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Verkauft an den Barbaren

Ein Alien Liebesroman

von Abella Ward (Autor:in)
69 Seiten

Zusammenfassung

Was wird dieses riesige Biest nur mit mir anstellen?

Zon ist ein erbarmungsloser Wilder und Morden ist sein Zeitvertreib. Als sich ihre Blicke treffen, weiß er sofort, dass sie seine Gefährtin ist. Deswegen ist es ganz selbstverständlich, dass er sie kauft. Er befindet sich in seinem „Musth“, einer Zeit, in der seine Hormone verrückt spielen. Wenn er sich nicht bald mit jemandem paart, wird er... unberechenbar.

Im einen Moment macht Lisa noch Überstunden im Labor, im nächsten schon findet sie sich in einem Raumschiff wieder, das mit Lichtgeschwindigkeit durchs All rast. Und dann? Dann wird sie doch tatsächlich auf einer Auktion an einen mächtigen Alien-Krieger mit Hang zur Gewalt verkauft.

Ist sie seine Sklavin, sein Haustier oder seine nächste Mahlzeit? So oder so, aus unerklärlichen Gründen fühlt sie sich von ihm angezogen.

Aber Gefahr ist im Anzug. Ein anderer Alien will Lisa ebenfalls besitzen und macht vor nichts Halt, um sie in seine Gewalt zu bringen. Als der scheinbar so kaltherzige Krieger ihr zur Hilfe kommt, fühlt sie sich nur noch stärker zu ihm hingezogen. Doch sie versichert sich selbst, dass es bloß sexuell ist...

Als die Gefahr näher rückt und ihre Gefühle stärker werden, ist Lisa zwischen ihrem Begehren nach dem furchtlosen Krieger und ihrer Sehnsucht nach der Erde hin- und hergerissen. Als die Angreifer zurückkehren, kann sie nur hoffen, dass Zon sie noch einmal retten wird.

Und inmitten all der Geschehnisse kündigt sich noch eine andere kleine Überraschung an, und Lisa muss sich fragen: Sind Kreuzungen zwischen Spezies wirklich unmöglich?

“Verkauft an den Barbaren“ ist eine in sich abgeschlossene Liebesgeschichte innerhalb einer Serie, die von der T'Shav-Spezies und ihren menschlichen Partnern handelt. Die Bücher haben alle ein Happy End.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel Eins

Nichts schien vertraut in diesem Meer aus bunten Gesichtern. Lisa zitterte in ihrem Käfig. Die Fesseln um ihre Handgelenke waren am Boden befestigt und zwangen sie auf die Knie. Eine Kette umschloss ihren Hals und schnürte ihr fast den Atem ab. Davon ging eine seltsame Vibration aus, die ihr jedes Mal die Stimme erstickte, wenn sie versuchte zu sprechen. Die blaugrünen Energiestäbe, die sie umgaben und ihren Käfig umschlossen, summten und knisterten. Kleine Drohnen umkreisten sie und rote Laserstrahlen scannten ihren Körper aus allen Richtungen.

Lisa konnte sehen, wie ihr Körper auf den großen holographischen Bildschirm hinter der Leiterin der Auktion projiziert wurde. Ihr Gesicht errötete vor Scham, als Nahaufnahmen ihrer Brüste und ihres Intimbereichs gezeigt wurden. Einige obszönen Rufe aus der Menge drehten ihr den Magen um.

„Meine Herren, bitte bleiben Sie ruhig.“ Die Auktionatorin, eine blasse Frau mit grünlicher Haut, der ein Paar fledermausartige Flügel aus den Schultern wuchsen, klopfte mit den Knöcheln auf das Pult, hinter dem sie stand, und brachte die Menge wieder zur Ruhe.

Die Drohnen, die sie gerade noch umkreist hatten, flogen nun um die haarige Kreatur herum, die sich im Energiekäfig neben ihr befand. Sie hatte keinen blassen Schimmer, um was es sich dabei handelte. Die leise knurrende Schnauze erinnerte ganz vage an die eines Bären, allerdings war die Kreatur nur so groß wie ein kleiner Hund. Aber es war glasklar, was es zu bedeuten hatte, dass sie sich direkt neben ihr befand.

