Lade Inhalt...

Grüße aus Dubai 1

Kleines Buch von großen Visionen

von Gaby Barton (Autor:in)
200 Seiten

Zusammenfassung

Interesse an Dubai Krimi Serie der Autorin? Dann ist dieses Buch hier perfekt, um tiefer in die exotische Welt des Emirats einzutauchen! Erzählt von Pleiten, Pech und starken Träumen bis zum Happiness Day. Es geht turbulent her: Goldgräberstimmung in Dubai, jeder der vielen Auswanderer will seinen Teil vom fetten Kuchen haben und das hat seinen Preis ... 14 Geschichten, die die Autorin selbst erlebt während ihrer sechs Jahre in diesem speziellen Arabien. Oder im Buch erzählt bekommt von ganz unterschiedlichen Menschen. Die Erlebnisse geben erstaunliche Einblicke in die Herausforderungen, die deutsche Auswanderer (aber nicht nur diese) in dieser fremden Kultur haben: Von Abzocke und Firmenpleite ist die Rede, von einem Tag eines Projektmanagers, der es verdammt in sich hat, von extremen Wohnbedingungen und warum manche plötzlich eine absolute Monarchie vorziehen würden,... leichtfüßig, skurril, mit überraschenden Wendungen bieten die Geschichten wichtige Erkenntnisse für den, der in ein fernes Land auswandern will. Alles hat so stattgefunden. Doch die Protagonisten bleiben positiv. Sie verfolgen alle ihre ganz persönlichen Ziele, die nur so in einem Übermorgenland wie Dubai möglich sind. Das mit der Weltexpo 2020 schon wieder eine große Vision verfolgt. Alle Leser, die gerne in fremdartige Welten abtauchen, bekommen mit dem humorvollen Buch unterhaltsame, leicht zu lesende Abenteuer, aus einer Ecke der Welt, in der man gerne einen Sommerurlaub verbringt. "Ich konnte schon Ihr Buch lesen, denn es liest sich sehr gut und schnell. Ich fand mich und/oder Freunde und Kunden unglaublich treffend in den unterschiedlichen, von Ihnen beschriebenen Situationen wieder. Erstaunlich." B. R., Dubai, Feedback per E-Mail.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis



 

 

 

Grüße aus Dubai 1

Kleines Buch von großen Visionen

 

von

Gaby Barton

 

 


Buch:

Gaby Barton zog es wie viele andere mit beruflichen Zielen nach Dubai. Was kann man in dieser fremden Kultur erreichen? Welche neuen Erfahrungen hält Dubai bereit?

Das ist der Hintergrund für diese Geschichten in einer der dynamischsten Städte der Welt, von deren Bewohner 85 % Ausländer sind. Eine multinationale Mischung also.
Die Erzählungen, ebenso Namen und Personen sind fiktiv, auch wenn sie auf allesamt auf wahren Begebenheiten beruhen.

 

Die Geschichten erlauben keine Rückschlüsse auf die aktuellen Gegebenheiten in Dubai. Dazu wächst und verändert sich Dubai viel zu schnell. Was vor zwei Jahren noch galt, stimmt heute nicht mehr.

 

Persönliche Erlebnisse lassen sich auch selten verallgemeinern, da jemand anderes genau vom Gegenteil berichten mag. Das ist Teil
der ungeheueren Dynamik Dubais, innerhalb weniger Jahrzehnte
zur Weltspitze aufsteigen zu wollen. Auch soll das Buch keine Bewertung über Kultur, Leben und Arbeiten in Dubai oder der Golfregion als Ganzem darstellen.

 

 

Autorin:

Gaby Barton, studierte Psychologie und Kommunikationswissen- schaften in Zürich und Berlin. Mitte der 90er wurde sie durch neue Formate im Show- und Ausstellungsbereich in Berlin weithin bekannt. Ihre erste Veröffentlichung ist eine Kurzgeschichte im Heimlichen Auge VII des konkursbuch Verlag Claudia Gehrke.

 

 

 

 


Impressum

© 2008-fortlaufend Gabriele (Gaby) Barton

10551 Berlin https://gabybarton.com/

Photo Vorder- und Rückseite Umschlagdesign:

Skyline Sheikh Zayed Road mit dem höchsten Turm der Welt,
dem Burj Khalifa © Fotograph: Nasser Younes Dubai

 

Photo Rückseite Umschlagdesign:

Gaby Barton, im Hintergrund die Emirates Towers
© Fotograph: Martin Beck

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-3494-9

Printed in Germany

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.



Würdigung

Wenn eine großartige Sache entsteht, dann stecken zumeist ganz viele Menschen dahinter. Auch ich hätte das Buch nicht fertigstellen können ohne all jene, die so großzügig mit ihrer kostbaren Zeit waren und mir sehr offen ihre Erlebnisse und Gedanken mitgeteilt haben. Danke!

Schreiben bedeutet auch eine Menge Korrekturen, an den Worten feilen und die Inhalte strukturieren. Ohne Uwes kreative Nachtarbeit wäre ich hoffnungslos mittendrin stecken geblieben. Tausend Dank, dass Du ohne Zögern auf den rasenden Zug aufgesprungen bist!

Aber wie weit wäre ich überhaupt gekommen in meinem Leben ohne die Familie und Freunde, die immer an mich geglaubt – auch wenn sie mich manchmal nicht verstanden haben – und mir ohne Wenn und Aber in kritischen Momenten zur Seite gestanden haben?

Wenn ich auf so viel Unterstützung blicke, dann macht mich das sehr glücklich.

Danke.


 

Angekommen

Als ich in der Flughafenhalle ankam und sah, dass ein Inder unablässig damit beschäftigt war, die Koffer der Reisenden auf ein Laufband zu stellen, damit sie von einem Scangerät durchleuchtet werden konnten, wusste ich, dass ich in Dubai einen Job finden würde. Damals dachte ich mir: Wenn die Flughafenbehörde extra jemanden einstellt, der nur diese eine Aufgabe zu erledigen hat, werde ich sicher auch etwas finden! Das beruhigte mich sehr, und all meine Sorgen, die mich noch während des Flugs beschäftigt hatten, waren mit einem Mal wie weggeblasen.

-

Verwundert blickte ich auf die Menschen, die sämtlichen Nationen anzugehören schienen und überall auf den Gängen und in den Wartesälen auf dem Fußboden saßen oder auf den Bänken schliefen. Offensichtlich warteten sie auf ihre Anschlussflüge, nachdem sie schon eine lange Reise hinter sich hatten. Lange musste ich laufen, bis ich in die riesige Halle kam, wo Hunderte von Menschen in langen Schlangen die Passkontrolle erwarteten.


 

Die Wüste von Dubai hatte ich mir wunderschön vorgestellt, mit ausgedehnten goldgelben Sanddünen, aus denen die Stadt aus Hochhäusern aufragt, jedes einzelne Gebäude durch Straßen mit einem anderen verbunden. Von oben hätte man einen unendlichen Blick auf ein flimmerndes Gelb und den blauen Ozean. Als wir den Flughafen hinter uns ließen, sah ich statt der Wüste Palmen und Blumen zwischen verschlungenen Highways mit langen Schlangen von lärmenden Autos, die uns daran hinderten, schnell in unser Hotel zu kommen.

-

Draußen herrschte eine so hohe Luftfeuchtigkeit, dass ich kaum atmen konnte. Und um mich herum schienen nur Baustellen und Kräne zu sein. Nirgendwo mehr etwas von dem Glamour und dem Glanz, den ich überall erwartet hatte. Ich fühlte mich verwirrt.


