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Mann, oh Mann

Bedienungsanleitung und fantastische Reise des Herrn K

von Brigitte Kaindl (Autor:in) Brenda Leb (Autor:in)
302 Seiten

Zusammenfassung

"Mann, oh Mann!" ist eine nicht ganz ernst gemeinte, humorvolle Studie über weibliche Bedienungsfehler im trauten Heim. Es besteht aus zwei Büchern und beginnt mit einer detaillierten ‘Bedienungsanleitung für Herrn K’. Wie fruchtbringend diese tatsächlich ist, liest man anschließend im zweiten Buch: ‘Die fantastische Reise des Herrn K’. Buch 1: „Bedienungsanleitung für Herrn K“: Funktionierende Rezepte um den eigenen Mann zu verstehen gibt es nicht? Na, dann lassen Sie sich aber mal überraschen. Buch 2: Die fantastische Reise des Herrn K“: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Wenn Herr K eine Reise tut, kann Frau K gleich ein ganzes Buch schreiben. Und das tat sie. Was daraus wurde? Ein Reisebericht? Nein, eigentlich nicht! Ein Krimi? Ein Drama? Oder aber eine Komödie? Ja, das kommt viel näher. Von überall ein bisschen was halt. Immerhin: Was Frau K mit ihrem Herrn K auf dieser Reise erlebte, will man eigentlich wirklich lieber nicht erleben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Brigitte Kaindl

Mann, oh Mann!

Bedienungsanleitung und

fantastische Reise des Herrn K

Buch

Mann, oh Mann! Dieses Buch ist eine humorvolle Studie über weibliche Bedienungsfehler mit dem Ziel, Bürgerkriege im trauten Heim zu vermeiden. Es besteht aus zwei Büchern und beginnt mit einer detaillierten ‘Bedienungsanleitung für Herrn K’. Wie fruchtbringend diese tatsächlich ist, liest man anschließend im zweiten Buch: ‘Die fantastische Reise des Herrn K’. Nicht ganz ernst gemeint, mit einem schelmischen Grinsen, aber liebevoll von Frau K geschrieben.

Buch 1: „Bedienungsanleitung für Herrn K“: Funktionierende Rezepte um den eigenen Mann zu verstehen gibt es nicht? Na, dann lassen Sie sich aber mal überraschen.

Buch 2: Die fantastische Reise des Herrn K“: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Wenn Herr K eine Reise tut, kann Frau K gleich ein ganzes Buch schreiben. Und das tat sie. Was daraus wurde? Ein Reisebericht? Nein, eigentlich nicht! Ein Krimi? Ein Drama? Oder aber eine Komödie? Ja, das kommt viel näher. Von überall ein bisschen was halt. Immerhin: Was Frau K mit ihrem Herrn K auf dieser Reise erlebte, will man eigentlich wirklich lieber nicht erleben.

Autorin

Brigitte Kaindl wurde 1960 geboren und arbeitete bis zu ihrem Ruhestand in einem großen Versicherungsunternehmen.

Die Musikerin und Autorin ist verheiratet mit Herrn K, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und lebt in ihrer Heimatstadt Wien.

Ihre Bücher

  • „Mein Weg aus dem Fegefeuer“, Untertitel: „Missbrauch, Leid in der Dunkelheit“ (2018 unter dem Pseudonym „Brenda Leb“) Autobiografie

  • „Das Echo des Herzens“ (2019), Roman

  • „Das Echo des Rosenmordes“ (2020), Roman

  • „Das Echo von Gottlieb“ (2020), Roman

  • „Christians Geheimnis“ (2020), Sammelband 3 Romane der Echo-Trilogie

  • „Der Tote und das Gänseblümchen“ (2021), Roman

  • „Der Tod der Braut“ (2021), Roman

  • „Der Mörder und die Wildrose“ (2022), Roman

  • „In einem Meer voll Tränen“ (2021), Roman

  • „Der Mörder und die Wildrose“ (2022), Roman

  • „Der Tod des Bräutigams“ (2023), Roman

Impressum

© urheberrechtlich geschütztes Material

Text von Brigitte Kaindl © Copyright by Brigitte Kaindl

www.brigittekaindl.at

Alle Rechte vorbehalten

Cover und Illustrationen von Sabineee Berger.

Homepage: www.bumaku.at


BUCH 1

Bedienungsanleitung für Herrn K

Schrift

Brigitte Kaindl


Vorwort

Herr K ist mein Gemahl. Und zwar der beste von allen. Zumindest für mich. Es klingt für Sie sicherlich befremdend, dass ich eine Bedienungsanleitung für meinen Ehemann schreibe. Ja, das verstehe ich. Total grotesk muss sich das für Sie anhören. Deshalb begründe ich zuerst, warum ich es tu: Ich finde einfach, es sollte für jeden Mann eine Bedienungsanleitung geben. Immerhin, für jede Waschmaschine, jeden Videorekorder gibt es Gebrauchsanleitungen, warum dann nicht auch für das wichtigste Utensil im Haushalt einer Frau? Immerhin ist doch gerade diese so wichtig! Es ist aus meiner Sicht einfach notwendig, zu verstehen, wie 'Mann' funktioniert, damit wir Frauen Bedienungsfehler vermeiden! Immerhin können Fehler in der Benutzung sowohl bei einem Geschirrspüler als auch beim Gemahl schwerwiegende Folgen haben. Wenn ich beispielsweise den Geschirrspüler ohne Wasser in Betrieb nehme, brennen die Sicherungen durch und ich habe mit dieser gedankenlosen Aktion meinem so dienlichen Haushaltshelfer den Todesstoß gegeben. In der Bedienungsanleitung steht nämlich eindeutig, dass der Geschirrspüler ohne Wasser nicht in Betrieb gehen darf.

Wenn ich auf genauso grundsätzliche Bedürfnisse von Herrn K keine Rücksicht nehme und ihn behandle, wie den Geschirrspüler ohne Wasserzufuhr, kann es auch bei ihm vorkommen, dass die Sicherungen durchbrennen. Das kann bei Herrn K genauso schwerwiegende Folgen haben, wie beim Geschirrspüler, vielleicht sogar noch unangenehmere. Natürlich brennen einem Mann auch manchmal ohne Bedienungsfehler die Sicherungen durch. Doch auf diesen unangenehmen Umstand der äußerst reizbaren männlichen Psyche werde ich in meinem Buch gesondert hinweisen. Meist handelt es sich aber um einfache, vermeidbare Bedienungsfehler, und wenn es nur der ist, nicht in der erforderlichen Einfühlsamkeit darauf Rücksicht zu nehmen, wie reizbar Männer sind. Weil man die Funktionalität jedes Gerätes viel besser versteht, wenn man auch den technischen Aufbau erkennt, versuche ich die Bedienungsanleitung für Herrn K ähnlich aufzubauen. Ich beschreibe also auch den technischen Aufbau. Nein, pardon, das klingt jetzt unhöflich. Taktvoller formuliert: Ich beschreibe die seit Urzeiten genetisch vererbte Zusammensetzung von körperlichen und psychischen Eigenschaften, sowie die daran angepasste Geisteshaltung des Mannes. Indem ich mich mit der Denkart des Mannes und der Motivation seiner Handlungen beschäftige, wird eine Grundsätzlichkeit offensichtlich: 'Mann' funktioniert in keiner Weise wie eine Frau! Nicht einmal ansatzweise!Wer diesen Grundsatz nicht bedenkt, begeht aus Unerfahrenheit schon den größten Bedienungsfehler. In Fallbeispielen werde ich in diesem Buch meine Bedienungsfehler und deren weitreichende Folgen beleuchten, die sich meist nur aufgrund des Umstandes ergaben, dass ich nicht rechtzeitig erkannte, dass Herr K und Frau K evolutionsbedingt ein total konträres Verhalten haben. Deshalb ist dieses Buch vielleicht gar nicht so unwichtig für jede Frau. Verzeihen Sie, mein Herr, wenn Sie gerade mein Buch lesen. Aber ich hätte nie im Leben gedacht, dass ein Mann freiwillig zu einem Buch greift, wo 'Bedienungsanleitung' darauf steht. Also noch einmal meine Anrede und diesmal, wie es sich gehört: Deshalb ist dieses Buch gar nicht so unwichtig für jede Frau, damit sie lernt, ihren Mann zu verstehen. Aber es ist sicher auch interessant für jeden Mann, so jetzt habe ich auch Sie, mein Herr, angesprochen: Sie können an diesem Buch erkennen, dass wir Frauen uns wirklich Gedanken machen, wie wir besser miteinander auskommen.

Warum gerade ich glaube, mit Erkenntnissen herum schmeißen zu können? Nun ja, ehrlich gesagt: Auf akademisches, theoretisches Wissen kann ich nicht verweisen. Ich habe weder Psychologie noch Soziologie studiert. Zumindest nicht an einer Universität. Aber das praxisorientierte Studium von Herrn K und seinen Geschlechtsgenossen, verlieh mir praktisches Wissen, das jede Theorie grau wirken lässt. Dabei war meine Motivation nicht allein Wissensdurst, sondern der Wunsch nach Harmonie. Ich hinterfragte, warum es in so vielen Beziehungen immer wieder zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt. Im Bestreben, meine eigene Lebensqualität zu verbessern, versuchte ich die Zündschnur dieser tickenden Bombe zu finden. Dabei tastete ich mich ganz vorsichtig an das Wesen 'Mann' heran. Schritt für Schritt bekam ich dadurch Einblick in die sensible Seele eines Wesens, das in der Steinzeit mit Steinen warf, wenn jemand in die Nähe seiner Höhle kam und jagte, um Frau und Kind zu versorgen. Diesen Urinstinkt scheint ‚Mann' noch heute in sich zu spüren, denn äußerlich der heutigen Zivilisation zwar angepasst, scheint er im Inneren noch immer in seiner Rolle als Keulen schwingender Ernährer und Beschützer verhaftet zu sein. Bei der Zündschnur angelangt, konnte ich mein erworbenes Wissen nicht einfach für mich behalten. Mein kaum bezwingbarer Hang zum Slapstick und mein offenes Auge für Situationskomik zwangen mich förmlich zum Schreiben. Oft musste ich gar nicht viel übertreiben, denn Herr K war meinem Buch ein unerschöpflicher Pointen-Lieferant. Manchmal aber korrigierte mich Herr K sogar selbst nach oben, wenn ich einige seiner Eigenheiten untertrieben dargestellt habe. Für diese Ehrlichkeit bin ich ihm sehr dankbar, denn er zeigt dadurch beachtliche Contenance. Männer mit weniger Selbstsicherheit wären sicherlich empört, wenn man deren Eigenarten durch eine Slapstick-Brille betrachtet. Herr K zeigt Größe, indem er mich sogar unterstützte. An dieser Stelle bestätige ich daher, dass Herr K jedes Kapitel gelesen hat und absolut hinter diesem Projekt steht. Dieses Buch ist nämlich kein Tagebuch einer frustrierten Ehefrau oder eine Schmierbiographie, worin Rosenkriege oder heftige Schlachtszenen beschrieben werden. Wer bösartige Seitenhiebe unter der Gürtellinie erwartet, wird enttäuscht sein. Ich werde weder beleidigend noch intim ... nur manchmal ein ganz klein wenig zynisch. Für mich war diese Bedienungsanleitung jedenfalls nicht umsonst: Ich lebe mit Herrn K bereits seit Jahrzehnten und führe mit ihm meine erste, glückliche Ehe. Diese Bedienungsanleitung für Herrn K ist vom Aufbau her eine Aufzählung von alltäglichen Eigenheiten meines Gemahls, garniert mit der evolutionsbedingten Erklärung dafür, verfeinert mit meiner Strategie, damit umzugehen. Wenn Sie, liebe Leserin und mein lieber Herr, zu manchen Artikeln des Buches keine Strategie finden können, dann liegt es nicht daran, dass Sie nicht aufgepasst haben. Nein, mit manchen Eigenheiten habe ich mich einfach abgefunden und nehme sie mit Humor. Obwohl: Diese Strategie ist ja die beste überhaupt ... und nicht nur bei Herrn K, sicherlich auch bei Herrn XY.Noch etwas: Wenn Sie nach einigen Seiten das Wort: 'Steinzeit' nicht mehr lesen können, liegt es nicht daran, dass Sie eine nie enden wollende Abneigung vor dem Neandertaler haben. Das vielleicht auch. Doch es gibt gerade beim Lesen meines Buches auch einen anderen Grund für eine möglicherweise entstehende Abneigung: Ich lutsche dieses Wort 'Steinzeit' einfach so intensiv aus, dass Sie es vielleicht bald nicht mehr lesen können. Dafür entschuldige ich mich schon im Vorfeld. Aber es ist nun einmal meine feste Überzeugung, dass der Steinzeitmensch noch immer in uns steckt und in den meisten Eigenheiten meines Mannes sehe ich noch immer den Jäger mit den Fellstiefeln. So, nun genug erläutert, wenn Sie die Bedienungsanleitung von Herrn K lesen, wissen Sie sowieso, was ich meine.

Abschließend ein Hinweis zu meiner Schreibweise: Wundern Sie sich bitte nicht, wenn Sie gewisse Wörter oder grammatikalische Regeln nicht im Duden finden; gut möglich, dass ich im Formulierungswahn bisweilen zu kreativ wurde.

Gegen ein Lektorat sperrte ich mich zudem hartnäckig, weil ich meine Schreibeweise nicht verbiegen lassen wollte.

Aber ich strebe ja keinen Literaturpreis an, sondern will, salopp ausgedrückt, einfach nur amüsieren und gleichzeitig die Beziehungsarbeit etwas erleichtern. Infolgedessen war mir wichtiger, ein Lächeln auf Ihre Lippen zu zaubern, als im korrektesten Deutsch zu schreiben.

Suchen Sie daher keine Fehler, es könnte sein, dass Sie welche finden. Wenn Sie fündig werden, lesen Sie bitte einfach weiter, denn: Die Suche nach Fehlern ist sowohl in (m)einem Buch als auch beim Ehepartner, sowieso nur destruktive Zeitvergeudung.

Herr K bügelt und kocht nicht

Herr K Kochen_Buegeln

Das ist Fakt. Zu solch unmännlichen Aktivitäten werde ich ihn niemals bewegen können. Daran kann ich weder mit Argumenten noch mit Drohungen etwas ändern. Und ich habe wirklich schon alles ausprobiert. Früher fragte ich ihn noch hoffungsvoll nach dem 'Warum' dieser absoluten Verweigerung. Dazu gab es stets die gleiche Antwort: "Weil ich es nicht kann." Mein, aus meiner Sicht, ziemlich gutes Argument, dass ja ich auch nicht mit dem Bügeleisen in der Hand zur Welt gekommen bin, wird einfach ignoriert. Herr K bügelt und kocht nicht - und damit basta! Selbst meine zweitbeste Frage, was Herr K denn täte, lebte er allein, wird in Ermangelung der Tatsache, dass es diesen Zustand in seinem Leben bisher sowieso noch nie gab, mit den heroischen Worten: "Dann trage ich meine Wäsche in die Putzerei und gehe ins Gasthaus essen!", beantwortet.

