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Hunters Liste: Erzogen

von Margaux Navara (Autor:in)
100 Seiten
Reihe: Hunters Liste, Band 2

Zusammenfassung

Erzogen Alice arbeitet Hunters Liste ab, um endlich herauszufinden, ob sie in die Welt der Dominanz und Unterwerfung gehört oder nicht.
Erziehung steht auf dem Plan. Dazu gehört es, sich in Gehorsam zu üben. Doch Alice tut sich schwer. Sie ist doch kein Hund, der auf Kommando Männchen macht!
Sir Cecil und die anderen Herren aus dem Club in Orlando, Florida geben sich Mühe mit der aufsässigen Frau, die gerne Sub sein möchte und doch nicht mit dem Herzen dabei ist.
Vielleicht schafft Hunter, was die anderen nicht erzwingen können?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Hunters Liste

2

Erzogen

Margaux Navara

© 2020 Margaux Navara – alle Rechte vorbehalten.

Coverfoto ©silvae - Depositphotos.com

Margaux Navara

c/o Papyrus Autoren-Club

Pettenkoferstr. 16-18

10247 Berlin

margaux.navara@web.de

margauxnavara.com

Alice hat sich auf Hunters Vorschlag eingelassen, erst seine Liste Punkt für Punkt durchzugehen, ehe sie selbst einen Club eröffnet. Die Liste soll ihr helfen, ihre eigenen Kinks zu finden und sich über ihre Wünsche klarzuwerden.

Alice sucht voller Sehnsucht nach dem gewissen „Etwas“, das sie in der Welt des BDSM zu finden glaubt,

Nachdem sie sich von Jay in die Geheimnisse des Bondage einweisen ließ, schickt Hunter sie im März nach Florida in einen Club, dessen Eigentümer sie erziehen soll.

Kann Alice hier lernen, ob sie eine gute Sub ist, die ihrem Herrn gehorchen wird? Wenn sie nur wüsste, welchem Herrn, dann würde sie auch verstehen, was es bedeutet, eine gut erzogene Sub zu sein …

2

Daisy saß an einem Laptop. „Ah, da bist du ja. Ja, Alice passt zu dir.“

Alice wusste, dass sie das Kleid meinte und ihr Aussehen, aber sie konnte Daisy nur von ganzem Herzen zustimmen. „Du hast recht. Ich bin eindeutig in das Kaninchenloch gefallen. Und sehr gespannt, wie es weitergeht!“

Mit einem breiten Grinsen forderte Daisy Alice auf, sich zu ihr zu setzen. „Dann fungiere ich jetzt als weißes Kaninchen und führe dich durch meine Welt. Sei so lieb und berichte mir, welche Erfahrungen du bisher gemacht hast.“

Das tat Alice sehr gerne. Daisy stellte kluge Fragen und interessierte sich besonders für die Art der Fesselungen, die Jay vorgeführt hatte. „Bondage zum Schlagen. Meinst du, dass daran Interesse besteht?“

„Keine Ahnung. Bei Anfängern vielleicht. Also bei Dom-Anfängern.“

Sie kicherten wie Schulmädchen, dann entwarfen sie schnell ein Konzept für einen solchen Kurs. „Wir haben mehrere Rigger zur Verfügung, die ich fragen kann, ob sie dazu bereit sind, das zu lehren. Weißt du, wir haben inzwischen eine Unmenge an Kursen für Anfänger. Es gibt so unglaublich viele Menschen, die etwas über den Lifestyle lernen wollen. Bootblacking ist gerade voll in. Kennst du das?“

Alice schüttelte den Kopf.

„Eigentlich handelt es sich nur um Schuheputzen, so wie es früher von sehr armen Menschen angeboten wurde. Irgendjemand hat festgestellt, dass es eine extrem unterwürfige Handlung ist, und hat es in die Community eingeführt. Jetzt wollen alle lernen, wie sie am besten Schuhe putzen.“

Okay, das klang vordergründig lustig, aber Alice erfasste schnell die Wirkung, die es haben konnte, wenn man sich darauf einließ. Sich unterwerfen, eine eigentlich unwürdige Handlung für einen anderen Menschen ausüben. Sie kannte Paare, bei denen die Sub ihrem Herrn die Füße küsste. Nein, genau genommen wurde das häufig von Paaren gemacht, bei denen ein Mann einer Herrin diente. Warum das so war, wusste Alice nicht. Aber das Bootblacking würde von seiner Intensität nur wenig oberhalb stehen. Zumindest in ihren Augen.

Daisy lächelte wieder. „Ich glaube, du begreifst es schon. Also weißt du doch, um was es in einer D/s‑Beziehung geht, oder?“

„Ich begreife es rational, aber ich glaube, ich habe es noch nicht emotional erfasst.“

„Weise Worte. Dafür bist du hier.“

Einige Zeit später hörten sie ein weiteres Fahrzeug in der Einfahrt. Daisy sprang auf, lief in den Flur und kniete sich mit dem Gesicht zur Tür, die Beine gespreizt, die Hände locker auf den Oberschenkeln.

Alice brauchte etwas länger, aber sie tat es dann doch Daisy gleich, nur einige Schritte hinter dieser. Sie wollte lernen, sie sollte lernen, also würde sie die Frau nachahmen und schauen, wo es sie hinführte.

Das Knien machte etwas, verstärkte das Gefühl, das das Kleid und die nackten Füße ausgelöst hatten. Nicht das ‚ich‑bin‑in‑Ferien‘‑Gefühl, sondern ein Anflug von Unterwerfung. Immerhin bot sie sich einem Mann an, sorgte dafür, dass er leichten Zugriff hatte, zeigte ihm ihre Willigkeit.

Wie es sich erst anfühlen würde, wenn sie das für einen Mann tat, den sie tatsächlich respektierte, den sie sogar liebte? Anders, das war sicher. Master Cecil musste sich ihren Respekt erst verdienen, bisher fühlte es sich an wie ein Spiel, eine Übereinkunft, so wie die Höflichkeit einem neuen Vorgesetzten gegenüber.

Der Mann betrat das Haus. Alice traute sich nicht, ihn anzuschauen, sie musste sich auf Daisys Einschätzung verlassen, dass es sich um ihren Master handelte.

Er begrüßte seine Sklavin mit einem Kuss, außerdem hörte Alice ein Quietschen, dann ein Lachen und zuletzt Stöhnen.

„Wie verhält sie sich?“, fragte Cecil.