Gaby Barton

Wie alles anfing

Mein erstes Buch sollte eigentlich eine Kriminalgeschichte werden. Als begeisterte Krimi- und Harry-Potter-Leserin hatte ich in meinem ersten Sommer 2005 in Dubai diese Idee verfolgt.

Eine Kriminalgeschichte in einer Stadt, die weltweit als eine der sichersten gilt? Diese Idee fand ich faszinierend. Leider musste ich die Erfahrung machen, dass in meinem Leben immer die Dinge am faszinierendsten sind, deren Realisierung mich vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Nach ersten Gesprächen mit Polizeibeamten merkte ich schnell, wie viel ich für eine Kriminalgeschichte hätte recherchieren müssen, doch dazu fehlte mir die Zeit. Der Herbst nahte und mit ihm ein internationales Architekturprojekt, dem ich beratend zur Seite stand. Wer in dieser Stadt aktiv ist, hat in der Regel nicht viel Zeit, sich um andere Dinge als um seinen ›Job‹ zu kümmern.

In den letzten achtzehn Jahren war ich in Europa als Unternehmerin, Interimsmanagerin, Beraterin und Coach tätig. In Deutschland zuletzt in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem programmatischen Namen ›Lösungsbüro‹, was leider nicht die Entwicklung nahm, die wir angestrebt hatten: Spannende Beratungsprojekte in den neuen EU-Ländern und eine innovative Messe wollten einfach nicht aus den Hufen kommen. Der Anlass, sich nach Dubai zu orientieren, war ein Artikel im Handelsblatt. Fünf Monate später war ich dort. Nun ja, schließlich hatte es in meinem Leben schon mehrmals Brüche und unbekannte Wege gegeben. Meine Lust an neuen Erfahrungen und mein Wunsch, mein Wissen einzubringen und ›mitzumischen‹, da wo es um Visionäres oder noch nicht da Gewesenes geht, die nehmen nie ab.

Und Dubai bietet eine tolle Geschichte, die mich fasziniert und inspiriert: Dynamik, Zukunftsorientierung, visionäres Denken, Menschen aus aller Welt, Wohlstand, neue Erfahrungen, moderne und Hochhausarchitektur, Sonne und Meer. Als Kommunikationswissenschaftlerin ist es für mich immer noch beeindruckend, wie exzellent sich Dubai als inspirierende Marke inszeniert. Lehrbuchhaft.

Ich fragte mich, was hinter dem Zeichen und seinen tausendfachen Abbildungen in den Medien steht. Wie geht es denen, die wie ich angezogen wurden von der Magie der Marke? Mein psychologisches und interkulturelles Interesse versuchte, in Gesprächen mit anderen, die aus der westlichen Kultur nach Dubai gekommen waren, Antworten zu finden. Haben wir alle etwas gemein? Wollen wir dort dabei sein, wo Zukunft passiert und Geschichte geschrieben wird? Oder nur partizipieren am neuen Wohlstand einer Region? Kann Dubai sein Versprechen erfüllen? Was ist mit unseren eigenen Träumen? Dreht sich alles nur ums Geld? Können diejenigen daheim von uns anderen und unseren persönlichen Erfahrungen in der fremden Kultur profitieren und etwas lernen?

Aus vielen, natürlich auch widersprüchlichen Informationen sind nun diese fiktiven Kurzgeschichten gestaltet, die, so hoffe ich, spannend für Sie zu lesen sind. Wie Sie sicher schon feststellen, nehme ich mich selber aus meiner humorvollen Beschreibung der Sachverhalte nicht aus. Gleichzeitig findet derjenige, der sich aufmachen will in die Vereinigten Arabischen Emirate, wertvolle Hinweise und Tipps für erfolgreiches Agieren in einer fremden Kultur.

Beim Schreiben gab es immer wieder Rückschläge. Die Arbeit als Autor, so musste ich erfahren, erfordert viel Disziplin und Hartnäckigkeit, wobei mir allerdings zugutekam, dass ich ein Ausbund an Hartnäckigkeit bin, wie meine Freunde, Bekannte und Kunden mir oft bescheinigt haben. Ich hatte einen Monat Zeit, mich auf das Buch vorzubereiten. Anschließend folgten zwei Monate intensiver Arbeit von früh bis spät. Doch eine gute Vorbereitung und beharrlich und konsequent seinen Plan verfolgen, das ist wie überall und mit allem – erst recht hier in Dubai – der Schlüssel zum Erfolg, beruflich wie privat.


Mit einem starken inspirierenden Ziel vor Augen!


Jemand, der von Hartnäckigkeit mehr als nur ein Lied singen kann, ist Bodo, 55, Ingenieur und Architekt. Er teilt mir seine Erlebnisse mit, und diese habe ich dann in eine fiktive Erzählung verwandelt. Das ist mein Gestaltungsprinzip hier in diesem Buch: Wahre Information eingepackt in fiktive, unterhaltsame Kurzgeschichten, die zusammen ein Kaleidoskop ergeben von einer Stadt, in der es alles gleichzeitig nebeneinander zu geben scheint.

Das, was sich in Europa über Jahrhunderte vollzog, wird hier im Eiltempo durchlaufen hin zu einer Metropole, die sich auf allen Ebenen an Weltstandards orientiert.

Gaby Barton & Bodo, 55 Jahre, Ingenieur und Architekt

Pleiten, Pech und starke Träume

Außer Spesen ...

Ich besuche Bodo in seinem Büro im dreiunddreißigsten Stockwerk des Spring Towers an der Sheik Zayed Road. Nachdem mich eine freundliche Rezeptionistin in sein persönliches Büro geführt hat, einem Eckraum mit zwei großen Bodenfenstern, bleibe ich zunächst nur erstaunt stehen. Unglaublich, schießt es mir durch den Kopf, solch eine Aussicht bekommst du nicht jeden Tag zu sehen. Tief unter mir schieben sich die Fahrzeuge wie Spielzeugautos über winzige Straßen. Ferner sehe ich das neu entstehende ›Manhattan von Dubai‹ mit dem Bauskelett des Turms Burj Dubai, der jetzt schon viel höher sein muss als dieser Tower hier. Nur seine Baukräne wirken klein aus dieser Höhe. Als ich einen Anflug von Schwindel verspüre, trete ich schnell zurück.

Erst jetzt finde ich Zeit, mich umzuschauen. Der riesige Raum quillt über von diversen Metallobjekten. Von der Decke hängt eine lange, silbern glänzende Spirale, in einer Ecke steht eine große Säule aus einem Gitternetz.

»Starre Metalle zu beweglichen, eleganten Objekten umzugestalten ist seit jeher mein Hobby«, erklärt Bodo, als er meine Blicke sieht.

Seine Rezeptionistin bringt uns den obligatorischen Kaffee, den wir aus Bechern – natürlich ebenfalls aus Metall – schlürfen. Ich schaue Bodo skeptisch an.

»Die Tassen sind mit einer speziellen Metalllegierung beschichtet«, erklärt er, um meiner unausgesprochenen Frage zuvorzukommen, »du verbrennst dir nicht die Finger, aber der Kaffee bleibt stundenlang warm.«
»Genau das Richtige für die langen Meetings in Dubai«, sage ich lachend. Und setze meinen Becher auf dem Schreibtisch neben einem Modell des Airbus A380 ab.

