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Ehe du lügst

Roman

von Klaudia Jeske (Autor:in) Torsten Seemann (Herausgeber:in)
200 Seiten

Zusammenfassung

Was soll man davon halten, wenn der Mann, mit dem man seit siebzehn Jahren verheiratet ist, nie ein Sterbenswort darüber verloren hat, in seiner Jugend psychische Probleme gehabt zu haben? Was ist, wenn man entdeckt, dass die Schwiegermutter noch lebt, obwohl es immer hieß, sie sei längst gestorben? Und wie ist es, wenn man plötzlich annehmen muss, mit einem Mörder verheiratet zu sein? Diese Fragen stellt sich Birthe Siemsen, die mit ihrem wortkargen Mann Kersten einen Gartenbaubetrieb in der norddeutschen Provinz betreibt. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest gerät das Familienidyll aus den Fugen. Ein Paar zieht in die Kate nebenan. Kersten verschweigt, dass die extravagante Nachbarin seine Jugendliebe ist. Kurze Zeit später findet Birthe die Frau erwürgt im Garten auf. Das Dorf steht Kopf. Printausgabe: 200 Seiten

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Sonnabend, 16. Dezember

Intensiver Blickkontakt. Worte, die den Zauber hinaufbeschwören. Zärtliche Berührungen.

Sexuelle Anziehungskraft. Jede Liebesgeschichte hat einen Anfang …

*

„Bist du verrückt? Schon in zwei Stunden?“ Ich rührte mit rechts die Nudeln im Topf um und griff mit links nach dem Bratenwender. „Muss ich denn sofort springen, wenn diese Leute uns einladen? Wieso haben die uns nicht früher Bescheid gesagt?“

Obwohl ich ihm den Rücken zukehrte, wusste ich, dass Kersten sich in diesem Moment mit seiner schmutzigen Hose auf dem Küchentisch niederließ.

„Wahrscheinlich sind einige Gäste abgesprungen, und jetzt sind die froh, ihre Bude mit uns voll zu bekommen“, überlegte ich. „Überhaupt, da passen wir doch gar nicht hin. Hast du den Porsche gesehen?“

Die Dunstabzugshaube lief auf Hochtouren. Ihr saugender Lärm bildete zusammen mit dem Blubbern und Brutzeln aus Topf und Pfanne den Sound der Küche.

In meinen Ohren aber dröhnte Kerstens Schweigen.

„Hey, ich rede mit dir!“

Endlich machte er den Mund auf: „Du wirst sehen, die Winskes sind in Ordnung.“

„Sind denn noch andere aus dem Dorf eingeladen?“

„Keine Ahnung.“

Ich seufzte.

So war es immer: Ich redete mir den Mund fusselig, und am Ende bekam mein Mann doch seinen Willen. Auch wenn ich die Taktik zu durchschauen meinte, war ich gegen seine Art machtlos.

Wachs in seinen Händen.

„Hast du wenigstens den Auftrag bekommen, Liebling?“

„Ja“, antwortete er.

„Und?“ Ich wendete die Frikadellen in der Pfanne. Knusprig und glänzend braun sahen sie aus.

„Mit den Auslichtungsarbeiten soll so bald wie möglich begonnen werden. Und Winske will von mir Entwürfe für eine neue Gartenanlage sehen.“

Am Ton seiner Stimme hörte ich, dass es ihn freute.

Das Nachbaranwesen, jahrelang unbewohnt, befand sich in einem verwahrlosten Zustand. Der 3.000 qm große Garten und die ehemalige Bauernkate hatten zweifelsohne schon bessere Zeiten gesehen. Der Dorfklatsch besagte, die Winskes seien ein überkandideltes Paar aus der Hauptstadt. Es hieß, sie planten, das Haus in Zukunft als Wochenenddomizil auf dem Lande zu nutzen. Ich wusste, für meinen Mann bedeutete es eine reizvolle Aufgabe, den riesigen Garten wieder auf Vordermann zu bringen.

„Was zieht man denn da an?“

Ich schaltete die Dunstabzugshaube aus. Dann drehte ich mich zu Kersten um. Wie vermutet hatte er sein Hinterteil auf dem Tisch geparkt. Die Arme hielt er vor seiner breiten Brust verschränkt, seine ausgestreckten Beine ragten weit in den Raum hinein. Er zuckte mit den Achseln.

„Jeans und T-Shirt sind sicher okay.“

Mit seiner hoch gewachsenen, muskulös-schlanken Gestalt und einem frischen Teint gehörte er zu jenen Männern, die immer attraktiv wirken, egal wie sie gekleidet waren. Mit seinem kahl geschorenen, schön geformten Schädel sah er ausgesprochen sexy aus.

„Für dich vielleicht.“

Längst hatte ich mich damit abgefunden, nicht das Schmuckstück an Kerstens Seite zu sein. Mir fehlte der Sinn dafür, mich aufzubrezeln. „Verleihen Sie ihren Augen Ausdruck wie Jennifer Lopez und setzen Sie künstliche Wimpern auch ans Unterlid“. Wenn ich solche Beauty-Tipps in Frauenzeitschriften las, begriff ich sofort, dass ich selbst dergleichen nie hinbekommen würde ohne lächerlich zu wirken.

Ich nahm zwei Topflappen, stemmte das schwere Gefäß zur Spüle, goss die Nudeln ins Sieb. Der heiße Wasserdampf hüllte mich in eine feuchte Wolke.

„Dann müssen die Mädchen heute Abend schon wieder auf den Kleinen aufpassen“, gab ich zu bedenken. „Die werden nicht gerade begeistert sein.“

„Sie können sich ruhig mal erkenntlich zeigen. Wo du die ganze Mühe mit Maries Geburtstag hast.“

Ich überlegte kurz, dann lenkte ich ein. Es wäre dumm von mir gewesen, Kerstens neuen Auftraggeber vor den Kopf zu stoßen. Morgen würde Marie zwar ihren 15. Geburtstag mit einer Horde von Teenagern bei uns zu Hause feiern, aber ich lag mit den Vorbereitungen gut in der Zeit. Außerdem: Keiner zwang mich, bis zum Morgengrauen bei den Winskes auszuharren.

„Und was schenken wir? Diese Städter stehen doch bestimmt auf Ökogemüse, oder?“

„Ich hab schon einen Erntekorb mit Kartoffeln, Äpfeln und Kohlköpfen zusammengestellt“, sagte Kersten. „Du brauchst dich nur um dich selbst zu kümmern, Süße.“

Wer´s glaubt, dachte ich. Aber ich beschwerte mich nicht. Dafür liebte ich ihn viel zu sehr.

Trotz seiner Fehler.

Im Laufe unserer Ehe hatte ich meiner Meinung nach ein recht realistisches Bild von meinem Mann entwickelt. Kersten war das, was man hier im Norden als ein wenig dröge bezeichnet: Das Gegenteil von einem Temperamentbündel. Eine gelungene Konversation bestand für ihn aus drei Sätzen, eingebettet in dreißigminütiges Schweigen. Er war eben so, wie der Rest der Republik sich einen echten Norddeutschen vorstellt: klar, herb und wortkarg.

Abseits ihm bekannter Pfade wie seiner Arbeit, dem Dorf und dem Schützenverein, war er schwer zu mobilisieren und selten für Neues zu begeistern. Überschaubares packte er kraftvoll an, und dabei machte er seine Sache gut. Aber wenn es unübersichtlich wurde, fühlte er sich überfordert, wurde nervös und gelegentlich aggressiv. Dann und wann entlud er sich in kurzen Zornesausbrüchen. Ich konnte damit umgehen.

*

Als wir bei den Winskes eintrafen, stießen wir auf den Gastgeber, einen unterbeschäftigten Barmann, zwei Cateringdamen sowie eine Handvoll Gäste.

Niemand da, den ich kannte.

Joachim Winske, ein gepflegter breitschultriger Fünfziger mit grauem Vollbart und unübersehbarem Bauchansatz, erzählte wie einer, der den Text bereits zum hundertsten Mal herunter spult. Im Sommer hatte er seiner Frau das Bauernhäuschen zum Geschenk gemacht.

„Paola will die Kate auch für Ausstellungen nutzen.“ Mit großer Geste deutete er auf die bunten Bilder, die überall an den rau verputzten, weißen Wänden hingen. „Der Umbau hat eine Stange Geld gekostet. Sieht man, oder?“

Wir pflichteten ihm bei.

Als ich vor Jahren das letzte Mal in der strohgedeckten Kate gewesen war, hatte die Atmosphäre dunkel gewirkt. Durch den Einbau großer Fenster und das Entfernen diverser Wände war alles Bedrückende gewichen. Jetzt gab es Säulen, die ahnen ließen, an welchen Stellen sich unlängst noch Mauern befunden hatten. Die geringe Deckenhöhe wirkte urig, ebenso der rustikale Kamin. Die Möblierung war sparsam, aber zahlreiche im Raum verteilte Christrosenarrangements sorgten für elegant-weihnachtliches Flair. Kein Vergleich allerdings zu der verspielten Dekoration, die unser eigenes Heim so kuschelig und gemütlich machte.

„Unser Berliner Architekt hat sich um den Umbau gekümmert. Der große Künstler“, Winske kräuselte mokant die Oberlippe, „hat zwar enormen Wert auf die Optik gelegt, aber Praktisches hat der Herr Stararchitekt vernachlässigt. Zum Beispiel gibt es mit der Erneuerung der Hauselektrik leider noch Probleme…“

„Die Elektrofirma Poggensee hier im Ort ist wirklich sehr zuverlässig. Können wir empfehlen, stimmt´s Kersten?“

„Klar“, murmelte mein Mann.

