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Alte Seelen finden ihren Weg

Erfahrungen, Ansichten und Einsichten einer Alten Seele in ihren besten Menschenjahren

von Floriane Leland (Autor:in)
184 Seiten

Zusammenfassung

Bist du anders als die anderen? Ist die die Welt da draußen oft zu laut? Hast du oft mehr Durchblick als die Menschen um dich herum und erkennst Sinn dort, wo andere nur hadern? Genießt du Zeit in der Natur und Zeit mit dir allein? Alte Seelen sind nicht vollkommener als Junge Seelen. Sie sind nur älter und erfahrener. Manche Fehler machen sie nicht mehr – weil sie sie in vorigen Inkarnationen zur Genüge gemacht haben. Dafür haben sie oft mehr Ecken und Kanten, als ihrer Umwelt lieb ist. Nach zig Leben auf dieser Erde sind sie einfach nicht mehr bereit, Masken aufzusetzen und den Erwartungen anderer zu entsprechen. Sie sind zu erfahren, um nicht eigenwillig zu sein. Sie haben kein Interesse mehr daran, sich anders zu geben als sie sind. Und doch strahlen sie eine Ruhe und einen Frieden aus, der dieser Welt so wohltut. Nicht, weil sie gefallen wollen, sondern weil sie sich verbunden wissen mit ihrer geistigen Heimat. Die Stille, die von ihnen ausgeht, strahlen sie nicht absichtlich aus. Es ist einfach das, was sie im Innersten sind. Hier gibt eine uralte Seele im besten Menschenalter (Ende vierzig) Einblicke in ihr Leben, ihr Selbstverständnis und ihre Berufung, erzählt auf humorvoll-lockere Art von ihren Erfahrungen und ihrer Verbindung zu himmlischen Sphären. Ein Buch für spirituelle Menschen. Themen sind unter anderem: Warum sind wir hier? Sensibilität und Selbstgenügsamkeit. Rückzug und der regelmäßige Wunsch allein zu sein. Begabungen. Empathie und Intimradius. Eigene Energien und Fremdenergien. Energiesauger. Das Haushalten mit den Kräften. Dankbarkeit und innerer Reichtum. Bedingungslose Selbstliebe. Emotionale Freiheit. Die Alte Seele in der Arbeitswelt. Lebensaufgabe. Kontakt zum Höchsten. Der Sinn der Beschleunigung. Begegnung mit der Dualseele / Zwillingsflamme. Die Aufgabe der Alten Seele in der Welt. Weitere Bücher von Floriane Leland: - Besinnliches für Alte Seelen. Gedanken, Gereimtes und Geistesblitze - Dualseelen-Liebe, Dualseelen-Drama. Interview mit einer Alten Seele, die durch den Fleischwolf ging - Herzensruhe, Freiheit, Glückseligkeit. Ein kurzes Buch vom Tao - Leseführer für Alte Seelen Band 1. 22 persönliche Buchtipps von Floriane Leland. Spirituelle Impulse für jeden Tag

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


KAPITEL 1: Die Alte Seele in einer unruhigen Zeit

Was würdest du tun, wenn du dich wirklich liebtest?

Diese Frage veränderte mein Leben.

Was war passiert?

Mein Mann und ich erholten uns ein paar Tage am Meer: spazieren gehen, schlafen, gut essen. Am Tag vor der Abreise in den Urlaub hatte ich von meiner bevorstehenden Beförderung erfahren. Die Position, auf die ich zwei Jahre lang hingearbeitet hatte, sollte nun meine werden. Es gab nur einen Haken: Das Ganze fühlte sich plötzlich nicht mehr richtig an. Das Gespräch, in dem ich von meiner glänzenden Zukunft erfuhr, hatte einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Wenn ich mich in meine neue, oooh so „wichtige“ Rolle hineindachte, fühlte sich das nicht gut an. Zweifel drängten sich auf, ob ich meine kommenden Jahre – wertvolle Lebenszeit! – würde so verbringen wollen.

Mit diesen Zweifeln im Gepäck fuhr ich in den Urlaub. Und mit der aufkeimenden Erkenntnis im Hinterkopf, dass ich mich entscheiden müsse …

Am dritten Tag des Urlaubs wachte ich morgens auf mit der Frage im Kopf: Was würde ich tun, wenn ich mich wirklich liebte? In den Jahren, die ich bereits als „Karrierefrau“ verbracht hatte, hatte ich viel Übung darin gewonnen, die sich immer wieder bemerkbar machende innere Stimme in den Hintergrund zu drängen. Die Stimme, die sich wünschte, mehr Zeit für mich zu haben, mich mit Dingen zu befassen, die mehr Bedeutung hatten als meine beruflichen Inhalte. Ich funktionierte gut in der Geschäftswelt, konnte mich durchsetzen und meine Ziele erreichen. Aber wollte ich das noch? Waren die beruflichen Ziele noch deckungsgleich mit meinen Lebenszielen?

Nicht nur die Frage war beim Aufwachen in meinem Kopf – die Antwort wurde gleich mitgeliefert. Ich habe mich doch lieb! Also folge ich meinem Herzen, schieße die Karriere in den Wind und verfolge das Ziel, das mir von Kindesbeinen an am wichtigsten war: Freiheit.

Vielleicht kennst auch du diese Momente im Leben, in denen vom einen auf den anderen Augenblick alles klar vor dir liegt; in denen du das Ruder herumreißt, in der Gewissheit, das Richtige zu tun.

Die Entscheidung war also getroffen, in meinem Innern war alles geklärt. Nur die Umsetzung ins Außen forderte mich noch einmal ordentlich heraus. Es war, als ob das Universum testen wollte, ob mein Entschluss wirklich feststand.

Später werde ich in diesem Buch noch ausführlich auf das Thema Berufung eingehen. Das, was ich hier schildere, war zum ersten Mal eine Berufung, die nur aus einer Abberufung bestand. Weg von etwas Altem, aber noch nicht hin zu etwas Neuem, getreu dem bekannten Motto, dass man den alten Ast erst loslassen muss, bevor man auf einen neuen springen kann. Nur war kein neuer Ast in Sicht. Bei allen Kursänderungen, die ich in meinem Leben bis dahin vorgenommen hatte, war es immer etwas Neues gewesen, das mich vom Alten weglockte. Diesmal gab es nur die Klarheit: Das hier ist es nicht mehr.

