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Lovecrafts Schriften des Grauens 02: Götter des Grauens

von Roman Sander (Hrsg.) (Autor:in)
126 Seiten

Zusammenfassung

Deutsche und internationale Autoren stellt der Herausgeber, der bereits erfolgreiche Titel für Bastei, Heyne und dtv zusammenstellte, in seiner ultimativen Anthologie zum Cthulhu-Mythos H. P. Lovecrafts vor. Original- und deutsche Erstveröffentlichungen von Hans Dieter Römer, Gary Lovisi, David A. Riley, Jack Eden und US-Geheimtipp Wilum Hopfrog Pugmire, dazu ein Beitrag von Jörg Kleudgen, zeigen die Vielfalt neuer Interpretationen des Mythos auf. Die Printausgabe des Buches umfasst 198 Seiten.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis




DAS AUGE DES FISCHES von David A. Riley


Teil 1
Rays Erzählung

Ray Wetherell stand am Kai von St. Mottram. Hinter ihm erhoben sich die Häuser des Dorfes mit ihren Schindeln und malerischen Giebeln den sanft ansteigenden Hügel hinauf. In Tagträume versunken, hatte Ray schon einige Minuten lang einfach nur auf das Meer hinaus geblickt. Da geschah es. Es war Anfang Herbst, das Wetter war mild, und kaum ein Wind wehte. Dennoch befiel ihn ohne ersichtlichen Grund eine eisige Kälte, wie ein unheilvolles Vorzeichen. Er fröstelte und schaute zum Himmel hinauf, ob sich eine Wolkenfront gebildet hatte. Aber alles war wie zuvor: dieselben kleinen Wolken und der kobaltblaue Himmel; dieselbe dunkelrote Sonne, die langsam auf die Hügel hinabsank; dieselben Möwen, die um eine Ansammlung von Fischerbooten draußen in der Bucht kreisten. Auch als er in das kleine Hotel zurückkehrte, in dem er für den Rest der Woche ein Zimmer gemietet hatte, wurde Ray das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Er fühlte sich auf merkwürdige Weise unvollständig (ein anderes Wort fiel ihm dafür nicht ein), als ob sich die Wirklichkeit um ihn herum ein wenig verschoben hätte. Ein paar der anderen Gäste standen an der Bar, als Ray hereinkam und ein Budweiser bestellte. Später würde er etwas essen. Fürs Erste genügte ein Drink. ­Vielleicht half der ihm dabei, das seltsame Gefühl loszuwerden, das ihn am Kai beschlichen hatte.

„Hey, was haben die Jungs da?“

Ray schaute zu den anderen Gästen hinüber, die um eines der Fenster herumstanden. Durch das Fenster neben ihm erblickte er die Masten eines Fischerboots, das gerade angelegt hatte. Seine Mannschaft stand, wie ein menschliches Knäuel, auf dem Kai und zog mit großer Anstrengung an einem Tau. Was sie da versuchten, aus ihrem Boot zu hieven, musste sehr schwer sein.

„Sollen wir ihnen helfen?“, fragte einer der Männer, ein großer, sportlicher Typ mit grau werdendem Haar.

„Warum nicht?“, sagte sein Begleiter, ein kleinerer Mann mit gebräunter Haut. „Sind Sie dabei?“ Er drehte sich zu Ray um. „Könnte sich lohnen. Vielleicht haben sie ein paar Extrahummer gefangen.“

Obwohl er noch immer nicht ganz bei sich war, zuckte Ray die Schultern. „Okay.“

Als sie wenige Augenblicke später bei den Fischern standen, war es den Männern beinahe gelungen, die Ladung ihres Bootes auf den Kai zu ziehen. Ray beugte sich vor und erblickte überrascht eine von Muscheln verkrustete Statue, die beinahe anderthalb mal so groß war wie ein Mensch. Bis die Fischer die Statue auf den Kai herabgelassen hatten, hatte sich eine Menschenmenge gebildet. Der Kapitän des Fischerbootes war ein Mann mit einem dicken Bauch, ledriger Haut und einem angegrauten Bart. Er versuchte, ein paar der Muscheln abzukratzen, welche die Figur in dicken Schichten bedeckten, sodass man nicht erkennen konnte, ob es sich bei der Statue um die eines Mannes oder einer Frau handelte. Ein Arm der Statue war wie zum Gruß oder zum Befehl erhoben. Ihre Fingerspitzen zeigten Ray das dunkle, kupferartige Metall, aus dem sie gegossen worden war und das jetzt vom Meerwasser beschlagen war.

„Wie zum Teufel kommt so etwas in unsere Gewässer?“, fragte jemand.

„Ist wohl über Bord geworfen worden“, sagte ein alter Mann aus dem Dorf. „Wahrscheinlich Schmuggelware.“

„Vielleicht gab’s hier mal eine alte Zivilisation, von der niemand etwas weiß.“ Die Umstehenden belohnten diese Bemerkung mit heiserem Lachen.

„Atlantis. Wir haben Atlantis gefunden.“ Der Kapitän grinste breit.

„Ja. Und jetzt wissen wir, was mit denen passiert ist. Sie wurden von den Indianern ausgelöscht“, sagte ein anderer aus dem Dorf.

„Einheimische Amerikaner“, verbesserte ihn jemand. „Man soll sie heute nicht mehr Indianer nennen.“

Ray schüttelte den Kopf, verwirrt und dennoch fasziniert von der Statue – aber zugleich auch angewidert.

„Holen wir Professor Collins“, sagte ein großer, grimmig aussehender Mann der Bootsbesatzung. „Er wird wissen, was das ist.“

„Er ist eine Berühmtheit hier im Ort“, sagte einer der Gäste zu Ray. „Kam von der Brown-Universität in Providence hierher, als er in Rente ging. Es sagt einiges, wenn ein Universitätsprofessor in Rente eine Berühmtheit ist.“

Ray schob sich näher an die Statue heran, die auf der Seite lag wie ein gestürzter Diktator. Vorsichtig streckte er eine Hand aus, um sie zu berühren. Seine Fingerspitzen kribbelten, je näher sie der Statue kamen, als ob sie sich einer Quelle starker Elektrizität näherten. Das Gefühl wurde immer stärker – und immer schmerzhafter.

„Alles in Ordnung?“

Die Stimme schien von ganz weit herzukommen, als wäre er in eine tiefe Schlucht voller Widerhall gefallen.

„Sind Sie in Ordnung?“

Nur mit Anstrengung zog Ray seine Finger von der Statue zurück. Sofort ließ der Schmerz nach. Er nickte. „Sie ist merkwürdig. So unheimlich“, brachte er heraus.

„Wem sagen Sie das!“, sagte der bärtige Kapitän. Er kratzte mit der Klinge seines Messers an der erhobenen Hand der Statue. Wie schwarze Mohnblüten stieben die verkrusteten Muscheln davon und legten blankes Metall frei – und die Schwimmhäute zwischen den Fingern der Statue. „Ist das auch unheimlich?“, fragte der Seemann mit einem noch breiteren Grinsen als zuvor. Er schien schon das Geld zu zählen, das er mit seinem Fang sicherlich machen würde.

Jemand fuhr mit seinem Pick-up rückwärts auf den Kai, und die Männer luden die Statue auf den Lastwagen. Al Westmore, der Besitzer der Autowerkstatt, hatte sich angeboten, die Statue zu lagern, bis man Professor Collins verständigt hatte. Die Mannschaft des Fischerbootes und einige Dorfbewohner begleiteten den Lastwagen den Hügel hinauf zu Westmores Werkstatt. Ray und die ­anderen dagegen kehrten in ihr kleines Hotel zurück, nachdem die anfängliche Spannung verflogen war.


*


„Mike Rayburn“, stellte sich einer der Gäste vor. „Und das ist mein Freund Jeb Holowitz.“

Sie begrüßten sich, während der Barkeeper neues Bier ausschenkte. Mike war über einsachtzig groß und ehemaliger Footballspieler aus einer der unteren Ligen, der an einer Schule in Maine Sport unterrichtete. Jeb war hager und hatte ledrige Haut. Er schien ein Sportbegeisterter zu sein, hatte einen Schnurrbart wie Clark Gable und eine Pfeife im Mundwinkel. Er besaß einen Feinkostladen und stammte ebenfalls aus Maine. Er und Mike waren seit der Highschool Freunde und hierhergekommen, um zu fischen. Sie hatten ein kleines Boot gemietet und fuhren beinahe jeden Tag hinaus, um Haie zu jagen.

„Und warum sind Sie hier?“, fragte Jeb, als sie sich mit ihrem zweiten Bier an einen Tisch gesetzt hatten.

Ray starrte ein paar Sekunden lang seinen Drink an, bevor er antwortete. Neben diesen Anglern mit ihren guten Jobs und ihrem guten Leben fand er es schwierig, zuzugeben, dass er sich von einem Zusammenbruch erholte. Er hatte eine schlimme Scheidung erleben müssen und gerade noch das Scheitern seiner Werbeagentur verhindern können, die er nach dem College gegründet hatte. Er war nach St. Mottram gekommen, weil seine Eltern hier aufgewachsen waren. Auf gewisse Weise war es eine Flucht vor der Welt, zurück zu den Wurzeln seiner Vorfahren. In seiner Welt war alles, was er erhofft und geplant hatte, auf schreckliche Weise schiefgegangen.

