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Das Blut Syndikat

von Michael Heimann (Autor:in)
64 Seiten

Zusammenfassung

Im Wald von Hilden wird eine tote Frau gefunden. Es bleibt nicht die einzige Tote und auch unter den Gräbern auf den Friedhöfen werden Leichen gefunden. Eines haben alle Toten gemeinsam. Sie haben alle am Freitag den 13. Geburtstag und es verbindet sie ein grausiges Geheimnis

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Der erste Fund

Eigentlich wollte ich Urlaub nehmen. Ich hatte noch genug Urlaub aus dem letzten Jahr übrig. und in diesem extremen Winter waren die Schneeverhältnisse ideal zum Ski fahren. Warum also musste ausgerechnet jetzt irgendein Idiot durch den Hildener Wald trampeln und eine Leiche finden. Es war saukalt an diesem Abend und ich fror erbärmlich. In der letzten Nacht zeigte das Thermometer minus Zwanzig Grad. Das war ein neuer Rekord hier in Hilden. Ich war 52 Jahre alt, und mein Bauch machte es mir nicht leichter durch den Wald zu laufen. Fluchend folgte ich den Spuren zum Tatort. Rechts und links von mir lag der Schnee knietief. Die Fundstelle lag tief im Wald, weit ab von jedem Weg. Die Spurensicherung war schon vor Ort. Ich verschaffe mir erst einmal einen Überblick. Die Leiche lag in einer tiefen Mulde. Viel war nicht zu erkennen da sie komplett eingefroren war. Dementsprechend brauchte ich auch nicht mit der Forensiken Dagmar Schweissfurth zu sprechen. Sie konnte mir bestimmt noch nichts sagen und war nur genervt wenn ich sie ansprach. Dagmar war in meinem Alter. Sie war eine kompetente Forensiken. Genau wie ich war sie Single. Mein Assistent, der immer verpennt aussehende Swen Winzen war ebenfalls schon am Fundort. Swen war zehn Jahre jünger als ich, aber seine Schludrigkeit verhinderte dass er Karriere machte. Er war ein Kopf kleiner als ich und trug eine altmodische Hornbrille die er ständig wieder mit einem Finger auf seine Nase drückte. Sein ungepflegtes Haar brauchte dringend einen neuen Schnitt. Er kam auf mich zu und machte mich mit der Lage vertraut. Guten Abend Herr Kommissar Berg, der Hund des Försters Franz Kuske, der hier für das Revier zuständig ist hat die Leiche gefunden. Kuske hat wohl gedacht der Hund hat ein verendetes Tier gefunden. Daraufhin folgte er dem Gebell und der Spur des Hundes. Andere Spuren gab es bis dahin im Schnee nicht. Kuske stand abseits des Geschehens. Er stampfte mit den Füssen und man konnte sehen dass er fror. Ich ging zu ihm hin und stellte mich vor. Guten Abend Herr Kuske, Berg mein Name. Sie haben die Leiche gefunden? Ja, wohl eher mein Hund, ich bin ihm gefolgt. Ihre Daten hat mein Assistent schon von ihnen aufgenommen? Kuske nickte. Dann gehen sie erst mal nach Hause. Wir melden uns bei ihnen. Kuske machte den Mund auf und wollte mir seinen Unmut verdeutlichen. Aber dann ließ er es. Es hätte sowieso nichts gebracht. Für diese sinnlose Frage hatte er jetzt fast zwei Stunden rumgestanden. Er hätte längst Zuhause im warmen Wohnzimmer mit einem Glühwein sitzen können. Ich wandte sich wieder der Fundstelle zu. Es würde wahrscheinlich das sinnvollste sein ein Zelt über die Fundstelle zu setzen und mit Gasöfen alles auf zu tauen. Wer weiß was sie dann unter dem Schnee finden würden. Ich beneidete das Team der Spurensicherung nicht die hier in der Saukälte versuchte eine gute Arbeit zu machen. Swen bekam einen Wink von mir, er konnte gehen. Hier gab es nichts mehr zu tun. Zeugen gab es wohl keine und Nachbarn ebenso wenig.

