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Seine Zuneigung gewinnen

von Charlie Richards (Autor:in)
120 Seiten
Reihe: Ein liebevolles Biss-chen, Band 19

Zusammenfassung

Nur ein kleiner Liebesbiss: Nachdem ein Vampir einen Spaß gemacht hat, der von seinem Geliebten falsch aufgefasst wurde, muss er alle möglichen Tricks anwenden, um sich seine Vergebung zu verdienen. Mit einem Meter siebenundfünfzig und dünn, war Maximus Bonner schon immer ein wenig empfindlich, was seine Größe angeht. Als er durch seine Arbeit gezwungen ist, eine Teambildungsmaßnahme zu besuchen, die auf der Rolling Meadows Ranch and Resort stattfindet, werden seine schlimmsten Befürchtungen real: Outdoor-Aktivitäten. Außerdem hört er, wie der heißeste Cowboy vor Ort sich über das kleine Böhnchen lustig macht. Von seiner Wut mitgerissen, reicht Max eine Beschwerde über den sexy Mann ein. Als Vampir wartet Rhyme Mythstone seit über einem Jahrhundert auf seinen Geliebten. Man stelle sich seine Überraschung vor, als er ihn in Form eines kleinen Rotschopfs mit hitzigem Temperament findet. Mit einer neckenden Bemerkung löst sich seine Chance, den Menschen zu umwerben, in Luft auf. Max will nichts mit ihm zu tun haben. Kann Rhyme einen Weg finden, um zu beweisen, dass er die geringe Größe seines Geliebten liebt und ihn glücklich machen kann? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Ein liebevolles Biss-chen ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 29.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Maximus Bonner schaute aus dem Fenster und fuhr sich mit der Hand über das Kinn. Er spürte das leichte Kratzen seiner Bartstoppeln und rieb darüber. Er fragte sich, ob es einen Ausweg gab, den er übersehen hatte.

Wahrscheinlich nicht.

„Hey, komm schon. Es wird nicht so schlimm sein.“ Lilibeth Shaunders tätschelte Max’ Arm, der auf der Armlehne des mittleren Sitzes des SUVs lag, und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Frische Luft. Whirlpools. Buffets, wo du essen kannst, so viel du willst.“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Heiße Cowboys zum Gucken. Es wird Spaß machen!“

Max hob die linke Braue. „Echt jetzt? Spaß?“ Er zeigte aus dem Fenster auf die sanft rollenden Hügel, grasbewachsenen Flächen und mächtigen Eichen. „Das ist die Natur da draußen. Käfer, Spinnen, Schlangen, Mücken und Tierhaare auf meinen Klamotten. Das ist kein Spaß.“ Max deutete mit seiner Hand auf seinen schlanken Körper, der mit einer anthrazitfarbenen Hose und einem figurbetonten grünen Poloshirt bekleidet war. Er fügte hinzu: „Und glaubst du wirklich, dass den Cowboys diese fantastische Äußere entgehen wird?“ Er begegnete Lilibeths Blick noch einmal, unzufrieden mit der Belustigung in ihrem Gesichtsausdruck. Max seufzte und sagte: „Hallo. Ich bin schwul. Ich werde einen Tritt in den Arsch kriegen.“

„Nein, wirst du nicht“, erwiderte Lilibeth.

„Wir stehen hinter dir, Mann“, brummte Stanton mit seiner tiefen, rauen Stimme, von der Mitte der Rücksitzbank aus. Aufgrund der riesigen Größe des Mannes von einem Meter fünfundneunzig hatte er den Sitz ganz für sich. Stanton beugte sich vor und tätschelte Max die Schulter. „Niemand wird dir in deinen mageren Arsch treten, während wir dabei sind. Richtig, Jungs?“

Jerome, der fuhr, hob nur eine Hand vom Lenkrad und reckte seinen Daumen in die Höhe, offensichtlich zu sehr damit beschäftigt, aufs Navi und die Verkehrszeichen zu achten. George drehte sich auf dem Beifahrersitz um, begegnete Max’ Blick und zwinkerte ihm zu. „Du bist bei uns in Sicherheit, Maxi.“

Max verdrehte die Augen und biss die Zähne bei dem dummen Spitznamen zusammen, der ihn an Damenhygieneprodukte denken ließ. „Du weißt, dass ich es hasse, wenn du mich so nennst.“ Max wusste auch, dass George es genau deshalb tat.

Arschloch.

George war es zumindest egal, dass er schwul war. Er hatte nur eine große Klappe. Der Typ war bei fast allen vorlaut … außer den Chefs, Vernon und Lloyde, gegenüber.

Die Brüder besaßen und betrieben die lokale Franchise-Niederlassung von Winnerman Construction. Stanton arbeitete als Maurer und schuf einige beeindruckende Werke, während Jerome und George sich um Rahmen und Trockenbau kümmerten. Lilibeth kümmerte sich um das Personal. Sie war diejenige, die ein gutes Wort für Max eingelegt hatte, als die Chefs einen neuen Buchhalter einstellen mussten.

„Das Problem ist, dass ihr nicht alle die ganze Zeit da seid“, sagte Max. „Und das SUV, das die Chefs fahren, ist voller Homophober und Arschlöcher.“

Trotzdem wusste Max zu schätzen, dass er nicht mit ihnen fahren musste. Er hatte nie versucht, seine Sexualität zu verbergen, und obwohl es den Chefs egal war, schien die Baubranche viele mit Testosteron vollgepumpte Idioten anzuziehen. Die drei Männer und eine Frau im anderen Fahrzeug – Anthony, Benjamin, Curtis und Esmerelda – fanden es gar nicht toll, dass Max schwul war. Sie machten oft abfällige Kommentare, schubsten ihn herum und schlugen ihm auf die Schulter oder den Kopf, wann immer sie damit durchkommen konnten.