Schließlich gab er ihnen eine kurze Zusammenfassung. Kurz genug, um das Selbstmitleid zu umgehen und nicht zu viele Erinnerungen auszugraben, die er in seinem Urlaub hier vergessen wollte. Sie fühlten mit ihm und bestellten noch eine Runde Bier. Das Thema war besprochen worden. Und damit war es erledigt. Dafür war ihnen Ray dankbar. Er fühlte sich noch immer nicht ganz bei sich, beinahe so, als sei, was um ihn herum geschah, nicht ganz wirklich, als sei es ein Traum, aus dem er jeden Moment erwachen würde. Indem er über seine jüngsten Probleme sprach, besonders über seine Scheidung, schien seine ganze Situation nur noch unwirklicher zu werden. Er fand es noch immer schwer, zu glauben, dass Janie ihn wegen eines Anderen verlassen und dies über ein Jahr lang geplant hatte. Das alleine hatte einen wesentlichen Teil seines Gefühls für die Realität zerstört. Ebenso schwer war es ihm gefallen, sich ans Alleinsein zu gewöhnen.


*


Am nächsten Morgen hatte er einen schweren Kater. Er duschte und rasierte sich in der Hoffnung, seinen Kopf klarzubekommen. Dann ging er in den Speiseraum hinunter und roch Schinken, Eier und heißen Kaffee. Die beste Medizin, die er kannte, gegen die Auswirkungen von zu viel Alkohol. Mike und Jeb waren schon da und stopften in bester Laune Pfannkuchen in sich hinein. Sie riefen ihn zu sich an ihren Tisch.

„Hast du heute etwas vor?“, fragte Jeb. Als Ray verneinte, sagte Mike: „Warum kommst du nicht mit uns? Es ist genug Platz auf dem Boot. Und ich kann dir garantieren, du wirst nicht enttäuscht sein. Als wir am Dienstag draußen waren, haben wir ein paar Riesendinger gefangen.“

Ray war sich nicht sicher, wie gut er sich als Seemann machen würde, besonders auf einem kleinen Fischerboot. Trotzdem erschien ihm ihre Gesellschaft besser, als alleine herumzuhängen, vor allem, wenn ihn, trotz des Ortswechsels, zu viele schlimme Erinnerungen bedrängten.

„Du brauchst ein Paar gute Jeans oder etwas Ähn­liches und einen dicken Pullover. Es kann dort draußen ein bisschen windig werden. Falls du nichts in diese Richtung hast, haben wir genug Kleidung für uns alle“, erzählte ihm Jeb.

Kurz nach neun verließen sie das Gasthaus. Als sie sich dem Kai näherten, erkannte Mike den Kapitän des Fischerbootes, das am Tag zuvor die Statue heraufgeholt hatte, und rief ihm zu:

„Ed, haben Sie herausgefunden, was das ist?“

Immer noch ganz aufgeregt wegen seines Fangs, kam er zu ihnen herüber, so schnell es sein fülliger Körper erlaubte. Seine Zähne blitzten in den Tiefen seines Bartes. „Der Professor von der Brown-Universität soll heute kommen, um sie sich anzuschauen. Wenn überhaupt jemand eine Ahnung hat, dann er. Wir haben einen ­Großteil der Muscheln und des anderen Zeugs gestern Abend entfernt. Das Ding sieht wirklich verdammt merkwürdig aus.“

„Ich dachte, es sieht ein bisschen aus wie die Freiheitsstatue“, sagte Mike scherzend.

Ed grinste ihn mit weit offenem Mund an. „Warten Sie, bis Sie sie sehen! Dann sagen Sie das nicht mehr. Das Gesicht dieses Dings sieht aus, als wären die Eltern von jemandem zu einem Fisch ein wenig zu lieb gewesen.“ Sein Lachen wurde ein dröhnendes Gebell. „Viel zu lieb!“ Er wandte sich um, um einem Mann seiner Crew unten am Kai etwas zuzurufen, als sein Lachen erstarb. „Verdammt!“, murmelte er. Ray folgte seinem Blick.

Eine dunkle Wolkenwand hatte sich am Horizont zusammengeballt. Selbst jetzt, während er hinblickte, wurde es bedrohlich dunkler. Gleichzeitig spürte Ray einen plötzlichen, deutlichen Abfall der Temperatur.

„Sieht aus, als bekämen wir Sturm“, sagte Mike mit offensichtlicher Enttäuschung in der Stimme.

„Ja, heute gehen wir nicht fischen“, fügte Jeb hinzu und klopfte schlecht gelaunt seine Pfeife aus.

Die Wolken zogen sich weit über den Himmel, und in der Ferne leuchteten bereits Blitze.

„Diese verdammte Statue sollte besser etwas wert sein“, murmelte Ed, dem die gute Laune vergangen war. „Wir kriegen heute keinen Fang mehr. Dafür bekommen wir einen Mordssturm, so wie’s aussieht.“

„Vielleicht sollten wir zu Als Werkstatt gehen, wenn der Professor kommt“, sagte Mike zu seinen Begleitern. „Nicht ganz so unterhaltsam, wie Haie zu angeln, aber, verdammt, vielleicht weiß der Kerl etwas.“

Weder Ray noch Jeb hatten eine bessere Idee. Deshalb schlenderten sie gemächlich zu Al Westmores Werkstatt. Sie waren nicht die Einzigen. Eine Menschenenge hatte sich bereits vor der Werkstatt versammelt, die Collins’ Ankunft und seine Offenbarung über die Herkunft der Statue kaum erwarten konnte. Ray hoffte, sie würden von der fachkundigen Meinung des Professors nicht enttäuscht sein. Er blickte sich nach dem Meer um und war überrascht, wie die Gewitterwolken in nur ein paar Minuten gewachsen waren. Der Wind war jetzt stärker geworden, und er fragte sich, wie viele wohl dableiben würden, wenn sich der Sturm entlud. Sie mussten nicht lange auf den Professor warten. Vielleicht waren es die ungewöhnlichen Umstände des Fundes, oder er hatte im Ruhestand nichts Besseres zu tun. Es dauerte jedenfalls nur ein paar Minuten, bis sein Wagen vor der Werkstatt hielt.


*


Eine Woge der Aufregung ging durch die Menge, als der Professor ausstieg. Er war ein ernst aussehender Mann mit Tweedanzug, einem unförmigen Porkpie-Hut und einem weißen Bart. Ed beeilte sich, ihn in die Werkstatt zu führen. Ray ließ sich mit der Menge der Neugierigen treiben, die dem Professor in die Werkstatt folgte. Professor Collins starrte schweigend die Statue an, die gegen ein paar Ölfässer gelehnt war. Ray war überrascht. Ein Großteil der Muscheln, die bei der Bergung aus dem Meer an der Statue geklebt hatten, war entfernt worden, sodass das fleckige Metall darunter sichtbar war. Ed hatte nicht übertrieben, was das Gesicht der Statue betraf. Es sah auf sehr unheimliche Art und Weise einem Fisch ähnlicher als einem Menschen. Ray hatte einmal im Abendprogramm Der Schrecken vom ­Amazonas gesehen, und die Statue hatte mit dem Ungeheuer eine gewisse Ähnlichkeit. In vielerlei Hinsicht aber auch nicht. Das Gesicht wirkte, trotz der Ähnlichkeit mit einem Fisch, weitaus intelligenter. Es machte auch einen unverkennbar bösartigen Eindruck. Der Körper war fülliger als der des Ungeheuers aus dem Film, mit einem deutlich vorspringenden Bauch und Beinen wie denen eines Frosches. Die gespreizten Füße der Statue endeten in langen, gebogenen und rasiermesserscharfen Klauen. Bisher hatte Professor Collins nichts gesagt. Auch hatte er die Statue nicht berührt, sondern hielt sich ein paar Fuß von ihr entfernt.

„Nun, was halten Sie davon?“, fragte Ed schließlich und tippte der Statue ungeduldig auf die schuppige Brust. „Ist sie etwas wert?“

Der Professor machte eine Handbewegung, als wollte er sagen: „Nicht anfassen!“, dann machte er einen Schritt zurück. „Ich denke, es wäre nicht klug, sie zu berühren“, sagte er.

„Warum? Ist sie giftig?“

Der Professor hob die Schultern. „Vermutlich ist sie mit Schadstoffen in Berührung gekommen. Ganz sicher sogar.“

„Schadstoffe? Woher? Hier gibt es keine Industrie, Professor. Wir haben sie nur eine Meile vor der Küste gefunden. Dort hat es noch nie Schadstoffe gegeben.“

„Sie wissen nicht, wie weit dieses Ding abgetrieben wurde.“

„Abgetrieben? Das da? Es hat sich seit Jahren keine paar Fuß weit bewegt. Es ist verdammt noch mal zu schwer.“ Er lachte herzhaft, aber Ray konnte sehen, dass er verstört wirkte.

„Irgend ’ne Idee, was das ist? Wo’s hergekommen ist? Von den Indianern nicht, oder?“

Der Professor schüttelte den Kopf. „Was immer es ist, es stammt nicht aus dieser Gegend. Zunächst ist es aus Metall, möglicherweise aus Kupfer. Machart und auch Aussehen sind anders als alles, das ich in dieser Gegend gesehen habe.“

„Woher kam es dann? Wie kam’s hierher?“

Der Professor schüttelte wieder den Kopf. „Jemand hat sie vielleicht vor der Küste ins Meer geworfen. Das kann ich nicht beantworten. Für die Frage, wo sie herkommt, werden wir eine gründlichere Untersuchung brauchen, als ich hier durchführen kann. Zuerst bräuchten wir eine Kohlenstoffanalyse, um ihr Alter zu bestimmen. Sie könnte ja auch modern sein. Ein avantgardistischer Künstler könnte sie geschaffen haben.“

„Ein Künstler, wie?“ Ray konnte die Kalkulationen im Kopf des Seemanns geradezu sehen. „Ein berühmter Künstler vielleicht?“

Professor Collins hob die Schultern. „Das kann ich nicht sagen. Kunst ist nicht mein Gebiet. Aber es wäre möglich.“

Aus irgendeinem Grund war Ray überzeugt, dass der Professor nicht ehrlich war in seinen Ausführungen. Er schien etwas über die Statue zu verbergen.

