Lade Inhalt...

Kaylee

Black Moon Agentur

von Jasmin Timm (Autor:in)
244 Seiten
Reihe: Black Moon, Band 1

Zusammenfassung

Kaylee Dies ist die Geschichte von Kaylee Moretti. Als Escort Girl zu arbeiten war sicherlich nicht ihr Lebenstraum, aber sie muss das Beste daraus machen, um ihr eigenes Leben und vor allem das ihrer beiden Kinder zu sichern. Nach dem Tod ihres Mannes steht sie ohne einen Cent da und hat zudem dessen Familie, einen der berüchtigten Mafia-Klans in Denvers, im Nacken, die ihr die Kinder wegnehmen möchten. Doch solange sie unter dem Schutz ihres eigenen Klans steht, sind sie sicher. Denn auch ihr Klan – die Morettis – sind Mafia. Doch Schutz ist relativ, er wird nur gewährt, solange sie in Tony Morettis Agentur für Escort Girls arbeitet – der Black Moon. Und so findet sie sich an einem verhängnisvollen Samstagabend bei einem Kunden ein, der sie voller negativer Emotionen empfängt, Wut und Zorn brodeln in ihm, obwohl sie ihn doch noch gar nicht kennt. Denn solch einen tollen Mann hätte sie nie vergessen. Dexter Murdoch verkörpert ab dem ersten Moment alles, wovor sie sich fürchtete, als sie mit dem Escort Service anfing: zu viel Geld, zu viel Macht, zu viel schlecht gelaunter, gutaussehender Macho. Kann sie ihn milde stimmen, gnädig und freundlich? Kommt sie unbeschadet aus der Sache raus? Und damit ist nicht nur ihr Körper gemeint, denn der sexy, reiche Fremde, der da vor ihr sitzt, schafft es im Handumdrehen all ihre neue Professionalität wegzuwischen und ihr Herz zu berühren. Und das kann nicht gut sein, wenn man als Escort Lady arbeitet… Dexter Dexter Murdoch, ein angesehener Geologe, der sich auf die Glaziologie – die Erforschung der Gletscher weltweit – spezialisiert hat, wird von seiner Mutter aufgefordert, ein Escort Girl zu überprüfen, das eine seltsame, extrem teure Beziehung zu seinem Großvater Theodor hat. Ein kleines Luxusweibchen soll sich ausgerechnet seinen gebildeten, zurückhaltenden, gemütlichen Grandpa als ‚Sugar Daddy‘ ausgesucht haben? Nun, seit seiner Trennung von seiner Ex sucht er ein Ventil für sexuellen Frust und den Zorn auf die oberflächlichen, materiell gierigen Frauen dieser Welt. Da kommt ihm dieser Auftrag, diese genaue Untersuchung des Escort Girls gerade recht. Doch schon der erste Eindruck der jungen Frau bringt ihn aus dem Konzept, denn sie passt so gar nicht zu dem Bild der geldhungrigen, oberflächlichen billigen Schlampe, das seine Mutter ihm vorgezeichnet hat. Doch wenn sie wirklich so natürlich und ‚unschuldig‘ ist, wie sie sich gibt – wohin verschwindet dann Theodors Geld?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über das Buch

Kaylee

Dies ist die Geschichte von Kaylee Moretti. Als Escort Girl zu arbeiten war sicherlich nicht ihr Lebenstraum, aber sie muss das Beste daraus machen, um ihr eigenes Leben und vor allem das ihrer beiden Kinder zu sichern. Nach dem Tod ihres Mannes steht sie ohne einen Cent da und hat zudem dessen Familie, einen der berüchtigten Mafia-Klans in Denvers, im Nacken, die ihr die Kinder wegnehmen möchten. Doch solange sie unter dem Schutz ihres eigenen Klans steht, sind sie sicher. Denn auch ihr Klan – die Morettis – sind Mafia. Doch Schutz ist relativ, er wird nur gewährt, solange sie in Tony Morettis Agentur für Escort Girls arbeitet – der Black Moon.

Und so findet sie sich an einem verhängnisvollen Samstagabend bei einem Kunden ein, der sie voller negativer Emotionen empfängt, Wut und Zorn brodeln in ihm, obwohl sie ihn doch noch gar nicht kennt. Denn solch einen tollen Mann hätte sie nie vergessen.

Dexter Murdoch verkörpert ab dem ersten Moment alles, wovor sie sich fürchtete, als sie mit dem Escort Service anfing: zu viel Geld, zu viel Macht, zu viel schlecht gelaunter, gutaussehender Macho.

Kann sie ihn milde stimmen, gnädig und freundlich? Kommt sie unbeschadet aus der Sache raus? Und damit ist nicht nur ihr Körper gemeint, denn der sexy, reiche Fremde, der da vor ihr sitzt, schafft es im Handumdrehen all ihre neue Professionalität wegzuwischen und ihr Herz zu berühren. Und das kann nicht gut sein, wenn man als Escort Lady arbeitet…

Dexter

Dexter Murdoch, ein angesehener Geologe, der sich auf die Glaziologie – die Erforschung der Gletscher weltweit – spezialisiert hat, wird von seiner Mutter aufgefordert, ein Escort Girl zu überprüfen, das eine seltsame, extrem teure Beziehung zu seinem Großvater Theodor hat. Ein kleines Luxusweibchen soll sich ausgerechnet seinen gebildeten, zurückhaltenden, gemütlichen Grandpa als ‚Sugar Daddy‘ ausgesucht haben?
Nun, seit seiner Trennung von seiner Ex sucht er ein Ventil für sexuellen Frust und den Zorn auf die oberflächlichen, materiell gierigen Frauen dieser Welt. Da kommt ihm dieser Auftrag, diese genaue Untersuchung des Escort Girls gerade recht.

Doch schon der erste Eindruck der jungen Frau bringt ihn aus dem Konzept, denn sie passt so gar nicht zu dem Bild der geldhungrigen, oberflächlichen billigen Schlampe, das seine Mutter ihm vorgezeichnet hat. Doch wenn sie wirklich so natürlich und ‚unschuldig‘ ist, wie sie sich gibt – wohin verschwindet dann Theodors Geld?

Je näher er sich mit Kaylee beschäftigt, je genauer er sie kennen lernt, desto tiefer verstrickt sich sein Herz in eine Angelegenheit, die doch nur eine kurzweilige Untersuchung im Auftrag seiner Mutter hätte bleiben sollen.

Über die Autorin

Mein Name ist Jasmin Timm und ich lebe im wunderschönen Harz inmitten der Natur zusammen mit meinem Mann und zwei Hunden. Seit die Kinder aus dem Haus sind und in alle Teile Deutschlands verstreut leben, bleibt viel freie Zeit für Hobbys. Ich liebe es, mit dem E-Bike durch den wilden Nationalpark Harz zu fahren, Pilze zu sammeln oder Geocaching. Aber auch Handarbeiten wie Stricken gehört dazu, am liebsten mit selbst auf dem Spinnrad hergestellter Wolle. Und es bleibt noch genug Zeit für viele aufregende Geschichten aus meiner Fantasie.

Ich danke meinem Mann für seine Unterstützung, seine unendliche Geduld und humorvolle Nachsichtigkeit.

Ich danke unserer Tochter Aileen Timm für die Silhouette Kaylees und meiner Freundin Alex Giehler für das langwierige Basteln des Titelbildes.

Impressum

Impressum

Herausgegeben Januar 2020

Copyright by Jasmin Timm:

Jasmin.timm@t-online.de

Tolino Selfpublisher

Text des Buches: Jasmin Timm

Cover von Alex Giehler und Aileen Timm

Prolog

Toni Morettis Black Moon Agentur – ein schöner Name für eine Escort Agentur. Und in der Tat: mein Name ist Tony und ich komme aus Denver. Okay, offiziell heiße ich Antonio Moretti und ja: ich bin italienischer Abstammung. Auch wenn meine Familie sich schon seit über 150 Jahren auf amerikanischem Boden aufhält, lassen sich die Wurzeln nicht verleugnen. Vor allem, da ich zur Mafia gehöre.
Nein, ich habe nichts mit illegalen Drogen zu tun, Waffengeschäften oder Mord. Nein, das erledigen andere in der Familie. Meine älteren Brüder, allen voran Benedetto, haben die Leitung der Familiengeschäfte an sich gerissen und unter sich aufgeteilt. Zum Glück habe ich damit nichts zu tun, denn mein Geschäft ist sauber. Lukrativ, aber gesetzeskonform. Vielleicht – nun ja, ich gebe es ja zu – ein wenig neben der gesellschaftlichen Norm, aber…

Mir gehört die

Black Moon Agentur

Das Black Moon ist einer der besten, teuersten, luxuriösesten Escort-Services im mittleren Westen. Mit kleinen Dependancen in New York City und Los Angeles. Aber mein Hauptgeschäft ist hier in Denver, meiner heißgeliebten Heimatstadt. Hier spielen sich genug Geschichten und Dramen ab, um ganze Bücher zu füllen.
Meine Ladys – und Jungs – sind erstklassig, schön, gebildet und auf aller höchstem Niveau.

Doch ich bin, wie gesagt, ein Mafioso. Und deshalb habe ich ein sehr spezielles Auge auf meine Ladys. Unser Haus steht für Sicherheit und Luxus. Keine meiner Damen wird hier je zu Schaden kommen. Dafür bürge ich mit meinem guten Namen.

Und seit ein paar der anderen Mafiosi hier in der Stadt verrücktspielen und alles auf einen Krieg der Klans hinausläuft, sind immer mehr junge Damen aus den verschiedenen Familien dazu gekommen, um in der Sicherheit meiner Agentur eine Arbeit zu finden.

Im Grunde ist es ja nichts Neues. Der Krieg, den die de Sanctis gegen uns Moretti führen, existiert seit der Gründung der Stadt Denver im Jahre 1861. Beide Klans Seite an Seite. Wir waren zusammen mit dem Goldrausch hier, haben die Stadt aufgebaut, und nach dem verheerenden Feuer 1863 erneut aufgebaut. Wir hatten die Stadt unter unseren beiden Klans aufgeteilt. Alle waren mehr oder minder zufrieden. Die Geschäfte liefen gut, an den großen anderen amerikanischen Familien vorbei, auf grauen Pfaden und erst seit mein Bruder Benedetto die Macht an sich gerissen hat, geht es bergab. Oder – wie einige Kriegstreiber meinen – bergauf.

Ich für meinen Teil habe nur den Schutz meiner Damen im Sinn. Die Ladys, die für mich arbeiten, gehören alle zum einen oder anderen Klan und sind damit praktisch Familie.

Jede meiner Ladys ist eine Schönheit, jede ist besonders, bezaubernd, voller Charme und Witz und jede eine Prinzessin für mich.

Hier sind ihre Geschichten.

Band 1

Kaylee

Kapitel 1

Nächtliche Schatten umhüllten das Hochhaus. Dunkelheit vor den riesigen Fenstern der Hotelsuite, Düsternis in seinem Herzen. Glitzernde Lichter der umtriebigen Stadt. Funkelnd voller Vorfreude auf diesen Samstagabend, schienen sie gute Laune verbreiten zu wollen.
Doch nur wenig ihrer positiven Stimmung war hier oben zu spüren, die gemietete Hotelsuite verbreitete eine sterile Atmosphäre. Die spätsommerliche Wärme wich langsam einer nur wenig kühleren Abendluft. Perfektes Wetter zum Ausgehen und Tanzen. Überall dort unten machten sich hübsche Girls und feierlustige Männer allein und in Grüppchen auf den Weg, das Wochenende zu genießen. Hier oben, weit über den von Lachen erfüllten Straßen, saß ein einsamer Mann, allein mit seinen finsteren Gedanken.

Das Escort Girl wurde angemeldet und Dex ließ sich tiefer in seinen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch sinken. Sein Hass schwoll an und er wollte nicht, dass das Mädchen sofort erkannte, dass etwas nicht stimmte. Ein zynisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, gut versteckt hinter einem freundlichen Gesicht. Naja, das glaubte er zumindest. Doch als die junge Frau jetzt flott um die Ecke bog und in sein Arbeitszimmer hereinschneite, waren beide geschockt.

Sie war so ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte.
Sie entsprach in keinster Weise seinen Erwartungen.
Und prompt wurde seine Miene grimmig.
Die Wut gewann die Oberhand.

Atemlos stürmte sie in den Raum, ein glückliches Lachen im Gesicht.
„Hi Theodor, entschuldige, dass ich zu spät…“
Sie erstarrte mitten im Schritt, taumelte, fing sich und ihre Klappe fiel herunter. Buchstäblich, ihr Mund stand offen, mitten im Satz eingefroren.
Wow.
Das war nicht Theodor.
Niemals.

Atemlose Stille in ihrem Kopf.

Ein Traummann in dunklem Anzug, bildschön, sexy, voll angespannter Energie. Und der Typ saß da mit einem teuflischen Lächeln, als hätte er gerade seine Beute in die Falle gelockt.

