Lade Inhalt...

Planschen mit Pinguinen

von Charlie Richards (Autor:in)
90 Seiten
Reihe: Kontras Menagerie, Band 6

Zusammenfassung

Unterwegs: Manchmal ist ein Sprung des Glaubens der einzige Weg. Yuma Batacan wollte dem Menschen Hunter Driscoll nicht verraten, dass er ein Pinguin-Wandler ist. Aber mit dem Schmerz, der durch eine Schusswunde verursacht wird, der Orientierungslosigkeit durch das Aufwachen an einem fremden Ort und dem aufregenden Geruch, der ihm sagt, dass der Mensch sein Gefährte ist, schafft Yuma es nicht, die Verwandlung aufzuhalten. Jetzt muss er den misshandelten und verletzten Menschen davon überzeugen, dass er kein Monster ist. Und Yuma muss es schnell tun, bevor Hunters Angreifer zurückkommen, um ihn endgültig zu erledigen. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Kontras Menagerie ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 22.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Yuma hatte gedacht, ein Bad im eisigen Wasser sei eine gute Idee. Er liebte es zu schwimmen und wollte ein wenig Zeit weg von all den Jungs. Die Lodge am See, die sie im kühlen Minnesota für einen Monat gemietet hatten, war riesig, aber mit über einem Dutzend Männern, die dort lebten, brauchte Yuma etwas Zeit allein, um seinen Kopf frei zu bekommen. Irgendein Arschloch mit einer Waffe, das auf ihn schoss, hatte er nicht in Betracht gezogen.

Der Schmerz von einer Wunde in seiner Seite und einer zweiten in seiner rechten Flosse ließ Yuma keuchen und sein Pinguin-Körper schauderte. Er schaffte es, sich an Land zu schleppen, aber dort ließ seine Kraft nach.

Stiefel tauchten in seinem Sichtfeld auf, dann ein Gewehrlauf. Yuma wimmerte. Er wusste einfach, dass sein Ende kommen würde. Nachdem er mit seiner Gang ein gewisses Maß an Glück gefunden hatte, würde er nun doch allein sterben.

Yuma schaute von seinem bevorstehenden Untergang weg und entdeckte Rot auf seiner rechten Flosse. Oh! Das ist mein Blut! Er hatte noch nie zuvor Probleme mit dem Anblick von Blut gehabt und dem Arzt ihrer Gruppe, Eli, oft geholfen, Patienten zu behandeln. Aber sein eigenes Blut zu sehen, war anders. Galle stieg in seiner Kehle hoch, und sein Kopf drehte sich. Sekunden später rollten Yumas Augen in seinem Kopf nach hinten, und er verlor das Bewusstsein.

* * * *

Hunter kämpfte sich in eine sitzende Position und öffnete sein linkes Auge. Sein rechtes war noch immer angeschwollen und es würde wahrscheinlich noch ein paar Tage so bleiben. Es dauerte eine Sekunde, bis er erkannte, dass es das Knallen eines Gewehrs war, das ihn aus einem leichten Schlummer geweckt hatte. Er sah sich um und entdeckte, dass er allein war. Wohin war sein Vater gegangen? Dann erinnerte er sich an den Klang der Waffe seines Vaters und rollte mit den Augen – nun, mit seinem unversehrten Auge. Auf was zur Hölle schoss sein Pops jetzt?

„Hunter!“

Der panische Schrei seines Vaters überraschte ihn. Hunter drehte seinen Oberkörper und zuckte dann zusammen, als seine gebrochenen Rippen schrien. Nachdem er einen Atemzug genommen hatte, um den Schmerz zu lindern, drehte er nur seinen Kopf und rief: „a?“

„Ich brauche den Erste-Hilfe-Kasten! Kannst du ihn holen und in die Waschküche bringen?“, schrie sein Vater zurück.

Hunter zog die Brauen hoch. Verdammt, hatte Walter etwas getroffen, das er nicht hätte treffen sollen? Walter war in einer kleinen Stadt in Montana aufgewachsen, und seine Mutter hatte Eichhörncheneintopf gemacht. Das Essen erinnerte seinen alten Vater an diese Zeit. Also jagte sein Vater gelegentlich Eichhörnchen und kochte das Gericht. Hunter musste zugeben, dass es gar nicht so schlecht war.

