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Zweite Chance auf eine Paarung

von Charlie Richards (Autor:in)
100 Seiten
Reihe: Kontras Menagerie, Band 14

Zusammenfassung

Unterwegs: Als ein Störenfried dazwischenfunkt und eine Paarung aufhält, beschließt das Schicksal, jemandem eine zweite Chance zu geben. Aaric Tamang wurde vor fast siebzig Jahren die Chance genommen, sich mit seiner Gefährtin zu verbinden. Weil seine Familienlinie unter einem Fluch stand, wandte er sich von der Frau ab, die das Schicksal für ihn ausgesucht hatte, anstatt sie in Gefahr zu bringen. Jetzt, Jahrzehnte später, wurde der Fluch gebrochen, aber da seine Gefährtin menschlich war, ist es unmöglich, sie wiederzutreffen. Warum lockt ihn dann der Duft eines männlichen Wolfswandlers wie noch nie ein Mann zuvor? Crain Ponders behauptet, sie seien Gefährten, aber das kann doch nicht richtig sein, oder? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Kontras Menagerie ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 23.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Aaric Tamang lehnte sich an die Theke. Er musterte den Gemeinschaftsraum des Rudels und betrachtete die lächerliche Menge an Halloween-Dekorationen, die überall darin verteilt waren. Es sah aus, als hätte sich ein Partyladen übergeben und eine Fülle von Skeletten, Geistern, Spinnen und Kürbissen an jeder Wand, an den Säulen und sogar an der Decke hinterlassen.

Aaric hob das Bier an die Lippen und nahm einen Schluck von dem dunklen Gebräu. „Nun, das ist gut gelaufen, Adriana. Du hast es wirklich gut gemacht“, sagte er und lobte die Bemühungen seiner Schwester.

Adriana, zwei Jahre jünger, strahlte ihn an. „Danke!“ Sie holte ein Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich dann auf einen Hocker neben ihm fallen.

Aaric streckte seine Hand aus, und sie reichte ihm die Flasche. Er öffnete den Verschluss und gab sie ihr zurück.

„Danke“, sagte sie noch einmal, bevor sie schluckte. Sie lehnte sich gegen die Theke und musterte den fast sauberen Raum. „Ich habe gute Arbeit geleistet, was?“

Nachdem er sich wieder im Raum umgesehen hatte, nickte Aaric. „Das hast du. Die Jungen haben es geliebt.“ Er zeigte auf die altmodische Holzwanne und den fast leeren Beutel mit Äpfeln daneben. Auf dem Boden waren noch Wasserpfützen nach dem Äpfel-fang-Spiel. Er lächelte bei der Erinnerung an die quietschenden, planschenden Kinder, die praktisch ihren ganzen Kopf in die Wanne gesteckt und versucht hatten, einen Apfel mit dem Mund zu erwischen.

„Ich erinnere mich, wie ich versucht habe, Äpfel zu fangen“, sagte er leise. „Es war eines von den Dingen, die Mom an Halloween am meisten mochte.“

„Ja. Ich denke zu dieser Jahreszeit immer viel an sie“, antwortete Adriana.

„Ich auch.“

Ihre Mutter war ein Mensch gewesen und nicht die wahre Gefährtin ihres Vaters, aber sie hatten sich bis zu ihrem Tod vor fast fünfzehn Jahren geliebt. Nachdem sie gestorben war, hatten alle erwartet, dass ihr älterer Bruder Abbott die Alpha-Position übernehmen würde. Er hatte sich geweigert. Stattdessen hatte er Diego geholfen, über seinen Kummer hinwegzukommen.

Sein Bruder hatte ein oder zwei Dinge darüber gewusst … wie es sich anfühlte, eine auserwählte Gefährtin zu verlieren. Emily war auch nicht Abbotts wahre Gefährtin gewesen, aber er hatte sie geheiratet und sich mit ihr verbunden, als wäre sie es. Als der Fluch zugeschlagen hatte und sie bei der Geburt gestorben war, war er am Boden zerstört gewesen.

Abbott hatte sich in die Versorgung seines neugeborenen Sohns, Vail, gestürzt, was ihn davon abgehalten hatte, sich in seinem Kummer zu verlieren und seine Familie zu zwingen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

Es ist eine gefährliche Sache, eine Gefährtin zu verlieren, ob vom Schicksal auserwählt oder nicht.

Mit der Erkenntnis, dass sein Neffe den Fluch gebrochen hatte, hofften Abbott, Adriana und Diego, dass sie vielleicht ihre wahren Gefährtinnen finden würden. Aaric hoffte, dass sie erfolgreich sein würden, obwohl er wusste, dass er diese Chance nie haben würde.