Die Weigerung des Herrn K wirkt natürlich sehr machohaft - und ist es auch. Doch sein Verhalten ist evolutionsbedingt erklärbar. In der Steinzeit hatte jedes der beiden Geschlechter seine Rolle. Männer waren für die Jagd, Frauen für die Aufzucht der Brut zuständig. Für diese Rollenverteilung hat die Natur auch die biologischen Voraussetzungen geschaffen. Männer wurden ausgestattet mit kräftigeren Muskeln und furchtlosem Charakter. Damit ausgerüstet jagten sie tollkühn die wildesten Tiere und konnten sich stunden- bis tagelang in der Wildnis herumtreiben. Sprachlos, furchtlos und emotionslos. Was seit Urzeiten für den Jäger zählte, war der Sieg über das Wild, den Gegner, die Natur.Frauen brauchten nicht so kräftige Muskeln wie Männer. Deren Kraft musste gerade mal ausreichen, um ihre Nachkommen tragen zu können. Die Frau wurde daher von der Natur mit anderen biologischen Fähigkeiten ausgestattet, um ihre Rolle erfüllen zu können. Sie wurde mit Gefühl, Ausdauer und Geduld gesegnet. Wissen Sie übrigens, dass diese Fähigkeiten schon Spermien beinhalten? Mit dieser Erklärung liefere ich den Beweis, dass sich Männer und Frauen schon ab dem Moment der Zeugung konträr verhalten. Männliche und weibliche Spermien zeigen schon das gleiche Verhalten, das sie nach ihrer Reifezeit in ihrem weiteren Leben als Menschen haben werden.Männliche Spermien werfen sich kraftvoll und rasant in das erste Wettrennen ihres Lebens. Der Erste zu sein, ist das Ziel und mit ihrem draufgängerischen Elan sind die männlichen Spermien viel rascher am Ziel als die trödelnden Mädels. Wartet nun ein befruchtungsfähiges Ei schon auf den Schnellsten, entwickelt sich aus dem kräftigen Sieger-Sperma ein ebenso draufgängerischer Bub, der sich zu einem wagemutigen Jäger entwickeln wird. Doch der männliche Elan fordert seinen Tribut: Ausgepowert von diesem Sprint sterben männliche Spermien früher ab als weibliche. Damit bestätigt sich für mich, dass die höhere Lebenserwartung von Frauen ebenfalls in den Genen liegt.

Weibliche Spermien hingegen lassen die Raser einmal losrauschen. Mit ihren Kräften haushaltend ziehen sie gemütlich hinter ihren röchelnden, sich auspowernden Wettkampf-Gegnern her. Sie können das Rennen in diesem Tempo natürlich niemals gewinnen. War bereits ein Draufgänger bei einem wartenden Ei, dann haben die Mädels Pech gehabt - zu langsam gewesen. War jedoch das Ei bei Ankunft des Ersten noch nicht befruchtungsfähig, geht den männlichen Spermien die Luft aus. Bis das Ei endlich empfangsbereit ist, trudelt vielleicht irgendwann, in aller Gemütlichkeit, ein überholtes Mädel-Sperma beim Ei ein.

Aus dieser Vereinigung entsteht ein geduldiges Mädchen, das später eine ebenso geduldige Mutter werden wird. Obwohl: Das mit der Geduld, da müssen andere Frauen gemeint sein, diese Tugend dürfte beim Verteilen an mich vernachlässigt worden sein.

Andererseits: Jede Frau und jeder Mann sind ja nicht total gleich. Wäre dem so, wären wir maschinengefertigte Duracell-Hasen und ich könnte der Einfachheit halber eine Bedienungsanleitung für 'den Mann' und 'die Frau' schlechthin schreiben. An dieser Stelle weise ich darauf hin, dass sich natürlich nicht jeder Mann wie Herr K verhält. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich, wie jeder Mensch einzigartig ist. Einerseits gibt es Männer mit vielen weiblichen Hormonen, andererseits auch Frauen mit viel Testosteron. Frauen mit männlichen Stärken werden sich demnach nicht mit meinem Wesen identifizieren, viele Männer auch nicht mit Herrn K vergleichen können. Immerhin spielen beim Verhalten sehr stark auch Erziehung, persönliches Umfeld und gesammelte Erfahrungen eine prägende Rolle. Ich beschreibe in meinem Buch lediglich Herrn K, einen Mann mit viel Testosteron im Blut. Also einen 'richtigen' Mann mit deutlich erkennbaren Macho-Tendenzen, wie ich sie beim Großteil der Männerwelt finde. Deshalb werden sicher viele Frauen ihren Herrn XY zumindest teilweise in Herrn K erkennen.

Aber ich schweife ab, zurück zum Thema: Die Stärken der Frau liegen, wie bereits erklärt, naturgemäß nicht im körperlichen, sondern im seelischen Bereich. Nachdem Frauen schon seit Urzeiten in der Gemeinschaft mit anderen Müttern die Kinder aufzogen und somit für das leibliche und seelische Wohl aller zuständig waren, ist es in der Höhle vonnöten gewesen, dass alles harmonisch abläuft. Harmoniesucht ist daher eine typisch weibliche Eigenschaft. Der jagende Mann brauchte keine Harmonie. Wozu auch? Das zu jagende Wild sollte einfach nur erlegt werden und ein Nebenbuhler, der sich ins fremde Revier verstiegen hatte, bekam eine übergebraten mit der Keule. So einfach regelte 'Mann' seine Probleme: sachbezogen, lösungsorientiert, ohne Gefühlsduseleien. Gefühle hätten nur unnötigerweise von der Sache abgelenkt. Das ist auch heute noch der Grund, warum der Großteil der Beziehungsarbeit Frauen obliegt. Es ist Männern nicht gegeben, für Harmonie zu sorgen. Sie brauchen Harmonie eigentlich ja auch gar nicht wirklich. Das einzige, das Männer wirklich empfindlich stört, ist weibliches Gezänk. Mit einem nie enden wollendem Gezeter können wir Frauen unsere Männer so sehr nerven, dass sie auf ein harmonisches Miteinander einschwenken. Aber nur um ihren Frieden zu haben, nicht weil sie Harmonie suchen.

Manche Männer, die sich aus Friedliebe guten weiblichen Argumenten beugen, schwenken aus diesem Grund sogar das Bügeleisen. Nicht so Herr K! In diesem Punkt ist er total männlich! Er ist der geborene Jäger und Sammler, noch heute.

Um wieder zur Höhle des Steinzeitmenschen zurückzukehren: Wenn der jagende Herr samt erlegtem Hirsch und verdrecktem Lendenschurz zur Höhle heimkehrte, waren es die Frauen, die das Wild kochten und die blutverschmierte Kleidung wuschen. Diese Arbeits-Aufteilung ist in Herrn K noch heute verwurzelt: Auch wenn er heute keine Hirschlein mehr jagt, seinen Lendenschurz würde er niemals selber bügeln. Niemals! Mit meinen zarteren, weiblichen Muskeln ist es mir gottlob sowieso möglich, gerade mal das Bügeleisen halten zu können und kochen tu ich sowieso von Herzen gerne. Also habe ich ja nicht wirklich Grund zu zetern.

Außerdem bin ich mir sicher: Wenn mir eines Tages von einer Kettensäge beide Arme abgetrennt werden und Herr K merkt, wie teuer die Wäscherei ist, wird auch er das Bügeleisen einmal vorsichtig anfassen, nur um zu erkennen, dass ihn diese Tätigkeit nicht kastriert.


Herr K ist ein richtiger Gentleman

Und zwar vom Scheitel bis zur Sohle. Das setzt natürlich voraus, dass ich mich auch wie eine Dame benehme. Herr K trägt meine schweren Taschen, öffnet mir Türen und wenn er mit mir ein Restaurant besucht, tritt er als erster ein. Dann hilft er mir aus dem Mantel und richtet den Stuhl. Wenn ich den Ober, weil ich nun einmal in seiner Blickrichtung sitze, in einem Anfall von Selbständigkeit selbst heranwinke, zieht Herr K irritiert die Augenbrauen hoch. Eine Dame bestellt nicht selbst. Der einzige, von ihm tolerierbare Verstoß gegen diese Etikette ist die Tatsache, dass ich bezahlen darf. Doch den Ober heranwinken, das sollte der Herr tun. Dazu muss ich einschränkend erwähnen: Ungehobelt pfeifen tu ich eh nicht ... trotzdem ... Herr K mag das nicht.Warum richtige Männer sich im Umgang mit Damen wie Kavaliere verhalten? Anscheinend ist´s der angeborene Beschützerinstinkt, den sie seit ewigen Zeiten in sich spüren. Vor wilden Tieren brauchen Frauen heute nicht mehr beschützt werden, aber vor zuschlagenden Türen. Das ist die Art, mit der ein Mann auch heute noch zeigen kann, dass er sich um sein Weibchen sorgt. Und das ist eine schöne Angewohnheit, wenn sie ein Mann besitzt. Ich weiß, dass ich da mit Herrn K großes Glück habe.

Diese noble Art ist jedoch vielen Frauen heute ein Dorn im Auge. Warum? Im Zeitalter der Emanzipation ist es manchen Damen unangenehm, hofiert zu werden, weil sie glauben, wie ein unsicher wirkendes Weiblein zu wirken. Immerhin: Frauen können den Mantel auch selber ablegen, jede Tür allein öffnen, ja sogar auf einen Sessel setzen können sich Frauen ganz ohne fremde Hilfe!Ja, das stimmt schon. Aber: Wenn es ihn glücklich macht, uns zu hofieren, dann können wir es doch ruhig zulassen. Wir verlieren ja nichts dabei. Im Gegenteil. Immerhin haben Frauen heutzutage sowieso den Großteil der Arbeit des täglichen Lebens umgehängt bekommen. Schon die Tatsache, dass wir, zusätzlich zur Kinderbetreuung und fast alleinigen Verantwortung des Haushaltes, auch noch arbeiten gehen (müssen), zehrt an weiblicher Belastbarkeit.Daher lasse ich mich, im Ausgleich dafür, sehr gerne ein bisschen hofieren. Damit lebt Herr K seinen Beschützerinstinkt aus, während ich die kleinen Freuden des Weibsein´s genieße.

Natürlich kommt bei mir immer wieder mal die Emanze durch und bevor mein ungewürztes Mahl auszukühlen droht, ordere ich in einem Lokal auch schon mal selbst beim Kellner den Salzstreuer. Und obwohl ich einen irritierten Blick von Herrn K dafür ernte, bin ich froh, dass er ein Kavalier ist. Immerhin: Als Lady behandelt zu werden ist angenehm und ich genieße die galante Aufmerksamkeit meines Gentlemans.


Herr K ist der beste Autofahrer

Und weil Herr K ein so guter Autofahrer ist, darf ich ihm keinesfalls dazwischenreden. Egal, ob er beinahe eine rote Ampel überfährt oder fast einen Fußgänger übersieht: Ich darf auf keinen Fall dazwischenreden. Die Hände kneten, die Augen schließen, sogar beten ist erlaubt. Aber lautlos, kein gequältes Aufstöhnen: "Jesus, Maria, hilf!" Herr K toleriert keine verbalen Hinweise auf vorhandene Gefahrenquellen.Als guter Autofahrer sieht Herr K nämlich sowieso jede Gefahr. Und zwar immer. Die evolutionsbedingte Furchtlosigkeit des Jägers liegt ihm ja im Blut. Unser Keulen schwingender Held brauchte doch früher auch keine Gefahrenhinweise. Also hat auch Herr K alles im Griff. Seine Unfallfreiheit der letzten Jahre ist für ihn Beweis genug, dass ihm beim Autofahren bisher keine Fehler passierten und in Folge dessen auch künftig nicht passieren werden! Daher brauche ich überhaupt nicht aufquietschen. Dass ich Herrn K beim Autofahren nicht dazwischenrede, ist sicher einer der elementarsten Hinweise, die ich im Umgang mit ihm zu beachten habe. Daher setzte ich diese Grundregel auch ziemlich an den Anfang meines Buches. Nur wenn ich diesen Grundsatz beachte, ist für eine geruhsame Autofahrt gesorgt. Ansonsten sieht´s nicht gut aus mit der von mir so dringend benötigten Harmonie. Überhaupt nicht gut!Dabei muss ich erwähnen: Herr K ist wirklich ein guter Autofahrer. Aber das sind ja alle Männer. Oder kennen Sie einen, der das nicht von sich behauptet? Also ich nicht. Am erkennbarsten werden die Fahrkünste des Herrn K, wenn er sich in unseren Garagenplatz einparkt. Da wird mindestens zwanzig Mal hin und her reversiert, damit der Wagen millimetergenau in exakt gleichen Abständen zur linken und rechten Betonsäule steht. Hinten dürfen höchstens 2 cm Platz bleiben, sonst ist das seelische Gleichgewicht des Herrn K aus den Fugen. Dass man bei dieser Nähe zur Wand nichts mehr aus dem Kofferraum nehmen kann, ist völlig nebensächlich. Hauptsache, der Wagen steht optimal.Dabei ist das Schwierigste, dass Herr K die Räder seines Wagens niemals während des Stehens lenkt. Wenn ich fahre, aber ich als Frau habe ja vom Einparken keine Ahnung, also: Wenn ich einparke, schlage ich die Räder im stehenden Zustand bis zum Anschlag und fahre vorsichtig in eine Richtung. So lange es halt geht. Dann schlage ich wieder bis zum Anschlag ein und nach drei bis vier Manövern steht der Wagen. So etwas Verwerfliches durfte ich nur mit meinem eigenen Auto machen. Mit dem geheiligten Automobil des Herrn K wären solch sträfliche Aktionen, zumindest in seinem Beisein, einfach nicht tolerierbar. Es tut Herrn K fast körperlich weh, wenn die Räder im Stehen bewegt werden. Wie kann man das nur einem Auto antun? Ahnungslose Frauen, wie ich, werden nun fragen: "Warum soll das so schlimm sein?" Nun, meine Damen, schon diese Frage zu stellen, zeigt von unserem technischen Unverständnis: "Weil das für die Lenkung schlecht ist!", meint Herr K.Nebenbei gesagt: Ich parke mit dem Auto von Herrn K, doch das darf er natürlich nicht wissen, genauso ein, wie ich es immer tat. Mit stehenden Reifen beim Einschlagen. Ich hoffe, sein heiliger Zorn trifft mich nicht, wenn er das erfährt. Doch ich glaube einfach, dass es für die Lenkung besser ist, nur vier Mal malträtiert zu werden, weil es im Stehen geschieht, als zwanzig Mal, wenn ich dabei langsam fahre. Ich habe sogar einen Trumpf im Ärmel, der untermauern könnte, dass meine Meinung so falsch nicht sein kann: Ich fuhr meinen eigenen, kleinen Toyota-Starlet fast 10 Jahre lang und drehte beim Einparken die Räder immer im stehendem Zustand. Trotzdem war die Lenkung in Ordnung, als ich mein Auto weiterverkaufte. Doch das ist für Herrn K nur purer Zufall. Aber, wie gesagt, als Frau habe ich ja keine Ahnung. Für mich war mein Auto immer nur Mittel zum Zweck und daran erkennt man ja schon meine Ahnungslosigkeit in seiner Gesamtheit. Für Herrn K ist das Auto eine Philosophie, sein Kleinod, die Verkörperung all dessen, was einen richtigen Mann ausmacht. Warum? Vielleicht ist das Auto heute das, was früher die Keule des Jägers war: Ein Machtsymbol, ohne dessen er sich schutzlos fühlt. Mir zumindest scheint es manchmal, als fühlte sich Herr K, aber auch Herr XY, ohne geliebtes Statussymbol nicht so richtig männlich. Warum sonst 'braucht' Mann, auch wenn die eigene Familie klein bis gar nicht vorhanden ist, unbedingt ein großes Auto? Wegen der Knautschzone und der damit verbundenen Sicherheit? Blödsinn! Das wollen sie uns doch nur einreden! Frauen: glaubt es nicht! Wenn dem so wäre, würden unsere Männer die eigenen, geliebten Frauen doch nicht mit kleinen Autos fahren lassen. Damit haben sie aber seltsamerweise überhaupt kein Problem. Oder? Herr K beispielsweise fand nichts dabei, dass ich jahrelang mit meinem Mini-Starlet ohne Knautschzone durch die Gegend schipperte. Er hat mir auch nicht, aus Sorge um meine Gesundheit, seinen Riesenschlitten angeboten, wenn er ihn nicht gebrauchte. Das wäre überzeugend und konsequent gewesen, denn im Falle eines Autounfalls wäre ich durch die angeblich so dringend benötigte Knautschzone doch besser geschützt gewesen. Wenn man zudem bedenkt, dass ich als Frau ja sowieso schlechter Autofahre als Herr K, hätte er mir durch diese Vorsichtsmaßnahme sogar das Leben retten können! Doch dieses Angebot machte mir Herr K nie. Warum nicht? Aus Sorge, dass ich sein schönes, großes, geliebtes Auto zu Schrott fahren hätte können. Nicht auszudenken, wäre Herr K ohne sein großes Vehikel dagestanden! Da war schon vertretbarer, dass Frau K im kleinen Auto unterwegs ist. Halt ohne Knautschzone. Scheinbar ist sie aber dann doch nicht so wichtig, diese (beim eigenen, großen Wagen) so wichtige Knautschzone.Na also, konnte ich jetzt begründen, dass es Herrn K beim Fahren in seinem großen Auto gar nicht um Sicherheit oder Knautschzonen geht? Fakt ist, dass Herr K mit Statussymbolen seine Stärke präsentiert und je größer das Auto, desto mächtiger fühlt sich Herr K. Daher identifiziert sich Herr K regelrecht mit seinem fahrbaren Untersatz. Selbst ein Kratzer im Lack seines Autos wird zu ‚seinem’ Kratzer und solch eine Entdeckung bereitet ihm höllische, fast körperliche Schmerzen. Liebe Leserin: Sagt Ihr Mann auch: "Ich habe einen Kratzer", wenn er meint, dass er am Auto einen Kratzer fand? Diesen glorifizierten Stellenwert, den ein Auto im Leben eines Mannes einnimmt, verstehen einige Frauen leider zu wenig. Zumindest mir fehlt das nötige Verständnis.Vielleicht auch deshalb, weil Herr K bei der Obsorge und Pflege seines Wagens eine so unangenehme Pingeligkeit an den Tag legt, die mir das Mitfahren ziemlich vergällt, weil ich mich so verkrampfen muss. Warum? Im Auto von Herrn K kann ich nicht mehr so sein, wie ich will. Ich muss artig meine im rechten Winkel abgewinkelten Beine genau in der Mitte der Fußmatte abstellen. Und zwar mittig, es darf keine Berührung der Füße oder Schuhe mit dem Autoteppich geben. Es kam schon vor, dass Herr K mir während des Sitzens die Fußmatte unter meinen Füßen wegzog und optimal ausrichtete, wenn meine Füße sich zu sehr dem keimfreien Autoteppich näherten.