Er packte einen Griff seines Rollstuhls und wuchtete sich hinein. Zumindest hatte Viktor keinen seiner Arme mit dem Schläger gebrochen, den sein Ex und die Freunde seines Exes bei Hunters Körper eingesetzt hatten. Sich zu bewegen wäre dann noch schwieriger gewesen. Hunter schnaubte bei seinen Gedanken. Er hätte seinen Ex vor Monaten verlassen sollen, als er den Bastard zum ersten Mal beim Fremdgehen erwischt hatte, dann wäre er nicht in dieser Lage.

Stattdessen hatte er die Lügen des Losers geschluckt, dass es ein einmaliger Fehler sei und nie wieder passieren würde, und er war bei dem Mann geblieben. Nun, wer zweimal auf dieselbe Lüge reinfällt, ist selber schuld. Hunter war gegangen, als es das zweite Mal passierte. Eine Woche später griffen Viktor und einige seiner Freunde ihn an und ließen Hunter mit einem gebrochenen Schienbein in seinem linken Bein zurück, einem gebrochenen rechten Knie, drei angebrochenen Rippen, einer Gehirnerschütterung und einem blauen Auge, das schlimm genug war, um sein Sehvermögen zu beeinträchtigen, wenn es schließlich verheilt war. Jetzt versteckte er sich mit seinem Vater in dessen Hütte am See, während die Bullen versuchten, den Bastard zu finden.

Hunter schob die bitteren Gedanken beiseite und rollte in die Küche. Es erforderte ein paar tiefe Atemzüge und einige vorsichtige Manöver, um zum Erste-Hilfe-Kasten im Schrank unter der Spüle zu gelangen. Als er die Waschküche erreichte, schwitzte Hunter vor Anstrengung. Verdammt, er war früher sechs Meilen am Tag gelaufen, und jetzt fiel es ihm schwer, durch das Haus zu kommen.

Hunter reichte seinem Vater den Kasten und sah den verdrossenen Ausdruck auf dem verwitterten Gesicht des älteren Mannes. „Was ist passiert, Dad?“

„Ich dachte, es wäre der Hund von deinem Ex-Bastard“, antwortete Walter, als er den Kasten auf dem Wäscheschrank neben einem in ein Handtuch gewickelten Bündel abstellte.

Hunter reckte den Hals und sah einen großen, schwarzweißen Körper, aus dem Blut sickerte. Viktor hatte eine schwarz-weiße Bulldogge, die genauso fies war, wie er sich herausgestellt hatte. Es hätte Hunter auf die wahre Natur des Mannes aufmerksam machen sollen. Aber das Tier auf der Theke war keine Bulldogge. Es war überhaupt kein Hund.

„Ist das ein Pinguin?“, fragte Hunter und versuchte, besser zu sehen. Verdammte Verletzungen!

„Ja“, antwortete Walter. „Ich habe ihn nur gestreift. Ich weiß nicht, warum er bewusstlos ist.“

Er balancierte vorsichtig und stemmte sein Gewicht mit den Armen, damit er den Pinguin richtig sehen konnte. „Verdammt. Du hast ihn zweimal getroffen. Du hast seine Seite erwischt und beinahe die Flosse des armen Viechs abgetrennt!“, schnappte er.

Sein Vater senkte verlegen den Kopf. „Er bewegte sich schnell.“

„Pops, du solltest deine Waffe nicht ohne Brille benutzen“, schimpfte er. Er ließ sich in den Rollstuhl zurückfallen. „Leg ihn auf meinen Schoß. Ich werde nachsehen, ob du etwas Wichtiges getroffen hast“, sagte Hunter und deutete mit den Händen auf das Tier.

Walter runzelte die Stirn. „Bist du sicher, dass du nicht zu sehr unter Medikamenteneinfluss stehst?“

Hunter verdrehte die Augen. „Ich werde es besser machen als du. Zumindest habe ich eine Ausbildung.“

„Da hast du recht“, antwortete sein Vater, hob sorgfältig die Handtücher hoch, in die der Pinguin eingebettet war, und legte das Bündel auf Hunters Schoß.

