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Mutegis Süßer

von Charlie Richards (Autor:in)
90 Seiten
Reihe: Kontras Menagerie, Band 1

Zusammenfassung

Mutegi Atieno ist überrascht, als er entdeckt, dass es sich bei dem Mann, der in einem kaputten Pick-up Truck am Straßenrand gestrandet ist, um seinen Gefährten handelt. Seine erste Annahme erweist sich als falsch, und er erfährt, dass die Frau und das Baby bei Ben Moore nicht seine Frau und seine Tochter sind, also hat Mutegi tatsächlich eine Chance, den Menschen zu beanspruchen. Aber zuerst müssen Mutegi und seine Freunde das Trio vor dem sadistischen Ex-Mann von Bens Schwester retten. Eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass der Mann Ben und Cassie durch drei Staaten gejagt hat, um seine Tochter zurückzuholen, obwohl das Gericht ihn für ungeeignet hielt. Wenn es Mutegi gelingt, die Geschwister vor dem Verrückten zu retten, kann er dann auch einen Weg finden, seinem menschlichen Gefährten zu sagen, dass er ein Wandler ist? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 22.500 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Mutegi Atieno fegte den Freeway hinunter, und seine Harley grollte zwischen seinen Schenkeln, als er die Gang seines Alphas die kurvenreiche Straße entlang führte. Er dachte an die Leute zurück, die sie vorhin nach dem Frühstück verlassen hatten. Sein Freund, Brad Nadeau, hatte seinen Gefährten gefunden und sich entschieden, bei dem Rudel des Mannes zu bleiben. Mutegi würde ihn vermissen, nachdem sie über zwanzig Jahre Teil der gleichen Biker-Gang gewesen war. Er hatte sich zu ihnen gesellt, da er von seiner Familie verstoßen wurde, weil er sich als schwul outete, und sich in den Vereinigten Staaten gestrandet wiederfand.

Er warf einen Blick in den Rückspiegel auf all die Männer, die ihn umgaben, und lächelte. Mutegi und seine Freunde hatten die vorherrschenden Vorstellungen anderer Gestaltwandler als falsch erwiesen. Viele bigotte Leute dachten, es sei unmöglich, dass Wandler schwul sein konnten, aber jeder in ihrer Gang war schwul, alle dreizehn Mitglieder. Eine weitere lächerliche Vorstellung war, dass Gruppen mit Mitgliedern verschiedener Spezies nicht funktionieren konnten, aber in ihrer Gang gehörten keine zwei Personen der gleichen Art von Wandler an. Sie alle wurden von Kontra angenommen, ihrem de facto-Alpha, und sie alle funktionierten gut zusammen.

Als er an diesem Morgen an erster Stelle fuhr, entdeckte Mutegi einen Truck, der ein Stück weiter voraus am Straßenrand stand, offenbar mit einer Panne. Die Hügelkuppe, die sie gerade erreicht hatten, gab ihm eine gute Gelegenheit, um das gestrandete Fahrzeug zu betrachten. Nachdem es auf den kurvigen Bergstraßen keinen weiteren Verkehr gab, bot die erhöhte Motorhaube des heruntergekommenen 56er Pick-ups einen verkommenen Gegensatz zu den unberührten, hoch aufragenden Bäumen zu beiden Seiten von ihnen.

„Kontra, am Fuß des Hügels steht ein Fahrzeug. Es scheint eine Panne zu haben. Die Haube ist oben, und ich sehe zwei Erwachsene in der Nähe stehen. Möchtest du anhalten und sehen, ob wir ihnen helfen können?“, fragte er über das Mikrofon in seinem Helm.

Nach einer Pause antwortete Kontras tiefe Stimme: „Sicher, Mutegi. Ich werde Adam und Yuma zu dir schicken. Der Rest von uns wird ein Stück zurück bleiben. Es macht keinen Sinn, sie zu erschrecken, indem wir als ganzer Haufen über sie hereinbrechen.“

Das Herz aus Gold des massigen Grizzlywandlers erstaunte Mutegi immer wieder aufs Neue. Der Mann versuchte, es hinter seinen Tätowierungen, dem Ziegenbärtchen und seiner wilden Erscheinung zu verbergen, und der Mann konnte heftig sein, unheimlich heftig. Er war immerhin ein Grizzly. Aber an dem gelegentlich gequälten Ausdruck in den Augen des Mannes erkannte Mutegi, dass es einigen schlimmen Scheiß in der Vergangenheit des Wandlers gab. Kontra Belikov blieb immer stehen, um zu helfen, wenn er es konnte, und mehr als einmal fragte Mutegi sich, ob Kontra es als eine Art Buße betrachtete.

