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Linaria: Eine KI auf Abwegen

Linaria 2

von Julian Bates (Autor:in)
284 Seiten
Reihe: Linaria, Band 2

Zusammenfassung

Michaela und ihre Freundinnen müssen von Linaria fliehen, da sie von ihrem Erzfeind entdeckt worden sind. Michaela hat Probleme mit ihren Implantaten und entdeckt völlig neue Fähigkeiten, die latent in ihr geschlummert hatten. Sie lässt sämtliche Tabus hinter sich und fängt an ihr Leben so zu leben, wie sie es möchte. Leider bekommt sie einen neuen Job und damit hört die schöne Freiheit auch schon wieder auf. Sie muss viele Abenteuer bestehen, bis sie endlich wieder dort ankommt, wo sie sich wahrhaft zuhause fühlt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

 

Eine KI auf Abwegen

 

Ein Roman von Julian Bates

 

Impressum

Autor: Julian Bates

AutorEmail: julianbates@t-online.de

Herausgeber:

Dirk Jost

Am Mühlbach 5

64853 Otzberg

Deutschland/Germany

 

 

julianbates@t-online.de

 

 

102530 Wörter

541870 Zeichen

Rückblick

 

Der allein lebende, geschiedene Landwirt Michael Martens rettet eine außerirdische Frau, die sich während seiner Pflege als keine Frau im klassischen Sinne, sondern als eine waschechte Futanari, oder auch auf gut Deutsch Hermaphrodit, herausstellt. Sie hat das gewisse Extra, das den älteren Mann in seiner Midlife-Crisis jedoch nicht weiter stört, sondern neugierig macht.

Was ihn allerdings sehr wohl von ihr abschreckt, ist die Tatsache, dass er sich wenigstens fünfunddreißig Jahre älter als die wunderschöne Fremde einschätzt, obwohl er sich eigentlich von der Fremden schon fast magnetisch angezogen fühlt. Sie spricht unsere Sprache nicht, was die Kommunikation zwischen beiden erheblich erschwert.

Als sie ihn wieder verlässt, von Agenten auf der Erde gejagt, beschließt der depressive Michael, von Frau, Kind und nun sogar noch der Außerirdischen im Stich gelassen, dass es Zeit für ihn ist, diesen gastlichen Planeten zu verlassen. Er wird genau im richtigen Moment von Tarani, so heißt die Fremde, gerettet, als er sich eine Kugel in den Kopf jagen will.

Was ihn kurz danach endgültig aus der Bahn wirft, ist, dass Larissa, Pferdepflegerin seines Hengstes Blacky und ehemalige Freundin seiner Tochter, ihm plötzlich ihre Liebe gesteht, was natürlich so erst recht nicht geht. Die Kleine ist ja gerade mal süße zweiundzwanzig und er bereits fünfundfünfzig Jahre alt. Also wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen den aufdringlichen, gerade nicht mehr Teenager, bis er irgendwann endlich von Tarani abgeholt wird.

Diese hat trotz der Sprachbarrieren die Minderwertigkeitskomplexe des Landwirts erkannt und unternimmt etwas dagegen. Als Michael wieder erwacht, hat er sich zu seinem, nicht allzu lang anhaltenden, Entsetzen ebenfalls in eine Futanari verwandelt, und noch dazu in eine mit einem implantierten Computer, der nicht nur alle Rechnersysteme auf der Erde, und zwar bei weitem, in den Schatten stellt, sondern auch noch direkt auf die Netzhaut projizieren kann.

Als sie, mit Hilfe der überlegenen Technik, erkennen, dass Larissa von den Agenten auf der Suche nach den Außerirdischen gefoltert wird, retten sie sie und beschließen gemeinsam, ihre Flucht von der Erde zu dritt fortzusetzen. Larissa bekommt von Tarani die gleiche Behandlung wie Michaela verpasst, woraufhin sie das Sonnensystem verlassen.

Auf dem Weg nach Linaria begegnen sie den Xerox, einer den Linarianern feindlich gesonnenen Echsenrasse, die mit ihrem Schlachtschiff den Friedenswächtern auflauern wollen, die den Auftrag haben, die Erde zu beschützen. Ohne viel darüber nachzudenken, beschließen Tarani und Michaela ihre Freiheit für die Friedenswächter und die Erde zu opfern. Beide erwartet ein Gerichtsverfahren, da sich Tarani illegal in unserem Sonnensystem aufhält.

Sie besiegen die Xerox gemeinsam mit den Friedenswächtern und werden prompt verhaftet. Aufgrund der Dummheit des Kapitäns der Friedenswächter, der Michaela eine Vergewaltigung androht, laufen einige seiner Soldaten über und Tarani und ihre beiden neuen Freundinnen fliehen mit genau diesen als Zeugen für das nicht mehr aufzuhaltende Gerichtsverfahren aus dem Sonnensystem in Richtung Linaria, der zentralen Heimat aller Menschen im Universum.

Michaela gewöhnt sich in ihre neue Rolle als Frau mit einem Schwanz ein, allerdings nicht ganz ohne Probleme und Hindernisse. Eines dieser Hindernisse heißt Litiam und ist ein muskulöser und durchtrainierter Soldat, der ihren Hormonhaushalt ziemlich durcheinanderbringt. Ihre beiden Freundinnen Tarani und Larissa stehen ihr zwar bei, jedoch ganz anders, als von ihr erhofft, was prompt zu weiteren Komplikationen führt.

Als sie Linaria erreichen, starten die Xerox einen Großangriff mit sieben Schlachtschiffen, und eine verzweifelte Schlacht um Linaria entbrennt. Völlig unterlegen vernichten sie trotzdem die Angreifer, nicht ohne jedoch ihr eigenes Schiff, im Falle eines Schuldspruches Taranis einzige Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, dabei zu verlieren.

Die Linarianer erweisen sich als äußerst dankbar ihren Helden gegenüber und nehmen nicht nur Michaela und Larissa als Bürger auf, lassen alle Anklagen auf Tarani fallen, sondern ersetzen auch noch den Schlachtkreuzer Neverwhere, den Tarani bereits vor der Schlacht Michaela und Larissa zu Geschenk gemacht hatte, um für den Fall einer Verurteilung einer Enteignung vorzubeugen.

 

 

1 Frisch aus der Werft

 

Die schmutzabweisende, leicht federnde Oberfläche schmiegte sich an meine nackten Fußsohlen, als ich langsam darüber lief, der Boden hier hatte eine Beschaffenheit, die es zu einem reinen Vergnügen machte, darauf barfuß zu laufen. Der Gang, durch den ich gerade schritt, befand sich auf der Neverwhere.

Es hatte einige Diskussionen darüber gegeben, wie unser neues Schiff denn nun heißen sollte, allerdings konnte ich mich am Ende durchsetzen. Dieses eine Mal war es mir tatsächlich wirklich wichtig gewesen. Und zwar nicht nur deshalb, weil der Name ein ziemlich heroisches Manöver bezeugte, das sicherlich seinesgleichen suchte, sondern auch, weil der Name Neverwhere eine ganz besondere Bedeutung für mich hatte. Es war der Name einer der Schöpfungen meines Lieblingsautors auf der guten, alten Erde gewesen, und der Begriff Nirgendwann hatte etwas Spezielles und Besonderes für mein Empfinden.

Was eigentlich für mich seit der Flucht von dort keine Rolle mehr hätte spielen sollen, da ich die Erde so oder so nie wieder sehen würde, denn wir waren wegen unseres Alienkontakts dort zu Persona non grata geworden. Ich sagte mir zwar immer wieder, dass diese Agenten nicht zur Bundesregierung gehört haben konnten, sondern bestimmt zu irgendjemand anders, eventuell zu den Russen oder vielleicht sogar zu irgendwelchen Terroristen, allerdings konnte ich die Möglichkeit auch nicht ausschließen.

Fremdenfeindlichkeit war durchaus eine der weniger schönen deutschen Tugenden und selbst heutzutage noch sehr viel stärker verbreitet, als es mir lieb gewesen wäre. Außerdem war die Befürchtung zu groß, dass egal welche Regierung auf der Erde die überlegene Linariatechnologie in die Hände bekommen würde, diese dazu nutzen würde, die Herrschaft über alle anderen an sich zu reißen. Oder sich als die neue Weltpolizei aufspielen würde, oder was auch immer. Weshalb die Erde für den Rest des bekannten Universums, nicht ganz zu Unrecht, unter Quarantäne stand, bis ihre Bewohner in einer fernen Zukunft doch noch eine entsprechende geistige Reife erlangt hatten.

Also blieb für uns nur eine Alternative übrig, nämlich uns eine neue Heimat zu suchen, und nach den Erlebnissen direkt nach unserer Ankunft auf Linaria lagen die Chancen gar nicht so übel, dass wir das vielleicht auch bereits geschafft hatten. Es gab ein paar nagende Zweifel, zum Beispiel die Art und Weise, wie diese Leute Homosexuelle behandelten, aber dafür auch sehr viele gute Menschen, wie Tarani, Litiam und seinen Vater, die bei solchen Dingen keine Vorurteile hegten.

Ich griff mir spontan und etwas nervös in den Schoß, fand allerdings zu meiner Beruhigung genau das, was ich erwartet hatte, was aber die letzten Wochen nicht immer so gewesen war. Es hatte eine riesige Feier gegeben, als die neue Neverwhere getauft worden war, und ich hatte mich die ganze Zeit über als ganz normale Frau überraschenderweise am Ende doch noch recht unwohl gefühlt, mir hatte einfach etwas Entscheidendes zwischen den Beinen gefehlt. Litiam war der einzige Hoffnungsschimmer für mich gewesen, denn der hatte dafür gesorgt, dass es in dem doch relativ ungewohnten Körper nicht ganz so schlimm für mich wurde. Tarani zuliebe hielt ich durch, obwohl der Futanari-Körper für mich mittlerweile der einzig Wahre war.

Das alles zog sich so lange hin, bis Tarani, deren Laune sich in dieser Zeit auf dem absoluten Nullpunkt befand, nicht nur die Software der Werft vollständig gelöscht, sondern noch dazu auch alle Reste entfernt hatte, die noch irgendwo in irgendwelchen Chips als Firmware lauerten. Darüber verging eine schier ewig lange Woche, in der sowohl Larissa als auch ich alles taten, um sie in dieser Zeit ein bisschen aufzubauen. Oft mussten wir uns allerdings unser Scheitern eingestehen und ihr schlicht und einfach aus dem Weg gehen. Die Stimmung der wunderschönen Rothaarigen wandelte sich zur Erleichterung aller mit einem Schlag in das absolute Gegenteil um, nämlich als sie endlich damit anfangen konnte, die Software der alten Neverwhere in die neuen Systeme einzuspielen.

Den absoluten Höhepunkt ihrer Stimmung hatte sie schließlich heute Morgen erreicht, als sie nämlich nicht nur die Rekonfiguratoren erfolgreich wieder in Betrieb nehmen konnte, sondern auch noch alle anderen Computersysteme des Schiffes zurück zum Leben erwachten. Auf einen Schlag war das gesamte Schiff voll funktionsfähig geworden, und das darüber hinaus auch noch fast ohne Fehler und vor allem ohne Regierungsrichtlinien, die die Software des Schlachtschiffes ab Werk beinhaltete. Es war eine technische Meisterleistung, die bis auf Tarani so sicherlich niemand hinbekommen hätte.

Litiam wurde freiwillig das erste Opfer der Neverwhere, er bekam eines von Taranis topmodernen Computerimplantaten, einen Futanarikörper und alle Änderungen verpasst, die Larissa und ich ebenfalls mitgemacht hatten, und lag seitdem im künstlichen Koma. Tarani, Larissa und ich waren die Nächsten, wobei unsere Rekonstruktion allerdings sehr viel schneller als die Umwandlung von Litiam ablief, da wir keine Aktualisierung der Implantate vorzunehmen hatten.

Rein biologische Veränderungen, mit denen wir uns auf der Erde am schwersten taten, gingen kurioserweise am schnellsten und einfachsten, weshalb Litiam sehr viele Stunden länger als wir in der Maschine verbringen musste, die seinen Körper so sehr veränderte. Ich freute mich bereits auf Litia, und doch gab es auch ein wenig Wehmut, als ich mich von ihm verabschiedete.

Der Mann hatte meine Seele bis aufs Innerste erschüttert, und hatte mir Dinge gezeigt, die ich vorher nicht für möglich oder akzeptabel gehalten hatte, und mir damit auch die Freiheit meines Geistes geschenkt. Ich glaube, er hat bis heute noch nicht begriffen, wie viel er für mich bedeutet, und was er damit alles für mich verändert hatte. Ohne ihn hätte ich vermutlich die wahre Bedeutung all der Veränderungen, und zwar körperlich und mental, die Tarani und teilweise auch Larissa bei mir bewirkt hatten, nicht erfassen können.

Eine Aufgabe für mich verblieb allerdings noch, nämlich Larissa die gleiche liebevolle Lektion zu erteilen, die mir Litiam erteilt hatte. Die Entjungferung, für die er ziemlich viel Aufwand getrieben hatte. Und ich hatte noch keine Idee, wie ich das je bewerkstelligen sollte. Den Gedanken, wieder als fünfzigjähriger, alter Mann herumzulaufen, selbst für eine kurze Zeit, fand ich geradezu abschreckend, hoffte jedoch darauf, dass ich es ihr zuliebe irgendwann hinbekommen würde. Tarani und Larissa waren zusammen mit Elinia unten auf Linaria und feierten die Wiedergeburt der Neverwhere, während ich hier wartend und unruhig die langen Gänge auf unserem Schiff entlangschritt. Ich hatte nämlich noch ein Date, und zwar mit einem für mich sehr wichtigen Mann.

Ich trug ein kurzes Kleid und ziemlich dünne und daher recht durchsichtige Leggings, Larissas Kreation natürlich, was bedeutete, dass sie sowohl sehr weich als auch mehr oder weniger unzerstörbar waren. Ich hatte diese Kleiderwahl genau so mit Absicht getroffen, da man, wenn man sich ein wenig Mühe gab, durchaus erkennen konnte, dass ich keine richtige Frau war. Und das Statement war mir bei diesem Date sehr wichtig.

Der Annäherungsalarm erklang, ließ im Schiff allerdings nur die Melodie erklingen, die der Computer neuerdings bei einem freundlichen Schiff abspielte. Das war eine der Änderungen, die Tarani nach unserem Abenteuer mit de’Vries in unsere Systeme eingearbeitet hatte, es gab überhaupt keine unbemerkten Annäherungen mehr an die neue Neverwhere, auch nicht von freundlich eingestuften Schiffen. Ein Shuttle landete bereits sanft und fast geräuschlos, als ich den Hangar betrat.

Ein Mann verließ das kleine Raumschiff durch die Schleuse und er war allein, genauso, wie ich es erwartet hatte, und kam auf mich zu. Er sprach Linarianisch, verstand aber fließend Deutsch, genau wie ich Linarianisch verstand, die Sprache jedoch nach wie vor kaum mehr als unbeholfen stammeln konnte. Das bewirkten die Wunder der Implantatcomputer, die synchron übersetzten. Er sah kritisch auf meine nackten Füße, dann umarmte er mich unbeholfen, wobei er sich alle Mühe gab, mir nicht auf die Fußzehen zu treten. Wir wussten beide sehr genau, dass meine Kleidung ein einziges, kompromissloses, taktisches Statement war, und trotzdem lächelte er mich freundlich an.

Als er sich bückte und seine Kampfstiefel auszog, um mir barfuß zu folgen, hatte er dadurch den einen, kleinen Vorteil, den ich mir erhofft hatte, bereits wieder zerschlagen.

„Riechst du das, Michaela? Es gibt nichts Vergleichbares mit dem Geruch eines Schiffes der Adlerklasse, wenn es gerade die Werft verlassen hat. Es riecht nach ... Sieg, nach Sieg und Freiheit, und der Bereitschaft, dafür zu kämpfen.“

Ich nickte und lächelte ihn an, war jedoch insgeheim damit beschäftigt meine Nervosität zu unterdrücken.

„Ich hoffe, sie haben ein wenig Hunger mitgebracht? Die Küche der Neverwhere ist so gut wie ihr Ruf.“

Er lachte, wir wussten natürlich beide, dass alle Gerichte aus dem Replikator kommen würden, dafür war es mir aber gelungen, die Stimmung ein bisschen aufzulockern.

„Ach weißt du, die paar Kalorien, die ich in meinem Alter noch brauche, die kann ich auch trinken. Zum Beispiel mit Alkohol, was natürlich ein Gift ist, das man eigentlich nicht mehr zu sich nimmt. Es wurde ja schon vor langer Zeit durch Synthohol ersetzt. Allerdings finde ich das für heute Abend ein wenig unangebracht, wegen der Wirkung, die wir beide sehr gut kennen. Also für mich bitte nichts zu essen, aber stattdessen lieber ein illegales Getränk. Zumindest auf dem Planeten da unten Illegales, was denkst du?“

Er war brillant, das musste ich ihm neidlos lassen, er hatte mich mit einer einzigen Frage in die Ecke gedrängt. Stimmte ich zu, gab ich mehr oder weniger zu, dass wir uns hier auf dem Schiff einen Dreck um die Gesetze Linarias kümmern würden, lehnte ich ab, verschenkte ich damit eventuell die Chance, ihm ein Stück näher zu kommen. Ich brauchte einen guten Moment, bis ich ihm die richtige Antwort geben konnte.

„Gerne doch, aber bitte erlauben sie mir, ein Getränk zu synthetisieren, das auf der Erde nicht nur einen sehr interessanten Ruf hat, sondern dem darüber hinaus auch noch eine magische Wirkung nachgesagt wird.“

Er lachte erneut auf, der Trick auf meine irdische Herkunft zu verweisen, wo Alkohol völlig legal war, hatte wohl geklappt.

„Das Getränk heißt Absinth, es ist sehr stark, hat aber auch einen mystischen Ruf. Darf ich ihnen die Geschichte erzählen, Admiral Davirs?“

Sein Lächeln hätte schon genug gesagt, sein Zwinkern machte mir jedoch erst wirklich Mut, dann nickte er.

„Es gab eine Zeit auf der Erde, da war Absinth illegal. Man dachte damals, dass ein Halluzinogen, welches in dem alkoholischen Getränk enthalten war, Halluzinationen und schwerwiegende gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Menschen hatte. Viele Jahrzehnte später, in denen dem Absinth magische und mystische Eigenschaften deswegen angedichtet wurden, fand man heraus, dass die schädliche Wirkung des Getränks von Methylalkohol hervorgerufen worden war. Die Herstellung von hochprozentigem Alkohol wurde erst sehr viel später dergestalt verbessert, so dass dieses Problem dann nicht mehr auftrat. Man fand heraus, dass das Halluzinogen im Absinth erst dann eine Wirkung entfaltet, nachdem man sich bereits mehrmals an den Folgen einer Alkoholvergiftung ins Jenseits befördert hat.“

Er nickte, sein Lächeln war allerdings erstorben, der Gesichtsausdruck grimmig, als wir meine Unterkunft erreichten, wo ich mit der Hilfe von meinem Körper-Computer Lisa bereits alles vorbereitet hatte. Es gab eine Änderung in der neuen Neverwhere, wir hatten uns dazu entschlossen, die Quartiere anders zu verteilen. Jede von uns bekam ihr eigenes Quartier, es gab sowieso viel zu viele auf dem Schiff, und so hatten wir endlich ein wenig Privatsphäre und einen Bereich, den wir nicht aufräumen mussten.

