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Story Turbo: Der Praxis-Ratgeber mit System: Schreiben Sie Ihr bestes Buch in 4 Wochen oder weniger!

Mit Schritt-für-Schritt-Anleitung und vielen Beispielen

von L.C. Frey (Autor:in)
460 Seiten

Zusammenfassung

Schieben Sie Ihr Manuskript schon viel zu lange vor sich her? Haben Sie die Nase voll von »eisernen Schreibregeln" und »todsicheren Geheimtipps«? Wollen Sie mehr als flüchtige Verkaufserfolge? Wollen Sie ein richtig gutes Buch schreiben, das die besten Chancen hat, ein Bestseller zu werden? Wollen Sie ein Vollblut-Autor werden? >>> Dann ist dies das richtige Buch für Sie! <<<

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung von L.C. Frey. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

* * *

Umschlaggestaltung: Ideekarree Leipzig

Unter Verwendung von ©yuravector, Fotolia.com und ©martialred, Fotolia.com

Lektorat: Claudia Heinen

Impressum: L. C. Frey, c/o Ideekarree Herr Alexander Pohl, Hallesche Straße 110, 04159 Leipzig, E-Mail: autor@lcfrey.de, Tel. 0341 / 91 888 977

Neugierig?

www.StoryTurbo.de

ÜBER DEN AUTOR

Mit über 1.5 Millionen verkauften Büchern ist Alex Pohl alias L.C. Frey einer der meistgelesenen Autoren Deutschlands.

Er ist außerdem eine Hälfte des erfolgreichen Bestseller-Autorenduos Oliver Moros, das harte, realistische Thriller schreibt, die in Berlin spielen, sowie Co-Autor des Nr.1-SPIEGEL-Bestsellers “Abgefackelt” von Michael Tsokos.

Seine Bücher erscheinen bei namhaften Publikumsverlagen (Penguin, cbt Jugendbuch, Droemer Knaur, Amazon Publishing) sowie im Eigenverlag.

L.C. Freys Schreibratgeber ‘STORY TURBO: Besser schreiben mit System‘ gilt als das deutschsprachige Standardwerk für moderne Autorinnen und Autoren.

Im März 2022 veröffentlichte der Autor sein bis dato ambitioniertestes Projekt: Den fünfbändige postapokalyptische Dark-Fantasy-Roman ‘Riftwelt-Saga‘, an dem er über sieben Jahre schrieb.

Aktuelle Veröffentlichungen unter Alex Pohl, L.C. Frey und Oliver Moros finden Sie hier

Der Autor lebt und arbeitet in Leipzig.

Für alle, die sich trauen, ihre Träume zu leben.

KAPITEL 1

NIEMAND SCHREIBT EIN BUCH!

»Rat zu geben ist das dümmste Handwerk, das einer treiben kann. Rate sich jeder selbst und tue, was er nicht lassen kann.«

- Johann Wolfgang von Goethe

* * *

Der Ausdruck »Ein Buch schreiben« ist meiner Meinung nach irreführend. Kein Schriftsteller, von dem wir je gelesen hätten, tut das, egal, was er oder sie Ihnen im Nachwort oder in Interviews erzählen mag oder was man uns in Filmen glauben machen will.

Es ist einfach nicht wahr.

Der geradlinige Weg von Null zum fertigen Buch ist eine Notlüge, die man uns in Filmen aus dramaturgischen Gründen auftischt. Einen Schriftsteller bei der Arbeit zu zeigen, die er wirklich macht, ist weitaus langweiliger, als ihn mit sorgenvoller Miene auf einer alten Remington-Schreibmaschine herumhacken zu lassen, aus der er ab und zu ein Blatt zieht, um es zu zerknüllen und zu den anderen zu werfen, die schon neben dem Papierkorb auf dem brandlöchrigen Perser liegen.

Ein weiterer Schluck vom billigen Gin, ein Zug von der selbst gedrehten Zigarette. Dann beginnt er plötzlich wieder zu tippen, die Worte fließen nur so aus ihm heraus. Es folgt die weiche Abblende zum verklingenden Tippgeräusch ...

... und eine Woche später ist der Bestseller fertig getippt. Umfang: um die tausend Seiten. Mindestens.

Na klar.

Bloß macht das in der mir bekannten Realität niemand so, der noch einigermaßen bei Trost ist. Autoren, die tatsächlich vorhaben, ihr Buch irgendwann mal zu veröffentlichen, gehen mit einem Plan vor und gestatten sich, neben erheblichen Mengen berauschender Getränke wie Kaffee oder starkem Tee, vor allem eines: Zahlreiche Überarbeitungen ihres Textes.

Und zwar nicht erst, seit es Computer gibt.

Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit Stephen King! Der Mann weiß sehr wohl, worüber er schreiben wird, bevor er sich an seinen Computer setzt, dessen bin ich mir absolut sicher – und als echter Fanboy habe ich ihn oft genug übers Schreiben reden hören. Vielleicht kennt der Meister zu Beginn noch nicht jedes Detail seiner Story, aber er hat auf jeden Fall genug beisammen, um zu wissen, dass es jetzt an der Zeit ist, mit dem Erzählen anzufangen. Das weiß er, weil er diesen Job schon seit Ewigkeiten macht. Und wissen Sie, was er tut, wenn er seinen Erstentwurf fertig getippt hat?

Na?

Genau. Er überarbeitet ihn.

Akribisch.

Wie jeder Autor, dessen Füße noch ab und zu den Boden berühren, das nun mal tut.

Und dann ist da noch die Sache mit dem individuellen Weg zum Ziel. Ich bin davon überzeugt, dass Stephen King seinen optimalen Weg zu schreiben schon vor langer Zeit gefunden hat. Es hat ihn nach eigenen Angaben etliche Jahrzehnte gekostet. Auch das glaube ich anstandslos.

Auch Sie werden Ihren Weg finden.

Etwas anderes wird nicht funktionieren, denn für das Schreiben gibt es nun mal kein Patentrezept, jeder ernstzunehmende Schriftsteller kocht da sein eigenes Süppchen.

Aber.

Aber es gibt durchaus Wege, die weniger umständlich sind als andere und es gibt einen ganzen Sack voll Anregungen, die ich Ihnen mit auf den Weg geben kann, wenn Sie möchten. Ich bin süchtig nach dem Schreiben, ich hänge täglich an der (sprichwörtlichen) Nadel. Es ist ein wunderbares Gefühl, und ich möchte, dass Sie es mit mir teilen.

Wenn Ihnen dieses Buch ein bisschen dabei hilft, Ihren Weg als Schriftstellerin oder Autor zu gehen, wäre ich sehr stolz auf Sie. Und vielleicht auch ein kleines bisschen auf mich. Lassen Sie mich gerne dran teilhaben, per Mail oder auf Facebook, okay?

Also, (Trommelwirbel!), treten Sie ein in mein Zirkuszelt, haben Sie eine gute Zeit, und achten Sie auf tieffliegende Clowns!

Herzlich willkommen in Ihrem Schreib-Abenteuer!

Ihr

L. C. Frey

KAPITEL 2

DIE FRAGE NACH DEM WARUM - UND ZWEI ANTWORTEN

Also. Ein Plan muss her.

Doch bevor wir anfangen, sollten wir uns vielleicht einmal fragen, warum wir das eigentlich tun? Warum setzen wir uns nicht einfach hin und schauen mal, was unsere Finger so zustande bekommen, wenn man sie von der Kette lässt.

Aus zwei Gründen.

Erstens, weil wir irgendwo ankommen wollen. Unser Ziel in diesem Büchlein ist klar definiert: Wir wollen zum Schluss ein veröffentlichungstaugliches Manuskript in den Händen halten. Wenn Sie sich in ein Auto setzen und sich die Augen verbinden lassen, kommen Sie möglicherweise auch irgendwann irgendwo an. Und mit Sicherheit haben Sie eine interessante Story zu erzählen.

Aber.

Aber höchstwahrscheinlich wird diese Story sehr kurz sein und an irgendeinem Baum oder im Straßengraben enden und Ihr Auto dabei so gründlich demolieren, dass Sie nie wieder damit fahren wollen oder können. Autsch. Dann doch lieber ein Navi.

Zweitens: Geben Sie immer Ihr Bestes (Manuskript ab)! Ich finde, es wäre Betrug an Ihren Lesern, sie nicht mit dem Bestmöglichen zu konfrontieren, was Sie zu bieten haben. Dazu gehören neben einer wirklich guten Idee ein mitreißendes Konzept, komplexe Charaktere, die uns mitfühlen und mitzittern lassen, und schließlich auch die reine Höflichkeit, dass man dem zahlenden Leser keinen rohen Erstentwurf an den Kopf klatscht, sondern ein geschliffenes und poliertes Stück Text in einer ansprechenden Verpackung. Hm, das ist lecker!

Journalisten und verlagsgebundene Autoren haben in aller Regel strenge Deadlines und hoffentlich auch das Zeug dazu, diese einzuhalten. Als bislang unveröffentlichter Autor oder als Selfpublisher stehen Sie im Gegensatz zu diesen Kollegen der schreibenden Zunft nicht unter Zeitdruck. Nutzen Sie diesen Vorteil. Vor allem beim Überarbeiten und Polieren. Das dauert eben so lange, wie es dauert. Okay?

Im vorliegenden Buch werden wir gemeinsam planen, ausführen und uns schlussendlich über ein gelungenes Ergebnis freuen, das man so, wie es ist, in die Verkaufsregale stellen kann. Und mit etwas Glück wird Ihnen das vielleicht sogar passieren.

Aber Glück ist hierbei nicht der entscheidende Faktor.

Es ist ein bisschen wie in Stephen Kings Geschichte Todesmarsch. Nicht alle von Ihnen werden am Ziel ankommen. Dieses Buch ist nichts für Leute, die vielleicht mal irgendwann, wenn die Sterne richtig stehen, mit dem Gedanken spielen, sie könnten ja eigentlich auch mal irgendwie ein Buch schreiben oder so. So schwer kann das ja schließlich nicht sein, oder?

Doch, kann es. Ist es auch.

Das muss es sogar sein.

Dieses Buch ist für Leute, die jetzt und hier damit beginnen wollen, ein saustarkes Buch zu schreiben. Die es mit mir gemeinsam durchziehen wollen. Die nicht vor harter und zuweilen auch frustrierender Arbeit zurückschrecken. Es geht schließlich um Ihr Buch – von der Idee bis zum letzten Schliff. Nicht mehr und nicht weniger. (Okay, vielleicht doch noch ein bisschen mehr, und das finden Sie dann in den Bonuskapiteln. Aber keinesfalls weniger!)

Was ich Ihnen zeigen möchte, ist der kürzeste und effektivste Weg zu einem fertigen Buch, den ich kenne. Und zwar zu dem besten fertigen Buch, das Sie je geschrieben haben werden. Ich bin diesen Weg schon ein paar Mal gegangen, und ich lade Sie ein: Gehen Sie ihn diesmal mit mir!

KAPITEL 3

DAS FINDEN SIE IN DIESEM BUCH

In den Kapiteln I bis III findet das Vorgeplänkel statt und ich lasse mich zu ein paar Themen aus, die mir besonders am Herzen liegen: Dem Schreiben allgemein, ein paar Grundbegriffen und den Werkzeugen, die Sie benötigen werden, um Ihr Buch in vier Wochen schreiben zu können. Danach sind Sie startbereit.

In den Kapiteln IV bis VI geht es dann ans Eingemachte, mit einem Schritt-für-Schritt-Plan oder Tag-für-Tag-Plan, wenn Sie über ausreichend Freizeit verfügen, um wirklich jeden Tag schreiben zu können. Falls nicht, ist das überhaupt kein Problem. Dann passen Sie meinen Zeitplan einfach auf die Zeit an, die Sie erübrigen können. Ich habe das Schreiben Ihres Buches in drei Phasen unterteilt, es liegt an Ihnen, wie schnell sie mit jeder Phase fertig werden und wie viel Schreibpause sie sich dazwischen gönnen. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren persönlichen Schreibplan erstellen.

Die Kapitel VII und VIII sind mein Bonus für Sie. Dort finden Sie einen übersichtlichen Plan über die einzelnen Schritte, gut zum An-die-Wand-Tackern-und-immer-mal-drauf-schauen, und dann noch ein paar Ideen zur Veröffentlichung Ihres neuen Buches. Aber erstmal müssen wir das schreiben, richtig?

In Kapitel IX finden Sie noch eine Literaturliste sowie einen Tipp, wie Sie mit all diesen Informationen möglichst effizient umgehen, ohne sich in einem Dickicht aus Schreibvorschriften zu verrennen, die eigentlich gar keine Vorschriften sein wollen.

Ganz zum Schluss finden Sie noch einen Link zu einer Website. Als Leser meines Büchleins lade ich sie ein, mit mir und anderen Lesern zu diskutieren, Dinge in Frage zu stellen und Ihre eigenen Schreiberfahrungen mit uns zu teilen. Auf diese Weise können wir alle dazulernen und Sie können auch Einfluss darauf nehmen, was in meinem nächsten Ratgeber stehen soll – falls es daran ausreichendes Interesse geben sollte.

KAPITEL 4

WIESO SIE MIT DIESEM BUCH BEGINNEN SOLLTEN

Wenn Sie aus der Lektüre dieses Buches auch nur eine Erkenntnis mitnehmen sollten, dann die, dass Schreiben einen Heidenspaß macht!

Dieser Job (und ein Job ist es, wenn Sie davon leben wollen) ist meines Erachtens der großartigste auf der Welt, aus offensichtlichen Gründen. Sie brauchen nichts als einen alten Laptop oder ein Blatt Papier, um ganze Welten zu erschaffen. Das kann nicht mal Harry Potter.

