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Der Fluch von Rosegarden Manor

von Marlies Lüer (Autor:in)
159 Seiten

Zusammenfassung

Weil ihre Mutter eine neue Karriere in Kalifornien startet, wird die sechzehnjährige Melly bei Tante Hazel in Rosegarden Manor ‚geparkt’. Obwohl das Anwesen in der Nähe von Inverness liegt und dieser Landstrich eher für robuste Flora geeignet ist, gedeihen unter den Händen der Tante die wundervollsten Pflanzen und köstlichsten Obstsorten. Was ist Tante Hazels Geheimnis?

Melly findet heraus, dass Hazel einen entsetzlichen Preis für ihren Erfolg zahlt – und dass ihr dasselbe grausame Schicksal bevorsteht, wenn sie nicht den Fluch bricht, der alle Erbinnen von Rosegarden Manor ins Verderben schickt.

Sie zögert. Ist der Rosenprinz der wahre Feind?

(Spin-Off zur Dandelia-Dorca-Reihe)

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

 

 

Kapitel 1

„Nein, diese Entscheidung treffe ich, du bleibst bei Tante Hazel. Wir haben das doch durchdiskutiert, es ist für dich das Beste.“

Für dich das Beste … Wie sehr ich diese Worte hasste! Wieso glaubte jeder zu wissen, was für mich das Beste sei? Meine Mum konnte so hart sein. Ich musste aber zugeben, dass sie mich nur selten vor vollendete Tatsachen stellte. Meistens bekam ich meinen Willen. Doch dieses Mal offenbar nicht.

Wir saßen mit gepackten Koffern und meinen Zimmerpflanzen im Auto auf dem Weg von Edinburgh nach Inverness. Dafür brauchte man meist so um die dreieinhalb Stunden auf der A9. Danach ging es noch weiter nach Lochardil, ganz durch den Ort hindurch, und dann mitten hinein ins Nichts. Na ja, ich will nicht unfair sein. Tante Hazels Anwesen war durch eine Art Landstraße angeschlossen an die sogenannte Zivilisation. Aber rein vom Gefühl her war dort nichts. Gar nichts. Nichts, was eine knapp Siebzehnjährige gebrauchen konnte. Als ich noch klein war, da war es okay, Tantchen zu besuchen. Für Kinder ist es dort paradiesisch. Wiesen, Felder, ein Wäldchen … ich weiß noch, wie ich süße Erdbeeren gegessen habe, bis sie mir zu den Ohren wieder rauskamen. Die Bienenstöcke waren auch toll, damals für mich das reinste Abenteuer. Die Schaukel in der alten Eiche, die Kapelle, in der die Leute sich die Hand fürs Leben reichten – alles schöne Erinnerungen. Seit damals wünsche ich mir, auch eines Tages ein weißes, bodenlanges Brautkleid mit langem Schleier zu tragen und auf Rosegarden Manor zu feiern und tiefrote Erdbeeren im Champagner schwimmen zu lassen.

Ich hatte eine tolle Kindheit. Wirklich! Bis ich ungefähr fünf Jahre alt war, dann kam es Mum in den Sinn, unbedingt ihr Elternhaus verlassen zu müssen, um in eine große Stadt zu ziehen. Okay, Edinburgh ist jetzt nicht so riesig wie London oder Birmingham, aber eben um einiges größer als Inverness, so ziemlich genau um zehnmal so viele Einwohner größer. Das war eine große Umstellung für mich, vom gefühlten Nichts in eine Mega City zu ziehen und dort eine Schule mit mehr als 1600 Schülern zu besuchen. George Hariot’s School, ähnlich wie Hogwarts von der Architektur her. Nur eben ohne die Magie. Der helle Wahnsinn. Nun ja, das Thema lassen wir jetzt mal lieber. So war es mir damals eben vorgekommen, inzwischen sah ich Edinburgh mit anderen Augen. Mehr City als Mega. Mein Traum ist ja, eines Tages mal Tokio zu besuchen. Das nenne ich eine Mega City! Ungefähr 38 Millionen Einwohner. Mehr als alle Einwohner Kanadas! In einer einzigen Stadt! Muss ich sehen. Und überleben. Denn, wenn ich das geschafft habe, dieses Bad in der absoluten Menge, dann bin ich gewappnet für den Rest meines Lebens.

„Hast du gehört, was ich sagte? Gib deiner Mutter mal eine Antwort.“

Verdammt! Ich war schon wieder weit weggedriftet in meinen Gedanken, sodass ich Mum und den Nissan, den sie steuerte, gar nicht mehr wahrgenommen hatte. Völlig losgelöst … typisch.

„Äh, sorry, ich …“

Nervös rutschte ich auf dem Sitz hin und her. Mum machte am Ende noch ihre Drohung wahr, mich zum Neurologen zu schicken, wenn ich nicht besser aufpasste! Aus irgendeinem Grund war sie der Überzeugung, dass es nur eine Form der Epilepsie sein könne – denn: so ‚desinteressiert und abwesend‘ könne ein Mensch nicht sein. ‚Nicht in meinem Alter‘… Nun ja.

„Du warst wieder mal weit, weit weg, dort, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Habe ich gemerkt. Also, nochmal. Du wirst dich am Ende der Sommerferien mit deiner neuen Lehrerin treffen. Sie will sehen, wo du stehst, wo du vielleicht etwas Unterstützung brauchst. Und sie zeigt dir die Schule, bevor der Unterricht wieder los geht. Sie hat mir versprochen, dich möglichst neben eine ruhige und freundliche Mitschülerin zu setzen.“

Ah, das Thema also! Innerlich verdrehte ich die Augen, obwohl ein Teil von mir durchaus dankbar war. „Ähm, ja. Mach ich. Geht klar.“

Sorgenvoll schaute Mum mich an und lenkte ihren Blick dann wieder auf die Straße. Wir mussten bald zur Abfahrt kommen, die nach Inverness führte. Wäre nicht gut, die zu verpassen.

„Ich bleibe für eine Nacht und morgen werde ich mit einer Taxe zum Flughafen fahren. Bitte versprich mir, dass ich mir um mein großes Mädchen keine Sorgen machen muss.“

„Versprochen. Du kannst dich darauf verlassen. Ich geb‘ mir Mühe in der Schule. Du kannst dich ganz auf deinen Job in Kalifornien konzentrieren. Und nein, du musst nicht jeden Tag mit mir skypen und mir ‚Gute Nacht‘ sagen. Tante Hazel ist cool. Ich komm schon klar.“

Mum setzte den Blinker und fuhr von der Schnellstraße herunter auf die Longman Road. Ein entgegenkommender Rover musste unseretwegen bremsen; der Fahrer hupte wütend und drohte mit der Faust. Mum fühlte sich nicht mal angesprochen. Tja, ich war nicht der einzige Sonderling in dieser Familie. Eigentlich waren wir alle etwas … anders.

Je näher wir Rosegarden Manor kamen, umso mehr freute ich mich nun doch. Tante Hazels Erdbeerbisquitrolle war unübertrefflich. Ich zückte mein Handy und schrieb ihr eine WhatsApp. Sind jetzt gleich in Inverness. Kannst langsam schon mal den Kaffee aufsetzen! Ich tippte auf den Pfeil und wartete auf das Blauwerden des Häkchens. Kurzentschlossen, weil ich es wirklich wissen wollte, fragte ich sie noch, welchen Kuchen es geben würde. Wir waren schon fast in Lochardil, als sie endlich antwortete. Es gibt Erdbeerkuchen, Bisquitrolle. Denkst du, das könnte ich je vergessen? Freu mich, dass ihr bald da seid. Hab euch lieb. Erleichtert schob ich das Handy zurück in meine Jackentasche.

„Hol es noch mal raus und sag ihr, sie soll die Schlagsahne nicht vergessen“, sagte Mum.

Während ich tippte, beschlich mich ein Gedanke. Wie zum Geier hatte sie sehen können, was ich genau schrieb? Sie hatte doch stets auf den Verkehr geachtet. Misstrauisch schielte ich sie von der Seite an. Kannte sie mich und Hazel denn so gut? Sie schien meinen Blick zu spüren und meinte, sie hätte es im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht nötig, auf die schlanke Linie zu achten und würde sich einfach über eine anständige Sahne freuen. „Solltest du auch mal probieren. Wird dir nicht schaden.“

Na, und ob mir das schaden würde! Im Gegensatz zu ihr geriet ich mehr nach der molligen Tante Hazel und Granny Ashley. Beide rund, aber gesund. Abgesehen davon, dass Granny ziemlich früh gestorben war.

„Wenn das alles klappt mit dem Job, dann hole ich dich in einem halben Jahr nach. Stell dir vor – wir beide jeden Tag am Strand! Du könntest einen Hund haben. Wir könnten Surfen lernen, was meinst du? Und ich werde uns sicher in absehbarer Zeit ein eigenes Haus kaufen können. Du gehst dort noch ein weiteres Jahr auf die High School und dann suchen wir dir einen netten Job. Vielleicht finde ich sogar was für dich in der Firma.“

„Ich und die Werbebranche? Nie und nimmer. An welche Art Job hast du gedacht, soll ich die Putzfrau sein? Zu mehr reicht es ja nicht“, wies ich sie voller Bitterkeit zurecht.