Alice spannte alle Muskeln an. Würde Daisy Alices Vorverurteilung ansprechen? Sie hatte sie ja nicht ausgesprochen. Das schien auch Daisy so zu sehen. „Sie passt sich an. Sie wird es lernen, wir müssen Geduld mit ihr haben. Bei unserem Gespräch kam eine neue Idee für einen Kurs auf, die wir gemeinsam ausgearbeitet haben.“

„Gut. Dann wird sich die Strafe nur auf das eine Vergehen beschränken.“

Die Strafe! Fuck, die hatte Alice erfolgreich verdrängt.

Er kam näher, stellte sich so nah vor sie, dass seine Schuhspitzen an ihre Schenkel stießen. Ein leichtes Rucken machte klar, was er wollte. Sie sollte die Beine weiter spreizen. Bis er sich zufriedengab, spürte sie Zug in ihren Muskeln.

Eine Hand legte sich unter ihr Kinn und hob es an, bis sie ihm in die Augen schaute. Alice wurde das Gefühl nicht los, dass sie auf Haut und Nieren geprüft wurde. „Hast du Daisys Anweisungen befolgt?“

„Ja, Sir.“

„Magst du Schmerzen?“

„Ich bin nicht sicher, Sir. Manche schon.“

„Bist du demütig, kleine Alice?“

„Nicht genug, Sir.“

Seine Augen verrieten die Genugtuung, die ihre Worte in ihm auslösten. Es tat gut, ehrlich zu sein. Nur die Folgen konnte sie nicht abschätzen.

„Dann werden wir damit beginnen. Daisy, hol das Essen aus dem Auto. Alice, auf allen vieren in die Küche und neben meinem Platz auf die Knie.“

Sie hasste das Krabbeln schon nach zwei Metern. Das Haus der beiden war gefliest, die kühlen Fliesen fühlten sich zwar angenehm unter Fußsohlen an, aber grausam unter Knien.

Welchen Platz der Master bevorzugte, war schnell klar. Ein einziger Stuhl mit Lehne und Armstützen, angenehm gepolstert, die anderen nackte Holzstühle. Okay, sie ahnte, dass es kaum machbar war, Polster sauber zu halten, wenn ständig nackte Pussys darauf saßen. Die Holzfläche war leicht zu reinigen. Diesmal streckte sie die Schenkel selbst in den gewünschten Winkel.

Der Duft nach chinesischem Essen durchdrang die Küche. Cecil setzte sich auf seinen Platz, dann rückte er den Stuhl zurecht, bis ein Stuhlbein zwischen Alices Schenkeln stand und er massiv über ihr thronte. Oh, oh.

Daisy ließ sich zu Cecils anderer Seite nieder. Alice traute sich nicht, zu ihr herüberzuschauen, sie wollte gegen keine Regeln verstoßen.

Geräusche von klappernden Essstäbchen, von Saucentiegeln, die geöffnet wurden, von aufreißenden Verpackungen.

„Mund auf, Alice.“

Sie schaute nach oben, in Master Cecils Gesicht, dann auf seine Hand, in der er Stäbchen hielt. Darin ein Dumpling. Sie schluckte schwer, dann erinnerte sie sich an die Lektion, die sie lernen wollte, und öffnete den Mund.

Von dem Geschmack nahm sie nichts wahr, weil sie jede Sekunde die Bedeutung dieser Geste durchkaute. Er gab ihr Essen. Sie durfte nicht selbst essen. Er war für ihr Wohlergehen verantwortlich. Für ihr Leben. Für ihre Ernährung. Sie musste sich ihm überlassen, wenn sie essen wollte, wenn sie leben wollte.

Sollte sie die Nahrung verweigern? Wollte sie das? Nein. Es ging doch nur um Essen, versuchte sie ihre aufgewühlten Emotionen zu beruhigen. Nur um Nahrung. Nicht um deinen Körper. Aber doch, genau darum geht es. Er hat die Herrschaft übernommen und du hast nur die Wahl zwischen akzeptieren und aufstehen und gehen.

Das Letzte wollte sie nicht. Aber ihr Leben in die Hand eines Mannes legen, den sie nicht einmal kannte? Hunter kannte ihn, das hatte er ihr verraten. Sie waren befreundet. Genügte das als Empfehlung? Daisy vertraute ihm. Ein tiefes, unerschütterliches Vertrauen, wie sie glaubte.

Aber trotzdem …

Sie öffnete den Mund, als der nächste Happen kam. Und dann für jeden weiteren. Sie wurde von ihm gefüttert, bis sie satt war. Sie brauchte es nicht zu sagen, er erkannte es von selbst. Vielleicht hatte er ihre Körpergröße mit dem Grundumsatz einer landläufigen Sklavin multipliziert, ihren Wunsch-BMI als Faktor mit einbezogen und die Körbchengröße hinzugerechnet, um die Kalorienzahl zu ermitteln. Wusste sie das? Nein.

Nach der Mahlzeit forderte Daisy Alice auf, ihr beim Aufräumen zu helfen. Dazu durfte sie zu ihrer Erleichterung aufstehen.

Master Cecil erwartete sie auf der Terrasse. „Knie dich hin.“ Er hielt ein Halsband aus Leder in die Höhe, mit mehreren Ösen bestückt. „Ich werde dir dieses Halsband anlegen. Glaube bloß nicht, dass es gleichzusetzen wäre mit dem offiziellen Anlegen eines Halsbands, wie ich es mit Daisy gemacht habe. Eher mit einer Hundeleine, die dazu dient, dich zu führen.“ Seine Finger schlossen die Schnalle hinter ihrem Hals.

Na danke. Hundeleine. Führen. Schon war sie wieder an dem Punkt, an dem sie an ihrem Verstand zweifelte. Warum tat sie das? Was wollte sie hier? War sie verrückt?

„Du wirst lernen, dich meiner Führung zu unterwerfen. Sie wird dir helfen, zu dir selbst zu finden. Gleichgültig, was du hinterher entscheidest, du kannst es nur dann, wenn du weißt, um was es geht.“

Konnte er Gedanken lesen? Wieso war er so feinfühlig? Sie würde Daisy fragen müssen, ob er das immer war oder nur aus Erfahrung sprach. Erzogen sie ständig Frauen zu Sklavinnen? Oh Gott, handelten sie etwa mit ihnen? Das durchschnittlich ausgestattete Haus sprach dagegen. Würden sie dann nicht in einer Villa wohnen?