Vorsichtig atmete sie aus, sammelte sich, sammelte gleichzeitig alle Informationen, derer sie habhaft werden konnte. Der Mann war über Dreißig, aber unter Vierzig, gut aussehend, reich, gepflegt. Muskeln, die auf regelmäßiges Training schließen ließen, Dreitagebart und die dunkelblonden Locken zu einem losen, langen Zopf gebunden. Eiskalte, blaugraue Augen starrten sie an.
Wütend. Oh, extrem wütend.
Okay.
Also noch einmal von vorn.
Ganz langsam.
Sie atmete tief durch und – platzte mit dem Ersten heraus, was ihr einfiel.

„Sie sind nicht Theodor!“

Er grinste. Breit und arrogant. Siegessicher. Nickte dann.
„Das ist wohl offensichtlich. Ich bin nicht Theodor. Ich habe Dich für heute Nacht gebucht. Die ganze Nacht. Für alles.“
Die letzten beiden Sätze hatten einen süffisanten, mehrdeutigen Unterton. Oh, oh, das klang gar nicht gut. Kaylee zückte ihr Handy. Da musste doch ein Irrtum vorliegen. Die Hoffnung starb innerhalb weniger Sekunden.

„Tony, hier ist Kaylee. Ich dachte, Theodor hätte mich heute gebucht. Aber da ist ein… straniero…“
„Ciao bella, tut mir Leid, Theodor kann heute nicht und dieser ‚Fremde‘ hat Dich an seiner statt gebucht. Das ist schon in Ordnung, das ist safe. Du hast mein Wort! Er hat doppelte Gage geboten und Dich für die ganze Nacht gebucht, für alles. Das geht doch klar, oder? Kriegst Du das doch hin, piccolina?“

Tonys drohender Unterton ließ sie hart schlucken, sie wurde blass und ihr Puls stieg. Verdammt, hätte er sie nicht vorwarnen können? Sie schaffte es nicht, ihre Miene zu beherrschen, sie wollte es so gerne, aber die plötzlich aufwallende Angst, ja Panik, blieb ihrem fremden Kunden wohl nicht verborgen. Er hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatte sich zu sicher gefühlt.

Dex verstand nicht, warum sie nicht einfach ablehnte, wenn sie solche Bedenken hatte. Offenbar war sie auf diesen Job stärker angewiesen, als er es sich vorstellen konnte. Und genauso offensichtlich war sie nicht glücklich, so wie der Abend verlief. Nun, es war ja auch nicht geplant, sie heute Nacht glücklich zu machen. Auch wenn das nicht einmal Tony ahnte.
Aber sie gab nach.
Sie zögerte nicht lange. Einen Rückzieher zu machen hieße Tonys Schutz zu verlieren, den Schutz der Familie. Und das konnte sie sich nicht leisten. Das durfte sie nicht riskieren. Ihr blieb einfach keine andere Wahl. Oh, jetzt war Improvisation gefragt.
Mit leisen Worten gab sie ihr Einverständnis, ihre Augen fixierten den grimmig blickenden Mann hinter dem Schreibtisch und in ihrem Kopf überschlugen sich die Möglichkeiten. Verdammt, alle waren suboptimal. Sie musste schon wieder einen Gefallen erbetteln und das widersprach ihrer Natur. Sie seufzte tief. Jetzt musste sie erst einmal die Fronten abklären.

„Sir, Sie haben mich für die ganze Nacht gebucht? Was heißt das denn in ihren Augen. Ich muss ein paar Dinge organisieren, wenn ich über Nacht fort bin. Theodor bucht mich immer nur für drei bis vier Stunden und dann lässt er mich gehen. Wann genau endet diese Nacht?“
„Oh, morgen früh irgendwann. Das werden wir dann sehen. Entspann Dich, ich hab teuer dafür gezahlt, dass Du mir in dieser Nacht gehörst. Was Du morgen machst, ist mir scheißegal.“

Seine groben Worte ließen sie zusammenzucken. Dex sah, wie die junge Frau noch blasser wurde und vor ihm zurück wich. Verdammt, er musste sich mehr zusammenreißen. Jetzt sofort mit der Tür ins Haus zu fallen war eine miese Taktik. Er sollte sie erst in Sicherheit wiegen, bevor er sie in die Ecke drängte.
Bilder quollen in seinem Hirn hoch, solche, die ihm seine Mutter eingeflüstert hatte. Er sah die junge Frau in Jeans und T-Shirt vor sich, aber seine Fantasie malte Bilder vom Sex – in allen möglichen Stellungen und Graden der Nacktheit – Sex mit Theodor… oder einem anderen Kunden. Sein Zorn stieg ins Unermessliche. Und sie sah seine Wut, aber sie interpretierte sie falsch. Kaylee glaubte, er wäre unzufrieden mit ihr, da sie sicher gehen wollte, wie groß der Gefallen sein musste, den sie von Zoe erbat.

„Okay, Sir, das ist schon irgendwie… okay. Aber ich muss es genauer wissen, damit ich mein Leben darum herum organisieren kann. Bitte, es ist wichtig, Sir.“
Sie kaute auf ihrer sexy Unterlippe herum, das Handy in der Hand und sah ihn mit bettelndem Blick an. Er schnaubte. Was wollte die Frau? Zeit schinden? Das brachte doch nichts, diese Nacht gehörte sie ihm. Ohne Ausweg. Aber er warf ihr dennoch einen Brocken hin. Sie sollte ja schließlich nicht misstrauisch werden.

„Also gut, definieren wir ‚morgen früh‘ als 10:00 Uhr. Ich finde, das ist früh genug.“
Sie nickte eifrig, lächelte ihn kurz an. Ein glückliches Lächeln, das einen direkten Draht zu seinen Lenden hatte. Wow, wie sie strahlen konnte… so wie vorhin, als sie noch Theodor erwartet hatte. Das Lächeln war echt gewesen, glücklich und voller Zuneigung. Warum fühlte sich das so schrecklich an, zu wissen, dass sie sich auf Theodor gefreut hatte? Eifersucht konnte es ja nicht sein.

Dann telefonierte sie schon wieder. Dieses Mal auf Italienisch, und so schnell, dass er mit seinem kleinen Wortschatz total aufgeschmissen war. Als sie die Antwort hörte, huschte kurz Erleichterung über ihr Gesicht. Ihr Körper nahm etwas mehr Haltung an und sie schien sich auf ihre Rolle zu besinnen. Ein Escort Girl der Luxusklasse.

Als sie auflegte, begann sie sich zu wandeln.

Dexter starrte sie immer noch ein wenig fassungslos an. Diese… Nutte war mit Theodor verabredet und tauchte hier im Hotel zehn Minuten zu spät auf.
In Jeans und T-Shirt?
Mit Turnschuhen an den Füssen und einem Rucksack auf dem Rücken? Die schulterlange dunkle Mähne war verwuschelt und sie war ungeschminkt. So hatte er sich die kleine Schlampe nicht vorgestellt, die seine Mutter prophezeit hatte. Hier stimmte doch etwas nicht. Ganz entschieden nicht.

Kapitel 2

Kaylee richtete sich auf. Sie war groß, hatte aber den leisen Verdacht, dass der Mann dort im Sessel sie um einiges überragen würde. Ihre körperlichen Vorzüge hatten ein bisschen gelitten in den letzten Jahren, aber mit knapp Mitte Zwanzig war sie noch jung genug, um als attraktiv zu gelten. Ihre kurvigen Formen hatten ihr schon manche Buchung eingebracht. Ihr Bild im Katalog der Black Moon Internet Seite war nicht geschönt, doch in ihrem lässigen Aufzug machte sie nicht viel her, das wusste sie. Verdammt, Tony hätte sie vorwarnen sollen. Es war lange her, dass sie die Samstag-Abende nicht mit Theodor verbrachte. Es hatte sie in trügerische Sicherheit gewiegt.

Doch sie war nicht ganz unvorbereitet, denn selbst der freundliche alte Mann hatte sie hin und wieder ausgeführt, zum Essen oder in eine Bar, um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Also hatte sie alles dabei, um sich aufzubrezeln. Und das musste sie jetzt wohl auch. Schleunigst.

„Also, was haben Sie denn heute noch vor, Sir? Gehen wir weg, oder bleiben wir hier in der Suite? Theodor bleibt gerne im Hotel, aber ich habe andere Sachen dabei, falls Sie auszugehen wünschen, Sir.“

Soso, Theodor blieb also lieber hier. Na, das würden sie dann ganz sicher heute nicht tun. Er wollte dieses Escort-Girl so gestylt sehen, wie es sich für die Agentur gehörte, so wie sie auf den Bildern im Internet aussah. Die Black Moon Agentur hatte einen exzellenten Ruf.

„Wir gehen in eine Bar. Ich bin hier in der Stadt fremd, also wirst Du eine raussuchen. Klein, nicht so im Mittelpunkt, aber mit etwas leckerem zu Essen. Ich hab schon zu Abend gespeist, aber da ist noch Platz. Und zieh Dich verführerisch an. Du hast zehn Minuten. Da hinten ist das Bad.“
Er deutete vage in die passende Richtung und Kaylee beeilte sich, seinen Wünschen nachzukommen. Dieser Abend hatte eine katastrophale Wendung genommen. Sie musste vor den Augen des Mannes bestehen, sie musste den Job behalten und vor allem durchziehen, sonst war es mit Tony echt vorbei. Und er war ihre einzige Sicherheit, die letzte Leine vor dem freien Fall ins Nichts. Okay. Inzwischen eher ein Bindfaden, als eine Leine und sie sollte diesen Faden unter gar keinen Umständen mehr belasten, als unbedingt nötig. Sie würde ein hinreißendes Escort-Girl sein. Das konnte sie. Das hatte sie schon früher hingekriegt. Auch wenn es jetzt noch so überraschend kam.

Das enge, dunkelbraune Jersey-Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihre Kurven. Die eingearbeiteten, unsichtbaren Körbchen hoben ihren Busen, fast so wie ein guter BH, den man unter dem trägerlosen Kleidchen eh nicht anziehen konnte. Der recht enge Rock war an jeder Seite mit Bändern so gerafft, dass sie die Länge anpassen konnte – von Supermini bis knapp unter das Knie. Sehr kurz bedeutete Falten, die ihren kurvigen Po betonten, länger bedeutete weniger Bein und etwas bequemeren Sitz. Dank der Stilettos in passendem Schokoladenbraun entschied sie sich für eine etwas längere Variante. Das Kleid war auch ohne minimale Kürze schon aufreizend genug. Winzige Glitzerfäden ließen es schimmern und edler wirken, als es war. Der Tanga zeichnete sich als schmale Linie ab, aber da sie schon auf den BH verzichten musste, wollte sie nicht auch noch unten herum nackt gehen.
Bei Theodor hatte sie das noch nie gestört… aber das war eine andere Hausnummer. Schließlich bestand der gemütliche, ständig schmunzelnde Gentleman auf der wahren Bedeutung des Wortes ‚Escort‘: er buchte sie, um eine nette Zeit in angenehmer Begleitung zu genießen – Sex kam dabei nicht vor. Sein trockener Kommentar am ersten Abend: „Du bist jünger als meine Enkel, das fühlt sich ziemlich falsch an… nein, das lassen wir lieber…“
Das kurze cremefarbene gehäkelte Bolero-Jäckchen kaschierte in der Öffentlichkeit, wie nackt sie wirklich oben herum angezogen war. Sie mochte es nicht, wenn Fremde sie zu intensiv anstarrten.
Hastig legte sie ein wenig Rouge auf, das ihre Blässe nicht wirklich überdecken konnte. Mist, sie hatte nicht genug dabei, um sich richtig zu schminken. Aber ein wenig Lidschatten, um das hellgoldene Braun ihrer Augen zu betonen und schwarzen Kayal, um sie ausdrucksstärker zu machen, nun und dann noch den dunklen, sexy Lippenstift. Mehr ging auf die Schnelle nicht. Sie legte ihre Goldkreolen an und ein enges schwarzes Spitzenhalsband, an dem ein kleines goldenes Kreuz befestigt war. Mehr Schmuck besaß sie nicht. Dafür hatte sie kein Geld übrig.

Acht Minuten hatte das Umziehen gedauert und sie war froh, dass sie seinen Zeitrahmen nicht gesprengt hatte. Der Mann war schon ungehalten gewesen, bevor sie die Suite überhaupt betreten hatte. Und das war von Minute zu Minute nicht besser geworden. Seine Wut und schlechte Laune waren beängstigend. Brauchte er ein Ventil? Würde sie irgendetwas büßen müssen, das heute in seinem Leben passiert war?
Erschreckend, diese Vorstellung. Genauso wie die Worte, die auch Tony in den Raum gestellt hatte. Er hatte sie für alles gebucht.
Alles?
Das konnte in der Tat… alles sein.
Der Schauder, der ihr die Arme hinauflief und ein ungutes Gefühl in ihrem Bauch hinterließ, machte es nicht besser. Sie trat aus dem Bad in den Wohnbereich der Suite.
Dann traf es sie wie ein Schock. Der Zweite an diesem Abend. Himmel, sah der Mann gut aus. Groß, größer noch, als sie erwartete hatte. Breite Schultern in einem maßgeschneiderten Anzug, der seine schmale Taille betonte. Die arrogante Haltung, mit der er im Salon an der kleinen Bar lehnte und sein Whiskeyglas schwenkte, stand im krassen Gegensatz zum lockigen Zopf und dem Bartschatten. Das Eisgrau der Augen war kein Grad wärmer geworden, als er sie jetzt von unten bis oben musterte. Er kontrollierte jeden Zoll der Ware, die er für diese Nacht gebucht hatte.
Und sie überraschte ihn, mit einem strahlenden, falschen Lächeln. Dass es ihre Augen nicht erreichte, erkannte er, aber trotzdem sandte es einen Schwall Hitze zu ihm. Provokativ drehte sie sich einmal um ihre Achse, hob die Arme sinnlich über den Kopf und ihr lockiges, ein wenig wildes Haar aus dem Nacken. Der Choker betonte die Blässe ihres schlanken Halses, er konnte sogar die kleine Ader pochen sehen. Oh, sie war wohl genauso nervös wie er selbst.