Sie sollte verkauft werden. Wie ein Tier. Das war alles, was sie verstand. Sie hatte schon beobachtet, wie einige Geschöpfe vor ihr verkauft worden waren. Jetzt war sie an der Reihe.

Aliens gibt es doch gar nicht, dachte sie benommen und zerrte an ihren Ketten. Dabei durchfuhr sie ein scharfer Schmerz. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber kein Ton kam heraus. Ihr Herz raste, als ein fremdartiges Wesen, das einer menschlichen Kröte ähnelte, sie anstarrte und sich dabei über die lidlosen Augen leckte. Sie starrte zurück und erschauderte. Das schien die Kreatur zu amüsieren, denn sie leckte sich nun noch schneller über die Augen.

Wie war sie überhaupt hier gelandet? Sie erinnerte sich, dass sie spät im Labor gearbeitet hatte – sie hatte gewusst, dass bald die Gelder versiegen würden, wenn ihre Forschungsarbeit nicht bald Ergebnisse lieferte. Die Arbeit befasste sich mit den Auswirkungen der kürzlich entdeckten geo-nuklearen Strahlung, die tief aus dem Erdkern kam, auf die menschliche DNA. Sie hatte polternde Geräusche gehört – und das Nächste, an das sie sich erinnert hatte, war, dass sie vor Kälte zitternd und nackt von grünen Aliens, die Flügel wie die Auktionatorin hatten, aus einer Kiste gehoben worden war. Sie hatten an ihr herumgedrückt, sie betastet und mit Nadeln gestochen. Dann hatten sie ihr die Handschellen und Halskette angelegt und sie schließlich in diesen Käfig gesteckt.

„Als Nächstes haben wir dieses Exemplar einer unbekannten Spezies“, sagte die Auktionatorin, während die Drohnen Lisa erneut umkreisten. „Es wurde gefunden in einem primitiven Raumschiff, das sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegte. Weiblich. Gentests haben gezeigt, dass es womöglich Universal-DNA besitzt, die es vermutlich mit den meisten Spezies kompatibel macht. Außerdem besitzt es einen hohen Grad an Intelligenz. Ein Übersetzungschip wurde installiert und es hat alle notwendigen Impfungen erhalten. Es ist also sowohl für die Paarung als auch zum Verzehr geeignet.“

Lisas Magen zog sich ruckartig zusammen. Paarung oder Verzehr? Sie zog an ihren Ketten und schüttelte wie wild den Kopf. Sollte das heißen, dass sie von ihrem Käufer entweder zur Sexsklavin gemacht oder gefressen werden würde? Sie kämpfte immer noch so verzweifelt gegen ihre Ketten an, dass sie schon weiße Punkte vor ihren Augen tanzen sah.

„Gebote ausschließlich in Hadron-Partikeln. Drei Quarks ist das Startgebot, wer bietet drei Quarks?“

Hadron-Partikel. Quarks. Lisa unterbrach ihren Kampf mit den Ketten. Diese Begriffe kannte sie. Ihr Forschungsgebiet war mehr das der Genetik, aber ihr Bruder war Astrophysiker und Ingenieur, der mit der NASA an effektiveren Fortbewegungsmethoden im Weltraum arbeitete. Er hatte immer behauptet, dass er einen Weg finden würde, die Zeitverzerrung zu stoppen, die theoretisch auftreten würde, wenn sie tatsächlich ein Raumschiff auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen könnten. Er hatte geschworen, die erste Arbeit zu diesem Thema bis zu ihrem dreißigsten Geburtstag verfasst zu haben.

Nächstes Jahr, dachte sie. Na, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

Wie lange war es wohl her, dass sie von der Erde entführt worden war? Sie war sich vage bewusst, dass sie in Kryostase versetzt worden war. Sie konnte vor Monaten, sogar vor Jahren verschleppt worden sein und würde es nicht wissen, bis sie auf die Erde zurückkehrte. Sie beugte sich vor, ignorierte die Auktion, die gerade begonnen hatte, und tastete mit den Fingern die Kette ab, die um ihren Hals geschnürt war. Endlich fand sie einen kleinen Verschluss und fing an, an ihm zu zerren.

