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Einen Wolf dominieren

von Charlie Richards (Autor:in)
85 Seiten
Reihe: Kontras Menagerie, Band 4

Zusammenfassung

Eli begleitet einen verletzten Wandler zu einer medizinischen Behandlung in das Stone Ridge-Territorium. Als er in der Stadt ankommt, leidet er unter Reisekrankheit. Das Letzte, was er will, während er den Porzellangott anbetet, ist seinen Gefährten zu treffen, aber genau das passiert. Um das Ganze noch schlimmer zu machen, beeinträchtigt die Übelkeit Elis Sinneswahrnehmungen und so erkennt er den niedlichen Sub nicht sofort als seinen Gefährten, sondern verscheucht den anderen Mann. Als Eli Sam wieder begegnet, dauert es nicht lange, bis er feststellt, dass der Wolfswandler in einer vergangenen Beziehung schwer verletzt wurde. Kann er einen Weg finden, um Sams Vertrauen zu gewinnen? Oder läuft sein Gefährte ein zweites Mal davon? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 20.700 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Eli kämpfte gegen seine Übelkeit an. Es war schon schlimm genug, dass er sich auf Vampire und ihren Privatjet verlassen musste, um ihn und seinen verwundeten Patienten nach Denver zu bringen, und jetzt hatte er es noch geschafft, flugkrank zu werden. Als sein Alpha ihm gesagt hatte, dass er fliegen musste, hatte Eli gewusst, dass dies passieren würde, aber als Dom würde er eher durch die Feuer der Hölle gehen, bevor er zugab, dass er an schwerer Reisekrankheit litt. Er hätte etwas dagegen genommen, aber das würde bedeuten, dass er eine dreifache Dosis dessen, was Menschen nehmen würden, schlucken müsste, damit das Medikament nicht zu schnell von seinem Körper abgebaut wurde. Das Problem dabei war, dass es auch bedeuten würde, dass er unter Medikamenteneinfluss stehen würde und sich nicht richtig um seinen Patienten kümmern konnte, und das war auch nicht akzeptabel.

Wenigstens gab das ständige Überwachen des verwundeten Büffelwandlers Eli etwas, worauf er sich konzentrieren konnte, außer auf seinen Magen und seinen sich drehenden Kopf. Es war eine einstündige Fahrt nach Sacramento gewesen, wo sie das Flugzeug erwartet hatte, und der Flug sollte weniger als zwei Stunden dauern. Sie waren dreißig Minuten vor Denver, und er konnte es kaum erwarten, zu landen.

Eli stand auf und ging vorsichtig den Gang hinunter, wobei er sein Gesicht völlig unbeweglich hielt. Ein paar Schritte brachten ihn zum hinteren Teil des Flugzeugs, wo sein mit Gurten gesicherter Patient auf einer Tragbahre ruhte. Er beugte sich vor und überprüfte die Bandagen, die Infusion, die Sauerstoffzufuhr und alles, was ihn von seinen eigenen Problemen ablenken konnte. Der Zustand seines Patienten, Darrell Angleford, war weitgehend unverändert. Etwas blasser, vielleicht durch den Blutverlust, aber sein Puls war immer noch stabil. Der Büffelwandler war von seinem eigenen Alpha angegriffen worden, weil er sich mit einer menschlichen Frau verpaart hatte, der arme Kerl. Seine Gefährtin und seine beiden Jungen waren derzeit im vorderen Bereich des Flugzeugs zusammengerollt.

Er schätzte Yumas Bereitschaft, mitzukommen. Der kleine Pinguinwandler hatte nicht nur eine beruhigende Art, mit hysterischen Angehörigen umzugehen, er wurde auch beim Anblick von Blut nicht ohnmächtig. Im Laufe der Jahre hatte er schon öfter als Elis Assistent fungiert, als er zählen konnte. Ein kurzer Blick auf den vorderen Bereich des Flugzeugs zeigte Eli, dass Yuma, die Jungen und Darrells Gefährtin Lydia ein dringend benötigtes Nickerchen machten. Er beneidete sie um diese Fähigkeit, aber Eli wusste, dass er nicht schlafen konnte, auch wenn er sich nicht um Darrell kümmern musste.

