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Wilde Küsse: in Triest

von Annabelle Benn (Autor:in)
102 Seiten
Reihe: Kuss, Band 3

Zusammenfassung

Lies dich in eine romantischere Welt Veronika liebt Italien und freut sich, beruflich ein paar Tage im nord-italienischen Triest zu verbringen. Sie erwartet verwinkelte Gassen, imposante Gebäude, traumhafte Kulissen, köstlichste Leckereien und die italienische dolce vita. Gleichzeitig fürchtet sie sich vor ihrem desaströsen Hang, sich in weit entfernt lebende Männer zu verlieben. Nein, verlieben wird sie sich diesmal ganz bestimmt nicht, das schwört sie sich hoch und heilig. Doch dann hilft ihr der charmante, humorvolle und gut aussehende Luca aus der Patsche, und mit ihm scheint alles anders zu sein. Oder doch nicht? Die einzelnen Bände der Kuss-Reihe bauen nicht auf einander auf und können völlig unabhängig voneinander gelesen werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

Kapitel 1

 

In den Lautsprechern knackste und rauschte es, dann ließ der Fahrer zufrieden „Udine autostazione“ verlauten. Endlich Italien! Veronika hatte ihr Ziel erreicht. Glücklich kniff sie kurz die Augen zusammen und holte tief Luft, bevor sie sich von ihrem bequemen Sitz erhob.

In bester Urlaubslaune kletterte sie aus dem Postbus und nahm ihren bronzefarbenen Koffer in Empfang. Ihre erste Fahrt in den seit einigen Jahren so beliebten Fernreisebussen war überraschend angenehm verlaufen. Sie war erster Klasse gereist, was bedeutete, dass es an ihrem Platz einen Tisch, Strom und Internetzugang gab. Das war nicht nur sehr bequem, sondern auch sehr vorteilhaft, denn so hatte sie unterwegs nicht nur die ersten Zeilen für den Artikel „Was man von uns aus mit dem Zug erreichen kann“ verfasst, sondern auch den Anfang ihrer nächsten erotischen Kurzgeschichte, die den Arbeitstitel „Goodbye Tristesse, welcome Triest“ trug. Natürlich war der Titel zu lang, zu sperrig, zu wenig sexy, aber er gab der Geschichte den richtigen Rahmen.

Veronika schrieb nämlich nicht nur für ihr Leben gern, sondern auch für ihren Lebensunterhalt. Als freie Journalistin war sie für zwei Frauenmagazine sowie für eine beliebte Lokalzeitung tätig. Zusammen mit drei weiteren Kolleginnen arbeitete sie an der neuen Reihe über Nah-Reise-Ziele, die man mit dem Zug erreichen konnte. Veronika liebte diese Serie, weil sie ihr erlaubte, alle vier Wochen einen neuen Ort, der höchstens zehn Stunden Zug-Fahrt von Salzburg entfernt lag, erkunden konnte. Streng genommen atmete sie also aus beruflichen Gründen italienische Luft ein. Dass man auf ihrer jetzigen Tour von Villach bis Udine mit dem Bus fuhr, spielte keine Rolle, denn die österreichische Bahn verkaufte das Ticket als eins. Außerdem hielt der Bus direkt vor dem Bahnhof, sodass man rasch und bequem umsteigen konnte. Das alles hatte sie bereits lobend notiert. Doch damit würde sie ihren Artikel nicht beginnen. Nein. Sie würde diese Bemerkung am Schluss des Artikels bringen, und die Leser gleich zu Beginn der Lektüre in sinnlichen Eindrücken baden lassen.

So, wie sie selbst es jetzt tat. Die anderen Passagiere waren schon davongeeilt, doch Veronika blieb einige Atemzüge auf dem Bahnhofsvorplatz stehen, reckte das Gesicht in die warme Spätsommersonne, die von einem beinahe wolkenlosen Himmel strahlte. Sie atmete tief durch und war dankbar für die schönen Dinge in ihrem Leben.

