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Rock Dance Love_4 - DYLAN

Gay Rockstar Romance

von Sasha Lilus (Autor:in)
236 Seiten
Reihe: Rock Dance Love, Band 4

Zusammenfassung

Dylan Franklin, Keyboarder der „Yellow Pilots“ macht es der Welt schwer, ihn zu mögen. Vor allem die schwulen Bandmitglieder haben ihre Probleme mit ihm, denn Dylans Verhalten ihnen gegenüber grenzt hart an Homophobie. Aber dann lernt er Sandy kennen und mit der heißen Blondine verbringt er die Nacht seines Lebens.
Doch der Schein trügt, denn Sandy ist nicht das, was sie vorgibt, zu sein und Dylan offenbar doch nicht so hetero, wie er es gern hätte. Und als wäre das nicht genug, überrennen ihn mitten im größten Gefühlswirrwar die Dämonen seiner Vergangenheit und stellen ihn vor die Entscheidung seines Lebens.

In sich abgeschlossener Roman, 4. und letzter Band der „Rock Dance Love“ Reihe, in dem auch alle Jungs aus den ersten drei Bänden wieder mit dabei sein werden.


Bücher von Sasha Lilus:
Rock Dance Love_1 – Jay
Rock Dance Love_2 – Noah
Rock Dance Love_3 – Dragon
Rock Dance Love_4 – Dylan

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Prolog

Aidan

 

 

 

 

Anaheim, Kalifornien, 2003

 

„Rote Schwuchtel!“, grölt es hinter mir und ich renne.

„Der ist hier lang! Hey, rote Schwuchtel! Warte auf uns!“

Vorsichtshalber lege ich einen Zahn zu, doch ich kann sie nicht abhängen.

„Na komm schon, wir wollen dir deinen süßen Arsch stopfen. Und dein Maul! Das gefällt dir doch!“

 

Ich renne schneller. Der Ärmel meines Hemdes flattert halb herausgerissen im Wind und ich versuche im Laufen, ihn irgendwie festzustecken. Mom wird mich killen. Das ist schon das zweite Mal in diesem Monat, dass mir jemand bei einer Rangelei die Klamotten zerfetzt hat.

Hinter die Turnhalle sprintend verfluche ich mich im selben Moment. Was für eine Scheißidee. Hier befindet sich außer den Mülltonnen nur eine übermannshohe Mauer. Ende Gelände. Sackgasse.

Ich gehe in Deckung hinter einem der großen Blechcontainer und presse mich gegen die Mauer, atme hektisch, sitze wie eine Maus in der Falle.

 

Genau das bin ich. Eine blöde Maus in der Falle. Der armseligste Typ, den die Welt je gesehen hat, obwohl die bis vor drei Monaten noch in Ordnung war. Vollkommen in Ordnung, bis … ja bis Dylan Franklin meinen Freund Wills und mich vor der Sunshine Bar erwischte, was an sich nichts sonderlich Spektakuläres wäre, würde über dem Eingang der Sunshine Bar nicht eine überdimensionale Regenbogenflagge hängen und hätten Wills und ich nicht knutschend darunter gestanden. Aber wer rechnet schon damit, dass Franklin und sein gehirnamputierter Kumpel Rodney Brown ausgerechnet auf der schwulen Meile auftauchen.

Jetzt könnte man behaupten, dass sie ihren beschränkten Horizont erweitern wollten. Die schnöde Wahrheit aber ist: Sie waren einfach nur auf der Jagd nach Freaks und wie man an mir sieht, äußerst erfolgreich.

 

Seitdem ist mein Leben nicht mehr das, was es einmal war. Dylan Franklin und seine tollen Freunde sorgen dafür. Ausgefeilt, akribisch und in einer Regelmäßigkeit, nach der man die Uhr stellen kann. Ich bekomme das volle Programm. Geklaute Unterlagen, Stinkbomben im Schließfach, zerrissene Klamotten, zerstörte Bücher, Psychoterror, Handgreiflichkeiten. Nur ins Klo getaucht haben sie mich bisher nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Mein Abschlussjahr an der High-School hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Meine sogenannten Freunde, von denen ich viele schon seit der Grundschule kenne, haben sich von mir abgewandt und als würde das nicht reichen, hat Wills vor ein paar Tagen auch noch mit mir Schluss gemacht. Ich sei ihm zu verkniffen, hat er gesagt. Mit mir könne man überhaupt keinen Spaß mehr haben. Warum wohl? Liebeskummer gibt es also außerdem gratis obendrauf.

 

Fußgetrappel, nicht weit von mir. Ich schiele um die Ecke und sehe den fetten Maxwell, Rodney Brown, Ernie Nixon und noch zwei andere auf mich zukommen. Über Nixon bin ich besonders enttäuscht, habe ich ihn doch bis vor kurzem zu meinem engeren Freundeskreis gezählt.

Franklin latscht gemütlich hinterher. Wie immer wird er sich zurückhalten. Er macht sich nicht die Hände schmutzig. Er zieht bloß die Fäden. Ich begreife das nicht, denn wir haben uns eigentlich immer gut verstanden. Aber manche Dinge muss man nicht begreifen. Homophobie gehört dazu.

 

„Er hat sich hinter den Mülltonnen verkrochen“, höre ich ihn spöttisch rufen. „Passt. Er ist genau da, wo er hingehört. Lasst uns ihm seine neue Wohnung zeigen!“

„Yeahhh“, brüllen die anderen begeistert und ich spüre förmlich, wie ich erblasse. Sie werden doch nicht?

 

Sie werden …

Die Meute stürmt auf mich zu. Ich springe auf, balle die Fäuste. Bloß keine Schwäche zeigen. Sinnlos, ich weiß. War ja schon schwach genug, abzuhauen. Aber ich prügele mich nicht gern und ich stehe nicht auf Schmerzen. Nützt nichts, ich werde jetzt wohl beides bekommen und ein Bad in der Mülltonne obendrein.

 

Sie kreisen mich ein, der fette Maxwell vorn dran. Franklin bleibt, wie erwartet, im Hintergrund. Alles wie immer also. Obwohl, nein, er klappt den Deckel eines der Müllcontainer hoch und sofort überzieht fauliger Verwesungsgestank die schmale Gasse.

Das schrille Johlen schmerzt in meinen Ohren. Der Halbkreis um mich zieht sich enger. Hinter mir nur die Mauer. Ich bin ausgeliefert. Einer gegen fünf, Franklin kann man nicht mitzählen. Reicht trotzdem, schließlich bin ich nicht Chuck Norris.

 

Sie greifen nach mir, reißen an meinen Klamotten und der Ärmel geht endgültig flöten. Ich schlage zurück, versuche, sie abzuwehren. Vergeblich. Zwei Mann packen meine Arme, zwei meine Beine. Ich zapple hilflos wie eine Fliege im Spinnennetz, fühle mich so machtlos, so ausgeliefert. Tränen brennen hinter meinen Augenlidern, doch diese Blöße werde ich mir nicht auch noch geben. Mit aller Macht halte ich sie zurück, beiße mir auf die Lippen, um meinen Frust nicht verzweifelt herauszubrüllen. Keinen Ton werden sie von mir hören. Niemals!

 

„Eins!“

Ich werde ruppig hin und her geschwenkt.

„Zwei!“

Noch einmal.

„Drei!“

In hohem Bogen fliege ich in die Tonne. Es klatscht und ich lande weich, versinke in der stinkenden, feuchten Masse. Weiß Gott, wie lange das hier schon vor sich hinrottet.

Das Letzte, was ich sehe, ist Dylan Franklins hämisch lächelndes Gesicht und das tonlose „Schwuchtel“, das seine Lippen formen. Mir schießt der vollkommen irrationale Gedanke durch den Kopf, dass er eigentlich total gut aussieht. Bin ich komplett bescheuert?

Der Deckel knallt zu und ich liege im Dunklen in der Sotte, versuche, auf die Beine zu kommen. Der Gestank nimmt mir den Atem, ich muss würgen, kann das Kotzen kaum zurückhalten.

 

Draußen schreit jemand. Eine Frau? Eher zwei …

„Ihr seid das Allerletzte!“, das Schimpfen kommt näher.

„Verzieht euch bloß, ihr hirnamputieren Idioten!“, die zweite Frauenstimme gesellt sich dazu.

„Passt bloß auf, dass wir euch nicht dazustecken!“, tönt der fette Maxwell.

„Versuch es! Dann reiß ich dir die Eier ab und stopf sie dir ins Maul!“

Die Meute johlt und Franklin sagt:

„Lasst uns abhauen. Dann kann die rote Schwucke in Ruhe ihre Einweihungsparty geben.“

 

Endlich öffnet sich der Deckel. Frischluft … ich sauge sie gierig ein.

Zwei Paar Hände strecken sich mir entgegen, helfen mir heraus und jetzt erkenne ich meine Retterinnen: Amy Bishop und Felicity Urban … zwei der belächelten Schulfreaks. Sofort verpasse ich mir eine imaginäre Ohrfeige. Ich bin weiß Gott der letzte, der abfällig über andere denken sollte.

„Bist du verletzt?“, fragt Felicity.

„Nein … alles … alles okay soweit …denke ich. Danke“, stottere ich zutiefst beschämt, als sie mich aus der Tonne ziehen.

„Keine Ursache“, sagt Amy, sieht Felicity an und die nickt.

„Wäre wohl nicht so gut, so nach Hause zu gehen. Meine Eltern sind nicht da, du kannst mit zu mir kommen und dich saubermachen.“

 

Sie nehmen mich in die Mitte, eskortieren mich zum Parkplatz und Amy wickelt mich vor ihrem Wagen in eine alte Decke, die sie aus dem Kofferraum holt.