Essen, trinken oder gar Fingernägel feilen ist im Auto sowieso strengstens verboten. Herr K sieht sogar aus dem Augenwinkel, wenn sich während der Fahrt ein Hautschüppchen von meinen Fingern ablöst, ich es vom Hosenbein wische und dieses kleine Futzerl in Molekülgröße auf die Fußmatte schwebt. Auch sieht er jedes einzelne Haar, das meinen Schopf verlässt und nach unten segelt. Härchen oder Hautschüppchen dürfen keinesfalls die Fußmatte oder gar den Autoteppich kontakten.

Ich darf mich, während eines heftigeren Bremsvorganges, nicht einmal mit meinen, scheinbar vor Fett nur so triefenden Fingern am Armaturenbrett abstützen. Damit hinterlasse ich Fingerabdrücke! Igitt! Diese für mich nicht wahrnehmbaren, für Herrn K aber grell blinkenden Andeutungen eines Glanzes am mattschwarzen Armaturenbrett werden augenblicklich mit hektischem Getue, begleitet von vorwurfsvollen Blicken, abgewischt. Dass das Auto wöchentlich durch die Waschstraße geschickt wird, versteht sich ja von selbst. Selbst wenn der Wagen zum Service gebracht wird, übergibt ihn Herr K der Werkstätte nicht ungereinigt. Für mich waren, als ich noch Autobesitzerin war, die Service-Termine die einzigen Garanten für ein sauberes Auto. Bei jedem Service wird das Auto von der Werkstätte sowieso gereinigt, das reichte mir. Herr K bringt sein Auto aber sogar gereinigt in die Werkstätte! Für mich eine unbegreiflich sinnlose Aktion!Aber ich bin schon wieder abgeschweift. Die Putzleidenschaft des Herrn K, die in der Liebe zu seinem Auto fast unwirkliche Dimensionen erreicht, hat ja eigentlich nicht wirklich damit etwas zu tun, dass er ein guter Autofahrer ist. Daher zurück zum Einparken, wo seine fahrtechnischen Qualitäten offensichtlich werden. Wenn Herr K nach zwanzig Mal reversieren endlich aussteigt, ist er noch lange nicht bereit, sich von seinem Auto zu trennen. Nein, wie in der Fahrschule gelehrt wird, gehen dann erst die kritischen Runden los, mit denen Herr K sein Auto umschleicht wie ein Indianer. Dann nämlich wird geprüft, ob das Auto wirklich gut, und zwar absolut perfekt, steht (diese Pflichtrunden dreht er auch vor dem Wegfahren - ebenfalls wie in der Fahrschule gelehrt). Wenn sich dann vor seinem kritischen Auge offenbart, dass eine Garagensäule tatsächlich zwei Millimeter näher am Auto steht als die andere Säule, ist es für Herrn K zwingend notwendig, wieder in den Wagen einzusteigen und diesen Missstand zu beenden.Manchmal habe ich es eilig, weil ich schon aufs WC muss. Dann steige ich bei diesen, mir etwas sinnlos vorkommenden Einpark-Ritualen aus und gehe schon in die Wohnung. Meist war ich schon am WC, habe mir die Zähne geputzt und mich bereits umgezogen, da kommt Herr K endlich zufrieden aus der Garage. Diese Liebe, die Herr K zu seinem Auto empfinden kann, kommt gleich hinter seiner Liebe zu mir. Das Schöne ist, dass ich weiß, an erster Stelle zu stehen. Warum? Im Bett liege ich neben ihm.

Herr K kennt den Weg

Herr K wandern

Herr K fragt niemals nach dem Weg. Fremde Hilfe braucht er nicht, denn er kennt den Weg. Selbst wenn er sich total verfranst hat und sogar woanders ankommt, als er ursprünglich hinwollte, tat er das nur, weil er das Abenteuer suchte. Für Herrn K ist nämlich der Weg das Ziel! Finden Sie nicht, dass sich diese phantasievolle Erklärung heroisch und brillant anhört? Klingt jedenfalls viel besser, als zuzugeben: Ich habe mich verirrt. Also ich bewundere Herrn K in diesen Situationen für seinen Einfallsreichtum und die Überzeugungskraft, mit der er solch regulierende Worte von sich gibt. Er geht mit seiner Überzeugungsarbeit sogar soweit, dass er Unterschiede zwischen ihm, einem gelassenen, und mir, einem nervösen Menschen analysiert: Hektische Leute wie ich, die immer am direkten Weg zum Ziel streben, sind Herrn K richtiggehend suspekt! Er hat kein Problem damit, auch andere, unentdeckte Wege auszuprobieren. Das gilt sowohl für Wanderungen als auch für Autotouren.Nervös und ärgerlich kann er nur werden, wenn wir nach stundenlanger Autofahrt irgendwo in der baumlosen Pampas stehen und ich ihm unter die Nase reibe, dass wir uns verfahren haben. Das hört Herr K überhaupt nicht gern. Da kann sogar passieren, dass er zornig wird, obwohl Herr K eigentlich ein besonnener Mensch ist. Aber jeden Anklang von Kritik verträgt er einfach nicht.

Kleine Irrfahrten mit dem Auto sind jedoch nicht weiter tragisch, denn irgendwann kommen wir schon an. Außerdem: Eine Entschuldigung hat man rasch zur Hand, wenn man bei Freunden mal ein paar Stündchen zu spät erscheint.

Unangenehm wird es nur, wenn Herr K auch beim Wandern vor Selbstbewusstsein strotzt und ich mit meiner angeborenen Angst vor Dunkelheit stark vermute, dass wir uns verirrt haben. Herr K kennt diese Angst nicht. Er ist der furchtlose Jäger, der seit Menschengedenken allein durch die Prärie marschierte. Jetzt marschiert er zwar mit mir, aber ich meine, evolutionsbedingt war er immer auf sich allein gestellt und furchtlos. Diese Furchtlosigkeit steckt in seinen männlichen Genen. Selbst als wir bei einer dieser tollkühnen Wanderungen irrtümlich einen anderen Berggipfel erklommen, als ursprünglich geplant. Ups - schon wieder entschlüpfte mir dieser Anklang von Kritik - scheinbar lerne ich es nie. Also noch einmal, richtiger: Selbst als wir während einer Wanderung vor Abenteuerlust ein anderes Ziel erreichten, als ursprünglich geplant, selbst damals keimten bei Herrn K keine Zweifel, drückte ihn keine Unsicherheit.

Dazu muss ich erwähnen, dass Herr K für einen Mann einen etwas, er möge mir verzeihen, ich meine es nicht böse, immerhin habe ich ja überhaupt keinen, also einen etwas unterentwickelten Orientierungssinn hat.

Das erwähne ich deshalb, weil ein funktionierender Orientierungssinn eigentlich eine männliche Eigenschaft ist, wie Geduld eine weibliche wäre. Wir beide wurden halt in diesen Punkten bei der Aufteilung unserer Talente etwas vernachlässigt. Das kann vorkommen.Somit liefen schon öfter mal bei unseren Sonntagswanderungen ein orientierungsloser, aber selbstsicherer Jäger mit einem ungeduldigen, leicht zur Hysterie neigenden, durch schlechte Erfahrungen nervlich angekratzten Weiblein, durch das Gebüsch. Das alles, ohne in den vergangenen Stunden einen Wegweiser auch nur aus der Ferne gesehen zu haben ... und zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass in solchen Situationen die beruhigenden Worte des Herrn K, dass er ja sowieso eine Taschenlampe dabei hat, nicht wirklich beruhigend auf meine strapazierten Nerven wirkten.Doch Fakt ist, wir haben noch jedes Mal irgendwie den Heimweg gefunden. Den einzigen Fehler, den ich keinesfalls tun darf, ist: Kritisieren. Dieser Bedienungsfehler ist in seiner Auswirkung genauso verheerend, wie meinen Geschirrspüler ohne Wasser in Betrieb zu nehmen. Sie erinnern sich an die Sicherungen, die durchbrennen? Hier lauert größte Gefahr, dass es auch bei Herrn K passiert und Sie können sich vielleicht vorstellen, um wie vieles unangenehmer jedes Abenteuer wird, wenn auch noch die Stimmung getrübt ist. Daher wiederhole ich, weil es so wichtig ist: Nicht kritisieren! Auf keinen Fall!

Warum Kritik am Orientierungssinn meines Jägers so ungeahnte Auswirkungen hat? Nun: Seit Urzeiten streifte der furchtlose Jäger mutig durch die Wildnis. Seine im Erbgut abgespeicherte Selbstsicherheit zerstöre ich durch meine Kritik. Ihm seine ureigenste Befähigung abzusprechen, kommt für meinen Jäger einer versuchten Kastration gleich und deshalb wehrt er sich so erbittert. Daher wiederhole ich ein letztes Mal, weil hier vielleicht auch Herr XY empfindlich reagiert: Nicht kritisieren, wenn Harmonie gewünscht ist. Ich verstehe ja am besten, dass die Panik so groß werden kann, dass einem das Überleben im Gestrüpp wichtiger wird, als das Seelenheil des verirrten Jägers. Dem Frieden dienlicher wäre es aber, sich vom männlichen Optimismus anstecken zu lassen. Schaffe ich es tatsächlich, und ich bemühe mich inzwischen sehr, mich von der Zuversicht des Herrn K anstecken zu lassen, wird die Wanderung wahrlich zu einem harmonischen Erlebnis. Auch wenn wir uns verirrt haben, oder feiner formuliert: einige reizvolle Zusatzwege eingebaut haben. Und eines muss ich schon zugeben: Dass wir bisher noch immer heimfanden, konnten wir stets der Ruhe und Zuversicht des Herrn K verdanken. Mein Jäger in Fellstiefeln bricht einfach nicht in Tränen aus, wenn die Dunkelheit naht. Mein Jäger nimmt mich an der Hand und schleift mich schon irgendwie in die Höhle zurück.


Herr K ist treu

Und das glaube ich wirklich. Nicht nur, weil er es behauptet. Das tun viele. Ich vertraue ihm, weil dieses tiefverankerte Vertrauen auch mir guttut. Dabei weiß ich ja, wenn Herr K dieses Vertrauen wirklich zu Recht besitzt (wirklich wissen kann es immer nur der Herr selber) ist er eine richtige Rarität.