Aber es ist auch ein Job, zu dem schon jede Menge Ratgeber geschrieben wurden. Besonders zu Anfang Ihrer Schriftstellerkarriere können Sie sich schnell in unzähligen gut gemeinten Tipps, Schreibratgebern und Blogbeiträgen verlieren. Ich versuche mit diesem Buch, Ihnen einen ersten Weg durch diesen Dschungel zu bahnen, ohne Ihren Kopf mit Details vollzustopfen, die Ihnen sowieso nichts nützen werden.

Ihr Job ist vor allen Dingen, Ihre Story aufzuschreiben, und nicht, das Schreiben als Kunstform neu zu definieren. Hören Sie mir bloß auf mit diesem Quatsch! Ich behaupte: Allein mit dem, was ich Ihnen in diesem Buch erkläre, schaffen Sie es locker, ein halbes Dutzend toller Bücher zu schreiben, oder zwanzig oder hundert.

Das heißt: Für den Moment ist dieses Buch das einzige Buch, das Sie benötigen werden. Mit allen anderen können Sie sich beschäftigen, nachdem Sie Ihren Erstentwurf geschrieben haben.

Schauen Sie sich erst nach neuem Wissen um, wenn Sie das Gefühl haben, das alte bringt sie nicht mehr weiter!

Welche weiterführende Lektüre ich Ihnen zum Verfeinern Ihrer Schreibkünste empfehle, erfahren Sie in der Literaturliste im Anhang. Die Bücher in dieser Liste sind allesamt ausgesprochen lehrreich und dürften Sie auf Jahre hinaus beschäftigen. In ihnen finden sich nämlich außer dem eigentlichen Inhalt wiederum zahllose Querverweise und Buchempfehlung, da können Sie lesen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Bücher sind schon etwas Tolles.

Aber all das Wissen nützt Ihnen gar nichts, wenn Sie es nicht anwenden, es sei denn, Sie wollen Literaturkritiker werden. Praxis sollte immer Vorrang haben. Vergessen Sie bei all der Bildung bitte nicht, warum Sie hier gelandet sind. Weil Sie schreiben wollen und nicht nur übers Schreiben lesen, stimmt’s?

Also los.

KAPITEL 5

DER WEG IST DAS ZIEL?

Den Spruch kennen Sie. Oftmals ist er ziemlich zutreffend. Hier nur bedingt. Unser Weg durch das Abenteuer Schreiben wird von einem klaren Ziel bestimmt: Ihrem Buch, und ich zeige Ihnen einen möglichen Weg dorthin.

Ich möchte unser Ziel gern noch ein bisschen konkreter machen, damit wir uns gemeinsam daran erinnern können, sollte es nötig werden. Es könnte nützlich sein, wenn Sie das folgende in großen Buchstaben auf einen Zettel schreiben und irgendwo in Sichtweite an die Wand tackern:

Mein Ziel:

250 Seiten veröffentlichungsreife Lesefreude!

Na ja, so mehr oder weniger. Damit meine ich die Seitenzahl, nicht die Lesefreude. Wenn es »nur« 200 Seiten geballte Spannung werden, spitze, dann schreiben Sie vermutlich effizienter als die meisten anderen Autoren, herzlichen Glückwunsch! Wenn aus Ihrem Buchprojekt letztlich ein 1.000-Seiten-Epos wird, dann ist das eben so – solange es nur unterhaltsame 1.000 Seiten sind. Allerdings werden Sie dann mit ziemlicher Sicherheit nicht mit den vier Wochen auskommen, einfach weil kein Mensch derart schnell tippen kann. Das macht aber nichts, denn den Plan, den wir gleich kennenlernen werden, können Sie problemlos auf Ihr Projekt zurechtschneidern, indem Sie ihn skalieren.

Neu hier? Gut! Wenn das Ihr erstes Buch ist, werden Sie mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls ein bisschen mehr Zeit als die versprochenen vier Wochen benötigen. Dann sollten Sie nämlich zusätzlich noch mindestens eine Woche in die Vorbereitungen investieren, das Neuautoren-Bootcamp sozusagen. Aber auch das erkläre ich Ihnen Schritt für Schritt. Oh, und Sie sollten vielleicht nicht unbedingt mit einem 1.000-Seiten-Wälzer anfangen. Starten Sie klein, werden Sie groß! Dazu gleich mehr.

Denken Sie wie ein Marathonläufer. Sein Ziel ist es, die 41,195 km zu schaffen, und zwar, bevor das Rennen offiziell beendet wird. Dafür trainiert er, und zwar regelmäßig. Je nach Konstitution und Vorkenntnissen wird der eine dieses Ziel schneller als ein anderer erreichen. Aber das spielt keine Rolle. Am Ende werden beide in der Lage sein, den Marathon zu laufen und das Ziel zu erreichen. Darum geht’s uns hier auch: Das Ziel zu erreichen. Der Rest ist Nebensache.

Keine Schablone! Sie werden Ihr eigenes Buch fertigstellen und nicht eines, das ich oder jemand anderer für Sie vorbereitet hat. Das hier wird kein Malen nach Zahlen, sondern die Verwirklichung Ihres ganz persönlichen Traums. Es wird Ihr Abenteuer. Ich bin nur der Typ, der gelegentlich aus einem der Büsche am Wegesrand springen und Sie an Ihr Ziel erinnern wird. Und wenn Sie das möchten, gehe ich ein Stück des Weges mit Ihnen.

Keine Fließbandarbeit! Die Idee ist, dass Sie die beschriebene Methode mindestens ein Mal komplett durcharbeiten, um in den Genuss der unbeschreiblichen Freude zu kommen, ENDE unter ein tatsächlich fertiges Buch setzen zu können und zu sehen, dass das in einem überschaubaren Zeitrahmen möglich ist. Überschaubarer, als Sie vielleicht dachten. Außer, Sie heißen J.R.R. Tolkien.

Finden Sie Ihr eigenes Tempo! Eins, bei dem Sie maximalen Spaß am Schreiben haben: Denn das ist der wichtigste Antrieb überhaupt. Spaß an dem, was man tut. Lesen Sie mal irgendein Buch von Stephen King, zum Beispiel, oder Dean Koontz. Terry Pratchett. Hemingway. J.R.R Tolkien. Wenn Ihnen da der Spaß am Schreiben nicht aus den Seiten entgegenspringt, dann weiß ich auch nicht.

KAPITEL 6

WAS?! KEINE MARKETING-GEHEIMTIPPS?!

Vielleicht versprechen Sie sich von diesem Buch vor allem Marketingtipps und Werbekniffe. Zaubermittel und geheime Tricks, mit denen man jedes Buch, egal, wie grottenschlecht es ist, an die Spitze der Amazon-Charts pushen kann. Vielleicht haben Sie davon gehört, dass der Verkaufsplattform Amazon ein komplexer Suchmaschinenalgorithmus zugrunde liegt, so ähnlich wie es bei der Suchmaschine Google der Fall ist und den kann man doch bestimmt irgendwie manipulieren?

Sie Schlingel!

Natürlich kann man. Das sollte man aber tunlichst bleiben lassen, wenn man auch morgen noch im Spiel sein will und irgendwann als Autor ernstgenommen werden möchte.

Vielleicht glauben Sie auch, beim Verkaufen von Büchern käme es vor allem auf ein gigantisches Werbebudget an, und da Sie das vermutlich nicht haben, können Sie es doch auch gleich bleibenlassen mit dem Schreiben. Wozu sonst sollten die großen Verlage Plakate drucken und Zeitungsannoncen kaufen, wenn sie den neuen Frank Schätzing oder Sebastian Fitzek in die Läden bringen?

Hm.

Dazu kann ich nur sagen: Vermutlich kommt es weniger auf diese Art von Werbung an, als Sie denken. Mein Thriller Die Schuld der Engel hat es an die Spitze der Kindle-Charts bei Amazon geschafft und die einzige(!) Werbeaktion, die ich dafür gemacht habe, bestand darin, dass das Buch eine Woche lang auf einer Werbeplattform namens xtme.de angepriesen wurde. Das war alles. Den Rest haben die Leser gemacht. Weil sie das Buch mochten und es deshalb weiterempfahlen. Und das tun sie heute immer noch.

Das Schöne daran: Alle nachfolgenden Bücher verkauften sich praktisch von allein, weil Leser nämlich dazu neigen, immer mal zu schauen, was ihre Lieblingsautoren so Neues am Start haben. Und dann geht der Spaß erst richtig los.

Nein, ich bin nicht Frank Schätzing und als L.C. Frey auch nicht bei einem großen Verlag. Ich halte mich auch nicht für den nächsten Sebastian Fitzek oder Stephen King. Dazu bin ich viel zu gern der nächste L. C. Frey, in aller Bescheidenheit. Ich schreibe, weil ich das Schreiben liebe. Wenn meinen Lesern gefällt, was ich da tue, ist das ein Bonus, für den ich sehr, sehr dankbar bin. Der Rest ist für mich Nebensache, und das ist eine Sichtweise, die ich auch Ihnen nahelegen möchte.

Wenn Sie nur schreiben, weil Sie Ihren Namen gern in Leuchtbuchstaben lesen möchten, vergessen Sie’s einfach, okay?

Ich kann seit ein paar Jahren vom Schreiben und Verkaufen meiner Romane leben und das hat aus mir einen sehr zufriedenen Menschen gemacht. Wenn Ihnen das als Ansporn genügt, lesen Sie weiter. Wenn Sie harte Arbeit nicht scheuen, um Ihren Traum zu verwirklichen, lesen Sie weiter! Wenn Sie einfach nur zum Spaß ein wenig schreiben wollen, sollten Sie auf jeden Fall weiterlesen.

Wenn Sie jedoch über Nacht reich und berühmt werden wollen, ohne irgendwas dafür zu tun, lesen Sie um Himmelswillen was anderes.

KAPITEL 7

MEIN VERSPRECHEN AN SIE

Ich gelobe hoch und heilig: In diesem Buch steht alles, das Sie aus meiner Sicht wissen müssen, um ein richtig gutes Buch zu schreiben, welches vielleicht sogar das Zeug zu einem Bestseller hat. In einfachen, nachvollziehbaren Schritten, und ohne Ihre Kreativität im Mindesten einzuschränken. Es ist eine vollständige Anleitung, wie Sie Ihr erstes Buch erfolgreich anfangen, beenden und wie Sie das danach immer wieder tun können.

Können, aber nicht müssen.

Machen Sie es wie Bruce Lee: Picken Sie sich aus dem Buch das heraus, was für Sie funktioniert. Werfen Sie den Rest weg, oder warten Sie, vielleicht kommt er ja zu einem späteren Zeitpunkt zurück und wird relevant für Sie.

Ein Wort der Warnung: Mit diesem Buch sollen Sie nicht lernen, alle vier Wochen ein Buch rauszukloppen, das dann automatisch zum Bestseller wird.

Wobei Sie das vermutlich anschließend könnten. Wenn Ihnen vorher nicht die Ideen ausgehen oder die Puste. Oder die Finger abfallen. In jedem Fall: Verklagen Sie mich bitte nicht, wenn Sie nicht auf Anhieb Dan Brown vom Thron schubsen! Schreiben Sie mir lieber einen Kommentar auf Facebook oder meiner Website (Links am Ende des Buches) oder eine Mail, und wir reden darüber.

Und dann wackeln wir gemeinsam ein bisschen an Mr Browns Thron, okay?

KAPITEL 8

FÜR WEN IST DIESES BUCH?

Dieses Buch richtet sich an alle Autoren, unabhängig von Geschmack und Genre, Erfahrung, Vorkenntnissen, Alter und Geschlecht. Es spielt keine Rolle, wie alt, clever oder vermögend Sie sind, schließlich wollen Sie nicht Präsident der Vereinigten Staaten werden. Sie sollten allerdings einen Computer besitzen und ihn auch einigermaßen benutzen können. Dazu kommen ein paar Werkzeuge, die ich Ihnen gleich vorstellen werde, aber diese Investitionen sind alle entweder kostenlos oder befinden sich in einem äußerst überschaubaren finanziellen Rahmen. Ihren Traum zu verwirklichen, wird Sie insgesamt weniger kosten als das neue Handy, das eigentlich nichts kann außer noch ein bisschen flacher zu sein als sein Vorgänger.

KAPITEL 9

SIE MÖCHTEN EIN SACHBUCH SCHREIBEN?

Auch für Sie dürfte der allergrößte Teil dieses Buches von Nutzen sein. Überspringen Sie einfach die Tipps, die wirklich nur für Romanautoren interessant sind, wie Figurenentwicklung oder wie man einen knackigen Plot gestaltet. Aber selbst das sollten Sie mal überfliegen. Denn: Alles gute Schreiben hat erzählenden Charakter, das gilt für Journalismus genau wie für Sachbücher. Wenn Sie nicht wollen, dass die Leute Ihnen beim Lesen einschlafen, erzählen Sie eine gute Story und verpacken Sie die Sachkenntnisse darin.

Ihre Leser werden es Ihnen danken.

Die Effizienz von der Idee bis zum Entwurf, die Disziplin während der Schreibphase sowie die Herangehensweise beim Überarbeiten dürften für Sie ebenfalls nützlich sein. Was das Fachgebiet Ihres Sachbuches betrifft, halte ich mich raus. Da wissen Sie ohnehin viel besser Bescheid als ich.

KAPITEL 10

FÜR WEN IST DIESES BUCH NICHT?

Wenn Sie nach dem letzten Kapitel schon ganz heiß drauf sind, endlich loszulegen, können Sie das hier getrost überspringen. Wirklich. Es richtet sich nicht an Sie. Tun Sie sich das bloß nicht an!

An alle anderen: Es gibt meiner Erfahrung nach drei Arten von Menschen, für welche dieses Buch leider völlig nutzlos ist:

Erstens, der Unbelehrbare.