Aaric hatte seine wahre Gefährtin bereits getroffen. Melissa.

Als er damals die Nacht hindurch fuhr, um nach ein paar Tagen Verhandlung mit einem benachbarten Rudel nach Hause zu gelangen, hatte Aaric an einer kleinen, heruntergekommenen Tankstelle angehalten. Sie hatte am Schalter gestanden. Obwohl sie nervös ausgesehen hatte, weil seine große, unrasierte Gestalt um fast zwei Uhr morgens in ihrem Laden war, hatte sie schüchtern gelächelt.

Als Aaric beinahe allein von ihrem Geruch in seine Jeans gekommen wäre, hätte er sie fast nach ihrer Nummer gefragt und sich eine Ausrede ausgedacht, um in der Gegend zu bleiben. Dann hatte er jedoch er darüber nachgedacht, was er seinem Vater sagen würde, und sich an Abbott erinnert. Sein Bruder hatte Emily nur anderthalb Jahre zuvor verloren.

Aaric hatte seinen Kaffee und sein Benzin bezahlt und war gegangen.

Nach fast siebzig Jahren verursachte die Erinnerung an sie nur noch einen Stich des Bedauerns im Gegensatz zu lähmendem Schmerz. Vor fast fünfundzwanzig Jahren hatte sogar sein Wolf aufgehört zu jammern, wenn seine Gedanken sich dieser verpassten Gelegenheit zuwandten.

„Du bleibst doch für die Erwachsenenparty, oder?“

Adrianas Frage riss Aaric aus seinen Gedanken. Eine Grimasse schneidend, rollte er eine Schulter in einem angedeuteten Schulterzucken. „Vielleicht für ein paar Minuten. Vail kommt heute Abend und ich habe keine Ahnung, wie lange er noch in der Gegend sein wird.“

Er fand, er sollte besser Zeit mit seinem Neffen verbringen, wenn er es konnte. Vail war Teil eines Nomadenrudels, einer Gruppe, die sich aus verschiedenen Wandlern, Menschen und sogar einem Vampir zusammensetzte. Der größte Teil der Gruppe war verpaart, einschließlich seines Neffen. Obwohl Vails Gefährte Aaric ein etwas unbehagliches Gefühl bescherte – Draven war ein Vampir-Hexenmeister-Hybrid –, versuchte er, es sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Doch in dem Moment, in dem Draven seine Hand geschüttelt hatte, hatte der Mann ihn verständnisvoll angelächelt und leicht mit den Schultern gezuckt, als wollte er sagen: Es ist halt so.

Adriana nickte und grinste. „Ich hoffe, Luc taucht auf. Er ist ein heißer Typ mit diesem französischen Akzent. Ich hätte nichts gegen eine kleine Kostprobe einzuwenden.

Aarics Augen weiteten sich, und sein Kiefer klappte auf. „Adriana! Das musste ich dich wirklich nicht sagen hören!“

„Sei nicht so prüde.“ Sie trank einen Schluck Bier und beäugte ihn kritisch. „Du könntest es vertragen, dich hin und wieder flachlegen zu lassen, weißt du.“

„Verdammt, Mädchen“, schnappte Aaric und schob sich von der Bar weg. Er funkelte sie an, als er knurrte: „Ich diskutiere mein Sexleben nicht mit dir.“ Aaric ging durch den Raum zur Wanne und begab sich auf die Knie. Er nahm das nächstbeste feuchte Handtuch von den vielen, die über den Boden verstreut waren, wo immer die Jungen sie fallen gelassen hatten, nachdem sie ihre Gesichter abgetrocknet hatten, und fing an, das restliche Wasser aufzuwischen.

Eine Sekunde später ließ sich Adriana neben ihm nieder und begann zu helfen. Einige Sekunden lang arbeiteten sie schweigend, aber er wusste, dass es nicht von Dauer sein würde.

„Sag mir einfach Folgendes: Wurdest du in den letzten fünf Jahren flachgelegt?“

Mit finsterem Blick knurrte Aaric sofort: „Natürlich.“ Meine Güte, fünf Jahre. Er war nicht so erbärmlich.

