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Die Gejagte Von Terra

Ein Märchen neu erzählt

von Mila Young (Autor:in)
312 Seiten
Reihe: Königreiche von Haven, Band 1

Zusammenfassung

Rotkäppchen. Drei große böse Wölfe. Eine giftige Verschwörung. Scarlet, eine Heilerin, lebt im Wald zurückgezogen umgeben von Menschen zur einen Seite und von Wölfen zur anderen. Aber als sie ein wildgewordener Wolf angreift, wird sie von einem anderen Rudelmitglied gerettet, welches sie tief in seinen Bau mitnimmt, um Scarlet ihre Heilkräfte an einem verletzten Alphawolf wirken zu lassen. Die Wölfe des Waldes werden von einer mysteriösen Krankheit befallen und Scarlet ist ihre letzte Hoffnung. Einem Rudel unterschiedlichster Charaktere ausgeliefert, muss Scarlet ihren Verstand und ihre Magie einsetzen, um zu überleben und die Wölfe von diesen seltsamen Krankheitserscheinungen zu heilen… Alles während sie gegen eine überwältigende Anziehungskraft zu nicht nur einem, sondern drei Alphawölfen kämpft. Hexen, Wölfe, Magie und Liebe verflechten sich in einem aufregenden Mysteryroman, der sein eigenes, einzigartiges ‘Wenn sie nicht gestorben sind…’-Ende findet

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Widmung

An all meine wundervollen Leser, die mich seit meinem ersten Buch der Königreiche von Haven Serie unterstützt haben. Dies ist für euch...

Bücher der Königreiche von Haven Serie

Die Gejagte Von Terra - Rotkäppchen

Die Verfluchten von White Peak - Die Schöne und das Biest

Die Diebestochter von Wildfire - Rapunzel

Die Gejagte Von Terra

Ein Märchen neu erzählt. Königreiche von Haven.


Rotkäppchen. Drei große böse Wölfe. Eine giftige Verschwörung.

Scarlet, eine Heilerin, lebt im Wald zurückgezogen umgeben von Menschen zur einen Seite und von Wölfen zur anderen. Aber als sie ein wildgewordener Wolf angreift, wird sie von einem anderen Rudelmitglied gerettet, welches sie tief in seinen Bau mitnimmt, um Scarlet ihre Heilkräfte an einem verletzten Alphawolf wirken zu lassen.


Die Wölfe des Waldes werden von einer mysteriösen Krankheit befallen und Scarlet ist ihre letzte Hoffnung. Einem Rudel unterschiedlichster Charaktere ausgeliefert, muss Scarlet ihren Verstand und ihre Magie einsetzen, um zu überleben und die Wölfe von diesen seltsamen Krankheitserscheinungen zu heilen… Alles während sie gegen eine überwältigende Anziehungskraft zu nicht nur einem, sondern drei Alphawölfen kämpft.


Hexen, Wölfe, Magie und Liebe verflechten sich in einem aufregenden Mysteryroman, der sein eigenes, einzigartiges ‘Wenn sie nicht gestorben sind…’-Ende findet

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Jedes neu erzählte Märchen ist ein eigenständiges Buch mit einem glücklichen Ende!

Königreiche von Haven

Die Königreiche von Haven lagen über Jahre hinweg im Krieg. Verzweiflung herrschte über das Land sowie auch seine Bewohner. Um dem Töten und der Zerstörung ein Ende zu bereiten wurde das Reich in sieben Königreiche aufgeteilt, eines für jede Rasse, beherrscht vom Adel, der damit betraut wurde die Waffenruhe zu wahren. Über Jahrhunderte hinweg erhoben sich Königreiche und fielen, die Mächte der Regierenden nahmen zu und schwanden. Und der Frieden zwischen den Ländern bestand. Aber die Korruption wuchs, brachte Dunkelheit über die Königreiche und es drohte die Rückkehr von Krieg und Leiden nach Haven.

KAPITEL EINS

„Scarlet, schau ihn dir an.” Bee stieß mir in die Rippen.

Ich biss die Zähne zusammen, während ich das Vorratsglas mit Kamille vom Regal nahm und von der einen in die andere Hand gleiten ließ. „Verdammt nochmal.”

Bee hatte wahrlich die spitzesten Ellbogen in allen sieben Königreichen von Haven. Ganz gleich, wie oft ich auch protestierte, sie bestand darauf, mir jedes Mal in die Seite zu stoßen, wenn sie etwas zu sagen hatte. Es war nicht ihre Art, meine Aufmerksamkeit zu erlangen, indem sie mir einfach auf die Schulter tippte, nein, sie musste mir wehtun. Ich wirbelte herum und mein Blick fiel durch die Bogenfenster meines Ladens nach draußen. Reiß dich zusammen, Scarlet!

Ein hochgewachsener Mann stapfte aus den Wäldern, seine Arme wippten überschwänglich auf und ab. Seine Brust stand kraftvoll heraus, er hielt sein Kinn hoch und so dauerte es keine zwei Sekunden, bis ich ihn durchschaut hatte. Schon so viele seinesgleichen hatte ich beim Verlassen des Palasts der Priesterin beobachtet. Wachmänner, eingebildet und auf Streit aus, die sich, ohne dafür zu bezahlen, alles nahmen, was sie wollten.

Aber trotz allem trug er keine Uniform, sondern war eher seltsam gekleidet. Eine knielange graue Tunika, weder Hose noch Stiefel. Meine Güte, seine Beine waren so stark wie Baumstämme.

„Wer möchte darauf wetten, dass seine Muskeln nicht echt sind?”, sagte ich. Ich hatte von Menschen gehört, die sich der Magie bedienten, um ihre Statur zu stärken. In den Territorien war dies der letzte Schrei.

Bee sah mich mit steifer, ungläubiger Miene an. Sicher lag es an ihren geflochtenen, roten Zöpfen und ihrer elfenbeinfarbenen Haut, dass die meisten Menschen sie als eine Schönheit bezeichneten und dabei immer ihre großen, grünen Augen betonten. Aber die wahre Bee war auch zäh. Einmal konnte ich mitansehen, wie sie einen Bären mit nur einem einzigen Blick vertrieb. Es gab einen Grund dafür, warum die meisten Dorfbewohner von ihr Abstand hielten. Ja, es mochte vielleicht etwas damit zu tun haben, dass Bee vehement darauf bestand, dass ein Großteil der Leute ungebildete Schweinezüchter waren—ihre Worte, nicht meine—aber nunja, sie gehörte meinem engsten Freundeskreis an und schaute oft in meinem Laden vorbei. Ich genoss ihre Gesellschaft, auch wenn sie manchmal nicht wusste, wann sie besser ihren Mund halten sollte.

„Wie können die nicht echt sein?” Ihr Blick wandte sich von dem Mann ab und schweifte zurück zu mir. „Er trägt keine Hose. Wie könnte er da was aufpolstern—?” Dann wurden ihre Augen immer größer und ihre Lippen spitzten sich zu einem verschmitzten Grinsen. „Du unanständiges Mädchen, Scarlet. Ich hätte nie gedacht, dass so was in dir steckt.” Sie haute mir auf den Arm, ihre Stärke machte mir Angst, besonders da sie mir mit ihren nur knapp eins sechzig gerade an die Nasenspitze reichte.

„Worüber sprichst du?” Ich lehnte mich lässig gegen die Theke und schob einige Schüsseln mit Teeblättern neben meine Keramiktassen, die ich mit den verschiedenen Mondphasen bemalt hatte. Ich nannte sie meine Mitternachtskollektion und Stammkunden kauften gerne jedes Mal eine weitere Tasse, wenn sie ihre üblichen Heilkräuter bei mir erworben. Wenn ich doch bloß mehr Zeit hätte, ich würde am liebsten die ganze Zeit malen.

„Du redest von seinem Schwanz oder etwa nicht? Und ja…” Bee blickte nach draußen. „Wenn der Wind so gegen seine Kleidung steht, deutet es dort definitiv auf eine anständige Ladung in seinem Magazin hin.” Bee wackelte mit ihren Augenbrauen und brach in Gelächter aus.

Blut schoss in meine Wangen. Man sollte denken, dass ich mich an Bees Wortwahl gewöhnt hatte, schließlich war das normal bei ihr. „Ich habe nicht über seinen… Schritt… gesprochen.”

Bee stemmte ihre Arme in die Hüften und vergrub ihre Finger in dem Stoff ihres langen, blauen Tunikakleids. Ihr Gewand hatte einen V-Ausschnitt und kleine, feine Knöpfe zierten die Vorderseite. Ich war neidisch auf ihre wehenden Ärmel und musste mir wirklich mal Gedanken über meine Garderobe machen. Meine schwarze Hose und die seegrasgrüne Bluse unter einer Lederweste und einem Gürtel ließen mehr an einen Räuber erinnern. Bei der Auswahl meiner Kleidung hatte ich aber eher dem Tragekomfort den Vorzug gegeben. An den meisten Tagen schleppte ich Kisten bei der Arbeit und ein Rock würde da nur störend sein.

„Nun sag es schon, Scarlet.” Bee ließ nicht locker. „Schwanz. Prügel.”

Ich rollte mit den Augen, solche Worte machten mir doch nichts aus… Zumindest, solange ich sie nicht laut aussprechen musste. Daran gab ich meiner Großmutter die Schuld, die mich dazu erzogen hatte, weder zu fluchen noch mich vulgär auszudrücken. Gott hab sie selig.

„Penis.” Bee leckte sich über ihre Lippen. „Blasen.”

Eine quietschende männliche Stimme meldete sich hinter Bee. „Igitt.” Santos kam mit mehreren Kisten aus der Vorratskammer. „Ich kann euch da hinten hören. Das nennt man sexuelle Belästigung von Männern.”

Ich stöhnte, angewidert weil Santos unser Gespräch mitgehört hatte und Bee drehte sich zu meinem achtzehnjährigen Lehrling um. Er hätte mit seiner zarten Statur, den rasierten Haaren und seiner fehlenden Reife aber auch als vierzehn durchgehen können. Aber ganz ehrlich, waren Bee und ich da nur einen Deut besser?

„Hey, Männer reden doch die ganze Zeit so über Mädchen”, sagte Bee. „Wo ist da der Unterschied?”

Santos stellte die drei Kisten mit Tabakblättern auf dem Ende der Theke ab. „Ihr zwei seid zu alt, um über so etwas zu reden und außerdem ist das widerlich.”

„Alt?” Bees Stimme erhöhte sich. „Wir sind nur ein Jahr älter als du.” Sie drehte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue zu mir um und wartete darauf, dass ich etwas sagte. Ich zuckte mit den Schultern.

„Das ist schon okay, Santos”, sagte ich. „Wir beißen uns auf die Zungen, wenn dir das unangenehm ist.” Er arbeitete so hart und ich durfte ihn keinesfalls verlieren. Seit einem Jahr arbeitete er nun schon für mich und hatte gerade all die Namen der getrockneten Pflanzen gelernt, die wir verkauften.

„Ist schon in Ordnung.“ Er schaute nicht in unsere Richtung, stattdessen öffnete er die erste Kiste und füllte Hände voller Tabak in kleine Beutel um.

Ich ging zum gegenüber liegenden Ende der Theke. Bee folgte mir und hatte wahrscheinlich schon einen ihrer schlauen Kommentare über Santos auf den Lippen, aber ich kam ihr zuvor, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Wie kommt es, dass du nicht deine neuen Stiefel trägst, die ich dir zur Weihnachten geschenkt habe?“

Bee rümpfte die Nase. „Ich möchte sie nicht schmutzig machen, da ich sie zum Dorffest tragen werde. Vielleicht lerne ich einen getarnten Prinzen kennen. Außerdem lebst du im Wald, überall ist Schlamm und—”.

Das Klingeln der Glocke an der Vordertür unterbrach sie.

Wir schauten alle auf, als Herr Hosenlos eilig und völlig außer Atem mit roten Wangen in das Geschäft stürmte.

„Ich brauche Hilfe“, keuchte er.

Die Aufmerksamkeit des Neuankömmlings konzentrierte sich nun auf die drei Augenpaare, die ihre Blicke auf ihn richteten… meiner senkte sich auf seine Beine und obwohl ihn die Tunika bekleidete, konnte ich seine gute Ausstattung erahnen. Ich versuchte mich aber auf die rote Blutung zu konzentrieren, die an seiner Hüfte durch die Tunika quoll. Wie hatte er sich verletzt? Hat ihn ein Tier angegriffen?

Herr Hosenlos korrigierte sofort seine Haltung und warf sein rabenschwarzes Haar über die Schulter, sein Blick schweifte von mir zu Bee und blieb an ihren weiblichen Rundungen kleben.

Okay, er war wirklich ein Frauenschwarm. Das war ein weiterer Punkt für Bee gegen Santos in diesem chauvinistischen Wettkampf Frauen gegen Männer. Der Neuankömmling hätte zumindest so viel Anstand an den Tag legen können, seinen Blick auf Augenhöhe zu halten.

Bee öffnete ihren geflochtenen Zopf und entwirrte lasziv ihr Haar. Ich stupste sie an und hob meine Augenbraue.

„Komm schon Scarlet, fange mal an ein wenig zu leben“, flüsterte sie mir zu. „Du bist viel zu behütet.“

Ich schob eine meiner Locken hinter mein Ohr. Als ‚Braun wie ein Reh‘ hatte meine Großmutter mein Haar mal beschrieben. Daran war nichts Begehrenswertes. Vielleicht war der Grund dafür, dass ich nie die Aufmerksamkeit eines Mannes erlangt hatte ja, dass ich immer auf der sicheren Seite blieb.

Mein Blick fiel wieder auf das Blut des Neuankömmlings. Hatte ein Mensch mit Pfeil und Bogen auf ihn geschossen? Ich kam hinter der Theke hervor. „Geht es Ihnen gut?“

Er war mindestens eins achtzig groß, mit einem markanten Kiefer und musterte mich, als wäre ich ein Tier, dem er im Wald begegnen könnte.

