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Trance-Geschichten für Kinder

Ruhe und Kraft, Mut, Selbstbeherrschung, Leichtigkeit und Freude, Konzentration, Schlaf: Sechs thematische Sammlungen

von Volker Friebel (Autor:in)
128 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch enthält eine Einführung in Trance-Geschichten für Kinder sowie sechs Geschichten-Sammlungen: Ruhe und Kraft, Mut, Selbstbeherrschung, Leichtigkeit und Freude, Konzentration, Schlaf. Die Trance-Geschichten führen in die Entspannung und sprechen auf dieser Grundlage psychologisch fundiert Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten an. Die Trance-Geschichten sind zum Vorlesen gedacht und können ab dem Vorschulalter sowohl beim einzelnen Kind als auch in der Gruppe eingesetzt werden. Das Wort ‚Trance’ ist abgeleitet vom lateinischen ‚transire’, das ‚überschreiten’ oder ‚hinübergehen’ oder ‚verwandeln’ bedeuten kann. Mit Trance gemeint ist ein besonderer Bewusstseinszustand, der durch eine schlafähnliche eingeengte Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist. Trance kann damit als Gegensatz zur Achtsamkeit verstanden werden, die sich durch eine besonders starke Wachheit und eine weite, ungerichtete Aufmerksamkeit auszeichnet. Trance-Geschichten versuchen, mit Trance-Elementen Entspannung zu vertiefen und die Aufnahme etwa von Affirmationen und hilfreichen Vorsätzen, auch einer positiven Auseinandersetzung mit Problemen, zu erleichtern. Wie bei Fantasiereisen oder Imaginationen werden gerne bildhafte Vorstellungen verwendet. Eine Sprache in Bildern reicht meist tiefer als eine abstrakte Sprache mit logischen Begründungen. Alles, was wir wahrnehmen, ob real oder vorgestellt, wirkt auf unseren Körper und auf unseren Geist. Sich in eine schöne Situation zu begeben und diese wahrzunehmen, beruhigt. Beruhigend wirkt auch bereits die Vorstellung der Situation. Eine Vertiefung der Wirkung erfolgt durch das bewusste Wahrnehmen in allen seinen Aspekten, mit allen seinen Sinneseindrücken. Das Buch besteht aus sechs Kapiteln, die jeweils einem bestimmten Thema gewidmet sind. Das erste Kapitel ‚Ruhe und Kraft’ vertieft die Entspannungsfähigkeit. Das zweite Kapitel ‚Mut’ beschäftigt sich mit Schüchternheit und Mut. Das dritte Kapitel ‚Selbstbeherrschung’ hat Selbstkontrolle und den Umgang mit Aggressionen zum Thema. Das vierte Kapitel ‚Leichtigkeit und Freude’ vertieft die Entspannungsfähigkeit und schafft eine positive Stimmung, mit der alles besser gelingt. Das fünfte Kapitel ‚Konzentration’ und das sechste Kapitel ‚Schlaf’ beschäftigen sich besonders mit dem jeweils titelgebenden Thema.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Einführung

 

 

Was ist Trance?

 

Das Wort Trance ist abgeleitet vom lateinischen transire, das überschreiten oder hinübergehen oder verwandeln bedeuten kann. Mit Trance gemeint ist ein besonderer Bewusstseinszustand, der durch eine schlafähnliche eingeengte Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist. Trance kann damit als Gegensatz zur Achtsamkeit verstanden werden, die sich durch eine besonders starke Wachheit und eine weite, ungerichtete Aufmerksamkeit auszeichnet. 

Auslöser einer Trance ist meist die Konzentration auf sich wiederholende Reizmuster, sei es in der Musik, sei es in der Sprache, sei es durch sich wiederholende Schrittfolgen (Tanz), auch etwa durch Lichtblitze.

Im Zustand der Trance sind Menschen besonders empfänglich für äußere Eindrücke. Deshalb ist dieser Zustand für die psychologische Arbeit so interessant. Dann sind in der Trance sonst wirksame Abwehrmechanismen abgeschwächt. Das ist auch für psychologisch vermittelte Entspannung von Bedeutung. So wurde das Autogene Training, eines der bekanntesten Entspannungsverfahren, als Methode der Autosuggestion oder Selbsthypnose entwickelt, hat also Trance als eine Grundlage.

Denn Trance erleichtert ein Ansprechen der unbewussten Teile des Geistes, das Lösen von Spannungen, das Ansprechen von Entspannung, Konzentration, Wiederherstellung der Selbstheilungskräfte, Erweiterung der Weltsicht, Herausführen aus Verengungen und Verhärtungen.

Mittel der Trance-Induktion sind besonders bei Menschen hilfreich, die bewusste oder unbewusste Widerstände gegen Entspannung oder die psychologische Arbeit und Auseinandersetzung haben. Aber auch bei für Entspannung empfänglichen Menschen kann sie diese vertiefen.

 

 

Trance-Geschichten

 

Trance-Geschichten versuchen, mit Trance-Elementen Entspannung zu vertiefen und die Aufnahme etwa von Affirmationen und hilfreichen Vorsätzen, auch einer positiven Auseinandersetzung mit Problemen, zu erleichtern.

Ein logischer Handlungsablauf steht bei Trance-Geschichten nicht im Vordergrund. Immer wieder führt die lockere Handlung auf Sinneseindrücke und Betrachtungen hin, die Suggestionen enthalten, wobei hier weniger direkte Aussagen vorherrschen, sondern Umkreisungen und Andeutungen. Dies auch, da direkte Aussagen eher zum Widerspruch herausfordern, indirekte oder vage Äußerungen dagegen die Aufnahmebereitschaft steigern. Eine Trance wird bei diesen Geschichten also durch die Wahl der Worte und Aussagen ausgelöst.

Wie bei Fantasiereisen oder Imaginationen werden gerne bildhafte Vorstellungen verwendet. Eine Sprache in Bildern reicht meist tiefer als eine abstrakte Sprache mit logischen Begründungen. Alles, was wir wahrnehmen, ob real oder vorgestellt, wirkt auf unseren Körper und auf unseren Geist. Sich in eine schöne Situation zu begeben und diese wahrzunehmen, beruhigt. Beruhigend wirkt auch bereits die Vorstellung der Situation. Eine Vertiefung der Wirkung erfolgt durch das bewusste Wahrnehmen in allen seinen Aspekten, mit allen seinen Sinneseindrücken. 

Unser Handeln und Erleben erfolgt weit überwiegend unbewusst. Durch Bewusstheit können wir es verändern, können seine Richtung steuern. Wir gehen in die Richtung unserer Vorstellungen. Wenn ich mir vorstelle zu fliegen, fliege ich nicht, aber ich kann mich leichter fühlen und freier. Ich kann die Dinge von oben sehen und so eine andere Sicht auf sie gewinnen, die meine bisherige Sicht ergänzt und meine Einstellung verändert. Unser Handeln ist wesentlich von Einstellungen bestimmt. Eine Veränderung von Einstellungen führt also auch zu einer Veränderung unseres Verhaltens.

 

 

Vortrag und Rahmen

 

Auf keinen Fall sollte eine Trance-Geschichte wie eine normale Erzählung vorgelesen werden. Pausen sind wichtig, immer wieder ein, manchmal zwei, gelegentlich noch mehr Atemzüge Pause auch mitten im Satz, vor und nach tragenden Wörtern oder Satzteilen. Absätze und die häufig in den Text gesetzten drei Pünktchen erinnern daran.

Auch innerhalb der Sätze sollte die Geschwindigkeit des Sprechens verändert werden. Sowohl Verlangsamung als auch Beschleunigung steigern die Aufmerksamkeit. Wichtig ist einfach, immer wieder eine Veränderung vorzunehmen. Verlangsamung bewirkt meist eine Beruhigung und Vertiefung, Beschleunigung dagegen eine Beschleunigung auch des Atems und des Herzschlags. Insgesamt sollte der Vortrag eher langsamer und ruhiger als bei einer normalen Geschichte erfolgen. Das fördert die Intensität. 

Die Augen des Hörenden sind am besten geschlossen – dann können sich bildhafte Vorstellungen besser entwickeln. Am Anfang der meisten Trance-Geschichten wird das angesprochen.