„Vier Jahre? Drei?“ Adriana warf ihr Handtuch auf den wachsenden Stapel und hockte sich auf den Fersen zurück. „Ich muss dir nämlich ehrlich sagen … wie lange es auch her ist, es ist zu lange her. Du bist viel zu angespannt.“

„Verdammt, Adriana“, grummelte Aaric. „Es ist noch nicht so lange her. Ich war gerade erst vor ein paar Monaten in Portland und –“

„Du bist vor anderthalb Jahren nach Portland gefahren, Aaric“, unterbrach ihn Adriana leise. Sie berührte seinen Arm. „Vielleicht solltest du dir hiernach ein paar Tage frei nehmen? Fahr in die Stadt, und mach dich mal locker. Es hilft, weißt du?“

Aaric ließ seine Augenlider zufallen und seufzte tief. Götter oben im Himmel, eineinhalb Jahre? War es wirklich schon so lange her? Nun, wenn er darüber nachdachte, war es das tatsächlich. Er nickte. „Ich werde mit Dad sprechen.“

Als leitender Tracker seines Rudels hatte Aaric einige Aufgaben. Außerdem arbeitete er als Maurermeister und besaß seinen eigenen Betrieb. Er würde ein paar Tage brauchen, um einige Maurerarbeiten zu erledigen, aber er könnte ein paar Leute neu einteilen, um die anderen zu erledigen.

Je mehr er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee.

Ja, ich gehe aus, lasse mich flachlegen, vielleicht sogar ein paar Mal – natürlich jedes Mal von einer anderen Frau – und kehre als neuer Mann zurück.

„Worüber lächelst du?“

Aarics Brauen schossen hoch, als er Abbotts Stimme hörte. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass sein Bruder hereinkam.

„Er denkt darüber nach, flachgelegt zu werden“, antwortete Adriana selbstgefällig. Sie hob eine Ladung Handtücher auf und ging in Richtung der Tür, die zum Waschraum führte. „Ich habe ihn überredet, Urlaub zu machen!“

Abbott grinste ihn an. „Das wird auch verdammt nochmal Zeit. Du kannst es gebrauchen.“ Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht bist du dann nicht mehr so leicht reizbar.“ Abbott zwinkerte, um den Seitenhieb zu mildern.

Aaric verdrehte die Augen und stand auf. „Götter, ihr seid alle solche Arschlöcher.“

„Wir wollen nur, dass du glücklich bist, Aaric“, sagte Abbott und legte seine Hand auf Aarics Schulter. Dann verzog er das Gesicht. „Nun, so glücklich du sein kannst.“

„Ich bin glücklich“, beharrte er.

Abbott entschied sich offensichtlich, das Thema nicht weiter zu verfolgen und deutete auf eine Tasche, die auf der Theke lag. „Ich habe dir ein Kostüm mitgebracht. Geh und zieh dich um.“

„Kostüm? Seit wann ist das eine Kostümparty?“ Kostümpartys waren für Kinder. Er hatte noch nie verstanden, warum erwachsene Männer und Frauen sich als Superman oder Wonder Woman verkleiden wollten. Lächerlich.

Adriana lachte und trat zurück, um sich neben sie zu stellen. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr dichtes, dunkles Haar. „Es war schon immer eine Kostümparty. Wir haben es dir nur einfach nicht gesagt.“

Aaric stöhnte. „Scheiße! Du weißt, ich hasse –“

„Oh, mach einfach schnell“, sagte Adriana. Sie nahm die Tasche von der Theke und warf sie ihm zu. Aaric fing sie aus Reflex auf. „Ich habe ein schönes, konservatives Wikinger-Outfit für dich ausgesucht. Das zeigt deine sexy Arme und du siehst gleichzeitig gemein aus.“ Sie winkte ab. „Es wird sehr gut zu dir passen.“

Er hatte nicht einmal die Chance zu protestieren. Abbott schaute bereits auf die Uhr und sagte: „Okay, wir haben nur ungefähr zwanzig oder dreißig Minuten, bevor die Leute anfangen reinzukommen. Geh und zieh dich um“, befahl er und sah ihn direkt an.

Aarics Wolf wollte auf den Befehl seines älteren Bruders hin den Bauch hinhalten, da dieser ein stärkerer, aggressiverer Wolf war. Grimmig verzog er seine Lippen … aber er gehorchte und stakste aus dem Raum. Als er die Treppe in den zweiten Stock hinaufging, in dem sich eine Reihe von Schlafzimmern und Bädern befanden, hörte er das reibende Geräusch von hartem Stoff, als eine weitere Tasche die Hände wechselte. Sein Bruder sagte seiner Schwester, dass ihr Outfit darin war und er hoffte, dass er es richtig ausgewählt hatte, weil es sehr viele Schichten zu haben schien.