Am nächsten Morgen kam ich erst spät ins Büro. Winzen war noch nicht da. Obwohl ich mir Zeit gelassen hatte lagen noch keine neuen Informationen auf meinem Schreibtisch. Also rief ich in der Forensik an. Dagmar, wie immer schlecht gelaunt, blaffte mich auch direkt an. Habe mir schon gedacht dass du anrufen wirst. Kannst es wieder nicht erwarten bis du einen Bericht hast. Ich kann dir aber noch nicht viel sagen. Die Leiche ist weiblich, jung und Verletzungen habe ich noch keine gefunden. Wir müssen warten bis die Leiche aufgetaut ist. Wenn sie zu schnell auftaut wird das eventuell Spuren verwischen. Das war noch nicht viel was ich aus Dagmar herausholen konnte. Ich bedankte mich und legte auf. Solange noch nicht mal ein ungefähres Alter feststand brauchte ich nicht mit der Vermisstenstelle zu sprechen. Es klopfte an meiner Tür. Durch die Glastür sah ich die Staatsanwältin Langhorst. Langhorst hatte sich für ihr Alter gut gehalten. Abgesehen von ihrem Kurzhaarschnitt, den ich nicht mochte, sah sie immer noch recht jung aus. Sie war eine angenehme Vorgesetzte gewesen in all den Jahren. Wir kamen gut miteinander aus. Neben ihr stand eine attraktive junge Frau die ich nicht kannte. Langhorst war in ihrem Amt tätig solange ich mich erinnern konnte. Guten Morgen Herr Berg. Ich bin auch gleich wieder weg. Ich wollte ihnen kurz nur Frau Jenalyn Cenidoza vorstellen. Sie wird für drei Monate als Praktikantin mit ihnen arbeiten nachdem sie eine Einweisung in unsere Computer Programme bekommen hat. Wir werden ihr einen Arbeitsplatz hier in ihrem Büro einrichten. Jenalyn begrüßte mich höflich und mit einem vorsichtigen Lächeln im Gesicht. Guten Morgen Herr Berg. Sagen sie ruhig Jena zu mit. Staatsanwältin Langhorst hat mir schon viel von ihnen erzählt. Ich nickte und erwiderte. Willkommen im Team. Was ich dachte behielt ich aber für mich. Praktikanten sind nur ein Klotz am Bein. Dafür sah sie aber sehr verführerisch aus. Ihr asiatisches Aussehen, ihre langen schwarze Haare und ihre schlanke Figur machten sie zu einer Augenweide. Vielleicht könnte ich sie ja mal auf einen Drink oder zum Essen einladen. Schaden kann es nicht. Winzen wird sie bestimmt gleich wieder anbaggern wenn er kommt. Aber da würde ich einen Riegel vorschieben. Die Langhorst und Jena verabschiedeten sich. Nun hatte ich Ruhe zum Nachdenken. Aber gerade da platzte Winzen ins Büro. Morgen Boss, gibt es schon was Neues? Ja, aber nicht das was sie denken. Wir bekommen eine Praktikantin. Unterstehen sie sich sie in irgendeiner Form an zu baggern. Sie werden sie am besten gar nicht bemerken. Aber vielleicht hat sie ja eine positive Wirkung auf sie und sie wechseln dann öfter mal ihr Hemd. Innerlich war es mir eine Genugtuung meinen Assistenten eins auszuwischen. Aber das ließ ich mir nicht anmerken. Ich hatte ihn oft genug darauf angesprochen und war es leid mit ihm darüber zu diskutieren. Dann erzählte ich meinem Assistenten von den wenigen Neuigkeiten über die tote Frau. Kommen sie, wir fahren noch einmal zur Fundstelle, vielleicht geht es ja da schon weiter. In der Nacht war es wieder bitter kalt gewesen und mit dem Wind fühlte sich die Luft noch kälter an. Die Fundstelle konnte nur zu Fuß erreicht werden. Nebel war aufgezogen und stellenweise konnten wir die Hand vor unseren Augen nicht sehen. Die Fundstelle war jetzt weitläufig abgesperrt. Berg und Winzen betraten das große Armeezelt in denen die Spurensicherung arbeitete. Hier war es angenehm warm. Die Gasöfen taten ihr Werk. Winzen sprach mit dem Verantwortlichen der Spurensicherung. Der Schnee war zwar weg, aber der Boden war immer noch gefroren. Ich hatte ein dummes Gefühl aber gerade dieses Gefühl, meine lange Erfahrung und mein Instinkt sagten mir dass es hier noch etwas geben musste. Wie lange wird es dauern die gesamte Mulde schneefrei zu machen und aufzutauen? Paulsen von der Spurensicherung machte ein langes Gesicht. Das ist nicht ihr Ernst Berg, das kommt darauf an wie schnell wir genügend Zelte bekommen und