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Fatale Lügen

Soko Innen 1

von Axel Hollmann (Autor:in)
160 Seiten
Reihe: Soko Innen, Band 1

Zusammenfassung

Verrat. Gier. Berlin. Fast wäre Hauptkommissar Carl Rau an seinem Job zerbrochen. Er fühlt sich reif für eine Auszeit, dennoch muss er die Leitung der Soko Innen übernehmen. Zusammen mit seinem neuen Team soll er einen politisch brisanten Fall untersuchen. Hat ein Ermittler des LKAs einen Verdächtigen misshandelt? Die Schuld des Kollegen scheint erwiesen, doch dann wird der Ermittler niedergeschossen, seine Frau ermordet und sein neunjähriger Sohn verschwindet spurlos. Die Soko Innen irrt durch ein Labyrinth aus Lügen. Und im Verborgenen verfolgt jemand ganz eigene Pläne. »Fatale Lügen« ist der erste Band einer vierteiligen Krimi-Serie, die das Autorenduo Axel Hollmann und Marcus Johanus im Laufe der nächsten Monate veröffentlicht.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Das Buch

Verrat. Gier. Berlin.


Fast wäre Hauptkommissar Carl Rau an seinem Job zerbrochen. Er fühlt sich reif für eine Auszeit, dennoch muss er die Leitung der Soko Innen übernehmen. Zusammen mit seinem neuen Team soll er einen politisch brisanten Fall untersuchen.

Hat ein Ermittler des LKAs einen Verdächtigen misshandelt? Die Schuld des Kollegen scheint erwiesen, doch dann wird der Ermittler niedergeschossen, seine Frau ermordet und sein neunjähriger Sohn verschwindet spurlos.


Die Soko Innen irrt durch ein Labyrinth aus Lügen. Und im Verborgenen verfolgt jemand ganz eigene Pläne.


»Fatale Lügen« ist der erste Band einer vierteiligen Krimi-Serie, die das Autorenduo Axel Hollmann und Marcus Johanus im Laufe der nächsten Monate veröffentlicht.

Der Autor

Axel Hollmann, Jahrgang 1968, steckte schon als Jugendlicher seine Nase in alle SF-Romane und Fantasy-Rollenspiele, deren er habhaft werden konnte.

Während seines Studiums verbrachte er mehr Zeit mit dem Lesen von Krimis und Thrillern, als in BWL-Vorlesungen. Rechtzeitig vor seinem dreißigsten Geburtstag macht er sein Hobby zum Beruf: Er wurde Mitinhaber eines Buch- und Spieleladens, bis er sich dann dem Schreiben widmete. 2014 erschien sein erster Thriller. Mit seiner Familie lebt er in Berlin.

Prolog

»Die erledigen mich«, flüsterte Staatssekretär Joost Amann. Er versteckte die Hände hinter dem Rücken. Seine Besucherin sollte nicht sehen, wie er sich nervös die Finger rieb.

Sie saß auf der Kante seines Schreibtischs und spielte mit einer Büroklammer. Ein Mädchen. Sie nannte sich Nyela Hoteq, und dem Gesicht mit den nordafrikanischen Zügen nach zu urteilen, musste sie zwölf, höchstens dreizehn Jahre alt sein.

Nicht mehr als ein Kind.

Nyela Hoteq trug einen schwarzen Rollkragenpullover, Jeans und Sneakers, die über dem Dielenboden baumelten. Kajal betonte ihre onyxfarbenen Augen. Augen, die ihn aufmerksam musterten.

Seine Kehle schnürte sich zusammen. Raubtieraugen, dachte der Staatssekretär unvermittelt.

Sein Büro befand sich im ersten Stock der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Es war dreiundzwanzig Uhr. Freitag. Durch die Fenster fiel Licht von der Württembergischen Straße, sonst lag das Zimmer im Dunkeln. Er trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich.

Klick! Ein Geräusch, wie das Spannen einer Pistole. Er zwang sich, die Lippen zu der Andeutung eines Lächelns zu verziehen. »Helfen Sie mir. Bitte.«

Er wartete, doch seine Besucherin hatte nur Augen für die Büroklammer.

»Haben Sie mitbekommen, was die Zeitungen schreiben? Nichts als Lügen und wilde Behauptungen, die diese Schmierfinken verbreiten. Beweise?« Er wandte sich zu der Anrichte, die unter einem Gemälde stand, das das Brandenburger Tor zeigte. »Denen ist doch egal, dass es keine gibt. Hauptsache, die Auflage stimmt.«

Sein Herz pochte wild, so sehr hatte er sich in Rage geredet. Erst wollte er nach der Karaffe mit dem Wasser greifen, doch dann entschied er sich für die Flasche mit dem Scotch. Der Staatssekretär schraubte den Verschluss ab und füllte eines der Gläser. Seine Hand zitterte so stark, dass er zweimal absetzen musste, um die bernsteinfarbene Flüssigkeit nicht zu verschütten.

Hoffentlich hatte es seine Besucherin nicht bemerkt.

Er stellte die Flasche wieder beiseite und trank so hastig, dass er husten musste. Der Scotch in dem halbvollen Glas schwappte, als er es zurück auf die Anrichte stellte.

Joost Amann wandte sich wieder seiner Besucherin zu. Sie verdrehte den dünnen Draht zu einem Ring. Stumm. Unmöglich, in ihrer Miene zu lesen.

»Dieser Kommissar vom Dezernat 34 ist an allem schuld. Er hat sich da in etwas verrannt.« Wieder griff der Staatssekretär nach dem Glas. Er leerte es in einem Schluck. »Er hat mit meinen Mitarbeitern gesprochen. Sie ausgefragt und gegen mich aufgehetzt. Und Mio auch.«

Joost Amann trat einen Schritt auf den Schreibtisch zu. Es brodelte in ihm.

»Man will mich vernichten. Mich zerstören. Meine Beziehung, mein Leben. Meine Karriere. Haben Sie eine Ahnung, wie mich alle ansehen? Die Kollegen in der Senatskanzlei. Meine Freunde. Nein, natürlich nicht. Wie sollten Sie auch?«

Der Staatssekretär sah dem Mädchen direkt in die Augen. Er spürte noch immer die wohltuende Wärme des Scotchs in seiner Kehle.

»Hören Sie, ich habe immer getan, was für den Kreis am besten war.« Er hob den Zeigefinger, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Ohne Widerspruch. Ohne Fragen zu stellen. Ich habe meinen Teil des Deals eingehalten. Dafür ist mir der Circulus Clausa etwas schuldig. Das ist nur fair. Ich möchte …« Er unterbrach sich. »… nein, ich fordere, dass Sie mir helfen. Bringen Sie die Presse zum Verstummen. Und sorgen Sie dafür, dass dieser Kommissar aus meinem Leben verschwindet. Ein für alle Mal. Es ist mir gleich, wie Sie das anstellen, aber denken Sie daran, ich bin nicht der Einzige, der etwas zu verlieren hat. Verstehen Sie, was ich …«

Er verstummte.

