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The endless love Sammelband 2

The endless love: Thade und Thore

von Miamo Zesi (Autor:in)
450 Seiten
Reihe: The endless love, Band 2

Zusammenfassung

The endless love Thade Als es Thades verletztem Bruder Jante etwas besser geht, schleppt Roan seinen Freund ins Gayfive, einem Schwulenklub, damit er sich dort einen Twink für die Nacht schnappt, um, wie er es nennt, Dampf abzulassen. Thade, auch Dom-T genannt, trifft in dieser Nacht auf Finn. Dieser ist eigentlich so überhaupt nicht sein Typ Mann. Ein Blick in dessen meerblaue Augen trifft ihn jedoch mitten ins Herz und die zwei verbringen eine geile Nacht zusammen. Am anderen Morgen gehen sie jedoch getrennte Wege. Thade träumt in den folgenden Jahren immer wieder von diesen meerblauen Augen und auch die Sehnsucht nach einem Partner, der es mit ihm aushält, wird immer größer. Erst einige Jahre später treffen die beiden sich erneut und Thade erkennt, dass Finn einen Dom sucht, um endlich das auszuleben, was er in seinen Träumen schon längst tut. Dass Thade nur auf einen Sub wie Finn gewartet hat, redet er sich gerne ein. Denn eigentlich hat Thade nur auf Finn gewartet. Das Zusammenleben jedoch gestaltet sich wiederum nicht so einfach, wie beide gedacht haben. The endless love Thore Thore ist ein junger, aufstrebender Schauspieler, dem das Glück in Hollywood hold ist. Nicht nur, dass er gut aussieht und sich die Mädchen scharenweise um ihn streiten, auch sein Können ist erste Sahne. Zudem ist sein Agent einer der gefragtesten und anerkanntesten in der Szene. Aber wie es in Hollywood so ist, vieles, was Außenstehende mitbekommen, entspricht nicht der Realität. Thore verleugnet sich für den Beruf. Lügt sein Umfeld an und leidet still vor sich hin. Er hat die Liebe seines Lebens, Daniel, für seine Karriere aufgegeben und ihn weggeschickt. Wenige Jahre später, als Thores Karriere so richtig durchstartet, löscht ein Unfall sein bisheriges Leben aus. Thore versinkt in Selbstmitleid und Depressionen, als ihm die Ärzte mitteilen, dass er in Zukunft auf den Rollstuhl angewiesen sein wird. Wird er ins Leben zurückfinden? Seine Freunde jedenfalls tun alles dafür und da ist auch noch Daniel.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


The endless Love

Thade – Thore

Sammelband 2

 

Ein Roman von Miamo Zesi

 

1. München

 

Seit Tagen sitze ich nun auf diesem unbequemen Stuhl am Krankenbett auf der Intensivstation im Münchner Universitätsklinikum. Immer noch gibt es keine Entwarnung. Immer noch nicht. Es ist gefühlt erst Stunden her, seit ich auf eben einem solchen Hocker gesessen habe, als es Jante, meinem Bruder, so schlecht ging. Aber jetzt, schon wieder und das bereits tagelang. Es zehrt nicht nur an meinen Nerven, auch mein Körper macht nicht mehr mit. Ich habe Magenkrämpfe und Kopfschmerzen, das Kreuz tut mir von der ungewohnten Haltung, die ich auf dem unbequemen Teil, das sich Stuhl nennt, einnehme, weh. Die vergangenen drei Wochen waren nicht nur hart, sondern einfach nur fürchterlich. Und davor ... die vielen Tage der Ungewissheit. Das Wissen, dass ich schuld bin. Ich selber! Wie gesagt das zehrt. Ich weigere mich, von hier wegzugehen. Auch nur für kurze Zeit. Denn wenn er aufwacht, muss ich gehen. Er wird mich wegschicken. Wird mich niemals an seinem Bett ertragen. Nichts wird mir mehr wehtun. Und nichts mehr freuen, dass er zu sich kommt, meine ich. Vor allem da ich weiß, dass ich mir das selber zuschreiben muss. Aber das kann ich aushalten, wenn er nur gesund wird und wieder erwacht. Seine meerblauen Augen lebensfroh blitzen.

2. Thade

 

Ein Jahr zuvor.

 

Mein Name ist Thade Sievert und ich bin 32 Jahre alt. Viele sagen im besten Alter. Und gut aussehend ist er noch dazu. Der Satz ist keinesfalls von mir wohlgemerkt. Tut meinem Ego trotzdem verdammt gut. Wie gesagt, das der Meinung sind einige. Ich selber bin kein bisschen eitel. War ich nie, anscheinend wirke ich auf andere mit meiner Größe von einem Meter fünfundneunzig ansprechend. Ich bin zwar kräftig, habe aber keinen dicken, oder andere würden sagen, stämmig gebauten Oberkörper. Es sind mehr die Muskeln, die ich beim Training, das ich allerdings nicht besonders oft und energisch absolviere, aufbaue. Sportlich bin ich auf keinen Fall allzu sehr. Was ich unendlich mag, ist zum Beispiel schwimmen. Das liebe ich geradezu. Mein Kumpel Roan hat in seinem Garten einen Pool der Extraklasse bauen lassen, den ich oft benutze. Ich bin im Moment dabei, den Garten meines Elternhauses neu zu planen und diesen umzubauen. Ein Swimmingpool wird darin ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. Das dauert noch. Dazu fahre ich im Winter Ski. Das kann ich nicht mal schlecht, obwohl ich es erst mit zehn angefangen habe, zu lernen. Jetzt weiter zu meinem Aussehen, das den einen oder anderen vermutlich mehr interessiert als die Baustelle in und um meinem Haus und der Tatsache, dass ich Skifahren kann. Ich habe dunkelblonde Haare, davon ist leider nicht mehr viel übrig. Ein Erbe meines Vaters, den ich sehr geliebt habe. Er und meine Mutter sind tragischerweise vor etlichen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Aber auch das ist eine andere Geschichte. Wie gesagt, meine hohe Stirn, wie Jante, mein Bruder, sie nennt, sieht einfach bescheuert aus, deshalb rasiere ich mir den Kopf meist bis auf wenige Millimeter. Zusammen mit einem Dreitagebart sieht das finde ich verwegen aus. Ich schmunzle. Roan, mein Kumpel, meint immer, ich sehe aus wie ein Pirat. Es würde nur noch die Augenklappe fehlen, was Quatsch ist. Hoffe ich mal. Meine Augen sind grau und können ziemlich beängstigend schauen. Diese Aussage wiederum kommt ebenfalls von anderen. O. k., ich weiß um diesen speziellen Blick. Den Dom-T-Blick. Ich habe ihn geübt. Verraten Sie es niemandem. Mein bestes Stück, also Klein Thade, ist auch nicht ohne. Den lieben Gott oder den Genen meines Dads sei dank, bin ich gut bestückt. Das genieße ich sehr. Einige konnten vielleicht bereits aus meinen Sätzen entnehmen, dass ich Single bin. Ist auch so. Was viele vielleicht überraschen wird, ein schwuler Single, um genau zu sein. Bis vor einigen Monaten war ich damit auch restlos glücklich. Aber jetzt? O. k., es stimmt vielleicht nicht mehr so, denn um mich herum ist alles verliebt und das wirft Begehren in mir auf, so etwas auch haben zu wollen. Dass dies auf keinen Fall so einfach ist, können denke ich viele nachvollziehen, egal ob Mann oder Frau. Zudem habe ich den Kerl, der es mit mir aushalten kann, noch nicht gefunden. Dazu muss ich sagen, ich bin mitnichten nur schwul, sondern auch ein Top und nicht nur ein Top, sondern dazu noch ein Dom. Dom-T werde ich in der Szene genannt, schon immer. Das ist etwas, was meinen Charakter ausmacht. Ich mag es, zu dominieren, und das keinesfalls nur im Bett, aber vor allem da. Trotzdem, der Mann an meiner Seite müsste sich auch im Alltag von mir dominieren lassen und so einen zu finden, wie gesagt, ist schwer. Für das Bett, da lässt sich immer was auftun, da ist es für mich kein Problem. Angefangen bei den kleinen Twinks, die mal eine starke Hand im Bett spüren möchten oder einfach mal austesten, ob diese Art Sex etwas für sie sein könnte. Mehr wollen die meisten nicht. Zudem sind Twinks auch so eine Sache. Ich mag die jungen Kerle wirklich, aber mit der Zeit bin ich in einem Alter, da ist der Reiz der kleinen, dürren, noch nicht besonders männlichen Kerle etwas verblasst. Männer, richtige Kerle, die habe ich ebenfalls verdammt gerne im Bett. Stehe darauf, einen von ihnen unter mir liegen zu haben. Einen Mann, der Muskeln an den richtigen Stellen hat. Der groß ist, etwas darstellt. Da sagt Klein Thade niemals Nein. Nur leider sind diese Exemplare meist nicht devot. Zwar kann ich Glück haben und ich finde einen, der sich mal toppen lässt, aber das ist nicht so oft der Fall. Vor allem ist bei den Meisten der Wunsch da, auch einmal derjenige zu sein, der das Sagen im Bett hat. Wie gesagt bei den Meisten, und das kommt für mich niemals infrage. Bzw. nur, wenn ich das will und wollen tu ich das sehr selten.

 

Die letzten Jahre waren für mich auf keinen Fall einfach. Auch das ist wieder so eine Lüge. Sie waren beschissen. Meine Eltern sind bei einem Verkehrsunfall, wie ich vorhin bereits erwähnte, vor nun schon 8 Jahren umgekommen. Wenn ich nur darüber nachdenke, kann ich nicht glauben, wie schnell die Zeit nur vergeht. Zurückgelassen haben sie mich. Ihren älteren Sohn Thade, der zu dieser Zeit in den USA studiert hat und der dabei war, eine Firma aufzubauen, und ihren jüngeren, gerade mal sechzehn Jahre alten Nachzügler, meinen Bruder Jante. Nicht nur dass er ein schlaues Kerlchen ist, er ist in der Zwischenzeit sogar mit Roan, meinem allerbesten Freund und Geschäftspartner, verheiratet. Zudem hat er selber eine Firma gegründet oder ist zumindest dabei. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Jante machte mir in den letzten Jahren sehr, sehr viele Sorgen. Er konnte nichts dafür, deshalb bin ich vieles, aber ihm sicherlich nicht böse, deswegen. Er ist wie ich schwul. Hat das mit fünfzehn festgestellt und sich mir anvertraut. Was bei ihm anders ist, ist die Tatsache, dass er zudem devot veranlagt ist. Äußerst devot. Also das genaue Gegenteil von mir.