Warum schaut er sie mit so viel Skepsis an?, fragte sich Ray. Spürt er dieselbe elektrische Spannung wie ich am gestrigen Tag?

Die Sturmwolken hatten sich mittlerweile über die ganze Bucht ausgebreitet und machten das Innere der Werkstatt noch schummriger. Der erste krachende Donner war zu hören. Al Westmore schaltete ein paar zusätzliche Lichter an. Die Statue, die den Professor um einiges überragte, wirkte bedrohlich, so, als sei sie im Begriff, ihre erhobene, mit Schwimmhäuten bedeckte Hand mit einem schweren Schlag niederfallen zu lassen. Ein Windstoß ließ die Neonlampen, die von den Dachsparren herabhingen, hin- und herschaukeln. Dadurch huschten Schatten über das Gesicht der Statue und ließen sie auf unheimliche Weise lebendig wirken.

„Wenn Sie wollen, kann ich die Brown-Universität anrufen und fragen, ob sie die Statue für Sie untersuchen können“, sagte Collins dem Fischer. „Das ist alles, was ich anbieten kann. Wenn ich zu Hause bin, könnte ich ein paar Leute anrufen, die ich dort immer noch kenne.“

Ed machte einen unwilligen Eindruck bei dem Gedanken, dass andere Leute kamen und die Statue anschauten. Vielleicht, dachte Ray, befürchtete er, das Ding könne ihm durch die Finger gleiten, zusammen mit dem Geld, das er damit verdienen wollte. Aber schließlich nickte der Kapitän. „Sie tun, was immer Sie für das Beste ­halten, ­Professor. Ich weiß, dass Sie nicht versuchen würden, mich zu betrügen.“

Der Donner hatte die Bucht in der Zwischenzeit erreicht, und das Gewitter entlud sich. Die ersten schweren Regentropfen prasselten auf das Blechdach über ihnen und erstickten ihre Stimmen.

„Zeit, ins Gasthaus zurückzugehen“, sagte Mike, „bevor wir völlig durchnässt sind.“

Ray beschloss, noch zu bleiben, und sagte den anderen, er werde in ein paar Minuten nachkommen. Verwundert über Rays Interesse an der Statue sagte Mike, sie würden sich an der Bar treffen. Dann eilte er hinaus in den Regen. Als die Dorfbewohner aus der Werkstatt strömten, bahnte sich Ray einen Weg zu Professor Collins, der noch immer eingehend die Statue betrachtete.

„Haben Sie es auch gespürt?“, fragte Ray.

Professor Collins schaute ihn mit einem nachdenklichen Gesicht an. „Was gespürt?“

Aber er war sich sicher, dass der Professor es auch gefühlt hatte. Ray streckte vorsichtig eine Hand nach der Statue aus. Drei Fuß von ihm entfernt, strahlte sie noch immer ein merkwürdiges, pulsierendes, fast aggressives Kribbeln aus, das ihm das Fleisch bis zum Knochen von seinen Fingern zu zerren schien. Er zog seine Hand zurück und massierte sie, als er sich wieder dem Professor zuwandte.

Collins nickte. „Nicht jeder scheint dafür empfänglich zu sein“, sagte er. „Ed Gamley jedenfalls nicht. Wäre er es, hätte er nicht noch so viel Zeit damit verbringen können, den Unrat von der Statue zu entfernen.“

„Außer man mag diese Art von Schmerz“, sagte Ray.

Collins lächelte schief. „Merkwürdig, nicht wahr?“ Er zog die Stirn in Falten. „Mein erster Gedanke war, sie sei radioaktiv. Aber das würde nicht erklären, warum die meisten Menschen von ihr nicht beeinflusst zu werden scheinen.“

„Man spürt Radioaktivität auch nicht“, sagte Ray.

„Genau. Das macht es nur noch merkwürdiger.“

„Haben Sie irgendeine Idee, wo sie herkommt?“

Der Professor schwieg, bevor er antwortete. „Ich wollte das vor den Leuten nicht sagen. Die meisten würden denken, ich sei verrückt geworden. Aber ja, mir kommt etwas an ihr bekannt vor. Man findet das in keinem Standardwerk über Geschichte oder Religion. Auch nicht in Büchern über Kulte und Rituale. Ich bin mir nicht sicher, ob ich selbst das glaube. Aber ich kenne Kollegen von der Brown-Universität, die über solche Dinge reden. Die meisten von ihnen sind schon lange im Ruhestand.“

„Wie alt sind diese Geschichten?“, fragte Ray interessiert.

„Oh, sie sprachen über das achtzehnte, vielleicht auch das siebzehnte Jahrhundert.“ Professor Collins runzelte die Stirn. „Ich hielt die meisten der Geschichten für ein bisschen phantastisch, zu phantastisch, als dass man ihnen in einer ehrwürdigen akademischen Einrichtung Glauben geschenkt hätte. Aber sie waren keine Männer, die ich als überspannt oder naiv abgetan hätte.“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Ich gehe besser nach Hause und erledige meine Telefonate. Je eher dieses Ding zur Untersuchung an die Universität abtransportiert wird, desto besser.“


*


Als Ray mit Mike und Jeb an diesem Abend im ihrem Hotel saß, erfuhren sie vom ersten Todesfall im Dorf. Ed Gamley, in dessen Netze die Statue gegangen war, wurde mit aufgeschlitzter Kehle in Al Westmores Werkstatt gefunden. Als die drei nach ihrer Mahlzeit das Gasthaus verließen, waren der Sheriff und seine Deputies bereits am Tatort angekommen. Ihre Streifenwagen standen vor der Tür. Die Scheinwerfer erhellten die Dunkelheit.

Die Untersuchung des Mordes an Ed Gamley durch Sheriff Harper war gründlich und methodisch. Sie folgte buchstabengetreu dem Lehrbuch – und fand nichts ­heraus. Das war die gängige Meinung der meisten Leute, mit denen Ray am nächsten Tag sprach.

Wie jeder andere im Hotel auch, wurde er vom Sheriff befragt, einem großen, raubeinigen und übergewichtigen Mann, dessen unbekümmertes Lächeln unter den gegebenen Umständen ein wenig angestrengt wirkte. Es war eine ungezwungene Befragung im Büro des Hotelmanagers, während einer der Deputies sich Notizen machte. Aber Ray wusste nichts, das der Untersuchung weiterhelfen konnte. Zudem hatte er mit Mike, Jeb und dem Barkeeper ein wasserdichtes Alibi für die Zeit, zu der Ed Gamley nach Einschätzung des Arztes gestorben war.

Eds Tod war für alle sehr verwirrend. Man hatte Ed im Dorf sehr gemocht, und er hatte eigentlich auch keine Feinde. In einem Ort, der so klein war wie St. Mottram, wusste wirklich jeder alles Wissenswerte über jeden anderen. Noch unerklärlicher war die schiere Brutalität, mit der Ed Gamley angegriffen worden war. Es gab sogar Gerede von einem wilden Tier, das ihn angegriffen haben konnte. Die Wunden an seinem Hals waren entweder von Klauen oder einem Messer verursacht worden, mit dem immer und immer wieder zugestochen worden war. Es bedurfte einer gründlichen Untersuchung durch die zuständige Rechtsmedizin des Bezirks, bevor ein Ergebnis vorliegen würde. In der Zwischenzeit kursierten Gerüchte.

Auch das Wetter besserte sich nicht. Die Sturmwolken, die am vorigen Tag gekommen waren, waren die ganze Nacht bis weit in den Morgen hinein über St. Mottram hängen geblieben und hatten sich ausgeregnet. Am Ende waren sie einem beinahe undurchdringlichen Nebel ­gewichen.

„Sieht aus, als sollten wir diese Woche nicht viel zum Haiangeln kommen“, sagte Jeb, als sie sich im Hotel zu einem leichten Mittagessen mit viel Kaffee niederließen.

Der Nebel war so dicht, dass es gefährlich war, mit dem Auto durch das Dorf zu fahren. Die meisten Menschen zogen es daher vor, zu Fuß zu gehen. Die Dichte des Nebels und der fehlende Fahrzeuglärm verliehen dem Ort eine merkwürdige Stille. St. Mottram schien isoliert, abgeschnitten von der Welt draußen.


*


Im Laufe des Nachmittags fand man Al Westmore tot in seiner Werkstatt, so wie man auch Gamley gefunden hatte. Sein Gesicht war so verstümmelt, dass man ihn fast nicht wiedererkannte. Weil er nicht weit von der bedrohlichen Statue entfernt auf dem Boden lag, fand man heraus, dass jemand versucht hatte, die Statue, trotz ihres Gewichts, zu bewegen. Sie stand ein paar Fuß näher an den offenen Türen.

„Ich wollte, dieser Professor würde sich beeilen und dieses verdammte Ding hier herausholen“, sagte einer der Dorfbewohner murrend, als sie sich vor der Werkstatt versammelt hatten, während der Sheriff die Leiche untersuchte. Eine abergläubische Furcht herrschte unter den Dorfbewohnern, die sowohl das Wetter als auch die gewalttätigen Todesfälle ausgelöst haben mochten. Etwas davon hatte auch in Ray Spuren hinterlassen, denn sein Gefühl von Unwohlsein hatte sich noch merklich verstärkt. Mehr und mehr fühlte sich dieser Ort für ihn an wie ein Traum, irgendwie unwirklich, so fest und solide auch alles sein mochte, das er berührte.