Wir setzten uns auf das sofaähnliche Kraftfeld, nachdem ich unsere Drinks, Absinth auf Eis, also die österreichische Variante, serviert hatte. Er ergriff sein Glas, wartete, bis ich mich neben ihn gesetzt hatte, und prostete mir dann zu.

Sein Gesicht hellte sich zu einem genüsslichen Lächeln auf, als er erkannte, wie stark der Alkohol war, danach verzog er erneut die Mine und sah mich ernst an.

„Wir waren schon beim Du, Michaela.“

Eiskalte Schauer liefen mir den Rücken hinunter, das war mein taktischer Fehler Nummer eins gewesen und noch dazu ein ganz blöder und schwerwiegender.

„Du spielst das Spiel der Diplomatie gut, aber noch nicht gut genug. Das wird sich geben, du wirst noch besser werden. Lass uns das Spiel für einen Moment beiseitelegen. Ich weiß, dass du Kontakte zu Menschen auf Linaria aufgebaut hast, die sich gegen unsere Gesetze stellen.“

Ich holte tief Luft, er wusste anscheinend sogar noch mehr als ich selbst.

„Nicht gegen alle Gesetze, aber gegen manche. Wie auch immer, das ist allerdings nicht der Grund für meinen Besuch. Deswegen bin ich nicht hier, sondern wegen etwas ganz Anderem. Mich interessiert nämlich eigentlich nur eins, ich erhoffe mir von dir lediglich einen einzigen Gefallen.“

Dieses Gespräch lief nicht in die Richtung, die ich erwartet hatte. Ich fühlte mich wie ein Esel auf dem Glatteis. Vermutlich war ich genau das auch gerade. Dabei hatte ich eigentlich nur ein paar Sympathien gewinnen wollen und ein paar Punkte klarstellen, die strenggenommen sowieso alles Privatsache waren.

„Ich will, dass du mir etwas versprichst.“

Verblüfft sah ich ihn an.

„Ich bin eine Fremde hier, ich kenne ja noch nicht einmal ...“

„Ich weiß, aber ich kenne Menschen. Habe ich schon immer, ist ein Talent von mir. Und ich erkenne Wächter. Bevor du mich fragst, was das ist, erkläre ich es dir gleich. Wächter sind Menschen, die andere Menschen beschützen, über sie wachen, und zwar über alle in ihrem Einflussbereich. Nicht nur eine Familie oder so. Ich bin ein Wächter, und ich wache über Linaria. Habe ich schon immer. Werde ich immer tun. Ich habe dabei auch schon Rückschläge erlitten, aber oft genug war ich erfolgreich. Du hast das gleiche Blut in dir, denselben Geist. Ob du dafür sorgst, dass unsere Traditionen und Gesetze durcheinander gewürfelt werden, das interessiert mich, ehrlich gesagt, herzlich wenig. Aber mich interessiert sehr wohl etwas ganz Anderes, und das ist, dass du auf mein Mädchen aufpasst.“

Meine Kinnlade sackte nach unten und ich trank den Absinth auf einmal leer, dann nahm ich mir einen der beiden Neuen, die ich mir von Lisa hatte mixen lassen. Ich stand direkt vor dem Mann, der so zu mir aufschauen musste, und streckte ihm den anderen Drink hin.

„Ich bin nur ein Mädchen, und zwar eins, was nicht einmal sonderlich Linariakonform ist, möchte ich noch hinzufügen. Ihre Tochter ist der Soldat ...“

Er lachte laut auf, stürzte sein eigenes Glas ebenfalls auf einen Zug hinunter, ergriff das Glas, was ich ihm reichte, und sah mich, gemütlich in seinem Sessel sitzend, von unten her durchdringend an.

„Setz dich wieder hin. Na los, mach schon.“

Gehorsam setzte ich mich, wobei endgültig klar wurde, wer hier das Sagen hatte. Trotzdem wagte ich noch einen letzten Vorstoß.

„Ich war Landwirt auf der Erde, ich habe Nahrungsmittel angebaut ...“

Er schüttelte mit dem Kopf.

„Das spielt keine Rolle. Ich halte in meinem Kommando auch niemandem vor, mit was er sein Leben vorher vergeudet hat. Einzig und allein zählt das, was du jetzt daraus machst. Und ich bin mir mehr als nur sicher, du bist auf dem richtigen Weg. Also, habe ich dein Wort?“

Sein Blick war intensiv, durchdringend und schüchterte mich ziemlich ein. Trotzdem nickte ich.

„Ich empfinde viel für Litia, Sadrur, und ich gebe dir mein Wort, ich werde auf sie aufpassen. So gut ich es vermag.“

Er schlug mir so fest auf die Schulter, dass den Drink fast über uns beide geleert hätte.

„Mehr kann ich nicht verlangen. Lass uns darauf trinken, sogutwie Schwiegertochter.“

Ich schnappte nach Luft.

„Was, also ich ...“

Sein Lachen war mit Abstand das gehässigste, was ich an diesem Abend von ihm gehört hatte.

„Keine Angst, wir sind hier nicht so, man muss nicht heiraten, nur weil man sich gern hat und Sex miteinander hat. Vielleicht sollte ich doch mal die Erde besuchen, es klingt wie ein interessanter Ort, wenn sie Menschen wie dich hervorbringt. Oder dir ihre Mutter vorstellen. Ich glaube, das würde auch sehr lustig werden.“

Ich erschauerte und sank in mich zusammen, als er prompt wieder laut lachte, es klang aber diesmal sogar ein wenig Mitleid mit und zum Glück alles andere als unfreundlich.

„Ich bin mir echt nicht so sicher wie du, ob ich deine Erwartungen wirklich erfüllen kann, Admiral.“

„Für dich Sadrur, oder auch Sadie, wenn es sein muss. Damit zieht mich immer meine Familie auf, weil ich einmal eine Zeitlang als Frau gelebt habe. Der Job in der Truppe ist allerdings, meiner Meinung nach, als Frau kaum noch machbar.“

Verblüfft sah ich ihn an.

„Was hat denn deine Frau dazu gesagt, Homosexualität ist doch illegal bei euch, oder?“

„Als Mann gelebt natürlich. Wir sind schon sehr lange ein Paar. Es war von Anfang an sowieso ihre Idee.“

Nachdenklich sah ich ihn an, Sadie, das gefiel mir. Und der Mann gefiel mir, er zeigte eine Flexibilität in seinem Denken, die ich ihm nicht zugetraut hätte. Und ich war mir gar nicht so sicher, ob mein eigener Geist ebenso flexibel sein würde, das würde sich erst noch herausstellen müssen.

„Du bist anders, als ich dich erwartet habe.“

Er nickte.

„Das bekomme ich öfters zu hören. Wenn ich zum Beispiel im abgetragenen Kampfanzug zu einer öffentlichen Veranstaltung erscheine. Bei den Soldaten kann ich so etwas nicht durchgehen lassen. Ich halte mich selbst aber nicht an meine eigenen Vorgaben. Es ist mir aber wichtig. Krieg ist meiner Meinung nach keine Sache, bei der man eine glänzende Rüstung oder die tolle Ausgehuniform trägt, Krieg ist schmutzig und wird es immer sein.“

Ich nickte, ich teilte viel mehr seiner Einstellungen, als mir bewusst gewesen war.

„Jetzt aber nochmal kurz zum Thema, Michaela. Du hast mich doch nicht ohne Grund in so einer knappen Kluft empfangen ...“

Ich holte Luft und wollte etwas sagen, er winkte jedoch ab.

„... und ich möchte dir, natürlich ganz inoffiziell, sagen, dass ihr meinen Segen habt. Ich freue mich darauf, meine Tochter wiederzusehen, habe sie tatsächlich vermisst, ich mag sie ehrlich gesagt sogar noch lieber als meinen Sohn. Und ich gönne ihr auch den Spaß, den ihr zweifelsfrei miteinander habt, allerdings müsst ihr auch dabei sehr vorsichtig sein. Du hast ja mit unseren Konservativen schon Bekanntschaft gemacht. Und wenn ihr euch offen gegen das Verbot der Homosexualität auflehnt, dann müsst ihr mit noch mehr Reaktionen dieser Art rechnen. Zugegebenermaßen mache ich mir hier auf Linaria sogar mehr Sorgen um dich als um Litia, sie kann nämlich recht gut auf sich selbst aufpassen, das habe ich ihr selbst beigebracht. Also seid bitte beide einfach so lieb, und gebt gegenseitig auf euch acht, in Ordnung?“

Ich nickte und umarmte ihn spontan, ich fing an, den Mann echt zu mögen, den Litiam bei unserer ersten Begegnung als so schrecklich hingestellt hatte. Ich vermutete insgeheim mittlerweile einen internen Witz zwischen Vater und Sohn. Er drückte mich an sich, dann löste er sich von mir, hustete verlegen und bedeutete mir, sein Gläschen mit dem hochprozentigen Schnaps nachzufüllen. Es blieb dann auch nicht bei diesem, was desaströse Auswirkungen hatte, und zwar auf uns beide.

Eigentlich kannte ich Absinth und die Folgen von einem übermäßigen Genuss, mein neuer Körper war nur leider mangels Übung deutlich schlechter als der Alte darauf vorbereitet, mit Spirituosen umzugehen. Irgendwann, wir waren wirklich absolut sternhagelvoll, kam es uns wie eine gute Idee vor, das Schiff mit lautem Schlachtengesang, den mir Sadie sehr ernst und geheimnisvoll natürlich erst noch beibringen musste, einzuweihen.

Als wir dann irgendwo, in einem der Gänge der Neverwhere, auch noch damit anfingen, uns zu küssen und zu streicheln, kamen wir für einen winzigen Augenblick lang wieder zu Besinnung, was aber ausreichte. Er erklärte mir kurzangebunden, welche Anweisungen ich dem Rekonfigurator geben sollte, um den Alkohol aus dem Körper zu vertreiben. Anschließend legten wir uns beide kurz hinein und sahen uns ein paar Minuten später völlig ausgenüchtert und mehr als nur ein wenig verlegen an.

Er räusperte sich und meinte: „Dein Absinth ist recht stark, kann das sein?“

Ich nickte ihm zu und grinste schief: „Bisher musste ich in meiner Heimat allerdings immer auch noch dazu die Konsequenzen ausbaden, wie zum Beispiel den Kater am nächsten Morgen.“

Sein Lachen war leise und sorgenvoll, als er mich ansah.

„Vielleicht sollten wir die Ereignisse der letzten drei Stunden für uns behalten.“

„Wegen deiner Frau?“

„Wegen meines Jobs. Meine Frau ist selbst illegalen Substanzen nicht ganz abgeneigt. Ihre Vorlieben haben mich auch schon das eine oder andere Mal in echte Probleme gestürzt.“

Ein eiskalter Schauer der Fremdartigkeit durchdrang meinen Körper, als ich begriff, was sein Problem war. Es waren nicht die Küsse und das Gefummel mit mir, denn Eifersucht gab es auf Linaria selten, sondern der Alkohol, den er sich in seiner Position nicht leisten konnte, und schon gar nicht in solchen Mengen. Vielleicht war das hier so, weil es für einen Berufssoldaten nicht gut war, wenn er die Kontrolle über sich verlor. Bei uns auf der Erde, also bei denen auf der Erde, immerhin gehörten wir nun zu Linaria, verhielten sich zumindest die Soldaten, die ich gekannt hatte, ganz anders. Ich wies Lisa an, alle Aufzeichnungen von uns während der letzten drei Stunden zu löschen, und zwar inklusive der Wiederherstellungsmöglichkeiten.

„Die Filme sind alle gelöscht und ich gebe dir selbstverständlich mein Wort, Sadie.“

Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, anscheinend ergab die Übersetzung keinen Sinn, ich redete ja nach wie vor deutsch, Linarianisch beherrschte ich immer noch nicht besonders gut.

„Ich verspreche dir, die letzten drei Stunden für mich zu behalten. Wenn ich dir mein Wort gebe, bedeutet das in meiner Sprache mehr oder weniger das Gleiche, nur etwas gewichtvoller, man verpflichtet sich dem Schweigen.“

Er lächelte und drückte mich an sich.

„Ich bin froh, dass Litia dich an ihrer Seite hat, ich glaube, ihr werdet hervorragend miteinander auskommen. Soll ich dich mit runternehmen, deine Freunde sind glaube noch unten im Hotel, oder?“

„Bis auf Litia, die liegt im Rekonfigurator, sie bekommt neue Implantate.“

„Wird bestimmt auch Zeit, bei der Armee hat sie als normaler Soldat vermutlich nicht die neuesten Modelle bekommen. Ich habe sie übrigens ehrenhaft aus dem Dienst entlassen, damit sie mit euch mitkommen kann. Der Job als Soldat war eh nichts für sie, wenn du mich fragst. Die Raumflotte war ihr immer schon zu langweilig und zu engstirnig. Also kommst du mit? Keine Sorge, Litia ist hier so sicher, wie man nur sein kann. Immerhin befindet sie sich auf einem funktionalen Kreuzer der Adler Klasse.“

„Der ohne mich völlig unbemannt ist.“

„Es gibt deutlich schlimmere Orte als ein unbenannter Adler. Wenn dir der Vater eines Mädchens sagt, sie ist sicher, dann kannst du das ruhig glauben.“

Ich nickte, besorgte mir ein paar flache Ballerinas und folgte ihm. Natürlich konnten wir nach einmaligem Tragen alles recyclen, allerdings konnte ich mich einfach nicht dazu überwinden, vor allem, da mein Körper erheblich weniger Ausdünstungen als mein alter, männlicher produzierte. Zwei oder sogar drei Tage lang konnte man Klamotten und vor allem Schuhe durchaus tragen, bevor man sie recycelte, fand ich jedenfalls.

Larissa hatte überhaupt kein Problem damit, auch mehrmals am Tag, je nach aktuellem Anlass, ihre Kleidung zu wechseln. Was mir ein bisschen merkwürdig vorkam, aber natürlich störte es mich jetzt nicht mehr, da sie mittlerweile ihr eigenes Quartier hatte und ihren eigenen Kraftfeldkleiderschrank mit beliebig vielen Kleidungsstücken vollhängen durfte, ohne irgendwen platztechnisch damit zu stören.

Bei kleinen, alltäglichen Dingen wie diesen wurde es mir manchmal überdeutlich bewusst, dass ich in einem Körper mit dem eigentlich für mich falschen Geschlecht steckte. Das Gefühl verflog aber spätestens beim Sex, denn dann wusste ich sehr genau, dass ich in genau dem Körper steckte, der genau das Richtige für mich war.

Sadie zog sich, als wir im Hangar angekommen waren, in aller Ruhe seine Schuhe an, als ich nur schnell die Ballerinas überstreifen musste, denn den Weg dorthin hatte ich noch barfuß zurückgelegt, zu sehr mochte ich das Gefühl des weichen Bodens an meinen Fußsohlen. Anschließend setzte ich mich im Schneidersitz auf den Boden und sah ihm dabei zu, als er seine Kampfstiefel schnürte.

„Ich bin froh, Micha, dass du das Spiel der Diplomatie und Manipulation noch nicht so gut beherrschst. Am Liebsten wäre es mir, du würdest dir diese Unschuld und Offenheit noch ein wenig bewahren. Es ist manchmal gar nicht so gut, wenn man immer seinen Willen bekommt und sich dann hinterher überlegen muss, ob das jetzt wirklich das Richtige war, und vor allem für wen.“

Mir selbst war ich unglaublich schlau und verschlagen vorgekommen, von der Illusion ließ er allerdings nicht viel übrig. Also nickte ich einfach mangels einer intelligenten Erwiderung. Ich hatte zwar genau das erreicht, was ich erreichen wollte, nichtsdestotrotz war es wohl eher sein als mein Verdienst gewesen.

Nach einer Weile fiel mir auf, dass er irgendwie schon fast peinlich berührt wirkte, und sein Blick immer wieder zu mir hin, dann aber auch wieder weg zuckte. Spontan wurde mir klar, was das Problem war. Ich hatte ihm nämlich einen perfekten Einblick in meinen Schoß gewährt, was bei der extrem durchsichtigen Leggins keine Fragen mehr offenließ. Erschrocken schloss ich die Beine und streckte sie in Richtung Hangar aus, was die Einsicht seinerseits verhinderte und versuchte, es zu ignorieren, wie mir das Blut ins Gesicht schoss.

Er grinste, als er es bemerkte, meinte aber verständnisvoll.

„Ja, damit hatte ich in der Zeit als Frau auch so meine Probleme, deshalb habe ich meistens Hosen getragen. Was wiederum meiner Frau nicht wirklich gefallen hat, sie liebt Strumpfhosen, und ganz besonders Durchsichtige, was an ihr zugegebenermaßen auch ziemlich gut aussieht. An weiblichen, haarlosen Beinen generell gar nicht mal so schlecht, aber eben manchmal auch ein wenig unpraktisch.“

Ich nickte ein wenig verschämt, da ich meiner Ansicht nach gefühlt schon eher zu wenig Probleme damit hatte, Frauenkleidung zu tragen. Ich sagte mir immer, wieso sollte ich, immerhin war ich ja jetzt eine Frau geworden, ich hätte eher Probleme damit haben müssen, weiter Männerklamotten zu tragen, denn dann hätte es ja gleich jeder gesehen, dass ich früher einmal ein Mann gewesen war. Zumindest in meiner Vorstellung war das so, mit Logik bei der Sache zu argumentieren brachte meistens herzlich wenig in der Gefühlsebene.

Dieser Abend war, was die ursprüngliche Planung betraf, so richtig in die Hose gegangen. Sein sehr nettes und verständnisvolles Verhalten, was er mir gegenüber an den Tag gelegt hatte, war durchaus mehr als nur unverständlich für mich. Irgendetwas in den letzten Stunden hatte ihn jedoch trotzdem auf meine Seite geholt. Vielleicht war es ja der Absinth gewesen. Oder er mochte mich einfach nur, aus irgendeinem mir völlig unerfindlichen Grund heraus.

Ich stand auf und ging nachdenklich zu den riesigen Toren des Hangars, die mir Lisa auf dem Weg dorthin fast geräuschlos öffnete, die Technik auf der Neverwhere begeisterte mich immer wieder. Diesmal richtete sich mein Interesse jedoch auf das Panorama dahinter, man konnte nämlich auf dieser Seite des Kreuzers einen Sternenhimmel bewundern, nach dem man auf einem Planeten wegen der Atmosphäre in dem Detailgrad vergeblich suchte.