„Sie sind verletzt“, fuhr ich fort.

Er sagte kein Wort, sein Blick schweifte durch das Zimmer und kam auf dem Fenster hinter ihm zur Ruhe. „Es geht mir gut.“ Während er so dastand, quollen Bluttropfen unter seiner Tunika hervor und rollten an seinem Bein herunter.

„Das glaube ich nicht“, platzte es aus Bee heraus. „Wenn Sie also kein Mutant sind, der blutet anstatt zu schwitzen, dann versauen Sie gerade Scarlets Fußboden.“

Er starrte mich an und ich konnte diesen Hauch von Verzweiflung in seinen Augen erkennen. Es war dieser Ausdruck, den ich damals auch in den Augen von Santos gesehen hatte, als ich ihn vor weit über einem Jahr kennenlernte. Er hatte in den Straßen geschlafen, war blass und abgemagert gewesen. Nach Hilfe zu fragen war manchmal eins der schwersten Dinge überhaupt.

„Kommen Sie“, sagte ich. „Lassen Sie uns ins Hinterzimmer gehen und ich bringe Ihnen zur Beruhigung Ihrer Nerven einen heißen Tee.“ Ich behielt den Feldweg draußen und die Wälder in der Ferne im Blick, sollte irgendwas Verdächtiges auftauchen. Mein Laden befand sich tief im Wald, am Rande der Zivilisation, daher konnte ich sehr oft seltsame Dinge beobachten. Jetzt aber war alles ruhig.

Es war erst wenige Wochen her, als mitten in der Nacht ein gut gebauter Mann mit freiem Oberkörper vor meiner Tür stand und nach ganz besonderen Kräutern zur Heilung eines Schwerkranken fragte. Vor diesem Ereignis gab es einen weiteren Vorfall, bei dem noch ein Mann mit zerrissener Kleidung und blankem Hintern an meiner Tür klopfte.

Einer der Bewohner von Terra hatte meine Kräuter-Schatztruhe mit nur einem Stern am schwarzen Brett unseres Dorfes bewertet. Die Priesterin, die über das Terra Königreich in Haven herrscht, hatte dieses neue System eingeführt. Sie nannte es die Kundenzufriedenheitstafel und bestand darauf, dass es den Bewohnern dabei helfen sollte, das beste Geschäft für ihre Bedürfnisse auszusuchen.

So befand sich jetzt also diese Rangliste öffentlich für jeden zugänglich in der Dorfmitte und irgendein Neider bewertete mein Geschäft immer wieder mit nur einem Stern. Beobachtete mich diese Person und fielen ihr die unbekleideten Männer an meiner Türschwelle auf? Kein Wunder, dass meine Umsätze in der letzten Zeit zurückgegangen waren!

Herr Hosenlos spottete und verschränkte seine Arme vor seiner starken Brust, bevor er zuckte und sie dann senkte.

„Möchten Sie also etwas kaufen oder—?“

Ich warf Bee einen Blick zu, als ich ihr ins Wort fiel, und drehte mich dann zu dem Fremden um. Ich konnte die Verzweiflung förmlich spüren. Jemand musste das Eis brechen und ihm Hilfe anbieten. Als meine Großmutter in hohem Alter starb, hatte ich alles verloren. Sie war mein Fels in der Brandung, meine Familie und ohne ihre Unterstützung, ihre wärmenden Suppen oder ihre Umarmungen wusste ich nicht, wie es weitergehen würde. Sie zog mich groß, nachdem meine Eltern von einem Rudel Wölfe überfallen wurden. Bee bot mir damals ihre helfende Hand an, unterstützte mich dabei wieder einen Sinn im Leben zu finden und jetzt würde ich genau das für diesen Mann auch tun.

„Kommen Sie mit mir“, sagte ich. Seine Schritte hallten hinter mir, während er mir in Richtung Hinterzimmer folgte. „Hol dem Herrn einen Stuhl, Santos. Ich werde ihm etwas Tee bringen.“ Dieser sollte ihn beruhigen und seine Schmerzen lindern. Vielleicht würde er so auch auftauen und uns verraten, wie er verletzt wurde.

Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, verschwanden die beiden Männer im Hinterzimmer. Bee schüttelte den Kopf und warf mir einen Blick zu.

„Sei still“, sagte ich.

Ich eilte zum Kessel mit dem kochenden Wasser, den Santos für Kostproben aufgesetzt hatte. Vom Regal an der Wand hinter mir nahm ich eine Dose Baldrian und eine mit Pfeilwurz. Das Regal war bestückt mit Teetassen, Kerzen und weiteren Teedosen. Zwischen die aromatischen Düfte mischte sich ein Hauch von Kamille und meine Schultern begannen sich zu entspannen.

Bee lag mir in den Ohren und die Verspannung kam zurück. „Was ist, wenn er ein Wachmann ist? Du willst doch nicht die Aufmerksamkeit der Priesterin auf dein Geschäft ziehen? Du weißt doch, dass sie Magie verabscheut. Das ist auch der Grund dafür, weshalb ich meine Zaubersprüche nur im Keller meines Hauses spreche, damit mich nie jemand verdächtigen kann.“

„Ich betreibe einen ganz gewöhnlichen Teeladen“, flüsterte ich, während ich meine Handfläche über den Teebeutel senkte.

Bee ergriff mein Handgelenk und riss meine Hand in die Höhe. Funken weißer Energie tanzten zwischen meinen Fingerspitzen. „Natürlich, das soll also ganz gewöhnlich sein?“

Ich hatte schon immer die Gabe, Pflanzenwirkstoffe zu verstärken und meine Großmutter lehrte mich, wie ich die Kräfte nutzen konnte, die mich ihrer Aussage nach mit der Natur verbanden.

„Es ist gar nichts“, log ich sie an, wohl wissend, dass die über die menschlichen Distrikte herrschende Priesterin alles Übermenschliche verbot. Verstöße wurden mit lebenslanger Gefangenschaft bestraft. Jedes der sieben Territorien von Haven beherbergte eine Spezies, von Wolfswandlern in einem benachbarten Territorium, bis hin zu Meerjungfrauen. Es ging sogar ein Gerücht von einem Mädchen mit magischem Haar umher. Ja, eines Tages würde ich Haven erkunden, aber bis dahin blieb ich mit den anderen Menschen in Terra, den Anschein erweckend, wir wären die Reinen und alle anderen die Seltsamen… Jedenfalls laut unserer herrschenden Priesterin. Außerdem war es verboten, Terra zu verlassen oder Fremde einzulassen. Gestaltenwandler oder Eindringlinge, die von Wachen innerhalb der Grenzen von Terra festgenommen wurden, verschwanden auf mysteriöse Weise nach ihren Vernehmungen.

„Scarlet, mach dir doch nichts vor. Ich habe gehört, dass die Priesterin sogar Geschäfte wie die Bäckerei infiltriert hat, mit der Überzeugung, etwas könnte nicht mit rechten Dingen zugehen, da die Brote so schmackhaft seien. Die Bäckerei müsse sicher Zauberei betreiben.“

Nervös klangen ihre Worte in meinen Ohren nach, aber ich glaubte fest daran, dass die Hilfsbedürftigen von meinem Tun profitierten. Ich vertraute auf meine Gabe, die Wirkung der Kräuter verstärken zu können, sodass sie bei Anwendung ihre volle Kraft entfalten konnten. Wenn Kamille jemanden beruhigen sollte, versetzte ich sie in einen tief entspannten Zustand, damit sich ihre Ängste in Luft auflösten. Was sollte daran falsch sein?

„Wir werden vorsichtig sein“, lenkte ich ein.

Bee nickte. „Eine kluge Idee. Ich spiele die böse Vollstreckerin und du die sanfte Richterin.”

„Wie bitte? Nein, warte.”

Bee war bereits flinken Fußes auf dem Weg nach hinten. Ich wandte mich schnell vom Tee ab und eilte ihr hinterher.

Santos betrat den Verkaufsraum und konzentrierte sich direkt auf die Kiste mit den getrockneten Tabakblättern.

„Wir werden für eine Weile im Hinterzimmer sein”, sagte ich.

Er nickte. „Ich habe alles im Griff.“ Er war nicht im Geringsten beunruhigt. Aber schließlich gab es für ihn keinen Anlass anzunehmen, dass es sich hier um etwas anderes als einen Mann in Gefahr handelte und er wusste auch nichts von meinen Kräften.

Als ich das Hinterzimmer betrat, fand ich Bee vor, wie sie sich über Herrn Hosenlos beugte und ihren Zeigefinger in seine Brust bohrte. „Wo ist Ihre Hose? Dies hier ist ein anständiges Geschäft.“

„Bee. Gib dem Herrn etwas Raum zum Atmen.“ Ohne auch nur auf eine Antwort zu warten, griff ich nach meiner Medizinkiste im Regal und klappte den Deckel auf. „Jetzt untersuchen wir zuerst Ihre Wunden.“

„Wie haben Sie sich verletzt, hmm?“ Bee stand noch immer mit in die Hüften gestützten Händen über ihn gebeugt. Meine Güte, dieses Mädchen sollte wirklich eine Ausbildung beim Wachschutz machen.

„Ich bin nicht gekommen, um Ihnen Schaden zuzufügen. Sie können sich entspannen.“ Er hob die Tunika und stopfte den Stoff unter seine Achsel.

Mein Blick traf seinen Unterkörper wie eine rollige Katze. Zu meiner Überraschung aber trug er eine schwarze Unterhose.

Bee stöhnte.

Er zog unter Schmerzen den Hosenbund, der sich in die Wunde schnürte, auf die Seite und ich zuckte bei dem Gedanken daran zusammen, welche Qualen er verspüren musste.

Über seine Rippen verliefen drei tiefe Kratzer, die durch Krallen verursacht wurden und überall war Blut.

„Du heiliger Pilz“, rief ich aus. „Welche Kreatur hat Ihnen das angetan?“

Er warf mir mit erhobener Augenbraue einen seltsamen Blick zu, so als würde er vor mir zurückweichen, wenn ich auch nur versuchte, ihn zu berühren.

“Verdammt nochmal, Scarlet. Da braucht man schon heilige Scheiße und keinen heiligen Pilz“, sprudelte es aus Bee heraus. „Aber ganz im Ernst, Fremder.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Das ist schlimm. Die Art von schlimm, an der Sie sterben können. Reden Sie, wenn Sie möchten, dass meine Freundin Ihnen hilft.“

Bee war die Königin der Übertreibung. Der Mann hatte lediglich ein paar Kratzer und würde es überleben. „Bring mir eine Schale kochendes Wasser“, bat ich sie, denn Taktgefühl war keine ihrer Stärken. Ich nahm ein altes Handtuch aus dem Schrank und fing an, die Gegend um seine Wunden herum zu säubern. Sie mussten nicht genäht werden.

„Hören Sie nicht auf sie“, sagte ich zu Herrn Hosenlos. „Wie heißen Sie?“

„Es ist besser, wenn Sie dies nicht wissen.“ Er sah mir nicht in die Augen, sondern schaute sich im Zimmer um, fast so als bemühte er sich, beschäftigt auszusehen. Ja, genau das waren die Warnzeichen, die Bee erwähnt hatte.

„Hören Sie zu“, fing ich an. „Ich helfe Ihnen gerne, aber bringen wir uns damit in Gefahr? Stehen Sie im Dienste der Priesterin?“

Er runzelte die Nase. „Um Himmels Willen.“

Bee kam mit der Schüssel Wasser zurück, stellte sie auf dem Tisch ab und ich wusch darin das mit Blut durchtränkte Tuch aus, bevor ich damit weiter seine Wunden reinigte.

„Wo kommen Sie her?“, fragte ich ihn. „Aus den Bergen? Den Wolfshöhlen? Oh, sind Sie vielleicht einer dieser Wüstenbewohner?“ All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf. Die menschliche Welt bestand aus einem riesigen Dorf mit einigen hunderttausend Menschen, umrandet von einzelnen Bauernhöfen. Doch dieser Mann war kein Einheimischer. Ihn umgab ein Dunst, den jedes Mädchen aus Terra bereits erschnüffelt hätte, insbesondere wenn er Single war. Daher hätte ich sicher auf den monatlichen Dorftreffen von ihm gehört. Jene Versammlungen, auf denen die Priesterin uns an unser Streben nach Reinheit erinnerte, gefolgt von den Berichten über die jüngsten Infiltrationsversuche unseres Territoriums von anderen Gruppen. Besonders zu betonen wären hier die Wölfe östlich von uns, Terras Todfeinde. „Barbaren, die alles angreifen, was sich bewegt“, so nannte die Priesterin sie.

„Ich komme nicht aus Terra.“ Er saß erhobenen Hauptes vor mir, als hätte er nichts zu verbergen. Sein Geständnis überraschte mich ganz und gar nicht, denn es war nicht das erste Mal, dass sich jemand hilfesuchend nach Terra schlich. Andersrum taten die Menschen hier genau das Gleiche. Sie ließen unser Land für andere Welten zurück, aus unterschiedlichen Gründen, wie sich in einen Löwenwandler zu verlieben. Jedenfalls war es einer Buchhändlerin aus dem Dorf so ergangen.

„Sind die Wachen hinter Ihnen her?“, fragte ich weiter.

Bee warf mir diesen Blick zu, ich habe es dir doch gesagt. Wenn man sich jedoch an die Regeln hielt, war Terra ein größtenteils sicherer Ort.

„Nein. Da war ein Wolf. Eigentlich hat mich sogar ein ganzes Rudel gejagt.“

„Hier in Terra?“, fragte ich erstaunt, während ich das Handtuch auswringte und mich wieder seinen Wunden widmete. Ich verteilte eine Mixtur aus vorbereiteten Antiseptika auf seinen Verletzungen und er verzog nicht eine einzige Mine dabei.

