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Owen überzeugen

von Charlie Richards (Autor:in)
65 Seiten
Reihe: Paranormal verliebt, Band 3

Zusammenfassung

In der paranormalen Welt: Auch ein alter Hund kann neue Tricks lernen. Mit über vierhundert Jahren hat Xavier Agueda die Hoffnung aufgegeben, seinen Geliebten, seinen Seelenverwandten, zu finden. Dann kommt Detective Owen Hanson zum Anwesen des Vampirs, um den Partner von Xaviers Zirkel-Anführer zu befragen. Owens Blut lockt ihn wie nichts, was er je zuvor gerochen hat. Als sein Anführer erfährt, dass Owen Xaviers Geliebter sein könnte, hilft er Xavier dabei, den Mann wiederzusehen. Es dauert ein paar Wochen, aber schließlich planen sie einen Grillabend bei einem gemeinsamen Freund zu Hause, um ihm die Gelegenheit zu geben, Owen wiederzusehen. Kann Xavier Owen überzeugen, die Avancen eines Mannes zu akzeptieren? Und wenn ja, wie wird Owen reagieren, wenn er erfährt, dass Vampire existieren? Hinweis: Diese Geschichte sollte am besten als Teil der Serie im Anschluss an Ein erfüllender Biss gelesen werden. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 15.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Detective Owen Hanson ergriff für einige Sekunden das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Als er das Haus seines Kumpels anschaute, runzelte er die Stirn und versuchte herauszufinden, warum zum Teufel er dieser Einladung zugestimmt hatte.

Als sein Kollege, Detective Catlin Hill, ihm sagte, es handele sich bei den Gästen dieser Grillparty nicht um Freunde von der Polizei, sondern um eine Gruppe anderer Männer, die er kannte, hatte Owen sich zunächst geweigert. Nur Catlins gutes Zureden und das Wissen, dass er andernfalls den Abend allein verbringen würde, hatte ihn seine Meinung ändern lassen. Wenigstens würde Nate später vorbeikommen, so dass er nur für ein paar Stunden auf sich allein gestellt wäre, bevor sein Sohn auftauchte.

Owen entschied, dass er wirklich nicht wollte, dass sein Kumpel ihn beim Herumlungern in seinem Truck erwischte, und stieß die Tür auf. Er wand sich innerlich, als er das laute Kreischen von Metall, das auf Metall reibt, hörte, was ihn daran erinnerte, dass er wieder einmal vergessen hatte, das Scharnier zu fetten. Er schüttelte den Kopf und stieg aus. Noch einmal griff er hinein und schnappte sich den Zwölferpack Bier, schloss dann den Truck und ging um das Haus herum.

Owen stieß das Tor auf und trat in den Garten hinter Catlins Haus. Er entdeckte sofort Catlins Partner, Gallo Ricci, einen schlanken Afroamerikaner, der versuchte, mit seiner Schulter die Schiebetür zu öffnen, da seine Hände mit sechs leeren Bierflaschen gefüllt waren, drei in jeder Hand.

„Hey, Gallo“, rief Owen und trabte auf ihn zu. „Lass mich dir helfen.“

Gallo grinste und seine blauen Augen leuchteten. „Hey, Owen. Wann bist du hier angekommen?“

Owen erwiderte das Lächeln des anderen Mannes und öffnete die Tür, während er antwortete: „Bin gerade erst reingekommen.“ Er hielt seinen Karton mit Bier hoch. „Kühler oder Spüle heute Abend?“

„Spüle“, antwortete Gallo. „Und danke“, fügte er hinzu und trat ein.

Owen folgte und schloss die Tür hinter sich. Nachdem er die Hälfte der Bierflaschen herausgenommen und in das Eis gesteckt hatte, das die Spüle füllte, stellte er die Kiste auf den Boden. „Hast du ein paar durstige Gäste?“, fragte er und deutete auf die Tüte mit Altglas auf dem Boden in der Nähe.

Lachend, nickte Gallo. „Oh ja. Diese Jungs mögen Bier fast so sehr wie meine alte Biker-Gang.“

„Hm. Ich hoffe, sie werden nicht zu laut“, murmelte er.