Das Kind sollte während der Trance-Geschichte nicht reden. Erst hinterher sollte über die Geschichte und das Erlebte geredet werden.

Auch Liegen ist hilfreich, mindestens bequemes Sitzen, da es der Entspannung entgegenkommt. Aber auch das bloße Zuhören, selbst schon das eigene Lesen wirken.

Günstig ist es, Geschichten zu wiederholen. Auch kann anschließend über das Erlebte geredet werden oder das Kind malt etwas zur Geschichte. Denn manche Vorstellungen und Techniken, die in den Trance-Geschichten angesprochen werden, lassen sich durchaus in den Alltag übertragen, so dass die Kinder etwas in die Hand bekommt, das sie selbstständig zur Entspannung oder Problemlösung einsetzen können. Darüber sollte nach den Geschichten mit den Kindern gesprochen werden. 

Vor der ersten Trance-Geschichte kann mit dem Kind geredet und ihm etwa Folgendes vermittelt werden: Ob es ihm möglich ist, sich etwas vorzustellen? Einen Ball vielleicht? Einen Vogel? So werden in der Geschichte auch Dinge genannt, die man sich vorstellen kann, eine Treppe zum Beispiel. Da soll das Kind einfach versuchen, gut zuzuhören und sich alles Genannte gut vorzustellen. Das sei nämlich eine besondere Art von Geschichte, bei der man auch selbst etwas tun kann, außer zuhören, nämlich sich alles gut vorstellen.

 

 

Aufbau des Buchs

 

Das Buch besteht aus sechs Kapiteln, die jeweils einem bestimmten Thema gewidmet sind. Das erste Kapitel ‚Ruhe und Kraft’ vertieft die Entspannungsfähigkeit. Das zweite Kapitel ‚Mut’ beschäftigt sich mit Schüchternheit und Mut. Das dritte Kapitel ‚Selbstbeherrschung’ hat Selbstkontrolle und den Umgang mit Aggressionen zum Thema. Das vierte Kapitel ‚Leichtigkeit und Freude’ vertieft die Entspannungsfähigkeit und schafft eine positive Stimmung, mit der alles besser gelingt. Das fünfte Kapitel ‚Konzentration’ und das sechste Kapitel ‚Schlaf’ beschäftigen sich besonders mit dem jeweils titelgebenden Thema. 

Entspannung, Leichtigkeit und Freude sind immer gut, für den Einstieg eignen sich die Geschichten der Kapitel 1 oder 4 deshalb am besten. Fortgesetzt kann mit dem Kapitel werden, das für das Kind am wichtigsten scheint. 

Die jeweils neun Trance-Geschichten jedes Kapitels beginnen mit einer Einführung durch Trance-Induktion. Sie gehen dann in einen Hauptteil über, der meist von bildhaften Vorstellungen getragen wird und oft Metaphern zur inhaltlichen Auseinandersetzung sowie Anregungen zur Problemlösung enthält. Zuletzt erfolgt eine Rückführung, ein Herausgehen aus der Trance. Einführung und Ausleitung sind immer ähnlich, manchmal identisch gehalten. Das fördert Sicherheit beim Kind und erleichtert die Entspannung, mit der alles beginnt und endet.

Ruhe und Kraft

 

Unkonzentriertheit und überaktives Verhalten sind häufig auf Stress zurückzuführen. Früher ein Problem nur für Erwachsene, ist der nun auch schon in Schule und Kindergarten angekommen. Selbst psychosomatische Probleme nehmen dort zu.

Als Gegengewicht hat deshalb Entspannung für Kinder seinen Weg in die Institutionen gefunden. Die Erfahrungen damit sind gut. Eigentlich können Kinder entspannen. Es fehlt nur an Raum und Gelegenheit dazu, im Trubel der Gruppe, im Stress der Jahr um Jahr erhöhten Anforderungen. 

Deshalb gilt es, diesen Raum und diese Gelegenheit für die Kinder zu schaffen. In den Alltag immer wieder Entspannungselemente einzustreuen, kann den Stress durchaus unterbrechen und die guten Kräfte der Seele unterstützen, die Kinder regenerieren zu lassen. Instrumente dazu sind Stillemomente, Fantasiereisen, Entspannungsgeschichten, Verlangsamungsspiele, Möglichkeiten der Entspannung über den Atem, die Muskulatur, das vegetative Nervensystem ...

Auch Trance-Geschichten gehören dazu. Sie führen meist schnell in eine tiefe und erholsame Entspannung. Kinder können in unserer ersten Reihe von Trance-Geschichten das Gefühl der Entspannung erleben, sich regenerieren und neue Kraft schöpfen. Sie können aus der Entspannung, wenn diese regelmäßig angeleitet wird, auch etwas in den Alltag hinübernehmen. Darüber kann nach den Geschichten mit den Kindern geredet werden.

 

Die Blume der Ruhe

(Entspannung)

 

Mach es dir ganz bequem ... Während du dich räkelst, kannst du schon beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während du diese Stelle ansiehst, kann sie zu verschwimmen beginnen ... Und während das geschieht, hören deine Ohren vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Irgendwann kann jede Bewegung ganz gleichgültig werden und du kannst noch besser zu hören beginnen ... und kannst noch besser zu spüren beginnen ... Und während du immer noch die Stelle anschaust, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

In der Ruhe ist es möglich, sich vieles vorzustellen ... Da kann eine Treppe sein ... eine Treppe, die vor dir immer tiefer hinabführt ... immer tiefer hinein in die Ruhe ... Stufe um Stufe geht es hinab in die Ruhe ... Mit jeder Stufe kann die Ruhe in dir größer werden ... Je tiefer du steigst, umso angenehmer kann sich die Ruhe in dir ausbreiten ... Stufe um Stufe geht es weiter hinab in die Ruhe ...

Mit jeder Stufe kann die Bereitschaft in dir größer werden ... zu lauschen ... der Stimme zu folgen ... Stufe um Stufe ... dorthin hinab, wo die Ruhe immer noch größer wird, und deine Bereitschaft ...

Da ist nur die Treppe, Stufe um Stufe steigst du hinab ... Da ist die Ruhe, die immer noch etwas größer werden kann ... Da ist die Bereitschaft zu lauschen, was sich in der Ruhe ereignet ...

 

Die Treppe endet auf einer Wiese ... Vielleicht kannst du dir die Farben der Blumen vorstellen ... in dir die Ruhe der Wiese spüren ... die Ruhe der bunten Blumen ... die Freude in dieser Ruhe ... blaue Glockenblumen können dort stehen ... weiße Gänseblümchen mit einem gelben Punkt ... Oder Tulpen in ihren vielen Farben ... Ich weiß nicht, welche Blumen du alles sehen kannst ... Das sind die Blumen der Ruhe ... 

Die Sonne scheint angenehm ... Ein leichter Wind kann hier und da wehen ... Von den Bäumen pfeifen hell Vögel ... Vielleicht kannst du manche ihrer Rufe unterscheiden ... Am Himmel treiben Wolken langsam durch das freundliche Blau ...

Wo eine weiße Wolke langsam über das Land zieht, werden die Lieder der Vögel noch schöner ... Die bunten Farben der Blumen vertiefen sich noch ... Eine Welle der Ruhe treibt über das flüsternde Gras ...

Vielleicht kannst du deinen Atem dann besonders gut spüren ... Dein Atem geht ein und aus, Ruhe und Kraft strömen mit dem Atem in dich ... Vielleicht kannst du mit ihnen auch eine Freude spüren ... die in dir schon wächst ... verborgen .. oder schon deutlicher ... die langsam größer wird ...

Im Strom deines Atems tanzt das Schirmchen einer Pusteblume ein Stückchen weiter in den Himmel hinein ... weit unter dem ruhigen Ziehen der Wolken ... das Schirmchen gleitet durch das freundliche Blau ... verliert sich irgendwo in der Ruhe und Langsamkeit ...

Im Strom deines Atems bewegt sich eine Blume ... ganz leicht ... ganz langsam ... Du betrachtest sie genau ... ihre Farben und Formen ... Ob das die Blume der Ruhe ist? ... Vielleicht kannst du spüren, ob von der Blume eine freundliche Ruhe ausströmt ... die alles um sich herum ruhig und freundlich machen kann ...