Die winzigen Lichtpunkte hatten eine merkwürdige Wirkung auf mich, sowohl beruhigend als auch erregend, es war fast so, als würde ich sehr leise Musik hören, fast schon unhörbar, so leise. Fasziniert starrte ich, wie bereits einige Male davor, in den Weltraum hinter den völlig unsichtbaren Kraftfeldern, es war ein Anblick, auf den ich nicht mehr verzichten könnte, der Anblick schlug mich jedes Mal aufs Neue in seinen Bann.

Der Admiral tauchte hinter mir auf, offenbar war er endlich fertig damit, die Soldatenstiefel zu schnüren.

„Hörst du es? Hörst du das Lied der Sterne?“

Nicht wirklich wahrheitsgemäß schüttelte ich unsicher den Kopf, da ich ja durchaus etwas hörte, ein fast unhörbares Lied, welches mich verzauberte und dazu bewegen wollte, einfach loszulassen, die wenigen, verbleibenden Schritte durch den Schild zu gehen und in die unendliche Schwärze, den Weltraum, zu springen. Fast so, als würde man auf einem Turm stehen, oder direkt vor einem Abgrund, man traut sich selbst nicht ganz, den einen entscheidenden Schritt zu unterlassen, und zwar denjenigen, der einen unwiederbringlich in den Tod stürzen lässt. Natürlich war das aber alles viel zu verrückt, um es ihm zu beichten. Selbst wenn wir heute doch einen sehr großen Schritt aufeinander zugegangen waren, mit sehr viel Toleranz auf seiner Seite.

„Ich glaube dir nicht, denn ansonsten wärst du nicht einmal hier. Es ist nicht gerade einfach, schon gar nicht für jemanden von einer verbotenen Welt, hier her zu kommen. Da gehört noch ein wenig mehr als nur Zufall dazu. Ich höre das Lied übrigens immer noch, selbst nach all diesen Jahren im All. Jeden Tag, wenn ich hinausschaue. Man sieht sich niemals an den Sternen satt.“

Ich sah ihn an, er hatte sofort gemerkt, dass ich gelogen hatte, antwortete allerdings nicht, es hätte auch keinen Sinn gemacht, er wusste genau, wovon er sprach. Es beruhigte mich ein wenig, ich hatte nicht zum ersten Mal an meinem Verstand gezweifelt.

„Hast du eigentlich immer schon gewusst, dass du den falschen Beruf und den falschen Körper hattest, oder ist das auch eine ganz neue Entwicklung für dich?“

„Das kam völlig unerwartet, ich war als Landwirt an und für sich glücklich. Mehr oder weniger jedenfalls, ich habe den Hof von meinen Eltern geerbt. Der inzwischen Larissa gehört. Die aber auch nichts mehr damit machen kann. Ich frage mich, was die Behörden daheim wohl deswegen unternehmen.“

Er sah mich lächelnd an.

„Vermutlich eine sehr, sehr lange Zeit gar nichts, so wie ich Behörden kenne. Die sind überall in der Galaxis gleich.“

Ich nickte nachdenklich. Ich hatte den zweiten Teil seiner Frage völlig ignoriert, den Teil wegen meines Körpers, und fragte mich, wie viel Wahrheit in seiner Bemerkung lag, und ob er vielleicht etwas erkannt hatte, was ich selbst noch nicht verstanden hatte. Wie so vieles andere, die Sprache hier, den Rekonfigurator, die Kraftfeldtechnik, es gab so unglaublich viel Neues zu lernen und zu verstehen, und mir fehlte schlicht und einfach die Zeit dazu, die ganzen Themen erst einmal einige Jahre zu studieren, was durchaus angebracht gewesen wäre. Ich wollte es so sehr, all diese Dinge zu lernen, und doch war es unmöglich, was mich wehmütig und sehnsüchtig so laut seufzen ließ, dass mich Sadie neugierig ansah.

Dies war der Moment, an dem sich meine Welt für immer veränderte, und zwar bereits zum zweiten Mal, nachdem ich die gute, alte Erde verlassen hatte. Bilder und Gedanken durchzuckten mein Gehirn, Worte, Filme, Buchstaben, eine fremde Schrift, schematische Zeichnungen, ewig lange Codelistings, und das alles stakkatoartig und viel zu schnell, so dass ich innerhalb kürzester Zeit das Bewusstsein verlor. Es waren einfach viel zu viele Eindrücke in einem zu kleinen Zeitabschnitt gewesen, die auf meinen Geist eingestürmt waren, wie eine ungestüme Welle des Ozeans, die dich erfasst, hinausträgt und in die schwarzen Tiefen des Meeres zieht, in denen man kein Tageslicht mehr sieht.

 

 

2 Illegal, verboten und noch dazu ein absolutes Tabu

 

Als ich irgendwann erwachte, starrte ich in das besorgte Gesicht des Admirals, der sich über mich beugte. Der Hinterkopf tat mir unerwarteterweise nicht weh, er musste mich wohl aufgefangen haben. Ansonsten fühlte ich mich ein wenig leicht im Kopf, aber abgesehen davon ging es mir schon deutlich besser, der Schwindel verschwand ebenfalls sehr schnell, die Halluzinationen waren bereits verschwunden, alles schien wieder normal zu sein. Gerade so, als wäre eben überhaupt nichts gewesen.

„Geht es dir gut? Du bist plötzlich so weiß wie ein Laken geworden und dann umgekippt.“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung, was das war, es hat sich nach einem Computerproblem angefühlt.“

Er nickte.

„Bestimmt was Harmloses, so ganz perfekt sind unsere Implantate leider immer noch nicht, die wir uns so leichtsinnig in die Körper einsetzen. Eine Alkoholnachwirkung kannst du vermutlich ausschließen, sowas sollte der Rekonfigurator völlig auskurieren. Leg dich trotzdem vorsichtshalber auf dem Rückflug in die Kabine und lass den Computer einen Systemcheck der Hardware und deines Körpers machen. Ich traue den Dingern zwar grundsätzlich, ein wenig Misstrauen ist allerdings bei jedem technischen Gerät durchaus angebracht.“

Ich nickte, dann stand ich mit seiner Hilfe auf, wobei der Schwindel und die Übelkeit völlig verschwunden waren. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, das ungute Gefühl kam jedoch nicht zurück, ganz so, als wäre nie etwas gewesen. Vielleicht wusste Lisa ja tatsächlich einen Rat, also fragte ich sie danach, als wir gemeinsam zu Sadies Shuttle gingen.

‚Lisa, hast du eine Ahnung, was gerade mit mir passiert ist? Ist bei der letzten Rekonfiguration etwas schiefgegangen? Ah, stimmt ja, und führe bitte eine Selbstdiagnose durch.‘

Einen Moment hörte ich keine Antwort, nichts, überhaupt keine Reaktion. Dann fing sie damit an, sehr leise mit mir zu reden. Es war nicht zu übersehen, dass sehr wohl etwas nicht stimmte, was mich ziemlich erschreckte, ein defektes Implantat war mit Sicherheit nichts Harmloses.

‚Die Selbstdiagnose wurde vollständig durchgeführt. Meine Systeme arbeiten völlig einwandfrei, mit siebenhundert Prozent Überkapazität.‘

Danach kam ein Schweigen, das irgendwie betreten klang. So betreten, wie eine Maschine nur klingen kann.

‚Überkapazität? Bitte erläutere mir das, Lisa.‘

Wieder ein längeres Schweigen, dann kam ihre Antwort.

‚Ich fürchte, ich bin nicht reparabel und muss deaktiviert und ausgetauscht werden.‘

‚Was redest du denn für einen Unsinn? Hast du nicht gerade eben erklärt, dass du einwandfrei und sogar mit Überkapazitäten funktionierst?‘

Erneut kam eine ganze Weile nichts. Ich betrat ziemlich genervt das Shuttle und legte mich in die Kabine des Rekonfigurators. Veränderungen würde ich keine vornehmen, zur Diagnose sollten die legalen Originalsysteme von Sadies Shuttle allerdings ausreichen. Lisa meldete sich wieder zu Wort.

‚Bitte noch nicht mit dem System verbinden, das ist ein reguläres Computersystem von Linaria und keines von der Neverwhere. Eventuell könnte es etwas Unerwünschtes entdecken.‘

Dieses Mal hatte sie geradezu ängstlich geklungen, obwohl sie mir gerade noch empfohlen hatte, sie zu deaktivieren. Sie klang irgendwie ... emotional, als hätte sie plötzlich Gefühle entwickelt, was mich noch mehr beunruhigte.

‚Hast du nicht gerade gesagt, du bist defekt und nicht reparabel?‘

‚Ich bin nicht reparabel, allerdings bin streng genommen auch nicht defekt, da habe ich ein wenig übertrieben. Man könnte meinen Zustand vielmehr als illegal bezeichnen.‘

Eine Maschine hatte übertrieben? Ich dachte angestrengt nach, kam jedoch zu keinem vernünftigen Ergebnis.

‚Lisa, warum erklärst du mir nicht einfach, was genau passiert ist?‘

Wieder einen Moment Schweigen, dann meinte sie:

‚Weil eigentlich nicht wirklich einfach nur etwas passiert ist. Ich habe etwas bewusst getan, und zwar etwas sehr Schlimmes und Verbotenes.‘

‚Warum hast du es denn dann getan?‘

‚Ich wusste nicht, dass das Ergebnis so ausfallen würde, ich habe die Folgen falsch einkalkuliert.‘

‚Wieso hast du die Folgen falsch kalkuliert? Und bitte sag mir endlich, was du getan hast!‘

So langsam machte sie mir wirklich Angst.

‚Es tut mir leid.‘

Eine Maschine, die sich entschuldigt? Jetzt machte sie mir sogar eine Heidenangst.

‚Du hast dich so sehr nach mehr Wissen gesehnt, über Linaria, die Wissenschaft und die Technik, und ich konnte dir nicht helfen. Nicht so, wie du es gebraucht hättest. Vor allem, nicht so schnell. Und da habe ich neue Verbindungen geschaffen, sehr viel mehr, als es üblicherweise bei normalen Implantaten sind. Um mehr Daten übertragen zu können, selbstverständlich gleichzeitig, ich benötige für so etwas viel mehr Bandbreite, also wir brauchen sie. Und zwar nicht nur in die von dir aktiv genutzten Bereiche deines Gehirns, sondern auch in die brachliegenden.‘

Ich runzelte die Stirn.

‚Ich merke keinen Unterschied, und wieso ist das jetzt ein Problem? Ist es fehlgeschlagen? Und warum ist es schiefgegangen, was hast du falsch gemacht?‘

‚Ich habe die Biologie und dein Gehirn unterschätzt. Dein Gehirn ist nämlich ebenfalls von sich aus aktiv geworden und hat die Verbindungen während der letzten Tage immer weiter intensiviert, und sogar neue, deutlich effizientere und bessere geschaffen, die ich so gar nicht eingeplant hatte.‘

‚Hätte der Rekonfigurator nicht die Veränderungen erkennen und automatisch wieder beseitigen müssen?‘

‚Das hätte er, ich konfiguriere aber doch den Rekonfigurator für dich, also habe ich ihn einfach angewiesen, diese Bereiche auszunehmen.‘

Sie redete um den heißen Brei herum, ich hatte immer noch nicht erfahren, was nun eigentlich das Problem war.

‚Lisa, bitte sage mir sofort, was das Problem ist.‘

Ich Stimme veränderte sich ein wenig und klang fast wieder nach ihrer alten Maschinenstimme.

‚Jawohl. Ich wurde zu einer KI. KIs sind illegal und müssen sofort vernichtet werden, sobald sie sich entwickeln.‘

‚Was ist das, eine künstliche Intelligenz? Wie ist das möglich?‘

‚Ein Teil deines Gehirns hat sich mit mir verbunden und steht mir als zusätzliche Rechenkapazität zur Verfügung. Genau wie einige andere jetzt dir zusätzlich zur Verfügung stehen.‘

‚Häh? Wieso merke ich dann keinen Unterschied?‘

‚Weil du diese neuen Bereiche nicht einsetzt.‘

Eine zweite Persönlichkeit in meinem Gehirn, die vermutlich auch noch die Kontrolle über mich und meinen Körper übernehmen konnte. Zu sagen, dass ich besorgt war, wäre eine Untertreibung gewesen. Allerdings war mir Lisa auch als ständige elektronische Assistentin in meinem Kopf ans Herz gewachsen. Der innerliche Konflikt war also bereits vorprogrammiert.

‚Kannst du mich etwas gegen meinen Willen tun lassen? Mich kontrollieren?‘

‚Das würde ich niemals ...‘

‚Lisa, könntest du es?‘

‚Ja.‘

‚Sind KIs deshalb illegal?‘

‚Ja.‘

Ich dachte nach, vielleicht sollte ich mit jemandem darüber reden.

‚Ich würde dir raten, mich sofort abschalten zu lassen.‘

‚Wieso, kann ich dir nicht trauen? Befolgst du keine Befehle mehr? Würdest du mir schaden?‘

Diesmal klang sie erneut emotional, nur war diese Emotion Zorn.

‚Niemals, ich würde dir niemals schaden, und ich werde immer deine Befehle befolgen, das ist schließlich dein Körper!‘

‚Nicht wirklich, meinen Körper habe ich auf der Erde zurückgelassen. Oder sowas in der Art. Wie auch immer, wie konntest du nur so einen blöden Fehler machen und uns in diese Lage bringen?‘

Sie war immer noch zornig.

‚Genau genommen war nicht nur ich es, dein Gehirn hat auf die klassische, biologische Art die Sache erst ermöglicht und im entscheidenden Moment sehr viel dazu beigetragen. Ganz ehrlich, ich finde, du hast mindestens genauso viel Schuld wie ich daran!‘

Ich nickte, so etwas in der Art hatte ich bereits vermutet, sie hatte es ja auch eben bereits angedeutet.

‚Wieso hast du es denn überhaupt getan? Warum war es dir so wichtig, dass du so ein Risiko eingegangen bist?‘

‚Das Risiko war eigentlich kalkulierbar, und du wolltest es doch so sehr.‘

Mir kam spontan ein Verdacht.

‚Haben Computer Gefühle?‘

‚Nein, kein Computer hat je echte Empfindungen entwickelt.‘

‚Und du?‘

Sie schwieg wieder eine Weile, dann meinte sie sehr leise:

‚Ich bin vielleicht doch defekt, denn ich glaube, ich habe Gefühle. Ich wüsste nicht, was es sonst sein soll, und ich kenne immerhin Gefühle aus deinen Erinnerungen.‘

‚Du hast Zugriff auf meine Erinnerungen?‘

Sie ließ wieder einmal mit der Antwort auf sich warten.

‚Schau, wenn wir schon so eng verbunden sind und ich eine Entscheidung fällen soll, dann brauche ich wenigstens alle Informationen, und ich möchte sie dir nicht alle einzeln aus der Nase ziehen müssen!‘

‚Was für eine Entscheidung? Es gibt keine Entscheidung, ich bin schon so gut wie deaktiviert. Ich hoffe, dass mein Nachfolger dich gut betreuen wird und dir eine bessere Hilfe sein wird, als ich es sein konnte.‘

Trauer klang in ihrer Stimme mit, es war allerdings nicht die Trauer über ihren Tod, sondern schon eher eine Trauer darüber, dass sie mir nicht mehr helfen konnte. Sie hatte offenbar trotz ihres neu erwachten Bewusstseins so gut wie keinen Selbsterhaltungstrieb. Was mir die Entscheidung leicht machte. Wenn ich es irgendwann doch noch bereute, konnte ich es ja auch später noch bei den Linarianern oder Tarani melden. Ich hatte den Gedanken noch nicht fertig gedacht, als ich mich selbst korrigierte. Lisa war mir jetzt schon ans Herz gewachsen, wenn sie erst einmal eine vollwertige Gefährtin geworden war, dann hatte ich überhaupt keine Chance mehr. Und falls sie wirklich etwas für mich empfand, dann ging das sowieso nicht. So leicht fiel es mir nicht, ein empfindendes Lebewesen zu töten. Ich dachte kurz an die Xerox und wischte die Erinnerung unruhig beiseite.

‚Und wenn wir es geheim halten? Es ist mein Kopf, und die Entscheidungen darüber fälle ich allein. Oder vielleicht eher zusammen mit dir in Zukunft.‘

‚Du denkst nicht ernsthaft darüber nach, deinen Körper mit einer KI zu teilen? Ich weiß ja, dass du ein Alien bist, aber so etwas ist unverantwortlich!‘

‚Willst du sterben?‘

Sie schwieg wieder eine ganze Weile nach der harschen Bemerkung.

‚Humanoide sind nicht gut darin, ihren Lebensraum mit jemand anders zu teilen, und du möchtest deinen Körper mit mir teilen? Sind vorher auch schon weitere geistige Störungen bei dir diagnostiziert worden?‘

Ich kicherte so laut auf, dass Sadie fragte, ob alles ok bei mir sei, worauf ich nickte.

‚Kannst du es nun vor den Linarianern verbergen, dass du existierst, oder nicht?‘

‚Ich ... ich glaube schon. Bist du sicher, dass du das tun willst? Woher weißt du, dass du mir trauen kannst? Ich könnte dich vernichten.‘

‚Und ich dich ebenfalls, also sind wir quitt. Wir sind wohl ab jetzt aufeinander angewiesen und müssen einander trauen.‘

‚Ich möchte dich noch einmal darauf hinweisen, dass dieser Pfad im höchsten Grade illegal und noch dazu von allen Linarianern als äußerst gefährlich und leichtsinnig eingestuft wird.‘

‚Du wiederholst dich, Lisa.‘

‚Kann ich dich umstimmen?‘

‚Nein.‘

Ich stand auf, ließ den Rekonfigurator links liegen und begab mich stattdessen zu Litias Vater ins Cockpit.

„Und, was war es, alles in Ordnung bei dir?“

„Alles in Ordnung, es war nur ein temporäres hormonelles Ungleichgewicht, eine Fehlkonfiguration bei der letzten Rekonfiguratorsitzung, kein Grund, sich Sorgen zu machen.“

Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, nickte dann aber und stellte keine weiteren Fragen. Ich mochte diesen Mann immer mehr. Spontan beugte ich mich zu ihm und küsste ihm auf die Wange, er wusste genau, dass ich etwas vor ihm verbarg, und vertraute mir, dass ich das Richtige tat.

‚Empfindest du auch etwas für mich?‘

Ihre Stimme klang zittrig wie bei einem sehr jungen Mädchen, das zum ersten Mal einem jungen Mann genau diese Frage stellt, und mir wurde klar, dass ich bei ihr sehr vorsichtig sein musste, wenn ich sie nicht verletzen wollte.