Fakt ist, dass fast alle Frauen glauben, dass ihre Männer treu sind. Warum sonst würden so viele Frauen aus allen Wolken fallen, weil sie von ihrem Mann niemals gedacht hätten, dass er fremdgeht. Treue ist eindeutig keine männliche Tugend. Herr K rechnet mir zwar vor, dass in Punkto Treuebruch Frauen schon kräftig aufgeholt haben. Doch die nackte, durch seriöse Statistiken untermauerte Realität zeigt eindeutig: Der unter dem Bauchnabel angewachsene Kompass zeigt beim Mann immer nach 'N' ('N'-ächste Samenempfängerin). Dagegen kann 'Mann' gar nichts tun. Das ist eine hormonell gesteuerte Tatsache, die evolutionsbedingt erklärbar ist. Diese Instinkte, so traurig es für betrogene Frauen ist, sind geschärft, um die Art zu erhalten. Je mehr Samen verstreut werden, desto höher sind die Chancen der Arterhaltung. Letztlich geht es in der Natur um nichts anderes: Jede Pflanze blüht, um bestäubt zu werden, wird bestäubt um eine Frucht zu bilden und in dieser Frucht bilden sich die Samen für die nächste Generation. Auch jedes Tier verhält sich so: Kaum erwachsen, steuert alles in eine Richtung: Fortpflanzung, also Arterhaltung. Nachdem wir Menschen, rein biologisch, weiterentwickelte Tiere sind, funktioniert es bei uns genauso. Da sich die Menschheit aber weiterentwickelt hat und in der zivilisierten Welt erwartet wird, dass der Geist die Instinkte steuert, sollten wir nicht mehr (nur) tierisch gesteuert werden. Sollten wir! Na ja - wie war das doch? Der Geist ist willig, jedoch das Fleisch ist schwach. Kein Mann kann sich gegen körperliche Reaktionen wehren, die ohne aktives Zutun automatisiert ablaufen. In uns schlummert noch immer der Steinzeitmensch, der steuert und lenkt. Die Frage ist: Wie stark kann 'Mann' diese Reaktionen unterdrücken? Wie funktionell arbeitet der Geist und befiehlt dem Kompass: "Nieder du Schurke, mit diesen geilen Gedanken", wenn gerade ein blondes sexy Hexi mit verführerisch wackelnden Hüften vorbei schwänzelt?

Fast hilflos seinen evolutionären Trieben ausgeliefert ist 'Mann' aber, wenn das sexy Hexi auch noch aktiv wird. Wie soll denn der schutzlose Mann stark bleiben, wenn er, geschwächt durch die Einwirkung einer erotischen, hirntötenden Ausstrahlung, mit allen Mitteln umnebelt, umschwärmt und in die (Venus)-Falle gelockt wird? Dem zu widerstehen, bräuchte er eine fast unmenschliche Beherrschung, für die ein Durchschnittsgemahl meist einfach nicht die nötige Kraft aufbringen kann.Obwohl ich das weiß, bin ich trotzdem sicher, dass Herr K treu ist. Warum? Weil ich glaube, dass Herr K den Geist über den Körper stellen kann. Und, ganz ehrlich auch deshalb, weil wir keine 17 mehr sind. Wir haben einander in abgeklärtem Alter kennen gelernt. Jeder von uns hatte sich schon die Hörner abgestoßen, da werden die Chancen größer, dass Reife gegenseitige Treue stabilisiert. Obwohl: Auch Reife ist kein 100 %-iger Sicherheitspolster. Sich zu sicher fühlen, ist nie gut!Aber in erster Linie glaube ich an die Treue des Herrn K, weil ich es glauben will und weil ich weiß: Männer sind emotional treu. Körperlich halt leider dazu geboren, ihre Samen so weit wie möglich zu streuen, ohne Emotionen, ohne Hintergedanken, einfach streuen. Nachdem der Evolutions-Auftrag lautet: 'So viele Nachfahren wie möglich zeugen', schwirren viele Männer auch heute noch von Blüte zu Blüte. Auftrag ist Auftrag!

Weil seit der Steinzeit den Frauen die Brutpflege obliegt, ist das weibliche Streben, starke Genträger für ihre Nachfahren zu erwählen. Die eigenen Sprösslinge sollen starke Erwachsene werden. Von einem Weichei kommen ja nur Weichei-Kinder, so ließe sich kein gesunder, kräftiger Stammbaum aufziehen. Aus diesem Grund werden bei der Partnersuche die weiblichen Fühler nach dem kräftigsten, mächtigsten Samenspender in der Umgebung ausgestreckt. Um einen, sich im Visier befindlichen Genträger auch für ihre Zwecke einspannen zu können, muss sie aber auf sich aufmerksam machen. Der auserkorene Genträger muss doch erst dazu gebracht werden, dass das Ziel des Frauchens auch sein eigenes wird. Klingt schwierig, ist für Frauen aber ein Klacks. Ein bisschen Hüftwackeln und Augenzwinkern, schon ist der Auftrag erledigt und der Bauch wölbt sich. Kurz: Einer Frau ist die Verführung notwendigerweise in die Wiege gelegt ... und deshalb gibt es so viele bestäubungswillige Blüten ... Beim Mann ist eigene, äußerliche Schönheit fast unwichtig. Die Frau hingegen braucht unbedingt erotische Reize, um von einem mächtigen Genträger überhaupt bemerkt zu werden. Das ist übrigens der Grund, warum viele mächtige Männer in Spitzenpositionen, auch wenn sie noch so schwammig und reizlos sind, oft schöne, junge Frauen haben. Es erklärt aber auch, warum Frauen so einen, manchmal übertrieben wirkenden, Schönheitskult betreiben. Auch die Tatsache, dass sie damit aufhören, wenn sie 'unter der Haube sind', findet unter diesem Gesichtspunkt seine Erklärung. Es ist erwiesen, dass Frauen nach der Eheschließung an Erotik ab- und Körpergewicht zunehmen. Der Auftrag ist ja ausgeführt! Wenn nicht andere Gründe, wie Gesundheit, oder das Wissen, dass 'Mann' auch außerhalb der Ehe reizende Erfahrungen sammeln könnte, für den Erhalt einer guten Figur sprechen, kann 'Mann' nach einigen Ehejahren: "Du lässt dich gehen", mit Charles Aznavour im Duett singen.Doch ich kehre zurück. Wenn 'Frau' einen starken Samenspender als Gemahl ergattern konnte und mit der Aufzucht der gemeinsamen Nachfahren beschäftigt ist, bleibt der Genträger emotional in den meisten Fällen treu. In der Steinzeit wie heute. Aber oftmals leider halt nur emotional. Der höhere Auftrag! Sie verstehen?Wenn demnach ein Mann tatsächlich in die Venus-Falle gelockt wird, hat er bestenfalls beim sexy Hexi seine Samen verstreut. Heim kommt er in den meisten Fällen wieder zu Weib, Kind und Herd. Ich weiß, das ist kein starker Trost für betrogene Ehefrauen, wenn der Schmerz des Vertrauensbruches schwer im Herzen liegt.

Es ist aber ein Hinweis für verführerische Blüten: Auch wenn verheiratete Männer erzählen, dass sie ihre Frauen verlassen werden, weil sie sich nicht verstanden fühlen, blablabla ... Glaubt es nicht! Männer erzählen alles, was nötig ist, um den höheren Auftrag auszuführen. Doch mehr als ein auftragskonformer Samenempfänger seid Ihr nicht. Also vergeudet wertvolle Energie und Schönheit nicht dafür, einen untreuen Mann einer verheirateten Frau auszuspannen. Bestenfalls verpufft nach Jahren wertvolle Energie und durch Frustfalten auch noch ehemals vorhandene Schönheit. Erkennt die Aussichtlosigkeit dieses Wartens und verwendet stattdessen Energie und Charme für die Suche nach einen Gefährten, der noch zu haben ist, damit der evolutionäre Auftrag auch für euch erfüllbar wird.Denn selbst wenn eines von 100 sexy Hexis es schafft, dass sich ein Bestäuber für sie scheiden lässt, ist diese keinesfalls zu beneiden. Spätestens bei der Aufzucht der eigenen Brut hat dieses sexy Hexi wieder jeden Grund zu bangen, dass ihr Samenstreuer auch bei der nächsten, duftenden, verführerischen Blüte nicht ohne Auftragsdurchführung vorbeikommt. Immerhin: Ein Mann, der sich zu leicht vom Duft betörender Blüten verführen lässt, ist einfach zu schwach für Beständigkeit. Das wird das sexy Hexi spätestens dann merken, wenn nach Jahren vom sexy Hexi nur mehr das Hexi übrigbleibt.Zu diesem Thema schrieb ich aber gottlob nur aufgrund eigener Erfahrungen, lange bevor Herr K in mein Leben trat und von zahlreichen Wahrnehmungen im Bekanntenkreis. Mein Gemahl ist ein willensstarker Mann und ich bin mir zu 99 % sicher, dass er treu ist. Dieses Bedienungsanleitungskapitel hätte ich daher für Herrn K nicht gebraucht. Doch für das übriggebliebene Prozent an Unsicherheit und die leidenden Gefährtinnen der Herrn XY, hielt ich dieses elementare Kapitel für enorm wichtig.


Herr K liebt die Technik

Herr K Elektronik

Herr K ist ein Technik-Freak. Technische Errungenschaften sind für ihn das A und O menschlicher Schaffenskraft. Er bekommt beim Anblick eines Automotors einen verträumten Glanz in seinen Augen und erlebt dabei ein ästhetisches Hochgefühl, wie ich beim Betrachten einer herrlichen Rose. Ja, tatsächlich: Herr K findet einen Motor: 'Schön!' Damit befindet er sich in guter Gesellschaft seiner Geschlechtsgenossen, denn Technikliebhaber sind auch heute noch meist männlich. Obwohl Frauen heute die Wahl haben, sind sie für Technik nicht so leicht zu begeistern, was am geringen Frauenanteil an technischen Universitäten oder technischen Berufen erkennbar wird. Wohl auch aus diesem Grund entspringen die meisten technischen Errungenschaften fast ausschließlich männlicher Schöpfungskraft. Ich verneige mich vor männlichem Forschergeist, denn dem männlichen Drang nach 'mehr', 'höher', 'schneller', 'größer', 'stärker' ist es zu verdanken, dass wir in einem technisch so fortschrittlichen Zeitalter leben. Segen oder Fluch - darüber ließe sich streiten. Wenn man die Auswirkungen der Technisierung auf die Klimaveränderung der Erde bedenkt, kann man schon an 'Fluch' denken. Doch Tatsache ist, dass wir heute ohne Technik gar nicht mehr leben könnten. Ich wüsste nicht, wie ich in meiner Stadtwohnung des Winters ein wärmendes Lagerfeuer entzünde, ich kann mein Essen nicht selbst anbauen und wenn es keine Bürotechnologie gäbe, hätte ich keinen Arbeitsplatz, den ich ohne öffentliche Verkehrsmittel oder Auto auch gar nicht erreichen könnte.

Technische Errungenschaften sind für die Menschheit demnach äußerst angenehm. Männer nutzen zudem diverse technische Spielereien, um ihr Bedürfnis nach Anerkennung zu befriedigen. War 'Mann' früher ausschließlich auf seine Muskelkraft angewiesen, hat er heute dafür technische Hilfsmittel. Mit Autos, Laptops, Waffen, etc., kann 'Mann' heute viel muskelschonender Eindruck schinden, als dies unserem Steinzeit-Jäger möglich war. Je nachdem, was man erreichen will: Frauen aufreißen, Rivalen ausstechen, Gegner einschüchtern, für jede Notwendigkeit des männlichen Lebens stehen technische Errungenschaften zur Verfügung. Ausschließlich über eigene Muskelkraft muss 'Mann' sich heute also nicht mehr definieren. Wofür früher ein Herkuleskörperbau nötig war, genügt heute ein leichter Druck aufs Gaspedal eines rassigen Porsches. Die Wirkung ist die Gleiche, nur weniger anstrengend und sogar für unsportliche Männer leicht zu erzielen. Praktisch, sehr praktisch.Was ein richtiger Mann ist, liebt die Technik aus oben erwähnten Gründen daher ganz einfach. Wenn Männer sich darüber unterhalten, wer das größte Auto, das kleinste Handy oder den neuesten PC hat, erinnern sie mich in ihren Steigerungsformen an wetteifernde Buben, die ihre Penisgrößen vergleichen.

Für Frauen hat die Technik das Leben auch vereinfacht. Doch für mich ist ein Auto oder eine Waschmaschine nur ein praktisches Mittel zum Zweck. Nicht mehr und nicht weniger. Jedenfalls sehe ich meinen Mixer nie mit so verklärten Augen an, wie Herr K sein Auto.

Frauen haben einen anderen, eher emotionslosen Zugang zu technischen Dingen. Zumindest ich! Mir konnte man früher daher auch erfolgreich einreden, dass ich gar kein, oder ein zumindest sehr unterentwickeltes, technisches Verständnis besitze. Heute weiß ich, dass das Humbug ist. So untalentiert bin ich auch wieder nicht. Das weiß ich, seit ich zum ersten Mal verzweifelt, bewaffnet mit einer Christbaumkerze, allein vor dem Sicherungskasten stand, nachdem es in der Wohnung plötzlich dunkel geworden war. Damals stellte ich fest, dass man den einzigen nach untenstehendem Schalter nur nach oben drücken braucht, wenn man wieder elektrischen Strom haben will. Kein technisches Talent, kein Ingenieur-Studium ist dafür nötig! Doch bevor ich das wusste: Wie hatte ich meine Partner dafür bewundert, dass sie es schafften, die Wohnung wieder zu erhellen. An übermenschliche Fähigkeiten habe ich geglaubt, nichtsahnend, dass 'Mann' einfach nur den Schalter raufdrückte! Auch habe ich erkannt, dass technische Geräte viel leichter zu verstehen sind, als ich das jemals gedacht hätte. Seit ich mich nämlich notwendigerweise mit technischen Dingen auseinander setzte, erkannte ich, dass Technik genauso durchschaubar ist, wie beispielsweise Mathematik. Und rechnen lernte ich ja auch! Außerdem gibt es eines: Bedienungsanleitungen. Und hier bin ich bei einem absoluten Lieblingsthema. Weil ich eine Frau bin und aus diesem Grund kein technisches Verständnis habe (eingeredet ist eingeredet!), setze ich mich mit jedem technischen Gerät wie ein geistiger Tiefflieger auseinander: Ich lese die Bedienungsanleitung. Damit kompensiere ich fehlendes technisches Talent mit Fleiß und Lernwilligkeit.Die Folge ist, dass ich mit meinen technischen Geräten umgehen kann. Herr K komischerweise nicht. Zumindest nicht mit allen. Als er beispielsweise sein letztes Auto verkauft hat, blätterte er zum Abschied mit traurigen Augen in der Bedienungsanleitung. Wenn ich jetzt gemein wäre, würde ich behaupten, er tat dies zum ersten Mal. Doch ich bin nicht gemein und deshalb behaupte ich es nicht. Jedenfalls muss doch etwas Wahres an meiner nicht behaupteten Gemeinheit sein, denn Herr K las erst im Moment des Abschieds, dass das Schiebedach seines Autos ungeahnte technische Raffinessen gehabt hätte ... die natürlich nie genutzt wurden! Als ich in jenem Moment etwas spöttisch in dieser Wunde herumstocherte, erklärte Herr K: „Das wusste ich sowieso, aber ich wollte die komplizierte Technik des Schiebedaches nicht dem Verschleiß aussetzen!“ Wem diese Erklärung unglaubwürdig oder übertrieben scheint, dem sei erklärt: Unwahr – vielleicht, doch übertrieben – keinesfalls! Der Schon-Zwang des Herrn K, wenn es um technische Geräte geht, ist so stark ausgeprägt, dass ich sogar den Wunsch nach frischer Luft im Auto tunlichst unterdrücken sollte. Lieber dreimal nachdenken, ob ich wirklich Frischluft brauche, bevor ich einmal umsonst den elektronischen Fensterheber bediene! Alle technischen Teile des Autos können durch wiederholten Gebrauch kaputt werden!