Das Mädchen schob den gebogenen Draht auf ihren Finger, als wäre er ein Ring. Dann rutschte sie von der Schreibtischkante und sah zu ihm auf. Nyela Hoteq war einen Kopf kleiner als er, doch Joost Amann hielt die Luft an. Du bist zu weit gegangen, du Narr! Das war seine Schwäche. Manchmal verlor er einfach die Beherrschung.

Er wollte schon den Mund öffnen, um sich zu entschuldigen, doch da nickte sie.

Bedächtig, beinahe unmerklich.

Ehe er etwas sagen konnte, hatte sich Nyela Hoteq schon abgewandt. Mit ein paar Schritten durchquerte sie das Büro. Die Sneakers geräuschlos auf den Dielen. Sie griff nach der Klinke und einen Augenblick später fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.

Zurück blieb nur der Geruch ihres Parfüms. Zimt und Patchouli.

Erleichtert atmete der Staatssekretär aus.

Gut, dass du so bestimmt aufgetreten bist. Der Staatssekretär nickte sich selbst zu. Jetzt musste er sich nicht mehr sorgen. Der Kreis würde sich um alles kümmern. Daran zweifelte Joost Amann nicht.

1

Kriminalhauptkommissar Carl Rau nahm einen Schluck aus dem Pappbecher. Angewidert verzog er das Gesicht. Nicht nur, dass der Kaffee längst kalt geworden war. Irgendwie schaffte es die Brühe, gleichzeitig wässrig und viel zu bitter zu sein. Hoffentlich befand sich wenigstens etwas Koffein in dem widerlichen Getränk, das die Kollegen im Dezernat 34 des Landeskriminalamts für Kaffee hielten. Wenn nicht, war es um den Tag endgültig geschehen.

»Soll ich wirklich den ganzen Kram einpacken?«, hörte der Kommissar seine Kollegin fragen. Er wandte sich zu Paula Jacoby um. Carl kannte sie erst seit ein paar Wochen. Die Kommissarin war klein, ein wenig mollig und jung — jedenfalls im Vergleich zu ihm. Viel zu oft hatte sie ein nervtötendes Lächeln auf den Lippen. Dazu kam eine beunruhigende Vorliebe für bunte Klamotten. Heute trug Paula ein knallrotes Oberteil und darüber eine olivfarbene Fransenweste. Ihre Sneakers waren gelb wie ihre Jeans.

Missbilligend verzog Carl die Mundwinkel. »Den ganzen Kram, ja. Sacken Sie alles ein, was Vogt gehört.«

Paula hielt einen Bilderrahmen in die Höhe. Sie grinste. »Den auch?«

Der Rahmen bestand aus mehreren Lagen Wellpappe. Er war mit trockenen Nudeln beklebt und mit goldener Farbe bemalt. Ganz sicher von einem Kind. Das Foto, das auf der Pappe klebte, zeigte ein Sportstadion. Carl kannte das Gebäude. Es befand sich in Westend. Ein Junge in einem Fußballtrikot grinste in die Kamera. Er war vielleicht acht oder neun. Eine Frau in einer Sommerbluse streichelte seinen roten Schopf. Neben den beiden stand ein Mann, so rothaarig wie der Junge. Die Hände hatte er in den Hosentaschen verborgen. Die blauen Augen starrten an der Kamera vorbei ins Nichts. Es war der Mann, dem der Bilderrahmen gehörte: Kriminalhauptkommissar Leon Vogt. Dezernat 34 des Berliner LKAs. Korruptions- und Polizeidelikte.

»Er kommt mit, genauso wie die Bleistifte, der Radiergummi und die Büroklammern. Packen Sie alles dort hinein.«

Er nickte zu dem Karton, der auf dem behördengrünen Linoleumboden vor dem Schreibtisch stand. Das Büro befand sich im ersten Stock des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Nun waren hier die Dezernate für Wirtschaftskriminalität, Korruption, Umwelt-, Verbraucher- und Polizeidelikte des Berliner Landeskriminalamts untergebracht.

Paula bedachte ihn mit einem breiten Lächeln. »Klar, Herr Hauptkommissar.«

Carl machte sich nicht die Mühe, das Lächeln zu erwidern. Er nahm noch einen Schluck von der kalten Brühe. Der Rest der Soko war in Ordnung, auch wenn Dominic Engels und Johnny Harms immer wieder miteinander stritten. Carl war sich nur nicht sicher, was er von der Kommissarin halten sollte.

Nahm sie ihre Arbeit ernst?

Besser, wenn er es bald herausfand. Auf dem Schreibtisch lag ein Stapel ungeöffneter Briefe. Carl stellte den Kaffee beiseite und griff danach.

»Weshalb sind Sie zur Polizei gegangen, Paula?«, fragte er, während er tat, als würde er die Absender der Briefe prüfen.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie seine Kollegin den Kopf schief legte. Sie zögerte einen Moment, ehe sie antwortete. »Gute Frage. Nach der Schule wusste ich nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich wollte nur nicht dasselbe wie meine Eltern machen.«

Carl warf die Briefe in den Karton. »Und zwar?«

»Mein Vater ist Berufsmusiker und meine Mutter arbeitet als Psychologin. Zunächst war ich bei der Bereitschaftspolizei, aber …«

Sie verstummte und zuckte mit den Schultern.

»… aber es war Ihnen nicht abenteuerlich genug, sich bei Demos oder vor dem Olympiastadion die Beine in den Bauch zu stehen.«

Paula lachte. »So ungefähr. Jedenfalls habe ich ein paar Semester studiert und bin dann zum LKA gegangen. Das war vor zwei Jahren.«

Erst vor zwei Jahren? Sie war also eine Anfängerin. Toll, das konnte ja was werden. Warum hatte er sich nur von Konrad Faber breitschlagen lassen?

Carl blickte zum Fenster. Der Regen hatte aufgehört, doch der Novemberhimmel über den Skeletten der Straßenbäume war noch immer grau. Und auf dem Columbiadamm staute sich der Verkehr. Er nahm einen letzten Schluck Kaffee, auch wenn ihm das Gesöff vermutlich nicht auf die Beine helfen, sondern nur Magenschmerzen verursachen würde.

Seit ein paar Jahren tat ihm immer etwas weh. Er war halt nicht mehr der Jüngste. Zweiundfünfzig Jahre hatte er auf dem Buckel. Fünfundzwanzig davon hatte er dem LKA geschenkt. Früher hätte es ihm nichts ausgemacht, aber jetzt steckten ihm die Strapazen der letzten Tage in den Knochen. Dazu kam, dass er nachts keinen Schlaf fand. Er schaffte es einfach nicht, abzuschalten. Egal wie müde er war, er wälzte sich nur von der einen auf die andere Seite und hing müßigen Gedanken nach. Kein Wunder, dass er jeden Morgen wie gerädert aufstand und tagsüber Schwierigkeiten hatte, die Augen aufzuhalten.

»Herr Hauptkommissar?«

Er hatte seiner neuen Kollegin mindestens ein dutzend Mal gesagt, dass sie ihn mit seinem Namen anreden sollte, aber für Paula war er der »Herr Hauptkommissar«. Vermutlich, weil er nun einmal ein alter Sack war.

