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STOIZISMUS - Die Philosophie der Resilienz und Gelassenheit

Wie du die Lehre der Stoa im Alltag verwendest, gezielt deine Resilienz erhöhst, Gelassenheit lernst und deine Emotionen kontrollierst.

von Johannes Lichtenberg (Autor:in)
100 Seiten

Zusammenfassung

STOIZISMUS - Die Philosophie der Resilienz und Gelassenheit

Wie du dank Stoizismus dein Stresslevel im Alltag auf ein Minimum reduzierst und jede Situation entspannt meisterst!

Jahrhunderte alt und trotzdem so aktuell wie nie zuvor - die Lehren der Stoa. Das Leben wird immer stressiger, schnelllebiger und komplizierter - Johannes Lichtenberg zeigt in seinem Dauer-Bestseller, wie du die simplen und cleveren Lehren der Stoa in Handumdrehen in dein Leben integrierst und…


...die unerschütterliche Gelassenheit und innere Ruhe eines Mönchs erlangst.
...zum Fels in der Brandung wirst und jeder Situation mühelos trotzt.
...deine Selbstdisziplin auf’s nächste Level katapultierst.
...resistent gegen Stress wirst und dich über nichts mehr aufregen musst.

Große Persönlichkeiten wie der römische Kaiser Marc Aurel, die griechischen Philosophen Epiktet, Platon, Sokrates oder Seneca wussten um die Vorteile des Stoizismus und integrierten die Lehren voll und ganz in ihre Leben. Sie kannten die „Geheimnisse“ eines glücklichen, zufriedenen und stressfreien Lebens und gaben die Lehren der Stoa weiter.

Sie wussten genau, wie sie trotz Verlusten von Geliebten, unheilbaren Krankheiten, vermeintlich ausweglosen Situationen und schwierigen Zeiten ein glückliches und entspanntes Leben führten - und wie sie das beste aus jedem einzelnen Tag machen können. Entdecke in diesem Buch jahrhundertealtes Wissen - einfach und verständlich erklärt, sodass du alle Tugenden und Prinzipien direkt umsetzen kannst.


In diesem Buch erfährst du:
- Wie der Stoizismus entstanden ist.
- Was die Philosophie und Lehren der Stoa beinhalten.
- Wie du deine Achtsamkeit und deine Disziplin erhöhst.
- Wie du dein Selbstvertrauen steigerst und gelassen durch’s Leben gehst.
- Wie du aufhörst ein fremdbestimmtes Leben zu führen.
- Wie du positive Gedanken und eine positive Psychologie entwickelst.
- Und noch vieles mehr

Kurz: Wie du allen Umständen des Lebens trotzt und in jeder Situation gelassen, ruhig und entspannt bleibst

Werde heute zum Stoiker und integriere die Philosophie des Stoizismus in dein Leben - sichere dir jetzt dein persönliches Exemplar und werde resistent gegen Stress und negative Gedanken!


Dein Johannes

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhalt


 

Vorwort

Unser Geschenk an dich!

Kapitel 1: Die Grundzüge des Stoizismus

Vokabular - wichtige Begrifflichkeiten

Philosophie: Die ursprünglichen Grundprinzipien des Stoizismus

12 stoische Grundregeln und Prinzipien

Die stoischen Tugenden und Laster

Die stoische Antwort auf die Theodizee-Frage

Kapitel 2: Die Geschichte des Stoizismus - von Zenon von Kition bis Mark Aurel

Kapitel 3: Vorzüge und Nutzen des Stoizismus

Kapitel 4: 8 Missverständnisse & Mythen

Kapitel 5: Selbsttest - wie viel Stoiker steckt in dir?

Kapitel 6: Der Stoizismus im Vergleich

Stoizismus und Christentum

Stoizismus und Buddhismus

Stoizismus und Epikureismus

Kapitel 7: Stoizismus im alltäglichen Leben

Stoisch im Berufsalltag

Stoisch im Privatleben

Immer und überall: von einer gesteigerten Resilienz profitieren

Kapitel 8: Zum Stoiker werden - aber wie?

Kapitel 9: Die grundlegenden Fähigkeiten und Eigenschaften der Stoiker

Kapitel 10: Achtsamkeit und radikale Akzeptanz

Kapitel 11: Stress erkennen, bewältigen und reduzieren

Häufige Stressoren - wodurch wird Stress oft ausgelöst?

Stressoren identifizieren

Stressoren kategorisieren

Unvermeidbare Stressoren entmachten

Worst-Case-Bewältigung - Stress aus Sorge und Angst effektiv abbauen

Kapitel 12: Anpassungsfähigkeit - An neue Lebensumstände anpassen

Dein Lebensfluss: Den ständigen Wandel erkennen

Abschied nehmen und willkommen heißen

Kapitel 13: Dich selbst und deinen Einfluss einschätzen

7 Tipps: Persönliche Eigenschaften, Stärken und Schwächen erkennen

Der große Unterschied: Was kannst du kontrollieren, was nicht?

Kapitel 14: Begehren minimieren, Genügsamkeit maximieren

Kapitel 15: Selbstbeherrschung - Erlange Kontrolle über dich & deine Emotionen

Sinn und Zweck von Emotionen

Gefühle kontrollieren - Geht das überhaupt?