Etwas klickte an ihrem Halsband und der Master hielt eine Leine in der Hand. „Dann wollen wir mal.“

Während Alice überlegte, ob sie aufstehen durfte oder nicht, griff Cecil in das Halsband und führte sie so, den Kopf auf Höhe seiner Oberschenkel, zu einer Ecke der Terrasse. Sie hatte den kleinen Käfig dort bemerkt und geglaubt, er sei für einen Hund gemacht. Dass sie sich irrte, stellte sie fest, als er für sie die Tür öffnete. Sie war zu erstaunt, um sich zu wehren oder zu protestieren. Auf Händen und Knien kroch sie hinein. Die Stäbe waren weit genug auseinander, dass man hindurchgreifen konnte, aber sie würde unmöglich mit ihrem Körper hindurchpassen.

Etwas klickte und die Kette ihres Halsbands hakte sich an einem Ring über ihr ein. Alice erstarrte. Ihr Herz setzte aus, als sie seine Hände auf ihrem Rücken spürte. Er zog den Stoff ihres Kleides nach oben und stopfte ihn unter den Gürtel.

„Du hast meinen direkten Befehl ignoriert. Für diese Zuwiderhandlung wirst du bestraft. Deine Strafe besteht darin, dass du den Abend in diesem Käfig verbringst. Du wirst zusehen und zuhören und hoffentlich etwas dabei lernen.“

Er wandte sich ab und setzte sich auf einen der Sessel, nahm seine Sklavin auf den Schoß und griff ihr in den Schritt.

Oh mein Gott! Er würde Daisy hier und jetzt benutzen, während sie zusehen sollte. Alices Ohren brannten bei dem Gedanken daran. Klar hatte sie im Club schon zugesehen. Man durfte dort Sex haben, weil es ja ein privater Club war und niemand je erfahren würde, was hinter den geschlossenen Türen abging. Alle Mitglieder waren zur Verschwiegenheit verpflichtet. Trotzdem. Im Club schaute man nicht direkt zu, es sei denn, man wurde dazu aufgefordert, was sie bisher nur ein einziges Mal erlebt hatte. Es war eine Frage der Höflichkeit, wegzusehen oder es einfach zu ignorieren.

Aber hier … Alice sollte ja schauen, sollte hören. Sie starrte durch die Stäbe zu dem Paar. Cecils eine Hand knetete grob Daisys Brüste, die andere fuhr immer wieder in ihre eindeutig feuchte Muschi. Jetzt saugte er fest an ihren Nippeln, abwechselnd, bis beide hart und dunkelrot abstanden. Aus einer Hosentasche zog er eine Nippelklemme hervor, die er ihr anlegte. Daisy quietschte ein wenig, aber das Geräusch verwandelte sich in ein dumpfes Stöhnen, als er die Klemmen an den Schrauben festzog.

Alices Brüste schmerzten aus Mitgefühl. Wie würde sich das anfühlen? Sie hatte zuhause damit experimentiert, aber sie hörte immer auf, wenn es zu schmerzen begann. Wie wäre es, wenn ein Mann das übernahm und eben nicht beim ersten Anzeichen von Schmerz aufhörte? Genau das war es, was sie wollte. Das war immer Teil ihrer Träume gewesen, Teil des Bedürfnisses, eben nicht selbst zu entscheiden, was sie wollte oder nicht. Sie wollte es einem Mann überlassen. Dem Mann. Ach fuck, welchem nur? Bisher hatte sie keinen gefunden. Nun wurde ihr die Wahl abgenommen. Master Cecil würde das in der nächsten Zeit übernehmen, oder wen immer er für sie bestimmte.

Okay, ja, der Gedanke machte sie nass, aber er erzeugte auch überwältigende Angst.

Oh, wie süß, Cecil murmelte seiner Frau etwas ins Ohr. Sie kicherte. Als er ihr dann ein zweites Paar Klemmen in die Hand drückte, schwante Alice Böses.

„Liebes, schau mal, die sind für dich.“ Daisys unbeschwerter Ton und die sanft schwingende Kette in ihren Händen standen in so krassem Gegensatz zu dem Zweck ihrer Annäherung, dass Alice stumm blieb. Das hinderte Daisy nicht daran, durch die Stäbe zu greifen, Alices Brüste aus dem Stück Stoff zu befreien und an dem ihr zugewandten Nippel zu zupfen.

Alices Hände zuckten. Sie war drauf und dran, Daisys Finger abzustreifen, aber ein Blick zu dem Master zeigte, dass er genau darauf wartete. Also hielt sie still, aber sie konnte das schwere Schlucken nicht unterdrücken.

Die Klemmen krallten sich in ihre zarten Nippel. Gerade unter der Beobachtung des Masters wollte Alice auf einmal nicht zeigen, ob es schmerzte. Sie biss die Zähne zusammen und zeigte keine Regung. Daisy zog die Klemme, an die sie besser herankam, sorgfältig an, die andere bekam eine Drehung zu viel. Trotzdem zuckte sie nicht. Ihre Mutter hatte sie schon als Kind als stur bezeichnet. Und als dickköpfig und halsstarrig.

„Komm zu mir.“ Cecil hatte ganz leise gesprochen, aber Alice konnte aus der Nähe beobachten, was seine Stimme mit Daisy machte. Ihr Mund öffnete sich, ihre Augen bekamen einen besonderen Glanz. Sie drehte sich noch in der Hocke um, dann bewegte sie sich langsam und mit einem sinnlichen Schwenk ihrer Hüfte auf Händen und Knien auf ihren Herrn zu. Vor ihm setzte sie sich auf die Fersen, spreizte ihre Beine, streifte das Stück Stoff ab und schaute zu ihm auf. Auch wenn Alice ihr Gesicht nicht sehen konnte, so war sie sicher, dass sich darin pure Anbetung zeigen würde.

In Master Cecil war eine Veränderung vor sich gegangen. Er wirkte größer, breiter, seine Schultern waren zurückgezogen und sogar sein Bauch erschien kleiner. Mit einer Hand machte er eine einladende Geste. Daisy schien zu wissen, was sie bedeutete, denn sie langte nach seiner Gürtelschnalle, öffnete sie, zog den Gürtel durch die Schlaufen und reichte ihn zusammengefaltet ihrem Herrn. Dann beschäftigte sie sich mit der Hose, bis sie seinen erigierten Schwanz in Händen hielt. Das Schlürfen und Schmatzen verriet sehr gut, was sie tat.