„Wie geht es ihm?“

Die sanfte Stimme des Vampirs, der mehr oder weniger als Flugbegleiter fungierte, kam von seiner Linken. Er stand neben Eli und schaute auf den verletzten Gestaltwandler. Eli glaubte, der Mann sei ihm als Kyle vorgestellt worden. Er zuckte mit den Schultern. „Er hält ganz gut durch. Ich bin zuversichtlich, dass er es schaffen wird, sobald wir ihn in eine sichere und ordentliche Einrichtung gebracht haben.“

„Und du denkst, bei diesen Wölfen, zu denen wir ihn bringen werden, ist er in Sicherheit?“ Kyle neigte seinen Kopf und seine Augen verengten sich neugierig.

Eli begegnete dem braunäugigen Blick des Vampirs. „Ja“, antwortete er. „Obwohl ich den Wolfs-Alpha nicht selbst getroffen habe, glaubt Kontra, dass Declan ein fairer Mann ist, und ich vertraue dem Urteil meines Alphas.“

Kyle nickte. Er warf einen Blick auf den schlafenden Mann und Eli folgte diesem Blick. Erleichterung erfüllte ihn, als er sah, dass sich die schmerzverzerrten Linien geglättet hatten, und der Wandler sich ohne Unbehagen ausruhen konnte. „Es sieht so aus, als ob du für eine Weile nicht gebraucht wirst“, sagte Kyle und zog Elis Aufmerksamkeit auf sich. Zu seiner Überraschung lächelte der Mann verführerisch und legte eine Hand auf Elis Bizeps. „Du siehst aus, als könntest du eine Ablenkung gebrauchen.“

Die Lust, die in den Augen des dunkelhaarigen Mannes brannte, ließ Elis Schwanz voller Interesse zucken. Ein schneller Fick würde ihm definitiv etwas Zeit verschaffen, in der er nicht versuchen musste, die Reaktion seines Körpers auf den Flug zu kontrollieren, und Eli war es wirklich egal, dass der Mann ein Vampir war. Also, was war dann der Grund, dass seine Schlange vor Ärger eng zusammengerollt war? Eli war nie jemand gewesen, der die Warnung seiner Schlange ignorierte, also antwortete er: „Ich bin geschmeichelt, aber ich sollte verfügbar bleiben, falls sich bei meinem Patienten etwas ändert. Vielleicht können wir uns treffen, wenn du noch in Denver bist, sobald Darrell stabil ist?“

Ein Schimmer der Enttäuschung verdunkelte Kyles Augen, aber er nahm die Ablehnung gut auf. „Das müssen wir tun. Hier ist meine Nummer.“

Eli nahm den angebotenen Zettel entgegen und Kyle beugte sich näher und drückte einen sanften Kuss auf seine Lippen. „Etwas, das dir hilft, dich an mich zu erinnern“, flüsterte er, bevor er weiterging.

Er sah für eine Sekunde zu, wie der Mann den Gang entlang zurückkehrte, bevor Eli Yuma bemerkte, der ihn beobachtete. Der kleine Gestaltwandler zog die Brauen hoch, und seine Augen funkelten amüsiert. Eli grinste, hob eine Schulter mit einem Achselzucken und wandte sich wieder seinem Patienten zu. Zu seiner Erleichterung befahl der Kapitän fünfzehn Minuten später, dass alle zu ihren Plätzen zurückkehren sollten.

Als das Flugzeug landete und über die Landebahn hüpfte, verkrampfte sich sein Magen. Eli schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, langsam zu atmen. Er schaffte es geradeso, die Galle unten zu behalten, als sein Magen drohte, sein Essen von sich zu geben. Er konnte nicht beschreiben, welche Erleichterung er empfand, als das Flugzeug in einen privaten Hangar einbog und zum Stehen kam.