Sein erster Ausflug mit knapp achtzehn in einen Gayklub hier in München zusammen mit seinem Kumpel Marco endete in einem Fiasko. Er wurde von mehreren halbstarken, schwulenhassenden Kerlen zusammengeschlagen, schwer misshandelt und auch vergewaltigt. Jante war wochenlang im Krankenhaus und dieses Erlebnis hat ihn restlos aus der Bahn geworfen. Ich habe ihn danach lange Zeit nicht mehr wiedererkannt. Kam nicht mal ansatzweise an ihn heran. Da waren Drogen im Spiel und Dinge, von denen ich nichts mehr wissen möchte.

 

Irgendwann als Jante erneut ziemlichen Mist gebaut hat, ich in den USA auf Geschäftstermin war, ist Roan eingeschritten und hat ihn unter seine Fittiche genommen. Mich hat er in den Urlaub beordert und sich um Jante auf seine Art und Weise gekümmert. Zur Erklärung: Roan ist wie ich schwul und er ist ein Master also dominant wie ich. Dass er es auf Jante abgesehen, ein Auge auf ihn geworfen hat, wusste ich nicht. Er hat es Jante kein bisschen einfach gemacht. Trotzdem haben sie sich verliebt oder gerade deshalb? Die beiden sind nun sogar verheiratet, aber auch das hat Jante nicht vor seinem inneren Gefühlschaos retten können. Er ist nach einer ziemlich bescheuerten Sache, an der ich mit schuld bin, ausgerastet und abgehauen. Für ein komplettes langes Jahr. Roan ist zum Einsiedler und Eigenbrötler mutiert in dieser Zeit. Er hat abgenommen und wirklich um Jante getrauert, hat sich um ihn und die Liebe, die er für ihn empfindet, gesorgt. Erst vor wenigen Wochen kam Jante zurück. Zum Glück. Mein Bruder ist ein anderer Mensch geworden. Ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht. Er ist, um es kurz zu machen, gesund und bei Roan angekommen. Wenn ich mir die beiden Personen, die mir am meisten bedeuten, anschaue, muss ich schmunzeln. Roan, der Jante verliebt ansieht, ihm gleichzeitig aber den Arsch versohlt, dass dieser tagelang vor Schmerzen nicht richtig oder lange sitzen kann und sich nach einer solchen Session wiederum im Bett von ihm einen blasen lässt, danach beide lachen und miteinander schlafen, die Vorstellung ist einfach köstlich. Nein perfekt. Das ist es, was mich unruhig macht. Ich will genau das auch haben. Und da ist das Problem. Ich fahre nach Hause und liege in meinem Bett. Alleine. Befreie aber meinen Penis. Denn Druck habe ich trotzdem. Wenn ich die Augen schließe, sind da wie so oft diese frech blitzenden meerblauen Augen vor mir und ein lächelndes Gesicht. Scheiße, es dauert nicht lange und ich spritze in meiner Hand ab. Schlafe danach zum Glück zügig ein.

 

Es ist Samstagabend. Ich stehe im Gayfive an der Bar und sehe mich um.

»Nichts dabei heute?«

»Hi Otto. Du bist auch mal wieder unter den Suchenden?«

»Ja und Nein, Thade. Bin verabredet, aber nur auf ein Bier. Du?«

»Ja und Nein. Nichts dabei, das es mir heute antut oder anders gesagt bisher ist mir noch keiner ins Auge gestochen.«

»So, du wirst wählerisch?«

»Nein, das auf keinen Fall oder vielleicht auch schon.« ... Ich suche meerblaue Augen ...

»Thade, ich sehe schon. Du bist heute etwas speziell drauf. Ich muss. Da vorne ist meine Verabredung.«

»Alles klar, Otto. Viel Spaß dir.« Ich drehe mich zum Barkeeper um und zahle. »Schon genug für heute Dom-T?«

»Ja.«

»Da werden die Twinks aber traurig sein.«

»Sie werden es überleben und ihr Arsch sich freuen.« Er lacht.

»Könntest du recht haben. Na dann, bis bald.« Auf der Heimfahrt denke ich noch kurz über Otto nach, der ein Freund geworden ist. Er war an diesem schrecklichen Tag, als das mit Jante passierte, im Klub und hat die Erstversorgung von Jante übernommen. Otto ist Arzt. Zudem ein sehr guter, sein Vater hat eine Privatklinik hier in München. Dorthin wurde Jante gebracht und dort wurde er auch operiert und versorgt. Seit dieser Zeit vertraue ich Otto in allem. Er ist jemand, der seine Klappe halten kann, was Jante am besten von uns weiß. Denn Otto wusste, wo Jante in dem Jahr, als er verschwunden war, gewesen ist. Er hat ihn unterstützt. Auch mit Geld, was sicherlich nicht selbstverständlich ist. Er hat uns trotz alledem nie etwas gesagt. Wie gesagt, Otto ist schwer in Ordnung.

 

Am Montag sitze ich wie jeden Tag vor dem Zeichenbrett und grüble. Das kann ich. Ich bin nicht hochbegabt wie Jante. Ach ja, das hatte ich vergessen zu erwähnen. Jante ist hochbegabt. Er hat einen IQ jenseits der 140. Irgendwie bin ich das vielleicht auch auf meine Art. In meinem Inneren kann ich mir vorstellen, wie bestimmte Teile aussehen müssen, um als komplexes System zu funktionieren. Dazu brauche ich nicht viel. Einen Stift und die Baupläne der Maschine. Roan nennt mich das Gehirn in der Firma. Er ist der Schatzmeister oder anders gesagt ich die Regierung, er der Verteidigungsminister. Ich muss immer lachen, wenn er solche Vergleiche bringt, aber irgendwie hat er schon recht. Wir ergänzen uns. Keiner redet dem anderen rein oder denkt, dass er etwas nicht kann. Wir kennen uns seit dem Kindergarten. Roan ist Waise, Vollwaise. Die Tatsache, dass er Alleinerbe des Vermögens seiner Eltern ist, hat ihn zu einem Kind gemacht, das niemand haben wollte bzw. nur bis zu einem bestimmten Alter und bis zu einer bestimmten Linie, die von keinem übertreten wurde. Also keine Liebe oder Zuneigung. Nichts. Roan meinte mal, dass wir uns aus einem früheren Leben kennen. Keine Ahnung, ob er recht hat, aber ich glaube, dass es sein könnte. In ihm habe ich einen Menschen gefunden, der mir, so heftig es sich vielleicht anhört, nähersteht, als meine Eltern es je könnten bzw. gekonnt haben. Er weiß alles von mir. Mit ihm bin ich zusammen aufs Internat. Damals war ich gerade Mal acht. Bin oft nicht mal in den Ferien nach Hause gereist. Wollte nicht, dass er alleine bleiben musste. Er war und ist meine Familie und ich seine. Was nicht heißt, dass ich nie zu Hause war. Aber keinesfalls oft. Dort im Internat habe ich auch Skilaufen und den Vorzug des Schwimmens kennengelernt. Sportarten, die im Internat gefördert und angeboten wurden.

 

Meinen Bruder Jante kenne ich erst richtig, seit er acht oder neun Jahre alt ist. Davor war er ein nerviges Kleinkind, das in meiner Erinnerung immerzu geschrien hat und zornig auf alles war. Komischerweise hat er schon zu dieser Zeit zu mir aufgesehen, in mir wirklich seinen großen Bruder gesehen, und wir haben uns wie gesagt, als er etwas älter wurde, prima verstanden. Das tun wir heute noch.

Zurück zum Zeichenbrett. Ich konzentriere mich auf den Auftrag. Die nächsten Stunden bekomme ich nichts um mich herum mit. Es ist fast so, als ob ich in der Maschine bin und mir die Vorgänge darin ansehe.

Erst als die Tür auffliegt, sehe ich etwas genervt auf.

»Was zum Henker ...«

»Hallo Thade!«

... lachende, vor lauter Schalk blitzende meerblaue Augen sehen mich an ... »Was machst DU denn hier?«

 

»Entschuldigung, Herr Sievert. Er kam einfach herein und ich konnte ihn nicht aufhalten.«

»Das passt schon, Maria. Schließen Sie die Türe.«

 

»Dachte mir, ich besuche dich mal, alter Mann.«

»Ich geb dir gleich den alten Mann, Finn. Seit wann bist du wieder in Deutschland?«

»Drei Wochen.«

»Soso und da fällt es dir jetzt erst ein, mich zu besuchen?« Er grinst frech. »Immerhin, oder?« Ich lache. Seine Fröhlichkeit ist ansteckend.

»Kleiner frecher Kerl du.« Er wird bei meinen Worten ernst. Das Lachen verschwindet aus seinem Gesicht.

»Was ist los? Hab ich was Falsches gesagt?«

»Nein, Thade. Sorry«

»Finn, was ist los?«

»Ist nur so, dass ich nun mal einfach nicht der Größte bin. Das nagt, wie du vielleicht noch weißt, etwas an mir.«

»Mir scheint, nicht nur etwas.« Jetzt erreicht das Lachen wieder seine Augen.

»O. k., ziemlich. Musst du noch lange arbeiten oder sollen wir essen gehen? Vorausgesetzt du zahlst. Ich selber bin pleite.«

»Himmel, bist du frech, Finn, haben sie dir das in den USA nicht abgewöhnt?«

»So weit kommt es noch.«

»Na, dann wird es ja Zeit, dass ich das übernehme.« Erstaunt sieht er mich an.