Am unangenehmsten empfinde ich seinen sparsamen Umgang mit technischem Autozubehör, wenn es regnet. Wir fahren oft kilometerlang halbblind durch die Gegend, weil Herr K die Scheibenwischer erst einschaltet, wenn es 'wirklich' regnet (peitschender Schlagregen!). Die Sichtbehinderung, mit der er bei Nieselregen kämpft, rechtfertigt keinen Einsatz der Scheibenwischer. Davon werden sie vorzeitig kaputt! Die Mechanik wird kaputt, die Wischerblätter werden kaputt! Das kann er nicht riskieren! Da blinzelt er lieber zwischen den einzelnen Wassertropfen hilflos durch und ich bete still vor mich hin, dass alle möglichen Gefahrenquellen so groß sind, dass er sie trotz verschmierter Scheibe noch sieht.

Ein Hinweis, der erkennbar macht, wie sehr Herr K die Technik liebt, ist auch die Tatsache, dass er Geräte nicht sofort in Betrieb nimmt. Dies geschieht bei ihm aus den gleichen, materialschonenden Motiven wie die vorhin erzählte Auto-Geschichte. 'Nicht sofort' kann sich bei Herrn K über einige Monate erstrecken.

Es reicht ihm völlig, sich an der bloßen Anwesenheit eines neuen Gerätes zu erfreuen. Herr K liebt die Technik nämlich wirklich. Und Liebe hat keinen praktischen Wert. Echte Liebe, so auch die zur Technik des Herrn K, ist reine Gefühlssache. Und für Herrn K ist es ein schönes Gefühl, ein neues technisches Gerät zu haben. So, dann steht das Gerät herum und es geschieht nichts, außer dass Herr K sich freut.Nachdem ich schon erwähnt habe, dass Geduld nicht meine Stärke ist, möchte ich ein technisches Gerät gerne einmal nach einigen Wochen bedienen. Ich liebe die Technik ja nicht, weshalb für mich der romantische Aspekt wegfällt. Irgendwann fordere ich daher den praktischen Nutzen ein. Dieser Ungeduld kann Herr K zwar nichts abgewinnen, doch er bremst mich auch nicht.

So kann es vorkommen, dass ich ein schon wochenlang im Haushalt befindliches Gerät noch vor dem Eingreifen meines Gemahls seiner Bestimmung zuführe. Nachdem mir in solch einem Fall Herr K die jungfräulich in Zellophan verpackte Bedienungsanleitung übergibt, lerne ich das Gerät kennen. Herr K verhält sich während meiner Lernzeit unauffällig und zieht sich eher zurück. Ich lerne auf diese Weise das Gerät zu bedienen und wenn es Herr K irgendwann auch benutzen will, wirft er gar keinen Blick mehr in die Bedienungsanleitung, sondern fragt gleich mich, wie, was, wann und wo funktioniert. Vielleicht ist also nur meine Ungeduld der Grund, dass Herr K kaum Bedienungsanleitungen liest. Immerhin sieht er keine Notwendigkeit mehr, nachdem ich es bereits tat. Eher aber hege ich den leisen Verdacht, dass mir Herr K bei der Inbetriebnahme eines neuen Gerätes sehr gern den Vortritt lässt, weil er sich dann das Lesen der Bedienungsanleitungen erspart. Ich hatte schon oft dieses unbestätigte Gefühl, dass Bedienungsanleitungen lesen, nicht des Mannes liebste Lieblingsbeschäftigung ist. Von meinen Freundinnen höre ich nämlich ähnliches über ihre Herren XY ... Doch was hat das Lesen einer simplen Bedienungsanleitung mit der Liebe zur Technik zu tun? Gar nichts! Die wahre Liebe des Herrn K zur Technik erkennt man am deutlichsten daran, dass er sich jedes neue technische Gerät einfach zulegen muss. Egal ob Fotoapparat, PC, Fernseher oder DVD-Recorder. Kaum gibt es eine technische Neuheit am Markt, muss Herr K sie schon besitzen. Sein Zimmer ist voll mit technischen Zeitschriften, die des Mannes Gier nach Novitäten ständig am Brodeln hält. Immer neue Bedürfnisse sollen in geschickt agierenden Journalen zu Tage gefördert werden. Vorhandene Wünsche sollen in Hochglanzmagazinen, die mit Werbeeinschaltungen vollgestopft sind, nie abkühlen, sondern einen automatischen Kaufreflex auslösen. Und Herr K ist ein williges Opfer. Bereitwillig kauft er und ist stets davon überzeugt, jede Neuheit tatsächlich zu brauchen. Um nur ja in kein Informationsloch zu fallen und schlimmstenfalls riskiert eine Computergeneration, oder technische Neuheiten zu versäumen, hat er gewisse Broschüren sicherheitshalber abonniert. Zufriedenheit bedeutet in technischen Angelegenheiten Rückschritt. So etwas darf Herrn K nicht passieren.Also wird bestellt und gekauft. Manchmal lagern die technischen Geräte noch in Original-Verpackung im Zimmer des Herrn K, kommt schon die nächste Geräte-Generation in den Handel. Es ist oft ein richtiger Jammer, zu beobachten, in welchen Stress Herr K dann kommen kann.

Am augenscheinlichsten war dies, als Herr K endlich nach jahrelangem Studium jeder Fachzeitschrift seine analoge Fotoausrüstung komplettiert hatte. Die Ausrüstung spielte alle Stücke. Es gab zur erstklassigen Fotokamera kein Weitwinkel-, Tele- oder Makroobjektiv, das er nicht besaß. Die Freude und der Stolz von Herrn K waren, wie Sie sich vorstellen können, kaum mit Worten beschreibbar. Dann wurde die Fotografie revolutioniert und das digitale Zeitalter nahm auch in der Fotobranche Einzug. Plötzlich gehörte jeder analoge Fotoapparat zum alten Eisen. Wer Fotos in Form von Negativstreifen zum Entwickeln trug, war von gestern, einfach zum Vergessen. Fotos werden heute gemailt, am Computer oder Fernseher hergezeigt und nicht mehr, wie früher auf eine Dia-Leinwand projiziert oder gar in Papierform in Alben geklebt. Echt von gestern, so ein Getue.Nachdem Herr K nun seine neue, aber plötzlich vorsintflutliche, Fotoausrüstung besaß, ohne das zuletzt gekaufte Makro-Objektiv auch nur ausgepackt zu haben, bereitete ihm die Tatsache, dass er sich über unmodernes, technisch überholtes Zeugs freuen sollte, kurzfristig Unbehagen. Doch nur kurzfristig. Wer nun glaubt, dass Herr K in Trübsinn verfiel, irrt. In solchen Angelegenheiten entwickelt er einen überdimensionalen Überlebenstrieb. So schnell konnte ich gar nicht schauen, hatte er sich auch schon eine digitale Fotoausrüstung, samt Blitzlicht, Erweiterungsobjektive, etc. zugelegt. Seit er diese digitalen Neuheiten besitzt, vergeht keine Woche, in der er nicht beim Fotohändler vorstellig ist. Er braucht Hilfe, weil das Kopieren auf DVD nicht reibungslos funktioniert oder die Bilder am Bildschirm so unscharf wirken. Ich bin sicher, ein gezielter Blick in die Bedienungsanleitung würde seine Probleme lösen. Aber ich will gar nicht anregen, dort die Lösung zu suchen, denn auf solche Hinweise reagiert er meist in säuerlichem Ton, dass er bisher noch jedes technische Problem gelöst hat. Also würden sich auch diese Probleme lösen. Irgendwann nach Jahren vielleicht, monatelang dauert sein Krisenzustand jedenfalls schon. Für die soeben erwähnten Probleme hat Herr K aber bereits die Lösung gefunden: Das Kopieren auf DVD ist deshalb problematisch, weil sein PC bereits zwei Jahre alt ist. Daher muss nächstes Frühjahr ein neuer, leistungsstärkerer her. Und die unscharfen Fotos sind gar nicht unscharf, sie wirken auf dem Fernseher nur so, weil das Fernsehbild so scharf ist. Diese Logik verstehe ich zwar nicht - doch ich verstehe ja sowieso nichts von Technik. Für mich zählt eigentlich nur, dass ich gelernt habe, mit meinem technischen Unvermögen auszukommen, indem ich Bedienungsanleitungen benutze und ich freue mich, dass Herr K mit seinem technischen Talent scheinbar auch ohne Bedienungsanleitung gut leben kann.

Oder ist das nur deshalb so, weil er mich hat? Liebe Leserin: Und jetzt wende ich mich bewusst nur an meine Geschlechtsgenossinnen: Geht es Ihnen auch so wie mir? Werden Sie auch ständig gefragt, ob Sie eine Sendung programmieren, den Fernseher einstellen, den Toner wechseln können? Ich bin zwar eine Frau, die von Technik keine Ahnung hat, doch weil ich Bedienungsanleitungen lese, werde ich ständig dazu auserkoren, technische Geräte zu bedienen! Sonderbar - echt sonderbar. Dabei liebe ich die Technik überhaupt nicht!Ich, als Frau, bin demzufolge als Benutzerin für alltägliche Bedienungsschritte gerade noch halbwegs brauchbar.

Aber – und jetzt komme ich zum geschlechtsbezogenen Unterschied: Herr K ist Liebhaber. Und einen Liebhaber erkennt man an seiner Einfühlsamkeit. Was das für einen Vorteil hat, merke ich, wenn alle Schalter im Sicherungskasten in die richtige Richtung gedrückt wurden und es in der Wohnung trotzdem dunkel bleibt.

Dann ist echtes technisches Verständnis gefragt - und das hat Herr K. Er rettet dann Situationen, die mich in hilflose Heulkrämpfe treiben würden, müsste ich sie allein lösen. Die technischen Details, die er mir danach erklärt, über das Warum und Wie und Was ... lassen mich nur mit offenem Mund Löcher in die Luft starren. Verstehen tu ich kein Wort mehr.

Spätestens in jenen Augenblicken begreife ich, warum es auch für mich ein Vorteil ist, dass Herr K die Technik liebt: Weil er technische Probleme, abseits simpler Bedienungsanleitungen, mit dem Verständnis des Liebhabers zu lösen vermag.


Herr K sucht ...

Wenn Herr K zu suchen beginnt, ist es mit meiner Entspannung vorbei. Am besten ist, ich gebe ihm gleich, wonach er sucht, denn er selbst findet es sicherlich nicht. Wenn ich ihn trotzdem allein suchen lasse, kommt definitiv nach einigen Sekunden ein ungeduldiges "Wo hast du es denn hin geräumt?" Liegt das gesuchte Etwas nämlich nicht genau vor seinem Auge, würde Herr K es auch dann nicht finden, wenn es mit Blaulicht blinken, quietschen und schreien würde.

Der Grund dafür ist evolutionsbedingt. Nachdem Männeraugen für die Jagd ausgelegt sein mussten, haben sie ein punktgenau nach vorne ausgerichtetes Blickfeld. Das zu erlegende Wild zählt - sonst nichts; Das männliche Sehvermögen entspricht am ehesten einem Fernrohr. Frauen hingegen haben ein kegelförmiges Blickfeld, weil sie, ebenfalls evolutionsbedingt, die gesamte Umgebung im Visier haben müssen. Nachdem die biologische Aufgabe der Frau die Aufzucht der Brut war, die zumindest in der Steinzeit aus mehreren Sprösslingen bestand, musste die Schar stets in ihrer Gesamtheit im Auge bleiben. Nur ein einziges Kind zielorientiert zu beobachten, würde ja bedeuten, dass die anderen Kindlein unbemerkt abschwirren könnten.Nun schaut ein männlicher Suchender, also Herr K, mit seinem Tunnelblick in den Kühlschrank und sucht ein Stück Wurst. Wenn diese Wurst nicht zufällig punktgenau dort liegt, wo sein selektiver Blick hinfällt, wird´s für ihn anstrengend. 'Mann' versucht nun tapfer eine Zeitlang die Wurst selbst zu finden. Er schaut nach links, fokussiert, sieht ein Gurkenglas, sieht nach rechts, fokussiert, sieht einen Joghurtbecher. Dieses ständige Fokussieren ist wohl auf die Dauer anstrengend und hier werden sogar die Geduldigsten ungeduldig. Zumindest Herr K hält diese Tortur nicht lange aus. Außerdem weiß er, und ich glaube, das wissen alle Männer, dass Frauen alles sofort auf einen Blick finden. Weil wir nicht fokussieren. Wir haben mit unserem kegelförmigen Blick ja fast den gesamten Kühlschrank im Blickfeld. Klar, dass wir es da leichter haben!Dies zur Erklärung, warum Frauen Verständnis zeigen sollten. Männer können wirklich nichts dafür, wenn sie (fast) nichts finden. Ihr Tunnelblick lässt sie Gegenstände nur in weiter Entfernung besser wahrnehmen als das weibliche Auge. Nachdem ich den Kühlschrank aber nicht hundert Meter aus der Wohnung schieben kann, braucht er meine Hilfe, weil er vor lauter Wald den Baum nicht findet.Dass Männer fürs Suchen nicht optimal ausgerüstet sind, merke ich nicht nur bei Herrn K.

In meiner beruflichen Tätigkeit als Sekretärin bin ich auch für die Drucksorten unserer Abteilung zuständig. Daher weiß ich genau: Sucht eine Frau im Drucksortenkasten, kann ich getrost weiterarbeiten.

Wenn allerdings suchende Männer kommen, kann ich meine Arbeit vergessen. Kluge Männer, wie mein Chef, lächeln daher schon vielsagend, wenn sie suchend zum Drucksortenlager schreiten. Ich stehe dann unaufgefordert auf, frage, was er braucht und erspare ihm die Suche.

Es ist nämlich auch für mich einfacher, wenn ich gleich aushelfe, denn wenn Herr K, mein Chef oder Herr XY in meiner Gegenwart suchen, bin ich sowieso verkrampft und warte nur auf das unausbleibliche: "Wo finde ich?"

Herr K kann immer nur eine Sache tun

Wenn Herr K während des Fernsehens angesprochen wird, kann er unleidlich werden. Zwei Sachen gleichzeitig tun, nicht einmal zwei so passive wie Fernsehen und Zuhören, verschafft ihm äußerstes Unbehagen. Sogar bei der Arbeit Musik zu hören, macht ihn nervös.

Nicht nur Herr K ist mit solcherlei überfordert, auch viele Herren XY schaffen das nicht gut. Warum? Männer können eigentlich immer nur eine Gehirnhälfte nutzen, während wir Frauen erwiesenermaßen beide Gehirnhälften optimal miteinander vernetzt haben. Die Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften ist bei Männern nicht nur dünner, sondern besitzt auch weniger Zusatzverbindungen.Dies hat seine Ursache wieder in der Evolution. Und abermals muss mein jagender Höhlenbewohner herhalten: Bei der Jagd brauchte sich der Mann nur auf das zu erlegende Tier konzentrieren. Das aber vollkommen, hier durfte ihn nichts und niemand ablenken. Frauen hingegen mussten fähig sein, sich um eine ganze Schar von Kindern zu kümmern.