Das Tier war viel größer, als er zunächst gedacht hatte. Es bedeckte seinen gesamten Schoß, und sein Vater musste den Kopf des Tieres festhalten, um zu verhindern, dass er über die Seite fiel und möglicherweise seinen Körper mitzog. Hunter hatte zwar noch nie mit einem Pinguin zu tun gehabt, da er als Tierarztassistent in einer Tierklinik für große Tiere arbeitete, aber zumindest wusste er, auf welche Anzeichen er achten musste, um innere Blutungen zu erkennen.

Nachdem er seinem Vater erklärt hatte, wie er die Wunde an der Seite des Tieres säubern musste und zusah, damit er die Arbeit richtig macht, nähte er sie zusammen. Hunter war dankbar, dass Walter das arme Ding nicht tiefer getroffen hatte, sonst hätte er dem kleinen Tier das Bein abgetrennt. Er konnte nicht bestätigen, ob die Kugel, die sein Vater durch die Flosse des Pinguins geschossen hatte, irgendwelche Knochen gebrochen hatte, also schiente er sie, nur um auf Nummer Sicher zu gehen. Er würde im Internet recherchieren. Hunter wünschte, er könnte das Tier zum Tierarzt bringen, aber da die Polizei immer noch versuchte, seinen Ex-Bastard zu finden, war es für ihn nicht sicher, seinen Aufenthaltsort preiszugeben. Sie hatten Hunter gefragt, ob sie ein Versteck für ihn bereitstellen sollten, aber er wusste, dass Viktor nichts von diesem Ort wusste.

Sobald er mit der Arbeit an dem Pinguin fertig war, strich Hunter mit den Fingern über den Körper des flugunfähigen Vogels. Er fühlte sich von der kleinen Kreatur auf eine Weise angezogen, die er nicht verstand. Hunter hatte schon immer eine Affinität zu Tieren gehabt. Das war der Grund, warum er sich zum Tierarzt ausbilden ließ, aber bei diesem Tier ging es tiefer. Er wollte es heilen, dann zähmen und behalten.

Er ignorierte den Drang und ließ seinen Vater den Pinguin nehmen. Walter wickelte ihn in saubere Handtücher und legte ihn dann in das riesige Waschbecken. Nach einem weiteren Blick auf die schlanke Gestalt, rollte Hunter hinaus und zu seinem Laptop.

Er loggte sich ins Internet ein und informierte sich über die Behandlung von verletzten Pinguinen. Hunter konnte nicht viel finden, also nahm er sich Zeit, die Anatomie zu überprüfen. Er betete, dass die Kugel, die den Flügel des kleinen Tieres getroffen hatte, tatsächlich nur durch den fleischigen Teil der Flosse gegangen war und keine Knochen getroffen hatte.

Hunter schaltete den Computer aus und fuhr sich mit den Handflächen über das Gesicht. In diesem Moment bemerkte er das gleichmäßige Pochen in beiden Beinen. „Scheiße“, murmelte er und atmete aus. Er rollte in die Küche und zog die zweite Schublade auf, holte eine Flasche Pillen heraus und nahm sich Wasser aus dem Kühlschrank.

„Geht es dir gut, mein Sohn?“

Er nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Er hielt die Ibuprofenflasche hoch und sagte: „Ja. Nur ein bisschen Schmerz. Ich werde gleich wieder in Ordnung sein.“

Sein Vater antwortete: „Lass mich dir dazu ein Sandwich machen. Ich will nicht, dass du diese Pillen auf leeren Magen nimmst.“

Hunter hatte keinen Hunger, aber er nahm das Angebot trotzdem an. Er wusste, dass sein Vater sich schuldig fühlte, den Pinguin verletzt zu haben. Wenn er sich dadurch besser fühlte, ließ er es zu. „Dazu kann ich nicht nein sagen“, kommentierte er.

Sie aßen mehrere Minuten lang schweigend Roastbeef-Sandwiches. Nachdem Walter seinen letzten Bissen geschluckt hatte, lehnte er sich zurück und beobachtete Hunter. Er hielt inne, die zweite Hälfte seines Sandwichs in der rechten Hand. „Was?“

„Detective Calamar hat mich heute angerufen“, gab Walter zu.

