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Ein Cajun in Colorado

von Charlie Richards (Autor:in)
135 Seiten
Reihe: Die Wölfe von Stone Ridge, Band 12

Zusammenfassung

Christopher „Chris“ Peterson verliert eine Wette. Jetzt muss er den Abend in einer Hetero-Bar verbringen – als Frau. Aber nur keine Sorge, seine Freunde werden da sein, um ihn zu beschützen. Dumm nur, dass die einen lausigen Job machen. Dann erscheint sein Ritter in glänzender Rüstung in Gestalt des sexy Cajun Manon Lemelle. Chris fühlt sich sofort zu dem gutaussehenden Mann hingezogen. Schade, dass Manon Chris für eine Frau hält. Dennoch kann Chris der Versuchung nicht widerstehen, sich auf ein Date mit ihm einzulassen. Das verläuft desaströs, denn Chris mag Manon viel zu sehr. Manon Lemelles Mutter hat ihn davor gewarnt, dass sein Gefährte es ihm nicht leicht machen würde. Und das stimmt auch. Als er der für ihn bestimmten Chris Richardson begegnet, stellt man ihm eine hinreißende, schlanke junge Frau vor. Er mag ihren Witz und ihren Charme, ihre scheue Art, und sehnt sich danach, ihre Stimme atemlos in sein Ohr hauchen zu hören. Doch es gibt ein kleines Problem: Chris ist kurz für Christopher, und die Frau ist ein Mann. Kann Manon seinen Gefährten davon überzeugen, dass ihre Beziehung, auch wenn sie mit Lügen auf beiden Seiten begonnen hat, eine Zukunft hat? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 34.900 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

„Ich kann nicht glauben, dass ihr mich dazu überredet habt!“, fauchte Chris. Sein Knöchel knickte auf dem unebenen Asphalt des Parkplatzes ein, als seine Konzentration beim Gehen in den Schuhen mit klobigen siebeneinhalb-Zentimeter-Absätzen nachließ.

Daren packte ihn am Ellbogen und half ihm, das Gleichgewicht wiederzufinden. Sein Freund grinste breit. „Du hast die Wette verloren, Mann.“

„Außerdem“, warf Eric grinsend ein, „siehst du als Frau richtig gut aus.“

„Arschlöcher“, knurrte Chris, aber er war leise, da sie sich dem Eingang der Bar näherten. „Ihr lasst mich besser nicht alleine!“ Er wollte so überhaupt nicht den Arsch aufgerissen bekommen, wenn einer der Hetero-Kerle herausfand, dass er keine Frau war.

Chris wusste, dass er mit seiner schlanken, sportlichen Figur und den langen, schwarzen Haaren, einem Kleid und gepolsterten BH sowie mit mehr Make-up als er normalerweise trug, wie eine Frau aussah. Das Problem war nur, dass sein Jockstrap eine Erektion nur unzureichend verbergen würde, falls er erregt sein sollte.

„Komm schon, Chris“, sagte Remy und legte einen Arm um seine Taille. „Wir werden dich nicht alleine lassen.“ Sein Freund drückte ihm einen platonischen Kuss auf die Wange. „Ist ja nicht so, als würden wir dich in einen der Schuppen schleppen, wo wir normalerweise abhängen. Dort würde man dich erkennen“, fügte er hinzu.

Chris unterdrückte ein Stöhnen. Er war seit Jahren in keiner Bar für Heteros mehr gewesen. Daren hielt ihm die Tür auf, wie ein Mann es für eine Frau tun sollte, und er folgte Eric hinein. Die anderen beiden Männer bildeten das Schlusslicht. Seine drei Kumpels hatten sich größte Mühe gegeben, nicht schwul auszusehen, trugen locker sitzende Jeans, T-Shirts und hatten auf ihr gewohntes Lip-Gloss, Eyeliner und Haargel verzichtet.