Dexter musste schlucken. Verdammt, damit hatte er nicht gerechnet. Hastig nahm er einen weiteren Schluck von seinem teuren Hochprozentigen. So langsam verstand er Theodors Faszination für diese Frau. Sie war ein wandelbares Chamäleon. Auch wenn er den Verdacht hatte, dass sie sich in der Tat in den lässigen Sachen wohler fühlte, in denen sie hergekommen war. Und sie hatte nicht gelogen, als sie sagte, dass sie auf den Abend vorbereitet gewesen sei. Das Kleid genügte für einen Klub oder eine Bar.
Er hatte nicht so die Erfahrung mit Mädels aus dem Escort-Bereich, aber er vermutete mal, dass der Kunde schon vorher anmelden sollte, wenn er zu einer Operngala oder einer anderen hochkarätigen Veranstaltung gehen wollte, die elegante Abendgarderobe verlangte.
Nun, mal sehen, was die nächsten Stunden so an Erkenntnissen brachten. Miss Kaylee Moretti war immer noch ein verdammt großes Rätsel, elegant und sexy. Und er gedachte es zu lösen.

Auch die Wahl der Bar, in die sie ihn lotste war eine Überraschung. Nicht nur die unmittelbare Nähe zum Hotel, auch die gemütliche, etwas schrullige Atmosphäre. Sie war klein, irisch und es gab leckere Fish and Chips. Nicht unbedingt sein Leibgericht, aber die junge Frau sprach dem fettigen, kalorienreichen Essen zu.
Sie begann ein vorsichtiges Flirten, versuchte charmant zu sein und ihre humorige, witzige Art brachte ihn tatsächlich ein paar Mal zum Lächeln.
Er vergaß in der nächsten Stunde einen Teil seiner Wut und genoss das Geplänkel. Kaylee erzählte nicht viel von sich selbst, aber von den Dingen, die sie so tat, von den verschiedenen Orten, an denen sie gelebt hatte.

„Wieso bist Du in so jungen Jahren schon so weit herum gekommen?“
„Oh, mein Vater war ein hoch dekorierter Diplomat. Leider hat er ein paar finanziell ungünstige Geschäfte getätigt, es dann auf krumme Tour gerade biegen wollen und wurde unehrenhaft entlassen. Mum blieb nicht viel nach der Scheidung….“
Sie zögerte, versunken in eigene Gedanken, offenbar weit weg. Dann fokussierte sich ihr Blick wieder auf den anstrengenden, weil so schlecht einschätzbaren Kunden vor ihr. Sein kalter Blick, intensiv, intelligent und neugierig, lag auf ihrem Gesicht. Er studierte akribisch jede ihrer Reaktionen. Einen Moment lang fühlte sie sich wie ein Insekt in einem hohen Glas – und die Lupe kam näher.
Dexter beugte sich immer wieder näher zu ihr hin, atmete ihren feinen, femininen Duft und ließ sie seine Hitze und maskuline Dominanz spüren. Dass auch die junge Frau tiefer atmete, entging ihm nicht. Sie fühlte seine Anspannung, das Vibrieren seiner Nerven, die Neugier und die sich langsam steigernde Erregung. Sex lag in der Luft, die vor Spannung zwischen ihnen knisterte.
Der Tisch war klein, die Nische, in die sie sich gesetzt hatten, eng und Kaylee hatte keine Chance, dem Raum und Atemluft fordernden Macho auszuweichen. Zu ihrer Verblüffung fühlte sie keine Angst, trotz der überwältigenden Nähe des fremden Kunden. Nein, wenn sie ehrlich war, dann fühlte es sich gut an, ihn so dicht vor sich zu haben. Trotz seines kaum verhohlenen Zornes zog er sie an. Und sein herber Sandelholzduft machte es nicht leichter. Mühsam entzog sie ihre Augen seinem durchdringenden, neugierigen Blick. Er schien sie damit auszuziehen, nur mit den eisblauen Augen, sie fühlte sich noch nackter und ohne jeden Schutzschild. Also versuchte sie sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Auf ihre glückliche Kindheit, als alle Probleme profan und einfach waren.

„Aber davor waren wir eigentlich überall auf der Welt mal stationiert. Hauptsächlich in Europa, aber auch einige Monate in Asien und auch im Vorderen Orient. Überall war es spannend. Jedes Mal fremd und neu und aufregend. Mum hat immer dafür gesorgt, dass wir die Länder kennen lernten, in denen wir lebten. Sie brachte uns die Kultur näher und die wichtigen Dinge. Auch von den Sprachen sollten wir einen gewissen Grundwortschatz haben, damit wir uns im Notfall verständigen konnten. Ich hatte es da leichter, als mein Bruder, Sprachen liegen mir irgendwie.“
„Und wo hat es Dir am besten gefallen?“
„Die Mittelmeerländer, allen voran natürlich Italien. Da haben wir noch Familie, die Sprache war vertraut. Aber auch Malta war schön, oder Griechenland.“
Ihr verträumter Blick glitt glatt durch ihn hindurch, durch die Wände der Bar, in weite Ferne. Erstaunlich, wie diese Frau es schaffte, ihn einfach auszublenden. Dexter war es nicht gewöhnt, dass jemand ihn ignorierte, der keine zwanzig Zentimeter von ihm entfernt saß. Sein Ego fasste das gar nicht gut auf. Er räusperte sich leise, als sie nicht sofort weitersprach. Doch er durchdrang ihre Vision der Vergangenheit nicht richtig.
„Ich sehe immer noch das Azurblau des Meeres, die goldenen Farben der Sonne, die fantastischen Sonnenuntergänge. Die lässige, entspannte Art der Einheimischen, die Siesta am Mittag, wenn in der Mittagshitze das Leben still steht, und nur noch der Ventilator an der Zimmerdecke über dem Bett sich bewegt. Lange Tage voller Sonne und Wärme und glitzerndem Licht… Das Baden im Meer, ohne große Angst vor Haien… alle waren so glücklich und entspannt, auch wenn mein Bruder immer zu Streichen aufgelegt war… „
Sie lachte leise, als sie sich an seinen Schabernack erinnerte, so unschuldig und harmlos. Ihre fröhliche Kindheit war seit einer Unendlichkeit vorbei. Melancholie schlich sich ein.
„Aber auch die asiatischen Länder waren cool, vor allem, wenn es dann nicht die Touristenhochburgen waren. Indonesien, Borneo, Sri Lanka.“
Sie machte eine kleine Pause, war in Gedanken in den exotischen Ländern. Er sah ihren sehnsüchtigen Blick. Musste eine schöne Kindheit gewesen sein. Bilder vom Dschungel und wilden Tieren, voller lebendigen Grün und lebhafter Farben tauchten vor seinem inneren Auge auf, als sie ihm die Länder beschrieb. Ihr heiterer Tonfall, ihre detailreichen Bilder machten es leicht, ihr in die exotische Welt zu folgen.

„Indien war besonders märchenhaft. Die Maharadscha-Paläste, so edel und luxuriös, ich fühlte mich fast wie eine Prinzessin, und die Wildnis im Dschungel, voller Tiere, würziger Gerüche und fremder Geräusche. Ich liebe die Hitze und das schwüle Klima, da lebe ich auf. Mum vertrug das gar nicht gut, Dad hatte immer viel zu tun und so hatten wir Kids oft freie Hand und konnten mit einer einheimischen Nanny im Schlepptau die Gegend erkunden. Oh, sicher, es war safe, ein Bodyguard war immer dabei. Aber je älter wir wurden, mein Bruder und ich, desto mehr Freiheiten haben wir uns erobert.“
„Gab es denn auch Länder, die Dir nicht gefallen haben? Wo Du nie wieder hin willst?“

Sie zögerte, nahm ein paar nachdenkliche Schlucke, ohne den Cocktail so richtig zu schmecken. Es war zu viel Hochprozentiges drin. Sie schwor sich, dass sie danach vorsichtiger sein würde. Betrunken zu sein machte keinen Sinn bei solch einem Kunden.

„Südamerika,… Argentinien war noch cool, aber in Mittelamerika… da wurde alles plötzlich streng und eng und kontrolliert und nach einem einzigen Ausflug wussten mein Bruder und ich plötzlich, dass es besser war, auf die Erwachsenen zu hören…“
Ein Schaudern lief durch ihren Körper, das sie nicht verbergen konnte – oder wollte. Sie wirkte so natürlich, dass Dex einen Moment versucht war zu vergessen, was für eine heimtückische Schlange er da vor sich hatte. Also war in Kolumbien oder einem ähnlichen Land etwas passiert, das ihr die kindliche Unschuld genommen hatte. Oder gar wirklich ihre ‚Unschuld‘?
Umso verwunderter war er über den nächsten Satz.
„England war schon schlimm genug, das Wetter permanent scheußlich, die Stimmung trübe. Aber auch Frankreich war nasskalt – einfach ekelhaft. Dahin will ich auf keinen Fall noch einmal, auch nicht nach Paris. Scheußlich. Der Tiefpunkt war die Schweiz. Teuer, eng, kleinkariert. Hohe, schroffe Berge voller misstrauischer Leute. Das war das Ende.“
„Wie meinst Du das: das Ende? Seid Ihr danach nicht mehr gereist?“
„Nein, mein Vater hatte Mist gebaut. Richtig großen, dicken Mist und wir Kinder waren zu jung, um es zu verstehen. Um die ganze Tragweite zu kapieren. Wir kehrten nach Amerika zurück, aber es war anders. Schwierig und kalt und in Armut. Mum kam damit gar nicht zurecht.“
Dexter bohrte nach. Er wollte wissen, warum sie in der Prostitution gelandet war, sollte sie es ihm doch ganz genau erklären.
Doch sie machte dicht. Mit einem höflichen, oberflächlichen Lächeln, einer aufgesetzten Maske, die die Kälte, die sie fühlte recht geschickt verbarg. Es ging ihn nichts an. Und sie wich seinen weiteren Fragen aus. Die hohlen Floskeln, die sie ihm hinwarf, sagten gar nichts aus.

Er begann ihre Mauer mit seinen Fragen zu umkreisen, die sie um sich selbst gezogen hatte. Je tiefer seine Fragen drangen, desto kühler und kürzer wurden ihre Antworten. Sehr, sehr leise fragte sie ihn dann irgendwann, ob es denn nötig war, dass er für eine Nacht alles von ihr erfuhr. Jedes kleine Detail?
Mit einem falschen Lachend versuchte er abzuwiegeln. Natürlich ginge es ihn nichts an, sie hatte ja Recht, aber neugierig war er schon. Nach zwei Stunden und vier Drinks hatte er die Schnauze voll.

Kapitel 3

Kaylee folgte ihrem Kunden in seine Suite zurück. Der Abend verlief nicht so, wie es ein normaler Escort-Service sonst so mit sich brachte. Nie hatte sie von einem der anderen Mädchen gehört, dass sie einen solchen Seelenstriptease hinlegen mussten. Im Normalfall hatte man einen angenehmen Abend in luxuriösem Ambiente. War entweder wirklich nur die ‚Begleitung‘, die das Wort ‚Escort‘ ja signalisierte, oder hatte auch Sex, was mit einem zusätzlichen Bonus belohnt wurde.
Heute war es anders.
Heute erwartete der Kunde viel mehr. Und seine Stimmung machte ihr immer noch Angst. Tony sagte, er sei safe, er sei überprüft und noch nie negativ brutal aufgefallen. Na, hoffentlich war sie nicht die Erste, die körperlich zu Schaden kam. Doch sie ahnte es schon, nicht einmal das konnte sie aus Tonys Agentur frei kaufen.
Es gab keinen Ausweg.
Nicht für sie.

Sie verschwand hastig im Bad, saß auf der Toilette, als er die Tür aufstieß und auch dieses Stück Privatsphäre einfach ignorierte. Als er es unmissverständlich unter ihr plätschern hörte, sie knallrot anlief und ihn völlig entgeistert anstarrte, fluchte er tonlos und starrte zurück. Was sollte sein Verhalten? Sie verstand ihn nicht. Die Aggression war immer noch da, sie sah die angespannten Wangenmuskeln, die knirschenden Zähne.
Er versuchte es zu verbergen, aber es misslang ihm. Gründlich. Vielleicht sah sie es so deutlich, weil er ihrem Bruder so ähnlich war. Endlich gab er nach, verließ das Bad. Hastig beendete sie ihr Geschäft, wusch sich die Hände und folgte ihm ins Schlafzimmer.