Hunter ließ den Rest seines Sandwichs auf den Teller fallen und richtete sich auf. Er leckte sich die Lippen, dann fragte er: „Haben sie ihn schon gefunden?“

Walter presste die Lippen fest zusammen und schüttelte dann den Kopf. „Ich fürchte nicht. Seine Spur ist kalt geworden. Er ist bei keinem seiner Freunde, Familienmitglieder oder Bekannten. Sogar sein bester Freund, der Mitinhaber seines Geschäfts, weiß nicht, wo er ist.“ Walter schüttelte den Kopf und seufzte frustriert. „Die verdammten Bullen können ihre Köpfe nicht von ihren Ärschen unterscheiden. Sie würden eine Schlange nicht finden, wenn sie ihr Bein hochkriecht!“

Es war eine enttäuschende Nachricht, aber Hunter wollte nicht, dass sein Vater darüber nachdachte. Er würde einen weiteren Herzinfarkt bekommen oder so. Hunter verdrängte einen Anflug von Angst und legte seine Hand auf die seines Vaters. „Entspann dich. Er wird auftauchen. Er ist wie ein falscher Penny, die tauchen auch immer wieder auf“, murmelte er und verzog das Gesicht.

Der ältere Mann lachte trocken.

Hunter schob seinen Teller weg und rieb sich mit den Händen über die mit Flanell überzogenen Oberschenkel. „Ich würde gerne ein Nickerchen machen. Soll ich zuerst die Küche säubern?“

„Nein, nein, mach dir keine Gedanken deswegen“, sagte Walter und winkte mit der Hand. „Ruh dich aus.“

Hunter nickte. Er rollte zum Flur und seinem wartenden Bett. Die Stimme seines Vaters ließ ihn innehalten. „Wirst du mir jemals sagen, wie er es mit dir aufnehmen konnte?“

Er blieb im Flur stehen, drehte seinen Rollstuhl um und begegnete dem fragenden Blick seines Vaters. Er verstand Walters Verwirrung. Hunter war einen Meter achtzig groß und hatte einiges an Muskelmasse, weil er jeden Tag mit Pferden und Kühen arbeitete. Viktor war ein eins fünfundsiebzig großer Twink.

„Es ist eine peinliche Geschichte.“ Und eine, die er seinem Vater auf keinen Fall erzählen wollte. Es war nur schade, dass Hunter die Namen und Gesichter der beiden Männer nicht gekannt hatte, die bei Viktor gewesen waren. Die Polizei wusste, dass sein Ex Komplizen gehabt hatte, nur nicht, wer sie waren. Hunter hatte keine Ahnung, ob sie Freunde des Mannes waren oder nur angeheuerte Schläger. Er hoffte, die Polizei würde Viktor davon überzeugen können, es ihnen zu sagen.

Nachdem Hunters Vater seinen Blick einige Sekunden lang gehalten hatte, blickte er auf den Teller, den er in der Hand hielt. „Okay. Wenn du bereit dazu bist, mein Sohn.“

Eher würde die Hölle zufrieren, aber Hunter wollte seinem Vater das nicht sagen. Stattdessen nickte er. „Danke, Dad.“ Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: „Für alles.“

Walter schaute zurück und lächelte. „Du bist mein Sohn, Hunter. Ich liebe dich. Nichts, was du tust, wird das ändern.“ Er grinste. Der Ausdruck brachte seine ausgeblichenen haselnussbraunen Augen zum Leuchten. „Das heißt nicht, dass ich nicht selbst die Polizei anrufen würde, wenn ich denken würde, dass du mit etwas rumspielst, von dem du die Finger lassen solltest“, fügte er hinzu.

Hunter grinste. „Ich weiß. Keine Drogen, Nutten oder Mord. Das verspreche ich.“

Als er die gewünschte Antwort erhalten hatte, das Lachen seines Vaters, drehte Hunter sich wieder um und rollte in Richtung seines Schlafzimmers. Er konnte fühlen, wie sein Körper schnell ermüdete und wollte sich wirklich ein paar Stunden hinlegen. Er hatte rasch gelernt, dass es viel besser war, sich ein paar Stunden auszuruhen, als sich zu überanstrengen und am Ende unbeweglich zu sein.

Er machte eine Pause, als er an der Waschküche vorbeikam. Hunter konnte nicht widerstehen, nach seinem Patienten zu sehen, also rollte er in den geräumigen Raum und spähte in das Waschbecken. Der kleine Vogel zitterte im Schlaf. Aufgrund seiner Nachforschungen wusste Hunter, dass Pinguine mehrmals am Tag ein kurzes Nickerchen machten und sich oft mit anderen Mitgliedern ihrer Kolonie zusammentaten, um zusätzliche Wärme zu erhalten. Besorgt streckte er die Hand aus und strich mit einer Handfläche über die glatte Haut des Tieres. Sie fühlte sich warm und feucht an.

