.
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Titel: Forever You and Me