„Aber nein, natürlich nicht. Ich hatte mehr an die Poststelle und das Archiv gedacht, Briefe und Akten verteilen und so. Dann kommst du im Gebäude rum, hast Bewegung und triffst ganz unverbindlich lauter Leute.“

„Mum, wach auf. Heutzutage werden moderne Firmen weitgehend papierfrei geführt.“

„Entschuldige bitte, du hast ja recht. Es war nur so ein Gedanke. Vielleicht möchtest du ja auch Floristin werden oder was mit Tieren machen?“

Total genervt schlug ich meine Handflächen auf meine Oberschenkel und stieß meinen Atem aus. „Hör auf, mein Leben zu verplanen! Was ich beruflich mal werde, weiß ich noch nicht und ich habe verdammt noch mal genug Zeit, darüber nachzudenken. Liefere mich einfach bei Tante Hazel ab und mach du deinen Superjob in Amerika und lass mich in Ruhe! Sieh endlich ein, dass ich nicht so bin wie du.“

Schweigen. Nur der Motor und die Reifen auf dem Asphalt machten noch Geräusche.

Ich fuhr mit den Fingernägeln über den Jeansstoff meiner Hose auf und ab und starrte aus dem Fenster. Mir tat es sofort leid, dass ich die Fassung verloren hatte. Aber in letzter Zeit hatte ich einfach nicht mehr die Nerven für sowas. Alle zerrten an mir herum. Nur weil ich extrem schüchtern war, hieß das nicht, dass ich keine Menschen mochte. Im Gegenteil! Doch viele auf einmal machen mich einfach fertig. Jeder riecht anders, hat seine eigene Stimmlage und Mimik, überschüttet mich vielleicht mit einem Berg Informationen, die ich gar nicht will, und, und, und … Menschen gut und schön – aber bitte wohldosiert. Sonst verliere ich mich nämlich selbst. Also, nicht wirklich. Aber es fühlt sich für mich so an! Ich kann mich kaum noch spüren nach einem langen Schultag. Wenigstens schlage ich mich nicht mehr selbst, um ein Gefühl für die eigenen Grenzen zu bekommen. Und nun tat ich es schon wieder – abdriften! Ich holte tief Luft und entschuldigte mich bei meiner Mutter für den Ausbruch.

„Schon gut, Kleines. Mir tut es auch leid. Ich wollte dich nicht bedrängen. Lass uns jetzt an Erdbeeren und Schlagsahne denken, ja?“

„Gern.“

Dieser Gedanke sorgte tatsächlich für Entspannung. Der Rest der Fahrt verflog im Nu und dann bog Mum auf den breiten Zufahrtsweg zu Rosegarden Manor ein. Schon von Weitem konnte man sehen, dass es der Familie MacArran finanziell gutging. Rosegarden Manor war eine Schönheit! Man sagte meiner Tante Hazel nach, dass ihre Rosen und Gartenerzeugnisse viel besser seien als die von Findhorn und ein mindestens ebenso großes Wunder. Angeblich sei sogar Eileen Caddy neidisch auf Tante Hazels Rosenstöcke gewesen. Zu Lebzeiten, versteht sich. Findhorn liegt etwa eine Autostunde von hier entfernt, hat also dasselbe Klima. Abgesehen davon, dass es direkt an der Nordsee liegt. Unser Anwesen lag geschützter. Das mochte den Unterschied erklären.

Endlich waren wir da!

Mum stellte den Motor aus und atmete einmal tief durch. Dann lächelte sie mich aufmunternd an und sagte: „Das Gepäck und die Blumen holen wir später rein.“

Im nächsten Moment stürmte Tante Hazel uns entgegen. Ihr Haar war nussbraun und ihre Figur ähnelte in gewisser Weise tatsächlich einer Haselnuss. In meinen Augen sah sie wie ein entzückendes, dickes Eichhörnchen aus. Mums Name, Willow, war auch so überaus passend. Sie war groß, anmutig und biegsam wie eine Weide. Und schon fiel mir Tantchen um den Hals und erdrückte mich fast mit ihrer Liebe. Was ich ungemein genoss!

„Melly, du bist ja schon wieder gewachsen! Du wirst noch so groß wie die Esche hinterm Haus.“

„Ich hoffe nicht, Eschen werden bis zu 40 Meter hoch“, sagte ich trocken und löste mich behutsam aus ihrer Umarmung. „Ich freue mich, dich zu sehen.“

Tantchen gab mir einen Kuss auf die Stirn und wandte sich dann meiner Mutter zu. „Willow, schön, dich zu sehen. Ich wünschte, du würdest länger bleiben. Musst du wirklich schon morgen in den Flieger steigen?“

„Das hatten wir doch alles besprochen, Hazel. Kurzfristige Termine! Lass uns lieber die Zeit genießen, die wir haben.“

„Ja! Kommt rein, ihr zwei. Wo sind eure Koffer?“

„Die können wir später holen. Jetzt brauche ich eine Tasse Kaffee.“

„Sollst du haben, Schwesterlein. Und Schlagsahne mit echter Vanille! Jede Menge. Nathan kann euer Gepäck ins Haus bringen. Leg einfach deinen Autoschlüssel auf die Treppe. Der versteht den Wink.“

Nathan war das Faktotum von Rosegarden und vermutlich 100 Jahre alt. Er gehörte schon zum Anwesen und zur Familie, als meine Großmutter noch jung war. Ein dürrer Kauz, knorrig wie eine alte Eiche und mit einem etwas düsteren, schrägen Humor gesegnet. Irgendwie war er weder richtig Männlein noch Weiblein, einfach ein altes Etwas.

Und dann endlich saßen wir drei zusammen am Tisch und ich machte mich über den Erdbeerkuchen her. Nach dem dritten Stück stellte ich fest: da war noch Platz für ein viertes. Mum versuchte krampfhaft, mich nicht vom Essen abzuhalten. Ihr Lächeln sah etwas eingefroren aus.

„Noch etwas Sahne in deinen Kaffee, Liebes?“

Ich wusste erst nicht, wen von uns beiden Hazel meinte, aber Mum hielt ihr sofort die Tasse entgegen. Die Schlagsahne war fest und glänzend und duftete herrlich nach Vanille. Ich stellte mir eine Badewanne voll Sahne vor, in die ich mich hineingleiten ließ, um dann mit offenem Mund unterzutauchen. Herrje! Ich war wirklich verfressen. Aber dafür noch relativ schlank. Vielleicht drei Kilo zu viel in der Mitte. Oder fünf. Im Vergleich zu der schlanken Weide in unserer Familie war ich stämmig, aber mein Gott. Es gab Schlimmeres. Heimlich öffnete ich den Knopf meiner Hose. Puh. Nach dem vierten Stück musste aber Schluss sein.

„Wann ist die nächste Hochzeit?“, fragte ich.

„Bald schon. Am Samstag. Du kannst mir helfen, die Kapelle vorzubereiten.“

„Sehr gern.“ Ich nahm den letzten Schluck Kaffee und stellte die Tasse vorsichtig auf die Untertasse. Das Service war von Wedgwood, original Jugendstil. Kostbar. Tante Hazel holte es nur für wichtige Gäste aus der Vitrine. Ich fühlte mich geehrt.

„Der Kuchen war wieder ein Traum, Tante. Danke. Ist es für euch okay, wenn ich jetzt etwas an die frische Luft gehe?“

„Aber sicher doch.“ Tante Hazel winkte lässig und auch Mum nickte. Sicherlich hatten die beiden noch einiges zu besprechen und würden mich nicht vermissen. Es drängte mich jetzt raus an die frische Luft. Ich ging um das Haus herum und nahm den Weg durch den Gemüsegarten, hin zum Haselhain, wo ich mir als Kind kleine Höhlen aus Zweigen und Ästen gebaut hatte.

Für schottische Verhältnisse war das Wetter heute großartig. Ich beschloss, noch einen Spaziergang durch den Rosengarten zu machen und auch dem Erdbeerfeld einen Besuch abzustatten. Obst war schließlich gesund! Als mein Rundgang beendet war, schaukelte ich in der alten Eiche, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass die Seile noch intakt waren. Das Brett, auf dem ich saß, hatte ich eigenhändig glattgeschliffen. Mit Sandpapier. Ich schliff es damals in meinem handwerklichen Eifer so glatt, dass ich beim Schaukeln immerzu runterfiel, woraufhin Nathan eine Art Gummimatte aufklebte.

Ja, dieses Fleckchen Erde, dies war mein wahres Zuhause. Nicht die Wohnung in Edinburgh. Ich erinnerte mich an jedes einzelne wilde Tier, das ich hier gesundgepflegt hatte – das Kaninchen mit dem halb abgerissenen Ohr und dem gebrochenen Hinterlauf, eine freilebende Hauskatze, kleine Vögel mit gebrochenem Flügel, sogar ein Kauz hatte sich von mir helfen lassen. Ich hatte ein Händchen dafür. Vielleicht mein einziges, wahres Talent. Ich hielt sie so oft es ging in meinen Händen auf Herzhöhe und stellte mir vor, wie sie sein würden, wenn sie wieder gesund wären und vergaß die Welt um mich herum. Pures Glück!