Mutegi erreichte den Fuß des Hügels, verlangsamte sein Motorrad und brachte es drei Meter hinter dem Truck zum Stehen. Als er sein Bein rüber geschwungen und seinen Helm ausgezogen hatte, wusste er, dass die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hatten. Die beiden Personen wechselten einen Blick, dann ging der Mann langsam, vorsichtig auf ihn zu. Mutegi wusste, dass viele Leute Biker einschüchternd fanden.

Er hob die Mundwinkel in einem Lächeln und hoffte, ihre Nervosität etwas zu lindern. „Hallo, zusammen“, grüßte er, hielt seinen Ton ruhig und freundlich. „Kein Sprit mehr?“ Wenn es so einfach wäre, könnten sie leicht helfen. Jeder Biker führte in einer Satteltasche einen Kanister mit siebeneinhalb Litern Benzin mit sich. Es wäre übel bei einem Unfall, aber diese Maßnahme hatte sie schon mehrmals vor dem Liegenbleiben gerettet.

„Nein, der Motor ist überhitzt, als wir über den Hügel fuhren, also haben wir angehalten, um ihn abkühlen zu lassen. Der Truck sprang wieder an, aber dann begann er zu qualmen, also mussten wir stehenbleiben“, gab der Mann sichtlich ungern zu.

Mutegi nickte und hörte, wie die Motorräder der anderen Wandler hielten. „Mein Freund Adam ist Mechaniker. Möchten Sie, dass er einen Blick darauf wirft?“

Der Mensch zögerte immer noch, also trat er vor, überwand die letzten zwei Meter zwischen ihnen und streckte eine Hand aus. „Ich heiße Mutegi Atieno. Wir berechnen Ihnen keine Kosten. Es gibt keine Stadt fünfzig Kilometer in beide Richtungen und der Verkehr ist auf dieser Straße dünn.“ Er grinste. „Wir sind vielleicht eine raue Biker-Gang, aber wir möchten nur helfen.“

Schließlich lächelte der Mann und legte seine Hand in Mutegis. „Ja, Entschuldigung. Es war nur ein schlechter Tag bisher. Ich glaube, ich sollte einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, nicht wahr? Ich bin Ben. Ben Moore.“

Die Worte machten für Mutegi keinen Sinn. Sein Gehirn hatte abgeschaltet, sobald der Mensch seine schwielige Hand in seine gelegt hatte, und der Duft des Mannes in seine Nase gekrochen war. Gefährte! Sein Tier schrie sein Verlangen, den Mann zu beanspruchen, heraus. Mutegi bemühte sich, sein Warzenschwein zu kontrollieren, und ermahnte es. Er konnte den Menschen nicht einfach anspringen. Das würde den Mann sicherlich ausflippen lassen. Außerdem stand eine Frau in der Nähe der Motorhaube, und dem Weinen nach zu urteilen, lag ein Baby in dem Autositz, der in der Mitte der Sitzbank des kleinen Pick-ups angeschnallt war – wahrscheinlich seine Frau und sein Kind. Scheiße! Was für ein Pech!

Offensichtlich hatte er zu lange gestarrt, denn der Mann zog diskret seine Hand zurück. Mutegi kam wieder zu sich und nickte. „Richtig.“ Er drehte sich um und sah Adam und Yuma, die beide interessierte Blicke auf ihren Gesichtern hatten. „Adam, er sagt, der Motor ist überhitzt. Nachdem sie ihn abkühlen gelassen hatten, dauerte es ein paar Minuten, aber dann fing er an zu qualmen.“

„Nun, fick mich. Das hört sich nach einer kaputten Zylinderkopfdichtung an“, murmelte Adam schroff. „Ich werde einen Blick darauf werfen.“

Adam ging auf die Motorhaube zu, woraufhin die Frau sich auf sie konzentrierte. Sie legte eine Hand auf Bens Arm, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Ben drehte sich zu ihr um. Mutegi versuchte, nicht vor Eifersucht zu knurren, aber er wusste, dass er nicht so recht erfolgreich war, als Yuma die Brauen hochzog.

Er starrte in die Bäume, nicht bereit, dem fragenden Blick des kleinen Wandlers zu begegnen. Yuma wandte sich an Ben und grinste. „Wohin fahrt ihr?“

„Minneapolis, Minnesota. Meine Eltern wohnen dort oben“, sagte er, und der vorsichtige Ausdruck kehrte wieder in seine Augen zurück.