„Ich frage mich, ob dieser Professor schon Kontakt aufgenommen hat mit der Brown-Universität“, sagte Mike.

„Vielleicht sollte ihn jemand anrufen“, schlug Ray vor. „Ich denke, die letzte Person, die mit ihm über die Statue gesprochen hat, war Ed Gamley. Er weiß vielleicht noch gar nichts von dessen Tod.“

Mike fragte einen Dorfbewohner nach der Adresse des Professors. Es stellte sich heraus, dass er ein paar Meilen außerhalb des Dorfes in Bluff Heights lebte, in einem großen Haus nahe dem Gipfel der Klippen, die über die Bucht schauten. Das Haus war vor vielen Jahren von General Nathan Collins gebaut worden, einem Urgroßvater des Professors und Veteranen des Bürgerkrieges.

„Warum fahren wir nicht zu ihm?“, fragte Mike. „Der Nebel hier ist schlimm, aber ich bin sicher, es wird besser, wenn wir die Straße hinauffahren.“

Jeb sagte, er sei dabei. „Alles ist besser, als den ganzen Tag in der Bar herumzuhängen. Ich glaube nicht, dass meine Leber das noch lange mitmacht“, sagte er scherzend.

Ray wollte sie begleiten. Vielleicht würde eine Fahrt aus dem Dorf hinaus sein Gefühl für die Normalität wiederherstellen, dachte er, als sie zu Mikes SUV gingen. Es war ein riesiger Mercedes, der schon einige Jahre alt war und eine Menge hatte aushalten müssen. Trotzdem startete sein Motor kraftvoll, und bald schon tasteten sie sich durch den Nebel aus St. Mottram hinaus. Wie Mike gesagt hatte, wurde der Nebel dünner, als sie bergauf kamen. Bis sie die Küstenstraße entlangfuhren, die die Anhöhe umschloss, war er völlig verschwunden.

Bald sahen sie das Haus des Professors, ein viktorianisches Anwesen, das so dicht an den Rand der Klippen gebaut worden war, wie man es nur hatte wagen können. Mit seinen dunklen Wänden aus Holz, den Koppelfenstern, den hohen Dächern und dem schmiedeeisernen Wetterhahn war es vermutlich das beeindruckendste Haus in der Gegend. Sie parkten auf der mit Kies aufgeschütteten Auffahrt. Mike betätigte die Türklingel und wartete auf eine Antwort. Keiner von ihnen hatte daran gedacht, jemanden zu fragen, ob der Professor hier allein lebte. Doch dafür schien ihnen das Haus viel zu groß. Mike klingelte noch zweimal, dann öffnete der Professor die Tür. Ray war schockiert über die Veränderung, die mit dem alten Mann vorgegangen war. Sein Gesicht wirkte geschwollen, und seine Haut hatte eine ungesunde, graue Blässe. Selbst sein Haar schien dünner geworden zu sein und fiel in zarten Büscheln wie Baumwolle von seiner Stirn.

„Es tut uns leid, Sie zu stören“, sagte Ray.

Professor Collins starrte einen Augenblick ins Leere, als erkannte er Ray nicht. Seine Augen waren vergrößert und glasig, mit kalten, starren Pupillen. „Sie waren in der Werkstatt, als ich die Statue untersuchte“, sagte der alte Mann plötzlich. „Wir sprachen miteinander.“

Von der heiseren Stimme des Professors besorgt, sagte Ray: „Wenn Sie sich nicht gut fühlen, kommen wir ein anderes Mal wieder.“

Professor Collins schüttelte den Kopf und sagte: „Es ist in Ordnung. Mir geht es gut. Nur das Alter macht mir zu schaffen. Aber das macht es irgendwann mit jedem.“ Er trat zur Seite und führte sie in den Korridor.

Das Haus war mit Geschmack ausgestattet. Deshalb überraschte es Ray, dass ein Stuhl umgestürzt war und eines der Bilder schief an der Wand hing, als sei jemand dagegen gestoßen und habe sich nicht die Mühe gemacht, es wieder gerade zu rücken. Im Haus hing auch ein übler, süßlicher Geruch, wie nach Fisch. Nicht nach gekochtem Fisch, sondern nach rohem.

„Sind Sie wirklich in Ordnung?“, fragte Mike, als sie dem alten Mann in ein Zimmer folgten, das wohl sein Arbeitszimmer war. Sie erblickten Bücherregale an den Wänden, einen riesigen Globus mit der Weltkarte von vor Jahrhunderten und einen Schreibtisch aus Holz, von Hand geschnitzt und beeindruckend. Auf dem Fußboden verstreut lagen ein paar Papiere und Bücher. Ein Tintenfass lag umgestürzt auf dem Schreibtisch und hatte seinen Inhalt über den Rand eines vermutlich teuren antiquarischen Buches ergossen. Die Tinte hatte den ledernen Einband beschmutzt. Der Raum machte jedoch nicht den Eindruck, als sei er durchwühlt oder mutwillig beschädigt worden. Vielmehr schien jemand – vermutlich der Professor selbst – gestürzt zu sein und hatte dabei die Gegenstände umgestoßen, möglicherweise in einem Anfall von Trunkenheit.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Professor. Er fuhr sich über sein Gesicht. Seine Finger wirkten ungewaschen und schuppig, die Fingernägel lang und gelblich.

„Die Leute fragen sich, ob sie wegen der Statue schon Kontakt aufgenommen haben mit der Brown-Universität“, warf Mike ein. „Sie werden ein wenig unruhig. Wegen der Morde.“

„Wegen der Morde?“ Der Professor fuhr herum und blickte ihn an. „Welche Morde?“

„Ed Gamley und Al Westmore. Sie kennen sie?“

„Ja, ich kenne Al. Er hat vor ein paar Monaten mein Auto repariert. Ed war der Fischer, der die Statue gefunden hat.“ Der Professor ließ sich in einen Stuhl fallen. „Wer könnte sie getötet haben? Sie beide. Das ergibt keinen Sinn.“

„Einige munkeln, es sei wegen der Statue. Es liege ein Fluch auf ihr. Aber das ist dumm“, fuhr Mike herablassend fort. „Es gibt keinen Fluch auf der Welt, der einem die Kehle herausreißt.“

Der Professor starrte ihn ein paar Augenblicke schweigend an. Seine Augen machten einen seltsam konzentrierten Eindruck, den Ray beunruhigend fand.

„Haben Sie hier ein paar Probleme gehabt?“, fragte Jeb. Er zeigte mit dem Griff seiner Pfeife auf das verstreut herumliegende Papier und die auf dem Schreibtisch vergossene Tinte. „Dem Zustand Ihrer Sachen nach zu urteilen, könnte man meinen, bei Ihnen sei eingebrochen worden“, fügte er hinzu.

Professor Collins schüttelte den Kopf. „Ich habe nach etwas gesucht, nach etwas Wichtigem“, erwiderte er unbestimmt.

„Können wir Ihnen bei der Suche helfen?“, fragte Mike.

Aber der alte Mann schüttelte wieder den Kopf, dieses Mal nachdrücklicher. „Später ist dazu auch noch Zeit“, sagte er. Er machte eine ungeduldige Handbewegung, die zeigte, dass er nicht mehr darüber reden wollte. Er habe zu tun. „Wichtige Dinge“, fügte er hinzu.

Die Männer sahen sich an und waren nicht überzeugt von den Worten des alten Mannes.

„Ist Missis Collins auch hier?“, fragte Mike.

Der Professor wurde immer ungeduldiger. „Sie ist zurzeit nicht hier. Sie ist bei ihrer Schwester in Boston.“

Als sie ihn wieder nach der Statue fragten, sagte Collins, dass er bei einigen Leuten an der Brown-­Universität ­angerufen habe und nur darauf warte, dass sie sich bei ihm meldeten und dann zu ihm kämen.

„Haben Sie eine Ahnung, wann das sein könnte?“, fragte Mike.

Der Professor sagte, er habe darauf keinen Einfluss. „Wenn ich es weiß, gebe ich Sheriff Harper Bescheid.“ Er legte seinen Kopf schief und sagte dann: „Ich gehe davon aus, dass niemand die Statue aus der Garage entfernt hat?“

„Anscheinend hat es jemand versucht“, erzählte ihm Ray. „Vielleicht das, was Al Westmore getötet hat. Aber sie ist noch da. Zumindest war sie es, als wir uns auf den Weg zu Ihnen machten.“

Professor Collins nickte zufrieden. „Sehr gut“, murmelte er. „Sehr gut.“


*


Als die Männer sich ein paar Minuten später verabschiedeten, war keiner von ihnen zufrieden mit dem, was sie im Haus des alten Mannes gesehen und gehört hatten.

„Verdammt merkwürdig“, murmelte Jeb. „Er war ganz sicher nicht ehrlich zu uns. Da stimmt etwas nicht.“

Aber keiner von ihnen konnte sich vorstellen, was. Ray schwieg, während Mike und Jeb sich darüber unterhielten. Er fühlte sich noch orientierungsloser als zuvor und spürte einen Zwang, noch einmal in das Haus des alten Mannes zu gehen. Er erzählte den anderen nichts davon. Sie würden es nicht verstehen, warum er sich so fühlte. Er verstand es ja selbst kaum und war verwirrt, dass ein Haus, das er nie zuvor gesehen hatte, so einen Zwang auf ihn ausüben konnte.