Plötzlich hatte ich keine Lust mehr, allein zu sein, und ging durch die Hintertür ins Haus zurück. Als ich an der Küche vorbeikam, hörte ich, wie Mum leise sagte: „Du darfst ihr nie die Wahrheit sagen, Hazel. Schwöre es!“

„Ich schwöre es dir. Vorerst. Irgendwann muss ich es ihr sagen.“

„Nein! Wenn du das tust, lege ich eigenhändig die Axt an, verstanden? Und ich rede nie wieder ein Wort mit dir.“

„Das kannst du nicht tun, Willow!“

„Und ob ich kann.“

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich den Abend überstanden habe. Warum auch immer, in mir war die Gewissheit, dass ich damit gemeint gewesen war. Nicht irgendwer. Mum kümmerte sich nicht groß um andere Leute. Für sie gab es nur die Familie, also wir drei, und ihre Karriere. Nur wer auf irgendeine Art nützlich oder hilfreich war in diesen zwei Bereichen, Familie und/oder Job, der fand Beachtung. Aber auch nur so lange wie nötig. Mir war das lange normal erschienen, bis ich dann, als ich etwas älter und selbstsicherer wurde, bei anderen Familien Anschluss suchte; auch Fernsehserien, so blöd das jetzt auch klingen mag, halfen mir, mein Weltbild zu vervollständigen.

Welche Wahrheit könnte das sein? Und warum logen mich die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben an?

Mum fiel es natürlich auf, dass ich mich sehr zurückzog und kaum an den Gesprächen beteiligte. Ich schickte Kopfschmerzen vor und wollte ins Bett. Sie konnte sich nicht verkneifen, mir Bauchschmerzen zu unterstellen wegen der vier Stück Kuchen. Sollte sie doch denken, was sie wollte! Ich wünschte den beiden eine gute Nacht und verschwand in mein altes Zimmer. Es hatte etwas enorm Tröstliches, dass Tante Hazel meine alten Möbel nicht entsorgt hatte. Alt war hier übrigens wörtlich zu verstehen. Massives Holz! Bett, Tisch und Schrank für mehr als nur ein oder zwei Generationen gebaut. Mein Bett war ein Himmelbett, so herrlich altmodisch. Leider ist der originale Stoff des Himmels schon vor Jahren den Motten zum Opfer gefallen. Seitdem hängt dort ein Netz aus kleinen LED-Lichtern, mit einem Zeitschalter versehen. Punkt 19 Uhr hatte es sich immer eingeschaltet, um exakt um 20 Uhr wieder auszugehen. Das Lichtermeer war mein Startsignal gewesen zum Zähneputzen und Schlafanzug anziehen, nochmal aufs Klo gehen und dann verschwand ich unter meiner Bettdecke, gemeinsam mit dem aktuellen Buch. Ich war ständig am Lesen gewesen und das hat sich bis heute im Grunde nicht geändert, nur dass ich jetzt mehr eBooks lese. Leider war ich heute erst nach 20 Uhr ins Zimmer gegangen, aber die Hoffnung, dass frische Batterien für einen Sternenhimmel sorgten, nach all den Jahren, war zwar albern und kindisch, doch nicht völlig unbegründet. Ich freute mich auf den nächsten Abend und auf den Moment, wenn vielleicht die Lichter blinken würden. Ja, ich traute es meiner Tante zu, dass sie mir diese Freude machte. Sie war herzlicher als Mum. Einfallsreicher, was kleine Zeichen der Liebe anging. Ich hätte ja nachschauen können, ob das Batteriefach leer war, doch das wollte ich nicht. Das hätte den neu aufkommenden Zauber zerstört. Es reichte völlig, wenn ich morgen Abend down wäre, das musste ich nicht jetzt auch noch haben.

Ich schlurfte zum Koffer, um meine Schlafsachen und die Kosmetiktasche herauszuholen, und lag wenig später im Bett, das frisch und sauber duftete. Tante Hazel legte immer Kernseife und Lavendel in den Wäscheschrank. Warum hatten wir das eigentlich nicht für unsere Wohnung in Edinburgh übernommen? Ich nahm mir vor, das in Angriff zu nehmen, sobald wir in Amerika leben würden. Oder eben wieder in Edinburgh. Die Wohnung war vorerst untervermietet. Die wenigen Dinge von Wert hatten wir gut verpackt und vorab durch eine Spedition nach Rosegarden Manor geschickt. Es war mir unangenehm, dass Fremde unsere Möbel anfassen und nutzen würden. Ich nahm mir vor, Mum um eine neue Matratze zu bitten, falls wir in die Wohnung zurückgingen.

All diese Gedanken, die ich mir machte, dienten im Grunde nur dazu, mich von der Frage abzulenken, welches Geheimnis Hazel und Mum teilten und weshalb sie mich ausschlossen. Ich war ja wohl alt genug, um alles zu wissen! Als ich dann im Bett lag und an die Decke starrte, hörte ich, wie ihre Stimmen lauter wurden. Stritten die etwa? Das musste ich genauer wissen. Ich sprang aus dem Bett und wollte mich eine halbe Treppe tiefer auf die Stufen setzen und lauschen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass die Dielen knarrten. So hörte ich nur noch: „… ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, sie da rauszuhalten. Das hätte ich schon viel eher tun sollen.“ Dann verstummte meine Mutter. Ich konnte förmlich spüren, wie sie den Kopf zur Seite legte und nach oben lauschte. Der Tarnung halber huschte ich ins Bad, das meinem Zimmer gegenüber lag und drückte nach einigen Sekunden die Spülung der Toilette, machte die Tür extra mit leichtem Wumms zu und ging zu meiner Zimmertür, öffnete sie und schloss sie wieder, blieb aber davor stehen, um noch mehr zu hören. Leider führte mein kleines Täuschungsmanöver nicht zu neuen Erkenntnissen. Mum wünschte ihrer Schwester eine gute Nacht und verließ das Wohnzimmer. Mir blieb nichts anderes übrig, als in mein Refugium zu huschen, wenn ich nicht beim Lauschen erwischt werden wollte.

Stundenlang grübelte ich, döste ein, wachte wieder auf und grübelte weiter. Wenn ich mutiger wäre, hätte ich zu meiner Mutter gehen können, um sie zur Rede zu stellen. Doch es bestand die Chance, dass mein Mangel an Courage hier ein Vorteil war. Sie hätte sicherlich alles abgestritten und wäre in Zukunft noch vorsichtiger gewesen mit dem, was sie sagte. Gegen zwei Uhr morgens war ich so genervt von der ganzen Situation, dass ich an meine Tasche ging, mir eine Schlaftablette herausnahm und sie mit ein paar Schlucken Wasser auf ihre Reise in meine Blutbahnen schickte. Der Schlaf kam schnell. Und blieb … als ich am nächsten Tag erwachte, war es schon später Vormittag und meine Mutter war längst abgereist.

 

 

„Ich soll dich von Willow grüßen. Sie meldet sich, sobald sie im Hotel ist.“

„War sie sauer auf mich?“

Tante Hazel schüttelte den Kopf. „Melly, mach dir deswegen keine Gedanken. Sie meinte, es wäre wohl besser, dass du verschlafen hast, so blieb euch der Abschied erspart.“

Das stimmte durchaus. Ich war nicht scharf auf einen emotionalen Abschied gewesen, aber ich war dennoch etwas enttäuscht, dass es bei Mum offenbar auch der Fall gewesen war.

„Hunger? Im Kühlschrank ist Rührei, mach dir Toast dazu. Kaffee steht auf dem Tisch. Ich muss jetzt in die Rosen gehen. Der Florist holt die Blumen in seiner Mittagspause ab und verarbeitet sie. Für die Hochzeit morgen! Ich freue mich so sehr auf die Braut. Sie soll eine echte Schönheit sein.“

„Super. Dann esse ich schnell was und komm dann zu dir und helfe beim Schneiden.“

„Und in der Kapelle! Da brauche ich jede helfende Hand. Vergiss nicht, dir Handschuhe aus dem Schuppen zu holen.“

Der Tag verging schnell. Wir hatten so viel zu tun. Nachdem der Florist mit Ware versorgt war, ging ich in die Erdbeeren und pflückte drei große Spankörbe voll, um daraus Marmelade zu kochen und Erdbeersirup. Für sowas hatte ich echtes Talent. Und der Gedanke an die Hochzeitsgesellschaft beflügelte mich. Tante Hazel bejubelte das Ergebnis meiner Bemühungen, aus den Beeren etwas wahrlich Köstliches zu zaubern und schlug mir allen Ernstes vor, nach der Schule bei ihr anzuheuern, mit Vertrag und Sozialversicherung, was zu einem echten Job eben alles dazugehört. Mum würde toben, denn sie duldete keine Einmischung in ihre Pläne. In ihren Vorstellungen lag unsere Zukunft in Kalifornien.

Tante Hazel bemerkte mein Zögern und tätschelte meine Schulter. „Ist ja alles noch lange hin. Denk einfach drüber nach. Ist ja nicht so, dass du deiner Mutter ein Leben lang gehorchen musst. Du hast ein Recht auf deinen eigenen Weg. Was ich meine, ist: Ehre deine Mutter. Sie arbeitet hart für eine bessere Zukunft als ihr sie in Edinburgh je haben könntet. Doch vergiss nie, dass du kein Abklatsch von Willow bist. Du bist ein ganz eigener Mensch, mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen.“

Ich nickte nur stumm. Dann holten wir die Körbe mit den weißen Stuhlhussen und farbigen Schleifen aus dem Lager und ließen uns dabei von Nathan helfen. Für sein Alter war er total fit, ich konnte nur staunen und mir wünschen, als alte Oma später auch so agil und kräftig zu sein. Er hatte die Kapelle schon ausgefegt und die Bänke feucht abgewischt, was man eben alles so machen muss vor einer Hochzeit. Es würde eine kleine Trauung sein, erklärte Hazel. Nur neun Personen, der engste Kreis, und der Geistliche. „Die Feier selbst findet natürlich auf Aldourie Castle statt“, ergänzte sie. Ich nickte, denn die Location war bekannt für die wunderschönen Festsäle, die man mieten konnte.