Über Nacht zum Millionär! Dank E-Books endlich ohne Mühe reich werden! Ganz viel Geld für ganz wenig Arbeit! Abnehmen durch mehr Essen und ohne Sport! Die ULTIMATIVE Wunderpille, jetzt nur 29,99!

Suchen Sie vielleicht so etwas?

Sorry, da haben Sie diesmal das falsche Buch erwischt.

Wenn Sie hier eine weitere »todsichere« Schritt-für-Schritt-Anleitung erwarten, wie Sie über Nacht zu Ruhm, Geld und Ehre kommen, vergessen Sie’s. Sehen Sie einfach im Spam-Ordner Ihres E-Mail-Programms nach, da finden Sie jede Menge dieser »nützlichen Tipps«.

Zweitens, der Möchtegern-Autor.

Es gibt auch »Autoren«, die sich für besonders clever halten und bei anderen abschreiben, einzelne Ideen oder ganze Bücher klauen oder ihre Bücher aus den Versatzstücken anderer zusammenstümpern oder gar das Schreiben selbst bei Ghostwritern in Auftrag geben, von der Idee bis zum fertigen Buch. Und dann werden diese »Bücher« auch noch gelegentlich zu Bestsellern. Hat es alles schon gegeben, die Namen der Betreffenden sind in den einschlägigen Kreisen wohl bekannt. Ja, wir Autoren tratschen für unser Leben gern, und wenn Sie sich den Ruf versauen wollen: Klauen ist ein todsicherer Weg.

Aber hier kommt der nicht ganz so lustige Teil. Jedes einzelne dieser sogenannten Bücher beleidigt die Intelligenz seiner Leser und verunglimpft den Ruf derer, die es mit dem Schreiben ernst meinen, auf das Übelste. Wenn Sie also vorhaben, ein solches Machwerk zu veröffentlichen, bleiben Sie mir damit bloß vom Hals. Erfreuen Sie sich an Ihrem leeren »Erfolg«, solange er anhält. Als Nächstes freuen sich die Anwälte der Gegenseite, versprochen.

Und wo wir gerade bei Menschen sind, die zu dumm oder zu faul sind, ihr »eigenes« Buch selbst zu schreiben: Es gibt noch eine Sorte Menschen, für die dieses Buch leider vollkommen nutzlos ist.

Drittens, der notorisch Faule.

Wenn Sie nicht bereit sind, sich den sprichwörtlichen Hintern aufzureißen und wirklich alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, damit Ihr Buch ein echter Hit werden kann, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass Sie jemals etwas Vernünftiges produzieren werden.

Stellen Sie das Buch wieder ins Regal, verlangen Sie Ihr Geld zurück und ziehen Sie Ihrer Wege, Cowboy. Wir hier krempeln die Ärmel hoch und schwitzen bei der Arbeit, okay? Wir lieben den Geruch von ehrlichem Schweiß (und Kaffee), und wie!

Dies ist kein Motivationsratgeber.

Wenn Sie von mir wirklich Motivation brauchen, um mit Ihrem Buch anzufangen oder weiterzumachen, sollten Sie es vielleicht einfach bleiben lassen für den Moment. Es gibt schließlich Millionen anderer spannender Dinge, die Sie stattdessen tun könnten. Tun Sie eins davon. Nicht jeder ist dazu bestimmt, den Rest seines Lebens mit höllischen Rückenschmerzen vor einem Computerbildschirm zu verbringen.

Es wird hart in den kommenden Wochen, es wird brutal und es werden Schweiß und Tränen fließen, versprochen! Vielleicht auch Blut, mal sehen.

Sie werden mich hassen und verfluchen.

Aber.

Aber Sie werden es durchstehen, und am Ende werden wir uns angrinsen, Sie und ich (also der kleine Kerl im Gebüsch am Wegesrand), und Sie werden Ihr erstes oder nächstes Buch in den Händen halten.

Und dann werden Sie mir verzeihen.

Das hoffe ich zumindest.

KAPITEL 11

WIE SIE MIT DIESEM BUCH »ARBEITEN«

Ich empfehle folgende Arbeitsweise in vier simplen Schritten.

Schritt 1. Lesen: Lesen Sie das Buch einmal komplett durch wie einen Roman und dabei so aufmerksam wie möglich. Schauen Sie nicht nebenher The Walking Dead, Sheriff Grimes wird sowieso bis zum Schluss überleben. Konzentrieren Sie sich lieber auf das Buch. Manchmal steckt der Teufel, oder auch die Erkenntnis, nämlich im Detail.

Schritt 2. Selbst-Check: Okay, jetzt wissen Sie, worum es geht, und was Ihnen da bevorsteht. Fragen Sie sich ein letztes Mal, bevor Sie ins kalte Wasser springen:

»Will ich das wirklich? Echt jetzt?«

Und dann springen Sie. Oder eben nicht.

Schritt 3. Spickzettel. Sie wissen jetzt, was Sie erwartet, und sind immer noch fest entschlossen? Sehr gut.

In Kapitel VII – Bonus I habe ich Ihnen eine Kurzübersicht erstellt, was Ihre Aufgaben sind und an welchen Tagen Sie sie erledigen sollten. Drucken Sie sich diese Übersicht aus (den Link zu einem PDF-Dokument finden Sie im besagten Bonuskapitel) und legen Sie diesen »Spickzettel« in Reichweite oder pinnen Sie ihn vor sich an die Wand.

Schritt 4. Schreiben. Dann springen Sie direkt zu Kapitel IV, der Phase 1 und beginnen zu schreiben. Tag für Tag machen Sie einfach das, was an diesem Tag eben zu machen ist. Sollten Sie Ihr Wissen auffrischen müssen, schlagen Sie die Stelle im eigentlichen Buch kurz nach. Dabei hilft Ihnen das Inhaltsverzeichnis. Wenn Sie ein Tagesziel erfüllt haben, streichen Sie es auf dem Spickzettel weg.

Und dann tun Sie am nächsten Tag das gleiche.

KAPITEL 12

WARUM ICH?

Ich habe nicht Germanistik studiert (sondern Elektrotechnik), hatte bislang nichts mit Journalismus zu tun und bin auch sonst nicht unbedingt das, was man sich noch vor ein paar Jahren unter einem »richtigen« Autor vorgestellt hätte. Ich rauche nicht mal (mehr) und mein Alkoholkonsum hält sich in überschaubaren Grenzen. Eine Schreibmaschine habe ich noch nie besessen. Ich wüsste nicht mal, wie man mit einer umgeht.

Warum erlaube ich mir also, ein Buch über das Schreiben zu verfassen? Wer bin ich denn überhaupt?

Also.

Der Autor als Höhlenmensch.

Der Autor als Höhlenmensch.

Ich bin der Typ links im Bild. Und das, was Sie auf dem Bild außerdem noch sehen, ist ein weiteres wichtiges Schreibutensil, vielleicht sogar das wichtigste, zumindest für Phase 2. Eine geschlossene Bürotür. Mit einem Geschlossen-Schild daran, was den Wunsch nach Ruhe nachdrücklich zur Geltung bringt. Ich bin sehr dankbar dafür, mit einem Menschen zusammenzuleben, der die Bedeutung dieses Schildes versteht, und mich in Phase 2 meinen Job machen lässt, bevor ich Tage später, und einem frühgeschichtlichen Höhlenmenschen nicht unähnlich, wieder aus meiner Schreibhöhle auftauche. A-hugah!

Aber diesen Luxus hatte ich nicht immer.

Ich habe meine erste Geschichte 2013 im Selbstverlag veröffentlicht. Ein bescheidenes, kleines Büchlein, das ich mir während der Schreibpausen an meinem eigentlichen ersten Roman ausdachte. Eine weitere eingeschobene Horrornovelle später war es dann so weit. Mein Horrorthriller mit dem unaussprechlichen Namen »Draakk« wurde veröffentlicht. Wieder von mir selbst. Nachdem ich genau einen Indieverlag anschrieb und mir die Standardabsage abholte.

An »Draakk« habe ich über zwei Jahre unter teilweise haarsträubenden Bedingungen gearbeitet (dazu später mehr), aber als es endlich fertig war, fühlte ich mich großartig. Das Buch fand eine Leserschaft und schaffte es immerhin auf Anhieb in die Top 1.000 der Amazon-Bestsellerliste.

Kein überragender Erfolg mögen Sie jetzt einwenden, und wahrscheinlich haben Sie recht, aber für mich hatte sich damit die Welt grundlegend verändert: Es gab da draußen Bücher von mir zu kaufen und tatsächlich Leute, die diese freiwillig lasen. Die dafür richtiges Geld bezahlten und teilweise sogar Rezensionen hinterließen, und die allermeisten davon waren positiv.

Unglaublich, nicht wahr?

Also schrieb ich weiter.

Ein paar meiner nachfolgenden Bücher mochten meine Leser sogar noch ein bisschen mehr. In den letzten drei Jahren waren es immerhin elf Veröffentlichungen als L. C. Frey. Dazu kommen noch knapp zwei Dutzend weitere unter anderen Pseudonymen. Meine Thriller Die Schuld der Engel und der Nachfolger Totgespielt schafften es bis in die Top 10 der Bestsellerlisten eines ziemlich angesagten Onlinebuchhändlers, was mir wiederum neue Leser erschloss und so langsam kam die Sache dann ernsthaft ins Rollen.

Das war so ungefähr der Zeitpunkt, an dem ich anfing, ein paar der Methoden des Schreibens zu begreifen und anzuwenden, die ich Ihnen in diesem Buch näherbringen möchte.

Zwischendurch versuchte ich mich auch mal an einem Liebesroman, für den mir ein Verlag einen Vertrag anbot, den ich annahm. Ganz ohne Bewerbung meinerseits übrigens, man hatte mein E-Book auf der Plattform des besagten Onlinebuchhändlers entdeckt. Da rollte die Sache dann noch ein bisschen mehr.

Seit 2015 lebe ich nahezu ausschließlich vom Schreiben und Verkaufen meiner Bücher. Mein Autorenservice Ideekarree, den ich 2011 gegründet habe, übernimmt außerdem noch gelegentlich Aufträge für Projekte anderer Autoren, die mir ganz besonders spannend erscheinen. Da geht es dann hauptsächlich um Cover, Klappentexte und Buchmarketing, falls Sie sich für so etwas interessieren sollten.

Ansonsten schreibe ich, jeden Tag. Es gibt nämlich nur sehr wenig, das ich lieber täte, und das dann schon gar nicht allein.

KAPITEL 13

WIE LANGE DAUERN VIER WOCHEN?

Im Internet stieß ich während meiner Recherchen zu einem bislang unveröffentlichten Science-Fiction-Roman einmal auf die Frage, wie lange denn nun eigentlich so ein Lichtjahr dauert.

Oh je.

Manchmal ist die Welt eben einfach noch nicht bereit.

Die Frage, wie lange vier Wochen dauern, klingt auf den ersten Blick genauso dämlich, zugegeben. Was ich jedoch damit meine, ist: Wie viele Arbeitsstunden haben die vier Wochen, von denen ich hier rede?

Ein Arbeitstag hat bei mir acht Stunden, Pausen zählen nicht mit. Ich schreibe jeden Tag. Und zwar deshalb, weil es mir einen Heidenspaß macht. Der Einfachheit halber wollen wir also einmal davon ausgehen, dass unsere Arbeitswoche sieben Tage zu je acht Stunden hat. Somit sind wir ungefähr beim Pensum des normalen deutschen Angestellten plus Wochenende.

Das erscheint Ihnen (zu) viel? Dann gestatten Sie mir folgende Rechnung:

Ihnen bleiben bei dieser Methode noch ganze 16 Stunden pro Tag für andere Beschäftigungen wie Lesen, Schlafen, Sport, Essen, Katzenfüttern, Sex und eine gelegentliche Dusche. 16 Stunden, das ist verdammt viel Zeit. Wenn man sie nicht mit Fernsehen, Computerspielen, seinem Smartphone und ähnlichem Unsinn vergeudet.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Computerspiele und lungere auch gern mal bei einem guten Film auf der Couch herum. Aber Schreiben mag ich eben sehr viel mehr als das und deshalb habe ich gelernt, mit meiner Zeit sehr geizig umzugehen. Mir ist nämlich bewusst, dass ich keine Sekunde davon zurückbekomme.

Das heißt, für die nächsten vier bis fünf Wochen wäre das Schreiben Ihr Full-Time-Job.

Wenn Sie diese Zeit tatsächlich erübrigen können, beispielsweise weil Sie Rentner sind oder momentan arbeitslos oder weil Sie Semester- oder Schulferien haben, prima! Legen Sie gleich los! Wenn Sie aber jetzt entsetzt aufschreien, dass Sie auch noch einen »richtigen« Job haben, eine Familie und zwei Katzen ernähren müssen und, und, und ...

Okay, okay! Ich höre Sie!

Kein Problem, dann machen wir das anders. Rechnen wir mal.

Die Summe ist entscheidend. Nach der obigen Aufstellung kämen wir auf eine gesamte Arbeitszeit von 224 Stunden, ausgehend von vier Wochen mit jeweils sieben 8-Stunden-Tagen.

7 Tage x 8 Stunden x 4 Wochen = 224 Stunden.

Das ist das Pensum, von dem ich glaube, dass es genügt, um ein wirklich gutes Buch zu schreiben, von der Idee bis zur Druckreife.

224 Stunden.

Dieses Pensum kann man in vier Wochen runterrocken, und ich würde es empfehlen, wenn man den Luxus von entsprechend viel Zeit hat. Wenn nicht, ändert das gar nichts am Prinzip, solange Sie nur regelmäßig schreiben und dabei auf übermäßig lange Pausen verzichten. Dann dauert es eben nur ein kleines bisschen länger.