„Nein. Es war im Wolfsterritorium, im Bau. Ich war auf der Durchreise und nahm eine Abkürzung durch das Wolfsland und das Ihre.“ Er legte eine Pause ein und wischte sich über den Mund. „Aber ein bösartiges Rudel spürte mich auf und begann mich zu jagen. Ich kam kaum mit meinem Leben davon, bevor sie mir die Hose vom Hintern gerissen haben.“

Bee brach in Gelächter aus und sie musste ihren Bauch vor Lachen halten. „Sind Sie sicher, dass es nicht ein Rudel Wölfinnen war?“

Er setzte sich gerade auf. „Mädchen werfen sich mir ständig an den Hals, daher vermute ich, da ich angegriffen und nicht vernascht wurde, dass es sich um männliche Exemplare gehandelt haben muss.“

Während ich versuchte das Kichern in meinem Hals zu unterdrücken, versorgte ich seine Wunden mit einer sauberen Kompresse, wickelte den Verband um seinen Oberkörper und verknotete die Enden. „So—.”

Der schrille Klang eines Horns durchstieß die Luft draußen und ich blieb wie angewurzelt stehen.

„Scheiße“, fluchte Bee. „Das sind die Wachen.“ Sie packte Herrn Hosenlos an der Schulter. „Sie sagten doch, dass Sie nicht verfolgt werden.“

Sein Gesicht lief kreidebleich an und er sprang auf seine Füße. So stand er über uns und sein Gewand fiel über seine Hüften. „Das werde ich auch nicht. Aber ich muss jetzt gehen.“

„Warten Sie, Sie sind doch verletzt, und—”.

Er legte seine Hand auf meinen Mund. „Ruhig.“

Ich stieß seinen Arm weg. „Entschuldigung, aber für wen halten Sie sich eigentlich?“

„Gibt es einen Hinterausgang?“, fragte er mit tiefer Stimme, in der die Panik mitschwang.

Bee stand im Türdurchgang. „Nun sagen Sie uns was los ist und wir werden Sie gehen lassen.“

Der Mann lachte tief und rau, es war nahezu angsteinflößend. „Mädels, ihr könnt mir den Weg nicht versperren. Ich gebe euch aber diese Vorwarnung, da ihr mir geholfen habt. Es ist ein Krieg unter den Wölfen ausgebrochen. Ein jeder Kampf durchbricht zwangsläufig die Grenzen zu anderen Ländern. Ich wurde genau an der Grenze zu Terra angegriffen.“

„Aber an unseren Grenzen wächst doch Wolfseisenhut. Das sollte die Rudel fernhalten“, rief ich ihm hinterher, als er an mir vorbei stürmte und Bee aus dem Türdurchgang hob, als wäre sie eine Puppe. Dann rannte er davon, schneller als es jemandem seiner Größe möglich sein sollte.

Santos betrat den Verkaufsraum. „Wo will er in solch einer Eile hin?“

Bee und ich tauschten Blicke aus und Furcht durchdrang meinen Körper. Ich sah durch die beiden vorderen Fenster und konnte zwei Wachen in Uniform erspähen, die nach links abbogen. Ich hoffte inständig, dass Herr Hosenlos entkommen konnte. Es war schon öfter vorgekommen, dass ich mitansehen musste, wie sie Eindringlinge in Terra jagten. Wenn ich mich bemühte nicht weiter aufzufallen, würden sie mich und mein Geschäft in Ruhe lassen. „Er war also nicht aus Terra“, stellte ich fest. „Kein Wunder, dass die Wachen hinter ihm her sind.“

„Er ist verrückt.“ Bee klinkte sich bei mir ein und führte mich zurück in den Verkaufsraum. „Du solltest mal ernsthaft über ein Schloss an deiner Tür nachdenken und nur Leute hereinlassen, nachdem du sie dir gründlich durch das Fenster angesehen hast.”

Ich nickte. Sie hatte ja Recht, aber die Warnung von Herrn Hosenlos hallte in meinem Hinterkopf wider und ich konnte sie nicht ignorieren. Es war nicht das erste Mal, dass die Wölfe versucht hatten, ein Territorium für sich zu beanspruchen. Schon vor meiner Zeit sind sie in unser Land eingefallen und auf beiden Seiten verloren hunderte Unschuldige ihr Leben.

„Denkst du, die Priesterin weiß von dem Wolfskrieg?“, fragte ich.

„Mit Sicherheit. Es ist schließlich ihre Aufgabe. Ach, richtig.“ Ihre Augenbraue spitzte sich. „Die Kontrolle über uns alle scheint wichtiger zu sein. Wie auch immer, ich sollte mich auf den Heimweg machen, bevor die Sonne untergeht. Hast du noch Wolfseisenhut?“

Es dauerte einige Sekunden, bis Bees Worte bei mir Anklang fanden, da ich in Gedanken noch bei den sich bekriegenden Wölfen und dem halbnackten Fremden in meinem Geschäft schwebte, der uns nicht mal seinen Namen genannt hatte. Vielleicht war das Schloss an der Tür doch kein so schlechter Rat, um uns vor den verrückten Kunden zu schützen.

Bee stocherte mit ihrem Finger in meinem Arm herum. „Hallo, Scarlet, hörst du mir zu?“

Noch zitternd eilte ich zur Theke und schob den Vorhang zur Seite, der die gefährlichen Zutaten verbarg. Wolfseisenhut war giftig und daher bewahrte ich ihn außer Sichtweite auf. Ich knallte den Vorratsbehälter auf den Tisch, aber er war leer. Nur ein paar Staubkrümel tummelten sich auf dem Boden des Behältnisses. „Ich würde sagen, wir haben ein Problem.“

Bee fasste sich an die Hüften. „Ich dachte, nur ich kaufe das Zeug?“

Ich kratzte mich am Kopf und dann fiel mir wieder ein, was damit geschehen war. Santos kam mir aber zuvor und während er zum Hinterzimmer lief, rief er: „Letzte Woche hast du es dieser Mixtur hinzugefügt, mit der du die Vogelkacke von den Fenstern geputzt hast.“

„Kacke?“ Bee schritt zur Tür und wieder zurück an meine Seite. „Aber ich brauche es diese Woche. Ich wandere hoch in die Berge um einen Kunden zu sehen und ich nahm an, du hättest noch genug.“ Sie kam näher und flüsterte. „Mein Kunde gibt an, man hätte ihn mit einem Fluch belegt und ich benötige Wolfseisenhut, um ihn zu brechen.“

Bee praktizierte nur im Geheimen Magie und war lediglich außerhalb Terras für ihre Fähigkeiten bekannt. Hier in Terra würde die Priesterin sie sofort einsperren, wenn dies bekannt werden würde und daher nahm Bee meistens Aufträge in anderen Territorien an.

„Es tut mir leid, ich wollte meine Bestände ja auffüllen. Einige andere Vorräte neigen sich auch dem Ende zu. Wann sagtest du, brauchst du es?“

Santos kam mit der Schüssel mit dem heißen Wasser und dem blutigen Handtuch zurück und war damit auf dem Weg zur Vordertür, um den Inhalt draußen zu auszukippen.

„Morgen.“ Bee spielte mit einer ihrer roten Locken, die ihr auf die Schulter hingen.

„Zum Kuckuck, das ist bald.“ Ich eilte zur Vordertür, um sie für Santos aufzuhalten.

„Es tut mir sehr leid, Scarlet. Ich habe den Auftrag erst heute Morgen angenommen.”

Santos unterbrach uns. „Ich kann etwas davon sammeln gehen.“ Er hatte diesen bittenden Hundeblick, als wollte er schon immer unbedingt auf eine Exkursion gehen.

Sein Angebot schmeichelte mir sehr, aber ich konnte ihn nicht gehen lassen. „Nein, es ist schon in Ordnung. Diese Pflanze ist gefährlich und ich möchte nicht, dass dir etwas geschieht.“ Außerdem hatte ich festgestellt, dass die Intensität der Pflanzen wahre Wunder wirkte, wenn ich meine Magie an ihnen anwendete, solange sie noch frisch waren.

„Wenn dir das zu viele Umstände bereitet, kann ich meinen Kunden fragen, ob wir den Termin auch verschieben können“, sagte Bee, während sie eine Haarsträhne um ihren Finger wickelte. Das tat sie immer, wenn sie nervös war. Sie und ihr Vater hatten finanzielle Probleme und ihre Aufträge trugen dazu bei, dass sie nicht völlig untergingen. Ich wollte ihnen nicht noch mehr Kummer zumuten.

„Du weißt, ich würde alles für dich tun“, ermutigte ich sie.

Sie kam angerannt, erdrückte mich nahezu mit einer festen Umarmung und ihr Parfüm aus Zitrus und Vanille umgab mich. „Danke, und ich werde auch immer für dich da sein.“

„Aber sicher!“ Ich kicherte und Bee lockerte ihre Umarmung.

„Okay, ich muss gehen. Papa stellt heute eine seiner Erfindungen fertig und ich habe ihm versprochen, zu assistieren. Sehen wir uns morgen? Soll ich morgens vorbeikommen?“, fragte sie mich.

„Ach was, ich komme bei euch vorbei“, schlug ich vor. „Du sagst doch immer, ich verbringe zu viel Zeit in den Wäldern und zu wenig in Gesellschaft.“ In den letzten Wochen arbeitete ich an dem Rezept einer Salbe für ihren Vater, der an Gelenkschmerzen litt, und plante sie heute Abend fertig zu stellen, um ihn morgen damit zu überraschen.

Bee umarmte mich ein weiteres Mal und küsste mich auf die Wange. Sie flüsterte in mein Ohr: „Penis.“ Kichernd nahm sie ihr Päckchen von der Theke, spazierte nach draußen und winkte Santos zum Abschied zu, bevor sie über den Feldweg durch die Wälder verschwand.

Santos kam zurück nach drinnen. „Ja, ich passe auf das Haus auf, während du unterwegs bist. Und ich verspreche dir, keine Teebeutel zu mischen und nur Bestellungen anzunehmen, wenn jemand wirklich etwas benötigt.“

„Du kennst mich einfach zu gut.“ Ich holte meinen Mantel und meinen Beutel von hinten. Es schien, als würde ich in letzter Minute noch einen Ausflug in die Wälder machen. Beklemmung begleitete mich und sie erinnerte mich an die Worte von Herrn Hosenlos über die Wölfe, die einen Krieg führten. Also nahm ich mir eine frische Flasche Zitrusfluch, gemischt mit Wasser, mit. Das Spray würde alle Angreifer von mir fernhalten und, wenn ich es ihnen in die Augen sprühte, sie zeitweise erblinden lassen, was mir ausreichend Zeit zur Flucht verschaffte.

KAPITEL ZWEI

Ich trat über die Schwelle nach draußen, schloss die Ladentür hinter mir und warf mir meinen roten Umhang um die Schultern. Ein Blick nach rechts, ein Blick nach links. Mein Haar kitzelte im Nacken, als ich den Kopf drehte. Keine Spur der Wachmänner. Es wurde jetzt wirklich Zeit, den Wolfseisenhut zu sammeln. Da es bereits später Nachmittag war, würde ich, wenn ich mich beeilte, zurück sein, bevor die Sonne unterging. Warum aber konnte ich mich nicht bewegen? Noch immer spukten die Worte von Herrn Hosenlos in meinem Kopf umher. Ich hatte die Flinte nicht ins Korn geworfen, als meine Großmutter verstorben war. Weder hatte ich Angst, noch bin ich geflohen, als die Dorfbewohner darauf bestanden, dass ich das Werk des Teufels vollbrachte. All das nur, weil ich darauf beharrte, dass Kräutertees manche Krankheiten heilen konnten. Glücklicherweise hatte die Priesterin weder eine Untersuchung noch einen Prozess gefordert. In Anbetracht dessen also würde mir ein Mann, der seine Hose an Wölfe verloren hatte, keine Angst einjagen.

Meine Großmutter sagte immer, wer ein sanftes Herz in einer grausamen Welt hat, beweist Mut, nicht etwa Schwäche. Dieses Motto hatte mich durch die harten Monate nach ihrem Tod und dem Erben ihres Geschäfts begleitet.

Vor mir küsste das Sonnenlicht die Wipfel der riesigen Buchen, deren Stämme mit saftigem Moos bewachsen waren. Ich rieb meine Arme und kämpfte gegen den Schauer, der sich in meine Knochen geschlichen hatte, an. Die Felder schimmerten in Braun und Grün. Ein Trampelpfad schlängelte sich in Richtung des Waldes, der nur noch knapp zehn Meter vor mir lag.

Mein Blick schweifte nochmal zurück und ich winkte Santos durch das Fenster zu, während er fleißig weiter den Tabak abpackte. Mein Rucksack wippte im Takt meines Schritts.

Die Bäume nahmen mich in ihrer Mitte auf, als ich den Wald betrat. Der Himmel verschwand und ein Rotkopfspecht jagte zwischen den Ästen nach Insekten. Ein Eichhörnchen hielt auf seinem Weg den Baum hinauf inne und starrte mich an. Niedlich. Einige Blätter fielen tanzend von den Baumkronen zu Boden und alles an dieser Landschaft erinnerte mich an Zuhause. Sicherheit. Gewohnte Umgebung. In der Ferne konnte ich einen gurgelnden Fluss hören, was in meinen Ohren wie ein Flüstern klang. Als Kind nahm meine Großmutter mich zum Wandern und Jagen mit, sie brachte mir das Überleben in der Wildnis bei und zeigte mir die Freiheiten, die ein solches Leben bot.

Trotz allem lag mir diese nagende Sorge bezüglich der Wölfe in unseren Wäldern immer noch schwer im Magen. Ich zog meinen Umhang fester um meine Schultern und legte einen Zahn zu. Die Luft um mich herum wurde still, lediglich ein Vogel sang noch hier und da. Der hölzerne Geruch beruhigte mich, aber die quälende Unsicherheit blieb und verlangte, dass ich nach Hause zurückkehrte.

Aber was war mit Bee? Wenn das Pflücken von Wolfseisenhut für sie Bezahlung bedeutete, mit der sie aushelfen konnte, Essen für sich und ihren Vater auf den Tisch zu zaubern, konnte mich nichts davon abhalten.