„Oh, keine Sorge.“ Gallo wurde sofort ernst. „Sie sind alle gute Jungs.“

Owen warf einen Blick aus dem Fenster auf die fast ein Dutzend Männer, die saßen, lachten oder – Heilige Scheiße! Ist das Paar, das offen rumknutscht? Seine Kinnlade fiel herunter, als ein muskulöser, dunkelhaariger Mann den schlanken Kerl mit den kastanienbraunen Haaren, der zwischen seinen Beinen gesessen hatte, packte und ihn tatsächlich auf seinen Schoß setzte. Er vertiefte den Kuss und schob seine Hände unter das Shirt des kleineren Mannes.

Er schluckte schwer bei dem Anblick, und sein Schwanz verdickte sich in seiner Jeans.

„Mmmm, sie sind heiß zusammen, was?“

Owen riss seinen Blick weg von den küssenden Männern. Seine Wangen standen in Flammen, als er Gallo ansah. Der schlanke Mann grinste ihn wissend an. Owen öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch und wusste nicht, was er sagen sollte.

Grinsend klopfte Gallo auf seinen Arm. „Entspann dich, nicht alle von ihnen sind so … demonstrativ.“ Er zuckte die Achseln. „Toni und Peter könnten niemals schüchtern genannt werden.“

Nicht wissend, was er sagen sollte, schnappte Owen sich ein Bier, öffnete es und nahm einen Schluck in dem Versuch, sein plötzlich erhitztes Blut zu kühlen.

Doch dann sah er ihn – den Mann aus dem Herrenhaus – und Owens Puls beschleunigte. Er ertappte sich, kurz bevor er nach unten greifen und seinen Schwanz justieren konnte, der anzuschwellen begonnen hatte, als er die Männer beim Rummachen entdeckt hatte, und jetzt, nachdem er ihn gesehen hatte, vollständig hart wurde.

Er wusste aus Erfahrung, dass er keinerlei Chance hatte, seine Erektion loszuwerden. Als Owen den Mann – dessen Namen er noch immer nicht kannte –, zum ersten Mal gesehen hatte, war ihm glatt der Grund, warum er den Besitzer des Herrenhauses, Adalric Bachmeier, aufgesucht hatte, entfallen. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er auf die Anziehungskraft reagieren, die ein Mann auf ihn ausübte.

Zum Glück war es einfach gewesen, zu überprüfen, dass Seth Goodwin nicht gegen seinen Willen festgehalten wurde. Owen hatte es geschafft, die Sache zu klären und schnell von dort wegzukommen. Wenn er gewusst hätte, dass diese Leute Freunde von Catlin waren, hätte er niemals zugestimmt, zu kommen.

Als er merkte, dass er jetzt nicht mehr aus der Nummer herauskommen konnte – Catlin würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er jetzt ging –, schluckte Owen schwer, schwor sich, unverbindlich zu bleiben und machte sich auf den Weg zur Veranda. Er schlenderte zu seinem Freund hinüber, der am Grill stand.

„Hey, Catlin“, begrüßte Owen ihn.

Catlin wandte sich von dem dunkelhaarigen Kerl ab, mit dem er gerade sprach, und grinste ihn an. „Hey, Owen. Du hast es geschafft.“ Catlin richtete den Blick auf das Getränk, das Owen hielt, und er hob eine Augenbraue und neckte: „Du bist nicht auf Abruf, oder?“

Owen schnaubte. „Morgen ist mein freier Tag, aber ausgerechnet du musst doch wissen, dass wir immer auf Abruf sind.“

„Allerdings“, entgegnete Catlin. Er trat einen Schritt zur Seite und winkte dem Mann zu, mit dem er gesprochen hatte. „Dies ist ein alter Freund von mir.“ Er hob eine Augenbraue und blickte zu dem Mann. „Er arbeitet viel zu viel und nimmt sich nicht genug Zeit, um sich zu entspannen. Diese Grillparty ist also längst überfällig, nicht wahr?“

„In der Tat“, sagte der Mann.

Owen seufzte innerlich, als er den Mann erkannte. Natürlich. Wenn er da war, würde Adalric sicherlich auch da sein. „Hallo, Mr. Bachmeier. Schön, Sie wieder zu sehen.“

Adalric schenkte ihm ein schmales Lächeln, das überraschenderweise seine Augen erreichte. „Detective Hanson. Catlin erwähnte, dass Sie vorbeikommen könnten. Ich werde nicht fragen, woher Sie ihn kennen.“

„Richtig. Die Welt ist klein“, antwortete Owen und reichte Adalric die Hand. „Hat sich Ihr, ähm, Liebhaber, gut an die Hitze von Santa Fe gewöhnt?“