Lässig fletzte er im Sessel, die Schuhe unordentlich in den Raum geworfen, das Jackett auf dem Boden, die Krawatte herunter gerissen, die obersten offenen Knöpfe seines weißen Hemdes entblößten eine gebräunte Brust voller goldblonder Haare, die zu den wirren Locken seines Zopfes passten. Sie musste überrascht lächeln, als sie erkannte, dass ihr Kunde längere Haare hatte, als sie selbst. Das war ihr noch nie unter gekommen.
Wie ein maskulines Model saß er da, dominant, finster, Männlichkeit pur. Und sie fühlte leicht überrascht, wie ihr Puls stieg und ihre Atmung flacher wurde. Er machte sie an. Er war ein sexy Anblick, wie er da in seiner Arroganz im Sessel lümmelte, verboten zerwühlt aussah, ohne dass sie auch nur einen Finger bisher an ihm dran gehabt hatte.
Sie seufzte, kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Eine Angewohnheit, von der sie wusste, dass sie Theodor damit in den Wahnsinn treiben konnte. Es raube ihm seine Konzentration, sagte er, und so setzte sie es bewusst immer dann ein, wenn sie ihn ablenken wollte.
Vor allem beim Schach, sie gewann das Spiel sonst nie. Und so was Ähnliches machten sie ja auch gerade. Spielen. Nur, warum und was der Einsatz war, war ihr unklar. Ob das bei diesem Mann auch half? Sie leckte über die Stelle, in die sie gerade gebissen hatte. Nun, versuchen konnte sie es ja…

„Zieh Dich aus, leg Dich auf das Bett. Es ist an der Zeit, dass ich Dich ficke!“
Sie erschrak ein wenig vor seinem herrischen Ton, aber damit hatte sie eigentlich schon gerechnet. Tony hatte ihr ein paar sehr wichtige Lektionen erteilt, als sie in das Gewerbe einstieg:
Gib Dich selbstsicher und gelassen.
Tue so, als würde Dir der Kunde mit jedem Befehl eine Freude machen.
Gehorche, dann wird es nicht schlimmer.

Und für sich selbst hatte sie eigene Leitlinien aufgestellt:
Zieh Dich in Dein Innerstes zurück, der Kunde kann Deine Seele nicht verletzen.
Und Deinen Körper darf er nicht verletzen.
Setz eine sexy Maske der Liebenswürdigkeit auf, zeig nie Deine wahren Gefühle, verbirg Dich.
Sei eine gute Schauspielerin, eine verführerische Konkubine. Je mehr Du einen Kunden heiß machst, desto schneller geht es… vorbei…

Also lächelte sie, professionell, und genauso kalt wie er.
Drehte sich zum Bett um und hob lasziv die Hände in den Nacken. Gelenkig, mit sinnlichen Bewegungen zog sie den Reißverschluss hinunter, machte das Kleid so weit auf, dass es mit jedem Schritt, den sie zum Bett machte, ein Stück tiefer rutschte und etwas mehr Haut preis gab.
Ihre sich langsam entblößende Kehrseite ließ ihn etwas tiefer in den Sessel sinken, aber davon bekam sie nichts mit, denn sie versuchte den Mann hinter sich auszublenden.
Seine Lenden füllten sich mit Erregung, er sog scharf den Atem ein, so sinnlich erschien sie ihm auf einmal. Sein Schaft war hart, noch bevor sie am Bett angelangt war. Als das Kleidchen raschelnd zu Boden glitt, trug sie nur noch den dunkelbraunen Tanga, die hauchfeinen, halterlosen glitzernden Seidenstrümpfe, die in Spitzenbändern auf ihrem Oberschenkel endeten und ihre Stilettos.
Mit aufreizenden Zeitlupenbewegungen setzte sie einen Fuß auf die Bettkante und beugte sich nach vorn über, um die feinen Riemen der hochhackigen Sandale zu lösen, was sie möglichst kompliziert gestaltete. Dass sie ihm dabei eine perfekte, pralle Kehrseite präsentierte, war durchaus geplant. Rollte dann vorsichtig den Seidenstrumpf herunter, um das kostbare Material zu schonen. Sie wollte nicht schon wieder neue kaufen müssen.

Und schließlich kam der Moment, in dem auch der Slip zu Boden glitt und sie sich nackt auf das Bett schlängelte. Sie krabbelte langsam nach oben, bis zum Kopfende und drehte sich dann um, gespannt, was denn ihr Kunde dazu sagte.

Dexter sparte sich die Worte. Er hatte genug gesehen. Jetzt entsprach sie voll und ganz seinem Bild von der Prostituierten, das die ganze Zeit durch seinen Kopf geschwirrt war. Verdammt, seine Mutter hatte Recht gehabt. Das gab er nur ungern zu. Die ganze Wut, die sich in den letzten Tages gesammelt und vor sich hin gärend angestaut hatte, holte ihn schlagartig ein.
Sein Penis war steinhart, aber sein Gesicht auch. Blank wie eine Wand. Nur einen Teil seiner Gefühle ließ er sichtbar, die Gier. Die reine sexuelle Gier, die in ihm loderte.

Er riss sich die Anzughose und den Slip herunter, nahm sich nicht einmal die Zeit, den Rest seiner Klamotten abzulegen. Mit effizienten Bewegungen riss er das Kondompäckchen vom Nachttisch auf und streifte sich den willkommenen Schutz über.
Kaylee stockte der Atem. Sie sah, welch ein prachtvolles Objekt da auf sie zukam. Der Schwanz war riesig, dick, steinhart und gnadenlos. Sie schluckte. Alle Verführungskünste waren vergessen, es war verdammt lange her, dass sie Sex mit einem Fremden gehabt hatte. Ihre eigene leichte Erregung floh, verkroch sich in eine kleine, dunkle Ecke ihres Hirns.
Verdammt, sie hatte kein Gleitgel zur Hand, es steckte tief unten in ihrem Rucksack und da kam sie jetzt nicht dran. Wieder verfluchte sie insgeheim Tony, der mit einer kleinen Vorwarnung ihr Leben heut Abend echt hätte leichter machen können. Idiot.
Dexter sah ihre Unsicherheit, ihre Blässe.
Und selbst sein von Gier vernebelter Verstand registrierte, dass das alles andere als professionell wirkte, was sie ihm jetzt darbot. Verängstigt drückte sie sich gegen das Kopfteil und machte keine Bewegung auf ihn zu. Eine erfahrene Edelnutte sollte den Kunden doch antörnen, ihn motivieren und ihm nicht die ganze Arbeit überlassen… oder?

Es war ihm schlicht und ergreifend egal. Dieser weibliche Körper gehörte ihm heute Nacht und so warf er sich ohne große Finesse auf sie, zwang mit seinen Beinen ihre Schenkel auseinander und versuchte seinen Schwanz in Position zu bringen. Er knurrte.
„Komm schon, Mädchen, Du bist ja völlig trocken, entspann Dich, mach Dich locker, ich will Dir nicht wehtun…“
Sie keuchte und wand sich unter ihm ein wenig. Eine große Hand schob sich zwischen ihre Körper, er spielte sanft mit ihrer Klit, massierte sie, umspielte sie, während die andere eine ihrer Brüste grob umschloss. Seine nächsten Worte überraschten sie. Und ihn auch.

„Deine Brüste machen mich schon den ganzen Abend an. Immer denk ich: jetzt hüpft einer gleich aus dem Dekolleté, dann schiebt sich der andere wieder vor, verdammt, das war ein so heißes Spiel… ich hab teilweise Deine Geschichten gar nicht mitbekommen, so hübsch sind diese beiden Kugeln….“
Er stöhnte, gab der Versuchung nach und beugte sich hinab, um an einem Nippel heftig zu saugen. Sie schmeckte süß, ein wenig nach Deo und ganz weiblich. Er konnte nicht genug davon bekommen. Verdammt, er musste sich zusammenreißen, um nicht mit einem harten Stoß in sie zu rammen. Sie war nicht soweit, das fühlte er. Mühsam löste er seine Lippen von ihrer Brust und hob den Blick. Und was er sah, überraschte ihn schon wieder.
Sie starrte ihn an, aus nächster Nähe wirkten ihre erstaunlichen hellbraunen Augen wie goldener Bernstein mit schokoladenbraunen Tupfen, mit riesigen Pupillen, die jede seiner Bewegungen verfolgten. Schon wieder kaute sie mit diesen sexy weißen Zähnchen auf der Unterlippe herum und mit einem Knurren gab er der Verlockung nach und stürzte sich auf ihren Mund. Ihr leises Quietschen erstarb sofort wieder, als er sich mit etwas Gewalt einen Weg zwischen ihre Lippen bahnte, zu einem alles versengenden Kuss.

Kaylee gab auf, gab sich hin. Sie gab nach und öffnete sich dem Ansturm durch diesen herrischen Mann. Er wollte sie, jetzt, dringlich, und sie gab ihm nach, wurde weich, feucht und bereiter, als sie es für möglich gehalten hätte.
Der Kuss war feurig, sinnlich und überraschend erregend und als seine Fingerspitzen spürten, wie nass sie für ihn wurde, stöhnte er zustimmend. Ohne den Kuss zu unterbrechen, ohne eine Vorwarnung stieß er zu, versenkte sich in ihre enge, heiße Vagina, auf der Suche nach schneller Erfüllung.
Er riss den Kopf hoch, riss sich von ihren Lippen los, stemmte sich auf die Unterarme und begann sie hart und tief zu ficken. Jeder tiefe Stoß brachte ihn einem schnellen, gewaltigen Höhepunkt entgegen. Er jagte mit aller Kraft seinem Orgasmus entgegen und unterdrückte mühsam einen Schrei, als er sich in das behütende Kondom ergoss. Er erstarrte hoch über ihr, als sein Sperma aus ihm schoss, seine Wirbelsäule durchgebogen, alle Muskeln zum Zerreißen gespannt. Schauer liefen durch seinen Körper, er verdrehte die Augen, schloss sie und… entspannte sich.
Senkte seinen schweißgebadeten Körper auf den ihren und schmiegte sich für einen Moment an sie. Sie fühlte sein kräftiges, hastig pochendes Herz, seine keuchende Atmung und lag ganz still.

Er war schwer.
Das kam ihm nach einer Weile in den Sinn, und so wälzte er sich mit einem ungnädigen Laut auf den Rücken, von ihr fort. Sein harter Penis stand senkrecht hoch, verhöhnte ein wenig die eben genossene Erleichterung.
Mit diesem einen Mal war es heute Abend wirklich nicht getan, er würde noch zwei, drei Wiederholungen benötigen, um wirklich entspannt und befriedigt zu sein. Schnaubend zog er das Kondom herunter, verknotete es und erhob sich, um sich im Bad zu säubern. Ein Blick auf die junge Frau ließ ihn zusammenzucken. Sie lag immer noch mit gespreizten Beinen auf dem Bett, beobachtete jede seiner Bewegungen, argwöhnisch, wie ihm schien. Er knurrte, schon wieder wütend.
„Bedeck Dich, Herrgott noch mal!“
Hastig zog sie die Decke hoch und machte sich ganz klein.

Minuten später kam er aus dem Bad, nackt, und warf sich ohne Umschweife auf das Bett neben sie. Sie hielt den Atem an und wartete auf… nun, was er wohl noch vorhatte, nach dieser ersten Runde. Sie ahnte schon, dass es dabei nicht bleiben würde.

Seine Berührungen waren überraschend zärtlich, als er sich ihre zuwandte. Auf der Seite liegend hatte er eine Hand frei, die in nachdenklichen Bewegungen über ihre Haare, Stirn, Schläfe und Wange strich, vom Kinn über die Kehle bis zu der Decke, die sie hochgezogen hatte.
Er schob seine Hand darunter, massierte sanft eine ihrer Brüste und murmelte seltsame Worte, in einer Sprache, die sie nicht gleich verstand. Ihr immer noch panischer Verstand versuchte es zu analysieren, aber mehr als ein vages Schottisch oder Irisch kam ihr nicht in den Sinn.
Dex ließ sich Zeit. Sein Schaft begann schon wieder zu pulsieren, aber er war sich bewusst, dass er noch Stunden hatte, bis er das Mädchen wieder gehen lassen musste.
Obwohl – Mädchen war der falsche Ausdruck. Sie war ganz Frau, durch und durch. Weich und rund, feminin an den entscheidenden Punkten. Graziös und elegant im Kleid, aber praktisch veranlagt.
Ihre Augen verrieten ihm, dass sie schon mehr gesehen hatte, als nur Betten von Hotels. Ihre Augen wirkten alt.