Seine Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn nach fünfzehn Minuten befand sich Eli mit seinem Patienten in einem Rettungshubschrauber. Eli sah sehnsüchtig auf den Mietwagen, den Yuma zur Verfügung gestellt bekommen hatte, um die Familie des Patienten nach Colin City zu fahren. Der Hubschrauberpilot Manon Lemelle, der seinem Duft nach ein Wolfswandler war, grinste Eli an. „Hab keine Angst, mon ami. Doktor Carmichael hat ein Zimmer für dich und Doktor Trystan frei gemacht, um deinen Freund zu versorgen. Wir werden bald dort sein.“

Der Flug war nicht lang, aber er reichte, um die Arbeit zu beenden, die der Flug im Privatjet begonnen hatte. Eli hoffte, Doktor Trystan könnte sich ein paar Minuten allein um Darrell kümmern, denn als er im Krankenhaus ankam, schaffte er es nur noch, aus dem Hubschrauber zu stolpern und seinen Mageninhalt auf dem Landeplatz von sich zu geben.

Ein Arm glitt um seine Taille, ein fester Körper drückte sich gegen seine Seite, und jemand führte ihn vom Hubschrauber weg. Seine Sinne waren wie vernebelt. Der Geruch von Galle und Magensäure klebte an seiner Zunge und im Inneren seines Mundes.

Wer auch immer ihn da festhielt – ein männlicher Krankenpfleger, dem kräftigen Arm und dem festen Körper, der gegen ihn drückte, nach zu urteilen –, brachte ihn in ein kleines Badezimmer. Eli ging direkt zur Toilette und leerte erneut seinen Magen. Er ließ den Kopf hängen und schloss die Augen. Innerlich fluchte er, was das Zeug hielt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so schlecht gefühlt hatte.

Ein kühles, nasses Tuch in seinem Nacken riss ihn aus seinem Elend. Er grunzte dankbar. Zu seiner Überraschung ging der Mann nicht einfach weg, sondern er legte eine Hand auf den Rücken und rieb sanft zwischen seinen Schulterblättern. Es war beruhigend und nett, und machte ihn stinksauer.

„Gibt es nicht noch irgendetwas anderes, was du tun solltest?“, fragte er, und die Rauheit seines Halses und das geschwollene Gefühl seiner Zunge ließen die Worte schroffer klingen, als er beabsichtigt hatte.

Die Hand verschwand, aber er wurde noch immer nicht alleine gelassen. Der Fremde murmelte: „Ich wollte nur sicherstellen, dass es dir gut geht.“

Die sanfte Tenorstimme war wie eine Liebkosung für seinen Schwanz und brachte ihn mit diesen wenigen Worten auf Halbmast. Scheiße! Jetzt ist ganz sicher nicht die richtige Zeit dafür! Er öffnete die Augen und spülte die Toilette ab. „Es ist nur Reiseübelkeit“, schnappte er. „Das geht vorbei.“

Er ging zum Waschbecken, drehte das Wasser an und spülte seinen Mund aus. Er hörte, wie der Mann einige Schritte in Richtung Tür ging, aber er ging nicht raus. Stattdessen sagte er: „Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Wandler an Reiseübelkeit leidet.“

„Verpiss dich“, knurrte er, drehte schließlich den Kopf und schaute den Mann an. Von seinem Gesicht tropfte immer noch Wasser, als er den Kerl zum ersten Mal ansah … und er seufzte innerlich. Der Kerl war auf jeden Fall süß – ein schlanker Afroamerikaner mit einem straffen, Twink-ähnlichen Körperbau und einer unverwechselbaren devoten Ausstrahlung. Die Art, wie der Kerl Eli mit seinen dunklen Augen unter dunklen Wimpern hervor ansah, ließ seinen Schwanz weiter anschwellen. Wenn sie sich unter anderen Umständen getroffen hätten, hätte er einen Weg gefunden, die Nummer des Kerls zu bekommen.