„Junge, wie kann man nur so runterkommen. Ich glaube, wir stopfen dich gleich mit in die Waschmaschine“, sagt sie grinsend und hält sich demonstrativ die Nase zu. Und obwohl ich am liebsten gleichzeitig heulen, kotzen und schreien möchte, grinse ich zurück, denn ich glaube, ich habe wider Erwarten neue Freunde gefunden …

 

 

 

 

 


Eins

Dylan

 

 

 

 

Los Angeles, Kalifornien, 2019

 

Tristan Strong und der Drachenjunge - Hochzeitsfeier, die zweite. Geheiratet haben die ja schon vor einer Weile, aber das war so ein heimliches, schnelles Ding, von dem nur Eingeweihte wussten. Nicht, dass ich dazuzähle, aber darauf verzichte ich auch dankend.

War ja angeblich eine echte Liebesheirat bei denen. Genau, wahre Liebe gibt es nur unter Männern. Pffff, dass ich nicht lache.

Die haben nur so schnell geheiratet, weil sie ein Kind aufnehmen wollten, Emma, die Tochter einer Freundin, die bei einem Attentat vor ein paar Monaten ums Leben kam.

Bedauernswertes Kind, nicht nur wegen des Todesfalls. Ich meine, wer braucht schon zwei Väter? Ist doch unnormal. Die Kleine ist zwar nervig, aber ganz niedlich, die hätte bestimmt eine richtige Familie, eine mit Vater und Mutter, finden können.

Wozu müssen Schwule überhaupt heiraten? Die Ehe ist eine Sache zwischen Mann und Frau und dazu da, Kinder in die Welt zu setzen. Schwule können keine Kinder in die Welt setzen, also …

 

Die Party ist ätzend, die Location voll mit feiernden Schwuchteln. Alles schön bunt und Heteros gnadenlos in der Unterzahl. Gescheite Frauen gibt es auch nicht. Warum bin ich nochmal hier?

Ach ja, weil ich mit Bräutigam Nummer eins in einer Band spiele und er ein Freund ist. Oder sowas Ähnliches. Wahrscheinlicher ist, dass Tristan mich nicht sonderlich mag und mich nur eingeladen hat, weil ich irgendwie dazugehöre. Ist mir aber scheißegal. Kann ich echt drauf verzichten.

Unsere Band ist ja mittlerweile schon sowas wie ne Schwulencombo. Noch einer von der Sorte und die Heteros sind in der Unterzahl.

Ich weiß, könnte mich einer von denen denken hören, würde er glatt behaupten, dass ich was gegen Schwule habe. Ist aber gar nicht so. Wirklich, ich hab nichts gegen die. Sonst hätte ich es nicht die ganzen Jahre mit Colin Masters ausgehalten und wäre spätestens zu dem Zeitpunkt geflüchtet, als Tristan Strong als neuer Drummer zu den Yellow Pilots stieß.

 

Masters hat seine Homosexualität lange unter Verschluss gehalten. Fand ich gut. Weniger gut fand ich sein plötzliches Outing, denn deswegen ist die Band beinahe vor die Hunde gegangen. Mann, waren die Fans sauer, weil er sie jahrelang belogen hat! Haben sich aber wieder eingekriegt. Die meisten jedenfalls. Einiges an Reputation gekostet hat es uns trotzdem.

Ich bin immer noch der Meinung, dass Colin seine Klappe hätte halten sollen. Geht schließlich keinen was an, mit wem man in die Kiste steigt. Ich muss da echt nicht ständig mit der Nase drauf gestoßen werden.

Aber mich fragt ja keiner. Bin ja nur der mittelmäßige Keyboarder, der das Orgelspielen in einer spießigen Vorstadtkirche gelernt hat und dessen Songs nie gut genug sind, um auf ein Album zu kommen.

Schwamm drüber. So toll sind sie wirklich nicht. Kann halt nicht jeder ein solches Songwriter- Genie wie Colin, Tristan oder Donovan sein.

 

Wenigstens sind Masters und Strong nicht tuntig. Jedenfalls tragen sie keine Netzshirts oder Glitzerklamotten und so hohe, näselnde Stimmen haben sie auch nicht. Sie tänzeln auch nicht rum. Den beiden merkt man nicht an, dass sie auf Kerle stehen. Würden sie es nicht allen unter die Nase reiben, käme man gar nicht drauf. Von mir aus könnten sie das echt lassen. Ich renne ja auch nicht rum und erzähle jedem, dass ich hetero bin.

 

Ach du Scheiße! Was wird das jetzt? Der DJ tritt ab und dafür eine Handvoll Transen auf. Oder Drag- Queens? Auf jeden Fall sind es grotesk geschminkte Kerle im Glitzerfummel. Aber was weiß ich schon? Ich kenne mich damit nicht aus.

Als sich die Gäste johlend und pfeifend vor der kleinen Bühne versammeln, verpisse ich mich lieber. Ich brauche ganz schnell einen Drink.

 

„Was Extrastarkes“, sage ich forsch zu dem Kerl hinter der Bar. Der trägt einen pinkfarbenen Irokesen und ein knallgelbes Latex-Shirt mit einem glitzernden, grünen Frosch, Augenkrebsgefahr inbegriffen.

„Zombie?“, gibt er genauso knapp zurück und ich nicke. Grinsend kippt er drei verschiedene Sorten Rum und irgendwelchen anderen Alkohol in den Shaker, füllt mit diversen Fruchtsäften und Eis auf und schüttelt das Ding energisch.

„Bitte sehr, der Herr, Ihr Bretterknaller!“, mit einer angedeuteten Verbeugung schiebt er mir das Glas auf einer kleinen Serviette über den Tresen.

„Genau das, was ich brauche“, gebe ich zurück. „So viel rosa Homoglück halte ich nüchtern nicht aus.“

„Schwul ist cool“, er zwinkert mir zu und ich schnaube abfällig, setze mich an einen leerstehenden Tisch und nehme einen tiefen Zug aus dem Glas.

 

Nach dem zweiten Zombie geht’s mir besser. Das Gejaule von der Transen-Show ist endlich vorbei und ich habe nett einen auf der Lampe. Alles um mich herum schwankt, aber das liegt nicht nur an den hammerstarken Cocktails.

Wir feiern auf einer verfickt luxuriösen Yacht. Die „Sea Bird“ ist riesig, hat hundertzwanzig Jahre auf dem Buckel und auf ihr ist Platz für dreißig Passagiere und zwanzig Mann Besatzung, die der geschätzten Kundschaft auf Wunsch auch den hochwohlgeborenen Arsch abwischt, wenn es verlangt wird.

Einer von Nick Pearces reichen Bonzenfreunden hat sie vor einiger Zeit gekauft und restaurieren lassen und weil er aus geschäftlichen Gründen keine Zeit hat, ‚opfern‘ sich die Jungs und spielen Versuchskarnickel für die Jungfernfahrt. Das heißt, dass sie sämtlichen Luxus in vollen Zügen genießen dürfen und es sie nur einen Bruchteil von dem kostet, was man normalerweise blechen muss.

Die Yacht soll nach Acapulco überführt werden und dort die ersten, zahlenden Passagiere an Bord nehmen.

Morgen, wenn man die letzten Besoffenen herausgekehrt hat, sticht die ganze Bagage einschließlich Pflegetochter in See und schippert die Küste entlang. In Acapulco werden die Herrschaften dann in der Privatresidenz eines weiteren Freundes urlauben.

 

Für Tristan und Dragon soll das sowas wie ne Hochzeitsreise sein und bis heute dachte ich tatsächlich, dass man auf einer solchen nichts anderes macht, als unter sich zu sein und sich pausenlos das Hirn rauszuvögeln. Aber nicht bei den Strong-Stewarts. Bei denen gibt es Familienprogramm mit Kind und weil die allein wahrscheinlich keinen hochkriegen, nehmen sie Colin und Noah mit und Nick Pearce und sein Anhängsel Jay sind natürlich auch mit von der Partie. Die sechs sind sowas von unzertrennlich, dass es weh tut. Man könnte glatt denken, dass die in jedem ihrer Häuser ein gemeinsames Schlafzimmer mit einem zehn Meter breiten Bett haben, in dem es jeder mit jedem treibt.

Ha … wenn es nur so wäre! Natürlich machen die sowas nicht, die sind nämlich allesamt grundanständig. Und monogam. Oder anders gesagt, die sind verdammte Langweiler. Nicht mal Masters fickt noch rum.

Vielleicht hält er ja die Laterne beim nicht ganz so frischgebackenen Hochzeitspaar, aber wahrscheinlicher ist, dass die abends alle Mann bei lauwarmem Kamillentee zusammensitzen und Scrabble spielen.

 

Ein kräftiger Schlag auf meinen Rücken lässt mich hochschrecken. Die beiden Bretterknaller kreiseln in meiner Blutbahn. So richtig klare Bilder sehe ich nicht mehr, aber die Bierflasche, die vor mir auf dem Tisch landet, erkenne ich noch.

„Na, Franklin, heulst du in dein leeres Glas?“, Donovan Novak, unser Leadgitarrist, setzt sich mit weit gespreizten Beinen neben mich und mein Blick fällt unweigerlich in seinen Schritt, wo sich Eier und Schwanz überdeutlich unter der engen Hose abzeichnen.

‚Wow … ordentlich!‘, denke ich anerkennend und schüttle sofort angewidert den Kopf. Was interessiert mich Dons Gehänge?