»Jetzt mach kein solches Gesicht. Ich werde dich schon nicht fressen.«

»Na dann. Los, hoch mit dir, Thade, ich habe Hunger.«

 

Er geht vor mir zur Tür hinaus. Finn also. Seine meerblauen Augen, die mich seit einigen Jahren verfolgen. So wie der Kerl selber. Er passt so überhaupt nicht in mein Beuteschema. Eigentlich noch nie. Trotzdem habe ich ihn mir vor ein paar Jahren aus der großen Menge des Gayfive herausgepickt und eine ziemlich spektakuläre Nacht mit ihm verbracht. Das war vor drei Jahren. Vor eineinhalb Jahren habe ich ihn zufällig auf Hawaii wiedergetroffen und auch dort haben wir miteinander geschlafen. Finn ist anders. Anders als ich mir meinen Mann vorstelle und anders als man es erwartet. Sein Hinterteil ist perfekt. Seine Gangart, alles sieht bei ihm spielerisch leicht aus und er ist höllisch sportlich. Diesen Vorzug konnte ich auf Hawaii sehr genießen. Trotzdem, er ist klein, mindestens einen Kopf kleiner als ich. Gerade mal, wenn ich schätzen müsste, 1,65 Meter oder so. Zudem äußerst zierlich und ziemlich feminin. Er ist sehnig und trotzdem wirken seine Muskeln an ihm auf den ersten Blick nicht. Wenn er sein T-Shirt jedoch auszieht, wird man überrascht. Er ist mit Sicherheit, wie gesagt, Hammer sportlich. Aber er ist im Prinzip, würden viele sagen, ein kleines Würstchen und das ist dann nie besonders nett gemeint. Deshalb nagt dies auch an ihm, das verstehe ich durchaus. Finn hat etwas an sich, das mich reizt, ungemein reizt. Alles an ihm passt irgendwie zusammen. Da ist sein Mund. Seine Lippen und seine meerblauen Augen, in die man versinken kann. Die, wenn er erregt ist, noch dunkler werden.

»Sag mal, wo bist du eigentlich. Träumst du, Thade?« Ich zucke zusammen. Hat er mich doch glatt erwischt.

»War noch kurz bei meinem Auftrag. Sorry.«

»Ja ja, Auftrag und warum stierst du dann auf mein Hinterteil ...?« Ich lache, kann nicht anders.

»Du verdammt frecher, kleiner Spaßvogel. Los, lass uns gehen.«

3. Finn

 

Soll ich zu ihm gehen? Unser letztes Treffen war gut und hat mich sehr nachdenklich gemacht. Was er damals zu mir gesagt hat. Ich konnte es nie vergessen. Thade ist anders. Er ist der Hammer. Eine Urgewalt und trotzdem einer der zärtlichsten Kerle, die ich kenne. Er hat mir nicht eine Sekunde das Gefühl gegeben, dass er in mir keinen Mann sieht. Sondern mich nur als kleinen Twink im Bett will. Egal ...

 

Ich heiße Finn Zoller, kein spektakulärer Name. Komme aus den USA zurück, dort habe ich Theaterwissenschaft angefangen zu studieren, mich allerdings auf Sportwissenschaft spezialisiert. Das Studium war klasse und anstrengend. Ist mir zum Glück durchaus nie schwergefallen, denn, auch wenn es mir keiner ansieht, ich liebe Sport, bin auf meinem Mountainbike ziemlich gut. Was ich zusätzlich gerne mache, ist tanzen. Das aber weiß eigentlich niemand. Dass ich dazu nicht stehe, ist so eine Sache, egal.

 

Aufgewachsen bin ich in einem Vorort von Augsburg auf einem landwirtschaftlichen Anwesen. Meine Eltern sind, um es deutlicher auszudrücken, einfach Bauern gewesen. Leider sind beide verstorben. Mutter hatte Brustkrebs. Sie wäre heute 70, aber sie hat den Kampf bereits vor zehn Jahren verloren. Vater ist an Herzversagen, von nunmehr auch sechs Jahren von uns gegangen. Er war damals 82. Ich habe noch zwei Geschwister. Meine Schwester Laura, sie ist neun Jahre älter als ich und Ärztin. Ihre Praxis hat sie bei uns zu Hause im Ort. Zusammen mit einem Kollegen. Sie ist verheiratet, hat aber keine Kinder. Karl ist mein älterer Bruder, er ist schon vierzig und führt den Hof meiner Eltern weiter. Er ist glücklich. Hat eine liebe Frau, meine Schwägerin, und zwei Kinder. Tom, meinen Neffen, und Julia, meine Nichte. Sie sind beide klasse. Ihnen ist der Altersunterschied sicher aufgefallen, ja ich bin das Küken. Der Nachzügler. Verwöhnt wurde ich allerdings nie. Auch ich durfte früh auf dem Hof mithelfen. Meine Kindheit war perfekt. Und ich hatte meinen Bruder, den ich sehr gerne habe. Er ist unwahrscheinlich intelligent. Er hat sich für den Beruf des Landwirtes entschieden, liebt das Landleben, wollte nie mehr, ist zufrieden mit sich und dem, was er erreicht hat. Es gab nur einmal eine kurze Zeit lang Unstimmigkeiten in unserer Familie und daran war ich schuld. Ich habe mich als schwul geoutet. Vater hat das tief getroffen, ich vermute, er hat sich, wie das ja oft der Fall ist, die Schuld daran gegeben. Machte sich selber und meiner Mutter Vorwürfe, dass sie mich zu sehr verwöhnt haben. Schwachsinn. Aber so war das halt damals. Karl hat sich für mich eingesetzt und mit Vater lange und oft gesprochen. Weihnachten haben wir wieder als Familie gefeiert. Ich habe nie einen Kerl nach Hause gebracht oder auch nur davon geredet. Still habe ich hingenommen, dass meine Eltern das zwar akzeptieren irgendwie, aber nie in Kontakt mit dieser schwulen Welt kommen wollen. Blöd, zumal das nicht der einzige dunkle Fleck in meinem Selbstbewusstsein ist. Ich bin klein, das, was mein Bruder zu viel hat, habe ich zu wenig. Er misst fast zwei Meter und ist gut gebaut, was zusätzlich von der körperlichen Arbeit auf dem Hof kommen mag. Er ist braun gebrannt und blond. Das Ebenbild meines Vaters. Meine Schwester ist ebenfalls groß, aber gertenschlank, wie meine Mutter es war. Die blonden Haare hat sie auch von Vater. Ja und dann kam ich. Klein, dunkelhaarig, bleich, kein Körperbau und schwul. Was soll ich sagen. Dazu sind meine Gesichtszüge sehr feminin ausgeprägt. Früher sagten viele, ich sei niedlich. Ein Twink also, wie er im Buche steht. Als siebzehn- oder zwanzigjähriger, schwuler Kerl grandios. Die Tops haben mich gerne vernascht und oft ich hatte immer genug am Start. Sie schnappten sich mich immer so zwischendurch. Bis ich bemerkt habe, dass sie mich nie ernst nehmen, sondern ich nur zum Ficken wie gesagt für zwischendurch recht bin. Als Appetithäppchen gut bin, so hat mir einer mal zugeflüstert. Da wurde ich nachdenklich und habe meine Gunst niemals mehr leichtsinnig verschenkt. Irgendwann ist mir das einfach zu blöd geworden und ich habe ausgesucht, wer an meinen Hintern darf. Viel hat das nicht gebracht, denn im wahren Leben bin ich halt immer noch ein Mann, der wie ein kleiner Junge aussieht. Es nervt heute noch, mit fünfundzwanzig an der Supermarktkasse den Ausweis zu zeigen, ob ich achtzehn bin. Sie verstehen? Es nervt, egal.

Thade Sievert habe ich vor drei Jahren zum ersten Mal getroffen. Ihn habe ich definitiv auf keinen Fall ausgesucht, sondern er mich. An diesem Abend hat er mich erwählt und ich konnte mich dieser Dominanz, die er ausstrahlte, nicht entziehen. Habe sie am kompletten Körper gespürt. Und wahrgenommen, wie der devote Teil, der in mir schlummert, von dem ich zwar weiß, ihn aber tief in mir verstecke, aufgewacht ist. Thade hat diesen Teil von mir hervorgelockt oder anders gesagt mich erkannt. Die Nacht mit ihm war spektakulär. Zuerst hatte ich Schiss. Er hat mich beruhigt und dann ... Junge ... Was er mit seiner Hand kann, wie sein Schwanz aussieht und er mit ihm umgeht. Ebenfalls Extraklasse. Mein Hinterteil hat noch eine Woche später wehgetan und genau das will ich wieder haben. Der Blick in den Spiegel, die Tage darauf, hat einen Finn gezeigt, der selbstbewusst ist. Einen anderen Finn, den ich bis dato nie im Spiegel gesehen habe. Seit dieser Nacht habe ich Sehnsucht, Sehnsucht, das wieder zu erleben. Auf Hawaii habe ich durch Zufall Thade erneut gefunden. Ein genialer Zufall, ich konnte es zuerst nicht glauben. Er, der Kerl meiner Träume, meist feuchten Träume, möchte ich betonen, liegt am Strand. Einfach so. Auch dort hat er mit mir geschlafen. Ich habe keine Sekunde gezögert oder nachgedacht. Ich wollte es genauso wie er. Dort aber war Thade anders, wie gesagt, zärtlicher und doch fordernd. Später haben wir geredet und er hat in mir dadurch die Sehnsucht nach dieser Demut noch mehr angeheizt, vermutlich unbewusst, wobei, bei Thade ist nie etwas unbewusst, glaube ich mal zumindest. Selten habe ich mich so wohl in der Gegenwart eines anderen Menschen gefühlt. Leider ging der Abend viel zu schell vorbei. Jedoch Thade hat mich eingeladen, ihn zu besuchen, hier in München, wenn ich wieder zu Hause bin. Sein letzter Satz, den er damals in Hawaii vom Stapel gelassen hat, der war, wie ich mir im letzten Jahr immer wieder gedacht habe, nur für mich. Er hat mir natürlich diesen Floh in Ohr gesetzt. Ob ich in einer derartigen Beziehung leben könnte, ich mich einem andern Kerl unterordnen kann? Kann ich das? Bin ich deshalb zu ihm gefahren? Fragen über Fragen. Vor der Firma von Thade und Roan, seinem Kumpel, bleibe ich stehen. Nochmals tief durchatmen und rein, Finn. Etwas hinauszuzögern, war noch nie dein Ding, also los jetzt.