Als sie in St. Mottram ankamen, hatte der Sheriff Al Westmores Werkstatt versiegelt und die Türen mit einem Vorhängeschloss abgesperrt, bis die forensischen Experten kamen und sie untersuchten. Nachdem sie den SUV abgestellt hatten, kehrten Mike und Jeb zum Hotel zurück. Der Nebel war in der Zwischenzeit noch dichter geworden. Ray war zu verstört, um an der Bar zu sitzen, entschuldigte sich bei den anderen und schlenderte hinunter zum Kai.

Das Meer draußen war im Nebel kaum zu sehen, und überall herrschte eine klaustrophobische Stille. Sogar die Möwen waren ruhig und drängten sich an der Hafenmauer zusammen. Ray schaute durch den Nebel in die Richtung von Al Westmores Werkstatt. Er konnte sie durch den Nebel nicht sehen, aber er konnte sie fühlen. Er konnte sie spüren. Er konnte die Statue darin spüren.

Während Ray den Hügel hinaufblickte, wurde ihm plötzlich schwindlig, und für einen Augenblick fühlte er sich wie in einem Traum. Der Traum war lebhaft und vermittelte ein heftiges Gefühl von Bewegung. Dunkle Gestalten sprangen unbeholfen in tropfenden Höhlen herum. Er sah riesige, von Moos überzogene, nasse Felsbrocken. Wellen schlugen gegen den Eingang der Höhle. Das Mondlicht spiegelte sich draußen auf dem Meer in einer gleißenden Linie, die sich bis zum Horizont erstreckte und sich dort mit einem gewaltigen, Furcht einflößenden, blendend hellen Mond vereinigte. Dieser Mond war größer, als Ray ihn je zuvor gesehen hatte, und neigte sich bedrohlich auf den Horizont herunter. Die glänzenden Körper, die in der Höhle tanzten, besaßen dieselbe Gestalt wie die Statue, halb Mensch und halb Fisch. Manche von ihnen hatten seltsame Missbildungen: Gliedmaßen wie Stümpfe und bizarr geformte, nutzlose Tentakel, die aus ihren Schultern wucherten. Er spürte, dass er es ihnen gleichtun musste, dass er sie nachahmen musste, und schloss sich ihnen an mit unbeholfenen, zuckenden Bewegungen.


*


So schnell, wie er über ihn gekommen war, war der Traum auch wieder vorüber. Eine Möwe kreischte vor Angst, als Ray auf sie zu schwankte und versuchte, sein Gleich­gewicht wiederzuerlangen. Er suchte Halt und hielt sich an der Hafenmauer fest. Er rang nach Luft, während sein Gefühl immer stärker wurde, dass alles unwirklich war. Wenn das, was er erlebt hatte, ein Traum war, wurde er das Gefühl nicht los, dass er noch immer nicht erwacht war. Der Nebel, der beinahe alles unsichtbar machte, während er seine Schritte behutsam zurück zum Hotel lenkte, verstärkte noch diesen Eindruck. Auch das Hotel half ihm nicht, dieses Gefühl loszuwerden. Er nahm nur zu gerne einen Drink von Mike, als er die Bar betrat und die anderen ihn begrüßten.


*


In dieser Nacht war Rays Schlaf unruhiger als gewöhnlich, voller beunruhigender Träume, in denen Bewegung und Licht aufeinander einzustürmen und zu kollidieren schienen, während schummrige, graue und glänzende Gestalten wahnsinnige Tänze aufführten und dabei mit rauen, kehligen Schreien den Himmel anheulten.

„Hiieeyyaa hiieeyyaa, aiee aiee haghanha.“

Ray erwachte schweißüberströmt mit Schmerzen in seinen Armen und Beinen. Er hatte ein paar dieser merkwürdigen Worte noch immer auf seinen Lippen. Sein Mund war trocken, als hätte er die ganze Nacht geschrien, und er hatte schlimme Kopfschmerzen, einen stechenden Schmerz genau zwischen seinen Augen. Ray nahm eine Schmerztablette und wankte ins Bad. Es war bereits Tag, obwohl die Welt hinter seinem Fenster noch immer versteckt lag hinter einer dicken Wand aus Nebel. Es war, als sei die Welt geschrumpft auf diesen kleinen, elenden Flecken Erde. Was ihm zuvor anziehend und idyllisch erschienen war, wirkte jetzt alt und verfallen, beschmutzt von der kalten, feuchten Luft und dem Nebel. Auch Mike und Jeb waren besorgt, als er den Speiseraum betrat.

„Du solltest zu einem Arzt gehen“, sagte Jeb und tippte mit seiner Pfeife auf den Tisch. „Du hast dir vielleicht etwas Schlimmes geholt. Dieser Nebel tut dir auch nicht gut.“


*


In der Nacht hatte es weitere Todesfälle gegeben. Einer der Deputies, der während seiner üblichen Runde am frühen Morgen bei Al Westmores Werkstatt vorbeigeschaut hatte, war angegriffen und getötet worden. Seine Leiche lag in einer Blutlache vor der Werkstatt. Das Vorhängeschloss, das die Türen der Werkstatt gesichert hatte, war aufgebrochen worden. Die Türen standen offen, obwohl nichts gestohlen worden zu sein schien. Der andere Tote war einer von Ed Gamleys Fischern. Er war auf dem Nachhauseweg nach einem Barbesuch angegriffen worden. Wie bei den anderen Toten, war auch seine Kehle aufgeschlitzt worden. Sein Gesicht war so verstümmelt, dass man ihn anfangs nur an seiner Kleidung identifizieren konnte. Die ganze Angelegenheit wurde noch schlimmer, als eine Reihe der Dorfbewohner sich anscheinend ein Virus eingefangen hatte. Dessen Symptome waren denen Rays so ähnlich, dass er wusste, er hatte sich damit auch infiziert: schmerzende Glieder, eine gräuliche Blässe und trockene Haut sowie unruhiger Schlaf mit krankhaften, gewalttätigen Albträumen. Seine Augen brannten, als seien sie mit einer Säure in Berührung gekommen, obwohl er glaubte, dies lag eher am Nebel.

Als er nach draußen ging, sah Ray, dass sich einige Dorfbewohner am Kai getroffen hatten. Auf einen Impuls hin, ging er zu ihnen. Einige wandten sich um, während er auf sie zuging. Ihr Blick war auf eine geradezu beunruhigende Weise fest. Dennoch fühlte es sich für Ray richtig an, bei ihnen zu sein. Vertraut. Auch wenn er nicht einen von ihnen kannte. Das Einzige, was sie gemein hatten, war das fahle Grau ihrer Gesichter, die im trüben Licht noch farbloser wirkten. Als er sich ihnen anschloss, bemerkte er zu spät, dass ein großer Teil seines Ichs zu verschwinden begann.


Teil 2
Mikes Erzählung

Mike hatte das Gasthaus eben verlassen, als Ray sich der Gruppe auf dem Kai anschloss. Sein erster Impuls war, ihn anzusprechen. Aber es lag etwas im Blick der Dorfbewohner, die sich auf dem Kai drängten, das ihn daran hinderte. Da war auch etwas an Ray, er war anders. Aus einem unbestimmten Grund fühlte sich Mike von der Gruppe eingeschüchtert. Er traute sich nicht, deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, als spürte er instinktiv, wie gefährlich dies sein konnte. Er glaubte, dass jeder Versuch, Ray anzusprechen, eine schlimme Reaktion auslösen würde. Mike wusste auch nicht, wie Ray reagieren würde. Jedenfalls jetzt nicht, in seinem Zustand. Er spürte eine Bewegung neben sich.

„Was ist los?“, fragte Jeb.

„Ich bin mir nicht sicher.“ Mike war verwirrt wegen seiner Gedanken. „Etwas Merkwürdiges passiert da. Eine Gruppe hat sich gebildet, und aus irgendeinem Grund hat Ray sich ihr angeschlossen.“

„Ist das nicht Professor Collins?“, fragte Jeb und zeigte mit seiner Pfeife auf eine gebeugte Gestalt am Rand der Menge. Der Porkpie-Hut, den er bei seinem letzten Besuch im Dorf getragen hatte, war verschwunden. Sein dünnes weißes Haar klebte am Kopf, aber seine restliche Kleidung schien dieselbe zu sein. Er hatte die Arme erhoben, als ermahnte er die Gruppe, obwohl seine Worte vom Nebel und dem ständigen Murmeln der Menschen gedämpft wurden. Das Murmeln nahm einen beunruhigend unnatürlichen Rhythmus an.

„Ich will verdammt sein, wenn das nicht klingt wie bei den Erweckungspredigern“, sagte Jeb. Seine Pfeife glühte auf, als er intensiv daran zog. „Aber ich verstehe nicht, was sie sagen.“

Sie spürten die bedrohliche Stimmung, die von der Gruppe ausging. Diese entlud sich nur wenig später, als der Streifenwagen des Sheriffs mit eingeschaltetem Blaulicht auf den Kai fuhr. Sheriff Harper quetschte sich aus der Fahrertür, während ein Deputy auf der anderen Seite ausstieg. Selbst aus der Entfernung sahen Mike und Jeb, dass sie Waffen in den Händen hielten. Kaum hatten die Polizisten die Gruppe angesprochen, als diese auf sie losging und die Polizisten von einer Masse aus Körpern verschluckt wurden. Dann hörten sie die Detonation einer Schusswaffe, die der Nebel dämpfte, und danach einen schrecklichen Schrei, der abrupt abgeschnitten wurde.