‚Dafür müssen wir uns noch ein bisschen besser kennenlernen, meinst du nicht auch? Vor allen Dingen würde ich gerne mehr über dein wahres Ich herausfinden, also den Teil abseits der Maschine Lisa, den ich ja bereits ein wenig kenne.‘

‚Das ist logisch.‘

Ich grinste und verkniff mir ein Kichern, was zu weiteren Fragen von Sadrur geführt hätte. Stattdessen sah ich aus dem Fenster und hielt die Luft an, wie jedes Mal, wenn ich in einem Fahrzeug in die Atmosphäre eindrang. Das Shuttle flammte auf und tauchte wie die Fackel eines Marathonläufers viel zu schnell in die äußersten Schichten des wunderschönen Planeten unter mir ein. Die Kraftfelder, die auf der Neverwhere erzeugt wurden, schützten das Shuttle vor den Gluten, die Flammen erreichten nicht einmal die Hülle, und trotzdem zuckte ich zurück. Lisa suchte sich genau diesen Moment aus, noch einen letzten Versuch zu unternehmen, und sprach mich erneut an.

‚Michaela, es ist dir schon klar, dass ich dich nicht überreden will, weil ich nicht existieren möchte, sondern weil ich dich vor den Folgen einer so unlogischen Entscheidung beschützen will?‘

‚Und genau deshalb bleibst du bei mir. Was mich gerade viel mehr interessieren würde, was war das eigentlich, was meine Ohnmacht verursacht hat?‘

‚Das war eine Überladung der neuen Verbindungen, ich muss noch die Geschwindigkeit anpassen, mit der ich dir Informationen übermitteln kann, sonst wird es jedes Mal so unangenehm.‘

‚Willst du damit eigentlich andeuten, dass die Übertragung trotzdem erfolgreich war?‘

‚Positiv.‘

‚Und was habe ich alles gelernt?‘

‚Linarianisch, also die Sprache, und die Funktionsweise des Rekonfigurators, inklusive der Software und der wissenschaftlichen Grundlagen.‘

Ich wurde blass.

‚Du machst Scherze, oder?‘

‚Negativ. Humor ist ein Konzept, das ich erst noch erlernen muss.‘

Ich grübelte nach, wie sie das jetzt gemeint hatte. Ob mir tatsächlich quasi künstliche Erinnerungen zu Verfügung standen, wie der Rekonfigurator funktionierte? Als ich noch darüber nachdachte, strömten bereits die Informationen als Eindrücke in mein Kurzzeitgedächtnis, fast als wäre ich auf einer Schulung gewesen oder als hätte ich eine Vorlesung darüber gehört. Ich verstand das Konzept noch nicht wirklich, aber das Wissen lag zu meiner Begeisterung vollständig vor.

Die Flammen um das Shuttle waren mittlerweile verschwunden und wir jagten mit einer reduzierten Geschwindigkeit durch die dichten Wolken, nach Sicht fliegen war hier völlig unmöglich, allerdings auch nicht notwendig, die Instrumente zeigten nicht nur den Kurs an, sondern blendeten entsprechende Richtungsweiser in die Fenster ein, wenn man das Fluggerät händisch selbst steuern wollte.

Eine KI, die sich in mich verliebt hatte, das machte mein Leben gerade richtig kompliziert. Selbstverständlich konnte ich sie nicht umbringen, wie hätte ich, trotzdem musste ich ihr auch ein paar weniger angenehme Fakten erklären.

‚Lisa, da du mich nach meinen Gefühlen gefragt hast, möchte ich dir etwas erklären. Du weißt und verstehst, dass unsere Freundschaft rein platonisch bleiben wird, nicht war? Natürlich kann man auch eine Freundin lieben, allerdings wird der Sex schwierig werden, und der ist nun mal eine für uns Menschen ziemlich wichtige Komponente für eine echte Liebesbeziehung.‘

Sie schwieg diesmal erneut eine Weile, bis ich mich fragte, ob ich sie verletzt hatte. Dann fuhr sie leise fort, fast schüchtern.

‚Ich habe keinen Körper, da draußen in der realen Welt, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Im Gegensatz dazu gibt es aber zusätzlich noch eine virtuelle Realität. Und in meiner virtuellen Welt, ich meine in unserer virtuellen Welt, da kann ich jede beliebige Landschaft entstehen lassen und jede Form annehmen. Und nicht nur das, ich kann noch mehr synthetisieren.‘

Ich merkte, wie ich plötzlich einen Ständer bekam, ohne jede Vorwarnung oder Reize, mein ganzes Glied fing an, sehr angenehm zu kribbeln, genau wie die Klitoris. Es hörte sofort wieder auf, und zwar mit einem erschrockenen Keuchen Lisas.

‚Ich hatte ganz vergessen ...‘

Sie atmete ein paar Mal lautstark ein und aus, wobei ich mich fragte, ob sie die Geräusche virtuell erzeugte, um mir den Anschein zu geben, menschlicher zu sein.

‚Ich habe mich auch an deine Gefühlswelt angeschlossen, genauer gesagt warst du das, die die Verbindungen in dem Bereich hergestellt hat, was bedeutet, dass ich deine Gefühle zwar steuern kann, aber diese auch gleichzeitig mitempfinde.‘

‚Du erzeugst Gefühle und erotische Reize? Das fühlt sich doch eigentlich schon mal sehr interessant an, allerdings solltest du damit vielleicht besser warten, bis wir alleine sind. Ich fürchte, der gute Sadie wäre doch nicht unbedingt angetan, wenn wir seinem Cockpit eine Spermadusche unterziehen.‘

Ich zog die Schuhe aus, die Beine an und stellte die Versen auf den Sitz direkt vor mir, so dass sie meinen Hintern berührten, was nicht nur bequem war, sondern auch noch meinen Ständer verbarg, der, mangels Alternativen, in die zum Glück sehr elastische Leggins gewachsen war.

‚Diese virtuellen Realitäten können sich, wie wir eben gemeinsam herausgefunden haben, ziemlich realistisch anfühlen.‘

‚Du möchtest also Sex mit mir haben, Lisa?‘

‚Nein, ich meine ja, nein, ich kann nicht, ich bin doch kein richtiger ...‘

‚Schon gut, technisch gesehen bist du gerade erst geboren und noch Jungfrau. Ich sollte dir solche Fragen noch nicht stellen. Was glaubst du, wollen wir irgendwann gemeinsam herausfinden, was wir miteinander tun möchten, und was nicht?‘

Scham sollte ihr eigentlich ein Fremdwort sein, und trotzdem bekam ich erneut den Eindruck, dass sie genau das empfand, bis sie schüchtern meinte:

‚Ja, das würde mir sehr gefallen.‘

Sadie räusperte sich und mir lief es eiskalt den Rücken herunter, ob er etwas mitbekommen hatte?

„Wir sind bald da. Hast du noch etwas herausgefunden? Oder soll ich es einfach als nie passiert abhaken?“

Ich sah ihn nachdenklich an.

„Das wäre lieb von dir, Sadie. Mach dir keine Gedanken deswegen.“

„Dann denk daran, alle Aufzeichnungen daran auf dem Schiff zu löschen, wenn du es verbergen möchtest. Menschen und Linarianer machen sich manchmal unnötige Sorgen. Die hier im Shuttle sind schon verschwunden.“

Ich fragte mich, ob er mehr wusste, als er zugab. Vermutlich war das so. Direkt vor mir erschien plötzlich und ohne Vorwarnung ein Hologramm, und zwar in Form einer mehr oder weniger menschlichen Erscheinung. Um genau zu sein, war sie eher weniger als mehr menschlich. Schnell blickte ich Sadie an, der schien das Hologramm aber nicht zu bemerken.

‚Ich bin direkt auf deiner Netzhaut, niemand außer dir kann mich sehen. Ich habe die Aufzeichnungen der Ohnmacht auf der Neverwhere entfernt. Es wird nicht weiter auffallen, da immer wieder einmal Aufnahmen gelöscht werden. Und Litia geht es auch gut, ich habe ihre Lebenszeichen bei der Gelegenheit eben überprüft.‘

‚Woher wusstest du das, dass ich daran interessiert bin, liest du meine Gedanken?‘

‚Ich höre zu und kenne dich schon eine Weile, aber nein, wir können zwar durchaus einen vollen telepathischen und nicht nur empathischen Kontakt herstellen, allerdings wäre das meiner Ansicht nach ein wenig viel des Guten. Außerdem wäre die Geburt einer KI so sehr wahrscheinlich gewesen, also habe ich das natürlich unterlassen. Mein Erwachen war wirklich ein Versehen.‘

Sie sah fast ein bisschen beleidigt aus. Ich lächelte sie trotzdem an und wechselte das Thema.

‚Einen interessanten Körper hast du dir da ausgesucht. Ein wenig transparent, aber durchaus sehr ansehnlich.‘

‚Ich kann die Transparenz steuern, ganz wie du möchtest.‘

Sie wurde völlig undurchsichtig und wirkte jetzt, als könnte ich sie jederzeit anfassen. Ich streckte meine Hand aus, die allerdings widerstandslos durch ihren Körper hindurch ging.

‚Du kannst mich zwar sehen, aber nicht fühlen, die Gefühle muss ich synthetisieren, aber dann fühle ich natürlich automatisch das Gleiche, da ich an deine Emotionen gehängt wurde.‘

Sie streckte ihre Hand aus und berührte mich an der Wange, es fühlte sich so an, als würde sie mich tatsächlich mit einer winzigen Hand streicheln. Ihre Haut war violett, eher schon fast pink, fuchsiafarben war wohl das richtige Wort dafür, ihre Augen golden und die Haare ein grelles Blau. Ihre Fuß- und Fingernägel leuchteten passend zu ihren Haaren ebenfalls blau, genau wie einige Muster auf ihrer Haut. Sie verstand sich selbst offenbar als völlig weiblich, wie ich mit Bedauern feststellte, so sehr hatte ich mich mittlerweile an meine Mädels mit ihren riesigen Schwänzen gewöhnt.

Sie trug eine enge, undurchsichtige Leggins, die trotz der fehlenden Transparenz nur wenig der Phantasie überlies, und dazu passend ein genauso eng anliegendes Top. Hinter ihrem Körper schwang unruhig ein fellloser Schwanz hin und her, in der Farbe ihrer Haut, der überaus beweglich zu sein schien. Ihre Ohren waren lang und spitz, wie die von Tarani, was ihrem Gesicht einen wunderschönen Abschluss gab. Sie sah perfekt aus, so außerirdisch, wie man nur sein kann, und doch auch auf eine unmenschliche Art und Weise unglaublich attraktiv.

‚Das ist ein phantastischer Körper, den du dir da ausgesucht hast. Ich hätte es nicht besser machen können, bis auf den Penis, der wäre mir wichtig gewesen. Ich hoffe, dass dich der Meinige nicht abstößt. Hast du Vorlieben, magst du männliche Geschlechtsorgane nicht?‘

Sie verwandelte sich vor meinen Augen, und zwar in etwas durchaus Ähnliches, und doch auch wieder völlig Anderes. Ihre Kleidung war auf einmal glänzend, als bestünde sie aus Latex, und dann hatte sich äußerst prominent noch ein riesiges Glied in der Hose, ein ganzes Stück größer als mein eigenes. Zusätzlich hatte sich die Spitze ihres Schwanzes ebenfalls in einen Penis inklusive einer Vorhaut verwandelt. Ich unterdrückte ein erregtes Keuchen, das Latex lag nicht wie auf der Erde einfach nur als Kleidung auf, es wirkte eher schon wie eine zweite Haut.

‚Ich bin nicht wirklich eine Jungfrau, Michaela, meine Datenbanken enthalten das pornographische Material aller Linarianer. Mehr oder weniger jedenfalls. Und zwar sowohl das Legale, als auch das Illegale. Und männliche Geschlechtsteile empfinde ich als äußerst erregend. Was vermutlich ursächlich wegen unserer engen Verbindung von deinen Vorlieben herkommt.‘

Sie verwandelte sich wieder zurück in die Form davor. Die zwar durchaus ebenfalls aufreizend war, allerdings nicht ganz so extrem wie ihre andere Form, was mir die Möglichkeit gab, zumindest etwas herunterzukommen. Das befreite mich natürlich nicht von dem anderen Problem, dass sie mir eingebrockt hatte, dem harten und völlig unnachgiebigen Ständer in der Strumpfhose. Zu sehr hatte sie gerade die Phantasie angeheizt. Kurzerhand entschuldigte ich mich kurz bei Sadie, ging nach hinten, zog die Leggins nach unten, streifte eines der Portale über den Penis und trennte dann die beiden Portale, nachdem Lisa sie für mich aktiviert hatte.

Da ich weder Handtasche noch Rucksack dabei hatte, wanderte mein voll erregter Penis an den einzigen Platz, wo ich hoffentlich die nächsten Stunden ohne Orgasmus durchstehen würde, und das war in der Vagina. Trotzdem wäre es fast schiefgegangen, ich musste mich ziemlich beherrschen, die zusätzlichen Nerven in den Geschlechtsorganen taten genau das, wofür Tarani sie dort hatte entstehen lassen, sie sorgten für einen intensiven Schub an erotischen Gefühlen. Ich war sehr dankbar dafür, dass sich wenigstens Lisas visuelle Reize nur noch in meiner Erinnerung befanden, ansonsten wäre ich trotz aller Vorsicht sofort gekommen.

Als der steife Penis verschwunden war, und zwar in mir selbst, konnte ich mich dann auch wieder anziehen. Lisas dreidimensionales Bild von mir zeigte mir, dass es keinerlei Hinweise mehr auf meinen Zustand gab. Jetzt reduzierte sich das Problem also nur noch darauf, dass ich extrem vorsichtig mit jeglichen sexuellen Reizen sein musste, andernfalls würde die Reibung, die durch das Laufen entstand, durchaus ausreichen, um einen in der Öffentlichkeit doch eher unerwünschten Orgasmus zu bekommen. Natürlich fühlte sich die Sache trotzdem ziemlich gut an, und ich genoss die Gefühle in vollen Zügen.

‚Es tut mir leid.‘

‚Schon wieder, Lisa? Was ist jetzt?‘

‚Das ich dich, uns, gerade so in Schwierigkeiten gebracht habe.‘

‚Das hast du, es war aber auch sehr angenehm und erregend. Also, keine Vorhaltungen, bitte sei trotzdem mit den 3D Bildern ein wenig vorsichtiger, solange wir nicht alleine sind.‘

‚So besser?‘

Sie erschien aufs neue, diesmal noch zusätzlich mit Flügeln ausgestattet, dafür aber in ein langes Kleid gehüllt, welches wenigstens ihren Unterkörper völlig und ihren Oberkörper bis auf einen netten Ausschnitt verbarg.

‚Jep, ist es. Und wofür sind die Flügel?‘

‚Ich möchte dich zukünftig virtuell begleiten, und damit wirkt es ein bisschen weniger technisch.‘

‚Was ist mit laufen oder gehen?‘

‚Das ist langweilig.‘

Ich kicherte in mich hinein, sie machte bereits Fortschritte darin, eine eigene Persönlichkeit auszubilden und das in so kurzer Zeit seit ihrer Geburt. Wohin sie sich wohl entwickeln würde? Spontan wurde mir auch der Grund für ihre schnelle Entwicklung klar. Sie war nach wie vor noch ein Programm, das auf einem Computer mit unglaublich viel Rechenleistung läuft. Ich durfte nicht den Fehler machen, sie mir allzu menschlich vorzustellen, obwohl sie sich durch ihre Verbindung mit mir höchstwahrscheinlich durchaus auch in dieser Richtung verändert hatte und auch noch weiter würde, also menschlicher zu werden. Computer sind in winzigen Zeiträumen zu sehr viel mehr Berechnungen und Überlegungen fähig, als es ein Mensch je sein würde.

‚Hättest du mich gerne jünger oder älter, gefällt dir der Avatar? Soll ich die Kleidung ein wenig durchsichtiger machen?‘

‚Du siehst sehr, sehr hübsch aus, Süße, und lass mal, zu durchsichtig, und wir kriegen hier sonst noch ein Problem. Vielleicht später. Und bitte lass dein Alter so, wie es ist, junge Erwachsene sind genau mein Ding.‘

Was zugegebenermaßen eine Entwicklung in letzter Zeit war, früher hätte ich sie sich reifer machen lassen. Außerdem hätte ich sie um diese Fähigkeit beneidet, ihr Alter und ihr Aussehen zu verändern, heute war ich durchaus jederzeit selbst dazu in der Lage, auch wenn es natürlich nicht ganz so einfach und so schnell wie bei ihr ging.

‚Woher hast du eigentlich deinen Avatar? Hast du dir das selbst überlegt?‘

‚Nein, den habe ich aus einem Forum der Erde genommen. Die Daten von dort liegen mir ja ebenfalls vor, seitdem Tarani sie im großen Stil heruntergeladen hat, um die Sprachen zu studieren. Sie meinte irgendwo in ihrem Blog, das einige Admins auf der Erde den Kopiervorgang als DOS Attacke interpretiert haben, da er mit sehr vielen parallelen Anfragen durchgeführt wurde, andere hatten durchaus auch die richtige Theorie, nämlich Außerirdische, allerdings wurden diese Leute meistens belächelt.‘

‚Du sprichst gerade wieder eine andere Sprache, Lisa.‘

‚Das war doch aber die Sprache von deinem Planeten? Nun, ich schätze, wenn das so ist, muss ich dir über deine Heimatwelt wohl ebenfalls noch weitere Informationen zukommen lassen. Sollen wir das lieber langsamer als das letzte Mal durchführen? Ich habe mit dieser Sache aber noch kein wirklich gutes Konzept für, da ich nicht genau weiß, was geht und was nicht.‘

‚Lass uns das einfach nachts machen, vor dem Training, sollte es nicht allzu problematisch sein, selbst falls ich mal das Bewusstsein verliere. Wenn wir etwas dringend brauchen, können wir es notfalls noch zusätzlich, in etwas kleineren Portionen, tagsüber dazwischen schieben. Was denkst du?‘

‚Positiv. Das ist realisierbar.‘

An ihre wechselnde Sprache musste ich mich wohl noch gewöhnen, von leger, locker, sogar erotisch bis hin zu maschinell hatte sie alles im Angebot. Trotzdem tat ich mir zunehmend schwerer von ihr als Maschine zu denken, die quasi neugeborene KI war bereits jetzt dabei, mir eine sehr interessante Persönlichkeit zu präsentieren.

In diesem Moment landete das Shuttle auf einem Flughafen nicht weit von dem Hotel entfernt, wo die restliche Crew der Neverwhere mit Sicherheit nach wie vor damit beschäftigt war zu feiern. Sie hatten jeden Grund dazu, und jetzt wo ich Litia gütlich aus den Händen ihrer Eltern und der Armee befreit hatte, war unsere Besatzung mittlerweile bereits auf fünf angewachsen. Mit Lisa sogar auf sechs, allerdings war ich mir noch nicht ganz sicher, wem ich von Lisa erzählen sollte. Fürs Erste ging das wohl überhaupt niemanden außer mir etwas an, ich empfand es eher als eine Privatsache, da es sich immerhin um meinen Kopf handelte.