Hunter knabberte einen Moment an seiner Lippe und traf eine Entscheidung. So vorsichtig wie möglich hob er das große Bündel auf und hielt es an seine Brust. Er unterdrückte einen Fluch, als der Schmerz in seiner Mitte aufblühte. Als er sicher war, dass der Vogel richtig auf seinem Schoß lag, seufzte Hunter und schloss die Augen, um wieder zu atmen.

Hunter rollte ohne weitere Zwischenstopps in sein Schlafzimmer. Zuerst legte er den Pinguin auf das Bett und bettete ihn in eine anscheinend bequeme Position. Dann legte er sich daneben. Er hatte schon viele Male kranke Hunde in seinem Bett gekuschelt, und er hoffte und betete, dass dies nicht viel anders sein würde. Er hatte immer eine Affinität zu Tieren gehabt und war irgendwie unversehrt aus heiklen Situationen herausgekommen, in denen andere gebissen wurden. Er hoffte, dass dies jetzt auch zutraf. Er musste nicht mit einem wütenden, verletzten Pinguin aufwachen.

Hunter manövrierte seine Beine mit den Händen auf das Bett, deckte sich zu und ließ sich wieder auf die Kissen sinken. Er stöhnte leise und legte seine Hand auf die Seite des Pinguins, streichelte seinen Körper sanft und murmelte sinnlose Nichtigkeiten, bis er einschlief.

Bewegung auf dem Bett neben ihm riss Hunter aus dem bequemen Schlaf, in den er gefallen war. Er runzelte die Stirn. Seine Hand war auf etwas, das sich wie Fleisch anfühlte –festes, hartes und muskulöses Fleisch. Dann erinnerte er sich, dass er den Pinguin mit ins Bett genommen hatte, um das Wesen mit seiner Körperwärme zu wärmen. Aber das fühlte sich nicht wie der Körper des Pinguins an.

Er öffnete ein Augenlid, schaute neben sich und fiel vor Überraschung fast vom Bett. Ein Mann starrte ihn mit großen, verängstigten braunen Augen an. Und nicht irgendein Mann. Dieser Typ musste das hinreißendste Wesen sein, das Hunter je gesehen hatte.

Er hatte ein schlankes, androgynes Gesicht mit einem schwarzen Haarschopf, dessen Spitzen blond gebleicht waren. Seine Augen waren seelenvoll, wunderschön und Hunter dachte, er könnte in ihren Tiefen ertrinken. Seine kurze, scharfe Nase führte zu schmollenden Lippen, von denen die untere etwas praller war als die obere, und das Bild, wie diese Lippen um seinen Schwanz gelegt aussehen würden, drang sofort in seine Gedanken ein und ließ den Schwanz in seiner Flanellhose steif werden.

Er versuchte, die Reaktion seines Körpers zu kontrollieren und ließ seinen Blick nach unten wandern, aber das half seiner Erregung nicht. Eine nackte, blasse Brust begrüßte ihn, zusammen mit zwei dunkelbraunen Brustwarzen, die bereits fest und bereit waren, gelutscht zu werden. Weiter kam er nicht, da sein unerwarteter Bettgenosse sprach.

„Bitte tu mir nicht weh“, quietschte der Fremde und versuchte, sich von ihm zu entfernen.

Hunter verstärkte instinktiv seinen Griff und ließ dieses verführerische Wesen nicht von sich weichen. Dir weh tun? Ich möchte dich lieben! Niemand, der bei klarem Verstand ist, könnte dich verletzen wollen. Warte mal, wo zum Teufel bist du hergekommen?

Mit gerunzelter Stirn sah sich Hunter im Raum um. „Was ist mit dem Pinguin passiert?“

Kapitel 2

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Yumas Gehirn schien in einer Endlosschleife zu stecken. Wo zum Teufel war er, und was war geschehen? Warum war er nackt im Bett dieses Mannes? Alles, was er fühlte, war ein Handtuch, das um seine Hüften gewickelt war. Wo waren seine Klamotten?