„Oh Gott!“, sagte Mike, dem plötzlich kalt wurde. Er musste eigentlich hinüberlaufen, um zu sehen, was passiert war, um dem Sheriff zu helfen, wenn der in Schwierigkeiten war. Aber eine furchtbare, lähmende Angst machte es ihm unmöglich, sich zu bewegen. Er wusste, dass jede Hilfe zu spät kam für den, der geschrien hatte. Der Schrei hatte so abrupt geendet, dass derjenige sicherlich tot war.

Jeb packte ihn am Arm. „Ich denke, wir schnappen uns das Auto und verschwinden von hier. Was immer hier passiert, es sind zu viele für uns. Und wenn sie auf uns losgehen ...“

„Ich gehe mit“, knurrte Mike und schämte sich für seine Angst. Er konnte die Gänsehaut spüren, als er zusah, wie die Menge um den Streifenwagen herumging. Da wandte einer von ihnen sich um und blickte in ihre Richtung.

„Sie haben uns gesehen“, sagte Jeb. Die beiden Männer setzten sich sofort in Bewegung und rannten zu dem Mercedes.

„Verdammt!“, fluchte Mike, der nach den Schlüsseln fingerte, während er rannte. „Ich muss die Schlüssel im Zimmer vergessen haben.“ Er schaute sich um und wusste, er würde es nicht schaffen, auf sein Zimmer zu gehen, bevor die rasende Menge den SUV erreichte. Er verwarf die Idee, das Auto zu benutzen, und die beiden Männer rannten, so schnell sie konnten, die Straße hinauf. Niemand sonst war zu sehen. Die einzigen Geräusche waren ihre eigenen Schritte und die lauteren, heftigeren Schritte der Männer, die vom Nebel hinter ihnen verschluckt wurden. Mike sah sich nach einer Weile um und bemerkte, dass sie den Mob abgehängt hatten. Er zeigte auf eine schmale Gasse ein paar Blocks entfernt vom Gasthaus. „Wir könnten das Gasthaus vielleicht doch erreichen. Wenn ich die Schlüssel holen kann, können wir mit dem Mercedes abhauen.“

„Verdammt riskant“, sagte Jeb. „Wer sagt, dass sie das Auto nicht bewachen?“

„Vielleicht tun sie es nicht, wenn sie denken, wir wollen durch die Felder fliehen.“

Jeb schüttelte unsicher den Kopf, aber er folgte Mike. Es war leichter, irgendwohin mit dem SUV zu fliehen, anstatt den ganzen Weg zu Fuß zurückzulegen, besonders, wenn ein paar der Verfolger ihre Autos holten. Sie konnten ihnen die Straßen aus dem Dorf hinaus abschneiden. Der Nebel hinter ihnen verbarg sie vor ihren Verfolgern. Die Gasse, durch die sie gingen, war übersät mit Kisten und Stapeln von Hummerkörben. Sie schlichen hindurch, so leise sie konnten, und hofften, ihre Verfolger bekamen nicht mit, welche Richtung sie eingeschlagen hatten. Mike und Jeb waren noch immer von dicken Nebelschwaden eingehüllt, die um sie herumwaberten. Kurz darauf rannten die Dorfbewohner an der Gasse vorbei die Straße hinauf.

„So ist der Mob“, murmelte Jeb. „Immer nur so clever wie der Dümmste von ihnen.“ Er grinste Mike an, als sie sich durch einen Spalt zwischen zwei Gebäuden hindurchzwängten, von denen eines aussah wie ein Lagerhaus. Dahinter musste das Hotel liegen. Wenig später tauchten seine Wände aus dem Nebel auf, als sie sich der Tür zur Küche näherten. Bierfässer standen aufgereiht neben der Tür, Kisten mit leeren Flaschen und Müllsäcke waren aufgestapelt. Mike rüttelte am Türgriff, aber die Tür war verschlossen. Er blickte sich zu Jeb um. „Wir müssen zur Vordertür und hoffen, dass uns alle hinterhergelaufen sind.“

Sie näherten sich dem Ende der Gasse. Es war unmöglich, in dem Nebel mehr als ein paar Yards weit zu sehen, der hier in der Nähe des Meeres noch dichter war. Das ermutigte sie, das Risiko einzugehen, sich der Vordertür zu nähern. Wieder rüttelte Mike am Türgriff. Dieses Mal hatte er Glück.

„Sei vorsichtig!“, sagte Jeb, als Mike hineineilte.

In der kurzen Zeit, die vergangen war, seit die Dorfbewohner die Straße hinaufgerannt waren, mussten einige von ihnen das kleine Hotel angegriffen haben. Überall gab es Zeichen eines Kampfes: Umgestürzte Möbel und zerbrochenes Glas lagen verstreut herum. Obwohl sich Mike auf das Schlimmste gefasst gemacht hatte, war er entsetzt, als er den stämmigen Barkeeper fand. Sein Gesicht, seine Brust und seine Arme waren grausig verstümmelt. Er lag in einer großen Blutlache ausgestreckt zwischen umgeworfenen Barhockern am Ende der Theke. Einen Queue, dessen Schaft gebrochen war, hielt er noch immer in der Hand.

„Was zum Teufel geht hier vor?“, fragte Jeb. „Warum tun die das? Das ist Wahnsinn. Wahnsinn!“

Mike schüttelte den Kopf. Er war nicht in der Lage zu sagen, was er fühlte. Stattdessen eilte er die Treppen hinauf zu den Zimmern. Obwohl auch hier ein ziemliches Durcheinander herrschte, war es weniger chaotisch. Vielleicht hatte sich der Mob nur den Barkeeper als Opfer ausgesucht. Waren der Wirt, seine Frau und die Übrigen entkommen? Oder hatten sie sich dem wahnsinnigen Mob angeschlossen?

„Der Barkeeper kam aus Chicago“, sagte Jeb, als sie in ihre Zimmer gingen. „Das hat er mir neulich abends erzählt. Er war hier fremd. Nicht wie die anderen. Die meisten sind schon in der dritten oder vierten Generation hier ansässig. Ihre Familien leben seit mehr als einem Jahrhundert hier, vielleicht auch länger. Vielleicht verdammt viel länger.“

„Worauf willst du hinaus?“, fragte Mike, als er in seinen Sachen nach dem Autoschlüssel wühlte. Dann zog er ein Messer mit einer breiten Klinge hervor, das er fürs Fischen benutzte.

„Vielleicht sind es nur die Einheimischen, die seit Generationen hier leben, die von diesem Wahnsinn befallen werden. Schau dir Ray an! Seine Verwandten sind von hier. Und der Professor: Sein Urgroßvater baute das Haus.“

Mike schüttelte den Kopf. „Warum sollte das anders sein? Das ergibt keinen Sinn.“

„Vielleicht nicht.“ Jeb seufzte. „Vielleicht noch nicht, weil niemand von uns so etwas jemals erlebt hat. Vielleicht weil noch gar niemand so etwas jemals erlebt hat.“

Mike knurrte. „Wenn wir es nicht bald zum Auto schaffen, haben wir vielleicht keine Zeit mehr, länger darüber nachzudenken. Es dauert nicht mehr lange, bevor der Mob merkt, dass wir nicht die Straße benutzt haben, und zurückkommt.“


*


Draußen war es dennoch ruhig. Der Nebel war noch dichter als zuvor, sodass sie gerade ein paar Fuß weit sehen konnten. Mike hielt das Messer vor sich, damit er jederzeit einen möglichen Angriff der Dorfbewohner abwehren konnte. Hinter ihm schwang Jeb den Rest des Queues, den er dem toten Barkeeper aus den Händen genommen hatte. Sie waren nicht weit gegangen, als sie auf eine Leiche auf dem Kopfsteinpflaster stießen.

„Wer ist es dieses Mal?“, fragte Jeb, als Mike sich neben dem Kopf des Mannes hinkniete und seine Brust fühlte. Er schaute seine Hand an, die voller Blut war.

„Sieht aus, als wäre er erschossen worden.“ Mike drehte den Kopf, um das Gesicht des Toten zu sehen. Es war Professor Collins. „Er war es also, den Sheriff Harper oder sein Deputy erschossen hat, als der Mob sie angriff“, sagte Jeb. „Vermutlich hat er sich vom Kai hierher geschleppt und ist hier gestorben.“

„Vielleicht war er ihr Anführer“, meinte Mike, obwohl er es sich nur schwer vorstellen konnte. Dennoch war das Gesicht vor ihm kaum noch das des Mannes, den sie kennengelernt hatten. Seine Gesichtszüge wirkten entmenschlicht, mehr wie die eines Tieres. Sein Mund war breiter, seine offenen, blicklosen Augen beinahe schon beunruhigend unmenschlich. Seine Haut hatte einen groben blaugrauen Schimmer wie ein längst toter Fisch. Angewidert ließ Mike Collins’ Kopf los und wischte sich die Finger ab. Sie mussten zum Auto und raus aus dieser Hölle. Er fühlte sich dicht vor einer Panik wegen des ganzen Irrsinns, der seit dem Morgen passiert war. Wegen der Eskalation von Gewalt in den letzten Tagen in diesem kleinen gott­verlassenen Flecken.

Als sie auf das Auto zueilten, hörten sie die Schritte und das unterdrückte Murmeln des Mobs, der sie verfolgt hatte. Mike rannte die letzten Yards und riss die Fahrertür auf. Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss und ließ den Motor des SUV laut aufheulen, als Jeb neben ihm auf den Beifahrersitz hechtete.