Während der drei Monate bei Winnerman Construction war Max verdammt gut darin geworden, sie zu meiden oder sicherzustellen, dass jemand anderes im Raum war, wenn er ihnen nicht ausweichen konnte.

Lilibeths Lachen füllte das Fahrzeug.

„Was?“, fragte Max vorsichtig, als er seine grinsende Freundin ansah.

Lächelnd beugte sich Lilibeth zu ihm. „Als ich hörte, wo wir diese Teambildungsmaßnahme-Sache machen, habe ich ein bisschen Nachforschung betrieben. Die Rolling Meadows Ranch und Resort gehört und wird von zwei Männern betrieben, die verheiratet sind.“ Sie grinste weiter und zwinkerte. „Miteinander.

„Die Ranch wird von Schwuchteln geführt?“, fragte Stanton. „Oh. Tut mir leid.“ Er beugte sich vor und tätschelte Max erneut die Schulter. „Hab ich nicht so gemeint.“

Max warf einen Blick hinter sich und schenkte Stanton ein Lächeln und ein Nicken. Er widerstand kaum dem Drang, sich die Schulter zu reiben. Der freundliche Riese, der hinter ihm saß, hatte wirklich keine Ahnung von seiner eigenen Stärke. Er war wirklich ein netter Mann und hatte keinen Funken Boshaftigkeit in sich. Stanton verstand einfach nicht, dass es nicht höflich war, einen schwulen Mann eine Schwuchtel zu nennen.

Leider wurde Stanton seinem Image gerecht – ein großer, dummer, sanfter Riese.

Ich mag ihn aber.

„Nun, das ist eine Erleichterung“, kommentierte Max, bevor er summte, als ein Lächeln seine Lippen umspielte. „Vielleicht sind einige der Cowboys das ja auch. Vielleicht …“ Er verstummte, aber Lilibeth – seine beste Freundin seit der fünften Klasse – musste seine Gedanken gelesen haben. „Vielleicht steht für dein Wochenende etwas Herumrollen im Heu auf dem Programm?“ Sie beendete seinen Satz in einem neckenden Ton.

Max spürte, wie sich seine hellen Wangen erhitzten, was verriet, dass er rot wurde. Er hasste seine helle Haut, aber es war nicht so, als könnte er sie ändern. Mit seinen roten Haaren und Sommersprossen verriet seine Haut immer seine Gedanken.

„Warum willst du im Heu herumrollen?“, fragte Stanton und brach die Stille. „Hast du nicht gerade gesagt, dass du keine Krabbeltiere magst? Ich glaube, da sind viele drin.“

Zu Max’ Erleichterung drehte sich Lilibeth auf ihrem Sitz um und antwortete. Sie lächelte Stanton breit an, als sie nach hinten griff und Stantons Knie tätschelte. „Wenn jemand mit jemand anderem im Heu herumrollt, bedeutet das, dass sie Sex haben“, erklärte Lilibeth auf eine unverblümte Art und Weise, die sie nur mit Stanton benutzte. Zuerst hatte es Max überrascht, aber jetzt verstand er es. Der Mann brauchte klare Antworten.

Aus den Augenwinkeln sah Max, wie Stanton sich auf seinem Sitz bewegte. Er rieb sich den Nacken, als ein schwacher Schimmer in seinen gebräunten Wangen erschien. Dann schüttelte er den Kopf.

„Nein, Lilibeth. Das kann nicht richtig sein. Es wäre unangenehm, sich im Heu nackig zu machen.“

Jerome lachte vor ihnen. „Sie sagt die Wahrheit, Kumpel“, erwiderte er. „Normalerweise legt man sich auf seine Kleidung oder bringt eine Decke mit.“

„Oh. Hm.“ Stanton nickte, als er verstummte und sein Blick zum Fenster wanderte.

Max hatte keine Ahnung, wie lange Stanton und Jerome schon Freunde waren, aber der große Blonde nahm die Worte des drahtigen, dunkelhäutigen Mannes immer für bare Münze. Die beiden kamen zusammen zur Arbeit und gingen zusammen. Laut den Adressen für ihre Gehaltsschecks wohnten sie zusammen, aber Max’ Gaydar sagte, dass sie kein Paar waren.

„Langsam, Jerome“, befahl George schroff. „Sonst wirst du noch die Abzweigung verpassen.“

„Entspann dich, G“, antwortete Jerome. „Ich werde sie schon nicht verpassen.“

Jerome wurde jedoch langsamer. Ein paar Sekunden später lenkte er das SUV in einen Kiesweg, der um eine Biegung verschwand. Max richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Fenster und fühlte sich etwas besser, was das kommende Wochenende betraf.

Wenn ich schon gezwungen bin, diesen dämlichen Trip zu machen, werde ich zumindest nicht blöd angemacht, weil ich die Cowboys abchecke.

Bei der letzten monatlichen Sicherheitsbesprechung – ich weiß auch nicht, warum ich an diesen Besprechungen teilnehmen muss, aber was auch immer – hatten die Chefs erklärt, dass die Anweisung von der Unternehmenszentrale aus kam. Alle Mitarbeiter mussten teilnehmen. Der einzige Grund, warum jemand nicht mitmachen musste, war, wenn er eine ärztliche Bescheinigung hatte.

Naja. Zumindest werde ich für das Wochenende bezahlt.

Nachdem das Fahrzeug den Hügel umrundet hatte, schaute Max aus dem Fenster. „Oh, wow“, murmelte er. Das Gelände, das sich vor ihnen ausbreitete, war riesig.

„Oh, sieh dir die Kälbchen an“, rief Lilibeth und zeigte aus dem Fenster.

„Da sind auch Fohlen auf dieser Seite“, sagte Max zu ihr.

Lilibeth keuchte und lehnte sich halb über ihn, wobei ihr dunkler Pferdeschwanz ihn ins Gesicht traf.