„Ja, ich erinnere mich. Das Hotel liegt direkt am Loch Ness. Wir haben da mal ein Wochenende lang gewohnt in einem der Cottages, du, Mum und ich.“

„Und weißt du, was das Beste ist?“, fragte mich meine Tante mit leuchtenden Augen. „Der Hausherr selbst ist der Bräutigam. Ronald Todd! Es ist eine große Ehre, dass er seine Heather auf Rosegarden Manor zum Traualtar führt. Darum muss alles perfekt sein. Ich will, dass alles hier für die Hochzeitsgesellschaft unvergesslich schön wird, auch wenn sie nur für eine Stunde hier sind.“

Dann hieß die schönste aller Bräute also Heather. Mit dem Namen hätte sie gut in unsere Familie gepasst. Es gab seit langem bei uns die Tradition, die Mädchen nach Blumen oder Bäumen zu benennen. Nur ich tanzte aus der Reihe. Amelia! Grauenvoll. Das klang so alt und spießig, weshalb ich mich Melly rufen ließ. Darin war wenigstens ein Hauch Natur, denn das lateinische Wort für Honig heißt „Mel“ und Honigbienen gab es hier, seit meine Tante das Sagen auf Rosegarden Manor hatte. Meine Gedanken begannen wieder abzudriften und ich legte die letzten Schleifen wie in Trance um die Hussen der Stühle. Zum Heiraten gehörten immer zwei. Ob es einen Mann gab, der zu mir passte? Einen, der mich vor der wuseligen Welt abschirmen würde und sie mir gleichzeitig zu Füßen legte? Egal, wie er das anstellte, Hauptsache, er liebte mich, wie ich war. Und ich, ich würde ihn genauso sehr lieben. Mein Herz war begierig zu lieben, und doch hinderte ich mich selbst daran, weil ich jungen Männern aus dem Weg ging. Die, die ich kannte, traten immer im Rudel auf und machten nur dumme Sprüche.

Ein Klopfen an der offenen Tür der Kapelle ließ mich aufschrecken und ich fiel zurück in die Gegenwart. Meine Hände waren leer, ich hatte die letzte Schleife gebunden, ohne es zu merken.

„Artan!“, rief Tantchen erfreut. „Kommen Sie herein, mein junger Freund. Ihre Mutter hat sie mir angekündigt.“

„Ich bringe die Hochzeitskelche. Wo soll ich die Kiste abstellen?“

„Die werde ich aus Sicherheitsgründen über Nacht im Haus unterbringen. Der Wert der Kelche ist sicher hoch, ich will kein Risiko eingehen.“

Er nickte mir freundlich zu, als er mich entdeckte. Ich lächelte, brachte aber kein Wort heraus. Mein Herz schlug schneller, er sah nämlich gut aus. Sehr gut. Verlegen schaute ich zu Boden, als ich merkte, dass ich ihn anstarrte.

„Melly zeigt Ihnen den Weg in die Küche. Die Kiste soll auf die Kochinsel, ich kümmere mich später darum. Die Kelche müssen doch sicher noch abgestaubt werden?“

Er zuckte mit den Schultern und meinte, das wüsste er nicht. Tante Hazel fragte mich zuckersüß, worauf ich denn noch warten würde, und zwinkerte mir heimlich zu. Oh, wie peinlich! Hoffentlich hatte er das nicht gesehen. Ich riss mich zusammen und bat ihn, mir zu folgen. Der Weg von der Kapelle bis zum Wohnhaus war relativ weit. Worüber sollte ich nur mit ihm reden? Oder sollte ich gar nichts sagen? Zum Glück nahm er mir die Entscheidung ab, indem er drauflosplauderte.

„Ich habe dich hier noch nie gesehen. Machst du ein Sommerpraktikum oder so?“

„Hazel MacArran ist meine Tante. Ich wohne für eine Weile bei ihr.“

„Von wo kommst du denn?“

„Edinburgh.“ Verdammt, ich war so einsilbig!

„Ah, auch schön. Aber hier ist es schöner. Ich wohne direkt am Loch Ness.“

„Ja. Aldourie Castle, ich weiß. Schön dort.“

„Wir stammen aus Exeter, sind ungefähr vor elf Jahren hergezogen“, führte er den Dialog fort.

Ich nickte nur, während ich krampfhaft überlegte, mit welchem Gesprächsthema ich ihn nicht langweilen würde. Zu meinem Glück war er wirklich redselig und ich musste nur ab und zu lächeln, abnicken, Ah! und Aha! an den richtigen Stellen sagen.

Nathan lief uns über den Weg und er schaute Artan böse an. Ich verstand gar nicht warum, denn ich kannte den Alten als einen merkwürdigen, aber freundlichen Kauz und Einzelgänger. Mit einem Achselzucken tat ich es ab. Warum mir über ihn Gedanken machen, wenn neben mir die Sonne auf zwei Beinen einherging? Ja, so empfand ich ihn. Dass er blond und hochgewachsen war und gut duftete, spielte natürlich auch eine Rolle. Und erst sein strahlendes Lächeln! Er schien so glücklich zu sein, so selbstbewusst – als würde die Welt ihm gehören. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass Angst und Unsicherheit für ihn nur Fremdwörter waren. Mittlerweile waren wir im Haus und ich führte ihn in die Küche. Dort fühlte ich mich wohler und selbstsicherer.

„Ey, Wahnsinn! Was für ein herrlicher Duft hier!“ Artan blieb für einen Moment stehen, umarmte die Kiste mit den Hochzeitskelchen etwas fester und zog genießerisch den Duft ein. „Erdbeeren! Unverkennbar. Mein Lieblingsobst.“

„Ich habe gestern Erdbeersirup und Marmelade gekocht.“

„Du? Super! Ich liebe Frauen, die am Herd stehen“, sagte er und zwinkerte mir zu.

Irritiert und empört über dieses Retro-Macho-Ding wollte ich aufbegehren, aber ehe ein Wort über meine Lippen kam, lachte er lauthals und stellte die Kiste auf der Kücheninsel ab. „Hey, das war doch nur ein Spaß! Du kannst deine Stirn wieder entrunzeln. Ich liebe gutes Essen, das ist alles. Sag, darf ich was probieren? Das riecht wirklich gut.“

Der Kerl musste ein enormes Riechvermögen haben, ich hatte doch gestern die Erdbeeren verarbeitet. Lag der Geruch wirklich noch so deutlich in der Luft? Weil sein blöder Spruch nicht ernst gemeint war, hatte ich nun doch Lust, die Zeit in seiner Gesellschaft etwas auszudehnen.

„Wie wäre es mit einer üppigen Kostprobe? Tante Hazel hat immer Vanilleeis im Froster. Dazu Erdbeersirup und Sahne, und man ist im Himmel.“

Ich wartete seine Antwort gar nicht erst ab, denn ich hatte jetzt selber Lust darauf und würde mir eine Zwischenmahlzeit gönnen, mit ihm oder ohne ihn.

„Dazu sage ich nicht Nein.“

Minuten später herrschte Schweigen zwischen uns. Aber nicht, weil wir uns nichts mehr zu sagen hatten … Nach dem letzten Löffel stellte er sein Schälchen fast schon ehrfurchtsvoll auf dem Tresen ab.

„Danke! Das war besser als alles, was man in einer Eisdiele bekommt. Unfassbar gut. Überhaupt haben die Erdbeeren und Rosen und auch die Nüsse von Rosegarden Manor einen überaus guten Ruf. Jetzt weiß ich, dass das keine Übertreibung ist. Was ist euer Geheimnis? Hier wachsen ja sogar Zitronen, Wahnsinn! Ein Superdünger oder so?“

„Ich weiß es nicht. Hier wächst einfach alles gut. Das habe ich immer schon einfach so hingenommen.“

„Was meinst du?“

„Na ja, ich bin hier aufgewachsen. Als Kind nimmt man vieles einfach als gegeben hin. Meine Mutter und ich zogen fort von hier, da war ich noch klein. In Edinburgh oder anderswo habe ich nie wieder so gute Erdbeeren oder Nüsse gegessen.“

Artan schaute mich verblüfft an. „Wie kann man nur von so einem Ort wegziehen? Warum seid ihr gegangen, wenn ich das fragen darf?“

Gute Frage. Im Grunde wusste ich das gar nicht. Was mir auch jetzt erst auffiel! Irgendwie dämlich. Aber so war ich eben.

„Das müsstest du meine Mutter fragen. Die ist allerdings jetzt gerade in Kalifornien, startet eine neue Karriere.“

„Bist du deshalb hier? Wolltest du nicht mit?“

Ich zögerte mit der Antwort. Mum hatte mir gar nicht die Wahl gelassen, genaugenommen.

