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Ihre zwei Biester

Ein paranormaler Ménage à trois Liebesroman

von T.S. Ryder (Autor:in)
63 Seiten

Zusammenfassung

Von einem kultivierten Vampirkönig und einem Gestaltwandler-Bad-Boy gewollt. Das Leben könnte doch wirklich schlimmer sein … oder?

Audrey ist eine Reporterin, die große Träume für ihre Zukunft hat. Als sie also die Chance bekommt, das Herbstmond-Fest zu besuchen, auf dem menschliche Frauen von Vampiren als Gefährtinnen ausgesucht werden, zögert sie nicht eine Sekunde. Dies wird ihr das Insider-Wissen geben, was sie für ihre nächste große Story braucht.

Aber sie bekommt weit mehr, als sie erwartet hatte.

Zuerst trifft sie den unglaublich attraktiven Sanjay, einen Tiger/Löwen-Gestaltwandler, der die heißeste Stimme hat, die Audrey je in ihrem Leben gehört hat.

Außerdem ist da noch Dimitri, den sie nur sehr schwer einschätzen kann. Er ist der König der Vampire und hat den längsten … die längsten Zähne, die sie je gesehen hat.

Als beide, der Gestaltwandler und der Vampir, sie zu ihrer Gefährtin wollen, heizt sich die Stimmung auf. Weder Sanjay noch Dimitri sind es gewohnt, eine Abfuhr zu bekommen. Wenn Audrey sich nicht entscheidet, werden die beiden bis auf den Tod gegeneinander kämpfen.

Und damit hören ihre Probleme noch lange nicht auf, denn die Feinde des Herbstmond-Festes versuchen mit allen Mitteln, es zu beenden …

Wird Audrey sich entscheiden? Wird sie überleben? Wird sie all das bekommen, was sie sich insgeheim so sehr wünscht?

Dies ist eine eigenständige Geschichte in einer Reihe von Gestaltwandler-Ménage-Liebesromanen. Die Bücher haben alle ein garantiertes Happy End und enthalten jede Menge Action und heiße Ménage-Szenen mit zwei scharfen Gestaltwandlern.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel Eins

Dutzende von Frauen tummelten sich in dem großen, opulenten Raum. Der Boden war aus poliertem Marmor, und von der Decke hing ein einzelner riesiger Kronleuchter. Er erinnerte Audrey an den Kronleuchter aus den Aufführungen von „Das Phantom der Oper“, die sie für ihre Highschool-Zeitung rezensiert hatte. Jener war ihr genau auf den Kopf gefallen, was wahrscheinlich der Grund war, weshalb sie sich hütete, unter diesem zu stehen. Sie hatte das Gefühl, dass echtes Gold und Kristall viel mehr wehtun würden als bemalter Karton.

Audrey lehnte sich an die Wand und ignorierte einen Buffet-Tisch voller delikat aussehender Speisen, unter denen sich auch Hummer und Krabben befanden. Um sie herum flirteten Menschen, Vampire und Gestaltwandler aus verschiedenen Rudeln miteinander – manche taten sogar ein bisschen mehr als nur flirten. Sie versuchte, jedes Detail in sich aufzusaugen.

Es kam nicht oft vor, dass die Hallen des Vampirpalastes für Menschen geöffnet waren. Aber es war ein besonderer Anlass. Es war das Herbstmond-Fest, bei dem der Vampirkönig Dimitri ausgewählte menschliche Frauen in seine Hallen einlud, um verschiedene Vampire zu treffen, die auf der Suche nach einer Gefährtin waren. Das Fest würde den ganzen Monat dauern, bis zum nächsten Vollmond. Heute war nur das Kennenlerntreffen.

Das Fest fand jedes Jahr statt, aber was dieses Mal anders war, war die Tatsache, dass Dimitri auch Gestaltwandler in seine Hallen eingeladen hatte. Angesichts der schlechten Beziehungen zwischen ihnen und den Vampiren war dies ein unvorhergesehener Schritt vonseiten Dimitris.

Und ich wurde auserwählt, um davon zu berichten.

Audrey bemühte sich, sich das Grinsen zu verkneifen, während sie sich daran erinnerte, wie ihr Chef ihr die Story zugewiesen hatte. Die junge Reporterin war fest entschlossen, die Aufgabe zu meistern, und machte sich sorgfältig gedankliche Notizen zu dem, was sie beobachtete. Details darüber, was tatsächlich während des Fests geschah, waren in der Menschenwelt rar.