Max lachte und schob ihr die Haare über die Schulter. Er grinste, als er sie lächeln sah. Seine alte Freundin liebte Tierbabys wirklich. Der einzige Grund, warum Lilibeth kein eigenes Haustier hatte, war, dass sie in einem Apartmentkomplex lebte, wo man es ihr nicht erlaubte.

„Wir sind da“, sagte Jerome unnötigerweise, nachdem er vor einem Gebäude mit der Aufschrift „Büro“ geparkt hatte.

„Gut.“ Stanton löste seinen Sicherheitsgurt. „Ich muss meine Beine ausstrecken.“

Jerome lachte, als er seine Tür öffnete und seine weißen Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht auf. „Es war nur eine Stunde im Auto“, neckte er, bevor er aus dem Wagen stieg.

Als Max folgte, hörte er Stanton hinter sich, als er sagte: „Na und? Ich hasse es, so lange zu sitzen.“

Max warf dem riesigen Mann einen Blick zu und musste dabei aufschauen … und noch weiter aufschauen, da er nur eins siebenundfünfzig groß war. Er erreichte kaum Stantons Brustbein. „Ich mag auch keine langen Fahrten“, kommentierte er, als er seine Tasche von George entgegennahm, der ihr Gepäck auslud. „Deshalb fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit.“

„Und weil du das Gaspedal der meisten Autos kaum erreichen kannst“, kommentierte eine Stimme mit einem abfälligen Schnauben. Dann stieß ein Ellbogen gegen Max’ Nierengegend. „Ist das nicht richtig, Max?“

„Nein“, antwortete Max und trat von Benjamin weg.

Arschloch.

„Hör auf damit, Ben“, befahl Stanton und drängte Max mit seinem großen Körper aus dem Weg, damit er seine eigene Tasche nehmen konnte.

Max bemerkte, dass Benjamin den Mund öffnete, aber dann umrundete Lloyde das Heck des zweiten SUVs, und er klappte ihn wieder zu. Seine Augen verengten sich, als er den Chef angrinste. „Danke, Lloyde“, sagte Benjamin, als er seine Tasche von ihm entgegennahm.

„Geht in Richtung Büro“, wies Lloyde an und machte mit seiner jetzt freien Hand eine scheuchende Bewegung. „Wir müssen unsere Zimmer beziehen. Das Abendbuffet öffnet in dreißig Minuten und ich habe gewaltigen Appetit auf gebratenes Hähnchen.“

Max folgte allen und blieb in der Nähe von Lilibeth und Stanton. Die Frau hinter der Rezeption – Nancy laut ihrem Namensschild – lächelte, als sie sie begrüßte. Vernon übernahm die Führung, sagte ihr, wer sie waren und verwies auf ihre Reservierung.

„Natürlich“, antwortete sie und überreichte ihnen eine Reihe von Broschüren. „Ich bin Nancy. Willkommen auf der Rolling Meadows Ranch. Wir bieten hier Kälberfangen an, Angeln, Reiten und …“

Max gestattete sich, Nancy auszublenden, als sie sprach, um stattdessen die Broschüre zu nehmen, die Lilibeth ihm reichte, und alles selbst nachzulesen. Wanderreiten klang wirklich nach Spaß. Er hatte keine Lust zu lernen, wie man eine Kuh mit dem Seil einfängt.

„Oh, sieh mal“ – Lilibeth zeigte nach unten – „eine Fahrt mit dem Heuwagen zu einem Abendessen im Freien.“

„Ein Abendessen im Freien?“, wiederholte Max leise. „Was bedeutet das?“

Nancy musste seine Frage gehört haben, denn sie antwortete: „Das Abendessen im Freien bedeutet, dass die Hauptmahlzeit über einem offenen Feuer gegart wird. Die Fleischauswahl ist Hamburger und Hühnerbrust. Es gibt dazu in Scheiben geschnittene Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten, die mit dem Fleisch gegart werden, aber es gibt auch eine vegetarische Option. Weitere verfügbare Beilagen sind gebackene Bohnen, Krautsalat, Käsenudeln sowie Apfelkuchen zum Nachtisch.“

„Mmmm, Apfelkuchen“, murmelte Stanton und rieb sich den flachen Bauch.

Nachdem Nancy leicht gelacht hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Vernon. „Alles klar. Hier ist die Zuteilung der Unterkünfte.“ Sie zeigte auf eine Karte auf der Theke, die Max kaum erkennen konnte. „Diese drei hier bieten bequem Platz für jeweils drei Herren, und ich glaube, die vierte, kleinere, ist für die beiden Damen?“

„Vielleicht sollten die Mädchen und Max eine der Dreier-Unterkünfte nehmen“, mischte Anthony sich ein, wobei ein Grinsen seine dünnen Lippen verzog. Seine dunklen Augen waren verengt, und Bosheit schimmerte in ihren Tiefen. „Er ist schließlich eine Schwuchtel und so.“

„Bäh, nein“, schnappte Esmeralda und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich schlafe nicht mit ihm in einer Hütte.“

„Warum?“ Curtis schnaubte. „Ist ja nicht so, als ob du irgendetwas hast, an dem er interessiert ist.“

Nancys Augen verengten sich nur ein wenig, als sie zwischen den dreien, die gesprochen hatten, hin und her blickte. Wenn Max sich nicht täuschte, schaffte sie es nur mit Mühe, nichts zu erwidern, und sie sah nicht erfreut aus.

Hmm. Sieht so aus, als wäre dies wirklich ein schwulenfreundlicher Ort. Nett.