„Oh, das ist eine schöne Gegend. Ich liebe es im Winter, der ganze Schnee und das Eis. So schön.“ Yuma grinste und betrachtete die schlanke Gestalt der Frau. „Ich wette, Ihre Frau würde toll aussehen in einem rosa Schneeanzug, wie sie sich auf einem Schneemobil an Ihnen festhält. Ein absolut atemberaubendes Bild.“

Die Augen der Frau weiteten sich, und sie sah Ben an. Ben starrte den kleinen Gestaltwandler an. „Was zur Hölle soll das heißen?“

Yumas Brauen hoben sich überrascht, und er bedeckte seinen Mund mit der Hand. „Oh, es tut mir leid. Meine Freunde sagen mir immer, dass ich auf meine Worte achten soll. Ich scheine keinen Hirn-zu-Mund-Filter zu haben.“ Dann kicherte er. „Ich bin schwul, also glauben Sie nicht, dass ich mich an Ihre Frau ranschmeißen will. Das tue ich nicht.“ Er zwinkerte der Frau zu. „Nichts für ungut, Schätzchen, aber ich würde nicht wissen, was ich mit Ihnen machen soll!“

Das brachte die Frau dazu, zusammen mit Yuma zu lachen. „Ich kann sehen, dass das ein Problem wäre“, antwortete sie. „Ich bin Cassie“, fügte sie hinzu, und streckte die Hand aus. „Cassie Moore.“

Statt ihre Hand zu schütteln, ergriff Yuma sie, legte sie auf seinen Arm und führte die Frau in Richtung der Fahrerkabine des Pick-ups. „Ich sehe, Sie haben ein kleines Junges im Truck. Wie alt ist sie?“

„Sie ist acht Monate …“

Der Rest des Gesprächs war für Mutegi verloren, weil Ben diese Gelegenheit nutzte, um näher an ihn heranzutreten. „Hm. Man würde meinen, sie wären beste Freunde, die sich lange nicht gesehen haben“, sagte er, neigte den Kopf und beobachtete, wie seine Frau mit Yuma sprach.

Mutegi grinste. „Yuma hat diesen Effekt auf Leute.“

„Und Sie haben kein Problem damit, dass er …“ Ben winkte mit der Hand, aber Mutegi wusste, was der Mann fragte.

„Nein. Yuma ist ein guter Mann“, beharrte Mutegi. Nun, war das nicht einfach beschissen? Ben war nicht nur verheiratet und hatte ein Kind, sondern er war auch ein Schwulenhasser. Mutegi widerstand dem Drang zu seufzen. Nicht nur, dass seine Familie ihn beschissen hatte, und ihn ohne Geld und irgendeine Möglichkeit, in seine Heimat in Afrika zurückzukehren, in den Vereinigten Staaten sitzengelassen hatte, das Schicksal verarschte ihn auch noch. Er warf einen Blick über die Schulter. Zumindest hatte er noch seine Wandler-Gang.

Adam rettete ihn davor, sich zu überlegen, wie er Small Talk machen sollte. „Nun, ich habe eine gute Nachricht und eine schlechte Nachricht.“

„Sagen Sie mir lieber zuerst die schlechte Nachricht“, murmelte Ben mit hängenden Schultern.

Mutegi widerstand dem Drang, einen Arm um den Mann zu legen und ihn so zu trösten, denn er wusste, dass der Kontakt nicht willkommen sein würde. Adam wischte sich die Hände an einem Lappen ab, den er aus seiner Gesäßtasche zog, und antwortete: „Der Zylinderkopf ist kaputt gegangen, als der Truck überhitzt hat. Jetzt läuft Frostschutzmittel in die Benzinzufuhr, was zu der hübschen Rauchsäule führt. Ihr werdet einen Abschleppwagen brauchen.“

Bens Gesicht wurde blass. „Was ist dann die gute Nachricht?“

Grinsend sagte Adam: „Wenn wir erst einmal in einer Stadt angekommen sind, kann ich ihn reparieren und es kostet euch nur das Ersatzteil. Es wird nicht mal lange dauern. Vielleicht einen Tag oder so.“

„Warum sollten Sie das machen?“, fragte Ben, und seine Augen verengten sich. „Sie kennen mich gar nicht!“

„Ach, ein hübsches Mädchen wie dieses braucht eine zarte Berührung“, witzelte Adam mit Blick auf den Pick-up. „Ich würde gerne mal unter diese Haube kommen“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.