»Und um meine Dubaigeschichte zu erfahren«, antwortet Bodo und beginnt postwendend: »Ich kam im Sommer 1998 mit dem Auftrag nach Dubai, den Bau eines mehrstöckigen Geschäfts für Bäder und Küchen zu entwerfen und mit einem Team umzusetzen. Für mich eigentlich nichts Besonderes, doch dieser Auftrag sollte der Start in ein neues Leben werden.« Er macht eine lange Pause.

Ich hatte für diese saudische Firma schon 1995 in Jeddah ein ähnliches Projekt geleitet. Dementsprechend zuversichtlich war ich, als man mich nach Dubai einlud. Überraschenderweise verfügte die Firma in dieser Stadt noch nicht einmal über ein richtiges Büro. Und das drittklassige Hotel, in dem man mich unterbrachte, schien nur von Prostituierten und Zombies bevölkert zu sein. Mein Zimmer war so klein, dass gerade einmal zwei Betten hineinpassten. Es gab keinen Schrank und keinen Schreibtisch. In Deutschland hätte man für eine Nacht in einem Zimmer wie diesem Schmerzensgeld bekommen, aber hier wurde von mir erwartet, darin sogar zu arbeiten. Also missbrauchte ich die durchgelegene Matratze als Schreibunterlage, kniete vor dem Bett und fertigte Architekturzeichnungen an.

Aus heutiger Sicht kann ich mich nur wundern, dass ich mir das angetan habe. Du musst wissen, ich hatte vor Dubai in meinem eigenen großräumigen Büro eine ganze Gruppe Mitarbeiter befehligt. Nicht einmal Studenten hätte ich einen solchen Arbeitsplatz zugemutet! Es war eine ganz neue Erfahrung für mich. Dennoch habe ich es in Kauf genommen, weil ich mich vom ersten Tag an in Dubai sehr wohl fühlte. Ich spürte förmlich die Chancen, die diese Stadt bot. Man musste sie nur ergreifen! Im Unterschied zu meinen Erfahrungen in Saudi-Arabien, wo ich extremen Zwängen unterworfen war, empfand ich das Leben hier als frei, obwohl mein finanzieller Spielraum allerdings sehr eingeengt war: Die saudische Firma befand sich ständig in Geldsorgen, das heißt, Materialien konnten nicht gekauft werden, Mitarbeiter wurden nicht pünktlich oder vollständig bezahlt, und überhaupt sparte man, wo es nur ging.

Nach ungefähr einem Jahr hatte ich die Nase voll und kündigte meinen Vertrag, da ich mir mittlerweile in Dubai die Selbstständigkeit zutraute, wobei mir meine vielen Kontakte ein gutes Fundament sein konnten.«

In diesem Moment klingelt Bodos Telefon, aber er nimmt nicht ab, sondern stellt es auf leise.

»Als ich bei meinen Besuchen auf Baustellen entdeckte, dass manche Firmen nicht einmal simple Treppen bauen konnten, sah ich die Marktlücke im Stahlbau direkt vor mir, die mir schnelles Wachstum verschaffen würde. Ich hatte ja einen breiten Erfahrungshintergrund mit Materialien, Techniken und Statiken. Mir war klar, dass ich für meine eigene Firma in Dubai einen lokalen finanzstarken Sponsor brauchte, den ich dann auch bald durch einen Bekannten kennenlernen sollte. In der Folgezeit erlebte ich den gesetzten Mann mittleren Alters als gewieften Geschäftsmann, der immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um Geld verdienen zu können. Auf jeden Fall kam er mir wie ein Sechser im Lotto vor, gerade wegen seiner sehr guten Verbindungen.

Ich war mit 220.000 DM nach Dubai gekommen, die ich als ein Mann der Tat nun einsetzte, um gemeinsam mit dem Sponsor ein Geschäft zur Stahlverarbeitung zu eröffnen. Nachdem der Sponsor sein Okay gegeben hatte, stellte ich sofort zwei Ingenieure ein, die die notwendige Marktforschung betreiben und die ersten Aufträge an Land ziehen sollten, sodass ich nach drei Monaten mit etwa 2,5 Millionen Dirham Auftragswert sofort hätte anfangen können.

Der Sponsor zeigte sich sehr erfreut darüber und wir schlossen einen Vertrag vor dem Notar. Somit wurde ich Teilhaber mit 30 Prozent. Der Sponsor erklärte mir, dass seine Position eben 70 Prozent wert sei. Ich fand das vollkommen in Ordnung, schließlich stellen 30 Prozent bei Millionenumsätzen eine Summe dar, mit der man gut leben kann. Bald fand ich eine geeignete Werkstatt, die wir anmieteten, und die Leute standen in den Startlöchern.«

Bodo blättert in einem Notizbuch. »Ah, da! Der Name unserer Firma hieß auf Arabisch Al Nukta Khamsa mit der Endung German - Steel Engineering. Ich überließ die Namensfindung nicht meinem Sponsor, weil ich unbedingt einen passenden Namen für meine Firma haben wollte, und nicht so etwas Blumiges wie ›Golden Desert Construction‹ oder so ähnlich.«

»Ja, die Namensgebung ist hier oft fantasievoll …« Bodos Handy blinkt schon zum dritten Mal und kündigt einen Anruf an, den er erneut ignoriert.

»Unsere Firma konnte erst registriert werden, wenn uns der Vermieter der Werkstatt eine Bescheinigung ausstellte, dass er seine Abgaben an das Government für Real Estate entrichtet hatte. Was übrigens, wie wir später herausfanden, nicht der Fall war. Seine Rückstände beliefen sich auf 40.000 Dirham, die er nicht zahlen konnte, obwohl wir einen Vertrag mit ihm abgeschlossen hatten und die Zahlungen unsererseits längst getätigt worden waren. Zudem hatte ich schon Umbauten an der etwa 500 Quadratmeter großen Werkstatt vorgenommen, denn ich wollte keine Zeit verlieren. Auf unser drängendes Nachfragen erfuhren wir schließlich von dem Malheur mit den nicht entrichteten Abgaben. Und so war unser Firmenvertrag nicht registrierbar.

Mein Supersponsor geriet daraufhin dermaßen in Wut, dass er sich von einem Tag auf den anderen entschloss, den Vertrag mit mir platzen zu lassen. Mein German Steel Engineering war gestorben!

Ein riesiger Schock, wie du dir vorstellen kannst. Meine ganze Energie hatte ich nur auf das eine Ziel ausgerichtet: nämlich eine eigene Firma in Dubai zu gründen, und nun musste ich die Ingenieure entlassen, die für mich gearbeitet hatten. Obwohl die Schuld nicht bei mir lag, fiel es auf mich zurück. Alle waren sauer auf mich. Ich selbst hatte in Aussicht auf dieses solide erscheinende Geschäft schon viele Verpflichtungen übernommen. Sicher, die Zusammenarbeit mit dem Vermieter musste beendet werden, aber es ist mir bis heute ein Rätsel, warum mein Sponsor auch mit mir nicht mehr weitermachen wollte.
Heute denke ich, dass er sich wahrscheinlich von Anfang an geärgert hat, dass ich ihn bei der Wahl des Firmennamens zu wenig einbezogen hatte.«

Bodo sieht auf seinem Handydisplay offenbar einen wichtigen Anrufer, und dieses Mal nimmt er ihn an.