4. München

 

Er ist still. Geht zielstrebig in eine Pizzeria und ich folge ihm.

»Pietro, hast du einen Platz für uns?«

»Klar doch, Thade. Für dich immer.« Als wir sitzen, beginnt er.

»Und?«

»Was meinst du, Thade?«

»Weshalb bist du gekommen?« Ich bin leise. Er ist fies. Warum auch nicht. Er hat mir ja schon mal erklärt, dass er das mag und es genießt. Dass ich es aber weiß, macht es keinesfalls besser, im Gegenteil.

»Weil ich dich besuchen wollte?«

»Finn, verarsche mich nicht.« Pietro kommt an den Tisch. Thade sieht mir direkt in die Augen und bestellt. Bestellt für sich und für mich. Scheiße, er durchschaut mich von vorne bis hinten. Etwas unruhig sitze ich auf dem Stuhl.

»Finn? Was also ist los und beantworte meine Frage. Bitte.«

»Na ja, es ist durchaus so, dass ich dein Angebot annehmen und dich besuchen wollte. Ich bin seit drei Wochen hier, war bei meinem Bruder und habe mich von dort aus nach einer Arbeitsstelle umgeschaut. Bevor ich zu dir gekommen bin, hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Sieht im Übrigen gut aus, mündlich habe ich den Job.«

»Glückwunsch. Das beantwortet aber nicht meine Frage, Finn.« Ich werde noch unruhiger. Das Glück ist mir hold, Pietro kommt mit den Getränken und verschafft mir nochmals etwas Schonfrist. Als er weg ist, gibt es kein zurück. Tjades Gesicht spricht Bände, ich beschieße, ehrlich zu sein.

»Du hast etwas in mir aufgeweckt, das ich versucht habe, zu unterdrücken, schon vor drei Jahren. Und auf Hawaii ist es erneut hervorgekrochen, Thade. Ich kann dir auf keinen Fall beantworten, ob ich devot bin.« Thade schnaubt. Ich rede weiter.

»Und selbst wenn, weiß ich nicht, ob ich mich unterordnen kann. Im Arbeitsleben sicher niemals, denn ich bin gut und will etwas erreichen. Im Privaten weiß ich es einfach nicht. Aber ich träume davon. Trotzdem fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass mich jemand mag. Mich keinesfalls nur für seine, ich nenne es mal, Spielchen, mich als Schmuckstück haben will. Mein Selbstbewusstsein ist äußerst mies. Ich mag meinen Körper nicht. Weiß, dass mich viele nicht ernst nehmen. Mich Würstchen nennen, weil ich so schmächtig bin und zusätzlich ziemlich feminin wirke. Eigentlich ist nichts wirklich Männliches an mir. Das beschäftigt mich und macht mich unsicher. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mich ein Kerl als das ansieht, was ich bin. Als Mann, der sich gerne einem andern unterordnet und trotzdem als ganzer Kerl von ihm angesehen werden will. Scheiße, verstehst du das irgendwie? Ich rede zu viel und lauter Mist. Es tut mir leid, Thade.« Er ist still. Und Pietro bringt die Pizzas. Salami und Pilze, sie riecht gut und auch der Teig sieht knusprig und lecker aus. Ich beginne zu essen und auch Thade fängt an. Immer noch spricht er kein Wort. Gott, mein Herz klopft und ich bin aufgeregt und verdammt unruhig. Soll ich nochmals was reden? Lieber nicht. Oder ist er schon gelangweilt von mir? Vermutlich. Ich bin in Gedanken und spüre gar nicht, dass mich Thade beobachtet und mit einem Blick ansieht, der mir zu denken geben sollte. Wie gesagt, ich bin so auf mich konzentriert, dass es mir nicht auffällt.

 

Meine Güte, er ist einfach nur perfekt. Am liebsten würde ich ihn schnappen, über die Schulter werfen, ihn ins Auto verfrachten, nach Hause in mein Bett bringen und ihn durchvögeln. Ihm klarmachen, dass ich nur mit einem Mann, einem Kerl ficke. Dass er sein Selbstbewusstsein mal ziemlich überdenken muss. Und dann, er sucht einen Dom? Himmel, er, der Traum meiner Nächte, sucht einen Dom, ist sich dessen noch nicht einmal bewusst und kommt zu mir. Der Kerl kann nur wahnsinnig sein. Denn wenn ich ihn zu mir nehme, habe ich Arbeit ohne Ende. Nicht damit, ihn zu erziehen. Das wird das kleinste Problem und sein größtes sein. Nein, ich werde sämtliche Doms und Tops und Master von ihm fernhalten, ihn verteidigen müssen. Finn ist sich seiner Ausstrahlung gar nicht bewusst. Er ist auf keinen Fall mehr der Twink von vor drei Jahren. Er sollte mal in den Spiegel schauen. Er ist älter geworden, männlicher, perfekt. Wie gesagt, mehr als perfekt. Seit er in mein Büro reingestürmt ist, ist mein Schwanz so was von steif, dass er fast wehtut, und so wahr ich Thade heiße, er wird dafür büßen und Sorge tragen, dass der Druck abgebaut wird. Entweder mit seinem kleinen, göttlichen Mund oder mit seinem Arsch. Wobei, wenn ich wetten dürfte, ist er seit Langem nicht mehr gefickt worden. Vielleicht war ich der Letzte. Scheiße, allein die Vorstellung bewirkt, dass es in meiner Hose noch enger wird. Ich grinse innerlich. Aber mein Lächeln erreicht auch meine Lippen. Finn sieht es nicht, denn er grübelt immer noch darüber nach, ob er zu viel geredet hat. Zu viel von sich offenbart hat. Und ja, das hat er. Ich konnte die Sehnsucht durchaus hören und spüren. Er ist einfach nur perfekt. Auch Roan hat dies vor drei Jahren sofort erkannt, viele anderen nicht, alles Idioten. Oder zum Glück, denn er weiß es noch nicht, aber seit er in mein Büro gestolpert ist, ist er mein Sub. Ich werde ihm keine Chance geben, wieder aus meinem Leben zu verschwinden, im Gegenteil, alles dafür tun, dass er bei mir bleibt. Mein Teller ist leer. Er hat noch die halbe Pizza vor sich stehen. Ich zögere nicht und greife mir, immer noch ohne etwas zu sagen, seinen Teller und schneide mir ein Stück von seiner Pizza ab, um es auf meinen Teller zu legen und weiterzuessen. Finns Blick ist göttlich. Vor allem aber ist er still und isst weiter, als ob nichts geschehen wäre. Genial. Als ich fertig gegessen habe, beschließe ich, dass er genug gelitten hat. Innerlich grinse ich.

»Weißt du, Finn.« Er erschrickt.

»Für einen intelligenten Kerl redest du verdammt viel, ziemlich viel dummes Zeug und elendig um das eigentliche Thema herum. Deshalb fasse ich mal kurz zusammen: Du hast fertig studiert.« Er nickt.

»Wohnst im Moment bei deinem Bruder, hattest heute ein Vorstellungsgespräch, das perfekt gelaufen ist. Wenn das klappt, brauchst du eine Wohnung. Ich nehme mal an hier in München.« Wieder nickt er.

»Weiterhin hast du schon längere Zeit nicht mehr in den Spiegel gesehen, denn, wenn du das getan hättest, würdest du niemals solchen Mist erzählen, den du auch noch glaubst.« Er sieht mich entgeistert an und weiß nicht, was ich meine.

»Dass du nicht männlich bist. Kein Kerl bist. Denn ich, Finn, ficke nur ganze Kerle. Das mal zu diesem Punkt. Der Nächste ist, du weißt nicht, ob du devot bist. Träumst aber davon, in einer Sub-Top-Beziehung zu leben. Wenn du mal nachdenkst, ist das ein Widerspruch in sich, oder? Stimmst du mir da zu?« Er ist von meiner Frage völlig überrumpelt. Nickt aber. Als ich ihn diesmal ernster anblicke und ihm damit signalisiere, dass ich von ihm eine Antwort haben möchte, sagt er: »Ja, Thade, du hast recht.«

»Gut. Denn jetzt, da wir das klargestellt haben, sage ich dir die Konsequenzen, die ich für mich daraus gezogen habe.

Du wirst morgen deine Sachen bei deinem Bruder abholen. Dich bei mir um zwölf im Büro melden. Diesmal ordentlich, wie es sich gehört. Wir werden zu mir nach Hause fahren und ich zeige dir dein Zimmer. Danach bereden wir, was ich von dir erwarte und wie ich dies auch durchzusetzen gedenke. Das wird sich niemals auf deine Arbeit auswirken, aber es wird Teil deiner Arbeitswelt sein.« Er wird etwas bleich bei meinen Worten und will etwas sagen. Ich winke ab.