„Ich muss ja noch zur Schule gehen, weißt du? Und eben mal so für einige Zeit das Schulsystem wechseln ist ja auch nichts, was leicht wäre. Jedenfalls nicht für mich. Meine Mutter ist sich auch noch nicht sicher, ob das mit dem Job so klappt, wie sie sich das wünscht. Die Werbebranche ist hart und duldet kein Versagen, behauptet sie immer. Ich denke, sie möchte sich dort erst einen gewissen Stand erarbeiten, bevor wir für immer umziehen. Sie will sich ein halbes Jahr die Sache da anschauen. Unsere Wohnung in Edinburgh ist untervermietet, falls das alles nicht klappt.“

„Verstehe. Dann wirst du also länger hierbleiben? Gehst du auf die Inverness High School?“

„Ja! Sag bloß, du auch?“

Artans Augen blitzten. „Allerdings. Hey, dann kannst du ja meine Erdbeer-Fee sein und hin und wieder ein Körbchen mitbringen. Oder ich kaufe bei dir diesen herrlichen Sirup, den wir eben auf dem Eis hatten.“

Ich grinste ihn an. „Denk bloß nicht, dass ich mich für dich abschleppe.“

In dem Moment klingelte sein Handy. Er nahm mit einem entschuldigenden Blick den Anruf an. „Ja, Dad. Ich denke daran, nein, ich habe es nicht vergessen. Hab mich hier nur etwas verquatscht. Ich komme gleich. Keine Panik.“

Artan steckte es in die Jackentasche zurück.

„Schade. Muss los. Dad kommt nicht ohne mich klar. Er ist so nervös, als würde er selbst morgen heiraten und nicht mein Onkel. Wir haben noch viel zu erledigen.“

„Tja, dann solltest du jetzt wohl besser gehen“, sagte ich und wünschte mir, er würde bleiben.

„Danke fürs Eis und so. Ich denke, wir sehen uns morgen?“

„Ich werde hier sein. Ob Tante Hazel mich beim Service einteilt, weiß ich nicht. Sie hat ja für sowas ihr Personal. Aber ich will unbedingt die Braut sehen.“

„Heather wird jede Königin dieses Planeten an Schönheit übertreffen, wenn man meine Mum reden hört. Sie hat mit ihr zusammen das Brautkleid ausgesucht. Seit Wochen reden sie über nichts anderes mehr als über die Hochzeit. Ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn alles vorbei und wieder normal ist. Tja, ich muss dann jetzt los. Man sieht sich!“

„Ja. Man sieht sich. Spätestens nach den Sommerferien.“

„Ich finde selber raus.“

Er stand immer noch da. Starrte mich an. Nein, er sah ganz knapp an mir vorbei. War was mit meinen Haaren? In seinen Augen sah ich, dass er nicht gehen wollte. Er machte den Mund auf, sagte dann aber doch nichts, drehte auf dem Absatz um und verschwand. Mit ihm verschwand auch das gute, sonnige Gefühl, das ich in seiner Gesellschaft gehabt hatte. Ich fühlte mich sehr allein. Nein, regelrecht verlassen, nicht nur von meiner Mutter. Ich schloss die Augen und beschwor die gute Stimmung wieder herauf. Morgen würde ich ihn wiedersehen. Und nach den Ferien in der Schule. Wir würden uns sicher irgendwann im Gebäude oder auf dem Schulhof treffen. Und ich hoffte inständig, dass er mir auch dann, inmitten von vielen anderen Mädchen meines Alters, dieselbe Aufmerksamkeit schenken würde.

Vielleicht sollte ich mir eine Lotion zulegen, die nach Erdbeeren duftete?

Als ich nach der Abendmahlzeit mein Zimmer aufsuchte, war mein Himmelbett hell erleuchtet. Die brennenden Lichterketten nahm ich als gutes Omen. Für alles. Ich hatte das Gefühl, dass ich in der kommenden Zeit jede Unterstützung brauchen würde, und seien es nur die LED-Lichter aus meinen Kindertagen.

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

Am nächsten Morgen lernte ich meine Tante von ihrer anderen Seite kennen. Bis zu diesem Moment war mir nie aufgefallen, wie sehr sie Geschäftsfrau war.

„Schade, Schätzchen, dass Willow es nicht für nötig befunden hat, dir was Anständiges zum Anziehen zu kaufen. So bist du einfach nicht vorzeigbar. Ich kann dir auch nichts von mir leihen, du bist einen ganzen Kopf größer als ich.“

Ich war maßlos enttäuscht. Zum Backen der Scones und zum Schlagen der Sahne war ich also gut genug, und überhaupt hatte ich gestern noch bis zum Abend überall mitgeholfen, damit das Anwesen die perfekte Kulisse abgab für die Promi-Hochzeit und die Presseleute. Und jetzt sollte ich mich verstecken, weil ich nicht vorzeigbar war? Ich hatte mir so viel Mühe gegeben, meine halbkrausen Haare glatt zu föhnen, sogar die Nägel waren lackiert. Mein dezentes Make-up war dank der Tipps auf YouTube perfekt gelungen! Und was gab es an meiner besten Jeans und der weißen Bluse auszusetzen? Ich wollte doch Artan wiedersehen, mehr noch als die Braut.

Meine Enttäuschung war so groß und tief wie der Loch Ness. Ich brach in Tränen aus und lief in mein Zimmer. Tante Hazel rief noch etwas hinter mir her, ich verstand ihre Worte aber nicht und sie waren mir auch egal. Mit Kraft knallte ich meine Tür zu und schloss sie ab. In spätestens einer halben Stunde würden sie kommen! Um nichts in der Welt wollte ich das verpassen. Nachdem ich meine größte Wut und Enttäuschung aus mir rausgeheult und -gerotzt hatte, beschloss ich, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Tante war Tante, und nicht die Mutter. Überhaupt, ich sollte von nun an immer meine eigenen Entscheidungen treffen und echte Pläne machen für die Zeit nach der Schule. Niemand konnte mich zu einem Studium oder so zwingen. Wenn ich nach diesem Schuljahr einen Job suchte, der mir nicht zu viel abverlangen würde, dann könnte ich auf eigenen Beinen stehen! Es gab ja wohl irgendwo ein Zimmer zu mieten, es musste nicht gleich eine eigene Wohnung oder gar ein Haus sein. Mit neuer Kraft ging ich zum Waschbecken und schminkte mich gründlich ab und kühlte mein Gesicht mit dem kalten Wasser aus dem Hahn. Für ein neues Make-up war keine Zeit mehr. Es musste auch so gehen, immerhin würde Artan mich ja nicht zu Gesicht bekommen, also war das egal. Ich schlich die Treppe hinab, aber Tante Hazel war gar nicht mehr im Haus, wie ich merkte. Also konnte ich durchstarten. Eilig verließ ich das Haus durch die Hintertür, schlug den Weg zum Haselhain ein und durchquerte ihn, dann arbeitete mich näher an die Kapelle heran. Dort versteckte mich hinter dem Gewächshaus, in dem Nathan Rosen züchtete.

Ich überlegte, ob ich mich nicht doch einfach unters perfekt gestylte Personal mischen sollte, das die von mir gebackenen Leckereien anbieten würde, sobald alle die Kapelle verlassen hatten. Aber das sähe nach Trotz aus, oder?

Auf einem hohen Tisch aus Ebenholz standen auf einem Silbertablett Champagner und die Hochzeitskelche für das Brautpaar und die Trauzeugen bereit. Sie sahen aus, als hätten früher Könige daraus ihren Wein getrunken. War der Lord von Aldourie denn so reich?

Tante Hazel stand in der Nähe der historischen Kapelle und gab letzte Anweisungen. Ich musste zugeben, in ihrem Kostüm sah sie großartig aus, obwohl sie eine eher rundliche Frau war. Die großen Ohrringe standen ihr fantastisch, waren auch gar nicht protzig, sondern elegant. Sogar die hochhackigen Schuhe wirkten an ihr, als würde sie täglich dermaßen hochwertiges Schuhwerk tragen.

Ich wurde abgelenkt vom Korso der blumengeschmückten Autos, die nun die Auffahrt hochfuhren. Einige ausgewählte Presseleute standen schon mit ihren Kameras bereit. Es war die Hochzeit des Jahres in Inverness, wenn nicht des Jahrzehnts! Und dann sah ich sie – die Braut war wirklich atemberaubend schön. Ihr Haar war pechschwarz und sie trug einen dunkelroten Rosenkranz über dem Schleier, der sich um ihre nackten Schultern schmiegte. Sie war gertenschlank und von eher zierlicher Statur, ganz das Gegenteil zu ihrem Mann. Ich konnte selbst von hier aus sehen, wie unfassbar glücklich und stolz er war, sie zum Altar zu führen. Und ihr Kleid – ach, dafür fehlen mir schier die Worte. Es war fast, als würde der Stoff aus Licht bestehen, so schön schimmerte er.

Zwei kleine Mädchen im Schulalter, ebenso blond wie Artan, gingen vorweg und streuten Rosenblätter über den Weg. Irgendwas saß auf ihren Schultern, auch bei Artan und den Trauzeugen, die vermutlich seine Eltern waren. Die sahen sich alle recht ähnlich, das musste eine Familie sein, auch die beiden alten Herrschaften mochten dazugehören. Waren das kleine Blumengebinde auf den Schultern? Aber warum waren die so hochstehend an der Kleidung befestigt? Die anderen Gäste, die den feierlichen Zug vervollständigten, hatten nichts dergleichen. Als sie näherkamen, konnte ich das besser erkennen – aber, das war doch unmöglich! Ich schnappte nach Luft und …

„Na, Kleine, hat die Rosenkönigin dich in die hintere Reihe verbannt?“, fragte eine raue Stimme, die mich erschrocken zusammenfahren ließ. Ich fühlte mich beim Spähen ertappt.