Nach Beendigung des Gesprächs fährt er fort: »Das war ein schwieriger Moment. Mein Geld war für Marktforschung, Auftragsakquisition und Werkstatteinrichtung draufgegangen, ich hatte 2,5 Millionen an Aufträgen in der Hand, aber ohne Firmenregistrierung überhaupt keine Möglichkeit, mit der Arbeit anzufangen. Wie paralysiert dämmerte es mir langsam, dass ich pleite war!«

»Konntest du keine neuen Sponsoren finden? Die Auftragsbestätigungen waren doch bestimmt auch etwas wert.«

»Du hast recht. Heute denke ich, dass ich damals die Flinte zu schnell ins Korn geworfen habe, aber ich bin eben Techniker und Designer und kein Geschäftsmann. Ich war es gewohnt, ein funktionierendes Büro um mich zu haben, in dem sich andere um rechtliche und organisatorische Dinge kümmern. Um Geld hatte ich mir auch nie Sorgen machen müssen. Meine Schwierigkeiten kamen vor allem dadurch zustande, dass ich mir nicht vorstellen konnte, was sich mir alles an Hindernissen in den Weg stellen würde. Ich war schlichtweg überfordert. Und auf eine Entschädigung zu hoffen war völlig abwegig. Ich hatte nicht die geringste Chance, irgendetwas einzuklagen, denn die Reaktion des Sponsors, die Brocken hinzuschmeißen, stand ihm durchaus zu. Während ich mich verpflichtet hatte, die Kosten für die Marktstudie und die Marktentwicklung zu übernehmen, wollte er die Kosten für die Firmengründung tragen. Er hatte das Glück gehabt, dass er seine Investition zurückfordern konnte. Im Gegensatz zu mir.«

»Nach der Enttäuschung bist du sicher erst einmal nach Deutschland zurückgekehrt?«, wollte ich wissen.

»Nein, das kam überhaupt nicht infrage. Ich hatte über viele Jahre gespürt, dass ich Deutschland verlassen musste, um etwas wirklich Eigenes zu erschaffen, etwas, was Bedeutung und Bestand hat. Außerdem hatte ich alles meiner Exfrau und den Kindern überlassen, die großzügige Wohnetage in einer Seitenstraße am Englischen Garten in München, die Antiquitätensammlung. Sollte ich jetzt als Loser an deren Tür klopfen? Niemals! Aber es sollte noch schlimmer kommen!«
Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, der tatsächlich noch immer warm war und noch wie frisch gebrüht schmeckte.

... nix gewesen

»Meine zweite Erfahrung mit einer eigenen Firma war auch eine der besonderen Art. Nach einem weiteren Jahr harter Arbeit hatte ich mich finanziell wieder so weit berappelt, dass ich eine neue Firma mit dem wunderschönen Namen Credo gründen konnte, ja Credo Steel Design. Ich hatte einen englischen Partner, der mich an einen Sponsor vermitteln konnte. Letzterer blieb wie üblich wieder Haupteigentümer der Firma. Mit seinen 51 Prozent gehörte ihm immer das letzte Wort.

Am Anfang lief es überraschend gut. Wir bekamen schnell Aufträge, stiegen sogar in große Projekte ein. Doch dann ging es los: Den ersten Rückschlag mussten wir hinnehmen, als wir ein Projekt über die Firma eines Freundes meines englischen Partners abwickelten. Wie sich herausstellte - leider erst zu spät für uns -, steckte dieser Freund in großen finanziellen Schwierigkeiten, sodass wir für unsere geleistete Arbeit leer ausgegangen sind. Doch auch sonst schien irgendwie nie Geld auf unserem Firmenkonto zu sein.«

»Wie am Anfang mit der Firma aus Saudi-Arabien!«

»Ja, genau. Nach neun Monaten stellte ich mir zum ersten Mal die Frage nach den Gründen. Das Team und ich arbeiteten Tag und Nacht. Ich war für die technische Abwicklung zuständig, hatte also keine Kontrolle über die Geldflüsse. Nach meinen Berechnungen musste nichtsdestotrotz ausreichend Geld vorhanden sein. Dann kam heraus, dass mein englischer Partner in Saus und Braus lebte und allen Profit für sich abzweigte. Das restliche Team hielt er mit der Aussage »Wir haben noch nicht genügend Geld eingenommen!« knapp.

Im Gegenteil, die Firma saß sogar auf reichlich unbezahlten Rechnungen. Der Engländer hatte sehr trickreich Kosten erfunden, ohne dass diese tatsächlich aufgetreten waren, und Rechnungen von Scheinfirmen an uns ausgestellt. Die Belege sahen perfekt aus. Nach außen hin wirkte alles glaubwürdig. Doch sie hielten meinen intensiven Überprüfungen nicht stand, denn dadurch, dass ich mit allen technischen Details vertraut war, konnte ich genau nachvollziehen, welche Ausgaben tatsächlich für Material und Arbeit angefallen waren.

Mein Partner hatte auf meine Unkenntnis in Sachen Buchhaltung gehofft, was ja auch stimmte, aber als kreativer Techniker bin ich es gewohnt, bis ins kleinste Detail zu analysieren. Ich versuchte daraufhin, mich gütlich mit ihm zu einigen, bot ihm an, dass ich ihn nicht anzeige, wenn er mir die Firma alleine überlassen würde. Schließlich willigte er ein.

Nach drei Monaten harter Arbeit stand meine Firma endlich schuldenfrei da. Weil sie nun inzwischen ein Jahr alt war, musste die Geschäftslizenz erneuert werden. Ich hatte dazu alle möglichen Dokumente, wie einen gültigen Mietvertrag sowie Unterlagen über die Arbeitnehmer, dem Wirtschaftsministerium vorzulegen. Erstaunt stellte ich fest, dass acht Leute als Arbeitnehmer in unseren Unterlagen auftauchten, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Mein Verdacht fiel natürlich sofort auf den Engländer, aber diesmal steckte mein Sponsor dahinter. Er hatte diese Leute eingestellt, die nur für ihn arbeiteten. Ich als General Manager stand für jeden einzelnen Mitarbeiter der Firma in der Verantwortung. Dass ich nun von einigen nichts wusste, empörte mich. ...

Entsprechend aufgebracht stellte ich meinen Sponsor zur Rede.«

»Davon kann dieser sicher nicht angetan gewesen sein, oder?«

»Nein, und ich hätte mir meine Worte auch besser überlegen sollen. Kühl sagte er mir, dass ich gerne gehen könne, wenn es mir nicht passen würde, denn schließlich gehöre die Firma ja ihm. Und wenn er jetzt so darüber nachdachte, sei es wohl besser, ich würde sofort gehen und nicht mehr wiederkommen.

Ich war sprachlos, zumal er es todernst gemeint hatte. Bereits am nächsten Morgen passte mein Schlüssel nicht mehr in das Türschloss. Ich befand mich mit einem Mal draußen. Meine Hoffnung, dass er mich wenigsten brauchen würde, um die Verpflichtungen der Projekte erfüllen zu können, platzte zwei Tage später.

Der Freund des Engländers, derjenige also, dem die Firma ihren ersten Verlust zu verdanken hatte, saß plötzlich in meinem Sessel. Ich konnte noch nicht einmal meine persönlichen Sachen zurückbekommen. Mein Autoschlüssel, meine persönlichen Aufzeichnungen, meine Bücher und das Material, das ich mit viel Aufwand zusammengestellt hatte, alles war verloren. Was ich hingegen behalten durfte, waren meine Bürgschaften für die noch laufenden Kredite. So musste ich mit 350.000 Dirham Schulden, ohne Auto und Computer und ohne die Daten der in den letzten Jahren hart erarbeiteten Kontakte wieder von vorne anfangen. Dieses Mal aber nicht bei null, sondern mit finanziellem Minus.«

Wir beide schweigen eine Weile, während Bodo nachdenklich sein Handydisplay kontrolliert.