»Du wirst mir mitteilen, wo du arbeitest, wie deine Arbeitszeiten sind. Wann du frei hast, nach Hause kommst, wenn es später wird usw. Ich möchte Bescheid wissen, wenn du ein Geschäftsessen hast, wenn du auf eine Geschäftsreise musst, all diese Dinge. Was ich nie tun werde, ist, in deine Arbeit reinreden oder dich dahin gehend ausbremsen oder verlangen, dass du dich dort outest, wenn du das nicht willst. Aber ich möchte und werde an deinem Arbeitsleben teilhaben. Sollten wir jemanden aus der Firma in unserer Freizeit begegnen, werde ich dich nie bloßstellen, Finn, so bin ich auf keinen Fall. Was ich möchte, ist, dass du mir morgen deine Tabus, fein säuberlich auf einem Zettel aufgeschrieben, gibst. Ebenso deine Grenzen. Was dir Angst macht, was du mal erleben willst, auf sexueller Ebene und was für dich wie gesagt No-Gos sind. Des Weiteren, Finn, erwarte ich zwei Safewörter von dir. Ich selber bevorzuge Gelb für langsam und Rot für Aufhören, das weißt du ja schon. Diese kannst du gerne ändern. Wenn du morgen zu mir kommst, Finn, heißt das für mich, dass du mir gehorchst. Dass du tust, was ich von dir möchte. Ich mache keinen Vertrag mit dir. Das, was zwischen uns passiert, wird freiwillig sein. Du wirst aus freien Stücken kommen und dich mir unterordnen. Was aber niemals heißen wird, dass du bei der ersten Gelegenheit, die dir nicht passt, verschwinden kannst. Wenn ich der Meinung bin, dass es zwischen uns keinesfalls geht, werde ich dich ziehen lassen. Ich zwinge dich zu nichts, Finn. Aber wie gesagt, wenn du bei mir bist, tust du, was auch immer ich sage, und das wird dir mit Sicherheit oft nicht schmecken. Ich gehe jetzt. Du hast viel zu tun und auch viel zum Nachdenken, Finn. Nutze die Zeit, wenn du zu mir kommst morgen Mittag, reden wir ausführlich.«

Mit diesen Worten stehe ich auf und trete aus der Pizzeria, im Hinausgehen werfe ich Pietro einen Fünfzig-Euro-Schein auf den Tresen. Erlaube mir, noch einen Blick zurück auf Finn zu werfen, der bleich und geschockt mit offenem Mund dasitzt.

Ich zwinge mich, auf die belebte Straße rauszugehen. Viel lieber würde ich ihn, wie vorhin schon erwähnt habe, packen und ins Auto setzen, nach Hause rasen und ihn dort durchficken. Geduld, Thade, bald. Die paar Stunden kannst du warten. Außerdem muss auch ich noch ein paar Dinge vorbereiten, damit ich bereit für Finn bin, sollte er morgen erscheinen, wovon ich ausgehe. Als ich in der Firma ankomme, laufe ich zuerst zu Roan ins Büro. Jante ist da und kniet neben ihm. Mist, ich hätte ihn gerne alleine gesprochen. Leise frage ich: »Kniet er schon lange?«

»Ja, er ist tief in Trance. Du kannst reden, das willst du doch, oder?«

»Ja.«

»Hat das etwas mit dem Besuch von vorhin zu tun?«

»Musst du denn alles wissen?«

»Zufall. Ich wollte was von dir und du warst nicht im Büro. Da hat mir Maria erzählt, dass du mit einem jungen Mann, der an ihr vorbeigelaufen ist, das hat sie im Übrigen ziemlich geärgert, zum Essen gegangen bist.«

»Wird nicht mehr vorkommen.«

»Was.«

»Dass er ohne Anmeldung einfach so hereinspaziert.«

»Aha?«

»Er wird öfter hier sein und keine Anmeldung brauchen.«

»Man, Thade, jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.«

»Es war Finn.«

»Finn? Der Finn, von dem ich glaube, dass er es ist?«

»Ja. Er wird morgen bei mir einziehen, Roan, und er wird bleiben.« Roan sieht mich erstaunt, aber als er mich länger betrachtet, lächelnd und wissend an.

»Er hat es dir angetan, schon vor drei Jahren, als er zum Frühstück geblieben ist.«

»Ich hab ihn nochmals danach getroffen auf Hawaii, Roan, dort habe ich ihn quasi eingeladen.«

»Du hast was?«

»Allerdings ...«

»Ja?«

»Er wird als Sub bei mir leben.« Roan sieht mich nicht wirklich überrascht an.

»Das wird nicht einfach werden. Finn ist devot. Er weiß aber im Prinzip nicht, was das bedeutet, sich unterzuordnen. Er hat null Selbstbewusstsein. Ihm das einzuhauchen, wird schwierig werden. Er hat die tollsten blauen Augen, die es gibt, und einen Hintern zum Genießen. Roan, er hat Angst vor diesem Gefühl, das er in sich trägt. Seine Größe und dazu devot zu sein. Er glaubt, dass ihn das zu einem Mann macht, der kein ganzer Kerl ist. Ihm ist bewusst, dass ihn viele nicht ernst nehmen, ihn, wie sagt er, Würstchen nennen. Roan, er hat definitiv zu viel Sonne abbekommen und hat in letzter Zeit vergessen, in den Spiegel zu schauen. Ja, er ist kleiner als viele andere, aber er sieht verdammt gut aus, und zwar männlich mit diesem Touch Femininität, die ihn wahnsinnig interessant macht.«

»Ich glaube es nicht.«

»Was?«

»Du bist verknallt! Schwärmst von einem Kerl, als ob er der Kerl wäre, der deiner ist. Thade?«

»Ich will ihn, Roan. Unbedingt. Ich habe ihm beim Essen ziemlich viel zum Nachdenken gegeben und erwarte ihn morgen um zwölf in meinem Büro. Ab diesem Moment wird er meiner sein. Ich wollte dir das erzählen, damit du nicht aus allen Wolken fällst. Er wird nicht wie Jante allzu oft im Büro sein oder vielleicht schon. Er hat einen Job und er und ich möchte, dass er den ausübt, ohne dass ich mich einmische. Verstehst du?«

»Ja.«

»Gibst du ihm eine Chance, Roan? Ich meine ...«

»Thade, mein Freund. Nichts macht mich glücklicher als die Tatsache, dass du jemand gefunden hast, den du behalten willst. An deiner Seite haben möchtest und Finn! Du musst auf keinen Fall glauben, dass mir das nicht aufgefallen ist, dass du ihn anders behandelt hast als andere Twinks. Dass du mir nicht erzählt hast, dass du ihn nochmals getroffen hast, sagt mir alles. Er ist dir wichtig. Der Kleine hat noch gar keine Ahnung, was auf ihn zukommt. Meine Güte, das wird ein Spaß werden. Ich wette, er wird sich mit Jante und mit Marco sehr gut verstehen.«

»Das hoffe ich.« Jetzt da Roan Bescheid weiß, geht es mir besser. Jante wird etwas unruhig. Wir waren laut. Lauter, als er es gewohnt ist. Roan berührt ihn zärtlich an der Schulter und er wird automatisch ruhiger. Die beiden verstehen sich in der Zwischenzeit ohne Worte. Das will ich ebenfalls haben und das werde ich auch bekommen. Bald, nein, beginnen wird es morgen.

Ich fahre nach Hause und richte ein paar Dinge her. Roan hat mir erzählt, dass es für Jante damals eine Strafe war, dass er nie in Roans Bett liegen durfte, sondern Roan es als Belohnung für ihn dargestellt hat. Ich habe mir das gut gemerkt. Finn wird bei mir schlafen. Aber er wird auch oft mal auf der Couch oder im Spielzimmer, das ich frisch renoviert und eingerichtet habe, schlafen. Das Zimmer liegt neben meinem Schlafzimmer. Nicht im Keller, sondern im zweiten Geschoss. Das Haus meiner Eltern habe ich in den letzten beiden Jahren, seit Jante bei Roan wohnt, komplett umbauen lassen. Im oberen Stock sind mein großzügiges Schlafzimmer, daneben, wie gesagt, das Spielzimmer, gegenüber ein schönes Badezimmer mit Sauna und zusätzlich ein Ankleide- und ein winziges Gästezimmer.

Im Erdgeschoss ist der Wohnbereich. Ich habe alle nicht tragenden Wände und Türen rausschlagen lassen, sodass nunmehr alles offen gestaltet ist. Küche, Esszimmer, Wohnzimmer. Nur ein kleines Badezimmer und die Garderobe sind durch einen Windfang vom Wohnbereich abgetrennt und haben selbstverständlich Türen. Vom Wohnzimmer aus geht ein kleiner Anbau ab. Diesen benutze ich als Büro.

Der Garten ist im Moment Baustelle und nicht fertig. Ich bin gespannt, was Finn zum Umbau sagen wird, aber ich glaube, es wird ihm gefallen.

5. Brudergespräche

 

Wie in Trance verlasse ich die Pizzeria. Nehme draußen weder den Verkehr noch die Menschen noch sonst etwas wahr. Langsam gehe ich in Richtung U-Bahn. Erst als ich am Bahnhof aussteige und im Zug nach Augsburg sitze, komme ich zu mir. Er will mich. Mich als Sub. Ich soll zu ihm ziehen und lernen. Er hat alles, was ich gesagt habe, kapiert und in Worte gefasst. Meine Sehnsucht erkannt. Ich ... ich weiß nicht, was ich tun soll, mit wem ich darüber sprechen soll. Gedanken kreisen. Was bedeutet das jetzt für mich, für meine Zukunft? Er hat gemeint, wir reden morgen, aber da ist so viel Ungewisses. Als ich in Augsburg ankomme, ist eines klar. Nichts ist klar. Ich bin ein Wrack. Kann man so viel Mist denken und gleichzeitig so viele Erwartungen in etwas setzen und wiederum in seinem Inneren glücklich sein? Ich muss krank sein, dem Jetlag kann ich das nicht mehr zuschreiben. Der ist durch. Also muss mein Hirn anderweitig einen Schaden haben, von dem ich nichts weiß. Mit dem Mountainbike fahre ich die zwanzig Kilometer bis zum Hof meines Bruders, auf dem ich im Moment lebe. Als ich ankomme, läuft er aus der Scheune und sieht mich an.