Als der Boden unter meinen Füßen abfiel, wurde auch mein Schritt langsamer. Der trockene Waldboden unter meinen Stiefeln gab nach und ich ruderte nach hinten. Ich bekam einen tiefhängenden Zweig zu fassen und zog mich wieder auf die Beine. „Scheiße!“ Schon einmal war ich diesen Hügel heruntergerutscht und lief wochenlang mit blauen Flecken herum.

Ein kleiner Bach sprudelte im Tal und die Strahlen der Sonne wärmten meine Schultern. Verzaubert vom Duft der Tannennadeln hüpfte ich von Stein zu Stein über den Bach.

Vor mir erstreckte sich ein üppiger Teppich aus Kräutern, der den Wald durchzog und von Sonnenlicht durchflutet war. Eine Reihe Wolfseisenhut verlief entlang der kompletten Grenze von Terra zum Bau, in dem die Wölfe lebten. Bereits vor Jahrzehnten hatten Menschen die Pflanzen ausgesät, um die Wolfsartigen davon abzuhalten, unser Land zu betreten. Dieser Pflanzengürtel reichte mir bis zu den Achseln und war mit langen, dunkelvioletten Blüten übersät, jede einzelne geformt wie ein Helm. Vereinzelt gab es auch gelben Wolfseisenhut, der viel kraftvoller war.

Das Brechen eines Zweigs zu meiner Linken weckte meine Aufmerksamkeit.

Ich zuckte zusammen und wirbelte in Erwartung eines Rehs herum, aber dort war nichts. „Hör auf so ein Feigling zu sein.“ Im Wald bewegte sich alles, von Tieren bis hin zur Vegetation. Ob die Wölfe wohl über den Wolfseisenhut gesprungen sind, als Herr Hosenlos vor ihnen geflohen ist und sie ihm folgten? Unwahrscheinlich, das hatten sie seit Jahren nicht getan, warum sollten sie also jetzt riskieren, davon krank zu werden? Es ergab keinen Sinn, außerdem waren Wölfe nachtaktiv. Sie jagten bei Nacht, nicht über Tag. Meine Güte, entspann dich.

Tief atmete ich aus und widmete mich wieder den Sträuchern. An ihnen vorbei blickte ich auf die Bäume in der Umgebung des sogenannten Baus, der Heimat der Wölfe. Der Wald war dicht, die Bäume standen wie Soldaten, bereit für den Krieg, und die Sonne durchbrach kaum ihre Kronen. Jedes Mal, wenn ich hier war, könnte ich schwören, dass mich jemand beobachtete. Schließlich schlich ich auch nahe der Grenze zwischen unseren beiden Territorien umher. Der Wolfseisenhut hielt sie zurück… Trotzdem pochte der Puls in meinen Venen, als hätte ich einen Fehler begangen.

Ich weigerte mich, an irgendwas anderes als die Pflanzen zu denken und kramte in meinem Rucksack nach den Stoffhandschuhen, die ich überzog, um zu verhindern, dass Wolfseisenhut meine Haut berührte. Rissige Haut oder kleine Wunden bei Mensch oder Wolf absorbierten das Gift des Wolfseisenhuts, welches Wölfe tötete und Menschen sehr krank machte. Außerdem kramte ich das Säckchen hervor, in dem ich den Wolfseisenhut verstaute, um ihn getrennt von meinen anderen Kräutern aufzubewahren.

Okay, es ist an der Zeit anzufangen. Ich rupfte die erste Pflanze aus dem Boden und klopfte die Erde aus den Wurzeln. Ein Schnitt an der Basis, den Rest der Pflanze schmiss ich weg, da ich nur die Wurzel benötigte. Mit einem einzigen Gedanken konzentrierte ich meine Kräfte und sanfte Energie strömte durch meine Arme. Weiße Funken hüpften von meinen Fingerspitzen, durch meine Handschuhe hindurch, und wirbelten um die Knolle. Ich legte die Wurzel in das Säckchen und sammelte weitere drei an verschiedenen Stellen, um eine Ausdünnung der Barriere zu verhindern. Noch zwei Stück. Bee bestand immer auf sechs Stück für ihre Zaubersprüche, da ich aber sowieso schon hier war, konnte ich direkt meine Vorräte auffüllen. Ich kletterte zwischen den Sträuchern umher, auf der Suche nach den gelben Exemplaren inmitten hunderter violetter Blüten, als ein lautes Krachen in der Nähe ertönte.

Ich erstarrte.

Dann kreischte jemand.

Wie festgefroren blieb ich auf der Stelle stehen und klammerte mich an den Rucksack in meinen Händen. Was war das?

Zweige und Blätter zitterten im Wind, knirschten und raschelten.

Noch ein Aufschrei. Lauter. Ein Tier in Not? Ich packte meine Sachen zusammen, fädelte meine Arme durch beide Träger des Rucksacks und bahnte mir den Weg in Richtung des Geräusches. Ja, genau das Gegenteil von dem, was ich tun sollte, aber das Geräusch würde mich noch wochenlang verfolgen, wenn ich nichts dagegen tun würde. Vor meinem inneren Auge sah ich ein verletztes Reh mit einem gebrochenen Bein in der Falle eines Jägers. Ich ertrug es nicht, ein verletztes Tier zu sehen und würde es wenn möglich heilen.

Oder wurde es vielleicht von einem Wolf angegriffen?

Auf meiner Wange kauend hielt ich inne und entledigte mich meiner Handschuhe, die ich in meinen Rucksack stopfte. Was sollte ich tun? Ich lief los und blieb wieder stehen, mein Blick schwankte von einer Seite zur anderen. Aus welcher Richtung kam es? Mein Zuhause befand sich zu meiner Linken.

Ein weiterer Aufschrei, definitiv ein menschlicher Ausruf. Ich hielt mich rechts, zielstrebig in Richtung jener Person, die in Schwierigkeiten steckte. Hatten Wölfe jemanden eingekesselt?

Als ich näherkam, konnte ich in der Ferne Bewegung zwischen den Bäumen erkennen. Ein Mann war auf seinen Knien und eine weitere Person peitschte ihn aus. Das Opfer schrie und mein Atem stockte.

Was ging hier vor sich? Ich fischte das Messer aus meinem Stiefel und kroch näher heran. Ich nutzte die massiven Baumstämme, um meinen Annäherungsversuch zu verbergen.

Das Schluchzen hallte wider und mein ganzer Körper war von Gänsehaut bedeckt. Ich presste meinen Rücken gegen einen Baum, der doppelt so breit wie ich war, und mein Herz pochte, als ich jedem einzelnen dumpfen Schlag lauschte. Jedem Winseln, jedem Kreischen.

Aus meinem sicheren Versteck lugte ich heraus. Mindestens viereinhalb Meter von mir entfernt stand eine dünne, schlaksige Gestalt, von Kopf bis Fuß und mit Handschuhen komplett in Schwarz gekleidet. In ihrer Hand hielt sie einen von Blättern befreiten Zweig, der bereits ausgetrieben hatte. Ich kniff die Augen zusammen um einen besseren Blick auf ihr Gesicht zu bekommen: eine lange spitze Nase, schroffe Wangenknochen und dünne Lippen, die sich zu einem Grinsen verzogen.

Die Priesterin?

Haare so schwarz wie die Nacht, zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden. Ich erschauderte, als sie lächelte und das Foltergerät über den Rücken des armen Mannes zog. Sie präsentierte sich vor den Dorfbewohnern als eine Lady, die mit sechzig Jahren bereits eine helfende Hand beim Erklimmen der Stufen ihres Podiums benötigte. Nichts desto trotz hatte ich schon von den Gerüchten gehört, dass sie gerne Menschen quälte. Aber schließlich kursierten alle möglichen Lügen über sie, von Geschlechtsverkehr mit Aliens, bis hin zum allabendlichen Baden in Milch. Okay, vielleicht war Letzteres nicht so weit hergeholt, aber auf jeder Dorfversammlung machten weitere Gerüchte die Runde. Daher schenkte ich ihnen keine Beachtung mehr. Aber… was, wenn die Gerüchte in Bezug auf die Priesterin stimmten? Wenn über jemanden unangenehme Dinge verbreitet wurden, pflegte Großmutter immer zu sagen, dass es keinen Rauch ohne Feuer gäbe.

Hinter der Priesterin standen mindestens zehn weitere, über Sträucher gebeugte Personen. Was ging hier vor sich?

„Wirst du je wieder mir gegenüber ungehorsam sein?” Ihre schrille Stimme klingelte in meinen Ohren.

Unfähig mich zu bewegen stand ich dort, wie festgefroren. Ich musste hier weg, ohne auch nur ein einziges Geräusch zu machen. Soweit ich wusste, hätten das durchaus abartige Sexspielchen sein können. Widerlich.

„Zurück an die Arbeit. Hat sonst noch jemand ein Problem damit, Wolfseisenhut anzufassen?“, schrie sie laut.

Bei ihren letzten Worten erstarrte ich. Warum würden sie mit dieser Pflanze hantieren? Ich meine, ich hatte einen triftigen Grund, die Priesterin aber hieß Magie oder das Heilen mit Kräutern nicht gut. Sammelte sie das Zeug um daraus ein Gift zu gewinnen? Hatte ich etwas falsch verstanden? Richtig, wie beispielsweise das Auspeitschen der Arbeiter mit einem Zweig.

Unfähig, mich selbst davon abzuhalten, riskierte ich noch einen Blick auf die Priesterin. Ich musste herausfinden, was die anderen taten, denn es konnte eine Erklärung dafür sein, warum Herr Hosenlos von Wölfen angegriffen wurde. Ich lebte außerhalb des Dorfs und falls Gefahr drohte, musste ich mich selbst verteidigen.

Mein Blick wanderte von einem Baumstamm zum nächsten und blieb an ihr hängen, wie sie die zehn in schwarz gekleideten Menschen überwachte. Jeder trug Handschuhe und einen Mundschutz. Sie trugen voll ausgewachsene Wolfseisenhutpflanzen über die derzeitige Grenze aus Sträuchern und liefen in Richtung des Wolfsgebiets. Sie betraten die dunklen Wälder, in denen für jeden der Zutritt verboten war. Ich schnappte nach Luft. Sofort hielt ich mir die Hand vor meinen Mund, weil ich ein so lautes Geräusch von mir gegeben hatte und verschwand wieder hinter dem Baum.

Was machten sie da?

Hinter mir knackte ein Zweig.

Ich drehte mich um. Ein Wachmann hatte sich von weiter weg angeschlichen und mich entdeckt.

Heilige Mutter Gottes.

Dieser muskulöse Mann ohne Haare trug eine graue Uniformjacke mit einer Doppelreihe goldener Knöpfe. Er zeigte mit seinem Finger auf mich, als wäre ich eine Zweijährige, die von ihrer Großmutter zurechtgewiesen wurde, und eilte heran.

Die Angst schnürte meinen Magen zusammen und ich war mir nicht sicher, ob ich mich bewegen konnte, selbst wenn ich wollte. Es gab Geschichten, die davon handelten, wie die Priesterin Menschen wegsperrte, die sie der Spionage bezichtigte. Sie schätzte ihre Privatsphäre und verdächtigte jeden, etwas Falsches zu tun.

Der Wachmann fletschte knurrend seine gelben Zähne und seine Augenbraue bog sich, als ob ich gerade seinen Tag ruiniert hätte, indem meine Anwesenheit ihn dazu zwang, seine Arbeit zu verrichten.

Er griff nach dem langen Messer an seinem Gürtel. Auf diese Art entledigten sich die Wachmänner einer jeden Person. Erst aufschlitzen, dann Fragen stellen. Sie hielten sich an das Gesetz der Priesterin und setzten es entsprechend ihrer Anordnungen durch.

Himmel, hilf mir.

Ich wippte auf meinen Fersen hin und her und wirbelte dann um den Baum herum in Richtung der Priesterin und ihren Arbeitern. Klar, Scarlet, renne direkt in die Arme der Verantwortlichen. Adrenalin beherrschte meine Entscheidungen, daher war Logik kein Teil des Plans mehr.

Ich hechtete über einen Stamm und rutschte über trockene Blätter, mit meinen Armen nach Gleichgewicht wedelnd. Vor Schmerzen zuckte ich zusammen, als ich auf meinem Rücken landete. Ich fühlte mich nicht etwa hilflos, aber diese Erfahrung jagte mir den puren Schrecken ein. Angst ließ mein Herz zu Stein werden und ich begann zu taumeln. Ich würde mit Ratten, die meine Zehen anknabberten, in einer fensterlosen Zelle enden. Als ich zu einem Sprint ansetzen wollte, erschien vor mir ein weiterer Wachmann und dasselbe Problem befand sich auch zu meiner Linken. Flucht gab es nur zu meiner Rechten. Genau dort, wo die Priesterin stand.

Sie drehte sich zum Grund für die Unruhe um—mir.

Auf der Stelle trat ich von einem Bein auf das andere, Terror hatte seine eisigen Arme fest um mich geschlungen und in meinem Kopf hörte ich Großmutter ein Lied singen. Sie sang darüber, sich den Problemen zu stellen, wenn man in Schwierigkeiten geraten ist. So, als ob Wegrennen doch nicht die Antwort war. Die Niederlage zuzugeben aber war die schlimmste Entscheidung, die man treffen konnte.

Meine Gedanken drehten sich im Kreis, schwankend zwischen Aufgeben und dem Versuch einer Erklärung, dass die Flucht ein Fehler war, bevor sie mich in eine Zelle sperrten. Die Priesterin würde vermuten, dass ich sie beim strafbaren Betreten von Wolfsterritorium beobachtet hatte, was auch Hoheiten wie ihr untersagt war. Zur Hölle, einst bestrafte sie einen Mann, der sie bei der Verrichtung ihres morgendlichen Geschäfts in den Wäldern überrascht hatte. Der arme Kerl war einige Tage später auf mysteriöse Weise verschwunden. Ja, jedem war klar, wenn man Abstand von ihr hielt, war man in Sicherheit. Aber jetzt war ich mir sicher, etwas beobachtet zu haben, das nicht für meine Augen bestimmt war.