Zum Glück sprach Lloyde. „Hört auf damit. Alle.“ Er sah sich zu allen um, bevor er befahl: „Stanton, George und Max, Ihr nehmt diese Hütte.“ Er gab George einen Schlüssel. „Jerome, du kommst mit zu mir und meinem Bruder.“ Dann hielt er Anthony einen Schlüssel hin. „Du bist bei diesen beiden, und Esmerelda, hier ist der Schlüssel für dich und Lilibeth.“

Max seufzte erleichtert auf. Auch wenn mit George zusammen untergebracht zu sein nervig werden könnte, wegen seinem Mundwerk und alledem, war es nicht das Schlimmste, was passieren konnte.

Als sie alle das Büro verließen und getrennte Wege gingen, während Jerome und Vernon die Fahrzeuge wegfuhren, fragte sich Max, ob die Brüder mehr über die Belästigung in ihrer Firma wussten, als sie sich anmerken ließen.

Wenn ja, warum tun sie dann nichts dagegen?

Kapitel 2

Rhyme Mythstone zog seinen Hut vom Kopf. Mit der anderen Hand rieb er sein Kopftuch über seinen kahlen Kopf und wischte sich den Schweiß weg. Dann setzte er seinen Hut wieder auf, während er das feuchte Tuch in seine Gesäßtasche schob.

„Hey, tut mir leid, dass ich zu spät bin.“

Rhyme wandte sich von der Stelle ab, an der er den Sattel des Pferdes festgurtete, das an dem Pfosten angebunden war, und beäugte Murdoch. Seine Brauen hoben sich, als er die kleine Quarter Horse-Stute sah, die der andere Vampir führte. Die Stute war ein gutes Wanderreitpferd, aber sie wurde normalerweise nicht eingesetzt, wenn sie trächtig war … so wie sie es derzeit war.

Außerdem war sie mit einem Stockmaß von knapp einem Meter fünfundvierzig eher klein, und es waren gerade keine Kinder auf der Ranch.

„Warum bringst du Lily hierher?“, fragte Rhyme neugierig, bevor er sich wieder dem Satteln des Pferdes widmete – Jake.

„Einer der Leute von der Baufirma, die hier sind, ist ein kleines Böhnchen“, sagte Murdoch mit einem Glucksen. Er band Lily neben Jake an und nahm eine Bürste, um sie zu reinigen. „Gypsum dachte, der Typ würde lieber etwas Kleines reiten.“

Rhyme nickte abwesend. Das machte Sinn … außer … „Rupert war nicht verfügbar?“, fragte er und bezog sich auf einen ebenso kleinen Wallach, den sie hatten. Sie hielten nicht viele kleine Pferde, da nicht oft Kinder als Gäste auf die Ranch kamen.

„Ich habe zuerst nach ihm gesehen, aber er lahmte. Sieht so aus, als hätte er ein Eisen verloren. Ich habe ihn zu Abner gebracht, damit der sich darum kümmert, aber der war gerade dabei, Gypsums Hengst zu versorgen, also wird er wohl noch eine Weile brauchen.“ Murdoch schüttelte den Kopf, als er das Gesicht verzog. „Wenn das Beschlagen Ruperts Lahmheit nicht behebt, wird Abner ihn nach London bringen.“

Rhyme griff nach dem hinteren Gurt und befestigte ihn. „Das ist schade“, kommentierte er abwesend, als er anschließend das Vorderzeug in Position brachte.

Murdoch nickte nur, als er in die Sattelkammer ging, um sich einen Sattel für Lily zu holen.

Rhyme hoffte, dass der kleine Wallach in Ordnung war. Er wusste, wenn es nur ein Problem mit den Eisen war, würde Abner – der auf der Ranch ansässige Schmied, der sich um die Hufe der Pferde kümmerte – ihn schon bald wieder in Ordnung bringen. Nun, nachdem er mit Gypsums Pferd fertig war. Der große schwarze Hengst war ein verdammtes Biest, aber aufgrund seiner Größe und Abstammung brachte er der Ranch einen Haufen Geld in Form von Decktaxen ein.

Als er mit Jake fertig war, ging Rhyme zum letzten Pferd in der Reihe über, das an der Anbindestange festgebunden war. Er sah auf seine Uhr und erkannte, dass er sich beeilen musste. Über ein Dutzend Pferde für einen Ausritt alleine zu satteln dauerte viel länger, als wenn Murdoch wie geplant zu ihm gekommen wäre.

„Wir werden ihn nicht brauchen, da ich Lily mitgebracht habe“, sagte Murdoch, als er mit einem Sattel zurückkam.

„Richtig.“ Rhyme hätte das bemerken sollen. „Ich werde ihn zurück auf seinen Paddock stellen. Ich komme gleich wieder.“

Murdoch grunzte als Antwort und Rhyme band das überzählige Pferd los und ging mit ihm weg.

Als Rhyme zurückkam, griff er nach der Flasche Wasser, die er in der Nähe der Sattelkammer auf dem Boden liegen gelassen hatte. Nachdem er die Verschlusskappe abgedreht hatte, hob er die Flasche an seine Lippen. Während er fast die halbe Flasche leerte, bemerkte er, welchen Sattel Murdoch auf Lily legte.

Häh?

Nachdem er geschluckt hatte, hob Rhyme fragend die Brauen. „Warum legst du einen unserer Kindersättel auf sie?“ Es war ein größerer Kindersattel, aber es war immer noch einer, den sie für Kinder benutzten. Dann grinste er breit. „Ist das kleine Böhnchen wirklich so klein?“

„Ich bin nicht klein. Ihr Cowboys seid einfach alle übergroß“, schnappte ein melodiöser Tenor hinter ihm.

Rhyme drehte sich und verschluckte fast seine Zunge, als er den Sprecher erblickte. Der war definitiv klein, obwohl es leicht zu erkennen war, dass der Typ ein erwachsener Mann war. Rhyme betrachtete seinen schmalen Körper in locker sitzender Jeans und einem figurbetonten Poloshirt, das seine schlanke Gestalt nur noch betonte.