Nickend antwortete Adalric: „Die Hitze stört ihn überhaupt nicht. Er war früher ein Feuerwehrmann. Jetzt verbringt er den größten Teil seiner Zeit damit, mit Xavier in den Gärten zu arbeiten.“ Der Mann zuckte mit den Schultern. „Er scheint es zu lieben.“

„Ach ja? Jedem das seine, schätze ich“. Owen nahm einen Schluck von seinem Bier und dachte an seine eigenen traurigen, kargen Blumenbeete. Er hatte ein paar Sträucher zusammen mit dem Haus erworben, aber die toten und sterbenden Blumen waren als erste weggekommen. Jetzt jätete er einmal im Monat Unkraut. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Namen, den er nicht kannte. „Wer ist Xavier?“

Adalric lächelte. „Mein Gärtner. Gestatten Sie mir, Sie ihm vorzustellen.“

Owen spürte die Hand des Mannes auf seiner Schulter, als der ihn mit Nachdruck vom Grill weg führte. Nur eine einzige Sache registrierte er: er ging auf ihn zu. Der Mann, der bei ihm alle Knöpfe drückte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Owen wollte seine breiten, schwieligen Hände über seinen gesamten schlanken, gutgebauten Körper wandern lassen. Allein der Gedanke daran ließ seinen Schwanz gegen seinen Reißverschluss pulsieren.

Er warf Catlin über die Schulter einen Blick zu, hob die Brauen und bat seinen Freund stumm, ihn zu retten. Stattdessen hob Catlin die Grillzange und sagte: „Du hast noch zehn Minuten, bevor die Burger fertig sind. Mach nur.“

Sein Freund hatte entweder seinen Gesichtsausdruck missverstanden oder er ignorierte ihn mit Absicht. Owen vermutete letzteres, da Catlin wusste, dass er nicht out war – ganz und gar nicht – und auch nicht vorhatte, das zu ändern. Catlin hatte ihn erwischt, als er die Brust eines jungen Polizisten angeglotzt hatte, als sie im Fitnessstudio boxten. Owen hatte gedacht, er hätte den anderen Mann subtil beäugt, aber Catlin war dazu gekommen, und hatte geflüstert: „Vorsicht. Ich weiß, dass Todd neu ist, aber ich habe schon gehört, dass er ein homophobes Arschloch ist.“ Dann war er weg gegangen.

Sie hatten nie über den Vorfall gesprochen, aber eine Woche später hatte Catlin ihn zum Grillen zu sich nach Hause eingeladen und seinem Partner vorgestellt. Owen gab zu, dass er schwul war aber nicht out und nicht vorhatte, das bald zu ändern. Er war ein alter Hund, der keine neuen Tricks lernen wollte. Dieser Typ – Xavier? – stellte jedoch seine Entschlossenheit auf die Probe, wie es noch nie jemand getan hatte.

Seinen Mut zusammennehmend, beobachtete Owen, wie Seth Adalric angrinste. Der Mann zeigte einen Ausdruck von Lust, der völlig unverkennbar war. Adalric gluckste und schnurrte beinahe: „Das sind Gedanken, die du dir besser für später aufhebst, Liebling.“

Seths Augen verengten sich und für eine Sekunde ging etwas zwischen den beiden Männern hin und her, als würden sie ein privates Gespräch führen, wie es nur Liebende konnten. Ein seltsames Gefühl durchfuhr Owen, eines, das er nicht sofort erkannte: Sehnsucht.

„Du erinnerst dich doch an Detective Hanson, nicht wahr, Seth?“ Adalrics Frage riss Owen aus seiner seltsamen mentalen Überlegung.

Seth stand auf und streckte die Hand aus. „Schön, Sie unter besseren Umständen zu sehen, Detective.“

„Owen, bitte“, antwortete er und ergriff seine Hand. „Und ich bin froh, dass es Ihnen so gut zu gehen scheint.“ Anhand dessen, was Seth ihm gesagt hatte, dass er mit Amnesie im Krankenhaus gewesen war, wusste Owen, dass weit mehr an dieser Geschichte dran war, aber das war nicht seine Angelegenheit.