Bevor Adriana antworten konnte, ging ein Telefon los und Abbott meldete sich. Eine Sekunde später murmelte er: „Ja, Alpha. Ich bin gleich da.“

„Aber, Abbott …“, jammerte Adriana.

„Tut mir leid, A“, stellte Abbott resigniert fest. „Wenn der Alpha ruft …“

Aaric verzog das Gesicht und schlüpfte ins Schlafzimmer. Großartig, jetzt würde er nicht einmal seinen Bruder dabeihaben, um die Versuche seiner Schwester abzuschwächen, ihm dabei zu helfen, Spaß zu haben.

Eine Stunde später kippte Aaric seinen fünften Jack innerhalb von dreißig Minuten hinunter. Als Wandler erforderte es mehr Alkohol als bei einem gewöhnlichen Mensch, um sich zu betrinken, aber um bei dieser Party, die voll von leicht bekleideten Superhelden, Burgfräuleins und sogar einem Ninja – mit seinem offen getragenen Jockstrap – Spaß zu haben, würde er etwas mehr brauchen.

Aaric schätzte sich tatsächlich glücklich, dass er den Geruch des Ninjas nicht erkannt hatte – er wäre nie im Stande gewesen, diesem Rudelkameraden in die Augen zu sehen – was bedeutete, dass der Mann zu Kontras Rudel gehören musste. Sein Neffe war zwanzig Minuten zuvor mit ein paar anderen Leuten angekommen – einschließlich Luc, sehr zu Adrianas Freude. Nachdem er sich ein paar Minuten unterhalten und versprochen hatte, später noch etwas zu reden, hatte Vail Draven in die Mitte des Raumes gezogen, wo eine provisorische Tanzfläche eingerichtet worden war.

„Hey, warum forderst du nicht jemanden zum Tanzen auf?“, schlug Adriana vor und kündigte damit ihre Anwesenheit an, als sie sich neben ihn auf einen Barhocker plumpsen ließ.

Luc – ihr Date für den Abend, gekleidet in ein Piratenkostüm mit offenem Oberhemd – bewegte sich geschmeidig hinter die Bar und zwinkerte ihr zu. „Was kann ich für meine Dame besorgen?“, fragte er, und sein französischer Akzent verstärkte sich.

Aaric vermutete, dass Luc es absichtlich tat, weil er wusste, wie sehr Adriana ihn mochte. Als ob jemandem das entgehen könnte. Sie war wie eine Südstaaten-Schönheit in einem lavendelfarbenen Kleid mit vielen Rüschen und Petticoats und einer viel zu tief geschnittenen, engen Corsage gekleidet.

Verdammt, wie hat sie das alleine anbekommen?

Adriana tat so, als ob sie ohnmächtig würde, bevor sie mit schrecklichem Südstaaten-Akzent sagte: „Hach, ich muss wohl sagen, ich würde gerne noch ein Glas dieses leckeren, fruchtigen Weins trinken.“

Luc nahm ihre Hand, hob sie an seine Lippen und küsste sie sanft. „Es wäre mir ein Vergnügen.“

Aaric verdrehte die Augen, drehte sich auf seinem Hocker und sah sich im Raum um. Er nahm sich ein paar Momente Zeit, um die Frauen zu betrachten. Sie sahen gut aus, aber keiner von ihnen erregte seine Aufmerksamkeit für mehr als ein paar Sekunden. Er hatte es sich sowieso nicht zur Gewohnheit gemacht, sich mit Frauen im Rudel einzulassen, denn es bedeutete zu viele Möglichkeiten für Komplikationen.

Ein angenehmer Duft kitzelte seine Sinne und lenkte ihn ab.

Aaric legte den Kopf schief und atmete tief ein, um die Quelle besser zu erkennen. Adriana fing wieder an mit ihm zu reden, aber er ignorierte sie. Stattdessen erhob er sich von seinem Stuhl und begann langsam, durch die Menge zu stapfen und fasziniert nach mehr von diesem berauschenden Geruch zu suchen.

Sein Schwanz verdickte sich in der Unterhose, die er unter seinen Kunstledergamaschen trug. Sein Herz raste. Unglaube und Erstaunen trübten seinen Geist. Der Duft lockte ihn wie eine längst vergessene Erinnerung und bettelte geradezu darum, erforscht zu werden. Könnte Melissa hier sein? Aber warum? Wie? Und nach all dieser Zeit?

In diesem Moment teilte sich die Menge und ein Trio von lachenden Männern ging an ihm vorbei. Der erste war der Ninja, den er zuvor gesehen hatte, den zweiten erkannte er als Draven – verkleidet als Boba Fett und mit seinem Helm in der Hand.