Alice betrachtete so fasziniert Daisys Kopfbewegungen und die hinter ihrem Rücken verschränkten Arme, dass sie heftig zusammenzuckte, als Daisy das auch tat. Was war passiert? Erst jetzt sah sie, dass Cecil den Gürtel hielt, ausholte, und Daisy einen weiteren Schlag auf den Rücken versetzte, der lauter auf ihre Haut klatschte als der erste.

Oh fuck! Alice schien jeden Schlag zu spüren, als würde er auf ihren Rücken auftreffen. So hatte Hunter sie geschlagen. Genau einen Schlag mit dem Paddle, mehr nicht. Beinahe sanft im Vergleich zu diesem hier. Erst der Stockhieb hatte sie geschmerzt. Das hier … war wie eine Kombination aus dem Stock und der Erregung, die Hunter alleine mit seinen Worten und den Andeutungen herbeigezaubert hatte.

Dabei wollte sie gar nicht so geschlagen werden. Oder doch? Sie wünschte sich, Hunter hätte seine Liste anders angelegt, die Erfahrungen in anderer Reihenfolge eingesetzt.

Hier sollte es nur um D/s gehen, um das Machtgefälle zwischen einem Herrn und seiner Sub. Ob es etwas bringen würde, wenn sie doch gar keine emotionale Bindung an den Herrn hatte? Bei den Seilen war ihr bewusst geworden, dass es nicht die Seile alleine waren. Der Mann, die Person, die sie band, gehörte unweigerlich dazu. Bestand eine Bindung mit ihm, ergab sich auch ein Gefühl in den Seilen.

Der Gürtel klatschte unerbittlich auf die nackte Haut. Rote Striemen zeigten sich, Daisy stöhnte unter jedem Schlag, unterbrach aber das Lecken und Saugen nicht für eine Sekunde.

Eine Luftbewegung brachte einen unmissverständlichen Duft in Alices Nase. Erregung. Weibliche Säfte, männliche Lusttropfen. Oh Mann. Sie wurde geil, das war nicht zu bestreiten. Sie starrte und starrte, vergaß den Schmerz an ihren Nippeln, die unbequeme Haltung, die Erniedrigung des Halsbands und der Leine. Sie wünschte sich, Teil zu sein, teilzuhaben. Ein Pornofilm? Kein Vergleich. Viel intensiver, alle Sinne einbeziehend, direkt und ungefiltert.

„Alice, nimm die Klemmen ab.“

Sie starrte verwirrt den Mann an, der jetzt mit einer Hand den Kopf seiner Frau an sich drückte. Beiläufig und doch so tief, dass Alice das Würgen und die zwar unterdrückten, aber unmissverständlichen Abwehrbewegungen Daisys hören und sehen konnte. Hatte er denn kein Mitleid? Das war doch seine Frau? Würde er sie ersticken, um seine Lust zu genießen?

„Ich lasse sie frei, wenn deine Klemmen ab sind.“

Oh Gott! Die Klemmen! Sie fummelte mit ungelenken Fingern an ihren Brüsten herum, musste erst die Schraube ertasten, da sie den Kopf nicht soweit senken konnte, dabei den Oberkörper in der Stellung halten, um nicht von dem Halsband gewürgt zu werden. Schnell, schnell! Sie wollte nicht, dass Daisy ihretwegen leiden musste. Was für eine perfide Situation! Endlich hielt sie die Kette in Händen. „Zeig sie mir.“

Sie streckte sie durch die Gitterstäbe, hielt sie ihm hin, krümmte sich dabei unter dem einsetzenden neuen Schmerz, sah kaum, wie er Daisy losließ und diese spuckend und würgend wieder zu Atem kam.

Ihr Herz raste, ihre Finger waren klamm. Und ja, ihre Nippel fühlten sich an wie Ballone, geschwollen und kurz vor dem Platzen.

Noch damit beschäftigt, sich die Hose zu schließen, kam Cecil zu ihrem Käfig. „Wie findest du die Klemmen?“

„Sie tun weh, Sir.“

„Sie werden immer dann eingesetzt, wenn du Schmerz brauchst, um dich zu konzentrieren. Wie steht es mit dem Gürtel? Schon mal auf dir gespürt?“

„Nein, Sir.“ Sie würde den Teufel tun und ihm von ihren Sehnsüchten und Ängsten erzählen. Sie fürchtete, dass er alles gegen sie verwenden würde.

„Wir werden sehen.“

Der Master ging zurück zu seiner Liege. „Bring mir ein Bier.“

Daisy lief nackt ins Haus und kehrte nach kurzer Zeit wieder mit einer Flasche Bier, die sie ihm auf Knien servierte. Dann zog sie ihm Schuhe und Strümpfe aus, eine eindeutig selbstverständliche Handlung, massierte ihm die Füße eine Weile, bis er sie wieder mit einer Handbewegung zu sich kommandierte. Diesmal streckte sie ihm ihren Arsch entgegen, und zwar genau so, dass er kaum die Hand zu bewegen brauchte. Alice beobachtete, wie seine Finger in die Muschi der Frau eindrangen und lässig mit ihr spielten, sie aber nicht zum Höhepunkt brachten. Das Fingern war für ihn so selbstverständlich, wie andere Männer an ihrem Bart zupften.

Wie wäre es, so vertraut mit einem Mann zu sein? Sich so behandeln zu lassen, ihm immer und überall zur Verfügung zu stehen? Was, wenn er aber gar kein Interesse daran hätte, sie anzufassen? Wenn die Liebe, oder was immer das hier war, schon nach kurzer Zeit abflaute und nur eine ‚normale‘ Beziehung übrigbliebe? Der Dom bestimmte, was geschah, die Frau war allein von seinen Entscheidungen abhängig. Sie konnte gehen oder bleiben, aber sonst? Hatte Daisy Mitspracherecht? Sie schien vorhin eigene Ziele zu verfolgen. Stimmte das auch? Oder tat sie es nur, wenn er abwesend war?

Fragen über Fragen.

Sie jedenfalls hatte kein Interesse daran, einem Mann die Füße zu massieren. Warum sollte sie das tun? Nein, wirklich nicht.

Ein lautes Klatschen, das Daisy mit Kichern beantwortete. Cecil hatte ihr einen heftigen Schlag auf eine Arschbacke versetzt. „Ab ins Bett. Aber vorher müssen wir unseren Gast befreien.“

Cecil kam zu ihrem Käfig.