Bis jetzt gab es nichts, was wirklich berichtenswert gewesen wäre. Es war wie jede andere schicke Party. Oder, angesichts der Menge an Paaren, die sich in private Räume schlichen, wie jeder Abschlussball. Der aufregendste Teil war die offensichtliche Feindseligkeit zwischen den Gestaltwandlern und Vampiren. Nur ein paar Minuten zuvor hatte ein Gerangel zwischen einem Wolf und einem Vampir um dieselbe Frau damit geendet, dass sie beide aus dem Saal geworfen worden waren.

Audrey überblickte den Raum erneut. Es war ihr nicht entgangen, dass die Frauen in der Halle alle wunderschön waren. Audrey selbst hatte mit ihren Haaren, die normalerweise schwarz waren, aber im richtigen Licht einen Hauch von Rot hatten, ihrer goldbraunen Haut und ihren Augen, die so blau waren, dass man annahm, sie würde Kontaktlinsen tragen, schon immer als „exotisch“ aussehend gegolten.

Vampire mögen also ungewöhnliche Kombinationen bei ihren Frauen, überlegte Audrey, als sie sah, wie eine Frau mit einem grünen und einem braunen Auge von nicht weniger als drei Männern angesprochen wurde.

Sie verzog das Gesicht, als sich ein Mann an sie heranschlich. Er trug einen Anzug wie die Vampire, aber es gab ein paar Anzeichen, die ihr verrieten, dass er ein Gestaltwandler war. Das erste war die schiere Größe, die er gegenüber seinen bluttrinkenden paranormalen Gegenspielern hatte. Vampire waren zwar größer als der durchschnittliche Mensch, aber Wandler waren groß wie Supermodels oder Basketballspieler. Gestaltwandler, selbst diejenigen, die sich in kleinere Tiere wie Füchse verwandeln konnten, waren schiere Masse. Sie überragten alle anderen, waren riesig und einschüchternd.

Audrey trank etwas Punsch und ignorierte den Gestaltwandler. Jetzt im Moment wollte sie einfach nur die Rituale um sie herum wahrnehmen.

Er lehnte sich an die Wand und schaute auf sie herab. Es entging ihr nicht, dass er mit Abstand der größte Mann im Raum war. Er hatte dunkle Augen, dunkles Haar und dunkle Haut, die glatt und makellos war. Außerdem war er wahnsinnig gut aussehend, mit einem starken Kinn und symmetrischen Gesichtszügen. Wäre sie dort gewesen, um einen Partner zu finden, und nicht, um einen Insider-Einblick zu bekommen, wäre sie bei ihm schwach geworden. Was einer der Gründe war, warum sie so entschlossen war, ihn zu ignorieren.

„Hallo“, sagte er mit einer Stimme, die tief wie der Ozean war und mit Abstand das Heißeste, was sie je gehört hatte. „Mein Name ist Sanjay.“

Würde es denn schaden, mit diesem riesigen Gestaltwandler ein wenig das Fest zu genießen? Sie hatte sich für den Auswahlprozess angemeldet. Es war der einzige Weg, wie sie Zugang zu dem Fest bekommen hatte … Nein. Sie musste sich konzentrieren. Sie durfte nicht herumtrödeln.

Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht ein paar Fragen stellen konnte.

„Audrey“, sagte sie mit einem Lächeln. „Mein Name ist Audrey. Du bist ein Gestaltwandler, oder?“

Sanjay nickte.

„In was verwandelst du dich?“

„In einen Liger.“

Audrey starrte ihn zweifelnd an. „Einen Liger? Also …?“

„Ich bin halb Tiger, halb Löwe.“ Sanjay grinste sie an. „Wenn sich ein weiblicher Tiger mit einem männlichen Löwen paart, kommt dabei ein Liger heraus, genau wie bei den Nicht-Gestaltwandler-Arten. Willst du in ein Zimmer gehen und mehr herausfinden?“

Er kam direkt zur Sache. Audreys Puls beschleunigte sich. Ihr Körper schrie förmlich danach, Ja zu sagen, aber sie schüttelte den Kopf. Obwohl sie sich dafür angemeldet hatte, war sie nicht wegen eines Gefährten hier. Es war nur eine Tarnung. Sie hatte nicht vor, Sanjay zu verführen, obwohl er wirklich heiß war und sie gerne mehr über ihn erfahren würde.