“Holt sie euch”, brüllte sie.

In der Nähe knirschte von Stiefeln zertretener Waldboden und ein Windstoß zog vorbei, der noch mehr Laub aufwirbelte. Ein Schwarm Vögel zwitscherte über uns und erhob sich aufgeschreckt aus den Baumkronen in die Lüfte.

Es tut mir leid, Großmutter. Ich stürmte in Richtung der Priesterin und tänzelte um sie herum.

Ihr Mund blieb offenstehen, die Augen vor Verblüffung weit aufgerissen.

Unsere Gewänder streiften aneinander und mit gerunzelter Nase verließ ein ungewolltes Brummen ihre Brust. Wo kam das denn her?

Ganz klar, allein schon ihr Anblick beim Aussprechen meines Namens, Scarlet, ließ meine Instinkte wachwerden. Sie hatte mein Geschäft bereits in der Vergangenheit aufgesucht, auf der Suche nach einer entspannenden Teemixtur, so nannte sie es jedenfalls. Ihre Stimme klang wie die einer angreifenden Viper, als sie den Laden betrat und ich hätte schwören können, sie würde augenblicklich meine Verhaftung anordnen. Wochen später erfuhr ich, dass sie meinen Tee liebte. Nun zweifelte ich aber daran, dass sie so verständnisvoll sein würde. Nicht nachdem ich ihr Tun beobachtet hatte.

„Haltet sie auf!“, brüllte die Priesterin erneut.

Ich torkelte um sie herum, aus ihrer Reichweite heraus. Ein Luftzug zischte vorbei, als sie mit dem Zweig nach mir schlug.

Keiner ihrer Arbeiter bewegte sich. Ein beißender Schweißgestank, wie ich ihn noch nie gerochen hatte, und der Geruch nach etwas Metallischem betäubten meine Sinne. Der Gestank kam von einem ihrer über einen Strauch gebeugten Arbeiter, die gezackten Striemen auf seinem Rücken klafften offen und Blut strömte heraus. Scheiße!

Mein Adrenalin schoss ein, als ich in Richtung des Wolfseisenhutwuchses sprintete, im Unklaren darüber, wo ich hinlief und weshalb ich dies für eine gute Entscheidung hielt. Ich donnerte durch die Büsche, zertrampelte sie und rannte in den Wald, hin zu der Stelle, zu der ich die Anderen mit den Pflanzen hatte laufen sehen.

Im Wald des Baus umhüllte mich eine furchterregende Stille und Kälte verbiss sich in meinem Fleisch.

„Jetzt schnappt sie euch schon“, schrie die Priesterin. „Ich will, dass ihr sie einfangt.“

Die Ereignisse des heutigen Tages überschlugen sich in meinem Kopf. Im Grunde genommen machte ich einen Fehler nach dem anderen.

Wachmänner waren mir auf den Fersen und ich rannte an weiteren Arbeitern vorbei, die mich mit erschrockener Mine anstarrten.

Ich floh, duckte unter Ästen durch, sprang über Tannenzweige und schlug Haken nach rechts und links, um meine Verfolger abzuwimmeln. Keinesfalls hätte ich heute zum Wolfseisenhutsammeln losgehen sollen. Oder meine Nase in andere Angelegenheiten stecken sollen. Oder bleiben sollen, nachdem ich die Priesterin beim Auspeitschen eines Menschen beobachtet hatte. Jetzt grenzte es an Glück, wenn ich den heutigen Tag überlebte.

Um mich herum verschmolzen die Baumstämme mit dem grauen Hintergrund. Wo war ich? Aber nun musste ich fliehen und eine Lösung für meine Probleme konnte ich später noch finden.

Zwei der Wachmänner verfolgten mich noch immer und ihr Atem war schwer, also bog ich scharf links ab, wo die Böschung abfiel und legte noch einen Zahn zu. Nicht stehenbleiben. Nicht langsamer werden.

Mit meinem nächsten Schritt erwischte ich eine Senke und meine Zehenspitze blieb an einem toten Ast hängen. Meine Welt überschlug sich, als der Boden auf mein Gesicht zukam. Ich schlug auf und die Luft wurde aus meiner Lunge gepresst. Schreiend rollte ich den Abhang herunter. Blätter und Zweige piksten meinen Rücken, kantige Felsen bohrten sich in meine Seite.

Danach erinnerte ich mich nur noch daran, wie ich durch die Luft flog und sekundenlang diese Klippe angaffte, von der ich gestürzt war.

„Ach du scheiße!” Meine Arme ruderten, ich fiel schnell.

Meine Schreie verstummten in der mir entgegen strömenden Luft, die an meiner Kleidung und meinen Haaren riss.

Dann schlug ich auf dem Wasser auf.

Die Eiseskälte versenkte ihre Reißzähne in mir, sie ließ mich im tiefsten Inneren erstarren. Ich begann mit den Beinen zu strampeln, als sich die Kälte wie mit erdrückendem Griff um meine Lungen legte und den letzten Rest Sauerstoff herausquetschte. Noch war ich nicht bereit zu sterben.

Als mein Kopf die Wasseroberfläche durchdrang, schnappte ich nach Luft. Wellen spritzten mir ins Gesicht, während die Strömung mich stromabwärts trug.

Die Gischt peitschte mir entgegen und wie ein Hund paddelte ich panisch, während ich eine Menge Wasser schluckte. Plötzlich durchfuhr mich ein elektrischer Stromschlag. Ich verkrampfte und mein Kopf wurde unter Wasser gezogen.

Die Zeit verging rasch und Panik hämmerte von innen gegen meinen Brustkorb. Man würde mich niemals finden und sicher annehmen, ich wäre wilden Tieren zum Opfer gefallen. Als meine Beine aber wieder anfingen wie von Nadeln gestochen zu prickeln, begann ich erneut zu strampeln, der auf der Wasseroberfläche glitzernden Sonne entgegen, und rang gierig nach Luft, als ich sie durchbrach.

Bäume wuchsen an beiden Ufern der Stromschnellen, meine Gedanken aber waren wie betäubt, während ich gegen das Wasser kämpfte. Ein großer Felsen ragte aus den Wellen heraus und ich klammerte mich an ihm fest. Meine Finger versuchten Halt zu finden und ich umschlang ihn mit beiden Beinen.

Jeder Atemzug zitterte auf dem Weg in meine Lunge und die Kälte hatte mich eingehüllt. Mein Blick fiel zurück auf die Klippe, von der ich gestürzt war. Sie war so hoch, ich hätte tot sein können. Aber es gab keine Spur der Wachmänner mehr. Vielleicht gab es doch ein gutes Ende. Ja richtig. Ich war verloren im Bau.

Ja Scarlet, die perfekte Art sich selbst umzubringen. Zwar hat die Priesterin dich nicht lebenslänglich eingekerkert, dafür werden die Wölfe dich jetzt in Stücke reißen. Ein lähmender Schmerz machte sich breit und jede Faser in mir zuckte vor Eile, endlich zu fliehen, irgendetwas zu tun.

Unter allen anderen Umständen hätte ich diesen Ort geliebt. Die wärmende Sonne auf meinem Kopf, das üppige Grün und die schneebedeckten Berggipfel in der Ferne. Mit Ausnahme dessen, dass ich mich jetzt in einem Teufelskreis aus Problemen befand.

Jetzt würde die Priesterin sicher mein Geschäft aufsuchen, um auf mich zu warten, oder schlimmer noch, Santos verhaften. Ich bin irgendwo im verbotenen Land gestrandet—dem Bau—mit Wölfen die sich scheinbar bekriegten. Oh, und ich war nass bis auf die Knochen und musste ans Ufer gelangen.

„Gute Arbeit, Scarlet. Was steht als Nächstes auf deiner To-Do-Liste? Jemanden umzubringen?“ Alleine beim Gedanken daran schauderte es mir. Was stimmte nicht mit mir?

„Okay, jetzt musst du erst mal hier raus, trocknen und dir einen Überblick verschaffen“, murmelte ich vor mich hin.

Es grenzte an ein Wunder, dass mein Rucksack noch auf meinem Rücken war.

Ich atmete durch und lauschte. Das Brausen eines Wasserfalls verriet mir, was ich jetzt zu tun hatte. Auf mich wartete der Tod, wenn ich nicht schleunigst aus diesem Fluss kam. Nicht weit von mir war ein weiterer Felsen und dann noch einer, nah am Ufer. Ich arbeitete mich an die Seite meines Felsens vor, stieß mich ab und ließ die Strömung mich zum nächsten Felsen tragen. Als ich endlich den dritten Felsen erreichte, verließen mich die Kräfte.

Die Strömung zog an mir vorbei und die Kälte ließ meine Waden verkrampfen. Aber die Rettung war nicht mehr fern. Mein Kopf pochte, jeder Zentimeter meines Körpers verlangte nach einer Pause. Ich durchschwamm den Fluss, um mich herum nichts als Wasser. Fast hatte ich es geschafft.

Ich biss die Zähne zusammen, spannte meine Muskeln an und kämpfte gegen den steten Sog an, der mich in Richtung des Wasserfalls ziehen wollte, um mich am Stück zu verschlingen.

Mit dem letzten Rest meiner verbleibenden Kraft machte ich lange Züge und kämpfte gegen die Fluten an.

Als ich beinahe das rettende Ufer erreicht hatte, erwachten zwar neue Lebensgeister in mir, doch ein Sog erfasste mich und riss mich mit sich. Ich schrie auf und schwamm noch stärker als je in meinem Leben zuvor. Immer gegen die Strömung, hatte ich mal gelernt, also trieb ich mich selbst an so hart ich konnte.

Meine Füße vergruben sich im Grund des Flusses, als ich es endlich ans Ufer geschafft hatte. „Zur Hölle.“

Auf allen Vieren kroch ich heraus. Zitternd ließ ich mich auf die von erhabenen Tannen umgebene Lichtung fallen.

Jeder Zentimeter meines Körpers ächzte vor Schmerz. Von oben wärmten mich die Strahlen der Sonne. Als ich meine Augen schloss, ließ ich mich selbst für einen Moment glauben, dass ich in Sicherheit war, dass ich einen Weg nach Hause finden würde, dass meine Welt nicht auf Messers Schneide balancierte.

So verloren fühlte ich mich das letzte Mal nachdem meine Großmutter gestorben war. Meine Zukunft erschien mir düster. Vor meinem inneren Auge sah ich ihr Lächeln, wie sie mir immer in die Wangen gekniffen und versucht hatte, mir sechs Mahlzeiten am Tag zu füttern, weil ich zu dünn war. Mein Hals zog sich zusammen. Es gab so vieles, das ich ihr erzählen wollte, zum Beispiel wie gut das Geschäft lief oder von einer neuen Technik, die das Trocknen von Kräutern beschleunigte. Wann immer ich ein Problem hatte, konnte ich damit zu ihr kommen. Mein Fels in der Brandung. Jetzt… Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, die meine Wangen herunter kullerten.

Der Wind trug ein kehliges Knurren zu mir. Zum Geier. Ich wollte die Augen nicht öffnen, um dann einen Wolf zu entdecken.

In meinem Kopf tanzte die Panik und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, wie ich etwa atmen, sprechen oder mich bewegen sollte. Mir stieg die Galle im Rachen hoch. Und wie aus dem Nichts kam es noch viel schlimmer.

KAPITEL DREI

Das Knurren wiederholte sich, lauter, und es war direkt hinter mir. Ich blieb zitternd auf dem Gras nahe dem reißenden Fluss liegen. Ohne Zweifel—das Geräusch stammte von einem Wolf.

Wenn ich zurück ins Wasser sprang und mich den Wasserfall hinunterstürzte, wäre das sicher einfacher, als zerfleischt zu werden.

Mein Körper gefror zu Eis. Atmen war nahezu unmöglich. Langsam kämpfte ich mich auf die Beine, während meine Finger den Boden nach einem Stein absuchten. Als mir einer zwischen die Finger kam, umklammerte ich ihn fest, erhob mich und drehte mich um.

Das Zittern hörte auch nicht auf, als ich in die Augen eines Wolfs mit stahlgrauem Fell in knapp zehn Metern Entfernung blickte. Das Tier reichte mir bis zur Hüfte und hatte schon bessere Zeiten erlebt. Sein Fell war stumpf und hing schlaff an ihm herunter. Da hatte ich ja Glück, er sah mich als leichte Beute an und Hunger machte ihn sicher unaufhaltsam.

Ein Stein half überhaupt nichts gegen ihn.

„Ich bin keine Mahlzeit. Da sind kaum Muskeln an meinen Knochen.“ Ich schritt zur Seite, in der Absicht, zum Wald zu rennen, um auf einen Baum zu klettern. Was für eine Wahl hatte ich sonst?

Während der Wolf auf mich zuschritt, knurrte er erneut und legte seine Ohren flach an.

Meine Schritte bewegten sich seitlich, zurückweichend, und im Augenwinkel blickte ich zum Wald. Ein kleiner Baum mit tiefhängenden Ästen sollte kein Problem darstellen. Ich beschloss, nicht zu seinem Mittagessen zu werden, weder jetzt noch irgendwann.

Aus dem Schatten des Waldes erschienen drei Silhouetten und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wölfe trotteten in perfektem Einklang wie Krieger auf mich zu. Einer war schwarz mit cremefarbenen Pfoten, ein weiterer hatte graues Fell, durchzogen von weißen Strähnen, und der dritte war schneeweiß. Sie waren gut fünfzehn Zentimeter größer als die Kreatur, die zwischen uns stand. Gestaltenwandler?

Schweißperlen rannten meine Wirbelsäule entlang und das Pochen meines Herzens hallte in meinen Ohren wider. Ich drückte den Stein in meiner Hand fest, meine Finger waren um die harte Oberfläche geschlossen. Wie sollte ich sie alle vier besiegen?