Ein Ausdruck der Verwirrung huschte über das Gesicht des Mannes. „Aber ich … wir –“

„Wir, was?“, schnappte Eli und unterbrach ihn. Frustration über seine Unfähigkeit, die Reaktion seines Körpers auf Flugreisen zu kontrollieren, ließ ihn sich aufrichten und zu dem anderen Mann lehnen. Nur ein paar Zentimeter lagen zwischen ihnen und der Geschmack seiner eigenen inneren Säfte war größtenteils von seiner Zunge gewaschen, daher traf ihn endlich der Geruch des anderen Mannes. Ein Wolfswandler, ganz sicher, aber der Geruch lockte Eli auf viszeraler Ebene an. Er war süß, würzig, und in seinem Kopf zischte Elis Schlange vor Vergnügen, wollte sich um den Mann winden – nicht um ihn zu verletzen, sondern um ihn festzuhalten. Die Erkenntnis traf Eli wie ein Schlag ins Gesicht. Dieser Mann war sein Gefährte.

Er keuchte und zuckte zurück. „Nein, Scheiße, nein“, flüsterte er und konnte nicht nur nicht akzeptieren, wie er mit dem Mann gesprochen hatte, sondern auch, wie das erste Treffen stattgefunden hatte. Sein Sub sollte ihn niemals anders sehen als stark, selbstsicher und in der Lage, sich um ihn zu kümmern. „Ah, verdammt noch mal.“ Eli wandte sich ab und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. Er versuchte nicht nur das Brodeln in seinem Bauch in den Griff zu bekommen, sondern auch seinen Drang, den kleineren Gestaltwandler an sich zu ziehen und ihn zu kosten. Er würde auf jeden Fall eine Zahnbürste brauchen, bevor er das tun konnte.

„Schau mal“, begann er und drehte sich wieder um. Eli erstarrte. Die Tür stand offen. Bis auf ihn selbst war der Waschraum leer. Mit gerunzelter Stirn trat er in den Flur, sah den Mann aber nicht inmitten der anderen, die die Flure auf und ab eilten. Eli versuchte herauszufinden, wohin der Wolf gegangen sein könnte, dann dachte er an seine Worte und begriff, wie sein Verhalten wahrscheinlich ausgesehen hatte. Eli stöhnte frustriert und lehnte sich an den Türrahmen. Der Mann musste gedacht haben, dass Eli ihn nicht wollte. Sein Gefährte war weg.

Oh, verdammt, nein! Knurrend richtete Eli sich auf und atmete ein. Jetzt, da er eine gewisse Kontrolle über seine Sinne hatte, konnte er leicht zwischen den Düften unterscheiden, die die Luft erfüllten. Eli wandte sich nach links, sein unruhiger Magen war vergessen, und er schritt rasch den Flur entlang.

Kapitel 2

Sam stürmte durch das Krankenhaus, kämpfte gegen die Tränen und versuchte seine Fassung zu bewahren. Sein Gefährte wollte ihn nicht. Sicher, es war ein Schock gewesen zu erkennen, dass der kranke Mann, dem er vom Hubschrauber weg geholfen hatte, sein Gefährte war. Er war noch nie mit einem Mann zusammen gewesen, und nur mit einer Handvoll Frauen. Aber nachdem er die freundlichen und liebevollen Beziehungen zwischen seinen Freunden gesehen hatte – und die meisten dieser Paare waren Männer –, konnte er die Tatsache, dass sein eigener Gefährte ein Mann war, akzeptieren. Offensichtlich fühlte der andere Gestaltwandler nicht genauso.

„Whoa! Hey, Sam, wohin gehst du?“ Die Hand an seinem Arm brachte Sam zum Stehen. Er wirbelte herum und sah Doktor Ailean Carmichael, der ihn stirnrunzelnd ansah. Die dunklen Augenbrauen des Mannes zogen sich noch mehr zusammen, als er Sams offensichtliche Aufregung wahrnahm. „Ist alles in Ordnung, Sam? Geht es Eli gut?“

Eli. So hieß sein Gefährte. Er schlang die Arme um seine Taille und versuchte, eine Erklärung hervorzubringen. „Eli – Eli ist – er …“

Ailean legte einen Arm um seine Schultern und zog ihn in einen ungenutzten Untersuchungsraum. „Tief durchatmen.“

Sam gehorchte.