Daher hat es die Natur so eingerichtet, dass Frauen mehrere Dinge gleichzeitig erledigen können, natürlich, ehrlich gesagt, nicht mit der gleichen Konzentration wie ein Mann. Aber ‚Frau’ kann es und es bringt sie nicht aus der Fassung, wenn es von ihr verlangt wird. Herr K jedoch gerät total aus den Fugen, wenn man ihn derart überfordert. Bevor ich Kenntnis über die mangelnde Vernetzung der beiden Gehirnhälften von Männern hatte, ging ich davon aus, dass geistige Vielseitigkeit jeder kluge Mensch besitzt, und Herr K ist ein sehr kluger Mann. Nachdem mich Herr K aber, und zwar immer, wenn ich ihn während einer Tätigkeit anredete, mit einer plötzlich einsetzenden Mieselsucht konfrontierte, glaubte ich lange Zeit, und zwar sehr beleidigt, dass Herr K unfreundlich zu mir ist. Erst die oben erwähnte Erkenntnis über die unterschiedliche Bauart unserer Gehirne, machte mir klar, dass Herr K nicht unfreundlich, sondern schlicht überfordert ist, wenn ich ihm zwei Dinge gleichzeitig aufbürde. Außerdem: Wenn ich erkenne, wie durch die Fertigkeit des Herrn K jede Reparatur oder handwerkliche Aktion zu einem beständigen Kunstwerk wird, erkenne ich, dass es auch sein Gutes hat, wenn Herr K nur eine Sache, die aber vollkommen konzentriert, durchführen kann.

Herr K hat Geschmack

Doch was für einen! Wenn er das Haus mit einem gestreiften Hemd und einer karierten Krawatte zum getupften Sakko verlassen will, krampft es mich oft so schmerzhaft zusammen, dass ich beinahe im Affekt aufkreische: "Wie schaust denn du aus?"Wie Sie aber inzwischen von Herrn K wissen, verabscheut er Kritik aufs Schärfste. Es ist daher schwierig, ihn auf seinen Look hinzuweisen, ohne in das geöffnete Messer zu laufen. Wenn ich ihn, auch noch so höflich, darauf hinweise, dass die von ihm gewählte Kreation nicht sonderlich geschmackvoll wirkt, wählt er beleidigt den Angriff als Verteidigung, indem er mault: "Du hast keinen Geschmack. Bei dir muss immer alles Ton in Ton sein. Das ist fad." Manchmal, aber nur manchmal, holt er sich dann eine andere Krawatte. Immerhin hat Herr K nach Jahren des Zusammenlebens erkannt, dass 'Frau' manchmal recht hat. Das würde er aber natürlich nie zugeben. Ich merke seinen Sinneswandel daran nur, wenn er zum Kleiderkasten zurück geht und sich stillschweigend eine andere Krawatte umhängt. Natürlich würde er nie ein Wort darüber verlieren, dass seine ursprüngliche Wahl tatsächlich ein Missgriff war. Immerhin ist Herr K ja wirklich davon überzeugt, guten Geschmack zu besitzen.

Abgesehen davon, dass es mir oft schwerfällt, mein Entsetzen zu verbergen, wenn mir die wildesten Farbkombinationen schmerzhaft und aufdringlich ins Auge stechen, ist es natürlich kaum möglich, einen Hinweis auf geschmacklose Kleider-Auswahl zu deponieren, ohne beleidigend zu wirken. Ich kann weder meine Körpersprache kontrollieren, meine Pupillen weiten sich vor Schreck ja von allein, noch habe ich die verbale Ausdruckskraft, keinen kritischen Unterton mitklingen zu lassen. Ich glaube, soviel Diplomatie gibt es gar nicht. "Schrecklich, diese Kombination", kann man, auf der Suche nach einem lindernden Ton, einfach noch solange herumdrehen, die Aussage wird immer: "Schrecklich, diese Kombination", bleiben. Auch wenn ich Worte, wie: "Etwas grell", "vielleicht zu schrill", oder "ein bisschen zu dominierend", verwende.

Wie erreiche ich aber, dass Herr K sich umzieht? Hier habe ich einen wirksamen Bedienungshinweis: Ohne mein Entsetzen zu sehr zu zeigen (die Augen halt schließen oder wegsehen, damit er die schreckgeweiteten Pupillen nicht sieht), einfach eine passende Krawatte liebevoll hinhalten und sagen: "Schau, was hältst du von dieser? Passt die nicht noch besser?"

Das ist freundlich. Das ist kritiklos und so ein liebevoller Vorschlag wird eigentlich immer angenommen. Diese Strategie ist auch deshalb die beste, weil sich Herr K dadurch die Suche nach einer passenden Krawatte erspart. Es ist nämlich schon vorgekommen, dass er sich, beim zweiten Versuch, eine passendere Krawatte zu finden, einen noch schlimmeren Fehlgriff leistete. Gehen wir nicht gemeinsam aus, belastet mich das aber nicht. Ich denke nur: "Ich blamiere mich ja nicht", und Herr K ist sowieso selbstbewusst. Im vollen Bewusstsein, der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der Geschmack hat, schmeißt er sich wie ein Schillerfalter unter das Volk. Da kennt er nichts! In ihrer oft abschreckenden Wirkung erkenne ich das evolutionsbedingte Motiv, warum Herr K und viele seiner Geschlechtsgenossen einen oft so zweifelhaften modischen Geschmack besitzen. Unsere Jäger waren seit der Steinzeit für den Schutz der Familie verantwortlich. Alle zur Verfügung stehenden Mittel wurden eingesetzt, um Feinde gar nicht erst in die Nähe der Familie zu lassen. Mit Drohgebärden und einer grell abschreckenden und aufgeplusterten Kleidung sollten Feinde in die sofortige Flucht geschlagen werden. Naturvölker schrecken auch heute noch mit grellen Masken und grässlichen Grimmassen. Die Maoris schüchtern ihre Gegner zusätzlich mit rausgestreckter Zunge ein. Ja - und jetzt komme ich zurück zu Herrn K, denn er scheint unbewusst mit seiner zusammengestoppelten Kleidung auch heute noch schrecken zu wollen. Ich weiß, das klingt jetzt fast bösartig und sehr weit hergeholt, doch ich erschrecke oft wirklich, wenn ich sehe, in welcher Aufmachung Herr K manchmal das Haus verlassen will. Die unpassende Krawatte von Herrn K wirkt auf mich dabei wie die rausgestreckte Zunge eines Maori-Kriegers. Die weibliche Kleiderwahl hingegen hat ein völlig gegenteiliges Motiv: Frauen müssen gefallen, denn sie locken mit ihrem Äußeren. Als noch trivialer gelebt wurde, brauchte 'Frau' dafür keine Kleidung. Die körperlichen, weiblichen Reize stachen dem Jäger stimulierend von allen Seiten ins Auge. In unserer Zivilisation sollen diese Verlockungen aber (mehr oder weniger) verhüllt werden. Zwangsläufig sind daher Frauen darauf angewiesen, mit der textilen Hülle geschickt zu agieren. Und wir schmeißen uns da mächtig ins Zeug, machen aus dieser Not eine Tugend und haben es im Blut, unsere Reize optimal zu präsentieren. An der weiblichen Erscheinung spürt 'Mann' sofort, was 'Frau' im Sinn führt: Wollen Frauen verführen, dann zeigen sie, was sie haben. Karrierefrauen hingegen signalisieren mit ihrer Kleidung, dass sie gleiche Fähigkeiten wie Männer besitzen, für diese Leistungen anerkannt und dementsprechend ernst genommen werden sollten. Männer versenden keine derartigen Signale, denn für die Partnerwahl ist das männliche Aussehen, wie bereits erwähnt, eher zweitrangig, bei einem mächtigen Mann sogar total bedeutungslos (Tante Jolesch: Alles was an einem Mann schöner ist, als ein Aff', ist Luxus). Herr K beispielsweise kam zu unserem ersten Rendezvous nicht anders gekleidet als ins Büro, ich hingegen hatte meine Bluse schon um ein Knöpfchen weiter geöffnet. Der männliche Beitrag zur Partnerwahl ist aber auch nur die instinktgesteuerte Reaktion auf weibliche Reize. Daher ist es so wichtig, dass Frauen sich ordentlich ins Zeug legen: Ohne Signal keine Reaktion (das Knöpfchen an der Bluse).

Die meisten Männer, die ich kenne, hassen es richtiggehend, Kleidung einzukaufen. So ein strikter Verweigerer ist Herr K zwar nicht, doch Kleiderkauf sollte für ihn möglichst rasch erledigt sein. Für den Kauf einer Hose genügen zehn Minuten: Sehen, probieren, kaufen. Ich merke zwar, dass Jünglinge, die im Zeitalter des Marken-Diktats heranwachsen, modisch aufgeschlossener sind, trotzdem bleibt für viele Männer Kleidung in erster Linie eine wärmende Textil-Hülle. Wenn ich ehrlich bin, finde ich das aber in Ordnung. Auch wenn Herr K bei der Kleiderauswahl unbewusst aus dem tiefsten Tiefen seiner Jägerseele eine abschreckende Kreation wählt, finde ich das eigentlich anziehend. Warum? Weil es für mich eine noch viel schlimmere Vorstellung gibt: Mir liefe die Gänsehaut auf, würde mein Gemahl ein stilsicheres Modebewusstsein an den Tag legen, womit selbst Jackie Kennedy nicht mithalten hätte können.

Es würde mich schockieren, wenn sich mein Beschützer jeder männlichen Behaarung entledigen und seine Haut mit Cremen so weich wie Baby-Haut pflegen würde. Wirklich abstoßend fände ich die Vorstellung, wenn ich im Dunkeln nach Herrn K greife und dabei nicht sicher wäre, ob es Herr K oder meine beste Freundin ist, die ich gerade spüre. Brrr ... Nein, das will ich überhaupt nicht. Der Verlust der herben Männlichkeit wäre für mich unerträglicher, als Herrn K ab und zu mal modisch unter die Arme zu greifen. Da reiche ich ihm lieber eine passende Krawatte, damit er nicht wie ein Maori-Krieger das Haus verlässt.

Herr K als Krankenpfleger

HerrK Pfleger Kopie

Dafür ist er gänzlich ungeeignet. Herr K merkt einfach nicht, wenn es mir schlecht geht. Er weiß auch nicht, wenn ich ihm diese Tatsache durch verbale Hinweise ins Bewusstsein schiebe, wie er meinem Wohlbefinden wieder auf die Sprünge helfen könnte. Nicht, dass er nicht wollte, er weiß es wirklich nicht!Dass bei einer Verkühlung heißer Tee Wunder wirkt, hat er, seit er bei seiner letzten Erkältung von mir damit liebevoll gepflegt wurde, total vergessen. Daher fällt es ihm auch nicht ein, wenn er dieses Wissen für meine Pflege brauchen würde. Meine Überlebensstrategie ist hier ganz schlicht: Nicht warten, bis 'Mann' draufkommt. Es fällt ihm nicht ein, dass er nur das tun sollte, was ihm seine liebende Frau bei seiner letzten Krankheit an helfenden Aktivitäten und liebevoller Zuwendung zuteilwerden ließ. Ich muss mit meiner letzten Kraft fordern, was mich vor der Austrocknung rettet und eindeutige Anweisungen geben: "Bitte bringe mir Tee!" Totale Schwäche oder gar bewusstlos werden, sollte ich tunlichst vermeiden. Ich muss geistig stets soweit brauchbar bleiben, um noch genaue Anleitungen geben zu können, wie ich zu pflegen bin. Dann allerdings ist Herr K der beste Pfleger. Er will ja auch, dass es mir gut geht. Wenn ich dieses Phänomen ohne Sarkasmus betrachte, stelle ich fest, dass es schon seinen Grund hat, warum es (fast) nur Krankenschwestern gibt. Evolutionsbedingt liegt 'Frau' das Pflegen und Helfen im Blut. Früher, in den Steinzeithöhlen, wo Männer, Frauen und Kinder gemeinsam lebten, wurde eine kranke Frau von einer anderen Frau gepflegt. So funktionierte es auch noch in den Großfamilien der letzten Jahrhunderte. Nur in der heutigen Gesellschaft, wo Haushalte immer kleiner werden, ist eine kranke Frau ein Problem, weil Männer mit Pflege oft wirklich hoffnungslos überfordert sind. Ich finde, es allein aus dieser Sicht zu sehen, hilft schon ein bisschen ..., wenn man nicht wirklich krank wird ... Doch ich habe schon Fälle erlebt, wo pflegende Männer über sich hinausgewachsen sind. Nicht bei Herrn K, er hat gottlob so viel Lernfähigkeit noch nicht beweisen müssen! Bei seinem Pflegetalent hoffe ich nur, sollte ich doch einmal schwer erkranken, dass mich ein zufällig zu Besuch kommendes weibliches Wesen noch lebend vorfindet.

Herr K braucht keine Vitamine

Herr K Winter

Mit dieser Überschrift meine ich nicht seine Essgewohnheiten. Diese behandle ich im nächsten Kapitel. Nein, ich meine damit seine Heldenhaftigkeit und die damit verbundene Ablehnung jeder Verzärtelung. Den Titel wählte ich aufgrund einer aussagekräftigen Werbung für vitaminreiche Hustenzuckerl, die eine Zeitlang im Fernsehen lief. In erwähntem Werbeblock ritten zwei Cowboys einsam durch eine unwirtliche Winterlandschaft. Einem Cowboy hatte die Kälte mächtig zugesetzt und er hustete furchtbar. Sein Freund bot ihm ein Hustenzuckerl an, doch der Hustende wehrte männlich die Annahme ab. Mit seiner letzten Kraft krächzte er heldenhaft: "Starke Männer brauchen keine Vitamine", um in der nächsten Szene besinnungslos vom Pferd zu kippen ... An diese Werbung erinnere ich mich, wenn Herrn K bei frostigen Temperaturen in unangepasster Kleidung das Haus verlassen will und ich ihm rate, er solle sich doch wärmer kleiden. Herr K brummt dann: "Ich brauche niemanden, der mich bemuttert." In so einer Situation erkenne ich in Herrn K den coolen Cowboy, der lieber vom Sattel kippt, als das lebensrettende Hustenzuckerl zu nehmen. Herr K braucht auch keine Vitamine, in diesem Fall halt keinen Wintermantel. Umgelegt auf den Cowboy bleibt die Aussage: "Lieber ein toter Held, als ein lebendes Weichei."Außerdem: Was Herr K aufgrund seiner Männlichkeit überhaupt nicht braucht, sind guten Tipps. Und am allerwenigsten von einer Frau. Und schon gar nicht von seiner Frau! Kein Mann braucht das. Zumindest kein richtiger Mann. Richtige Männer wissen von allein, was gut für sie ist ... Na ja, diesen Bedienungsanleitungshinweis versuche ich ja wirklich gerne zu befolgen. Aber: Im kurzärmeligen Hemd kann ich Herrn K bei Minusgraden doch auch nicht außer Haus gehen lassen!Jetzt ist es natürlich schwer für mich als treusorgende Frau, Herrn K zu bemuttern, ohne dass er es merkt. Ich will nämlich auch im eigenen Interesse keinesfalls, dass er krank wird. Immerhin, wenn er sich verkühlt, muss ich ihn pflegen. Und jede Frau weiß: Die Pflege eines leidenden Mannes ist sehr anstrengend. Abgesehen davon, dass er mich sicherlich ansteckt und ich dann selbst zum Pflegefall werde ... wozu erschwerend kommt, wie im Thema davor behandelt, dass ich unter der Pflege von Herrn K ja meist mehr leide, als unter der Krankheit selbst. Was aber tun, wenn ich ihn nicht dem Frost-Tode ausliefern will? Wirksam ist, wenn ich sage: "Puh, heute hat es minus zwei Grad, da muss ich meinen Wintermantel anziehen." Das muss ich natürlich sehr laut sagen, zur Sicherheit vielleicht sogar ein zweites Mal, damit er es auch wirklich hört. Meist fragt er dann nach: "Was, wirklich? So kalt ist es?", und greift auch zum Mantel. Mit dieser Strategie verliert er nicht sein Gesicht - und bleibt gesund.Natürlich kommt es manchmal trotzdem vor, dass ich vor Schreck, wie unpassend gekleidet er aus dem Haus gehen will, den falschen, nämlich kritisierenden Ton erwische. Meist passiert das, wenn wir in Eile sind.