Vielleicht flattert ein Schmetterling über der Blume ... Wenn er sich setzt, klappt er seine Flügel weit auf ... lässt sie von der warmen Sonne bescheinen ... Vielleicht spürst du etwas von der Wärme seiner Flügel ... oder der Sonne ... oder von dir selbst ...

Warum die Blume der Ruhe, alles um sich herum ruhig machen kann, weiß niemand ... Vielleicht weißt du es, wenn du sie spüren kannst ... und die Ruhe in dir ... Vielleicht ist es nicht wichtig, das zu wissen, vielleicht ist es nur wichtig, die Ruhe zu spüren ... wie angenehm sie ist ... und sie größer werden zu lassen ... so wie du selbst es willst ...

Vielleicht trägst du immer diese Ruhe in dir ... tief in dir ... auch wenn du bald wieder schneller werden wirst ... vielleicht ist so etwas wie eine Blume der Ruhe tief in dir ... und beginnt wie einen Duft Ruhe zu verströmen, wenn du sie berührst ...

 

Vor dir taucht wieder die Treppe auf ... Schritt für Schritt kannst du die Treppe aufwärts steigen, mit jeder Stufe etwas weiter hinauf, in den wachen Raum deines Lebens ...

Mit jeder Stufe, die du steigst, kannst du spüren, wie du wacher wirst ... Die Bilder von der Wiese, den Blumen und der Blume der Ruhe sind weiter in dir, tief geborgen. Du steigst mit ihnen immer schneller aufwärts ins Wache, Stufe um Stufe. Mit jeder Stufe nehmen die Kraft und die Wachheit in dir weiter zu ... Die Ruhe ist immer noch da, tief in dir ... Und die Freude ...

Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Der Baum am See

(Ruhe und Kraft)

 

Mach es dir ganz bequem ... Während du dich räkelst, kannst du schon beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während du diese Stelle ansiehst, kann sie zu verschwimmen beginnen ... Und während das geschieht, hören deine Ohren vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

Ich zähle nun langsam von Fünf bis Null. Die Ruhe in dir kann dabei immer tiefer werden, bis du angenehm ruhig bist ...

Fünf – Du hörst noch die Geräusche um dich ... Jedes Geräusch geschieht in der Stille ... Du spürst die Ruhe um die Geräusche immer stärker werden und alle Geräusche umfangen ...

Vier – Geh in Gedanken durch deinen Körper und versuche überall, die Ruhe zu empfinden ... Vielleicht kannst du schon spüren, wie die Ruhe immer noch tiefer wird ...

Drei – Achte auf deinen Atem ... Er geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ... Du spürst bei jedem Atemzug die Ruhe in dir ...

Zwei – Stell dir ein Bächlein vor ... Das Bächlein läuft durch eine Wiese zwischen Bäumen ... Vielleicht kannst du die Frische und Klarheit des Wassers schon spüren ...

Eins – Stell dir vor, wie das Bächlein in einen See strömt ... Die Frische des Bächleins geht auf in die Ruhe und Tiefe des Sees ...

Null – Stell dir den Himmel über dem See vor ... Langsam treiben weiße Wolken durch das frische Blau ... Stell dir die Ruhe der weißen Wolken vor und spüre in dich hinein, wie du selbst immer noch ruhiger werden kannst ...

 

Am Ufer des Sees steht ein mächtiger Baum ... Auf der einen Seite hängen seine Äste über dem hohen Gras ... auf der anderen Seite hängen seine Äste über dem ruhigen Wasser des Sees ... Manche Zweige berühren das Wasser fast ...

In der Tiefe des Wassers siehst du vielleicht gespiegelte Zweige des Baums ... Wie sie leicht zu zittern scheinen ... Wie in der leichten Bewegung des Wassers ihre Ruhe geborgen ist ... Wie sie selbst vielleicht leicht bewegt werden ... vom Wind ... Wie ihre leichte Bewegung die Ruhe des Wassers noch tiefer macht ...

Der mächtige Stamm des Baums ist tief in der Erde verwurzelt ... Vielleicht kannst du spüren, wie seine Wurzeln gehalten werden ... von der Kraft der Erde ... wie ihre eigene Kraft ihren Halt in der Erde haben ...

Aus der Erde nehmen die Wurzeln Wasser auf ... und Mineralien ... Aus der Erde führen die Wurzeln neue Kraft in den Baum ... Der Fluss dieser Kraft steigt den Stamm hoch ... in die breiten Äste hinein ... den Stamm immer weiter, noch höher ... bis in die Äste ganz oben ... hinein in die Zweige ... Die Kraft der Erde strömt in die Blätter des Baums ...

In einer Astgabel hat ein Vogel sein Nest gebaut ... Da sitzt er nun drin, verborgen unter dem Blattwerk ... und wärmt ein Ei mit seinem Federkleid ... verborgen im Nest auf dem mächtigen Baum ...

Vielleicht kannst du die Ruhe im Ei spüren ... und die Kraft ... wie ein tiefes Atemholen ... während im Ei etwas wächst ...

Vielleicht kannst du die Wärme spüren ... die das Ei sanft umgibt ... die es ganz durchdringt ...

Oben im Baum hat vor Jahren ein Blitz eingeschlagen ... Nun ist die Wunde verheilt ... Über die Narbe läuft ein Marienkäfer ... Gerade bleibt er stehen ... Gerade öffnet er seine Flügel und schwirrt davon, in den offenen Himmel hinein ...

Der Baum ist nach dem Blitzschlag noch stärker geworden ... noch ruhiger geworden ... Seine Ruhe und Stärke sind noch ein Stück weiter hinein in den Himmel gewachsen, aus dem der Blitz kam ...

Auf ein Blatt im Wipfel hat sich ein Schmetterling gesetzt ... Hier ruht er sich aus und lässt sich von der Sonne bescheinen ... Der Schmetterling hat seine Flügel geöffnet ... Das Licht der Sonne wärmt ihn ... Die Wärme strömt durch seinen ganzen Körper ... Das Gefühl der Wärme vertieft seine Ruhe noch ...

Im Wasser des Sees unter dem Baum schwimmen kleine Fische ... Sie schwimmen durch das Licht und den Schatten der Blätter ... Mal blitzen sie in der Sonne auf ... mal werden ihre Leiber dunkel ... Aber ob hell, ob dunkel ... ihre Kraft und Frische und Lebendigkeit sind immer da ... Mal wissen sie es ... mal wissen sie es nicht ... Ihre Kraft ... und Frische ... und Lebendigkeit ... sind immer da ...

Eine Libelle steht über dem Wasser ... Ihre Flügel schlagen so rasend schnell, dass sie gar nicht zu sehen sind ... Wenn ein Lichtstrahl auf den Leib der Libelle fällt, leuchtet sie in allen Farben ... Wenn der Schatten des Baums auf den Leib der Libelle fällt, wirkt sie dunkel ... Ihre Freude ist immer da ... Im Licht und im Schatten ... Manchmal bemerken wir die Freude in uns ... manchmal will sie wie verborgen sein ... Vielleicht, weil sie dann ruhen will ... und wachsen ... Vielleicht, weil sie sich uns später wieder ganz neu zeigen will ...

Die Ruhe und die Kraft des Baums ist einfach da ... Sie muss nichts tun, sie kann einfach hier sein, am See ... mal im Schatten der Wolken ... mal in der Sonne ... Die Ruhe und die Kraft können immer noch wachsen ...

 

Langsam kehrst du nun zurück vom Ufer des Sees und vom Baum in die Ruhe des Raums ... Ich zähle nun von Eins bis Drei und mit jedem Zählen kommst du ein Stück weiter zurück ...

Eins – Du kannst noch der Ruhe und der Kraft in dir nachspüren ... Du spürst in dir vielleicht auch die Freude ...

Zwei – Dein Atem kann nun schneller und tiefer werden ... Achte auf die Geräusche im Raum ... Die Ruhe und die Kraft sind immer noch da ... Und die Freude ...