„Ich auch.“ Seth grinste Adalric an und fügte hinzu: „Ich könnte nicht glücklicher sein.“

„Meine Güte, all dieses Glücklichsein, da wird einem ja schlecht“, sagte der schlanke Mann, der auf dem Schoß des größeren Mannes saß, den er vom Küchenfenster aus gesehen hatte. Welcher Mann war Toni und wer war Peter? Der Mann lachte leise und scherzte: „Sucht euch ein Zimmer.“

Seth schnaubte. „Als ob du die Klappe aufreißen dürftest“, gab er zurück, als er ihnen mit einer Hand zuwinkte, und bezog sich darauf, wie sie sich umarmten. „Zumindest sind unsere Hände alle zu sehen.“

„Eifersüchtig?“, witzelte der Mann zurück. „Außerdem haben wir einfach großartigen Sex miteinander. Es ist nicht so, als ob wir verliebt wären oder so.“

Owen schluckte schwer und kämpfte gegen eine Verlegenheitsröte an. Er starrte auf das fast leere Bier in seiner Hand und trank die letzten Schlucke, um alles weitere Gesagte zu ignorieren.

„Hey, hast du Xavier schon getroffen?“ fragte Seth und zog damit Owens Aufmerksamkeit erneut auf sich. Der Mann warf einen Blick in Richtung des sexy Mannes, den Owen geflissentlich ignoriert hatte, und sagte: „Er hat auch einen Sohn. Ich wette, Sie können Kriegsgeschichten austauschen.“

Da er keinen Ausweg sah, ohne äußerst unhöflich zu erscheinen, reichte Owen Xavier seine Hand. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“

Owen glaubte, dass Xavier eine Sekunde zögerte, ehe er seine Hand ergriff, aber dann glitten die schlanken Finger des Mannes über seine eigenen, als der seine Hand nahm und murmelte: „Ebenso.“

Der raue Unterton in Xaviers Stimme, sein fester Griff um Owens Hand und das intensive Leuchten in Xaviers dunklen Augen vereint, brachte praktisch das Blut in Owens Adern zum Kochen. Niemals zuvor hatte er einen Mann an sich ziehen und seinen Mund erobern, ihn vernaschen und seinem Drang nachgeben wollen.

Glücklicherweise konnte er sich zusammenreißen, bevor das passierte. Sich räuspernd, zog er seine Hand weg und runzelte die Stirn, als er Seth anschaute. Zeit für etwas Ablenkung. „Woher wussten Sie, dass ich einen Sohn habe?“

Seth zuckte die Achseln. „Catlin sagte, es wäre der Grund, warum er die Grillparty eine Woche verschoben hat.“

Sie hatten die Grillparty wegen seines Zeitplans verschoben? Warum zum Teufel sollten sie das tun? „Oh, äh, ja. Er hat einige Probleme mit …“ Owen schüttelte den Kopf und winkte ab. „Es spielt keine Rolle.“

Sein Sohn hatte endlich den Kopf aus seinem Arsch gezogen und die Hexe verlassen, mit der er zusammengelebt hatte. Owen konnte sich nicht erklären, warum Nate es so lange ausgehalten hatte. Hartnäckig, genau wie sein alter Herr, dachte er liebevoll.

„Ich gehe mal für kleine Jungs und dann noch ein Bier holen. Möchte jemand noch was?“, fragte Seth und trat weg.

Owen erinnerte sich an sein leeres Bier und war froh über die Gelegenheit, sich von dem sexy Mann neben ihm zu verabschieden, also bot er an: „Moment, ich könnte –“

„Unsinn“, unterbrach ihn Seth. „Nehmen Sie Platz und machen Sie es sich gemütlich“, beharrte er und zeigte auf seinen leeren Stuhl. „Ich werde nur eine Minute weg sein.“

„Äh, ja, sicher, dann nehme ich ein Bier“, sagte Owen unsicher.

„Ich auch“, sagte Xavier. „Danke, Seth.“

Owen nahm Platz und versuchte herauszufinden, ob da jemand was eingefädelt hatte.

Kapitel 2

Xavier vibrierte praktisch vor Verlangen. Im Alter von 427 Jahren hatte er nicht erwartete, je wieder dieses Maß an Lust zu fühlen. Seit der Sekunde, als er vor ein paar Wochen Owens Blut gerochen hatte, konnte er sich nichts anderes mehr vorstellen, als den Mann zu verführen und sie für den Rest ihrer Tage aneinander zu binden.

Als er Seth durch das Haus zum Arbeitszimmer geführt hatte, hätte Xavier nie damit gerechnet, dass auf der anderen Seite der Tür seine Zukunft wartete. Der eine Mann, den das Schicksal nur für ihn geschaffen hatte. In seinem Alter hatte er die Hoffnung, eines Tages seinen Geliebten zu treffen, schon aufgegeben.