„Die Außenbeleuchtung ist jedenfalls ganz wunderbar“, schwärmte ich.

Durch zahlreiche Lichterketten in den kahlen Bäumen und Sträuchern sah das stark bewaldete Anwesen der Winskes heute geradezu verwunschen schön aus.

„Und was machen Sie so?“, fragte Joachim Winske mich.

Ein junges Mädchen vom Catering bot uns Getränke an. Ich nahm ein Sektglas.

„Wir haben drei Kinder. Da ist man gefordert. Außerdem kümmere ich mich um den Schreibkram in unserer Firma.“

Winske hörte nur mit halbem Ohr zu. Er legte seinen Arm um eine auffallend hübsche, extravagant gekleidete Frau, die sich zu uns gesellte.

„Hallo, wen haben wir denn da?“, fragte sie mit melodischer Stimme.

„Darf ich vorstellen: Paola Toledo-Winske.“ Er strich ihr liebevoll über den Rücken. „Meine Frau – und da übertreibe ich keineswegs – ist eine hochbegabte und äußerst vielseitige Künstlerin. Alle Bilder im Haus stammen von ihr. Außerdem bildhauert sie, spielt perfekt Klavier, komponiert ...“

„Liebling, du machst mich ganz verlegen …“, dämpfte Paola lächelnd ihren Mann.

Ich betrachtete sie fasziniert. Zum halblangen, rotseidenen Abendkleid – oben eng anliegend, unten weit schwingend – hatte sie derbe Wanderboots kombiniert. Ihr rötlich-braunes Haar flutete unter einem gelben Käppi hervor, das an ein orientalisches Fes erinnerte. Zweifelsohne zählte sie zu jenen Frauen, die ungeteilte Aufmerksamkeit einfordern und es gewohnt sind, diese zu erhalten.

„Paola, mein Herz, das sind unsere Nachbarn. Ich habe dir doch schon von dem tüchtigen Gärtner erzählt.“ Er deutete mit dem Kopf nickend auf Kersten, der es hasste als „Gärtner“ bezeichnet zu werden. „Und das ist seine reizende Frau … Wie war noch der Name?“

„Birthe“, half ich ihm, „Birthe Siemsen.“

„Angenehm“, hauchte sie.

Einige Gäste betraten den Raum.

„Entschuldigen Sie bitte“, sagte Winske mit einer leichten Verbeugung und ging auf die Neuankömmlinge zu, während uns Paola weiterhin Gesellschaft leistete.

„Die Kate hat sich sehr zum Vorteil verändert“, bemühte ich mich um Konversation, da Kersten nur verlegen vor sich hinlächelte.

„Finden Sie?“ Plötzlich rückte Paola ganz dicht an mich heran, ihr warmer Champagneratem schlug mir ins Gesicht. „Es muss elektrisierend sein, einen Gärtner zum Mann zu haben. Der versteht sich aufs Säen, Pflanzen und Ernten, was?“

Sie kicherte albern. Womöglich hatte sie gerade einen anzüglichen Witz gemacht, den ich nicht verstand.

Dann wandte sie sich Kersten zu. „Dieser fast verrottete Geräteschuppen hinten in unserem Garten ist mir geradezu unheimlich. An den Holzwänden habe ich eingetrocknete Flecken und Spritzer gefunden. Ich frage mich, ob das Blut sein kann.“ Täuschte ich mich, oder fraß Paola Winske meinen Mann gerade mit ihren Blicken auf?

„Vermutlich hat der Vorbesitzer dort seine Hühner geschlachtet“, schlug ich vor.

„Mein Gott, ihr Leute vom Lande seid ja so archaisch!“ Sie lachte kurz auf.

„Wir wissen eben noch, dass ein Steak ein Teil eines toten Rinds ist und nicht bloß ein in Folie eingeschweißtes Industrieprodukt“, sagte ich.

Wieder schenkte sie uns ihr glockenhelles Lachen. Dann vertröstete sie uns geschmeidig auf später.

„Wie die dich angesehen hat“, raunte ich Kersten zu.

„Wer?“

„Na, die Winske.“

„Ist mir gar nicht aufgefallen.“

Das ist in diesem Fall auch besser so, Liebling.

Immer mehr Gäste trafen ein. Sie brachten einen Duft von frischem Sauerstoff ins Haus, der in ihrer edlen Kleidung hing. Alle waren damit beschäftigt sich Bussi links, Bussi rechts auf die Wangen zu drücken und gegenseitige Komplimente auszutauschen. Ich grinste prophylaktisch in die Menge. Die Gesellschaft machte auf mich einen recht illustren Eindruck. Es mischten sich betuchte Bürger, elegante Bohemiens und bunte Vögel aus der Kunstszene. Niemand beachtete uns.

„Ich fühle mich wie eine Bulette zwischen lauter Kaviarhäppchen“, sagte ich zu Kersten.

Unsere Gastgeberin schwirrte herum wie eine Biene. Ihr Nektar waren die Komplimente, die sie emsig sammelte.

„Paola, wie himmlisch du ausschaust.“ Auf dem stark geschminkten, hageren Gesicht einer perfekt gestylten Frau im lila Hosenanzug spiegelte sich blankes Entzücken. „Dieser Look ist grandios!“

Sie drehte unsere Gastgeberin begutachtend einmal im Kreis. Ich fiel fast in Ohnmacht! Der Rückenausschnitt von Paolas Kleid endete erst in Steißbeinhöhe. Gewagt!

„Ich bin falsch angezogen“, quengelte ich und sah Kersten vorwurfsvoll an.

Meine bequeme schwarze Hose, das grüne T-Shirt und der Trachtenblazer, der gut saß und mich an unseren Urlaub in Tirol erinnerte, waren für den heutigen Anlass ein wahrer Missgriff in den Kleiderschrank gewesen. Dabei hatte ich für dieses Outfit auf der letzten Abendeinladung bei Freunden ein tolles Echo erhalten. Allerdings kannten unsere Bekannten im Gegensatz zu diesen Leuten hier meine heiter-ironische Einstellung zu jeglicher Volkstümelei. Die Stickereien mit den Hirschgeweihen am Revers fand ich ganz einfach witzig.

„Du siehst gut aus“, beschwichtigte mich Kersten, aber ich merkte, dass er abgelenkt war.

Fixierte er etwa das Rückendekolleté unserer Gastgeberin?

„Da ist ja Uwe!“, sagte er plötzlich erfreut, ließ mich auf eine Weise stehen, wie ein ansonsten wohlerzogener Mensch es sich nur bei toten Gegenständen oder seiner alt gedienten Ehefrau erlaubt, und strebte Uwe Kröger, dem ehrenamtlichen Bürgermeister unserer Gemeinde, entgegen.

Seit ich durch mein Engagement in einer Bürgerinitiative als seine Widersacherin aufgetreten war, suchten wir beide nicht gerade die Nähe des anderen.

Ich beobachtete, wie sich die Männer gegenseitig auf die Schultern klopften. Dann drängten sich einige junge Leute zwischen uns, die sich besonders aufgekratzt benahmen.

Waren die etwas high?

Ich trank einen Schluck Champagner und begann mir die Bilder anzusehen. Es waren von kühlen Blautönen und kräftigem Rot dominierte Werke, abstrakt zumeist. Graphische Muster wechselten sich mit unkontrollierten Farbexplosionen ab. Hatte der Künstler etwa kohlensäurehaltige Flüssigkeiten aus zu stark geschüttelten Flaschen gegen die Leinwand geschäumt? Wie auch immer, dekorativ sahen die Bilder aus. Ich hoffte nur, man sollte keinen Sinn darin erkennen.

„Langweiliges Zeugs“, sagte jemand neben mir und legte vertraulich seinen Arm um meine Schulter. Verblüfft schaute ich in die babyblauen Augen eines Jünglings.

„Willste mal was wirklich Aufregendes sehen?“

Er fuhr sich mit dem rechten Daumen lasziv über seine fleischigen Lippen wie es Jean-Paul Belmondo als junger Wilder in meinem Lieblingsfilm „Atemlos“ tut. Dann zog der Typ sein T-Shirt bis über den Bauchnabel hoch. Zutraulich blinzelte er mich an. „Dann musst du mal zu mir kommen.“

Er griff in die Tasche seiner eng anliegenden Latexhose und fummelte darin herum.

„Kennen wir uns?“ Zu meinem Ärger wurde ich rot.

Statt einer Antwort beförderte er ein zerknittertes, buntes Kärtchen hervor und hielt es mir unter die Nase.

Ich las: „Roman Kesselhammer – meine Art“, dann folgte eine Adresse in Berlin.

Er tippte auf den Zettel: „Hier findste mein Atelier. Abgefahren, sag ich dir. Ist bestimmt mal was anderes als Wanderurlaub, wa.“

In diesem Augenblick wurde Roman Kesselhammer von mir weggezogen. Die Frau in Lila mit den ausgemergelten Gesichtszügen einer Langsteckenläuferin hakte sich bei ihm ein und zog ihn mit sich fort.

„Ich bring ihn gleich wieder zurück“, warf sie mir noch hin.

Danke, darauf konnte ich verzichten.

Wo steckte eigentlich Kersten?

