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Falkenträume: Sinnlichkeit & Seelenreise

von Finja Jinski (Autor:in)
34 Seiten
Reihe: Falkenträume, Band 4

Zusammenfassung

Jenny, langjährige Mitarbeiterin eines großen Verlags, begegnet immer häufiger dem mystischen Turmfalken, der ihren Geist jedes Mal mit sich zieht an einen anderen Ort und in eine andere Zeit. Sie weiß nie wann es geschieht oder wo, nur dass sie dringend Hilfe braucht um zu begreifen warum. Die erste Adresse, die sie ansteuert, ist der Esoterikladen in der nächsten Stadt. Dort trifft sie, neben der sehr obskuren Besitzerin, auf die junge Religionsanthropologie-Studentin Scarlett. Diese ist fasziniert von Jennys Erlebnissen und bietet ihr an, bei der Suche nach der Ursache zu helfen. Während der gemeinsamen Zeit kommen sich die beiden Frauen immer näher und Jenny fühlt sich zum ersten Mal wirklich zu einer Frau hingezogen. Scarlett, die seit jeher auf Frauen steht, übernimmt die Initiative und entführt Jenny in eine völlig Neue Welt sinnlicher Ekstase. Jenny erfährt mehr über sich selbst, als sie es am Anfang geahnt hätte.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Die Autorin

Finja Jinski wurde 1980 in einem kleinen Ort, nähe der französischen Grenze geboren und lebt heute irgendwo in Deutschland.

Sie hat eine Schwäche für fantasiereiche Geschichten in denen Frauen als starke Persönlichkeiten beschrieben werden.

Ihre Leidenschaft und Faszination für das umfangreiche Thema BDSM, lenken den Fokus der eigenen Werke auf diesen Bereich. Dabei stehen für sie die Ästhetik und Erotik stets im Vordergrund.

Ihr literarisches Vorbild ist die Autorin Anne Desclos, welche unter dem Pseudonym Pauline Réage den Roman „Geschichte der O“ verfasste.

Die Geschichte

Knarzend öffnete sich die alte Holztür und gab den Weg frei in eine andere Welt. Sanfte Töne erklangen von den schwingenden Metallstäben des angestoßenen Windspiels. Ein intensiver Duft nach Harz und Kräutern erfüllte den Raum, und das schummerige Licht, welches durch die bunten Fenster fiel, wirkte mystisch und geheimnisvoll. Mit klopfendem Herzen betrat Jenny den Laden und sah sich einen Moment lang um.

An den Wänden standen überall Regale. In diesen befanden sich unzählige Bücher und CDs. In allen Ecken fanden sich Klangschalen, Edelsteine, Räuchermischungen und vieles mehr. Durch einen Glitzervorhang wurde ein weiterer aum abgetrennt. Jenny hörte von dort eine rauchige Frauenstimme, die ihr zurief:

»Einen Moment bitte! Ich bin sofort bei Ihnen.«

Jenny ging ein paar Schritte auf den Durchgang zu. Der Anblick der Dame, die wenige Augenblicke später zu ihr kam, verschlug ihr die Sprache. Jenny schätzte ihre Größe auf etwa eins sechzig. Eine Figur konnte man schlecht ausmachen, denn sie trug wallende Gewänder und davon vermutlich drei verschiedene übereinander, die in braunen, grünen und orangenen Farbnuancen schillerten. Die langen Locken der hellbraunen Haare wurden von einem breiten Stirnband aus dem Gesicht gehalten. Auf der Nase saß eine Brille mit dicken runden Gläsern. Jenny musste unweigerlich an die Verfilmung von Harry Potter denken, denn diese Frau erinnerte sie extrem an Professor Trelawney, die Lehrerin für Wahrsagen.

»Meine Liebe, wie kann ich Ihnen behilflich sein?« Selbst die Stimme klang wie die aus dem Film!

Jenny hatte immer mehr das Gefühl, mit dieser Situation überfordert zu sein. Aber da sie schon hier war, wollte sie zumindest ihr Anliegen auch vortragen. Also atmete sie tief durch und überlegte, wie sie ihre Fragen am besten formulieren konnte, ohne dass sie wie ein Fall für die Einweisung klang.