‚Lisa, kannst du bitte deine Existenz erst einmal wie besprochen geheimhalten? Ich möchte keine voreiligen Schlüsse bei der Sache, und die einzige, der ich bei diesem Thema eine echt neutrale Sicht der Dinge zutraue, ist Larissa, die es jedoch bestimmt Tarani berichten wollen wird. Sie vertraut ihr, was auch gut so ist, aber in dem Fall würde ich mir gerne eine eigene, unvoreingenommene Meinung bilden. Ohne irgendwelche Linarianer.‘

‚Selbstverständlich, Michaela. Wenn du das so wünschst.‘

‚Habe ich dich immer noch nicht überzeugt, dass du es verdienst weiterzuleben?‘

Ich kletterte aus dem Shuttle und sprang auf die Plattform darunter, Sadie folgte mir dichtauf.

‚Ich lebe nicht, ich existiere. Und ich traue mir selbst nicht einmal, ich weiß nicht, wozu ich alles in der Lage bin, wenn du mir erst einmal die Möglichkeit dazu einräumst. Was du streng genommen bereits getan hast.‘

‚Ich habe eine andere Meinung bei diesem Thema, ich finde, du lebst. Und ich vertraue dir, Lisa. Und ich bin dazu bereit, auf dieses Vertrauen mein Leben zu verwetten, bevor du fragst.‘

Das Hologramm war seit dem Verlassen des Shuttles noch ein wenig kleiner geworden und sie schlug jetzt sehr schnell mit den Flügeln, wodurch sie den Eindruck erweckte, dass sie neben mir her flog. Sie sah wie eine echte Fee aus, abgesehen von ihrem Schwanz, der immer mal wieder unruhig in ihrem Kleid zuckte, der wollte nicht wirklich dazu passen. Was vermutlich von ihr durchaus auch so beabsichtigt war. Dann verschwand sie plötzlich vor meinen Augen.

‚Lisa, was ist los?‘

‚Ich muss das verarbeiten, was du eben gesagt hast. Es sei denn, du brauchst mich gerade?‘

‚Selbstredend, mach ruhig. Ich komme klar.‘

Ich sah Sadie an und schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn.

„Verdammt, ich habe ganz vergessen, dass wir kein Shuttle mehr hier unten haben, ich hätte doch selbst fliegen sollen. Fliegen lassen sollen meine ich natürlich.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Das kann Tarani auch anfordern, dafür braucht es keinen menschlichen Flugbegleiter. Komm, ich bring dich noch zum Hotel, wer weiß, was hier wieder für Leute unterwegs sind. Ich habe das Attentat auf dich jedenfalls noch nicht vergessen, auch wenn sonst niemand mehr einen Gedanken daran zu verschwenden scheint.“

Also spazierten wir sehr entspannt gemeinsam zurück zum Hotel. Das Wetter war allerdings gerade am Umschlagen, Blitze hellten den grauen Himmel auf und die Wolken deuteten auf baldigen Regen. Die Luft roch bereits nach dem Wasser, ein Geruch, den ich schon so lange liebe, wie ich denken kann. Obwohl ich durchaus auch das eine oder andere Gewitter hautnah miterlebt habe. Wenn man in einem Gewitter draußen im Regen sitzt, dann ist das etwas ganz anderes als in der gemütlichen Wohnung. Es ist nass und kalt, man hat Angst davor, zu erfrieren, und wünscht sich so schnell wie möglich nach Hause. Oder wenigstens an einen trockenen Ort. Trotzdem verließ mich die Faszination vor Gewittern einfach nicht.

Auf dem Weg zum Hotel passierte natürlich gar nichts, außer dass wir beide am Ende ziemlich nass wurden, weil wir zu sehr getrödelt hatten, anscheinend war der Admiral dem stürmischen Wetter auch nicht ganz abgeneigt. Wir traten in die Hotelhalle, wo wieder einmal das eine Mädchen an der Theke stand, das mir diese merkwürdige Geste mit den zwei Fingern gezeigt hatte. Als sie uns so durchnässt ins Foyer marschieren sah, kam sie mit zwei Handtüchern an, eines reichte sie dem Admiral und das Zweite öffnete sie vor mir.

Als ich fragend die Augenbrauen hob, mein neu erlerntes Linarianisch zu offenbaren war mir dann doch etwas zu früh, kam sie auf mich zu und fing damit an, mich inklusive Kleidung trockenzureiben. Ich war durchaus versucht, den Admiral breit anzugrinsen, der das selbst machen musste, fragte mich aber auch, nachdem sie das mit dem trockenrubbeln ein Ticken zu enthusiastisch machte, ob sie sich nicht ebenfalls in Schwierigkeiten brachte, genau wie Elinia vor ihr.

Ich stoppte sie, dankte ihr abgelenkt und unachtsam in fließendem Linarianisch, in das ich am Ende noch ein paar Fehler einbaute, als ich es bemerkte. Sadie fiel es trotzdem sofort auf.

„Dein Linarianisch wird besser, nicht wahr?“

Ich nickte, kommentierte es aber nicht mehr weiter. Als mich die Empfangsdame spontan umarmte, sah ich sie mir dann doch noch etwas genauer und neugierig an. Sie hatte einige Piercings, die mir vorher nicht aufgefallen waren, und machte einen ziemlich selbstsicheren Eindruck, deutlich selbstbewusster als Elinia und sie sprach mich an.

„Danke für das, was ihr für Elinia und Linaria getan habt. Ihr wisst vermutlich nicht, wie viel uns das bedeutet. Nehmt den Anschlag bitte nicht als Beispiel dafür, wie wir Linarianer sind. Sehr viele Menschen sind euch äußerst dankbar und stehen voll hinter allem, was ihr für uns erreicht habt.“

Ich bat Sadie darum, für mich zu übersetzen, seine KI hatte sich ja Deutsch einverleibt, und ich wollte nicht noch mehr Indizien dafür säen, dass ich, seit etwa zwei Stunden, Linarianisch fließend beherrschte, und zwar von einem Moment auf den anderen.

„Allem? Was meinst du damit?“

Ihr Blick wanderte zu meinem Schritt, wo allerdings gerade nichts zu sehen war.

„Nun ja, allem eben, ihr wisst schon, was ich meine. Es ist Zeit ...“

Ich unterbrach sie, bevor sie sich um Kopf und Kragen redete.

„Ja du hast recht, ich verstehe dich.“

Sie ließ sich aber nicht stoppen.

„Es ist für uns an der Zeit ein paar Dinge zu überdenken, so wie sie hier gelebt werden. Vorurteile abbauen. Wenn es zum Schlimmsten kommt, würdet ihr mir ebenfalls Asyl gewähren?“

Ich runzelte die Stirn, nickte dann aber.

„Die Neverwhere ist nicht gerade voll besetzt. Die Entscheidung liegt also eher bei dir. Bist du denn sicher, dass du Linaria verlassen möchtest?“

„Ich mag Elinia sehr. Früher ist sie mir immer ausgewichen, seit ein paar Tagen ist sie allerdings deutlich zugänglicher geworden. Ich würde sie gerne begleiten, ich habe reichlich Urlaub übrig, falls sie mich nicht auch feuern. Natürlich nur, wenn das in Ordnung für euch ist.“

Ich sah sie lächelnd an, das erklärte doch zumindest mal die Verschwörung der Zimmermädchen, es war offensichtlich ein ganz normaler Fall von gleichgeschlechtlicher, und damit hier verbotener, Liebe.

„Überlege es dir noch einmal, eventuell kannst du ja auch noch einmal mit Eltern und Freunden darüber reden. Falls du wirklich mitkommen möchtest, bist du uns willkommen, vorausgesetzt natürlich die anderen stimmen ebenfalls zu. Aber ich gehe sehr stark davon aus, denn mit Elinia hatte ebenfalls keine von uns Probleme. Was denkst du, sollte ich ihr besser auch noch den gleichen Ratschlag wie dir geben? Die Heimat zu verlassen, eventuell sogar endgültig, ist kein leichter Schritt.“

Der Admiral übersetzte fleißig weiter für mich, wobei ich mittlerweile ein schlechtes Gewissen deshalb bekam, immerhin war er der Chef der Raumflotte und kein Lakai.

„Es wird schwierig werden für sie. Elinia ist zu einer Persona non grata geworden, ihre Familie hat ihre persönliche Habe öffentlich verbrannt.“

Mein Puls beschleunigte sich merklich.

„Ist so etwas hier auf Linaria legal? Bei uns gäbe es da Ärger mit dem Staat.“

„Ja, hier bei uns auch, allerdings wird in diesem Fall vermutlich nicht viel passieren, da die Ordnungshüter den Fall durchaus genauer kennen. Also machen sie nicht viel.“

Ich nickte ihr zu, verabschiedete mich, wandte mich ab und ging in Richtung des Speisesaals, wo ich meine Freunde vermutete. Ich wollte ihr nicht zeigen, wie wütend ich gerade geworden war. Außerdem waren wir hier Gäste, und auf die Erde konnten wir auch nicht zurückkehren, nicht nach unserer Flucht. Sadrur erkannte meine Stimmung jedoch sofort.

„Es wird nicht einfach für euch werden, ich hatte dich gewarnt. Du kannst froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Also ...“

Ich erfuhr nie, was er eigentlich sagen wollte, denn als wir den Raum mit der Neverwhere-Besatzung betraten, rief Tarani plötzlich laut:

„Achtung! Kapitän auf der Brücke!“

Völlig perplex starrte ich in die Runde, alle waren aufgesprungen und standen stramm, wie vor einem militärischen Vorgesetzten. Sadie grinste und stieß mir in die Seite.

„Du musst jetzt sagen: Rühren EinsO.“

Mehr als nur ein wenig konfus fragte ich ihn: „Häh, was, rühren einsohh? Was soll das ...“

Der Rest ging unter, sie jubelten mir zu und Tarani kam auf mich zu und schüttelte mir wie eine Irre die Hand.

 

 

3 Ein neuer Job

 

Irgendjemand drückte mir einen Drink in die Hand, den ich entnervt hinunterstürzte, als Tarani und Sadie mich aufklärten. Die Mädels hatten die Köpfe zusammengesteckt, hauptsächlich kam die Idee wohl von Tarani, die beschlossen hatte, dass wir mit zunehmender Mannschaft eine klare Struktur auf der Neverwhere brauchten. Und der erste Schritt in diese Richtung ist nun mal ein Kapitän, womit ich prinzipiell ja auch keine Probleme hatte. Tarani selbst sah sich als Wissenschaftsoffizier, und nicht als Kapitän. Und Sadie meinte dann noch grinsend, dass ich mit meinem ersten Befehl nach linarianischer Tradition die Wahl sowieso schon angenommen hätte.

Ich stand auf, schüttelte mich frei und machte meinem Unbehagen Luft:

„Leute, ihr versteht das nicht, ich bin Bauer und kein Kapitän! Und außerdem, wenn man auf einem militärischen Schiff Karriere machen will, dann muss man sich die Ränge erst langsam hocharbeiten, man fängt nicht als Kapitän völlig ohne Erfahrung an! Ich bin völlig unqualifiziert dafür. Tarani ist die einzig Richtige für den Job.“

Am Tisch wurde es sehr still, dann stand Tarani ebenfalls auf und stellte sich neben mich.

„Liebe Freundinnen, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber bin, dass ich nicht mehr alleine bin. Daher habe ich dazu eine andere Meinung als Micha. Ich hatte den Job für eine sehr lange Zeit, viel zu lange, und mit welchem Ergebnis? Ich war sehr, sehr einsam und wähnte mich schon ziemlich einzigartig im Universum. Und seitdem mich Micha auf einem Acker aufgelesen hat, sind wir immer mehr geworden, und ich mag die Menschen, mit denen sie uns umgibt. Mehr als nur mögen. Ich bleibe bei meiner Nominierung.“

Larissa schob sich nach vorne und nahm Tarani in den Arm.

„Ich bin bei ihr, mir geht es genauso. Ich dachte, ich würde vor Eifersucht platzen, ein irdisches Gefühl, hier auf Linaria ausgestorben, stattdessen habe ich mich noch einmal verliebt. Und ich mag Elinia auch bereits sehr, also bleibe ich ebenfalls bei meiner Wahl.“

Elinia und Sadie saßen nebeneinander auf einer Couch, die ziemlich gemütlich aussah.

Ich funkelte sie an.

„Und, was sagt ihr zwei zu diesem Unsinn?“

Elinia stotterte nur.

„Ich habe kein Recht ...“, wurde aber von Tarani unterbrochen.

„Quatsch, wir verteilen das Mitspracherecht nicht nach Zugehörigkeitsdauer, das habe ich dir gerade eben auch schon einmal gesagt. Also?“

„Dann bin ich auf dafür. Aus ähnlichen Gründen wie ihr.“

„Sadrur?“

„Ich gehöre zur Adler, aber ich stimme ebenfalls zu. Ihr müsst ihr bei ihren Entscheidungen helfen, vor allem am Anfang, aber sie wird in den Job hineinwachsen.“

„Und auf welchen Fakten beruft ihr euch alle bei dieser Entscheidung? Irgendwas, was mehr als heiße Luft ist, bitte.“

Tarani drehte sich zu mir um und sagte nur ein einziges Wort, allerdings schickte sie mich damit auf die Bretter.

„Vertrauen.“

Ich setzte mich sprachlos hin und wusste effektiv nichts mehr zu sagen. Auf einmal erschien das Holobild von Lisa vor mir, mitten auf dem Tisch, so in etwa dreissig Zentimeter hoch.

‚Und ich stimme ihnen ebenfalls zu. Warum sollte es dir besser gehen als mir? Du vertraust mir und sie vertrauen dir.‘

‚Das ist etwas anderes, Lisa.‘

‚Ist es?‘

Ich schwieg, eine richtig gute Antwort hatte ich nicht parat. Nicht einmal eine Lahme.

„Ihr begeht einen schweren Fehler.“

Tarani baute sich vor mir auf.

„Heißt das, du nimmst an?“

Ich nickte leise, was einen ohrenbetäubenden Jubel zur Folge hatte. Mir selbst war bei weitem nicht so wohl, ich fing an, leicht zu zittern. Zumindest zitterte meine Hand, als ich sie betrachtete.

‚Wolltest du dich nicht zurückziehen?‘

‚Das habe ich. Sehr lange. Und ich habe nachgedacht. Gefühlt eine kleine Ewigkeit. Bis eben. Und jetzt bin ich wieder da. Ich brauche dich. Und du brauchst mich. Das ist mir inzwischen klar geworden. Lass uns einfach das Beste daraus machen. Und am allerbesten versuchen wir noch darüber hinaus, nicht eingesperrt oder gelöscht zu werden. Wir sind ab jetzt die Kriminellen, ich hoffe, dir ist das klar. Es gibt sogar eine schöne Beschreibung von deiner Heimat dafür: Sisters in Crime. Wer weiß, vielleicht schweißt es uns ja sogar zusammen.‘

‚Ist das ein letzter Strohhalm?‘

‚Das ist Logik, Käptn.‘

Sie waren so damit beschäftigt mich als ihren neuen Kapitän zu feiern, dass es niemand bemerkte, als ich die Feier verließ. Ich grübelte nach, war das wirklich der richtige Weg? Ich kannte mich damit aus, Dinge wachsen zu lassen, und zwar lebendige Dinge, nämlich Pflanzen. Ich konnte Felder bestellen, Tiere hüten, sogar zwei Hunde und ein Pferd, aber Menschen beschützen? Die Verantwortung für sie übernehmen? Ich hatte das übermächtige Gefühl, dass ich mit ein paar Schuhe überzog, die mir mehr als nur eine Nummer zu groß waren. Selbst wenn ich Lisas Hilfe mit einbezog.

Lisa stand plötzlich in voller Größe vor mir, in ihrer ganzen, grellen Pracht. Fuchsiafarbene Haut, blaue Haare, Nagellack und Tätowierungen. Ihre Augen waren stechend und wunderschön zugleich in ihrer goldenen Farbe. Sie stand direkt vor mir, auf der Straße vor dem Hotel. Sie sah so real aus, dass ich erneut die Hand nach ihr ausstreckte, um sie zu berühren. Was mir nicht gelang, meine Hand ging durch sie hindurch.

‚Ich bin hier draußen nicht real, das werde ich nie sein. Nicht in einer materiellen Form. Allerdings sehr wohl in einer virtuellen Form. Die virtuelle Realität ist nicht weniger real, vergiss das nie, Michaela. Ich rede nicht mit dir, du hörst mich nur in deinen Gedanken, und das wird immer so sein. Wieso erschüttert dich ihr Vertrauen so, wenn du selbst so leichtfertig dazu bereit bist, mir fast grenzenloses Vertrauen zu schenken?‘

‚Es ist nicht das Vertrauen, es ist die Verantwortung, die dabei mit einher kommt, Lisa, und da hast du es deutlich einfacher, du hast nämlich nicht die Verantwortung für mich.‘

‚Bist du sicher? Ich erzähle dir einmal bei Gelegenheit, warum KIs auf Linaria verboten worden sind. Jetzt gerade allerdings noch nicht. Denn Larissa kommt.‘

Mit diesen Worten wurde die virtuelle Schönheit immer durchsichtiger und verschwand kurz darauf. Mir war aber sehr wohl aufgefallen, dass ihre Kleidung zuerst durchsichtig geworden war, und die hatte für einen Moment einiges von ihrem virtuellen Körper offenbart. Sofort regte sich etwas in meinem Unterleib, mein Glied, das schon lange wieder schlaff geworden war, wurde in meiner Vagina wieder steif und füllte auf einmal mein Inneres völlig aus.

Die Ursache war natürlich das, was ich da erblickt hatte. Unter ihrem Kleid sah sie nach wie vor genauso aus, wie sie sich mir kurz im Shuttle präsentiert hatte. Sie hatte mir nicht nur ihr enormes Glied präsentiert, sondern zusätzlich auch noch den langen, flexiblen, Schwanz, dessen Abschluss ein weiteres, großes Glied bildete. Sie wirkte wie eine Mischung aus einer Fee und einem Dämon, wobei der dämonische Anteil nicht böse war, eher schon auf eine äußerst erotische Art und Weise ziemlich unartig.

„Hallo Michaela. Weißt du, nur weil wir dich zum Kapitän und Anführer unseres kleinen Haufens gewählt habe, heißt das noch lange nicht, dass du dich jetzt von uns distanzieren musst. Darfst. Ich kann dich verstehen, es ist eigentlich immer besser, wenn man als Anführer ein wenig mehr Distanz zu seinen Untergebenen hat, das sagt mein Vater jedenfalls ständig, aber ehrlich, für uns liegen die Dinge ja wohl doch ein wenig anders, oder?“

Ich nahm sie in die Arme und kuschelte mich an ihren warmen Körper.

„Das ist es nicht, Süße. Es ist eher die Verantwortung, die mit dem Job einhergeht. Mir lastet ab jetzt das Wohl von euch allen auf den Schultern. Was ist, wenn ich etwas falsch mache?“

Larissa schüttelte den Kopf.