Kapitel 4

„Sag mir, meine Schöne, warum bist Du Nutte geworden?“
Kaylee zuckte mit den Schultern. Sie hatte ihn dabei beobachtet, wie er sie streichelte, wie er ihren Körper erforschte, jetzt da der erste große Druck vorbei war.
Er schien tatsächlich nicht darauf aus, ihr weh zu tun, zumindest nicht körperlich. Dass seine Worte bitter schmeckten und ihre Ausweglosigkeit nur umso düsterer klar wurde, konnte er nicht ahnen… und wenn, war es ihm wohl egal. Oder versuchte er sie gerade absichtlich zu beleidigen?
Plötzlich hatte sie einen bösen, bitteren Verdacht: was, wenn der Mann nicht prinzipiell wütend auf alles war, sondern ganz speziell auf sie, Kaylee? Wenn er nicht alle Escort Girls verachtete, sondern eine ganz persönliche, perfide Rache nehmen wollte? An ihr?

Sie seufzte. Dann gab sie ihm doch besser die Auskunft, die er erwartete. Die Wahrheit interessierte ihn bestimmt nicht. Dass sie keine Wahl hatte, weil sie sonst ihre Kinder verlor. Dass sie das Geld für die Medikamente von Mimi brauchte. Dass ihre Familie sie schmählich im Stich ließ… sie hatte niemanden, also machte sie, was am meisten Geld brachte.
„Es geht ums Geld, was denn sonst. Ich brauche es.“
Nachdenklich nickte er.
„Und wie lange brauchst Du es schon?“
„Nun, seit mir alle anderen Optionen ausgegangen sind. Als Frau hat man manchmal nicht so viele.“
Um ihr das Denken schwerer zu machen, schob er sich ganz dicht an sie heran, unter die Decke, und berührte sie von der Schulter bis zum Fuß. Er schob ein Bein über ihre Schenkel und beobachtete genüsslich ihr Schaudern. Mit einem ganz leisen Laut, den er nicht einordnen konnte, schien sie sich enger an ihn zu schmiegen. Oder sie legte sich nur ein wenig bequemer hin. Wer konnte das schon sagen.
„Du meinst, es gibt auf der ganzen Welt keinen anderen Job, der Dir Spaß machen würde, um Geld zu verdienen?“
Entgeistert starrte sie zu ihm hoch, in die kalten Augen, die jetzt spöttisch auf ihr ruhten. Keine zehn Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Der zynische Ausdruck um seinen Mund vertiefte sich noch.
„Was um alles in der Welt hat ‚Nutte sein‘ mit Spaß zu tun? Das ist eine bittere Notwendigkeit, kein Spaß!“
„Aha, dann bist Du also eine von den ‚armen‘ Frauen, denen nichts anderes übrigblieb, als in die Prostitution zu gehen? Echt jetzt? Keine Alternativen mehr?“
Und da sah er es, die Wahrheit, klar und deutlich. Die kleine Träne im Augenwinkel, der unverhohlene Schmerz. Ihre Stimme war leise, ein wenig gebrochen, kratzig im Hals.
„Sir, wenn ich eine andere Wahl gehabt hätte… aber die gibt es für mich nicht mehr…“
Sie lachte bitter, sah ihm tief in die Augen. Die Ehrlichkeit, die er in ihrer Stimme zu hören glaubte, ließ ihn unbeeindruckt.
„Glauben Sie mir, ich hatte mein Leben auch anders geplant. Aber wie heißt es so schön: wenn du einen Plan hast, fällt das Schicksal hinter Dir lachend vom Stuhl…“
Ein bisschen verblüfft musste er grinsen. Soso, sie wollte ihm also verkaufen, dass sie keine Wahl hatte. Nun, das konnte er erst einmal so stehen lassen. Seine eigene Meinung stand fest: jeder hatte eine Wahl. Man musste nur die richtige Entscheidung treffen.

Genug geredet, dachte sich seine Libido, sein Körper reagierte mit steigender Erregung auf den weichen, anschmiegsamen Leib neben sich. Der zarte, feminine Duft dieser Frau machte ihn an. Alles an ihr war viel… dezenter, als er es erwartet hatte.
Nichts Aufdringliches oder Ordinäres haftete ihr an. Sie wirkte natürlich, echt, wenn auch teilweise nicht offen ehrlich, sondern abweisend und zurückhaltend. Nun, das konnte er verstehen, er war ja ein Fremder… noch dazu nicht einmal mit lauteren Absichten.
Jetzt stand ein weiterer Test ihrer Fähigkeit zur Schauspielerei an. Er wollte, dass sie ihn befriedigte. So, wie es sein Hirn sich in einer widerlichen Fantasie mit Theodor vorgegaukelt hatte. Er bezahlte sie schließlich dafür.

Also gab er ihr leise ein paar Befehle. Gehorsam ging sie auf die Knie, nachdem er sich auf den Rücken hatte fallen lassen. Er legte sich entspannt hin und ließ sie die ganze Arbeit machen. Ein Kondom lag schon parat, daran sollte es nicht scheitern.
Kaylee stürzte sich mit Feuereifer in die Arbeit. Ihn animieren, ihn berühren, ihn reiten? Klar, kein Problem. Dabei konnte sie sich diesen bildschönen Männerkörper in Ruhe ansehen, berühren, befummeln. Nett, damit hatte sie eigentlich nicht gerechnet. Sie hatte gedacht, dass er sie noch ein paar Mal hart durchvögeln würde… hm, aber der Kunde war schließlich König, und wenn er es auf diese sanftere Tour wollte, bitte, das konnte sie gerne tun.

Ihre Hände waren warm und unglaublich weich, zärtlich. Sie berührte ihn tatsächlich, überall, am Anfang ein wenig unsystematisch und vorsichtig, neckte seinen Bauch, fuhr die verschlungenen Tattoos nach, machte sich mit seiner Größe und Stärke vertraut. Er schloss vermeintlich die Augen und beobachtete sie durch die Wimpern hindurch. Sie bemerkte es nicht und gab sich offenbar ganz ihrer Aufgabe hin.
Zunächst vorsichtig und behutsam, erkundeten ihre Hände alles an ihm. Ganz getreu seinem Befehl. Von den Füßen bis zu den Haaren, und er begann diese Intimität zu genießen. Leise kichernd erklärte sie ihm, dass sie noch nie mit einem Mann im Bett war, der längere Haare hatte, als sie selbst. Seine goldblonden Locken faszinierten sie, sie spielte mit den Strähnen. Seine aus Faulheit geborene Frisur machte ihr Spaß. Sie fragte ihn flüsternd, was er denn mochte, ohne den Blick zu seinem Gesicht zu heben. Doch er antwortete nicht.
Nach einer Weile bat sie um die Erlaubnis, ihn küssen zu dürfen, und er knurrte nur leise, unverbindlich. Sie nahm es als einen Freibrief. Begann seinen Oberkörper mit hauchzarten kleinen Küssen zu bedecken, ließ ihre Lippen seine Brustwarzen umspielen, folgte den Linien der schwarzen Tribals auf seinen Oberarmen.

Dex sah ihr dabei zu. Sie wirkte versunken, konzentriert, aber auch fasziniert von dem, was sie da tat. Leidenschaft zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, sie war nicht mehr so bleich, sondern eine leichte Röte überhauchte ihre Wangen. Die Atmung beschleunigte sich, und immer wieder gab sie leise, genießerische Koselaute von sich. So fein und leise, dass er sich manches Mal verhört zu haben glaubte.
Ihre Angst war verschwunden. Sie fürchtete ihn nicht mehr, zumindest nicht, dass er ihr in den nächsten Minuten wehtun würde. Immer wieder strich sie sich eine nervige Locke hinter das Ohr, mit einer so selbstverständlichen Geste, die ihn unbegreiflicherweise anmachte.

Sie nagte an ihrer Unterlippe, während sie sich streichelnd den Weg nach unten bahnte. Ihr Gesicht näherte sich seinem Nabel und sie versenkte in einem intimen Kuss ihre Zunge in der flachen, empfindsamen Mulde.

Warum wirkte sie so… echt? So als würde sie nicht schauspielern und für Geld unechte Freude simulieren, sondern… verdammt, genoss sie es wirklich? War sie ein so verkommenes Subjekt, dass sie Spaß daran hatte, fremde Männer zu ficken?
Sein Hirn konnte nicht abschalten. Und egal, was sie tat, er fand es negativ, er fand eine Bestätigung seiner Vorwürfe. Irgendein kleiner Teufel in seinem Verstand wollte, dass sie eine von den ganz Verdorbenen war.
Nur ein winzig kleiner Teil seines Gewissens meldete sich und fragte ihn: was wäre, wenn…
…wenn das, was sie zeigte wirklich echt war? Und keine Schauspielerei? Wenn es so echt war wie das, das er selbst gerade fühlte… und kaum aus seinem Gesicht verbannen konnte.
Inzwischen war er schon wieder hart wie Stein, ballte die Hände zu Fäusten neben seinem Körper, um die selbstauferlegte Ruhe beizubehalten. Er verfluchte sich schon dafür, dass er von ihr verlangt hatte, ihn zu erkunden, um ihn zu erregen.
Schließlich hielt er es nicht mehr aus und gab ihr den Befehl, sich um seinen Schaft zu kümmern. Ihr Blick schoss hoch, sie hatte völlig das Ziel aus den Augen verloren. Er war ein kräftiger, maskuliner Typ, den zu erforschen ihr viel Spaß gemacht hatte. So viel Fläche, so viel nackte Haut, so viele harte Muskeln. Es hatte sie erregt, ihn so ausgeliefert zu sehen.
Und weil sie ganz genau merkte, was ihre kleinen neckenden Berührungen ihm antaten, war sie noch nicht in Richtung Becken gedriftet. Sie hatte sich in ihrer eigenen Erregung, in ihren ungewohnt aufwallenden Gefühlen verloren und eine Weile vergessen, dass sie das ja für Geld tat. Und es deshalb gut machen musste. So gut, dass Tony keinen Grund sehen konnte, sie zu feuern.

Also nickte sie jetzt nur, seltsam zufrieden, und machte sich daran, sein Geschlecht zu erforschen. Er war gut ausgestattet, das hatte sie ja schon selbst gespürt. Auch seine Hoden, die angespannt zwischen den leicht gespreizten Schenkeln hingen, waren mehr als guter Durchschnitt.
Vorsichtig umfasste sie mit einer Hand seinen harten Schaft, massierte ihn sanft, schob sie rauf und runter. Verteilte mit der Daumenkuppe einen der ersten Lusttropfen auf der Eichel, die prall und rund in einem satten, dunklen Rosaton vor ihr lag.
Als sie ihre andere Hand zu seinen Hoden wandern ließ, sich durch den dichten dunkelblonden Pelz wühlte, sie umschmeichelte und – ja, fast ehrfurchtsvoll – wog, bäumte er sich ihr fast entgegen. Aber nur fast. Er konnte die Bewegung seines Beckens nur ganz knapp verhindern.
Schweiß brach ihm aus und sammelte sich in kleinen Perlen auf der Stirn. Das hier war Folter. Eine köstliche Folter, und er wollte wissen, wie lange er es durchhielt.
Er hatte die Kontrolle.

Bis sie ihre Lippen über seine Penisspitze stülpte und ihm einen ersten extraheißen Kuss schenkte. Sie leckte ihn, fuhr mit den Lippen seinen Schaft hoch und runter, untersuchte sanft knabbernd die dicke Ader auf der Unterseite und brachte ihn schier um den Verstand.
Ein Bild schob sich ungewollt in den Vordergrund, eines seiner Ex, die blond, chirurgisch verschönert und komplett leblos vor ihm auf dem Ehebett lag, um für seine sexuelle Befriedigung still zu halten. Dex fluchte leise, als ihm klar wurde, dass Sibylla niemals mit Hand oder Mund seinem erigierten Penis auch nur auf einen halben Meter nahe gekommen war. Action im Bett hatte sich bei ihr auf Einatmen und Ausatmen beschränkt.
Und dabei hatte Sibylla einmal behauptet, ihn zu lieben. Vor dem Altar geschworen, ihn zu ehren. Blablabla… nichts davon etwas anderes als eine große Lüge.

Allerdings hatte der Gedanke an seine Ex und ihre desaströse Beziehung den positiven Effekt, dass er ein wenig runterkühlte. Nicht so sehr, dass sein Penis erschlaffte, er aber einen ein wenig klareren Kopf bekam.
Die Frau hier war gut. Sie war ihr Geld wert. Tony hatte sie zu Recht gelobt. Aber er wollte mehr. Sein Hass auf Frauen war gerade wieder angeschwollen und allein, dass sie so gut war, brachte ihn noch mehr in Rage. Er wollte sie demütigen und fassungslos sehen. Sie sollte lernen, wie sehr er sie verachtete für das was sie war.