Es war der dritte, der Aaric den Atem raubte … und ihm eine Scheißangst einjagte. Der Duft war so vertraut … so vertraut, selbst mit der leicht maskulinen Note. Der Typ war knapp einen Meter achtzig groß und hatte fast zu schlanke Züge. Er trug enge Biker- Chaps aus Leder, darunter schien er nur einen schwarzen Jockstrap zu haben, was nur wenig der Fantasie überließ. Darüber trug er eine Lederweste und vervollständigte das Ensemble mit schwarzen Stiefeln.

Zum ersten Mal wollte Aaric einem Mann die Kleidung ausziehen und sehen, was darunter steckte. Sein Wolf wurde munter, schnupperte und begann zu sabbern.

Gefährte!

Unmöglich!

Gerade als Aaric seinen fassungslosen – und fest angespannten – Körper mental dazu drängte, sich zu bewegen, legte der Fremde den Kopf schief und schnupperte in der Luft. Der Wandler drehte sich zu ihm um, sein Blick suchend. Aarics Mund wurde trocken, als sich die Weste etwas öffnete und einen winzigen goldenen Ring in der Brustwarze des Mannes enthüllte.

Warum zum Teufel bemerke ich das?

Der Wandler betrachtete langsam die Menge, bis sein Blick schließlich auf Aaric ruhte. Die Augen des Mannes verengten sich, starrten ihn aufmerksam an und seine Brauen zogen sich zusammen. Sein Adamsapfel hüpfte. Dann fuhr seine Zunge – schlank und rosafarben – über seine Unterlippe.

Der Anblick ließ einen Tropfen Vorsperma aus Aarics pochendem Schwanz sickern. Er unterdrückte ein Schaudern des Verlangens, wie er es seit … nun, fast siebzig Jahren, nicht erlebt hatte.

Angst durchfuhr ihn. Obwohl sein Wolf verwirrt winselte, riss Aaric seinen Blick von dem hübschen Biker los. Er floh an der Bar vorbei, durch den Waschraum und hinaus auf die hintere Veranda. Dort legte Aaric die Hände auf das Geländer und schnappte nach Luft, während er versuchte herauszufinden, was zum Teufel gerade passiert war.

Kapitel 2

Crain Ponders beobachtete, wie der sexy, maskuline Wikinger durch die Hintertür schlüpfte. Sein Herz pochte aufgeregt in seiner Brust. Sein Blut rauschte heiß in seinen Adern, und sein Wolf sprang durch seinen Kopf und flehte ihn an, dem Fremden nachzulaufen.

Innerlich zerrissen und unsicher erstarrte Crain, als er mit seiner Reaktion auf den moschusartigen, erdigen Geruch des dunkelhaarigen Mannes zu kämpfen hatte. Er schauderte und versuchte, seinen Schwanz zu beschwichtigen. Der Jockstrap war nicht dafür gedacht, eine aufgeregte Erektion zu verbergen.

„Hey, Bruder. Bist du okay?“

Crain blinzelte, drehte sich dann um und sah seinen Bruder Richard an. Er schluckte und zwang Feuchtigkeit in seinen plötzlich zu trockenen Mund. „Ja, Richard. Ich habe nur, ähm …“ Für eine Sekunde zeichnete sich in seinen Gedanken ein Bild von dem Mann ab, der sein Blut in Wallung brachte wie nichts, was er jemals zuvor gefühlt hatte.

Dick bemuskelte Arme, die von körperlicher Arbeit sprachen, und großen Hände, die er gerne über seinen Körper streichen lassen würde. Würden sie schwielig sein? Götter, das würde sich großartig anfühlen. Hohe Wangenknochen und kurz geschnittenes dunkles Haar, fast verborgen durch den Helm mit Hörnern darauf, den der Mann trug, sowie die engen Linien auf seinen dünnen Lippen verliehen ihm die Härte, die das Wikinger-Kostüm wirklich ausmachte.

Seltsamerweise war es etwas in den Augen des Wandlers, das ihn auf der Stelle erstarren gelassen hatte – nun, abgesehen von seinem Geruch. In ihnen hatte es eine Traurigkeit gegeben, die mit Verwirrung und etwas anderem vermischt war. Endlich traf es ihn.

Hoffnung.

„Wer war das?“, wagte Crain zu fragen.

„Wer?“ Draven sah sich um und versuchte offensichtlich herauszufinden, wer Crains Aufmerksamkeit erregt hatte.