»Was ist?«

»Die Schreibtischschublade.« Demonstrativ rüttelte seine Kollegin an dem Griff. »Sie ist abgeschlossen. Soll ich herumfragen, ob jemand einen Zweitschlüssel hat?«

»Das wäre sinnlos.«

»Warum?«

Carl seufzte in sich hinein. Es war nicht zu übersehen, dass sie frisch von der Hochschule kam. Paula hatte nicht den Hauch einer Ahnung davon, wie die Dinge beim LKA liefen.

»Nicht einer von Vogts Kollegen würde einen Finger für uns krümmen, darum.« Er musterte das Schloss und nickte sich dann selbst zu. »Egal, das schaffe ich auch so. Machen Sie mal Platz, Paula.«

Sie trat einen Schritt zur Seite und als er an den Schreibtisch herantrat, roch er ihr Parfüm. Frisch und süß. Wie Blumen im Hochsommer. Der Duft passte zu ihr.

Carl merkte, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl. Ehe seine Kollegin es sah, drehte er den Kopf zur Seite. Er hatte nie das Bedürfnis verspürt, ein Kind in diese Welt zu setzen und eine Tochter schon gar nicht. Aber wenn, dann wäre sie jetzt ungefähr in Paulas Alter … Carl schob den Gedanken beiseite. Es war sinnlos, darüber nachzudenken, was hätte sein können.

Er beugte sich über die Schublade und wandte ihr dabei den Rücken zu. »Hat man Ihnen an der Hochschule denn gar nichts beigebracht?«

Sie schwieg. Wahrscheinlich war sie sauer. Kein Wunder, so ruppig, wie er die ganze Zeit zu ihr war. Aber lieber so, als eine zu enge Beziehung zu Kollegen aufzubauen. Er hatte auf die harte Tour gelernt, dass es besser war, niemanden zu nahe an sich heranzulassen.

»Geben Sie mir mal eine von den Büroklammern.« Carl streckte die Hand aus.

Immer noch wortlos reichte sie ihm eine. Routiniert bog er die Klammer zurecht und schob sie dann in das Schloss der Schublade. Es war ein billiges Ding, doch er war außer Übung.

Carl fummelte mit dem gebogenen Draht herum. Nichts. »Geh endlich auf!«

»Soll ich mich vielleicht doch nach dem Schlüssel umhören?«, fragte Paula betont freundlich.

Er biss sich auf die Unterlippe. Wer hätte es gedacht? Sie konnte schnippisch sein. Was wohl sonst noch in der Kommissarin steckte?

»Nein, nein, ich krieg das hin.« Er richtete sich auf und warf einen Blick in den Pappkarton mit Leon Vogts Besitztümern. Da war ein Brieföffner. Mit einer Klinge und einem Holzgriff. Carl schnippte die Büroklammer zur Seite, zog ihn hervor und wog den Brieföffner in der Hand. Der Griff war massiv. Die Klinge stumpf, machte aber einen stabilen Eindruck. »Damit könnte es gehen.«

»Herr Hauptkommissar …«

»Hm?«

»Ich verstehe nicht, wieso uns Vogts Kollegen nicht unterstützen sollten.«

»Können Sie sich das nicht denken? Die wünschen uns zum Teufel, deswegen.«

»Weil wir gegen einen von ihnen ermitteln?«

»Auch, und weil wir uns in Dinge einmischen, die uns nichts angehen. Wetten, dass die vom Dezernat 34 im Dreieck springen, weil der Innensenator ihnen unsere Soko vor die Nase gesetzt hat? Die Kollegen fühlen sich in ihrer Ehre gekränkt. Und wieso auch nicht? Erst sind Hauptkommissar Vogt und sie Helden. Das Dezernat wird von der Polizeipräsidentin gelobt und die Presse berichtet darüber, wie gegen einen vermeintlich korrupten Staatssekretär ermittelt wird. Doch dann taucht dieses Video auf und nun sind wir es, die gegen Leon Vogt ermitteln. Nein, glauben Sie mir, Paula, wenn jetzt die Decke einstürzt und uns begräbt, würde keiner von denen die Feuerwehr rufen.«

»Die Kollegen sollten wissen, dass wir nur unseren Job machen.«

»Sie sind naiv, Paula.«

»Naiv?« Sie musterte ihn ernst. »Schon möglich, aber das ist allemal besser, als so desillusioniert wie Sie zu sein. Auch wenn ich noch nicht so lange dabei bin wie Sie, weiß ich, wie hart der Job ist. Aber ich werde mich von ihm nicht unterkriegen lassen, Herr Hauptkommissar.«

Carl wusste nicht, was er erwidern sollte. Sah Paula ihn wirklich so? Desillusioniert? Und hatte er sich tatsächlich von der Arbeit in die Knie zwingen lassen?

Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Carl schob ihn beiseite und wandte sich wieder dem Schloss zu. Er zwängte die Klinge des Brieföffners in den Spalt zwischen Schublade und Tisch. So weit es ging.

»Jetzt wollen wir mal sehen, aus welchem Holz du geschnitzt bist«, sagte er zu sich selbst.

Er drehte die Klinge. Erst vorsichtig. Und als das Schloss nicht nachgab, fester. Es knirschte. Carl trat einen Schritt zur Seite, um einen besseren Winkel zu haben. Mit der linken Hand packte er die Tischplatte, dann drückte er den Brieföffner mit aller Kraft nach unten. Das Holz krachte. Ein Splitter, so lang wie sein kleiner Finger löste sich zusammen mit dem Schloss und auf einmal ruckte die Schublade auf.

Carl trat einen Schritt zurück und wandte sich zu seiner Kollegin um. »Sehen Sie, eine Kleinigkeit.«

»Ich bin beeindruckt, Herr Hauptkommissar. Wollen wir hoffen, dass man uns die Reparatur nicht vom Gehalt abzieht.«

Da war es wieder, ihr offenes Lächeln. Überrascht stellte Carl fest, dass er es mochte. Schnell wandte er sich wieder dem Schreibtisch zu.

»Mal sehen, ob sich die Mühe gelohnt hat.« Er griff in das Fach und zog einen dicken Stapel Papphefter hervor. Graue. Rote. Blaue. Beigefarbene. Mindestens ein Dutzend. Und hinten in der Schublade waren noch mehr. »Schau an, sieht so aus, als hätte Leon Vogt hier ein privates Archiv gehabt.«

»Ich dachte, er wäre von allen Fällen abgezogen worden?«

Carl blätterte durch die Papphefter. »Das sind keine aktuellen Fälle. Den Daten nach, handelt es sich um alte Unterlagen. Der Mord an einem Familienvater, Malik, ungelöst, von 2002. Die Brandstiftung an mehreren Kraftfahrzeugen eines Versicherungsunternehmens in Marzahn. Auf dem steht Pollitt, B. und in dem roten hier scheint es um Menschenschmuggel zu gehen. Die Ermittlungen sind wohl im Sande verlaufen.«

»Sind das Fälle, mit denen der Kommissar früher zu tun hatte?«

»Wie soll ich das auf die Schnelle sagen?« Carl warf die Papphefter zu den anderen Sachen in den Karton. »Soll sich Engels den Kram anschauen. Sich durch Akten zu wühlen, ist doch sein Ding …«

Carl verstummte. Ein Mann trat durch die offene Tür in das Büro. Er war mittelgroß, hatte rote Haare und einen roten Dreitagebart.