5 Schritte für mehr Selbstbeherrschung

Kapitel 16: Gelassenheit und innere Ruhe

Eigenverantwortung vs. Determinismus

Schlusswort

Weitere Werke von KR Publishing

Lust auf mehr? Unser Geschenk an dich!

Impressum

Vorwort


 

Lasse dich nicht von dem Stress des Alltags und des Lebens unterkriegen - werde selbst zum Stoiker und erwecke die unbezwingbare Gelassenheit und Ruhe in dir. Der Stoizismus ist Jahrhunderte alt und beinhaltet Lehren und Tugenden, die gerade jetzt so aktuell und wichtig sind wie noch nie. Unserer Welt ist stressig, hektisch, kompliziert und schnelllebig - wäre es da nicht wünschenswert, mehr Gelassenheit und Ruhe in das eigene Leben zu bringen?

 

Entdecke die philosophischen Lehren der Stoa, einfach und verständlich erklärt. Ich zeige dir in diesem Buch alles Wichtige, was du über den Stoizismus wissen musst - von der Geschichte, über die Tugenden bis zu den Grundsätzen der Stoa. Du lernst Schritt für Schritt, wie du den Stoizismus in dein Leben integrierst und dadurch gelassener, disziplinierter, ruhiger und entspannter wirst.

 

Du wirst den widrigsten Situationen trotzen, erfahren wie du mit Schicksalsschlägen umgehen und die innere Ruhe und Gelassenheit eines Mönchs erlangen kannst. Egal was dir im Leben passiert, egal wie gut oder schlecht deine Situation auch ist, die Lehren der Stoa werden dir ein glückliches und zufriedenes Leben bescheren. Du wirst mehr Selbstvertrauen haben, eine höhere Resilienz entwickeln und deinen Ängsten trotzen.

 

Kurz: Du wirst der glückliche und zufriedene Fels in der Brandung sein, den nichts und niemand aus der Fassung bringen kann.

 

Lass mich dir auf den nächsten Seiten die Lehren und Tugenden der Stoa näherbringen, sodass auch du zum Stoiker wirst.

 

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Kapitel 1: Die Grundzüge des Stoizismus


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Mal ehrlich: Auf den Stoizismus angesprochen, haben vermutlich neun von zehn Menschen keinerlei Vorstellung, worum es sich dabei handelt. Haben wir es hier mit einer Religion zu tun? Oder gar mit einer Sekte? Existiert der Stoizismus heute überhaupt noch oder ist er nur ein wenig verbreiteter Mythos? Vorweg sei gesagt: Der Stoizismus existiert. Natürlich - schließlich würde dieses Buch andernfalls wenig Sinn ergeben. Alle weiteren grundlegenden Fragen werden in diesem ersten Kapitel beantwortet.

 

 

Vokabular - wichtige Begrifflichkeiten

 

Hier findest du Begriffe, die im Laufe des Buches verwendet werden und deren Bedeutung du daher kennen solltest. Wenn du auf ein Wort stößt, dessen Bedeutung dir unklar ist, kannst du einfach hierhin zurückkehren und nachsehen.

 

  Aether

 

Der Begriff Aether entstammt der griechischen Mythologie und soll den "oberen Himmel" personifizieren. Oftmals wird auch die Schreibweise Aither genutzt. Stoiker setzen das Synonym Urfeuer ein. Der Aether beherbergt das Licht und die Götter.

 

  Autosuggestion

 

Eine Autosuggestion ist eine Selbsteinredung, die die Steuerung des eigenen Verhaltens durch ein Verinnerlichen bestimmter Botschaften möglich machen soll.

 

  Axiom

 

Als Axiom wird ein Grundsatz bezeichnet, der als Wahrheit anerkannt wird und nicht weiter bewiesen werden muss.

 

  Determinismus/Determinist

 

Der Determinismus ist die Lehre von der Vorbestimmtheit der Geschehnisse. Demnach steht alles, was geschieht, in einem kausalen Zusammenhang. Wer diese Auffassung vertritt, ist ein Determinist.

 

  Epikureer

 

Anhänger der Lehren Epikurs werden Epikureer genannt.

 

  Hellenismus

 

Der Hellenismus ist eine Epoche der griechischen Geschichte, die sich von etwa 336 v. Chr. bis 30 v. Chr. erstreckt.

 

  Hyle

 

Hyle ist das griechische Wort für Materie oder Stoff.

 

  Kriterium

 

In der Philosophie ist ein Kriterium ein Hilfsmittel in Form einer Methode, mit der eine Aussage auf ihre Wahrheit hin überprüft werden kann.

 

  Logos

 

Logos ist griechisch und bedeutet Vernunft. Im Stoizismus steht der Logos synonym für die göttliche Macht und die Vernunft, die alles Existierende durchströmt und den Lauf der Dinge bestimmt.

 

  Stoa

 

Der Gründer des Stoizismus, Zenon von Kition, begann im Jahre 300 v. Chr. in einem philosophischen Lehrgebäude damit, den Stoizismus zu erläutern. Dieses geschichtsträchtige Gebäude war architektonisch dem Stil der Säulenhallen - Stoa - zuzuordnen. Die stoischen Lehren werden daher als Stoa bezeichnet.