Öfen. Von mir aus fragt bei der Bundeswehr oder beim Roten Kreuz ob die euch was leihen. Aber mein Gefühl sagt mir das es hier noch etwas zu finden gibt. Wenn hier alles aufgetaut ist schickt mal die Leichenspürhunde über das Gebiet. Glauben sie dass es noch mehr Leichen gibt? Auch wenn es noch gar nicht erwiesen ist das es ein Mord war, ja ich glaube hier werden wir noch mehr finden. Wenn ich eine Leiche verschwinden lassen will dann kann ich mir das leichter machen. Was aber wenn ich mehrere Leichen verschwinden lassen will. Vielleicht wollte der Täter die Leiche zu den anderen legen, hat dann festgestellt dass der Boden zu stark gefroren ist und hat dann die Leiche erst mal so abgelegt. Er wird sich hier sicher gefühlt haben und hatte vor wieder zu kommen. Das wird er wahrscheinlich jetzt nicht mehr machen nachdem wir die Frau gefunden haben. Wiederwillig veranlasste Paulsen die Organisation der Zelte und Öfen. Sie würden hier draußen mehr Teams benötigen. Bei dem Aufwand der hier betrieben wird muss bald die Presse darauf aufmerksam werden. Aber das konnte mir egal sein. Ich wollte nur raus und weg von diesem scheiß Fundort. Wahrscheinlich wird hier bald alles im Schlamm versinken. Der Hildener Wald war sehr sumpfig und überall gab es kleine Bäche. Als Ich mit Winzen zurück ins Büro kam saß Jena an ihrem neuen Arbeitsplatz. Ich stellte Winzen kurz vor. Winzen ging hinaus um Kaffee zu holen. Jena richtete direkt eine Frage an mich. Entschuldigung Herr Berg, ich möchte nicht indiskret sein, aber riecht ihr Assistent immer so? Ich musste einfach grinsen. Einerseits fand ich Jena ziemlich frech für eine Praktikantin, andererseits hatte sie ja Recht. Weißt du Jena, ich stimme dir dazu, ich habe ihn schon öfters darauf angesprochen dass der Einsatz einer Dusche seinem Körper keinen Schaden zufügt, aber vielleicht wirkt es ja eher wenn eine attraktive Frau ihm das sagt. Mein Vorname ist Josef, du kannst Josch zu mir sagen. Das schien doch schon mal ein guter Anfang zu sein. Ok, danke Josch. Jena lächelte. Asiaten sind sehr saubere Menschen, das wusste ich. Wenn man bei asiatischen Frauen landen wollte musste man Nichtraucher sein und wenig oder kein Alkohol trinken. Ein Schulfreund war mit einer Asiatin verheiratet. Von ihm hatte ich mein Wissen. Aber wahrscheinlich hielt Jena mich sowieso für zu alt. Da ich sonst keine anderen Aufgaben für sie hatte beauftragte ich Jena mit einigen Recherchen. Sie konnte herausfinden wie viel junge Frauen hier in der Gegend als vermisst gemeldet waren. Und wenn das nichts brachte weiter in der Zeit zurückgehen. Wie soll ich das Alter eingrenzen fragte sie mich. Versuche es erst einmal mit allen Frauen zwischen 16 und 25 Jahren. Ich werde in der Zeit zur Pathologie fahren und schauen ob ich mehr Informationen bekommen kann. Dagmar war in ihrem Sektionsraum als ich in der Pathologie ankam. Ihr weißer Kittel machte sie noch ein paar Jahre älter. Hab mir schon gedacht dass du mich nicht in Ruhe lassen wirst. Aber ich habe jetzt mehr für dich. Also die Frau ist 17 bis 19 Jahre alt. Bemerkenswert ist, sie ist noch Jungfrau. Hier an ihrem Oberarm wurde ihr eine Buchstaben Zahlen Kombination eingebrannt. AB+11101, hab ich dir hier auf einen Zettel geschrieben. Weißt du schon was das bedeutet? Nein keine Ahnung. Da kümmere ich mich später drum. Ich habe aber noch mehr für dich. Die Frau hat zu wenig Blut im Körper. Daran ist sie auch gestorben. Jemand hat ihr zu viel Blut abgezapft. Es sieht so aus als ob man ihr über lange Zeit immer wieder Blut abgenommen hat. Sie hat auch jede Menge Einstichstellen die zu Thrombosen geführt haben. Was meinst du mit über lange Zeit, Wochen, Monate? Eher Monate, vielleicht sogar über Jahre. Das kann ich an dem allgemeinen Zustand des Körpers sehen. Kannst du mir sagen wann sie gestorben ist? Das ist höchstens zwei Wochen her. Die Kältewelle begann vor drei Wochen. Es dauert aber mindestens eine Woche bis der Boden so tief gefroren ist dass du nicht mehr graben kannst. Sie