Irgendwo zwischen den Leuten, die mit Gläsern und gefüllten Tellern herumstanden und sich angeregt unterhielten, musste er doch sein. Mein Blick blieb bei Joachim Winske hängen. Er wurde gerade von einem schmalbrüstigen Jungen umarmt, der wie einer dieser Hamburger Schnösel der Erbengeneration aussah, die sich ihre Zeit auf dem Golfplatz unserer Gemeinde vertrieben. Neben den beiden stand ein zartes, blasses Mädchen, ein bisschen älter als unsere Tochter Marie vielleicht. Sie wirkte entrückt.

Wie Marie es ausdrücken würde, „scannte“ ich den Raum weiter ab. Kein Kersten!

Mein Magen knurrte leise vor sich hin. Ich beschloss, mich aufs Buffet zu stürzen. Innerlich verfluchte ich meinen Angetrauten.

Wieso ließ er mich allein mit diesem Haufen von Egozentrikern?

*

Die Speisen hatte man auf einer langen Tafel neben der Küchenzeile angerichtet. Auf weißem Satintuch lockten Platten mit Antipasti und Parmaschinken, Schalen mit kleinen Köstlichkeiten und Körbe mit verschiedenen Brotsorten. Außerdem gab es Stövchen mit Auflaufformen, in denen Lachs mit Spinat warmgehalten wurde, und große Schüsseln mit einer weiß glänzenden Süßspeise. Ein schlanker, rotseidener Arm griff von hinten an mir vorbei zum großen Löffel, mit dem sich der Nachtisch auffüllen ließ.

„Creme Bavaroise“, flötete Paola Winske und schaufelte sich beherzt ihren Dessertteller voll mit der Bayrischen Creme. „Die setzt zwar Hüftgold an, aber ich liebe es trotzdem. Sie müssen unbedingt das Himbeermark dazu probieren. Göttlich!“

„Es sieht alles sehr lecker aus. Ein schönes Fest“, entgegnete ich.

„Ein großes Durcheinander!“, jammerte Paola übertrieben.

„Inzwischen ist es ganz schön unübersichtlich geworden“, stimmte ich zu, „sogar mein Mann ist mir irgendwie abhandengekommen.“

Sie lachte perlend.

Ich sah, dass ein Fitzelchen Spinat zwischen ihren makellosen weißen Zähnen hängen geblieben war. Ihre knallrot geschminkten Lippen bildeten dazu den fettig glänzenden Rahmen. Sie taxierte mich von oben nach unten.

„Auf dieser Party läuft ein Haufen Frauen herum, in deren Beuteschema ihr Mann perfekt passt. Also, ein Tipp, Bertha: Das Schätzchen nie aus den Augen lassen!“

Verärgert schob ich mir einen Pumpernickel mit Gänseschmalz in den Mund. Mit gehässigen Menschen tat ich mich immer schwer.

Irgendjemand rief nach Paola.

„Da ist ja Aidan“, sprach sie in die Luft und schwebte davon, um einen dunkel gekleideten, schlaksigen Vierziger zu umarmen. In ihrem Überschwang zerdrückte sie das Christrosensträußchen, das er ihr zu überreichen versuchte.

Frustriert füllte ich mir einige Mini-Sandwichs auf den Teller. Dann schob ich mich durchs Gedränge.

Vielleicht war es im leicht futuristisch anmutenden Glasvorbau ruhiger, durch den wir das Haus betreten hatten? Zog man einen schweren, roten Samtvorhang zur Seite und schritt über eine hölzerne Schwelle, so gelangte man in den neuen Gebäudeteil mit der schicken Garderobe. Für Beleuchtung sorgten Lichtspots, die in den mit Glasbausteinen gefliesten Fußboden eingelassen waren.

Als ich in den Anbau trat, sah ich, wie sich der junge Golfschnösel und seine blutleere Begleiterin gerade ihre Mäntel anzogen. Sie bemerkten mich nicht.

„Ich könnte die Ziege erwürgen“, stieß das Mädchen hervor, „was Papa bloß an ihr findet.“

„Bei unserem Alten sitzt der Verstand eben in der Hose“, sagte der Schnösel.

„Dieses verdammte, geldgeile Aas, verrecken soll sie.“

Das Mädchen öffnete die Haustür. Ein kühler Luftzug schoss in die Bauernkate. Es war eine frostig kalte Nacht.

„Mach doch mal die Außenbeleuchtung an, Mark.“

Der junge Mann probierte die Schalter neben der Tür aus. Für einen Moment erloschen die Lichtröhren im Fußboden. Dann wurde es wieder hell.

„Draußen tut sich nichts. Da muss das Licht ausgefallen sein. Es ist ein anderer Stromkreis als innen“, erklärte das Mädchen und schaute zum Himmel. „Die Sterne werden uns den Weg schon leuchten.“

„Verdammte Pampa“, grummelte er.

Dann gingen sie hinaus in die Kälte und zogen die Haustür hinter sich zu.

Hoppla! Was war das denn gewesen?

Jetzt brauchte ich etwas zum Trinken. Am besten etwas Hochprozentiges.

*

Hinter der Bar unterstützte der Hausherr den Barkeeper beim Ausschank. Joachim Winske drückte mir ein Glas Rotwein in die Hand.

„Der ist ganz ausgezeichnet.“ Er grabschte nach meinem Unterarm. „Fühlen Sie sich überhaupt wohl zwischen den vielen fremden Gesichtern?“

„Haben Sie einen Sohn namens Mark?“, fragte ich.

„Mark wird die Firma mal übernehmen. Er studiert BWL in Hamburg. Haben Sie ihn kennen gelernt?“ Er wirkte erfreut. „Meine Tochter Nadine war auch da.“

Bevor ich darauf antworten konnte, kümmerte er sich bereits um einen anderen Gast. Ich nahm einen Schluck Rotwein. Als ich das Glas auf dem Tresen abstellen wollte, stieß mich jemand von hinten an. Die Flüssigkeit in meinem Glas schwappte gefährlich, doch es gab kein Malheur.

„Tschuldigung“, sagte der hochgewachsene, schlaksige Mann, dessen stürmische Begrüßung durch Paola ich vorhin beobachtet hatte.

„Ist der gut?“, fragte er mich, zeigte auf den Wein und orderte im gleichen Atemzug ein Glas bei Joachim Winske.

Wozu stellten diese Menschen Fragen, wenn sie keine Antwort darauf hören wollten? War das ein Spiel?

Während er mit Joachim Winske sprach, schaute ich mir den eingebildeten Kerl etwas genauer an. Der Mann hatte dieselbe Überheblichkeit an sich wie die anderen Leute, die ich hier kennengelernt hatte. Menschen, die sich im Grunde genommen nur für sich selbst interessierten, die sich dennoch nach einem Publikum sehnten, das ihnen bestätigen sollte, was für großartige Typen sie doch waren.

Wenigstens war er dezent gekleidet. Ein anthrazitfarbener, schmal geschnittener Anzug, ein weißes Hemd, dessen oberster Knopf geöffnet war, keine Krawatte. Kurzes staubbraunes Haar ohne Gel und sonstigem Chichi, eine gerade gewachsene feine Nase, volle Lippen. Der Mann war nicht gerade unattraktiv, und das war ihm garantiert bewusst. Sein Blick aus grünbraunen Augen traf mich unvorbereitet. Ich fühlte mich ertappt. Na und, dachte ich, ist doch völlig egal, welchen Eindruck dieser Mensch von mir bekommt, den sehe ich sowieso nicht wieder. Dennoch war es mir unangenehm, als er mich nun seinerseits unverblümt musterte.

„Hübsche Jacke“, sagte er. „Von hier?“

„Nein, aus Tirol.“

Der Typ schaute erstaunt, dann hellte sich sein Gesicht auf.

„Nein, ich meine, ob du von hier bist“, er lächelte. Dann stellte er sich vor: „Aidan Eisengart, ein alter Freund von Paola. Ich darf dich doch duzen? “

Ich nickte. „Birthe Siemsen. Wir sind Nachbarn von den Winskes.“

„Wir?“, hakte er nach.

„Lassen Sie sich nicht von Aidan anbaggern, meine Liebe.“ Neben uns war die lila Langstreckenläuferin aufgetaucht. „Sein Vorname bedeutet Feuer …“

„Aidan ist doch bestimmt auch nur einer dieser blöden Künstlernamen, mit denen ihr euch interessanter macht als ihr seid“, mischte sich Joachim Winske von jenseits der Theke ein. Er schaute spöttisch zu uns hinüber.

„Deine Frau ist doch auch nicht besser, Joachim“, kicherte die Langstreckenläuferin. „Paola Toledo hieß ursprünglich Petra Viola Tödle“, erklärte sie mir.

„Gegen die vielen Mogelpackungen, die sich hier vergnügen, ist das gar nichts“, höhnte Winske. „Schaut euch nur um! Dann entdeckt ihr ein paar Ladys, an denen bis auf ihre Körperflüssigkeiten überhaupt nichts mehr echt ist. Bei Paola ist noch alles original, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Er grunzte. Die Langstreckenläuferin wieherte. Eisengart zog eine Augenbraue hoch. Ich lächelte schief.

„Die Herkunft des Namens Aidan ist irisch, oder?“, überspielte ich den falschen Ton, der sich in die Unterhaltung geschlichen hatte.

„Korrekt. Meine Mutter stammt aus Cork“, Aidan Eisengart sah mich mit erwachter Aufmerksamkeit an.