Drei – Du bist nun wieder ganz hier. Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme dann einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Tier der Ruhe und Kraft

(Ruhe und Kraft, Unterstützung)

 

Mach es dir ganz bequem ... Während du dich räkelst, kannst du schon beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während du diese Stelle ansiehst, kann sie zu verschwimmen beginnen ... Und deine Ohren hören vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

Ich weiß nicht, ob du dir eine Kugel vorstellen kannst ... eine Kugel aus guter, heller Energie ... Die Kugel kannst du vor dir schweben lassen und dabei betrachten ... und freundlich machen ... und stark ... Und wenn sie dir richtig gut gefällt, dann kannst du sie in deinen Körper schweben lassen ... Und du kannst dir vorstellen, wie sich die Kugel in deinem Körper bewegt und überall um sich herum Ruhe und Kraft verbreitet ...

Vielleicht kannst du deinen starken Arm spüren ... und dir die Kugel in ihm vorstellen, die sich unsichtbar bewegt, geheimnisvoll, und um sich herum Ruhe und Kraft verbreitet ... Vom Arm schwebt die Kugel zu deiner Schulter, verbreitet dort Ruhe und Kraft ... und den anderen Arm hinunter, wo sie die Ruhe und Kraft noch stärker werden lässt ... Und hinauf in den Kopf, wo sie Ruhe ausstrahlt, wo die Gedanken zur Ruhe kommen dürfen ... Und hinunter zum Bauch, wo es ruhig wird und warm ... Und in ein Bein hinein, wo sich die Ruhe und Kraft verbreiten, wo die Kugel alles um sich herum noch ruhiger macht ... Und hinab in das andere Bein, in die Ruhe und Kraft, die immer noch stärker werden ... Und langsam gleitet die Kugel wieder zu deinem Bauch, wo sie die Ruhe und die Kraft immer noch weiter verbreitet, wo die Ruhe und die Kraft weit hinausstrahlen in alle Teile deines Körpers ... Vielleicht kannst du die Ruhe und Kraft der Kugel spüren und die Ruhe und Kraft, die sie um sich verbreitet ... Es ist die Ruhe und Kraft in dir ...

 

Aus einer Ruhe kann Kraft und Zuversicht entstehen ... Denn in der Ruhe können sich Gedanken mit vielem beschäftigen ... Manches davon kann einen froh machen ... Manches davon lässt einen freundlich und weit werden ... Manches davon macht einen stark ...

So kannst du an Tiere denken, die dir gefallen. Vielleicht etwa an einen Bären ... An einen großen Bären, voller Ruhe und Kraft ... Du kannst dir sein ruhiges Gesicht vorstellen ... die Bärenschnauze ... die lebendigen, klaren Augen ... Du kannst in diese Augen schauen und die Ruhe und Kraft des Bären empfinden ... der dein Freund sein kann ... der dir helfen kann, wenn du Hilfe brauchst ... oder dem du helfen kannst, wenn er einmal Hilfe braucht ...

Wenn du darauf achtest, siehst du vielleicht, wie ruhig der Bär atmet ... Sein Atem strömt ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ... Wie auch dein Atem strömt, ganz von selbst ... Über die Luft seid ihr miteinander verbunden, die Luft, die jeder atmet ... jeder Mensch und jedes Tier ... die Ruhe der Luft ... ihre leichte Bewegung, die die Ruhe noch tiefer macht ...

Vielleicht ist es dir auch möglich, an ein ganz anderes Tier zu denken ... an ein Eichhörnchen vielleicht ... Vielleicht kannst du dir vorstellen, wie das Eichhörnchen ein Stück den Stamm eines Baumes hinaufklettert ... und dann zurückschaut, dich anblickt ... Es hat ein braunrotes Fell ... einen weißen Bauch ... einen buschigen Schwanz ... große Ohren, die es nun aufrichtet ... große, runde Augen, mit denen es dich immer noch anblickt ...

Du spürst vielleicht seine Lebendigkeit ... und die Ruhe in seiner Lebendigkeit ... Das Eichhörnchen atmet ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig ... Ihr seid über die Luft eures Atems verbunden ... Wenn ihr darauf achtet, spürt ihr vielleicht die Ruhe der Luft ... und ihre Kraft, die Kraft, die sie jedem gibt, der sie atmet ...

Vielleicht kannst du dir auch noch ein ganz anderes Tier vorstellen ... einen Adler vielleicht oder einen anderen Vogel, der in der Luft kreist, sicher im Himmel ... der sich von der Ruhe des Himmels tragen lässt ... das Land weit unter sich ... über sich Wolken und Blau ... Vielleicht kannst du dir vorstellen, auf dem Adler oder mit dem Adler ein wenig zu fliegen, im Himmel ... von der Luft getragen ... frei ... Die Kreise des Adlers machen die Ruhe noch größer ... Du kannst vielleicht seine Kraft spüren ... und die Ruhe in seiner Kraft ...

Auch anderen ist es möglich zu fliegen, einem Schmetterling zum Beispiel ... Er fliegt ganz anders als ein Adler oder eine Schwalbe ... Er flattert mit seinen großen Flügeln und torkelt fast über die Wiese hin ... Vielleicht kannst du eine Fröhlichkeit in ihm spüren ... und eine Ruhe, die unter der Fröhlichkeit liegt und ihn stark macht ...

Der Schmetterling ist ganz leicht ... der Himmel trägt ihn ... Der Schmetterling nimmt die Welt ganz leicht ... Auf einen schweren Stein setzt er sich gern, wenn der von der Sonne warm beschienen ist ... Aber bald flattert er wieder los, unbeschwert in den Himmel ...

So ist es möglich, mit einem Schmetterling fröhlich und leicht zu sein ... und ruhig und stark mit einem Adler ... oder einem Bären ... und lebendig mit einem Eichhörnchen ... Ich weiß nicht, was dir davon am besten gefällt, welches Tier du für eine Zeit am liebsten sein möchtest ... wie im Traum ... vielleicht zu der einen Zeit dieses, zu einer anderen Zeit ein anderes ... immer so, wie es gerade gut ist ... weil alle deine Freunde sein können ... und weil du jedem ein Freund sein kannst ...

Und alle sind verbunden mit der Luft und dem Atem ... mit dem Atem der anderen, der durch dich geht ... und die Ruhe und Kraft an dich gibt ... und die Ruhe und Kraft von dir empfangen kann ...

 

Stell dir nun wieder die Kugel in deinem Körper vor, wie sie Kraft und Wachheit verbreitet, Frische, in deinem Arm ... sie gleitet vom Arm durch die Schulter in den anderen Arm, verbreitet Kraft und Frische ... und nun auch in deinem Kopf ... Stell dir vor, wie die Kugel durch deinen ganzen Körper gleitet und Kraft und Frische verbreitet ... in deinem Bauch ... in den Beinen ... Du sammelst Kraft und bereitest dich vor, gleich wieder ganz klar und wach zu sein ... 

Achte auf die Geräusche im Raum ... Die Ruhe und die Zuversicht und die Frische sind immer noch da ...

Nun kannst du wieder ganz hier im Raum sein. Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme dann einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Deine Höhle

(Ruhe und Kraft, Geborgenheit)

 

Mach es dir bequem ... Schon während du dich noch räkelst, kannst du beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während du diese Stelle ansiehst, hörst du vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

Stell dir eine breite Treppe vor, die vor dir beginnt und immer tiefer führt ... Steig langsam die Treppe hinab, Stufe um Stufe ... Mit jeder Stufe darf die Ruhe in dir größer werden ... Je tiefer du steigst, umso größer wird die Ruhe in dir ... Stufe um Stufe hinab ...

Mit jeder Stufe kann die Bereitschaft in dir größer werden, einfach zu lauschen ... Stufe um Stufe ... dorthin hinab, wo die Ruhe immer noch größer wird ... und deine Bereitschaft ...

Da ist nur der Gang von Stufe zu Stufe hinab ... Da ist die Ruhe und ihre Möglichkeit, immer noch größer zu werden ... Da ist die Bereitschaft zu lauschen, was sich in der Ruhe ereignet ...

 

Am Ende der Treppe kann das Gras einer Wiese wachsen, mit bunten Blumen zwischen dem Grün ... Du kannst Schritt um Schritt durch die Wiese gehen ... Vielleicht zirpen Grillen – und eine Lerche singt ... irgendwo am Himmel ... durch den weiße Wolken ziehen ... hinein in die Ruhe des Blaus ...

Am Ende der Wiese liegt ein Berg ... Felsen türmen sich hoch in den Himmel ... Über dem Gipfel des Bergs wandern Wolken ...