Rhyme bemerkte den roten Haarschopf des Mannes, blitzende grüne Augen hinter einer schwarz umrahmten Brille sowie die Sommersprossen auf seiner blassen Haut, und spürte, wie sein Blut heiß wurde.

Süß wie eine Zuckerstange.

„Ach, sei doch nicht so, Kleiner“, antwortete Rhyme, bevor er es sich besser überlegen konnte – schließlich machten die verschränkten Arme und die verkniffenen Lippen des Mannes sein Missfallen deutlich. Doch da Erregung durch seine Adern floss, dachte Rhyme nicht wirklich mit seinem Kopf. „Du bist so ein kleines Kerlchen. Du könntest wirklich in diesen Sattel passen.“

Als Rhyme sah, wie das Gesicht des Mannes rot wurde, atmete er tief ein, während er einen Schritt näher trat. Er wollte unbedingt den Duft des Blutes riechen, das in Wangen und Hals des kleinen Kerls stieg. Sobald der süße, eisenreiche Duft seine Nasenlöcher füllte, gelang es ihm kaum, ein Stöhnen zu unterdrücken.

Exquisit.

Rhyme hatte noch nie so verlockendes Blut gerochen. Sein Magen krampfte sich zusammen und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Das Bedürfnis nach dem Mann vor ihm ließ seinen halbharten Schwanz so schnell weiter anschwellen, dass Rhyme fast auf seinen Füßen schwankte.

Götter! Könnte dieser Mensch mein Geliebter sein?

„Oh, Kleiner“, murmelte Rhyme. „Lass uns einen Ausritt bei Mondschein machen.“

„Echt jetzt? Was zum Teufel bringt dich auf die Idee, dass ich mit dir alleine irgendwohin gehen würde?“, schnappte der Mann und stützte die Hände in die Hüften. „Zuerst beleidigst du mich zweimal und jetzt denkst du, dass ich meine Zeit mit dir verschwenden würde?“ Er schnaubte, als er sich von ihm abwandte und dann zu Murdoch marschierte. „Sieht so aus, als hättest du ein kleines Pony für mich vorbereitet, Hübscher.“ Er blieb vor dem Tier stehen und beäugte es etwas skeptisch. „Wie heißt es?“

Rhymes Magen krampfte sich aus einem ganz neuen Grund zusammen. Er hasste es, stehengelassen zu werden … aber er hasste den verärgerten Geruch, den der sexy Mann verströmte, noch mehr. Der Mensch, der sehr wohl sein Geliebter sein könnte, dachte, er hätte ihn beleidigt.

Scheiße!

Als Murdoch Rhyme in die Augen sah und eine Frage in seinen Augen aufblitzte, formte Rhyme lautlos das Wort: Name? Sein Freund, der andere Vampir, nickte fast unmerklich, bevor er seine Aufmerksamkeit auf den Menschen richtete.

„Das ist Lily“, sagte Murdoch und rieb über die Nase der Stute. „Sie ist nicht wirklich ein Pony. Sie ist nur klein für ein Quarter Horse.“ Er streckte die Hand aus und fügte hinzu: „Wie heißt du?“

„Ich habe es satt, dass sich Leute über meine Größe lustig machen“, sagte der Mann, ignorierte die Frage und streichelte den Hals des Pferdes. „Du bist ein hübsches Mädchen, Lily. Bist du auch ein nettes Mädchen?“

„Sie ist ein nettes Mädchen“, versicherte Murdoch. „Wir haben sie ausgesucht, um es dir angenehmer zu machen und nicht, um uns über dich lustig zu machen.“ Er lächelte beruhigend und fügte hinzu: „Wir tun das für alle unsere Gäste.“ Murdoch zeigte auf einen riesigen Giganten von einem Mann und sagte: „Genau wie unser Freund dort drüben den Wallach am Ende bekommt.“

Rhyme sah zu, wie sich die Augen des Menschen weiteten, als er die Größe des Pferdes bemerkte, auf das Murdoch hingewiesen hatte. Charlie war ein eins fünfundsiebzig großer Wallach, der zum Teil Quarter Horse, zum Teil Friese war. Sie hatten ihn bekommen, nachdem eine ihrer größeren Stuten durch einen kaputten Zaun und zu Gypsums Hengst in den Paddock gelangt war. Das daraus resultierende Fohlen war groß geraten, aber glücklicherweise mit dem sanften Wesen seiner Mutter zur Welt gekommen.

„Ihr seid alle ins Fettnäpfchen getreten“, sagte eine junge Frau, die neben Rhyme angehalten hatte. Sie grinste ihn an, als sie ihre Hand ausstreckte. „Ich bin Lilibeth. Welches Pferd ist für mich?“

„Es war nicht beabsichtigt“, murmelte Rhyme und fühlte seine Wangen warm werden. Gut, dass seine dunkle Haut solche Dinge versteckte. Nach einem kurzen Blick auf Lilibeths Körper zeigte er auf den Wallach neben Lily. „Das ist Jake. Er ist ein netter Junge.“

„Du hast mich nicht gerade abgecheckt, oder?“, sagte Lilibeth mit verengten Augen.

Rhyme lachte bellend, als er den Kopf schüttelte. „Nein, Ma’am“, versicherte er ihr sofort. „Ich überprüfe nur die Beinlänge und den Körpertyp, damit ich einen bequemen Sattel auswählen kann.“

Lilibeth nickte und ihre Haltung entspannte sich. „In Ordnung.“ Dann ging sie zu dem Pferd, das Rhyme ihr genannt hatte.

In den nächsten Minuten teilten Rhyme und Murdoch Pferde zu und sorgten dafür, dass alle bequem im Sattel saßen. Als Murdoch am Ende auf den kleinen Kerl zuging, packte Rhyme seinen Oberarm und hielt ihn davon ab. „Der gehört mir“, murmelte er, als er die Überraschung des anderen Vampirs sah.