Ich begann aufzutauen: „Unsere Tochter heißt Enya, das ist die anglisierte Schreibweise des irischen Vornamens Eithne. Er bedeutet sinngemäß „der Kern“, „Körper, Geist, Seele“ aber auch „das Feuerchen.“

„Siehst du, Amelie, auf so sachliche Ebene lässt sich Namensforschung bringen“, sagte Aidan zu der Langstreckenläuferin, die trocken auflachte.

„Malen Sie eigentlich auch?“, fragte ich ihn.

Wieder blieb er mir eine Antwort schuldig. Eisengart starrte in die Menge. Ich versuchte seinem Blick zu folgen. Einen Moment lang glaubte ich, Kerstens Profil auftauchen zu sehen.

„Es ist gar nicht so einfach, in dem Gewimmel jemanden zu finden …“

Eisengart unterbrach mich: „Drei Arten von Männern versagen im Verstehen der Frauen: Junge Männer, Männer mittleren Alters und alte Männer. Irisches Sprichwort.“

Ich war nicht sicher, ob er es tatsächlich zu mir sagte oder auf so eine, in meinen Augen pseudointellektuelle, Art vor sich hin rezitierte. Jedenfalls schallte es sogleich von Joachim Winske zurück: „Es gibt drei Arten von Frauen: die schönen, die intelligenten und die Mehrheit.“

„Rainer Werner Fassbinder“, sagte Eisengart.

Selbstgefällige Bande, dachte ich.

In der wenig schmeichelhaften Annahme, in den Augen dieser beiden Herren zur Mehrheit der Frauen zu zählen, stürzte ich den Rotwein hinunter. Dann schaute ich auf meine Allerwelts-Armbanduhr, die weder einen Design-Preis abgeräumt hatte noch brilliantenbesetzt war.

Erst halb zehn! Mir kam es vor, als hätte ich schon eine halbe Ewigkeit in dieser Kate zugebracht.

Ich zupfte Winske am Ärmel.

„Toilette?“ fragte ich.

Er deutete nach oben. „Erster Stock, erste Tür links.“

Noch schnell für kleine Mädchen und dann nichts wie nach Hause. Nur komisch, dass ich Kersten nirgends sehen konnte. Auf der Treppe kam mir unser Bürgermeister entgegen, der gerade seinen Hosenschlitz kontrollierte. Nun, da sich unsere Begegnung nicht vermeiden ließ, versuchte ich mich so locker wie möglich zu geben.

„Hallo, Uwe. Weißt du, wo Kersten steckt?“

Wir blieben einen Moment nebeneinander auf der Treppe stehen. Uwes Gesicht war puterrot, ich konnte seinen Alkoholatem riechen und sah, wie glasig seine Augen waren. Die Schwäche unseres Bürgermeisters für Freibier war legendär. Doch seit er Eheprobleme hatte, sprach er dem Alkohol weitaus mehr zu als ihm gut tat.

„Vorhin ist Kersten in den Garten gegangen“, lallte er.

„Da ist es doch stockdunkel.“

Er wankte die Stufen hinab.

Als ich nach dem WC-Besuch in den Flur trat, traf ich dort meinen Mann.

„Hier steckst du!“, sagte ich vorwurfsvoll. „Ich habe dich die ganze Zeit gesucht.“

„Ich dich doch auch.“ Kersten gab mir einen flüchtigen Kuss.

„Wo warst du? Draußen?“

„Auch mal, ja.“

„Was hast du denn da gemacht?“, beharrte ich.

Kersten fasste mich am Arm. Er schob mich in Richtung Treppe. „Komm, es reicht mir hier. Wir gehen.“

„Gute Idee.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Misstrauen unsere Beziehung noch nicht vergiftet. Ich dachte mir nichts dabei, als er mir eine Erklärung darüber schuldig blieb, wo und mit wem er den Abend verbracht hatte. Kersten Siemsen, ein Kerl so verschlossen wie eine Auster – genau so kannte ich ihn.

Draußen atmete ich die kühle Nachtluft dankbar ein. Die Temperatur lag etwa um den Gefrierpunkt. Bei unserer Ankunft hatten Beleuchtungen in den kahlen Bäumen und Sträuchern gefunkelt, jetzt waren Windlichter mit Kerzen entlang des Weges verteilt, die eine sparsame Lichtquelle bildeten.

„Also, noch mal lasse ich mich nicht auf so eine Veranstaltung schleppen“, schimpfte ich.

Kersten nahm mich bei der Hand. Vielleicht war es das wahre Geheimnis unserer funktionierenden Ehe: Mit einer kleinen, bezaubernden Geste konnte er mich besänftigen. Seine Fähigkeit, sich ganz auf sein Bauchgefühl zu verlassen, hatte mich von Anfang an fasziniert. Ich stamme aus einem intellektuellen Elternhaus. Bei uns wurde fast alles zu Tode diskutiert.

Kurz bevor wir die Straße erreichten, tauchten zwei ineinander verschlungene Yetis vor uns auf. Es waren Paola Toledo und Roman Kesselhammer. Beide trugen helle Fransenmäntel. Paola löste sich von dem jungen Mann und schickte ihn ins Haus. Er verzog sich widerspruchslos.

„Wollt ihr etwa schon gehen?“, fragte sie. Ihr Gesicht sah fahl aus.

„Unsere Tochter feiert morgen Geburtstag“, sagte ich und versuchte zu verstecken, wie unangenehm berührt ich von unserer Begegnung mit diesem Vamp war. „Es war sehr nett bei Ihnen, wirklich ...“

Ich blickte Kersten an, doch auf eine hilfreiche Bemerkung von ihm konnte ich mal wieder nicht zählen.

„Na, dann einen schönen Sonntag“, sagte Paola und umarmte uns überschwänglich. „Wir treffen uns bestimmt öfter mal, jetzt wo wir Nachbarn sind.“ Sie warf einen ihrer männermordenden Blicke auf Kersten. Er schlug die Augen nieder. „Ich freue mich sehr darauf“, fügte sie hinzu.

Mein Unbehagen wuchs. Ich jedenfalls war überhaupt nicht darauf erpicht, Paola Toledo-Winske jemals wieder zu sehen.

*

Um den heutigen Abend zu überstehen, war es nötig gewesen, sich zwei Dopamintabletten einzuwerfen. Joachim Winske wollte nicht wieder in eines dieser schwarzen Löcher fallen, in denen er umhertapste auf der quälenden Suche nach dem Sinn seiner Existenz. Es war niemals gut, über zu viel Zeit zum Grübeln zu verfügen, dachte er jetzt, während er schmutzige Weingläser zur Spüle trug.

„Das kann ich doch übernehmen, Herr Winske“, rief ihm der Barmann zu.

Winske winkte ab.

Er ließ heißes Wasser in das Spülbecken laufen und gab einen Spritzer Priel hinzu. Die teuren Gläser hatten es verdient, per Hand gesäubert zu werden. Er genoss solche einfachen Tätigkeiten, bei denen man seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte. Den ganzen Abend über hatte er sich auf der Einweihungsparty hinter der Bar am wohlsten gefühlt. Viele Gäste waren im nüchternen Zustand kaum zu ertragen, aber mit ein paar Promille in der Blutbahn wurden manche von ihnen ganz amüsant. Ihn selbst konnte Alkohol kaum reizen, und jetzt, zusammen mit den Medikamenten, trank er ohnehin nur Softdrinks.

Joachim Winske biss sich auf die Lippen. Er konnte es selbst nicht fassen, wie sehr er sich in den letzten Monaten verändert hatte. Was war aus dem energiegeladenen Self-Made-Mann geworden?

Das mit den Arzneien hatte bald nach dem letzten Weihnachtsurlaub auf Saint Maurice angefangen. Auf der Insel im Indischen Ozean war er zum ersten Mal in diese dunkle Welt versunken, während die Sonne gnadenlos vom Himmel gestrahlt und das Meer so aquamarin geblitzt hatte wie in der Tourismuswerbung. Unerträglich für ihn. Er hatte es darauf geschoben, dass ihm einfach zu langweilig war auf dem Eiland. Paola und er hatten die Reise frühzeitig abgebrochen.

Joachim Winske tauchte sinnend ein paar Gläser ins schaumige Wasser.

Direkt nach der Rückkehr war das Beunruhigende mit seinem rechten Arm passiert. Beim Laufen schwang er nicht mehr wie gewohnt mit. Quälende Schmerzen in der rechten Schulter waren hinzugekommen. Als Gelegenheitsgolfer hatte Winske zunächst an eine Sportverletzung geglaubt. Erst Wochen später war er endlich zum Arzt gegangen. Die Untersuchungen hatten eine niederschmetternde Diagnose ergeben: Er litt unter Parkinson, dieser nicht zu heilenden Schüttellähmung.

„Joachim, warum lässt du das nicht jemand anders machen?“, Paola stand plötzlich neben ihm. „Es gibt Gäste, die sich von dir verabschieden möchten.“

Er folgte ihr und verhielt sich so verbindlich und gastfreundlich, wie es ihm momentan möglich war. Dann kehrte er zum Abwasch zurück. Er nahm eines der Gläser und polierte es gründlich – bis es funkelte.

Meine Paola glänzt auch, von innen und außen, dachte er stolz. Wenn er es sich recht überlegte, war es nicht ganz fair von ihm gewesen, sie unter den gegebenen Voraussetzungen an sich zu binden. Anstatt ihr von seiner Krankheit zu erzählen, hatte er sie mit einem Heiratsantrag überrascht. Mit Wehmut dachte er an sein überwältigendes Glücksgefühl bei der Hochzeit. Er brauchte Paola, ihre Quirligkeit, ihre Einfälle. Er wollte sie. Und wenn es die letzte Frau war, die er je haben konnte.