Es wäre auch nicht möglich gewesen, die Beförderung abzulehnen und einfach auf der Position weiterzuarbeiten, auf der ich bisher tätig war. Meine innere Stimme sagte ganz klar: „Geh.“

Mein Ego stellte sich auf die Hinterbeine: „Bist du wahnsinnig geworden? Du kannst doch nicht dein Leben wegwerfen! Wie viele Jahre hast du geackert wie blöde, hast diszipliniert deine Ziele verfolgt, Opfer gebracht – und jetzt, wo die große Belohnung auf dich wartet, gibst du auf?!“

Dankenswerterweise schaltete sich mein (meist nüchterner) Verstand ein: „Moooment. Ein Leben besteht doch nicht nur aus Arbeit. Und es ist doch kein Aufgeben, wenn sie das Ziel erreicht hat, aber auf den Pokal pfeift, weil ihr ein Leben ohne Pokal passender erscheint.“

Das Schlusswort hatte meine Seele: „Alles, was zählt, sind die Liebe und die Freiheit.“

Zwar stand, wie gesagt, mein Entschluss nun fest, jedoch wartete ich nach dem Urlaub noch eine Weile ab, ob sich meine Einstellung doch noch ändern würde. Sie tat es nicht.

Und so saß ich drei Wochen nach der Frage und der Antwort im Büro meines direkten Vorgesetzten und legte die Karten auf den Tisch. Ihm blieb der Mund offen stehen. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich zwar immer veränderungsbereit war, aber nicht flatterhaft. Ihm war klar, dass mein Vorhaben keine wilde Idee war, die vorbeiziehen würde. Gott sei Dank war er in erster Linie ein Mensch und erst in zweiter Linie ein Manager. Er verstand mich. Im Gegensatz zu einigen anderen „hohen Tieren“ in der Firma. Die, die mich in letzter Zeit gefördert hatten und noch große Pläne für mich bereithielten, fühlten sich durch meine Entscheidung zum Teil vor den Kopf gestoßen. So eine Chance lasse man sich doch nicht entgehen! Das Unternehmen habe so viel in mich investiert! Tatsächlich erschien auch mir mein Verhalten als undankbar gegenüber der Firma. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste springen … in ein neues Leben. Ins Ungewisse. In die Freiheit.

Als mein bevorstehender Weggang in der Firma öffentlich wurde, stürmten viele verschiedene Reaktionen auf mich ein. Im Wesentlichen gab es zwei unterschiedliche Sichtweisen. „Spinnst du? So eine Position kann man doch nicht ablehnen! Das Geld, das Ansehen, der Einfluss!“ Andere sagten: „Ich find’s toll, dass du deinen Träumen folgst. Das ist konsequent und mutig. Ich wünschte, ich könnte das auch tun.“

Der Abschied fiel schwer. Das Unternehmen, von dem ich so viele Jahre ein Teil sein durfte, war mir sehr ans Herz gewachsen, besonders natürlich die wundervollen Menschen, die ich dort getroffen hatte, die mich geprägt und viel gelehrt haben, vor allem: kollegialen Zusammenhalt.

So groß das Opfer, das ich brachte, auch war: Es war klein im Vergleich zu der Belohnung, die das Universum für mich parat hatte: das ganz große Glück. Es kam irgendwie sehr plötzlich, aber es wäre nicht möglich gewesen ohne das, was in den Jahrzehnten zuvor passiert war und mich auf den Sprung ins Glück vorbereitet hatte. All das, was ich in diesem Buch schildere, waren Erlebnisse und Erkenntnisse, die mich an die Hand nahmen und über Stock und Stein zum Glück führten.

In den Jahren, die meinem Sprung in die Freiheit vorausgegangen waren, hatte ich gut verdient, aber wenig ausgegeben. Das so entstandene Rücklagenpolster würde es mir – bei extrem bescheidener Lebensweise – ermöglichen, ohne großen Zeit- und Leistungsdruck in ein neues Berufsleben zu starten (meinem Mann also nicht auf der Tasche liegen zu müssen). Für dieses Geschenk danke ich dem Himmel jeden Tag.

Die ersten Monate „in Freiheit“ verbrachte ich damit, Schlaf nachzuholen, Zeit in der Natur zu verbringen und Menschen zu besuchen, die ich in den Jahren der beruflichen Aus- und Überlastung vernachlässigt hatte. Jeden Tag kam ich näher zu mir und dem, was mich in meinem Innersten ausmacht. Jeden Tag kam ich inniger in Kontakt mit meiner Alten Seele.

Von Seelen meines Alters handelt dieses Buch.

Du

Alte Seelen stehen nicht im Verdacht, plump vertraulich daherzukommen. Eher sind sie ein bisschen zurückhaltend, sogar teilweise distanziert. Die Gründe hierfür sind selbstverständlich auch Thema dieses Buches.

Trotz aller Zurückhaltung möchte ich meine Leserinnen und Leser mit “Du” ansprechen. Warum? Nun, ich lasse in diesem Buch an vielen Stellen “die Hosen herunter”, erzähle private und intime Dinge, und dies fällt mir leichter, wenn ich mir vorstelle, dass du und ich einander lange kennen und ein vertrautes Miteinander haben.

Ich wünsche mir und dir, dass du in diesem Buch die eine oder andere erhellende Erkenntnis gewinnst, und dass du dich angenommen fühlst. Denn das bist du.

Falsche Erwartungen

Alten Seelen werden viele Eigenschaften zugeschrieben: Eigenartig sollen sie sein, still, eigenbrötlerisch, harmonisch, weise, rückzugs- und harmoniebedürftig, gerecht, spirituell usw.

Bei einigen dieser Eigenschaften magst du dich wiederfinden, bei anderen nicht. Denn Alte Seelen sind so individuell wie Schneeflocken. Alle sind schön, aber eben auf ihre sehr eigene Art und Weise.

Menschen, die sich unter einer Alten Seele überhaupt etwas vorstellen können, erwarten in der Regel etwas Heiliges, Vollkommenes. Meine Antwort darauf ist: Eine Seele ist immer vollkommen, egal welches Alter sie hat. Ein Mensch hingegen ist niemals vollkommen, denn wer auf der Menschenebene annähernd so etwas wie Vollkommenheit erlangt hat, inkarniert sich nicht mehr als Mensch. Dann gibt es für ihn hier nichts mehr zu lernen. Lernen ist das entscheidende Stichwort: Die Seele begibt sich in einen menschlichen Körper, um Erfahrungen zu machen und ihre Schlüsse daraus zu ziehen. Um diese Erfahrungen machen zu können, braucht es die Unvollkommenheit bis zur letzten Inkarnation.

Alte Seelen sind nicht vollkommener als Junge Seelen. Sie sind nur älter und erfahrener. Manche Fehler machen sie nicht mehr – weil sie sie in vorigen Leben zur Genüge gemacht haben. Dafür haben sie oft mehr Ecken und Kanten, als ihrer Umwelt lieb ist. Sie sind einfach zu alt, um noch die Kraft und die Bereitschaft aufzubringen, Masken aufzusetzen und den Erwartungen anderer zu entsprechen. Sie sind zu erfahren, um nicht eigenwillig zu sein. Sie haben kein Interesse mehr daran, sich anders zu geben als sie sind. Und doch strahlen sie eine Ruhe und einen Frieden aus, der dieser Welt so wohltut. Nicht, weil sie gefallen wollen, sondern weil sie sich verbunden wissen mit ihrer geistigen Heimat. Die Stille, die von ihnen auch dann ausgeht, wenn sie laut sind, strahlen sie nicht absichtlich aus. Es ist einfach das, was sie im Innersten sind.