„Nathan! Sie haben mich erschreckt.“

„Hast du dich nicht gefragt, weshalb sie dich nicht dabeihaben will?“

Unangenehm berührt schaute ich ihn an. Was wusste er? Er wartete meine Antwort gar nicht ab und sagte: „Sie duldet keine echte Schönheit neben sich, es sei denn, es bringt ihr einen Batzen Geld ein.“

„Schönheit, ich?“ Ich machte einen verächtlichen Laut.

„Ja. Du wirst ihm gefallen.“

Verwirrt schaute ich den alten Mann an. „Was? Wem?“

Er grinste auf eine unschöne Art und ließ mich einfach stehen. Weil ich so abgelenkt gewesen war, sah ich Artan nur noch von hinten, wie er mit den anderen die Kapelle betrat. Er drehte sich noch einmal kurz um und hielt Ausschau. Nach mir? Ich wünschte mir von Herzen, es wäre so.

Meine Gedanken konzentrierten nun sich wieder auf das, was ich gesehen hatte. Etwas, das aussah wie eine Kreuzung aus Fledermaus und Gecko. Sitzend auf Schultern und überaus lebendig. Und völlig unmöglich!

 

 

Die Trauung fand natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Tantchen stand in der Nähe der Hochzeitskelche und bewachte sie wie Zerberus persönlich. Ein Sonnenstrahl brachte ihren Ring zum Funkeln. Ich wusste nichts Rechtes mit mir anzufangen und ich kam mir blöd vor, mich zu verstecken und den Zaungast zu spielen. Außerdem war mir jetzt zusätzlich unwohl wegen Nathan. Wem zum Geier würde ich angeblich gefallen? Auf wen hatte er nur angespielt und mich dann mit meinen Fragen allein gelassen? Ich hätte ja gedacht, dass er sich ins Gewächshaus zurückziehen würde, aber da war er nicht. Wie hatte er so schnell verschwinden können? Früher war der Alte mir nicht so unheimlich vorgekommen.

Das Servicepersonal bot den wartenden Presseleuten eine Erfrischung an. Nicht dasselbe, was die Hochzeitsgesellschaft bekam. Aus der Kapelle erklang jetzt Harfenmusik, zum Sterben schön. Ich hatte so etwas noch nie gehört. Mir wurde ganz weich ums Herz. Wer von denen konnte wohl so herrlich musizieren? Oder war vorher schon eine Harfenistin in die Kapelle gegangen, um dort auf ihren Einsatz zu warten?

Das Musikstück dauerte geschätzt wenigstens zehn Minuten. Dann läuteten die Glocken. Ein Vogel flog erschrocken vom Glockenturm auf. Die Tür öffnete sich nun und das Brautpaar trat hervor. Sofort begannen die Fotografen ihre Hatz nach den besten Bildern. Der örtliche Fernsehsender übertrug das kleine Schauspiel. Wie aufregend! Und ich durfte nicht dabei sein. Artan kam als Letzter heraus – in Arm eine tragbare Harfe! Hatte er etwa diese Musik gemacht? Es schien so, denn einer der Presseleute deutete auf das Instrument und Artan nickte. Wenn ich doch nur nahe genug wäre, um ihre Worte zu verstehen! Ein älterer Mann klopfte Artan stolz auf die Schulter. Er sagte etwas, woraufhin die beiden lachten. Und in diesem Moment schaute Artan kurz in meine Richtung, aber er sah mich nicht.

Ich trat aus der Deckung hervor und winkte vorsichtig, doch zu spät, er hatte sich wieder dem Zentrum des Geschehens zugewandt: dem Brautpaar und seinen Trauzeugen, die gerade die Kelche erhoben und sich zuprosteten.

Ein Dudelsackspieler ließ ‚Amazing Grace‘ erklingen, doch ich sah ihn nicht. Die Töne schienen aus dem Haselhain zu kommen. Spontan fiel mir Nathan ein, dem traute ich sowas zu. Dudelsackspielen war doch eher was für alte Männer, oder? Ja, es musste eine Überraschung sein, denn die Gesellschaft schaute sich überrascht an. Ein paar der älteren Gäste wischten sich verstohlen eine Träne aus den Augen. Selbst mich rührte die altehrwürdige Musik an, obwohl ich so gar nicht auf Dudelsack stand.

Irgendwie hatte ich plötzlich genug von dem Spektakel und ging um das Gewächshaus herum, machte einen kleinen Umweg am privaten Garten vorbei, der durch eine hohe Weißdornhecke und Eiben vom Rest der Welt regelrecht abgeschottet war. In seiner Mitte stand immer noch der alte Apfelbaum mit dem gespaltenen Stamm. Ein schmiedeeisernes Tor versperrte Unbefugten den Zugang. Mir war es verboten, dort hineinzugehen. Besonders Mum war da ganz streng gewesen. Sie sagte, es wäre ein schlechter Ort, einer, an dem es spukt, und als kleines Mädchen hatte ich ihr das geglaubt. Tante Hazel hingegen hatte mit einem merkwürdigen Lächeln dazu gesagt, dieser Bereich wäre ein ‚Hortus conclusus‘, ein geheimer Garten für die MacArran-Frauen – Frauen, nicht für kleine Mädchen, sagte sie … und dann hatte sie mit dem Auge gezwinkert. Insgesamt war es sehr verwirrend für mich gewesen. Aber, wie Kinder so sind, es gab genug anderes zu entdecken und die Tage waren erfüllt gewesen mit Spiel und Spaß und ich verlor das Interesse an dieser Merkwürdigkeit. Ich blieb dann kurz vor dem Tor stehen und fühlte in mich hinein. Das Gefühl war seltsam fließend, vor und zurück, ein Ja und Nein. Ich beschloss, nicht allzu viel über den Spleen der MacArran-Schwestern nachzudenken, und zog mich ins Haus zurück. Wozu gab es Netflix? Ich zog mir eine Folge meiner aktuellen Lieblingsserie rein, bis Tante Hazel auftauchte und mich fragte, ob ich denn nicht beim Aufräumen helfen wolle.

„Ach, bin ich nun wieder vorzeigbar?“, fragte ich schnippisch.

Sie machte ein verblüfftes Gesicht. „Du bist doch nicht etwa sauer, weil du dich nicht unter das Servicepersonal mischen durftest? Hör mal, kleines Fräulein, das sind Top-Leute, da kannst du nicht mithalten. Ich darf mir keine Fehler erlauben. Alles muss perfekt sein, wenn auf Rosegarden Manor eine Veranstaltung stattfindet. Schließlich stehe ich im Licht der Öffentlichkeit, was du und deine spaßfixierte Mutter ja nicht verstehen können, nicht wahr?“

Ich sprang vom Sofa auf und funkelte sie wütend an. „Du hättest mich doch aber als deine Nichte dabeihaben können, oder hätte das deinem Ansehen etwa geschadet? Ich wollte doch nur zusehen, ich wäre ganz unauffällig neben dir gestanden.“

„Neben mir?“ Sie machte ein abfälliges Geräusch durch die Nase. „Mit deinen Alltagsklamotten? Sollen die Leute denken, meine Familie lebt im Armenviertel Edinburghs?“

Verflucht noch mal, das durfte doch nicht wahr sein! Was war mit meiner Tante Hazel, die ich als Kind so sehr liebte, nur geschehen? Wann und warum hatte sie sich verändert?

„Das reicht jetzt! Du wirst meine Mum nicht beleidigen, wir sind nicht arm. Sie arbeitet hart für uns. Das Leben in der Stadt ist eben teuer“, verteidigte ich ihre Schwester. In diesem Moment klingelte mein Handy, das ich gestern Abend auf dem Tisch hier hatte liegen lassen. Mum! Um diese Zeit? Ich nahm den Anruf an und verließ eilig das Wohnzimmer, weil ich nicht wollte, dass meine Tante zuhört. Nicht unter solchen Umständen!

„Hi, Mum! Du rufst ja mitten in der Nacht an, was ist los?“

„Ich komme gerade von einer Party! Die Leute sind hier so lustig und lebensfroh, das glaubst du ja nicht. Mag mit dem Wetter zusammenhängen, keine Ahnung. Ich liebe meine Kollegen! Wie geht es dir? Bei euch müsste jetzt ungefähr Mittag sein.“

„Stimmt, ist gerade halb Zwölf und für dich dann halb drei oder halb vier morgens, wenn ich mich nicht irre.“

„Kommt hin, Melly. Jedenfalls geht die Sonne bald auf. Also, wie geht es dir?“

„Ach, ich weiß nicht. Ist irgendwie alles blöd hier“, sagte ich leise auf dem Weg nach oben in mein Zimmer. „Tante Hazel ist so komisch drauf.“

„Sie hat vielleicht Ärger oder Sorgen mit Rosegarden Manor. Es ist nicht leicht, ein Unternehmen alleine zu führen. Mach dir nichts draus, du hast doch auch nicht immer gute Laune.“

Ich atmete scharf durch die Nase aus. Na toll. Jetzt lag es also an mir? Ich hatte nicht genug Verständnis für die Erwachsenen? Mum klang so fröhlich und entspannt, und wenn ich mich nicht täuschte, sogar etwas angeheitert. War wohl nicht der beste Moment, um mit ihr ausführlich darüber zu reden.