»Ich habe in der letzten Zeit sehr seltsame Träume oder Visionen.«

»Aha? Das klingt sehr interessant! Erzählen Sie bitte weiter.«

»Nun, das Problem ist, dass ich nicht nur das Gefühl habe, von anderen Personen und Orten zu träumen, sondern es erscheint mir, als wäre ich wirklich dort. Es ist so real, dass ich sogar Spuren zurückbehalte von Ereignissen, die dort geschehen.« Jenny sah ihr Gegenüber angespannt an und versuchte, eine Reaktion abzuschätzen. Die Frau vor ihr sah sie jedoch eine Weile nur an, wobei sie auffällig oft blinzelte.

»Hm, wie faszinierend!«, sagte sie schließlich. »Sie scheinen das Talent einer Seherin in sich schlummern zu haben, doch Ihre Aura ist getrübt, das kann ich ganz deutlich erkennen!«

»Ok, ähm ich glaube nicht, dass ich eine Seherin bin. Ich wollte lediglich wissen, wie ich es schaffe, dass das aufhört.«

Nun blickte diese Trelawney-Frau sie schon fast schockiert an.

»Dass es aufhört? Mein Kind, diese Gabe darf nicht verleugnet werden. Sie wird sich immer wieder ihren Weg bahnen und verlangt nach Ausbildung. Vielleicht sind Sie sogar ein Medium aus einer anderen Sphäre!«

Ok, das war Jenny nun definitiv zu viel. Dass es im esoterischen Bereich, neben vermutlich vielen vernünftigen Leuten, auch den einen oder anderen Spinner gab, damit hatte sie ja schon gerechnet. Das hier war jedoch zu abgedreht und sie sah sich nach einem Fluchtweg um. Jetzt erst bemerkte sie eine weitere junge Frau ganz hinten im Laden. Anscheinend war sie dabei gewesen, die Regale aufzufüllen. Nun aber trafen sich ihre Blicke und Jenny wusste beim besten Willen nicht, wie sie diese deuten sollte.

Doch ihre bisherige Gesprächspartnerin hatte sie offenbar noch nicht aufgegeben. »Meine Liebe, warten Sie. Ich habe genau das Richtige für Sie. Ich bin in einer Minute wieder da.« Mit diesen Worten verschwand dieses seltsame Geschöpf wieder durch den Perlenvorhang.

Kaum dass sie außer Sichtweite war, trat die andere Frau zügig auf Jenny zu.

Sie war ein Stück größer als Jenny und schlank gebaut. Die langen schwarzen Haare waren zu kleinen Zöpfen geflochten. Die Kleidung war ebenfalls schwarz und erinnerte eher an Gothic als an Esoterik.

»Ich habe das Gespräch mitbekommen und vielleicht kann ich Ihnen helfen. In zwanzig Minuten habe ich eine Pause. Warten Sie in dem Café auf der gegenüberliegenden Seite auf mich. Und jetzt gehen Sie besser schnell, bevor meine Kollegin wieder zurück ist. Ich komme, so schnell ich kann.«

Damit kehrte sie zurück zum Regal und Jenny trat die Flucht an. Sie riss die Tür förmlich auf und ignorierte das wilde Bimmeln des Windspiels. Dieser Laden hatte seinen Zauber verloren und Jenny war froh, als sie draußen wieder frische Luft atmen konnte. Zügig überquerte sie die Straße und betrat das Café, ohne darüber nachzudenken, ob dies die richtige Entscheidung war. Wer wusste schon, wie abgedreht diese andere Frau war?

Nun war Jenny aber schon einmal hier, da konnte sie sich auch einen Cappuccino gönnen.

***

Es herrschte viel Betrieb, und so dauerte es einige Minuten, bis sie die Tasse mit dem dampfenden Getränk in Händen hielt. Jenny schloss die Augen, roch an der Tasse und nahm einen vorsichtigen Schluck. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Sie versuchte, den Lärm des Ladens auszublenden, und bemerkte es daher auch nicht sofort, als die Frau aus dem Esoterikladen ihr gegenüber am Tisch Platz nahm.