Leon Vogt.

Der Kommissar sah mies aus. Seine Haut war grau, sein Blick glasig. Ein Arm hing schlaff an seiner Seite herab, mit dem anderen stützte er sich am Türrahmen ab.

Er schwankte.

War er betrunken?

Carl trat einen Schritt auf den Kollegen zu. Er streckte die Hand aus. » Kriminalhauptkommissar Rau und das ist meine Kollegin Kriminalhauptkommissarin Jacoby. Der Innensenator hat mir in Abstimmung mit der Polizeipräsidentin die Leitung einer Sonderkommission übertragen, die die Vorwürfe gegen Sie in Zusammenhang mit Ihren Ermittlungen gegen Staatssekretär Joost Amann untersuchen soll. Deshalb sind wir hier.«

Vogt stieß sich von dem Türrahmen ab und schwankte auf sie zu. Seine Stirn war von einem dünnen Schweißfilm bedeckt. Die ausgestreckte Hand beachtete er nicht. »Verschwinden Sie …« Er schluckte. »Verschwinden Sie aus meinem …«

Seine Augen verdrehten sich, seine Beine gaben nach und er sackte in sich zusammen. Carl sprang vor. Er streckte die Arme aus und schaffte es eben so, Vogt unter den Achseln zu packen. Einigermaßen sanft legte er den schlaffen Körper auf den Boden. Er spürte, wie Paula an seine Seite trat.

»Was ist?« Besorgnis klang aus ihrer Stimme.

»Rufen Sie den Notarzt!« Unter Vogts Körper sickerte eine dunkelrote Lache auf das Linoleum. »Beeilung! Er verblutet!«

2

Der Rettungswagen parkte auf dem Bürgersteig. Die blinkenden Blaulichter spiegelten sich in den Pfützen, auf denen Blätter trieben.

Carl schlug den Kragen hoch. Er fror.

Zwei Sanitäter wuchteten die Rolltrage, auf der Leon Vogt lag, durch die Hecktüren. Der Kommissar schien noch immer bewusstlos zu sein. Ein paar Schaulustige umringten das Wrack, das sein Wagen gewesen war. Vogt hatte eine Laterne getroffen. Die Frontscheibe des Fahrzeugs war geborsten. Stoßstange, Motorhaube und ein Kotflügel verbeult. Ein Polizist versuchte, die Gaffer zurückzuhalten. Er fluchte, als einer sein Handy zückte, um Fotos zu schießen.

Carl versenkte seine Hände in den Taschen seines Mantels.

Es hatte wieder zu nieseln begonnen, dennoch standen eine Handvoll von Leon Vogts Kollegen vor dem Gebäude Columbiadamm 4. Im Schein einer Laterne beobachteten sie stumm das Geschehen. Einer der Kommissare hielt sich an einer Zigarette fest. Sein Gesicht war von Falten zerfurcht.

Carl konnte sich gut vorstellen, was in ihm vor sich ging. Ab und zu sah der Raucher zu ihm herüber und dann spürte er die unterdrückte Wut. Keine Frage, der Mann mit der Zigarette machte ihn verantwortlich für das, was geschehen war. Und seine Kollegen vermutlich auch. Doch damit musste er nun einmal zurechtkommen.

Carl warf einen prüfenden Blick zu dem Karton mit Leon Vogts Sachen. Er stand neben seinen Füßen. Allmählich durchweichte der Regen die Pappe.

Er zog die Schultern hoch. Der Wind blies kalt.

Es war nicht seine Idee gewesen, die Leitung der Sonderkommission »Innen« zu übernehmen. Ganz im Gegenteil. Zu viel war in den letzten Jahren geschehen. Es war ein Wunder, dass er die Kurve gekriegt hatte. Gerade so. Er hatte sich darauf eingerichtet, noch ein paar Jahre Dienst nach Vorschrift zu machen und dann in Frühpension zu gehen.

Warum auch nicht? Er hatte sein Leben dem Landeskriminalamt geschenkt. Alles, wirklich alles hatte er für den Job aufgegeben. Er hatte es sich verdient, die letzten Jahre eine ruhige Kugel zu schieben. Am Schreibtisch, wenn irgendwie möglich. Aber jetzt stand er hier. Durchgefroren. Todmüde. Und musste sich auch noch dumm von Kollegen anstarren lassen.

»Blödes Arschloch«, knurrte er, als der rauchende Kommissar wieder zu ihm herübersah.

»Wie bitte?«

»Du hast mich schon verstanden.« Carl wusste, dass es klüger wäre, die Klappe zu halten, aber es war ihm gleich.

Der Kommissar mit dem faltenzerfurchten Gesicht schnippte die Kippe zu Boden und zertrat sie unter dem Hacken seines Schuhs. Er deutete zu dem Rettungswagen, dabei ließ er Carl keine Sekunde aus den Augen. »Wie fühlt man sich, wenn man einen Kollegen fertiggemacht hat? Leon hat eine Frau und einen Sohn. Na, bist du stolz auf dich?«

Jetzt wäre der Moment gewesen, sich umzudrehen und davon zu gehen, aber etwas in Carl schien auf Streit aus zu sein. Er trat auf den Raucher zu.

»Du redest Blödsinn.« Carl spürte, wie sein Herz schneller schlug. Sein Gegenüber war einen halben Kopf größer als er und durchtrainiert dazu, doch das war ihm gleich. »Meine Kollegen und ich sind nicht dafür verantwortlich, was geschehen ist, also verpiss dich.«

»Ach? Und was, wenn nicht?« Der Raucher legte den Kopf schief und grinste ihn herausfordernd an.

Carl presste den Kiefer zusammen. Wie von alleine ballten sich seine Hände zu Fäusten.

Auf einmal spürte er, wie jemand seinen rechten Unterarm berührte.

Paula.

»Na, was ist denn nun?«, höhnte der Raucher. Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.

Paula zog an seinem Arm. »Nicht.«

Auf einmal kam er sich dämlich vor. Um ein Haar wäre er auf einen Kollegen losgegangen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Carl wandte sich ab.

Paula machte Anstalten, sich nach dem Karton zu bücken, doch er kam ihr zuvor.

»Haben Sie etwas in Erfahrung gebracht?«, fragte er seine Kollegin nach ein paar Schritten. Verdammt, war der Karton schwer.

»Ein wenig. Von einem der Rettungssanitäter.«

»Und?«

»Es ist eine Schussverletzung.«

»Eine was?«

»Hauptkommissar Leon Vogt hat sich eine Kugel eingefangen. Hier.« Paula deutete auf ihre linke Seite.

Kein Wunder, dass der Kommissar so furchtbar ausgesehen hatte. Erstaunlich, dass er sich trotz der Wunde überhaupt auf den Beinen gehalten hatte.

»Was hat der Sanitäter gesagt? Kommt er durch?«

Paula zuckte mit den Schultern. »Der Kommissar hat ziemlich viel Blut verloren. Wahrscheinlich hat er auch innere Verletzungen, meinte der Sanitäter, doch das können sie erst sagen, wenn er genauer untersucht wurde. Erst einmal ist es ihnen gelungen, seinen Zustand einigermaßen zu stabilisieren. Sie wollen ihn ins Benjamin-Franklin bringen. Da ist er wohl am besten aufgehoben. Alles Weitere wird sich dann zeigen.«

»Wann werden wir ihn befragen können?«

»Er ist bewusstlos, Herr Hauptkommissar. Wann er aufwachen wird, steht in den Sternen.«

Falls er aufwachte.