Dann seufzt er und fährt doch lächelnd fort: »Es kommt mir heute wie ein Albtraum vor. In Deutschland hatte ich mir nie vorstellen können, dass ich einmal so tief fallen würde. Damals war es mir durch meine familiären Kontakte und Empfehlungen immer leicht gefallen, an Aufträge zu kommen. Ich konnte immer alle Erwartungen erfüllen. Aber es handelte sich um die Erwartungen anderer, nicht um meine eigenen Ideen. Es kam mir so vor, als würde ich ein Leben für die anderen führen. Nun hatte ich hier in Dubai mein eigenes Leben gefunden, aber es war das totale Gegenteil dessen, was ich mir vorgestellt hatte. Trotz meiner Probleme war ich zu stolz, um meine alte Familie oder früheren Partner um Hilfe zu bitten. Auch die ehemaligen Partner hatten sich damals gegen meine Dubai-Pläne gestellt, da ich sie nicht mit einbeziehen wollte. Nun wollte ich ihnen auf keinen Fall die Genugtuung geben, dass sie recht gehabt hatten.«

»Konntest du gar nichts unternehmen?«

»Um vor Gericht zu gehen, hätte ich einen Anwalt gebraucht, denn man durfte sich in Dubai nicht selbst vertreten. Doch dafür fehlte mir das Geld. Für den Anfang hätte ich mindestens 50.000 Dirham haben müssen; und über die Jahre hinweg wären die Kosten sicherlich auf 200.000 Dirham angewachsen. Außerdem vermochte ich nicht einzuschätzen, welche rechtlichen Möglichkeiten es gab. Im schlimmsten Fall konnte sich ein solches Verfahren über Jahre hinziehen, ohne die Garantie, dass ich mein Geld wiederbekommen würde.«

Die Rezeptionistin schleicht in den Raum, um ihm eine Expresslieferung auf den Schreibtisch zu legen. Bodo schaut kurz, ehe er fortfährt: »Aber das Leben geht immer irgendwie weiter. In meinem Fall mit einem Bus.«

»Mit dem Bus?«, lache ich. »Du, zwischen den Arbeitern stundenlang in der Stadt unterwegs?«

»Was sollte ich machen? Ich konnte mir weder ein Taxi noch ein eigenes Auto leisten. Ich bat Freunde um Hilfe und nahm alle möglichen Arbeiten an. Ich brauchte drei Jahre, um mich von den Schulden zu befreien. Es war eine schwere Zeit, in der ich ständig ums Überleben kämpfte.

Aber ich gab nicht auf, wollte endlich selbst von den ungeheuren Möglichkeiten profitieren, die diese Stadt bietet und denen ich schon zweimal so nahe war. Ich versuchte, meine Misserfolge abzuhaken. Die sollten mir eine Lehre für die Zukunft sein. Ich nahm mir vor, mich zukünftig weniger mit der Technik als mit den kaufmännischen Dingen zu beschäftigen. Vor allem aber wollte ich von nun an darauf achten, dass ich bessere Verträge abschloss und mich beraten lies, anstatt blind wildfremden Leuten zu vertrauen.«

Zu guter Letzt

»Dass ich nicht aufgegeben habe, hat sich gelohnt.«

»Wie man sieht!«

»Ja, mit der Zeit bekam ich ein Gespür dafür, die realen Möglichkeiten von den Fallen zu unterscheiden, die überall warteten. Mit seriösen Kontakten, der Akzeptanz für die für uns fremden Gegebenheiten und etwas Glück kann jeder in Dubai die Tausendundeine Nacht erleben, in der mit einem Handstreich innerhalb eines Tages große Projekte entschieden werden!«

Bodo steht auf, geht hinüber zur Wand und zeigt auf einen Plan. »Ich bin mit meiner neuen Firma am Bau des zweiten Großflughafens des Dubai World Central – Al Maktoum International, beteiligt. Einige Hallen werden meine Handschrift tragen. Darauf bin ich stolz. Das Bauprojekt ist auch deshalb so interessant, weil ich neuartige Materialen für eine Halle einsetzen kann, die den Größenverhältnissen des Riesenfliegers Airbus A380 und den Sicherheitsanforderungen Rechnung tragen. Während der Dubai Airshow 2007 durfte ich potenzielle Kunden aus Katar herumführen, die sich hinterher sehr interessiert zeigten und mich nächste Woche zu sich eingeladen haben. Wir wollen über den Bau einer Fabrik sprechen, die diese Materialien für die Region herstellen kann.

Von solch einmaligen Projekten habe ich jahrelang in Deutschland nur geträumt. Dieser Traum hat mich jene Zeit durchstehen lassen, in der ich mit pakistanischen Arbeitern Seite an Seite im überfüllten und stickigen Bus durch Dubai unterwegs war. Aber geholfen haben auch außergewöhnliche Freundschaften wie mit einem Iraker, einem Marokkaner und auch Deutschen. Freundschaften von einer Qualität, die ich früher in Deutschland nie für möglich gehalten habe.«

Nach einer kurzen Pause vertraut er mir seinen neuesten Traum an: das Prinzip von den drehenden Etagen, wie man es von Aussichtstürmen her kennt, auf ein Hochhaus zu übertragen. Er schnippt dabei mit seinem Finger an die Metallsäule in der Ecke, die sich daraufhin prompt in Bewegung setzt.

»Hierbei handelt es sich um das Versuchsmodell einer Stahlkonstruktion, die rotiert, jedes Stockwerk in Bewegung hält und dem Gebäude von außen ein laufend wechselndes Aussehen gibt. Es hat lange gedauert, aber jetzt bin ich da angelangt, wo ich hinwollte. Und ich weiß, dass mein Weg in Dubai noch lange nicht zu Ende ist. Denn für mich hat der Traum ›Dubai‹ gerade erst begonnen …«

PS: Ein ähnlich ›bewegtes‹ Gebäude ist tatsächlich schon in Bau ...

 


Auch bei Winfried lief mit Dubai einiges anders als erwartet. Er war sofort mit einem Interview einverstanden, sodass ich ihn innerhalb von zwei Tagen zu einem Gespräch treffen konnte.

Zu unserem Gespräch schaffte ich mir extra ein neues Diktiergerät an, eines der besseren Modelle. Ich hatte nicht am falschen Ende sparen wollen, wurde dann jedoch beim ersten Ausprobieren von dessen Funktionsvielfalt überfordert.

Deshalb war ich nervös, die Aufnahme zu verpatzen. Ich fürchtete einfach, dass die Stimme am Ende kaum hörbar sein würde (ich wollte das Gerät Winfried aber auch nicht unangenehm nahe vors Gesicht halten). Wir saßen in der Lobby zusammen. Während ich noch überlegte, wie ich das Gespräch anfangen sollte, kam er gleich zur Sache.