„Sehen Sie sich das an, meine Herren! Habe ich nicht gesagt, dass es intelligent ist? Es wäre ein ausgezeichnetes Haustier.“

Lisa blickte auf und sah, dass ihre Fluchtversuche auf dem Bildschirm übertragen wurden. Die Auktionatorin strahlte. Es kamen einige weitere Gebote aus der Menge, die immer lauter wurde und sich nach vorne in ihre Richtung drängte.

Was würde Tom nur ohne sie machen? Ihr Bruder war intelligent, außerdem hatte er jetzt seine Frau und Tochter, die aufpassten, dass er in seinen intensiven Studienphasen genug aß. Aber jahrelang waren es nur sie beide gewesen, die von einer Pflegefamilie zur nächsten gezogen waren. Er hatte den Tod ihrer Eltern nie verkraftet… Wie könnte er dann mit ihrem Verschwinden leben?

Ihre Finger fanden eine kleine Vertiefung im Verschluss und die Kette um ihren Hals fiel zu Boden. Lisa schnappte nach Luft und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Fesseln.

„Zehn“, sagte jemand.

„Fünfzehn.“

„Hundert!“

Lisa ignorierte die Gebote. Es bedeutete ihr nichts. Sie konnte für zehn Cent oder für eine Milliarde Dollar verkauft werden. Es spielte absolut keine Rolle. Sie würde nicht hierbleiben, um versteigert oder verspeist zu werden, oder... Ihr stieg die Galle auf, aber sie schluckte sie hinunter. Ihr entfuhr ein Schrei, als ihr die Ketten erneut einen Schock versetzten. Sie versuchte, an der Unterseite der Fesseln zu ziehen und ihre Hände so zu drehen, dass sie die Fesseln ertasten konnte. Da war eine kleine Vertiefung genau zwischen ihren Handgelenken, die sie nicht erreichen konnte – also drückte sie ihre Nase hinein.

Der darauffolgende Schock warf sie zurück und ließ sie aufschreien. Sie prallte auf die Energiestäbe des Käfigs. Der Geruch von verbrannter Haut und versengten Haaren erfüllte die Luft. Sie brach zusammen, während ein elektrischer Schock ihren ganzen Körper erzittern ließ. Sie schnappte verzweifelt nach Luft und Sterne tanzten vor ihren Augen. Sie nahm Lachen wahr. Alles drehte sich in ihrem Kopf und sie wusste, dass sie kurz davor war, ohnmächtig zu werden.

Sie war sich nicht sicher, was sie dazu gebracht hatte, aufzublicken. Vielleicht war es die Verzweiflung, die Hoffnung, ein wohlwollendes Gesicht in dieser Alienansammlung zu finden. Vielleicht hoffte sich auch, dass alles nur ein Traum war und sie sich im Labor wiederfinden würde, wenn sie aufschaute.

Doch sie blickte nur in leere, schwarze Augen.

Ganz hinten in der Menge stand ein Mann – zumindest nahm sie das an, da sein Oberkörper unbedeckt war und keine Brüste erkennbar waren. Er war eines der größten Geschöpfe im Raum und überragte die Umstehenden. Seine Haut war rot wie der Teufel, er hatte kohlschwarze Haare und Augen. Er war riesig, hatte überall Muskeln, die ihn breit und stark wirken ließen. Er könnte leicht mit Mr. Juli im Feuerwehrmann-Kalender mithalten, der bei ihr zuhause an der Wand hing. Dunkle Tattoos in Form von dornenbesetzten Wirbeln bedeckten seinen einen Arm und den Brustkorb.

„Das Gebot liegt bei zweihundert“, rief die Auktionatorin, „Höre ich da zweihundertzwanzig?“

Lisa nahm ihre Augen von dem rothäutigen Mann und betrachtete die Geschöpfe, die neben ihrem Käfig standen. Der Kröterich leckte seine Augen noch inbrünstiger und seine Wangen schimmerten gelblich. Er rieb sich die schleimigen Hände, während er sie von oben bis unten beäugte. Sie hatte zwar nicht aufgepasst, wie die Gebote standen, aber sie wusste, dass diese Kreatur gerade das höchste Angebot auf sie innehatte. Er kam näher an sie heran.