„Der Wikinger, der gerade dort hinten rausging.“

„Vails Onkel Aaric ist als Wikinger verkleidet“, antwortete Draven. Er grinste. „Ich hörte, dass er nicht viel auf Kostümpartys gibt. Wenn er hinten rausgegangen ist, bedeutet das, dass er genug hat und wahrscheinlich gerade flieht, während seine Schwester von Luc abgelenkt wird.“

Crains Wolf winselte erneut und drängte ihn, dem Mann nachzulaufen. Diesmal stellte er es nicht in Frage und ging in Richtung Bar.

Richard folgte ihm, aber als Crain sich um die Bar herumbewegte, ergriff er seinen Arm. „Hey, wohin gehst du?“

Crain hatte nie etwas vor seinem Bruder versteckt und gab schnell zu: „Ich werde sehen, ob ich ihn einholen kann.“

„Warum?“

„Äh …“ Er wurde rot. Er hatte so einen Verdacht, was es mit der sofortigen Erregung, die der Geruch des älteren Wandlers verursachte, auf sich hatte, aber er wollte seinen Verdacht bestätigen, bevor er verkündete, dass der Mann sein Gefährte war. „Ich denke, er ist unglaublich sexy“, entschied er sich zu sagen.

Draven berührte seine Schulter und erlangte seine Aufmerksamkeit. „Ich habe noch nie davon gehört, dass er sich für Männer interessieren würde“, warnte er. „Ich glaube nicht, dass er gewalttätig auf unerwünschte Annäherungsversuche reagiert, aber wundere dich nicht, wenn er dich zurückweist.“

Crain nickte einfach und war sich nicht sicher, was er damit anfangen sollte, da die Lust immer noch durch seine Adern pulsierte. „Sicher.“ Er verzog seine Lippen und starrte die anderen Männer lasziv an. „Es tut ja nicht weh, es mal zu versuchen.“

Draven warf den Kopf zurück und lachte herzhaft, wobei er seine Reißzähne zeigte.

Richard verzog das Gesicht.

„Zu viel gesagt, Mann. Viel Glück.“ Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Vielleicht suchte er nach einer eigenen Begleitung für die Nacht.

Crain wünschte seinem Bruder im Geiste alles Gute, eilte dann durch die Tür, durch die er Aaric verschwinden gesehen hatte, und wünschte sich dasselbe. Er fand das Objekt seiner Begierde immer noch auf der Veranda. Crain nahm sich einen Moment Zeit, um die starken Linien des Rückens des Mannes und die Muskeln des Arms zu bewundern, den er sehen konnte, hervorgehoben durch die Art und Weise, wie er sich mit geraden Armen an das Geländer lehnte und einen Teil seines Gewichts hielt, wobei sein Kopf wie tief in Gedanken gesenkt war.

Aus dieser Entfernung nahm er nur Spuren vom Geruch des Mannes wahr, aber der erdige Moschusduft des älteren Wolfswandlers lockte ihn immer noch so eindringlich an wie zuvor. Crain wollte ihn nicht erschrecken und räusperte sich. Aaric wirbelte herum und seine Lippen öffneten sich zu einem fast unhörbaren Keuchen. Der Blick des viel größeren Mannes huschte über ihn.

Crain zwang seine Füße sich zu bewegen und ging langsam auf den Wandler zu. Er streckte die Hand aus, als er die Entfernung zwischen ihnen schloss und versuchte, nicht zu stöhnen, als der berauschende Geruch des Mannes immer stärker wurde, je näher er kam.

„Ich bin Crain. Crain Ponders.“ Danach wusste er nicht, was er sagen sollte. Du bist mein Gefährte schien so klischeehaft. Außerdem war Aaric schon einmal weggelaufen.

Ein paar Herzschläge lang glaubte Crain nicht, dass Aaric seine Hand ergreifen würde. Dann streckte er langsam die Hand aus und schlang seine viel größere Hand um Crains. Crain schaffte es gerade noch, sein Stöhnen zu unterdrücken, als er das feste Fleisch und das Kratzen der Hornhaut spürte. Sein Geist beschwor sofort herauf, wie sich die schwieligen, kratzigen Finger beim Gleiten über seinen Schaft anfühlen würden, und Wärme prickelte durch seine Adern.

„Aaric Tamang.“

Die tiefe Stimme und leise gesprochenen Worte des anderen Wandlers zogen Crain aus seiner Beinahe-Sinnesüberlastung … aber er wusste immer noch nicht, was er sagen sollte.