Heule ich dann im Affekt: "Halb nackt willst du aus dem Haus gehen?", kann es vorkommen, dass er mir seine Krawatte als wärmenden Schal zu erklären versucht und genauso trotzig wie selbstsicher das Haus verlässt.

Die ersten Nies-Anfälle auf der Straße werden von ihm als normale Folge des Temperatur-Wechsels erklärt und an solchen Tagen gehe ich auf dem Heimweg nach der Firma noch einen Umweg zur Apotheke, decke mich mit Aspirin und Hustenbonbons ein, damit ich den schon mit glühenden Wangen im Bett liegenden Herr K gesund pflegen kann. Dabei hoffe ich nur, dass es mir erspart bleiben möge, auch von ihm gepflegt werden zu müssen, nämlich dann, wenn er mich tatsächlich auch noch ansteckt.

Herr K ernährt sich gesund

Herr K Vitamine Kopie

Das ist mein Lieblingsthema. Herr K hat einen leicht erhöhten Cholesterinwert. Nicht besorgniserregend, doch er ist einer der Männer, die mit der eigenen Gesundheit nicht spaßen. Also ernährt er sich gesund. Und wie gesund!Dazu muss ich erwähnen, dass Herr K eine ausweglose Schwäche für Würstel hat, die an gesundheitsschädlichen Fetten kaum zu überbieten sind. Zusätzlich giert er nach üppigen, mit Stabilisatoren, künstlichen Geschmacksverstärkern und gehärteten Fetten vollgepumpten Mehlspeisen. Je chemischer und je fetter, desto besser schmecken sie ihm. Woher Herr K seinen erhöhten Cholesterinwert hat, liegt daher auf der Hand. Wirklich jedem ist es klar, außer Herrn K selbst. Seinen Würstelkonsum einzustellen, oder auch nur zu reduzieren, kommt ihm immer nur dann in den Sinn, wenn er wieder einmal einen Blutbefund in Händen hält. Doch schon nach wenigen Wochen besteht sein tägliches Abendbrot wieder aus einer fetten, nur aus qualitativ wertlosem faschiertem Speck, Knorpeln und chemischem Pulver hergestellten Bratwurst. Dazu verzehrt er allerdings Vollkornbrot - wegen der Gesundheit! Anschließend genehmigt er sich, man braucht ja auch eine kleine Nachspeise, ein Stückchen Gugelhupf. Hierfür wird dieser Wiener Kuchen geviertelt und verdrückt. Und zwar so rasch, dass ich denke, er glaubt, je schneller weg, desto weniger geschadet. Von mir auf seine bedenklichen Essgewohnheiten angesprochen, meint Herr K nur, dass er immerhin auch viel Obst esse: Z.B. zur Bratwurst Weintrauben. Das stimmt übrigens! Hier übertreibe ich nicht! Herr K isst tatsächlich zur Bratwurst Weintrauben, zum Leberkäse Pfirsich, zum Schnitzel einen Apfel! Um mich von seiner gesunden Ernährung zu überzeugen, ist ihm kein Opfer zu hoch. Der erhöhte Cholesterinwert spricht trotzdem eine eindeutige Sprache. Wenn ich Herrn K demnach sorgenvoll ins Gewissen reden möchte und erwähne, wie ungesund er sich ernährt, reizt das Herrn K zum aggressiven Gegenschlag. Dann muss er einfach erwähnen, dass meine Angewohnheit, saftige Fleischspeisen mit Rahm zu verfeinern, krank und dick macht! Wenn ich dann bemerke, dass ich aber keinen erhöhten Cholesterinwert habe, kontert er, dass sein erhöhter Cholesterinspiegel vererbt ist. Somit ist die Debatte für ihn beendet. Ich glaube, er weiß sowieso, was er tut, aber sein Gusto ist halt übermächtig. Scheinbar steckt die Gier nach übermäßigem Fleischkonsum tatsächlich in des Mannes Genen, denn Vegetarier findet man unter der männlichen Bevölkerung eher selten. Diese Tatsache allein finde ich aber nicht besorgniserregend, denn eine gänzlich fleischlose Ernährung wird auch von Ernährungswissenschaftlern nicht empfohlen. Immerhin fehlen manchen Vegetariern oft wertvolle Spurenelemente und Eisen, nämlich dann, wenn sie nicht bewusst auf deren Zufuhr durch genügend pflanzliche Ersatz-Lebensmittel achten. Aber auch das Eisen aus pflanzlichen Rohstoffen wird vom Darm schlechter aufgenommen, als Herr K dies mit seinem Schnitzerl erledigt.

Und genau dieses Wissen um die mangelnde Eisenzufuhr eines Vegetariers kommt Herrn K sehr entgegen: Er benutzt es als willkommene Ausrede um weiterhin nach Herzenslust seine Würstel und Schnitzel zu mampfen. Immerhin will er doch nicht an einem Eisenmangel zugrunde gehen! Ja, aber die Menge, Herr K! Die Menge ist ausschlaggebend! Dass in Berichten über gesunde Ernährung erwähnt wird, den Fleischkonsum auf zweimal wöchentlich zu reduzieren, dürfte Herr K nicht richtig realisieren. Oder er kann das Wort 'wöchentlich' nicht von 'täglich' unterscheiden. Wenn doch, dann hat er wirklich köstliche Argumente zur Hand: Erstens, isst er ja nicht immer nur Fleisch, sondern genauso oft Würstel (was ja noch schlimmer ist, denn da ist nur wertloses Fett drinnen) und zweitens braucht er Kraft, weil er regelmäßig joggt. Außerdem verweist er auf die sowieso immer geringer werdenden Mengen an Fleisch, die er sich nur mehr genehmigt. Immerhin hatte er früher eine halbe Sau, zwischen zwei Semmelhälften gepresst, verspeist. Zumindest sah es von der Seite so aus, wenn Herr K in eine Leberkäsesemmel biss, aus der 150 Gramm Fleischmasse rausquoll. Heute lässt sich der ernährungsbewusste Herr K nur mehr 70 Gramm Leberkäse in die Semmel geben ..., dass er aber stattdessen zwei dieser Leberkäsesemmeln verdrückt, verschweigt er, bis ich diese Tatsache in seine Erinnerung zurückschiebe. Wenn Herr K seine übermäßige Fettzufuhr damit begründet, dass er schwer gearbeitet hat und ich weiß, er saß nur auf seinem Schreibtischstuhl und die körperlich schlimmste Anstrengung des Tages war die Last des zehn Gramm schweren Telefonhörers an sein Ohr zu halten, lächle ich leise in mich hinein. Ich weiß, dass es überhaupt keinen Sinn hat, ihn zum Nachdenken anzuregen. Ich kann nur hoffen, dass er seine eigene Ernährung überlebt.Als ich wahrnahm, dass sein Würstelkonsum unübersehbare Ausmaße annahm, ging ich sorgenvoll dazu über, anstatt Schweinefleisch, das er in der denkbar ungesündesten Form ständig in sich reinstopfte, Putengerichte zu kochen. Pute ist fettärmer, schmeckt hervorragend, ist saftig und weich. Doch Herr K dürfte eine Aversion gegen gesunde Kost haben. Irgendwann begann er, gegen Putenfleisch zu rebellieren und beharrt wieder auf sein geliebtes, cholesteringeschwängertes Schweinsschnitzerl.

Ich versuche zwar mit weiblicher Schläue ab und zu vegetarische Kost so schmackhaft zu präsentieren, dass er doch ein wenig von seinem übermäßigen Fleisch- und Fettkonsum wegkommt. Doch einen deliziösen, überbackenen Brokkoli-Auflauf expedierte er schon einmal angewidert ins WC, weil der überbackene Käse zu sehr Obers ähnelte. Dieses Milchprodukt hasst er nämlich, weil er es für ungesund und fett hält! Naja ...

Stattdessen ist Herr K dazu übergegangen, statt normalem Joghurt nur mehr chemisch fettreduziertes zu essen. Nachdem Herr K sehr schlank ist, versuche ich ihn aufzuklären, dass die natürlichen Milchfette im Joghurt gesünder sind, als die chemischen Substanzen, die den Fettgehalt des Joghurts reduzieren. Doch das glaubt er mir nicht und sieht weiterhin im Konsum dieser Light-Produkte eine Möglichkeit, gefahrloser fette Würstel verspeisen zu können. Als Kompensierung gewissermaßen.

Ich kann nur hoffen, dass die gesundheitlichen Auswirkungen seiner chemischen, fetten und zuckerreichen Kost durch Joggen und Obstverzehr tatsächlich immer ausgeglichen werden.

Um sein Überleben bemüht, versuche ich, immer kreativer werdend, möglichst unauffällig, nach wie vor, gesunde Kost unter sein Kraftfutter zu mengen.

Doch wirkungsvollere Bedienungs-Hinweise fallen mir zu diesem Thema leider selbst nicht ein.

Herr K versteckt sich im Schneckenhaus

Herr K Schneckenhaus

Herr K nimmt mich, wie ich bin. Um seine Meinung zu unterstreichen, behauptet er sogar, dass er meine Fehler liebt. Das stimmt natürlich nur bedingt. Wenn ich es beispielsweise schaffe, das zusammengeräumte Wohnzimmer innerhalb einer halben Stunde in ein Schlachtfeld umzufunktionieren, merke ich von seiner Liebe zu meinen Fehlern nicht mehr viel. Eigentlich gar nichts. Das will er aber dann nicht zugeben. Also schaut er mit hochgezogenen Augenbrauen irritiert in das, nur noch von mir als organisiert empfundene, Chaos. In dessen Mittelpunkt sitze ich betriebsam und überspiele Videofilme, während ich gleichzeitig Zeitungen durchstöbere und ein paar Näharbeiten erledige. In Situation, in denen Ordnungssinn und Ruhebedürfnis nicht mehr seinem hohen Standard entsprechen, beginnt Herr K zu grummeln. Ich glaube, dieses Wort gibt es im deutschen Sprachgebrauch gar nicht, doch ich finde einfach keine passende Beschreibung für das, was mit Herrn K da geschieht. Grummeln ist der unheilvolle Seelenzustand, vergleichbar mit der spannungsgeladenen Stimmung vor einem aufziehenden Gewitter, dem leichte Ärgernis deutlich anzumerken ist, wahrnehmbar an hektisch zuckenden Wangenmuskeln. Unterstrichen wird es von einer Körperhaltung, die eindeutig 'Ablehnung' signalisiert, am besten erkennbar für mich, wenn Herr K keinen Augenkontakt mehr hält und die Hände zu reiben beginnt. Ganz sicher bin ich, dass eine Situation zu kippen beginnt, wenn Herr K mit seiner Zunge in der Mundhöhle herumfährt und durch die Wange Beulen drückt. Je schneller die Beulen-Straßen sich bewegen, je unheilvoller sein Gemütszustand. Mit dieser unbewussten, an mich als Warnung geschickten, körperlichen Reaktion signalisiert Herr K, dass der Zeiger seines Wohlfühl-Barometers bald vom grünen Bereich in den roten schnalzen wird. All seine Sinne sind in Alarmbereitschaft und wenn ich nicht aufpasse, läuft Herr K heiß und es brennen die Sicherungen durch. Sie erinnern sich noch an den Geschirrspüler, der ohne Wasser läuft? Die vom Geschirrspüler ausgehende Hitze und laute Laufgeräusche sollten mich genauso stutzig machen, wie die Grummel-Phase von Herrn K. In der Grummel-Phase ist Herr K allerdings noch nicht wirklich schlecht gelaunt. Er befindet sich in der Grauzone zwischen guter und schlechter Laune, vergleichbar mit der Dämmerung, die den Tag von der Nacht trennt. Doch im Unterschied zur Dämmerung, die unweigerlich entweder in die Nacht oder in den Tag mündet, kann ich mit entsprechendem Verhalten verhindern, dass die Laune des Herr K in den roten Bereich kippt. Manchmal jedenfalls.Wie erfolgreich ich dabei bin, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Am besten stehen die Chancen, wenn nur Unordnung der Auslöser ist. Dann genügt, wenn ich ankündige: "In einer viertel Stunde ist hier alles wieder an seinem Platz." Das beruhigt Herrn K und er merkt mein ehrliches Bemühen. Somit kann er sich entspannen und wartet hoffnungsvoll die kommenden 15 Minuten ab. Ich brauche sicherlich nicht erwähnen, dass ich die viertel Stunde natürlich schon einhalten sollte.