Legen Sie sich die Zeit so, wie es Ihnen passt. Allerdings mit ein paar kleinen Einschränkungen. Ich werde noch darauf eingehen, dass Geschwindigkeit und Zeitdruck wichtige Hilfsmittel zur Fertigstellung Ihres Buches sein können, aber wenn Sie noch vor dem ersten Manuskript Ihrem Chef die Kündigung an den Kopf klatschen, könnte sich das später als ein fataler Fall von verfrühtem Optimismus herausstellen.

Und wer füttert dann die Katzen?

KAPITEL 14

SCHREIBEN HEISST: ÜBEN FÜR DAS NÄCHSTE BUCH

Manchmal nimmt man in der lesenden und schreibenden Öffentlichkeit gewisse Vorbehalte gegen Schnell- bzw. Vielschreiber wahr. Was schnell entsteht, kann ja gar nicht gut sein, heißt es dann.

Wirklich?

Sorry, aber das klingt für mich nicht plausibel.

Gegenfrage: Wer ist wohl der bessere Musiker, Künstler oder Schriftsteller? Einer, der jeden Tag einige Stunden mit Hingabe spielt, malt oder schreibt, oder einer, der das nur ein paar Mal im Jahr tut und einfach darauf vertraut, dass den Rest schon sein von Gott gegebenes Talent und sein charmantes Lächeln erledigen wird?

Glauben Sie im Ernst, Buddy Rich hätte nie geübt? Oder Michael Jordan? Oder von mir aus David Garrett? Paganini? Hemingway? George R. R. Martin? Joanne Rowling? ...

Jeder gute Autor sollte danach trachten, noch besser zu werden, und besser wird man nur durch Übung. Betrachten Sie Ihr aktuelles Buch immer auch als Training für das nächste. Nur so können Sie sich weiterentwickeln. Schauen Sie nach vorn, nicht zurück. (Außer Sie schreiben eine Serie, dann sollten Sie das hin und wieder tun.)

Schreiben heißt: Üben für das nächste Buch.

KAPITEL 15

GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG

Die Tätowierung in Form eines Herzens, eines Kreuzes und eines Ankers ist bei Seeleuten sehr beliebt. Aber auch Sie sollten sich diese Einstellung zu eigen machen, wenn auch nicht zwangsläufig auf den Unterarm tätowieren.

Glauben Sie an sich, unbeirrbar. Lassen Sie sich nicht einreden, dass Sie einfach nicht das Zeug dazu haben, ein tolles Buch zu schreiben oder zehn oder hundert. Seien Sie in dieser Hinsicht ein Dickkopf und der Erfolg wird sich bald einstellen. Garantiert. Aber seien Sie sich der Tatsache bewusst, dass wir alle noch jede Menge lernen können und auch sollten, und zwar bis zum Ende unseres Lebens. Und dann lernen wir vermutlich ein paar ganz neue Tricks.

Lieben Sie das, was Sie tun, und zwar innig. Oder tun Sie etwas anderes. Nicht jeder, der gern liest, muss ein Schriftsteller werden. Wer sollte denn sonst die ganzen Bücher lesen?

Hoffen Sie auf das Beste und rechnen Sie mit dem Schlimmsten. Es gibt immer einen nächsten Versuch. Stephen King brauchte zig Versuche, bis er Carrie an den Mann bzw. Verlag brachte. Stellen Sie sich nur mal vor, er hätte vorher aufgegeben ...

KAPITEL 16

FINDEN SIE IHRE ROUTINE!

Reservieren Sie sich Zeit, gehen Sie an einen ruhigen Ort und arbeiten Sie. Wenn Sie das auch nur eine Stunde täglich tun können, prima! Dann sind Sie nach exakt 224 Tagen fertig. Das ist deutlich weniger als ein Jahr, noch nicht mal zwei Drittel, und das mit nur einer Stunde »Arbeit« täglich! Ein Buch pro Jahr? Überhaupt kein Problem für Sie.

Anekdoten-Zeit! Der Megabestseller-Autor John Grisham war Anwalt und hatte eine eigene Kanzlei, bevor er hauptberuflich Autor wurde. Nein, stimmt nicht. Autor war er schon währenddessen. Er stand jeden Morgen um vier Uhr morgens auf, um ein paar Seiten zu tippen.

Um vier Uhr morgens.

Jeden verdammten Tag.

An dem Tag, als er seinen ersten Roman Die Jury beendet hatte, begann er damit, sein zweites Buch zu schreiben. Wiederum um vier Uhr morgens. Dieses erschien unter dem Titel Die Firma und wurde ein Riesen-Blockbuster und der erste von vielen Megabestsellern aus Grishams Feder, und irgendwann ließ er das mit dem popeligen Anwaltsjob einfach bleiben. Mannomann. Wenn es sich jemand »verdient« hat, Bestsellerautor zu sein, dann dieser Mann, meinen Sie nicht?

Und er ist nicht der Einzige, der den steinigen Weg ging und es einfach durchzog.

Stephen King musste sich als Lehrer durchschlagen, um zwei Kinder zu ernähren. Er schrieb währenddessen in jeder freien Minute. Eines Tages schrieb er Carrie, und der Rest sollte Ihnen bekannt sein. Bis zu diesem Durchbruch hat Mr King jahrelang fast nichts als Absagen kassiert. Dennoch blieb er am Ball und schrieb. Und schrieb.

Jeden verdammten Tag.

Ich glaube, wir alle wissen, wie es um Jo Rowling stand, als sie anfing, über einen Jungen mit Brille und schwarzen Strubbelhaaren nachzudenken. Auch sie schrieb in einer Situation, in der andere einfach komplett aufgegeben hätten. Ich könnte das endlos fortsetzen. Und googeln Sie bei Gelegenheit mal nach Anthony Trollope.

Worauf es mir ankommt, und was Ihnen klar sein muss, ist Folgendes: Wenn Sie Ihr Buch jemals fertig bekommen wollen, müssen Sie etwas dafür tun. Und das beginnt genau mit diesen beiden Sachen:

Reservieren Sie sich die Zeit, und dann gehen Sie an einen ruhigen Ort und arbeiten Sie.

Jeden verdammten Tag.

KAPITEL 17

UNSER TÄGLICH BROT

Ich empfehle Ihnen, sich mindestens eine Stunde Zeit für Ihr tägliches Schreibvorhaben zu nehmen. Für mich ist eine Stunde die kleinste sinnvolle Arbeitseinheit, ob es nun ums Brainstorming von Ideen, das Schreiben oder das »Polieren« von Entwürfen geht. Ich habe festgestellt, dass ich etwa 30 Minuten brauche, um einigermaßen warm zu werden und in Fahrt zu kommen. Aber das mag bei Ihnen anders sein.

Wie viel Zeit auch immer Sie erübrigen können, schreiben Sie, so oft es geht und möglichst täglich. Drei Stunden am Stück sind besser als zwei mal anderthalb Stunden, aber zwei mal anderthalb Stunden zu einer festen Zeit sind wiederum besser als eine halbe Stunde hier und da und alles ist besser, als gar nicht zu schreiben. Mit etwas Glück haben Sie Ihr Buch dann trotzdem in einem Jahr oder weniger fertig. Ein Klacks. Der Schlüssel hierbei ist: Regelmäßig. Also: jeden verdammten Tag.

Finden Sie heraus, um welche Uhrzeit Sie am besten schreiben können. Mitten in der Nacht, wenn im Haus alles ruhig ist (mir wäre das zu gruselig!), oder nachmittags, während die Kinder um Ihre Beine herumtoben? Frühmorgens, bevor alle anderen aufstehen, John-Grisham-Style? Finden Sie heraus, was für Sie am besten funktioniert und dann bleiben Sie dabei. Solange Sie es nur jeden Tag tun.

Warten Sie keinesfalls, bis die Muse Sie küsst. Das wird auf diese Weise nämlich höchstwahrscheinlich nie passieren. Die ist derweil nämlich mit den Schriftstellern beschäftigt, die es ernst meinen. Also richtigen Schriftstellern, die jeden Tag an ihrem Buch sitzen, bis es fertig ist.

Da fühlt sie sich nämlich wohl.

KAPITEL 18

PAUSEN

Machen Sie mal Pause! Erholung ist wichtig, damit Sie ausgeruht und fit in die nächste Schlacht ziehen können. Und vermutlich haben Sie auch noch ein ausgefülltes Leben neben dem Schreiben. Logo. Aber wählen Sie Ihre Pausen mit Bedacht, sonst könnte es passieren, dass sie Ihren Schreibfluss ausbremsen!

Hier ein kurzer Überblick, später werden wir im Schritt-für-Schritt-Tagesplan noch mal etwas ausführlicher dazu kommen.

Lange Pausen. Lange Pause empfehle ich jeweils am Ende jeder der drei Phasen des Schreibens. Die zwischen Phase 1 und 2 sollte allerdings nicht länger als eine Woche sein.

Die Pause zwischen der 2. Phase und 3. Phase sollte dagegen mindestens drei Wochen dauern, und wenn es drei Monate werden, ist auch niemand böse. Aber danach sollten Sie es vor Spannung auf Ihr eigenes Buch wirklich kaum noch aushalten können.

Natürlich kommen Sie damit aus dem 4-Wochen-Plan, aber das habe ich Ihnen ja schon erläutert: Die Schreibpausen zählen nicht mit. Besonders schreibwütige Autorinnen beginnen in dieser letzten Pause bereits mit der Arbeit am nächsten Roman, während Sie noch auf die Rückmeldungen von Testlesern und Lektorat warten – Sie ahnen es, das ist eine der Methoden, 20 Bücher oder mehr jährlich zu veröffentlichen. Sollte das Ihr Ziel sein, nur zu, Sie Wahnsinniger!

Vorsicht: Diese Methode des quasi-gleichzeitigen Arbeitens an mehreren Büchern ist wirklich nichts für Anfänger. Probieren Sie das frühestens nach Ihrem dritten Buch aus und nur, wenn es Ihnen dann immer noch Freude macht. Ziehen Sie die Reißleine, bevor das Schreiben für Sie in Stress ausartet.

Kurze Pausen. Während der kreativen Sturm- und Drangphase in der ersten Woche kann es vorkommen, dass Sie an einen toten Punkt geraten. Das ist normal und gehört eben dazu. Kein Grund, schlapp zu machen.

Machen Sie dann, aber nur dann, eine Pause von maximal 24 Stunden. Denken Sie nicht ans Schreiben und schon gar nicht an Ihr Buch. Gehen Sie an die frische Luft, lesen Sie was Schönes, schauen Sie nach, ob Ihr Partner noch da ist oder schon die Scheidung eingereicht hat. Von Fernsehen und Computerspielen rate ich in dieser Situation allerdings ab. Ihr Hirn braucht eine kurze Ruhepause, die Sie ihm auch gönnen sollten. Am nächsten Tag sieht die Welt und Ihr Entwurf schon wieder anders aus, versprochen!

Gleiches gilt für Phase 3 (Woche 4). Da können Sie an mehreren Stellen kurze Pausen machen, wenn Ihnen danach ist. Ich gehe an entsprechender Stelle in Kapitel VI darauf ein. Aus eigener Erfahrung rate ich aber davon ab, allzu viele Pausen zu machen. Einfach, damit der Schwung nicht verloren geht.

Ach ja, die ganz kurzen Pausen. Wie schon geschrieben, ist meine kleinste Zeiteinheit beim Arbeiten eine Stunde. Nach Ablauf dieser Stunde mache ich normalerweise fünf bis zehn Minuten Pause, trinke einen Schluck Kaffee, gefolgt von einem Viertelliter Wasser, laufe im Büro herum, jongliere mit ein paar Hanteln oder mache einen Kopfstand und drei Liegestütze.

Danach geht’s weiter.

KAPITEL 19

DIE PHASEN DES SCHREIBENS

Vergessen wir die vier Wochen für einen Moment, denn je nach Arbeitstempo werden Sie sowieso schneller oder langsamer sein, das spielt eigentlich keine Rolle. Entscheidend ist, dass sich meine Anleitung für Sie in drei Phasen gliedert und diese wiederum in einzelne Schritte. Bei mir dauert dieser Prozess im Schnitt vier Wochen, wenn alles gut läuft. Daher habe ich das Ganze so gegliedert, dass jeder Schritt einem Tag entspricht, und zwar wie folgt:

Phase 1: Von der Idee zum Fahrplan für Ihre Geschichte. (= Woche 1)

Phase 2: Vom Fahrplan zum Erstentwurf, auch bekannt als »Der Ritt auf dem Bullet Train«. Hardcore-Schreiben gegen die Uhr. Das Autoren-Bootcamp und ich bin Ihr Drillsergeant. Marsch, Marsch, Rekrut! Ich freue mich schon auf Sie! (= Wochen 2 und 3)

Phase 3: Vom Erstentwurf zum fertigen Buch. Feinschliff und Polieren. Auftragen, rechte Hand. Polieren, linke Hand, wie Meister Miyagi sagt. Wax on Wax off. (= Woche 4)

KAPITEL 20

DIE ZIELE DER EINZELNEN PHASEN

Und das sind die Ziele der jeweiligen Phasen:

Phase 1: Ein logisches Grundgerüst der Handlung Ihres Buches, das Sie selbst (und später hoffentlich auch Ihre Leser) als spannend, glaubwürdig und logisch empfinden, bestehend aus einzelnen Szenen. Umfang: Etwa 50 Beats (szenische Einheiten) und eine zweiseitige Übersicht über die Handlung in Kurzform, sprich: Plot.

Phase 2: Ein krudes, hässliches Ding voller Fehler, Logiklücken und Unsinn, an dessen Ende jedoch das alles entscheidende Wort ENDE steht. Umfang: ca. 250 Seiten, plus/minus. Wenn Sie das geschafft haben, ist es zum ersten Mal Zeit für den Schampus oder die Apfelschorle.