Ach, Italien ... Alles war hier anders, schöner, südlicher, sinnlicher. Die Luft, die immer etwas milder war, sanfter um den Körper strich und scheinbar immer den Geruch von frischgebrühten Kaffee mit sich trug. Die Männer und Frauen, die mit einer natürlichen Eleganz gesegnet waren, die sie scheinbar mühelos feminin bzw. maskulin wirken ließ. Überhaupt der gesamte italienische Sinn für Ästhetik, die hier alle Lebensbereiche durchdrang und prägte. Und erst das Essen, die Musik, die Mode, die Landschaft, ach und die Architektur!

Mit ihren mittlerweile 41 Jahren war Veronika sich durchaus bewusst, dass sie in schwelgerische Rosarot- Malereien verfiel und stark übertrieb, sobald sie an ihr persönliches gelobtes Land dachte. Aber durfte man denn nicht mehr träumen, wenn man so dem Alltag entfliehen konnte? Und wer ertrug den Alltag schon auf Dauer, besonders dann, wenn man mal wieder Single war?

Hach, Single hin oder her, davon würde sie sich die Laune nicht verderben lassen! Breit lächelnd schulterte sie ihre Handtasche und zog die Sonnenbrille aus dem Haar über die Augen. Das war eine automatische Geste, denn bis zur Bahnhofshalle waren es nur wenige Meter.

Aber apropos Single: Niemand brauchte Veronika daran erinnern, dass entweder „etwas mit ihr nicht stimmte“, oder dass sie sich endlich einen Ruck geben und aus ihrer Komfortzone krabbeln musste. Sie gab sich ständig einen Ruck und lernte neue Männer kennen. Ach was, kennenlernen! Es war ja weit mehr! Sie ließ sich auf die Männer ja auch noch ein! Und zwar solange, bis sie am Schluss wieder wie ein in den Regen geratener Zwergpudel zurück in ihre Komfortzone krabbelte. Dort war es wenigstens sicher und gemütlich. Das ganze Kennenlernen – das war ohnehin so eine Sache. Denn irgendwie kam es ihr so vor, als ob sich in den letzten Jahren niemand mehr kennenlernen würde. Immer landete man sofort in der Kiste, und wenn es dort beim ersten Mal nicht der Himmel auf Erden war, war der ganze Mensch für die Tonne. Hahaha. Selten so gelacht, dachte sie mit aufkeimender Bitterkeit. Wie sollte Sex schön und gut sein, wenn man sich nicht kannte? Wenn man vielleicht ein bisschen schüchtern und unsicher war, weil man mit über vierzig ein paar Falten und Dellen und Besenreiser hatte und alles nicht mehr ganz so straff wie vor zwanzig Jahren war?

Aber – Stopp. Auch das war jetzt egal.

Denn jetzt war sie hier, in Italien, und eins war sicher: Einen italienischen Gigolo würde sie sich sicherlich nicht anlachen. Schauen, ja, das war gestattet, aber nicht mehr. Auf keinen Fall mehr. Abgesehen davon war sie dienstlich hier.

Mittlerweile stand sie vor der Anzeigentafel und suchte nach dem Anschlusszug.

„Triest ... Ah, hier. 12:38 Uhr“, las sie halblaut, wie sie es oft tat, wenn sie sich auf etwas konzentrierte. Ihr blieben etwas mehr als zwanzig Minuten. Zeit genug für die erste Sünde, oder nicht?, überlegte sie schelmisch grinsend.

Unmittelbar zu ihrer Linken befand sich das Bahnhofs-Café, aus dem ihr der typische, unwiderstehliche Kaffee-Duft in die Nase wehte. Ein feiner Cappuccino zur Begrüßung ging sich locker aus, vorausgesetzt, es war nicht zu viel los.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739443461
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Februar)
Schlagworte
novelle Liebesroman sinnlich liebesgeschichte italien humorvoll kurzgeschichte

Autor

  • Annabelle Benn (Autor:in)

Annabelle Benn liebt, liest, lebt und schreibt Romantik.
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Titel: Wilde Küsse: in Triest