„Zwei zwanzig? Zwei zehn?“ Die Auktionatorin suchte die Menge ab. „Zwei fünf – zwei fünf!“

„Dreihundert!“, krächzte die Kröte und ihre Stimme klang genauso furchtbar, wie Lisa es sich vorgestellt hatte. Sie zitterte und ihr Mund wurde trocken.

Verzweifelt schaute sie wieder auf und suchte die Menge ab. Der rothäutige Mann war nicht mehr da. Lisa fühlte, wie Enttäuschung und Verzweiflung über sie hereinbrachen. Sie wusste nicht, warum sie erwartet hatte, dass er den Kröterich überbieten würde und sie vor ihm retten würde. Alles, woran sie denken konnte, war, dass keine Gebote mehr kamen und dass die Auktionatorin sie gleich für verkauft erklären würde. Was hatte der Kröterich nur mit ihr vor...

Der Kröterich kletterte auf die Bühne, als die Auktionatorin zum letzten Gebot aufrief. Mit einem Grinsen präsentierte er seine scharfen Zähne, woraufhin Lisa zurückschreckte.

„Ei, ei, du scheinst mir ein schmackhaftes Haustier zu sein“, raunte ihr der Kröterich zu.

Lisas Magen zog sich zusammen. Sie setzte zu einem Tritt durch die Energiestäbe an und traf den Kröterich mitten ins Gesicht. Er fiel rücklings und eine Klinge durchbohrte seinen Brustkorb.

Die Menge keuchte und die Auktionatorin verstummte. Der rothäutige Mann stand vor der Bühne und hielt die Schulter jener Kreatur fest, während er ihr sein Schwert tiefer in den Brustkorb stieß. Ein angewiderter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Der Kröterich quietschte schrill.

Der Teufel drehte die Klinge kräftig herum. Der Kröterich wurde schlaff. Er fiel zu Boden, als der Teufel sein Schwert zurückzog. Ganz ruhig stieg dieser auf die Bühne und schnitt geschickt den Käfig von oben auf. Die Gitterstäbe verloren ihre Energie und er griff hinein, um Lisa herauszuheben. Er trennte die Kette, die sie an die Bühne fesselte, mit einem einzigen Schwerthieb durch und warf sie über seine Schulter. Ihr Schock war zu groß, als dass sie gegen ihn hätte ankämpfen können. Auch wenn ihr bewusst war, dass sie das tun sollte.

„Sechshundert“, schnaubte er mit tiefer Stimme, die in Lisas Brust brummte. Eine seiner Hände hielt ihren Oberschenkel fest, während die andere der Auktionatorin einen Silber-Orb zuwarf. Die grüne Alienfrau fing ihn ungeschickt auf.

„Verkauft“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Viel Spaß mit Ihrem Kauf. Sie haben bei unserem Auktionshaus ein fünftägiges Rückgaberecht...“

„Ich werde mein neues Haustier nicht zurückgeben“, sagte der Teufel mit drohender Stimme, die Lisa erschaudern ließ.

Er stieg über den leblosen Körper des Kröterichs und bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Die Aliens wichen allesamt vor ihm zurück. Über seine Schulter hängend konnte sie die angsterfüllten und erschrockenen Blicke sehen, die ihnen folgten. Sie wollte schreien, kämpfen, um sich treten und entkommen, aber sie war vollkommen erstarrt.

Ihn umgab ein beinahe bitterer Geruch, dennoch fand Lisa ihn nicht unangenehm, als sie ihn einatmete. Die Hand an ihrem Oberschenkel fühlte sich heiß und schwer an, und die Berührung seiner Haut mit der ihren löste merkwürdige Gefühle in ihr aus.

Das muss der Schock sein, sagte sie sich. Endorphine, weil der Kröterich mich nicht bekommen hat.

Was nicht unbedingt bedeutete, dass dieser rothäutige Mann einen Deut besser wäre.

Sie versuchte, sich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren. Sie war nicht länger gefesselt. Sie musste nur einen Weg finden, sich von diesem Alien zu befreien. Dann konnte sie sich auf den Weg zurück zur Erde machen, um zu berichten, was sie erlebt hatte. Allerdings hatte sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, da abwechselnd ihre Beine und ihr Oberkörper gegen den harten Körper dieses rothäutigen Mannes prallten.

Während der Teufel sie wegtrug, war ihr einziger Gedanke, dass der Kröterich vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre.