Wenn sie nichts mehr zu erfahren, zu erleben, zu lernen und/oder zu heilen hätte, wäre die Alte Seele nicht hier. Weil sie aber noch Dinge zu erledigen hat, inkarniert sie sich erneut als Mensch – mit Fehlern, Problemen und all den menschlichen Ungereimtheiten, die einen Menschen liebenswert machen.

Menschen lieben Menschen, nicht Perfektion.

Alte Seelen kommen in allen Formen und Farben vor.

Als Alte Seele entspreche ich genauso wenig den Vorstellungen der Mitmenschen wie du. Dennoch schreibe ich in diesem Buch über mein Sosein. An manchen Stellen wirst du Parallelen zu dir selbst entdecken, an anderen wirst du merken, wie unterschiedlich Alte Seelen sind. Eins ist sicherlich allen Alten Seelen gemeinsam: Wir sind „anders“.

Was ist eine Alte Seele?

Aber wenn wir nicht so sind, wie die, die sich eine Vorstellung von Alten Seelen machen, es erwarten – wie und was sind wir dann? Diese Frage werde ich im Laufe dieses Buches zu beantworten versuchen, aus meiner persönlichen Sicht. Seit Jahren beschäftige mich mit dem Thema Seelenalter, und ich habe vermutlich fast alles, was es dazu in deutscher und englischer Sprache zu ergattern gibt, gelesen und mit dem abgeglichen, was ich selbst aus der geistigen Welt erfahren habe. (Ja, viele Alte Seelen nutzen ihre medialen Fähigkeiten, so auch ich.) Die Informationen, die ich selbst ‘von oben’ erhalten habe, decken sich an vielen Stellen nicht mit dem, was in anderen Publikationen zu lesen ist. Ihr findet in diesem Buch also meine persönliche Sicht der Dinge.

Zur Begriffsklärung hier schon einmal die Antwort auf die Frage, was „alt“ eigentlich bedeutet.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Inkarnationsreise einer jeden Seele circa 80 bis 100 Menschenleben umfasst, dann verbringen wir ungefähr die Leben mit den Nummern 70 bis 100 als “Alte Seele”, zunächst als frühe Alte Seele, irgendwann dann als späte Alte Seele. Zuvor wurden die Phasen der Säuglings- bzw. Babyseele, der Kind- bzw. Kleinkindseele, der Teenager- bzw. Jungen Seele und der Reifen Seele durchlaufen, durchlebt und bewältigt.

Das Seelenalter ist also unabhängig vom Alter eines Menschen. Ein frisch geborener Säugling kann eine uralte Seele in sich tragen; ein sehr alter Mensch kann in seinem alten Körper eine Säuglingsseele beherbergen.

Das Durchlaufen der Seelenalter in jedem Leben

Obwohl ich in diesem Leben mit großer Ernsthaftigkeit und hohem Verantwortungsgefühl auf die Welt kam, habe ich doch alle Phasen, die einen jungen Menschen ausmachen, lehrbuchmäßig ausgefüllt: hatte als kleines Kind meine Trotzphase, fand meine Eltern in meiner Pubertät schwierig, habe als junge Berufstätige Ruhm, Ehre und Geld als meine Ziele auserkoren und diese mit viel Ego-Einsatz verfolgt. Mit Ende dreißig schwenkte ich dann auf die Alte-Seelen-Gerade ein und erreichte mit Anfang / Mitte vierzig mein eigentliches Seelenalter, das einer späten Alten Seele.

Um zu dem seelischen Reifestatus zu gelangen, den wir im vorigen Leben erreicht hatten, müssen wir uns erst einmal wieder dahin ‘vorarbeiten’.

Das Seelenalter steigt kontinuierlich, die Psyche und Persönlichkeit jedoch unterscheiden sich von Leben zu Leben stark – weil die Seele eben alle Spielarten einmal ausprobieren möchte.

In jedem Leben muss die Psyche sich aufs Neue wieder so weit entwickeln, dass sie dem aktuellen Seelenalter Ausdruck verleihen kann. Auch ein Mensch mit einer Alten Seele wird also in der ersten Hälfte seiner Inkarnation mit großer Wahrscheinlichkeit Jungseelen-Dinge tun: Ruhm, Ehre, Erfolg, Anerkennung und Geld nachjagen, sein Image polieren, der Sieger sein wollen. Ab der Lebensmitte wird dann sein wahres Seelenalter mehr und mehr seinen Charakter prägen. Deshalb ist mein Leitspruch immer: “An ihrem Verhalten ab einem Menschenalter von 40+ sollt ihr sie erkennen.” Einem Teenager abzusprechen, dass er eine Alte Seele ist, nur weil er sich teenagergemäß verhält, wäre ein zu schnelles Urteil. Eine Alte Seele in einem Mittvierzigerkörper hingegen wird man selten in bierselig grölenden Horden entdecken. Faustregel: Mit “um die vierzig” ist ein Mensch bei seinem vorher erreichten Seelenalter angekommen. Natürlich gibt es spät Erblühende, die sich bis Ende vierzig / Anfang fünfzig Zeit lassen.

Vielleicht ist dein spontaner Gedanke jetzt: “Was für eine Zeitverschwendung, jedes Mal wieder von vorn anzufangen!” Jedenfalls hatte ich diesen Gedanken vor etwa 15 Jahren. Nun, Zeit ist auf der seelischen Ebene kein Faktor; außerdem gibt es gute Gründe, die Entwicklung in jedem Leben noch einmal durchzumachen. Auf diese Gründe gehe ich im neunten Kapitel ein.

Was ist nun aber mit kurzen Leben, also solchen, in denen wir als Menschen das im Vorleben erreichte Seelenalter gar nicht erleben? Auch in jenen Leben schreitet die Reifung der Seele voran. In den kurzen Leben gibt es oft noch ein paar wenige Dinge zu erledigen bzw. ganz bestimmte Erfahrungen zu machen, die schon im Kindesalter der Inkarnation möglich sind. Es geht in kurzen Leben darum, eine Lerneinheit zu vollenden oder eine bestimmte Begegnung zu haben.

Nichts ist verloren auf Seelenebene. Das, was uns Menschen als “Rückschritt” scheint, ist auf der Ebene der Seele keiner.