Einige lange Sekunden standen sie einfach nur da. Schließlich räusperte sich Aaric und trat, nachdem er Crains Hand losgelassen hatte, einen Schritt zurück und nahm seine vorherige Position wieder ein. Crain vermisste sofort die Berührung des Mannes und sehnte sich nach mehr.

„Gefällt dir die Party nicht?“

Aarics Frage überraschte Crain. Er zog die Brauen zusammen. „Warum denkst du das?“

Aaric schweifte mit der Hand über die sonst leere Veranda und zuckte die Achseln. „Du bist hier draußen anstatt drinnen bei allen anderen.“

Crain lehnte eine Hüfte an das Geländer und legte seine Hand darauf. Er steckte den Daumen seiner freien Hand unter den Bund seiner Chaps, um zu verhindern, dass er die Hand ausstreckte und den gutaussehenden Mann berührte. Er beäugte den älteren Wandler unter seinen Wimpern hervor. Crain bemerkte die Schweißperle auf Aarics Lippe, die leichte Erweiterung seiner Augen und den Geruch der Lust, die von dem Mann ausging. Aarics Griff, wo er sich mit weiß hervortretenden Knöcheln am oberen Balken festhielt, verriet ihm jedoch, dass der Mann wahrscheinlich nichts in Bezug auf sein Verlangen unternehmen würde.

Crain hatte sich nie als forsch gesehen, aber er weigerte sich, kampflos aufzugeben.

Er schenkte dem anderen Mann ein schüchternes Lächeln und murmelte: „Du bist hier draußen.“

„Ich stehe nicht sonderlich auf Kostümpartys“, antwortete Aaric schnell. Sein Blick wanderte von Crain weg, schweifte über die dunkle Waldgrenze und kehrte dann zu ihm zurück.

Crain ging ein Wagnis ein und legte seine Hand auf die Leder- und Fellmanschette, die um Aarics Handgelenk und Unterarm lag. „Das ist schade“, gurrte er und streichelte das Material. „An dir sieht dieses Outfit fantastisch aus.“

„Ich, ähm … danke“, murmelte Aaric düster.

Crain fuhr mit der Hand über Aarics Arm, und der Stoff wich leicht behaarter Haut. Er spürte den Muskel darunter hart werden.

„Was machst du da?“

Er lächelte und traf Aarics Blick. Crain bewegte seine Hand höher, bis er die Schulter des anderen Wandlers erreichte und erneut auf Stoff traf. „Ich bewundere nur dein Kostüm“, versicherte er, als er seine andere Hand hob. Er strich dem Mann mit beiden Händen über den Rücken und zeichnete die festen Muskeln unter der Tunika nach.

Aaric sah ihn über die Schulter an. „Ich weiß nicht …“ Er hielt inne und leckte sich die Lippen. Auf den Armen des Mannes brach Gänsehaut aus. „Ich bin nicht –“

Crain beugte sich vor und stellte fest, dass er, wenn er auf Zehenspitzen stand, fast so groß war wie der andere Mann und in sein Ohr flüstern konnte. „Du bist nicht was? Es gewohnt, bewundert zu werden? Du bist nicht was? An Männern interessiert?“ Er knabberte an Aarics Ohr, leckte dann die Stelle und linderte das Brennen. Der salzige Geschmack des Mannes tanzte über seine Geschmacksknospen.

Gefährte!

Nach Luft schnappend schauderte Aaric unter seiner Berührung.

Crain grinste. Berauschende Erregung durchlief ihn, als er bemerkte, dass er in dieser Sekunde den Lauf der Dinge lenkte. Angesichts dieses Wissens gelobte Crain, Aaric zu zeigen, wie gut sie zusammen sein könnten. Wenn das, was Draven gesagt hatte, stimmte, und der Wandler noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war, wusste Crain, dass er alle Überzeugungskraft brauchen würde, die er aufbringen konnte.

„Entspann dich einfach und fühle“, beruhigte Crain ihn.

Er wollte unbedingt die Gelegenheit haben, diesen großen Mann zu erkunden, alles zu berühren und zu schmecken, aber er wusste, dass er nicht einfach über ihn herfallen konnte, weil er dann möglicherweise ausflippen würde. Er würde aber sein Bestes tun, um Aaric entspannt zu halten, während er ihm Freude bereitete.

Crain zog Aarics Ohrläppchen in seinen Mund und saugte leicht daran, erfreut über das leichte Zittern, das durch den Körper des anderen Wandlers lief. Er grub seine Finger in die angespannten Muskeln von Aarics Schultern und massierte die verspannten Muskeln. Crain konnte sich gut vorstellen, wie viel Stress dieser Typ in sich trug, um die enormen Spannungen zu verursachen, die er unter seinen Händen spürte.