 

  Stoiker

 

Menschen, die ihr Leben nach den Lehren der Stoa gestalten, werden Stoiker genannt.

 

  Stoisch

 

Was stoisch ist, bezieht sich auf den Stoizismus.

 

  Visualisierung

 

Die Visualisierung ist eine bestimmte Technik, bei der es darum geht, sich etwas bildlich vor Augen zu halten. Sie wird beispielsweise eingesetzt, um Ziele zu verinnerlichen und Motivation zu schöpfen.

Auf den Punkt gebracht:
Stoizismus kurz erklärt

 

Im Kern ist der Stoizismus eine Lebensphilosophie und demnach nicht mit einer Religion gleichzusetzen - auch wenn dies fälschlicherweise häufig getan wird. Es handelt sich um eine griechische Philosophie, die über viele Jahrhunderte hinweg gelehrt wurde und sich dabei in ihren Details immer wieder verändert hat, während die Grundzüge bestehen blieben.

 

 

Philosophie: Die ursprünglichen Grundprinzipien des Stoizismus

 

In der griechischen Antike war es üblich, Philosophien in einer dreiteiligen Struktur zu entwickeln und zu lehren. Auch auf den Stoizismus wurde diese Herangehensweise angewandt. Die drei Teilbereiche - Logik, Physik und Ethik - sind per se nicht separat zu betrachten, sondern stehen in einer starken Verbindung zueinander. Sehen wir uns also an, was der Stoizismus in diesen drei zentralen philosophischen Bereichen zu sagen hat.

 


Logik

 


 

Stoiker weisen der Logik zwei Bedeutungen zu, die sich vom heute üblichen Begriff der Logik unterscheiden. Logik steht hier für Sprache und Vernunft. Die diesbezüglichen Inhalte lassen sich wiederum in drei einzelne Bereiche unterteilen:

 

I. Erkenntnis

 

Die Erkenntnislehre der Stoiker befasst sich damit, wie genau wesentliche philosophische Erkenntnisse überhaupt gewonnen werden und wann sie als wahr bezeichnet werden können. Dabei lassen sich folgende Kernaussagen herausarbeiten:

 

image Sinneseindrücke und deren Bewertung - also die schlichte menschliche Wahrnehmung - genügen nicht, um eine Erkenntnis zu formulieren.

 

image Wahr ist nur, was methodisch einwandfrei anhand von Kriterien geprüft wurde und sich logisch nachvollziehen lässt.

 

image Menschen, die sich von ihren Emotionen und Instinkten leiten lassen, sind nicht in der Lage, die Wahrheit zu erkennen.

 

image Die Grundvoraussetzung dafür, etwas Wahres zu erfassen, ist die Selbstbeherrschung.

 

II. Dialektik

 

Die stoische Dialektik bezieht sich selbstverständlich auf die Sprache und deren Verwendung zur Formulierung relevanter, aussagekräftiger philosophischer Erkenntnisse. Folgende zentrale Annahmen lassen sich hier nennen:

 

image Die Stimme ist eine Erschütterung der Luft und führt zu akustisch wahrnehmbaren Lauten.

 

image Tiere nutzen ihre Stimme aufgrund ihres Triebs, Menschen aufgrund ihres Verstands.

 

image Stimmliche Äußerungen werden in bloße Geräusche ohne Bedeutung oder Aussage, artikulierte Laute und sinnvolle Lautgebilde unterschieden.

 

image Artikulierte Laute können eine Bedeutung haben, sinnvolle Lautgebilde haben immer eine Bedeutung.

 

image Sinnvolle Lautgebilde bestehen oft aus Eigennamen, Verben, Artikeln, Konjunktionen und Substantiven.

 

image Gedanken können wenig strukturiert aufgebaut sein, aber dennoch eine Bedeutung haben. Sie existieren allerdings lediglich im Verstand des Menschen, sind nichtkörperlich und müssen nicht vollständig sein.

 

image Einfache und verbundene Axiome bilden Zusammenhänge des logischen Schlusses.

 

III. Rhetorik

 

Die Rhetorik bezieht sich nicht mehr auf die Wahrheit der Aussage, sondern darauf, wie diese möglichst überzeugend übermittelt werden kann. Zu diesem Zweck werden Sprechtempo, Lautstärke und Melodik, aber auch Gestik und Mimik jeweils zur Unterstreichung der Aussage eingesetzt.

 


Physik

 


 

Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Aspekte der stoischen Physik, die das stoische Weltbild definiert:

 

image Alles, was ist, ist aus dem Aether entstanden.

 

image Hyle ist durch Logos beseelt. Die Welt wird von der Vernunft bestimmt. Die Vernunft durchdringt den gesamten Kosmos.

 

image Logos gestaltet Hyle. Der Tätige - die Vernunft - wirkt auf den Leidenden - die Materie - ein.

 

image Jeder Körper besitzt eine Seele. Die Seele - in diesem Fall Logos - durchströmt jede Faser des Körpers - hier Hyle. Körper und Seele vermischen sich, behalten aber dennoch ihre jeweils separate Existenz.