Winfried Bremer, General Manager Hotel

Ende gut - Hoteleröffnung

Am 14. Juli 2005 hat die ganze Geschichte für mich angefangen. Damals arbeitete ich für eine Hotelgruppe in Paris und hatte gerade ein neues Hotel eröffnet. Der Präsident lobte mich anschließend wegen meiner guten Arbeit und bot mir einen neuen Job an. Er zeigte mir die geplanten neuen Standorte, zu denen auch Dubai gehörte.
Es hatte mich schon immer gereizt, nach Dubai zu gehen. Seitdem das 7-Sterne-Hotel Burj Al Arab eröffnet hatte, hörte man ständig von den unglaublichen Möglichkeiten, die Dubai und die Arabischen Emirate boten. Da ich mir hohe Ziele gesetzt hatte, dachte ich, dass dieser Ort genau der richtige für mich sein könnte. Wo anders sonst als in Dubai hätte ich diese verwirklichen können?

Eine halbe Stunde nachdem ich mit dem Präsidenten gesprochen hatte, kam schon ein Anruf von dem für den Mittleren Osten zuständigen Vizepräsidenten.

»Herr Bremer«, fing er an, »ich habe gehört, dass Sie Interesse daran haben, zu uns nach Dubai zu kommen.«

»Ja, ich würde gerne in einer Stadt arbeiten, in der alles möglich ist. Dubai wandelt sich im Moment so schnell, dass es ein unglaubliches Abenteuer ist. Und ich möchte daran teilnehmen. Außerdem ist meine Frau Libanesin, weshalb wir schon eine Beziehung zu dieser Region haben. Ich fühle einfach, dass es passt!«

»Dann lassen Sie uns in Berlin treffen, um dort über Ihre Einstellung zu sprechen!«

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch machte ich mich auf den Weg, ohne die geringste Ahnung zu haben, welche Art von Vorstellungsgespräch der Vizepräsident mit mir plante.

In Berlin legte er mir den Plan des Hotels auf den Tisch und sagte: »Winfried, das ist Ihr Hotel. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
Nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte, unterhielten wir uns eine halbe Stunde lang über die Einzelheiten. Das war’s dann. Einen Monat später sollte ich den Besitzer des Hotels in Dubai treffen.

Im Mittleren Osten haben die eigentlichen Besitzer einen starken Einfluss, weshalb die Beziehung zwischen ihnen und uns, dem Management des Hotels, sehr gut sein muss. Ich war gespannt darauf, was mich erwartete. Schließlich wusste ich nur, dass der Besitzer des Hotels ein lokaler Emirati war; doch ob die Chemie zwischen uns stimmte, würde sich erst noch herausstellen müssen.

Wir trafen uns und redeten eine Stunde lang, wovon er allein fünfundfünfzig Minuten bestritt. Danach lud er mich zum Abendessen zu sich nach Hause ein. In diesem Moment war mir klar, dass er mich akzeptiert hatte, denn es ist eine besondere Auszeichnung, von einem Emirati zum Essen eingeladen zu werden.

Einen Monat später konnte ich in Dubai angefangen. Ich hatte in dieser vielschichtigen, komplizierten Stadt sicher einen leichteren Start als viele andere vor mir. Als General Manager des ersten und einzigen Hotels in der Freizone der Technology City war ich vom ersten Tag an eine gefragte Person. Jeder schien ein Hotelzimmer zu brauchen. Unsere geplanten Restaurants und Bars wurden ebenso heiß herbeigesehnt. Ich wurde ständig eingeladen und fand mich plötzlich auf jeder Network-Party wieder. Absagen konnte ich nicht. Für jemanden in meiner Position gehört es einfach dazu, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Es gibt in Dubai gravierende Unterschiede zu Europa. So sind die finanziellen Mittel für eine Hoteleröffnung um ein Vielfaches höher, wobei die Hotels doppelt so viele Mitarbeiter aufweisen wie vergleichbare Unternehmen in Europa. Folglich können sie auch mehr Service bieten, der aber auch erwartet wird.

Für die passenden Service-Mitarbeiter mussten wir aber auch ins nahe Ausland, wie Indien, fliegen. In Europa bewerben sich die Leute von selbst.

Schwierig stellte sich auch der administrative Aufwand mit den lokalen Behörden dar. Wir waren ja, wie erwähnt, das erste Hotel der Technology City. Daher wussten die Behörden nicht so richtig, was sie zu tun hatten. Es fehlten ihnen die Strukturen und Vorgaben, sodass die Abwicklung zum Teil quälend langsam war.

Oft waren wir nur damit beschäftigt, qualifizierte Leute zu finden, die kompetent entscheiden konnten. Von solchen Leuten hing alles ab. Ohne sie konnte es leicht geschehen, dass wir das Hotel erst in ein oder zwei Jahren hätten eröffnen dürfen, wie es anderen Häusern vor uns schon passiert ist. Einen finanziellen Druck aufzubauen nützt überhaupt nichts, denn die entscheidenden Leute verfügen über so viele Millionen, dass Geld für sie keine Rolle mehr spielt.

Ich nahm mir vor, das Hotel am 31. Dezember zu eröffnen. Um den Termin abzustimmen, hatte ich alle entscheidenden Autoritäten zu mir gebeten. Alle stimmten sie dem Termin zu.

Der oberste Chef des Dubai Tourismus Departments machte mit mir einen Rundgang durch das fertiggestellte Haus. Alles war zu seiner Zufriedenheit und er gab mir sein »Okay«. Was jetzt noch fehlte, war ein Stempel der Behörde, damit es losgehen konnte. Auf dem Weg nach draußen sah er den Hotelbesitzer in der Lobby und setzte sich zu ihm. Aus »einem« Kaffee wurde dann aber ein vierstündiger Kaffeeklatsch.

Als ich um 3 Uhr nachmittags noch einmal anfragte, ob wir jetzt den Stempel holen könnten, sagte er zu mir: »Winfried, es tut mir leid, aber dazu ist es jetzt schon zu spät. Wir haben bis zum 2. Januar geschlossen. Aber wenn du am 3. kommst, erhältst du sofort deinen Stempel!«

So bin ich also frühmorgens am 3. Januar hingefahren und erfuhr dort, dass ich nicht nur einen, sondern mehrere Stempel brauchte. Um diese zu bekommen, schickte man mich durch das ganze Gebäude. Gegen 14 Uhr hatte ich endlich alle Stempel und Dokumente beisammen. Jetzt fehlte nur noch eine letzte Bestätigung.

»Es tut uns leid«, hieß es, »aber der Mann, der dafür verantwortlich ist, ist nicht mehr da. Kommen Sie doch morgen wieder.«

Demzufolge stand ich am nächsten Tag wieder vor der Tür, und die war geschlossen. Auf dem Weg zur Behörde hatte ich in meinem Autoradio nur Gebete gehört statt der sonst üblichen Musik. Außerdem hingen an den Gebäuden schwarze Flaggen. Ich ahnte, dass etwas geschehen war. Nun erfuhr ich, dass gegen Morgen der regierende Scheich Maktoum, der Bruder des heutigen Regierungschefs, gestorben war. Man hatte sämtliche Behörden geschlossen und eine offizielle Staatstrauer ausgerufen.

In den nächsten dreißig Stunden versuchte ich, alle möglichen hochrangigen Kontaktpersonen zu erreichen, um eine Lösung zu finden, aber ich blieb erfolglos. Für den nächsten Tag hatte sich bereits eine ganze Anzahl von Gästen angemeldet, die wir unterbringen mussten. Als ich nicht mehr weiterwusste, rief ich den Besitzer an und bat ihn um Hilfe.