Frühe und späte Alte Seelen

Eine frühe Alte Seele, die ich kürzlich kennenlernte und die über sich selbst behauptet, feinfühlig zu sein, machte sich über jene Alten Seelen lustig, die nicht Zug fahren mögen, weil sie dann zu vielen irritierenden Reizen ausgesetzt seien (Geräuschen, Gerüchen und Schwingungen der Mitmenschen, Klimaanlagenluft usw.). Als späte Alte Seele kräuselte ich die Stirn und sah sie fragend an. Mein Blick sagte: “Siehst du das wirklich so? Na, komm du erstmal in mein Seelenalter …” Sie wechselte schnell das Thema.

Empfindlichkeit kann man sich nicht vorstellen, wenn man sie nicht hat. Und eine frühe Alte Seele, die noch nicht so empfindlich ist, ist leicht geneigt, in den Chor der Jungen Seelen einzustimmen, welche Sensibilität als Schwäche betrachten und abwerten. Ich kenne viele Menschen, die sich als sensibel / empfindlich / sehr feinfühlig wahrnehmen und bezeichnen, die sich aber mit Freuden ins Einkaufsgetümmel werfen oder auf Partys die Nacht zum Tage machen, ohne anschließend irgendwie beeinträchtigt zu sein. Aus meiner persönlichen Sicht wirken diese Menschen unempfindlich. Empfindlichkeit hat eben viele Abstufungen.

Wenn wir davon ausgehen, dass wir uns 15 bis 20 Mal als Alte Seelen auf der Erde inkarnieren, dann werden diese Leben sich sehr voneinander unterscheiden. Tendenziell werden wir mit zunehmendem Seelenalter empfindlicher und durchlässiger. Die (ggf. unbewusste) Verbindung zu den nicht inkarnierten Seelen in der geistigen Welt nimmt zu; man kann auch sagen: Wir werden nach und nach spiritueller, selbst, wenn wir uns nicht bewusst als spirituell empfinden. Die Schwingungen werden feiner, die Ausstrahlung friedlicher, harmonischer. Wohlgemerkt, dies verläuft nicht linear. Wenn sich eine Seele für eine Inkarnation in einem hohen Seelenalter Umstände ausgesucht hat, die es z.B. verhindern, dass der Mensch ausreichend Zeit mit sich selbst verbringt, kann uns eine Alte Seele in Gestalt eines verstressten Mitmenschen gegenüberstehen, der nun so gar nicht in seiner Mitte ist. Wie gesagt: Wir kommen in allen Farben und Formen vor.

Allerdings werden – sozusagen zum Ausgleich dafür, dass die Durchlässigkeit bei Alten Seelen von Leben zu Leben zunimmt – die Leben tendenziell immer friedlicher. Die frühen Alten Seelen werden noch ein paar mehr Kämpfe mit sich und anderen auszutragen haben, dafür haben sie aber auch noch mehr Energie als die späten Alten Seelen.

Neu im Altseelen-Stadium? Das erwartet dich …

Falls du eine späte Reife Seele oder eine frühe Alte Seele bist – hierauf darfst du dich in deinen kommenden Leben als Alte Seele freuen:

  • eine gute und immer sicherer werdende Intuition

  • Empathie bis zum Geht-nicht-mehr

  • wachsende Sensibilität, ein Schwinden des “dicken Fells”

  • eine tiefe Gewissheit dahingehend, dass es mehr gibt als die materielle Welt

  • wenig Bedürfnis nach Gruppenaktivitäten

  • ein Bedürfnis nach Alleinsein

  • Schwierigkeiten in Bezug auf ein Zugehörigkeitsgefühl zu anderen Menschen

  • ein immer (wenn auch manchmal nur sehr subtil wahrnehmbares) Gefühl des Glücks und des Beschütztseins

und vieles mehr …

Warum sind wir hier?

In regelmäßigen Abständen frage ich mich: Warum bin ich hier? Was ist es, das ich mir für dieses Leben vorgenommen habe, der Welt zu geben? Diese Fragen stelle ich nicht in der Haltung, dass ich meine, die Welt hätte nur auf mich tollen Hengst gewartet. Sondern in Demut, das heißt in der Haltung, dass ich meinen kleinen Teil gern in aller Bescheidenheit beitragen will. Dafür bin ich bereit, mich lenken zu lassen, auf Zeichen zu achten, auf Hinweise zu horchen. Das Interessante ist, dass die Antworten und ‘Aufträge’ je nach Lebensphase sehr verschiedene sein können.

Lange habe ich ein eher öffentliches Leben geführt, mit vielen Kontakten, mit großem Aktionsradius. Das Leben hat mich dorthin bugsiert, und ich habe mich nicht gewehrt, sondern habe mich, sofern ich konnte, dem Fluss hingegeben. Zudem war, wie eben bereits erwähnt, viele Jahre lang ein großes Ego mein peitschenschwingender Antreiber, aber auch das hatte zur damaligen Zeit seine Funktion und Berechtigung.

Die Seele will Erfahrungen machen. Aus ihnen lernt der Mensch. Aus ihnen lernt die Seele. Der Erfahrungsschatz und die Lehren, die wir in diesem Leben für uns gewonnen haben, streift der Mensch beim Verlassen seines Körpers zusammen mit seiner Persönlichkeit ab. Die Seele jedoch ist die ewig speichernde unbegrenzte ‘Cloud’, die sich alles merkt, Schlüsse daraus zieht und reift. Jegliche Erfahrungen und Einsichten behält die Seele allerdings nicht für sich, sondern teilt sie mit der Seelengemeinschaft. Alle Seelen in den geistigen Welten können darauf zugreifen. Alles wird geteilt. Alles, was wir an Erfahrung gewinnen, kommt dem Ganzen zugute. Ist das nicht wundervoll?

Warnung vor Überheblichkeit

Eine Junge Seele macht sich keine Gedanken über ihr Seelenalter, in der Regel nicht einmal über ihre Seele. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie das Vorhandensein einer Seele komplett negiert, so wie der Chirurg, der sagte, er habe schon Tausende von Menschen aufgeschnitten und dabei noch nie eine Seele gesehen. (Wenn ich solche ‘Argumente’ höre, sage ich immer: “Wenn du dich entschließt, nicht an die Schwerkraft zu glauben, weil man die ja nicht sehen kann, hebst du dann ab?”)

Der Mensch mit einer Alten Seele ist in Gefahr, eine gewisse Überheblichkeit gegenüber jüngeren Seelen zu entwickeln. Ich gebe zu, dass auch ich immer wieder abfällig über Junge Seelen spreche, vor allem in Situationen, in denen sie mit ihrer seelenaltersgemäß lauten Art mein seelenaltersgemäßes Ruhebedürfnis ignorieren. Wir sollten uns vor einer solchen Überheblichkeit hüten, da sie so sinnvoll ist, als würde ein Großvater sich als etwas Besseres fühlen, nur weil er älter ist als sein Enkel. Außerdem waren wir ja alle mal Junge Seelen und haben in dieser Zeit die Nerven der Alten Seelen ganz bestimmt erheblich strapaziert.