»Finn? Finn! Meine Güte, was ist los mit dir?«

»Nichts, warum?«

»Du siehst aus, als ob du gleich umkippst. Bist leichenblass.«

»Nein, es ist alles gut, Karl.«

»Wie lief dein Vorstellungsgespräch?«

»Gut. Sie haben mir den Job mündlich zugesichert, mal sehen, ob der Vertrag auch wirklich kommt. Bin sehr gespannt.«

»Glückwunsch.«

»Ich gehe dann mal auf mein Zimmer. Muss ein paar Sachen erledigen oder brauchst du Hilfe?«

»Nein, alles gut, Finn. Mach nur deinen Kram. Um sieben gibt es allerdings Essen. Sei pünktlich!«

 

Im Zimmer sitze ich einfach nur da. Grüble weiter, komme auf keinen grünen Zweig, wie es so schön heißt. Ich muss mit jemand darüber reden, anders bekomme ich das in meinem Kopf niemals geregelt. Wie bereits in der Pizzeria, da hat Thade zugehört und danach zusammengefasst. Allerdings haben mich seine Zusammenfassung und seine Konsequenz darauf wiederum komplett aus der Bahn geworfen.

Um sieben gehe ich runter zum Essen. Meine Schwägerin sieht mich ebenfalls etwas irritiert an, ist aber still. Auch Karl sagt nichts zu mir. Als wir gegessen haben, sprudelt es aus mir heraus.

»Karl?«

»Ja, Finn?«

»Kann ich mal unter vier Augen mit dir reden? Draußen, bei einem Spaziergang. Oder hast du noch viel zu tun? Ich kann dir auch helfen.«

»Komm mit.« Wir gehen hinter die Scheune. Dort hat sich mein Bruder eine kleine Terrasse gebaut und man kann von dort aus den Sonnenuntergang betrachten. Er sitzt hier oft zusammen mit seiner Frau, hat er mir mal erzählt. Karl öffnet zwei Bierflaschen und reicht mir eine. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er überhaupt welche mitgenommen hat. Daran erkenne ich, wie durcheinander ich bin.

»Danke.«

»Also, Finn. Was ist los?« Immer noch bin ich still.

»Ich habe Angst davor, dass du mich nicht mehr als dein Bruder ansiehst, wenn ich dir das erzähle. Aber gleichzeitig muss ich mit jemandem darüber reden. Mit jemandem, dem ich vertraue und der mir einen ehrlichen Rat gibt. Der wenigstens versucht, mich zu verstehen. Trotzdem, Karl, ich habe Angst, dass du mich nicht mehr magst ... danach...« Karl dreht sich zu mir um und sieht mir in die Augen.

»Finn! WAS bitte ist los?«

»Ich habe jemanden kennengelernt.«

»Ob du es glaubst oder nicht, Finn. Das war mir schon bewusst.« Mit diesen Worten ist der Damm gebrochen, ich rede einfach drauflos.

 

»Als ich herausgefunden habe, dass ich schwul bin, Karl, da habe ich nicht lange gezögert. Ich war jung und neugierig wollte nur eines und das war Sex.« Erschrocken unterbricht mich Karl.

»Bist du krank? Hast du AIDS? Mein Gott, Finn!«

»Nein, stopp, Karl, das ist es nicht. Ich bin kerngesund. Bitte lass mich reden.

In München gibt es ein paar Schwulenklubs. Dort war ich zu dieser Zeit regelmäßig Gast. Da ich wie ein typischer Twink aussehe, hatte ich genug Kerle, die mich abgeschleppt haben.«

»Was ist ein ...«

»Twink?«

»Ja.«

»Ein junger, noch nicht sehr männlich aussehender Schwuler. Also einer, wie ich es bin.«

»O. k.«

»Ich hab mich dort abschleppen lassen. Mich sozusagen ausgetobt, aber wie das so ist, irgendwann vermisst man die Gefühle. Will wahrgenommen werden als die Person, die man ist, und das war, wie ich feststellte, bei mir nie der Fall. Ich war die halbe Portion, das Würstchen, der Kleine. Nie Finn. Ich war gut für einen Fick, aber mehr ja nicht, sonst denken die anderen, man gibt sich mit so was ab. Ich hatte durchaus Freundschaften unter den Twinks, aber die Tops oder Jäger ...« Erneut unterbricht mich Karl.

»Ich nehme an, das sind die Älteren?«

»Ja das auch, die interessierten sich nur für mich, wenn sie, wie sagte einer, Nachtisch oder einen Appetithappen brauchten. Ich habe das nicht sofort, aber bald erkannt und meine Gunst von da an nicht mehr leichtsinnig verschenkt, sondern nur noch gezielt und sehr bewusst. Vor drei Jahren allerdings war ich tanzen und mir stellten sich von einer Sekunde auf die andere die Härchen im Nacken auf, kennst du das?«

»Ja.«

»Um mich herum vibrierte alles und ich bin noch heute der Meinung, dass mal kurz alles still war. Das kann auch Einbildung gewesen sein. Aber an diesem Abend oder besser gesagt in diesem Moment ist etwas, das tief in mir geschlummert hat, wach geworden. Karl, ich ...«

»Erzähle es, Finn.«

»Er stand an der Bar. Hat mich durch die Menge hinweg nur angesehen und mit seinem Blick zu sich beordert und ich, ich bin zu ihm gelaufen und habe demütig den Kopf vor ihm gesenkt. Ich habe seine Dominanz, seine dominante Art nie infrage gestellt oder herausgefordert, sondern angenommen. Er hat mich zu sich mit nach Hause genommen und, Karl, das war eine Nacht, die ich nie vergessen werde. Er hat mich nicht nur gefickt. Sondern mit mir gemacht, was er wollte. Sich genommen, was er von mir brauchte und wollte. Er hat mich dabei nicht vergessen oder so, oder benutzt. Sondern ich war nur für ihn da und das hat mich so geil und so angemacht wie noch nie etwas in meinem Leben zuvor. Er hat mir den Hintern versohlt, als ich seine Anordnung, nicht zu kommen, missachtet habe, ohne ihn zu fragen. Hat mich festgebunden und mich zappeln lassen. Er hat mit mir und meinem Körper gespielt, Karl, so wie er wollte, und trotzdem habe ich mich keine Sekunde lang wie ein halber Kerl oder ein Würstchen gefühlt, verstehst du mich irgendwie?«

»Rede weiter.«

»Ich durfte bei ihm bleiben. Die komplette Nacht. Das war das erste Mal überhaupt. Denn im Normalfall schmeißen die Tops die Twinks, also mich, nach dem Sex meist sogar ohne Dusche raus. Das ist halt so. Jeder Twink weiß das. Zumindest ab dem Zeitpunkt, wenn es ihm passiert. Aber Thade hat mich nicht rausgeschmissen, im Gegenteil. Er hat am anderen Morgen mit mir geduscht und gefrühstückt und sogar noch geredet, erst danach bin ich gegangen und seither träume ich davon, dass ich das genauso immer haben will. Eine Beziehung will, in der ich derjenige bin, der gehorcht und der den devoten Part auslebt und tut, was der Herr will. Ich bin drei Wochen später, wie du weißt, in die USA zum Studieren gegangen und dort hatte ich im Prinzip bis auf einige wenige Male keinen Sex. Ich wollte mich dort nicht als schwul outen. Als mir das Praktikum auf Hawaii angeboten wurde, das hat mich nicht nur stolz gemacht, sondern total gefreut. Drei Tage vor Ende meines Aufenthaltes bin ich nochmals an den Strand und wollte die Beachboys betrachten, um dem Kopfkino wieder Nahrung zu verschaffen ...« Karl lacht.

»... Da lag er am Strand. Einfach so.«

»Wer?«

»Thade. Er machte Urlaub auf Hawaii. Ich habe ihn dort einfach getroffen. Ich ... wir waren nur eine Stunde später in der Kiste. Aber dieses Mal lernte ich einen anderen Thade kennen, Karl. Ich hab mich in ihn verliebt. Komplett. Ich kann es nicht abstellen und dieser devote Teil in mir, der ist jetzt wach. Ich will das haben. Das ausleben. Mich hingeben und das allein dir gegenüber zuzugeben, macht mich fertig und gleichzeitig stolz, dass ich es schaffe, dir das zu sagen. Er hat mich damals eingeladen, wenn ich in München bin, soll ich ihn besuchen kommen. Ich hab mir keine Hoffnungen gemacht, dass er auf mich wartet oder so, aber ...«

»Das hast du demnach getan. Bist zu ihm gegangen.«

»Ja, heute. Wir waren Pizza essen, Karl, und ich habe viel geredet.«

»Das tust du ja gerne.«

»Stimmt. Er hat nichts gesagt. Die ganze Zeit. Erst als ich ruhig war, da hat er losgelegt. Ich solle heimfahren, meine Sachen packen, morgen in seine Firma kommen und auf ihn warten. Ihm eine Liste schreiben mit meinen Tabus und Grenzen. Bei ihm einziehen als sein Sub. Ich weiß nicht, ob ich mich das traue, Karl. Das ist etwas, vor dem ich Angst habe und gleichzeitig ein Wunschtraum ist. Bei Thade ist es kein Spiel mehr. Es ist etwas, was mein Leben verändern wird, wenn ich dem zustimme. Er wird das Sagen haben. Mich zu dem Kerl erziehen, den er haben will, und das wird er durchziehen mit Schlägen und nicht nur mit der Hand.« Etwas ängstlich sehe ich zu Karl, als ich geendet habe. Er ist lange still. Denkt nach.

»Weißt du, Finn, dass du anders bist als ich oder deine Schwester ist nicht nur offensichtlich aufgrund der Größe und deiner Statur, auch vom Wesen her bist du mir oder Laura nicht ähnlich. Das fängt schon damit an, dass du schwul bist. Für mich ist das kein Problem, Finn. Ich mag und liebe dich, so wie du bist. Dass da aber noch etwas anderes in dir steckt, spüre ich bereits sehr lange. Ich konnte es irgendwie nur nie zuordnen oder erfassen. Verstehst du? Jetzt, als du es mir gesagt hast, wie du fühlst oder was du fühlst, ist es für mich keine allzu große Überraschung mehr, denn das ist es, was ich einfach nicht beim Namen nennen konnte. Ich habe ein Problem, Finn.« Ich sehe meinen Bruder vorsichtig, aber auch neugierig an. Bin so froh, dass er mit mir so problemlos und ehrlich mit mir redet.