 

„Sieh sie dir an“, ätze ich. „Der Himmel hängt voller Geigen, alles ist so wunderhübsch idyllisch, dass ich glatt kotzen möchte. Strong und seine Primaballerina schweben auf Wolke sieben und spielen Vater, Mutter, Kind.“

„Sie spielen das nicht, sie sind eine richtige Familie“, tönt Don streng. „Gönnst du ihnen das bisschen Glück nicht? Sie haben genug durchgemacht nach dem Attentat. Und die Kleine auch. Hat ihre Mutter dabei verloren, das arme Ding.“

„Ich gönne ihnen alles, wirklich. Aber Emma und armes Ding? Vergiss es. Die weiß genau, was sie will und wie sie es bekommt und sie nervt total“, ich verdrehe die Augen und nachdem Don mich verständnislos anschaut, füge ich grantig hinzu:

„Ich kann nun mal nicht mit so kleinen Kröten.“

„So lange es nicht die eigenen Kröten sind, ist doch alles okay“, Don grinst und ich stöhne laut auf.

„Siehst du, deswegen heirate ich nicht. Ich habe nicht die geringste Lust, mich fortzupflanzen. Verrat mir doch mal, warum sich bei den Weibern immer alles ums Kinderkriegen dreht? Kannst du drauf warten, dass bei denen nach ein paar Monaten die biologische Uhr anfängt zu ticken. Ist immer wieder das Gleiche und so durchschaubar. Krall dir ‘nen reichen Typen und lass dich so schnell wie möglich schwängern, dann hast du ausgesorgt. Aber nicht mit mir!“

„Ist Inga deswegen schon wieder Geschichte?“, fragt Don und ich nicke.

„Was denkst du denn. Die hat nach sechs Wochen schon damit angefangen. Deswegen mach ich’s auch nie ohne Kondom. Da können die mir sonstwas erzählen von wegen ‚mach dir keine Sorgen, Honey, ich bin gesund und natürlich nehme ich die Pille‘. Den Weibern kannst du nicht trauen.“

 

„Oh! Mir schon!“, unvermittelt setzt sich eine sündhaft scharfe Blondine zu uns, hockt sich auf die Kante des Nachbartisches und schlägt ihre endlos langen Beine übereinander. Dabei blitzt kurz rote Spitze unter ihrem schwarzen Ledermini auf und Don hustet bei dem Ausblick in sein Bier.

Sie trägt nuttige, mörderisch hohe Fick-mich-Stiefel, die bis über ihre Knie reichen und in meinem Kopf rastet der entsprechende Schalter ein. In ihrem offenbar auch.

„Bei mir tickt garantiert nichts“, sie lächelt mich aufreizend an und ich lehne mich zurück, mustere sie ungeniert.

Die Kleine passt genau in mein Beuteschema. Mindestens D- Körbchen, schmale Taille, runder, wohlgeformter Hintern. Rauchig- tiefe Stimme, lange, blonde Haare, hübsches Gesicht mit ungewöhnlichen, smaragdgrünen Augen und einem breiten, sinnlichen Mund. Ich stelle mir vor, wie sich ihre blutrot geschminkten Lippen um meinen Schwanz schließen und mir wird heiß.

„Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel“, sage ich und schenke ihr mein bestes, verführerischstes Lächeln.

 

„Hi, ich bin Sandy“, sie erhebt sich lasziv und stöckelt auf mich zu. Ich schlucke. Von wegen Kleine. Sie ist groß, viel größer als ich, aber das kenne ich nicht anders. Die meisten Frauen, die mich interessieren, sind größer als ich. Der liebe Gott hat leider an meiner Körpergröße gespart und daher bringe ich es gerade mal auf einen Meter fünfundsiebzig. Doch dieses Manko gleicht mein Schwanz wieder aus, denn der ist um einiges größer als der eines Durchschnittsmannes. Woher ich das weiß? Vom Wettwichsen in der High-School natürlich. Ich hatte schon immer den Größten von allen und in Punkto Standfestigkeit habe ich sie alle in den Schatten gestellt. Niemand äußerte sich anschließend noch abfällig über meine Körpergröße.

 

Ich stehe auf, vorsichtshalber langsam, um das Gleichgewicht besser halten zu können. Fuck, wenn ich gewusst hätte, was dieser Abend für mich bereithält, hätte ich nie im Leben die fetten Zombies gesoffen.

„Ich bin Dylan und so, wie du aussiehst, hast du nur auf mich gewartet“, flöte ich und Don verdreht die Augen.

„Wird wohl so sein. Tanzen?“

Hach, ich mag es, wenn sie wissen, was sie wollen. Grinsend halte ich ihr meinen Arm entgegen, doch bevor sie sich unterhaken kann, tippt Don mir auf die Schulter.

„Dylan? Du weißt aber schon, dass Sandy …“, setzt er an und ich unterbreche ihn rüde.

„Was? Verheiratet ist? Ne Nutte ist? Mir scheißegal. Komm schon Baby, lass uns diese lahme Party ordentlich aufmischen.“

Sandy kichert hinter vorgehaltener Hand und wirft Don einen Luftkuss zu.

„Bis dann, Süßer.“

 

Von da an kommt der Abend in Fahrt. Wir tanzen, meine Hände liegen locker auf ihren Hüften, ihre Arme schlingen sich um meinen Hals.

„Du hast schöne Augen“, säusele ich ihr ins Ohr und sie lacht. Schallend. Scheiße, sie lacht mich aus!

„Was Besseres fällt dir nicht ein?“

„Doch, warte … Wie fühlt es sich an, die schönste Frau auf dieser lausigen Party zu sein?“

„Ach, was, bin ich das etwa?“

„Definitiv“, hauche ich und spöttisch grinsend zieht sie mich ein bisschen näher. Sie nimmt mich nicht ernst. Sollte sie besser auch nicht.

 

Ihr Körper fühlt sich fantastisch an. Fest und muskulös ist er, nicht so weich wie ich es von den Frauen kenne, die ich bisher hatte. Sie benimmt sich auch nicht so weibchenhaft, ist in genau richtigem Maße dominant. Die Frau weiß, wo es langgeht und was sie will und das macht mich total an. Mit ihr werde ich vielleicht endlich mal wieder richtig Spaß haben.

Trinkfest ist sie auch. Wenn wir nicht tanzen, kippen wir einen Drink nach dem anderen und ich habe das Gefühl, dass sie mehr verträgt, als ich.

 

Lachend taumeln wir durch den schmalen Gang auf dem Kabinendeck. Keinen blassen Schimmer, wie wir hier gelandet sind. Ich stolpere, ziehe sie mit und plötzlich passt kein Blatt Papier mehr zwischen uns. Sandy drückt mich gegen die Wand, mit einer Kraft, die mich erschauern lässt, allerdings im erregenden Sinn. Was für eine Frau!

Ich lege die Hand in ihren Nacken und ziehe ihren Kopf zu mir herunter, damit ich mich beim Küssen nicht auf die Zehenspitzen stellen muss. Sie ist aber auch verdammt groß!

Ihr breiter Mund empfängt mich mit leicht geöffneten Lippen und ohne lange zu überlegen, schiebe ich meine Zunge dazwischen. Was dann kommt, ist neu. Zwischen unseren Zungen entbrennt ein Kampf um die Vorherrschaft, wir fechten miteinander, bis uns die Luft knapp wird. Das ist so geil. Ohne Scheiß, sowas Irres habe ich noch nie erlebt. Mir scheint, als wäre ich bis heute nie richtig geküsst worden.

Sandys Küsse sind fordernd und verheißungsvoll, der feste Körper, der sich an mir reibt, treibt mich fast in den Wahnsinn.

Verführerisch lächelnd dreht sie einen der Türknäufe und tatsächlich, es ist nicht abgeschlossen. Sie verpasst mir zwei, drei kleine Schubser und ich finde mich auf einem breiten Bett liegend wieder.

 

Und dann sehe ich nur noch bunte Sternchen.

 

Ich gehe unter in einem alkoholseligen Strudel aus duftender Wärme, schwitzigen Berührungen und feuchten Küssen, die irgendwann nicht mehr nur meinen Mund beglücken, sondern den Traum von blutroten Lippen um meinen geschwollenen Schwanz wahr werden lassen.

 

 

 

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Ich erwache, weil meine Blase drückt und mir zudem der Schädel brummt. War das ne Nacht!

Ich scheine noch immer auf der Yacht zu sein, denn als ich die Augen öffne, sehe ich durch ein Bullauge die Sonne über dem Meer aufgehen.

‚Viel zu früh‘, denke ich brummig, aber dann stutze ich. Da war doch noch was.

Mandy … Candy …? Wie hieß sie gleich? Na, egal …

Vorsichtig drehe ich den Kopf und entdecke eine menschliche Kontur, komplett vergraben unter der Bettdecke. Fuck, wieso ist die noch hier?

Langsam schwinge ich die Beine über die Bettkante und kicke das gut gefüllte Kondom beiseite, auf das ich fast getreten wäre. Trotz meiner Übelkeit grinse ich selbstgefällig. Egal, wie besoffen ich bin, ficken kann ich immer. Mit einem großen Schwanz hat man schließlich auch eine große Verantwortung und der bin ich heute Nacht garantiert gerecht geworden.

 

Okay! Pissen, eine Handvoll Wasser ins Gesicht und dann nichts wie raus hier. Die Nacht war eindeutig die Beste, die ich seit langem hatte, obwohl ich leider nicht mehr allzu viel davon weiß. Aber ich hab trotzdem keinen Bock, mir Brandy … oder wie auch immer … ans Bein zu binden.

Aber irgendwas stimmt nicht am Gesamtbild. Unter meinem Kissen schaut ein Haufen hellblondes Haar hervor.

Hä?

Ich ziehe vorsichtig daran und halte gleich darauf eine völlig derangierte Perücke in der Hand.