„Sie wollen Cassie anbaggern?“, schnappte Ben, deutlich geschockt.

Mutegi unterdrückte ein Lachen, was ihm einen finsteren Blick von Ben einbrachte. Adam ignorierte den Kommentar vollständig und fuhr stattdessen mit der Hand über die verrostete Karosserie des klassischen alten Trucks. „Nein“, schaffte es Mutegi endlich herauszubekommen. „Adam möchte Ihren Pick-up in die Finger bekommen, nicht Ihre Frau.“ Als er erkannte, was er da gesagt hatte, verblasste seine Heiterkeit.

Ben öffnete den Mund, offensichtlich um etwas zu sagen, aber der Lautsprecher in Mutegis Helm knisterte und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Wir reden gleich weiter“, sagte er und ging zurück zu seiner Harley. Er nahm seinen Helm und zog ihn an. „Ja, Kontra?“

„Wie gehts da unten?“

„Ich habe eine Menge Probleme, aber ich kann es jetzt nicht alles erklären“, sagte er.

Das brachte ihm eine bedeutungsvolle Pause ein. „Und die Menschen?“

„Sind mitten drin.“

„Was macht Adam?“

Mutegi sah zurück zum Truck und grinste. „Den Pick-up ansabbern.“

Das brachte Kontra zum Lachen. „Nun, das überrascht mich nicht. Bringen wir sie in die nächste Stadt?“

„Ja. Adam bot an, den Wagen zu reparieren. Er sagte, es würde ungefähr einen Tag dauern.“ Er zögerte und fügte hinzu: „Ist das akzeptabel?“

„Du weißt, dass es das ist“, antwortete Kontra. „Auch wenn es bedeutet, dass wir uns aufteilen müssen. Der Rest von uns kommt gleich. Wir werden euch in einer Minute sehen.“

Kontras Worte erinnerten Mutegi daran, warum sie Brad an diesem Morgen in solcher Eile verlassen hatten. Einer ihrer Leute, der Wandler Gallo Ricci, hatte die Gang verlassen, um seine Schwester für ein paar Tage zu besuchen. Jetzt wurde er vermisst. Sie hatten von seiner Schwester erfahren, dass er es nie nach Amarillo geschafft hatte. Sie mussten ihn finden und sicherstellen, dass es ihm gut ging.

Mutegi ging zu der Gruppe zurück während er seinen Helm zuschnallte. „Nehmen Sie mit, was Sie für die nächsten Tage benötigen. Wir bringen Sie in die nächste Stadt und helfen Ihnen, einen Abschleppwagen zu finden.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Es sieht so aus, als würde sich dein Wunsch erfüllen, Adam. Kontra ist bereit, ein paar andere vorauszuschicken. Du darfst mit dem neuen Spielzeug spielen“, fügte er trocken hinzu.

„Oh, verdammt, ja!“ Adam grinste wie ein Kind, das gerade das beste Geschenk überhaupt erhalten hatte. „Sammelt euren Kram ein.“ Sowohl er als auch Mutegi betrachteten das Junge für eine Sekunde, bevor sie einen Blick wechselten. „Einer von euch muss das Ju- das junge Mädchen tragen. Habt ihr eines von diesen Brusttrage-Dingern?“

Cassie lachte. „Was?“

Yuma verdrehte die Augen. „Adam meint eine Babytrage zum Umschnallen. Ein Herz aus Gold, aber nicht sonderlich redegewandt.“ Dann grinste er boshaft. „Er ist aber toll mit seinen Händen“, neckte er, und trat näher an den großen Tigerwandler.

Adam lachte und schlug Yuma auf den Hintern. „Du musst es ja wissen, Twinkie.“

Zu beobachten, wie Bens Augen sich weiteten, wäre lustig gewesen, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass das sein Gefährte war, der so geschockt aussah, als er zwei Männer betrachtete, die sich so offen benahmen. Wenigstens verriet sein Duft kein Ekelgefühl.

Brüllende Motoren kündigten die Ankunft von Kontra und dem Rest der Gang an. Mutegi stellte ihren Anführer und Lamar vor, der auf einer auffälligen, erstklassigen Spitze 2012er Goldwing in Gold und Grün saß.