Er schaute seine Freunde an, als sie sich an einen Tisch setzten, und lächelte. „Wisst ihr, keiner von uns würde erkannt werden, wenn wir in einen der üblichen Schuppen gingen.“

Das brachte ihm ein Lachen von den anderen drei Männern ein. Eine Kellnerin näherte sich ihrem Tisch und sah sie abschätzend an, als sie fragte, was sie ihnen bringen konnte. Nachdem sie alle Bier bestellt hatten, nickte sie und ging.

Sie beobachteten, wie die Kellnerin wegging, und Eric verzog das Gesicht. „Mann, ich würde hier keine Kellnerin sein wollen“, stieß er hervor.

Chris verstand, was er meinte. Mindestens vier Männer streichelten, tätschelten oder kniffen in den Po der Frau, während sie zum Tresen ging. Daren ergriff Erics Hand über den Tisch hinweg und drückte sie schnell, bevor er sie wieder losließ. „Das wird niemals nötig sein, Babe“, murmelte er.

Er beobachtete das Zwischenspiel, und Sehnsucht erfüllte ihn. Eric und Daren waren jetzt seit über drei Jahren ein Paar, waren schon nach gerade einmal drei Monaten zusammengezogen. Einander völlig hingegeben, hatten sie die erste verliebte Phase ihrer Beziehung nie hinter sich gelassen. Chris glaubte nicht, dass sie es jemals tun würden.

„Halt mich fest“, neckte Remy.

Daren lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Remy finster an. „Bist du eifersüchtig?“

Remy hob eine Schulter. „Vielleicht“, gestand er. „Nicht, dass ich einen von euch beiden haben wollte, aber den einen besonderen Typen zu finden – Ja, das würde mir gefallen.“

Die Kellnerin tauchte wieder auf und betrachtete Remy eingehend, während sie das Bier vor ihnen abstellte. „Ist das alles für euch? Kann ich euch vielleicht eine Vorspeise bringen?“

„Äh, ja“, sagte Daren. Er schenkte der Frau ein Lächeln. „Ich habe gehört, die scharfen Hähnchenflügel sollen hervorragend sein. Wie wäre es damit?“

„Na sicher doch“, sagte sie nickend.

„Ich nehme auch welche“, sagte Eric.

„Ich ebenfalls“, meldete sich Remy.

„Ich möchte bitte gefüllte Kartoffelhälften“, sagte Chris zu der Frau.

„Ja sicher, Süße.“ Ihr Blick schweifte über die anderen am Tisch. „Sonst noch etwas, Jungs?“

Eric brummte. „Bring besser doppelt so viele Kartoffelhälften. Die klingen köstlich.“

„In Ordnung.“ Sie schaute sie alle noch einmal abschätzend an, als würde sie versuchen, sie einzustufen. Es war mehr als offensichtlich, dass sie nicht zur normalen Kundschaft der Bar gehörten. „Ich gebe die Bestellung auf und bin schnell wie der Blitz wieder da.“

Nachdem sie sich abgewandt hatte, lehnte Eric sich zu Remy. „Alter, halt den Ball flach. Ich habe das Gefühl, dass einige von den Typen hier uns in den Arsch treten könnten.“

Remy sah beschämt aus. „Tut mir leid. Ich hab nicht nachgedacht.“

Chris tätschelte seine Schulter, als er die Männer in der Bar betrachtete. Eric hatte recht. Die meisten der Männer sahen wie ziemliche Machos aus, breite Schultern und Muskeln. Einige hatten dicke Bäuche und sahen aus, als müssten sie mehr als ein paar Stunden auf dem Laufband und weg von der Theke verbringen.

Während er die Männer betrachtete, sahen einige ihn an und betrachteten ihn ebenfalls. Ein muskelbepackter, dunkelhaariger Mann, der kaum einen Hals hatte, schenkte Chris ein laszives Lächeln. Er ließ unverhohlen seinen Blick über Chris’ falsche Brüste und seine schlanken Beine wandern.