Was zum Henker haben wir getrieben? Scheiße war ich dicht. Glatter Filmriss.

Was macht das Haar von Sandy … ja genau, Sandy hieß sie … unter meinem Kissen? Und die Frage aller Fragen: Will ich wirklich wissen, wer oder was da neben mir liegt?

 

Vorsichtig hebe ich die Bettdecke an und erstarre. Nicht Sandy, mit der ich eine irrsinnig heiße Nacht gehabt zu haben glaubte, liegt vor mir, sondern ein Mann mit rotblonden Locken und völlig verschmiertem Augen- Make- up. Ein Rest grellroter Lippenstift hängt noch in seinen Mundwinkeln. Die aufdringliche Farbe beißt sich mit dem Rotgold seiner Haare und gibt ihm etwas Dekadentes. Er sieht verrucht aus und total sexy! Und was das Schlimmste ist, er kommt mir merkwürdig bekannt vor.

Aber stopp mal, sexy? Fassungslos über mich selbst schüttle ich den Kopf und nehme das nächste Detail zur Kenntnis. Er ist nackt. Genau genommen splitternackt, so wie ich, wie ich nach einem prüfenden Blick an mir herunter geschockt feststelle.

‚Lieber Gott, mach, dass Sandy schon weg ist und dieser Typ im Suff nur einen Platz zum Schlafen gesucht hat‘, bete ich stumm, doch noch während ich ihn hoffnungsvoll anstarre, schlägt er die Augen auf. Ich versinke in vor Müdigkeit leicht getrübtem Smaragdgrün und wenn Sandy nicht in der Nacht heimlich ihren Bruder hereingeschmuggelt hat, sind das ohne Zweifel ihre Augen.

 

Sie … er lächelt mich an und haucht:

„Guten Morgen, Dylan.“

Mein Name zergeht dabei weich auf seiner Zunge, seine Stimme klingt noch genauso rauchig verrucht, wie in der Nacht zuvor und ehe ich weiß, wie mir geschieht, zieht er meinen Kopf zu sich herunter und küsst mich. Wie paralysiert lasse ich es geschehen, ergebe mich willenlos seinen Lippen und seiner geschickten Zunge … bis es vernehmlich an die Kabinentür klopft und ich wieder zu mir komme.

Den Kerl von mir wegstoßen und aus dem Bett springen, ist eins. Ich flüchte in das Bad, das sich an die Kabine anschließt, verriegele die Tür und verschanze mich auf dem Klo.

War es das, was mir Don sagen wollte? Dass Sandy ein Mann ist?

Scheiße, ich habe einen Kerl gefickt!

 

Ganz langsam kommen ein paar Erinnerungen zurück, wabern in diffusen Fetzen durch mein vernebeltes Hirn.

Inbrünstiges Stöhnen …

Feuchtwarmes Züngeln an Stellen meines Körpers, die nie zuvor von einer Zunge berührt wurden …

Kleine, harte Nippel auf einer festen, von Schweiß ganz schlüpfrigen Brust …

Seidige Härte in meinem Mund …

Mein zum Bersten geschwollener Schwanz, der sich langsam in heiße Enge schiebt …

Ich, wie ich verausgabt und vollkommen befriedigt zusammenbreche und mich an warme Haut schmiege ...

 

Ich habe es tatsächlich getan. Zum ersten Mal. Nach so vielen Jahren und es fühlte sich so richtig an.

Aber es ist nicht richtig. Männer sollen nicht bei Männern liegen. Es ist widernatürlich. Ich habe IHM geschworen, es niemals zu tun.

‚Ist es das, was du willst?‘, drohend hallt SEINE Stimme in meinem Kopf und ich spüre wieder den längst vergessen geglaubten Schmerz und die Übelkeit, spüre, wie sie mich peinigen und wie sich mein Geist abkoppelt, sich von meinem Körper löst, von außerhalb beobachtet, wie ich widerstandslos das „Reinigungsritual“ über mich ergehen lasse und schließlich Schmerz und Wut herausschreie. Ich hasse mich und das, was ich bin.

ER will, dass ich schreie, denn nur dann lerne ich. ER lehrt mich, dass es pervers ist, einen Mann zu begehren, dass es eine Todsünde ist, mit einem Mann Sex zu haben. Ich verinnerliche, dass es schmerzhaft und abscheulich ist und ich dafür im ewigen Höllenfeuer brennen werde.

 

Und jetzt hatte ich Sex mit einem Mann.

Und es war wundervoll.

 


Zwei

Aidan

 

 

 

 

Sanftes Schaukeln weckt mich und zeigt mir, dass ich nicht zu Hause in meinem Bett liege. Ich habe Kopfschmerzen und ein bisschen schlecht ist mir auch. Herrje, bin ich tatsächlich auf dieser Yacht versumpft und das ausgerechnet mit Dylan Franklin? Mit dem Großmaul? Dem Schwulenklatscher?

Als meine Travestieshow „The Night Sisters“ für die Party engagiert wurde, war mir vollkommen klar, dass er anwesend sein würde. Ist ja logisch, wenn er in einer Band mit einem der Bräutigame spielt. Was mich allerdings zutiefst verwundert, ist, dass der schlimmste Schwulenhasser aller Zeiten mit gleich zwei von der Sorte zusammenarbeitet. Aber wenn es darum geht, dicke Kohle zu machen, arrangiert man sich wahrscheinlich sogar mit abartigen Homos.

Meine Rache habe ich geplant, seit mich mein alter Kumpel Noah Stevenson fragte, ob wir auf der Strong- Stuart Hochzeitsfeier auftreten möchten. Dass Dylan Franklin ganz offensichtlich unseren Auftritt verpasst hat, kam mir sehr zupass.

 

Eigentlich hatte ich vor, ihm einen Denkzettel zu verpassen, ihn heißzumachen und dann öffentlich zu brüskieren. Wollte Revanche dafür, dass er mir mein Abschlussjahr an der High-School zur Hölle gemacht hat, Genugtuung erlangen für all die Beleidigungen, die Demütigungen, die ich über mich ergehen lassen musste und für die Prügel, die er mir zwar nicht selbst verpasst hat, für die er aber mitverantwortlich war.

Tja, eigentlich … aber wie es aussieht, ist mein Plan gründlich nach hinten losgegangen. Ich sollte nicht trinken, jedenfalls nicht zu viel. Alkohol in Maßen macht mich scharf, zu viel Alkohol jedoch macht mich hemmungslos und in dieser Nacht hatte ich eindeutig zu viel.

Verdammter Mist, ich hatte Sex mit Dylan Franklin! Guten Sex. Spitzenmäßigen Sex. Ich könnte mich ohrfeigen! Es war doch zu keiner Zeit vorgesehen, mich von ihm ficken zu lassen!

Aber was ich nicht verstehe, ist, wieso Dylan es überhaupt getan hat. War er tatsächlich so besoffen, dass er nicht mehr gemerkt hat, ob er Männlein oder Weiblein vor sich hat?

Der Mann ist ne Hete durch und durch. Schon in der Schule war er gefragt bei den Mädchen, obwohl er weder groß, noch sonderlich muskulös war. Lag wohl hauptsächlich daran, dass sich das außergewöhnliche Kaliber seines Schwanzes herumgesprochen hatte, welches ich jetzt aus eigener Erfahrung heraus bestätigen kann.

 

Ich verfolgte seinen Werdegang über die Jahre, obwohl er so ein Arschloch war. Aber schließlich ist es nicht alltäglich, dass aus einem Schulkameraden ein berühmter Rockstar wird. In der Öffentlichkeit sieht man Dylan mit ständig wechselnden Frauen. Eine längere Beziehung scheint er nie gehabt zu haben. Ein festes Beuteschema auch nicht. Er nimmt es, wie es kommt und die Ladies kommen reichlich.

 

Warum also habe ich ihn ins Bett gekriegt? Klar, er war ziemlich besoffen und ich als mein Alter Ego ‚Sandy die Schlampe‘ zurechtgemacht. Aber spätestens nach dem einen Tanz, bei dem ich ganz bewusst auf Tuchfühlung ging, muss er gemerkt haben, dass ich keine Frau bin, denn ich presste meinen Ständer fest gegen seinen Unterleib. Doch er zog mich daraufhin noch enger an sich, rieb sich sogar aufreizend an mir. Er muss meine Härte gespürt haben, da bin ich ganz sicher.

Was mich allerdings gleich zum nächsten Problem bringt: Wieso kriege ich einen Ständer, wenn ich mit dem größten homophoben Idioten vor dem Herrn tanze?

 

Okay, er hat sich herausgemacht über die Jahre. Ist zwar nicht mehr gewachsen und noch immer nicht wirklich muskulös, aber er ist schlank und drahtig und gutaussehend fand ich ihn früher schon. Selbst, als er mir geifernd gegenüberstand und mich beleidigte.

 

Rote Schwuchtel, das war der Name, den Dylan mir damals verpasste. Kreativ war er schon immer, der Herr Musiker.

Nicht, dass ich nicht gelegentlich wegen meiner brandroten Locken, die ich von meinem irischen Vater geerbt habe, gehänselt wurde. Es kam vor, wurde aber nie wirklich beleidigend. Ich hatte sogar jede Menge Freunde, bevor mich Dylan und sein bester Kumpel Rodney an jenem verhängnisvollen Abend vor einer Gay- Bar erwischten, wo ich mit meiner ersten großen Liebe knutschend vor der Tür stand.

Natürlich hatten sie nichts Besseres zu tun, als es an der gesamten Schule breitzutratschen und von da an war mein Leben an der Thompson-High keinen Cent mehr wert. All meine sogenannten Freunde wandten sich von mir ab, allerdings erhielt ich unverhofft Unterstützung von ganz anderer Seite.