„Verriegle die Tür!“, schrie Jeb, als die Ersten der Meute aus dem Nebel auftauchten. Mike biss die Zähne zusammen, als das Auto anfuhr. Selbst jetzt, nach all der unerträglichen Gewalt, die er erlebt hatte, widerstrebte es ihm, sich einen Weg durch den Mob zu bahnen. Doch ein Teil von ihm wollte am liebsten genau das tun.

Geballte Fäuste mit dicken, gelblichen Fingernägeln schlugen gegen die Scheiben. Mike zwang sich dazu, sie zu ignorieren, so wie er versuchte, die aufkommende Panik zu ignorieren. Er machte sich keine Illusionen darüber, was geschehen würde, wenn der Mob in das Auto eindrang. Er war froh, dass er störrisch auf dem SUV bestanden hatte, trotz des Murrens seiner Frau, die das Benzin schluckende Monster als Verschwendung ihres schwer verdienten Geldes sah. Seine Höhe und seine Größe verschafften ihnen einen Vorteil, den jedes kleinere Fahrzeug nicht gehabt hätte. Ein eiserner Bootshaken schlug gegen Jebs Fensterscheibe und zertrümmerte sie zu einem Spinnennetz aus kleinen Rissen.

„Gib Gas, um Gottes willen! Noch so ein Schlag, und die Scheibe ist hin“, schrie Jeb.

Mike trat das Gaspedal durch, und das große Fahrzeug nahm Fahrt auf. Es bahnte sich seinen Weg durch die Menge, die es aufhalten wollte. Einen Augenblick lang wurde der SUV langsamer, als ein paar der Männer ihn umstoßen wollten. Aber der Vierradantrieb war zu stark, und der Mercedes fuhr mit ungebremstem Schwung weiter, der die Männer zur Seite stieß. Als sie den Mob hinter sich gelassen hatten, hielt Mike das Auto bei beständigen zehn Meilen pro Stunde. Der Nebel war noch immer zu dicht, als dass sie hätten schneller fahren können. Die Straße war schmal und hatte links und rechts Ablaufgräben und zu viele Kurven und Biegungen, sodass er es nicht riskieren konnte, schneller zu fahren. Ein Fehler konnte leicht zu einem Achsbruch führen.


*


Sie waren erst ein paar Minuten gefahren, als ein Licht­strahl vor ihnen auftauchte, der die Straße abtastete. Eine Stimme aus einem Lautsprecher befahl ihnen anzuhalten, während eine Formation aus Nationalgardisten aus den Nebelschwaden auftauchte, die automatische Waffen auf sie richteten. Mike nahm den Fuß vom Gaspedal und hielt den SUV an. Ein Mann erschien am Fenster, und Mike öffnete die Tür. Der Soldat hielt eine entsicherte Waffe in der einen und ein Megafon in der anderen Hand.

„Kommen Sie gerade aus St. Mottram?“, fragte der Mann.

Es stellte sich heraus, dass Sheriff Harpers zweiter Deputy, Pete Volk, mit seinem Vorgesetzten im Streifenwagen gesprochen hatte, als der Sheriff am Kai angekommen war. Sein Funkgerät war noch eingeschaltet gewesen, als die Schüsse abgefeuert worden waren und jemand geschrien hatte. Als er keine Antwort mehr von Harper bekommen hatte, hatte Volk Kontakt zur Hauptstadt des Staates aufgenommen. Der Gouverneur hatte die Nationalgarde in Marsch gesetzt, und auch Bundesagenten waren entsandt worden, um die Gewalt in St. Mottram zu untersuchen. Das Dorf war abgesperrt worden von Einheiten der Nationalgarde, während Boote der Küstenwache die Bucht kontrollierten.

Lieutenant Gravowitz, der verantwortliche Offizier für die Nationalgarde, machte Mike und Jeb zu Volks ­Deputies, der selbst das Amt des Sheriffs übernommen hatte. Pete Volk war ein behäbiger Mann mit blonden Haaren und einem nüchternen Verstand. Schon sein Pflicht­gefühl sagte ihm, dass er die Situation meistern müsse. Er gab Mike und Jeb Gewehre und sagte ihnen, sie sollten die Gardisten ins Dorf führen. „Ihr kennt St. Mottram wahrscheinlich ebenso gut wie ich. Zusammen werden wir die Gardisten koordinieren und diese Bastarde fangen. Dann überlegen wir, was hier vorgeht.“

„Eine Art Wahnsinn“, erwiderte Jeb, aber er schüttelte verständnislos den Kopf.

„Eine Art Wahnsinn reicht fürs Erste“, sagte Volk. „Es ist die beste Erklärung, die wir bisher haben.“

Als die Gardisten auf der Straße in St. Mottram einrückten, gab es vereinzelte Feuergefechte, weil einige der Dorfbewohner sie angriffen. Aber schon bald wurden sie von den Gardisten zurückgetrieben. Die Überlebenden zogen sich in Al Westmores Werkstatt zurück. Mike war darüber nicht überrascht. Er hatte es irgendwie erwartet.

Von der Werkstatt kam ein monotones Brummen, als Mike, Jeb, Pete Volk und die Gardisten mit den Gewehren im Anschlag sich ihr näherten. Wie viele der Dorfbewohner sich dem mörderischen Amoklauf angeschlossen ­hatten, wusste noch niemand. Als sie St. Mottram durchquert hatten, waren sie auf eine große Anzahl getöteter Dorfbewohner gestoßen. Mike vermutete, dass die meisten Opfer Ehemänner und Ehefrauen von Dorfbewohnern waren. Ein böses Gefühl sagte ihm, dass die Mörder wahrscheinlich die eigenen Ehegatten oder unmittelbare Nachbarn waren. Der seltsame körperliche Verfall der Dorf­bewohner, die vom Wahnsinn befallen worden waren, war umso beunruhigender, weil es keine vernünftige Erklärung gab, warum sie sich in einer solch kurzen Zeit so sehr verändert hatten. Ihre Gesichter hatten eine tierische Erscheinung angenommen; ihre Haut war rau geworden. Sogar ihre Augen hatten sich leicht verändert und besaßen starre, schwarze Pupillen wie Fische.

Trotz der bewaffneten Männer neben ihm war Mike besorgt, als sie sich der Werkstatt näherten. Drinnen war es dunkel. Die Dorfbewohner hatten sich um die Statue geschart, die auf sie herabsah. Sie wirkten bedrohlich und standen in gebückter Haltung da, als sie die Soldaten auf sich zukommen sahen. Aber in ihrer Haltung lag nichts Furchtsames. Stattdessen schien sich ein Angriffswille zu bilden, als seien sie bereit, sich in wahnsinniger Raserei auf die Eindringlinge zu stürzen. Mike spannte seinen Finger fester um den Abzug seines Gewehres, stellte sicher, dass es entsichert war, und fuhr sich über die Lippen.

Der Angriff war schnell und heftig. Die Soldaten, die bereits angewidert waren von den verstümmelten Leichen, die sie auf dem Weg durch das Dorf gefunden hatten, machten kurzen Prozess mit den Angreifern. Immer ­wieder schossen sie auf die Dorfbewohner, rückten vor und schlugen diejenigen, die sie nur verwundet hatten, mit den Kolben ihrer Gewehre nieder. Lieutenant Gravowitz hatte den Gardisten befohlen, so viele Gefangene wie möglich zu machen, sobald ihre Sicherheit garantiert sei. Aber im Affekt waren einige der Schläge mit den Kolben tödlich. Mike nickte Jeb zu. Er hatte Ray Wetherell erkannt, auch wenn er sich, wie all die anderen, stark verändert hatte. Er war in der Schulter getroffen worden und lehnte an einem Stapel Autoreifen. Sein Gesicht war verzerrt vor Wut und Schmerz. Mike zuckte zusammen, als Ray mit seinem unverletzten Arm nach ihm schlug und seine Haut aufriss mit den krallengleichen Nägeln seiner Finger.

„Beruhige dich!“, sagte Mike, obwohl er nicht wusste, ob Ray ihn noch verstand. „Du gehst nirgendwo mehr hin, Kumpel, also gibst du jetzt kampflos auf, oder wir schalten dich aus.“

Jeb nickte neben ihm und hatte den Kolben seiner Waffe erhoben. „Vielleicht ist das der einzige Weg, mit diesem verrückten Bastard umzugehen.“

Die überlebenden Dorfbewohner stöhnten auf, als die Soldaten eine Kette um die Statue legten. Einige der Gardisten hatten einen Pick-up bestellt und waren im Begriff, die Statue auf die Ladefläche des Lastwagens zu hieven. Mike sah, dass Rays Augen vor Wut glühten.

„Seid vorsichtig!“, rief er den Soldaten zu. „Vielleicht sollten wir die Jungs hier zuerst sichern, bevor wir dieses Ding wegschaffen. Es hat sie wütend gemacht, als ihr es bewegt habt.“

Lieutenant Gravowitz billigte Mikes Vorschlag. „Macht langsam, bis wir die hier gesichert haben.“ Gravowitz schaute die verwundeten Dorfbewohner an. Weniger als ein Dutzend von ihnen war noch am Leben. Trotzdem loderte noch ein gefährlicher Irrsinn in ihren vor Hass verzerrten Gesichtern, der ihm zeigte, dass sie trotz ihrer Verletzungen noch immer eine Gefahr darstellten.

Die Gefangenen wurden mit Stricken gefesselt und auf die Straße getrieben, während eine Gruppe von Gardisten fortfuhr, die Statue auf den Lastwagen zu laden.

„Wofür halten Sie dieses Ding?“, fragte Mike den Lieutenant.

„Sieht für mich wie eine Art Götze aus, aber was es ist, oder woher es kommt ... keine Ahnung. Hässliches Ding, nicht wahr?“ Der Lieutenant grinste. Seine Erleichterung, die Dorfbewohner gefangen genommen oder getötet zu haben, war offensichtlich.