Phase 3: Eine getestete, geschliffene und in jeder Hinsicht optimale Version von etwas, das schon eine ziemlich große Ähnlichkeit mit einem fertigen Buch hat, kurz: Ihr lesbares Manuskript. Umfang: ca. 220 Seiten bester Unterhaltung, plus/minus.

KAPITEL 1

TOOLS OF THE TRADE

Natürlich rennen wir nicht unvorbereitet ins Kampfgetümmel wie seinerzeit die besoffenen Söldnertruppen des Bischofs Franz von Waldeck gegen die Täufer, welche im Jahre 1534* Münster belagerten.

*Das habe ich nur geschrieben, damit mein Geschichtslehrer sich freut. Aber es ist eine wirklich interessante und unglaublich brutale Story, was damals passierte mit dem Täuferreich zu Münster. Vielleicht schreibe ich ja mal ein Buch darüber ...

Zunächst werfen wir also einen Blick in unsere Werkzeugkiste und schauen nach, ob alles da ist, was wir brauchen werden. Immer schön eins nach dem anderen.

KAPITEL 2

ÜBER DAS LESEN

Wenn Sie ein hervorragender Fußballer werden wollen, müssen Sie Fußball spielen, den ganzen Tag, jeden Tag. Wie ein Bekloppter. Ihre Freunde werden mit den Köpfen schütteln, aber das ist Ihnen bald schon egal. Weil Sie Wichtigeres zu tun haben: Sie schauen sich, wenn Sie nicht gerade selbst das Leder durch den Innenhof kicken, an, wie die Legenden vor Ihnen gespielt haben. Und was genau es ist, das sie anders machen als der Durchschnittsspieler. Sie werden analysieren, an der Großartigkeit Ihrer Idole verzweifeln, neuen Mut schöpfen und dann ... weiterspielen.

Und irgendwann werden Sie vielleicht ein paar Tricks draufhaben, die denen Ihrer Idole durchaus ebenbürtig sind, vielleicht sogar besser.

Spätestens dann werden Sie sich vielleicht fragen:

»Kann ich das nicht mindestens genauso gut?«

Merken Sie sich diesen Gedanken. Es ist ein wichtiger Antrieb für viele ambitionierte Menschen, und es hat in den seltensten Fällen etwas mit einem übersteigerten Ego zu tun. Zumindest nicht, wenn Sie diesen Gedanken für sich behalten, und das sollten Sie. Wer mit so etwas hausieren geht, wird bestenfalls belächelt werden. Weil die Leute immer an Idole glauben wollen, früher ohnehin alles besser war und niemals einer so Fußball spielen wird wie Pelé.

Bis es dann einer tut.

Wenn Sie es nur lang genug durchziehen, könnten Sie durchaus feststellen, dass Sie der- oder diejenige sind und irgendwann mindestens genauso gut spielen wie die Großen. Vielleicht sogar besser.

So viel zum Fußball.

Und wenn Sie ein einigermaßen passabler Schriftsteller werden wollen? Na raten Sie mal! Sie tun natürlich genau dasselbe.

Lesen Sie, ständig und alles, was Ihnen in die Finger kommt! Jeden verdammten Tag. Das Schöne hierbei ist, im Gegensatz zum Fußball oder dem Erlernen eines Instruments, Sie können das Lesen ganz nebenbei machen. Und auch noch Zeit dabei sparen. Dazu gibt es beispielsweise Hörbücher. (Ich höre sie bevorzugt mit 1,5-facher Geschwindigkeit, dann schaffe ich nämlich mehr.) Und das alles während Sie joggen, Auto fahren, abwaschen oder den Müll rausbringen. Versuchen Sie das mal als angehender Fußballstar!

Wenn Ihnen die Stöpsel in den Ohren auf die Nerven gehen, schleppen Sie dennoch immer mindestens ein Buch mit sich herum. Das ist Ihnen zu schwer? Dann nehmen Sie doch gleich ein paar Tausend mit, auf Ihrem E-Reader zum Beispiel oder auf Ihrem Smartphone, das haben Sie doch sowieso ständig dabei. Jetzt haben Sie endlich mal einen vernünftigen Grund dafür, da ständig draufzugucken. Löschen Sie die blaue Prokrastinations-App und lesen Sie stattdessen. Im Wartezimmer, an der Bushaltestelle, wo und wann auch immer. Aber tun Sie’s!

Lesen ist das billigste Hobby der Welt. Gebrauchte Bücher gibt es kiloweise bei eBay oder in 1-€-Läden. Die Hausflure vieler Häuser stehen voll davon, zumindest hier in Leipzigs Südvorstadt.

Es gibt kein Buch, das man nicht lesen sollte. Selbst von den richtig schlechten kann man eine Menge lernen. Sei es eine gute Idee, die einen zu einer besseren Idee inspiriert. Oder einfach nur, wie man es besser nicht machen sollte. Und dass man von den guten Büchern jede Menge lernen kann, liegt auf der Hand. Nur bitte nicht verzweifeln, okay? Sie packen das auch, auf Ihre Weise. Niemand braucht einen zweiten Stephen King. Einer ist völlig ausreichend.

Ein Gegenbeispiel? Im Rahmen meiner Autorenbetreuung bei Ideekarree habe ich einige meiner Kunden nach dem Geheimnis ihres Erfolgs gefragt. In diesem Zusammenhang äußerte eine Autorin, die inzwischen mehrere Millionen(!) selbst verlegter Liebesromane verkauft hat, sie lese überhaupt nicht, weil sie befürchte, dass das ihren Stil versauen würde.

Hm. Ihren was?

Für mich klingt das ein bisschen wie ein Musiker, der nie übt, weil er fürchtet, dass ihm dann sein »Ton« flöten geht. Flöten geht, haha, haben Sie’s kapiert? Im Ernst: Wie soll man einen eigenen Stil entwickeln können, wenn man ihn nicht bei anderen zu schätzen weiß? Das begreife ich nicht.

Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich wüsste nicht, wie ich echten Kontakt zu meinen Lesern aufbauen sollte, wenn ich selbst nicht lesen würde. Wie sollte ich mich denn dann in Ihre Bedürfnisse hineinversetzen? Wie sollte ich die Freude am Lesen spüren und nachvollziehen können, wenn ich mir dieses Vergnügen nicht selbst gönne? Und vor allem: Wie sollte ich jemals besser werden, wenn nicht durch Lesen?

Kennen Sie einen Musiker, der etwas taugt und selbst keine Musik hört und jede Menge Vorbilder hat, deren Stil er in- und auswendig kennt und analysiert hat? Nein? Ich auch nicht.

Oh, und Lil Wayne ist keine gültige Antwort auf diese Frage. Weil: https://www.youtube.com/watch?v=3Jf9-VyXEKE

Und vor allem: Ich würde niemals freiwillig auf so ein grandioses Hobby wie Lesen verzichten. Ich bin doch nicht blöd!

KAPITEL 3

IHRE SCHREIBWERKSTATT

Ich bin professioneller Schriftsteller. Das heißt, Schreiben ist meine Arbeit, der ich an meinem Arbeitsplatz nachgehe. Wie bei derlei Tätigkeiten üblich, benutze ich dafür ein Büro, in meinem Fall ein Home Office, weil ich mir den Arbeitsweg durch die halbe Stadt ersparen möchte, besonders im Winter.

In diesem Raum wird nicht geschlafen, keine Nahrung eingenommen (sieht man von Unmengen schwarzen Kaffees ab) und auch sonst nichts gemacht außer geschrieben. Es steht mein Computer da drin, an dem zwei hübsche Lautsprecher hängen, falls mir nach Musik sein sollte.

Das war’s.

Sehr oft schalte ich während des Schreibens das Internet komplett ab, wenn ich es nicht für Recherchen brauche, und das ist etwas, das ich Ihnen ebenfalls empfehle. Facebook, Mail und Angry Birds sind nicht Ihre Freunde, während Sie ein Buch schreiben.

On the road again ... Ich schreibe nicht (mehr) unterwegs, schon gar nicht in irgendwelchen Cafés oder auf zugigen Bahnhöfen oder im Park. Ich brauche es nicht, dass mir jemand beim Schreiben zusieht, damit ich mich als Autor fühlen kann, offengestanden wäre mir das eher peinlich. Ich muss keine Schreibmaschine oder einen Stoffbeutel mit dem Aufdruck »Vorsicht, bissiger Autor! Sie könnten in meiner Geschichte landen!« mit mir herumschleppen, um irgendwem irgendwas zu beweisen.

Alles, was ich brauche, sind Ideen und irgendwas, womit ich sie aufschreiben kann, um später Bücher draus zu machen. Verdammt, ich würde mich noch Autor nennen, wenn ich aus lauter Verzweiflung auf Klopapier schreiben müsste.

Sollten mir unterwegs allerdings Ideen kommen, zücke ich mein Handy und tippe sie ein, fertig. Dann schau ich wieder den Zügen nach oder spaziere durch den Park. Ohne einen verdammten Stoffbeutel. Dazu gleich mehr im Abschnitt »Notizbuch«.

Das, was wir in den kommenden vier Wochen machen werden, nämlich schreiben, mache ich also nicht unterwegs. Daher brauche ich auch kein Tablet, keinen Laptop und schon gar nicht ein (in meinen Augen ziemlich nutzloses) Ungetüm wie eine Schreibmaschine.

Ausnahme für Sie. Wenn Sie zu Hause keine Ruhe finden können, ist die Sache mit dem Laptop vielleicht doch überlegenswert. Finden Sie ein ruhiges Plätzchen, an dem Sie es ein paar Stunden aushalten, und zwar täglich. Hauptsache, Sie kommen mit Ihrem Buch voran.

Merke: Nicht ablenken lassen, sondern auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich das Schreiben an einem ruhigen Plätzchen.

KAPITEL 4

ÜBERALL SCHREIBEN ... UND WAS ICH DARAUS GELERNT HABE

Meinen ersten Roman habe ich größtenteils unterwegs geschrieben, und es war eine Katastrophe. Ich tippte ihn in mein Handy, und zwar in Form unzähliger SMS-Entwürfe an mich selbst, denn ich hatte damals noch kein Smartphone. Später tippte ich diese SMS dann ab, und ludt die Entwürfe hoch in die Google-Cloud. An diesen Entwürfen arbeitete ich dann, wann immer ich etwas Zeit dazu fand, und sehr oft auch unterwegs. Wo immer ich einen Computer mit Internetanschluss finden konnte, bisweilen auch bei Freunden, wenn die mich an ihren Computer ließen. Cool und total kultig, keine Frage. Aber wirklich nicht empfehlenswert, wenn Sie es auch nur ein bisschen ernster mit dem Schreiben meinen als ich damals.

Wenn Sie acht oder mehr Stunden täglich schreiben wollen, müssen Sie auf Ihre Gesundheit achten, und zwar mit Argusaugen. Treiben Sie ein bisschen Sport (Ich gehe gern laufen, um mein Hirn »durchzuschütteln« und habe herausgefunden, dass das für mich eine ungeheure Inspirationsquelle sein kann.), essen Sie leicht und machen Sie ausreichend oft Pausen. Schaffen Sie sich ein Musikinstrument an, wenn Sie noch keins haben, und lernen Sie, ein bisschen darauf herumzuklimpern.

Ihr Arbeitsplatz sollte darauf ausgelegt sein, dass Sie Ihren neuen Job möglichst lange ohne Schmerzen machen können. Besorgen Sie sich ergonomische Sitzmöbel und achten Sie darauf, dass Ihr Schreibtisch die richtige Höhe hat. Finden Sie heraus, mit welcher Tastatur Sie am besten über einen langen Zeitraum arbeiten können, und damit meine ich auch wirklich arbeiten, also Tippen, die immer gleiche Bewegung Ihrer zehn Finger, stunden- und tagelang. Tipp: Eine mechanische Tastatur könnte sich als nützliche Investition herausstellen.

Ich benutzte bereits den Vergleich zu einem Marathonlauf. Dasselbe hier. Gehen Sie nur gut vorbereitet und mit der optimalen Ausrüstung an den Start. Spätestens bei Ihrem ersten Besuch beim Chiropraktiker, oder wenn Sie wegen einer Sehnenscheidenentzündung oder einem Bandscheibenvorfall wochenlang ausfallen, werden Sie an mich denken. Und zwar schmerzlich.

KAPITEL 5

DAS RICHTIGE SCHREIBPROGRAMM

Auf Schreibmaschinen oder handschriftliche Notizen gehe ich im Jahr 2017 gar nicht erst ein, basta. Mit dem Stift kritzeln darf nur James Patterson, und der Kerl ist Millionär, mindestens. Und er hat eine Sekretärin, mindestens.

Zurück in unsere Welt. Viele Bücher werden auch heute immer noch in Word oder Open Office getippt, auch ich habe mit ihnen angefangen. Heute würde ich sie nicht mehr benutzen. Verstehen Sie mich nicht falsch, das sind beides großartige Programme. Wenn man zum Beispiel Serienbriefe schreiben will oder Kündigungsschreiben. Nur eben keine Bücher. Da gibt’s nämlich Besseres.

Ich möchte Ihnen in aller Kürze zwei Alternativen vorstellen und wenn Sie eine Weile googlen, werden Sie feststellen, dass diese beiden mit Abstand das Feld der professionellen Schreibprogramme anführen, welche explizit zum Schreiben von Büchern gedacht sind.