Wenn du ganz genau hinschaust, kannst du vielleicht zwischen zwei Felsen den Eingang einer Höhle erkennen ... Wenn du näher herangehst und in den Eingang trittst, siehst du vielleicht: An den Wänden der Höhle schimmern Kristalle ... Die Höhle ist dunkel, die Höhle ist hell ... die Höhle ist irgendetwas dazwischen ...

Du kannst in die Höhle treten und dich umschauen ... Vielleicht spürst du die Kraft der geheimen Höhle ... Nur du kannst sie finden, niemand kann sonst hinein ... wenn du es nicht willst ...

Langsam gehst du durch deine Höhle und siehst dich um ... Auf einer Felsplatte liegt ein Buch ... Du gehst heran und schaust es dir an ... „Für deine Höhle“, steht auf dem Einband ...

Du schlägst das Buch auf ... Da sind viele Dinge abgebildet: Tische, Stühle, Sofas, Betten, Kleiderschränke, Vasen mit Blumen, Lampen, Uhren, Bücherregale und vieles mehr ... Du berührst ein Sofa im Buch mit dem Finger ... Da erscheint das Sofa in deiner Höhle ... Du ziehst den Finger zurück – das Sofa ist immer noch da ... Du wischt einmal mit dem Finger über das Sofa im Buch – da verschwindet das Sofa in der Höhle wieder ...

Langsam blätterst du nun durch das Buch und schaust dir an, was es alles gibt ... Wenn dir etwas gefällt, drückst du mit dem Finger darauf und es erscheint in deiner Höhle ... Wenn du es dann doch nicht haben möchtest, wischst du mit dem Finger darüber und es verschwindet ...

So blätterst du langsam durch das Buch und richtest dir deine Höhle schön ein ... ...

Du blätterst und überlegst, was du noch brauchen könntest ... Aber du kannst deine Höhle auch später noch einrichten, das Buch liegt immer da ... Jetzt kannst du dich erst einmal hinlegen ... die Augen schließen ... und spüren, wie es sich in deiner Höhle anfühlt ...

Wenn du ganz genau Acht gibst, spürst du vielleicht die Ruhe und Kraft deiner Höhle ... Und du spürst, wie diese Ruhe und Kraft auf dich übergeht, wie sie in dir wächst ...

So kannst du in deiner Höhle liegen, geborgen ... unter dem Zauberlicht ... und spüren, wie du hier geborgen bist und die Ruhe und die Kraft in dir wachsen ...

Irgendwann wirst du die Höhle wieder verlassen wollen ... Du wirst noch einmal durch deine Höhle gehen und dich umschauen ... Das Buch liegt immer noch da ...

 

Langsam gehst du aus der Höhle ... Du gehst über die Wiese ... zur Treppe ... Du schaust die Treppe hinauf ... Da oben ist dein waches Leben ... Was du in dir hast, die Ruhe und Kraft und die Zuversicht ... die kannst du nun diese Treppe nach oben tragen, tief in dir geborgen ...

Schritt für Schritt steigst du aufwärts, mit jeder Stufe etwas weiter hinauf, in den wachen Raum deines Lebens ...

Mit jeder Stufe, die du steigst, kannst du spüren, wie du wacher wirst ... Ruhe und Kraft und Zuversicht können weiter steigen, tief in dir, mit jeder Stufe, die du höher steigst ...

Du steigst mit ihnen aufwärts ins Wache, Stufe um Stufe, mit jeder Stufe nehmen die Ruhe und Kraft und die Wachheit in dir weiter zu ... bis ganz nach oben ...

Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Bewegung der Ruhe

(Entspannung und Kraft)

 

Mach es dir ganz bequem ... Während du dich noch räkelst, kannst du schon beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während du diese Stelle ansiehst, hörst du vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

Stell dir eine Blume vor, eine Blume die dir gut gefällt. Lass sie vor deinem inneren Auge erscheinen und betrachte alle Einzelheiten ... Es ist möglich, dass deine Blume eine Farbe hat – oder mehrere Farben. Stell dir auch die Farbe genau vor ... Vielleicht kannst du die Ruhe der Blume empfinden. Wenn du in dich selbst hineinhörst, vielleicht kannst du dann beginnen, diese Ruhe auch in dir selbst zu finden ... Und spüren, wie sie tiefer wird ...

Stell dir die Blütenblätter der Blume vor, ob sie glatt oder gefaltet sind ... Vielleicht kannst du dir sogar vorstellen, ein Blütenblatt zu berühren, wie sich das anfühlt, weich oder fest oder beides oder irgendwie anders ... Vielleicht kannst du dir sogar den Duft der Blume vorstellen, ganz in dir selbst ... Wo die Ruhe immer noch tiefer wird, wo sich die Ruhe immer mehr ausbreitet ...

 

Über die Blume streicht ein Wind ... nur eine leichte Bewegung ... die weitergeht, durch die Luft ... die vielleicht etwas mit sich trägt ... kleine Dinge, wie Blütenstaub ... Staubflocken, die in der Luft tanzen ... vielleicht auch einen Schmetterling, der vom Wind getragen wird und dessen Flügel den Wind leicht bewegen ... Alles in der leichten Bewegung der Luft ... Vielleicht auch ein angenehmer Duft ... ich weiß nicht, wonach ...

In der leichten Bewegung ist eine Ruhe ... und eine Lebendigkeit ... die es auch in jedem Atem gibt ... sogar im Atem des Schmetterlings ... oder in deinem eigenen Atem ... eine Ruhe und Kraft, die verwandt mit dem Himmel ist ... vielleicht auch mit den Wolken, die unaufhaltsam durch den Himmel ziehen ... niemand weiß, wohin ...

Weil hinter jeder kleinen Bewegung die Ruhe ist ... und hinter der Ruhe die Kraft und Lebendigkeit ... Wenn ein Reh, das gerade noch durch den Wald gerannt ist, langsamer wird, wenn es stehenbleibt und sich hinlegt, wenn es liegt und in sich hineinhört, dann zeigt sich diese Ruhe und Kraft ...

Wenn ein Vogel aus dem Himmel in sein Nest fliegt und sich niederlässt und in sich hineinlauscht, dann zeigt sich diese Ruhe und Kraft ... die vorher auch schon da war ...

Wenn ein Löwe, der gerade noch durch das Gras gerannt ist und nun zu seinem Rudel kommt, sich hinlegt, die Augen schließt ... wenn der Löwe schnurrt und in sich hineinlauscht, dann zeigt sich diese Ruhe und Kraft ... die immer da ist, die sich aber manchmal verbirgt ... gerade wenn man sie brauchen kann ... die man aber wiederfinden kann, wenn man in sich hineinlauscht, auf die Ruhe und Kraft ...

Die leichte Bewegung der Luft ist wie dein Atem ... dein Atem aber geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ... Zwischen den Atemzügen ist Stille ... einen kleinen Moment nur vielleicht ... einen kleinen Moment auf der Schaukel des Atems ist Stille ...

In diesem Moment tanzen die Staubflocken weiter im Raum ... In diesem Moment ist der Atem immer noch da ... in sich selbst geborgen ... dort schöpft er Kraft, wo die Ruhe ist ...

Auf einen der tanzenden Staubflocken kann ein Lichtstrahl fallen, aus dem Himmel ... ein Lichtstrahl kann den Staub erleuchten, einen Moment ... während er immer noch tanzt, auch wenn der Lichtstrahl schon wieder verschwunden ist, weil eine Wolke vor die Sonne zog ... in einer leichten Bewegung ...

Auch auf die Blumen ist der Schatten der Wolke gefallen ... Die Blumen bleiben trotzdem geöffnet, hinein in den Himmel ... während die Wolke weiterzieht ... und bald ... das Licht sich wieder zeigt ... und die Ruhe des Lichts ... die auch die Ruhe in dir ist ... und die Kraft ...

 

Langsam kehrst du nun zurück in den Raum ... Die Ruhe ist weiter in dir. Und die Kraft. Du spürst vielleicht, wie die Kraft in dir stärker wird. Dein Atem kann nun schneller und tiefer werden ... Achte auf die Geräusche im Raum ... Die Ruhe ist immer noch da ...