Er sagte zu mir: »Es tut mir leid, Winfried, aber wir haben im Moment etwas Besseres zu tun, als dein Hotel zu eröffnen!«

Da begriff ich, dass in den nächsten sechs Tagen das Leben in Dubai stillstehen würde. Die Fröhlichkeit schien aus der Öffentlichkeit verbannt zu sein. Ich musste zusehen, dass ich die gebuchten Gäste woanders unterbringen konnte. Allen meinen Mitarbeitern musste ich nun schon zum zweiten Mal freigeben.

Am nächsten Tag fuhr ich sicherheitshalber mit einem Mitarbeiter für die Rezeption und einem weiteren für die Bar zum Hotel, falls doch einer von den ursprünglich gebuchten Gästen versehentlich bei uns landen sollte. Da klingelte das Telefon, und der Besitzer teilte mir mit, dass er gerade im Scheichpalast sei, wo die Trauergäste offiziell der Familie Maktoum ihr Beileid bekunden würden. Er meinte, er würde später gerne vorbeikommen.

Ich sagte: »Klar, kein Problem! Ich hab jemanden hier, der sich um Sie kümmern kann.«

»Ich komme aber nicht alleine«, meinte er leichthin, »sondern mit zwanzig anderen Gästen, wie der Hoheit von Bahrain, dem König von Kuwait, seiner Hoheit von Abu Dhabi …« Er zählte noch weitere Namen auf, aber ich war so geschockt, dass ich sie kaum mitbekam.

Innerhalb von nur einer Stunde hatte ich alle Mitarbeiter zusammengetrommelt; vom Sicherheitsdienst über die Zimmermädchen bis zum Restaurantservice. Alles musste schnellstens in Betrieb genommen werden, damit wir diese hochstehenden Persönlichkeiten richtig empfangen konnten.

Schlussendlich hatten wir sechzig Persönlichkeiten aus der gesamten Region in unserem Haus, die sich ungestört unterhalten und Kaffee oder Tee trinken konnten. Es kam ihnen sehr gelegen, dass wir das einzige Hotel in ganz Dubai waren, das an diesem besonderen Tag keine anderen Gäste bewirten musste. Unser Eigentümer war in diesem Moment einer der glücklichsten Menschen der Welt, weil er seinen Freunden solch exklusiven Service zu bieten vermochte. Und für mich stellte es eines der faszinierendsten Erlebnisse dar, die ich je hatte.

Mit einem noch nicht offiziell eröffneten Hotel sechzig hochrangige Persönlichkeiten beherbergen und bewirten zu können, wurde ich in die Position versetzt, jedem vorgestellt zu werden. Ich war nun derjenige, der das Unmögliche möglich gemacht hatte. Der Besitzer betonte auch immer wieder stolz, dass er einen Deutschen als General Manager habe. Seit diesem Tag stehen mir in Dubai Türen offen, zu denen andere erst nach zehn bis fünfzehn Jahren Zugang bekommen würden. Mir war es innerhalb nur sechs Monaten gelungen.

Mit unserem Hotel hatten wir von Beginn an einen extremen Erfolg, was dazu führte, dass wir weltweit die Einzigen waren, die schon im ersten Jahr eine Auslastungsrate von 90 Prozent aufweisen konnten. So etwas hatte es noch nirgendwo gegeben.

Keine Frage, der Besitzer, meine Firma und das gesamte Team sind darüber sehr glücklich. Wir alle fühlen, dass wir in Dubai eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben und noch weiter schreiben werden. Dabei spielen die arabischen Gäste zahlenmäßig gar nicht mal eine so große Rolle.

Auf jeden Fall wurde mir in meiner Position die Gelegenheit geboten, unglaublich interessante Leute kennenzulernen. So zum Beispiel, als der Hotelbesitzer zum ersten Mal eine Party gab und zwanzig seiner besten Freunde einlud. Darunter waren so einflussreiche Personen wie Scheich Achmed, Scheich Hamdan und die fünf Topleute der Dubai-Regierung. Als sie alle in ihrer traditionellen Kleidung, den Kandooras an dem großen festlich gedeckten Tisch saßen, war noch ein Platz frei.

Der Besitzer sagte: »Winfried, das ist dein Platz! Komm und setz dich zu uns und genieße zusammen mit uns das Abendessen.«

Das war sehr beeindruckend, zumal ich der einzige Europäer in der Runde der Emiratis war. Sie verhielten sich mir gegenüber sehr offen und wechselten ständig vom Arabischen ins Englische, damit ich an ihren Gesprächen teilhaben konnte. Ich fand das eine sehr freundschaftliche Geste.

Zum Ende des Dinners präsentierte Scheich Achmed persönlich ein Junglamm, das in seinem Hause geschlachtet und vorbereitet worden war. Jeder musste davon probieren, wollte er nicht Scheich Achmeds Gefühle verletzten. Das Geschenk konnte man nur entsprechend würdigen, indem man alles aufaß. So sind die Gebräuche in diesem Land, und wenn man hier lebt, sollte man sie respektieren.

Andere haben mir später anvertraut, dass sie jetzt schon so viele Jahre hier leben würden und noch nie Emiratis persönlich getroffen hätten, geschweige denn mit ihnen zu Abend hätten essen dürfen.

Meine hervorragenden Kontakte helfen mir auch dabei, wenn es darum geht, Probleme mit dem Visum eines Gastes oder eines Mitarbeiters aus der Welt zu schaffen. Ich weiß mittlerweile immer, wen ich anrufen muss. Dann fallen Mauern ein, die vorher unüberwindbar erschienen. Das ist schon toll und macht mich stolz.

Die nicht stattgefundene Eröffnung am 31. Dezember konnte also durch die Ereignisse mehr als kompensiert werden. Offiziell haben wir am 14. Januar eröffnet. Wir hatten am zweiten Tag eine Auslastungsquote von 20 Prozent, nach dem Schalten von Inseraten 60 Prozent, und drei Tage später waren wir ausgebucht. Gott sei Dank hatten wir vorher genügend Zeit, um unser Personal zu trainieren.

Seit der Erfolg sich herumgesprochen hat, versuchen mich viele abzuwerben. Der Tourismus boomt. Man zählt heute dreißigtausend Hotelzimmer, die innerhalb der nächsten zehn Jahre auf achtzigtausend aufgestockt werden sollen. Überall in der Wüste entstehen fantastische Projekte: Al Bawadi, die Sportstadt, die Filmstadt, Dubailand …

Die deutsche Jacke ausziehen

Fast alle unsere Gäste sind Geschäftsleute. Selbst aus den umliegenden Büros kommen Sie zu uns. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich vor einiger Zeit mit einem Schweizer Ehepaar geführt habe, das mir einen neuartigen Tischgrill vorstellen wollte. Peter und Muriel Steiner hielten sich erst seit Kurzem in Dubai auf und suchten jemanden, der ihnen Kontakte vermitteln konnte.