Endlich! Ihre Knie schmerzten und die erzwungene Haltung machte sie ganz steif.

Er löste die Kette, öffnete die Tür und wartete, bis sie aus dem Käfig gekrochen war. „Hinknien.“

Sie nahm etwas steif die Haltung ein, die sie bei Daisy beobachtet hatte.

„So wirst du in meiner Anwesenheit immer knien, wenn du nichts zu tun hast und auf meine Anweisungen wartest. Hast du verstanden, warum du im Käfig warst?“

Alices Haltung versteifte sich weiter. „Ich habe Ihre Anweisungen nicht befolgt, Sir. Das war die Strafe dafür. Ich werde in Zukunft Ihren Befehlen gehorchen.“ Dass sie das nur in dem Rahmen tun würde, der ihr zusagte, fügte sie nicht an. Sie war durchaus gewillt, diese Art zu leben zu erkunden, aber nur bis zu einer Grenze. Wo die lag, würde sie herausfinden müssen.

„Ich stehe nicht auf hohle Worte. Taten sind das Einzige, was zählt. Folge mir. Auf allen vieren, direkt neben mir.“

Er drehte sich um und lief los. Fuck! Sie brauchte eine Sekunde, ehe sie im folgen konnte, einfach weil sich ihr Hirn weigerte, die Anweisung zu akzeptieren. Dann krabbelte sie eilig hinterher.

Das ging ihr jetzt schon gehörig auf den Keks. Sollte sie etwa vier Wochen auf den Knien verbringen? Nie im Leben. Diese Haltung war viel zu demütig, aber auch entwürdigend.

Als sie in ihrem Zimmer angekommen waren, hörte sie ihn glucksen, dann laut lachen. Was war so witzig? Sie sah sich um. Kein Grund zu sehen.

„Ich kann dich qualmen sehen, kleine Sub. Deine Gedanken umgeben dich wie eine schwarze Wolke, aus der Blitze zucken. Nicht deins, nicht wahr? Siehst du, so schnell vergisst du deine Worte. So weit her ist es mit deiner Demut. Genau daran werden wir arbeiten, denn sie ist der Grundstein für deine Erziehung. Eine demütige Sub braucht keine Anweisungen, sie spürt, was ihr Herr will, und tut es freiwillig. Ihm zuliebe. Um ihm eine Freude zu bereiten.“ Der Humor verschwand aus seiner Stimme. „Damit du verstehst, um was es geht, wirst du heute Nacht eine weitere Lektion in Demut erhalten. Geh, mach dich fertig. Ich erwarte dich in zehn Minuten nackt in meinem Schlafzimmer.“

Fuck! Fuck, fuck, fuck!

War sie so leicht zu durchschauen? Wieso sollte sie sich freiwillig für ihn erniedrigen? Und was plante er für heute Nacht? Die Fragen wirbelten durch ihren Kopf wie Schnee in einem Blizzard, wie sie ihn erst einige wenige Male erlebt hatte. Während sie Zähne putzte, die Toilette benutzte, ihre Haut eincremte, gingen ihr tausend Szenarien durch den Kopf, dabei war klar, dass alle oder keine zutreffen könnten.

Master Cecil erwartete sie auf dem Bett sitzend. Sie ging vor ihm auf die Knie, wie sie es inzwischen gelernt hatte. Er ließ sich Zeit und sie ahnte, dass er sie genau betrachtete, aber auch ihr Verhalten beobachtete, weshalb sie sich zwang, stillzuhalten. Auch wenn es schwerfiel. Sie hörte Daisy im Bad, ansonsten war es sehr still im Haus, von draußen waren kaum Laute zu hören.

„Sehr schön. Denk bei allem, was du in der nächsten Zeit lernen wirst, daran, für wen du es lernst. Für deinen Herrn. Ich bin sicher, er wird alles zu schätzen wissen, jede Geste, jede deiner Haltungen, aber vor allem die Einstellung, die dahintersteht.“

Es kostete Alice eine Menge Kraft, nicht zu antworten, aber er hatte keine Frage gestellt.

Welcher Herr? Sie hatte keinen Herrn.

Cecil wies ihr ein Lager aus zusammengefalteten Decken am Fußende seines Bettes zu. Kaum hatte sie sich darauf niedergelassen, klickte wieder die Kette ihres Halsbands in eine Öse, die sie nicht einmal gesehen hatte. Sie wartete, bis er außer Sicht war, bis sie testete, wie weit sie sich bewegen konnte. Gar nicht. Sie würde sich entweder auf die rechte oder linke Seite legen können, mehr nicht.

Während sie den Geräuschen lauschte, fragte sie sich ständig, ob der Mann nicht doch noch über sie herfallen würde, einfach weil sie ihm zur Verfügung stand. Nichts dergleichen geschah. Die beiden schienen sich zum Schlafen zu legen. Nach kurzer Zeit erklangen ein dumpfes und ein leichtes Atmen. Sie waren eingeschlafen.

Welcher Herr? Ob sie jemals einen finden würde? Sie gestand sich ein, dass der Plan, in der Villa ihrer verstorbenen Tante einen Kink-Club zu eröffnen, auch der Hoffnung geschuldet war, dort einen Dom zu finden. Sie hätte die Auswahl, denn sie würde bestimmen, wer in den Club zugelassen würde.

Ihr fielen zwischendurch die Augen zu, aber sie konnte sich nicht dem Schlaf überlassen, erst langsam entspannten sich ihre Muskeln, während ihre Gedanken noch ratterten. Wie sollte er aussehen? Es wäre sicher einfacher, wenn sie sich den Mann vorstellen würde, für den sie das alles lernte, da hatte Cecil recht. Er sollte groß sein. Muskulös. Ein bisschen geheimnisvoll. Intelligent. Er könnte aber auch ein bisschen schief sein, ein Auge höher als das andere. So, als würde er immer eine Braue anheben.

Mit Hunters Bild vor Augen schlief sie ein.

3

Alice erwachte mit dem Gefühl völliger Orientierungslosigkeit. Wo war sie? Warum lag sie auf dem Boden? Nackt? Sie schlief allenfalls im Sommer nackt, wieso jetzt? Beim Versuch, sich aufzurichten, kam die Erinnerung zurück. Sie war in Orlando, deshalb war es warm. Sie schlief auf dem Boden, weil sie in Demut erzogen werden sollte. Von … den beiden Menschen, die gerade Sex im Bett über ihr hatten.