„Seh´ dich in Berlin, alter Junge“, ein Gast, dessen Name ihm gerade nicht einfiel, klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter. „Hat Spaß gebracht, mit euch in eurer Hütte zu feiern.“

Winske wünschte eine gute Heimfahrt.

Der Plan mit dem Atelier auf dem Lande hatte ihm von Anfang an gefallen. Dadurch ergab sich ein größerer Spielraum, die Krankheit so lange wie möglich vor Paola zu verheimlichen. Ansonsten fand er die Bauernkate, an der seine Frau einen Narren gefressen hatte, viel zu klein und zu unscheinbar. Das große Grundstück lag zwar idyllisch, doch bezweifelte er, ob die Immobilie mit den Jahren im Wert steigen würde.

Er hasste Verlustgeschäfte.

Am liebsten hätte er die Strohhütte abgerissen und eine großzügige Villa im amerikanischen Südstaatenstil erbaut.

Aber Paolas Geschmack war ganz anders. Er musste es akzeptieren, auch wenn es ihm einiges abverlangte. Grüblerisch griff er sich ein weiteres Glas aus dem Spülbecken und unterzog es der Trockenprozedur.

Beim Gedanken an die Leute, mit denen Paola sich umgab, kam es ihm hoch: Etwa dieser kleine Scheißer mit den engen Latexhosen, in dem sich sein magerer Hintern völlig verlor. Oder diese Hyäne von Galeristin, Amelie, der ihr Ehrgeiz aus allen Poren triefte. Dann der ganze Trupp ewig schwarz gekleideter, künstlerisch-sehniger Gestalten wie Aidan Eisengart.

Winske selbst hielt überwiegend Kontakt zu Geschäftspartnern, Bankern und Rechtsanwälten. Hier in dem kleinen Kaff war es für die Zukunft eventuell nützlich mit dem Bürgermeister auf vertrautem Fuß zu stehen. Also hatte er diese Schnapsnase Uwe Kröger eingeladen, außerdem die direkten Nachbarn: den muskulösen Gärtner und seine recht niedliche Frau, Typ weizenblonde holsteinische Landpomeranze.

„Joachim! Kommst du bitte mal!“ Paola winkte ihn schon wieder zu sich.

„Augenblick!“, rief er zurück.

Wenn nur diese schreckliche Erkrankung nicht wie ein Damokles-Schwert über ihm schwebte. Bisher lief es ganz gut mit den Medikamenten. Doch wie lange noch? Das Zittern hatte noch nicht angefangen. Aber es würde darauf hinauslaufen. Sein Gang würde kleinschrittig werden, schlurfend. Die Gefahr zu stürzen würde steigen. Und seine Mimik – davor hatte er besonders große Angst – würde einfrieren. Die Mutation in einen maskenhaften Menschen mit einer viel zu leisen, monotonen Stimme war unvermeidlich.

Wer könnte ihn dann noch ernst nehmen?

Er hängte das inzwischen feucht gewordene Handtuch auf einen Haken und ging zu Paola und den Gästen.

Sie schmiegte sich an ihn. Einmal mehr kam sie ihm vor wie ein schutzsuchendes Küken, das in die Geborgenheit der Glucke flüchtet. Verrückt: Für Paola war er sogar bereit, in die Rolle eines Huhns zu schlüpfen.

Einen Moment lang ergab er sich dem Abschieds-Smalltalk. Dann verkrümelte er sich wieder in Richtung Küchenzeile. Im Spülbecken beobachtete er die Priel-Lauge. Der Schaum hatte sich nahezu aufgelöst.

Er war jetzt 59 Jahre alt und hatte sich ausgemalt, bis siebzig noch ganz fit über die Runden zu kommen. Mit einer zwanzig Jahre jüngeren Frau an seiner Seite war es kaum möglich frühzeitig einzurosten. So war der Plan gewesen. Aber die Perspektiven, die sich ihm nun eröffneten, verhießen nichts Gutes. Paola war schon jetzt ein flatterhafter Schmetterling. So lange sie bei ihm blieb, würde er beide Augen zudrücken, das hatte er sich geschworen.

Müde rieb er sich sein Gesicht.

Inzwischen rückte der Zeiger auf halb vier Uhr morgens. Fast alle Partygäste waren fort. Seit ein Uhr gab es einen halbstündigen Shuttle mit einem Kleinbus-Taxi zum Schlosshotel im Nachbarort. Dort hatte Winske für die Gäste Zimmer bestellt, damit sie nachts die Fahrt nach Berlin nicht mehr antreten mussten. Joachim Winske schaute sich um. Auf den Barhockern verweilten die letzten Gäste: Amelie Nyman, Aidan Eisengart und Roman Kesselhammer. Er gesellte sich zu ihnen.

„Habt ihr Paola gesehen?“

„Sie ist total geschafft und wollte ein Bad nehmen“, sagte Amelie und biss herzhaft in eine Schmalzschnitte. Wie konnte man nur über so einen erstaunlichen Appetit verfügen und gleichzeitig so dünn sein, dachte er.

„Soll ich euch ein Taxi rufen?“, fragte Winske. „Der letzte Shuttle ging um drei.“

„Paola hat vorgeschlagen, wir sollen unterm Dach im Atelier schlafen“, sagte Amelie.

„Eine Menage à trois“, sagte Winske süffisant, „ihr Künstlervolk macht vor nichts Halt.“

„Vielleicht kommt Paola ja lieber zu uns hoch, wa. So langweilig wie´s bei dir sein soll“, sagte Roman überheblich.

Winske lächelte ihn kalt an.

Aus dem oberen Stockwerk drangen Würgegeräusche.

„Der guten Paola ist wohl das Essen nicht bekommen. Sie konnte sich bei der Creme Bavaroise einfach nicht stoppen …“, sagte Amelie und nahm einen großen Schluck aus ihrem Whiskyglas.

„Die hat bloß zuviel durcheinander gesoffen, wa“, sagte Roman, „so schnell wie die das Zeug in sich rein kippt, da kannste echt nicht mithalten. Dabei glaubste immer, die is´ noch nüchtern. Komisch …“

„Halt endlich die Klappe, du Blödmann“, brauste Joachim Winske auf. Er erhob sich vom Barhocker und steuerte die Treppe an.

„Bleib hier“, knarzte Amelie unfreundlich, „du nervst sie bloß. Paola kann Fürsorge nicht ertragen.“

„Da können wir wohl alle ein Lied von singen“, sagte Eisengart und fummelte eine Zigarette aus der Verpackung. „Ich weiß noch, wie ich sie mal von einer Vernissage-Eröffnung abhalten wollte, weil es ihr dreckig ging. Kanzelte mich ab wie einen Idioten. Sah aus wie ein Gespenst, aber irgendwie überstand sie den Abend. Gegen Morgen musste sie mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren werden. Blinddarmdurchbruch!“

Winske verharrte unschlüssig auf der Stelle. Die Geräusche waren verstummt. Amelie drehte die Musik lauter.

Buena Vista Social Club aus Kuba.

Roman Kesselhammer forderte Amelie zum Tanz auf. Sie begannen ihre eckigen Hüften im Salsa-Takt zu schwingen. Winske setzte sich wieder und beobachtete die beiden mit leerem Blick. Eisengart zündete sich eine Zigarette an und paffte genüsslich vor sich hin.


Sonntag, 17. Dezember (Dritter Advent)

… Wann aber endet eine Liebe? Mit der Gleichgültigkeit? Mit dem Einander-überdrüssig-werden? Mit dem Verlassenwerden? Oder mit dem Verrat?

*

Morgens zog Leon uns ohne Erbarmen aus unseren warmen Betten. Gemeinsam bereiteten wir das feierliche Geburtstagsfrühstück für Marie vor. Sie freute sich über CDs ihrer Lieblingsband, Schminkutensilien, neue Jeans und den Wintermantel, den ich vor drei Wochen gemeinsam mit ihr ausgesucht hatte. Der Tag ging so dahin mit Zuwendung für Leon, Beschwichtigung der aufgedrehten Mädchen und mit den restlichen Vorbereitungen für die Party, die am späten Nachmittag beginnen sollte. Um zehn Uhr würde Schluss sein. Am nächsten Tag war Schule und so kurz vor den Weihnachtsferien wurden immer eine Menge Klassenarbeiten geschrieben. Da konnten die Teenager – auch wenn sie deswegen maulten – nicht ewig feiern.

Um halb fünf stieß Marie einen Wutschrei aus, der nichts Gutes verhieß. Die Haare zurückgekämmt und mit einer zentimeterdicken, grünen Masse auf der Gesichtshaut stürmte sie in die Küche, wo ich gerade die Saft-Bowle abschmeckte.

„Wieso hast du meine Levi´s nicht gewaschen, Mama!“ Marie standen Tränen in den Augen. In letzter Zeit war sie zu einer echten Drama-Queen mutiert.

„Vermutlich hast du vergessen, sie in den Schmutzwäschekorb zu legen. Aber du besitzt doch noch andere Hosen“, erklärte ich so ruhig wie möglich.

„Manno, Mama! Die Levi´s sitzt am besten! Das weißt du genau!“

„Nun mach´ mal halblang, Fräulein. Und außerdem: Hast du etwa meine teure Feuchtigkeitsmaske auf deine perfekte jugendliche Haut geschmiert?“, ging ich zum Gegenangriff über, „das darf wohl nicht wahr sein!“

Marie fasste sich erschrocken ins Gesicht und verschwand im Eiltempo in Richtung Badezimmer.