„Nein. Ich bin wegen des Vampirkönigs hier, wegen niemand anderem.“

Was zum … Was war in sie gefahren, das zu sagen? Audrey versuchte zu lächeln. Es gab eine Geheimhaltungsvereinbarung, die man erfüllen musste, um sich für das Fest anzumelden, und wenn sie ihre wahre Absicht verriet, würde sie rausgeworfen werden. Aber sie hätte auch eine andere Ausrede finden können, um den attraktiven Gestaltwandler abzuweisen.

Sanjays Augen verdunkelten sich, aber bevor er noch etwas sagen konnte, drehte sich ein Vampir zu ihnen um. Er trat tatsächlich zwischen den Liger und den Menschen und blitzte sie mit einem leichten Grinsen an. Seine Reißzähne waren die längsten, die sie bisher gesehen hatte. Es mussten die ganzen Pheromone sein, die von anderen paarungswilligen Frauen umherschwirrten, aber Audrey hatte plötzlich den Drang zu fragen, ob die Länge der Reißzähne mit der Größe von … anderen Körperteilen einherging.

„Du bist also am König interessiert?“, fragte der Vampir.

Audrey nickte, obwohl sie nicht umhinkonnte, bei Sanjays Gesichtsausdruck zusammenzuzucken. Er sah frustriert, verärgert und vielleicht sogar ein wenig verletzt aus. Ich bin ihm nichts schuldig.

„Ja. Ich möchte ihn kennenlernen. Ich habe noch nie Bilder oder so gesehen.“

„Der König schätzt seine Privatsphäre.“ Der Vampir schlang einen Arm um ihre Taille. „Ich werde dich zu ihm bringen.“

Sanjay packte den Vampir an der Schulter und riss ihn von ihr weg. „Sie hat gerade mit mir geredet.“

„Und für mich sah es so aus, als wäre sie fertig.“

Audrey sah zwischen den beiden Männern hin und her und ihre Augen weiteten sich. Sie hatten doch nicht etwa vor, zu kämpfen, oder? Das wollte sie ganz sicher nicht! Und so gern sie auch bleiben und mit Sanjay darüber reden würde, warum er hier war und wie das Leben als Gestaltwandler war, mit dem König selbst zu sprechen, war eine große Chance für sie. Es gab keine Fotos von ihm, geschweige denn ein echtes, unverfälschtes Interview.

Wenn sie in der Lage wäre, einen Exklusivbericht über ihn zu bekommen, würde ihre Karriere in die Höhe schnellen. Vielleicht bekäme sie sogar den Pulitzerpreis dafür. Das war eine Chance, die sie nicht ausschlagen konnte, also trat sie zwischen die beiden Männer.

„Ich möchte den König wirklich kennenlernen“, sagte sie zu Sanjay. „Aber wir beide könnten gerne später noch einmal reden. Aber nur reden. Wie gesagt, ich bin nicht auf der Suche nach einem Gestaltwandler-Gefährten.“

Sanjays Lippen schürzten sich, aber er nickte steif und trat zurück. Der Vampir legte noch einmal einen Arm um ihre Taille und führte sie von der Party weg.

Jetzt, wo sie ihn nicht mehr mit Sanjay vergleichen konnte, konnte Audrey sehen, dass der Vampir auch ziemlich attraktiv war. Er war blasser als sie, aber das passte gut zu seinen braunen Haaren und den haselnussbraunen Augen. Und obwohl er nicht so muskulös war wie der Gestaltwandler, war er auch keine Bohnenstange. Es war kein Wunder, dass jedes Jahr so viele Frauen in den Palast strömten, um die Chance zu ergreifen, die Gefährtin eines Vampirs zu werden.

Der Vampir führte sie eine Treppe aus polierter Eiche hinauf und in einen Raum am Ende des Flurs. Ein Feuer flackerte in einem Kamin auf der anderen Seite des Raumes, und zwei ganze Wände waren mit Büchern bedeckt. Ein Schreibtisch stand in der Ecke neben dem Feuer, und in der Mitte des Raumes stand eine weiße Couch.