muss kurz vor dem einfrieren gestorben sein. Bei Ihrem Zustand ihres Körpers gehe ich von 10 bis 14 Tagen aus. Danke Dagmar, das hilft mir vielleicht weiter. Ich fuhr zurück ins Büro. Jena saß an ihrem Platz. Von Winzen keine Spur. Wo ist Winzen, hast du ihn gesehen. Er ist nach Hause gefahren. Er wollte sich umziehen und duschen. Sieht nicht so aus als ob wir Freunde werden können. Sie grinste. Hast du es ihm gesagt? Ja natürlich. Ich habe ihn vor die Wahl gestellt, entweder er zieht sich um und duscht oder ich verlasse die Abteilung. Dann hätte Frau Langhorst natürlich gefragt warum. Das ist mutig von dir. Du hast dir damit wirklich keinen Freund gemacht. Als Praktikant hätte ich mich das nicht getraut. Ich habe nichts zu verlieren. Wenn ich fliege ist mir das egal. Es ist nur eine Praktikantenstelle. Ich bin gern bereit viel zu arbeiten. Aber nicht unter den Voraussetzungen. Ich habe neue Informationen. Du kannst das Alter anders eingrenzen. Suche nach Vermissten im Alter von 15 bis 19 Jahren. Und weite die Suche auf die letzten drei Jahre aus. Und dann habe ich hier noch eine Buchstaben Zahlen Kombination. Vielleicht findest du ja darüber was raus. Jena machte sich an die Arbeit und ich schickte meinen Assistenten Winzen zum Fundort als er wieder im Hause war. Ich musste in Ruhe nachdenken, es gab keine weiteren Anhaltspunkte um weiter zu machen. Warum wurde der Frau das Blut abgenommen, immer wieder über Monate oder mehr. Hatte man an ihr illegale Substanzen getestet? Das alles ergab noch keinen Sinn. Winzen rief von der Fundstelle an. Man hatte den Schnee zur Seite geräumt und abtransportiert. Er sollte in einer Halle abtauen damit kein Beweisstück verloren geht. Aber auf diese Weise wurde Zeit gespart um den restlichen Boden ab zu tauen. Es gab noch drei Bereiche in denen es so aussah als wenn es dort Grabungen gegeben hätte. Auf diese Stellen wollten die Kollegen von der Spurensicherung nun ihr Augenmerk zuerst legen. Das dauerte mir alles zu lange. Aber ich musste mich gedulden. Jena hatte herausbekommen das es im Kreis Mettmann und Düsseldorf nur eine Vermisste gegeben hatte auf die das Alter zutraf. Aber sie ist wieder aufgetaucht. Im Umkreis von 50 Kilometern waren es 15 Frauen, in NRW 35 und deutschlandweit 221 über drei Jahre hinweg. Das brachte mich auch erst einmal nicht weiter. Jena druckte eine Liste mit den Namen und Geburtstagen aus. Ich sah sie mir noch einmal an. Bis auf wenige waren alle im Alter von 15 Jahren verschwunden. Und noch etwas fiel mir auf. Das konnte kein Zufall sein. Wenn ich Recht haben sollte mussten wir sofort heraus bekommen wer die Tote war. Ich zeigte Jena den Ausdruck. Fällt dir was auf? Jena verglich die Daten und dann sah ich ein Lächeln in ihrem Gesicht. Ja, fast alle die 15 Jahre alt waren als sie verschwanden haben am 13 Geburtstag. Das kann kein Zufall sein. Ich bat Jena noch weiter in die Vergangenheit zu schauen bis zu dem Zeitpunkt wo die Zahl der Vermissten mit diesem Geburtsdatum zurückgeht. Jena aktivierte das Suchprogramm und fand noch 311 fünfzehn jährige mit dem gleichen Geburtstag. Ich rief Dagmar an. Ich brauchte so schnell wie möglich eine Gesichts Rekonstruktion von der Frau. Wir mussten wissen woher sie kam und wann sie verschwand. Ich nahm die Liste mit zur Staatsanwältin. Berg, gibt es etwas Neues? Ja aber ich weiß noch nicht ob es mit unserem Fall zu tun hat. Wenn das so ist müssen wir das BKA verständigen. Was, so schlimm? Ich zeigte ihr meine Liste. Ja, das ist in der Tat sehr eigenartig. Schon komisch das das noch keinem aufgefallen ist. Berg sie ermitteln erst einmal weiter, ich kümmere mich darum. Wie macht sich die Neue? Oh die macht sich sehr gut. Die Liste ist von ihr. Schön zu hören, und lassen sie sie nicht im Büro verhungern. Sie soll auch die Ermittlungen vor Ort mitbekommen. Ich nickte und verließ ihr Büro nach dem ich mich von ihr verabschiedet hatte. Winzen war noch am Fundort. Als ich ihn anrief gab es noch keine Neuigkeiten. Spätestens Morgen