Adam grinste und ging zu dem schlanken Gestaltwandler auf der großen Maschine. „Er mag nicht nach viel aussehen, aber er ist ein ausgezeichneter Fahrer, und er hat einen bequemen Tussisitz. Ich empfehle, dass derjenige, der das Baby trägt, hinter ihn hüpfen sollte.“

Kontra nickte leicht, stimmte mit dem Tiger überein und gab gleichzeitig die Erlaubnis. Lamar lächelte dünn. „Ich werde gerne behilflich sein.“

Cassie wandte sich an Ben und sagte: „Kannst du Tessa mitnehmen? Ich möchte mit Yuma fahren!“ Als Ben den Mund öffnete, wahrscheinlich um zu protestieren, fügte sie schnell hinzu: „Bitte!“

„In Ordnung“, antwortete er und seufzte. Sie gingen zum Wagen und schnallten eine Babytrage an Bens Brust. Während er die Riemen einstellte, murmelte er, „Wir müssen uns beeilen. Wir wissen nicht, wie weit Stanley hinter uns ist, und ich bin besorgt, dass wir das bisschen Vorsprung, was wir hatten, verloren haben.“

Wenn er kein Wandler wäre, hätte Mutegi Bens geflüsterte Worte nicht gehört. Sorge erfüllte ihn und er kämpfte gegen den Drang an, Ben zu fragen, wovon zum Teufel er redete. Wer ist Stanley? Warum fliehen sie vor ihm? Sind sie in Gefahr? Von der Polizei gesucht? So viele Möglichkeiten gingen ihm durch den Kopf, dass er sich erst wieder konzentrierte, als Adam Ben und Tessa hinter Lamar half.

Er knurrte, da Adam die Hände an seinem Gefährten hatte, und trat ohne nachzudenken einen wütenden Schritt auf sie zu. Eine Hand auf seiner Schulter hielt ihn an, und er drehte sich um, um denjenigen zu betrachten, der ihn festhielt. Seine Wut verblasste, als er Kontras besorgten Blick sah. „Mutegi? Was ist los?“

Seufzend befreite er sich von so viel Anspannung, wie er konnte. „Ben ist mein Gefährte“, murmelte er vor sich hin und betete, dass seine Worte nicht bis zu den anderen durchdrangen. Er war noch nicht bereit, die Information zu verbreiten, dass sein Gefährte ein verheirateter, heterosexueller Mensch war.

„Ich verstehe“, murmelte Kontra. „Wir werden für ein paar Tage ein Auge auf sie haben und sehen, ob er die Verbindung auch fühlt.“

Mutegi verzog das Gesicht. „Auch wenn er es tut, er ist verheiratet und hetero. Ich kann keine Familie auseinanderreißen, auf keinen Fall.“

Kontra nickte, aber er sagte nichts. Sie sahen zu, wie Cassie hinter Yuma auf die Triumph Thunderbird Storm sprang, einen geliehenen Helm auf dem Kopf und ein Grinsen auf ihrem Gesicht.

Adam kam herüber und klopfte ihm auf den Rücken. „Alles fertig hier. Lasst uns rocken.“

„Warum hast du angeboten, ihren Truck zum Selbstkostenpreis zu reparieren?“, fragte Mutegi, als sie zu ihren Motorrädern gingen. „Das ist sehr großzügig für dich.“

Grinsend zog Adam seinen Helm über seine hellblonden Locken und lehnte sich zu ihm. Mit gesenkter Stimme sagte er: „Ach, ich könnte das Teil in ein paar Stunden in Ordnung bringen, aber auf diese Weise bekommst du eine Chance, deinen Gefährten zu erobern.“

Mutegi stand in betäubter Stille da, als Adam zwinkerte und seine Harley zum Leben erweckte. Er fühlte sich endlich wieder besser, seit er begriffen hatte, dass Ben sein Gefährte war, und setzte sich mit leisem Lachen auf sein Motorrad. Er ließ den Motor an und fuhr los, setzte sich wieder an die Spitze, um die Gruppe erneut anzuführen.

Kapitel 2

Ben faltete die Decke über den Kopf seiner Nichte. Sie fest an seine Brust haltend, beugte er sich vor und lehnte sich dicht an den Mann vor ihm, um den Wind abzuhalten. Er sah, dass seine Schwester die Arme eng um Yumas Körper geschlungen hatte, und angeregt mit dem Mann plauderte. Er verstand nicht, wie sie nach allem, was sie durchgemacht hatte, so entspannt sein konnte. Er war angespannter als eine Sprungfeder und freute sich darauf, sich für eine Weile bei seinen Eltern zu verstecken. Er sah Mutegi in der Ferne voraus, und sein Puls beschleunigte. Die starke Anziehungskraft, die der exotische Afrikaner auf ihn ausübte, half nicht.