Junge Seelen sein zu lassen, was sie sind, nämlich Junge Seelen, bedeutet natürlich nicht, sich alles bieten zu lassen. In gesunde Schranken verwiesen zu werden, ist vielleicht eine Lernerfahrung, die die eine oder andere Junge Seele ersehnt – warum sollten wir ihr also nicht dabei helfen …?

Selbsteinordnung und Zugehörigkeit

Obwohl wir Menschen uns dagegen wehren, von anderen in Schubladen gesteckt zu werden, sehnen wir uns doch danach, uns selbst irgendwie einordnen zu können. Allein auf einem falschen Planeten gelandet zu sein, ist selbst für eine Alte Seele kein angenehmes Gefühl.

Im folgenden Kapitel gehe ich näher auf die typischen Eigenschaften Alter Seelen ein. Wenn du dich bei einem Großteil dieser Eigenschaften zu erkennen meinst, kannst du dich mit ziemlicher Sicherheit in die Gruppe der Alten Seelen einordnen. Zugegeben: Es gibt wenige von uns (die Schätzungen liegen zwischen fünf und zehn Prozent) und wir sind schwer zu erkennen, weil wir uns mit unseren Verschrobenheiten nicht gern den Blicken der Welt aussetzen. Aber wir sind da. Allein die Gewissheit, dass irgendwo da draußen Menschen ähnliche Erfahrungen machen wie du, kann zur rechten Zeit schon ein wahrer Trost sein.

KAPITEL 2: Eigenschaften Alter Seelen

Alte Seele oder Floriane?

Anfang der Siebzigerjahre, an einem Sonntag, erblickte ich in aller Herrgottsfrühe in einer Großstadtklinik das Licht der Welt. Es war der Beginn meines 96. von voraussichtlich 98 Leben auf diesem schönen Planeten.

Für diese Inkarnation habe ich mir einen weiblichen, gesunden Körper ausgesucht, dazu ein relativ leichtes Leben, das mit einer Kindheit bei einer sehr liebevollen Mutter und überhaupt bei einer netten Verwandtschaft begann. Trotzdem war ich gern allein für mich und genoss es, ganz in meiner eigenen Energie zu sein.

Im Alter von vier Jahren konnte ich lesen, mit fünf hielt ich meiner Familie Vorträge über naturwissenschaftliche Themen. Meine Welt waren Bücher und Basteln.

Die Schule fiel mir leicht, und obwohl ich mich von mir aus nie darum bemühte, hatte ich Freunde. Trotz meiner Andersartigkeit hatte ich selten mit Hänseleien zu tun, was aus heutiger Sicht zum Teil an meinem starken Selbstvertrauen lag, aber auch an meinem Bemühen, meine Mitmenschen meine Andersartigkeit nicht allzu sehr spüren zu lassen.

Mit 15 war ich das erste Mal richtig verliebt, mit 17 hatte ich meinen ersten Freund. Doch obwohl ich extrem vernarrt in ihn war, ging die Initiative, Zeit miteinander zu verbringen, stets von ihm aus. Meine Zeit allein mit mir war mir heilig.

Nach dem Abi zog ich mit meinem zweiten Freund (jetzigen Ehemann) in eine andere Stadt. Er hatte dort einen Job, und ich studierte. Durch eine Reihe von Fügungen rutschte ich schnell in die Arbeitswelt und ein Leben als ehrgeizige Angestellte, worin ich ein Vierteljahrhundert blieb.

Am Anfang dieses Buches habe ich bereits ein paar Eigenschaften aufgeführt, die typisch für Alte Seelen sind. In diesem Kapitel gehe ich näher auf gewisse Eigenschaften ein.

An jeder Stelle musst du für dich entscheiden, ob das von mir Beschriebene eine typische Altseelen-Eigenschaft ist, oder ob das einfach ein Persönlichkeitszug von Floriane (mir) ist. Denn auch, wenn ich gewisse Eigenschaften für “typisch Alt” halte, bedeutet das ja nicht, dass ich damit unbedingt richtig liege. Seelenkunde ist keine exakte Wissenschaft.

Gewissheit

Obwohl die grobe und laute Welt “da draußen” für mich als empfindliche Alte Seele eine echte Belastungsprobe sein kann, habe ich doch den sicheren Eindruck, dass das Leben es mir leichter gemacht hat als anderen, sozusagen als Ausgleich für die seelenaltersbedingt nachlassenden Kräfte. Bzw. dass ich mir, als ich dieses Leben von der Astralen Welt aus plante, vornahm, die Härten rauszunehmen.

Auffällig oft komme ich glimpflicher davon als die meisten. Nur ein Beispiel: Die starken Schneefälle passierten im Winter meist dann, wenn ich nicht mit dem Auto zur Arbeit musste. (Nur ein einziges Mal steckte ich im Schneechaos fest, aber das war in einer Lebensphase, in der ich mich in meinem Job nicht an der richtigen Stelle fühlte und eigentlich – im Innersten – nicht zur Arbeit wollte. Spontane Wunscherfüllung sozusagen, allerdings auf eine Art und Weise, die mit Stress verbunden war, denn ich verpasste das, was man gemeinhin “wichtige Termine” nennt. Bei genauer und entspannter Betrachtung gibt es, wenn wir ehrlich sind, nur sehr wenige wirklich wichtige Termine …)

Nicht zuletzt durch all die Dinge, die wie am Schnürchen laufen, fühle ich mich beschützt. Und gestärkt in meiner Gewissheit, dass ich verbunden bin mit dem Allganzen und dass mir nichts passieren kann.

Wenn ich gefragt werde, ob ich gläubig bin, kann ich nur immer sagen: “Nein, das wäre das falsche Wort. Ich habe keinen Glauben, sondern eine Gewissheit.”

Im achten Kapitel (”Die Alte Seele und ihre Spiritualität”) werde ich auf diese Dinge näher eingehen.

Anpassung oder Individualität

Ich habe mich der Welt genug bewiesen, in all den Jahren, in denen ich dachte, dass das notwendig sei. “Dachte” trifft es hier nicht einmal richtig, denn mein den gesellschaftlichen Erwartungen angepasstes Verhalten legte ich an den Tag, ohne mich anfangs bewusst dafür entschieden zu haben. Ich halte dies für ein automatisches, instinktives Verhalten: Als Kind ist man abhängig davon, versorgt zu werden. Die Versorgung sichert man sich durch ein gewisses Wohlverhalten.

Aber auch, als ich mir der Mechanismen bewusst geworden war, behielt ich die Anpassung bei, weil sie mir half, meine Ziele zu erreichen. Erst, als die Kraft dafür nicht mehr ausreichte, hörte ich damit auf.