meinte er. Ein vernünftiges Bild für den Datenabgleich gab es auch noch nicht von der Toten, Dagmar tat ihr Bestes. Ich ging noch einmal in mein Büro. Du kannst Feierabend machen Jena, heute wird nichts mehr passieren. Hast du schon gegessen? Nein aber wenn du mich einladen willst ist das ok. Ich bin nur die Praktikantin und kann mir das nicht leisten. Ich überlegte nicht lange. Gut, dann komm mit, kennst du die zwölf Apostel? Nein, ich kenn mich hier noch nicht so gut aus. Ich bin aus Krefeld und ich habe mir erst mal ein Zimmer zur Untermiete genommen. Mal sehen was in drei Monaten wird. Zu den 12 Aposteln war es nicht weit. Ein sehr gutes aber preiswertes Restaurant. Die Pizzas waren legendär, aber auch sonst gab es viele verschiedene Gerichte mit Fleisch und Fisch. Jena bestellte sich Fisch. Aber Fisch war für mich immer schon ein No Go. Also bestellte ich mir wie so oft eine Pizza. Da ich es mir nicht mit Jena direkt am ersten Abend verderben wollte verordnete ich mir ein Glas Wasser. Zu meiner Verwunderung bekam ich im Laufe des Gespräches heraus das sie schon 30 Jahre alt war. Von ihrem Aussehen hätte ich sie höchstens auf 25 geschätzt. Meine Chancen stiegen wieder. Oder sollte ich besser sagen, alter Mann träume weiter? Nach dem Essen setzte ich sie bei ihrer Untermieterin ab. Wo wohnst du eigentlich fragte sie. Ich erklärte es ihr noch und dann fuhr ich heim.

Ich kam am nächsten morgen früh ins Büro. Endlich gab es Neuigkeiten von der Fundstelle. Es wurden noch drei weitere Frauenleichen ausgegraben. Aber das war es auch schon. Ich musste auf den Bericht von Dagmar warten. Das würde dauern. Auch sie muss ja mal schlafen und sie kann nur eine Leiche nach der anderen untersuchen. Verzweifelt versuchte ich wenigstens das Bild von der ersten Frau zu bekommen. Und ich hatte Glück. Es gab sogar zwei Bilder. Das erste zeigte die Frau wie sie heute aussehen würde, hätte der Frost nicht ihr Gesicht zerstört. Das zweite zeigte sie vor drei Jahren. Direkt als Jena kam setzte ich sie darauf an. Sie sollte die Bilder mit den Vermissten abgleichen. Dann kam Langhorst reingeplatzt. Ich habe Neuigkeiten für sie. Ich zeigte auf einen Stuhl. Ich habe mit dem BKA ein interessantes Gespräch geführt. Denen ist auch schon aufgefallen das es so viel Vermisste gibt die am 13 Geburtstag haben. Es geht sogar noch weiter. Alle sind an einem Freitag geboren. Wenn wir jetzt wirklich eine der Mädchen oder Vier von ihnen gefunden haben die mit dem Verschwinden in Zusammenhang stehen haben wir die erste heiße Spur. Es gibt zwei Landkreise in denen es keine Entführungen gab. Einer davon sind wir hier im Kreis Mettmann. Das BKA vermutet dass in diesen Landkreisen die Mädchen gefangen gehalten werden. Aber das Warum ist noch ein großes Rätsel. Nicht nur das Warum, entgegnete ich. Je mehr wir erfahren je rätselhafter wird der Spuk. Das hört sich doch verdammt nach okkultem Hintergrund an. Woher wissen die Täter dass diese Mädchen am Freitag den 13 Geburtstag haben? Wo werden so viele Mädchen versteckt. Es benötigt doch eine riesige Logistik. Die Mädchen müssen versorgt werden, sie müssen bewacht werden. Dahinter muss doch eine Organisation stecken. Das ist selbst für fünf Täter zu viel. Langhorst nickte. Ja und deswegen werden wir wohl auch Verstärkung bekommen. Die schicken uns jemanden vom BKA hier her. Danke Frau Staatsanwältin, da freu ich mich besonders. Ich darf dann wieder deren Lakai spielen und die kassieren die Lorbeeren. Der Beamte vom BKA heißt Bergmann. Ich kenne ihn von früher. Er ist sehr angenehm im Umgang. Ich denke das wird schon gehen. Bergmann war 40 Jahre alt, groß schlank und gutaussehend. Zu meinem Leidwesen verstand er sich direkt mit Jena. Allerdings schien er wirklich sehr umgänglich zu sein. Am Nachmittag gab es dann die ersten Ergebnisse von der Forensik. Dagmar hatte ganze Arbeit geleistet und erst einmal nach Gemeinsamkeiten gesucht und sie auch gefunden. Alle drei Verstorbenen waren noch Jungfrau, jede hatte einen Code auf