Carl atmete langsam ein. Der Karton in seinen Armen wurde schwerer und schwerer. Wieso war Leon Vogt angeschossen worden? Und von wem? Wenn es etwas mit ihren Ermittlungen zu tun hatte, dann …

»Sie machen sich Vorwürfe«, riss ihn Paula aus seinen Gedanken.

Er blieb stehen und sah sie an. »Vorwürfe?«

»Was war das eben mit Ihnen und dem Kerl vom Dezernat 34?«

»Eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Kollegen, nicht mehr.«

»Für mich sah es aus, als würden Sie Streit suchen.«

Er erwiderte nichts.

»Sagen Sie mir, dass Sie es nicht darauf angelegt haben, zusammengeschlagen zu werden.«

»Zusammengeschlagen? Ich?«

»Der Kerl war ein Riese mit Oberarmen wie Baumstämme. Er hätte Sie auseinandergenommen, Herr Hauptkommissar. Ist das Ihre Art, Schuldgefühle zu bewältigen?«

»Reden Sie so, weil Ihre Mutter Psychologin ist oder hat man Ihnen den Schwachsinn im Studium beigebracht?«

»Sie können nichts dafür, dass wir gegen Leon Vogt ermitteln. Wir erledigen unseren Job. Unvoreingenommen. Aber wenn sich herausstellen sollte, dass er sich nicht korrekt in den Ermittlungen gegen Staatssekretär Amann verhalten hat, muss er die Konsequenzen tragen. Wie jeder, der das Gesetz bricht.«

»Unvoreingenommen?« Carl schnaubte. »Sagen Sie das einmal der Presse. Für die steht seine Schuld fest.«

»Schon möglich, aber Sie können das nicht ändern. Sie müssen darauf achten, dass Sie professionellen Abstand zu den Ermittlungen wahren. Sie sind zu engagiert.«

»Wie kann man als Polizist zu engagiert sein? Was wir tun, ist kein Beruf, sondern eine Berufung.«

»Wann sind Sie gestern Abend nach Hause gegangen? Gegen Mitternacht?«

»So ungefähr.« Tatsächlich hatte er die halbe Nacht am Schreibtisch verbracht, um die Akten der Soko noch einmal durchzugehen. Er hatte ein paar Stunden zusammengerollt auf einem Sofa geschlafen. Sein Jackett hatte er als Kopfkissen verwendet.

»Haben Sie in letzter Zeit mal in einen Spiegel geschaut, Herr Hauptkommissar?«

Das hatte er nicht, aber wenn er so aussah, wie er sich fühlte, wusste er, was Paula meinte.

»Der Fall ist wichtig«, erwiderte er. Wieso verstand seine Kollegin nicht, weshalb er sich so in die Ermittlungen vertiefen musste?

»Darauf hat der Herr Innensenator immer wieder hingewiesen, ich weiß.«

»Ich leite die Sonderkommission. Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber ich trage nun einmal die Verantwortung. Was bleibt mir denn anderes übrig?«

»Gerade, weil Sie so viel Verantwortung tragen, müssen Sie einen klaren Kopf behalten. Wie wollen Sie das Team führen, wenn Sie völlig übermüdet sind und kaum einen klaren Gedanken fassen können?«

»Blödsinn.« Sein Rücken schmerzte. Carl stellte den Karton vor sich auf den Boden. Er reckte sich.

»Ach wirklich? Sie lassen sich von den Ermittlungen aufreiben. Wem nützt es, dass Sie völlig übermüdet sind? Um sich irgendwie auf den Beinen zu halten, kippen Sie einen Kaffee nach dem nächsten rein. Gesund ist das nicht. Jede Wette, dass Sie deswegen so gereizt sind.«

»Gereizt? Ich?«

»Allerdings. Sie sind ein Pulverfass. Sie bemühen sich, es zu verbergen, aber wenn Sie auf Kollegen losgehen, ist das ein eindeutiges Zeichen. Verstehen Sie nicht, dass Ihr Verhalten unsere Arbeit behindert?«

Die Worte trafen ihn wie einen Schlag in die Magengrube. Er riss sich für das Team den Arsch auf und wie wurde es ihm gedankt?

Paula hob die Hände. »Herr Hauptkommissar, jeder im Team weiß, dass Sie sich für uns aufreiben. Und welcher Druck auf Ihnen lastet. Aber wir brauchen Sie. Und weil wir Sie brauchen, müssen Sie besser auf sich aufpassen. Gehen Sie nach Hause. Es bringt doch nichts, wenn Sie noch eine Nacht im Büro verbringen. Nehmen Sie eine heiße Dusche und dann legen Sie sich hin.«

Schlafen. Nur für ein paar Stunden. Es klang so verlockend. »Und was ist mit den Ermittlungen?«

Sie trat auf ihn zu und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. »Harms und Engels wissen, was sie tun und ich unterstütze die beiden, so gut ich kann. Für ein paar Stunden kommen wir auch ohne Sie aus. Schlafen Sie ein wenig. Und wenn Sie wieder bei Kräften sind, ziehen Sie ein paar frische Klamotten an. Denken Sie, es ist niemanden aufgefallen, dass Sie seit vier Tagen dieselben Sachen anhaben? Und da wir gerade dabei sind, Deo und eine frische Rasur würden auch nicht schaden.«

Sah er tatsächlich so schlimm aus? Wenn er seiner Kollegin zuhörte, klang es, als würde er wie ein Penner herumlaufen. Carl warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach sechs abends. »Sie haben mich überredet. Es ist ja wirklich schon spät.«

Er wollte sich bücken, um den Karton aufzuheben, doch Paula trat ihm in den Weg. »Ich kümmere mich um alles. Hauen Sie endlich ab.«

Er war viel zu müde, um zu widersprechen. »In Ordnung. Ich denke, ich werde die U-Bahn nehmen. Vielen Dank und bis morgen.«

Sie lächelte. »Bis morgen, Herr Hauptkommissar … Oh, Shit!«

Hinter sich hörte Carl das Quietschen von Reifen. Er wandte sich um und sah, wie die Fahrertür des schwarzen VW-Golfs, der neben dem Rettungswagen gehalten hatte, aufgestoßen wurde. Ein Mann sprang aus dem Wagen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Motor auszuschalten. Die Scheibenwischer ruckten hin und her. Auf dem Dach flackerte ein Blaulicht.

Der Mann war Johnny Harms.

Der dritte Kollege der Soko Innen war klein und unter der schwarzen Bomberjacke, die er zu Bluejeans trug, zeichnete sich der Ansatz eines Bierbauchs ab. Seine Haare waren dunkel und ein wenig zu lang. Er hatte einen Schnurrbart.