Zwei Wochen warten zu müssen, nur um ihn wieder zu sehen, war Folter.

Die Mischung aus Spannung und Erregung, die von Owen ausströmte, sorgte Xavier. Es sagte ihm, dass, obwohl Owen sich zu ihm hingezogen fühlte, er dagegen ankämpfte. Als Xavier bei Catlin zu Hause angekommen war, hatte der Detective ihm gesagt, dass Owen seine sexuelle Orientierung vehement verleugnete. Wie schwierig würde es sein, ihn vom Gegenteil zu überzeugen? Oder würde sein Geliebter ihre Beziehung verbergen, falls er es schaffte, sich mit dem Mann zu verbinden?

Eins nach dem anderen.

Xavier musste seinen Menschen dazu bringen, sich zu entspannen, also fragte er: „Geht es deinem Sohn gut? Ich habe in meinem Leben schon einige Beziehungen beendet und es ist selten einfach.“

Xavier sah, wie Owen die Stirn runzelte und an dem Etikett seiner leeren Bierflasche herumfummelte, und gestattete sich ein paar Sekunden, um den Mann zu mustern. Er schätzte seine Größe auf eins achtundsiebzig mit einem gut bemuskelten Körperbau. Er hatte dichte, dunkelgraue Haare, die er kurz geschnitten trug, und grüne Augen. Der Mann bemühte sich offensichtlich, seinen Körper in Form zu halten, obwohl sein Alter ihn allmählich einholte, angefangen mit einer leichten Wölbung seines Bauches und Altersflecken an den Händen. Dennoch würde Xavier es lieben, diese Hände auf seiner Haut zu fühlen, ihn zu berühren, ihn zu halten.

Owen seufzte und antwortete: „Meiner Meinung nach, und ich bin sicher, dass ich voreingenommen bin, hat mein Sohn Nate es viel länger ausgehalten, als er sollte. Die Frau, Diana, schien zu denken, ihre Aufgabe wäre es, alles in seinem Leben zu kontrollieren. Wenn er nicht bei der Arbeit war, wollte sie wissen, wo er war und was er tat, und wenn sie nicht damit einverstanden war, ließ sie es ihn wissen.“

Eine Grimasse ziehend, antwortete Xavier: „Verdammt. Ich habe ein paar von solchen Leuten in meinem Leben getroffen. Glaubst du, dass diese Trennung von Dauer sein wird?“ Wenn man in einer kontrollierenden Beziehung steckte, war es manchmal schwierig, herauszukommen, und es erforderte oft mehrere Versuche, bis es tatsächlich funktionierte.

„Oh, ja“, antwortete Owen, tatsächlich erleichtert lächelnd. Sein ganzer Körper schien sich zu entspannen, was genau das war, was Xavier wollte. „Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich trennen, aber es ist das erste Mal, dass er wirklich alles ausgeräumt und sich sein eigenes Zuhause gesucht hat. Vorher hat er ein paar Nächte auf meiner Couch geschlafen, bevor er sich wieder mit ihr versöhnte.“

Xavier lächelte, obwohl er nicht zulassen, dass es zu breit wurde. Es machte keinen Sinn, seine Reißzähne sofort zu enthüllen und Owen abzuschrecken, wenn er ihn gerade erst zum Reden gebracht hatte. „Das freut mich zu hören. Es ist schwer zu sehen, wenn das eigene Kind es schwer hat und unglücklich ist, egal wie alt es ist.“

„Das ist wahr.“ Owen winkelte ein Knie an und legte seinen Arm darauf. „Also, was ist mit dir? Seth hat gesagt, du hast einen Sohn?“

Xavier nickte und überlegte schnell, wie viel er sagen sollte. Sein jüngster Sohn wurde in diesem Jahr siebenundneunzig. Wäre es für Owen schwieriger, Vampire zu akzeptieren oder sich zu outen, überlegte er.

Xavier antwortete schließlich: „Ja. Er ist jetzt verheiratet und hat selbst ein paar Kinder.“ Tatsächlich hatte Will seine Geliebte gefunden, einen weiblichen Vampir namens Celine, und zusammen hatten sie sieben Kinder über einen Zeitraum von 50 Jahren verteilt bekommen. Er hatte immer gedacht, dass Will Glück gehabt hatte, weil er seine Geliebte schon so jung gefunden hatte und sie so gut zusammen passten.