Felicity Urban und Amy Bishop, die Schulfreaks, nahmen mich unter ihre Fittiche. Dass die beiden lesbisch und seit der zehnten Klasse ein Paar waren, wusste außer mir niemand und so blieb es, bis wir die High-School beendeten. Aber dann trennte sich Felicity von Amy, ging nach Chicago an die Columbia und mein Kontakt zu ihr brach komplett ab.

 

Dafür sind Amy und ich noch heute sehr gut befreundet. Wir wohnen sogar zusammen, teilen uns ein Haus in Oakwood und als ich sie in mein Vorhaben einweihte, riet sie mir entschieden von meinen Racheplänen ab.

„Das geht nicht gut. Er wird dich bloß wieder verletzen“, hat sie gesagt und wie es aussieht, recht gehabt damit.

Mich wundert, dass er mich nicht schon längst aus dem Bett getreten hat, denn ich wurde natürlich wach, als er mir die Bettdecke wegzog und so langsam fällt es mir immer schwerer, den Schlafenden vorzutäuschen.

Ich spüre förmlich, wie seine entsetzten Blicke auf mir brennen. Was wird er tun, wenn ich die Augen aufschlage? Losbrüllen? Mir gleich eine reindrücken? Das kann er vergessen. Ich bin schon lange nicht mehr der hilflose Junge, der sich alles gefallen lässt.

Ach was soll‘s, ich tu es jetzt einfach. Ich brauche dringend eine Toilette und eine Handvoll Aspirin und überhaupt: Angriff ist die beste Verteidigung!

 

Ich öffne die Augen, sehe ihn direkt an und säusele ihm ein süßliches:

„Guten Morgen, Dylan“, entgegen.

Er starrt mich an, das Gesicht zur Faust geballt, doch seine braunen Augen sprechen eine andere Sprache. Abgrundtiefe Traurigkeit schlägt mir entgegen und bodenlose Einsamkeit. Es dringt mir bis ins Mark und plötzlich kann ich nicht anders. Ich ziehe ihn zu mir und küsse ihn.

Im ersten Moment versteift er sich, doch dann lässt er sich in den Kuss fallen, erwidert ihn sogar leidenschaftlich und ich freunde mich bereits mit der Möglichkeit einer Runde Morgensex an, als es plötzlich an die Tür klopft.

 

Ich bekomme einen heftigen Stoß vor die Brust und Dylan flieht ins Bad. Fast im selben Moment öffnet sich die Tür. Ein junger Typ in Schiffsuniform steckt den Kopf hindurch und sondiert die Lage.

„Bist du das Räumkommando?“, frage ich und er antwortet:

„So in etwa. Es ist sechs Uhr, wir legen in dreißig Minuten ab, bis dahin musst du bitte von Bord sein. Wenn du dich beeilst, kannst du noch einen Kaffee im Frühstücksraum bekommen.“

„Danke. Und gute Fahrt“, rufe ich ihm nach, als er die Tür leise hinter sich schließt. Dann verlasse ich das Bett und suche meine Sachen zusammen.

 

Echt blöd gelaufen. Ich habe natürlich nur Sandys Klamotten hier. An sich kein Problem, Perücke, leichtes Make- up und fertig. Die perfekte Frau. Na ja, eher die perfekte Bitch. Ich fürchte nur, dass ich Dylan damit den Todesstoß versetze.

Aber wollte ich das nicht? Meinen Triumph genießen?

Ich habe Mister Homophob dazu gebracht, mit einem Mann zu schlafen. Doch warum habe ich plötzlich solche Skrupel? Ist es die Einsamkeit in seinen Augen? Die Hingabe, mit der er mich geküsst hat? Ist Dylan Franklin am Ende doch nicht so hetero, wie er alle glauben macht?

 

Kurz entschlossen begrabe ich meine Rachepläne. Ich werde still und leise verschwinden. Dylan hat mich nicht erkannt und wahrscheinlich ist es das Beste, wenn ich die Bombe nicht platzen lasse. Wir sind beide mittlerweile vierunddreißig Jahre alt und das, was an der High-School passiert ist, liegt eine halbe Ewigkeit zurück. Für mich ist die Angelegenheit von jetzt an erledigt und vergessen.

 

Ich ignoriere meine drückende Blase, schlüpfe in meine Sachen und krame ein paar Schminksachen aus der Handtasche. Ein Blick in den Spiegel lässt mich vor mir selbst erschrecken, Lady Horror ist ein Scheißdreck gegen mich.

Schnell wische ich mein verschmiertes Gesicht sauber, tupfe ein wenig Rouge auf die blasse Haut und schminke meine Lippen mit dezentem Lipgloss.

Die Perücke ist ein größeres Problem. Sie sieht aus, als wäre sie in einen Ventilator geraten. Was hat Dylan bloß damit angestellt?

Egal. Kann ich gerade nicht ändern. Ich stülpe sie über, krame in den Tiefen meiner Tasche nach einem Band und raffe die Haarpracht zu einem schlampigen Pferdeschwanz zusammen. Fertig.

‚Sandy‘ sieht haargenau nach dem aus, was sie verkörpert. Eine verkaterte Schlampe nach einer durchfickten Nacht.

Und jetzt nichts wie weg hier!


Drei

Dylan

 

 

 

 

Als ich die Tür ins Schloss fallen höre, atme ich erleichtert aus. Wer auch immer das da draußen war, ist weg.

Ich sitze in der Dusche, fest in die Ecke gepresst, die Knie angezogen und zittere immer noch. Ich habe schon so lange nicht mehr an Joe Walker gedacht. Dafür war der Flashback umso heftiger.

Kopfschüttelnd lasse ich locker und betrachte ich mich im bodentiefen Spiegel gegenüber. Ich sehe scheiße aus. Leichenblass und total verkatert bin ich, mit Augenringen, so tief wie der Grand Canyon. Meinen Bauch zieren angetrocknete, weiße Schlieren.

„Dreimal darfst du raten, was das ist, Franklin“, murmle ich und tupfe vorsichtig mit dem Finger drüber.

Ich musste tatsächlich vierunddreißig Jahre alt werden, um zum ersten Mal in meinem Leben Sex mit einem Mann zu haben. Bereue ich es? Nein. Das Einzige, was mir leid tut, ist, dass ich so besoffen war und mich nur bruchstückhaft daran erinnere.

 

Ich sollte mir nichts vormachen. Es stimmt nicht, dass ich lange nicht mehr an Joe Walker gedacht habe. Ein Teil von ihm ist immer in meinem Kopf und lenkt mich, wenn auch lange nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Damals beherrschte er meine Gedanken, meinen Geist, meinen Körper, mein Handeln, mein gesamtes Leben.

Und heute? Heute habe ich mich innerlich von all dem gelöst. Dachte ich jedenfalls. War wohl nichts.

Ohne aufzustehen taste ich nach der Duscharmatur, strecke mich dem lauwarmen Wasser entgegen, das meinen Körper streichelt und die verräterischen Spuren der Nacht wegspült.

Vielleicht sollte ich sie konservieren, diese Spuren, den Beweis für mein wahres Ich aufbewahren für die Ewigkeit.

Oh ja, Joe Walker ist tief in mir verwurzelt. Noch immer sagt er mir auf verschlungenen Pfaden, wo es lang geht. Ohne ihn und seine ständige Anwesenheit in meinem Unterbewusstsein hätte ich den Kerl mit den faszinierenden Augen eben niemals weggestoßen. Im Gegenteil, ich hätte diese ungewöhnliche Nacht angemessen ausklingen lassen, nur diesmal bei vollem Bewusstsein.

 

Der miese Bastard ist längst tot. Ist wahrscheinlich an seinem eigenen Geifer erstickt. Joe Walker hat nicht nur mein Leben zerstört, sondern auch das vieler anderer Jungs. Zur Verantwortung gezogen hat ihn niemand.

Ich war hart im Nehmen damals. Kannte es nicht anders. Joe Walker und mein Vater haben mich gut abgerichtet und um allen zu beweisen, dass ich keine ekelhafte Tunte bin, habe ich ordentlich ausgeteilt und all den Scheiß, den Walker mit mir angestellt hat, an anderen ausgelassen.

Vornehmlich an Menschen wie mich. An Schwulen.

 

Ja, verdammt. Dylan Franklin ist schwul und er hat es die ganzen Jahre verdrängt. Versteckt. Verleugnet. Unter den Teppich gekehrt. Dafür hat er Menschen verletzt und sich benommen, wie der allerletzte Arsch. Wie das erfolgreiche Produkt von Joe Walker.

Fuck, jetzt rede ich von mir selbst schon in der dritten Person. Wie krank ist das eigentlich?

 

Tränen mischen sich mit dem Wasser der sanften Regendusche und ich lasse sie einfach laufen. Alle Menschen, denen ich irgendwann mal wichtig war, habe ich von mir gestoßen. Echte Freunde? Fehlanzeige. Jemand, der mich liebt? Vergiss es.

Bittere Erkenntnis durchzuckt mich. Ich kann mich selbst nicht leiden, weil ich nie akzeptieren durfte, wie ich bin. Das ist der Grund für meine Misere. Ha, ich hätte Psychologe werden sollen. Ich wäre steinreich geworden damit.

Aber halt. Ich bin steinreich. Bin ein verdammter Rockstar in der vielgerühmten Yellow Pilots- Familie. Aber während Colin, Don, Morten und Tristan inzwischen wie Brüder sind, die sich hingebungsvoll um Nichtigkeiten fetzen und sich zehn Minuten später wieder versöhnen, bin ich sowas wie der ungeliebte Großonkel, den man zwar gezwungenermaßen zum Geburtstag einlädt, aber prinzipiell am Tisch neben dem Klo platziert.