Ganz schlecht stehen meine Chancen, wenn ich das ausgeprägte Ruhebedürfnis von Herrn K strapaziert und an seinem äußerst schwachen Nervenkostüm gekratzt habe. Einfacher gesagt: Wenn ich hektisch werde und ihn nervös mache. In diesem Fall dauert die Grummelphase so kurz, dass sie fast augenblicklich in zurückgezogene Angefressenheit mündet. Er zieht sich dann vom aktiven Tagesgeschehen zurück und ist nur mehr physisch anwesend. Mit einem mürrischen Schweigen und gesenktem Blick rettet er sich in sein Innerstes, wo er die benötigte Ruhe noch zu finden glaubt und lässt mich, den Auslöser seines panischen Rückzuges, nicht mehr an sich ran. Sein Schneckenhaus ist nun sein Castle und all meine Versuche, ihn aus diesem wieder herauszulocken, sind im Stadium jenseits des Grummelns aussichtslos. Ich hatte meine Chance, als er noch grummelte. Wenn ich diese ungenutzt verstreichen ließ, bin ich selber schuld. Nachdem ich das aber nicht akzeptieren kann, noch dazu, weil es meist just am Samstagvormittag passiert, wo ich mich doch die ganze Woche auf ein harmonisches, gemeinsames Wochenende gefreut habe, begehe ich in meiner Verzweiflung den schwersten Bedienungsfehler, den ich in dieser Phase überhaupt machen kann. Ich frage "Hast du etwas?" oder gar: "Was habe ich denn falsch gemacht?" Mit einem mürrischen, "Ich habe nichts; du hast nichts falsch gemacht", versucht er diese Fragen abzublocken, obwohl seine Körperhaltung und Mimik eindeutig die gesprochenen Worte widerlegen. Wenn ich nun mit löchernden Fragen in das Schneckenhaus hinein stochere, schiebe ich ihn stattdessen noch tiefer hinein, so tief, dass ich ihn bald gar nicht mehr erreichen kann. Jeder, ab nun gestartete verzweifelte Versuch um Schadenbegrenzung bewirkt genau das Gegenteil dessen, was ich erreichen will: Ich verlängere nur den Zeitraum, bis Herr K sich wieder aus seinem Schneckenhaus heraus begibt. Im schlimmsten Fall erwacht Herr K erst am Montagmorgen wieder mit einem freundlichen Lächeln. Dann habe ich eindeutig zu viel gestochert.In diesem Fall bin ich leider ein Rückfalltäter. Ich weiß zwar genau, ich sollte diese unerwünschte Frage: "Was hast du denn?", keinesfalls stellen. Niemals. Egal, wie sehr es mir auf der Zunge brennt. Das weiß ich. Heute. Und jetzt, wo ich darüber schreibe. Doch wenn Herr K schon wieder in sein Schneckenhaus abschwirren will, verhindert meine Harmoniesucht immer wieder logisches Denken. Und schon entwischen mir erneut die verhängnisvollen Worte: "Was hat du denn?" Wie aber kann ich Herrn K aus seiner Grummelphase zurück in positive Bahnen lenken? Auf jeden Fall durch Ausblendung des Auslösers. Also, wenn Hektik der Auslöser war: Ruhig werden! Auch wenn ich noch so viele Arbeiten gleichzeitig zu erledigen habe: Wenn es Herrn K nervös macht, lieber die Türe schließen, damit er meine Hektik nicht sieht. Wenn Unordnung der Auslöser ist, aufräumen und stolz präsentieren, damit er meine Anstrengungen auch erkennt. Wenn Herr K merkt, wie sehr ich mich ehrlich bemühe, seine seelische Schieflage zu korrigieren, ist er gerne bereit, wieder aus der Grummelphase rauszukommen.Dabei ist wichtig zu erkennen, wie weit seine Laune bereits in den Negativ-Bereich vorgedrungen ist. Ist die Grenze des gefürchteten roten Bereiches bereits überschritten, habe ich schlicht und ergreifend Pech gehabt. Befindet Herr K sich aber noch im grünen Bereich, hilft sehr oft sogar Humor. Das ist halt reine Gefühlssache. Ist die seelische Basis von Herrn K am betreffenden Grummel-Tag eigentlich stabil, helfen oft sogar leicht sarkastische Bemerkungen, ihn aufzulockern. In so einem Fall kann ich ohne weiteres sagen: "Na, was grummelst du denn schon wieder herum?" Erwische ich hier den richtigen Ton, nämlich freundlich und liebevoll, kann meine Frage sogar ganz leicht spöttisch klingen. Aber nur ganz leicht, bitte sehr. Ihn regelrecht zu verscheißern, würde ihn von 0 auf 100 richtiggehend in sein Schneckenhaus hineinschießen. Sehr oft habe ich Herrn K tatsächlich mit Humor in den grünen Bereich zurückgeholt. Wenn er sich verständnisvoll von mir angesprochen fühlt und am betreffenden Tag zu einem selbstkritischen Blick bereit ist, muss er oft sogar selbst über sich lachen. Und schon ist das gemeinsame Wochenende gerettet. Diese Bereitschaft, ungewohnte Stresssituationen zu meiden und sich gegebenenfalls zurückzuziehen, liegt meinem Jäger wohl auch evolutionsbedingt in den Genen. Männer waren nie damit konfrontiert, nervigen Stress bewältigen zu müssen. Jagen und Morden macht nicht nervös! Dafür musste 'Mann' kräftig, schnell entschlossen, konzentriert und keinesfalls zimperlich sein. Die Sinne des Jägers waren auf sein Jagdobjekt fokussiert. Sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, macht nicht nervös, jedenfalls nicht so, wie beispielsweise Kleinkinder nerven. Das werden Männer bestätigen, die sich die Elternkarenz teilten. Fast alle, die ich kenne, waren froh, wieder arbeiten gehen zu können. Und das, obwohl diese Männer liebende Väter sind.Die Nervenstärke, die ein Jäger brauchte, war von ganz anderer Qualität als die Nervensubstanz, die Mütter brauchen. Stärke müssen beide haben. Doch der Stress einer Mutter war und ist mit dem Stress eines Jägers nicht vergleichbar. Daher sind die Aufgaben des anderen Geschlechtes oft auch so schwer zu bewältigen, wenn man nicht das dafür geeignete Nervenkostüm besitzt. Jedenfalls sind Herr K und ich eindeutig noch mit unseren urzeitlichen Talenten ausgestattet. Deshalb hätte ich die Hosen gestrichen voll, würde mich ein Herkules bedrohen und Herr K wäre einem Haufen Kinder nicht gewachsen - und manchmal eben auch mir, wenn ich zu hektisch werde. Weil wir Frauen schon seit ewigen Zeiten mit dem hektischen Gewusel mehrerer Kinder umzugehen lernten, haben wir Hektik und Stress immer gekannt und damit umzugehen gelernt. Mehr noch: Hektik wurde sogar Teil unseres Wesens. Wir halten Hektik nicht nur besser aus, wir verbreiteten sie selbst auch. Zumindest einige Frauen tun das; ich jedenfalls schon. Doch wieder zur Historie: Unsere Steinzeit-Jäger wanderten über Berge und Täler und jagten saftige Bären für´s Abendmahl. Bei Feindkontakt wurde sachdienlich gehandelt, sprich, die Keule geschwungen. Und schon war das Problem erledigt. So wie eben Männer Probleme erledigen: Rational, zielorientiert, ohne Tamtam. Da gibt es keine tiefgründigen Gespräche, da wird gehandelt. Kurz und schmerzlos. Wumm!

Frauen sind ganz anders. Wir verhandeln den ganzen Tag. Wir tun es mit den Kindern, müssen diese erziehen, Streitereien schlichten und wir tun es mit anderen Frauen. Unser Bestreben ist, das Miteinander so harmonisch wie möglich zu gestalten. Erst wenn sich dieser Vorsatz als nicht durchsetzbar erweist, greifen wir - nicht zur Keule - nein, wir greifen zu unserer Waffe: Dem Mundwerk. Und in eindringlicherer Manier wird weiter geredet ... und geredet ... manchmal solange, bis alles total zerredet ist.Meist kommt irgendwann aber eine friedvolle Lösung heraus, manchmal aber auch nicht. Wenn nein, dann wird die XXL-Keule der Frau ausgepackt: Dann wird intrigiert. Ja, ich muss ehrlich aufzeigen, dieses Talent besitzt so manche Dame. Also, was sich da abspielen kann, wenn Frauen diese XXL-Keule schwingen, ist Horror pur! Ich bin wirklich froh, bisher noch nie in solch einen Kampf geraten zu sein. Nur vom Zusehen kann einem da mehr gruseln, als wenn Männer sich mit Holzkeulen niederknüppeln. Doch meistens sind Frauen, damals wie heute, harmonisch im Umgang miteinander. Mitteilsam bestreiten sie den Tag, während Männer dies ohne erhöhtes Mitteilungsbedürfnis tun.

Wenn der Neandertaler von der Jagd heimkehrte, setzte er sich zum Feuer und stierte schweigend in die Glut. Keine Frau erwartete zu erfahren, wie die Jagd war, weil sie währenddessen das Wild in Abendessen umfunktionierte. ‚Mann’ erholte sich unter seinesgleichen, nachdem er 'normale' Probleme des Tages hinter sich gelassen hatte. Beispielsweise, dass er einem Bären, der den Jäger genauso als schmackhafte Magenfüllung begehrte, wie umgekehrt, doch eine überbraten konnte, oder dass er eine Giftschlange mit einem gezielten Keulen-Schlag ihres Giftzahnes samt Leben beraubte. Doch selbst der stärkste Bär oder die giftigste Schlange, würden den Jäger nicht so nerven, wie es streitende, kreischende Kinder vermögen, wenn er sie den ganzen Tag aushalten müsste. Damit war er nie konfrontiert, daher wurde sein Nervenkostüm für derartige Nerven-Angriffe nicht ausgestattet. Deshalb sind Männer auch heute noch ungeübt im Umgang mit nervender Hektik.

Herr K spürt jedenfalls eine unheilvolle Hilflosigkeit bei nervöser Grundstimmung in sich aufsteigen. Zudem hasst er häuslichen Streit. Sogar Grundsatzdiskussionen über Probleme mag er nicht, weil sie in Streit münden können. Also meidet Herr K solche Themen, wie Dracula den Knoblauch. Diese fehlende, männliche Bereitschaft, sich einmal auf einen reinigenden Streit einzulassen, kennen Sie sicherlich auch von Herrn XY, oder? Ich weiß aus Erzählungen vieler Freundinnen, dass Frauen darunter leiden, mit ihrem Mann nicht streiten, oh pardon, besser klingt, diskutieren zu können. Der Grund für diese Weigerung liegt in der Wahl der Waffen. Wenn wir unsere Männer auf einen Ringkampf einladen würden, wären sie voll Eifer dabei. Sich mit Muskelkraft zu messen, liegt ihnen im Blut. Doch das tun wir nicht, weil wir dabei keine Chance hätten. Wir laden stattdessen unsere Jäger ein, mit unserer Waffe zu kämpfen: Mit der Sprache. Diese Waffe beherrschen wir perfekt. Weil viele Männer um deren verbales Unvermögen wissen, lassen sie sich daher erst gar nicht auf Grundsatzdiskussionen oder Streitgespräche ein, sondern blocken gleich ab. Wer will schon als Verlierer feststehen, noch bevor der Kampf begann und das, wo Männer sowieso stets auf 'gewinnen' programmiert sind? Eine Maus lässt sich ja auch nicht mit einem Elefanten auf ein Armdrücken ein! Die Maus würde auch ihre Waffe wählen: Die rasche Flucht. Genau das ist der Grund, warum Herr K und Herr XY die Flucht ergreifen, wenn Frauen einen reinigenden Streit suchen. Sie flüchten vor dem Krieg der Worte. Nein, das ist nicht ihre Welt. Dieses ewige Blablabla ist Männern zuwider. Männer reden, um sachliche Themen zu erörtern. In der Kürze liegt bei ihnen die Würze. Die Sprache des Mannes ist sachorientiert, präzise und eher kurzgehalten. Frauen sind genau gegenteilig. Wir reden um des Redens willen - und das wirklich gern. Die größte Strafe einer Frau ist Heiserkeit. Deshalb beginnen Frauen schon im Baby-Alter früher zu plappern als männliche Babys. Burschen hauen sich in der Schulzeit gegenseitig mit den Fäusten die Birne ein, während Mädchen plaudernd ihre sprachlichen Fähigkeiten perfektionieren und somit den meisten Buben verbal einige Schritte vorauseilen. Sprachliches Unvermögen führt bei manchen Männern sogar dazu, dass sie glauben, sich nur mit Fäusten gegen verbale Angriffe ihrer Frau wehren zu können. Diese Männer blieben geistig total in der Steinzeit stecken. Die meisten Männer entwickeln aber dennoch gute sprachliche Fähigkeiten, sonst gäbe es ja keine Politiker. Also, wie die das draufhaben, alle Achtung! Die können ja genauso palavern wie Frauen.

Nein, böser Scherz beiseite, wenn ich behaupte, dass Männer sprachlich weniger begabt sind, ist das bestenfalls eine Beobachtung, die auf viele, aber nicht auf alle Männer zutrifft. Das gilt übrigens für alle Beobachtungen, die ich männlichen und weiblichen Charakter-Eigenschaften zuteile. Das sind nur statistische Beobachtungen, die das Individuum außer Acht lassen. Doch ich beschreibe ja sowieso in erster Linie Herrn K. Ihn richtig zu bedienen ist ja mein Ziel.Herr K. ist nämlich, um endgültig wieder zu ihm zurückzukehren, sehr sprachbegabt. Und obwohl Herr K eloquent ist, und mir verbal gewachsen wäre, versucht er trotzdem jedes Streitgespräch zu meiden. Weil die Sprache einfach nicht seine Lieblings-Waffe ist.

Es gibt aber einen Weg, mich als Frau wohl zu fühlen, obwohl ich so anders bin, als mein Jäger. Zuerst einmal hilft mir schon das Verstehen um das 'Warum' seines Rückzugs. Somit nehme ich ihn nicht persönlich und bin nicht beleidigt. Das ist ein ganz wichtiger Schritt.

Dann muss ich mich fragen: Was will ich? Antwort: Ich will mich wohl fühlen. Also bleibt nur eine Möglichkeit: Ich muss Herrn K ignorieren und meine Bedürfnisse anderswie und anderswo stillen.

Zu diesem Zweck ist am besten, ich nehme mir ein dickes Buch zur Hand, damit stille ich meinen Hunger nach Unterhaltung. Praktisch ist auch ein Telefonat oder Treffen mit einer Freundin, um mein Manko an Harmonie und Nähe auszugleichen. Schlicht: Ich unternehme besser Dinge, wozu ich Herrn K nicht brauche. Außerdem wagt er sich rascher wieder aus dem Schneckenhaus, wenn er merkt, ich überfalle ihn nicht gleich wieder mit lästigen Fragen. Tja, und wenn dies nach einem schweigsamen Wochenende erst Montag Früh passiert, kann ich hoffnungsvoll ja noch immer auf das nächste Wochenende warten ...

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752122305
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Februar)
Schlagworte
Mann Frau Unterhaltung Autobiografie Geschlechterkampf Ratgeber Reisen Literatur Satire Partnerschaft Erzählungen Kurzgeschichten

Autoren

  • Brigitte Kaindl (Autor:in)

  • Brenda Leb (Autor:in)

Brigitte Kaindl wurde 1960 in Wien geboren. Die Autorin und Musikerin ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Ihre Autobiografie "Mein Weg aus dem Fegefeuer" schrieb sie unter dem Pseudonym ‘Brenda Leb’. Danach veröffentlichte sie humorvolle Unterhaltungsliteratur sowie fesselnde Romane mit sozialkritischem Hintergrund. Die Autorin schreibt für Leser die Unterhaltung, Humor, Spannung und Gefühle suchen.
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Titel: Mann, oh Mann