Die Panik ließ meinen Magen verkrampfen. Bevor ich mir auch nur Gedanken machen konnte, was ich als Nächstes tun sollte, drehte ich mich um und rannte. In meinem Kopf war kein Platz mehr für rationelles Denken.

Aus meinem Mund kam ein abgewürgter Schrei.

Hinter mir konnte ich nur schweren Atem und Pfoten, die auf die Erde auftrafen, hören.

Ich rannte schneller als ich es je für möglich hielt entlang des Flussufers. Die kalte Luft schlug mir ins Gesicht, zog an meinen Haaren und nahm mir den Atem.

Im Wald trampelte ich über den trockenen Boden, der unter meinen Füßen krachte und knackte.

Tod. Nicht mit mir. Bitte, nicht mit mir.

Eine verzerrte Symphonie aus Knurren und Grunzen ertönte hinter mir. Ich drehte mich um und sah die drei Wölfe kämpfen. Fochten sie gerade aus, wer von ihnen mich fressen durfte? Der weiße Wolf stürmte auf mich zu und wirbelte den Waldboden auf.

Mein Sprint wurde noch schneller, ich duckte unter Zweigen hindurch und trampelte über Büsche. Kleine Äste zerkratzten mein Gesicht und meine Arme. Alles tat mir weh.

Aus meinem Augenwinkel konnte ich eine Bewegung wahrnehmen. Ich drehte den Kopf und mein Magen sank mir in die Kniekehlen.

Der weiße Wolf sprang in großen Schritten neben mir her, nur einen Steinwurf entfernt. Er hatte seinen Kopf in meine Richtung gedreht und seine Zähne blitzten hervor.

Ich warf den Stein nach ihm, traf stattdessen aber einen Baumstamm. Verdammt.

Mit aller Kraft in meinen Beinen preschte ich voran, griff nach einem tiefhängenden Ast und schwang meine Beine nach oben.

Aber etwas schnappte nach meiner Hose, zog mich nach unten und ich verlor den Halt. Ich schrie und versuchte den Ast wieder zu fassen zu bekommen.

Stattdessen aber schlug ich auf dem Waldboden auf, landete auf meinem Hintern und krabbelte rückwärts.

Mein Leben zog vor meinem inneren Auge an mir vorbei. Wie wenig ich mit dem Geschäft erreicht hatte, wie ich nie den Wald als meinen sicheren Hafen oder Terra verlassen hatte. Bee war in ferne Länder gereist. Ich folgte immer nur den Regeln. Jetzt würde ich gefressen werden und es würde nie jemand davon erfahren.

Der weiße Wolf wich nicht von der Stelle, während seine beiden Freunde den Berg herunter in unsere Richtung trotteten. Was war mit dem ersten Wolf geschehen? Hatten sie ihn besiegt in dem Kampf um den Hauptpreis… Mich? Der graue Wolf kippte seinen Kopf zur Seite, musterte mich von oben bis unten und trat hervor. War er der Alphawolf?

Meine Füße zuckten und ich kämpfte gegen meinen Fluchtinstinkt an. Wie weit würde ich schon kommen?

Ich rutschte auf die Seite, um hinter dem Baum, an den ich lehnte, Schutz zu suchen, aber mein Rucksack war an einer Wurzel hängengeblieben. Das führte dazu, dass ich mich an den Zitrusfluch erinnerte. Die Träger meines Rucksacks glitten von meinen Schultern und ich steckte meine Hand hinein. Alle drei Wölfe beobachteten mich aufmerksam. Ob sie wohl dachten, dass ich etwas Essbares für sie hatte? Der letzte Apfel in meinem Rucksack würde die Biester nicht satt machen. Meine Finger umklammerten die kleine Flasche, die mit einem Korken verschlossen war, und ich zog sie heraus.

Der graue Wolf knurrte und schnappte nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht zu.

Schluchzend drehte ich mich zur Seite. „Okay, hört zu. Wenn ihr vorhabt, mich aufzufressen, dann sollten wir es hinter uns bringen, aber offensichtlich haben wir damit noch nicht mal angefangen…“ Ich schluckte und unsere Blicke trafen aufeinander, als sich etwas hinter seinen Augen zu verändern begann. Er schüttelte seinen Kopf und knurrte tief, so als versuchte er, zu kommunizieren. Das führte dazu, dass es aus mir herausplatzte: „Seid ihr alle Gestaltenwandler? Und wenn das der Fall sein sollte, naja, dann habt ihr eine unglaublich unfreundliche Art mich in eurem Land willkommen zu heißen.“ Unruhig durch die Panik, die meinen Rücken hochkroch, klemmte ich meine Knie unters Kinn.

Zwischen uns wurde es still, abgesehen vom Rascheln der Blätter und dem Gurgeln des Flusses. Worauf warteten die Wölfe? Versuchten sie mich zu hypnotisieren? Das zeigte jedenfalls keine Wirkung.

Der schwarze Wolf knurrte tief. Versuchte er den anderen mitzuteilen, dass sie angreifen sollten?

Als die anderen Wölfe mit einstimmten und ebenfalls zu knurren begannen, versteifte ich und rang nach Luft.

Sei tapfer mein kleines Mädchen—Großmutters liebster Spruch. Also bereitete ich mich darauf vor, bis zum bitteren Ende zu kämpfen und ballte meine Hände zu Fäusten.

Der graue Wolf zwinkerte und setzte zum Sprung an.

Schnell wie der Blitz wich ich zurück und zog meine Hand mit der Flasche hervor. Aber eine Wolfseisenblutwurzel hatte sich um den Korken der Flasche gewickelt. Beim Versuch, sie abzubekommen, ließ ich meinen Rucksack fallen und der Korken löste sich. Der gesamte Inhalt der Flasche spritzte heraus und traf den grauen Wolf im Gesicht. Ich warf die Flasche nach ihm.

Er stöhnte offensichtlich vor Schmerzen und wich kopfschüttelnd zurück.

Nebeltröpfchen meines Mittels tanzten durch die Luft und der schwarze Wolf musste niesen, während der weiße Wolf umher stolperte.

Ich sprang auf die Füße, drehte mich um und rannte.

Etwas Schweres drückte mich zu Boden. Ein Schrei durchfuhr meinen Körper wie eine Klinge. Mit Buckeln und Winden versuchte ich seinem Gewicht zu entfliehen.

Zitternd befürchtete ich, jeden Moment Reißzähne in meinem Nacken zu spüren. Ich schrie auf, meine Finger versuchten irgendetwas zu fassen zu bekommen.

Aber anstatt mich zu beißen, ließ der weiße Wolf von mir ab und packte meinen Knöchel. Mein Überlebensinstinkt setzte ein und ich trat ihm ins Gesicht. Bedrohlich fletschte er die Lefzen.

Meine Zähne knirschten und meine Atemzüge waren schnell und laut.

„Hilfe!” Ich rupfte an Pflanzen und krallte meine Fingernägel in die duftende Erde.

Er zog mich wie eine Trophäe hinter sich her. Als einer der anderen Wölfe nach meinem zweiten Knöchel schnappte, krümmte ich mich und brüllte ihn lauthals an. Der graue Wolf trottete an meiner Seite, schüttelte noch immer den Kopf und seine Augen waren nun ganz rot… sicher kam das von meiner Mixtur.

„Bitte“, flehte ich. „Ich gebe euch alles was ihr wollt, wenn ihr mich gehen lasst.“ In dem Moment, als der große Alphawolf nach meinem Gesicht schnappte, bekam ich einen faustgroßen Stein zu greifen. Sein fauliger Atem strömte mir übers Gesicht. Blutunterlaufene Augen starrten mich an, er schielte und schüttelte den Kopf. Doch bevor ich den Stein werfen konnte, gab mir der Wolf eine Kopfnuss. Das Bild vor meinen Augen fing an zu verschwimmen, wurde dann pechschwarz und das Letzte, was ich hörte, war ein angsteinflößendes Knurren.

Eine Tür fiel ins Schloss und ich öffnete meine Augen. Ich starrte in einem halbdunklen Raum an die Decke und ganz nah knisterte ein Feuer, dessen Wärme mich einlullte. So kann man es aushalten… zu Hause neben dem Feuer. Moment! Ich hatte keinen Kamin in meinem Schlafzimmer. Eine Flutwelle an Erinnerung brach über mich herein. Wie ich in die Wälder ging um Wolfseisenhut zu sammeln, wie die Priesterin Wolfseisenhut ins benachbarte Land umsiedelte und wie mich die Wölfe attackierten. Auch Herr Hosenlos kam darin vor. Ich erinnerte mich an seine Warnung, dass sich die Wölfe im Krieg befanden, und wie ich mich meisterhaft von einem Rudel Wölfen fangen ließ.

Das Zittern von vorhin schüttelte mich erneut durch. Dann mühte ich mich mit steifem Kreuz von dem langen Tisch herunter und hoffte, kein Geräusch dabei zu machen. Mist, die Wölfe hatten mich wie einen Braten aufgetischt. Sie mussten sich nur noch hinsetzen und ihr Abendmahl genießen. Ich tastete mich ab und schaute an mir nach unten. Ja, meine Kleidung hatte ich noch an, aber sie war nun trocken. Wie lange war ich bewusstlos?

Meine Schläfen fingen zu pochen an und ich rieb mir die Beule am Kopf, ein Andenken daran, wie der Wolf mich außer Gefecht gesetzt hat.

Das Zimmer war kaum dekoriert. Hölzerne Wände und noch mehr Holz an der Decke. Der Tisch stand in der Mitte und ein zerrissener Teppich war vor dem Feuer auf dem Hartholzboden ausgebreitet. Jemand hatte mit seinen Krallen die Enden des Teppichs ausgefranst. Keine Fenster, nur eine verschlossene Tür. Und in der Luft lag ein seltsam modriger Geruch. Es roch nach nassem Hundefell.

Mein Verstand konnte nicht begreifen, wo ich war und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich drehte mich auf der Stelle, nichts kam mir bekannt vor. Starr stand ich nun da, mein Körper drängte mich jedoch zu rennen, um so viel Distanz wie nur möglich zwischen mich und die Wölfe zu bringen. Mir stockte der Atem und alles in mir schnürte sich zusammen. Es ist an der Zeit zu gehen. Ich steuerte auf die Tür zu, aber mein Fuß berührte etwas. Ich zuckte und sah nach unten. Es war nur ein Stapel Feuerholz, gegen den ich gestoßen war. Es gab keine persönlichen Gegenstände auf dem Kaminsims hinter mir oder Gemälde, die Aufschluss darüber gaben, wer hier wohnte. Hätte es Bilder von Familienmitgliedern gegeben, wäre es vielleicht meine Chance gewesen, an ihre sentimentale Seite zu appellieren.

Aber ich hatte den Verdacht, dass es sich hier um das Zuhause eines Wolfswandlers handelte. Alles was ich über sie gehört hatte, stellte sie als Wilde dar, die von der Hand in den Mund lebten und ihrem Alpha falls notwendig bis in den Tod folgten. Doch ich befand mich jetzt schließlich in einem Haus, welches jemand erbaut haben musste. Möglicherweise hatten die Gestaltenwandler Menschen entführt, damit diese ihre Häuser bauten? Dieser Gedanke ruhte schwer wie Blei auf mir. Was würden sie von mir verlangen?

Ich eilte im Zimmer umher, verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Haus.

Plötzlich erklangen Schritte an der Tür, die dann aufflog und gegen die Wand donnerte. Ein eiskalter Windzug erfasste mich.

Mir blieb das Herz im Hals stecken und ich stolperte rückwärts, als ein Mann das Zimmer betrat. Anfänglich fiel mein Blick auf seine blanken Füße, hin zu seinem nackten Oberkörper, dann betrachtete ich die gesamte kantige Gestalt, die vor mir stand. Wieso hatte mir nie jemand verraten, dass die Gestaltenwandler eine wahrlich göttliche Gestalt hatten? Hätte ich das gewusst, dann hätte ich mich vielleicht schon eher in ihr Territorium verirrt.

Ich starrte an ihm vorbei, einen langen Korridor entlang mit Wänden aus Holz und mehreren Türen. Was sich wohl in den anderen Zimmern befand? Opfer? Entführte Menschen?

Mein Blick blieb an dem roten Stoff um die Hüften des Mannes hängen, den er wie einen Rock trug. Es hatte etwas Vertrautes an sich. An dem seitlich zusammengerollten Stoff befand sich ein kleines Symbol in Form einer schwarzen Mondsichel. Genau wie jenes, dass Großmutter auf die Kapuze ihres Umhangs genäht hatte.

Ich kratzte mich am Hals und griff nach meinem Umhang, aber er war weg. Suchend sah ich mich im Zimmer hinter mir um. Einsam in einer der Ecken stand mein Rucksack. Die Wölfe mussten ihn eingesammelt haben, nachdem ich ihn im Wald fallen gelassen hatte. Eine nette Geste, vielleicht gab es doch noch Hoffnung, dass ich den Tag überleben würde.

Meine Aufmerksamkeit richtete ich nun wieder auf den Mann, der sich mit einem Teil von meinem Umhang bekleidet hatte. Das Blut schoss mir in die Wangen und ich stürmte auf ihn zu, aber er schlug die Tür zu und wir waren alleine in diesem Zimmer.

Aber jetzt war mir alles egal, ich war so geladen, als würde in mir ein Feuer von Kopf bis Fuß brennen.

„Wie kannst du es wagen?“, sprudelte es aus mir heraus und ich riss ihm den Stoff vom Leib, der sich alleine durch meine Berührung löste. „Du hast dir meinen Umhang genommen? Wie konntest du nur?“ Tränen schossen mir in die Augen, als ich auf den roten Stoff in meinen Händen blickte. Eine Leere breitete sich in meiner Brust aus. Ich hatte Großmutters Kleidung mit so viel Liebe behandelt und sie jetzt zerrissen in meinen Händen zu halten, brach mir das Herz. Es hat mich beinahe den Verstand gekostet, als sie gestorben war und immer, wenn ich ihren Umhang trug, gab es mir das Gefühl, sie sei immer noch bei mir.