„Nimm ihn in den Mund und bring mich zum Kommen. Und Du wirst alles schlucken, bis auf den letzten Tropfen!“
Kaylee sah ihn nur kurz an, dann zuckte sie gleichgültig mit den Schultern. Die Tropfen, die sie bislang abbekommen hatte, waren ganz lecker gewesen, ohne diesen fischigen Beigeschmack, den sie an ihrem Ex so gehasst hatte.
Dieser Mann hier schmeckte würzig und leicht salzig, voller Testosteron. Ihr erregtes Hirn wälzte fasziniert den Gedanken, ob man das Hormon tatsächlich schmecken konnte, während sich ihre Lippen erneut um seine Eichel schlossen.
Mit geschmeidigen, rhythmischen Bewegungen ließ sie ihre Hände und ihren Mund zusammen spielen, rauf und runter an dem langen, harten Schaft, den sie mit langgeübter Präzision bearbeitete. Archie hatte ihr mit gezielten Schlägen beigebracht, was gut war und was nicht. Das hatte sie nie vergessen.
Die harte Faust nicht in ihren Haaren zu spüren irritierte sie ein wenig, aber sie schluckte die Verunsicherung herunter.
Bald merkte sie genau, wann sie den Rhythmus beschleunigen musste. Wann sie ihn tiefer einsaugen, ihn weiter in ihre Kehle vordringen lassen musste. Er begann ihr entgegen zu kommen, mir harten, kleinen Stößen. Sein Becken hielt nicht länger still. Soviel zum Thema Kontrolle.
Und als sie einen kurzen Blick nach oben wagte, sah sie ihn aus halbgeschlossenen Lidern bewundern, was sie da tat. Allein sein Anblick reichte, dass sie noch feuchter zwischen den Schenkeln wurde. Der Ausdruck in seinem Gesicht, so verloren in seiner Leidenschaft und überwältigt von seinen Gefühlen…
Doch ihre eigene Erregung zählte heut Abend überhaupt nicht. Das wusste sie, das erwartete sie auch nicht. Ihr würde es sowieso unglaublich schwer fallen, mit diesem Mann voller Wut zu einem Orgasmus zu kommen. Sie hatte nicht den Mut, sich so weit zu öffnen oder gar fallen zu lassen.

Sein Höhepunkt kam schneller, als befürchtet, und sie schluckte freudig das heiße, dicke Sperma, das in ihre Kehle gespritzt wurde. Sein Brüller war auch nicht von schlechten Eltern, ein bisschen klingelten ihr die Ohren. Keuchend kam er langsam nach langen Minuten wieder runter und starrte sie mit unergründlichem Ausdruck an.

„Na, Mädchen, hat es dich nass gemacht, an mir zu saugen? Macht es dich scharf, einen fremden Penis zu lutschen?“
Nein, dieses Mal war sie nicht mehr überrascht, dass er so grobe Worte benutzte. Sie hatte seine Leidenschaft gesehen, die Hingabe an die eigenen Gefühle und sie wusste, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte. Er war körperlich befriedigt – vorerst zumindest.
Warum nur schlug er jetzt schon wieder verbal um sich, als ob es ein Verbrechen war, dass sie gut darin war? Immer mehr verhärtete sich in ihr der Verdacht, dass dieser Mann etwas gegen sie persönlich hatte. Nicht sosehr gegen Nutten allgemein oder Escort Girls, sondern gegen sie, Kaylee.
Ratlos durchforstete sie immer wieder ihr Gedächtnis, doch sie konnte keinen Hinweis finden, ihm oder jemandem mit seinem Namen in der Vergangenheit schon einmal begegnet zu sein. Er war und blieb ihr fremd. Was hatte sie ihm getan?

Abrupt richtete Dex sich auf und fasste grob zwischen ihre Schenkel um seinen Vorwurf zu überprüfen. Und ja, er fand sie feucht und erregt vor. Ihre Klitoris war geschwollen und schien unter seinen groben, suchenden Fingern zu pulsieren. Mit einem Fluch riss er seine Hand los, und sprang aus dem Bett, verließ das Schlafzimmer in Richtung Salon.

Kapitel 5

Verwirrt starrte Kaylee ihm hinterher. Himmel, auch von hinten sah er toll aus, ein knackiger Arsch, dieser Typ. Sie wartete, doch es kamen keine neuen Anweisungen. Also trollte sie sich ins Bad. Sie stellte sich vor den Spiegel und begutachtete ihr Erscheinungsbild. Der Kayal war verwischt und so begann sie sich zu waschen. Es gab keine speziellen Sachen für Frauen in diesem Bad, also nahm sie die herbe, würzige Seife und schrubbte ihr Gesicht. Nach kurzer Zeit sah sie nicht mehr wie ein trauriger Panda aus, und fühlte sich wohler in ihrer Haut. Ein bisschen rosig zwar, und nicht mehr so ganz feminin im Duft, aber sauber. Dann nahm sie sich einen der bereit hängenden plüschigen Hotel-Bademäntel und folgte ihrem Kunden. Mit bloßen Füßen tapste sie über den dicken plüschigen Teppich, bis sie ihn im Salon fand.

Dex stand an der Bar, einen Whiskey in der Hand. Mit einem zynischen Grinsen prostete er ihr zu. Verdammt, wie konnte eine Frau nur so rein und unschuldig wirken, wenn sie einen weißen Frottee-Mantel trug? Ein weiterer Fehler, den das Teufelchen ihr anlasten wollte. Sie sah so aus, wie eine 18jährige, auch wenn er genau wusste, dass dem nicht so war.

Zögernd blieb sie in einiger Entfernung stehen, er hatte ihr keinen Hinweis gegeben, was er von ihr als Nächstes erwartete. Er starrte sie einfach nur an. Wartete, dass sie bettelte. Doch ihre Sturheit gewann. Lässig, geduldig, starrte sie zurück.
Sie sog seinen Anblick ein, wie er – vollkommen nackt, selbstbewusst und doch irgendwie angespannt – mitten im Raum am Tresen stand, das halbleere Glas in der Hand.
Er war eine prächtige Erscheinung, auch wenn er schon wieder so zornig und finster wirkte. Himmel, was wollte er denn noch? Sie hatte ihn doch zum Orgasmus – dem zweiten heut Abend – gebracht, hatte sein Ejakulat geschluckt, diese leckere cremige Essenz. Warum war noch so viel Wut in diesem Mann?

„Nimm Dir einen Drink. Such Dir was aus.“
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und füllte sein Glas. Randvoll mit teurem Whiskey. Vorsichtig kam sie näher. Dann, da es ja sowieso egal war, umrundete sie ihn weitläufig und betrat die Bar. Unschlüssig schaute sie sich um. Die Uhr über den Flaschen zeigte noch nicht einmal Eins.
„Im Kühlschrank ist Champagner…“
Sie nickte, das war doch eine Idee. Der kleine Kühlschrank enthielt in der Tat die französische Nobel-Marke, aber das reizte sie nicht. Sie nahm sich eine Dose Bier, öffnete sie mit einem lauten Knacken, und trank einen tiefen Zug.

Irritiert beobachtete Dex, wie die junge Frau das Bier trank. Mit Effizienz und ohne wirklichen Genuss. Sie vernichtete die Dose in Rekordtempo und holte sich dann eine zweite.
Kaylee war genervt und schlecht gelaunt. Der Mann nervte. Seine Anspannung hing schier greifbar in der Luft. Immer noch. Wenn sie seine schlechte Laune in Flaschen abfüllen könnte, und für je einen Dollar verkaufen – sie wäre reich. Sollte er doch von ihr halten, was er wollte. Ohne den Kunden weiter zu beachten, ging sie zur Balkontür und öffnete sie weit.
Die laue Sommernacht verführte sie und sie trat barfuß hinaus. Von hier oben aus hatte man einen herrlichen Blick auf das nächtliche Denver. Die Lichter weit unten funkelten verführerisch. Sie verfolgte die Autos durch die Straßen, minutenlang sog sie die verschwimmenden Glitzerpunkte in sich auf, der Lärm klang nur gedämpft hier herauf.

Ein leichter Wind, ein Hauch nur, aus den Rocky Mountains brachte würzige Kräuterdüfte bis hier her in die Innenstadt. Kaylee seufzte genießerisch.
Es roch so wild und frei – so frei und ungezähmt, wie sie nie mehr würde sein können. Ihr Leben war gefesselt und geregelt, ohne den Hauch von Freiheit. Selbst diese wenigen Momente hier am Geländer waren nur gestohlen, denn ihre Zeit gehörte ihrem Kunden.

Zeit… der lange Tag holte sie ein, die vielen Dinge, die sie heute zu ihrer eigenen Zufriedenheit geregelt und erledigt bekommen hatte. Sie gähnte. Der Wecker, wie immer viel zu früh, hatte auch am Samstag geklingelt. Sie seufzte, gähnte erneut, lang und ausgiebig. Streckte die Arme durch und legte den müden Kopf in den Nacken. Sie war fertig, kaputt. Emotional hatte der Tag ihr wieder einmal zu viel abverlangt
Als krönenden Abschluss noch der fremde, heiße Typ, der versuchte sie fertig zu machen, indem er sie beleidigte, damit sie sich wertlos fühlte, und das war nur das Tüpfelchen auf dem i.

„Na, nimmt sich das Girl eine Auszeit? Trotz der hochkarätigen Bezahlung? Soll ich eine Stechuhr holen? Dein Job ist noch nicht erledigt. Du hast mir zu Diensten zu sein. Bis morgen früh. Geh auf die Knie und entschuldige Dich!“
Kaylee drehte sich langsam zu ihm um, ein falsches Lächeln auf dem Gesicht. Gelassenheit erfüllte sie plötzlich. Diese Machospielchen, der herrische Ton, das konnte ihr jetzt keine Angst mehr einjagen. Oh, es war ermüdend, dass alle Männer gleich tickten.
Sie hatte es so satt.

Wortlos ließ sie sich auf die Knie fallen, wobei sie darauf achtete, sich mit der Hand abzufangen. Archie hätte ihr das nicht durchgehen lassen. Er wollte, dass es wehtat. Immer. Dieser hier merkte es nicht einmal. Er war unerfahren im Quälen von Frauen. Was ihr wieder einmal klar machte, dass er eigentlich ein ganz anderer Typ war. Hier lief doch irgendetwas schief.
Aber ihr Kopf war inzwischen zu müde, um es zu analysieren. Langsam machte sich in ihr der Gedanke breit, dass sie verdammt froh sein würde, wenn die Uhr endlich die Zehn am nächsten Morgen zeigen würde, und sie dann sang- und klanglos und auf nimmer Wiedersehen verschwinden konnte.
Sie begann sich wortreich zu entschuldigen, ein Betteln und Flehen in der Stimme, das genauso falsch war, wie ihre Demut.

Dexter schluckte, vollkommen überrascht. Sprachlos starrte er auf sie herunter. Das Lächeln war nicht echt, die Worte spulte sie herunter, als habe sie sie einstudiert. Als habe sie das schon so oft tun müssen, sich auf diese Art entschuldigen. Als ob sie auf Schläge wartete. Er war in Versuchung, ihr die Hand auf den Kopf zu legen, sich selbst zu entschuldigen, ihr aufzuhelfen, doch… fluchend drehte er sich um und verschwand nach drinnen.

Kaylee erhob sich, nachdem sie vorsichtig eine Weile gewartet hatte. Erleichtert und positiv überrascht. Sie war es gewöhnt, eine harte Hand in ihren Haaren zu spüren, wenn sie so kniete. Eine Hand, die sie dann brutal nach oben riss und ihr widerwärtige Beleidigungen an den Kopf warf. Es war oft genug vorgekommen, dass es Schläge hagelte.
Dieser Mann hier war anders. Er war nicht wie Archie. So, als ob er sich in seiner Rolle als Bestrafender nicht auskannte, als ob er es noch nie gemacht hätte. Und das verstärkte weiter ihre Annahme, dass er sie persönlich hasste. Nur warum?
Warum hasste er ausgerechnet Kaylee Moretti?
Auf jeden Fall schien er sich mit dem, was er glaubte tun zu müssen nicht wohl zu fühlen. Er hatte gezögert, aber keine weitere Bestrafung angeordnet. Langsam folgte sie ihm nach drinnen, das zweite Bier hatte sie auf der Brüstung vergessen.

Dex saß am Computer und versuchte mit seinem nicht mehr ganz klaren Hirn etwas über die… Frau herauszubekommen, die da auf der Terrasse vor ihm gekniet hat.
Er kam nicht sehr weit, das Profil bei Black Moon war ziemlich leer. Keine Details zu ihrer Ausbildung, zu ihrer Vergangenheit… nicht einmal mit dem angegebenen Alter konnte er sich anfreunden, sie wirkte so viel älter, als die vierundzwanzig, die da schwarz auf weiß standen. Ihre Augen erzählten, dass sie schon wesentlich mehr erlebt hatte.
Mit flottem Anschlag tippte er eine Mail an einen Bekannten, der genügend Detektive unter sich hatte, um herauszufinden, was denn an diesem Weib wirklich dran war.
Inzwischen war er immer unsicherer, was er von ihr halten sollte. Bittere Notwendigkeit. Was war das denn für eine Formulierung. Und warum zum Teufel hatte seine Mutter ihn nicht schon letzte Woche vorgewarnt? Vor dem, was er mit dieser fremden Nutte tun sollte. Bis gestern hatte sie immer nur genörgelt und ihre Wut auf ihn übertragen. Erst gestern hatte sie ihn gezwungen, anders tätig zu werden. Es war zum die Wände hoch gehen...
Wenn Mutter ihn vorgewarnt hätte, dann hätte er im Vorfeld die nötigen Fakten herbei schaffen können. Dann wäre sie jetzt kein unbeschriebenes Blatt. Jetzt blieb ihm nur etwas ratlos auf ihr Profilbild bei der Black Moon Agency zu starrten. Müde rieb er sich die Augen und ließ die angespannten Schultern kreisen.