 

image Logos und Hyle bilden gemeinsam den Urkörper, der unvergänglich ist - den Aether, das Urfeuer.

 

image Aus dem Aether - dem Feuer - entsteht die Luft, die Luft formt sich zum Teil in Wasser um und das Wasser wird teilweise zu Erde.

 

image Werden die vier Elemente vermischt, können Pflanzen, Tiere und Gegenstände daraus gebildet werden.

 

image Die Kausalität alles Geschehenden ist lückenlos und ohne Zweifel gegeben. Alles, was geschieht, hängt miteinander zusammen. Ist kein Zusammenhang ersichtlich, versagt lediglich die menschliche Fähigkeit, diesen zu erkennen.

 

image Es gibt ein Schicksal, dem die Menschheit unterworfen ist. Wer sich scheinbar aktiv gegen sein Schicksal stellt, für den ist genau dies vorgesehen.

 

image Das Schicksal ist nicht irrational und willkürlich, sondern gleichzusetzen mit der Vernunft.

 

image Die Welt und ihre Komponenten zielen stets auf Harmonie ab.

 

image Gott ist die Götter, die Götter sind Gott und Gott und Götter sind die Vernunft.

 


Ethik

 


 

Die Ethik nimmt mit Abstand den weitläufigsten Platz in der ursprünglichen stoischen Lehre ein. Sie setzt sich aus sieben Bereichen zusammen, denen wir uns nun nähern:

 

I. Der Selbsterhaltungsantrieb

 

Jedes Tier und jeder Mensch ist laut stoischer Ansicht ganz vordergründig bestrebt, sich selbst zu erhalten, und empfindet eine gewisse Zuneigung für die eigene Person und die eigene Spezies. Was die Selbsterhaltung gefährdet, wird abgelehnt, was sie unterstützt, wird angenommen. Der Drang zur Selbsterhaltung ist absolut von der Natur gegeben und geht über das Individuum hinaus. Sprich: Der Mensch strebt nicht nur danach, sich selbst als Einzelperson zu erhalten, sondern möchte das Fortbestehen der gesamten menschlichen Gemeinschaft sichern. Tiere sind hingegen mit weniger Gemeinschaftssinn ausgestattet und stellen ihr jeweils einzelnes Überleben eher über das Überleben der Gemeinschaft.

 

II. Der Naturbegriff

 

Natur ist Gott und Gott ist wertvoll, also ist die Natur von hohem Wert. Sie ist stufenförmig aufgebaut und steigert sich Stufe für Stufe. Jede höhere Stufe beinhaltet dabei sämtliche niedrigeren Stufen. Trieb (niedrige Stufe) und Vernunft (höhere Stufe) schließen sich nicht gegenseitig aus. Vernunftbegabte Wesen, also Menschen, sind nicht frei von Trieben. Handelt ein Mensch nach seinen Trieben, dann nur, weil seine Vernunft ihm dies gestattet. Dabei kann die Vernunft, die im Individuellen nicht unfehlbar ist, den Trieb durchaus in eine falsche Richtung lenken, die in ihrem Maximum sogar den Selbsterhaltungsantrieb aushebeln kann. Der Trieb setzt sich niemals gegen die Vernunft durch, die Vernunft kann den Trieb aber als angemessen beurteilen und somit unterstützen.

 

III. Das Lebensziel

 

Die Stoa definiert das Ziel der menschlichen Lebensführung darin, das Leben im Einklang mit der Vernunft und somit in Harmonie mit der Natur zu führen. Die menschliche Natur ist vernunftgeprägt und dem zu folgen als Lebensziel anzusehen.

 

IV. Die Werte

 

Stoiker unterscheiden klar zwischen Gutem und Schlechtem. Gutes ist ethisch zu 100 % vertretbar und führt immer zum Glück, Schlechtes ist ethisch verwerflich und führt unweigerlich zum Unglück. Dazwischen existieren die sogenannten Adiaphora, die weder gut noch schlecht sind. Sie sind nicht von Nutzen, bringen aber auch keinen Schaden mit sich. Ethisch korrektes Leben führt unweigerlich zur Glückseligkeit. Und zwar ganz unabhängig von äußeren, nicht beeinflussbaren Faktoren. Demnach zählen Reichtum und Gesundheit beispielsweise zu den Adiaphora und stellen keine Voraussetzung für das Glück dar. Den höchsten Wert besitzt die Tugend, den niedrigsten die Untugend.

 

V. Die Pflichtenlehre

 

Pflichten sind Handlungen, die im Einklang mit Vernunft und Natur unternommen werden. Ihnen stehen Fehlhandlungen gegenüber, die der Ethik widersprechen und weder Vernunft noch Natur zuträglich sind. Dazwischen befinden sich, ähnlich der Adiaphora, Handlungen, die den Anforderungen der Vernunft weder zuträglich noch schädlich sind (mittlere Handlungen). Nur weise Menschen, die Wahres erkennen, können Pflichten erfüllen. Die mittleren Handlungen können hingegen von jedem ausgeführt werden. Über die Qualität einer Handlung entscheidet letztendlich aber nicht allein ihre Art. Es kommt auf das dahinterstehende Interesse, die Absicht und den Antrieb zur Handlung an.