Er war überrascht von der Leichtigkeit, die der große Biker angesichts der Homosexualität seines Freundes zeigte, aber Mutegi würde auf keinen Fall wollen, dass ein einfacher, schlaksiger Kerl ohne berufliche Perspektiven aber mit Problemen in der Familie hinter ihm her hechelte. Der Kerl strahlte Männlichkeit aus. Zum Glück glaubten die Biker, dass er und seine Schwester verheiratet waren. Wenn sie genau hinschauten, würden sie die Familienähnlichkeit sehen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich dafür genug sorgten. Sie waren nur freundlich zu Fremden, was allem widersprach, dass er jemals über Biker gehört hatte. Natürlich hatte er nie wirklich mit welchen rumgehangen, also konnte er es wohl kaum wissen, nicht wahr?

„Geht es dir gut dahinten?“

„Ja. Vielen Dank, dass ihr uns mitnehmt“, antwortete er, dankbar, dass sie einen Helm hatten, der ihm passte. Die Sprechverbindung zwischen ihnen war wirklich cool. „Weißt du, wie weit es noch bis zur nächsten Stadt ist?“

„Ich habe gerade ein Schild entdeckt, demnach ist La Junta dreißig Kilometer entfernt.“ Mutegis Stimme mit dem Akzent kam über die Funkverbindung und ließ Bens Herz doppelt so schnell schlagen. „Wie geht es dem Baby? Wir wissen, dass dies nicht das beste Transportmittel für sie ist.“

Die genaue Aussprache des Mannes und die Art, wie er keine lockeren Formulierungen verwendete, verrieten Ben, dass Englisch nicht seine Muttersprache war. Er fand, es klang höllisch sexy. Mit einem mentalen Kopfschütteln zwang er sich zu antworten. „Sie ist in Ordnung. Wir schätzen eure Hilfe. Wer weiß, wie lange wir dort gesessen hätten, wenn ihr nicht gekommen wärt.“

Adams Stimme kam als nächste über das System. „Wie lange ist es her, dass du und das Frauchen den Schritt gewagt haben?“

Bevor er eine Lüge finden konnte, tat Cassie das Undenkbare. Sie korrigierte ihre Annahme. „Oh, wir sind nicht verheiratet.“ Sie lachte. „Ben ist mein Bruder. Tessa ist meine Tochter, nicht seine.“

Mutegis Motorrad schwankte, was Ben ein Keuchen entlockte. Eine tiefe, raue Stimme, die er als Kontras erkannte, ertönte durch den Kopfhörer. „Bist du okay da vorne?“

„Ja. Stein auf der Straße“, kam Mutegis knappe Antwort.

Ben spannte sich sofort an. Er war zuvor erst einmal auf einem Motorrad gewesen, und diese Straßen waren eng und gewunden. „Oh!“, murmelte er, und Angst erfüllte ihn, als er die Decke, mit der er Tessa vor dem Wind schützte, fester um sie zog.

„Keine Sorge“, versicherte Lamar. „Ich werde vorsichtig sein.“

„Das solltest du besser sein.“

Ben wunderte sich über den knurrenden Kommentar. Der Akzent war ziemlich schwer. Es hörte sich wie Mutegi an, aber warum klang er so besitzergreifend und … besorgt?

Lamar warf einen Blick über seine Schulter auf ihn, seine Augen in einem Ausdruck von neugierigem Interesse verengt. Offenbar war Ben nicht der Einzige, den Mutegis Ton überrascht hatte.

Sie verfielen in Stille. Eine Weile später, ertönte eine eifrige Tenorstimme, die er nicht erkannte, über das Intercom-System. „Wir haben einen Verfolger, Boss. Soll ich ihn mir ansehen?“

„Woher weißt du, dass es ein Verfolger ist?“, fragte Kontra.

Ein Mann in Ganzkörperlederkleidung und Helm mit schwarzem Visier holte auf, schlängelte sich zwischen den anderen Bikern hindurch und kicherten manisch. „Nun, er folgt uns schon die letzten zehn Minuten, hält immer den gleichen Abstand. Wir sind ziemlich langsam, aus offensichtlichen Gründen.“ Er hielt sich neben Lamars Motorrad und hob eine Hand zum Gruß an Ben. „Er hätte uns leicht überholen können.“

„Okay, Payson, schau dir das mal an“, befahl Kontra.