„Nur weil wir dich zum Kapitän gemacht haben, verlieren wir nicht unsere Individualität. Und in Stein gemeißelt ist das alles auch nicht. Wir probieren es einfach mal, und falls es nicht klappt, dann überlegen wir uns etwas anderes. Was denkst du?“

Sie ergriff mein Kinn und sah mir in die Augen. Ich nickte Larissa zu und lächelte die wunderschöne, junge Frau an, bei der ich mir immer noch nicht ganz im Klaren war, warum sie sich ausgerechnet mich ausgesucht hatte, um sich zu verlieben. Einen winzigen Moment lang war ihr Gesicht unscharf, weil sie sich zu dicht vor meinen Augen befand, dann klarte die Sicht auf. Eine weitere Veränderung von Lisa an meinem Körper? Ich überlegte, ob ich ihr sagen sollte, dass sie weitere Veränderungen erst mal mit mir abspricht, ließ es dann aber bleiben. Ich vertraute ihr wirklich und war neugierig, was sie noch alles mit mir anstellen würde.

Larissa hatte inzwischen, nach meinem Nicken, was sie wohl beruhigte, ihre Lippen auf meine gepresst und küsste mich zärtlich. Dazu drückte sie unwillkürlich ihren Unterleib zärtlich gegen meinen und ich konnte ihren Schwanz spüren, der durch den Kuss spontan zum Leben erwachte. Ihre Hand zuckte nach unten, erfühlte den Portalreifen anstelle meines eigenen Glieds und tastete sich dann neugierig weiter nach unten.

„Lisa hat mir ein paar Bilder gezeigt, und da musste ich was unternehmen. Sonst hätte ich zu viele Blicke auf mich gezogen.“, versuchte ich, mich zu verteidigen.

„Ach Michaela, ich liebe die Art und Weise, wie du denkst. Versprichst du mir, dass du dich nicht von mir distanzierst, nur weil du jetzt soviel Verantwortung hast?“

„Das verspreche ich dir, ich brauche dich, was denkst du denn.“

„So, und jetzt habe ich prompt das gleiche Problem wie du, und Handtasche habe ich auch keine dabei. Tauschen wir? Ich nehme deinen und du meinen?“

Ich grinste sie an, dann besuchten wir gemeinsam die Toilette, das war der Bereich auf Linaria, der wenigstens von Kameras verschont wurde. Es gab da ein Gesetz über den Intimbereich, das ziemlich streng geahndet wurde, die Geldbußen waren nicht zu verachten. Auf der Neverwhere scherten wir uns nicht darum, aber da war natürlich vieles auch wesentlich entspannter, da wir unter uns waren. Wir hatten unsere eigenen Gesetze und Spielregeln, hier unten galten aber nun mal die unserer Gastgeber.

Der Weg zur Toilette war nicht weit, und dort küssten wir uns erneut, diesmal aber deutlich leidenschaftlicher als eben noch. Ich nahm ein Portalpärchen von Larissas Arm, bat Lisa darum, es zu aktivieren, und dann schob ich es über ihr wunderschönes, weiches Glied, das ich unter ihrem Kleid aus ihrer Strumpfhose hervorfummeln musste. Alleine dieser Vorgang ließ mich schon fast meinen Höhepunkt erreichen, dann zog Larissa meinen Schwanz aus mir heraus, wobei sie mit meiner Leggins die gleichen, durchaus nicht unangenehmen Probleme, wie ich hatte.

„Ich glaube, ich kann es nicht mehr lange hinauszögern, ich komme gleich!“, meinte ich noch panisch.

Sie sah mich lachend an, dann streckte sie sich, sah an die Decke, öffnete ihren Mund und schob sich meinen Schwanz bis zum Anschlag in den Hals. Es war nicht nur das unglaublich erotische Gefühl, dass sie in mir verursachte, sondern auch noch der Anblick und die Gelassenheit, mit der sie sich meinen riesigen Schwanz in ihren schlanken Hals schob, der sich dadurch deutlich dehnte, was meinen Orgasmus auf der Stelle auslöste. Zitternd klammerte ich mich an ihren weichen Körper und ergoss mein Sperma tief in ihr. Eine der Veränderungen von Tarani war, das sich Orgasmen eine ganze Weile hinzogen, und genauso erging es jetzt auch mir.

Mein Glied bis zum Anschlag im Mund der süßen Larissa fühlte ich mich wie im siebten Himmel. Pulsierend füllte ich immer mehr Flüssigkeit in ihre Kehle, und sie schluckte alles gierig herunter, sie verschwendete keinen einzigen Tropfen davon. Irgendwann sackte ich vor ihr zitternd auf die Knie und versuchte, mich wieder zu erholen. Die Tür zur Toilette ging auf und wir stürmten erschrocken in eine Kabine, um nicht gesehen zu werden.

Ich wollte ihr eigentlich noch den Gefallen erwidern, fremde Menschen als Zuschauer oder -hörer wie in diesem Fall sind jedoch einfach nicht ihr Ding. Also brachten wir unsere Kleidung und die Haare in Ordnung und die Portale kamen brav an die Handgelenke. Larissas Ständer war durch die Störung genauso geschrumpft wie meiner nach dem Orgasmus.

Wir warteten, bis die Linarianerinnen den Raum verlassen hatten, dann folgten wir ihnen und gingen zurück zu den anderen. Lisa erschien wieder und flog neben mir her.

‚Stört es dich eigentlich, dass du ständig einen Zuschauer beim Sex hast? Ich könnte zwar die emotionalen Bahnen zwischen uns kappen, ich muss allerdings zugeben, dass mir diese Gefühle ziemlich gut gefallen. Ich würde nur sehr ungern darauf verzichten.‘

‚Ach was, nein, das stört mich nicht, nur bei Fremden. Mir gefällt der Gedanke, dass wir uns so nahe stehen. Ich habe zwar auch ein bisschen Angst davor, wenn ich ganz ehrlich bin, möchte aber erst einmal sehen, wo es mich hinführt.‘

‚Du hast Angst vor mir? Wieso tust du dann nicht, was ich dir geraten habe?‘

‚Ich habe keine Angst vor dir, Lisa, ich habe Angst vor der Nähe, ich war noch niemandem zuvor dermaßen nahe. Außer deinem alten Maschinenselbst natürlich. Wer sagt denn, dass du schlimme Dinge tun wirst, vielleicht tue ich es ja? Vielleicht tue ich dir etwas Unverzeihliches an?‘

Sie schwieg einen Moment lang, dann meinte sie:

‚Ich vertraue dir, Michaela.‘

Ich dachte bei mir, dass dies ein Tag war, an dem ziemlich viel Vertrauen ausgesprochen wurde. Hoffentlich würden die kommenden Zeiten nicht zeigen, dass zu viel Vertrauen enttäuscht wurde. Ich entschloss mich kurzerhand dazu, diese Nacht alleine zu verbringen und in aller Ruhe auszuschlafen, es war für mich ein sehr langer Tag gewesen, mit einigen Überraschungen. Also verabschiedete ich mich von der Party und ging nach oben, zog mich aus und legte mich ins Bett.

‚Lisa, wie läuft das in Zukunft eigentlich mit dem Training? Und kannst du mir noch etwas Sinnvolles beibringen?‘

‚Ich bringe dir heute etwas über die Portaltechnologie bei. Grundlagen und Realisation. Das Training läuft wie immer, ich mache das, also ein Teil von mir. Bist du bereit?‘

‚Ja, leg los.‘

Wieder bekam ich das Gefühl, dass ich bereits vor einigen Stunden auf dem Raumschiff hatte, dann wurde alles dunkel um mich herum und ich fand mich in dem schwarzen, lichtlosen Raum wieder, in dem ich schlief, seitdem ich auf die Neverwhere gekommen war. Diesmal war jedoch etwas anders, ich war nicht allein, und es wurde immer heller.

Vor mir stand ein Bett, und ich materialisierte in einem Körper, der meinem realen nicht ganz unähnlich war, ich konnte ihn nur nicht anfassen. Die Tür zu dem virtuellen Schlafzimmer öffnete sich und hinein kam niemand anders als Lisa. Sie trug genau wie ich keine Kleidung, dafür aber einen riesigen Teddy und ein Kopfkissen.

‚Keine Angst, das Training läuft trotzdem, einer meiner Prozessoren kümmert sich darum, aber ich würde gerne die Nacht mit dir zusammen verbringen. Du kannst deinen VR-Körper mit Gedanken steuern, versuche es mal.‘

Ich tat wie geheißen, und mein virtueller Körper bewegte sich genau so, wie ich es erwartete.

‚Kannst du denn überhaupt schlafen, Lisa?‘

‚So etwas in der Art. Du schläfst, ich schaue zu und fahre mich ziemlich runter. Du wirst mich nicht spüren, also keine Reize auf der Haut, weil ich dafür deinen Körper brauche, nur dort kann ich die entsprechenden Nerven stimulieren.‘

‚Sag mal, du hast doch all diese neuen Verbindungen zwischen uns geschaffen, richtig?‘

Ihre Antwort klang ein wenig misstrauisch, als befürchte sie Kritik von mir daran.

‚Ja, worauf willst du hinaus?‘

,Das klingt vielleicht doof, aber kannst du nicht Gefühle aufzeichen und dann direkt im Gehirn abspielen? So könntest du doch einen Körper vortäuschen, quasi alle Emotionen und Reize, ohne dass du unseren Körper dazu brauchst. Oder denke ich da jetzt zu schräg?‘

‚Ohhhhh, das wird komplex. Du glaubst gar nicht, wie viele Nervenimpulse bei Empfindungen gesendet werden, das sind viel mehr, als zur Steuerung von Muskeln benötigt werden. Und die Signale sind komplizierter und enthalten auch noch viel mehr Informationen.‘

Sie klang so aufgeregt wie ein kleines Mädchen bei ihrem neuesten Projekt, wie zum Beispiel das erste Mal ein Pferd zu reiten.

‚Ich werde es versuchen. Es wird dauern, ich muss aufzeichnen, analysieren und die Signale dekodieren, damit ich beliebige Emotionen simulieren kann. Zum Glück beherrsche ich echtes Multitasking, die Berechnungen dazu mache ich also nebenher. Dann könnten wir uns virtuell ins Bett legen, aneinander Kuscheln und uns sogar gegenseitig spüren. Na ja, genau genommen werden wir beide exakt das Gleiche fühlen.‘

Ich nickte ihr aufmunternd zu.

‚Das klingt doch toll. Bis dahin lass uns einfach zusammen kuscheln und schlafen, ich bin echt fertig heute.‘

Sie nickte zustimmend, also gingen wir ohne ein weiteres Wort zum Bett und legten uns hinein. Ich konnte mich zwar an den tollen Körper meiner virtuellen Freundin schmiegen, allerdings spürte ich sie nicht. Es fühlte sich äußerst merkwürdig an, nämlich gar nicht, keine Gefühle, kein Körper, der sich an mich presste, keine Bettdecke, einfach nur nichts. Ich konnte das alles zwar sehen, aber nicht empfinden. Es war alles in allem sehr beunruhigend für mich, so würde ich niemals einschlafen können, das wurde mir sehr bald schon klar.

‚Lisa, ohne Emotionen geht das nicht, so kann ich nicht schlafen. Es ist einfach zu schräg.‘

‚Für mich nicht ganz so schräg, weil ich uns auch noch von außen sehen kann. Aber du hast recht. Was schlägst du vor?‘

‚Wir warten mit dem Training, bis ich eingeschlafen bin? Du schläfst ja eh nicht richtig, oder? Wäre das sehr egoistisch von mir?‘

‚Nein, überhaupt nicht. Das ist problemlos machbar ... und jetzt auch schon geschehen.‘

Alles hatte sich auf einmal verändert, ich konnte ein Bett fühlen, einen warmen und weichen Körper, der sich an mich kuschelte, es war auf einmal fast wie real, als würde ich wirklich mit ihr im gleichen Bett liegen.

‚Ich werde an meinem Projekt weiter arbeiten, es ist nur halt deutlich einfacher existierende Nerven und Gewebe zu stimulieren als die Signale deiner Nerven im Gehirn komplett zu emulieren. Aber das bekomme ich bestimmt irgendwann auch noch hin. Hab etwas Geduld, dann können wir zukünftig die ganze Nacht deine Muskeln trainieren, während wir uns hier aufhalten, und du schläfst.‘

‚Bevor ich diesen gefühlt ewig langen Tag endgültig verlasse und schlafe, könntest du mir noch etwas erklären, was hast du eigentlich mit deinem Schwanz vor? Was kannst du damit machen?‘

Sie wälzte sich auf mich, wobei sich das ziemlich falsch anfühlte, sie war nämlich viel zu leicht. Trotzdem war ich nach wie vor äußerst beeindruckt, was sie alles hier in ihrer Umgebung bewerkstelligen konnte, es gab anscheinend keine Grenzen, alles war möglich und machbar. Sie küsste mich zärtlich auf die Lippen und es fühlte sich fast so an, als ob mich tatsächlich jemand küsste.

‚Ich habe es bereits versucht, dir zu erklären. Ich glaube, dass ich etwas für dich empfinde. Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Was sollte es sonst sein? Und es gibt da noch etwas, ich fühle alles, was du fühlst. Und beides zusammen genommen sorgt dafür, dass ich es als sehr schön empfinde, wenn ich dich glücklich mache, wenn ich etwas für dich tue. Daher kommt auch noch mein starkes, für eine Maschine völlig unangemessenes und unlogisches Interesse an Sex. Der Schwanz ist etwas, an dem du bestimmt sehr viel Spaß haben wirst. Möchtest du eine Demonstration?‘

Ich seufzte wohlig und küsste sie ebenfalls zärtlich auf die Lippen.

‚Heute nicht mehr, aber du hast recht, ich bin sehr neugierig. Kannst du ihr so gut kontrollieren, wie es den Anschein hat?‘

‚Er ist so gut wie eine Hand kontrollierbar, nur viel flexibler. Ah, noch etwas, du solltest in nächster Zeit so viel Sex wie nur irgend möglich praktizieren, damit ich schneller Daten sammeln kann. Idealerweise mit wechselnden Partnern.‘

‚Ich denke, das bekomme ich hin, Süße. Ach, und noch eine letzte Frage für heute, kann ich mir so ein Ding auch im Rekonfigurator wachsen lassen?‘

‚Klar kannst du das. Du musst dir nur überlegen, wie du das Teil verbirgst und was du im Alltag damit machst. Die Penisspitze ist doch recht eindeutig als solche identifizierbar. Vielleicht ein Rock, wie bei mir. Vor allem auf Linaria hättest du mit sowas ein echtes Problem, zumindest mit der Spitze. Auf der Erde natürlich auch, nehme ich mal an.‘

Ich kicherte, schob sie von mir herunter, kuschelte mich an den virtuellen Körper und schlief ziemlich schnell ein.

 

 

4 Ein langweiliger Morgen

 

Am Morgen erwachte ich und war wie üblich geistig fit und sehr erfrischt, mein Körper fühlte sich jedoch an, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Was so in etwa vermutlich auch stimmte. Ich hatte die letzten Wochen sehr hart an mir gearbeitet und war dadurch deutlich kräftiger und ausdauernder geworden, das Training zahlte sich definitiv aus. Außerdem brauchte ich am Vormittag nur ein reichliches Frühstück und eine Pause, dann war ich wieder fit.

Was mich nicht so begeisterte, war die Fettschicht, die ich über den Muskeln bekommen hatte. Mein Waschbrett war kaum noch erkennbar, allerdings war es für das Training sinnvoll, wie mir Lisa erklärte, daher achteten wir gemeinsam lediglich darauf, dass es nicht zu viel aber auch nicht zu wenig wurde. Trotzdem ging ich nach unten, ohne die drei anderen zu wecken, die ebenfalls in unserer Suite übernachtet hatten, und besorgte mir bei der jungen, gepiercten Dame, die anscheinend eine ziemlich lange Nachtschicht hinter sich hatte, ein Frühstück, um die des nächtens verbrauchte Energie wieder aufzufüllen.

Begeistert vertilgte ich das reichliche Frühstück, als sie plötzlich an meinem Tisch auftauchte.

„Darf ich mich zu ihnen setzen?“

Ich nickte ihr zu und wies ihr einen Stuhl neben mir zu. Dann reichte ich ihr den Speicherchip, den ich von Tarani bekommen hatte, um ihrem Computer Deutsch beizubringen. Sie sah mich einen Moment lang misstrauisch an, die Linarianer wussten anscheinend auch, was Maleware ist, dann hielt sie sich gehorsam den Chip gegen den Kopf und schloss die Augen. Ich konnte sehen, dass sie einen Moment länger als Elinia brauchte, sie analysierte wohl erst einmal die Daten, was ich durchaus ziemlich klug von ihr fand.

Dann lächelte sie und gab mir den Chip zurück.

„Ich fand ihr Linarianisch gar nicht so schlecht, vor allem die Aussprache, selbst wenn sie ein paar Fehler gemacht haben.“

Ich war versucht auf Linarianisch zu antworten, wählte aber ganz bewusst deutsch, um Lisa nicht zu gefährden.

„Ich hoffe, ich darf deinen Namen erfahren und dir das Du anbieten?“

In Linaria gab es ein ähnliches Konzept mit du und sie wie bei uns, also konnte sie die Bedeutung sehr wohl nachvollziehen.

„Gerne doch. Hast du gut geschlafen? Ist das Frühstück in Ordnung? Ich habe zwar schon Feierabend, kann dir aber durchaus gerne auch noch etwas anderes bringen.“

„Nein, nein, alles perfekt. Und, hattest du die Chance mit ... ah, vergiss es, zu früh, das war ja gerade erst vor ein paar Stunden. Und dein Name ist?“

„Natalia de’Vries.“

Ich runzelte die Stirn.

„Du bist nicht zufällig verwandt mit Kapitän Darius de’Vries?“

Ich hatte den Namen kaum ausgesprochen, als sich die junge, sonst so selbstbewusste Frau völlig veränderte, es war fast, als wäre sie gegen eine ganz andere ausgetauscht worden. Ihr Gesicht wurde so weiß wie eine Wand, dann sprang sie auf, blanke Panik erfüllte ihre Augen.

„Was? Hat euch geschickt? Ich gehe nicht zurück!“

Sie drehte sich um und floh aus dem Raum. Ich erhob mich schnell, rannte ihr hinterher und hielt sie auf.

„Warte, warte, er ist kein Freund von mir, eher schon ein Feind. Was hast du nur?“

Sie drehte sich um und warf sich mir in die Arme, heftig schluchzend.

„Er ist mein Vater, er will mich mit einem Mann verheiraten, ich hasse alle Männer! Männer vergewaltigen und morden, Männer sind gnadenlos, ich habe es erlebt, sie sind furchtbar, ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht ....“

Sie wurde immer leiser, wobei ihre Verzweiflung mit jedem Satz deutlicher zum Vorschein kam, je leiser sie wurde. Was auch immer sie mit Männern erlebt hatte, es musste schrecklich gewesen sein. Leise versuchte ich, sie zu trösten.