Oh je. Die Geräusche waren unmissverständlich. Master Cecil rammte sich in Daisy. Welche Öffnung er nutzte, konnte Alice nur ahnen. Vermutlich ihre Vagina, denn sie hörte das Klatschen, das wohl von Bauch auf Arsch stammte. Daisy grunzte nur leise, Cecil keuchte laut und heftig.

Fuck, Alice war innerhalb von Sekunden auf hundertachtzig. Feucht, fiebrig, geil. Sie stellte sich vor, wie es dazu gekommen war, Cecil, der mitten in der Nacht mit einer Latte erwachte, sich seine Sklavin packte und sich in ihr abreagierte. Diese Vorstellung machte Alice unglaublich an. Sie war noch nie so gepackt worden, war nie ohne Vorspiel gefickt worden. Wie wäre das? Wie würde sie reagieren? So wie die Frau da oben, die eine Menge Spaß hatte, nach dem sich steigernden Grunzen und dem Stöhnen zu schließen? Oder würde sie den Mann von sich stoßen, ihm eine knallen, ihn vom Bett schubsen? Das kam ja wohl auf den Mann an.

Ach verdammt, sie wollte nicht darüber spekulieren. Sie wollte einfach nur die Frau sein, die so genommen wurde. Hart. Tief. Ein bisschen schmerzhaft, gerade so, dass es die Lust nur weiter anheizte. Sie konnte nicht anders. Ihre Finger waren schon längst an ihrer Klit, spreizten die Schamlippen, rieben, rieben, rieben …

Sie kam fast zeitgleich mit Cecil, nur wenig nach Daisy, die ihren Orgasmus doch noch laut hinausgeschrien hatte.

Alice war froh, dass sie am Morgen dem Master nicht ins Gesicht sehen musste. Er machte sie los und sie verschwand schnell in ihrem Zimmer. Erst nachdem sie die Tür zum Bad hinter sich geschlossen hatte, atmete sie ruhiger. War sie prüde? Zu prüde? Noch nie im Leben hatte sie so intensiv Sex mitbekommen, dabei hatte sie nicht einmal etwas gesehen. Alleine die Geräusche und Gerüche hatten genügt. Und das, was in ihrem Kopf passierte.

Sie erinnerte sich an Hunter, an den Schlag mit dem Flogger, der kein bisschen geschmerzt hatte. Auch dabei war ihre Reaktion alleine dem Kopfkino zu verdanken, das er in ihr ausgelöst hatte.

War sie zu leicht zu manipulieren? War sie schwach, leicht zu beeinflussen, nachgiebig? Das wollte sie nicht sein. Sie überlegte, ob sie sich vielleicht bisher in falschem Licht gesehen hatte. Zugegeben, sie hatte lange gebraucht, bis sie sich für einen Studiengang entschieden hatte, aber dann hatte sie das durchgezogen. Sprach aber ihre Bereitschaft, ihren Job für diesen verrückten Plan aufzugeben, nicht dafür, dass sie zu sprunghaft war? Das wäre doch ein Zeichen von Schwäche, oder?

„Alice? Bist du im Kaninchenbau verschwunden?“, donnerte die Stimme von Cecil durchs Haus.

Oh Mist! „Komme gleich, Sir!“

Sie hatte nicht einmal geduscht, nur verträumt auf der Toilette gesessen. Jetzt aber hurtig, wenn sie keine Strafe herausfordern wollte!

Wieder musste sie in dem kurzen, viel zu durchsichtigen Kleidchen auf dem Boden zu seinen Füßen knien. Wieder erhielt sie nur Essen von seiner Hand.

Ein Teil ihres Verstandes analysierte seine Handlung, aber sie schaffte es nicht, ihre Reaktion darauf genauso kühl zu betrachten. Jedes Stück siruptriefender Pfannkuchen aus seiner Hand erinnerte sie an die Stellung, die sie in diesem Haus, in dieser Situation einnahm. Dabei wusste sie genau, dass er das erreichen wollte, dass er mit Absicht zeigte, wie abhängig sie von ihm war. Dass er bestimmte, wie viel, was und wann sie aß, sogar, ob überhaupt etwas. Sie wollte es nicht ausprobieren, aber sie ahnte, dass er verhindern würde, dass sie selbst zugriff. Er war erheblich stärker als sie.

Aber es war nicht die Angst vor seiner Stärke, die sie auf dem Boden hielt. Sicher, das Wissen, dass diese Erfahrung wichtig für ihre Pläne war, gehörte dazu, aber eigentlich ging es um ihre Bereitschaft, sich ihm unterzuordnen.

„Wird schon, kleine Alice.“

Wusste er immer, was sie dachte? Dass sie die Bestätigung brauchte, mehr als die Nahrung aus seiner Hand?

Sie schaute zu ihm auf. Eine leichte Wärmewelle konnte sie nicht unterdrücken bei der Erinnerung an die Nacht, aber sie wollte sehen, wie er sie betrachtete. Mit Verachtung? Nein, keineswegs. Achtsam, ein wenig belustigt, geduldig.

„Du wirst den Vormittag mit Daisy hier verbringen. Sie meint, du wärest hilfreich bei ihren Planungen. Am Nachmittag kommt ihr in den Club. Ich habe eine Lektion, die du beobachten darfst.“

Zunächst beobachtete sie Daisy. Diese saß mit ihrem Herrn am Tisch und frühstückte normal, was Alice mit Neid erfüllte. Dann sah sie den Blick, den die Frau ihr zuwarf, als Cecil wieder einmal eine Gabel voll zu Alice reichte. Sehnsucht. In Alices Brust krampfte sich etwas zusammen. Es musste ihr Herz sein. Dass diese Frau sich wünschte, so behandelt zu werden, anstatt gleichwertig neben ihm zu sitzen, versetzte ihr einen Stich. Liebe? Oh ja, Daisy liebte ihren Herrn. Sie würde alles für ihn tun. Sogar sich erniedrigen und vor ihm kriechen.

Der Tag mit Daisy war wundervoll. Nachdem Cecil weggefahren war, machte es ihr nichts mehr aus, so leicht bekleidet herumzulaufen. Das warme Wetter, die Sonne auf der Haut, als sie sich in den Pool stürzten, die Gespräche mit der klugen, liebevollen Frau, das alles erweckte in ihr das Gefühl von Ferien. Sie diskutierten über weitere Kurse, die Ausführung, Zeiten, Planung. Alice konnte viel lernen von dieser klugen Frau, die das schon lange organisierte. Und keineswegs für jede Entscheidung auf das Okay ihres Herrn wartete. In gewissen Grenzen, wie sie erfuhr.