Nun kannst du wieder ganz hier im Raum sein. Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme dann einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Ruhebild finden

(Ruhe und Kraft)

 

Mach es dir bequem ... Und schon während du dich noch räkelst, kannst du beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während das geschieht, hören deine Ohren vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

Wenn du darauf achten willst, spürst du deinen Atem gehen, ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ... Du spürst, dass es ganz einfach sein kann, auszuatmen und beim Ausatmen die Luft loszulassen, dass sie einfach im Raum verschwindet ...

Und während der Atem in dir immer wieder neu entsteht und vergeht, könnte es in dir immer ruhiger werden ... Da könnte in dir eine gute Ruhe entstehen, in der Bilder aufsteigen und Platz haben, sich zu entfalten ... So kann es ganz einfach sein, eine Weile in Bildern zu leben ...

 

Unter den vielen Bildern in dir sind manche schön und andere weniger schön ... manche sind ruhig und andere sind weniger ruhig ... Und es ist dir vielleicht möglich, nach einem bestimmten Bild zu suchen ... Eine Landschaft darf es sein, in der Ruhe ist – und Kraft ... Vielleicht hat die Landschaft mit Bergen zu tun ... vielleicht auch mit Wasser, mit einem Fluss oder einem See ... Vielleicht ist da ein schöner Wald, in dem du dich wohl fühlst ... Oder eine Wiese ...

Es kann ganz einfach sein, an verschiedene Landschaften zu denken und sich vorzustellen, welche davon die meiste Ruhe für dich enthält ... und gleichzeitig, unter der Ruhe, die meiste Kraft ...

So wie ein Fluss Ruhe enthält und alles an seinen Ufern ruhig machen kann, auch dich und mich – aber auch Kraft enthält ... was sich an einem Stauwehr zeigen kann, wenn aus der Kraft des Flusses Strom wird, der in Leitungen zu den Häusern der Stadt geht, um dort Wasser heiß zu machen oder Licht zu geben oder den Fernseher tönen zu lassen ...

Auch ein See enthält Ruhe und Kraft ... oder eine Wiese in den Bergen ... oder ein Wald ... oder eine Wiese im Tal ... oder eine Höhle ... oder eine Insel ...

Stell dir einfach die Landschaften vor – und wieviel Ruhe und Kraft du in ihnen spüren kannst ... Bei der einen Landschaft ist es mehr, bei der anderen weniger ...

Und vielleicht kannst du dir sogar die Landschaft ganz genau vorstellen, die die meiste Ruhe und Kraft für dich enthält ... Das ist deine Landschaft ... deine Landschaft allein ...

Du kannst dir Töne in der Landschaft vorstellen, die die Ruhe und Kraft noch tiefer machen ... Farben ... vielleicht auch Düfte ...

Etwas an dieser Landschaft ist vielleicht besonders ruhig ... Wenn du darauf achtest, kannst du es noch größer und wichtiger machen ... Denn alles, worauf du achtest, wird sofort etwas größer und wichtiger ... so hast du Macht über alle Größe und Wichtigkeit ...

Und etwas an deiner Landschaft ist vielleicht besonders kraftvoll ... Wenn du darauf achtest, kannst du es noch größer und wichtiger machen ... Vielleicht spürst du sogar, wie etwas von seiner Kraft auf dich übergeht, wie du seine Kraft in dir spüren kannst und diese Kraft ein wenig ihre Kraft mit dir teilt ... wie sie dir Kraft gibt ...

Es ist schön zu wissen, was man sich vorstellen kann, damit man selbst ruhiger und kraftvoller wird ... Du kannst dir deine Landschaft vorstellen ... Vielleicht kannst du ihr einen Namen geben ... oder einfach so an sie denken ... wenn du es schön findest ... und wenn du willst, dass die Ruhe und die Kraft in dir wachsen ...

 

Wenn du darauf achtest, spürst du noch immer den Atem in dir ... Dein Atem strömt ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ...

Langsam kehrst du zurück in den Raum ... Die Ruhe ist weiter in dir. Und die Kraft. Du spürst vielleicht, wie die Kraft in dir stärker geworden ist. Dein Atem kann nun schneller und tiefer werden ... Achte auf die Geräusche im Raum ... Die Ruhe ist immer noch da ...

Nun kannst du wieder ganz hier im Raum sein. Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme dann tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Das Haus und die Puppe

(Ruhe und Kraft, Zuversicht) 

 

Mach es dir ganz bequem ... Und schon während du dich noch räkelst, kannst du beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während du diese Stelle ansiehst, kann sie zu verschwimmen beginnen ... Und deine Ohren hören vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

Stell dir eine breite Treppe vor, die vor dir beginnt und immer tiefer führt ... Steig langsam die Treppe hinab, Stufe um Stufe ... Mit jeder Stufe kann die Ruhe in dir größer werden ... Je tiefer du steigst, umso größer wird die Ruhe in dir ... Stufe um Stufe hinab ...

Mit jeder Stufe kann die Bereitschaft in dir größer werden, einfach zu lauschen ... der Stimme zu folgen ... Stufe um Stufe ... dorthin hinab, wo die Ruhe immer noch größer wird ... und deine Bereitschaft ...

Da ist nur der Gang von Stufe zu Stufe hinab ... Da ist die Ruhe und ihre Möglichkeit, immer noch größer zu werden ... Da ist die Bereitschaft zu lauschen, was sich in der Ruhe ereignet ...

 

Am Ende der Treppe liegt eine Wiese ... In der Wiese steht ein Haus ... Die Tür des Hauses steht offen ... An der Tür hängt ein Schild, darauf steht: „Herein!“ ... So kannst du eintreten und sehen, was es im Haus alles gibt.

Im ersten Raum steht ein Tisch. Auf dem Tisch siehst du eine Puppe, die sich von selbst bewegt ... sie schlenkert wirr die Arme und Beine ... als sei sie durcheinander ... oder sehr aufgeregt ... Ihr Rücken ist krumm, als würde sie sich ducken ... Ob sie wohl Angst hat? ...

In diesem besonderen Haus, in diesem besonderen Raum kannst du vielleicht mit deinen Händen über der wirren Puppe ein Dach bilden ... und dir vorstellen, wie sich aus deinen Händen Ruhe und Kraft auf die Puppe ergießen ... wie ein Feld aus guter Energie vielleicht ... oder wie ein Segen ... So kannst du dir vielleicht vorstellen, wie die Puppe ruhiger wird ... wie ihre Bewegungen immer runder und schöner werden ... wie ihr Rücken gerader wird ... wie sich ihre Gesichtszüge glätten ...

Aus deinen Händen kann immer noch Ruhe und Kraft auf die Puppe gleiten ... die Puppe kann sich bald wunderschön bewegen, wie in einem Tanz ... Wenn du genau hinschaust, kannst du vielleicht auch schon eine Veränderung ihrer Gesichtszüge bemerken ... vielleicht ein Lächeln ...

Und wenn du noch einmal genauer hinschaust, vielleicht entdeckst du dann eine Ähnlichkeit der Puppe mit jemandem, den du kennst ... oder auch nicht ... das kannst nur du selbst sehen ...

Du betrachtest die schönen, runden Bewegungen der Puppe und kannst dich mit ihr freuen, wie gut sie sich verändert hat ... unter der Ruhe und Kraft deiner Hände ...

Wenn du willst, kannst du aus deinen Händen nun eine andere Kraft strömen lassen ... die macht die Puppe etwas größer ... und du siehst, dass sie noch mehr zu lächeln beginnt ... Und vielleicht siehst du auch, dass ihr Rücken nun ganz gerade wird, dass sie sich überhaupt nicht mehr ducken muss ... nun, wo sie spürt, dass sie wachsen kann ... jeden Tag wachsen ... immer ein Stückchen mehr ...

Jeder Baum wächst jeden Tag ein Stückchen, aber das sieht man nicht gleich ... Erst nach vielen Tagen sieht man, dass er immer gewachsen ist ... Auch jedes Kind wächst jeden Tag ein Stückchen, wird größer, wird stärker, wird mutiger, traut sich mehr ... Wie schön muss es sein, das jeden Tag in sich spüren zu können, auch wenn es jeden Tag nur ein wenig ist ... weil man es bald sehen kann ... und jeder es weiß ...