Kapitel Zwei

Als der Mann sie endlich absetzte, konnte sie ihn genauer betrachten. Von nahem wirkte er sogar noch größer als von weitem. Er trug ein rockähnliches Kleidungsstück, das recht tief um seine Hüften hing und bis zu den Knien reichte, und einen Anhänger, der um seinen Hals hing. Ein riesiges, geschwungenes Schwert hing an seinem Gürtel auf der einen Seite und verschiedene Geräte auf der anderen. Auf seinen Rücken war eine Waffe geschnallt. Er trug keine Schuhe oder Stiefel und aus seinen Zehen wuchsen gekrümmte Krallen. Die schwarzen Tattoos stachen auf seiner roten Haut deutlich heraus.

Obwohl sie Angst vor ihm hatte, konnte sie nicht anders, als seine außerordentliche Schönheit zu bewundern. Sie war wie ein Kaninchen, das die Schlange bestaunte, die es gleich verschlingen würde.

„Hast du einen Namen?“, fragte er und nahm einen kleinen Zylinder von seinem Gürtel. Er richtete ihn auf die Handschellen und ein roter Laserstrahl schnitt das Metall sauber entzwei.

„Lisa“, brachte sie stotternd heraus, „Wer bist du?“

„Mein Name ist Zon.“

Er betrachtete sie einen Moment lang. Sie schlang die Arme um ihren Körper und versuchte, ihre Blöße zu verstecken. Ihr Gesicht war rot vor Scham, als sie seinen Blick erwiderte. Seine Augen wanderten über ihre Kurven – ihre zu üppigen Kurven, wie ihr letzter Freund befunden hatte. Auch wenn es sie nicht im Geringsten interessierte, was dieser rote Alien von ihrem Körper hielt. Sie wollte einfach nur, dass er wegschaute.

Zon nahm seinen Anhänger ab und legte ihn um ihren Hals. Er klatschte schwer zwischen ihren großen Brüsten auf, sodass sie nach hinten stolperte. Ihre Augen weiteten sich, als Metallschuppen daraus hervortraten und über ihren Körper glitten. Wie eine Flüssigkeit rannen sie über ihre Kurven und passten sich ihrer Kontur an. Innerhalb von Sekunden war sie mit einem Schuppenpanzer bedeckt, der so beweglich war wie Baumwolle. Sie hatte nicht einmal das Gefühl, überhaupt irgendetwas zu tragen. Der Panzer verhüllte zwar in keiner Weise ihre Figur, aber wenigstens konnte man nicht mehr alles an ihr sehen.

Mit einem Nicken ging Zon davon.

Lisa zögerte einen Moment, aber sie wusste nicht, was sie anderes tun konnte, als ihm zu folgen. Er führte sie schweigend durch einige Gebäude. Sie waren alle in geschwungenen Formen gebaut und endeten in spitzen Winkeln, so wie die Tattoos auf Zons Brust. Zäune, die aus den gleichen Energiestäben gemacht waren wie der Käfig, in dem sie gefangen gehalten worden war, umgaben die Gebäude. In ihrem Inneren sah sie viele verschiedene Lebewesen. Zu ihrer Überraschung waren die meisten menschenähnlich. Einige hatten zusätzliche Gliedmaßen oder unverhältnismäßige Gesichtszüge, aber alle sahen mehr oder weniger wie farbenprächtige Menschen aus.

„Wo bin ich?“, fragte sie, als sie endlich ihre Sprache wiederfand.

„Senett.“

Lisa wartete ab, aber als keine weitere Erklärung folgte, bohrte sie weiter. „Senett?“

Zon grummelte.

„Wo ist—“

„Im Hysap-System.“

Ein Planet also, kein Name einer Stadt. Lisa rieb sich die Stelle hinter ihrem linken Ohr, wo es jedes Mal pikste, wenn er sprach. Es musste die Stelle sein, wo sie den Übersetzungschip angebracht hatten. Seine Mundbewegungen passten nicht zu den Worten, die sie hörte. Es war befremdlich, wie ein schlecht synchronisierter Film. Einer ihrer Pflegeväter war verrückt nach chinesischen Filmen gewesen und hatte sie und Tom nichts anderes schauen lassen.