 

VI. Die Affektenlehre

 

Affektive Handlungen sind im stoischen Sinne Handlungen, die nicht vernunftgesteuert sind, sondern beispielsweise von Gefühlen geleitet werden. Stoiker sprechen hier von irrationaler Vernunft. Der Handelnde hat den Eindruck, vernünftig zu handeln, tut es aber nicht wirklich. Er handelt im fehlgeleiteten Affekt und der Logos ist nicht in der Lage, die affektive Handlung zu unterbinden. Stoiker verfolgen das Ziel, vollkommen frei von Affekten zu leben. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Vernunft stets die Leitung für die Handlungen übernimmt. Das bedeutet nicht, dass Affekte nicht mehr existieren sollen. Die Vernunft sollte jedoch in der Lage dazu sein, die Affekte zu bändigen und in die richtigen Bahnen zu lenken.

 

VII. Die Sozialethik

 

Der Stoizismus setzt voraus, dass die menschliche Natur eine Vertrautheit und Zuneigung unter allen Angehörigen der Spezies beinhaltet. Der Trieb der Fortpflanzung entspricht der Vernunft, schließlich will die menschliche Spezies im Sinne der Selbsterhaltung fortbestehen. Instinktiv lieben Eltern ihre Kinder, ihre eigenen Eltern, ihre Geschwister und ähnlich nahe Verwandte. Jeder Mensch ist von mehreren Kreisen umgeben. Seine Vernunft steht im Zentrum, darüber stülpt sich der Körper und um ihn reiht sich der Kreis der nächsten Angehörigen, also der Eltern und Kinder, gefolgt von einem Kreis aus Großeltern, Onkeln und Tanten, einem Kreis aus Cousinen und Schwägern und schließlich dem Bekanntenkreis. Der äußerste Kreis fasst die gesamte Menschheit. Die Sozialethik der Stoa sieht ein Zusammenrücken aller Kreise vor. Das Ziel ist es, die Zuneigung von sich selbst stetig auf weitere Personen und Kreise auszuweiten, sodass sich die Distanz verringert. Hier schließt sich das Bild: Im Kosmos ist alles miteinander verbunden, alles hängt zusammen - genauso, wie der einzelne Mensch untrennbar mit seinen nahen Angehörigen, den entfernteren Verwandten und der gesamten menschlichen Spezies verbunden ist.

 

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Zugegeben: Das klingt alles recht abstrakt und ist schwer greifbar. Dennoch kann nicht auf diese philosophischen Grundlagen des Stoizismus verzichtet werden. Schließlich sollst du ein umfassendes Bild bekommen, das weit über einen oberflächlichen Einblick hinausgeht. Aber keine Sorge - den "trockensten" Teil dieses Buches hast du hinter dir.

 

 

12 stoische Grundregeln und Prinzipien

 

Wahrscheinlich hast du bislang noch keine wirkliche Vorstellung, worum es Stoikern geht und wovon sie ausgehen. Deshalb verabschieden wir uns an dieser Stelle von den Regeln der allgemeinen Philosophie und reden Klartext. Wir betrachten einige zentrale Grundregeln und Prinzipien, die den Stoizismus auszeichnen:

 

image   Alles im Kosmos besteht aus den vier Elementen

 

Im Kosmos existiert nichts, was sich nicht aus den vier Elementen zusammensetzt. Alles besteht letztendlich aus Feuer, Luft, Wasser und Erde. Gegenstände, wie auch Lebewesen, sind aus diesen Elementen geschaffen.

 

image   Alles ist dem Werden und Vergehen unterworfen

 

Der Kosmos beinhaltet den stetigen Kreislauf aus Werden und Vergehen. Was sich aus den Elementen zusammensetzt und so entsteht, zerfällt letztendlich wieder in seine Bestandteile und vergeht. Nichts ist für die Ewigkeit bestimmt und es ist unumstößlich, dass das Vergehen auf das Werden folgt.

 

image   Der Logos sorgt für Vorgänge der Vernunft

 

Allgegenwärtig und unendlich ist dagegen der Logos, also die Vernunft, die göttliche Weisheit oder die Macht der Götter. Er durchdringt den gesamten Kosmos und alles, was darin existiert. Er sorgt dafür, dass sämtliche Vorgänge, also alles was geschieht, im Sinne der Vernunft zweckdienlich ist. Aus diesem Grund tragen alle Geschehnisse zum Allgemeinwohl des Kosmos und der Existenzen darin bei.

 

image   Es gibt keinen Zufall

 

Stoiker sind überzeugte Deterministen. Was geschieht, muss geschehen, denn es ist vorbestimmt. Der Logos folgt einem akribischen Plan, der nicht verändert werden kann. Nichts geschieht aus Zufall, alles läuft planmäßig ab und passiert, weil der Logos es so bestimmt.