»Welches?«

»Wird er dich brechen? Den Finn, den ich kenne, vernichten?«

 

Zum ersten Mal, seit wir reden, sehe ich Karl direkt in die Augen. Denn genau diese Frage stelle ich mir selber die komplette Zeit über. Aber sie von Karl zu hören, ist etwas anderes. Vor allem, weil ich die Antwort nun weiß. Sie steht so klar vor mir, ohne Zweifel oder irgendetwas anderem, sondern einfach nur klar und deutlich vor mir.

»Niemals, Karl, das wird er niemals tun. Er wird mich führen, leiten und mit Sicherheit einiges an mir verändern, aber nie mein Wesen.«

»Und du willst diese Art zu leben kennenlernen beziehungsweise sie ausleben?«

»Ja, Karl.«

»Wenn er dir wehtut in einer Form, mit der du nicht zurechtkommst und du Hilfe brauchst, kommst du nach Hause. Immer und zu jeder Zeit, Finn, verstanden? Ansonsten solltest du packen, deine Listen schreiben und schlafen. Du siehst grauenhaft aus. Und nein, Finn, du bist mein Bruder. Immer noch. Du bist einfach etwas anders, aber ich liebe dich deswegen nicht weniger. Ich will mir zwar Einzelheiten auf keinen Fall vorstellen und du wirst sie mir bitte auch nie sagen, aber dass wir, wenn du uns besuchen kommst, immer ein weiches Kissen da haben sollten, habe ich verstanden. Nochmals, Finn, wenn es Probleme zwischen euch gibt, dann kommst du zu mir nach Hause. Hier hast du immer und zu jeder Zeit ein Zimmer. Kapiert?«

»Danke.«

»Gern geschehen. Den großen Bruder raushängen, hat was für sich. Komm her, kleiner Dummkopf, lass dich mal kurz halten. Bring diesen Thade auch mal zu uns nach Hause. Ich würde ihn gerne kennenlernen, auch wenn ich vielleicht etwas entsetzt oder erstaunt sein werde, wie du mir entgegentrittst. Jetzt da ich zumindest eine Ahnung von dem habe, was dich so antreibt, ist das ja schon mal ein guter Beginn, oder?«

»Ich habe dich sehr, sehr lieb, großer Bruder.«

»Geht es dir jetzt besser?«

»Viel besser.«

»Dann lass uns zurück ins Haus gehen und, Finn, du kannst jederzeit zum Reden kommen, immer.«

»Weißt du, Karl, du bist sicher ein richtig toller Dad. Ein perfekter großer Bruder bist du auf alle Fälle.«

6. Freitag, 12 Uhr, Firmenzentrale

 

Ich habe nicht besonders viel eingepackt. Das Nötigste. Ich denke, dass es kein Problem ist für Thade, wenn ich nochmals nach Hause fahre und den Rest abhole. Ihm wird es darum gehen, dass ich diesen Schnitt mache und wirklich zu ihm komme. Etwas zittrig bin ich schon.

 

»Hallo, ich möchte bitte zu Herrn Sievert.« Sie schaut mich entgeistert an.

»Sie sind doch der übers Ziel hinausgeschossene Kerl von gestern.«

»Ja, der bin ich.«

»Dort drüben ist der Wartebereich. Herr Sievert hat Sie bereits angemeldet. Ich gebe ihm Bescheid, dass Sie da sind.«

 

»Herr Sievert?«

»Ja, Maria?«

»Ihr Besuch ist da.«

»Gut. Ich werde nach vorne kommen. Das wird aber noch etwas dauern. Sie brauchen ihm dies nicht zu sagen, er wird warten.«

»O. k.«

»Nicht wundern, Maria. In diesem Fall einfach tun, was ich sage.«

»O. k., Sie sind der Boss.«

Sie hat schon vor zehn Minuten aufgelegt und gesagt, dass sie Thade mitgeteilt hat, dass ich hier bin. Er lässt mich schmoren oder anders gesagt, er zeigt mir ab jetzt, dass er das Sagen hat. Es macht mir wider Erwarten nichts aus, denn obwohl ich immer aktiv bin und stetig etwas tun muss, tut es mir auch mal gut, einfach nur zu warten. Das geht natürlich genau eine halbe Stunde gut. Danach fängt mein Hirn an zu meckern. Ich gehe zu der Empfangsdame und frage sie, ob ich einen Block und einen Stift haben könne. Diesen gibt sie mir, ohne nachzufragen. Im Wartebereich setze ich mich auf den Boden und lege den Block auf den niedrigen Tisch und beginne zu arbeiten. Ich hoffe, dass ich den Job bei der Firma bekomme. Er würde mir zusagen und ich habe viele Ideen, die ich einbringen kann oder umsetzen möchte. Die Firma stellt Prothesen her. Spezialprothesen. Für Sportler und Menschen mit Behinderungen jeglicher Art. Ob teilamputiert oder nur als Stütze. Es ist eine Aufgabe, bei der das Wissen um die natürlichen Bewegungsabläufe sehr wichtig ist, damit umgesetzt werden kann, wie einer gehandicapten Person bestmöglich geholfen werden kann. Ich habe bereits ein Profil eines neuen Kunden zu sehen bekommen. Ohne Namen. Nur das Problem, das dieser hat. Er wurde bei einem Unfall schwer verletzt und ihm musste oberhalb des Knies das Bein abgenommen werden. Zudem ist das linke Bein so schwer verletzt, dass er zwar noch ein Gefühl darin hat, aber keinerlei Kraft oder Koordinationsmöglichkeit. Er ist, um es im landläufigen Sinn zu sagen, lahm. Er hat den Willen, wenigstens zeitweise an Krücken wieder zu gehen, und das ist die Aufgabe, die ich zuallererst bekommen werde. Ich muss mir überlegen, wie wir das hinbekommen. Ohne ihn gesehen zu haben, nur mit den Daten, die ich noch im Kopf habe, beginne ich zu zeichnen und mir einige Dinge und Ideen aufzuschreiben. Vergesse dabei komplett die Zeit und auch die Aufregung. Warte nicht mehr nur ab, bis Thade mit seiner Arbeit fertig ist und zu mir kommt, sondern arbeite nebenher.

 

Freitag, 15 Uhr.

 

Er sitzt auf dem Boden und schreibt, überlegt und zeichnet weiter. Bemerkt überhaupt nicht, dass ich ihn beobachte, so tief ist er in seinem Tun versunken. Es sieht lustig aus. Lauter Blätter sind um ihn herum verstreut, ich meine, Beine und Muskeln zu sehen. Wie gesagt, witzig.

Ich räuspere mich und Finn schaut erschrocken zu mir.

»Hallo Thade, ich ...« Er beginnt zügig, seine verstreuten Blätter zusammenzusammeln.

»Ich habe die Zeit genutzt und etwas gearbeitet. Mir einiges überlegt. Deine Empfangsdame war so nett, mir Block und Stift zu geben.«

»Gut, Finn, du brauchst das nicht wahllos zusammenzufügen. Mach es ordentlich. Sonst findest du ja später nichts mehr.«

 

»Danke.« Nachdem ich die Blätter entsprechend meiner Ideen und Zugehörigkeit gestapelt und zusammen in meine Tasche gepackt habe, stehe ich auf und sehe zu Thade, der mich immer noch beobachtet. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, dass dies Maria ebenfalls neugierig tut.

»Komm, lass uns gehen.« Das ist alles, was er zu mir sagt. Er führt mich zu den Aufzügen und wir fahren in Sekunden damit runter in die Tiefgarage. Ein Pfeifen und Aufleuchten der Lichter zeigt mir, welches Auto seines ist.

»Nicht schlecht, Thade«, wage ich zu sagen.

»Danke, Finn. Du kannst ja noch sprechen, dachte schon, dir hat es die Sprache verschlagen.«

»Nein, das nicht, aber ...«

»Passt schon, Finn, lass uns nach Hause fahren und dort reden.«

 

Als wir in die Einfahrt zu meinem Grundstück fahren, ruft Finn: »Meine Güte, Thade, ist hier eine Bombe hochgegangen oder was ist hier los?« Ich sehe mich um und versuche, den Garten mal mit seinen Augen zu sehen.

O. k., das Grundstück ist überfüllt von Baumaschinen und einigen Gartenbauern, die im Begriff sind, Feierabend zu machen. Ein Bagger für den Aushub des Pools steht da und auch ein Lkw gefüllt mit Humus steht dort und blockiert im Moment meine Garageneinfahrt. Nach nur wenigen Minuten kann ich hineinfahren. Der Vorarbeiter wartet auf mich und ich laufe kurz zu ihm. Finn folgt mir.

»Hallo Herr Barth, na, wie geht die Arbeit voran?«

»Sehr gut, Herr Sievert. Am Montag kommt der Pool und wir können die Erde danach einebnen. Danach sind die gröbsten Arbeiten erledigt und die Feinarbeit kann beginnen. Den Poolbauer habe ich angerufen, er wird am Montag wie gesagt antanzen und die Installationsarbeiten beginnen. Zwei oder drei Wochen, und das hier sieht wieder nach einem Garten aus. Versprochen, Herr Sievert.«

»Das hört sich doch mal gut an und wann werde ich den Pool genießen können?«

»Auch zu dieser Zeit. Wie gesagt, wenn alles glatt läuft.«

»Ich freue mich darauf, dann wünsche ich Ihnen mal ein schönes Wochenende.«

»Ich Ihnen ebenfalls, Herr Sievert.« Wenige Minuten später sind wir alleine.

Finn sieht sich interessiert um.