dem Arm eingebrannt und jede ist an Blutmangel gestorben. Auch Jena hatte tatsächlich eine Übereinstimmung gefunden. In Aachen wurde das Mädchen vermisst was zuerst im Wald gefunden wurde. Um Sicherheit zu bekommen musste noch ein DNA Abgleich gemacht werden. Wir brauchten schnellstmöglich Fotos von den anderen Frauen. Aber das würde dauern da sie schon länger in der Erde lagen. Jena hatte doch nichts über den Code herausbekommen, ich gab ihr die anderen auch noch. A-011011, A+11111 und B-11110. Jena schaute Berg an. Weißt du an was mich das erinnert? Berg schaute fragend. Ersetz doch mal AB+ mit AB positiv und die anderen dementsprechend. Ich schaute verblüfft. Sie war eine Frau mit scharfem Verstand. Du könntest Recht haben, vergleich doch mal den ersten Code mit der Blutgruppe der ersten Leiche. AB positiv kam die direkte Antwort. Gut warten wir die anderen drei ab. Aber deine Spur scheint plausibel zu sein. Auch Bergmann blickte bewundernd zu Jena. Und was bedeuten deiner Meinung nach die Fünf Zahlen am Ende. Ich denke an so was wie einen Binärcode oder ja und nein. Vielleicht machen die Ziffern eine Aussage darüber wie viele Abwehrstoffe im Blut sind oder was für Impfungen verabreicht wurden. Ich denke es geht um Immunität gegen Krankheiten. Bergmann und Ich schauten uns verblüfft an. Es klang alles plausibel. Ich rief direkt Dagmar an. Die Blutgruppen der Anderen Frauen, handelt es sich dabei um A positiv, A negativ und B negativ? Dagmar schaute auf ihren Bericht. Ja das stimmt, woher weißt du das. Von unserer Praktikantin, die weiß so was. Ich konnte mir ein Grinsten nicht unterdrücken, dann klärte er Dagmar auf. Das Rätsel des Codes war jetzt zum Teil geknackt. Die fünf Zahlen am Ende blieben Vermutungen. Aber was war die Verbindung zum Freitag den 13? Da Jena sich hervorragend bewährt hatte ließ ich sie recherchieren. Sie sollte versuchen im Internet etwas über den Freitag den 13. in Verbindung mit Blut heraus zu bekommen. Vielleicht gelang ihr das ja auch genauso gut. Manchmal ist es von Vorteil wenn man ein unbeschriebenes Blatt ist und ohne Vorkenntnisse an ein Problem heran tritt. Ich wollte noch einmal genau darüber nachdenken was an meiner Theorie der illegalen Substanzen dran sein könnte, musste mir dann aber schnell eingestehen das das nicht mit dem Freitag den 13. zusammen passt. Ich konnte in diesem Moment noch nicht wissen das wir erst die Spitze des Eisberges frei gekratzt hatten.

Stefani

Stefanie war auf dem Weg nach Hause und saß im Bus von der Kölner Innenstadt nach Marsdorf, am Stadtrand von Köln. Sie war 15 Jahre alt und hatte den Tag mit ihrer Freundin verbracht. Sie hatte gerade noch den letzten Bus nach Marsdorf bekommen. Draußen war es eisig kalt. Trotzdem hatte sie einen Platz im Bus in der Nähe des Ausstiegs gewählt, auch wenn es da immer etwas kälter war. An der Endstation musste sie aussteigen und hatte dann noch einen Fußweg von 10 Minuten vor sich. Sie würde gerade noch rechtzeitig zu Hause sein sonst würde ihre Mutter ausrasten. Auf halber Strecke gab es eine Unterführung durch die sie gehen musste. Hier beeilte sie sich immer. Sie hasste diese Stelle. Sie war die einzige die an der Endhaltestelle ausstieg. Auf dem Weg zu der Unterführung musste sie an ihren Freund denken. Als sie an diesem späten Abend an die Unterführung kam war das Licht aus oder Kaput. Aber sie hatte keine Wahl. Mit schnellen Schritten passierte sie die Unterführung. Sie war nur für Radfahrer und Fußgänger gedacht und deshalb nicht sehr breit. Als sie auf halber Strecke war sah sie eine dunkle Gestalt von der anderen Seite auf sich zu kommen. Leider konnte sie nicht erkennen ob es ein Mann oder eine Frau war. Sie ging auf der rechten Seite um so viel Abstand wie möglich zu dieser Person zu gewinnen. Aber sie schien sich nicht für sie zu interessieren. Als sie vorbei war atmete Stefanie erleichtert auf. Der Ausgang war schon in Sicht, als von hinten ihr jemand ein Tuch ins Gesicht drückte. Sie zuckte noch zwei Mal, dann