Dann trafen nach und nach die Teenies ein und nahmen Besitz von unserem Haus. Mir war das Gefühl bereits vertraut, mich bei solchen Anlässen fremd in meinen eigenen vier Wänden zu fühlen. Anstatt mir zu helfen, hatte sich Enya aus dem Staub gemacht. Wie alle Zwölfjährigen liebte sie es, bei den Freunden ihrer älteren Schwester herumzuhängen und sie anzuhimmeln. Immerhin hatte sich Kersten wenigstens unseren Sohn geschnappt und war mit ihm zu Uwe Kröger gefahren.

Mit einer großen Schüssel Kartoffelsalat im Arm stand ich im Flur, als es mal wieder klingelte.

„Kann nicht mal einer von euch die Tür öffnen!“, rief ich genervt.

Aber das einzige, was aus dem zum Partyraum umdekorierten Spielzimmer drang, war viel zu laute Popmusik. Es klingelte wieder. Ein langer, schwarzer Schatten zeichnete sich durch die Milchglasscheibe ab. Mit dem Ellenbogen drückte ich den Türgriff hinunter.

„Los, rein“, sagte ich.

Und dann stand er vor mir, groß, schlank, tadellos gekleidet: Aidan Eisengart. Er hielt eine Reisetasche in der Hand und sagte: „Ich würde gerne ein Zimmer mieten.“

Ich war zu verblüfft, um sofort zu antworten.

„Von der Straße aus sah ich ein Schild am Zaun: Ferienappartement frei. Ist doch richtig, oder?“

„Eigentlich vermieten wir nur in den Sommermonaten. Sonst gibt es hier auch kaum Bedarf.“

„Mama! Wir haben Hunger!“, drang eine despotische Stimme in den Flur.

Auf Aidans Gesicht machte sich ein spitzbübisches Grinsen breit. In seinen Augen leuchtete etwas auf.

Ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln.

„Kann ich beim Tragen helfen?“, er griff nach der Salatschüssel und sah mich erwartungsvoll an.

„Ich bin ein dummes Mutterschaf, ich weiß. Eigentlich könnten die Kids das schon alleine“, murmelte ich vor mich hin, während ich schon auf dem Weg in die Küche war, um die Platte mit den Fleischklößchen zu holen. Eisengart folgte mir.

Nachdem wir die hungrigen Teenies versorgt hatten, bot ich ihm von den Frikadellen und dem Kartoffelsalat an.

Als er mit gutem Appetit aß und meine Kochkunst ausdrücklich lobte, war ich angenehm überrascht.

Schließlich sah Eisengart sich suchend um. „Wo wäre denn mein Zimmer?“

„Dein Zimmer? Vorausgesetzt wir würden eines vermieten, wäre es hier im Erdgeschoss, aber wir sind momentan nicht auf Gäste eingerichtet. Der Raum ist total ausgekühlt, und ich müsste die Betten beziehen und …“

„Kein Problem, das mache ich gern selbst.“

„Es geht mich ja nichts an, aber kannst du nicht bei deinen Freunden nebenan wohnen? “

„Es gab einen Unfall … Roman Kesselhammer ist heute Vormittag ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ich habe ihn bewusstlos im Bad gefunden.“

Das Berliner Künstlerwürstchen!

„Wie? Der junge Mann?“

„Leider. Paola ist total konfus. Ich möchte mich um sie kümmern, ihr aber keinesfalls zur Last fallen.“ Eisengart fuhr sich mit der Serviette über den Mund. „Zeigst du mir nun das Zimmer?“

Ich gab mich geschlagen. „Komm mit!“

Obwohl das Gästezimmer tatsächlich sibirische Kälte ausstrahlte, war er Feuer und Flamme es zu mieten. Passend zum skandinavischen Look unseres Hauses war das Ein-Raum-Appartement mit Möbeln aus weiß lasierter Fichte eingerichtet. Außer einem Doppelbett gab es eine Schlafcouch und außerdem noch so viel Platz, dass man bequem ein Kinderreisebett hätte aufstellen können. Der moderne Flachbildfernseher war ein Zugeständnis an Gastfamilien, die an verregneten Ferientagen nichts mit sich anzufangen wussten.

„Mit Frühstück?“, fragte er.

„Eigentlich bereiten sich unsere Gäste ihr Essen selbst zu.“

Ich deutete auf den offenen Türbogen, dem Zugang zur Miniküche. „Für Selbstversorger.“

„Kleines Frühstück, zehn Euro extra jeweils – ist doch nur für zwei Tage. Bitte.“

„Gibt es eine Steigerung von Beharrlichkeit?“

„Entschlossenheit? Starrsinn? Standhaftigkeit? … Kaltblütigkeit?“

„Unverfrorenheit! Darum handelt es sich!“

„Eine Portion Unverfrorenheit findest du ganz gut, stimmt´s?“

Wir lächelten uns an. Diese Einvernehmlichkeit fühlte sich überraschend gut für mich an.

„Überredet“, gab ich mich geschlagen. „Um neun?“

Ich hätte darauf wetten können, dass Eisengart mir auf den Hintern glotzte, während ich zur Heizung ging und mich zum Temperaturregler beugte, um ihn voll aufzudrehen. Womöglich war es nur ein eitler Gedanke, aber – Hand aufs Herz – wäre ich enttäuscht gewesen, wenn nicht. Mir war bewusst, dass ich flirtete, und es tat mir ausgesprochen wohl.

„Sag mal“, wechselte ich das Thema, „was ist denn nun genau passiert? Mit Kesselhammer, meine ich.“

Aidan Eisengart setzte sich aufs Bett und prüfte die Matratze. Sein Haar lichtete sich am Scheitelpunkt. Ob ein Typ wie er Probleme damit hatte, eine Glatze zu bekommen?

„Kesselhammer hat Paolas Damenrasierer benutzt.“

Ich hob die Augenbrauen.

„Na, wohl für die Wolle auf seiner Brust, denke ich mir. Jedenfalls war das Gerät defekt, und bum.“

„Ein kaputter Rasierapparat? Sachen gibt´s. Das nennt man wohl ‚Gefahren des Alltags‘. Was fehlt Kesselhammer überhaupt?“

„Er leidet unter Herzrhythmusstörungen. Aber er hätte jetzt auch bei den Engeln sein können.“

„Dann hat er großes Glück gehabt. … Soll ich das Bett wirklich nicht für dich beziehen?“

„Danke. Du hast schon genug um die Ohren. Ich verzichte auch auf den Zimmerservice.“

„Den bieten wir hier sowieso nicht.“ Ich achtete auf einen aufrechten Gang – Brust raus, Bauch rein, leichter Hüftschwung – bei meinen paar Schritten zum Schrank, holte zartgelbe Bettwäsche und ein Laken heraus und legte die Sachen aufs Bett. Eisengart nahm den Bezug und stülpte ihn geschickt über das Kissen.

„Hat dein Mann übrigens letzte Nacht noch gefunden, was er suchte?“, fragte er im beiläufigen Tonfall.

„Wie bitte?“ Ich starrte ihn an.

„Ich habe ihn um das Haus der Winskes rumstreifen sehen, mitten in der Nacht.“

„Wohl kaum. Das muss eine Verwechslung sein. Wir haben geschlafen.“ Prüfend fuhr ich mit dem Zeigefinger über die Fensterbank. „Ich hole mal ein Staubtuch.“

Frechheit!

Aus welchem Grund steckte der Typ seine Nase bloß so neugierig in fremde Angelegenheiten? Es war doch hoffentlich kein Fehler gewesen, ihn bei uns einziehen zu lassen?

*

„Davon, dass es einen Unfall bei den Winskes gab, hast du wahrscheinlich schon gehört?“, fragte ich Kersten und schenkte mir ein Gläschen Amaretto ein.

„Von Uwe.“ Er setzte seine Flasche Bier an den Mund und trank.

Wir saßen gemütlich in der Küche. Inzwischen war die Party vorbei, die jugendlichen Gäste waren gegangen, und Marie hatte sich ins Badezimmer verzogen. Es war ein gutes Gefühl, die Feier für dieses Mal überstanden zu haben.

„Die Herstellerfirma muss man verklagen. So etwas darf einfach nicht passieren!“, ereiferte ich mich.

„Hmm.“

Ich nippte an meinem Mandellikör. „Übrigens stand vorhin ein Typ vor unserer Tür. Von der Party gestern. Ich habe ihm das Appartement vermietet.“

Kersten verschluckte sich fast. „Du hast was?“

„Aidan Eisengart heißt er. Ein komischer Name.“

„Warum hast du mich nicht vorher gefragt?“ Kersten warf mir einen bösen Blick zu.

Was war denn in ihn gefahren?

„Es ist doch immer meine Angelegenheit, an wen wir vermieten“, sagte ich fest.

Stirnrunzelnd nahm er einen großen Schluck Pils. „Ich mag den Knilch nicht“, sagte er düster.

„Hast du ihn gestern kennengelernt?“

Er schwieg.