 

Ächzend rapple ich mich hoch. Hilft nicht, in Selbstmitleid zu zerfließen. Energisch greife ich nach dem Duschgel und schäume mich ein. Ist ne edle Marke, alles nur vom Besten. Vielleicht sollte ich mich hier auf dem Klo einschließen und als blinder Passagier mit übers Meer schippern.

Aber wie ich Colin kenne, würde der mich stehenden Fußes im Beiboot aussetzen, oder mich gleich über Bord schmeißen.

 

Während ich mir die Zähne putze, blitzen unvermittelt die seltsamen, smaragdgrünen Augen vor mir auf. Wer ist der Mann bloß? Ich würde meinen Arsch drauf verwetten, dass ich ihm schon einmal begegnet bin.

Dieses Grün und die roten Locken ...

Ein Erinnerungsfetzen blitzt auf. Ich kenne tatsächlich einen Menschen, der so aussieht, aber das ist ewig her.

Meine Heimatstadt Anaheim, Thompson- High, Aidan Byrne, die rote Schwuchtel. Ich habe ihm das Leben zur Hölle gemacht, nachdem ich ihn beim Knutschen mit einem Kerl erwischte. Noch jemand, dem ich nie wieder in die Augen sehen kann. Oder habe ich das schon getan? Letzte Nacht?

Kann es sein, dass Aidan Byrne und ‚Sandy‘ ein und dieselbe Person sind?

Aber hätte mich Aidan nicht eher unangespitzt in den Boden rammen müssen, statt sich von mir ficken zu lassen?

 

Scheiße, ich habe mit einem Mann geschlafen! Das muss ich erstmal sacken lassen. In ein Handtuch gehüllt, hocke ich mich aufs Bett und schließe die Augen … und schrecke irgendwann erschrocken hoch.

Verdammt, ich sollte endlich runter von diesem Kahn, sonst steche ich tatsächlich noch mit Familie Überglücklich in See.

 

 

 

 

-----

 

 

 

 

Vor der Kabine versuche ich, mich zu orientieren. Ein schmaler Gang führt zu einer geschwungenen Holztreppe, ich steige hinauf und finde mich in der Lounge wieder. Bequeme Ledergarnituren gruppieren sich um flache Tische, es sieht sehr gemütlich aus und was das Schönste ist, es ist kein Mensch hier.

Erleichtert atme ich auf und trete hinaus auf Deck. Eine scharfe Brise umweht mich und lässt mich frösteln, denn ich trage keine Jacke. War es gestern schon so kühl und windig? Der Kahn schaukelt auch ganz schön, ich muss mich an der Reling festhalten, um nicht zu taumeln.

Ich lege den Kopf in den Nacken, beobachte die Wolken, die am Himmel entlangziehen und dann kapiere ich endlich.

Um mich herum wogen die schönsten Wellen.

Wir sind auf See.

Fuck!

 

Ich stolpere zum Bug, Richtung Brücke, als mir ein junger Typ in Uniform entgegenkommt.

„Wieso hat mir niemand gesagt, dass das Boot ablegt?“, brülle ich ihm wütend entgegen. „Wir müssen sofort umkehren!“

Dem Jüngling klappt glatt die Kinnlade runter.

„Aber ich habe doch alle Kabinen kontrolliert vor dem Ablegen.“

Er dreht um und öffnet eine Tür.

„Blinder Passagier an Bord, Captain!“, ruft er und nur Sekunden später stehe ich dem Kapitän, Colin und Nervensäge Emma gegenüber.

„Dilly, Dilly! Fährst du auch mit?“, brüllt sie lachend, rennt auf mich zu und wirft mich bei dem Versuch, an mir hochzuspringen, beinahe um.

„Colin ist extra früh mit mir aufgestanden, damit ich zusehen kann, wie das Schiff abfährt, weil Paps und Daddy noch schlafen müssen.“

Ist ja hochinteressant! Vor allem, weil ich ihr schon mindestens hundert Mal verboten habe, mich Dilly zu nennen.

„Was machst du denn noch hier?“, fragt Colin kopfschüttelnd.

„Das frage ich mich auch“, motze ich. „Bin in einer der Kabinen eingepennt und als ich weg wollte, war es zu spät.“

 

„Haben Sie keinen Kabinenrundgang gemacht vor dem Ablegen, Miller?“, fragt der Kapitän den Uniformtypen.

„Doch, natürlich, Sir.“

„Und wieso haben wir dann einen Passagier zu viel an Bord?“

„In Kabine neun war ein Mann, dem habe ich Bescheid gesagt und das war definitiv nicht er. Alle anderen, nicht belegten Kabinen waren leer, dort habe ich auch die Bäder kontrolliert.“

Colin legt seinen Kopf schief und mustert mich mit gerunzelter Stirn.

Der Kapitän hingegen läuft dunkelrot an.

„Das geht ja gut los!“, poltert er. „Wenn Sie nicht in der Lage sind, die einfachsten Dinge zuverlässig zu erledigen, kann ich Sie nicht brauchen.“

„Aber ich …“

„Ich will nichts hören, Miller. Solche Fehler sind unentschuldbar. Ich hab Sie auf dem Schirm, verstanden? Sie sind ab sofort auf Bewährung. Reißen Sie sich zusammen, sonst können Sie in Tijuana von Bord gehen.“

„Eye, Captain“, Miller dreht sich auf dem Hacken und verschwindet im Inneren der Yacht. Irgendwie tut er mir leid. Aber in erster Linie bin ich wütend auf Sandy … Aidan … wen auch immer. Er hätte mir wenigstens Bescheid sagen können.

 

„Und was machen wir jetzt mit dir?“, muffelt Colin. Er ist definitiv in Urlaubsstimmung, sonst hätte ich mir sicher schon ein paar heftige Sprüche anhören müssen.

„Wir können auf keinen Fall umdrehen“, sagt der Kapitän. „Ich muss meinen Zeitplan einhalten. Entweder, er kommt mit, oder wir organisieren einen Helikopter, der ihn ausfliegt.“

„Er kommt mit, er kommt mit“, singt Emma und ihre schrille Kleinmädchenstimme schraubt sich bis in meine entferntesten Gehirnwindungen.

„Ganz sicher nicht! Kümmern Sie sich bitte um den Helikopter, Captain Hendricks.“ Das kommt genauso ruppig, wie erwartet und schon ist Colin Masters wieder der, den ich kenne.

„Keine Angst. Das Letzte, was ich will, ist, in eurer vor Glück triefenden Idylle klebenzubleiben. Aber erstmal brauche ich Kaffee und was gegen Kopfschmerzen“, stöhne ich und versuche, die Klette, die an meinem Arm hängt, loszuwerden.

„Emma, weißt du noch, wo der Frühstücksraum ist?“, fragt Colin und die Kleine nickt eifrig.

„Bringst du Dylan bitte dorthin, während ich ihm eine Tablette besorge?“

Eine kleine Hand schiebt sich in meine und dann zerrt mich ein Bündel geballte Energie hinter sich her.

 

Ein paar Minuten später kommt Colin mit Noah im Schlepptau zurück und knallt mir eine Packung Aspirin vor die Nase. Dankbar drücke ich zwei Tabletten heraus und spüle sie hinunter.

„Und jetzt erklär mir mal, was du die Nacht in Kabine neun getrieben hast.“ Colin setzt sich neben mich und sieht mich neugierig an.

„Was erwartest du denn? Ne Beichte, dass ich mit ‘nem Kerl gefickt habe?“, krächze ich. „Muss dich leider enttäuschen. Hab keine Ahnung, wer der Typ war und ich weiß auch nicht, wie ich in die Kabine gekommen bin. Zu viele Zombies, weißt du?“

„Na ja, ich dachte nur, nachdem du den ganzen Abend mit dieser Drag- Queen von der Show rumgemacht hast …“, er bricht ab und sieht mich bedeutungsvoll an.

„Das hättest du wohl gern, Masters. Vergiss es. Da war nichts. Hab einfach nur gepennt.“

 

„Jetzt lass ihn doch in Ruhe“, Noah stellt ihm eine Tasse Kaffee vor die Nase und fragt:

„Möchtest du nach Acapulco mitkommen?“

„Natürlich nicht“, kräht Colin schon wieder. Eigentlich sollte ich jetzt wirklich mitfahren, nur um ihn zu ärgern, aber ich bin viel zu geschafft, um mich ernsthaft mit ihm anzulegen.

„Der Kapitän kurbelt schon wegen eines Helis, der mich zurückfliegt. Hab nicht mal einen Pass dabei. Außerdem bin ich nicht gern das fünfte Rad am Wagen. Und sieh mal, dein Göttergatte läuft nur bei dem Gedanken, dass ich bleiben könnte, blau an. Ich will auf keinen Fall euer junges Glück auf dem Gewissen haben.“

Colin verzieht das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

„Ich hab Hunger“, quengelt Emma dazwischen und Noah lacht.

„Dann lasst uns frühstücken zu dieser unchristlichen Zeit.“

Bloß nicht. Mein Magen hebt sich schon allein bei dem Gedanken an Essen. Also winke ich ab und verziehe mich mit einem halben Liter Kaffee in die Lounge, okkupiere eines der Sofas und zücke mein Handy.

 

Auf der Webseite der Thompson- High in Anaheim, der Stadt, in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin, finde ich die digitalisierten Jahrbücher der letzten zwanzig Jahre. Mit zitternden Fingern öffne ich das von 2003, meinem Abschlussjahrgang.