„Bist du sicher?“, murmelte sein Freund zurück. „Scheint nicht viel mit dir zu tun haben zu wollen.“

„Dann muss ich das eben wieder in Ordnung bringen, nicht wahr?“ Rhyme ging nicht näher darauf ein. Dazu war keine Zeit. „Fang mit dem üblichen Ablauf an.“

Murdoch nickte und ging zum vorderen Teil der Gruppe, ohne ihn erneut in Frage zu stellen. Als rangniedriger Vollstrecker in ihrem Vampirzirkel, würde sein Freund seine Anweisungen nicht anzweifeln. Murdoch befolgte Rhymes Befehle.

„Es tut mir leid, dass du gedacht hast, ich würde mich über dich lustig machen“, sagte Rhyme, nachdem er neben dem Mann auf Lilys Rücken stehen geblieben war. Er legte seine Hand auf sein Knie und drückte es leicht. „Das war nicht meine Absicht.“

Der Mensch sah mit verengten Augen auf ihn herab. „Wie hätte ich es sonst auffassen sollen, kleines Böhnchen genannt zu werden?“ In seiner Tenorstimme war ein gereizter Unterton zu hören. „Nimm deine Hand von mir.“

Rhyme verzog das Gesicht, als er beschwichtigend die Hände hob. „In Ordnung. Du hast recht. Das war gedankenlos von mir.“ Er runzelte die Stirn bei der Erinnerung an ihre ersten Momente und grummelte: „Du hast mich übergroß genannt, also weiß ich nicht, ob du dich beschweren kannst. Ich bin nur eins achtundachtzig groß.“

„Mit einem massigen Körper“, sagte der Mann und stach mit dem Finger in die Luft vor seinem Oberkörper. „Breite Schultern, große Brustmuskeln. Ich wette, du hast sogar einen Sixpack darunter. Jedenfalls spielt es keine Rolle. Stell einfach meine Steigbügel richtig ein und dann können wir mit dieser beschissenen Teambildungsmaßnahme weitermachen.“

Rhyme schluckte schwer und versuchte herauszufinden, was er sagen könnte, um die Kluft zu überbrücken, die seine Bemerkung geschaffen hatte. Wenn er mein Geliebter ist, sollte doch der Drang zur Bindung zu unseren Gunsten arbeiten? Er hatte es bei anderen Vampiren gesehen.

Rhyme tat, was der Mann befohlen hatte, und stellte die Länge der Steigbügel schnell auf eine für ihn bequemere Position ein. Sobald er fertig war, konnte er nicht widerstehen, die Wade des Menschen zu umfassen und ihm zu helfen, seinen Fuß in den Steigbügel zu bekommen. Er drückte leicht auf den dünnen Unterschenkel und rieb mit dem Daumen über den schwach ausgeprägten Muskel.

„Verdammt, du bist dünn.“ Die Worte kamen aus Rhymes Mund, bevor er sie aufhalten konnte. Sein ganzer Fokus lag darauf, den schlanken Mann auf dem Pferd vor ihm zu berühren und wie es sein Blut brennend durch seine Adern strömen ließ. „So verdammt –“

„Halt bloß die Klappe“, knurrte der Mensch und riss seinen Fuß von Rhymes Hand weg. „Ich sagte, nimm deine Hände von mir.“

Dabei schlug der Mann mit der Ferse gegen Lilys Seite. Die Stute zuckte zusammen und bewegte sich zur Seite, um sofort auf den unerwarteten Druck zu reagieren. Sie konnte jedoch nicht weit weg, da Jake neben ihr stand.

Trotzdem war es genug.

Der Mann verlor das Gleichgewicht und stürzte mit einem entsetzten Quietschen auf Rhyme zu. Instinktiv fing er den Menschen auf. Wie es das Glück wollte, schlug der Mann Rhyme mit seinen fuchtelnden Armen den Hut vom Kopf und knallte ihm eine Handfläche ins Gesicht, die andere gegen die Schulter.

Rhyme konnte nicht anders als nach Luft zu schnappen, was dazu führte, dass sein Fangzahn über die Handfläche des Menschen kratzte. Das Blut des Mannes sickerte aus dem Kratzer und in seinen Mund. Der süße metallische Geschmack ließ Rhymes vampirische Instinkte zum Leben erwachen, als sein ganzer Körper vor Hunger zu beben begann.

Mein!

„Lass mich los, verdammt nochmal!“

Rhyme kehrte mit einem geistigen Schlag in die Realität zurück und bemerkte, dass er seinen süßen Geliebten um die Taille gepackt hielt. Er hatte sein Gesicht gegen den Hals des Mannes gepresst, und atmete seinen Geruch ein. Rhyme rieb sogar mit der rechten Hand an seinem Bein auf und ab, während das andere immer noch über den Sattel drapiert war.

Lily hatte sich beruhigt. Wahrscheinlich dank Murdoch, der an ihrem Kopf stand und ihr die Nase rieb. Der andere Vampir schaute ihn fragend an.

Rhyme konnte es in diesem Moment nicht erklären und ließ seinen Geliebten, den Menschen, von dem er hoffte, dass er bald für immer mit ihm verbunden sein würde, wieder in den Sattel zurückkehren. Es musste jedes verdammte Quäntchen Selbstbeherrschung aufbringen, um ihn loszulassen.

Als Rhyme Murdoch zunickte und sich zu ihm vor die Gruppe gesellte, betete er, dass seine schmerzende Erektion nicht sichtbar war und von seinem Flanellhemd, das nicht in seinem Hosenbund steckte, verborgen wurde. Als er hörte, wie der andere Vampir damit begann, die Anweisungen runterzubeten, die sie jedes Mal gaben, wenn sie eine Gruppe auf einen Ausritt mitnahmen, hallte nur ein Gedanke durch seinen Kopf.