Papyrus Autor. In meinen Augen derzeit das einzige ernst zu nehmende Schreibprogramm für Autoren, das von sich behaupten kann: Made in Germany. Als besondere Pluspunkte sind hier anzuführen: Stabilität, reibungslose Bearbeitung auch von mehreren Systemen möglich (Mac, PC), übersichtliche Kapiteldarstellung in einem Dokument, supereinfacher und zuverlässiger Export in alle möglichen Formate wie Manuskript (um es an Verlage zu senden), alle Arten von E-Books, Papierbücher. Exzellente Synonym-Vorschläge.

Neben vielen anderen Vorteilen dieser Software interessiert uns hier vor allem einer: Die Möglichkeit des Programms, mit sogenannten Tabs zu arbeiten.

Das kennen Sie von Ihrem Internetbrowser. Tabs helfen Ihnen dabei, mehrere Fenster gleichzeitig im Hintergrund offen zu haben und so leicht zwischen verschiedenen Websites hin- und herzuspringen. In einem Schreibprogramm für Autoren ist das genauso nützlich.

Sie wollen sich Notizen machen? Dialogfragmente notieren, die Ihnen einfallen? Ideen für später? Ein Titelentwurf oder ein Stück Klappentext für Ihr künftiges Buch? Dann machen Sie einfach jedesmal einen neuen Tab auf und schreiben Sie es in dieses Dokument.

Wenn es zu viel wird, schließen Sie einfach ein paar dieser Tabs. Der Text ist auf diese Weise nicht verloren und alles Dokumente (oder die, von denen Sie das wünschen) werden beim nächsten Start des Programms wieder geöffnet.

Praktisch.

Und abgestürzt ist mir Papyrus, seit ich es benutze, noch nicht ein einziges Mal. Auch nicht bei 1.200 Seiten langen Buchmonstern. Chapeau!

Die Schreibumgebung von Papyrus Autor

Die Schreibumgebung von Papyrus Autor

Das absolute Highlight aber ist die in Papyrus enthaltene Duden-Rechtschreibhilfe, die in dieser Qualität meines Erachtens nach in keinem anderen deutschsprachigen Programm zu finden ist, des Weiteren die Stilanalyse und Lesbarkeitseinschätzung, unverzichtbar für Phase 3 in Woche 4. Und das alles in Deutsch, der Sprache, in der ich (meistens) meine Bücher schreibe! Das allein spart mir inzwischen unglaublich viel Zeit und ist dabei präziser, als ich es in meinen wachsten Stunden je sein könnte.

Zum Zeitpunkt, da ich das hier schreibe, kostet Papyrus Autor stolze 179,- €. Und ist jeden Cent davon wert. Und nein, die Firma R.O.M. Logicware bezahlt mir keinen Pfennig dafür, dass ich das hier schreibe. Das haben die gar nicht nötig.

Laden Sie sich die kostenlose Demo herunter, probieren Sie damit herum und teilen Sie meine Begeisterung! Noch eine Bemerkung dazu: Papyrus Autor sieht auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen kompliziert aus, und es ist tatsächlich ein sehr mächtiges Programm.

Aber lassen Sie sich davon keinesfalls abschrecken!

Wir brauchen für’s Erste nur einen Bruchteil seiner vielfältigen Möglichkeit, im Wesentlichen sind das zwei bis drei Dokumente, die man in der oberen Leiste anordnet wie Browserfenster in Ihrem Browser, den Navigator links, der uns das Inhaltsverzeichnis anzeigt und in Woche 4 die Stilanalyse, evtl. noch den Export als E-Book.

Und während Sie anschließend Schreibpause vor dem nächsten Buch machen, können Sie sich mal in aller Ruhe damit beschäftigen, was Papyrus noch so alles draufhat. Eine ganze Menge nämlich. Notizen, Brainstorming, von der Idee bis zum gesetzten Buch, und das alles griffbereit an einem Ort.

Mehr geht nicht für Autoren.

Link: www.papyrus.de

* * *

Scrivener. Bevor ich ein »Papyrus-Autor« wurde, habe ich mit einem Programm namens Scrivener gearbeitet. Die Philosophie hier ist etwas anders als die von Papyrus, hauptsächlich, weil Scrivener Ihr Buch in einzelne Dokumente zerhackt, die Sie nach Belieben herumschieben können. Die Idee ist hier, aus virtuellen Karteikarten (die wir später noch als Beats kennenlernen werden) Ihr Buch zu schreiben. Nett, aber so arbeite ich inzwischen nicht mehr. Sondern so, wie ich es Ihnen gleich erklären werde.

Auch Scrivener ist sehr stabil und inzwischen auch für Mobilgeräte (Smartphone, Tablet) erhältlich. Aber auch das nutze ich nicht (mehr), wie bereits erwähnt. Geschrieben wird im Büro, unterwegs werden nur Ideen gesammelt. Das trenne ich strikt.

Scrivener ist deutlich günstiger als Papyrus Autor, aber es ist leider keine Software aus Deutschland. Was bedeutet, dass Ihnen die Rechtschreibkontrolle nicht besonders viel nützen wird. Sie ist zwar vorhanden, aber eher rudimentär. Stilanalyse und Lesbarkeit gibt es gar nicht, zumindest in der deutschen Sprache. Im Englischen gibt es dafür Tools und Workarounds, aber im Deutschen ist mir dafür nichts bekannt. Ich bin ohnehin kein großer Fan davon, Dokumente ständig zwischen verschiedenen Programmen hin und her zu kopieren. Da geht schon mal was verloren, wenigstens die Formatierung, bisweilen ganze Textblöcke.

Für Scrivener bezahlen Sie momentan um die 40 $ für die Desktop-Version (Mac oder PC) und 20 $ für die iOS-App.

Link: www.literatureandlatte.com/scrivener.php

* * *

Und dann noch ... Vielleicht haben Sie schon selbst ein bisschen gestöbert und es ist Ihnen aufgefallen, dass es jede Menge Schreibprogramme gibt, besonders für Mobilgeräte. Eine Menge davon bezeichnen sich als ablenkungsfrei, als ob das Wunder was wäre. Und das dann auf einem Smartphone. Hm.

Die Idee ist, die Features auf ein Minimum zu reduzieren, damit Sie nur schreiben, schreiben, schreiben. Löblich, aber nicht sehr praktisch, offen gestanden. Ein bisschen so, wie eine Schreibmaschine zu verwenden. Im Jahr 2017. Ja, Sie werden nicht abgelenkt. Aber Sie verzichten auch auf jede Menge Features, die Ihnen Zeit sparen, Arbeit abnehmen und dafür sorgen können, dass Ihr Buch ein Knüller wird und auch noch verdammt gut aussieht, wenn es fertig ist.

Ablenkungsfreiheit können Sie ganz einfach dadurch erreichen, dass Sie eine Story schreiben, die Sie selbst so derart fesselt, dass Sie gar nicht erst in Versuchung kommen, sich abzulenken. Und falls doch: Tackern Sie sich ein großes gelbes Memo an den Bildschirm, auf das Sie Ihr Ziel schreiben: Das fertige Buch.

Hier ist es noch mal:

Mein Ziel

250 Seiten veröffentlichungsreife Lesefreude!

Sie wollen schließlich als ein richtiger Autor in die Geschichte eingehen und nicht als der Mensch, der vier Tage ununterbrochen im Internet nach Bildchen von süßen Katzen oder leicht bekleideten Höhlentrollen gesucht hat. Oder was weiß ich, was Sie da so treiben.

Anders gesagt: Ja, Sie können vermutlich auch mit Ihrer bloßen Hand einen Nagel in die Wand schlagen, ganz und gar ablenkungsfrei. Aber ich bevorzuge einen Hammer für so was. Und üblicherweise schalte ich das WLAN dabei ab.

Hausaufgabe: Egal, für welches Schreibprogramm Sie sich entscheiden, Sie sollten mit dessen wichtigsten Grundfunktionen vertraut sein, bevor wir starten. Nehmen Sie sich einen Tag Zeit, um sich mit der Software anzufreunden, und schauen Sie sich bei der Gelegenheit auch gleich noch das Programm Aeon Timeline aus dem nächsten Kapitel an.

KAPITEL 6

DIE ZEIT IM GRIFF: IHRE TIMELINE

Es gibt noch ein Programm, das ich gern benutze, insbesondere, wenn ich Thriller schreibe. Da gibt es Rückblenden zu Dingen, die meinen Figuren in ihrer Vergangenheit zugestoßen sind. Schrecklichen Dingen zumeist. Die eigentliche Handlung, die den Stand der Ermittlungen beschreibt, falsche Fährten, wichtige Erkenntnisse und vor allem: Jede Menge Leute, die das Zeitliche segnen! Da verliert man schnell mal die Übersicht.

Aus diesem Grund nutze ich eine Software namens Aeon Timeline 2, um damit die Lebens- und Sterbedaten meiner Figuren und alle wichtigen Ereignisse der Handlung stets griffbereit zu haben. Dieser Zeitstrahl entsteht so nebenher, während ich die Idee ausfeile (Phase 1). Die Software ist wirklich leicht zu bedienen, speziell für meine geringen Ansprüche. Was wir damit machen wollen, ist im Wesentlichen Folgendes:

Wir geben ein Ereignis ein und versehen es mit einem Datum. Beispiel:

Am 25.6.2013 wird Jenny Mustermann ermordet, und zwar von Hannes Jedermann.

An diesem Ereignis sind drei Personen beteiligt, nämlich: Opfer (Jenny), Täter (Hannes) und der Zeuge Herr Müller, ein Rentner aus der Nachbarschaft, der die beiden heimlich beobachtet hat. So ein Spanner, dieser Herr Müller! In Aeon Timeline legen wir die Rollen der entsprechenden Personen fest.

Beteiligte: Jenny Mustermann, Hannes Jedermann

Beobachter: Herr Müller

Da wir für jede dieser Personen ein Geburtsdatum festlegen und das ebenfalls in Aeon Timeline eintragen können, sehen wir genau, wie alt die jeweilige Person zum Zeitpunkt des Ereignisses ist. Sollten wir also beispielsweise feststellen, dass Herr Müller, den wir als Rentner beschreiben, zum Zeitpunkt des Ereignisses gerade mal jugendliche 48 ist, haben wir schon den ersten Logikfehler entdeckt, und zwar, bevor wir überhaupt losgeschrieben haben. Großartig!

So machen wir das dann mit jedem wichtigen Ereignis und jeder Person, während wir sie ins Leben rufen. Außerdem können Sie auch Zeitspannen eingeben (zum Beispiel, wenn Ihr Psychokiller schon mal geschnappt wurde und für fünf Jahre im Gefängnis saß und ergo während dieser Zeit keine neuen Morde begangen haben kann), Ereignisse miteinander verbinden und sie verschiedenen Handlungsbögen (z. B. »Rückblende Hannes’ Kindheit«, »die unglückliche Liebe zwischen Hannes und Jenny« usw.) zuordnen und noch vieles mehr.

Die Software kostet derzeit 50 $, aber Sie können Sie für 20 Tage kostenlos ausprobieren und sie während dieser Zeit in vollem Umfang nutzen, bevor Sie sich zum Kauf entschließen. Mehr als genug Zeit also für unser erstes gemeinsames Projekt. Aber für das nächste Buch kaufen Sie die Software bitte, okay?

Link: www.aeontimeline.com

* * *

Hinweis: In Papyrus Autor ist übrigens auch ein solches Feature enthalten und nennt sich dort Zeitstrahl. Der Grund, warum ich mich damit noch nicht beschäftigt habe, ist die Tatsache, dass ich inzwischen so vertraut mit Aeon Timeline bin, dass ich mir die Zeit sparen möchte, auf ein anderes System umzusteigen. Wenn das bei Ihnen nicht der Fall ist, empfehle ich, dass Sie sich erst einmal mit dem beschäftigen, was in Papyrus Autor enthalten ist. Vielleicht brauchen Sie dann Aeon Timeline gar nicht mehr. Der Vorteil wäre: alles an einem Ort.

KAPITEL 7

IHR VIRTUELLES GEDÄCHTNIS: DAS NOTIZBUCH

Falls Sie sich gerade einen kleinen Vorrat hübscher Moleskin-Notizbücher mit Ihrem Namen haben prägen lassen: Sorry, aber auch hier muss ich eine Lanze für den Computer brechen beziehungsweise das Smartphone. Sein Gedächtnis ist meinem weit überlegen. Und Ihrem auch, wollen wir wetten?

Ich empfehle Ihnen dringend, alle Notizen an einer Stelle zu speichern. Und zwar an einer, auf die sie von überall zugreifen können. Im Jahre 2017 kann das nur eines bedeuten, nämlich eine cloudbasierte Lösung. Falls Sie nicht wissen, was das ist: Ihre Daten werden auf einem Server im Internet abgelegt und Sie können von überall drauf zugreifen, die Daten von jedem Gerät aus verändern und dann wird alles miteinander synchronisiert. Hä?

Ein Beispiel: Sie tippen unterwegs eine Idee für eine tolle Story in Ihr Handy, während Sie auf dem Nachhauseweg auf die S-Bahn warten. Dann ergänzen Sie noch ein paar Details mit Ihrem Tablet, während Sie nach Hause fahren, und kaum haben Sie Ihr Schreibbüro erreicht, werfen Sie den PC an und machen aus der Idee ein Buch. Das Sie im Garten auf dem Laptop zu Ende schreiben.

Cool, oder?

Versuchen Sie das mal mit Ihrem Moleskin-Notizbuch!

Bei mir hätte ein Notizbuch mittlerweile weit über tausend Seiten, die ich ganz bestimmt nicht ständig mit mir herumschleppen will. Und von Ordnern voller Loseblattsammlungen fange ich gar nicht erst an. Wenn Sie da erstmal zu suchen beginnen, finden Sie bald gar nichts mehr. Und deshalb liebe ich papierlose Notizen: Ich habe sie immer dabei und sie wiegen rein gar nichts.