„Der ist etwas speziell“, erläuterte ich, „aber doch irgendwie ganz nett.“

„Ich kenne solche Typen.“

Langsam wurde ich bockig. „Er hat im Voraus bezahlt. Außerdem bleibt er nur zwei Nächte. … Und wenn wir schon mal dabei sind: Was hast du letzte Nacht eigentlich bei den Winskes verloren gehabt?“

„Wer behauptet das?“

„Eisengart sagt, er hätte dich gesehen.“

„So ein Spinner! Die Beleuchtung war doch ausgefallen. Wie will er mich gesehen haben?“

Das leuchtete mir ein. Aidan Eisengart war nur ein aufgeblasener Wichtigtuer, ich hatte es doch gleich geahnt. Ein charmanter Blender, das war er. Mehr nicht. Und wenn ich ein bisschen mit ihm geflirtet hatte, so würde ich es bestimmt nicht fortsetzen. Aidan Eisengart, was für ein affiger Name!

„Ob er auch Künstler ist?“, überlegte ich laut.

„Frag ihn doch selbst“, sagte Kersten mürrisch. „Als Zimmerwirtin wirst du ihn bestimmt noch umhätscheln müssen.“

„Eifersüchtig?“

Er stellte sein Glas unnötig wuchtig auf den Tisch. „Auf so eine dürre Stange doch nicht.“

Beruhigend streichelte ich über seine raue Gärtnerhand. So wie es sich anhörte, war er ganz eindeutig eifersüchtig auf Eisengart.

Ich fühlte mich geschmeichelt.


Montag, 18. Dezember

Wie genau kenne ich den Menschen wirklich, neben dem ich Morgen für Morgen aufwache?

*

Wie mit Aidan Eisengart verabredet, bereitete ich ihm am nächsten Morgen um neun Uhr ein Frühstück: knusprige Brötchen, Käse, Mettwurst vom Bauern, selbst eingekochte Erdbeermarmelade, Milch, Kaffee und frisch gepressten Orangensaft. Kersten war längst bei der Arbeit, die Kinder in der Schule. Ich zündete gerade die Kerzen am Adventsgesteck an, als Aidan in der Küche auftauchte.

„Guten Morgen“, grüßte er mit einem verschwörerischen Lächeln, so als wären wir geheime Verbündete. Dieses Mal würde ich mich nicht von ihm einlullen lassen, nahm ich mir vor.

Er trug ausgezeichnet sitzende Jeans und einen wollweißen Rollkragenpulli mit Zopfmuster, auf seiner Nase saß eine runde Hornbrille, die ihm gut stand. Ob er gestern Kontaktlinsen getragen hatte?

„Setz dich doch zu mir, Birthe.“ Einladend klopfte er auf das Sitzpolster neben sich, Kerstens Stammplatz. Eigentlich wollte ich nicht. Aber dann gab ich mir doch einen Schubs. Schließlich war ich die Zimmerwirtin. Es abzulehnen könnte unhöflich wirken, redete ich mir ein. Wenn er ein zufriedener Gast wäre, wer weiß, vielleicht würde er dann unsere Ferienwohnung weiterempfehlen. Warum also nicht? Er würde mich schon nicht gleich verführen wollen, nur weil wir die Körpernähe des anderen erahnen konnten …. Allein aus geschäftlichem Interesse fühlte ich mich geradezu verpflichtet, mich dicht neben meinen Hausgast zu setzen. Außerdem roch er wirklich unwiderstehlich …

„Eine Tasse Kaffee trinke ich gerne mit“, sagte ich so zurückhaltend es mir augenblicklich möglich war. So unauffällig und so geräuschlos wie möglich begann ich seinen Duft zu inhalieren.

Der Mann langte mit gutem Appetit zu und lobte besonders die Erdbeermarmelade. „Verkaufst du die auch?“

„An Feriengäste schon.“

Wir unterhielten uns über den Gartenbaubetrieb, welche Art von Aufträgen wir annahmen und wie die Sache mit der Vermietung so lief.

„Stammst du aus dem Dorf?“, fragte er schließlich.

„Nein, ich bin in Hamburg aufgewachsen. In Winterhude. Aber es gefällt mir hier auf dem Lande.“ Ich schenkte uns Kaffee nach. „Früher in der Schule gehörte ich zur Ökofraktion in Birkenstocklatschen.“

Er schielte unter den Tisch auf meine Füße. Ich lachte auf. Heute trug ich zartrosa Hausschuhe. Ballerinas. Ein Geschenk meiner Töchter.

„Na ja, ein bisschen habe ich mich schon verändert. Immer wenn ich in meine bequemen Sachen aus Bio-Baumwolle schlüpfe, lästern meine Mädels.“ Ich nahm einen Schluck Kaffee. „Die Tiroler Jacke finden die übrigens oberpeinlich.“

Aidan grinste.

„Mode ist nicht so mein Ding. Aber ich habe nach wie vor einen grünen Daumen und ich liebe es, eigenes Obst und Gemüse anzubauen.“

Er interessierte sich für unseren Nachwuchs. Ich erzählte ihm, dass sie Wunschkinder waren.

„Am liebsten hätte ich sogar fünf Kinder gehabt. Aber Kersten bekam es mit der Angst zu tun, so viele kleine Siemsens ernähren zu müssen.“ Ich nahm ein Löffelchen voll Erdbeermarmelade und schleckte es genüsslich ab.

„Wie habt ihr euch kennen gelernt, du und dein Mann?“

„Vor siebzehn Jahren. In Down Under.“

„In Australien!“ Ich hatte Eisengart sichtlich beeindruckt.

„Bei den Kängurus, ja. Kersten hat den Hotelgarten gepflegt. Wir sind ins Gespräch gekommen. Zehn Wochen später haben wir in Deutschland geheiratet.“

„Das nenne ich Tempo. Liebe auf den ersten Blick, was?“

„Down Under hat mein Leben tatsächlich auf den Kopf gestellt …“

„Weil du dich Hals über Kopf verliebt hattest!“

Eisengart mochte Wortspiele genauso gern wie ich.

„Genau“, strahlte ich.

„Was hat dein Mann in Australien gemacht?“

„Kersten hat sich damals eine Zeitlang auf der ganzen Welt umgetan. Er hat die Gartenbaukunst in England, Frankreich und Italien studiert, war in den USA, Kanada und schließlich in Australien. Mit Hilfsarbeiten hat er sich dieses Leben finanziert.“

„Und zurück in Deutschland seid ihr sesshaft geworden?“

„Kersten hat das Grundstück gefunden. Ich mochte die Gegend sofort. Und meine Eltern haben uns anfangs finanziell beim Aufbau der Firma unterstützt.“ Plötzlich hatte ich das Gefühl, diesem Fremden ein bisschen zu viel über mich preiszugeben. Nun wollte ich einiges über ihn erfahren. „Und du? Hast du Kinder?“

„Leider nicht.“

„Als Mann kann man sich ja etwas länger Zeit mit der Familiengründung lassen.“

„Womöglich.“

Ich erfuhr, dass er als Privatdozent für Kunstgeschichte an einer Berliner Uni tätig war und als Experte verschiedene Museen beim Ankauf von Kunstwerken beriet.

Dann fragte ich ihn, woher er Paola eigentlich kenne.

„Ich kannte früher mal jemanden …“, wich er mir aus, als hätte ich ein peinliches Thema berührt. „Also, es ist frappierend: Dein Mann sieht ihm ungeheuer ähnlich.“

„Wem?“

„Der Typ, den ich kannte, hatte allerdings lange blonde Engelslocken und war längst nicht so athletisch.“

Ich dachte an Kerstens einstige Lockenpracht, die in Gefahr gestanden hatte, Ähnlichkeit mit einem löchrigen Flokati zu entwickeln. Deshalb hatte Kersten erst im Sommer einen radikalen Wechsel vom California Dream Boy zum Charakterkopf vollzogen und sich den Kopf kahl scheren lassen.

„Dein Mann kommt nicht zufällig aus … “ Eisengart nannte einen Ort, von dem ich noch nie gehört hatte.

„Wo soll das sein?“

„Bei Hannover. Ich habe dort meine Jugend verbracht.“

„Nein, tut mir leid. Aber ich bin nicht so toll in Geographie.“

„Ist auch bloß ein unbedeutendes Städtchen.“

„Kein Heimweh danach?“

Er stieß ein kurzes Lachen aus, das nicht von Herzen kam. „Bestimmt nicht!“

„Das ist bei mir auch nicht anders. Ich vermisse die Großstadt nicht.“

Aidan sah mich ernst an. „Der Junge hieß auch Kersten.“

Ich prustete los wie ein Schulmädchen.

„Kersten Wesselkamp hieß er.“

Mir blieb mein Lachen im Halse stecken.

„Kersten Wesselkamp! Sicher?“

„Das ist alles lange, lange her.“

„Oder war sein Name vielleicht Karsten?“

Er schüttelte den Kopf.

„Aber so hieß Kersten – also mein Kersten – vor unserer Heirat“, sagte ich verwirrt, „Wesselkamp gefiel ihm nicht.“

Aidan fasste sich an die Stirn. „Natürlich! Er hat deinen Namen angenommen! Dann ist ja alles klar.“

„Gar nichts ist klar. Kersten ist nämlich in Buxtehude aufgewachsen.“

„Warst du schon mal dort?“, fragte er nach einem Moment des Schweigens.

„Nie. Kersten sagt, ihn verbindet mit dem Ort nichts mehr. Seine Eltern sind ja schon lange tot …“

„Ach, das wusste ich nicht.“

„Hast du sie gekannt?“

„Ja. Frau Wesselkamp hat uns manchmal Mettbrötchen aufgeschmiert.“ Er deutete auf die Wurstplatte auf dem Tisch.

„Kersten mag Mettwurst sehr gerne“, sagte ich leicht benommen.