„Weißt du was, Melly? Im Schuppen müsste noch mein altes Fahrrad stehen. Damit kannst du spazieren fahren, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt. Ich weiß, dass Hazel etwas eigen sein kann. Sie kommt wohl langsam in die Wechseljahre.“

Plötzlich kicherte meine Mutter und sagte leise „Lass das! Das kitzelt.“ Offenbar war sie nicht allein.

„Mum?“

„Ich muss jetzt Schluss machen, Schatz. Wollte dir nur ein schönes Wochenende wünschen und dir sagen, dass es mir gut geht. Musst dir keine Gedanken machen. Wenn das hier so weiterläuft, wie es angefangen hat, dann kann ich dich schon in drei Monaten nachholen. Mach’s gut! Und denk an das Fahrrad, damit hast du Bewegungsfreiheit.“

„Ja, danke. Mach du es auch gut. Ich melde mich per WhatsApp, wenn es was zu erzählen gibt.“

„Tu das! Und denk an den Termin bei der neuen Lehrerin.“

„Jahaa. Wie könnte ich das vergessen.“

Und dann war die Verbindung schon unterbrochen.

Lass das, das kitzelt? Hatte sie etwa schon einen Liebhaber?

Der Tag schleppte sich ab diesem Moment so dahin. Letztlich raffte ich mich doch noch auf und machte mich nützlich. Allerdings hatte ich keine Lust, den Abend mit meiner Tante zu verbringen und ging früh nach oben. Ich streamte auf meinem Tablet noch einen Marvel-Film, den ich im Kino verpasst hatte, „Doctor Strange“. Danach war ich putzmunter und konnte nicht schlafen. Zumal ich oft an Artan denken musste. Die feierten wahrscheinlich immer noch die Hochzeit. Ob Artan eine feste Freundin hatte? Mit ganz viel Glück würde er in dieselbe Klasse gehen wie ich! Oder? Er schien etwas älter als ich zu sein, aber das konnte auch täuschen, vielleicht war er einfach nur groß und kräftig. Der Gedanke, mit ihm nach den Ferien eventuell viel Zeit verbringen zu können, machte mich noch munterer.

Ich schlug die Bettdecke zurück und zog meine Sneakers an. Spontan unternahm ich leise einen Ausflug auf den Dachboden, denn mir war eingefallen, dass dort meine Schatzkiste aus Kindertagen noch vor sich hin stauben könnte. Schließlich war das hier auch mal mein Zuhause gewesen, bevor es meine Mutter von hier fortzog. Es war immer eine dicke Stablampe dort neben der Tür bereit gewesen, mit gefüllten Batterien. Möglich, dass Tante Hazel das immer noch so hielt. Und tatsächlich, es lag eine neben der Tür im Regal. Sogar die Scharniere der Tür waren geölt, so dass ich mich heimlich hineinschleichen konnte.

Was war das hier nur für eine Unordnung! Wahnsinn, das genaue Gegenteil zum restlichen Anwesen, wo alles so piekfein und blitzblank war. Es könnte Stunden dauern, meine Kiste zu finden. Das Glück ist mit den Mutigen, motivierte ich mich und begann das Gerümpel zu sichten.

Als ich mich bis zum Dachfenster vorgearbeitet hatte, fiel mir das helle Mondlicht auf. Vollmond. Wie sehr ich das liebte! Zuhause in der Stadtwohnung bekam ich ihn fast nie zu Gesicht. Aber hier war er einfach fantastisch! Mir fiel auf, dass ich von hier einen freien Blick hatte auf den Privatgarten, also ging dieses Fenster Richtung Süden. Moment mal, war das etwa …? Ich traute meinen Augen nicht recht. Was machte Tante Hazel um diese Zeit an diesem Ort? Durch den Mondschein konnte ich sie deutlich erkennen. Ich war überrascht, dass dieser Garten im Grunde keiner war. Nur der kaputte, alte Baum und ein einzelner Rosenstrauch und jede Menge Rasen, mehr wilde Wiese als Rasen, wuchs dort. Wie es schien, gab es nicht mal einen Liegestuhl oder eine Bank. Um diese Ödnis wurde so ein Theater gemacht? Das war der privateste Ort der MacArran-Frauen, den ich nie betreten durfte? Jedenfalls hatte ich nichts verpasst, das war mal klar.

Dann geschah etwas Unerwartetes. Hazel schien etwas zu essen, ihre Hand war gerade im Rosenstrauch gewesen. Aß sie Blütenblätter? Hatten die um Mitternacht im Mondschein etwa magische Wirkung gegen Falten oder so? Eigentlich war unsere Familie nicht abergläubisch. Dann stockte mir der Atem. Der alte Apfelbaum begann von innen her zu leuchten! Ein Saum hellen Lichtes umschmeichelte Tante Hazels Körper von Kopf bis Fuß, als würde ihre Kleidung das Licht reflektieren.

Und genau in diesem Moment raschelte es hinter mir. Ich fuhr erschrocken herum und fuchtelte wild mit der Taschenlampe umher. Fledermäuse? Gar eine Ratte? Es wurde wieder still und ich konnte keinen tierischen Eindringling erkennen. Darum wandte ich mich wieder zum Fenster, um nach meiner Tante zu schauen.

Der Hortus war leer. Sie war fort.

Im hohlen Baum war noch ein silbriger Schimmer zu sehen, der sich mehr und mehr verflüchtigte.

Eine Wolke schob sich vor den Mond.

Dunkelheit.

 

 

 

 

 

 

Kapitel 4

In dieser Nacht hatte ich wirre Träume gehabt und fühlte mich daher beim Frühstück so matschig, wie der Zimt-Haferbrei in meiner Schale es war. Nicht gerade der beste Morgen. Tante Hazel hingegen sah aus wie die sprichwörtliche Katze, die Sahne geleckt hatte. Sie wirkte nicht gerade taufrisch, aber sie war von einer tiefen Zufriedenheit erfüllt, wenn ich ihre Mimik und Ausstrahlung richtig deutete. In all den Jahren nach unserem Auszug hatten wir uns nicht öfter als ein oder zwei Mal im Jahr gesehen, von daher war sie mir etwas fremd geworden. Merkwürdig, dass ich nie darüber nachgedacht hatte, weshalb sich die Schwestern nicht öfter besuchten. Es war ja nun wirklich keine Weltreise. Ob es einen Streit gegeben hatte, von dem ich nichts wusste?

„Du bist heute so still, Melly. Fehlt dir was?“

„Ich bin gesund, falls du das meinst.“

„Dann ist es ja gut.“

Mehr sagte meine Tante nicht. Sie löffelte versonnen ihren eigenen Brei, den sie mit in Butter gedünsteter Birne angereichert hatte. In meinem steckten nur ein paar Scheibchen kalte Banane. In ihrem Haar war eine graue Strähne, die ich tags zuvor nicht bemerkt hatte. Ob sie sich die Haare mit auswaschbarer Farbe tönte, und das hier war das echte Haar? Da waren auch neue Falten um ihren Mund, die sie um Jahre älter machten. Dabei war Tante Hazel nur fünf Jahre älter als meine Mum. Es war nicht vorstellbar für mich, dass meine Mutter so schnell altern würde. Ich grübelte darüber nach, wie ich möglichst unauffällig aus ihr ein paar relevante Informationen über diesen mysteriösen MacArran-Hortus herauslocken konnte. Vielleicht war auch nur das Mondlicht die Ursache für die Weise, mit der ihre Kleidung auf das Licht der Nacht reagierte. Mochte ja sein, dass der Stoff eine Eigenschaft hatte, die mir unbekannt war. Nachdenklich löffelte ich weiter. So langsam kam der Boden der Schale zum Vorschein. Ein Bild eines knuffigen, grauen Esels, der an einer Blume knabbert, erschien. Mein Kindergeschirr von damals. Vermutlich hatte sie mir damit eine Freude machen wollen. Ich war drauf und dran, dieses Lichtschimmer-Rätsel ad acta zu legen. Am besten sagte ich gar nichts darüber und stellte auch keine Fragen. Der sichere Weg, sich nicht zu blamieren.

„Bist du immer noch enttäuscht wegen gestern oder warum schweigst du mich so beharrlich an?“, wollte Tante Hazel wissen.

„Ich habe schlecht geschlafen, das ist alles“, wich ich aus. „Übrigens hat Mum mir gesagt, ihr Fahrrad müsste noch im Schuppen stehen. Kann ich das haben?“

„Da steht viel Zeug herum. Keine Ahnung, ob Willows Rad da noch bei ist. Schau einfach mal durch. Klar kannst du das haben! Die Reifen dürften inzwischen platt sein. Nathan kann dir eine Fahrradpumpe geben. Ich nehme an, dass wir eine haben.“

Sie gähnte herzhaft hinter der Hand und schloss für einen Moment die Augen. Es schien, als würde sie im Sitzen einschlafen. Erst als ihr der Löffel aus der Hand rutschte und am Rand der Schale entlangklapperte, riss sie die Augen auf und holte tief Luft. Sie sah mich an, als würde sie mich zum ersten Mal sehen. Ich erkannte, wie erschrocken sie war. Ihre Augen huschten von einer Seite zur anderen, dann sagte sie: „Fahrrad? Ja, da müsste wohl noch Willows Rad im Schuppen sein. Musst du nicht los zur Schule?“

Jetzt war es an mir, den Löffel festzuhalten, damit er nicht fiel. Was war hier los? Wir hatten doch eben schon über das Rad gesprochen.