Die Hand, die seine nackte Taille fest umklammerte, spannte sich wieder an. „Der Pinguin? Was ist mit ihm passiert? Wer bist du? Wie bist du hier rein gekommen?“

Die Worte des Menschen rissen Yuma aus seinen panischen Gedanken. Er holte tief Luft und erstarrte erneut. Oh, verdammte Scheiße! „Du bist mein Gefährte“, flüsterte er.

„Dein Gefährte? Wovon redest du?“ Der Mann sah sich im Raum um, und sein haselnussbrauner Blick wanderte über jeden Zentimeter des Raumes. „Oh, zum Teufel –“

„Warte bitte“, flehte Yuma. „Ich kann es erklären. Bitte, reg dich nicht auf.“ Der Mann runzelte die Stirn, und seine Panik stieg erneut auf. Sein Atem wurde schneller, und er versuchte wieder, sich dem Menschen zu entziehen.

Die Hand auf seiner Hüfte ließ ihn sich nicht bewegen und er wimmerte frustriert.

„Hör auf“, befahl der Mann.

Yuma gehorchte. Mit großen Augen blinzelte er den Mann an.

„Jetzt“, sagte sein Gefährte, seine Stimme sanft und beruhigend, wie Yuma es wirklich mochte, „lass es uns noch einmal versuchen. Wer bist du?“

„Yuma“, flüsterte er. „Ich bin Yuma Batacan.“

Der Mann nickte langsam und nahm seinen Blick nicht von ihm. „Ich bin Hunter Driscoll.“ Sein Blick schweifte über Yumas Körper, und die unverkennbare Hitze der Lust breitete sich in diesen haselnussbraunen Tiefen aus und ließ die grünen Flecken stärker hervortreten. „Ich freue mich, dich kennenzulernen, aber vielleicht könntest du mir sagen, wie du hierher gekommen bist?“

Er wollte seinen Gefährten wirklich nicht anlügen, aber Yuma wusste nicht, ob er die Wahrheit akzeptieren würde. „Ich will es dir nicht sagen“, flüsterte er schließlich lahm.

Hunter kniff die Augen zusammen. Sein Gefährte ließ schließlich Yumas Hüfte los und er wollte bei dem Verlust wimmern. Hunter schob sich in eine sitzende Position. „Hat Viktor dich geschickt? Suchst du nach ihm?“

Yuma runzelte verwirrt die Stirn. „Ich kenne keinen Viktor“, antwortete er, froh, dass er zumindest darüber ehrlich sein konnte.

„Wie bist du dann hier reingekommen?“, schnappte Hunter.

Als er sich gegen die Matratze drückte, um sich von seinem schreienden Gefährten zu lösen, flammten Schmerzen in seinem Oberschenkel und seinem Arm auf. Die Erinnerung an die Schüsse kehrte blitzschnell zurück. Yuma schrie und rollte sich auf den Rücken, umklammerte die gelösten Verbände an seinem Arm und versuchte den Schmerz zu verdrängen.

„Was ist passiert? Bist du in Ordnung?“ Der Ton von Hunters Stimme wandelte sich schnell von gereizt zu besorgt.

Ohne nachzudenken, sagte Yuma das Erste, was ihm einfiel. „Ich wurde angeschossen“, wimmerte er.

„Was?“, keuchte Hunter. „Wie zum Teufel ist das passiert?“ Der Mann bemühte sich, seine Position anzupassen, und Yuma erkannte, dass er nicht der Einzige war, der Schwierigkeiten hatte, sich zu bewegen. Hunter deutete auf Yuma. „Lässt du mich mal sehen? Sollen wir dich ins Krankenhaus bringen?“

Yuma schüttelte schnell den Kopf und warf einen langen Blick auf den Mann, der sein Gefährte war. Es war schwer zu beurteilen, wie groß er war, da er lag, aber er war vielleicht einen Meter achtzig groß? Er hatte muskulöse Arme, seine Rippen waren mit etwas verbunden, aber er konnte blaue Flecken an den Rändern des Verbandes erkennen. Als Yuma zu Hunters Gesicht zurückblickte, sah er ein besorgtes haselnussbraunes Auge, während das zweite verschlossen war, geschwollen, aufgequollen und grün-blau verfärbt.