Ich habe meinen Geliebten getroffen und kenne nicht einmal seinen Namen.

Kapitel 3

„Ich kann nicht glauben, dass du eine Beschwerde über diesen Cowboy eingereicht hast“, zischte Lilibeth, als sie neben Max trat. „Warum hast du das getan? Er hat dich angebaggert! Und er ist echt heiß!“

Max rieb sich den Nacken, als er das Gesicht verzog. „Wahrscheinlich nicht mein glorreichster Moment, aber er hat mich einfach so wütend gemacht“, gab er zu, blickte in ihre Richtung und bemerkte ihre großen Augen und geöffneten Lippen. Ja. Überrascht. „Die ersten Worte, die ich aus seinem Mund höre, sind, dass ich ein kleines Böhnchen bin. Dann nennt er mich Kleiner und hört nicht auf damit.“

„Das liegt daran, dass du dich geweigert hast, ihm deinen Namen zu sagen“, warf Lilibeth ein.

Max verdrehte die Augen und zuckte die Achseln. „Na und.“ Ja, ich kann manchmal ein störrischer Bastard sein. Es gehörte zu seiner schottischen Abstammung. „Vielleicht hätte er den Hinweis verstehen und mich in Ruhe lassen sollen.“

„Oh, komm schon“, sagte Lilibeth, offensichtlich nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen. „Hätte er mich angebaggert, hätte ich ihn rangelassen.“

Max grinste Lilibeth an. „Das liegt daran, dass du ein Flittchen bist.“

„Und du bist eine Queen“, erwiderte sie.

„Und stolz darauf“, antwortete Max und reckte die Nase in die Luft.

Lilibeth lachte und wurde dann ernst. „Trotzdem … ich bin mir nicht sicher, ob das, was du getan hast, die richtige Vorgehensweise war.“

Seufzend nickte Max. „Ich weiß.“

„Heißt das, du wirst dich entschuldigen?“

Max fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und spürte, wie es unter seiner Handfläche heiß wurde. „Ich denke drüber nach.“ Inzwischen hatten sie die Hütte erreicht, die Lilibeth mit Esmerelda teilte, und er blieb am Fuß der Treppe zur kleinen Veranda stehen. „Wie ist es, mit Esme zusammen zu wohnen?“

Es war an Lilibeth, mit den Schultern zu zucken. „Wir reden nicht wirklich, also ist es okay. Wir gehen uns einfach aus dem Weg.“ Dann stieg sie die Stufen hinauf und rief über die Schulter: „Wir sehen uns in einer halben Stunde zum Mittagessen.“

Mit einem Winken und einem Nicken ging Max auf seine eigene Hütte zu. Die erste Nacht war gar nicht schlecht gewesen. Im Schlafzimmer gab es zwei Betten in anständiger Größe, und das Sofa war zu einer Liegefläche in Doppelbettgröße ausgezogen. Als Stanton gefragt hatte, wer wo schlafen würde, hatte George geantwortet: „Ich werde das Sofa nehmen. Dann kann ich ohne jemand anderen im Raum wichsen.“

Ja. Das war ein Bild, über das Max nicht nachdenken wollte, aber was auch immer. Damit bekam er jedoch ein richtiges Bett, also war es cool.

Max umrundete die Seite der Unterkunft, die von den Chefs und Jerome benutzt wurde, und kürzte durch eine Gasse ab. Er bewegte sich schnell, freute sich darauf, die Pferdehaare und den Schweiß abzuwaschen, die er vom Ausritt an sich behalten hatte. Seine Kleidung klebte an einigen Stellen an ihm, die er nicht gewöhnt war, und er griff nach seinem Poloshirt und zog es von seiner Brust weg.

„Bäh“, grummelte er, als der Stoff, sobald er ihn losließ, wieder feucht an ihm haftete.

Während Max ging, dachte er an Lilibeths Kommentare. In Wahrheit war er von Rhymes Aufmerksamkeit geschmeichelt gewesen. Immerhin war der Cowboy verdammt sexy. Seine breiten Schultern und die wohlgeformte Brust unter seinem offenen Flanellhemd und T-Shirt lockten Max’ Finger, sie zu massieren und streicheln. Er wollte unbedingt mit den Händen über Rhymes kahlen, dunklen Kopf reiben.

Ist das von Natur aus so, oder hat er leichte Stoppeln, die verraten, dass er seinen Schädel rasiert?

Wenn der Kerl nur nicht immer blöde Sachen zu ihm gesagt hätte.

Also, ernsthaft jetzt. Was zum Teufel sollte das alles?

Trotz allem war Max die ganze Zeit hart wie Stein gewesen. Schade, dass die Kommentare Max immer wieder rot sehen ließen. Selbst als seine Erektion ihn dazu drängte, der Anziehungskraft nachzugeben, konnte Max nur daran denken, den Typen zum Schweigen zu bringen.

In Gedanken versunken bemerkte Max nicht, dass er Gesellschaft hatte, bis jemand seinen Arm packte. Er wurde herumgerissen, um demjenigen von Angesicht zu Angesicht entgegenzustehen, und sah in Anthonys wütendes Gesicht. Benjamin und Curtis flankierten ihn, die Arme vor der Brust verschränkt. Alle drei Männer grinsten einen Moment lang auf ihn herab, bevor Anthonys Schubs nach hinten in die Gasse dazu führte, dass Max sie aus den Augen verlor.

Max’ Schulter prallte gegen die Wand eines Gebäudes, und er zischte vor Schmerz. Er drehte sich schnell um, damit er seinen Angreifern entgegensehen konnte. Max rieb sich die Schulter und warf einen Blick zwischen den drei Homophoben hin und her, denen er normalerweise gut ausweichen konnte.

Einfach toll.