„Es sind Ferien, Tante. Ich muss erst nächsten Monat zur Schule.“ Also bitte! Wer von uns beiden hatte das größere Problem mit Wegdriften und Desorientierung? Ich ganz bestimmt nicht. Warum hatte Mum mich nicht vorgewarnt? Weil sie es selber nicht weiß, sagte mir prompt mein innerer Besserwisser.

„Ach, ist das so? Na, warum sitzt du dann hier mit deiner Tante am Tisch? Geh doch in die Stadt, amüsiere dich, triff ein paar junge Leute. Macht, was ihr eben macht, wenn ihr nichts zu tun habt. Ich lege mich wieder hin, heute habe ich keine Veranstaltungen. Hat deine Mutter dir Taschengeld gegeben?“

Ohne auf meine Antwort zu warten, griff sie hinter sich zum Küchenbuffet und zog eine Schublade auf. Sie langte hinein und drückte mir dann einen kleinen Stapel Scheine in die Hand, wünschte mir viel Spaß und wartete offensichtlich darauf, dass ich endlich die Biege machte. Okay, konnte sie haben. Nichts lieber als das! Ich ließ den Rest des faden Breis stehen und beschloss, mir in der Stadt ein deftiges McDonald’s-Frühstück reinzuziehen. Die drei Meilen wären mit dem Rad ein Klacks von einer Viertelstunde, vielleicht zwanzig Minuten.

Im Schuppen erwartete mich ein heilloses Durcheinander, das mich sehr an den Dachboden erinnerte. Zwischen all diesen Antiquitäten und Kuriositäten musste irgendwo das Fahrrad sein. Aber wo? Ein erster schweifender Blick verriet mir leider nicht, wo ich suchen musste. Zu meinem Glück schlurfte Nathan draußen vorbei. Ich machte mich bemerkbar und winkte ihn herein.

„Willows Fahrrad?“ Er runzelte die Stirn und kratzte sich ausgiebig hinterm Ohr. Offenbar half das beim Nachdenken, denn gleich darauf erhellte sich sein wettergegerbtes Gesicht. Zielstrebig schob er sich zwischen den Lücken des Krempels hindurch und holte hinter einem mit hellen Tüchern abgedeckten Schrank das Gewünschte hervor. „Muss erst geputzt werden“, beschied er.

„Ach nein, Reifen aufpumpen reicht mir“, widersprach ich.

Er schnaubte nur verächtlich durch die Nase und machte sich für eine halbe Stunde an dem Rad zu schaffen.

Währenddessen erkundete ich den übrigen Krempel und merkte, dass es sich lohnen würde, hier an einem Regentag mal ausgiebig zu stöbern. Ich stieß sogar auf alte Ölgemälde, die allesamt Frauen abbildeten, die sich in Kleidung und Haartracht unterschieden, aber etwas hatten sie alle gemeinsam: Sie trugen einen wundervollen Ring, ein roter Edelstein in Form einer Rose. Granat? Rubin? Farbiges Glas? Das konnte ich nicht erkennen. Alle hatten in gewisser Weise Familienähnlichkeit, obwohl sie grundverschieden waren.

„Nathan, sagen Sie mal, wer ist denn das hier alles auf den Bildern?“

Er schaute auf und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. „Ah, das ist Ashley MacArran, deine Großmutter. Die anderen Frauen sind auch deine Ahninnen. Rosemary, Heather und Pearl. Jede Herrin von Rosegarden Manor hat ihr eigenes Gemälde in Auftrag gegeben. Eine ehrwürdige Tradition. Das deiner Tante fehlt noch.“

„Aber warum sind sie hier im Schuppen?“, wunderte ich mich. „Sowas gehört doch ins Haus. Die Bilder sind wunderschön!“

Der alte Mann schnaubte wieder verächtlich durch die Nase. „Allerdings. Doch Hazel duldet niemanden neben sich, auch keine Toten. Alle Herrinnen vor ihr sind wahre Schönheiten gewesen und hatten ein freundliches Wesen. So wie deine Mutter. Sie wäre die bessere Erbin gewesen.“

Ich fragte mich, wie alt der Mann wirklich war. Seinem Aussehen nach konnte er meine Großmutter vielleicht gekannt haben, aber doch nicht die Frauen davor. Spontan rutschte es mir heraus: „Nathan, wie alt sind Sie eigentlich?“

Er grinste breit, während er am Rad weiterschraubte und die Handbremse prüfte. Endlich war er fertig mit allem, denn er schob es vor die Tür und stellte es draußen ab.

Ich eilte hinterher, nachdem ich die Gemälde wieder abgedeckt hatte und bedankte mich bei ihm. Als ich nach dem Lenker griff und aufsteigen wollte, hielt er den Lenker fest, stellte sich mir in den Weg und starrte in meine Augen. Gott, was war der Kerl unheimlich! „Ich bin älter, als du es dir vorstellen kannst, Kleine. Und ich überlebe euch alle.“

Mir rutschte das Herz in die Hose, ehrlich.

 

 

Als ich bei McDonald‘s angekommen war – ich hatte eine halbe Stunde gebraucht, weil ich mich etwas verfahren hatte – war ich wieder ruhiger. Vermutlich war Nathan schon leicht dement. Unheimlich war er auf jeden Fall und ich würde ihn künftig meiden, soweit möglich. Als ich noch ein kleines Mädchen war und auf Rosegarden Manor lebte, war mir nie aufgefallen, dass er seltsam war. Er war eben ein dünner, alter Mann gewesen, der für uns arbeitete, und ich hatte mir nie Gedanken über ihn gemacht. Warum auch? Nathan gehörte eben dazu. Nathan tat die grobe Arbeit. Darüber hinaus wusste ich nichts über ihn. Er wohnte allein in dem kleinen Haus hinter dem Haselhain.

Mum! Sie konnte ich doch fragen, sie müsste was über ihn wissen. Ich griff in meine Jackentasche, doch mein Handy war nicht darin. Oh shit, ich hatte es in meinem Zimmer liegen lassen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass eh nicht der richtige Zeitpunkt wäre für ein Übersee-Telefonat. Sie schlief jetzt, es war dort Nacht. Also verschob ich es auf später und widmete mich meinem dritten McMuffin mit Avocado und Ei. Der Kaffee war schauderhaft, aber das hatte ich vorher gewusst, kein Grund zum Klagen also.

„Ist hier noch frei?“, hörte ich plötzlich schräg hinter mir und mein Herz machte einen Hüpfer.

„Ja klar, setz dich, Artan.“

Er hier! Bei mir! An meinem Tisch! Ich konnte mein Glück nicht fassen, der Tag war gerettet.

„Hier gibt es keine frischen Erdbeeren zum Frühstück, was also machst du hier?“, fragte ich ihn und wunderte mich im selben Augenblick über meinen lockeren Spruch, der mehr oder weniger gekonnt das Gestern mit dem Heute verband.

„Ich habe eine Wette verloren und muss jetzt ein Frühstück spendieren. Du wirst gleich sehen, was ich meine“, antwortete er mit gespielter Zerknirschung. Und dann kamen sie auch schon; zwei zwitschernde, plappernde Zwillingsmädchen, so um die sieben oder acht Jahre, die sich zu mir setzten.

„Darf ich dir meine Schwestern vorstellen? Diese entzückenden Ladies, Nervensägen von Natur aus, tragen die Namen Pech und Schwefel.“ Artan setzte sich mir gegenüber an den Tisch.

„Hey!“, empörten sich die beiden.

„Vergebung, Myladys, ich vergaß, ihr seid Pest und Cholera. Au! Verdammt, tritt mich nicht so hart vors Schienbein!“, empörte sich der große Bruder.

„Wir heißen Lucy und Ella. Ich bin Ella“, sagte das Kind zu meiner Rechten. „Und ich bin Lucy“, sagte die andere Kleine überflüssigerweise.

„Und der da heißt blöder Bär“, meinte Ella und streckte ihrem Bruder die Zunge raus.

„Wenn schon, dann kleiner Bär“, korrigierte er und fügte, an mich gewandt, hinzu: „Die tiefere Bedeutung von Artan. Ein keltischer, ehrwürdiger Name.“

Mein Lächeln gefror mehr und mehr, von dem Moment an, als Artan sich an den Tisch gesetzt hatte. Wie war das eigentlich mit der Krankheit Demenz? Traf die auch junge Leute? So etwa in meinem Alter? Ich starrte gleichermaßen fasziniert wie erschüttert auf die Schultern der Geschwister. Da saßen wieder diese Fledermaus-Gecko-Mischlinge und schauten mir interessiert in die Augen. Ich wollte es nicht denken, das richtige Wort dafür. Nein. Ich brachte es nicht über meine Lippen. Weil: das wäre ein Eingeständnis, dass ich die Realität verlassen hätte. Und dann brach es doch aus mir hinaus – und ich war froh, dass es nicht die McMuffins waren, sondern nur die Worte:

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752137248
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
Dandelia Dorca Jugendliche Drachen Geheimnis Magie Schottland Konflikte Urban Fantasy Fantasy Humor

Autor

  • Marlies Lüer (Autor:in)

Die Autorin lebt mit Blick auf idyllische Weinberge in einem milden Klima. Das ist fast so gut, wie ein Hobbithaus im Auenland zu bewohnen, wo sie eigentlich mit ihrem Mann leben möchte. Sie liebt ihren Garten und sammelt - Drachen!
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Titel: Der Fluch von Rosegarden Manor