Mit einer Schnelligkeit, die man dem stämmigen Mann nicht zugetraut hätte, eilte er auf sie zu. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass etwas geschehen sein musste. »Da bist du ja, Chef!«

»Was gibt's, Johnny?«

Carls Kollege beugte sich vorne über und stemmte einen Arm in die Seite. Er schnaufte. »Steig ein, ich erklär dir unterwegs, was es gibt.«

»Ich wollte eigentlich nach Hause. Mich ein wenig hinlegen. Ich bin ziemlich fertig, weißt du.«

»Das kannst du auch noch später tun. Los, mach schon.«

Carl warf einen Blick über die Schulter.

Paula Jacoby starrte ihn an. Ihr Gesicht war wie versteinert. Ihr Lächeln verschwunden.

3

Carl kam der Gestank von kaltem Zigarettenrauch entgegen. Auf dem Beifahrersitz des VWs lag eine halb volle Cola-Flasche, daneben ein aufgeklappter Pizzakarton. Harms deutete vom Fahrersitz aus auf ein angebissenes Pizzaviertel. »Hast du Hunger, Chef? Bedien dich.«

Carl verzog das Gesicht. Mit spitzen Fingern klappte er den Karton zu und legte ihn auf das Armaturenbrett. Die Flasche beförderte er in den Fußraum, ehe er sich auf den Beifahrersitz fallen ließ und die Tür hinter sich zuzog.

Sein Kollege fummelte an der Gangschaltung herum, dann heulte der Motor auf und schon schoss der Wagen auf den Columbiadamm. Carl wurde in den Sitz gepresst. Er tastete nach dem Sicherheitsgurt. »Bring uns bitte nicht um.« Die Schnalle klickte im Schloss.

Johnny warf einen flüchtigen Blick in den Seitenspiegel, dann betätigte er den Blinker und wechselte auf die linke Spur. Die Gangschaltung krachte und schon zogen sie an einem Lieferwagen vorbei. Carl wurde nach rechts geworfen. Es gelang ihm gerade noch, den Pizzakarton aufzufangen, sonst wäre er wie ein Geschoss vom Armaturenbrett durch den Wagen geflogen.

»Dieser Blödmann«, schimpfte Johnny. Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. »Hat der denn nicht unser verdammtes Blaulicht gesehen? Muss was auf den Augen haben.«

Carl drehte sich zur Seite und warf den Pizzakarton auf die Rückbank des Wagens. Währenddessen war Harms auf den Tempelhofer Damm abgebogen. Auf der linken Spur raste der VW an dem modernen Hauptgebäude des Landeskriminalamts vorbei. Sie fuhren in Richtung Stadtautobahn. Carl lehnte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe. Sie war angenehm kühl. Ihm fielen die Augen zu. Paula hatte Recht. Er brauchte eine Pause, wenn er nicht zusammenklappen wollte.

»Und? Habt ihr Leon Vogt ausfindig gemacht?«, hörte er seinen Kollegen fragen.

Carl blickte nicht auf. »Haben wir. Hast du den Rettungswagen gesehen?«

Er erzählte, was sich zugetragen hatte. Johnny hörte schweigend zu. Schließlich sagte er nur ein einziges Wort. »Verstehe.«

Der Wagen bog rechts ab und beschleunigte dann scharf. Carl blinzelte und sah durch die halboffenen Augenlider, dass Johnny den VW auf die A100 gelenkt hatte. Sie fuhren nach Westen. In Richtung Stadtzentrum.

Carl wandte sich seinem Kollegen zu. »Verrätst du mir jetzt endlich, was los ist?«

»Ein Anruf von Dominic. Übrigens, der Kerl ist eine echte Nervensäge.«

Carl verdrehte die Augen. Womit hatte er das verdient? Er arbeitete ja noch nicht lange mit Johnny Harms und Dominic Engels zusammen, doch die beiden raubten ihm den letzten Nerv. Er hatte sich ihre Akten angesehen. Die zwei waren gute, nein, ausgezeichnete, Polizisten - Johnny, ein harter Knochen, der mehrere Jahre undercover gegen Dealer und Rechtsrocker ermittelt hatte und Dominic machte mit dem Computer niemand etwas vor. Wenn sie nur nicht immer aufeinander herumhacken würden. Wahrscheinlich war es für die beiden nur ein netter Zeitvertreib, der ein wenig Würze in den Alltag brachte, aber ihn nervten die ständigen Auseinandersetzungen gehörig.

»Er spielt die beleidigte Leberwurst«, fuhr Johnny ungerührt fort.

»Wieso?«

»Das Handyvideo. Er besteht darauf, dass niemand daran herumgefummelt hat.«

»Und?«

»Er denkt, dass ich seinem Know-how nicht vertraue. Dabei hab ich nie gesagt, dass er keine Ahnung von Computern und so einem Kram hat. Ich finde nur, wir sollten auf Nummer sicher gehen. Deshalb habe ich es der Kriminaltechnik gebracht, damit die es auch noch einmal prüft. Daran ist doch nichts auszusetzen, oder? Der Fall ist einfach zu heikel, um ihn zu verbocken.«

Auf der rechten Spur blieb der Abendverkehr hinter ihnen zurück. Carl warf einen Blick zum Armaturenbrett. Die Tachonadel stand auf der Einhundert. Erlaubt waren achtzig.

Johnny betätigte die Hupe, um ein Taxi zu verscheuchen. »Natürlich wollten die von der KT mich hinhalten. ›In zwei Wochen können wir dir was sagen. Vielleicht auch erst in drei. Viel zu tun.‹ Was für ein Mist! Die drehen doch nur Däumchen. Jedenfalls hab ich denen gesagt, dass unsere Soko für den Herrn Innensenator persönlich arbeitet und der wissen will, was Sache ist. Jetzt und nicht erst, wenn wir alle so alt und grau wie Dominic sind.«

Carl stieß die Luft aus. »Mensch, komm endlich zur Sache. Was ist mit dem verdammten Video und wo fährst du mich hin?«

»Die von der KT bestehen darauf, dass das zunächst alles inoffiziell ist, aber sie sind sich ihrer Sache sicher.« Johnny wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Das Video, das Mio Cohrs mit seinem Handy aufgenommen hat, ist echt. Niemand hat die Aufnahme manipuliert, genauso, wie Dominic gesagt hat. Das wird mir der Herr Kollege noch Wochen unter die Nase reiben. Toll, ganz toll.«

Carl kannte das Video, wer kannte es nicht? In den sozialen Medien war es wieder und wieder geteilt worden und schließlich war es sogar in den Abendnachrichten gelaufen. Kein Wunder, man sah ja auch nicht alle Tage, wie ein Kommissar des LKAs vor laufender Kamera ausrastete. Was wohl geschehen wäre, wenn Staatssekretär Joost Amann zu Hause gewesen wäre? Carl mochte es sich nicht ausmalen. So war der Lebensgefährte des Staatssekretärs das Opfer von Leon Vogts Zorn geworden. Mio Cohrs.

Gewaltsam hatte sich der Kommissar Einlass in die Villa des Staatssekretärs verschafft. Dann hatte Leon Vogt die Einrichtung zerschlagen und Mio Cohrs bedroht. Vielleicht war es gut, dass er Mio das Handy aus der Hand geschlagen hatte. Nicht auszudenken, wenn auf dem Video für jeden zu sehen gewesen wäre, wie Leon Vogt eine Vase zerschlug, um mit den Splittern Wangen und Stirn seines Opfers zu zerschneiden. Die Pressefotos von Mio Cohrs bandagiertem Gesicht waren eindrucksvoll genug.