brach sie bewusstlos zusammen. Es wurde finster und sie verlor ihr Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kam lag sie in einem Krankenbett. Ihre Kleidung hatte man ihr ausgezogen und durch einen OP Kittel ersetzt. So einen wo man mit den Händen hineinsteigt und der dann hinten verschlossen wird. Sie konnte sich zuerst an nichts erinnern. Nur langsam kehrte die Erinnerung Stück für Stück zurück. Aber wieso war sie dann in einem Krankenhaus. Jemand musste sie gerettet haben. Auf ihrem Arm hatte sie ein Pflaster. Jemand hatte ihr Blut abgenommen. Sonst schien ihr nichts zu fehlen. Ihre Sachen konnte sie auf einem Stuhl liegen sehen. Langsam setzte sie sich auf und versuchte aufzustehen. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie musste sich am Bett festhalten um zu ihren Sachen zu gelangen. Aber sie konnte ihr Handy nicht finden. Es war verschwunden. Sie tastete sich langsam an der Wand lang bis zur Tür. Aber sie war abgeschlossen. Sie war eingesperrt. Hier stimmte etwas nicht. Angst stieg in hier hoch und ihr Herz schlug wild. Sie war den Tränen nah, versuchte sich aber zu beherrschen. Weinen würde ihr hier nicht hinaus helfen. Um ihre Kräfte zu schonen legte sie sich wieder ins Bett. Nur die Ruhe bewahren, nicht panisch werden. Jetzt erst bemerkte sie dass es keine Fenster in ihrem Zimmer gab. Noch ein Hinweis dass hier etwas nicht stimmte. Nach einer Weile hörte sie wie die Tür aufgeschlossen wurde. Eine ältere Dame die schlechtgelaunt wirkte kam herein. Sie wirkte nicht sehr gepflegt und sie sprach nur gebrochen deutsch. Im Gesicht hatte sie eine lange Narbe die auf der rechten Seite von der Schläfe bis zum Kinn hinunter. Sie sah nicht aus wie eine Krankenschwester. So Stefanie, begann sie, du wirst hier einige Zeit verbringen müssen. Stefanie wollte sie unterbrechen doch die Frau brüllte sie an, höre gefälligst zu wenn ich mit dir rede. Erschrocken über die Reaktion der Frau stiegen ihr jetzt doch Tränen in die Augen. Also pass auf. Du wirst gleich verlegt in einen anderen Raum. Hier ist der Schlüssel zu deinem Spind. Und hier hast du Essensmarken. Je 60 Stück für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. In dem Raum sind noch viele andere Mädchen wie du. Du suchst dir ein freies Bett. Wenn du gleich hinüber gebracht wirst gehen wir durch eine Schleuse. In der Schleuse ist ein Telefon. Wenn du keine Essensmarken mehr hast gehst du zu dem Telefon und nimmst den Hörer ab. Du sagst dass du neue Essensmarken brauchst und steckst deinen Arm in dem Loch in der Wand. Jemand wird dir Blut abnehmen. Danach bekommst du neue Essensmarken. Solltest du nicht jeden Tag deine Mahlzeiten abholen wirst du bestraft. Also halte dich daran. Stefanie schrie verzweifelt. Sie hatte Panik und entsetzliche Angst. Die Frau holte eine Flasche und ein Tuch aus ihrem Kittel, tröpfelte etwas Flüssigkeit darauf und drückte Stefanie das Tuch brutal vor das Gesicht. Sie hatte keine Chance. Wieder schwanden ihr die Sinne. Als Stefanie aufwachte lag sie auf einer Liege, ihr Arm schmerzte fürchterlich. Sie lag in der Schleuse von der die Frau gesprochen hatte. Wahrscheinlich war die Betäubung nur kurz gewesen. Neben ihr lag der Schlüssel zu ihrem Fach und die Essensmarken. Stefanie erhob sich und verließ die Schleuse. Sie kam in einen riesigen Raum. Sie schätzte dass in dem Raum wohl 50 Betten standen. Auf den meisten lagen Mädchen wie sie. Einige schienen älter zu sein. Auf der rechten Seite waren die Spinde und Bücherregale mit Unmengen von Büchern und Spielen, links gab es eine Tür, darüber ein Hinweisschild Toiletten und Duschen. Wenn sie geradeaus schaute konnte sie am Ende ein Schild sehen auf dem Essensausgabe stand. Auch hier gab es keine Fenster. Eines der älteren Mädchen kam auf sie zu und begrüßte sie. Hallo, ich bin Monika, ich zeige dir ein freies Bett. Einmal in der Woche bei der Essensausgabe musst du dich ausziehen und dein Bett abziehen. Dann gibst du die dreckigen Sachen ab und bekommst neues Bettzeug