»Hey, schön dass du auf mich gehört hast. Mein Name ist übrigens Scarlett. Svenja, bringst du mir bitte einen Espresso?« Jenny öffnete die Augen und setzte sich ruckartig auf.

»Scarlett?«

»Jepp, meine Mutter ist ein riesiger Von Winde verweht Fan. Ich kann glücklich sein, dass ich ein Mädchen bin. Sonst würde ich als Red durchs Leben laufen, oder noch schlimmer – als Ashley.«

»Ist das nicht eigentlich ein Mädchenname?«

»Wird eher als solcher genutzt, aber bei meinen Eltern wäre das für mich nie infrage gekommen.«

»Ist es nicht furchtbar, nach einer Filmfigur benannt zu sein?«

»Frag mal die ganzen Kevins oder Leons!« Lachend schüttelte Scarlett den Kopf. Jetzt erst fielen Jenny bewusst die strahlend blauen Augen auf. Also waren die schwarzen Haare wohl gefärbt. Die junge Frau hatte einige Piercings in den Ohren und einen kleinen Stecker in der Nase. Eigentlich fand Jenny so etwas eher abstoßend, aber bei Scarlett passte es zu den scharfkantigen Gesichtszügen. Jenny selbst hatte ein eher rundliches Gesicht. Insgesamt war sie ein wenig rundlicher, da sie sich in den letzten Wochen das eine oder andere Kilo im Stress angefuttert hatte. Aber noch war es ok. Trotzdem hatte sie sich vorgenommen, wieder zwei bis drei Kilo an Hüftgold zu verlieren. Jenny hatte grüne Augen mit einem leicht goldenen Schimmer. Die blonden Haare trug sie seit Kurzem als schulterlangen Bob. Eigentlich kamen ihre Augen mit der neuen Frisur besser zur Geltung, doch vermisste sie die langen Haare, die sie über Jahre hinweg gehegt und gepflegt hatte.

»Wie ist eigentlich dein Name?«

»Oh Entschuldigung. Ich heiße Jenny.« Da sich im Verlag, in welchem Jenny arbeitete, auch alle mit Vornamen ansprachen, fiel es ihr erst jetzt auf, dass Scarlett gar nicht gefragt hatte, ob ihr das Du eigentlich recht wäre. Nun war es egal, und sie ging gar nicht weiter darauf ein. Spannender war die Frage, warum sie hier auf Scarlett hatte warten sollen, und was die junge Frau ihr mitteilen wollte.

»Du hast vorhin im Laden gemeint, du könntest mir helfen. Wie hast du das gemeint?« Jenny war skeptisch, aber in ihrer Stimme schwang auch eine gewisse Hoffnung mit.

»Das habe ich gesagt, richtig. Ich studiere Religionsanthropologie und befasse mich speziell mit dem Bereich Religionsphänomenologie. Ein spezieller Bereich, das gebe ich zu, aber sehr faszinierend. Ich habe mitbekommen, was du erzählt hast, und vielleicht können wir gemeinsam herausfinden, was du da erlebst und was der Ursprung ist. Ich habe jetzt nicht viel Zeit, aber wenn du möchtest, komm heute Abend zu mir. Dann kannst du mir genau erzählen, was es mit den Visionen auf sich hat. Ich habe viele Bücher zu dem Thema, die uns vielleicht weiterhelfen. Vorausgesetzt, du möchtest meine Hilfe.«

»Ja gerne! Nur hab ich vorher noch eine Frage an dich.«

»Und die wäre?«

»Warum arbeitest du in diesem seltsamen Laden? Wie hält man das neben dieser Trelawney aus?« Scarlett verschluckte sich an ihrem Espresso und musste lachen.