Und Kriminalhauptkommissar Leon Vogt?

Noch wurde gegen ihn ermittelt. Alles sollte streng nach Vorschrift verlaufen, doch es stand fest, dass er erledigt war. Vielleicht hatte Joost Amann Gelder für die Erteilung von Baugenehmigungen gefordert, vielleicht auch nicht. Darauf kam es nach dem Handyvideo-Debakel nicht mehr an. Die Polizeipräsidentin und der Innensenator fürchteten um ihre Jobs, deswegen mussten Köpfe rollen. Leon Vogt war Geschichte. Jeder wusste das. Kriminalhauptkommissar Vogt auch.

Johnny beugte sich herüber. Mit einer Hand öffnete er das Handschuhfach, griff nach einer verbeulten Zigarettenschachtel und fummelte sich eine Fluppe heraus.

»Westend«, sagte er und steckte sich die Zigarette zwischen die Zähne.

»Was?«

»Du wolltest doch wissen, wo die Fahrt hingeht. Ins Westend.« Er deutete auf ein Feuerzeug, das auf der Mittelkonsole lag. »Kannst du mir Feuer geben, Carl? Der Zigarettenanzünder ist hinüber.«

Carl hatte keine Lust auf eine endlose Diskussion, deshalb tat er es einfach. Früher hatte er auch geraucht. Eine Schachtel am Tag, wenn es stressig wurde zwei oder drei. Und eigentlich war es immer stressig gewesen. Nach der Sache mit Philipp Schneider und seinem Zusammenbruch hatte er es aufgegeben. Genauso, wie das Trinken. Seitdem hatte er keine Zigarette mehr angerührt. Nicht eine einzige, obwohl es Momente gab, an denen er alles für eine Fluppe getan hätte.

Er drehte sich zur Seite und sah zum Fenster hinaus, doch dem würzigen Geruch konnte er so nicht entkommen. »Wohnt nicht Leon Vogt im Westend?«

Er hörte, wie sein Kollege an der Zigarette sog und genüsslich brummte. »Es hat einen Notruf gegeben, deswegen wurden mehrere Streifenwagen zu Vogts Haus gerufen. Ein früherer Kollege von Dominic wusste, dass wir seinetwegen ermitteln und hat uns verständigt.«

Sie fuhren unter den Brücken am Hohenzollerndamm hindurch. Carl sah das Gewerbegebiet am S-Bahnhof Halensee und den Baumarkt dahinter. Er war hell erleuchtet. Obwohl es auf den Abend zuging, drängelten sich auf dem Parkplatz die Kunden. »Mehrere Streifenwagen? Wieso?«

»Ein Nachbar will Schüsse gehört haben. Das ist alles, was ich weiß.«

Carl sank in seinen Sitz. Nachdenklich biss er sich auf die Lippen. Er dachte an Vogts Wagen, der die Laterne vor dem Dezernat 34 getroffen hatte. Und an das Blut auf dem Boden seines Büros. Wie weit war es vom Westend zum Columbiadamm? Vielleicht dreißig Minuten. Wenn man Leon Vogt zu Hause angeschossen hatte, wieso war er dann schwerverletzt durch die halbe Stadt gefahren, anstatt dort auf die Rettungssanitäter zu warten? Das ergab keinen Sinn.

Er wandte sich wieder seinem Kollegen zu. »Sag mal, Leon Vogt hat doch Familie?«

»Er ist verheiratet. Seine Frau und er haben einen Sohn. Benjamin Vogt, wenn ich mich nicht irre, wieso?«

»Nur so eine Ahnung, aber ich fürchte, wir sollten uns beeilen.«

4

Der Polizist sah Carl nicht an. Er hatte den Blick auf den Boden vor seinen Füßen gerichtet. Im Licht der Straßenlaterne warf er einen Schatten auf den Bürgersteig. »… in der Küche«, beendete er mit brüchiger Stimme seine Erklärung.

Er war jung. Vermutlich trug er den Stern auf beiden Schultern noch kein Jahr. Carl erinnerte sich, wie seine ersten Monate gewesen waren. Er klopfte ihm auf den Rücken. »Mein Kollege und ich schauen uns dann einmal um. Die Kriminaltechnik ist verständigt?«

Der uniformierte Polizist nickte stumm.

»Na, dann wollen wir mal«, sagte er zu Johnny Harms.

Ein schmaler Weg führte an einer ausgedörrten Rasenfläche vorbei zu dem Haus der Familie Vogt. Hinter einem niedrigen Zaun sah er ein junges Pärchen stehen. Er hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Vielleicht waren das die Nachbarn, die den Notruf verständigt hatten. Sie starrten nur stumm über den Zaun. Carl nickte ihnen zu, doch keiner der beiden antwortete.

Das Haus hatte ein Erd- und ein Obergeschoss. Gerade groß genug für eine kleine Familie, dachte Carl. Die Tür stand offen. Ein warmer Lichtschein fiel auf drei Treppenstufen. Auf der obersten sah er ein Paar gelbe Kindergummistiefel. Von drinnen hörte er Musik und dann die Stimme einer Frau.

»Mir ist schlecht«, sagte Johnny. Die letzten Minuten war der Kommissar ungewöhnlich schweigsam gewesen. »Komisch, ich habe allerlei Scheiß erlebt, Carl, aber es gibt Dinge, an die man sich einfach nicht gewöhnt. Auch wenn man den Job so lange macht, wie wir.«

Carl erwiderte nichts. Er atmete noch einmal tief durch und stieg die Stufen hinauf. Sweet Home, las er auf der Fußmatte. Aus Gewohnheit wischte er sich die feuchten Schuhe ab, ehe er über die Schwelle nach drinnen trat.

Das erste, was er wahrnahm, war der Geruch von Plätzchen. Sein Vater war der Patriarch der Familie gewesen. Für Carl eine unnahbare Gestalt, selbst wenn er einmal nicht arbeitete und daheim war. Ganz anders als seine Mutter. Er war ein Einzelkind und sie war immer für ihn dagewesen. Wie oft sie am Wochenende gebacken hatte. Einen Kuchen für die Familie, aber manchmal auch Schokoladenkekse, nur für ihn.

Johnny trat an seine Seite. »Wow, was für ein Durcheinander!«

Allerdings. Der Flur war schmal. Links führte eine steile Treppe nach oben, rechts befanden sich Kleiderhaken und eine Kommode. Ihre beiden Flügeltüren standen sperrangelweit offen und eine der Schubladen war herausgerissen worden. Jetzt lag sie auf dem Dielenboden, ihr Inhalt im Flur verstreut.

»Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet«, sagte sein Kollege. »Ein Einbruch, wenn du mich fragst.«

Carl stieg über ein Paar Winterhandschuhe und eine Haarbürste. Er ging in die Hocke und griff nach einer Schatulle aus dunklem Holz. Sie schien alt zu sein, vielleicht ein Erbstück. Mit Einlegearbeiten verziert. Carl ließ den Messingverschluss aufschnappen und hob den Deckel. Auf bordeauxrotem Samt lagen eine Brosche, zwei Ohrstecker und eine dünne Kette mit einem herzförmigen Anhänger. Er prüfte den Schmuck. »Silber, die Stecker sind vergoldet. Nicht wirklich wertvoll, aber ein Einbrecher hätte die Sachen nicht liegenlassen.«

»Richtig. Er muss also gestört worden sein.«

Von nebenan ertönte das Kichern einer Frau. Es klang schrill.