Anpassung ist natürlich ein dehnbarer Begriff. Eine Alte Seele wird sich nicht so weit unkenntlich machen können, dass man sie für durchschnittlich hält. Aber wer in seiner Kindheit unter Gleichaltrigen mehrfach als deutlich anders auffällt und die damit einhergehenden negativen Gefühle spürt, wird versuchen, ein Teil der Gruppe zu sein. Das ist ein biologisches Programm. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das ein Ausgestoßenwerden aus einer Gemeinschaft (welches in früheren Zeiten den Tod bedeutet hätte) zu vermeiden versucht.

Mein Eindruck ist, dass Alte Seelen austesten, wie weit sie sich gesellschafts-un-konform verhalten können, bevor es für sie negative Konsequenzen hat. Am Ende steht ein wackliges Gleich-gewicht, das die Überschrift tragen könnte: “So viel Individualität wie möglich; so viel Anpassung wie unbedingt nötig.”

Was macht dich wirklich aus?

Nachdem wir uns entschlossen haben, die Anpassung so weit wie möglich hinter uns zu lassen, stellt sich die Frage: Was ist denn das Einzigartige an mir, dem ich gern Ausdruck verleihen möchte?

Bestenfalls musst du dir diese Frage gar nicht stellen, weil das Individuelle und das Besondere an dir von selbst mit ordentlichem Schub nach außen drängen.

“Floriane war immer eine der Auffälligen an unserer Schule”, hieß es in dem kleinen Artikel über mich im Heft meines Abiturjahrgangs. Geschrieben hatte dies eine liebe Freundin von mir, die sehr angepasst war und von ihrer Mutter geschult wurde, immer im Blick zu haben, was die anderen denken (könnten). Da las ich nun, dass ich auffällig gewesen sei. Es folgten nette Worte über mein häufiges Lachen etc. – der Text hatte auch nicht den Beigeschmack von “verhaltensauffällig” oder ähnlichem. Trotzdem hatte ich an der Beschreibung zu knabbern. Ich hatte immer gesagt, was ich dachte, nie mit irgendwas hinter dem Berg gehalten – und deshalb fällt man auf? Ich hatte das für ganz normal gehalten.

In den Folgejahren, speziell in meiner ersten Zeit im Berufsleben, behielt ich meine Besonderheiten (Nerd mit Ruhebedürfnis etc.) eher für mich. Dass ich keine Chance hatte, zu den Coolen zu gehören, war klar, aber ich wollte halt nicht gleich in der Schublade der Uncoolen landen. Zwar mochte ich mich wirklich gern und war mit mir im Reinen, aber der Außenwelt gegenüber stand ich nicht wirklich zu all meinen Eigenheiten.

Die Frage, was dich wirklich ausmacht, ist natürlich nur individuell zu beantworten. Sicher gibt es hier Parallelen zwischen einigen Alten Seelen; vieles von dem, das dir einfällt, wird aber nicht in irgendein Schema oder Sammelbehältnis passen. Gut so!

Das, was uns ausmacht, also die Aspekte, in denen wir uns von unseren Mitmenschen unterscheiden, haben wir allzu oft in die Abseite unserer Persönlichkeit gepackt. Dorthin, wo niemand sie sieht und daran Anstoß nehmen kann. Eigenschaften, denen wir als Kind noch ganz natürlich Ausdruck gaben, bis uns zum ersten Mal jemand deswegen gehänselt, ausgeschimpft oder auf eine andere Art abgewertet hat. Um unser Überleben als soziales Wesen zu sichern, war es ratsam, die betreffende individuelle Eigenschaft wegzupacken und sich stattdessen eine andere zuzulegen – die drückte zwar, aber dem Umfeld gefiel sie besser.

Über die Jahre haben sich in der Abseite so einige Eigenschaften, Eigenheiten, Talente und Leidenschaften angesammelt. Welche waren das doch gleich? Mist, wo ist der Schlüssel für die Abseite?! Wie komm’ ich denn jetzt an die Sachen heran!?!

Es ist gar nicht so schwer. Sammle dich, komm zur Ruhe, spüre deine Mitte. Und dann erinnere dich daran: Was hast du früher einmal gern getan? Was waren die Tätigkeiten, bei denen du Zeit und Raum vergessen konntest? Was machte dich so richtig glücklich und zufrieden, von innen heraus?

Wenn es dir eingefallen ist, knüpfe dort an. Besorge dir Knetmasse und Plastikperlen, wenn es diese Dinge sind, die du viel zu früh aufgegeben hast. Hol die alte, piepsende Blockflöte heraus, was auch immer. Beobachte, wie sich deine Leidenschaften weiterentwickeln. Vielleicht wird aus dir eine Bildhauerin oder ein Balletttänzer – oder du bleibst bei der Knetmasse, was genauso gut ist. Vielleicht sattelst du von der Blockflöte um auf Fagott oder Nasenflöte. Alles ist gut, solange du dich glücklich und erfüllt dabei fühlst.

Sobald du Anschluss gefunden hast an das, was du gern tust, wird es dir leichter fallen, dich zu erinnern, wer du wirklich bist. Dies findest du heraus, indem du still wirst, in dich hineinhorchst, nicht nach Antworten suchst, sondern einfach nur fühlst. Das, was dich ausmacht, mit Worten zu beschreiben, wäre ohnehin nicht möglich.

Irgendwie anders – uncool, aber liebenswert

Wenn man Menschen, die regelmäßig mit mir zu tun haben und die nicht mit mir verwandt oder eng befreundet (also nicht äußerst vertraut mit mir) sind, fragt, wie ich denn so sei, würde ziemlich schnell das Wort “anders” fallen.

Ein Kollege, der eine Zeit lang ein- bis zweimal am Tag in meiner Abteilung vorbeikam, um Sachen abzuliefern, sagte einmal zu mir: “Sie sind anders. Das ist gut. Behalten Sie das bei.” Was für ein schönes Kompliment. Der Kollege war deutlich älter als ich, und auch er war anders, unkonventionell. Im Gegensatz zu mir hatte er schwere Zeiten durchgemacht. (Er hatte in den 1950er-Jahren in der DDR gelebt und – typisch Alte Seele – mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten, wofür er mit langer Zeit im Zuchthaus und im russischen Arbeitslager bestraft wurde.) Sein Lob war mir sehr viel wert. Ich war gerade Mitte zwanzig, und ich habe es mir bis heute (Ende vierzig) als Schatz im Herzen bewahrt.

Wenn man die normalen (also im Sinne der Gesellschaft durchschnittlichen, d.h. nicht anders seienden) Leute befragt, würden sie mich wohl folgendermaßen beschreiben: “ … hohe Moral, gerecht, stabile Persönlichkeit, Orientierung bietend, zugewandt und distanziert zugleich, unkonventionell, harmlos, uncool. Aber irgendwie liebenswert.”