„Jetzt noch einmal. Okay, sag mir, was dich so aufgeregt hat.“

„Eli ist mein Gefährte“, platzte er heraus.

„Eli? Doktor Eli Raetz? Der Schlangenwandler, der den Büffel reinbrachte? Dieser Eli?“

Liebe Güte. Sein Gefährte war ein Schlangenwandler? Sam hörte den eindeutig ungläubigen Ton in Aileans Stimme und zuckte die Achseln. „Ja.“

Ailean richtete sich auf. „Okay. Nun, wo ist er? Du solltest ihn in den Untersuchungsraum bringen, sobald er mit dem Wehwehchen fertig geworden ist, das ihn in den Arsch gezwickt hat.“

„Er hatte Reiseübelkeit“, flüsterte Sam. „Und er will mich nicht“, fügte er betrübt hinzu.

Der Panthergestaltwandler sprang auf. „Er will dich nicht!“, knurrte er. „Warum zur Hölle nicht? Er kennt dich nicht mal!“

„Das war ein Missverständnis“, sagte Eli und klang viel zu ruhig, als er in den Raum trat.

Sam schnappte nach Luft und nahm den entschlossenen Ausdruck des Mannes wahr. Sein Gesicht war immer noch blass unter der wohl normalerweise gebräunten Haut. Die dunkelbraunen Augen des Mannes schauten ihn direkt an, und zu viele Emotionen, als dass er sie deuten könnte, wirbelten in ihrer Tiefe. Sein großer, schlanker Körper blieb angespannt, als wäre er bereit, sich auf Sam zu stürzen, falls er versuchen wollte, davon zu kommen. Alles an dem Mann schrie dominant, und Sams Wolf zitterte, nicht aus Angst, sondern vor Erwartung.

„Aber du hast geflucht und dich abgewandt“, sagte Sam langsam und versuchte, das Missverständnis zu verstehen.

Eli verzog kurz das Gesicht, bevor er seine Gesichtszüge unter Kontrolle brachte. „Ich habe wegen der Situation geflucht, Gefährte, nicht wegen dir.“ Eli warf Ailean einen bedeutungsvollen Blick zu und richtete ihn dann zur Tür. Die Aufforderung war klar.

„Bring ihn in den Untersuchungsraum, sobald du das gradegebogen hast“, sagte Ailean. „Beeil dich.“

Sam beobachtete, wie er ging, unsicher, ob das Gehen des Arztes eine gute oder eine schlechte Sache war.

Eli trat näher und zog Sams Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Sagst du mir wenigstens deinen Namen?“

„Sam. Sam Bailey. Ich habe gerade als Praktikant hier angefangen. Ich bin ein Wolfswandler, aber das wusstest du wahrscheinlich schon.“ Seine Nervosität verwandelte sich in aufgeregtes Plappern. „Ich wohne in der Nähe von Stone Ridge. Ich habe nicht wirklich einen Rang im Rudel, aber ich stehe in der Hackordnung ziemlich weit unten“, gab er zu.

Eli trat noch näher und legte sanft seine Hand über Sams Mund. „Shh“, befahl er leise. „Das ist genug für den Moment. Ich muss daran denken, dass du die Neigung hast, zu reden, wenn du nervös wirst.“ Er schaute in Sams Augen, zog seine Hand weg und Sam konnte seine Fragen für sich behalten. „Ich heiße Eli Raetz. Ich bin der Arzt meines Rudels. Dass du ein Praktikant bist wird für uns sehr wertvoll sein.“

Er neigte verwirrt den Kopf. „Dein Rudel?“ Glaubte Eli, er würde einfach alles fallen lassen und mit ihm nach … wo auch immer sein Rudel war gehen?