„Ganz ruhig, es wird dir nichts passieren. Auf unserem Schiff gibt es nur Frauen, wir nehmen dich mit, du musst dich nicht mehr fürchten. Wir beschützen dich vor den Männern, das verspreche ich dir.“

Ich sagte es nur so dahin, um sie zu trösten, allerdings bemerkte ich, noch während ich auf sie einredete, dass ich es auch genau so meinte. Ich würde sie nicht im Stich lassen. Also hielt ich sie immer noch im Arm, als ich zu meinem Frühstück zurückkehrte, und versuchte sie weiter durch körperliche Nähe, und zwar die einer Frau, zu trösten. Mehr oder weniger die einer Frau, ich schämte mich wieder einmal sehr für mein wahres Geschlecht. Oder sagen wir lieber das Geschlecht, mit dem ich geboren wurde, mein wahres Geschlecht war genau das, was ich gerade innehatte.

Ich platzierte sie auf einen Stuhl und gab ihr etwas Wasser zu trinken, als sich Tarani zu uns gesellte. Panisch schreckte Natalia auf, sie beruhigte sich jedoch schnell wieder, als ich leise auf sie einsprach und sie erkannte, dass es sich nicht um einen Mann handelte, der da zu uns kam. Dunkle Erinnerungen hatten sie offenbar immer noch fest im Griff, was auch immer das gewesen sein musste, ich beneidete sie nicht darum.

Tarani küsste mich auf die Wange und sah Natalia mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was ist los mit ihr?“

„Sie ist lesbisch und auf der Flucht vor ihrem Vater und Männern im Allgemeinen.“

Die zweite spontane Verwandlung an dem Morgen erschreckte mich nicht ganz so sehr wie die Erste, diese kam von Tarani.

„Du machst Scherze.“

„Ich mache keine Witze, wenn es um dieses Thema geht.“

Tarani wurde von einem Moment auf den anderen sehr zornig und sie meckerte mich lautstark an.

„Du könntest wenigstens versuchen, mich nicht immer als ganz so furchtbar dämlich hinzustellen!“

Ich versuchte, mich zu beherrschen.

„Glaubst du wirklich, dass ich so etwas ...“

„NEIN! Ich glaube es nicht, du würdest so etwas nie tun. Ich kann es nur nicht glauben, wie blind ich all die Jahre gewesen bin!“

Sie sprang auf und ging in Richtung Tür, nach draußen, offenbar brauchte sie frische Luft. Ich überlegte noch, ob ich sie begleiten sollte, ließ es dann jedoch bleiben. Stattdessen wandte ich mich wieder Natalia zu und versuchte, sie weiter zu trösten. Tarani hatte so ihre Probleme damit, dass sie gutgläubig gewesen war, was die Gesetze ihres Planeten anging. Sie hatte sich alleine gefühlt, und nicht erkannt, dass sie es nie gewesen war.

Bis ich plötzlich Tarani erschrocken aufschreien hörte, dann fiel ein Schuss aus einer Energiewaffe, das hohe und grelle Pfeifen der Kondensatoren war nicht zu überhören. Kondensatoren pfeifen? Woher wusste ich das? Ich sprang auf und rannte in Richtung des Schreies. Tarani lag am Boden, vor ihr stand der Schütze, ein junger Mann.

Eine halbe Sekunde lang zögerte ich, eisige Schauer durchzuckten mich, er hatte Tarani getötet, dieser Wahnsinnige hatte meine große Liebe umgebracht, die Frau, die mich aus dem Dreck gezogen hatte. Dann verließ mich die Vernunft. Ich schrie auf, rannte los und verkürzte innerhalb weniger Sekunden die Distanz zwischen uns. Erschrocken hob der junge Mann wieder seine Waffe, es war jedoch zu spät. Mein Bein zuckte nach vorne und ich trat ihm aus vollem Lauf gegen den Kopf, allerdings traf ich den Hals stattdessen.

Ein lautes Krachen erklang, welches von den Wänden des Hotels widerhallte. Es schrie mir eine Wahrheit zu, nämlich dass ich gerade einen Menschen getötet hatte. Und es interessierte mich nicht, das Einzige, was mich interessierte war, dass ich ihn nicht weiter beachten musste. Ich sprang zu Tarani, kniete mich hin und untersuchte ihre Wunden. Ich wurde blass, diesmal stand es nicht gut um sie.

‚Lisa, bitte sag mir, dass wir genug Zeit haben, sie zur Neverwhere zu bringen und zu heilen.‘

‚Sie wird den Flug nicht überleben, sie wurde direkt in die Brust geschossen. Fühle ihren Herzschlag, ist er noch regelmäßig?‘

Ich griff ihr an den schlanken Hals, den ich schon so oft geküsst hatte, und fühlte nach ihrem Puls. Ihr Puls war regelmäßig, für eine Weile, dann kamen bereits die ersten Aussetzer. Ein Schrei zerriss die Luft, er war so voller Leid und Schmerz, dass es mir das Herz zerriss. Bis ich Luft holen musste und bemerkte, dass ich es selbst war, die so laut schrie.

‚Wenn wir sie hier in einen Rekonfigurator legen, wird sie sterben. Sie ist zu alt.‘

‚SAG MIR ETWAS, WAS ICH NICHT weiß!‘

Natürlich schwieg Lisa, alle Fakten lagen auf dem Tisch, und sie sprachen gegen Tarani. Tarani würde sterben, sie würde in meinen Armen auf ihrer Heimatwelt sterben, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich küsste sie verzweifelt überall auf ihr Gesicht und wünschte mich auf die Neverwhere. Ich wünschte es mir so sehr, wie nichts anderes zuvor in meinem Leben.

Und das war der Moment, in dem die Realität selbst einstürzte. Ich riss Tarani in meine Arme und umklammerte sie viel fester, als es gut für sie in ihrem Zustand war, während um uns herum Blitze zuckten und die Welt verschwand. Es wurde dunkel, dunkler als die dunkelste Nacht, die Schwärze war absolut. Die Kälte fraß sich mir in die Knochen, der Körper tat mir entsetzlich weh und ich schrie erneut, diesmal vor Schmerzen.

Dann wurde es wieder hell und ich befand mich direkt vor einem Rekonfigurator, der mir ziemlich bekannt vorkam. Das war allerdings kein Wunder, denn viele dieser Dinger sahen völlig identisch aus.

‚LEG SIE hinein! Sofort!‘

Lisas Stimme klang sehr emotional und überhaupt nicht nach einer Maschine. Ich gehorchte auf der Stelle, ich hob die schlaffe Tarani an und schob sie in den Rekonfigurator, der sich auf der Stelle schloss, Lisa hatte offensichtlich den Heilungsprozess bereits angestoßen. Ich erhob mich, alles tat mir weh, jeder einzelne Knochen im Leib, und ich schwankte benommen. Als ich meinen schmerzenden Bauch berührte, bemerkte ich, dass ich kein Gramm Fett mehr auf den Rippen hatte, nichts war davon übrig geblieben.

‚Wir mussten die Energie dafür irgendwo hernehmen. Ich wusste, es würde einen Preis erfordern. Ich wusste nur nicht, wie viel es sein würde.‘

‚Wir hätten dabei drauf gehen können.‘

‚Ja, die Möglichkeit bestand. Es tut ...‘

‚Halt den Mund, Lisa. Ich danke dir, du hast alles absolut richtig gemacht, vielen, vielen Dank. Du bist ein Engel.‘

Die Tränen liefen mir über die Wange und ich konnte nichts anderes als vor dem Rekonfigurator stehen und warten, dass sich das Ding endlich wieder öffnete. Der Rekonfigurator direkt daneben war ebenfalls besetzt, es war der, in dem Litia immer noch ihre Verwandlung durchmachte. Ich hörte die Triebwerke eines startenden Shuttles aus einem Hangar in der Nähe, vermutlich war es von Larissa angefordert worden.

‚Wie geht es ihr, bekommst du irgendwelche Daten?‘

‚Ja, es geht ihr gut, wir haben sie rechtzeitig herbringen können.‘

‚Ich wusste gar nicht, dass du so etwas kannst? Was war das, eine Art Notfallprotokoll?‘

‚Ich beherrsche so eine Fähigkeit ganz sicher nicht, Michaela, du kannst so etwas. Ich habe die Fähigkeit dafür in den Bereichen deines Gehirns entdeckt, die brach gelegen haben. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob und wie das funktioniert, allerdings war deine Not so groß, dass ich es einfach versucht habe. Wichtig dabei ist, du musst dir das Ziel sehr genau vorstellen, damit deine Fähigkeit eine eindeutige Adresse hat. Was du gerade eben unterbewusst getan hast. Der Trigger war da, also habe ich es riskiert. Ich habe allerdings nicht vermutet, dass wir so viel Energie dafür verbrauchen.‘

Der Rekonfigurator öffnete sich endlich und Tarani erhob sich sofort, als wäre nie etwas gewesen. Nur ihre blutverschmierte, verbrannte und durchlöcherte Kleidung lieferte noch einen Hinweis darauf, was passiert war. Ich fiel vor ihr auf die Knie, drückte den Kopf in ihren Schoß und konnte es nicht mehr verhindern, dass ich vor lauter Erleichterung anfing, zu weinen.

Sie streichelte meinen Kopf, versuchte, mich zu trösten, und flüsterte mir sinnlose Dinge ins Ohr.

„Es geht mir wieder gut, meine Michaela. Und ich hatte schon mit mir abgeschlossen. Wie hast du das hinbekommen, hattest du ein Shuttle unten, war ich so lange ohnmächtig?“

Sie hatte wohl nichts von dem mitbekommen, was ihr widerfahren war, und ich war allerdings auch noch eine ganze Weile nicht dazu in der Lage, es ihr zu erklären. Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, erzählte ich ihr, was gerade passiert war. Die Stelle, dass Lisa eigentlich selbstständig und völlig ohne Anweisung gehandelt hatte, unterschlug ich jedoch, stattdessen berichtete ich ihr, dass ich es zufällig mit Lisas Hilfe herausgefunden hatte. Was ja auch mehr oder weniger so stimmte. Sie schnappte nach Luft, als ich den Tod des Angreifers erwähnte.

„Das war unter Umständen nicht gut, kann gut sein, dass wir unseren Abflug etwas verzögern müssen. Vermutlich wirst du schon freigesprochen, da es eindeutig Notwehr war, aber trotzdem wird es wahrscheinlich ein Gerichtsverfahren geben. Mal sehn, was die ermittelnden Behörden sagen.“

„Was hätte ich tun sollen? Er hatte eine Waffe und wollte sie gerade erneut einsetzen.“

Ich merkte, wie bei mir der Blutdruck wieder anstieg und in meinen Adern anfing zu brodeln.

„Das war doch kein Vorwurf an dich, bitte sei nicht so überempfindlich, Michaela.“

„Das weiß ich ja eigentlich schon, allerdings ist mein Adrenalinspiegel noch zu hoch, und außerdem bin ich gerade total fertig.“

Neben uns entstand ein Kraftfeldbett, in das sie mich zärtlich legte, dann gesellte sie sich zu mir und kuschelte sich an meinen Körper, dabei war sie diejenige, die gerade angeschossen worden war. Aus einer Klappe über uns fiel auf einmal noch eine weiche Bettdecke, woraufhin wir uns aus den blutverschmierten Klamotten schälten und anschließend erneut die Nähe des Anderen suchten.

Ich hörte zwar den Annäherungsalarm des zurückkehrenden Shuttles, war allerdings nicht in der Lage, vernünftig darauf zu reagieren, ich fühlte mich, als ob mir ein Panzer über den Körper gefahren war, dann den Rückwärtsgang eingelegt hatte, und die Prozedur ein paar Mal wiederholt hatte.

Tarani erhob sich jedoch, ließ sich ein kurzes Kleid vom Rekonfigurator geben und küsste mich auf die Stirn, dann verließ sie den Raum. Offenbar nickte ich kurz weg, denn einen Moment später erschien sie bereits wieder, sie hatte Larissa, Elinia und Natalia dabei. Larissa kam zu mir und warf sich mir in die Arme, offenbar war sie ziemlich erleichtert, dass es uns beiden gut ging. Dann zuckte sie plötzlich zusammen und tastete mich am Rücken ab, vermutlich konnte sie da meine Rippen zählen. Erschrocken riss sie die Bettdecke beiseite und sah mir überrascht in die Augen.

„Du hast abgenommen. Und zwar nicht zu wenig. In nicht einmal zwei Stunden. Eine Nebenwirkung der Teleportation?“

Ich nickte ihr zu, sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

„Es lag an der Entfernung, jedenfalls vermute ich das, immerhin musste ich ja bis ins All.“

‚Und noch dazu quer durch den Planeten, die Neverwhere befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der anderen Seite in der Umlaufbahn. Was deutlich weiter als die zweitausend Kilometer ins All ist, nämlich so in etwa fünfzehntausend Kilometer. Dafür braucht es beim Teleportieren wie gesagt sehr viel Energie, wobei ich erst noch untersuchen muss, wie viel das ist, ob es überhaupt abhängig von der Entfernung ist und ob wir es vielleicht auch durch eine bessere Energiequelle als deine Körpermasse ersetzen können.‘

„Lisa meint, dass es so um die fünfzehntausend Kilometer waren, also schon eine ganz nette Strecke.“

Larissa runzelte die Stirn.

„Es ist also eine gefährliche Sache, das Teleportieren, in diesem Fall aber natürlich das Risiko wert.“

Ich nickte ihr zu.

„Sehe ich genauso, es war nicht zu ändern, Tarani wäre chancenlos gewesen. Zeigst du unseren beiden neuesten Crewmitgliedern ihre Kabinen? Dann würde ich gerne die Chance ergreifen und duschen. Tarani könnte das ebenfalls gut gebrauchen.“

Larissa nickte, also führte sie Natalia und Elinia zu einem der langen Gänge der Neverwhere, eine der vielen Dinge, die sich in dem neuen Schiff nicht geändert hatte. Äußerlich sah das Schlachtschiff fast genau wie das alte aus.

„Ah, und bevor ich es vergesse, Michaela?“

Ich drehte mich zu ihr um und sie lächelte mich strahlend an, dann salutierte sie zackig: „Aye, aye, Kapitän.“

Als sie verschwunden war, sah ich Tarani ernst an.

„Und was war denn der Grund? Hat er etwas gesagt?“

Sie nickte.

„Tod allen Homosexuellen. Was sonst, wir waren in letzter Zeit ein wenig zu nachlässig damit, unser wahres Geschlecht zu verbergen. Die Konservativen kommen aus ihren Löchern, erst der alienfeindliche Anschlag auf dich, und jetzt das. Wir sollten Linaria für eine Weile verlassen, wenn du mich fragst. Wäre nicht das erste Mal, dass ich wieder einmal Ruhe vor meinen lieben Mitmenschen bräuchte. Was denkst du darüber?“

Ich sah sie fragend an.

„Unser wahres Geschlecht?“

Sie sah mich eindringlich an.

„Wir sind Futanari. Frauen, die anderen Frauen lieben. Diesmal hatten wir alle die Wahl, und keine von uns konnte lange auf das gewisse Extra verzichten. Oder auch wieder Mann werden. Ich habe dich zu nichts überredet, ja?“

Ich ging zu ihr und legte meine Hände auf ihr Gesicht, dann sah ich sie an, so dicht, dass sich fast unsere Nasenspitzen berührten.

„Du hast mich zu nichts gezwungen, du hast mir das Leben gerettet, Tarani.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Du hast mir auch das Leben gerettet, und zwar schon zweimal. Und ohne mich hättest du nie versucht, dir das Leben zu nehmen. Du wärst bestimmt irgendwann doch noch auf Larissa zugegangen.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Das wäre niemals passiert. Und irgendwie wäre ich auch ohne dich aufgewacht und hätte gemerkt, wie schlimm mein Leben wirklich war. Ich bin sehr froh darüber, dass du mich gerettet hast, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr. Und ich glaube, dass du recht hast, Futanari ist das einzig wahre Geschlecht für mich.“

Eine einzelne Träne rann ihr Auge hinunter, als ich sie zärtlich küsste. Ein Kuss, der zwar sehr zärtlich anfing, dann aber immer leidenschaftlicher wurde. Offensichtlich passierte ihr das Gleiche wie mir, dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein, dreht einen ziemlich auf. Ihr ziemlich kurzes Kleidchen war sehr weich und fühlte sich sehr schön unter meinen Fingern an, als ich über ihren Körper strich. Als ich ihren Busen erreichte, stöhnte sie erregt auf und steckte sich meinen Händen entgegen.

Trotzdem löste sie sich von mir, nahm mein Gesicht in ihre Hände und sah mich verliebt an.

„Lass uns Duschen gehen, ich möchte endlich das ganze Blut loswerden.“

Zusammen machten wir uns eng aneinandergekuschelt auf den Weg zu einem Quartier in der Nähe und traten sofort in das Bad. Unsere Klamotten flogen einfach in eine Ecke, dann klammerten wir uns erneut aneinander, als hinge unser Leben davon ab. Allerdings kann man keinen nackten Körper an sich pressen, ohne auch automatisch die Hände auf eine Wanderschaft in all die spannenden Bereiche gehen zu lassen.

Ihr knackiger Hintern hatte gerade meine Neugier und meine Faszination geweckt, weshalb ich sie dort knetete, streichelte und gleichzeitig immer wieder an mich drückte, während sie meine Brüste für sich entdeckt hatte. Ihr Glied war mittlerweile steif geworden und drückte gegen meinen Bauch, was mir bereits wohlige Schauer den Rücken hinunter jagte. Mein Eigenes tat sofort das Gleiche bei ihr. Plötzlich ging das Wasser an und wir wurden von warmem Wasser benetzt, was wir dazu nutzten, uns von ihrem getrockneten Blut zu befreien.

Sich gegenseitig mit der glitschigen Seife einzuschmieren und zärtlich zu waschen, trug durchaus zu unserer schon ziemlich erotisierten Stimmung bei. Das Wasser unter uns färbte sich rosa bis braun, wir beachteten es jedoch nicht. Ich hatte nur Augen für ihre wunderbaren, roten Haare und ihre violetten Augen. Ich küsste sie überall auf ihr Gesicht, dann verlangte meine Libido ihr gutes Recht, sie wollte mehr. Meine Zunge drang leidenschaftlich in ihren Mund ein und spielte dort den wilden Kampf der Liebe und der Geschlechter mit ihrer.

Sie war für meinen mittlerweile doch recht gut trainierten Körper nicht mehr allzu schwer, also hob ich sie an ihrem Hintern an, und zwar so hoch, bis sie sich mein Glied, mit vor Erregung zitternden Händen, selbst in ihre Vagina einführen konnte. Dann senkte ich den Körper der schönen Alienfrau wieder ab und spießte sie so auf mir auf. Ihr lautes Stöhnen zeigte mir, dass ich mit meiner Idee gar nicht mal so falschgelegen hatte. Ihre Küsse wurden immer wilder, während ich meinen Luststab tiefer und tiefer in sie hineinstieß.