Das Programm, das ich dafür benutze, heißt Evernote.

Evernote ist es völlig wurscht, ob Sie über ein Handy, Tablet, PC oder Mac drauf zugreifen. Auf bis zu zwei Geräten dürfen Sie es kostenlos benutzen, wenn Sie mehr wollen, kostet sie der Spaß 30 € im Jahr.

Was ich übrigens gern bezahle, weil ich von meinen unzähligen Computern drauf zugreifen will und mich an die Struktur von Evernote gewöhnt habe. Ich kann Notizbücher anlegen, denen Notizen zuordnen und diese Notizbücher wiederum in Stapeln ordnen.

Außerdem können Sie Evernote auch ziemlich clever mit Ihrem oben beschriebenen Moleskin-Notizbuch (ja, das aus Papier!) verbinden und vieles mehr.

Inzwischen gibt es aber auch völlig kostenlose Alternativen, zum Beispiel Google Notizen, Microsoft OneNote, Wunderlist (aus Berlin!), Apple Notes und etliche mehr.

Link: www.evernote.com, den Rest finden Sie mit ein bisschen Googlesuche.

* * *

Noch ein Wort zu Notizen im Allgemeinen. Notizen gehören für mich in die Kategorie »Vorab« und haben noch nichts mit der aktiven Arbeit an einer Geschichte zu tun. Pures kreatives Chaos sozusagen. In diesem Stadium schreibe ich einfach alles Mögliche auf: Mögliche Namen von Figuren, interessante Twists, spannend klingende Titel. Was-wäre-wenns. Coverideen. Einfach so drauflos.

Und so halte ich Ordnung in diesem Kreativchaos: Die Notizen in Evernote werden automatisch mit einem Zeitstempel versehen, darum muss ich mich also nicht kümmern. Praktisch. Ich gebe der Notiz außerdem eine möglichst einprägsame Überschrift, zum Beispiel: »Hamburg-Thriller mit 108-jähriger Kommissarin«.

Dann tippe ich los.

Wenn es möglich ist, ordne ich die Idee einem Notizbuchstapel zu. Diese sind bei mir übrigens nach Genres benannt, zum Beispiel: Thriller, Kinderbuch, Romance, Jugendroman, Erotik, Horror und so weiter, weil das Genre das einzige ist, das ich schon in diesem frühen Stadium mit einiger Sicherheit kenne. Und falls nicht, kommt die Notiz einfach in den Stapel »Allgemein«.

In den Notizen findet sich bei mir, was die Handlung betrifft, nur reine Inspiration, bestenfalls ein krasses Ende oder ein verblüffender Twist. Die es übrigens oft nicht bis ins fertige Buch schaffen, aber die Grundlage für spätere Ideen bilden. Keine Struktur, keine Ausarbeitung von Figuren, kein Blabla. Dafür ist später noch genügend Zeit.

Immer dabei! Haben Sie Ihr Notizbuch stets griffbereit, packen Sie es nie weit weg. Schreiben Sie jede Idee rein, die Ihnen (be)merkenswert erscheint. Wir werden das Notizbuch spätestens im Kapitel »Die Idee brainstormen« wieder brauchen. Je voller es dann ist, umso besser.

KAPITEL 8

ZUSATZ FÜR STRESSGEPLAGTE: SPRACHNOTIZEN

Wenn es mal schnell gehen muss oder ich gerade vom Joggen komme und meine Tastatur nicht vollschwitzen möchte, weil das eklig ist, benutze ich auch mal den Audiorecorder. Früher nannte man so was Diktiergerät, und jeder Schriftsteller, der was auf sich hielt, hatte solch ein Ding in der Brusttasche seines Tweed-Jacketts dabei.

Eine App dafür finden Sie heutzutage für jedes Smartphone, oder man schmeißt Ihnen digitale Recorder für ein paar Euro hinterher. Im Zweifelsfall rate ich allerdings zum Smartphone, weil Sie dort den Luxus haben, Ihre Sprachnotizen mit einem Namen versehen zu können, was sich als überaus praktisch herausstellen könnte, wenn Sie sie später wieder hervorkramen.

Wenn Sie kein Smartphone und auch kein Diktiergerät besitzen, rufen Sie Ihren eigenen Anrufbeantworter an und hinterlassen Sie die Notiz als Nachricht an sich selbst. Warnen Sie aber Ihren Partner oder Ihre Mama vor, damit Sie den Entwurf für Ihren neuen Thriller nicht für den Anruf eines Geisteskranken hält und die Polizei verständigt.

Später tippen Sie das Ganze ab, und zwar in Ihr digitales Notizbuch, und dann ab in die Cloud damit.

KAPITEL 9

DER GUTE, ALTE SCHREIBBLOCK

Sie haben es vielleicht schon gemerkt, ich bin ein Fan von Digital und diesem ganzen neumodischen Kram. Hauptsächlich deshalb, weil ich ein Fan von Effizienz bin. Ich möchte meine Arbeitszeit optimal nutzen, weil mir das hilft, bessere Bücher zu schreiben und anschließend meine Freizeit intensiver zu genießen.

Und dann komme ich daher und erzähle Ihnen, dass wir einen Schreibblock brauchen? Aus Papier? Analog? Mit einem richtigen Stift?

Jep.

Zunächst hilft Ihnen das dabei, dass Ihre Handschrift nicht komplett zum Teufel geht. Haben Sie mal das unleserliche Geschmiere von jemandem gesehen, der nur noch tippt? Furchtbar. Und was machen Sie, wenn Sie Ihre Bücher mal signieren müssen? Sich blamieren, genau! Deshalb: Besorgen Sie sich einen Schreibblock, und nutzen Sie ihn. Auch noch für die folgenden Dinge.

Brainstorming. Wenn Sie kein tolles Whiteboard haben, auf das Sie Ihre spontanen Ideen kritzeln können, so wie ich, dann nutzen Sie stattdessen den Block. Ich habe und nutze beides. Mehr dazu im Abschnitt Brainstorming von Ideen (Phase 1).

Zwischendurch-Notizen. Während Sie schreiben, sollten Sie sich nicht ablenken lassen. Also nicht das Handy rauskramen und eine Evernote-Notiz verfassen oder auf dem Rechner ein anderes Fenster aufklicken. Schreiben Sie stattdessen auf Ihren Block, den Sie neben Ihre Schreibhand auf den Schreibtisch legen und dann konzentrieren Sie sich wieder auf den Bildschirm.

TDL-Notizen. Hier ist noch ein rattenscharfer Trick zum Thema Ablenkungsfreiheit. Wenn Ihnen während des Schreibens etwas Superwichtiges einfällt, wie zum Beispiel, dass Sie vergessen haben, Milch zu kaufen, obwohl das Wochenende naht, reißen Sie ein Extrablatt aus Ihrem Block und schreiben Sie es darauf. Dann vergessen Sie es und kümmern sich wieder ums Schreiben. Einkaufen und das Geschirr abwaschen können Sie, wenn Sie Ihr Schreibsoll für heute erfüllt haben. Ja, Aufschieberitis ist manchmal Teil des Jobs. Hier ist sie sogar ziemlich nützlich.

TDL soll heißen: To Do Later.

Kritzeleien. Manchmal hilft es, eine Skizze zu machen, von einer Szene oder Figur, dem Grundriss eines Gebäudes oder sonst was. Manchmal hilft es auch, einfach nur herumzukritzeln, besonders beim Brainstorming. (Stellen Sie den Timer fürs Kritzeln auf maximal fünf Minuten und dann malen Sie den Stift leer!) Das geht auf nichts so gut wie auf einem schönen Block. Wenn Ihre Ansammlung von Strichmännchen mit übergroßen Geschlechtsteilen fertig ist, hängen Sie das Bild an Ihre Wand als Inspiration. Jedem, der Ihren Raum betritt, wird sofort klar sein, dass er es hier mit einem echten Profi zu tun hat.

Der perfekte Block. Ihr Schreibblock sollte über einen Deckel und eine Spiralbindung verfügen. Das ist wichtig, um die Notizen schnell verbergen zu können. Denn: Niemand sieht Ihr Buch, bevor nicht ENDE unter dem Erstentwurf steht. Niemand! Das ist die erste Regel des Schreib-Klubs!

Die Spiralbindung brauchen Sie, damit der Block schön flach auf Ihrem Schreibtisch liegen kann, optimalerweise neben Ihrer Schreibhand. Ansonsten stellen sich die Seiten auf und das ist furchtbar hässlich anzuschauen. Und es kitzelt ständig an Ihrer Hand beim Schreiben. Wählen Sie Ihren Block in A4, liniert, kariert oder ganz ohne. Was Ihnen lieber ist.

KAPITEL 10

ALLES EINE FRAGE DES TIMINGS

Deadlines. Viele Leute glauben, dass für die meisten Schriftsteller die sogenannten Deadlines oder Abgabetermine ein Horror sind. Wie soll man denn kreativ arbeiten können, wenn einem die Zeit ständig im Nacken sitzt? Man kann doch die arme Muse nicht zwingen, dass sie einen küsst. Und überhaupt muss man erstmal ausnüchtern von gestern, schließlich ist man ja Künstler.

Schon klar.

Und jetzt ich.

Zunächst zum Thema Muse: Ich bin der festen Überzeugung, dass die einen umso häufiger küsst, je mehr man tatsächlich kreativ arbeitet. Damit meine ich: Ihr eine Umgebung schafft, in der sie sich wohlfühlt. Und nicht zwangsläufig, indem man jeden zweiten Tag besoffen oder high ist. Das ist ein bisschen wie in jeder anderen Beziehung. Man muss sie hegen und pflegen und sollte viel einigermaßen nüchterne Zeit miteinander verbringen. Aber das ist nur meine Meinung und wie gesagt sehe ich mich ja auch nicht unbedingt als Künstler, sondern eher als schlichter Handwerker.

Und jetzt der Oberhammer.

Ich mag Deadlines. Sie turnen mich regelrecht an. Sie helfen mir beim Wichtigsten überhaupt, nämlich dem Fertigwerden. Daher halte ich sie meist sogar ein. Und zwar, weil ich einen Timer habe.

Oh, Mann, ich liebe dieses Gerät.

Ein Timer ist eine Art Eieruhr, die Sie auf eine beliebige Zeit einstellen können und dann sehen Sie zu, wie die Zeit rückwärts läuft. Ein bisschen wie bei einer tickenden Bombe, und genau das ist der Witz dabei.

Tick, tack.

Bloß dass der Timer piept oder klingelt, wenn die Zeit abgelaufen ist, anstatt zu explodieren. Gut für Sie.

Die 1-Stunden-Methode. Ich habe herausgefunden, dass eine Stunde für mich eine gute Zeiteinheit ist, gefolgt von etwa zehn Minuten Pause. Wenn ich zum Beispiel ein logisches Problem in meinem Plot beackere oder mir eine Handlung zusammenbrainstorme, dann ist das eine der Methoden, auf die ich sehr häufig zurückgreife:

Eine Stunde intensiv nachdenken, kritzeln und mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Zehn Minuten Pause. Wenn ich in dieser Stunde und der nächsten nicht wirklich vorangekommen bin, wird es Zeit, Grundlegendes zum Buch zu überdenken. Ist es überhaupt wert, geschrieben zu werden? Bin ich schon bereit, solch ein Buch zu schreiben? Wenn nicht, probiere ich was Anderes. Da bin ich ziemlich rigoros.

Eine andere Variante ist die sogenannte Pomodoro-Methode. So ähnlich wie die gerade beschriebene, nur haben Sie pro Aufgabe 25 Minuten Zeit und dann fünf Minuten Pause. Für mich funktioniert sie leider nicht, weil ich festgestellt habe, dass es bei mir üblicherweise erst nach ca. einer halben Stunde »klick!« macht, wenn ich ein einigermaßen vertracktes Problem beackere, und ich erst dann so richtig warmgelaufen bin. Aber das mag bei Ihnen anders sein.

Finden Sie heraus, welche Methode für Sie am besten funktioniert und stellen Sie Ihren Timer darauf ein. Sie finden überall im Internet Anleitungen, wie Sie das machen können. Googeln Sie einfach mal nach:

  • Zeitmanagement
  • Pomodoro-Technik

Zeitmanagement ist sowieso ein Thema, von dem ich regelrecht besessen bin, aus gutem Grund. Wir alle haben nämlich viel zu wenig davon auf diesem Planeten. Nutzen wir sie also lieber einigermaßen sinnvoll.

Der Countdown läuft: Mein Timer.

Der Countdown läuft: Mein Timer.

Als Timer benutze ich übrigens eine digitale Eieruhr. Sie steht direkt unter dem Monitor, auf den ich starre, während ich versuche, ein Problem zu lösen. Da kann ich sie nicht wegklicken, während ich zusehen muss, wie die Zeit verrinnt. Sekunde für Sekunde. Tick, tack. Gnadenlos. Das macht mir den Druck, den ich brauche, um arbeiten zu können.

Das klingt für Sie merkwürdig?

Dann haben Sie vermutlich noch nicht von folgender, faszinierender Entdeckung gehört.

KAPITEL 11

DAS PARKINSONSCHE GESETZ

Und hier ist es:

Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für Ihre Erledigung zur Verfügung steht.

Es bedeutet, dass Menschen dazu neigen, die Zeit, die sie sich für die Erledigung einer bestimmten Aufgabe geben, immer voll auszunutzen. Egal, ob diese Zeit auch tatsächlich für die Aufgabe benötigt wird oder nicht.

Beispiel: Parkinson beschrieb das anhand einer älteren Dame, die einen halben Tag braucht, um ihrer Nichte eine Postkarte zu schicken. Sie sucht nach der richtigen Karte, formuliert den Text zigmal um, sucht die Adresse heraus, überlegt, ob sie zum Gang zur Post einen Schirm braucht oder nicht und so weiter. Ein vielbeschäftigter Geschäftsmann erledigt die Sache in fünf Minuten. Sie ahnen es, wir versuchen, der vielbeschäftigte Geschäftsmann in diesem Beispiel zu sein.