Zu seiner Überraschung schoss der Mann mit seinem Bullet-Bike nach vorne. Nachdem er vor den anderen war, bremste er scharf, stellte einen Fuß auf und schwang das hintere Ende des Motorrads in einer Hundertachtzig-Grad-Wendung herum. Dann jagte er den Motor hoch und schoss in die entgegengesetzte Richtung zurück.

„Heilige Scheiße!“, flüsterte er, bevor er seine Worte zensieren konnte.

Adam lachte. „Ja, Payson ist ein bisschen durchgeknallt, aber wenn wir wirklich verfolgt werden, wird er es bestätigen.“

„Wirklich? Wie?“

Selbst Bens ruhiger Fahrer kicherte. „Dreh dich um und schau zu. Sei nur vorsichtig.“

Nachdem er überprüft hatte, dass die Decke immer noch fest an ihrem Platz war, drückte Ben seine Nichte fester an sich und drehte sich vorsichtig um. Er beobachtete den rasenden Dämon auf dem Bullet-Bike die Straße hinunterpreschen und um eine Biegung verschwinden. Hin und wieder, wenn die Straße gerade genug war oder die Bäume genau richtig auseinanderstanden, konnte er das dunkle SUV sehen, das etwa hundert Meter hinter ihnen fuhr.

Sobald Payson das Fahrzeug passiert hatte, vollführte er eine weitere scharfe Wendung, dann beschleunigte er in Richtung des SUVs. Er fuhr neben der Fahrertür und klopfte an die Scheibe. Als er darauf keine Antwort bekam, wurde er langsamer, wechselte auf die andere Seite und wiederholte die Aktion am Beifahrerfenster. Das SUV schlingerte plötzlich auf ihn zu. Irgendwie vermied der Mann es, im Graben zu landen. Der Kerl muss Reflexe wie eine Katze haben!

Der Mann lachte bellend. Okay, keine Katze. Etwas anderes. Bevor er sich überlegen konnte, an was Paysons Lachen ihn erinnerte, sah Ben Payson wieder hinter dem Fahrzeug herjagen. Er näherte sich erneut der Fahrertür. Sein bellendes Lachen kam durch den Helmlautsprecher. Nach einem weiteren Klopfen hob er sein Visier und spottete: „Ist das das Beste, was du tun kannst?“

Zu Bens Überraschung öffnete sich das Fenster des SUVs und heraus lehnte sich ein Kopf, den er sehr gut kannte. „Peter“, zischte er.

„Du kennst diesen Arsch?“, fragte Payson und starrte den Fahrer an.

„Ja.“

Er quietschte, als er die Waffe sah, die Peter aus dem Fenster auf Payson richtete. „Ist das besser?“ Die Stimme war schwach und verzerrt, aber Ben konnte immer noch den Spott im Ton des Mannes hören. „Sag deinen Kumpels, sie sollen verdammt nochmal anhalten. Ich will das Mädchen.“

„Arsch!“, knurrte Yuma. „Als ob ich zulassen würde, dass die dich mitnehmen.“

„Ich bin es nicht, die er will“, flüsterte Cassie in ihr Mikrofon. „Sondern meine Tochter.“

Kälte schlich sich in Paysons Stimme und verlieh ihr einen manischen Klang. „Ich denke nicht, dass das heute geschehen wird.“ In einem Manöver, das fast zu schnell ging, um es zu verfolgen, setzte Payson sich auf seinem Motorrad auf, riss die Waffe aus der Hand des Fahrers und richtete sie direkt auf das Gesicht des Mannes.

„Ruhig, Payson“, knurrte Kontra.

„In Ordnung.“ Er schwang die Pistole und traf den Hinterreifen, schnell gefolgt vom Vorderreifen. Das Fahrzeug schlingerte und hielt mit kreischenden Bremsen am Straßenrand. Payson lachte wieder und jagte seinen Motor hoch.

Bens Kiefer klappte nach unten. Der Mann hatte sich ziemlich verstimmt angehört. Hätte er wirklich auf den Fahrer geschossen? Nee … das kann nicht sein. Er muss versucht haben, ihn zu erschrecken.

„Das wird sie beschäftigen!“, witzelte Payson und holte den Rest der Gruppe ein.

„Danke“, flüsterte Cassie.

„Klar doch, Süße“, antwortete Yuma.

Ein Seufzer kam über die Sprechanlage. „Warum bekomme ich das Gefühl, dass ihr meine Bande in etwas Gefährliches reingezogen habt?“, fragte Kontra.