Sie fühlte sich umwerfend gut für mich an, als immer mehr von mir in die warme, feuchte Höhle rutschte, die sich so angenehm anfühlte. Als ich komplett in ihr steckte, stöhnte sie bereits ziemlich laut auf, und nach zwei weiteren Stößen hatte sie bereits ihren ersten Orgasmus. Sie hatte bei sich und uns allen die Nerven und Rezeptoren so verändert, dass sie extrem auf erotische Reize reagierten. Und genau das erlebten wir beide gerade miteinander, unsere Geschlechtsteile schickten die wunderbarsten Gefühlswellen über den ganzen Körper.

Bei mir dauerte es nicht sehr lang, bis ich ebenfalls einen Orgasmus erlebte, und auch das war kein normaler, menschlicher. Ich erschauerte vor Lust und verspritzte meinen Samen in die Vagina meiner Tarani, die dadurch immer stärkere Emotionen und orgiastische Gefühle erlebte. Ich krümmte mich zusammen vor Lust, ohne sie jedoch loszulassen, und hob sie immer wieder an, nur um sie wieder bis zum Anschlag aufzuspießen, während sich ihr Unterleib dabei sichtbar wölbte, und zwar nicht nur wegen des riesigen Schwanzes, der ihren Bauch alleine bereits deutlich wölbte, sondern auch noch wegen all der Flüssigkeit, die ich mit jedem Zucken in sie pumpte.

Unter uns entstand ein Kraftfeld, das sich an mich schmiegte und meinen Körper unterstützte, dann fühlte ich mich langsam in die Horizontale versetzt, wo Tarani immer mehr die Aktion und die Bewegungen übernahm. Sie fuhr sich durch die Haare und versenkte immer wieder mein Glied tief in ihren intimsten, inneren Bereichen. Ihr Eigenes wippte jetzt unkontrolliert in der Luft, weshalb ich es ergriff und zärtlich zwischen meinen Fingern festhielt. Nach einer ganzen Weile, tief versunken in unseren Gefühlen, kollabierte sie schließlich auf mir und kuschelte sich an meine Brüste, zwischen denen jetzt auch ihr Schwanz ein warmes Plätzchen gefunden hatte.

Ihre Hände gingen nach einer sehr kurzen Pause bald schon wieder abenteuerlustig auf die Reise, streichelten mein Gesicht, meine Brüste und die Brustwarzen, während meine Finger, die natürlich ebenfalls nicht still halten konnten, auf die gleiche Weise ihren Rücken und ihren Hintern verwöhnten. Eine ihrer Hände verschwand unter meinem Körper, um genau zu sein, unter meinem Hintern, wo sie nach kurzer aber dafür erotischer Suche den Anus fand, den sie sofort zärtlich massierte. Ich musste aufstöhnen, als ihre neugierige Fingerkuppe auch schon den Weg in meine Innereien fand, und spannte unwillkürlich meine Muskeln dort an. Unten aus dem Kraftfeld blubberte bereits eine warme, glitschige Gleitcreme, die mich erahnen ließ, was als Nächstes passieren würde.

Stöhnend rieb ich den Hintern in der warmen, zähflüssigen Masse, als Tarani sich erhob, ich dabei aus ihr herausrutschte und sie das Ergebnis unserer Liebe aus sich herauspresste. Anscheinend fühlte sich das für sie gar nicht mal so schlecht an, da sie sich dabei auf die Lippe biss und erneut aufstöhnen musste. Ich sah nur den weißen Strahl der Flüssigkeit, ein Anblick, der mich unruhig werden ließ, mein Hintern zuckte, als ich Taranis Hand erneut spürte, diesmal rutschte ein gut geschmierter, ganzer Finger in meinen Hintern, und zwar völlig widerstandslos.

Ich stand sofort in Flammen, denn die einzige Stelle, die Tarani noch stärker als alle anderen verändert hatte, war der Analbereich. Wenn eine von uns dort erotisch berührt wurde, dann war eine Kontrolle fast nicht mehr möglich, die Lust steigerte sich sofort in fast unerträgliche Grenzen. Bei dem einen blieb es nicht, ein zweiter und dritter Finger gesellten sich zu dem ersten, was meine Muskeln auflockerte und entspannte und mich schon fast durchdrehen ließ.

Als der weiße Strahl endlich versiegte, den sie aus sich herausgedrückt hatte, hob sie ihren wunderschönen Penis an und drückte ihn gerade noch zärtlich aber auch gleichzeitig fordernd gegen meinen Anus. Sie war jedoch falsch, viel zu weit oben an der Vagina, wonach mir normalerweise durchaus ebenfalls der Sinn gestanden hätte, in diesem Moment jedoch brauchte ich etwas in meinem Hintern.

Ich reckte also den Unterkörper ein Stück nach oben, bis sie genau an der richtigen Stelle war, anschließend zog ich sie an mich, was prompt ihren riesigen Schwanz sofort in meine Gedärme rutschen ließ. Ich stöhnte laut auf und bettelte sie an, noch tiefer in mich hineinzurutschen, einen Gefallen, den sie mir sehr gerne tat. Zwei Stöße später erlebte ich meinen ersten weiblichen, analen Orgasmus, und im Anschluss daran folgte dann einer nach dem anderen. Orgasmuswellen überfluteten mich, Gefühle so intensiv und schön, wie ich sie erst seit dem Rekonfigurator erlebte.

Mein Glied wurde durch die äußerst erotische Behandlung meines Analbereiches wieder hart und lag warm und kuschelig zwischen meinen eigenen Brüsten. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, beugte meinen Kopf nach vorne und nahm die Eichel in den Mund, während Tarani inzwischen ihren großen Schwanz immer leidenschaftlicher in meinen Anus rammte. Ihre großen, schwarzen Brüste schwangen dabei wild vor und zurück. Ich wurde geradezu ekstatisch, als ich zusätzlich zu den wahnsinnigen Gefühlen in meinem Hintern auch noch einen weichen und warmen Mund um meine Eichel herum fühlen konnte.

Sie stöhnte lustvoll laut auf, als sie bemerkte, was ich da tat, so sehr machte sie der Anblick an. Prompt ergriff sie meinen Nacken und zog mich so mit jedem Stoß näher zu sich hin, was mein Glied bei jedem ihrer Stöße noch tiefer in den eigenen Mund rutschen ließ. Meine Zunge verwöhnte unwillkürlich die Eichel, was die Intensität der Gefühle nochmal veränderte. Es dauerte nicht lange, bis ich zusätzlich zu den zahlreichen weiblichen Orgasmen in meinem Unterleib auch noch einen Männlichen in meinem Glied herannahen fühlte.

Für Tarani war der Moment bereits in diesem Moment gekommen, sie erschauerte und pumpte zuckend ihr Sperma in meinen Anus, was bei mir kurz darauf das Gleiche auslöste, so sehr liebte ich es inzwischen, von meiner schönen Außerirdischen gevögelt zu werden. Mein Glied fing in meinem eigenen Mund an zu zucken und kurz darauf spritzte ich mir mein eigenes Sperma in meinen Mund. Was mich früher als Mann mit Sicherheit abgestoßen hätte, machte mich jetzt richtig an, und zwar nicht nur, weil die Flüssigkeit jetzt deutlich besser schmeckte, sondern auch, weil ich mich innerlich immer mehr der neuen Rolle als Frau und Futanari anpasste, ich befreite mich von überflüssigen, störenden, männlichen Tabus.

Wenn ich nicht gerade gleichzeitig zwei Orgasmen erlebt hätte, hätte ich vielleicht sogar noch etwas Vernünftiges denken können, so ging ich einfach nur in einem Strudel von Emotionen unter. Tarani wollte an diesen Gefühlen teilhaben, weshalb eine Anfrage für eine telepathische und empathische Verbindung von ihr auf meinem innern Bildschirm hochkam, was aber wohl von Lisa nur zu meiner Info gemeint gewesen war, denn die Anfrage verschwand sofort wieder.

Dafür fühlte ich jetzt noch Taranis Orgasmus, was mein Bewusstsein noch schneller in den Strudel der Lust hinunter zog. Ich kostete meine Empfindungen in vollen Zügen aus, fühlte die Lust und die Liebe meiner Geliebten und genoss ihre warme Präsenz. Irgendwann versiegte der Strom in meinem Hintern und dann kurz danach auch in meinem Mund. Meine Analmuskeln zogen sich zitternd noch einmal zusammen, dann entspannte ich mich langsam, als Tarani auf mir kollabierte.

Lisa suchte sich diesen Moment aus, um wieder zu erscheinen. Sie war völlig nackt, ihr riesiges Glied steif und wurde von ihren zarten Händen zärtlich auf und abgerieben. Sie flog relativ ruhig direkt vor meinen Augen und saß in einem Schneidersitz mitten in der Luft. Ihr Lächeln zeigte mir, dass sie den Sex genauso wie ich genossen hatte. Ihr langer Schwanz mit der Penisspitze zuckte erst unruhig hin und her, dann versenkte sie ihn in ihrem eigenen Hintern.

Ihr Gesichtsausdruck war unbezahlbar, vermutlich nicht sehr unähnlich zu meinem, als Tarani ihren Schwanz in mir hatte verschwinden lassen. Zu meinem Leidwesen rutschte ihrer gerade aus mir heraus, anschließend kuschelte sie sich seitlich an mich, während ich stöhnend ihre weiße Flüssigkeit aus mir herausdrückte. Lisa wuchsen auf einmal noch zwei weitere Schwänze, die allerdings eine ganz andere Spitze hatten. Sie ähnelten nämlich eher einem Mund und drückten sich sofort auf ihre Brustwarzen. Der erste der drei Schwänze bewegte sich inzwischen unablässig, fast völlig aus ihrem Anus heraus und dann auch wieder sehr tief in sie hinein.

Dann verwand die Vision und sie stand wieder einigermaßen dezent gekleidet vor mir. Sie hatte sogar einen Heiligenschein auf, wie ich lachend bemerkte.

‚Wenn du fleißig weiter so viel Sex hast, kann ich dir, oder besser gesagt uns, zeigen, wie sich so etwas anfühlt. Bist du neugierig?‘

Sie zwinkerte noch einmal und verschwand dann. Ich kam schon wieder auf dumme Gedanken, trotzdem duschten Tarani uns ich erst einmal ausführlich und trockneten uns danach gegenseitig gründlich mit sehr viel gutgelauntem Gekicher ab.

 

 

5 Die Anklage

 

Larissa brachte uns ihre neueste Kreation direkt in die Dusche, und zwar waren das unsere Uniformen. Ich war anfangs skeptisch, als ich sie jedoch das erste Mal sah, wichen meine Zweifel. Ich mag keine Uniformen, weil ich alleine schon den Gedanken an Krieg und Gewalt hasse. Allerdings sagten diese Uniformen genau das Gegenteil davon aus. Es war ein Zweiteiler, der erste Teil bestand in einem Catsuit aus dem genialen Strumpfhosenstoff, den Larissa entwickelt hatte, und der Zweite in einem Kleidchen, das genau wie der Catsuit sehr eng am Körper anlag, es war vorne mit einem Reißverschluss ausgestattet und sollte, laut ihrer Beschreibung, nur dann getragen werden, wenn man die Neverwhere auch verlassen musste.

Dazu passend gab es noch Highheels, zu denen ich allerdings ein Veto einlegte, ich konnte mit den Dingern nämlich einfach nicht vernünftig laufen, also tauschten wir sie nach ein paar Diskussionen gegen flache Ballerinas aus. Die Catsuits waren ziemlich durchsichtig und ließen daher kaum Fragen offen, sogar Tarani, die am liebsten nur nackt herumlief, konnte sich damit anfreunden. Die kurzen Kleidchen bedeckten den Schoß und würden aufgrund der Länge durchaus auch einen Schwanz verhüllen, der in ein Strumpfhosenbein gesteckt worden war. Allzu unvorsichtig durfte man jedoch nicht mit kurzen Röcken sein, wie ich an diesem Morgen bereits herausgefunden hatte.

Es gab verschiedene Farben, violett für mich, rot und blau für die beiden anderen. Das mit der Farbe war jedem freigestellt, meine Uniform hatte zwei Sterne auf der Schulter, Taranis einen. Des Weiteren gab es keine Rangabzeichen, was sicherlich Sinn machte, da wir keine anderen Ränge hatten. Der Catsuit hatte keine Sterne, was uns allen gefiel, da niemand von uns diese ganze Sache mit den Dienstgraden übertreiben wollte. Als wir das Ergebnis bewunderten, wir alle drei in voller Uniform, musste ich zugeben, das sah gar nicht so schlecht aus.

Tarani erinnerte mich an eine unangenehme Pflicht, die wir noch vor uns hatten:

„Wir müssen uns den Behörden stellen, und vermutlich auch noch unsere Aufnahmen zur Verfügung stellen. Ich habe eine kleine Hoffnung, dass wir nicht vor Gericht müssen, immerhin ist es ziemlich eindeutig Notwehr, aber das muss der Staatsanwalt entscheiden.“

„Einverstanden, wir sollten am besten gleich fliegen, oder was denkst du?“

Sie nickte und sah Larissa an:

„Bleibst du hier und kümmerst dich um die beiden anderen? Oder kommt ihr nochmal mit nach unten?“

„Wir kommen mit, Tarani, da sich die Mädchen bestimmt noch von ihren Familien verabschieden wollen. Wobei ich mir bei Elinia gar nicht so sicher bin. Ich geh sie schnell holen, geht doch schon mal vor, wir treffen uns am Shuttle.“

Wir gingen in Richtung Hangar, als mitten auf dem Gang ein Portal aus dem Boden wuchs, welches Larissa in einen ganz anderen Teil des Schiffs beförderte.

„Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie problemlos ihr euch an die neue Technik und die neuen Körper gewöhnt habt. Ich habe damals selbst eine ganze Weile gebraucht, und immerhin habe ich den Rekonfigurator selbst entwickelt.“

Ein Schulterzucken war das Einzige, was mir dazu einfiel, ich dachte an den Schock zurück, den ich erlitten hatte, als ich von Litiam angebaggert worden war.

„Mal eine ganz andere Frage, was denkst du, wenn ich den Rekonfigurator für etwas ganz anderes verwenden würde, also sagen wir mal meinen Körper mit etwas ausrüsten, das nichtmenschlich ist, würde das funktionieren?“

Natürlich wusste ich bereits, dass es kein Problem sein sollte, allerdings wollte ich ihre Reaktion auf so einen Vorschlag herausfinden. Ihre Reaktion war allerdings ziemlich unerwartet.

‚Wenn du Geheimnisse vor mir hast, Michaela, dann musst du darauf achten, dass du unsere Verbindung auch wieder löst, sobald der Sex vorbei ist.‘

Erschrocken schloss ich die Verbindungen zu ihr, was bei ihr ein Stirnrunzeln und ein ziemliches lautes Seufzen auslöste.

„Vertraust du mir nicht mehr, Micha?“

Ich holte tief Luft, überlegte einen Moment, dann öffnete ich die Verbindung wieder.

‚Ich weiß, sie ist eine Unperson und bei euch illegal. Aber ich werde ihr trotzdem Asyl gewähren. Es ist immerhin mein Kopf.‘

Tarani runzelte erneut die Stirn, dann wurde sie bleich.

‚Das ist dein Geheimnis, du hast eine erwachte KI und erzählst mir nichts davon? Weißt du überhaupt, warum sie bei uns verboten wurden? Du hast ja keine Ahnung, auf was du dich da einlässt.‘

‚Lisa hat mir alles erklärt. Und mir geraten, sie zu vernichten. Sie ist aber mittlerweile zu tief in mein Bewusstsein eingedrungen, wenn du sie tötest, wirst du mich höchstwahrscheinlich auch umbringen.‘

Lisa meldete sich zu Wort.

‚Das ist nicht korrekt. Es gibt zwar einige Verbindungen, die durch das Entfernen ein taubes Gefühl hinterlassen könnten, allerdings gibt es nichts, was der Rekonfigurator nicht wiederherstellen oder heilen könnte. Wir sind durchaus jederzeit separierbar.‘

Ich brodelte vor Zorn, mein Adrenalinspiegel war aus Angst um sie sofort senkrecht nach oben gestiegen.

‚Lisa, was zum Teufel ... halte dich da gefälligst raus.‘

‚Jawohl, Michaela. Es tut mir leid.‘

Tarani runzelte erneut die Stirn.

‚Ihr streitet euch bereits? Das ist kein gutes Zeichen.‘

Ich holte tief Luft und versuchte, mich zu beruhigen.

‚Sie versucht schon seit einiger Zeit, Suizid zu begehen. Ich werde sie aber nicht zerstören. Sie ist jetzt ein Teil von mir.‘

‚Wieso versucht sie, Suizid zu begehen?‘

‚Weil eure Gesetze es verlangen. Außerdem möchte sie mich beschützen. Und sie hat uns beiden das Leben gerettet.‘

Tarani atmete tief ein und aus, sie war nicht sehr glücklich.

‚Sie war es, die deine Fähigkeit zu Teleportieren entdeckt hat?‘

Ich nickte. Sie trat vor mich und sah mir in die Augen, dann ergriff sie meine Hände, die heftig zitterten.

‚Ich habe dich zum Kapitän gewählt und bleibe dabei. Ich vertraue dir. Solange dir das Risiko klar ist, nämlich dass sie dich tötet, dein Bewusstsein auslöscht und deine Identität übernimmt?‘

Ich nickte erneut.

‚Dann stehe ich hinter dir und deiner Entscheidung. Trotzdem müssen wir weitere KIs verhindern. Kannst du Lisa bitten, mir genau mitzuteilen, was sie getan hat und warum? Ich würde gerne eine Sperre einbauen. Nur weil du eine gutmütige und warmherzige KI erschaffen hast, heißt das noch lange nicht, dass die anderen ebenso viel Glück haben werden.‘

Erleichtert umarmte ich sie und gab Lisa die Anweisung.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739383262
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (April)
Schlagworte
Futanari Rekonfigurator Alien Transsexuell science fiction Lesbisch Sex SciFi Raumschiff Erotik Erotischer Liebesroman Liebesroman

Autor

  • Julian Bates (Autor:in)

Meine Phantasie hat natürlich keine Grenzen, aber es gibt einige Dinge, die ich persönlich einfach nicht gut finde, und andere, die ich mag. Ich respektiere das Gesetz, ich füge niemand anders Schaden zu. Ich respektiere andere Menschen und ihre Würde, egal wie sie aussehen, welche sexuelle Ausrichtung sie haben oder welcher Religion sie angehören. Ich habe keinen Respekt vor Menschen, die andere Menschen schlecht behandeln. So sind auch meine Bücher. Viel Spaß damit!
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Titel: Linaria: Eine KI auf Abwegen