Auf Schreibmaschinen oder handschriftliche Notizen gehe ich im Jahr 2017 gar nicht erst ein, basta. Mit dem Stift kritzeln darf nur James Patterson, und der Kerl ist Millionär, mindestens. Und er hat eine Sekretärin, mindestens.
Zurück in unsere Welt. Viele Bücher werden auch heute immer noch in Word oder Open Office getippt, auch ich habe mit ihnen angefangen. Heute würde ich sie nicht mehr benutzen. Verstehen Sie mich nicht falsch, das sind beides großartige Programme. Wenn man zum Beispiel Serienbriefe schreiben will oder Kündigungsschreiben. Nur eben keine Bücher. Da gibt’s nämlich Besseres.
Ich möchte Ihnen in aller Kürze zwei Alternativen vorstellen und wenn Sie eine Weile googlen, werden Sie feststellen, dass diese beiden mit Abstand das Feld der professionellen Schreibprogramme anführen, welche explizit zum Schreiben von Büchern gedacht sind.
Papyrus Autor. In meinen Augen derzeit das einzige ernst zu nehmende Schreibprogramm für Autoren, das von sich behaupten kann: Made in Germany. Als besondere Pluspunkte sind hier anzuführen: Stabilität, reibungslose Bearbeitung auch von mehreren Systemen möglich (Mac, PC), übersichtliche Kapiteldarstellung in einem Dokument, supereinfacher und zuverlässiger Export in alle möglichen Formate wie Manuskript (um es an Verlage zu senden), alle Arten von E-Books, Papierbücher. Exzellente Synonym-Vorschläge.
Neben vielen anderen Vorteilen dieser Software interessiert uns hier vor allem einer: Die Möglichkeit des Programms, mit sogenannten Tabs zu arbeiten.
Das kennen Sie von Ihrem Internetbrowser. Tabs helfen Ihnen dabei, mehrere Fenster gleichzeitig im Hintergrund offen zu haben und so leicht zwischen verschiedenen Websites hin- und herzuspringen. In einem Schreibprogramm für Autoren ist das genauso nützlich.
Sie wollen sich Notizen machen? Dialogfragmente notieren, die Ihnen einfallen? Ideen für später? Ein Titelentwurf oder ein Stück Klappentext für Ihr künftiges Buch? Dann machen Sie einfach jedesmal einen neuen Tab auf und schreiben Sie es in dieses Dokument.
Wenn es zu viel wird, schließen Sie einfach ein paar dieser Tabs. Der Text ist auf diese Weise nicht verloren und alles Dokumente (oder die, von denen Sie das wünschen) werden beim nächsten Start des Programms wieder geöffnet.
Praktisch.
Und abgestürzt ist mir Papyrus, seit ich es benutze, noch nicht ein einziges Mal. Auch nicht bei 1.200 Seiten langen Buchmonstern. Chapeau!
Die Schreibumgebung von Papyrus Autor
Das absolute Highlight aber ist die in Papyrus enthaltene Duden-Rechtschreibhilfe, die in dieser Qualität meines Erachtens nach in keinem anderen deutschsprachigen Programm zu finden ist, des Weiteren die Stilanalyse und Lesbarkeitseinschätzung, unverzichtbar für Phase 3 in Woche 4. Und das alles in Deutsch, der Sprache, in der ich (meistens) meine Bücher schreibe! Das allein spart mir inzwischen unglaublich viel Zeit und ist dabei präziser, als ich es in meinen wachsten Stunden je sein könnte.
Zum Zeitpunkt, da ich das hier schreibe, kostet Papyrus Autor stolze 179,- €. Und ist jeden Cent davon wert. Und nein, die Firma R.O.M. Logicware bezahlt mir keinen Pfennig dafür, dass ich das hier schreibe. Das haben die gar nicht nötig.
Laden Sie sich die kostenlose Demo herunter, probieren Sie damit herum und teilen Sie meine Begeisterung! Noch eine Bemerkung dazu: Papyrus Autor sieht auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen kompliziert aus, und es ist tatsächlich ein sehr mächtiges Programm.
Aber lassen Sie sich davon keinesfalls abschrecken!
Wir brauchen für’s Erste nur einen Bruchteil seiner vielfältigen Möglichkeit, im Wesentlichen sind das zwei bis drei Dokumente, die man in der oberen Leiste anordnet wie Browserfenster in Ihrem Browser, den Navigator links, der uns das Inhaltsverzeichnis anzeigt und in Woche 4 die Stilanalyse, evtl. noch den Export als E-Book.