»Trelawney? Die aus Harry Potter? Den Vergleich hab ich noch nie gehört, aber jetzt wo du es sagst… Die Antwort ist einfach. Zum einen verdiene ich mir ein wenig Geld, das ist klar. Zum anderen komme ich über den Laden aber auch an jegliche Art von spirituellen Büchern deutlich günstiger ran. Das ist der Hauptgrund.«

Jenny nickte lächelnd. Sie wusste ja selbst, wie teuer Fachbücher sein konnten. Je spezieller das Thema, umso teurer das Buch.

»In Ordnung. Und wo soll ich heute Abend hinkommen?«

»Hier, ich habe dir die Adresse schon aufgeschrieben. Auch meine Nummer, falls was sein sollte. Passt dir 19 Uhr?« Scarlett zog einen Zettel aus ihrer Hosentasche und reichte ihn Jenny. Darauf standen Name, Adresse, E-Mail und eine Handynummer.

»Ja das passt. Und danke schon mal.«

»Danke mir, wenn ich dir wirklich helfen konnte, aber ich geb mein Bestes! Nun muss ich aber wieder rüber. Bevor Trelawney in ihrer Kristallkugel nachschaut, wo ich bleibe. Gott, ich werde sie nie wieder anschauen können ohne das Bild im Kopf zu haben. Zahlst du bitte für mich mit?« Mit diesen Worten fummelte sie drei Euro aus der Hosentasche, legte sie auf den Tisch und ging.

Was für eine interessante Frau! Jenny rief die Bedienung und zahlte die Rechnung. Anschließend verließ sie das Café. Bevor sie sich mit Scarlett treffen würde, wollte sie noch den Einkauf erledigen und sich eine Kleinigkeit zum Abendessen zubereiten.

Religionsphänomenologie. Alleine bei dem Wort bekam man einen Knoten in die Zunge und Jenny hatte keine Ahnung gehabt, dass es so was überhaupt gab. Aber vielleicht war dort ja tatsächlich eine Erklärung für ihre Erlebnisse zu finden. Oder zumindest eine Spur, die sie weiterverfolgen konnte!

Und zum ersten Mal seit einigen Tagen keimte eine wirkliche Hoffnung in Jenny auf. Es war eine Chance.

***

Jenny hörte das Läuten der Türglocke, nachdem sie auf den Klingelknopf gedrückt hatte. Sie stand vor einem Mehrparteienhaus im Stadtzentrum. Der Verkehr war sehr laut hier, und Jenny wusste wieder, warum es sie aufs Land gezogen hatte. Mit Abneigung starrte sie auf die Gegensprechanlage. Sie hasste diese Teile, denn automatisch stammelte sie ihren Namen mehr, als dass sie ihn aussprach. Bei einem Anrufbeantworter war es das Gleiche. Da Scarlett aber wusste, wen sie erwartete, betätigte sie einfach den Türöffner und Jenny trat ein.

Im Treppenhaus begann sie zielstrebig den Aufstieg. Da Scarletts Klingel die oberste war, war sicher auch ihre Wohnung weit oben. Vielleicht im Dachgeschoss, mit Schrägen an den Wänden.

»Ganz nach oben!«, erklang auch schon die Bestätigung von Scarlett. Als Jenny bei ihr ankam, strahlte sie die junge Frau bereits an und bat sie herein.

»Hast du den Weg gut gefunden?«

»Ja, das war kein Problem. Parkplatz finden schon eher. Aber schöne Gegend.«

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752129502
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Januar)
Schlagworte
Lesbische Liebe Romance Liebe Esoterik Zeitreise Fantasy Liebesroman Erotik Erotischer Liebesroman

Autor

  • Finja Jinski (Autor:in)

Finja Jinski wurde 1980 in einem kleinen Ort, nähe der französischen Grenze geboren und lebt heute irgendwo in Deutschland. Sie hat eine Schwäche für fantasiereiche Geschichten in denen Frauen als starke Persönlichkeiten beschrieben werden. Ihre Leidenschaft und Faszination für das umfangreiche Thema BDSM, lenken den Fokus der eigenen Werke auf diesen Bereich. Dabei stehen für sie die Ästhetik und Erotik stets im Vordergrund.
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Titel: Falkenträume: Sinnlichkeit & Seelenreise