„Ja“, antwortete Eli mit einem Lächeln. „Mein Rudel. Also, so sehr ich auch gerne alle möglichen unanständigen Dinge mit dir machen würde, Sam, ich habe einen Patienten hergebracht, und den Bemerkungen des Arztes nach sollten wir wirklich dort rein, um zu helfen. Komm.“

Eli streckte die Hand aus. Für eine Sekunde schaute Sam sie an, bevor er sie zögerlich ergriff. Eli lächelte und führte ihn durch die Tür. „Nachdem wir fertig sind“, fügte Eli hinzu, „werden wir zusammen essen und einander kennen lernen.“

Es war keine Bitte, was Sams Gefühl, dass der Schlangenwandler ein Dom war, nur noch bestärkte. Trotzdem antwortete er: „Okay.“

Sie machten sich daran, den verletzten Gestaltwandler zusammenzuflicken. Sam unterdrückte einen Schauer, als er erfuhr, dass die Verletzungen durch den eigenen Alpha des Mannes entstanden waren. Er wusste nur zu gut, wie das passieren konnte, da sein erster Alpha Sam fast zu Tode gefoltert hatte, bevor er ihn in einem Wald abgelegt hatte. Sam verdrängte diese Gedanken und konzentrierte sich auf die Anweisungen von Doktor Trystan.

Das Bein des Wandlers war an drei Stellen gebrochen. Wenn er ein Mensch wäre, hätte Darrell Monate mit einem Gips verbringen müssen, dann würde er sich durch die Physiotherapie quälen. So jedoch würde er wahrscheinlich in wenigen Wochen gut geheilt sein. Die Verletzung durch das Horn, das in seine Seite gestoßen worden war, würde die meisten Schwierigkeiten verursachen. Wenn die Vampire, die den Jet geflogen hatten, keine medizinischen Einrichtungen gehabt und sie Eli zur Verfügung gestellt hätten, hätte der Wandler wahrscheinlich nicht überlebt. Sam fragte sich, wer sein Alpha eigentlich war, dass er solche Verbindungen hatte.

Er arbeitete Seite an Seite mit seinem Gefährten und Doktor Trystan, während Doktor Carmichael für Ablenkung sorgte und sicherstellte, dass die im Colin City Hospital arbeitenden menschlichen Ärzte keinen blassen Schimmer hatten, was los war. Den Anweisungen der anderen Männer folgend, legte Sam vorsichtig Klammern an, hielt Schläuche und beseitigte Blut. Es fühlte sich gut an, Teil des Teams zu sein, wie ein Gleichgestellter behandelt zu werden. Außerdem gab es Sam Zeit, seinen Gefährten heimlich zu studieren.

Der Mann war groß, vielleicht einen Meter fünfundneunzig. Sam fragte sich, in was für eine Schlange sich Eli verwandelte. Welche auch immer es war, sie musste groß sein. Der Gestaltwandler trug sein dunkelbraunes Haar kurz geschnitten. Elis großer Körper war bedeckt von schlanken Muskeln, die auf verborgene Kraft hindeuteten. Seine braunen Augen waren intensiv und konzentrierten sich auf die Aufgabe, dem verletzten Gestaltwandler zu helfen.

Als sie die Wunden gereinigt und verschlossen hatten, war Sam erschöpft. Genaugenommen hatte seine Schicht zehn Minuten vor Darrells Eintreffen geendet, aber er war noch nie so dankbar gewesen, dass er zugestimmt hatte, als Lark aufgetaucht war und um Hilfe gebeten hatte. In Wahrheit hatte ihm die Bitte des Alpha-Gefährten geschmeichelt.

Sam folgte Lark aus dem Raum, als Ailean sich darum kümmerte, einen sicheren Platz für Darrell zu finden, um sich auszuruhen. Ein Arm schlang sich um seine Schultern und zog ihn gegen eine feste Seite. Er schmiegte sich unbewusst an die Brust seines Gefährten und genoss, wie sie zusammenpassten. Sams recht kleine Größe von eins achtundsiebzig brachte ihn auf die perfekte Höhe, um seinen Kopf an die Schulter seines Gefährten zu lehnen.

„Gehen wir uns saubermachen. Dann verschwinden wir von hier“, murmelte Eli in sein Haar.

„Okay“, antwortete er.

Er ging voraus zum Personalbereich, wo sie beide sich schrubbten, dann sammelte er seine Kleidung ein und führte seinen Gefährten aus dem Gebäude. Als er das Krankenhaus verlassen hatte, hörte er ein leises Klopfen. Sam schaute über seine Schulter und fand Eli, wie er sein Handy ans Ohr hob. Der Mann lächelte und hielt einen Finger an die Lippen.