„Meine Großmutter hat ihn mir gegeben“, fauchte ich ihn an und fragte mich, ob ich ihn wieder zusammennähen konnte? Doch er wäre nie mehr derselbe. Mit der Hand wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, hob mein Kinn und starrte auf den Pony des Mannes. Er war braun wie Kakao und endete knapp über seinen Augenbrauen. An den Seiten und hinten trug er sein Haar kurz. Seine sanften Augen musterten mich, fast so als hätte er Mitleid mit mir. Erst jetzt wurde mir bewusst, zu was es geführt hatte, als ich ihm den Stoff von den Lenden riss und genau aus diesem Grund wurde ich jetzt ganz rot.

Meine Knie zitterten beim Anblick seines Umfangs dort unten.

Natürlich hatte ich schon mal einen Freund, seine Ausstattung war aber normal groß… Obwohl, im Vergleich dazu war sie nicht existent, was diese Region betraf.

Der Gestaltenwandler begann zu lachen und seine steife Haltung entspannte sich, kein Zeichen peinlicher Berührtheit.

Ich schaute auf, überzeugt davon, dass ich knallrot wie eine Erdbeere war. „Was geht hier vor? Warum hast du meinen Umhang getragen und wo bin ich? Wo ist deine Kleidung?“

Er kam auf mich zu und ich wich zurück, klammerte mich an dem Stoff fest. Obwohl Angst meinen Verstand vernebelte, tanzten Schmetterlinge in meinem Bauch bei dem Gedanken daran, die muskulösen Kurven seines Oberkörpers zu berühren. Er strahlte eine gewisse Schönheit aus mit seiner kleinen Nase und seinem jugendlichen Charme. Er war nicht sehr groß gewachsen, hatte aber Muskeln, und zwar reichlich davon. Seine Wangenknochen betonten seine glänzenden Augen. Das Feuer spiegelte sich in seinen Pupillen und tanzte in alle Richtungen, wechselte seine Farben von Grau zu Grün. Wäre ich ihm irgendwo anders begegnet, dann wäre ich stehengeblieben, um mir diesen gutaussehenden Mann besser anzuschauen. Nun aber war ich verunsichert, ob ich fliehen oder ihn dazu überreden sollte, mich gehen zu lassen.

„Du musst dich vor mir nicht fürchten“, sagte er mit honigsüßer und zugleich rauer Stimme. Es war das komplette Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte.

„Das sehe ich nicht so.“ Ich straffte meine Schultern, um größer zu wirken, aber ich reichte nicht mal ansatzweise an die Größe des Fremden heran, der vor mir stand. „Bist du der Gestaltenwandler, der mich im Wald so grob behandelt und mir die Kopfnuss gegeben hat?“

Seine Mundwinkel hoben sich zu einem arroganten, triumphierenden Lächeln und er fuhr sich mit einer Hand durch seine kurzen Haare, was meine Aufmerksamkeit auf seinen sich anspannenden Bizeps lenkte.

„Wir bevorzugen es, uns ‚Jäger‘ zu nennen. ‚Gestaltenwandler‘ ist ein so menschliches Wort, sich auf alles was tierische Formen annimmt beziehend.“

„Also warst du der graue Wolf?“ Meine Stimme versagte.

„Nein, ich bin nicht grau. Das ist Dagen.“

Ich nickte und biss mir auf die Wange. Dagen. Ist er der Alpha? „Was hast du mit mir vor? Kann ich gehen?“ Aber gleichzeitig machte mir der Gedanke an zu Hause auch Sorgen, dank der Sache mit der Priesterin. Was war schlimmer? Sich gegen Gestaltenwandler zu verteidigen… Ich meinte ‚Jäger‘, oder eine wütende Herrscherin. Noch war ich mir nicht sicher.

„Nenn mich ‚Nero‘. Und nunja“,—er leckte sich über die Lippen wie ein Wolf, der seit Wochen nichts zu Fressen hatte—„es gibt da ein kleines Problem.”

„Hmm.” Mir gefiel nicht, wie die Dinge sich entwickelten und mir gefiel es auch nicht, mit Nero in diesem Zimmer gefangen zu sein—und wer weiß wo die anderen Wölfe sich herumtrieben? War ihr ‚kleines Problem‘ die Unentschlossenheit, wer mich als erstes in Stücke reißen durfte? Großmutter aber hatte mir beigebracht, keine Angst zu zeigen, denn manchmal schlug die Zuversicht den Feind in die Flucht. Ich stopfte den Fetzen ihres Umhangs in meine Gesäßtasche.

Dann stellte ich mich aufrecht hin und ging auf den Mann zu, die Tür immer im Blick. „Nichts für ungut, viel Glück mit deinem Problem und Danke, dass ihr mich nicht gefressen habt. Aber ich muss nun gehen.“

Obwohl mir der Schweiß auf der Stirn stand, bewahrte ich Haltung und ging an Nero vorbei. Meine Nerven lagen blank und es lief mir kalt den Rücken herab. Die Tür war in Sichtweite und ich griff nach dem Türknauf.

Nero lehnte sich mit der Schulter an die Tür, sodass sie sich nicht öffnen ließ. Er gähnte als ob das ein Spiel für ihn war… was, wenn es das wirklich war?

Ich zog am Türknauf, erfolglos.

„Kleines Lamm, du gehst nirgendwo hin.“

KAPITEL VIER

„Wie heißt du?“, fragte Nero, während er mich mit schweren Lidern beobachtete. Seine Stimme war tief und rau. Die Feuerstelle warf tanzende Schatten auf seine Wangen, die seinen wahren Gesichtsausdruck versteckten.

Aber ich würde mich von seiner verzaubernden Art nicht einschüchtern lassen oder von der Tatsache, dass er nackt vor mir stand. Trugen Wölfe keine Kleidung? Und ich hatte zu viele Geschichten gehört, um zu wissen, wenn ich vor einem Wolf wegrannte, würde er mich verfolgen. Also blieb ich standhaft und antwortete: „Scarlet.“

Vielleicht konnte ich ihn zur Vernunft bringen und das würde mich davor bewahren, zum Abendessen zu werden. „Ich verspreche dir, niemandem von eurem geheimen Bau zu erzählen. Und…“ Denke nach. Was könnte ich einem Wolf anbieten, der mich ansah, als ob ich seine nächste Mahlzeit war? „Kräuter. Ich bin eine Heilerin und…“ Ich drehte mich zu meinem Rucksack um und eilte auf ihn zu.

Ich klemmte mir meinen Rucksack unter die Achsel und begann darin zu wühlen. Alle meine Kräuter waren in kleine separate Säckchen gepackt. Aber alles war vom Wasser durchnässt und stachelige Kräuter piksten mich in die Fingerkuppen. Es musste also etwas aufgegangen sein und wahrscheinlich war es sogar verdorben. Wieder stieg in mir diese Kälte hoch, als ich begriff, dass ich ihm wahrscheinlich nichts anbieten konnte. Es gab aber keine andere Möglichkeit und Nero würde den Unterschied sicher nicht bemerken. Ich musste einfach weg von hier. Ein Teil von mir spielte mit dem Gedanken, ihm Wolfseisenhut ins Gesicht zu knallen, aber ich war nicht dafür bereit, mich mit einem Wolf anzulegen, jetzt oder überhaupt. Ich musste es zuerst mit Verhandlungen versuchen, also zeigte ich ihm mein kleines Medizinsäckchen, das ich überall mit hin nahm. Großmutter hatte mir beigebracht auf alles vorbereitet zu sein. Aber ich glaubte, sie hatte es nie für möglich gehalten, dass ich mal in einem Wolfsbau enden würde.

Wassertropfen fielen zu Boden und Nero hob eine Augenbraue.

„Es ist bloß Wasser.“ Ich lachte gedrückt. „Aber die Kräuter sind wunderbar um einen heilenden Tee zu kochen oder sie auf eine Wunde zu legen, um eine Entzündung zu verhindern.“

Als er nicht antwortete, griff ich erneut in meinen Beutel wohl im Wissen, dass ich noch eine Portion gemeinen Stechapfel darin hatte. Es war nicht leicht an ihn zu kommen und er wuchs nur hoch in den Bergen, wo die Bären lebten. Ich zog den seidigen Stoff zur Seite und präsentierte es Nero wie auf einem Tablett. Er neigte den Kopf zur Seite und sah sich an, was ich ihm anbot. Ob er interessiert war? Ich schöpfte Hoffnung.

„Mische das jemandem ins Getränk und er wird für eine Weile halluzinieren“, erklärte ich.

Er rümpfte die Nase. „Warum hat ein kleines Mädchen wie du solche Kräuter dabei?“

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und zuckte mit den Schultern. Nie würde ich ihm erzählen, dass Großmutter mir immer geraten hatte, eine kleine Menge bei mir zu haben, sollte mich jemand entführen wollen.

Er grinste hämisch.

Jeder Zentimeter in meinem Körper wollte vor ihm zurückweichen, aber ich weigerte mich, Angst zu zeigen.

Nero regte sich nicht und es wurde mir wieder flau im Magen.

„Hör zu“, begann er und griff nach meinem Handgelenk, als unsere Finger sich aber berührten, zuckte ein Funken meinen Arm hinauf. Ich wich zurück, wobei er den Kopf hob und mich mit großen Augen ansah.

„Was war das?“, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf, denn so etwas hatte ich noch nie verspürt—jedenfalls nicht, wenn ich nicht gerade die Wirkung meiner Pflanzen verstärkte. Der kleine Funke tanzte in meinem Bauch und wandte sich um sich selbst. „So sehr ich deine Gesellschaft auch genieße, ich denke es ist nun an der Zeit für mich zu gehen.“

Er sah mich an. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber sein starrer Gesichtsausdruck ließ keine Schlüsse zu. Ich drückte meinen nassen Rucksack gegen meine Brust und bereute es bereits im selben Moment, als das Wasser durch mein Hemd quoll und Kälte auf meine Haut traf. Ich senkte meinen Rucksack und auch Neros Blick senkte sich. Seinem Starren folgend sah ich, wie sich meine steifen Brustwarzen gegen den Stoff pressten, der auf meiner Brust klebte. Röte schoss in meine Wangen und ich bemerkte ein kurzes Zucken seiner Erregung. Oh, scheiße… Wenn er so schnell erregt war, hatte ich mich die ganze Zeit in seinen Absichten geirrt?

Nero lachte laut und kraftvoll, was mich wie ein harter Landregen traf. Er lehnte sich zu mir, seine Lippen waren meinen so nah und ich konnte sie auf meiner Haut spüren. Ich wich nicht zurück, was mich stolz machte, obwohl meine Knie zitterten. Meine Handflächen kribbelten voller Verlangen, sie nach seinen Muskeln auszustrecken und zu fühlen, ob sie so hart waren, wie sie aussahen. Es war der komplette Wahnsinn. Mein Feind sollte mich nicht erregen und verunsichern, aber er vernebelte meine Sinne.

Meine Eltern wurden von Wölfen getötet und ich hätte den gemeinen Stechapfel in Neros Gesicht werfen sollen, aber Großmutters Worte über den Tod meiner Eltern erklangen in meiner Erinnerung. Es ist nicht immer alles so simpel, wie es scheint. Überall gibt es Geheimnisse. Nero schien nur wenige Jahre älter zu sein als ich. Er konnte also unmöglich etwas mit ihrem Tod zu tun haben. Aber ein Wolf bleibt ein Wolf, bekannt für seine Aggressivität, sein territoriales Verhalten und dem Verdächtigen Fremder. Es gab keinen Grund für mich anzunehmen, dass seine Art nicht meine Eltern getötet hatte. Ich konnte die Nächste sein. So wie Nero mich beobachtete, hätte ich um mein Leben rennen sollen. Ein seltsames Gefühl erregte in mir die Möglichkeit, dass er vielleicht mehr als nur mein Blut schmecken wollte. Es hatte nichts mehr mit Rationalität zu tun. Ich hatte das Verlangen, herauszufinden, was er wirklich von mir wollte.

„Ich werde dir nicht wehtun. Wir haben dich gerade vor dem anderen Wolf gerettet.“ Neros Stimme ließ meine Gedanken wie Glas zerspringen und brachte mich zurück in die Gegenwart.

Ein verzweifeltes Begehren raubte mir die Luft, presste sie aus meinen Lungen heraus, als ich seinen Geruch aus Moschus und Holz einatmete. Seine grauen Wolfsaugen verdrehten mir den Kopf und Schmetterlinge kitzelten in meinem Bauch wie damals, als Timmy mich das erste Mal um eine Verabredung bat. Außer, dass dieses Gefühl tausend Mal stärker war. Es war zu viel aber zugleich nicht genug.

Ich schnappte nach Luft und fragte: „K-Kann ich nach Hause gehen?“

Er hob die Hand und schob eine lose Haarsträhne zur Seite, die sich in meinen Wimpern verfangen hatte. Er fuhr mit den Fingern durch mein Haar zu meinem Hinterkopf, wo er es in seiner Faust festhielt. Mit seiner anderen Hand schob er mein Kinn nach oben und unsere Blicke trafen sich. Panik hätte mich wachrütteln müssen, ich hätte das nicht dulden dürfen, aber Flammen züngelten meine Libido an. Ich mochte keine dominanten Männer… Aber Nero stellte etwas mit mir an, wovon ich nicht genug bekommen konnte. Es war falsch und meine Emotionen schwankten hin und her.

Er atmete warm auf mein Gesicht aus und sein Mund streifte meinen. Meine Knie gaben unter mir nach, als mich seine feurige Leidenschaft einlullte.

Dennoch, was tat ich da? Was waren seine Absichten? Jede Faser in mir verlangte, dass ich mich diesem Fremden hingab, aber stattdessen stemmte ich meine Hände gegen seine Brust und stieß ihn zurück.

Ich rang um Luft und sah den glasigen Ausdruck in seinen Augen. „Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die du ausnutzen kannst.“

Er beugte seine Schultern nach vorne. „Kannst du es nicht spüren?“, brummte er.