„Hey!“, brummte Ben. „Wir haben euch nicht gebeten, anzuhalten!“

„Ruhig, Ben“, knurrte Kontra zurück. „Wir wollen nur wissen, in was wir da reingeraten sind, das ist alles.“

„Entschuldigung“, murmelte er und verstummte. Seine Gedanken waren durcheinander, und er dachte darüber nach, wie Stanleys Männer sie so leicht gefunden hatten. Er und Cassie hatte kleine Straßen genommen, Bargeld verwendet und niemandem erzählt, wohin sie fuhren.

„Keine Sorge, Ben“, beruhigte Mutegi ihn. „Ihr seid bei uns sicher.“

Der Mann sprach seinen Namen Been aus, was ihn nicht anmachen sollte, aber das tat es. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also konzentrierte er sich auf Tessa, die begonnen hatte, sich zu winden. „Ruhig, Tessa“, murmelte er und rieb ihren Rücken in dem Versuch, sie zu beruhigen.

„Geht es ihr gut?“, fragte Cassie.

„Ja. Sie wird nur etwas zappelig. Motorradfahren hat nicht die gleiche beruhigende Wirkung auf sie wie Autofahren.“

„Wir werden bald da sein“, sagte Mutegi.

Fünf Minuten später erschienen ein paar Häuser, gefolgt von ein paar weiteren. Sie wurden langsamer und stoppten vor einer kleinen Werkstatt. Adam parkte sein Motorrad und hob eine Hand. „Gib mir deinen Schlüssel, Kumpel. Ich werde deinen Truck abschleppen lassen. Du solltest das Junge versorgen.“

Ben hob eine Braue und übergab seine Schlüssel. Diese Jungs sagten einige der seltsamsten Dinge, aber was noch seltsamer war, er stellte fest, dass er ihnen vertraute. Nachdem er eine Hand in einem gespielten Salut vor Kontra erhoben hatte, verschwand Adam im Gebäude. Kontra ging voraus zu einem kleinen Café. Sie drängten sich alle hinein und besetzten drei Tische. Ben landete zwischen Mutegi und Cassie. Wie zur Hölle ist das passiert?

Allein in der Nähe des Afrikaners zu sein, ließ seinen Schwanz hart werden und sein Puls beschleunigte sich. Er roch den Mann - maskuliner Moschus, sauberer Schweiß und eine erdige Nuance darunter. Vom Straßenstaub? Es sollte ihn nicht so sehr anmachen. Aber das tat es und Ben musste dem Drang widerstehen, seinen Schwanz in eine bequemere Position zu bringen.

Ben übergab Tessa seiner Schwester und stand auf, um seinen Rücken zu strecken. Die Bewegung brachte seinen halb aufrechten Schwanz direkt vor Mutegis Gesicht. Der Mann richtete seine Augen auf die Wölbung, was Bens Schwanz natürlich veranlasste, direkt vor den Augen des Mannes weiter zu wachsen. Hitze erblühte auf Bens Wangen und Hals, und er setzte sich schnell wieder hin. Für eine kurze Sekunde ruhte Mutegis Blick auf ihm und Ben glaubte, Hitze darin zu sehen. Dann war der Moment vergangen, und er konzentrierte sich auf die Speisekarte und versuchte, die Dinge nicht zu verschlimmern oder sich in Verlegenheit zu bringen.

Nachdem sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten, sagte Kontra: „Warum sagt ihr uns nicht, in was ihr mich und meine Männer reingezogen habt? Ich bin sicher, dass wir eure Freunde nicht zum letzten Mal gesehen haben.“

Er wechselte einen Blick mit seiner Schwester und atmete schnaubend aus. „Es ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld.“ Er betrachtete die neugierigen Blicke. „Ich habe mit diesem Kerl gearbeitet. Stanley Parker. Er schien ein wirklich netter Kerl zu sein. Ich stellte ihm Cassie vor.“ Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Gott, was für ein Fehler.“

Zu seiner Überraschung fühlte er eine Hand auf seinem unteren Rücken, die ihn sanft rieb. Er verspannte sich für eine Sekunde, dann entspannte er sich unter Mutegis Berührung. Es gab ihm den Mut, weiterzusprechen. „Er hat sie geheiratet, aber als ich mein Date mit zur Hochzeit brachte, flippte er aus.“

„Warum?“, fragte Kontra.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739455495
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juni)
Schlagworte
wandler biker Gestaltwandler erotischer liebesroman werwolf gay romance gay fantasy Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Mutegis Süßer