Wut strömte durch Yuma. Jemand hatte seinen Gefährte verletzt. Yuma ignorierte seine eigenen Verletzungen und griff nach dem Mann. „Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?“ Er würde denjenigen jagen und, nun, er würde sich überlegen, wie er ihn bezahlen lassen könnte.

Hunter ergriff seine Hand, bevor Yuma sein Gesicht berühren konnte. Durch die Bewegung rutschte der bereits lose Verband an seinem Arm hoch und enthüllte die blauen Nähte in seiner heilenden Haut. Yuma wusste nicht, wie es passierte, aber alles, was in die Haut eines Wandlers eingebettet war, wie ein Piercing oder der Faden einer genähten Wunde, blieb an ihnen, wenn sie sich verwandelten. Kleidung tat es jedoch nicht.

„Was zum Teufel?“ Hunters Griff wurde fester. „Ich-ich verstehe nicht“, flüsterte er. „Das sieht so aus wie bei dem Pinguin, dessen Wunde ich genäht habe.“ Der Mensch sah sich um, als erwarte er, dass der Pinguin hinter der Kommode hervorkroch oder so. Als das nicht geschah, runzelte er die Stirn und konzentrierte sich wieder auf Yuma. „Wo ist der Pinguin?“

Da er wusste, dass sein Gefährte verletzt war, dachte Yuma, dass das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass Hunter ihm nicht glauben und ihn rausschmeißen würde. Yuma holte tief Luft und antwortete: „Ich bin der Pinguin. Jemand hat mich angeschossen, als ich in Pinguinform war. Ich dachte, ich würde sterben. Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin.“

Die Brauen des Menschen zogen sich zusammen. Yuma wollte verzweifelt nach oben greifen und die Linien glätten, um die Verwirrung und Besorgnis des Mannes zu lindern. Stattdessen wartete er.

Hunter brauchte einige Sekunden, um zu antworten. Schließlich glitt seine Zunge über seine Lippen und er sagte: „Hast du auch einen Schlag auf den Kopf bekommen?“ Hunter hob die Hand und kämmte mit den Fingern durch Yumas wild zerzaustes Haar.

Er legte den Kopf schief und drückte sich in die Berührung. Oh, er mochte es, wie sein Gefährte ihn berührte. Dann erinnerte sich Yuma an die Worte, die Hunter gesprochen hatte, und er wusste, dass der Mann ihm ohne eine Demonstration nicht glauben würde. Götter, er hoffte, dass dies nicht nach hinten losging.

Yuma sah seinen Gefährte durch die Wimpern an und flehte leise: „Bitte flipp nicht aus. Bitte gib mir eine Chance, es dir zu erklären, wenn ich fertig bin.“

„Was meinst du?“

Yuma machte sich nicht die Mühe zu antworten. Ein Bild sagte doch schließlich mehr als tausend Worte. Richtig? Er ließ seine Verwandlung das für ihn tun. Yuma schloss die Augen und wünschte, dass sein Pinguin auftauchte. Yuma hörte, wie Hunter nach Luft schnappte, Knochen knackten und Sehnen sich neu ausrichteten. Das Bett bewegte sich unter ihm, als sein Gefährte sich von ihm entfernte. Traurigkeit überflutete Yuma. Dann hörte er einen dumpfen Schlag und einen Schmerzensschrei, und Besorgnis ersetzte sofort alle anderen Emotionen.

Er watschelte zur Seite des Bettes und sah zu Hunter hinunter. Er tschilpte, da er nicht sprechen konnte. Neue Besorgnis erwachte beim Anblick des Gipses am linken Bein seines Gefährten und der Orthese am rechten Knie. Ein Rollstuhl wartete nicht weit entfernt, und Yuma wusste, dass er für den Menschen in Reichweite war, um sich hinein zu manövrieren, wenn Hunter nicht vor Schock außer sich wäre.

Hunter sah zu ihm auf und hob eine Hand, als würde er ihn abwehren. Yuma wollte gerade zurückweichen, damit er mit dem Erklärungsprozess beginnen konnte, aber die auffliegende Tür hielt ihn auf. Ein älterer Mann stand in der Tür. Flanellhemd, verwaschene Jeans, braune Stiefel, Scheiße! Das ist der Typ, der mich angeschossen hat!

Yuma tschilpte wild, floh auf die andere Seite des Bettes und ließ sich mit einem Plumpsen auf den Boden fallen. Er schlüpfte unter das Bett und versteckte sich, sein Körper zitterte vor Angst.