„Wohin gehen wir?“

Zon zeigte auf etwas. Zwischen zwei Gebäuden, das eine rot und felsenartig und das andere gekräuselt wie eine gefrorene Welle, befand sich ein glattes Objekt. Auf seiner Oberfläche wurde die Umgebung reflektiert, ohne jedoch das Licht zu spiegeln, daher hatte Lisa es im ersten Moment fast übersehen. Ihr Mund stand erstaunt offen, als sie sich näherten. Trotz ihrer gegenwärtigen Lage bewunderte sie fasziniert das Material. Als sie es direkt ansah, konnte sie die Reflexion der Gebäude sehen, jedoch nicht ihr eigenes Gesicht.

„Was ist das?“, fragte sie, als sie das Objekt berührte. Es fühlte sich unter ihren Finger wie Wasser an und sie kratzte an der Oberfläche.

Zon packte ihre Hand und zog sie weg. „Hast du noch nie ein Auto gesehen?“

Lisa fand es bizarr, das glatte, schwebende Objekt als Auto zu bezeichnen. Aber sie nahm an, dass dies das Wort in ihrer Sprache war, das es noch am besten beschrieb. Sie bemerkte auch, wie viel stärker dieser betörende, bittere Duft war, wenn sie näher bei Zon war. Ihr Bauch zog sich davon zusammen.

„Auf meinem Planeten sehen Autos anders aus“, murmelte sie. „Sie haben nicht... diese Spiegelungen.“

„Ihr habt keine Cameo-Häute?“

Lisa schüttelte den Kopf.

Zon brummte: „Komm rein.“

Lisa starrte dümmlich auf das Objekt, ohne eine Tür erkennen zu können, bis Zon sie einfach packte und hineinsetzte. Er stieg auf der anderen Seite ein und blieb stehen, während sie saß. Kein Geräusch eines startenden Motors war zu hören, aber plötzlich bewegten sie sich. Die Gebäude schwirrten so schnell an ihnen vorbei, dass Lisa die Augen schließen musste, damit ihr nicht schlecht wurde.

Plötzlich erinnerte sie sich daran, was die Auktionatorin über sie gesagt hatte. Sie musste schlucken und schaute verstohlen Zons enorme Körpergröße hinauf. „Was hast du mit mir vor?“

Er ignorierte sie. Lisa schlang die Arme um ihren Oberkörper und versuchte, die Vorstellung zu verdrängen, in Stücke geschnitten und zu Eintopf verarbeitet zu werden. Der bittere Duft wurde intensiver und ihr kam die Idee in den Sinn, wie es wäre, stattdessen die ‚Gefährtin‘ dieses riesigen, wunderschönen Aliens zu sein. Zu ihrer eigenen Überraschung ließ dieser Gedanke sie vor Aufregung erzittern.

Das ist der Schock, versicherte sie sich. Und er hat mich gerettet. Das sind die Endorphine, die mich so euphorisch machen.

Sie hielten mitten in einem Dschungel an. Zumindest war dies das treffendste Wort, das Lisa dafür hatte. Sie waren von Bäumen umgeben, die ihre vertrauten Konturen von Stämmen und Ästen dem Himmel entgegenstreckten. Breite Blätter und gigantische Blüten erinnerten sie an den Amazonas-Dschungel. Jedoch waren sie in Nuancen von Rot, Gelb und Orange gehalten. Lisa staunte nicht schlecht, als sie sich umsah. Die Hitze machte ihr zu schaffen und sie fühlte sich, als befände sich mitten in einem Feuer. Es war furchtbar.

Und es war wunderschön.

Warum waren die Pflanzen hier rot statt grün? Betrieben sie Photosynthese? Hatte der Stern, der dem Planeten die Energie lieferte, eine andere Farbe als die Erdsonne? Oder lag es am Boden? Lisa wollte in ihre Hosentaschen greifen, bevor ihr klar wurde, dass sie gar keine hatte. Enttäuschung überkam sie. Sie hätte so gern eine Bodenprobe und ein, zwei Pflanzen mit zurück zur Erde genommen, um ihre chemische Zusammensetzung zu analysieren.