 

image   Der Mensch ist nicht (wirklich) frei

 

Daraus folgt, dass der Mensch keine wirkliche (Handlungs-) Freiheit besitzt. Was er tut und was ihm widerfährt, ist vorbestimmt und kein Resultat aus seinen eigenen Entscheidungen. Jede Entscheidung, die der Mensch trifft, ist im Sinne des Logos. Die einzige Entscheidung, die dem Menschen mehr oder weniger frei zu wählen bleibt, ist, sich dem Logos zu unterwerfen und zu akzeptieren, dass passiert, was passieren muss.

 

image   Du bist ein Weltenbürger

 

Im Endeffekt sind wir alle Weltenbürger, Bürger des Kosmos. Jeder von uns ist ein winziges Teilchen, ein filigranes Zahnrädchen im großen Organismus des Kosmos. Du bist Bewohner deiner Straße, Bürger deiner Stadt und deines Landes, bedeutend ist aber hauptsächlich, dass du ein Bürger der gesamten Welt bist. Alle Existenzen sind auf diese Weise miteinander verbunden und lassen sich nicht in einzelne Individuen aufteilen. Stoiker kennen daher keinen Nationalismus.

 

image   Der Verstand kann den Emotionen jederzeit überlegen sein

 

Wer das Weltgeschehen, die Funktionsweise des Kosmos versteht, ist jederzeit in der Lage, emotionsunabhängig und vernunftgetrieben zu agieren. Aus stoischer Sicht sind Emotionen zwar sehr wohl existent, sie können aber immer und ausnahmslos von der Vernunft gesteuert und quasi ganz bewusst ignoriert werden. Sie sind nicht von Bedeutung, weshalb ihnen keine Bedeutung zugemessen werden sollte. Im Gegenteil: Sie können den Seelenfrieden stören und sind daher kleinzuhalten. Ihnen sollte gleichgültig begegnet werden.

 

image   Dinge erlangen ihren Wert durch die Bewertung

 

Alles existierende, das außerhalb der eigenen Persönlichkeit liegt, besitzt per se keinen Wert. Ein Goldbarren, ein duftendes Gericht, ein hübsches Kleid oder ein schickes Auto - das alles ist wertlos. Es erlangt erst dann seinen Wert, wenn es von der Seele selbst bewertet wird. Ein schmackhaftes Abendessen, das direkt neben dir steht, ist nur dann begehrenswert, wenn du selbst zulässt, es zu begehren, und Reichtum ist nur für den von Wert, der ihm Wert beimisst. Besitztümer tragen nichts zum Glück bei. Sie befriedigen lediglich eine Begierde, die gar nicht vorhanden sein müsste.

 

image   Auf manches hast du Einfluss, anderes entzieht sich deiner Kontrolle

 

Es gibt Dinge, die du direkt beeinflussen kannst. Dazu gehören zum Beispiel deine eigenen Emotionen und Gedanken. Der Logos erlaubt dir, Kleinigkeiten selbst zu gestalten, sofern diese nicht von Bedeutung für das Gesamtwohl sind. Der Großteil der wirklich wichtigen, einschneidenden Dinge liegt jedoch außerhalb deiner Kontrolle. Stoiker sind daher stets bestrebt, zu erkennen, was sie beeinflussen können und was eben nicht. Ein nettes Beispiel aus der aktuellen Zeit stellt diesbezüglich ein Teil des Gelassenheitsgebetes dar, das unter anderem von den anonymen Alkoholikern verwendet wird:

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

image   Es gibt kein Leben nach dem Tod

 

So hart das vielleicht klingen mag: Der Stoizismus sieht kein Leben nach dem Tod vor. Erinnere dich daran, dass alles im Kosmos wird und vergeht. Dies lässt sich keinesfalls mit einem Leben über den Tod hinaus vereinbaren. Der Tod führt dazu, dass das Existierende in seine Bestandteile - die einzelnen Elemente - zerfällt. Der Tod ist nicht schrecklich oder traurig, sondern ein ganz selbstverständlicher Teil der Ordnung, die der Logos für den Kosmos bestimmt.

 

image   Glück ist kein Ziel, sondern ein Nebeneffekt

 

Wer das Glück anstrebt, wird es nicht erhalten. Glück ist für Stoiker kein konkretes Ziel. Es ist vielmehr ein Nebeneffekt, der auftritt, wenn man in Harmonie mit dem Logos lebt.

 

image   Das Ziel sind Apatheia und Ataraxia

 

Apatheia und Ataraxia sind quasi das Allerheiligste der Stoiker. Apatheia ist die Unempfindlichkeit und die Leidenschaftslosigkeit. Wer diesen Gemütszustand erreicht, lässt sich nicht von äußeren Einflüssen lenken, besitzt ein stabil zufriedenes Wesen und ist auf dem besten Weg zur Ataraxia. Diese beschreibt wiederum die absolute Seelenruhe. Einen Zustand des Innersten, der mit höchster Zufriedenheit einhergeht.

 

 

Die stoischen Tugenden und Laster

 

Das wichtigste und wertvollste, das ein Stoiker kennt, ist die Tugend. Das Erfüllen der Tugenden führt unweigerlich zur Zufriedenheit und hat daher oberste Priorität. Dem stehen Laster entgegen, die den Tugenden widersprechen und direkt ins Unglück führen.