Über die Nacht oder das Frühstück sprachen sie nicht. Alice war nicht soweit, es anzusprechen, für Daisy schien es so selbstverständlich zu sein wie die Tasse Kaffee, die sie sich am Vormittag gönnte.

Gegen vier fuhren sie zum Woodshed.

Cecil erwartete sie dort und wies sie ein. „Ich habe gleich eine Unterrichtsstunde mit einer Sub, die ihrem Herrn zuliebe lernen will. Du wirst beobachten. Kein Laut, keine Geste, kein Zappeln, überhaupt keine Äußerung. Ich will nicht, dass Heather sich von deiner Anwesenheit belästigt fühlt. Setz dich hierher. Wir sprechen hinterher darüber, wenn Bedarf besteht.“

Vor einer Wand lag ein dickes Bodenkissen, auf dem Alice sich niederließ. Immerhin sollte sie nicht stundenlang knien, wofür sie dankbar war.

Heather betrat den Raum. Eine dunkelhäutige, große und kräftige Frau. Als Erstes staunte Alice über ihre Art, sich zu bewegen. Elegant, fließend. Sexy. Ein leichtes Hüftschwenken, aber nicht übertrieben, dazu der gesenkte Kopf. Demut war das passende Wort.

Trotzdem wurde Alice unbehaglich zumute, als sie beobachtete, wie Heather sich vor Cecil hinkniete, sogar den Kopf zu Boden senkte und mit der Stirn die Fliesen vor Cecils Füßen berührte. Natürlich wusste sie, woher das Unwohlsein stammte. Eine Nachfahrin von echten Sklaven, von Menschen, die brutal unterdrückt worden waren und viele Generationen unter den Weißen gelitten hatten.

Es fiel ihr schwer, sich von diesem Unbehagen zu lösen, doch irgendwann überwog die Faszination. Heather sollte heute üben, wie sie ihrem Herrn ein Getränk servieren konnte. Sie trug auf einem kleinen Tablett ein gefülltes Glas Wasser heran, kniete sich, reichte es Cecil, dann stand sie auf und zog sich dezent ein paar Schritte zurück.

Cecil winkte sie immer wieder zu sich und gab ihr Tipps. Sie sollte sich seitlich nähern, nicht von vorne. Das Tablett durfte nicht schwanken, wenn sie sich niederließ, damit nichts verschüttet wurde. Den Kopf sollte sie gerade so senken, die Schultern zurücknehmen.

Aus den wenigen Worten, die Heather antwortete, entnahm Alice, dass es sich um eine gebildete Frau handelte, die sicher ihren festen Platz im Leben hatte, vermutlich Verantwortung trug. Trotzdem schien es ihr wichtig, zu lernen, wie sie einen anderen Menschen bediente?

Immer wieder wurde diese eine Handlung durchexerziert. Nochmal hinknien, aufstehen, hinknien, aufstehen. Welche Geduld sie aufbrachte! Alice glaubte nicht, dass sie das Gleiche aushalten würde.

Erst als Cecil mit der Ausführung zufrieden war, gab er ihr einen weiteren Hinweis. „Noch schöner wäre es, wenn du dich nur auf ein Knie niederlassen würdest. Es wirkt eleganter. Versuch es.“ Selbst Cecil schien ruhig, geduldig, ernsthaft.

Auch diese Bewegung musste erneut geübt werden, mindestens zwanzigmal ließ sich Heather auf ein Knie nieder, reichte das Glas an, ließ es sich zurückgeben.

Alice fand diese Art der Anreichung fantastisch. Eine wunderbare Geste, mit der Eleganz ausgeführt, die Heather eigen war, keineswegs linkisch oder wacklig. Cecil verabschiedete Heather mit dem Hinweis, sie solle diese Bewegung immer wieder üben, was Heather nur mit einem Nicken kommentierte. Doch diesmal flog ihr Blick für einen Moment zu Alice.

Alice sah ihr Zögern. Die Frau hatte eben erst realisiert, dass sie beobachtet wurde, dass eine andere mitbekam, wie sie solche Anordnungen annahm und eintönig immer die gleiche Handreichung einübte. Sie war sich sehr wohl der Wirkung ihrer Übungen auf Außenstehende bewusst.

Auf einmal verstand Alice, was hier vorging. Warum nur hatte sie so lange gebraucht? Heather wollte ihrem Herrn gefallen, lernte, was sie glaubte, würde ihm gefallen. Dafür nahm sie diese Stunden, dafür übte sie stumpfsinnige Handlungen.

Sie nickte Heather zu und lächelte sie an.

Heathers Gesicht wurde weich, ihre Augen sandten eine Botschaft an Alice. Dann ließ sie sich erneut nieder, legte die Stirn auf den Boden, bedankte sich bei Cecil und verließ den Raum.

Alice atmete tief durch. Auch wenn diese Stunde oberflächlich langweilig gewesen sein mochte, so hatte sie doch die ganze Zeit angespannt dagesessen.

„Was beschäftigt dich, Alice?“

„Sie ist schwarz“, platzte sie heraus. Oh nein, das hatte sie doch gar nicht ansprechen wollen. Es klang ganz falsch.

Anscheinend wusste Cecil, was sie meinte. „Na und? Sie ist frei. Sie ist emanzipiert. Gleichberechtigt. Ihre eigene Herrin. Sie kann tun und lassen, was sie will.“

Alice seufzte. Warum musste er ihr das erst sagen? Sie selbst behauptete von sich, aus freiem Willen unterwürfig sein zu wollen, eben weil ihr der Feminismus die Freiheit gab, selbst zu entscheiden. Warum hatte sie das der dunkelhäutigen Frau abgesprochen? Anscheinend musste sie ihre Einstellung doch überdenken. Und ändern. Es war falsch, einen Menschen nach seiner Hautfarbe in ein Raster zu stecken, das wusste sie natürlich, aber leider funktionierte das nicht immer.

„Noch was?“

„Tut sie das, weil ihr Herr das von ihr erwartet? Weil er es befohlen hat?“

„Was denkst du, Alice? Wie hat sie auf dich gewirkt?“

Alice presste die Lippen zusammen. Cecil kannte die Antwort, doch sie musste es aussprechen. „Weil sie ihn liebt.“ Jetzt, wo die Worte laut im Raum hingen, wurden sie klar, unübersehbar.