Diese Beschreibung dürfte auf viele andere Alte Seelen ebenfalls zutreffen. Wir haben auf jüngere Seelen eine irritierende Wirkung, selbst dann, wenn wir uns (in der ersten Lebenshälfte noch) bemühen, unsere Eigenheiten zu verbergen. Sie nehmen unbewusst wahr, dass wir nicht sind wie sie, aber in der Regel werden sie sich von Alten Seelen nicht bedroht fühlen, sondern eher ein wenig gönnerhaft auf sie herabblicken. Sollen sie ruhig.

Was ist “normal”?

Die Mehrheit in all ihrer Durchschnittlichkeit bestimmt die Norm. Das Durchschnittliche ist das Normale. Eine Alte Seele ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht durchschnittlich.

Nehmen wir einmal die Eigenschaft der Empfindlichkeit als Beispiel, die die meisten Alten Seelen in mittlerer bis starker Ausprägung kennen. Alte Seelen haben zumeist feinere ‘Kanäle’ und sind offener gegenüber allen möglichen Sinnesreizen. Ihr Nervensystem ist schon von wenigen und schwachen Reizen optimal angeregt. Mehr und stärkere Reize führen zu einer Reizüberflutung bzw. Überreizung. So reizoffen zu sein, ist nicht das, was die Mehrheit erlebt (oder sich vorstellen kann), deshalb gilt es als “nicht normal” und wird mit unschönen Titeln wie “überempfindlich” bedacht. Stellen wir uns nun einmal vor, die Altseelen-Eigenschaft, schon von wenigen Sinneseindrücken optimal angeregt zu sein, wäre das, was die Mehrheit erlebt, also “normal”. Dann wäre das, was heute die Norm ist, anomal und die Menschen mit solchen unempfindlicheren Nervensystemen trügen vielleicht Bezeichnungen wie “leicht unterreizbar” oder “chronisch neuronal abgestumpft”. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.

Fakt ist, dass diejenigen, die der Mehrheit angehören, die Norm bestimmen. Und das sind in unserem Bild die Jungen Seelen. Von allen fünf Seelenaltern ist “Junge Seele / Teenagerseele” dasjenige Seelenalter, in dem sich die meisten in unserer Zeit inkarnierten Seelen befinden. Gleichzeitig ist es das Seelenalter, in dem sich jede Seele auf ihrer Inkarnationsreise am längsten aufhält, sprich: Im Jungseelen-Alter verbringen wir mehr Leben als im Säuglings-, Kind-, Reif- oder Altseelen-Stadium.

Dass die Mehrheit sich entschließt, das, was nicht der Norm entspricht, abzuwerten, ist schade, entspricht aber den Jungseelen-Eigenschaften. Die Junge Seele will siegen, und sie will besser sein als die anderen. Dem Ego die Erlaubnis zu geben, Andersartiges abzuwerten, hilft dabei. Die Aufgabe der Reifen und Alten Seelen ist, dies zu verstehen und den Jungen Seelen dies nachzusehen. Wir waren schließlich alle einmal jung, auch seelisch gesehen.

Die meisten Alten Seelen werden in ihrem Leben an einen Punkt kommen, an dem sie nicht mehr anders können, als authentisch zu sein, egal wie wenig “normal” ihr Naturell ist. Die Vorräte an Kraft und Bereitschaft für das Versteckspiel sind früher oder später aufgebraucht. Nun gilt es, sich in seiner Echtheit zu zeigen und die Reaktionen der Umwelt auszuhalten. Mach dich darauf gefasst: Sie werden sehr wahrscheinlich deutlich positiver sein, als du erwartest.

Die “großen Zwei”: Sensibilität und Selbstgenügsamkeit

Neben der weiter vorn erwähnten inneren Gewissheit, die allen Alten Seelen zu eigen ist, stechen meines Erachtens zwei weitere typische Eigenschaften bei Alten Seelen heraus. Diese sind – im Gegensatz zur Gewissheit – auch vom aufmerksamen Betrachter (also von außen) zu erkennen: Sensibilität und Selbstgenügsamkeit.

Die Sensibilität ist ein so großes Feld, dass ich ihr ein eigenes Kapitel gewidmet habe, und zwar das anschließende (Kapitel 3).

Während die Sensibilität neben vielen Vorteilen auch ein paar Nachteile im täglichen Leben hat, ist die Selbstgenügsamkeit aus meiner Sicht von vorn bis hinten ein Geschenk.

Bereits als Kind war ich unglaublich gern allein. Mit meinen Büchern und Spielsachen zu sein, machte mich ruhig und glücklich. Wo andere Kinder eine Badewanne voller Zuwendung brauchten, reichte mir ein Fingerhut. Wenn meine Mutter zum Schmusen kam, fand ich das schön, aber von mir aus habe ich den Kontakt nicht gesucht. Mir fehlte ja nichts zu meinem Glück. Das Gefühl der Einsamkeit kannte ich nicht (und kenne ich bis heute nicht). Meine Mutter erzählte neulich: “Du warst am liebsten in deinem Zimmer und hast dich fröhlich selbst beschäftigt.”

So ist es noch heute: Ich mag die Menschen, aber ich bin auch wahnsinnig gern allein. Mit der Einsicht, die ich heute habe, die mir als Kind aber natürlich noch fehlte, erkläre ich es mir so, dass ich, wenn ich allein bin, die Anbindung zur geistigen Welt in Ruhe auf mich wirken lassen kann. Selbst wenn ich diese Verbindung nicht bewusst herstelle oder mich darauf konzentriere sie wahrzunehmen, weiß ich doch, dass sie immer vorhanden ist.

Als Menschen müssen wir die Erfahrung der Vereinzelung machen – etwas, das es auf der Seelenebene nicht gibt. Wenn wir gerade keinen menschlichen Körper bewohnen, ist Einssein das einzige, das wir erfahren und erleben können, da es im Reich der Seelen eben nur Gemeinschaft bzw. Einheit gibt. Bevor wir unser Seelenreisenabenteuer angetreten haben, haben wir uns aber vorgenommen, die Erfahrung der Vereinzelung zu machen. Dafür mussten wir inkarnieren, also Mensch werden, d.h. in die Materie kommen. Das Erleben der Vereinzelung ist nur im Materiellen möglich.

Im Laufe unserer Inkarnationen müssen wir die maximale EINSamkeit erlebt haben, um danach wieder EINS mit dem Allganzen werden zu können.

Während die Vereinzelung in jüngeren Seelenaltern noch als schmerzlich wahrgenommen wurde, kann die Alte Seele sie als das ‘süße Alleinsein’ (All-eins-sein) empfinden, das allerdings nur menschlich gesehen ein Alleinsein ist. Mit unseren Seelengeschwistern der geistigen Welt sind wir immer verbunden.

Altseeleneigenschaften, die schon in jungen Jahren sichtbar sind

Im ersten Kapitel habe ich geschrieben, dass das eigentliche Seelenalter erst in einem Menschenalter von circa vierzig Jahren erreicht wird. Erst dann kommt es in seiner vollen Schönheit zum Tragen.