„Ist das hier die Bibliothek des Königs oder so?“, fragte Audrey.

„Ja.“ Der Vampir schloss die Tür hinter sich. „Und jetzt, wo wir allein sind …“

In der nächsten Sekunde war er auf ihr. Sein heißer, hungriger Mund eroberte ihren, und seine Arme legten sich um ihre Taille. Er zog sie eng an sich und der Bleistiftrock, den sie gewählt hatte, saß bereits hoch auf ihren Oberschenkeln. Hitze durchflutete sie, als er sie gekonnt küsste. Funken explodierten in ihrem Gehirn, und einen Moment lang wollte sie nur, dass er sie auf den Boden legte und sie dort, an Ort und Stelle, nahm.

Das Geräusch ihres eigenen Stöhnens überraschte sie, und sie zog sich zurück, presste ihre Hände auf die Brust des Vampirs und schnappte nach Luft.

„Was tust du da?“

„Ich denke, dass es ziemlich offensichtlich ist“, antwortete der Vampir mit einem schelmischen Grinsen. „Und sag mir nicht, dass es dir nicht gefallen hat. Solche Geräusche macht man nicht, wenn man sich nicht amüsiert.“

Hitze stieg in Audreys Gesicht. Sie versuchte, den Vampir von sich zu stoßen, aber er war zu stark und ließ sie nicht los. Ihre Augen verengten sich. „Lass mich auf der Stelle los!“

„Ich kann dir noch viel mehr Freude bereiten“, sagte der Vampir mit heiserer Stimme. „Hat schon mal jemand von dir getrunken? Glaub mir, wenn ich dir sage, dass du so etwas noch nie gefühlt hast. Du bekommst sofort einen Orgasmus, wenn meine Lippen deinen Hals berühren.“

Audrey war einen Moment lang sprachlos. Nicht nur, weil sie von dem, was er sagte, schockiert war, sondern auch, weil ihr Körper so sehr darauf reagierte. Alles in ihr schrie danach, dass er sich ihrem Hals näherte und ihre Haut mit seinen Reißzähnen durchbohrte. Sie biss sich fest auf die Zunge, was sie in die Realität zurückholte, und schüttelte den Kopf.

„Nein. Du kommst auch nicht nur in die Nähe von meinem Hals. Jetzt lass mich los!“

Der Vampir hob eine Augenbraue, aber er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Besser?“

„Viel besser. Kannst du mich überhaupt dem König vorstellen?“

„Ja.“

„Gut. Dann geh und hol ihn.“ Der Vampir rührte sich nicht. Audrey verengte die Augen und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich sagte, geh und hol ihn.“

Der Vampir lachte. „Du hast nicht mal nach meinem Namen gefragt.“

„Es ist mir egal, wie du heißt. Ich will nur …“

„Ich heiße Dimitri.“

Audreys Augen weiteten sich. Ihr drehte sich der Magen um. Er war der König. Der König hatte sie geküsst. Und sie hatte ihn herumkommandiert. Das war’s mit meinem Exklusivinterview.

„Hast du deine Meinung über meinen Mund an deinem Hals geändert?“, fragte der König, wobei sein Blick auf ihren Hals fiel.

„Äh … nein.“ Ihre Stimme kam als Quieken heraus. Sie hatte Sanjay gesagt, dass sie sich für den König zurückhielt, welche Ausrede sollte sie also jetzt bringen?

Dimitri trat näher heran. „Aber das wirst du. Ich will dich, Audrey. Und ich bekomme immer, was ich will.“

Als sie ihm in die Augen starrte, glaubte Audrey ihm. Ihr Herz klopfte mit dem Wunsch, ihm einfach nachzugeben, aber der sturere Teil sagte ihr, dass sie es nicht tun sollte. Sie war bei der Arbeit. Sie hatte nicht vor, hier mit irgendwelchen Leuten zu schlafen, nur weil alle so gut aussahen.

Aus Angst, sich zu verraten, wenn sie den Mund aufmachte, ging Audrey an dem König vorbei und ließ ihn allein im Zimmer zurück. Ich stecke in Schwierigkeiten. In großen, großen Schwierigkeiten.


Kapitel Zwei

Die menschlichen Frauen waren in einem speziellen Flügel des Palastes untergebracht, der ihren Bedürfnissen gewidmet war, obwohl viele bereits mit ihren neuen Gestaltwandler- und Vampirpartnern zusammengezogen waren.