Die Puppe hat schon zu strahlen begonnen, unter der Kraft deiner Hände ... Sie tanzt ihren Tanz, mit diesem Gesicht, das dir vielleicht doch bekannt vorkommt ... einem strahlenden Gesicht ... Vielleicht kann sie spüren, dass sie jeden Tag ein bisschen wächst, dass sie jeden Tag ein bisschen mehr kann und dass alle das sehen können, wenn sie ihren Tanz betrachten ...

 

Lass nun die Puppe tanzend zurück ... Langsam verlässt du das Zimmer und das Haus ... Du gehst über die Wiese ... zur Treppe ... Du schaust die Treppe hinauf ... Da oben ist dein waches Leben ... Was du in dir hast, die Ruhe und Kraft und die Zuversicht ... kannst du nun diese Treppe nach oben tragen, tief in dir geborgen ...

Schritt für Schritt steigst du aufwärts, mit jeder Stufe etwas weiter hinauf, in den wachen Raum deines Lebens ...

Mit jeder Stufe, die du steigst, kannst du spüren, wie du wacher wirst ... Ruhe und Kraft und Zuversicht können weiter steigen, tief in dir, mit jeder Stufe, die du höher steigst ...

Du steigst mit ihnen aufwärts ins Wache, Stufe um Stufe, mit jeder Stufe nehmen die Ruhe und Kraft und die Wachheit in dir weiter zu ... bis ganz nach oben ...

Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Bilder der Ruhe

(Ein Bild der Ruhe finden und stärker machen)

 

Mach es dir ganz bequem ... Schon während du dich räkelst, kannst du beginnen, dich wohlzufühlen und ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während das geschieht, hören deine Ohren vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ...

Wenn du darauf achten willst, spürst du deinen Atem strömen, ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ... Du spürst, dass es ganz einfach sein kann, auszuatmen und beim Ausatmen die Luft loszulassen, dass sie einfach im Raum verschwindet ...

Und während der Atem in dir immer wieder neu entsteht und vergeht, könnte es in dir immer ruhiger werden ... Da könnte in dir eine gute Ruhe entstehen, in der Bilder aufsteigen und Platz haben, sich zu entfalten. So kann es ganz einfach sein, eine Weile in Bildern zu leben ...

 

Unter den vielen Bildern in dir sind auch Bilder der Ruhe ... Ich weiß nicht, was für Bilder dabei sind ... Ich weiß auch nicht, ob du dir ein Bild davon besonders gut vorstellen kannst ... ein Bild, in dem du die Ruhe besonders gut spürst ... von einer ruhigen Landschaft vielleicht ... oder einer Schaukel ... oder einer Blume ... oder einem ruhigen Tier ... oder den Wolken ... oder etwas ganz anderes, was nur du selbst wissen kannst ...

Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass du die Ruhe in dir mit deinem Bild stärker machen kannst ... dass du sie tiefer machen kannst ... ruhiger ... Denn alles, was man sich vorstellen kann, das kann man auch in der Vorstellung verändern ... Wenn du dir dein Bild der Ruhe vorstellst, dann kannst du damit beginnen, es ein wenig zu ändern ... nur ein wenig ... ein wenig ist oft besser als viel ... weil es leichter ist ... und die Ruhe ist leicht ...

So kannst du in deinem Bild der Ruhe die Farben verändern, nur ganz leicht, damit es noch ruhiger wird ... Vielleicht probierst du einfach ... oder du weißt schon, wie die Farben sein müssen, damit es noch ruhiger in dir wird ... Und wenn du etwas geändert hast, dann achtest du darauf, ob es damit auch wirklich ruhiger geworden ist ...

Du kannst in deinem Bild auch die Töne verändern, falls Töne dabei sind, ganz leicht, damit es noch ruhiger wird ... Du kannst die Töne seltener machen und leiser ... Du kannst spüren, wie sich die Ruhe mit den Tönen verändert und die Töne so lassen, wie es am ruhigsten ist ...

Du kannst in deinem Bild auch die Geschwindigkeit ändern ... Du kannst das, was passiert, langsamer machen ... ganz leicht ... Wenn Wolken am Himmel treiben, kannst du sie langsamer treiben lassen ... Wenn Wellen sich bewegen, kannst du sie sich langsamer bewegen lassen ... Wenn ein Tier sich bewegt, kannst du es sich langsamer bewegen lassen ... und beobachten, wie es in der Langsamkeit ruhiger wird ...

Du kannst in deinem Bild auch die Helligkeit verändern ... ganz leicht ... Du kannst ausprobieren, ob es ruhiger wird, wenn du es ein wenig heller oder ein wenig dunkler machst ... Und du kannst spüren, wie sich die Ruhe dabei verändert ... Vielleicht gefällt es dir besser und lässt dich die Ruhe besser spüren, wenn es ein wenig heller ist ... Vielleicht gefällt es dir besser und lässt dich die Ruhe besser spüren, wenn es ein wenig dunkler ist ...

Vielleicht findest du noch anderes, was du an deinem ruhigen Bild verändern kannst, damit es noch ruhiger wird ... Wenn du die Ruhe in dir spürst, dann weißt du auch, dass du verändern kannst, wie du dich fühlst ... Dass du die Ruhe größer werden lassen kannst ... Dass du die Ruhe und die Leichtigkeit in dir spüren kannst ...

 

Wenn du darauf achtest, spürst du noch immer den Atem in dir ... Dein Atem strömt ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ...

Langsam kehrst du zurück in den Raum ... Die Ruhe ist weiter in dir. Und die Kraft ... Du spürst vielleicht, wie die Kraft in dir stärker geworden ist ... Dein Atem kann nun schneller und tiefer werden ... Achte auf die Geräusche im Raum ... Die Ruhe ist immer noch da ...

Nun kannst du wieder ganz hier im Raum sein. Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme dann einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Das Ei

(Ruhe und Kraft, Zuversicht)

 

Mach es dir ganz bequem ... Und schon während du dich noch räkelst, kannst du beginnen, angenehm ruhiger zu werden ... Und deine Augen können beginnen, eine Stelle im Raum vor dir zu suchen, an der sie verweilen möchten ... Und während du diese Stelle ansiehst, kann sie zu verschwimmen beginnen ... Und deine Ohren hören vielleicht Geräusche um dich ... aus dem Raum ... oder von draußen ... oder anderswoher ... Und während du immer noch die Stelle betrachtest, kann sie immer gleichgültiger werden ... Und dann kann es gut sein, dass du, irgendwann, die Augen schließen möchtest und dass es sich gut anfühlt, die Augen zu schließen, so wie man die Augen schließt, um eine Geschichte zu hören ... 

Stell dir vor, dass du in einer Hängematte liegst ... Die Hängematte schaukelt ganz leicht, fast unmerkbar ... angenehm ... Du kannst dich in ihr geborgen fühlen ... Stell dir vor, wie das Schaukeln der Hängematte ein wenig stärker wird ... angenehm ... Vielleicht schaukelt die Hängematte im Rhythmus deines Atems hin und her ... Vielleicht kannst du die Ruhe der Hängematte spüren. Und die Ruhe in dir ... Wie sie immer noch ruhiger wird ... Wie sie in dir wächst ... Mit jedem Hin und Her kann die Ruhe in dir wachsen ... Mit jedem Hin und Her kannst du noch tiefer in die Ruhe gleiten ... 

 

Noch tiefer in die Ruhe gleiten, wie der Wind über das Gras gleitet, angenehm ... über das Meer des Grases ... Auch über das Meer des Wassers gleitet der Wind ... vielleicht kannst du es dir vorstellen ... wie dort eine Schule von Walen zieht ... durch die Weite ... 

Die Wale scheinen vom Himmel aus klein ... kleine Körper in weißer Gischt und dem unendlichen Blau des Meeres ... Aber wenn du sie dir aus der Nähe vorstellen kannst, dann siehst du, wie mächtig sie sind ... Wenn du darauf achten kannst, dann spürst du ihre Ruhe ... und ihre Kraft ...

Vielleicht ist es schwer, vielleicht auch ganz leicht, sich die Ruhe und die Kraft vorzustellen ... so leicht, wie ein Albatros fliegt, ein gewaltiger Vogel, die Federn des Körpers ganz weiß ... die Federn der langen Flügel dunkel ...

Der Albatros kreist über den Klippen, wo sein Nest ist ... Er steigt immer höher – und fliegt nun weit über das Meer ... Vielleicht kannst du dir das Brausen des Himmels vorstellen ... Der Albatros wird getragen vom Himmel ... Seine Ruhe und Kraft werden getragen vom Himmel ...