Aidan Byrnes Foto ist ziemlich weit vorn. Ich vergrößere es so, dass es den Bildschirm füllt. Fuck! Das ist ohne Zweifel der Mann, mit dem ich die letzte Nacht verbracht habe. Natürlich hat er sich verändert. Damals war er fülliger, hatte noch ein wenig Babyspeck auf den Rippen. Sein Gesicht war rundlich, fast kindlich, seine roten Haare länger, fielen ihm in weichen Wellen bis auf die Schultern.

Die Aufnahme ist gut, seine damals schon ausdrucksvollen Augen fixieren mich, lassen mich nicht los und plötzlich schäme ich mich in Grund und Boden.

Was habe ich ihm nur angetan!

 

Kurz entschlossen rufe ich Don an.

„Bist du bescheuert?“, schnauzt er los. Er nuschelt verwaschen, als wäre er noch sturzbetrunken. „Weißt du, wie spät es ist? Was willst du?“

„Diese Sandy …“, setze ich unsicher an.

„Mensch Franklin, das war ein Kerl. Von der Travestieshow“, unterbricht mich Don rüde.

„Das weiß ich selbst“, gebe ich ruppig zurück. „Weißt du noch, wie die hieß?“

„Na Sandy natürlich.“

„Nicht der Kerl, die Truppe. Weißt du, wie die Truppe hieß?“

„Irgendwas mit Sisters, keine Ahnung. Warum willst du das überhaupt wissen? Hast du dich verknallt? In die Transe?“

„Was? Nein! Natürlich nicht! Ich wollte es einfach nur …“

Don plappert mitten in meinen Satz:

„Was? Nee, war nur jemand, der sich in ne Transe von der Show verknallt hat. Schlaf weiter … oder nein, wenn du schon mal wach bist, kannst du mir auch …“

Das Gespräch bricht ab und spätestens jetzt ist mir klar, dass Don die Party nicht allein verlassen hat. Aber dass er mich als ‚nur jemand‘ tituliert hat, tut schon ein bisschen weh.

 

Ich lehne mich zurück, google nach Aidan Byrne, Sisters und Los Angeles und werde schnell fündig.

Mein ‚Date‘ von letzter Nacht ist tatsächlich Aidan. Nach der High-School hat er sich am renommierten College Of Performing Arts in Los Angeles zum Musicaldarsteller ausbilden lassen. Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass er in der Schule bei so gut wie jeder Theateraufführung dabei war.

Er scheint erfolgreich zu sein, hat vor zwei Jahren ein angesagtes Kleinkunst- Theater an der Ocean Avenue in Santa Monica übernommen. Dort sind die „Night Sisters“ beheimatet, eine Truppe von singenden und tanzenden Travestiekünstlern, die ich kennen würde, hätte ich mich nicht gestern Abend vor ihrem Auftritt an die Bar geflüchtet.

Aidan ist der Star der Show und tritt außerdem solo als abgewrackte Ballerina ‚Marianne du Bois‘ und als an der Stange tanzendes Go-Go-Girl ‚Sandy, die Schlampe‘ auf.

Letzterer bin ich dann gestern wohl auf den Leim gegangen und da Aidan ganz genau gewusst haben muss, wen er vor sich hatte, sollte er besser eine gute Begründung parat haben, warum er sich an mich rangemacht hat.

 

Bin ich blöd? Ist doch logisch, warum er es getan hat. Aus Rache natürlich!

Plötzlich wird mir heiß. Was, wenn er Fotos von mir geschossen hat oder ganz und gar einen Film? Was, wenn er das der Presse zuspielt? Ich könnte es ihm ja nicht mal verdenken.

Rache ist süß und ich hätte es wahrlich verdient.

Oh Gott, ich muss mit ihm reden. Mich entschuldigen. Ihm aufs Maul hauen. Irgendwas …


Vier

Aidan

 

 

 

 

Nach einer heißkalten Dusche, einer Kanne extrastarkem Kaffee und drei Aspirin fühle ich mich wieder halbwegs menschlich. Eigentlich wollte ich mich nochmal hinhauen, doch ich bin viel zu aufgewühlt, um schlafen zu können.

Stattdessen stürme ich den Dachboden. In irgendeiner Kiste müssen meine alten High-School- Jahrbücher sein.

Ich finde sie in der hintersten Ecke, vergraben unter einer dicken Staubschicht und jeder Menge Zeugs, das längst auf den Müll gehört hätte. Mit zitternden Fingern suche ich das Buch vom Abschlussjahrgang 2003 heraus.

Amy und mich selbst finde ich ziemlich weit vorn. Wie jung wir damals aussahen und wie unschuldig. Allerdings täuscht der Schein, bei mir jedenfalls. Meine Unschuld ging in genau diesem Jahr verloren, zwischen Beschimpfungen, zerrissenen Klamotten, zerstörten Schulsachen und blauen Flecken.

Schnell blättere ich weiter, sehe mir keinen meiner ehemaligen Mitschüler genauer an. Zu viel ist geschehen. Ich will nicht wissen, was aus ihnen geworden ist.

 

Da ist er, Dylan Franklin. Kurzes, braunes Haar, ein schmales, feingeschnittenes Gesicht. Der kleine Höcker auf der Nase, Überbleibsel eines Nasenbeinbruchs während eines Boxkampfes in der neunten Klasse. Er ist anschließend nie wieder in einen Boxring gestiegen.

Grinsend streiche ich über das Foto. Eitel scheint er nicht zu sein, denn er hat den Höcker nicht entfernen lassen. Ich weiß das, denn ich hab ihn geküsst, letzte Nacht.

Himmel! Was mache ich hier eigentlich? Sitze auf dem staubigen Dachboden, habe ein debiles Grinsen im Gesicht und streichle Dylan Franklins Foto? Bin ich komplett bescheuert? Ich lasse das Jahrbuch fallen, als hätte ich mich daran verbrannt, doch wie zum Hohn bleibt die Seite mit Dylan offen liegen.

 

„Aidan? Bist du hier oben?“, Amys Kopf schiebt sich durch die Bodenluke. Ihr kurzes, blondes Haar steht, wie immer, wenn sie aus dem Bett kommt, störrisch von ihrem Kopf ab. Umgehend folgt der Rest der Frau und als ihr Blick erst auf mich und dann auf die aufgeschlagene Buchseite fällt, erlischt ihr Lächeln.

„Du siehst aus wie der Tod auf Latschen. Was ist passiert? Was hat er gemacht?“

„Nichts, alles gut“, wiegele ich ab. „Hangover. Hatte viel zu viele Drinks gestern.“

„Also hast du dir Franklin gar nicht vorgenommen?“, erleichtert stößt sie Luft aus und ich versuche, möglichst gleichgültig mit den Schultern zu zucken. Leider kennt mich Amy viel zu gut, als dass ich ihr etwas vormachen könnte.

 

„Aidan Byrne!“, ihre Stimme steigt glatt zwei Oktaven höher, schneidet in mein malträtiertes Hirn und ich ziehe instinktiv den Kopf ein. Manchmal klingt sie wie meine Mutter, wenn sie sich aufregt.

„Was war los gestern Nacht?“

„Wirhattensex“, nuschle ich undeutlich und sehe zu Boden.

„Äh .. ja? Sex? Wie jetzt?“, fragt Amy verwirrt.

Ich räuspere mich und sehe auf. Keine Chance, Amy anzulügen oder ihr etwas zu verheimlichen. Am Ende bekommt sie immer alles aus mir raus, das war noch nie anders.

„Ich hatte Sex mit Dylan“, sage ich laut und deutlich. „Und es war gut. Sehr gut sogar.“

Mit weit aufgerissenen Augen lässt sich Amy neben mir in den Staub fallen.

„Verarschst du mich gerade? Willst du mir weismachen, dass du Dylan Franklin gefickt hast?“

„Nicht ich ihn. Er hat mich …. oder vielmehr Sandy … Ach fuck, Amy! Wir waren total betrunken und so …“

„Und so?“

 

Betreten lasse ich den Kopf hängen und spüre ihre Hand, die sich auf meinen Rücken legt und mich sanft krault.

„Weißt du, was ich nicht verstehe?“, frage ich leise. „Er muss es gewusst haben. Nicht, wer ich bin, aber dass Sandy keine Frau ist. Wir haben getanzt. Eng getanzt und ziemlich heftig rumgemacht, mit allem, was dazu gehört, verstehst du? Es kann nicht sein, dass er nicht mitbekommen hat, dass Sandy mehr zwischen den Beinen hat als die Standardfrau.“

„Und heute Morgen? Hast du ihn damit konfrontiert oder dich heimlich davongeschlichen?“

„Weder, noch. Da hat er genau gesehen, dass ich ein Mann bin. Wir haben uns geküsst nach dem Aufwachen und wir wären sicher noch weiter gegangen, wenn nicht jemand an die Tür geklopft hätte. Dylan ist aufgesprungen wie von der Tarantel gebissen und hat sich im Bad verschanzt. Und ich habe beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen und bin gegangen.“

„Gut so. Ich bin stolz auf dich“, Amy klopft mir anerkennend auf die Schulter, doch gleich darauf legt sie mir die Hand unters Kinn und hebt meinen Kopf auf Augenhöhe.

„Du bist nicht glücklich damit, nicht wahr?“

Langsam schüttle ich den Kopf.