Entlang der Wand schob ich mich weiter von ihm weg und ich war mir sicher, dass ich in ein tiefes Loch gefallen sein musste, denn meine Emotionen ergaben keinen Sinn. Außer Hass sollte ich für diesen Gestaltenwandler nichts empfinden. Und warum gab es in diesem Zimmer eigentlich keine Fenster?

„Die Intensität unserer Verbindung“, fuhr er fort. „So etwas habe ich noch nie gespürt.“

„Was ich spüre ist Verwirrung.“ Wenn ich so weitergemacht hätte, wäre mein Höschen weggeschmolzen, da war ich mir sicher, aber das machte es noch lange nicht rechtens. „Wer genau bist du? Und wo sind wir?“

Wir starrten uns an ohne zu blinzeln. Er war ein Jäger und verzehrte Menschen… Um Himmels Willen, wie sehr ich mir wünschte, dass er mich verschlingen würde. Der Gedanke an ihn, zwischen meinen Schenkeln, mich leckend, ließ mich erzittern. Hör auf damit!

Ein kehliges Brummen tönte durchs Haus und der Klang nahm mir den Atem.

Nero lächelte mich an, als ob er etwas wusste und ich nicht. „Wir gehen besser“, stellte er fest, so, als ob er mich nicht gerade geküsst hatte.

Bevor ich fragte atmete ich tief ein. „Was war das?“

Er löste sich von mir und ich begann zu beben. In dem Moment, als er die Tür öffnete, wirbelte ein kalter Luftstrom vorbei. Beim Gedanken an die Gefahren da draußen konnte ich mich nicht mehr bewegen.

An die Wand gedrückt stand ich da und konnte meine Lungen nicht mit ausreichend Luft füllen. Ich konnte mich kaum bewegen, geschweige denn versuchen, zu gehen.

„Kleines Lamm, es ist an der Zeit, dass du Dagen kennenlernst und uns mit unserem Problem behilflich bist.“ Er streckte mir seinen Arm hin mit der Handfläche nach oben, seine Finger in meine Richtung zeigend.

Ich bekam keinen Ton heraus. Verwirrung beherrschte meine Sinne und ich spürte, wie die Gefahr mir den Rücken herunter kroch. Mir waren die Geschichten von entführten Menschen bekannt. Diesen Dagen nun zu treffen rief in mir die Erinnerung an seinen Blick im Wald hervor, als er die Gestalt eines Wolfs hatte. Dagen musste der verantwortliche Alpha sein. Egal wie ich es drehte, mir war kein Ausweg aus diesem Haus bekannt, also würde ich mitspielen, bis ich eine Möglichkeit zur Flucht fand, und dann würde ich alles daransetzen, hier heraus zu kommen. Noch immer wunderte ich mich, was da gerade passiert war. Was mich dazu veranlasst hatte, über meinen eigenen Schatten zu springen und ihn zu küssen.

Ich sammelte die Kräuter auf, die mir runtergefallen waren und stopfte sie in meinen Rucksack. Langsam ging ich voran, verweigerte aber seine helfende Hand. Dieser Mann überragte mich weit, er war größer als jeder, der mir je begegnet war, aber ich ließ mir von ihm keine Angst einjagen.

Nero begleitete mich den dunklen Flur mit den Türen entlang, hier waren sogar Fenster. Der Klang unserer Schritte auf den Holzdielen umgab uns. „Wo sind wir?“, fragte ich.

Wir bogen am Ende scharf links ab, dann öffnete er eine Tür, deren unterstes Paneel mit einem Loch gezeichnet war, als ob es jemand eingetreten hatte.

Mir wurde unwohl. Jeder weitere Atemzug wurde kürzer und schneller.

„Dies ist eins von Oryns Häusern“, erklärte Nero mir, als wüsste ich, wer das war.

War Oryn der schwarze Wolf?

Nero führte mich in ein Schlafzimmer, welches nur von einer einzigen Kerze auf dem Nachttisch erleuchtet wurde. Mitten im Zimmer stand ein Bett, auf dem ein Mann auf seinem Rücken lag, zugedeckt mit einer Wolldecke bis zur Hüfte. Das Zimmer roch eklig süß nach nassem Hundefell. Schatten hüllten die Ecken der Zimmer ein und auch hier gab es keine Fenster. Was hatte es damit auf sich? Nero näherte sich dem Bett und legte dem Mann seine Hand auf die Stirn.

„Ist er krank?“ Ich ging näher und meine Absätze klapperten auf den hölzernen Fußbodenbrettern, als ein Knurren zu meiner Rechten ertönte.

Ich zuckte zusammen und mein Puls überschlug sich förmlich, als etwas Verschwommenes aus dem Schatten auf mich zustürmte.

Ein Schrei verließ meinen Mund und ich stolperte rückwärts, als mich etwas Großes, Schwarzes und Schnelles überrannte. Meine Füße verknoteten sich und ich fiel zu Boden. Eine Wolfsschnauze mit gefletschten Zähnen schwebte wenige Zentimeter über meinem Gesicht. Heißer Atem dampfte mir entgegen. Dieses kehlige Geräusch des Todes schäumte in seiner Brust.

Ich kreischte, als ich mich unter dem Tier wiederfand, und wartete mit meinen Armen schützend vor meinem Gesicht nur darauf, dass es mir die Kehle herausriss.

„Oryn, hör auf damit.“ Neros stimmt donnerte.

Er stemmte einen Fuß gegen den Rumpf des Wolfs und trat ihn zur Seite. „Jetzt!“, brüllte er.

Wenn dies seine Art des Willkommens war, das Oryn mir anbot, wollte ich ihn nicht kennenlernen. Er war genau die Art Wolf, auf der die Horrorgeschichten der angsteinflößenden Gestaltenwandler basierten.

Mit einem letzten Knurren ließ Oryn von mir ab und schlich vor sich hin brummend um das Bett.

War er verärgert, weil ich mich in seinem Haus aufhielt? Wenn dem so wäre, hätte ich ihm liebend gerne angeboten, zu gehen. Ich wollte nicht hier sein, wenn ich stattdessen zu Hause sein konnte, um sicherzustellen, dass mein Geschäft nicht von der Priesterin abgerissen wurde und es Santos gut ging. Schon viel zu lange überlebte ich, indem ich keine Aufmerksamkeit auf mich gelenkte hatte, aber jetzt… jetzt war ich losgezogen und hatte es mit wehenden Fahnen getan.

Nero griff nach meinem Unterarm und zog mich mit einem Schwung auf die Beine, sodass ich in seine Seite stieß. „Ist schon in Ordnung, kleines Lamm. Schenke Oryn keine Beachtung. Er hat schlechte Laune.“

Ich spürte den Blick des Wolfs von der anderen Seite des Bettes auf mir. Er bewegte sich nicht, aber er beobachtete mich. Wenn er nur die Chance bekäme, würde er mich auffressen, das konnte ich in meinen Knochen spüren.

Mir lag die Furcht schwer auf der Brust und nahm mir den letzten Funken Hoffnung, an den ich mich noch klammerte. Ich schmiegte mich an Nero und seine Wärme verjagte die Ängste, die mir im Nacken saßen.

Oryn schnaubte und schaute vom anderen Ende des Zimmers herüber. Seine Krallen kratzten auf den Holzdielen.

„Was ist mit ihm los?“, fragte ich.

„Oryn ist ein großartiger Jäger und er lässt nicht viele so nah an sich heran.”

Die letzten Worte konnte ich nachvollziehen. „Als meine Großmutter starb, habe ich wochenlang mit niemandem gesprochen und wollte mich vor der ganzen Welt verstecken. Hat er jemanden verloren, der ihm nah stand?”

Nero schüttelte den Kopf. „Nun zu unserem kleinen Problem.“

Okay, das war ein sensibles Gesprächsthema. Mein Blick fiel auf den Mann, der auf dem Bett lag. Er sah aus wie die Statue einer Gottheit mit honigblondem, schulterlangem Haar. Seine Haut war makellos, wenn auch blass und verschwitzt, der Kiefer breit und seine starke Nase sah aus, als wäre sie bereits einmal gebrochen gewesen. Am Haaransatz seiner Schläfe zog sich eine Narbe entlang. Verheilte Kratzer verliefen über seinen Hals die Brust herunter. Was musste ihm in seinem Leben wohl passiert sein, wovon er solche Narben davontrug? Ich ging auf die andere Seite des Bettes um mir den Gestaltenwandler, den ich für Dagen hielt, besser ansehen zu können. Über ihn gebeugt zog ich eine hügelige Narbe an seinem Schlüsselbein mit meinem Finger nach. „Wer hat ihm das angetan?“

„Bären, Menschen, Wölfe“, sagte Nero und verschränkte die Arme vor der Brust. Meine Aufmerksamkeit fiel wieder auf seinen Schritt und die Röte kehrte zurück in meine Wangen.

„Hier, wickel dir das wieder um.“ Ich gab ihm das Stück meines roten Umhangs zurück, welches ich mir in meine Gesäßtasche gestopft hatte. „Du hast es sowieso schon zerrissen.“

„Der Stoff zerriss, als wir dir den Umhang abnahmen.“ Er nahm den Fetzen entgegen und umwickelte seine Lenden damit. Er war immer noch leicht erregt und die Wölbung zeichnete sich unter dem Stoff ab. Um Himmels Willen, ich sollte mich doch langsam daran gewöhnt haben, schließlich tauchten ja ständig nackte Männer ausgerechnet an meiner Türschwelle auf. Außerdem redete Bee immerzu über Männer, aber Nero hatte es mir wie kein anderer angetan.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Jäger auf der Matratze. Mir blutete das Herz beim Anblick einer Person, die mit so zahlreichen Narben übersät war. Wie viele Schlachten er wohl gefochten haben mag? „Warum haben ihn alle angegriffen?“

„Dagen ist ein Alpha. Es ist seine Aufgabe, sein Territorium vor Eindringlingen zu verteidigen, vor anderen Wölfen die ihm nicht folgen, oder jenen, die ihn um seines Ranges Willen herausfordern. Ansonsten wäre er des Todes.“

„Scheiße.“ Die Geschichten über die aggressiven Jäger waren wahr. „Und du bist Dagens Beta?“

Nero straffte seine Schultern und plusterte seine Wangen auf. „Kleines Lamm, Oryn, Dagen und ich sind alle Alphas. Unser Land wurde bereits vor Jahrhunderten in drei Territorien geteilt und jeder von uns beherrscht einen Bezirk, so wie es schon unsere Vorfahren taten.“

Ich kratzte mich am Kopf. „Warum seid ihr alle drei dann hier zusammen?“ Herr Hosenlos hatte doch gesagt, dass sich die Wölfe bekriegten. War der Grund für die Unruhen, dass es drei Bosse gab? „Ich habe mit einem Mann gesprochen, der heute Morgen durch euer Land gereist ist. In einer Wolfsattacke hatte er seine Hose verloren, was wohl nicht von Bedeutung ist, aber er sagte, dass zwischen den Wölfen ein Krieg tobte. Ist das wahr?“

Nero seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Ich erinnere mich an den Bastard. Er hatte Glück, dass ich ihm nur seine Hose und nicht seine Beine vom Leib gerissen habe. Er durchquerte unser Land aus Richtung Darkwoods auf dem Weg nach Terra ohne Erlaubnis, unser Territorium zu betreten. Aber ja, wir haben momentan ein Wolfsproblem, aber dies ist unsere Sorge.“ Er hielt kurz inne. „Deine Sorge ist es, uns dabei zu helfen, Dagen wieder gesund zu machen.“

„Was fehlt ihm denn?“ Ich legte ihm eine Hand auf die Stirn. Er verbrannte förmlich.

„Ich hatte gehofft, dass du uns das sagen könntest. Womit auch immer du ihn besprüht hast, hat Wirkung gezeigt. Wir brauchen deine Hilfe, damit er wieder aufwacht.“

Meine Tränke mischte ich um Tiere abzuhalten, nicht um sie zu verletzen. „Es war nicht meine Absicht, ihm weh zu tun. Ich war davon überzeugt, ihr wolltet mich töten, die Mixtur aber ist nur zur Abwehr.“ Bei Gott, was hatte ich getan? Ich kannte diese Jäger doch noch nicht mal, wenn ich aber in Neros Augen sah, erkannte ich eine Weichheit, die mich unterstützte. „Es tut mir leid.“

Jetzt verstand ich auch Oryns Reaktion und warum er mich angegriffen hatte. Er machte mich für Dagens Zustand verantwortlich. Fairnesshalber muss man sagen, dass sie mich in den Wäldern zu Tode erschreckt hatten. Jetzt erinnerte mich an den Wolfseisenhut, der sich in meinem Rucksack verteilt und an der Flasche des Zitrusfluchs verfangen hatte. War es möglich, dass er den Trank verdorben hatte? Oh, bei aller Liebe!

Ohne es zu wollen, hatte ich Dagen verletzt. Und trotzdem, jedes Mal, wenn ich Nero ansah, stellte ich mir seine Lippen auf jedem Zentimeter meiner Haut vor. Es war absolut nicht hilfreich, dass er mich wie ein ausgehungerter Sex-Gott ansah. Eine Ablenkung musste her. Dies war das Land des Feindes und ich war in Gefahr. Also hieß es, Fokussieren, Aufpassen und Zuhören, um den richtigen Moment für die Flucht abzupassen.

Autor

  • Mila Young (Autor:in)

Mila Young geht alles mit dem Eifer und der Tapferkeit ihrer Märchenhelden an, deren Geschichten sie beim Heranwachsen begleiten haben. Sie erlegt Monster, real und imaginär, als gäbe es kein Morgen. Tagsüber herrscht sie über eine Tastatur als Marketing Koryphäe. Nachts kämpft sie mit ihrem mächtigen Stift-Schwert, erschafft Märchen Neuerzählungen und sexy Geschichten mit einem Happy End.
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Titel: Die Gejagte Von Terra