Audrey wusste, dass viele Menschen die ganze Sache – Vampire, die sich Frauen als Partnerinnen aussuchen – für sexistisch hielten. Nach dem, was sie beobachtete, suchten sich jedoch genauso viele Frauen ihre Vampire und Gestaltwandler aus, wie es umgekehrt der Fall war. Vielleicht sogar noch mehr.

Sie starrte auf den Bildschirm ihres Laptops. Wenn der König der verdammten Vampire sie nicht geküsst hätte, wäre alles in Ordnung. Aber sie war noch keine vierundzwanzig Stunden da, und schon hatte sie einen König, der ihr sagte, er wolle sie mehr als nur küssen …

Meinte er es ernst, oder spielte er nur mit ihr? Was sollte sie tun, wenn er sie wirklich als seine Gefährtin wollte?

Die Reporterin schob die Gedanken an Dimitri beiseite. Sie hatte im Moment zu viel zu tun, um sich auf eine Romanze einzulassen. Sie hatte keine Zeit, sich von einem heißen Typen ablenken zu lassen. Sie war auf dem besten Weg, die berühmteste Reporterin der Welt zu werden. Nachdem ihr Artikel über das Fest veröffentlicht war, hoffte sie, noch einige Zeit unter den Gestaltwandlern zu leben, um ihre Geschichten aus ihrer Perspektive zu erzählen, anstatt in der übersexualisierten Art, in der sie oft dargestellt wurden.

Sie dachte an Sanjay. Vielleicht würde sie ihn bitten, ihr mehr über seine Lebensweise zu erzählen … Aber würde er auch mehr erwarten?

Ich bekomme immer, was ich will. Sie schauderte, als sie sich an die pure Lust in Dimitris Augen erinnerte. Noch schlimmer war, wie sehr sie sich dieser Lust hatte hingeben wollen. Audrey stieß sich von ihrem Schreibtisch ab und merkte, dass sie schon seit einer Stunde auf die leere Seite vor ihr starrte.

Und dann erinnerte sie sich an Sanjays Blick, als der Vampir sie angefasst hatte, und an ihr Verlangen nach dem riesigen Gestaltwandler. Ihr Magen zog sich zusammen. Es war verrückt. Sie war es gewohnt, angemacht zu werden, aber nicht, eine so heftige Reaktion bei Männern hervorzurufen. Und schon gar nicht bei Männern, die sie gerade erst kennengelernt hatte.

Ein plötzliches Brüllen aus dem Flur ließ Audrey aufschrecken. Sie rannte zur Tür und riss sie auf. Überall auf dem Flur öffneten sich Türen und Frauen spähten heraus. Audrey fiel die Kinnlade herunter, als sie den Grund für die Aufregung sah. Drei Vampire blockierten den Flur, während zwei weitere versuchten, Sanjay die Hände auf den Rücken zu ziehen. Der riesige Gestaltwandler erblickte sie und blinzelte, bevor er einen der Vampire in den Schwitzkasten nahm.

„Lasst mich vorbei“, forderte er und nahm den zweiten Vampir ebenfalls in den Schwitzkasten. Beide zerrten an seinen Armen, aber sie konnten nicht wirklich viel gegen ihn ausrichten. Es war, als wären sie Kätzchen, die gegen einen Bären kämpften. „Mein Weibchen wartet auf mich.“

Die drei Vampire, die den Flur blockierten, zogen silberne Klingen aus ihren Gürteln. Hätten sie es nicht getan, und hätte Audrey bei dem Gedanken das Herz nicht bis zum Hals geschlagen, dass die Dinge noch schlimmer wurden, als sie ohnehin schon waren, wäre sie vielleicht sogar eifersüchtig darauf gewesen, dass Sanjay eine andere Frau gefunden hatte – was lächerlich war, denn sie war nicht wegen der Männer da. Und selbst wenn, Dimitri stand auf der Stelle bereit, wann immer sie es war, also gab es wirklich keinen Grund, auf Sanjays Freundin eifersüchtig zu sein.

„Dreh um, Gestaltwandler, bevor wir gezwungen sind, dir wehzutun“, sagte einer der Vampire, die ihm den Weg versperrten.