Tick, tack.

Dieses Gesetz ist absolut zutreffend für die allermeisten Menschen, davon bin ich überzeugt. Für mich ganz besonders. Ich könnte wochenlang prokrastinieren, wenn ich müsste. Will ich aber nicht.

Was heißt das nun für unser Buch? Wenn Sie ohne Timer arbeiten, werden Sie möglicherweise tagelang an einem simplen, logischen Problem herumbasteln. Neue Ansätze finden, die dazu führen, das Problem selbst auf einer Metaebene zu hinterfragen, und dann werden Sie beginnen, eine noch viel bessere Lösung zu finden, oder gar versuchen, ein noch besseres Problem aus dem bestehenden zu machen. Und dann geht alles wieder von vorn los, und je öfter Sie diese Schleife durchlaufen, desto weniger Lust werden Sie haben, Ihr Buch tatsächlich zu schreiben.

Ich behaupte:

Es gibt in unserem Job nichts, das Sie nicht durch eine Stunde intensives, ablenkungsfreies Nachdenken lösen oder doch zumindest gewaltig voranbringen können. Und falls nicht, stimmt höchstwahrscheinlich irgendetwas mit Ihrer grundsätzlichen Idee nicht. Wir wollen hier lernen, wie man ein Buch in gerade mal vier Wochen schreiben kann. Das bedeutet, dass wir für jeden einzelnen Arbeitsschritt nur ein knapp bemessenes Zeitbudget zur Verfügung haben, und das müssen wir nutzen.

Das wollen wir nutzen, weil wir fertig werden wollen.

Wir wollen ein Buch schreiben und nicht ewig darüber nachdenken, wie das wohl prinzipiell am besten anzustellen sei. Wir tun es einfach und spucken dem Gegenwind ins Gesicht! Wir packen es an! Yeah!

Wenn Sie keine Digitaluhr haben, finden Sie dank der allgemeinen Fitnessbegeisterung unzählige Timer-Apps für Ihr Handy oder Tablet, suchen Sie einfach mal nach dem Begriff »Timer«. Ich persönlich finde es aber wichtig, die Sekunden und Minuten verstreichen zu sehen, und auf einem Handy schaltet sich irgendwann der Bildschirm ab und dann sehe ich die Zeit nicht mehr, die mir noch bleibt. Daher die Digitaluhr mit dem großen Display.

Und wenn die Ziffern darauf Sie aggressiv rot anstrahlen und Ihnen höhnische Fratzen schneiden, umso besser!

Wir benötigen den Timer hauptsächlich für die Phasen I und II. Mehr dazu in den jeweiligen Kapiteln.

KAPITEL 12

NOCH EIN KLEINER »PARKINSON« VON MIR

Diese »Weisheit« stammt von mir selbst, zumindest meines Wissens. Aber ich bin bestimmt weder der Erste noch der Einzige, der dieser Meinung ist.

Hier ist sie:

Eine Aufgabe ist oftmals nur schwierig, weil man sie für schwierig hält. Bis man sie einfach löst.

Beispiel: In der siebten Klasse hielt ich Mathematik für ein sehr schwieriges Fach. Wir haben uns wochenlang mit Kurvendiskussionen und Ähnlichem aufgehalten, und der Mathelehrer hat ein Riesengetue um die ganze Angelegenheit gemacht. Die meisten von uns hielten das für kompliziert und daher die Zeit für angemessen, die wir darauf verwendet haben.

Ich auch.

Bis ich im Rahmen meines Elektrotechnikstudiums mit der Mathematik auf Uni-Niveau konfrontiert wurde.

Als ich das erstmal einigermaßen kapiert hatte (und jeder studierte Mathematiker würde sich über das kaputtlachen, was wir da gelernt haben), war es mir unbegreiflich, wieso wir in der siebten Klasse nicht nur eine Woche Mathe hatten. Das hätte locker genügt, um den Stoff zu kapieren. Bloß wussten wir das in der siebten Klasse eben noch nicht.

Oder: Im Deutschunterricht mussten Sie bestimmt auch Ihren Goethe zitieren und die Gedichte Gottfried Benns und sich von Kafka eine milde Depression verpassen lassen und von Günther Grass aufs Blech trommeln und ... und natürlich haben Sie gedacht, Bücher schreiben wäre Wunder was. Ist es auch, Werke von der Tragweite der eben genannten zu schreiben, ist so schwer, dass es schon beinahe unmöglich ist, aber ...

Aber Bücherschreiben ist auch etwas, das jedermann, der Lust drauf hat, machen kann, und zwar bisweilen sehr erfolgreich. Wen juckt’s, wenn es Marcel Reich-Ranicki nicht gefallen hätte oder nie im Lehrplan einer Schule auftauchen wird? Und wenn doch, umso besser.

Es ist einfacher, als Sie vielleicht denken. Wenn ich es geschafft habe, ein paar Bestseller zu schreiben, dann schaffen Sie das bestimmt auch. Und dank dieses Büchleins können Sie dabei auf jede Menge schiefgegangener Versuche und Experimente verzichten, die ich machen musste, bis ich einigermaßen wusste, was zum Henker ich da eigentlich tue.

Fakt: Um mit dem Schreiben anzufangen, müssen Sie lediglich in der Lage sein, Worte auf Papier zu bannen oder sie in einen Rechner zu tippen.

Das heißt: Wenn Sie das hier lesen können und in der Lage sind, irgendeine Art von Schreibwerkzeug zu bedienen, dann haben Sie schon alles, was man braucht, um Autor zu werden.

Der Rest ergibt sich mit der Zeit.

Und lassen Sie sich von niemandem etwas anderes einreden, nicht von anderen Autoren, nicht von Ihren Freunden und ganz besonders nicht von Literaturkritikern. Sie sind weder zu alt noch zu jung noch zu schlau oder zu doof, um ein gutes Buch zu schreiben. Alles, was Sie tun müssen, ist, es anzufangen und es zu beenden, und beides lernen Sie hier. Tun Sie es einfach. Ich glaube fest an Sie!

KAPITEL 13

ZEHN FINGER TIPPEN MEHR ALS ZWEI

Ich kann zehn Seiten in der Stunde tippen, also ungefähr 2500 Wörter. Wenn es sein muss. Als ich das zum ersten Mal für fünf Stunden am Stück gemacht habe, bin ich danach für eine Weile ausgefallen, weil mich eine garstige Sehnenscheidenentzündung plagte, und habe mich notgedrungen mit Spracherkennungssoftware beschäftigen müssen, während ich dazu verdonnert war, meine Hand zu schonen. Mehr dazu übrigens im nächsten Kapitel.

Ich kann immer noch nicht richtig blind schreiben und mache jede Menge Tippfehler, aber ich bin zuversichtlich. Und ziemlich schnell, wenn es sein muss, wie gesagt.

Schnelltippen ist harte Arbeit, aber kein Mensch verlangt zehn Seiten pro Stunde von Ihnen. Dennoch sollten Sie einigermaßen fit sein und über das Level »Zweifingersuchsystem« hinaus sein, und zwar, bevor Sie mit der Arbeit an Ihrem Buch beginnen. Es kann nämlich sehr frustrierend sein, vernünftige Sätze zu schreiben, wenn Sie den Großteil Ihrer Zeit mit der Suche nach dem richtigen Buchstaben verschwenden müssen.

Um das Zehnfingerschreiben zu erlernen, gibt es eine tolle Software und das Beste ist: Sie ist ebenfalls kostenlos.

Mit Tipp10 können Sie Zehnfingerblindschreiben lernen, und mir ist ehrlich gesagt kein besseres Programm dafür bekannt. Üben müssen Sie allerdings selbst, am besten jeden Tag. Idealerweise machen Sie das immer zur selben Tageszeit und mindestens zehn Minuten lang, besser noch eine halbe Stunde. Dann sind Sie ratzfatz noch viel schneller als ich. Aber respektieren Sie Ihre Grenzen und passen Sie vor allem auf, dass Sie sich keine Sehnenscheidenentzündung holen, okay?

Link: www.tipp10.com/de

KAPITEL 14

ZUM DIKTAT, BITTE!

Wie erwähnt, habe ich mich mal eine Zeit lang mit einer Sehnenscheidenentzündung herumgeplagt. So etwas sollte man keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, sondern es vernünftig ausheilen lassen. Das heißt, absolute Ruhe für die betreffende Hand.

Und das war’s dann mit der Deadline.

Oder?

Naja. Es gibt natürlich auch dafür eine Alternative oder vielmehr zwei.

Alternative 1: Spracherkennungssoftware. Das Ganze funktioniert so: Sie sprechen in ein Mikrofon und der Computer macht daraus einen Text. Wenn Sie »Anführungszeichen« sagen, setzt er die Dinger. Oder einen Punkt oder einen Zeilenumbruch, und den Text dazwischen sowieso. Das klingt toll, oder?

Ja, aber lesen Sie erstmal weiter.

»Schreiben« wie der Blitz. Der Vorteil ist, dass Sie damit unwahrscheinlich schnell Text generieren können, da die meisten Menschen viel schneller sprechen als schreiben können.

Aber es gibt auch ein paar Nachteile.

Fehler und Ablenkung. Der erste ist, dass ich bisher noch keine Software gefunden habe, die auf Anhieb mein Gebrummel in einen annähernd fehlerlosen Text umsetzen konnte. Und damit meine ich keine Tipp- oder Rechtschreibfehler, sondern dass der Computer manchmal einfach die völlig falschen Wörter versteht. Leider (für meinen Geschmack) noch ein bisschen zu oft. Wenn ich mir das nachher anschaue, ergibt es oft gar keinen Sinn mehr und ich verbringe in Phase 4 deutlich zu viel Zeit mit Nachdenken und Rätselraten.

Oder ich folge dem Text auf dem Bildschirm, während er erzeugt wird, damit diese Fehler gar nicht erst abgespeichert werden. Bloß funktioniert das noch viel weniger für mich. Ich sehe einen Fehler, bessere ihn aus und zack, schon ist mein Gehirn außer Tritt geraten. Eigentlich logisch, weil es sich ja einerseits schon mit dem nächsten Satz befassen soll, aber gleichzeitig noch den vorherigen auf Fehler prüft. So kann ich nicht arbeiten, sorry.

Erkenntnis: Das Ganze hat nur Sinn, wenn Sie es schaffen, zu sprechen und dabei nicht auf das zu achten, was der Computer daraus macht. Blöd nur, wenn die Software einfach mittendrin aufhört, mir zuzuhören, und gar nicht mehr mitschreibt. Hätte ich also den Bildschirm ausgeschaltet, um mich auf die Sätze in meinem Kopf zu konzentrieren, wäre ab diesem Punkt alles verloren gewesen. Alles!

Nicht so cool.

Lernphase. Die meisten ernst zu nehmenden Programme brauchen eine Weile, um sich auf Ihre Stimme und Betonung und Ihren Akzent oder Dialekt einzustellen. Dazu lesen Sie dann irgendwelche Texte vor und das Programm wertet diese aus. Angeblich soll diese Art von Programmen nach dieser Anlernphase sehr gut funktionieren und Sie bis zu über 99 % akkurat verstehen. Das einzige Programm, das meiner Erfahrung nach auch nur annähernd in diese Regionen vorstößt, heißt Dragon Dictation. Dazu gleich mehr.

Diktieren muss man erstmal lernen. Versuchen Sie mal, aus dem Kopf ein paar »romanartige Sätze« zu formulieren und diese laut auszusprechen. Gar nicht so einfach, wie? Diktieren kann man natürlich lernen, bis in die Achtziger hinein war das eine Grundfertigkeit eines jeden Chefs mit einer Sekretärin. Frau Müller, bitte zum Diktat! Aber auch das braucht seine Zeit. Die sollten Sie einplanen.

Im Zweifelsfalle lassen Sie es einfach mal auf einen Versuch ankommen. Mir bekannte Spracherkennungsprogramme sind:

KAPITEL 15

ALTERNATIVE MÖGLICHKEITEN

Es gibt noch eine Möglichkeit, und die bewahrt Sie vor einer Menge Probleme, die Ihnen im Umgang mit der Spracherkennungssoftware möglicherweise begegnen werden. Allerdings dürften Sie schwerlich jemanden finden, der das kostenlos für Sie erledigt. Deutlich sprechen müssen Sie trotzdem und vor allem: Vernünftige Sätze formulieren. Der Vorteil ist hier, dass Sie in den meisten Fällen gleich eine zumindest grobe Rechtschreibprüfung mit dazu bekommen. Die Sie in diesem Stadium zwar eigentlich noch nicht brauchen (grober Erstentwurf), aber es schadet bestimmt auch nichts.

Ich meine einen Diktatservice.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739406152
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Dezember)
Schlagworte
storytelling bestseller plot schriftsteller schreiben autor kreativ zeitmanagement lernen Hobby Malen Basteln Handarbeit Gestalten

Autor

  • L.C. Frey (Autor:in)

Mit über 1.5 Millionen verkauften Büchern ist Alex Pohl alias L.C. Frey einer der meistgelesenen Autoren Deutschlands. Er ist außerdem eine Hälfte des erfolgreichen Bestseller-Autorenduos Oliver Moros, sowie Co-Autor des Nr.1-SPIEGEL-Bestsellers “Abgefackelt” von Michael Tsokos. L.C. Freys Schreibratgeber ‘STORY TURBO: Besser schreiben mit System‘ gilt als das deutschsprachige Standardwerk für moderne Autorinnen und Autoren. Der Autor lebt und arbeitet in Leipzig.
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