Und während Sie anschließend Schreibpause vor dem nächsten Buch machen, können Sie sich mal in aller Ruhe damit beschäftigen, was Papyrus noch so alles draufhat. Eine ganze Menge nämlich. Notizen, Brainstorming, von der Idee bis zum gesetzten Buch, und das alles griffbereit an einem Ort.
Mehr geht nicht für Autoren.
Link: www.papyrus.de
Scrivener. Bevor ich ein »Papyrus-Autor« wurde, habe ich mit einem Programm namens Scrivener gearbeitet. Die Philosophie hier ist etwas anders als die von Papyrus, hauptsächlich, weil Scrivener Ihr Buch in einzelne Dokumente zerhackt, die Sie nach Belieben herumschieben können. Die Idee ist hier, aus virtuellen Karteikarten (die wir später noch als Beats kennenlernen werden) Ihr Buch zu schreiben. Nett, aber so arbeite ich inzwischen nicht mehr. Sondern so, wie ich es Ihnen gleich erklären werde.
Auch Scrivener ist sehr stabil und inzwischen auch für Mobilgeräte (Smartphone, Tablet) erhältlich. Aber auch das nutze ich nicht (mehr), wie bereits erwähnt. Geschrieben wird im Büro, unterwegs werden nur Ideen gesammelt. Das trenne ich strikt.
Scrivener ist deutlich günstiger als Papyrus Autor, aber es ist leider keine Software aus Deutschland. Was bedeutet, dass Ihnen die Rechtschreibkontrolle nicht besonders viel nützen wird. Sie ist zwar vorhanden, aber eher rudimentär. Stilanalyse und Lesbarkeit gibt es gar nicht, zumindest in der deutschen Sprache. Im Englischen gibt es dafür Tools und Workarounds, aber im Deutschen ist mir dafür nichts bekannt. Ich bin ohnehin kein großer Fan davon, Dokumente ständig zwischen verschiedenen Programmen hin und her zu kopieren. Da geht schon mal was verloren, wenigstens die Formatierung, bisweilen ganze Textblöcke.
Für Scrivener bezahlen Sie momentan um die 40 $ für die Desktop-Version (Mac oder PC) und 20 $ für die iOS-App.
Link: www.literatureandlatte.com/scrivener.php
Und dann noch ... Vielleicht haben Sie schon selbst ein bisschen gestöbert und es ist Ihnen aufgefallen, dass es jede Menge Schreibprogramme gibt, besonders für Mobilgeräte. Eine Menge davon bezeichnen sich als ablenkungsfrei, als ob das Wunder was wäre. Und das dann auf einem Smartphone. Hm.
Die Idee ist, die Features auf ein Minimum zu reduzieren, damit Sie nur schreiben, schreiben, schreiben. Löblich, aber nicht sehr praktisch, offen gestanden. Ein bisschen so, wie eine Schreibmaschine zu verwenden. Im Jahr 2017. Ja, Sie werden nicht abgelenkt. Aber Sie verzichten auch auf jede Menge Features, die Ihnen Zeit sparen, Arbeit abnehmen und dafür sorgen können, dass Ihr Buch ein Knüller wird und auch noch verdammt gut aussieht, wenn es fertig ist.
Ablenkungsfreiheit können Sie ganz einfach dadurch erreichen, dass Sie eine Story schreiben, die Sie selbst so derart fesselt, dass Sie gar nicht erst in Versuchung kommen, sich abzulenken. Und falls doch: Tackern Sie sich ein großes gelbes Memo an den Bildschirm, auf das Sie Ihr Ziel schreiben: Das fertige Buch.
Hier ist es noch mal:
Mein Ziel
250 Seiten veröffentlichungsreife Lesefreude!
Sie wollen schließlich als ein richtiger Autor in die Geschichte eingehen und nicht als der Mensch, der vier Tage ununterbrochen im Internet nach Bildchen von süßen Katzen oder leicht bekleideten Höhlentrollen gesucht hat. Oder was weiß ich, was Sie da so treiben.
Anders gesagt: Ja, Sie können vermutlich auch mit Ihrer bloßen Hand einen Nagel in die Wand schlagen, ganz und gar ablenkungsfrei. Aber ich bevorzuge einen Hammer für so was. Und üblicherweise schalte ich das WLAN dabei ab.
Hausaufgabe: Egal, für welches Schreibprogramm Sie sich entscheiden, Sie sollten mit dessen wichtigsten Grundfunktionen vertraut sein, bevor wir starten. Nehmen Sie sich einen Tag Zeit, um sich mit der Software anzufreunden, und schauen Sie sich bei der Gelegenheit auch gleich noch das Programm Aeon Timeline aus dem nächsten Kapitel an.