Er hörte tapsende Schritte hinter sich, dann legten sich sanft ihre Hände auf seinen Nacken und sie begann ihn professionell zu massieren. Sie summte eine kleine Melodie, die er nicht kannte. Langsam und systematisch arbeiteten sich ihre Hände von der Wirbelsäule hinaus auf die breiten Schultern und wieder zurück. Warm und gefühlvoll löste sie einen Gutteil der Spannung und Dex schloss die Augen. Es fühlte sich herrlich an.

„Warum gibt es so wenige Informationen über Deine Vergangenheit auf diesem Profil? Bei allen anderen Girls steht deutlich mehr drin!“
Ihr leises Seufzen, die sich kurz verkrampfenden Hände auf seinem Armen. Sie war nicht glücklich über die Frage.
„Es gibt nicht viel zu erzählen aus meiner Vergangenheit, das einen Kunden antörnen würde. Nichts, was ihn motivieren könnte mich zu buchen. Fakten, die nicht sexy sind, machen keinen Sinn. Also bleibt das privat.“
„Hier steht, dass Du seit 4 Monaten diesen Job machst. Ist das richtig?“
„Hm, ja, das kommt hin. Aber ist das nicht egal? Ich vermute, in Deinen Augen ist jeder einzelne Tag zwei zu viel.“

Der Vorwurf in ihrer Stimme, trocken und klar, ließ sich nicht überhören. Das war vielleicht ungehörig einem Kunden gegenüber, aber sie war genervt. Sie löste sich von ihm und verschwand im Bad. Dieses Mal schloss sie die Tür ab, da er ja nichts von Privatsphäre zu halten schien. Und richtig, während sie auf der Toilette saß, sah sie den Türknauf sich vergeblich drehen…

Dex konnte dieses Weib nicht verstehen und hasste es, dass sie ihn – zumindest in diesem Punkt – durchschaut hatte. Er konnte nicht akzeptieren, dass es Gründe gab, die eine Frau dazu zwangen, sich zu prostituieren, egal auf welch hohem Niveau. Für sich selbst hätte er nie und nimmer eine Nutte bestellt. Es war sein ‚erstes Mal‘ und es fühlte sich grottenschlecht an.
Falsch, bis ins Detail.
Dass er nach seiner arschigen, verlogenen, miesen Ex nicht gut auf Frauen zu sprechen war, machte es weder besser, noch konnte er sich über die hübsche, willige Frau freuen, die noch den Rest der Nacht sein Bett wärmen würde.
Es fehlte jede Art von Vertrauen, auch wenn er eine gewisse Anziehungskraft nicht verleugnen konnte. Sie war manches Mal so feminin, so weich… unter seinem Zorn wurde der Drang, sie zu beschützen immer stärker. Irgendein Teil von ihm wollte sie in die Arme nehmen und fest an sich drücken. Allein der Anblick, als sie auf der Terrasse vor ihm kniete und ihm klar wurde, dass das nicht das erste Mal war, dass sie sich so einem Mann ausgeliefert hatte – wäre sie eine Freundin gewesen, eine Bekannte nur, so hätte es ihm schier das Herz gebrochen.
Selbst in der finstersten Zeit seiner Ehe hatte er nie die Hand gegen Sybilla erhoben. Jetzt fragte das kleine Teufelchen auf seiner Schulter ihn, ob ihm das nicht als Ventil geholfen hätte.

Sie kam aus dem Bad, nach kürzester Zeit. Offenbar wollte sie ihn nicht provozieren, nicht verärgern. Mit gesenktem Kopf blieb sie in seiner Nähe stehen und wartete ab. Verdammt, wenn er nur wüsste, wieviel gespielt war, wieviel echt… Nun, das musste er klären, auf die eine oder andere Art und Weise.

„Komm ins Bett, es ist Zeit für die nächste Runde!“
Ihr Nicken war kaum merklich, doch sie lief ins Schlafzimmer. Legte den Bademantel sorgfältig auf einen Sessel und eilte dann zum Bett. Sie blieb unsicher davor stehen und wartete auf Anweisungen. Ihr vorsichtiger Blick, die Lippe, die sie schon wieder annagte, die langen dunklen Wimpern, die den wahren Ausdruck ihrer Augen verschleierten… Verdammt, die Frau machte es ihm schwer. Er wollte sie nicht ansehen, ihren wohlgerundeten Körper. Im Prinzip makellos, nicht zu schlank, mit üppigem Busen, der sogar echt war. Sie hatte mehr Bäuchlein vorzuweisen, als seine Ex, und hauchzarte, kaum zu erahnende weiße senkrechte Linien darauf. Ansonsten, keine Narben, keine Tattoos, nichts.
Dex schluckte schwer.
Er war schon wieder hart, sein Schwanz forderte die Erleichterung, die er sich in den letzten Monaten nicht gegönnt hatte. Denn wann immer er selbst Hand an seinen steifen Schaft gelegt hatte, war Sibyllas Bild vor ihm erschienen und er hatte es nicht bis zum Orgasmus geschafft. Zu Masturbieren hatte sich als unmögliche erwiesen und er hätte schon vor Wochen heulen können, vor Frust.
Die Energie, die sich aufgestaut hatte, entlud sich nun in einer Art Dauergeilheit, und dieses Weib hier würde ihn solange befriedigen, bis er sich gelöst und gesättigt fühlte. Entspannt.
Nur vage wurde ihm klar, dass er schon zwei Höhepunkte gehabt hatte, ohne dabei ernsthaft an seine Ex zu denken. Das war ein enormer Fortschritt. Aber er wischte den Gedanken fort, um sich seiner Nutte vor sich zu widmen.
„Leg Dich auf das Bett, auf den Bauch. Jetzt.“
Wortlos, aber elegant gehorchte sie. Dexter konnte nicht ahnen, wie erleichtert sie war. Geschmeidig kletterte sie aufs Bett, kniete zunächst, um sich dann mit schlängelnden Bewegungen, die ihren prallen Po bestens zur Geltung brachten, nach oben Richtung Kopfende zu schieben. Sie legte die Hände unter das Kopfkissen, hoch nach oben, als ob sie sich damit selbst fesseln und ausliefern wollte.
Hatte sie das so gelernt?
Wer hatte sie gefesselt?
Langsam zog sie ein Knie hoch, spreizte damit ihre Beine weit genug, um ihm einen guten Einblick zu gewähren, auf ihre feucht glänzende Mitte, die trotz der verworrenen Situation sehnsuchtsvoll pochte.

Es fühlte sich falsch an, doch der geile Anblick ihrer Kehrseite, machte ihn an. Seine Hand wanderte automatisch zu seinem Schwanz, der hart und fordernd pulsierte. Mit hartem Griff rieb er ihn, immer wieder, bis ihm klar wurde, dass er dabei war, sich neben dem Bett einen runter zu holen, während er auf eine Nutte starrte. Und dabei wartete ihre heiße, vermutlich nasse Muschi wehrlos vor ihm auf dem Bett.
Der geknurrte Fluch verriet ihr, dass es bald losgehen würde. Sie hatte minimal getrickst im Bad und sich ein wenig von dem Gleitgel gegönnt, das sie in ihrem Rucksack immer dabei hatte. Vorsorglich, denn beim ersten Mal heut Abend hatte sie es vergessen. Auch dieses Mal erwartete sie keinen eigenen Orgasmus. Es reichte ihr völlig, wenn ein Kunde – vor allem dieser hier – befriedigt wurde. Sein Höhepunkt stand an erster Stelle, dann erfüllte sie ihre Pflicht. Dann war sie ihr Geld wert. Und Tony hatte keinen Grund zu meckern.
Dass er verdammt gut aussah und sie so antörnte, dass es ihr fast leicht fallen könnte, zu einem Orgasmus zu kommen… wenn er sie nur ein bisschen stimulieren würde… nur ganz klein wenig nachhelfen, und sie liebevoll erregen würde – nein, diese Einsicht hielt sie lieber zurück. Der Mann war heiß, aber er gehörte nicht ihr. Sie spürte seinen Zorn immer noch und nahm sich selbst aus dem Spiel, machte sich leer und ging in ihrem Geist ein Stück fort, fort von diesem Bett und dem, was er gleich tun würde. Gefühle zu investieren, das konnte sie sich nicht leisten.
Es war zu kostspielig. Ihr Herz gebrochen.

Dex ging mit langen, eifrigen Schritten zum Nachttisch und holte sich ein Kondom, riss die Packung auf und rollte es sich hastig über. Auch wenn er darin recht wenig Übung hatte, funktionierte es erstaunlich reibungslos. Er grinste zynisch. Das Weib auf dem Bett war schuld, dass er schon wieder so dermaßen hart war, dass das Überziehen eines Gummis so einfach war.
Dann ließ er sich auf dem Bett hinter ihr nieder, kniete sich zwischen ihre Beine. Eine Hand senkte sich mit einem leisen, fast zärtlichen Klatschen auf ihren Po, die andere schob zwei Finger ohne Vorwarnung in ihre Scheide. Ihre Mitte war tatsächlich so heiß und nass, wie er es sich vorgestellt hatte, und er fühlte, wie sie sich um seine bohrenden Finger zusammenzog. Ihr Becken hob sich an, kam seinen Händen entgegen.
Sie gab sich bereit für seinen Schwanz. Also sollte sie ihn auch kriegen. Sofort. Mit einem weiteren, kaum unterdrückten Fluch schob er eine Hand unter ihren Körper und zwang sie nach oben, auf die Knie und Ellbogen und rammte dann seine suchende Eichel in ihre Vagina. Er stöhnte, als er fühlte, wie sie ihn tief in sich aufnahm, ihn quasi einsog, heiß und eng und ihn verwöhnte.
Alle Rücksicht fiel von ihm ab und er begann sie in schnellem Tempo zu ficken, mit aller Kraft und Gier, die in ihm war. Himmel, fühlte es sich gut an. Er fühlte, wie sie ihm entgegen kam, sich seinen Stößen entgegen stemmte, es ihm einfach machte. Und verlor sich in seinen Gefühlen. Sein Orgasmus rauschte über ihn hinweg, er brüllte sein Glück laut hinaus, blieb atemlos, euphorisch zurück.
Überwältigt klammerte er sich an ihrer Taille fest und ließ sich auf die Seite kippen. Lange brauchten sein Puls und auch seine Atmung, um wieder in einen normalen Bereich zu kommen. Er entspannte sich langsam, vollkommen, drehte sich kurz auf den Rücken, um das Kondom abzuziehen und zu verknoten. Doch ohne sich zu säubern drehte er sich wieder zu ihr um, zog die Decke hoch und kuschelte sie ein. Seine Arme schlossen sich seltsam besitzergreifend um den Körper der jungen Frau.

An ihn geschmiegt, warm und geborgen, lag Kaylee still. Als sein Atem tief und gleichmäßig wurde, wusste sie, dass sie es fürs Erste überstanden hatte. Langsam trockneten ihre Tränen und sie schloss die Augen. Müde, vom langen, anstrengenden Tag, von den vielen Emotionen, schlief sie ein. Tief und traumlos, erschöpft von ihrem Leben.

Kapitel 6

Dex schreckte hoch, er konnte nicht sagen, was ihn geweckt hatte. Dämmerlicht kroch durch den Raum, es war noch viel zu früh, um an diesem Sonntag aufzustehen. Er wollte sich auf die andere Seite drehen, doch etwas hielt ihn fest. Verwirrt drehte er den Kopf und sah die junge Frau, die an ihn geschmiegt lag, das Gesicht ihm zugewandt. Ein Arm hatte sich um seine Taille geschmiegt, ein Bein lag auf seinem Schenkel, das Knie gefährlich nah an seinen wichtigsten Teilen. Sie schlief, mit leicht geöffnetem Mund und zuckte immer wieder leicht zusammen, murmelte Worte, Falten erschienen auf ihrer Stirn. Sie träumte, dicht an ihn geschmiegt. Ihr Traum war wohl nicht sehr angenehm.
Ohne darüber nachzudenken, ohne den Zorn, den er am Abend so heiß in sich gefühlt hatte, hob er seine Hand und strich ihr zärtlich eine Locke aus dem Gesicht, streichelte ihre Wange, dann ihren Kopf, und als ob sie das brauchte, schmiegte sie sich noch dichter an ihn heran. Sekunden später glitt sie in einen tieferen Schlaf und entspannte sich.

Jetzt, im Schlaf, wirkte sie so unschuldig, so süß und hübsch, dass es ihm einen Stich in den Magen versetzte. Er musste sich gewaltsam daran erinnern, was für ein verkommenes Miststück sie doch war… sie doch sein musste… ach, verdammt. Es fühlte sich nicht richtig an, was er über sie dachte. Und es fühlte sich wie ein Verrat an seiner Familie an, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Allein, wie sie jetzt in seinen Armen lag, so als ob sie da hingehörte… sein Geist war genauso verwirrt, wie der Rest von ihm.
Vorsichtig drehte er sich auf die andere Seite, nur um zu spüren, wie sie sich an seinen Rücken schmiegte, warm und seltsam vertraut. Ergeben schloss er die Augen und versuchte noch ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor der nächste Tag ihn einholte.