„Yuma, hier ist Eli. Ja, er ist momentan stabil.“ Er lächelte leicht. „Lass sie wissen, dass es ihm gut gehen sollte. Das Bein wird in weniger als zwei Wochen heilen, und das Horn hat alle inneren Organe verfehlt.“ Er hörte für eine Sekunde auf zu reden und lauschte offenbar Yumas Antwort. „Du bist bei Declan und Lark, richtig?“ Eine weitere Pause. „Nun, Lark sollte bald zu Hause sein. Sprich mit ihm über die Besuchszeiten. Ich bin sicher, dass er und Ailean etwas arrangieren können.“

Nach einigen weiteren beruhigenden Worten fügte Eli hinzu: „Nein, ich werde nicht mit ihm zurückkommen. Ich gehe mit meinem Gefährten essen.“

Sam konnte einen aufgeregten Schrei durch das Telefon hören und drehte sich um, um einen amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht seines Gefährten zu sehen. Eli zwinkerte ihm zu und zog ihn in eine einarmige Umarmung, als sie weiter über den Parkplatz gingen.

„Ich ruf dich später an, Yuma.“ Er beendete den Anruf, dann drehte Eli sich zu Sam und grinste. „Mein Freund freut sich, dich kennenzulernen.“

„Wirklich?“ Er blieb an seinem Auto stehen und knabberte an seiner Lippe, als ihm ein Gedanke kam. „Wirst du da drin in Ordnung sein?“

Elis Lippen wurden schmal, als ihm der Grund für Sams Besorgnis dämmerte. „Ja“, sagte er ruhig. „Solange ich auf dem Vordersitz bin, geht es mir gut.“

Es war offensichtlich, dass Eli nicht über sein Problem sprechen wollte, also ließ Sam das Thema fallen. Stattdessen fragte er: „Was hattest du zum Frühstück geplant? Ich kann Omeletts machen, wenn du in meine Wohnung gehen willst, oder wir könnten zu einem Diner gehen, das die ganze Nacht geöffnet hat“, schlug er vor.

„Ein Omelett klingt perfekt“, antwortete Eli und schnallte sich an. Er drehte sich um und verzog das Gesicht. „Ich würde mir definitiv gerne meine Zähne putzen und duschen“, fügte er trocken hinzu.

Sam nickte. Er startete das Auto und machte sich auf den Weg nach Hause. „Ich kann dir eine Zahnbürste und Dusche anbieten, aber ich glaube nicht, dass ich irgendwelche Kleidung habe, die dir passen würde“, gab er zu.

Als Eli nicht sofort antwortete, warf Sam einen Blick auf ihn. Sam schauderte unter der Hitze, die die braunen Augen des Mannes füllte. „Ich glaube nicht, dass für das, was ich mir vorstelle, Kleidung benötigt wird, Sam.“

Eine Welle der Erregung überkam ihn bei der rohen Sinnlichkeit, die in der Stimme seines Gefährten mitschwang. Nachdem er seine plötzlich trockenen Lippen geleckt hatte, gelang es Sam zu flüstern: „Oh.“

Unsicher, was er sonst noch sagen sollte, hielt er den Mund. Sollte er zugeben, dass er nichts über Sex zwischen Männern wusste? Würde das seinen Gefährten verprellen? Wie konnte er Eli Lust bereiten, wenn der Mann ihn nicht anwies? Nach zehn Minuten innerer Debatte beschloss Sam, in den sauren Apfel zu beißen und seine Unerfahrenheit zuzugeben … na ja, gleich nach dem Frühstück.

Sam führte Eli in seine Wohnung und beobachtete ihn verstohlen. Er fragte sich, was sein Gefährte von seinem Heim halten würde. Es war nicht neu oder schick, aber Sam hielt es sauber und ordentlich. Es war sein Ort des Trostes, sein eigenes Reich.