und einen neuen Kittel. Auch Seife und Toilettenpapier bekommst du dann. Am Anfang ist es hier schwer sich ein zu gewöhnen, aber wir älteren werden dir helfen. Wo bin ich hier fragte Stefanie. Das weiß keiner hier. Wir können die Tage nur zählen in dem wir die Intervalle zählen in denen das Licht aus und eingeschaltet wird. Es gibt keine Fenster und wir können nicht sehen ob es Tag oder Nacht ist. Nach ungefähr drei Jahren werden die älteren verlegt. Was dann passiert ist ungewiss. Es wird dir kein Schreien und Weinen von Nutzen sein. Keiner wird hier reinkommen und dir helfen. Aber es geht uns gut hier. Das Essen ist gut und bis auf die Blutentnahme passiert uns nichts. Stefanie war verzweifelt, wie konnte das geschehen, wo war sie und wie kam sie zurück zu ihrer Familie? Anscheinend gab es keine Fluchtmöglichkeit. Was war das für ein Ort. Stefanie legte sich auf ihr Bett, gerade noch rechtzeitig bevor das Licht ausging. Nur noch eine Notbeleuchtung wies den Weg auf die Toiletten. Es wurde unheimlich still in dem Raum. Nur das Atmen der anderen Mädchen war zu hören und ab und zu wenn sich ein Mädchen im Bett bewegte. Leise weinte sie vor sich hin. Jemand kam an ihr Bett geschlichen. Hallo ich heiße Magda, ich bin genau wie du neu hier. Darf ich zu dir kommen? Die meisten Mädchen schlafen zu zweit in einem Bett um sich zu trösten. Ich habe noch niemanden. Stefanie öffnete die Augen und nickte. Dann hob sie ihre Decke und Magda schlüpfte zu ihr ins Bett. Magda legte einen Arm um sie, flüsterte danke und schlafe gut, wir unterhalten uns Morgen weiter. Stefanie schmiegte sich an ihre neue Freundin und schlief ein. Irgendwann ging das Licht wieder an und Magda zeigte ihr wie man sich Essen abholt und was es sonst noch gab um sich die Zeit zu vertreiben. Die beiden Mädchen verstanden sich gut. Auch Magda war 15 Jahre alt und seit einem etwa einen Monat hier. Aber genau wusste sie es nicht. Immer wenn ein Mädchen 18 Jahre alt wurde, bekam sie die Anweisung in die Schleuse zu gehen. Dafür kam dann immer ein paar Tage später ein neues Mädchen hinzu. Die älteren Mädchen erzählten dass sie in der Vergangenheit nur alle drei Monate ihr Blut abgeben mussten. In den letzten Monaten wurde dann das Intervall verkürzt. Wer versuchte seine Tagesrationen zu verlängern in dem er nur zwei Mahlzeiten einnahm wurde hart bestraft. Bis jetzt hatte es nur ein Mädchen versucht. Als sie zurück gebracht wurde hatte sie nur noch die Hälfte ihrer Zähne im Mund und ihre Brust war voller Striemen. Die Mädchen nahmen an das es ein Exempel war was sie ihrer Mitgefangenen angetan hatten damit es keine Andere noch einmal versucht. Tage später, als es ihr besser ging, erzählte sie das sie nackt an zwei Seilen auf gehangen wurde bevor man sie in ihr Gesicht schlug und sie auspeitschte. Seither hat es keiner mehr versucht. Alle kannten nur das Gesicht der Krankenschwester die sie in diesen Raum überführte. Sie wussten nicht ob sie es war die das Essen austeilte oder ihnen das Blut abnahm. Je länger sie gefangen gehalten wurden und je mehr Blut sie spenden mussten desto schrecklicher sahen die Mädchen aus. Sie magerten ab, die Haare wurden ihnen nie geschnitten. Ihre Haut war weiß und die Venen schimmerten hindurch. Der Mangel an Tageslicht machte sich bemerkbar. Nur die Gemeinschaft ließ sie die Schrecken und das Grauen überstehen. Keiner redete mit ihnen, sie waren allein in ihrer Welt gefangen und es gab niemand der ihre Fragen beantworten konnte und niemand der ihnen half. Stefani und Marga wurden unzertrennlich.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752136999
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
hilden Blut Krimi Entführung Spannung Verbrechen schocker Ermittler

Autor

  • Michael Heimann (Autor:in)

Geboren am 22.12.1958 in Bonn. Ich habe mein Leben dem Reisen gewidmet und als Techniker viel erlebt. Das Corona Virus brachte mich dazu, Bücher zu schreiben
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Titel: Das Blut Syndikat