„Bleib hier“, befahl ihr Zon, „Ich muss ein paar Dinge erledigen, bevor ich mich um dich kümmere.“

Ihr kam ein Bild in den Sinn, wie sie sich auf einem dieser großen, roten Blätter niederlegte, von Wärme und Vogelgesang umgeben… und lustvoll stöhnte, während sich ihre Beine um Zons Hüften schlangen. Ihre Augen weiteten sich, als ihr Körper auf diese Vorstellung reagierte.

Was ist los mit mir? Ich sollte Angst haben, nicht erregt sein!

Zon sprang aus dem Fahrzeug und verschwand im Dschungel. Lisa saß still da und faltete die Hände in ihrem Schoß, bis sie realisierte, was gerade vor sich ging. Er war weg und hatte sie allein gelassen. Wenn sie ihm entkommen und zur Erde zurückkehren wollte, dann hatte sie jetzt die Chance dazu.

Sie glitt auf die Seite, wo er gestanden hatte, und legte ihre Hände auf die Konsole, so wie er es getan hatte. Nichts passierte. Sie drückte mit ihren Fingern auf jede erdenkliche Art dagegen, sie versuchte es telepathisch. Nichts. Vielleicht funktionierte es nur mit seinem genetischen Schlüssel. Sie biss frustriert die Zähne zusammen, bevor sie aus dem Fahrzeug sprang. Jedenfalls würde sie nicht einfach warten, bis er zurückkehrte!

Sie entschied sich für eine Richtung und rannte los. Sie konnten nicht allzu tief im Dschungel sein und wenn sie erst einmal zurück in der Stadt wäre, könnte sie den Hafen suchen und würde hoffentlich jemanden finden, der ihr wohlgesinnt wäre…

Ihr verschlug es den Atem, als plötzlich etwas mit ihr zusammenstieß. Sie rollte ein paar Umdrehungen, bevor sie einen Blick auf den Angreifer erhaschen konnte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Es war eine Kreatur, die entfernt einer Katze ähnelte, deren Körper aber einen harten Panzer hatte. Zwei zusammengewachsene Augen starrten sie daraus an. Eine gespaltene Zunge züngelte aus ihrem Maul und ein langer, peitschenartiger Schwanz schlug an ihrem hinteren Ende hin und her.

Sie sprang vorwärts. Scharfe Zähne blitzten auf. Sie schrie, als sie sich um ihren Arm schlossen. Krallen griffen sie an, so lang wie Sensen, und kratzten über ihren Panzer.

Lisa schrie erneut.

Neben dem Fauchen der Kreatur konnte sie von irgendwoher ein gewaltiges Gebrüll vernehmen. Die Kreatur wand sich, heulend vor Schmerz. Lisa rappelte sich auf und sah, wie Zon sein Schwert mit festem Griff in eines der zusammengewachsenen Augen stieß. Das Wesen schlug nach ihm; anmutig wie ein Tänzer wich er den Krallen aus und zog das Schwert aus dem einen Auge, um es dann im anderen zu versenken. Unter einem weiteren Schrei schlitzte Zon der Kreatur den Hals auf. Sie brüllte und wand sich, während überall Blut spritzte.

Zon schenkte der sterbenden Kreatur keine Beachtung und ging zu Lisa hinüber. Er packte sie unsanft am Arm und schüttelte sie. „Das nächste Mal, wenn du mir nicht gehorchst, überlasse ich dich dem Biest.“

Er ließ ihren Arm los, ging weg und erwartete offensichtlich, dass sie ihm folgte. Lisa warf noch einen Blick auf die Kreatur, die jetzt unregelmäßig zuckte, und eilte ihm nach.

„Was war das?“, fragte sie.

„Hast du noch nie einen Hakot gesehen?“

Lisa schüttelte ihren Kopf. „Gibt es viele davon?“

Zon schob sie zurück in das Fahrzeug. „Die einzige Spezies, die noch häufiger in der Galaxie vorkommt, sind Ratten. Du hattest Glück, dass er dich nicht gebissen hat. Du wärst innerhalb einer Stunde tot gewesen.“

„Dieses Wesen war giftig?“ Lisa schüttelte ungläubig den Kopf. „Gibt es da draußen noch irgendetwas anderes, das uns töten will?“

„Ziemlich vieles.“

Großartig, dachte Lisa verbittert. Wir gehen in einen Dschungel, der voller Kreaturen ist, die uns verspeisen wollen. Wenigstens sind wir ein schneller Imbiss, so erwischen sie uns vielleicht nicht.