»Wer hier Erfolg haben will, muss sich den hiesigen Gepflogenheiten, dem Stil und dem Rhythmus anpassen«, gab ich ihnen während ihres Besuches zu verstehen. »Es kommt nicht gut an, wenn man stur auf seinen Zeitplan pocht. Man muss viel Geduld und Verständnis mitbringen, und man muss immer freundlich sein! Daher lautet mein Rat: Ziehen Sie Ihre deutsche Jacke aus!«

Ich lachte. »Oder in Ihrem Fall: die Schweizer Jacke. Und denken Sie daran, die Locals brauchen uns nicht! Die können mit ihrem vielen Geld auch alleine ganz gut leben. Für sie spielt es keine Rolle, ob Ihre Firma zugelassen wird oder nicht. Die Zukunft hängt oft an einem hauchdünnen Faden. Wenn Sie an den falschen Partner geraten, kann dieser Faden schon einmal reißen. Dann ist Ihre gute Idee in wenigen Sekunden vergessen und Sie können Ihre Koffer packen und nach Hause fliegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie schon ein Visum oder eine Lizenz haben. Falls Sie gegen die Regeln verstoßen, müssen Sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden auf Nimmerwiedersehen ausreisen!«

»Von solchen Geschichten habe ich schon gehört«, bestätigte Peter. Seine Frau Muriel hatte bisher kaum etwas gesagt und sich im Hintergrund gehalten. Ich fragte mich, ob es allein seine Idee gewesen war, nach Dubai zu gehen. Vielleicht hatte er sie überredet und sie bereute es mittlerweile. Viele Familien trieb die Aussicht nach Geld hierher, woran sie manchmal zerbrachen.

Ich nickte. »Sie sollten nie vergessen, dass Sie in diesem Land nur Gast sind. Natürlich müssen Sie professionell arbeiten, klar, aber mit der nötigen Toleranz, sonst stoßen Sie hier nur auf Granit. Der Wettbewerbsdruck ist unglaublich groß; trotzdem muss man sich damit abfinden, dass man oft viele Stunden mit seinem Verhandlungspartner herumsitzt und Kaffee trinkt. Das gehört einfach dazu. Diese Zeit muss man sich nehmen, wenn man etwas erreichen will.«

Muriel lächelte das erste Mal. »Na ja, dann sind wir ja auf dem richtigen Weg.« Als ich sie verständnislos anschaute, deutete sie auf die Tassen voller Kaffee vor uns auf dem Tisch. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.

»Ich glaube, Ihnen steht eine große Zukunft bevor«, sagte ich. Dann wurde ich wieder Ernst. »Mir hat es sehr geholfen, dass ich schon über zehn Jahre im Ausland gearbeitet hatte und nicht direkt aus Deutschland nach Dubai eingereist war. Ich hatte zuvor schon viel Neues kennengelernt und glaube, dass es ganz schön schwierig sein kann, wenn man diese Erfahrung nicht gemacht hat.«

»Wir sind vorher auch schon in einigen anderen Ländern gewesen. Zwar handelte es sich dabei nur um Europäische, aber auch diese können einem Schweizer ganz schön fremd vorkommen«, antwortete Peter lächelnd.

»Während der Anfangszeit habe ich einen Vortrag ›Wie man Geschäfte mit den Locals macht‹ besucht, der mir ein tieferes Verständnis für die Lebensart und die Mentalität der Einheimischen vermittelt hat. Ich kann Ihnen nur raten, sich diesen Vortrag ebenfalls anzuhören. Gerade weil Sie sich im Moment erst in Phase eins befinden.«

Ich sah ihre verständnislosen Gesichter und erklärte es ihnen. »In Dubai macht man verschiedene Phasen der Eingewöhnung durch. Phase eins beginnt mit der Ankunft. Man ist eine Weile lang wie paralysiert. Natürlich hat man schon viel von Dubai gehört, aber es selbst zu erleben ist etwas anderes. Man schaut sich das Ganze an und kann kaum glauben, wie beeindruckend alles ist. Die Gebäude sind größer, schöner und ausgefallener, als man es sich je vorgestellt hat. Man steht neben riesigen Baugruben und großen Plakaten, die mit wunderschönen Bildern zeigen, was dort einmal entstehen soll.

Phase zwei erreicht man, wenn man seine ersten persönlichen, vielleicht ernüchternden Erfahrungen gemacht hat. Dann fängt man an, kritischer zu werden, und zweifelt an seinem Vorhaben. Man fragt sich, wer das alles kaufen soll und wie die ja jetzt schon großen Probleme mit dem Verkehr gelöst werden sollen.

In Phase drei nimmt man einfach alles hin und denkt sich, ich mache das Beste draus. Ich bleibe eine Weile hier, habe Erfolg und meinen Profit, und wenn die glänzende Zukunft in Dubai kippen sollte, gehe ich wieder.

Aber nach einem Jahr sieht man plötzlich, wie viel wirklich erreicht worden ist. Die ganzen neuen Brücken, die Gebäude und die Metro! Was wurde nicht alles über die Metro gesprochen. Vor zwei Jahren stellte sie noch kein Thema dar, vor einem Jahr wurde das Konsortium bestimmt, und heute sieht man schon überall im Stadtbild, wie rasant es damit vorangeht. Überall entstehen riesige Sockel und an vielen Orten sind schon große Schilder aufgestellt: Hier ist die Soundso-Station.«

»Wenn das so ist, befindet sich mein Mann derzeit, wie Sie sagen, in Phase eins«, sagte Muriel und seufzte. »Obwohl ich nach unseren vielen Rückschlägen wahrscheinlich schon Phase zwei erreicht habe.«

»Ich kenne das!«, nickte ich. »Als Deutscher bleibt man auch gerne skeptisch und fragt sich, wer die ganzen neuen Gebäude beziehen soll. Aber es klappt. Schauen Sie mich an: Ich leite ein erfolgreiches Hotel, und nichts deutet darauf hin, dass der Strom von Geschäftsleuten, die nach Dubai kommen, irgendwann abreißen wird.«

»Ja, aber es ist alles viel teurer, als wir geglaubt haben«, antwortete Muriel.

»Oh ja, auch die Lebenshaltungskosten steigen unaufhörlich. Dubai ist langsam genauso teuer wie andere internationale Städte. Die Vorteile schmelzen dahin und die Möglichkeiten, großes Geld zu verdienen, auch. Aber es gibt sie noch! Doch den meisten, die nach Dubai kommen, geht es wie Ihnen: Sie sind enttäuscht, weil sie erst einmal großes Geld mitbringen müssen, bevor sie etwas verdienen können.«

»Aber wie kann man bei diesen Preisen längere Zeit hier leben?«, wollte Peter wissen, und Muriel fügte hinzu: »Wie haben Sie das während der Anfangszeit geschafft?«

»Ich bin in der glücklichen Lage, dass meine Firma all die teuren Dinge des Lebens, angefangen vom Wohnen, der Fortbewegung bis hin zum Schulgeld, komplett für mich übernimmt. Aufgrund meines sehr guten Verhältnisses zum Eigentümer des Hotels kümmert er sich auch um mich und schaut, dass es mir und meiner Familie richtig gut geht.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739309200
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Juni)
Schlagworte
Arabien Abenteuer Auswanderer auswandern Emirate Dubai Humor Urlaubslektüre

Autor

  • Gaby Barton (Autor:in)

Lebendig und spannungsreich, informativ und hilfreich. Ob die 1. deutschsprachige Dubai Krimireihe, ungewöhnliche New York Reisebücher oder ein Ratgeber, um schmerzfrei durch den Alltag zu kommen. Das sind Bücher von Gaby Barton. Auch mit 60plus hat sie noch viel vor: Neue Wege gehen, trotz Hürden, Pleiten, Pech und Pannen mutig sich auf neue Erfahrungen einzulassen, dabei auch unkonventionelle Ideen verfolgen. Ein roter Faden. Das macht ihre Bücher so einzigartig anders.