„Wow, Enkelkinder, was?“ Das schien Owen noch mehr zu entspannen. „Wie viele?“

In Wahrheit hatte er einhundertzwölf Enkelkinder, aber das konnte er noch nicht zugeben. Stattdessen antwortete er: „Will und Celine haben sieben Kinder.“

„Sieben! Verdammt! Ich stelle mir nur die Anzahl der Windeln vor, die man da wechseln muss“, erwiderte Owen und seine Augen weiteten sich.

Xavier schmunzelte, amüsiert von dem Sinn für Humor seines Geliebten.

„Siehst du sie oft?“

„Nein“, gab er zu. „Sie leben jetzt in Seattle.“ Eigentlich rechnete er nicht damit, eines seiner Kinder wiederzusehen, bevor er starb. Deshalb schätzte er Seths überraschende Freundschaft so sehr.

Xavier dachte an Seth, runzelte die Stirn und sah sich um. „Hey, ich will ein Bier und ich bin mir nicht sicher, was mit Seth passiert ist. Wahrscheinlich wurde er für eine schnelle Nummer von Adalric entführt“, sinnierte er grinsend. „Soll ich dir eins mitbringen?“, fragte er und erhob sich.

Zu seiner Überraschung packte Owen sein Handgelenk. „Es tut mir leid, Mann. Ich wollte kein heikles Thema anschneiden.“

Xavier unterdrückte ein Schaudern, als er Owens Berührung spürte. Sein schockiertes Gehirn brauchte eine Sekunde, um die Worte des Mannes zu verarbeiten. Er ergriff die Chance und legte seine freie Hand auf Owens, mit der dieser Xaviers Handgelenk hielt, und drückte leicht. „Es ist in Ordnung, Owen“, murmelte er. „Ich habe mich schon vor Jahren damit abgefunden, sie nicht in der Nähe zu haben. Ich wäre immer willkommen, wenn ich sie besuchen würde.“ Das stimmte voll und ganz, und jetzt, da er darüber nachdachte und Seth da war, um seine Gärten zu pflegen, würde es nicht so schwer sein, für ein paar Tage wegzukommen und genau das zu tun.

Vielleicht konnte er herausfinden, wie er Owen davon überzeugen konnte, mit ihm zu gehen.

Owen nickte und zog seine Hand zurück. Xavier ließ ihn los. „Ich komme wieder.“ Er wandte sich ab und ging über den Rasen, bevor er etwas Dummes tat oder sagte.

Er runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass Adalric mit Darian – einem der Tracker ihres Zirkels – und Toni – ihrem Zirkel-Vollstrecker – sprach. Catlin stand am Grill und schaufelte gekochte Burger auf eine von Gallo gehaltene Platte.

Xavier trat ins Haus und erstarrte. Ein paar Düfte kitzelten seine Sinne, die nicht da sein sollten. „Oh, nein“, keuchte er. Xavier raste durch das Haus und schrie: „Seth! Wo bist du?“

Er erhielt keine Antwort. Mit seinem erhöhten Geruchssinn, fand Xavier das Bad, aber es war leer. Seth hatte ihm gesagt, dass Edwin, der zweite Vollstrecker des Zirkels, vermisst wurde und im Verdacht stand, abtrünnig geworden zu sein. Mehrere Tracker waren auf der Suche nach ihm. Nur, dass sein Geruch hier in Catlins Haus war, zusammen mit dem eines Menschen namens Chad, der aus dem Zirkel verbannt worden war, weil er Seth angegriffen hatte.

Angst erfüllte ihn. Er griff nach dem Türrahmen, als sich seine Brust zusammenzog. Seth war verschwunden, und er würde der Überbringer schlechter Nachrichten an seinen Zirkelanführer sein. Er würde von Glück reden können, wenn er mit seinem Leben davonkam. Da Xavier wusste, dass jede Sekunde zählte, nahm er seinen Mut zusammen und ging wieder nach draußen.

In der Sekunde, in der er nach draußen trat, lenkte er die Aufmerksamkeit fast aller auf sich, wahrscheinlich aufgrund seines aufgeregten Geruchs. Catlin runzelte die Stirn. „Stimmt etwas nicht?“

Xavier leckte sich die Lippen, senkte den Kopf und sagte: „Ich habe Edwin und Chad im Haus gerochen, und ich kann Seth nicht finden.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739463957
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
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Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Owen überzeugen