Viele Altseeleneigenschaften sind aber schon im Kindesalter sichtbar, und zwar vor allem bei denjenigen Alten Seelen, die sich für ihr aktuelles Leben eine Kindheit mit einem liebevollen, fördernden Umfeld ausgesucht haben. Diese jungen Menschen sind wahrhaftig, echt, reell, selbstsicher, unbeirrbar und mit einer erstaunlichen Weisheit ausgestattet. Sie sind nicht gesellig, sondern glücklich, wenn sie mit sich in ihrer eigenen Energie sein dürfen. Die lauten und groben Spiele ihrer Altersgenossen können sie nicht verstehen, eher fühlen sie sich durch solche Grobheiten verstört. Sie verbringen ihre Zeit lieber in der Natur als im Freizeitpark. In ihrer Gegenwart fühlt man sich geborgen (oder, als deutlich jüngere Seele, verunsichert). Sie sind sanfter, weniger aggressiv als andere Kinder und darauf bedacht, andere nicht zu verletzen. Wenn aber die Wahrheit ausgesprochen werden muss, kann dies auch recht schonungslos passieren. Sie lassen sich ungern vereinnahmen, und trotz der Abhängigkeit, in der sie sich als Kinder befinden, ist ihre Freiheitsliebe deutlich zu erkennen. Eine Alte Seele kann bereits im Kindesalter auf vieles empfindlich reagieren, zum Beispiel auf starke Sinnesreize (Lärm, helles Licht, Gerüche usw.), auf schädliche Einflüsse (Chemikalien, Schadstoffe in der Nahrung, Elektrosmog usw.) sowie auf “dicke Luft” und andere schlechte Schwingungen. Und – ganz entscheidend – ihre Augen haben eine große Tiefe.

Ein Kind, das diese Eigenschaften nicht zeigt, muss nicht zwangsläufig eine jüngere Seele sein. Vielleicht hat sich diese Seele für die aktuelle Inkarnation Lebensumstände ausgesucht, die das Kind in eine Schutzhaltung gehen lassen. Angst und Schmerz blockieren den Zugang zu den geistigen Welten. Die Anlagen sind also vorhanden, aber das Umfeld lässt ein Aufblühen nicht zu. Die Chancen stehen jedoch gut, dass dieses Kind seinen Weg trotzdem findet und seine Altseelen-Liebe der Welt später noch zur Verfügung stellen kann.

Es gilt also: Wenn ein Kind die oben beschriebenen Eigenschaften zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es eine Alte Seele ist. Wenn ein Kind diese Eigenschaften nicht zeigt, kann es sich entweder um eine jüngere Seele oder um eine spät erblühende Alte Seele handeln. Ein spätes Erblühen ist für eine Alte Seele genauso gut, und so oder so entspricht alles dem Plan, den sich die Seele für dieses Leben gemacht hat.

Bei sich sein

Ein externer Berater kam in unsere Firma, um das Büro der Zukunft vorzustellen. Er zeigte uns ein Bild von einem riesigen, hallenartigen Raum, in dem 400 Leute gleichzeitig an PCs arbeiteten. Meine Kollegen und ich stellten Fragen: Wie ist denn der Lärmpegel in so einer Umgebung? Können sich die Leute, die dort arbeiten, konzentrieren? Seine Antwort war: “Keine Sorge – wenn Sie viel auf dem Tisch haben und in 15 Minuten ist Abgabe für Ihre Aufgabe, dann können Sie sich konzentrieren.” Mein spontaner Gedanke war der, den du jetzt vermutlich auch hast: Wie menschenverachtend.

Dies gilt auch, wenn wir die Szenerie vom medizinischen Standpunkt aus betrachten, denn ein starkes Fokussiertsein, wie der Berater es beschrieb, kommt dann zustande, wenn der Körper voller Stresshormone ist – dann entsteht der Tunnelblick. Die Natur hat diese Stressreaktion so eingerichtet, um unser Überleben zu sichern, d.h. damit wir den lebensrettenden Ausweg aus einer akut lebensbedrohlichen Situation sehen und unseren Körper retten können. Nach einer Viertelstunde soll der Körper dann eigentlich die Stresshormone wieder herunterfahren und sich entspannen. In einem Büro wie dem vom Berater angepriesenen werden die dort Arbeitenden einem gesundheitsschädlichen Dauerstress ausgesetzt sein.

Die vorangegangenen beiden Absätze habe ich geschrieben, um den Unterschied zwischen Fokussiertsein und Bei-sich-Sein deutlich zu machen. Für beide wird gern das Synonym “Konzentration” verwendet. Für mein Verständnis gehört das Wort Konzentration eher zum Fokussiertsein, also zum Konzentriertsein auf etwas Externes, zum effektiven Handeln in der materiellen Welt. Für das Bei-sich-Sein gefällt mir das Synonym “Zentriertsein” besser, weil es eine Anstrengungslosigkeit und ein In-seiner-Mitte-Sein suggeriert.

Worauf ich hinauswill: Fokussiertsein und Bei-sich-Sein sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Wer fokussiert ist, agiert im Äußeren, ist auf Leistung und Erledigen aus. Wer bei sich ist, ist einfach nur. Er erlaubt sich, die Welt in dem Moment so sein zu lassen, wie sie eben ist. Er erlaubt sich, so zu sein, wie er im Moment ist. Er will an seinem aktuellen Zustand, an seinen gerade herrschenden Gefühlen nichts ändern. Er ist, er erlaubt, er beobachtet, er wertet nicht. Er vertraut darauf, dass alles richtig ist, so wie es ist. Die Welt ist so, wie sie ist und wie sie sein soll. Das ist Bei-sich-Sein.

Ein Kollege kam mit einer Frage zu mir. Leider konnte ich sie ihm nicht beantworten. Er sagte: “Macht nichts. Ich wollte nur zuerst dich fragen, weil es mir bei dir nicht peinlich ist.” Was für ein schönes Kompliment.

Wer bei sich ist, sieht keine Notwendigkeit, andere Menschen zu ändern.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752142358
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (April)
Schlagworte
Höheres Selbst Selbstliebe Hochsensibilität Reinkarnation Seelenfamilie Alte Seele Zwillingsflamme Auraschutz Dualseelen hochsensibel Meditation autogenes Training

Autor

  • Floriane Leland (Autor:in)

Floriane Leland ist eine Frau in den besten Jahren, aber vor allem eine zeitlose Alte Seele. Sie machte beruflich Karriere ... bis sie entdeckte, dass Karriere ihr nichts bedeutet. Heute lebt sie, ihrem Seelenalter entsprechend, unaufgeregt vor sich hin. Auf entspannte Weise lässt sie ihre Leserinnen und Leser an ihren Erlebnissen als Alte Seele zwischen Himmel und Erde teilhaben.
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Titel: Alte Seelen finden ihren Weg