In einer Felsspalte der Klippen ist eine Höhle ... Dort hat ein Albatrospaar ein Nest gebaut ... Ein Ei liegt darin ... Ein Albatros wärmt es mit seinem Leib ... Vielleicht spürst du die Wärme des Eis ...

Der brütende Albatros bedeckt das Ei ganz ... Er ist viel größer ... Aber im Ei ist ein Geheimnis verborgen ... das wachsen kann ... das so groß werden kann wie der Albatros, der es bebrütet ... Im Kleinen ist das Große schon ganz enthalten ... Es braucht nur Zeit, dass sich seine Ruhe und Kraft ganz entfalten können ... Vielleicht kannst du ihm helfen, seine Ruhe und Kraft wachsen zu lassen ...

Der brütende Albatros sitzt schon Tage auf dem Ei ... Er hat eine große Geduld ... Ob ihm manchmal langweilig ist, wenn er nur sitzt und brütet? ... Oder ob er dann träumt und die Ruhe und Kraft im Ei wachsen spürt? ...

Vielleicht lässt er geduldig die Ruhe und Kraft in sich selbst groß werden, damit sie auch im Ei wachsen können ...

Vor vielen Jahren ist der Albatros selbst aus einem Ei geschlüpft ... Ob er manchmal daran denkt? ... Damals war er klein und hilflos ... gerade mal, dass er die Eischale mit seinem Schnabel zerschlagen konnte ... herauskriechen konnte ... mehr nicht ... Jetzt ist er groß und kann selbst nach Fisch jagen ... Ob er noch daran denkt, wie er sich damals gefühlt hat? ... Ob er damals die Zuversicht gespürt hat, tief in sich, obwohl er ganz klein war? ... Jetzt kennt er die Zuversicht ...

Von draußen ist das Meer zu hören – und Vogelschreie ... Das Ziehen der Wolken hört niemand ... Es ist unaufhaltsam ... ganz in der Ruhe und Kraft ...

Vielleicht spürst auch du etwas davon in dir ... wie es da ist ... und wachsen kann ... wie die Ruhe und Kraft in dir lebendig sind ... wenn du an sie denkst ... und wie du sie größer machen kannst ...

 

Stell dir wieder die Hängematte vor, ihr leichtes Schaukeln ... Mit jedem Hin und Her kannst du spüren, wie die Kraft in dir stärker wird, wie du immer mehr in den Raum zurückkommst ... Die Ruhe ist immer noch da ... Du spürst vielleicht, wie die Kraft in dir stärker wird. Dein Atem kann nun schneller und tiefer werden, du kannst Kraft mit ihm sammeln und dich vorbereiten, gleich wieder ganz klar und wach zu sein ... Achte auf die Geräusche im Raum ... Die Ruhe ist immer noch da ...

Nun kannst du wieder ganz hier im Raum sein. Wenn du soweit bist, dass sich die Augen öffnen möchten, dann lass das einfach geschehen ... Atme dann einmal tief durch! Reck dich und streck dich ...

 

Mut

 

Eine gewisse Schüchternheit oder Angst oder einfach Unsicherheit sind ganz normal und sogar hilfreich. Wer Angst nicht kennt, wird immer wieder in Schwierigkeiten geraten. Die Fähigkeit, Angst zu empfinden, gehört zu unseren Gaben, sie ist im Grunde ein Segen, denn sie hält uns auf Abstand von manchen Gefahren.

Zum Problem werden Schüchternheit und Ängste, wenn sie das Verhalten von Kindern einschränken, wenn sie Kinder von ganz normalen Erfahrungen und Bekanntschaften fernhalten, wenn sie ein Grundgefühl der Bedrohung und des Versagens über das Leben legen und es damit verdüstern. 

„Kinder und Erwachsene brauchen Ängste, um Gefahren erkennen zu können und diesen aus dem Weg zu gehen. So ist es beispielsweise nicht klug, einen fremden Hund, der vor einem Geschäft angebunden ist, zu streicheln oder ihm gar ins Maul zu fassen. Auch sollte man nicht einfach auf eine befahrene Straße laufen, ohne vorher zu schauen, ob sich ein Fahrzeug nähert. Angst hilft uns also, Schaden von uns abzuwenden, sie bewirkt Vorsicht.

Erhöhte Aufregung zeigt Kindern Grenzsituationen, Situationen, die es zu bewältigen gilt. Wenn die Aufregung zeitlich begrenzt und nicht zu stark ist, setzt sie die psychische und körperliche Leistungsfähigkeit manchmal sogar herauf. Ist ein Schulkind beispielsweise vor einer Klassenarbeit oder Prüfung aufgeregt, so fallen ihm nicht selten neue hilfreiche Gedanken und Lösungswege ein. Wenn die Aufregung zu stark wird, wenn keine Bewältigungs- oder Fluchtmöglichkeiten vorhanden sind, kommt es zu Angst. Das Überwinden von Angst, Handeln trotz Angst, nennt man Mut. Mut ist nicht das Gegenteil von Angst, sondern etwas, das Angst voraussetzt. Freisein von Angst, das ist kein Mut. Nach dem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm wäre es einfach nur Dummheit. Als Psychologen würden wir es heute als einen emotionalen Defekt bezeichnen.“ (Friedrich & Friebel 2011)

Kinder mit übertriebener Schüchternheit oder Ängsten werden vor allem durch Rückhalt unterstützt, durch Eltern, die ihnen helfen, gute Erfahrungen zu machen und so die Furcht vor dem was alles passieren könnte zu verlieren. Positive Erfahrungen sind das wichtigste Mittel im Kampf gegen Ängste und Schüchternheit. Aus einem sicheren Rückhalt heraus und dem Gefühl, geliebt und geschätzt zu werden, können Kinder sich leichter solchen Erfahrungen zuwenden.

Oft stehen Kindern ungünstige Vorstellungen im Weg, die sie sich von der Welt und von sich selbst machen. Hier können Geschichten helfen und die Kinder dazu bringen, ihre Einstellungen zu verändern, sich mehr zu trauen, Mut und Selbstbewusstsein zu entwickeln oder zu verbessern.

In den vorliegenden Trance-Geschichten erfolgt zunächst eine tiefe Entspannung. Denn in der Entspannung sind wir aufnahmebereiter. Wir können uns besser öffnen und Angebote leichter annehmen.

Nach der Entspannung erfolgt eine Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten von Ängsten oder von Schüchternheit und Unsicherheit. Manchmal werden dabei Ängste und Gegenmittel direkt angesprochen, manchmal versteckt oder in Form von Parabeln. Im Zustand der tiefen Entspannung reichen Worte tiefer als im normalen Gespräch oder bei den guten Ratschlägen an der Tür, wenn das Kind mit den Gedanken schon ganz woanders ist oder meint, sich verteidigen zu müssen. In den Trance-Geschichten werden die Gedanken des Kindes mit psychologisch fundierten Formulierungen geleitet und in eine Bereitschaft für mehr Aktivität und offeneres Auftreten versetzt.

Am Ende jeder Geschichte kommt das Kind wieder aus der Trance zurück.

Trance-Geschichten können zu einem offeneren und mutigeren Auftreten von Kindern beitragen. Wichtig ist, dass Eltern das in den Trance-Geschichten Erfahrene auch im Alltag umzusetzen helfen, durch viel Liebe und durch die Vermittlung eines Gefühls des bedingungslosen Rückhalts, eines sicheren Hafens für das Kind. Und mit Geduld. Denn Veränderungen brauchen Zeit. Wir können uns und unseren Kindern diese Zeit lassen.

 

Wege

(Gelassenheit, Zuversicht)

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739373669
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Dezember)
Schlagworte
Kindergeschichten Trance Selbstbeherrschung Ruhe Konzentration Trance-Geschichten Aggressivität Mut Kraft Schlaf Meditation autogenes Training

Autor

  • Volker Friebel (Autor:in)

Der Autor Dr. Volker Friebel (*1956) ist promovierter Psychologe und Autor von Veröffentlichungen zu Entspannung, Gesundheit, Sprache und Musik sowie Texten literarischer Art. Selbstständig tätig, lebt er in Tübingen.
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Titel: Trance-Geschichten für Kinder