Mike streckte die Hand aus und berührte die Statue. Einen Augenblick lang spürte er nichts außer der rauen Oberfläche. Das Metall sah seltsam aus. Wie Kupfer, dennoch war es anders, als bestand es aus Wirbeln von trüben Farben unmittelbar unter der Oberfläche.

„Verdammtes Ding!“, murmelte er. Er war sich sicher, dass er ein leichtes Kribbeln in seinen Fingerspitzen spüren konnte.

Als die Soldaten ihre Gefangenen und die Statue mitgenommen hatten, gingen Mike und Jeb zurück zum SUV. Der Nebel hatte sich merklich gelichtet, und der Tag begann, sich zu erwärmen. Als sie den Mercedes ­erreichten, sagte Jeb: „Was meinst du, sollen wir uns das Haus des Professors ansehen? Aus Neugier?“

„Wenn das Haus nicht vom Sheriff abgesperrt wurde.“

„Nee, Pete Volk ist viel zu sehr beschäftigt, mit der Nationalgarde die Gefangenen zu versorgen, als dass er sich um das Haus kümmern würde.“


*


Wenig später stellten sie das Auto auf dem Parkplatz in Bluff Heights ab. Das Haus wirkte verlassen. Die Haustür stand offen. Laub wurde in den Korridor geweht. Der umgestürzte Stuhl lag noch immer da. Auch das Bild hing im selben Winkel an der Wand, wo es angestoßen worden war. Selbst der klebrige Geruch nach rohem Fisch hing noch immer in der Luft. Mike blieb im Korridor stehen, weil er nicht recht wusste, ob er in das Haus eindringen sollte, auch wenn der Professor tot war.

„Der Geruch ist schlimmer geworden.“

Jeb rümpfte die Nase. „Da ist noch etwas Anderes. Etwas Ranziges.“

Sie hatten ihre Gewehre noch immer im Anschlag, als sie einen Blick ins Arbeitszimmer warfen. Es sah aus wie zuvor, außer dass ein großes, vom Alter dunkel gewordenes Manuskript auf dem Schreibtisch lag. Es verdeckte den großen Tintenfleck. Mike nahm das Manuskript in die Hand und betrachtete die Zeilen eng beschriebener Buchstaben. Die meisten waren so altmodisch, dass er sie kaum entziffern konnte.

„Ist das eine Abschrift?“, fragte Jeb und zeigte auf ein neueres Blatt Papier im A4-Format. Sie verglichen die Anfangszeilen, die miteinander übereinstimmten.


*


„Viel Unruhe war heute in der Gemeinde“, las Mike vor. „Reverend Philipps erhob Anklage gegen viele Bürger, die der schwerwiegenden Verfehlung der Teufelsanbetung anheimgefallen sind. Denn es wurde offenbar, dass Martha Craik eine Statue in ihrem Besitz hatte, die ihr Gemahl von seiner letzten Reise in die Südsee mitgebracht hatte. Sie ließ sie in einer Scheune auf ihrem Grund aufstellen und das Innere der Scheune heimlich einem heidnischen Tempel nachempfinden.

Reverend Philipps erklärte, die Statue sei ein geradezu gotteslästerliches Mischwesen aus einem Menschen und einem Fisch, ein heidnischer Götze, ein Teufel, der von ungebildeten und unwissenden Insulanern angebetet wurde. Diese hatten das Schiff des Kapitäns angegriffen und waren als Vergeltung dafür von seiner Mannschaft niedergeworfen und getötet worden.

Reverend Philipps war der Meinung, der Kapitän und seine Ehefrau hätten durch ihren verderbten, engen Kontakt mit diesem bösen Ding schließlich der ­An­betung dieses abscheulichen Gegenstands nachgegeben. Es wurde vieles gesagt über die Krankheit des Kapitäns und die merkwürdigen, unheimlichen Veränderungen, die alle in ihm bemerkt haben seit seiner Rückkehr. Diese ­Veränderungen waren so schwerwiegend, dass er in den letzten drei Monaten lang sein Haus nicht verlassen hat. Einige sprachen davon, dass er sie mit Augen wie denen eines Fisches angestarrt habe, bevor er öffentliche Plätze mied.“

Mike wandte sich an seinen Freund. „Es fehlt ein Stück in der Abschrift. Dann fährt sie einige Tage später fort.“ Er las weiter. „Die Armee hat die Ordnung wiederhergestellt, nachdem Reverend Philipps und der Ratsvorsitzende Able Cartwright eine Nacht lang zu Pferde nach Bridgetown unterwegs gewesen waren. Sie hatten Hilfe geholt, nachdem Unruhen im Dorf ausgebrochen waren. Es wurde von vielen gewalttätigen Todesfällen berichtet. Kapitän Craik wurde festgenommen und nach Bridgetown zur Verhandlung gebracht. Seine Frau Martha wurde von Soldaten mit Musketen erschossen. Zuvor hatte sie die Soldaten angegriffen und einen von ihnen getötet, der von einer Frau ihres Alters eine solche Gewalt nicht erwartet hatte. Auf Anordnung von Reverend Philipps wurde die Statue auf eine Brigg verladen und aufs Meer hinausgebracht, wo sie in die Tiefen der See versenkt wurde.“

Nach einer Pause fuhr Mike fort: „Es gibt einen Nachtrag. Ich denke, den schrieb der Professor.“ Mike holte tief Luft. „St. Mottram ist seit Jahren bekannt als Ort, an dem es ein hohes Auftreten von vorzeitigem Greisentum unter seinen Bürgern gibt. Darunter sind Menschen, die erst dreißig Jahre alt sind, vor allem diejenigen, die selten oder niemals das Dorf für einen längeren Zeitraum verlassen haben. Bei dieser besonderen Form von Alzheimer (wenn es ­überhaupt Alzheimer ist, was ich persönlich stark bezweifle) ist der Patient Ausbrüchen extremer Gewalt unterworfen. Hinzu kommt ein krankhafter körperlicher Verfall, als sei der Patient einem bösartigen Einfluss ausgesetzt gewesen. Ich vermute, dass näherer Kontakt mit der Quelle dieser Krankheit diese körperlichen und geistigen Veränderungen noch deutlich schneller hervorruft. Ist es das, was wir hier erleben, während ich das hier schreibe? Jetzt, wo die Ursache dieser Symptome in unser Dorf gebracht wurde? Werden wir ihre Opfer?“

„Das ist verrückt“, erwiderte Mike, als er fertig war mit Lesen. „Der alte Mann war wohl schon dabei, den Verstand zu verlieren, als er das Zeug hier schrieb. Schau dir das an, wo er über den außerirdischen Ursprung der Statue spekuliert, über das unbekannte Metall, aus dem sie gemacht sein soll. Er nennt es eine Verbindung für Einflüsse von außen, was immer das sein soll. Das ist verrückt.“

Jeb konnte ihm nur zustimmen. Mike faltete die Papiere zusammen und steckte sie in seine Jackentasche. „Schauen wir uns noch den Rest des Hauses an, wenn wir schon hier sind.“

Im Wohnzimmer, das vom Korridor abzweigte, fanden sie die Ursache für den neuen Geruch, den sie wahr­genommen hatten: den zerrissenen und misshandelten Körper einer älteren Frau, die mit dem Gesicht nach unten in einer vertrockneten Blutlache lag. Wie all die anderen, die hier zu Tode gekommen waren, sah sie aus, als sei sie von einem wilden Tier angefallen worden. Aber nun wussten sie es besser.

„Missis Collins“, vermutete Jeb, der sich noch immer nicht an den Anblick derartiger Gewalt gewöhnt hatte. „Denkst du, der alte Mann hat es getan, bevor er nach St. Mottram ging?“

Angewidert kehrten sie zum Auto zurück und fuhren nach Bridgetown, um Pete Volk im Büro des Sheriffs zu berichten. Volk wirkte verwirrt. Seine Arbeit wurde durch das zunehmende Interesse der Leute von Presse und Fernsehen noch erschwert, die draußen herumschwirrten. „Was haben Sie mit der Statue gemacht?“, fragte Mike, nachdem er ihre Gewehre zurückgegeben hatte.

Volk zeigte über die Straße auf das Rathaus. „Fürs Erste wird sie dort aufbewahrt. Ein paar Fachleute von der Brown-Universität sollen in den nächsten Tagen vorbeikommen, um sie sich anzuschauen. Gott weiß, ob sie erklären können, was in St. Mottram passiert ist.“

Mike gab ihm die Papiere, die sie in Professor Collins’ Haus gefunden hatten. „Ich glaube nicht, dass die eine große Hilfe sein werden.“

Volk zuckte die Schultern. „Das überlasse ich den Experten. Eine ganze Menge Bundespolizei wird hierherkommen. Sie wird Sie befragen müssen. Sie sollten also über Nacht hierbleiben. Ich schlage vor, Sie nehmen sich Zimmer im Hotel unten in der Straße. Es ist schlicht, aber sauber.“

In dieser Nacht schlief Mike sehr unruhig im Zimmer seines Hotels. In dieser Nacht begannen auch die Albträume. Und Nebel zog durch die Straßen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783957194220
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Januar)
Schlagworte
Grauen Horror Abenteuer Lovecraft Anthologie Cthulhu Roman

Autor

  • Roman Sander (Hrsg.) (Autor:in)

Roman Sander sieht sich am liebsten als Historiker aller Genres der Fantastik.
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Titel: Lovecrafts Schriften des Grauens 02: Götter des Grauens