Sanjays Augen funkelten. „Glaubt ihr wirklich, dass ihr es mit mir aufnehmen könnt? Ich bin sicher, ihr habt schon von mir gehört. Ich habe ein ganzes Rudel von Bären allein besiegt. Es gibt einen Grund, warum sie alle meinen Namen kennen und ehrfürchtig zurückweichen, wenn ich vorbeigehe.“

Er war wirklich sehr von sich eingenommen!

Audrey trat vor, bevor sie wusste, was sie tun sollte. Sie glaubte zwar, dass Sanjay mit den Vampiren zurechtkäme, aber sie hatte keine Lust, während eines solchen Kampfes in der Nähe zu sein. Wenn man sie sich selbst überließ, würde es mit Sicherheit blutig enden.

Und sie wollte nicht, dass Sanjay verletzt wurde.

„Was ist denn hier los?“, fragte sie und stemmte die Hände in die Hüften.

Einer der Vampire drehte sich zu ihr um. Er lächelte sie entschuldigend an. „Verzeihen Sie den Lärm, Miss. Dieser Gestaltwandler versucht, sich uneingeladen Zutritt zum Quartier einer Frau zu verschaffen.“

„Ich war eingeladen, ihr wollt es mir nur nicht glauben“, erwiderte Sanjay. „Du sprichst gerade mit dem Weibchen, das auf meine Gesellschaft wartet.“

Daraufhin zuckten alle Vampire zusammen, als wären sie gerade vom Blitz getroffen worden. Sogar die beiden, die Sanjay im Schwitzkasten hatte, starrten sie an. Sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht kroch, aber sie versuchte, sich ihre eigene Überraschung nicht anmerken zu lassen. Sanjay wollte sie sehen? Nach der Art und Weise, wie sie ihn am Abend zuvor abgewiesen hatte? Das war … faszinierend.

„Das ist die Frau des Königs“, knurrte einer der Vampire. „Warum sollte eine Frau, die die Gunst unseres mächtigen Anführers genießt, ein dreckiges Tier wie dich in ihr Quartier einladen?“

„Zum einen ist er kein dreckiges Tier“, sagte Audrey, und in ihrer Brust loderte heiße Wut auf. „Und zum anderen, nur weil euer König mich geküsst hat, heißt das nicht, dass ich ihm gehöre. Ich kann so viele Männer in mein Quartier einladen, wie ich will. Und drittens bist du ein ekelhafter Rassist. Lasst ihn los.“

Der Vampir sah einen Moment lang schockiert aus. Er sah sie und dann Sanjay an, der grinste. Schließlich zuckte der Vampir mit den Schultern. Er murmelte etwas in einer Sprache, die Audrey nicht verstand, und gestikulierte zu seinen Männern. Sie legten ihre Messer weg. Sanjay ließ die beiden Vampire, die er festhielt, fallen und ging an ihnen vorbei. Mit einer einzigen Bewegung nahm er Audrey hoch und warf sie sich über die Schulter.

Sie schrie kurz überrascht auf, aber als die Vampire nach vorne traten, starrte sie sie böse an. Sie würde sich mit Sanjay unter vier Augen darüber unterhalten. „Mein Zimmer ist …“

„Nicht nötig“, der Gestaltwandler ging in ihr Zimmer und schloss die Tür. „Ich kann dich hier drin riechen.“

Audrey zappelte auf seiner Schulter. „Lass mich runter.“

Sanjay setzte sie auf den Boden, behielt aber seine Hände auf ihren Hüften. Er grinste auf sie herab und seine Augen funkelten noch immer. Von ihm ging ein merkwürdiger Duft aus, etwas Würziges und Süßes, das Audrey das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Plötzlich dachte sie an die Notizen, die auf ihrem Schreibtisch verstreut lagen, und drückte gegen die starken Arme des Gestaltwandlers.

„Lässt du mich jetzt endlich los?“

„Nein.“ Er legte ihr seinen Arm um die Taille und zog sie näher heran. „Ich glaube, ich würde dich gerne für eine lange, lange Zeit halten. Überall. In einem Bett, im Wald, unter dem Vollmond, auf dem Dach …“

Audrey fiel die Kinnlade herunter, obwohl Hitze durch sie hindurch pulsierte. „Habt ihr Nichtmenschen denn überhaupt keinen Anstand?“

Sanjay hob eine Augenbraue.