»Du hast viel umgebaut, Thade.«

»Habe ich, gefällt es dir?«

»Na ja, der Garten jetzt noch nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, wie das hier mal aussehen könnte. Der Pool wird gerade?«

»Ja.«

»Gut.«

»Gut?«

»Das Runde und Gebogene nimmt viel Platz weg und hat keinerlei Nutzen. Ich verstehe das immer nicht, warum viele das so haben möchten. Außerdem gib diese Mauer hier einen tollen Abschluss. Was nimmst du als Belag?«

»Mir wurden Granitplatten empfohlen.«

»Schön. Etwas dunklere?«

»Ja. Aber jetzt komm. Genug Zeit geschunden.« Er grinst mich an.

»Das hier können wir in drei Wochen genießen.«

 

Im Haus steht Finn erst einmal still.

»Wow, Thade. Du hast aber ganze Arbeit geleistet. Das hier sieht grandios aus. Dieser Parkettboden, Wahnsinn.« Ohne dass ich ihn auffordere, zieht er sich die Schuhe wie selbstverständlich aus und geht mir hinterher in den Wohnbereich.

»Klasse. Echt, Thade. Richtig klasse. Du hast Geschmack oder war das ein Innenarchitekt?«

»Punkt für dich, dass du zuerst mich genannt hast und dann den Architekten. Nein Spaß. Ich habe es selber geplant, aber die Pläne hat ein befreundeter Architekt ausgearbeitet.«

»Ist echt gelungen.« Ganz Dom-T beginne ich: »Zieh dich aus, Finn. Nackt und danach setzt du dich an den Tisch.« Er sieht mich etwas unruhig an. Hält meinem Blick aber stand und zieht sich zügig aus. Bevor er sich seiner Boxershort entledigt, macht er eine Pause und blickt mir nochmals in die Augen.

»Alles.« Als er nackt vor mir steht, erlaube ich mir, ihn zu betrachten. Er ist schön.

»Setz dich hin. Deine Liste?« Als er sie mir gibt, muss ich schmunzeln. Er zittert. Ist also äußerst aufgeregt, mein Finn.

»Zuerst, Finn, deine Safewörter?«

»Gelb und Rot. Das ist in Ordnung für mich, Thade.«

»Hast du mit jemandem über das, was du zu tun gedenkst, über das, was ich dir in der Pizzeria erzählt habe, und über das, worüber du dir nicht klar bist, gesprochen?«

»Ja. Mit meinem Bruder und das hat mich viel Überwindung gekostet, sehr viel. Er hat gemeint, dass er dich gerne kennenlernen möchte.«

»Gut, deine Tabus und Grenzen stehen also alle da auf dem Zettel?«

»Ja, Thade.« Ich schiebe ihn zu ihm zurück und sehe ihm direkt in die Augen. Dieser Moment ist so wichtig und ich will, dass Finn das bewusst ist.

»Zerreiß ihn, Finn.«

»Aber ...« Ich blicke ihn an und sage erneut: »Finn, zerreiß diesen Zettel. Wenn du bei mir bleiben willst, dann brauche ich dein absolutes Vertrauen. Das beinhaltet meiner Meinung nach, dass du mir zugestehst, dass ich erkenne, wo deine Tabus sind und vor allem wo deine Grenzen liegen. Ich will noch nicht einmal wissen, was das ist und wo diese sind, denn was ich von dir will, ist, dass du mir vertraust, und das beinhaltet zuallererst, dass du den Zettel zerreißt.« Er atmet tief durch. Nimmt ihn. Sieht mich an und zerreißt ihn. Knüllt ihn zusammen und legt ihn vor sich hin.

»Gut so. Jetzt wirst du mir zuhören.«

 

Was danach folgt, macht mich etwas schwindlig. Nein, falsch. Nicht nur etwas. Das ist eine Nummer, die hat es in sich. Thade erklärt es mir nicht schnell oder hastig, sondern langsam und deutlich. Auch das Warum und Wieso, weshalb er das so oder so von mir haben möchte. Manchmal fragt er mich auch etwas, oder ob ich etwas verstanden habe, oder eben nicht. Ich bin nicht nur der stille Zuhörer, sondern er bindet mich in dieses Gespräch, das für mich so wichtig ist, ein. Ziemlich schnell verstehe ich, dass dies auch für ihn der Fall ist, er mich dadurch kennenlernen will. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass es so werden wird. Er so tief in mein Leben eingreifen wird, so viel von mir fordern wird und auch nicht, dass er auf der anderen Seite bereit ist, mir so viel zu schenken. Mein Schwanz wird immer steifer. Das ist mir noch nicht einmal peinlich. Wie verrückt ist das denn?

»Sonst noch etwas, was du mich fragen willst oder du wissen möchtest, Finn?«

»Im Moment nicht, Thade, aber wenn ich einen Wunsch äußern dürfte.«

»Der da wäre?«

»Ich meine, vielleicht können wir zu Beginn einmal am Tag oder die Woche oder so, wie du dir das vorstellst, zusammensitzen und genauso reden, über das, was ich nicht verstehe, sich verändert hat oder so ... ich meine ... du wolltest das jetzt sagen und ich war mal wieder zu schnell.«

»Finn, das passt schon. Wir werden sowieso jeden Abend, bevor wir ins Bett gehen, reden. Du wirst mir jeden Abend sagen, was du falsch gemacht hast, wo deine Fehler waren und ich werde dir mitteilen, welche Fehler du vergessen hast zu erwähnen. Meine zählen immer doppelt. Immer. Du solltest also für dein Hinterteil gut nachdenken. Bevor ich dich danach bestrafe, Finn, frage ich dich, und wenn du etwa wissen möchtest oder fragen willst, wäre das ein guter Zeitpunkt, oder?«

»Ja.«

»Und, Finn. Sei du selbst. Ich will keinen Ja-Sager. Ich will einen Partner an meiner Seite und gerade dein impulsives Lachen, den immerzu fröhlichen und gut gelaunten Finn will ich an meiner Seite haben, auch wenn das für dich heißt, dass dir der Hintern immer mal wieder öfter wehtun wird, sei gewiss, das tu ich dann mit der allergrößten Freude.« Ich stehe auf.

»Komm mit mir, Finn. Jetzt haben wir genug gequatscht und ich genug gewartet. Ich will dich jetzt. Sofort, und zwar in meinem Bett.« Etwas ungestüm ziehe ihn quasi hinter mir her und noch auf der Treppe küsse ich ihn. Will ihn endlich schmecken, spüren und halten. Die Luft vibriert, als sich unsere Lippen berühren. Da ist sein Geschmack, der in meiner Erinnerung nie an das Original heranreichte. Die Zeit bleibt ab diesem Moment stehen und ich drücke ihn gegen die Wand im Treppenhaus. Sauge mich regelrecht an ihm fest. Er ist wie eine Droge für mich und das bereits seit drei Jahren, ich konnte es unterdrücken, aber er gehört eigentlich schon seit damals mir allein. Nur noch unser heftiges Luftholen und Keuchen ist zu hören. Dadurch, dass er zwei Stufen über mir steht, muss ich mich nicht bücken und wir sehen uns in die Augen. Finn ist nicht passiv. Er zieht mir das T-Shirt über den Kopf. Ich lasse ihn dieses Mal gewähren. Er ist ungeduldig heute, aber ich selber ebenfalls. Er wirft es hinter sich auf die Stufen. Und dann ist er bei mir. Seine Hände fühlen sich warm an auf meiner Haut. Er wimmert vor Lust und sein wunderschöner und für seine Körpergröße stattlicher Penis drückt an meinem Bauch. Er fährt mit den Fingern an meinen Bauchmuskeln entlang, krallt sich, wenn ich ihn am Hintern packe und an mich drücke, in meine Schulter. Er ist überall der gierige, geile Kerl. Wie gut er zu mir passt.

»Komm hoch«, murmle ich ihm zu. Seine Beine umschließen meinen Oberkörper und sein Penis drückt noch mehr gegen meinen Bauch. Es fühlt sich perfekt an. Finn klammert sich an mich und umschließt mich förmlich. Schmunzelnd murmelt er: »Das passt alles ziemlich genau. Nur dein Gürtel bzw. die Hose stört unheimlich, findest du nicht? Lass mich runter, Thade, bitte, ich ...«

»Sei still, Finn. Jetzt übernehme ich. Du hattest deinen Spaß und Willen.«

Er küsst mich wieder und ich trage meinen ziemlich erregten und unglaublich ungeduldigen Sub die Treppe nach oben. Währenddessen küsse ich ihn weiter. Im Schlafzimmer werfe ich ihn im hohen Bogen auf das Bett. Er lacht auf.

»Das ist aber neu? Sieht auch klasse aus, kleiner ging es wohl nicht mehr?«

»Du meinst, du willst dich über mein neues, geiles Bett lustig machen? Von dem du noch keine Ahnung hast, was ich in ihm mit dir alles anstellen werde? Was das Bett alles kann?« Er sieht mich frech und lachend an.

»Wieso, hat das Bett seit Neuestem einen Schwanz?« Ich grinse jetzt ebenfalls. Mein Finn ist wieder da. Weg sind die anfängliche Angst und Vorsicht.

»Nein, Süßer, das nicht.« Mit gefährlichem Raubtierblick, dem Dom-T-Blick, sehe ich ihn an und ziehe mich aus. Komme zu ihm. Seine Augen sind auf meinen Penis gerichtet, der stramm steht.

»Ist der etwa in den letzten Monaten gewachsen? Irgendwie habe ich den kleiner in Erinnerung.«

»Sicher nicht, Süßer.«

»Scheiße man, Thade, das ist ... ich meine ...«

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783947255450
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
Schwul Liebesroman Millionär Milliardär Reich Gay Dark Romance

Autor

  • Miamo Zesi (Autor:in)

Liebe Freunde des Buches, Ich danke Euch für euer Interesse an meinem Projekt "Ich schreibe ein Buch" und vielleicht auch zwei oder noch mehr? Naja das mit eins und zwei hat sich erledigt. Ich liebe es euch mit meinen Geschichten zu erfreuen und meine Jungs mit euch zu teilen. Eure Miamo Zesi
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Titel: The endless love Sammelband 2