„Nein, Jeremy, verdammt, ich habs vergessen. Oh, was bin ich dumm!“
Sie seufzte leise, versuchte das Gespräch zu dämpfen, um nicht den schlafenden Kunden im Bett zu wecken. Dass er jedes Wort mithörte, ahnte sie nicht. Dexter hatte einen extrem leichten Schlaf.
„Jeremy, die Pillen sind oben versteckt, über der Küchentür. Nik hat inzwischen alle anderen Verstecke gefunden. Du musst die Lüftungsklappe abnehmen. Dahinter… ja, genau. Und denk an die Dosierung, ja nicht zu viele, das ist tödlich, das weiß Zoe aber auch genau…“
Sie seufzte und fuhr sich mit der freien Hand durchs verstrubbelte Haar.
„Hm, ja, bitte, ich kann hier noch nicht weg… küss sie von mir, ich beeil mich… ja, ich Dich auch, ciao!“

Nachdenklich warf sie einen Blick auf ihren schlafenden Kunden. Trotz des schrillen Handytons, trotz des Gespräches, schien er noch tief und fest zu schlafen. Bis sie einen Blick weiter nach unten warf, und das kleine Zelt sah, das sein Schwanz aus der Bettdecke machte. Oh, na so tief schlief er wohl doch nicht mehr.
Mit einem frustrierten Seufzer krabbelte sie zurück ins Bett und schmiegte sich an ihn. Nackt, so, wie sie wach geworden war, als das Handy sie alarmierte.
Oh, sie war eine Rabenmutter. In ihrer Hektik hatte sie gestern Abend vollkommen vergessen, Mimi ihre Tabletten mitzugeben. Es war ja auch nicht geplant gewesen, über Nacht fort zu bleiben. Ein Schauder überlief ihren Körper. Hoffentlich schadete es nicht zu sehr, dass die Kleine ihre Pillen mit zwei Stunden Verspätung bekam. Sie war so zerbrechlich geworden, so empfindlich in den letzten Monaten.
Ihre Zeit auf dieser Erde lief ab.
Unwiederbringlich.
Und Kaylee hasste jede Sekunde die sie gezwungen war, entfernt von ihrer kleinen Tochter zu verbringen.

Dex gab es auf. Er spürte die Unruhe in der Frau, auch wenn sie fast bewegungslos neben ihm lag. Sie war alles andere als entspannt. Und sein schon wieder harter Schwanz machte es auch nicht besser. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Er zog sie in seine Arme und brummte wohlig. Sie fühlte sich gut an. Warm und weich. Willig schmiegte sie sich dichter an ihn.
Eine ihrer Hände wanderte unaufgefordert hinunter zu seinem Penis, umschloss warm und fest den harten Schaft und begann ihn mit ruhigen, sanften Bewegungen zu stimulieren. Stöhnend hob er ihr schon nach kurzer Zeit das Becken entgegen. Doch so wollte er es nicht. Jetzt nicht. Anderes Verlangen stand im Vordergrund.
Energisch drehte er sie auf den Rücken, legte sich über sie, dicht und eng, vergrub sein Gesicht an ihrem Busen. Oh, verdammt, fühlte sich das gut an. Seine Hände gingen auf Wanderschaft.
Bevor er es sich anders überlegen konnte, schob er sich nach unten, zwischen ihre Schenkel und leckte forschend über ihre blank rasierte Scham. Ihr überraschtes Keuchen verwirrte ihn, aber er machte weiter, schob seine Zunge zwischen ihre Falten und kostete ihren Geschmack. Würzig und süß zugleich.
Erregend. Seine Lippen fanden ihre pulsierende Knospe und er begann sanft zu ziehen, zu saugen, was ihr ein Stöhnen entlockte. Sie bog den Rücken durch und krallte ihre Hände in sein langes, verwuscheltes blondes Haar.
Dex knurrte zustimmend und machte weiter, angespornt von ihrer fordernden Art. Doch viel zu schnell wollte sein Körper mehr und er rief sich zur Ordnung. Kaylees Vergnügen stand nicht an oberster Stelle, und so machte er sich los, löste sich von ihrer sehnsüchtig pochenden Pforte und stemmte sich auf die Ellbogen hoch. Finster blickte er auf die Schönheit in seinem Bett, doch sie hatte die Augen geschlossen.
Kaylee wusste zu gut, dass sie nicht mehr bekommen würde. Und das Reißen der Kondomverpackung bestätigte ihren Verdacht. Sie machte sich für ihn bereit und hieß ihn mit weit geöffneten Schenkeln willkommen. Dieses Mal war sie feucht genug und er glitt ohne Probleme bis zum Anschlag schon beim ersten Stoß in sie hinein.
Nasse, enge Hitze, die ihn umgab.
Keuchend versuchte er still zu halten, er fühlte sich schon zu dicht am Orgasmus und wollte es hinauszögern. Ihr leiser, klagender Laut ließ ihn die Augen aufreißen.
Sie schlang die Beine um seine Taille und zog ihn noch tiefer in ihre heiße Grotte. Er stöhnte und gab sich dem Genuss hin, begann sich langsam zu bewegen, zurückhaltend, kämpfend, und sie machte es nicht besser, indem sie sich jeder seiner Bewegungen entgegenpresste.

Fluchend kam er zum Orgasmus, viel zu schnell, und keuchte überrascht, als er innehielt und plötzlich die Wellen spürte, die die Frau unter ihm durchliefen.
Ihr Höhepunkt erstaunte sie beide. Er verlängerte aufs Angenehmste seine Ejakulation, wieder und wieder presste ihre Scheidenmuskulatur ihn zusammen, entzog ihm die letzten Tropfen und ließ ihn leer und schließlich vollkommen befriedigt zurück.

Dex brach keuchend auf ihr zusammen, machte sich nicht die Mühe, etwas von seinem Gewicht zurück zu halten. Nur vage bekam er mit, dass sie die Arme um ihn schlang, genauso wie ihre Schenkel sich hinter seinen Lenden kreuzten.
Ein befriedigtes Summen schallte durch sein leeres Hirn, hallte mit Echo innen von seinen Schädelwänden wieder und machte jeden klaren Gedanken zunichte. Lange brauchte er, bis sein Puls nicht mehr hämmerte, sein Kopf sich klärte und der Atem zur Ruhe kam.
Mit einem Ruck löste er sich schließlich von der Frau, die ihn so überraschend mehr befriedigt hatte, als er je erhofft hatte. Er stemmte sich hoch, wälzte sich aus dem Bett und verschwand im Bad.

Nachdenklich blieb sie liegen, als sie hörte, wie die Dusche anging. Nein, sie hatte kein Bedürfnis, jetzt zu ihrem Kunden zu eilen, ihn zu waschen oder sich zu einer weiteren Runde unter den heißen Wasserstrahl zu gesellen.
Immerhin hätte er sie ja auffordern können, oder gar einen Befehl erteilen. Er hatte es nicht getan, und sie mochte ihn nicht genug, um ihm einen Bonus zu geben, den er nicht wirklich verdiente. Auch wenn er sie tatsächlich zum Höhepunkt gebracht hatte.

Kapitel 7

Kaylee wandte seufzend den Kopf, ihr Blick traf auf die Uhr auf dem Nachttisch.

Es war 9:15 Uhr.
Das war gut. Sehr gut.
Vielleicht ließ er sie ja früher gehen.

Verdammt, sie wollte so dringend nachhause, nach dem Rechten sehen. Sie fühlte sich unruhig, solange sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, dass alles okay war.
Dass Mimi okay war.
Als wenige Minuten später ein frisch geduschter Dexter aus dem Bad kam, nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen, musste sie schlucken. Er sah schon verdammt gut aus. Athletisch, braungebrannt, offenbar kein Typ der viel drinnen war. Sie lächelte ein bisschen schräg.
Unter anderen Umständen hätte sie es toll gefunden, sich mit ihm zu treffen, ihn kennen zu lernen. Aber so, auf diese Art, war er kein lohnenswertes Ziel mehr. Seine Wut schien heute früh in den Hintergrund getreten. Doch sie ahnte, dass das nur vorübergehend so war.

Ohne einen Blick auf das Escort Girl in seinem Bett verließ er das Schlafzimmer und betrat den Salon. Der Hotelpage hatte ihm einen Brief neben den Frühstücksteller gelegt. Dass nur für eine Person gedeckt war, übersah er geflissentlich. Er schuldete der Frau kein Frühstück.
Im Briefumschlag fand er die zwei bestellten Karten für das Theaterstück heute Abend. Er hatte keine Ahnung, was gespielt wurde, da musste er in den Plan schauen. Es diente ja nur zwei Zwecken: die Frau einen Tag länger unter Kontrolle zu halten, und ein wenig gesehen zu werden und andere reiche Leute zu sehen.

Das war nie verkehrt. Solange er sich hier in der Zivilisation aufhalten musste und keine Zeit hatte, wieder in der Wildnis zu verschwinden, konnte er sich auch den nervtötenden Pflichten widmen, die seine Mutter für unerlässlich hielt. Auf den Karten stand Shakespeares Sommernachtstraum. Wie passend.

Als Kaylee kurze Zeit später mit ihrem Rucksack den Salon betrat, wieder in Jeans und Shirt gehüllt, telefonierte ihr Kunde gerade. Sie entnahm den Worten, dass er sie für heute Abend buchte. Bei Tony. Der natürlich freudig zustimmte.
Sie wurde blass. Noch so eine Nacht. Oh Gott, wie sollte sie das aushalten? Würde sein Zorn wieder durchschlagen? Oder würde die zärtliche, fast liebevolle Art von heute früh dominieren? Sie schauderte. Sie hatte keine Chance. So oder so entkam sie ihm nicht.
Er legte auf, und wenige Sekunden später klingelte ihr eigenes Handy.
„Ja, Tony… ja, ich habe verstanden. Ja, klar, geht klar. Nein, das kriege ich organisiert…. Okay, okay… gut!“
Sie hob einen undeutbaren Blick zu ihrem Kunden. Der sie für den kompletten Tag und die kommende Nacht gebucht hatte. Sie sah keinen Ausweg, für sie gab es schlicht keinen, und so ergab sie sich ihrem Schicksal. Er räusperte sich.

„Wir werden heute Vormittag shoppen, dann heute Nachmittag mit meiner Mutter einen Kaffee trinken. Heute Abend gehen wir zu einer Theatervorstellung. Du wirst also andere Kleidung brauchen. In Jeans nehme ich Dich nicht mit. Du hast die Wahl. Entweder Du lässt Dir Deine Sachen herbringen oder wir kaufen etwas. Ich suche aus und ziehe es dann von Deinem Lohn ab.“
Ihre Brauen zogen sich nach oben.
„Also kannst Du mir etwas kaufen, das ich nicht mag und ich soll es dann büßen, indem Du mir weniger zahlst. Fair, na klar. Aber ich muss Dich enttäuschen, ich habe passende Sachen zuhauf daheim. Wenn es erlaubt ist, würde ich die gerne holen. Da dieser zweite Termin äußerst kurzfristig ist, muss ich noch ein bisschen was organisieren. Immerhin besitze ich noch ein eigenes Leben neben dem Escort Dienst.“
Er lachte, tief und grollend. Zufrieden nickte er. Seine leicht zu durchschauende Taktik ging tatsächlich auf.
Sie wollte nichts Neues.
Gut.
Dann musste sie ihn mit in ihre Wohnung nehmen. Dass sie noch etwas organisieren wollte? Nun, das musste er ihr wohl erlauben.

Ein kurzes Telefonat später waren sie unterwegs. Kaylee hatte in der Tat alles extrem schnell abgeklärt. Tony hatte Zoe schon vorgewarnt. Nachdem nun klar war, dass sie den ganzen Tag und die ganze Nacht zusammen verbringen würden, hatte sie sich eine interne Liste aufgestellt, was sie so alles brauchen würde. Ein geeignetes Abendkleid auf jeden Fall, und etwas, in dem sie seiner Mum begegnen konnte.
Verdammt, wer nahm denn eine Escort zu einem Familientreffen mit? Und als ‚wen oder was‘ würde er sie vorstellen. Sehr merkwürdig. Irgendwie abgekartet. Sie verstand es nicht, war jetzt aber zu nervös, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie würde diesen Tag einfach irgendwie überstehen. Würde Minute für Minute überleben. Musste sie, ging ja nicht anders.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739483139
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Januar)
Schlagworte
Liebesroman Escort Girls Erotik Liebe

Autor

  • Jasmin Timm (Autor:in)

Mein Name ist Jasmin Timm und ich lebe im wunderschönen Harz inmitten der Natur zusammen mit meinem Mann und Hund. Ich liebe es, mit dem E-Bike durch den wilden Nationalpark Harz zu fahren, Geocaching und Handarbeiten. Ich danke meinem Mann für seine humorvolle Unterstützung und unendliche Geduld. Ich danke meiner Freundin Alex für das schöne Cover und Tochter Aileen für die Silhouette.
Zurück

Titel: Kaylee