Crain ließ das Ohr los und knabberte an der Schulter des Mannes hinunter bis zu seinem Nacken. Sobald er Aarics Genick erreichte, vibrierte ein leises Knurren durch den anderen Wandler und brach in einem Knurren aus ihm hervor, als er auswich und sich umdrehte.

Sofort bemerkte Crain seinen Fehler – er hatte den Nacken eines dominanteren Wandlers berührt. Er zuckte zusammen und trat zurück. Obwohl dies sein Gefährte war, kannte er ihn nicht wirklich und hatte keine ausdrückliche Erlaubnis erhalten. Crain hob die Hände von seinem Körper, entblößte den Hals und bot Aaric seine Unterwerfung an.

Zu seiner Überraschung änderte Aaric schnell ihre Position und beugte ihn fast über das Geländer, als er ihn von hinten bedeckte. Der Wikinger schloss seine Kiefer um die Stelle, wo Crains Schulter in seinen Hals überging, und biss gerade fest genug zu, damit es stach.

Crain keuchte geschockt bei dem plötzlichen Rollentausch. Sein Körper schauderte, als er fühlte, wie der größere Wandler ihn bedeckte und ihn so primitiv hielt. Crain spürte den harten Grat von Aarics bedecktem Schwanz an seinem beinahe nackten Arsch und konnte sein Stöhnen nicht zurückhalten oder sich daran hindern, seinen Arsch einladend zurückzudrücken und an dem Schwanz seines Gefährten zu reiben.

Aaric knurrte erneut und das Geräusch vibrierte in seinem Rücken, wo sie sich aneinander drückten. Große, schwielige Hände legten sich auf Crains Hüften und stoppten seine Bewegungen. Er spürte, wie sein Schwanz als Reaktion auf den besitzergreifenden Griff tropfte und den weichen, dünnen Stoff, der ihn umhüllte, durchnässte.

Der größere Wandler hielt sie einige Sekunden lang einfach so in Position. Crain lauschte auf Aarics Atem und spürte, wie warme Luft über die feinen Haare seines Nackens strömte, so dass sie sich aufrichteten. Aufgrund von Aarics festem Griff und dem leichten Zittern, das den Wandler durchlief, vermutete Crain, dass sein Gefährte versuchte, ein gewisses Maß von Selbstbeherrschung zu erlangen.

Crain entschied, dass er den großen Wandler genug bedrängt hatte und ließ seinen Kopf leicht hängen, was dem Mann mehr Zugang verschaffte, in der Hoffnung, dass ihn das beruhigen würde.

Langsam lockerte sich der Biss an seinem Hals und die stumpfen Zähne zogen sich von seinem Fleisch zurück. Die Hände, die seine Taille hielten, ließen los und kräftige Arme schlangen sich um ihn und hielten sie eng zusammen. Eine gewaltige Hand legte sich auf seinen Bauch, während die andere seine Brust bedeckte. Der Mittelfinger des Mannes stieß gegen seine Brustwarze und rieb über das Piercing.

Crain zischte durch seine Zähne, als Lustschmerz durch seine Nervenenden schoss. Hitze erwärmte seine Brust und ließ seinen Nippel hart werden. Er schauderte bei dem exquisiten Gefühl, als sein Gefährte ihn berührte.

Aaric rieb das Gesicht an Crains Hals und leckte und knabberte an der empfindlichen Haut. „Hmm“, summte er. „Verdammt, Crain. Du bist der am besten riechende Mann, den ich je gerochen habe.“ Aaric rollte mit den Hüften und stieß gegen ihn.

Grinsend riskierte Crain einen Blick über die Schulter. Er mochte das leichte Lächeln, das Aarics Mundwinkel umspielte und die Falten an seinen Augen in Lachfalten verwandelte.

So gutaussehend.

„Ich mag es auch, wie du riechst, gutaussehender Mann“, erwiderte Crain, dessen Stimme heiserer war, als er sie jemals gehört hatte.

Götter, was dieser Mann mit ihm machte … mit ihm machen konnte … was Crain wollte, dass Aaric mit ihm machte. Aaric kratzte ihm mit seinen Bartstoppeln über den Hals und ließ Gänsehaut auf seiner Haut ausbrechen.

„Ich wollte noch nie einen Mann“, murmelte Aaric. „Was ist anders an dir?“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739487700
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (März)
Schlagworte
wandler vampire gay romance gay fantasy gay liebesroman Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Zweite Chance auf eine Paarung