„Du widerst mich an“, knurrte Anthony und trat näher heran. Er knackte mit den Fingerknöcheln, als er sich näherte. „Du und der Rest der Schwuchteln hier.“ Anthony blickte nach links und rechts, tauschte böse Blicke mit seinen Freunden aus und lächelte grausam. „Wir werden diesem Schwuchtel-Cowboy eine Lektion erteilen, und du wirst uns helfen.“

Max schüttelte den Kopf und antwortete: „Warum sollte ich das tun?“

„Weil, wenn du es nicht tust“, warf Benjamin ein, der nun an der Reihe war, mit seinen Knöcheln zu knacken und zu Glucksen, was Max an einen miesen Bond-Bösewicht erinnerte, „wir dich umgestalten werden.“ Dann hob er die Arme, bewegte den Bizeps und zeigte seine beeindruckenden Muskeln. „Und diese Babys können einem kleinen Twink wie dir einigen Schaden zufügen.“

Max betrachtete Benjamins Muskeln und war beeindruckt, ohne es zu wollen. Wenn der dunkelhaarige Mann kein so gemeines Wesen hätte, würde er ihn vielleicht gutaussehend finden. Der Gedanke, dass Schönheit nur äußerlich war, ging ihm durch den Kopf.

Bei diesen dreien stimmte es sicherlich.

„Also soll ich … was tun?“, fragte Max und dachte schnell nach, während er unauffällig nach einem Ausweg suchte.

Leider sah er angesichts von drei viel größeren Männern, die ihn umzingelten, keinen.

„Du wirst diesen schwulen Cowboy bitten, mit dir zu reden, und ihn dann an einen abgelegenen Ort bringen, an dem wir warten werden“, sagte Curtis mit einem fiesen Glucksen zu ihm. „Dann werden wir ihn zusammenschlagen. Ihm beibringen, wie sich ein echter Mann verhält.“

Max öffnete den Mund und schloss ihn wieder.

Scheiße.

Auch wenn Max wegen Rhymes dauernden Kommentaren über seine geringe Größe wütend gewesen war, wollte er diesen Arschlöchern nicht helfen, ihn zu verletzen.

„Wisst ihr, wenn ihr mich für euch alleine haben wollt, hättet ihr nur fragen müssen.“

Max blickte über Anthonys Schulter hinweg und spürte, wie sein Herz schneller in seiner Brust schlug. Rhyme stand drei Meter entfernt. Wie eine Einheit drehten sich die drei Männer zu ihm um und boten Max freie Sicht auf ihn. Der große Cowboy stand mit gespreizten Füßen und den Fäusten in den Hüften da. Seine schwarzen Augen waren verengt, als er die Szene betrachtete.

„Auf dieser Ranch diskriminieren wir niemanden, also geht ihr am besten eurer Wege und lasst Max in Ruhe.“

Rhymes tiefe Stimme hatte eine machtvolle Autorität, die einen Schauer der Erregung über Max’ Wirbelsäule rinnen ließ. Sein Bauch zog sich zusammen und sein Schwanz zuckte.

Verdammt! Warum konnte dieser Kerl nicht nett sein?

Benjamin lachte bellend, als er Anthony anstupste. „Hier ist doch gut genug, oder?“

Anthony nickte. „Ja.“ Er schaute sich um. „Es ist niemand da.“

Angst huschte über Max’ Wirbelsäule und ersetzte seine unpassende Erregung.

Scheiße. Sie werden ihn angreifen!

Max dachte schnell nach und rief: „Ihr kommt damit nicht durch.“ Er begegnete Rhymes Blick und fragte: „Ist Murdoch noch im Sattelbereich? Ich werde ihn holen.“

„Das ist er, Kleiner“, sagte Rhyme und seine dunklen Augen schienen sich irgendwie zu erwärmen, sogar unter dem Schatten seines Cowboyhutes. „Aber ich werde seine Hilfe nicht brauchen, um diese Jungs zu erledigen, wenn sie sich dazu entschließen sollten, ein bisschen grob zu werden.“

„Warum zum Teufel beharrst du darauf, mich so zu nennen?“ Max konnte sich nicht zurückhalten, ungeachtet der gefährlichen Situation, in der sie sich befanden. „Du weißt, ich hasse es.“

Rhymes Gesichtsausdruck schien tatsächlich betroffen zu sein. „Wirklich?“ Seine dunklen Brauen zogen sich unter seiner Hutkrempe zusammen. „Aber –“

Er konnte seinen Satz nicht beenden.

Anthony trat vor und schlug zu.

Rhyme schaukelte einen Schritt zurück, während er seinen Körper drehte, und schwang seinen Arm. Er packte Anthonys Handgelenk und riss daran. Als Anthony nach vorne stolperte, knallte Rhyme die Handfläche seiner anderen Hand gegen seinen Oberkörper, während er sein Handgelenk losließ.

Anthony stürzte Arsch über Kopf und landete ausgestreckt im Gras.

Benjamin und Curtis kamen zusammen auf Rhyme zu. Der Cowboy grinste, als er zwischen ihnen hin und her blickte. Er hob eine Hand und krümmte seine Finger in einer lockenden Geste.

Curtis stürzte sich auf ihn, während Benjamin zu einem Schlag ansetzte.

Rhyme ließ sich auf eine Ferse sinken, während er mit seinem anderen Fuß ausholte. Benjamin ging zu Boden. Sobald Rhyme sich wieder erhoben hatte, trat er dicht an Curtis heran und traf ihn in den Bauch.

Mit einem Grunzen stolperte Curtis ein paar Schritte rückwärts. Inzwischen hatte Anthony sich aufgerappelt, und er zog Benjamin auf die Füße. Alle drei bereiteten sich erneut darauf vor, gegen den Cowboy anzutreten … der noch nicht einmal seinen Hut verloren hatte.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752141665
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (April)
Schlagworte
gestaltwandler vampire gay romance gay fantasy Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Seine Zuneigung gewinnen