***

Gefühlte Stunden später parkte Zon das Fahrzeug am Fuß eines gigantischen Baumes und forderte Lisa auf, auf seinen Rücken zu klettern.

„Du machst wohl Witze.“

Er runzelte die Stirn. „In ein paar Stunden ist es Nacht und wir müssen den Boden vor der Dämmerung verlassen haben.“

Lisa zögerte, aber als Zon vor ihr kauerte, kletterte sie auf seinen Rücken. Er überzeugte sich, dass sie sich gut festhielt, bevor er loskletterte. Sie erklommen den Baum mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Seine Hände fanden Halt in der Rinde und seine Fußkrallen gruben sich ein, um den Aufstieg zu sichern. Als der Boden nicht mehr zu sehen war, kletterte er einen dicken Ast bis zum Ende entlang, wo kleinere, mit Blättern bedeckte Äste sprossen.

Lisa sah fasziniert zu, wie er mit seinen Händen und Füßen ein Nest aus lebenden Zweigen wob. Die Wissenschaftlerin in ihr brannte darauf zu wissen, welcher Entwicklungsprozess es ihm ermöglichte, seine Gliedmaßen so effektiv zu nutzen. Hatte sich seine Spezies in den Bäumen entwickelt?

Der Gedanke ernüchterte sie schnell. Was tat sie da nur, ihn beim Arbeiten zu bewundern? Und so, wie er auf der Auktion den Kröterich abgeschlachtet hatte... Es handelte sich nicht um einen sanftmütigen Mann. Er war ein Wilder. Und sie wollte nicht hierbleiben, um herauszufinden, was er mit ihr vorhatte.

„Ich muss zurück nach Hause.“

Zon ignorierte sie.

„Hast du mich gehört?“

„Ja.“

Lisa stemmte die Hände in die Hüften. „Wirst du mich also heimbringen oder nicht?“

„Warum?“ Zon blickte sie an, während er es sich im Nest bequem machte.

„Ich habe Freunde, Familie—“

„Du wurdest in einem Raumschiff gefunden, das sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegte. Weißt du nicht, was das bedeutet?“

Lisa legte ihre Stirn in Falten. Sie öffnete den Mund, um ihm klarzumachen, dass es nichts bedeutete und sie entführt worden war, aber dann wurde es ihr mit einem Schlag bewusst. Ihr Gesicht wurde bleich und ihr war plötzlich ganz schwindelig. Einsteins Relativitätstheorie. Bei Reisen mit Lichtgeschwindigkeit setzte eine Zeitverzerrung ein. Was für sie Monate auf dem Raumschiff waren, könnten auf der Erde etliche Jahre gewesen sein.

„So lange kann ich doch nicht dort gewesen sein“, sagte sie nach Atem ringend. „Ich muss zurück nach Hause!“

„Vergiss Zuhause.“ Zon klopfte auf den Platz neben ihm. „Du bist eine unbekannte Spezies, die im herrenlosen Weltraum erbeutet wurde und dann gemäß der Schrottbergungsverordnung verkauft wurde. Du gehörst mir und es gibt kein Zurück.“

„Ich gehöre niemandem.“

Zon lächelte sie an. „Doch, du gehörst mir. Aber hab' keine Angst. Es gibt weitaus schlimmere Gestalten, die dich hätten kaufen können.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752138412
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
Liebesroman shifter gestaltwandler romantasy drachenromane Gestaltwandler science fiction liebesroman fantasy liebesroman formwandler Paranormal paranormale geschichten Liebe

Autor

  • Abella Ward (Autor:in)

Abella Ward hat immer davon geträumt, andere Planeten zu besuchen und von einem heißen, bläulichen außerirdischen Kriegsherrn hingerissen zu werden. Als dieser Kriegsherr nicht kam, fing sie an, stattdessen Bücher über ihre Fantasien zu schreiben.

Abella liebt es, sexy Geschichten über rücksichtslose Alpha-Männer zu schreiben. Ihre Bücher enthalten drei Dinge: heiße Aliens, dampfende Romantik und viel Action. Nichts anderes. Oh, und ein Happy End natürlich.

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Titel: Verkauft an den Barbaren