Carl richtete sich auf. Seine Knie knackten, als wollten sie sagen: ›Hey, du bist viel zu alt für den Job‹. Er schnaufte. Als wenn er das nicht wüsste, nur nahm niemand darauf Rücksicht.

Sein Kollege machte keine Anstalten voranzugehen, also trat er als erster durch die Tür.

Das Wohnzimmer war kleiner, als er vermutet hatte. Ein Fernseher stand in einer Schrankwand. Irgendeine amerikanische Soap flimmerte über das Display. Eine bildschöne Blondine flirtete mit einem Mann im Anzug. Carl wusste, dass er auf die KT warten sollte, dennoch griff er nach der Fernbedienung, die auf einem Couchtisch lag, und drückte einen Knopf. Der Bildschirm wurde schwarz, die Musik und das unerträgliche Gekicher verstummten.

»Schau mal.« Johnny deutete auf die Terrassentür. Sie war angelehnt. In dem Lichtschein, der vom Wohnzimmer nach draußen fiel, sah Carl eine rechteckige Rasenfläche zwischen Rhododendronbüschen. Vor einem Buddelkasten stand ein kleines Fußballtor, davor lag ein blauweißer Ball auf dem Rasen. »Der Einbrecher hat gesehen, dass die Tür offenstand, dann ist er rein und … Na ja, dann ist es eben passiert.«

Dann ist es eben passiert.

Carl ließ seinen Blick durch den Raum streifen. Ein Esstisch, über dem eine Lampe hing. Eine Couch, auf der Kissen und eine Decke lagen. Die Decke war zerwühlt. Auf einem der Kissen lag eine Illustrierte. Aufgeschlagen. Ein ganz normales Heim, für eine ganz normale Familie. Bis das Schicksal zugeschlagen hatte. Gnadenlos. Unerbittlich. Der Fleck auf dem Boden vor dem Esstisch zeugte davon. Er war ein Fremdkörper. Dunkel. Rostrot.

»Schau mal«, hörte er wie von Ferne seinen Kollegen sagen.

Carl wandte sich um.

Johnny kniete neben der Couch. Mit dem Zeigefinger deutete er auf einen kleinen Gegenstand, der in dem Licht der Esstischlampe metallisch schimmerte.

Carl trat näher. Er beugte sich vor, blickte seinem Kollegen über die Schulter. »Eine Patronenhülse.«

»Genau. Und wenn mich nicht alles täuscht, sind unter der Couch noch welche.«

»Was meinst du?«

Sein Kollege zog einen Kugelschreiber aus der Jacke, spießte die Hülle damit auf und betrachtete sie näher. »Neun mal achtzehn Millimeter, wenn du mich fragst. Also eine Waffe aus dem ehemaligen Ostblock. Vielleicht eine ČZ82 aus Tschechien oder eine Makarov. Als die sowjetischen Truppen abzogen, sind eine Menge von denen in dunklen Kanälen verschwunden. Wenn du weißt, wen du fragen musst, kannst du die überall für Peanuts bekommen.« Vorsichtig legte er die Hülse auf den Boden zurück, ehe er sich erhob. Er seufzte. »Kein Sinn, es länger aufzuschieben, oder? Dann wollen wir mal.«

Die Küche schloss sich an das Wohnzimmer an. Das Erste, was Carl entdeckte, war das Backblech, das auf dem Küchentisch stand. Kekse. Nicht mit Schokoladenteig, aber immerhin. Ein warmes Gefühl durchströmte seinen Körper und er bemerkte, dass er zu lächeln begann.

Doch dann sah er die Gestalt auf dem Boden.

Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand in den Magen getreten. Carl musste sich zusammenreißen, um den Blick nicht abzuwenden. Er presste die Lippen fest zusammen. Langsam atmete er ein und genauso langsam wieder aus. Es half nicht gegen die Übelkeit. Eigentlich hatte es noch nie geholfen.

»Scheiße«, hörte er Johnny sagen.

Ja, es war eine verdammte Scheiße.

Manuela Vogt.

Er erkannte sie von dem Foto auf dem Schreibtisch ihres Mannes. Leblos lag sie auf dem gefliesten Boden. Sie war von zierlicher Gestalt. Die Haare blondiert und zu einem Zopf gebunden. Sie trug ein dunkles Kostüm, als wäre sie gerade erst aus dem Büro gekommen, darüber eine Küchenschürze. Ein Pumps war von ihrem schlanken, linken Fuß gerutscht. Ein Arm war unter ihrem Körper verborgen, der andere zur Seite gestreckt. Sie trug einen Ehering und einen goldenen Armreif, schmal und wie eine Blumenranke geformt. Carl bemerkte, dass ihre Fingernägel sorgsam manikürt waren.

Und nun war sie tot.

Sein Kollege räusperte sich. »Wir sollten auf den KDD und die KT warten.«

Carl trat einen Schritt näher, dabei achtete er darauf, wo er seinen Fuß hinsetzte. Er deutete auf die Kante der Arbeitsplatte. »Da.«

Der gesprenkelte Granit war blutverschmiert und in dem klebrigen Rot sah er eine Strähne blonden Haars.

»Was meinst du?«, fragte Johnny.

»So wie ihr Kopf aussieht?« Carl musste nicht überlegen, er war sich seiner Sache sicher. »Sie ist nicht nur ausgerutscht und unglücklich gefallen, jemand hat sie gepackt und mit aller Wucht gegen die Arbeitsplatte geschlagen. Und das nicht nur einmal. Schau dir ihre Schläfe an. Die ist völlig …«

Er verstummte und auch Johnny sagte kein Wort. Es war nicht die erste Leiche, die Carl während all der Jahre beim LKA sah. Er hatte einige gesehen. Erstochen, erschossen, in einem Hinterhof an einer Überdosis verreckt, erwürgt und in einem See versenkt. Vielleicht gab es Kollegen, die sich irgendwann an den Anblick gewöhnten. Er drehte sich um und sah sofort, dass es Johnny nicht gelungen war. Und ihm auch nicht.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752140361
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Mai)
Schlagworte
LKA Politik Berlin Soko Entführung Mystery Okkult Krimi Ermittler

Autor

  • Axel Hollmann (Autor:in)

Axel Hollmann, Jahrgang 1968, steckte schon als Jugendlicher seine Nase in alle SF-Romane und Fantasy-Rollenspiele, denen er habhaft werden konnte. Während seines Studiums verbrachte er mehr Zeit mit dem Lesen von Krimis und Thrillern, als in BWL-Vorlesungen. Rechtszeitig vor seinem 30. Geburtstag macht er sein Hobby zum Beruf: Er wurde Mitinhaber eines Buch- und Spieleladens. 2014 erschien sein erster Thriller. Mit seiner Frau und seinen Söhnen lebt er in Berlin.
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Titel: Fatale Lügen