„Ich weiß, dass es bei dieser ganzen Herbstmond-Fest-Sache darum geht, einen Gefährten zu finden, aber gibt es nicht auch Dating-Kram, den man macht, bevor es direkt zum Sex kommt? Du weißt ja nicht einmal, wer ich bin! Und ich weiß ganz sicher nicht, wer du bist.“

Die Nasenlöcher des Gestaltwandlers blähten sich auf. „Und trotzdem kann ich riechen, dass du mich genauso willst wie ich dich.“

Heilige Scheiße. Das konnte er riechen?

„Ich … äh …“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Du hast einen köstlichen Duft“, fuhr Sanjay fort. Eine seiner riesigen Hände zeichnete die Kurve ihrer Hüfte nach. „Als ich dich zum ersten Mal gerochen habe, habe ich mich gefragt, warum du nicht schon von einem Dutzend Männern umschwärmt wurdest. Und als ich dich dann endlich sah, war meine Verwirrung doppelt so groß. Du bist eine ganz besondere Frau.“

Audreys Mund war wie ausgetrocknet, aber sie hatte genug Erfahrung, um zu wissen, dass, wenn ein Mann in ihrer Nähe so schmeichelhaft war, er zu schmeichelhaft war und sie keinem Wort aus seinem Mund trauen konnte. Nicht, dass sie ihm nicht glauben wollte.

Sie schlug ihm mit der Faust gegen die Mitte seiner Brust. „Lass mich jetzt los.“

Sanjay ließ die Hände fallen und grinste. „Magst du es nicht, wenn du keine Kontrolle mehr hast?“

Sie strich sich das Haar glatt, und war sich darüber bewusst, dass ihr Puls raste. „Ich mag es nicht, wenn Männer in mein Zimmer kommen und anfangen, mich zu befummeln, ohne mir zu sagen, warum sie überhaupt hier sind.“

„Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Ich will dich.“

„Das ist nicht das, was ich meine. Du hast mir keinen Grund gegeben, zu glauben, dass du nicht bloß auf einen Quickie aus bist, bevor du zur nächsten Frau gehst. Und ich habe dir gesagt, dass ich nicht nach irgendeinem Gefährten suche. Ich bin wegen dem Vampirkönig hier.“

Sanjay sah sie ein wenig zu ernst an. „Und der Vampirkönig hat offenbar schon Anspruch auf dich erhoben, aber du weist diesen Anspruch ab, indem du mich in dein Quartier lässt.“

Audrey verdrehte die Augen. „Er hat mich also geküsst. Das ist kein Anspruch. Er hat mir keinen Antrag gemacht oder so. Wenn er mich will, muss er schon mehr tun, als nur kurz mit mir zu knutschen.“

„Also bist du offen für andere Männer.“

Damit begab er sich auf gefährliches Terrain. Audrey schluckte schwer. Sie überlegte, ob sie einfach gestehen und ihm sagen sollte, was genau sie hier tat und dass sie gar nicht auf der Suche nach einem Gefährten war. Aber das würde ihre Arbeit in Gefahr bringen. Sie öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass er gehen sollte, aber ihr Gehirn hatte andere Ideen.

„Ich denke schon.“

Triumph flackerte in Sanjays Augen auf. Er schlang seine Arme wieder um sie, zog sie fest an seinen Körper und küsste sie.

Kapitel Drei

Blöde Hormone. Blöder verräterischer Körper.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752138405
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
werwolf romane shifter gestaltwandler romantasy dreiecksromanze drachenromane Gestaltwandler formwandler Paranormal paranormale geschichten dreierbeziehung Romance Fantasy

Autor

  • T.S. Ryder (Autor:in)

Zur Autorin: Wenn Du auf teuflisch heiße Vampire und Gestaltwandler stehst, bist Du bei mir genau richtig. Es gibt nichts Paranormales, das ich nicht mag oder über das ich nicht schreibe. Und ich gebe mein Bestes um Ungeheuer und heiße Männer (vorzugsweise beides ;) ) für Dich zum Leben zu erwecken.

Ich liebe es, Geschichten über verführerische und fürsorgliche Alphamänner und die starken Frauen, die sie lieben, zu schreiben. Meine Geschichten sind immer heiß und actiongeladen.

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Titel: Ihre zwei Biester