 

Klugheit vs. Dummheit

 

Klugheit hat in der Stoa nichts mit dem IQ, den Schulnoten oder dem beruflichen Posten zu tun. Wer klug ist, schafft es schlicht und ergreifend, das Gute vom Schlechten und Gutes und Schlechtes von Neutralem zu unterscheiden. Gut ist dabei alles, was dem Logos entspricht und zum Gemeinwohl beiträgt. Schlecht ist, was auch immer dem entgegenwirkt. Die Unfähigkeit, diese wichtige Unterscheidung treffen zu können, entspricht dem Laster der Dummheit.

 

Großmut vs. Neid und überflüssige Anteilnahme

 

Großmut bedeutet hier, erhaben über die Geschehnisse, die anderen Menschen widerfahren, zu sein. Es heißt, dem Nachbarn seinen Lotteriegewinn nicht zu missgönnen und auch nicht aufgrund seiner Krebsdiagnose zu trauern. Es bedeutet, nicht unnötig Anteil zu nehmen, sondern nur wahrzunehmen und zu akzeptieren.

 

Selbstbeherrschung vs. Maß- und Hemmungslosigkeit

 

Wer seinen Emotionen nachgibt, verhält sich schnell hemmungslos und verliert den Bezug zu dem, was wirklich wichtig ist. Die Selbstbeherrschung, also das absolut vernunftgesteuerte und emotionslose Handeln, ist eine der zentralen Tugenden der Stoa.

 

Standhaftigkeit vs. Schwäche

 

Die Tugend der Standhaftigkeit kann nur erfüllen, wer über die Klugheit verfügt. Wer standhaft ist, hält am Guten fest und meidet das Schlechte. Im Umkehrschluss macht sich der, der dem Schlechten Raum gibt oder gar folgt, dem Laster der Schwäche schuldig. Dabei kann man zugleich klug und schwach sein. Man kann das Gute prinzipiell erkennen und sich dennoch am Negativen orientieren.

 

Scharfsinn vs. Gedankenlosigkeit und Stumpfsinn

 

Klugheit alleine reicht nicht aus, um den Kosmos zu verstehen. Es braucht einen gewissen Scharfsinn. Wer sich keine Gedanken macht und nicht nach Erkenntnis strebt, verhält sich nicht tugendhaft und macht sich der Gedankenlosigkeit schuldig.

 

Urteilskraft vs. Urteilsunfähigkeit

 

Verfügt man über Urteilskraft, ist man in der Lage, sein eigenes Verhalten einzuordnen und an den Tugenden auszurichten. Wer dagegen urteilsunfähig ist, hat keine Möglichkeit, die Tugenden zu befolgen. Urteilskraft ist in diesem Sinne mit Selbstreflexion gleichzusetzen. Ein Unwille, sich mit dem eigenen Handeln auseinanderzusetzen und es zu optimieren, steht synonym für Urteilsunfähigkeit.

 

 

Die stoische Antwort auf die Theodizee-Frage

 

Wie du weißt, ist der Stoizismus keine Religion, sondern eine Philosophie. Dennoch stellt sich auch hier die Theodizee-Frage. Du fragst dich, was das ist? Ganz einfach: Es ist die Frage danach, wie sich das Unheil oder das Schlechte in der Welt mit Gott oder dem Logos vereinbaren lässt. Wenn der Logos existiert und alles bestimmt, warum gibt es dann überhaupt Schlechtes? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir eine Unterscheidung treffen:

 

(1) Unglück durch die Natur

 

Hungersnöte, Fluten und zerstörerische Stürme gehören zu den Ereignissen, auf die der Mensch keinen Einfluss hat. Sie gehen von der Natur aus und entziehen sich der menschlichen Kontrolle vollständig. Stoiker nehmen an, dass sie im Endeffekt Gutes bewirken. Sie sind notwendig, um das Gesamtwohl auf lange Sicht zu sichern. Es ist lediglich der unzulänglichen Fähigkeit des Menschen geschuldet, das große Ganze zu sehen und die Absicht des Logos zu begreifen, dass solche Geschehnisse als durch und durch schlecht bewertet werden.

 

(2) Böses durch den Menschen

 

Menschen, die Böses tun, tun dies stets aus Unwissenheit. Sie sind nicht zu hassen, sondern sogar eher zu lieben und zu unterstützen. Das Böse, das von dem Menschen ausgeht, kann das Wohl des einzelnen Betroffenen nur einschränken, wenn dieser es zulässt. Dem sind keine Grenzen gesetzt. Selbst ein Mordopfer nimmt nur Schaden durch den Mord, wenn er am Leben festhält und sich gegen das Werden und Vergehen wehrt. Menschen, die böse handeln, fügen sich selbst immer den größten Schaden zu. Sie machen sich zu untugendhaften Existenzen und werden ernten, was sie gesät haben.

 


Das Wichtigste in Kürze

 


 

Der Stoizismus ist keine Religion, sondern eine Lebensphilosophie griechischen Ursprungs.

 

Die grundlegende Lehre der Stoa lässt sich nach den philosophischen Grundsätzen der damaligen Zeit in Logik, Physik und Ethik unterteilen und wiedergeben.

 

Hyle ist durch Logos beseelt. Alles Existierende ist von der Vernunft durchströmt.