„Sohn, geht es dir gut? Was ist passiert?“ Stiefel klopften auf den Holzboden, als der alte Mann, der offenbar der Vater seines Gefährten war, auf diesen zuging.

Scheiße! Was wird mein Gefährte tun? Wird er mich seinem Vater übergeben, der offensichtlich keine Probleme damit hat, Tiere zu töten?

„Ich hatte einen schlechten Traum“, murmelte Hunter.

„Wie bist du auf dem Boden gelandet?“

Von seinem Standpunkt aus beobachtete Yuma, wie Hunter eine Grimasse zog, wo er lag. Hunter warf einen Blick auf ihn und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu, der sich über ihn beugte. „Ich bin aufgewacht und der Pinguin hat mich erschreckt.“

„Was macht er in deinem Bett, mein Sohn?“

Ein Arm griff nach unten und half Hunter, sich in den Rollstuhl zu setzen. Jetzt konnte Yuma die Gesichter von beiden nicht mehr sehen. Er bemühte sich, seine Atmung zu kontrollieren. Er sah sich im Raum um und suchte nach einem Ausweg. Konnte er es schaffen, sich zu bewegen und zur Tür zu gelangen, bevor der alte Mann ihn aufhielt?

Hunter seufzte. „Er hatte Fieber. Pinguine schlafen in Gruppen. Ich hatte gehofft, meine Körperwärme würde das Fieber brechen und es senken. E-es schien funktioniert zu haben“, beendete er mit einem Murmeln.

„Ja, sieht aus, als könnte er sich jetzt gut bewegen. Soll ich ihn fangen und nach draußen bringen?“

„Nein“, antwortete Hunter laut. Yuma wusste nicht, ob diese Art von Reaktion gut oder schlecht war. Die Stimme seines Gefährten war leiser, als er erneut sagte: „Nein. Ich werde versuchen, ihn heraus zu locken, damit ich die Naht überprüfen kann. Ich will sicherstellen, dass er sie nicht aufgerissen hat, als er unter das Bett huschte.“

„Na gut. Wenn du das willst, mein Sohn“, erwiderte Hunters Vater zweifelnd. „Benötigst du Schmerzmittel oder sonst etwas? Dieser Sturz kann sich nicht gut angefühlt haben.“

Hunter seufzte. „Mir geht es gut, Dad“, sagte er leise. „Die Schmerzen werden nachlassen, wenn ich nur ein paar Minuten hier sitzen kann.“

Yuma hörte, wie jemand einem anderen auf die Schulter klopfte. „Lass mich wissen, wenn du etwas brauchst.“

„Das werde ich, Dad. Wirst du – machst du bitte auf dem Weg nach draußen die Tür zu?“

Es gab ein leichtes Zögern, dann sagte sein Vater: „Sicher.“

Die schweren Stiefel rutschten wieder über den Boden und waren dann aus der Tür. Yuma atmete erleichtert aus, was wie ein Pfeifen klang.

„Yuma?“, murmelte Hunter vorsichtig. „Kannst du rauskommen, Yuma? Ich kann mich nicht wirklich bücken. Ich habe ein paar angeknackste Rippen und mich vorbeugen tut ein bisschen weh.“

Dieses Eingeständnis ließ Yuma unter dem Bett hervorwatscheln, was, wie er zugeben musste, auch ein bisschen weh tat. Wandler heilten zwar schnell, aber er war zweimal angeschossen worden. Er kämpfte sich in eine stehende Position und ignorierte das Brennen in seiner Seite und seiner Flosse. Yuma nahm seinen Mut zusammen und ging auf seinen Gefährten zu, als der Mann ihn zu sich winkte.

Langsam schaute Hunter über Yumas Pinguingestalt. Er streckte die Hand aus, packte Yumas beschädigten Körperteil sanft und kontrollierte die Naht. „Kannst du mich wirklich verstehen, wenn du ein Pinguin bist?“

Yuma nickte einmal.

Hunter leckte sich über die Lippen und hielt Yuma immer noch fest. „Kannst du dich nach Belieben verändern?“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739461731
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
gestaltwandler wandler shifter gay bücher schwul formwandler gay romance gay fantasy Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
Zurück

Titel: Planschen mit Pinguinen