Eli lächelte ihn an und deutete mit der Hand den kurzen Flur entlang. „Ich werde mich frischmachen und dir dann in der Küche helfen“, sagte er.

Sam nickte. „Saubere Handtücher sind unter dem Waschbecken. Nimm dir, was du brauchst.“

„Danke.“ Eli lehnte sich herunter und drückte einen Kuss auf Sams Wange. Der kurze Kontakt ließ ein Prickeln über Sams Haut laufen und Röte kroch seinen Hals hinauf. Sam beobachtete, wie der sexy Mann wegging und sein Hintern sich in seiner Jeans bewegte. Sein Schwanz verdickte sich bei dem verführerischen Anblick. Als das Wasser anging, unterdrückte er ein Stöhnen und eilte in die Küche, wenn auch nur um zu verhindern, dass er dem Mann nachrannte und versuchte, einen Blick auf einen nassen, nackten Eli zu erhaschen.

Um sich etwas zu geben, worauf er sich konzentrieren konnte, nahm Sam Zutaten heraus und begann, die Omeletts zu machen, die er Eli versprochen hatte. Er legte sich richtig ins Zeug, wollte seinen Gefährten beeindrucken, also schnippelte er Pilze sowie rote und grüne Paprikaschoten und rieb reichlich Käse. Nach einem Moment des Zögerns nahm er seine Lieblingswurst aus dem Kühlschrank und zerkleinerte eine ganze Menge davon, um dem Essen einen Kick zu verleihen.

Er zog einige Zimtbrötchen heraus, die er gestern in seiner neuen Lieblingsbäckerei gekauft hatte, und legte sie in den Ofen, um sie langsam aufzuwärmen. Bis sie bereit waren, würden die Omeletts es auch sein. Götter, nichts schmeckte besser als warme, süße Brötchen kombiniert mit würzigen, käsigen Omeletts. Lecker!

Zufrieden summend verlor Sam sich in der gewohnten Kochroutine. Er wäre fast an die Decke gesprungen, als er mit starken, nackten Armen von hinten in eine enge Umarmung gezogen wurde.

Kapitel 3

Eli lockerte seinen Griff, ließ aber nicht los. „Ruhig, Sam“, murmelte er seinem Gefährten ins Ohr. „Ich bin es nur.“ Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass jemand seinen Jungen ziemlich durcheinander gebracht hatte. Er hielt seine Wut tief im Verborgenen und konzentrierte sich auf das sanfte Wimmern, das Sams Lippen entschlüpfte, als er gegen Eli sackte. Er knabberte an Sams Hals und flüsterte in sein Ohr: „So ist es gut. Ich würde dich nie verletzen, mein Gefährte.“

„Entschuldigung“, flüsterte Sam sofort. „Ich – ich – du hast mich erschreckt“, beendete er lahm.

Eli drückte einen feuchten, saugenden Kuss auf die empfindliche Haut hinter Sams Ohr und genoss den Schauer, der durch den Körper des kleinen Wolfs lief. Er würde einen Weg finden müssen, um Sam über seine erste Reaktion, sich zu entschuldigen, hinwegzuhelfen, aber er glaubte, dass es ein langer Prozess sein würde.

Er zog sich langsam zurück und gab Sam viel Zeit, um sich wieder in den Griff zu bekommen. „Die Omeletts riechen lecker“, lobte er. Er nahm noch einen anderen Geruch wahr und fragte: „Warum rieche ich etwas Süßes?“

„Oh, das sind die Zimtschnecken“, antwortete Sam. Er fuhr herum und reichte Eli die beiden Teller mit den großen Omeletts. Eli nahm sie ohne Frage entgegen und sah, wie Sam mit einem Topflappen eine kleine Form aus dem Ofen zog.

„Du hast Zimtschnecken gemacht?“, fragte er und ging in Richtung Esszimmer, wo ein kleiner Tisch an der Wand stand. Eins musste man seinem Gefährten lassen: Sam hatte fantastische Arbeit geleistet, die kleine Wohnung zu einem komfortablen Zuhause zu machen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739455532
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juni)
Schlagworte
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Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Einen Wolf dominieren