 

Stoiker sind Deterministen. Sie glauben, dass alles vorherbestimmt ist, und zwar durch den Logos. Alles, was passiert, trägt letztendlich zu der Zufriedenheit des Gesamten bei.

 

Stoiker glauben nicht an ein Leben nach dem Tod, sondern an die Unabdingbarkeit des Werdens und Vergehens. Alles, was im Kosmos existiert, ist geworden und wird vergehen.

 

Es gibt sechs stoische Tugenden, die über Glück oder Unglück entscheiden. Ihre Gegensätze stellen Laster dar.

 

Die Stoa kennt eine Antwort auf die Theodizee-Frage und unterscheidet dabei - wie üblich - zwischen "Unheil" durch den Menschen und "Schlechtem" unabhängig vom Menschen.

 

 

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Kapitel 2: Die Geschichte des Stoizismus - von Zenon von Kition bis Mark Aurel


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Nachdem du nun über den Stoizismus in seinen Grundzügen informiert bist, ist es an der Zeit, dass wir uns die stoische Geschichte genauer ansehen. Dieses Kapitel befasst sich mit dem Ursprung und der Entwicklung des Stoizismus und stellt dabei die wichtigsten Persönlichkeiten vor, die diesen Weg geprägt haben.

 


Die Gründung der Stoa: Zenon von Kition

 


 

Wie bereits erwähnt, war es Zenon von Kition, der den Stoizismus ins Leben rief. Als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns wurde Zenon vermutlich im Jahre 333 v. Chr. in Zypern geboren. Um 312 v. Chr. kam er nach Athen, um unter anderem von den Philosophen Krates von Theben und Diodoros Kronos zu lernen. Er widmete sich elf Jahre lang dem philosophischen Studium, bevor er schließlich selbst als Lehrer tätig wurde. Während seines Wirkens, kristallisierte sich zunehmend eine ganz eigene Philosophie heraus - der Stoizismus war geboren. Zenons Lehren sind jedoch leider nur extrem lückenhaft überliefert. Es wird angenommen, dass die Affektlosigkeit - Apatheia - und die grundlegende Vernunft des Menschen die Basis seines "alten" Stoizismus bilden. Er soll außerdem die Ansicht vertreten haben, dass der Mensch grundsätzlich vollkommen herrschaftslos zu leben vermag. Daher wird Zenon von Kition oftmals als einer der frühesten Verfechter der Anarchie genannt. 260 v. Chr. entschied sich der angesehene Philosoph für den Freitod, der unter Stoikern keinesfalls als Sünde gilt, sondern unter Umständen sogar als überaus weise eingestuft werden kann. Ist kein Leben im Einklang mit dem Logos mehr möglich, stellt der Selbstmord eine valide Option dar.

 


Zenons Nachfolger: Kleanthes übernimmt

 


 

Sein Wissen gab Zenon von Kition unter anderem an Kleanthes weiter, der die stoische Schule nach dessen Ableben übernahm. Vor seiner Lehrtätigkeit hielt er sich mit Hilfsjobs über Wasser und verdiente seinen Lebensunterhalt unter anderem als Hilfskraft bei Gärtnern und Bäckern. Auch er ist der älteren, ganz ursprünglichen Stoa zuzuordnen und gilt bis heute als erste Quelle für die stoischen Tugenden. Er soll circa 232 v. Chr. verstorben sein, weil er sich jeglicher Nahrungsaufnahme verweigerte.

 


Chrysippos von Soloi und seine Schüler

 


 

Kleanthes übergab den Lehrstuhl an seinen langjährigen Schüler Chrysippos von Soloi. Er war es, der die Stoa nach geltenden philosophischen Regeln strukturierte und die stoische Logik, Physik und Ethik ausformulierte. Den holprigen Einstieg in die Lehren der Stoa haben wir also ihm zu verdanken. Der Überlieferung zufolge starb Soloi etwa 208 v. Chr. in Athen. Zuvor gab er sein Wissen an Zenon von Tarsos und Diogenes von Babylon weiter, die zu den letzten Lehrern der älteren Stoa gehören.

 


Panaitios von Rhodos läutet die mittlere Stoa ein

 


 

Panaitios von Rhodos war ein begabter Student von Diogenes von Babylon und übernahm die Leitung der stoischen Schule an siebter Stelle. Er gilt heute als Gründer der mittleren Stoa und ergänzte die Inhalte der älteren Stoa hauptsächlich durch die Pflichtenlehre. Er ist dem späten Hellenismus zuzuordnen und verstarb circa 110 v. Chr. auf Rhodos. Zu den genauen Umständen seines Todes ist nichts bekannt.

Autor

  • Johannes Lichtenberg (Autor:in)

Johannes Lichtenberg hilft mit seinen Büchern dabei, komplexe psychologische Themen und Lebensphilosophien in leicht verständliche Schritt für Schritt Anleitungen runterzubrechen. Er möchte so vielen Menschen wie möglich helfen mehr Erfolg, Glück, Zufriedenheit und Selbstbewusstsein im Alltag zu erlangen.
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Titel: STOIZISMUS - Die Philosophie der Resilienz und Gelassenheit