„Sehr gut, Alice. Mir scheint, diese Lektion hat etwas gefruchtet. Nun bist du an der Reihe. Mir scheint, du hast noch so einiges zu lernen. Der einfachste Weg ist es, zu wiederholen, was du eben gesehen hast. Je öfter man etwas tut, desto besser prägt es sich ein.“

Sollte sie etwa auch das Tablett durch die Gegend tragen? Sie würde nie so elegant aussehen wie Heather.

„Wir beginnen damit, dass du das Hinknien übst. Jedes Mal, wenn du in Stellung bist, wirst du sagen: ‚Verzeihung, Sir.‘“

„Wofür?“ In dem Moment, in dem ihr das rausrutschte, wusste Alice, warum sie das tun sollte. „Sir.“ Reichlich spät. Zu spät, eindeutig. Crap!

Cecils Gesicht wurde hart. Oh, oh.

Alice beeilte sich, aufzustehen. Dann war sie an der Reihe. Hinknien, entschuldigen, aufstehen. Gefühlt hundert Mal.

Tatsächlich war es erheblich weniger gewesen, trotzdem schmerzten ihre Knie. Sie würde nie wieder vergessen, Cecil mit Sir anzusprechen, schwor sie sich.

„Heute Abend kommen Gäste hierher. Du darfst dich frei in den Räumen bewegen. Dieses Armband hier“, Cecil legte ihr ein neongelbes Bändchen um das Handgelenk, „besagt, dass du zu mir gehörst und hier ausgebildet wirst.“

Leider hatte Cecil vergessen, ihr zu erklären, was sie nun genau tun durfte oder nicht. Besser gesagt, was die Gäste mit ihr tun durften, und was nicht. Obwohl, vergessen? Cecil vergaß vermutlich nie etwas so Wichtiges.

Die Besucher unterschieden sich kaum von den Gästen des Springfield Munch Convention Center. Na ja, sie trugen noch weniger am Leib, was bei den Temperaturen nicht verwunderte. Die Räume waren klimatisiert, allerdings nicht auf die üblichen 18° Raumtemperatur, da sonst die Subs erbärmlich gefroren hätten. Der Luftzug blieb angenehm, vielleicht 24°, so dass die in Leder gekleideten schnell ins Schwitzen kamen.

„He, bring mir zwei Gläser Wasser!“, rief ein Mann Alice zu und wandte sich zurück zu seinem Sub, den er auf einer Spankingbank angekettet hatte.

Alice wollte aufbegehren, wollte ihn in seine Schranken verweisen, doch sie besann sich ihres Aufzugs. Das Kleidchen ließ sie nicht gerade wie eine ebenbürtige Person erscheinen. Oder lag es mehr an ihrer Haltung?

Also gab sie nach. Die Frau an der Bar war ihr als Mariana vorgestellt worden. Von dieser erhielt sie die gefüllten Gläser und brachte sie zurück zu dem spielenden Paar. „Bitte, Sir.“

Er nahm ihr nur ein Glas ab, brachte es zu seinem Sub und gab ihm zu trinken. Diesen behandelte er auf eine Art, die Alice noch nie so beobachtet hatte. Liebevoll und trotzdem rau. So einiges lief dem Gefesselten über das Kinn, weil das Wasser eher in seinen Mund geschüttet wurde, dann jedoch wischte der Master seinem Sub eine Träne unter dem Auge weg und leckte sie von seinem Daumen ab.

Alice bekam Gänsehaut.

Als der Mann das leere gegen das volle Glas austauschte, blieb sein Blick an Alice hängen. „Solch eine Sehnsucht … Du hast noch keinen Dom gefunden?“

Fuck. Konnte man ihr das so leicht ablesen? Sie schüttelte den Kopf, dann besann sie sich und antwortete schnell: „Nein, Sir.“

„Wird schon, Kleines. Nutze doch die Gelegenheit und versuch es mal.“

„Aber ich bin nur zur Ausbildung hier.“ Alice hob das Handgelenk mit dem gelben Band.

Er lachte auf. „Ich wusste nicht, dass du zuerst die theoretische Prüfung ablegen musst. Ich dachte immer, hier lernst du nur die Praxis.“

Mit einem Zug stürzte er das zweite Glas Wasser hinunter, dann wandte er sich wieder seinem Partner zu. Alice war schon vergessen, so wie er dem Mann über den rotglühenden Arsch strich. Als seine Hand zwischen dessen Beinen abtauchte, wandte Alice sich ab. So manches war zu intim, um beobachtet zu werden, selbst in einem Raum voller Menschen.

Die Aussage des Mannes gab ihr zu denken. Sicher war sie hier für die Praxis. Theorie gab es eher weniger, wenn, dann eher von Daisy. Durfte sie also mitmachen? Oder sollte sie es sogar? Cecil hatte nur gesagt, dass das Armband sie kennzeichne, aber nicht, dass es sie einschränken würde.

Sie traute sich, Mariana zu fragen. „Entschuldige bitte. Darf ich etwas fragen?“

„Klar. Was willst du wissen?“

„Wie stelle ich es an, dass mich ein Dom einbezieht?“

Die Latina mit Haaren bis zum Po grinste über das ganze Gesicht. „Ah, ich dachte schon, du bist nur Zuschauerin. Schau mal, da drüben ist ein Sofa. Setz dich zu den anderen. Das ist die Ecke, in der die Doms sich ihre Subs suchen.“

„Dankeschön.“

„Gerne. Aber wenn du keinen Ärger bekommen willst, sprich mich lieber in Zukunft mit Ma’am an.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752137217
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
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Autor

  • Margaux Navara (Autor:in)

Margaux lebt BDSM. Kein 24/7, aber mit jedem Jahr, das vergeht, schleicht sich das Machtgefälle tiefer in alle Aspekte ihres Lebens. Margaux schreibt über BDSM. Ihre Geschichten beinhalten dominante Männer und Frauen, die sich unterwerfen oder unterworfen werden. Sie wechselt zwischen historischen und modernen Frauen - die einen gezwungen, sich zu unterwerfen, die anderen freiwillige submissive Alpha Females. Mehr Geschichten und Gedanken über BDSM finden Sie auf der Webseite margauxnavara.com.
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Titel: Hunters Liste: Erzogen