„Herr Wesselkamp hat uns oft zu Auswärts-Fußballspielen gefahren. Wir haben jahrelang in derselben Mannschaft gespielt, Kersten und ich. Herr Wesselkamp konnte ganz schön ehrgeizig sein, was den Sport anbelangte.“

Ich ließ Aidan weitererzählen, ohne genau hinzuhören. Gedanklich kaute ich noch immer auf dem – in meinen Ohren – fremden Ortsnamen herum. Wie war das noch mal mit Buxtehude gewesen? Womöglich hatte ich Kersten all die Jahre über verkehrt verstanden. Vielleicht waren die Wesselkamps ja irgendwann mal umgezogen, und Kersten hatte nur einen Teil seiner Jugend in Buxtehude verbracht?

„Ach, es ist so schade, dass die Kinder ihre Großeltern väterlicherseits nie kennen gelernt haben“, seufzte ich schließlich.

Aidan wirkte nachdenklich.

„Ich habe ein Foto dabei – von damals.“

„Von den Wesselkamps?“

„Nein, von Kersten und mir. Es ist auf dem Zimmer, ich hole es gleich.“ Er sprang vom Stuhl auf.

Ein bisschen zu energisch – etwa so wie ich es mit Leon gemacht hätte – zog ich ihn wieder auf seinen Platz zurück.

„Immer mit der Ruhe. Frühstücke erst mal zu Ende. Du findest mich dann im Büro. Zwei Türen links von der Küche. Ich laufe nicht weg.“

*

Das trübe Dezemberlicht reichte nicht aus, um vernünftig am Computer arbeiten zu können. Ich schaltete die Schreibtischleuchte ein. Der Lichtspot fiel auf unser Familienfoto aus dem Urlaub vom vergangenen Jahr. Alle fünf Siemsens strahlten aus blauen Augen in die Kamera. Im Hintergrund das wunderbare Bergpanorama Tirols. Marie sah aus wie ein Fotomodell mit ihren langen lockigen Haaren und den ebenmäßigen zarten Gesichtszügen. Sie kam ganz klar nach Kersten, während Enya und Leon meine kleine Himmelfahrtsnase und die leichte Neigung zu Hamsterbäckchen geerbt hatten.

Es machte mich stolz und glücklich, meine eigene Familie zu haben. Ich selbst war als Einzelkind aufgewachsen, was vermutlich gar nicht so schlimm gewesen wäre, wenn meine Eltern mehr Zeit für mich gehabt hätten. Aber ihre berufliche Karriere hatte immer oberste Priorität für sie gehabt. Irgendwie war ich dabei auf der Strecke geblieben.

Während ich den Computer hochfahren ließ, goss ich nachdenklich die Pflanzen auf der Fensterbank.

Wenn er ein altes Foto von ihm mit sich herumschleppte, so musste Aidan sehr an Kersten gelegen sein, überlegte ich. Waren die Zwei so enge Freunde gewesen? Aber wie passte dies zu Kerstens abweisender Reaktion auf unseren Übernachtungsgast?

Irgendetwas stimmte nicht.

Das Adventsgesteck auf dem Schreibtisch befand sich im Stadium zunehmender Auflösung. Ich wischte die trockenen Tannennadeln mit der Hand direkt in den Papierkorb. Als ich das Buchhaltungsprogramm aufrief, klopfte es an der Tür. Aidan schwenkte eine Fotografie.

„Schau mal.“

Er neigte sich zu mir hinunter. Ein angenehm zurückhaltender Duft nach Holz, Zimt und Zitrusfrüchten wehte zu mir hinüber. Ich betrachtete das leicht ausgeblichene Farbfoto: Zwei junge Männer an der Schwelle zum Erwachsensein und ein Mädchen mit dunklen, mittellangen Haaren. Alle drei lächelten verhalten.

„Unverkennbar!“ Ich deutete auf Kersten.

Er trug löchrige Jeans und ein T-Shirt im lila Batikdruck und hatte schwarze Holzclogs an, die wir damals „Botten“ nannten. Da er etwas seitlich zum Fotografen stand, waren orangefarbene Socken zu erkennen! Seine Frisur war ein wilder Afrolook. Und er hatte einen merkwürdigen Bart, der von den Koteletten am Kinn entlanglief und das Gesicht leicht umrahmte.

Das Mädchen in der Mitte kam mir irgendwie bekannt vor, aber so wie sie hatten Anfang der Achtziger viele ausgesehen. Ein bisschen wie die frühe Nena eben. Eine leicht schlabberige Bluse mit Schulterpolstern zum engen Minirock. Frotteepulswärmer um die Handgelenke und ein Stirnband im stufig geschnittenen Haar.

„Für die habt ihr bestimmt beide geschwärmt!“, entfuhr es mir.

Aidan lachte.

„Und der superdünne Hering hier, das musst doch wohl du sein.“ Schon damals war Eisengart der „Man in Black“ gewesen in dunkler Jeans und in einem schwarzen, ärmellosen T-Shirt, das den Mangel an Muskeln betonte.

„Und dieses bildhübsche Mädchen. Wie heißt sie?“

„Petra.“

„Wieder so ein komischer Zufall“, meine Heiterkeit kam mir aufgesetzt vor, aber aus irgendeinem Grund schaffte ich es nicht, echt zu bleiben. „Ich finde, sie sieht Paola unheimlich ähnlich. Das Mädel ist natürlich eine ganze Ecke jünger …“

„Lang ist es her“, sagte Aidan und ich spürte einen Hauch von Kälte in seiner Stimme, „Petra Viola nennt sich inzwischen Paola …“

„Nein!“ Das Blut schoss mir ins Gesicht. Ich starrte auf das Foto. „Aber Paola hat rötliche Haare.“

„Gefärbt.“

Es war, als stülpe sich eine Vakuumglocke über mich. Plötzlich kam ich mir allein und verlassen vor. Mein Herz klopfte wild. „Wieso hat mir Kersten nicht gesagt, dass ihr drei euch von früher kennt?“, hörte ich mich sagen.

„Das musst du deinen Mann wohl fragen.“ Aidans Antwort drang wie aus der Ferne zu mir. Ich schwitzte.

Das Telefon klingelte und riss mich wieder zurück ins Hier und Jetzt. Automatisch nahm ich ab.

Mein Herzschlag beruhigte sich etwas. Der Kunde erwog, uns einen Auftrag für den Winterstreudienst zu erteilen. Wie sich herausstellte, gehörte er zu diesen hundertprozentigen Typen, die alles ganz genau wissen wollen. Die Routine tat gut.

Aidan verschwand, mir ein Zeichen gebend, aus dem Zimmer. Als ich das Gespräch beendete, wunderte ich mich, warum er nicht zurückgekommen war. Egal.

Es war Zeit, Kersten, den Schuft, zur Rede zu stellen.

Auf seinem Mobiltelefon sprang lediglich die Mailbox an. Unseren Gehilfen Tomas Bobsien, der gemeinsam mit Kersten im Neubaugebiet in der Kreisstadt arbeitete, konnte ich dagegen erreichen. Er sagte, Kersten sei unterwegs. Genaueres wüsste er aber nicht.

Na warte, mein Lieber!

*

Es wurde einer dieser turbulenten Tage, an denen man nicht zu dem kommt, was man eigentlich auf dem Programm hat. Eine halbe Stunde nachdem Eisengart mein Büro verlassen hatte, jagte ein schwarzer BMW unsere Auffahrt hoch. Er bremste scharf. Ich ging zum Fenster. Joachim Winske stieg aus dem Wagen. Wir winkten uns zu. Zwischen der Auffahrt und dem Fenster lag ein breites Rosenbeet. Winske rief etwas. Ich stellte das Fenster auf Kipp.

„Was?“

„Ich suche Eisengart. Ist er hier?“

„Ist er denn nicht in der Kate?“

„Sonst würde ich wohl nicht fragen!“

„Ich mache Ihnen die Haustür auf, dann können Sie selbst nachsehen, ob er noch auf dem Zimmer ist.“

Seufzend schloss ich das Fenster. Hatte Kersten nicht prophezeit, es würde nur Arbeit mit unserem Gast geben?

Als Joachim Winske ins Haus trat, wirkte er angespannt. Wir klopften an Aidans Zimmertür. Niemand antwortete.

Ich weiß nicht mehr, was mich ritt, als ich herausplatzte: „Wussten Sie eigentlich, dass sich Ihre Frau und mein Mann seit ihrer Jugend kennen?“

„Unmöglich!“ Er sah mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank.

Ich erzählte ihm von dem Foto, das mir Aidan Eisengart kurz zuvor gezeigt hatte. „Eine Aufnahme von den dreien aus den frühen achtziger Jahren.“

„Aidan auch?“

„Wussten Sie das gar nicht?“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752137347
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
Geheimnisse Dorfleben Ehekrise Mord in Nachbarschaft Humor

Autoren

  • Klaudia Jeske (Autor:in)

  • Torsten Seemann (Herausgeber:in)

Klaudia Jeske wurde 1964 in Hamburg geboren und wuchs in Norddeutschland auf. Ihr erster Krimi "Erben ist menschlich" entstand 2010 während eines Schreibkurses an der Volkshochschule. Daneben hat sie diverse Kurzgeschichten veröffentlicht. Sie war Mitglied der Hamburger Autorengruppe "Mörderklüngel" und bei den "Mörderischen Schwestern". Weitere Projekte waren in Planung, konnten von ihr aber zu Lebzeiten nicht mehr fertig gestellt werden. Der Roman "Ehe du lügst" wurde posthum veröffentlicht.
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Titel: Ehe du lügst