„Am Abend, als ich ihn ansprach, war er genau der unsympathische Großkotz, den wir alle kennen. Er hat Sprüche geklopft, bei denen sich einem die Fußnägel aufrollen. Der Alkohol machte ihn verträglicher, anschmiegsamer. Und heute Morgen ... er war vor mir wach und ich hatte totalen Schiss davor, die Augen zu öffnen, weil ich nicht wusste, wie er reagiert. Aber dann … Amy, du hättest ihn sehen müssen. Er sah so einsam aus und so verletzlich und im ersten Moment tat er mir furchtbar leid. Also hab ich ihn aus einem Reflex heraus geküsst und er hat es erwidert und glaub mir, in diesem Moment wusste er genau, was er tat.“

„Und was willst du jetzt machen?“

„Einen Haken dran. Die Sache ist gegessen. Er hat seine Lektion bekommen, nicht so, wie ich wollte, aber doch irgendwie. Überleg doch mal, Dylan Franklin hat mit einem Mann geschlafen! Ich hoffe, er kommt klar damit.“

„Machst du dir etwa Sorgen um ihn?“, fragt Amy und runzelt die Stirn.

„Nein, natürlich nicht. Oder doch? Ach, ich weiß nicht, er war so … anders, als ich ihn in Erinnerung hatte. Besser. Jedenfalls war er das, als er betrunken war.“

„Ich hoffe für dich, dass du dich nicht in den besoffenen Franklin verknallt hast“, Amys Blick ist besorgt, als sie aufsteht und sich den Staub von der Schlafanzughose klopft.

 

„Na komm, ich mache uns Kaffee.“

„Bloß nicht“, wehre ich ab. „Hatte schon genug davon. Ich leg mich nochmal hin, muss erst um drei Uhr im Theater sein.“

„Na dann, schlaf gut. Ich gehe zur Arbeit.“

„Hattest du nicht letzte Woche erst Frühdienst?“, frage ich verwundert. Amy ist Bibliothekarin in der UCLA und aufgrund der langen Öffnungszeiten arbeitet sie in Schichten.

„Hab mit Maureen getauscht“, sagt sie und grinst schelmisch. „Diane und ich treffen uns nachmittags am Pier und wenn ich es nicht ganz und gar verbocke, werde ich über Nacht bei ihr bleiben.“

„Wird wohl langsam ernst mit euch?“

„Sieht so aus. Es passt einfach sehr gut.“

„Das ist schön.“

 

Amy lächelt mir zu, klettert geschmeidig die Leiter hinunter und ich bin wieder allein. Unwillig werfe ich einen letzten Blick auf Dylans Foto, klappe das Jahrbuch zu und versenke es wieder in der Kiste.

Mich an ihm rächen zu wollen, war eine Schnapsidee und mit ihm zu schlafen eine noch viel größere. Jetzt sitzt der Mistkerl nach so vielen Jahren wieder fest in meinem Kopf. Aber eins ist gleich geblieben. Früher habe ich alles getan, um ihm nicht über den Weg laufen zu müssen, und heute ist es wieder so.

Ich bin heilfroh, dass er mich nicht erkannt hat.


Fünf

Dylan

 

 

 

 

Das mit dem Helikopter dauert länger, als erwartet und so okkupiere ich ein schattiges Plätzchen auf dem Sonnendeck und döse vor mich hin. Oder versuche es zumindest, denn inzwischen ist die ganze, glückliche Familie wach und hat sich hier festgesetzt.

Im Pool tobt eine erbitterte Wasserschlacht. Jeder gegen jeden und Emma vor Vergnügen kreischend mittendrin. Ich ignoriere sie, so gut es geht, damit ich mir nicht eingestehen muss, dass ich neidisch bin auf dies Übermaß an Glück.

Plötzlich trifft mich ein Schwall Wasser und ich springe erschrocken auf. Tristan lehnt lachend am Poolrand und ruft mir zu:

„Hey, blinder Passagier, willst du nicht mit reinkommen? Den Kater ersäufen?“

„Lass ihn, der träumt von seiner blonden Drag- Queen“, grölt Colin und alles johlt.

„Was ist eine Dreck-Queen?“, fragt Emma unschuldig und das Gelächter wird noch lauter. Und während Dragon ihren Wissensdurst stillt, stelle ich fest, dass mir das gutmütige Gestichel ziemlich am Arsch vorbei geht. Mir ist klar, dass mir der ‚blinde Passagier‘ auf ewig anhängen wird und dass ich mich im Suff von einem Mann in Frauenkleidern aufs Glatteis habe führen lassen, wohl auch. Aber das ist mir egal, das kann ich alles ab, solange sie nie erfahren, was letzte Nacht tatsächlich gelaufen ist.

Das ich mit Aidan reden muss, ist unausweichlich.

 

Erst am späteren Vormittag erscheint der Kapitän persönlich auf dem Sonnendeck, um mir die freudige Nachricht zu überbringen, dass der Heli in den nächsten Minuten eintreffen wird. Man sieht ihn bereits als kleines Pünktchen aus Richtung Küste heranfliegen.

„Tschüss Dilly“, Emma hängt sich an meinen Hals und drückt mir einen feuchten Kuss auf die Wange. „Sei nicht traurig, dass du nicht mitkannst nach Apa … Acu … Pulcu.“

„Acapulco“, berichtige ich sie mechanisch. „Alles gut, Kleines. Hab viel zu tun.“

„Genau“, schnaubt Colin. „Bis dann, man sieht sich.“

Er dreht mir demonstrativ den Rücken zu und verschwindet in seiner Kabine, die direkt an das Sonnendeck angrenzt.

 

Du mich auch, Arschloch. Am liebsten würde ich ihm den Mittelfinger hinterherschicken, aber ein Blick auf Emma hält mich davon ab.

Mittlerweile sinkt der Heli mit lautem Getöse auf dem Vorschiff nieder. Dieses Riesentrumm von Yacht hat natürlich einen Hubschrauberlandeplatz. Nobel geht die Welt zugrunde.

Kopfschüttelnd verabschiede ich mich vom Rest der Meute, klettere zu dem Piloten und beschließe, den Rückflug so gut es geht zu genießen. Im Heli die Küste entlang, sowas mache sogar ich nicht alle Tage.

 

 

 

 

-----

 

 

 

 

Zu Hause ist es still, wie immer. Zu still. Nicht mal Straßenlärm gibt es hier. Inga, meine letzte Affäre, fand mein Haus schäbig. Nicht angemessen für jemanden wie mich. Damit ging sie konform mit fast all meinen Verflossenen.

Zugegeben, mein Haus in L.A. ist nicht sonderlich groß, aber selbst dafür muss man in Los Feliz eine ordentliche Stange Geld abdrücken. Ich mag meinen Siebzig- Quadratmeter- Bungalow, den ich in eine Art Mini- Loft habe umwandeln lassen. Sämtliche Innenwände wurden entfernt, nur das Badezimmer ist separat. Vor der verglasten Außenwand an der Rückseite befindet sich eine kleine Terrasse mit Jacuzzi und einem spektakulären Blick über die Stadt.

Bis letztes Jahr besaß ich ein Strandhaus in Santa Barbara. Ein reines Prestigeobjekt, welches ich in einem Anfall von geistiger Umnachtung kaufte, um Steuern zu sparen. Der einzige, der dieses Haus regelmäßig nutzte, war Colin Masters, bevor er offiziell schwul wurde. Er brachte seine diversen Affären dort hin, um unentdeckt mit ihnen rummachen zu können. Unnützer Ballast, mein Häuschen in Los Feliz reicht mir vollkommen. Ich wohne hier sowieso nur, wenn ich mit der Band arbeite.

 

Da es mir so langsam besser geht und mir der Magen knurrt, bestelle ich mir eine Pizza und während ich auf sie warte, klappe ich meinen Laptop auf und suche die Seite des Carlson- Theatre in Santa Monica.

In der Hoffnung, Aidan an die Strippe zu bekommen, wähle ich mit vor Aufregung klopfenden Herzen die Nummer des Theaters.

„Aidan Byrne bitte“, sage ich, als sich am anderen Ende eine freundliche Altmännerstimme meldet.

„Oh, Mister Byrne ist die nächsten Stunden beschäftigt und leider nicht erreichbar“, wird mir verkündet. „Darf ich etwas ausrichten?“

„Ist ne Privatangelegenheit. Haben Sie eine Handynummer für mich?“

„Leider nicht“, flötet es in der Leitung. „Kann er Sie zurückrufen?“

Na danke, ich verteile doch nicht meine Nummer an irgendwelche Telefonopas.

„Ich melde mich wieder.“

 

Grantig lege ich das Telefon weg. Mist. So wird das nichts. Auf der Webseite steht eine E- Mailadresse, aber die kann ich nicht benutzen. Wer weiß, wer da alles Zugriff drauf hat.

Fuck, manchmal verfluche ich mich echt für das, was ich bin. Genauso viel, wie mir mein Promistatus erleichtert, erschwert er mir auch. Dann werden die einfachsten Dinge zum Problem.

Resigniert rufe ich den Spielplan auf. Aidan hat heute eine Show und dann erst wieder in zwei Tagen. Heute ist ausverkauft, also buche ich eine Karte für übermorgen und hoffe, dass er bis dahin die Füße stillhält.


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ISBN (ePUB)
9783752103106
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Juli)
Schlagworte
queer Hollywood Millionär Celebrity Billionär Homosexuell slash Los Angeles Erzählungen Kurzgeschichten

Autor

  • Sasha Lilus (Autor:in)

Sasha Lilus, geboren und aufgewachsen im grünen Herzen Deutschlands, schreibt seit frühester Jugend. „Für mich ist das Schreiben ein Instrument, um mich aus dem stressigen Alltag auszuklinken. Ich mag es, zu träumen und dabei meiner Fantasie freien Lauf zu lassen und wenn sich meine Leser und Leserinnen von meinen Fantastereien einfangen und auf eine aufregende Reise mitnehmen lassen, habe ich alles erreicht, was ich mir wünsche.“
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Titel: Rock Dance Love_4 - DYLAN