Chris unterdrückte ein Schaudern und wandte schnell den Blick ab, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Freunde. Er versuchte, nicht auf seinem Stuhl herum zu rutschen, doch die Haare in seinem Nacken hatten sich aufgerichtet. Er konnte sich gut vorstellen, wie der Mann ihn immer noch anglotzte. Als er den Mut aufbrachte, sich wieder umzuschauen, vermied Chris es sorgsam, in die Richtung des Mannes zu blicken.

Plötzlich wurde sein Mund trocken, und Chris griff blind nach seinem Bier, um etwas zu trinken. Er konnte nur das Profil des Mannes sehen, aber die gerade Nase, sein schmaler Mund, die hohen Wangenknochen und die dichten dunkelroten Haare, die er zu einem sexy Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, waren ein beeindruckendes Bild von Männlichkeit.

Schließlich riss Chris seinen Blick von dem fesselnden Anblick los, da er sein Getränk nicht finden konnte, und erkannte, dass er zu weit nach rechts gegriffen hatte. Nachdem er das Bier an die Lippen gehoben hatte, trank er einen Schluck. Er leckte sich den Schaum von den Lippen, dann richtete er den Blick wieder auf den heißen Kerl in der Ecke.

Sein Blick verschmolz mit den unglaublich dunklen Augen des Mannes. Chris fragte sich, ob sie wirklich schwarz waren, oder ob es nur so aussah, weil das Licht in der Bar gedämpft war und die Entfernung zwischen ihnen zu groß.

Chris konnte nicht anders, als sich die Lippen zu lecken, und wow, ihm gefiel, wie der Blick des Mannes seiner Bewegung folgte. Frech ließ Chris seinen Blick über den Körper des Mannes gleiten, sah schlanke Muskeln und die langen Linien eines Athleten.

„Hör auf, die Hetero-Männer anzugucken“, fauchte Daren ihm ins Ohr.

Chris errötete und riss seinen Blick von dem sexy Fremden weg. Er sah seine Freunde an und zuckte mit einer Schulter. „Ich kann nicht anders. Einige dieser Typen sind wirklich heiß.“ So heiß, dass sein Schwanz sich zu füllen begann, nur weil er den rothaarigen Leckerbissen in der Ecke anstarrte, der mit zwei Männern und zwei Frauen Bier trank. Chris erkannte, dass eine dieser Frauen die Freundin des Mannes sein könnte.

Dieser Gedanke ließ seine vorzeitige Erektion schnell nachlassen. Außerdem, selbst wenn er Single wäre, würde er Chris nicht wollen, wenn er wüsste, dass er ein Mann war.

Er seufzte. „Du hast aber recht“, sagte er schnell, bevor seine Freunde ihn weiter tadeln konnten. „Sie sind tabu.“

„Ach, es tut ja nicht weh, zu gucken“ , witzelte Remy und blickte sich um. „Hier sind ein paar Schnuckelchen.“ Er grinste Chris an, und seine blauen Augen funkelten. „Vielleicht solltest du sehen, ob einer von ihnen mit dir tanzen will. Ich sehe da eine Tanzfläche in der Ecke mit ein paar Paaren darauf“, neckte er.

Chris runzelte die Stirn, aber er konnte nicht anders, als zu bemerken, dass Remy recht hatte. In der Ecke spielte eine Musikbox und Paare tanzten zu den Liedern. Nachdem er den Blick wieder über die tanzenden Paare schweifen ließ, konnte er nicht anders, als einen Blick auf den heißen Kerl in der Ecke zu werfen. Chris wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht war, dass der Mann nicht mehr auf ihn achtete. Stattdessen hatte er seinen Kopf geneigt und lauschte aufmerksam dem, was die Brünette neben ihm sagte.

Die Ankunft der Hähnchenflügel und gefüllten Kartoffeln erregte seine Aufmerksamkeit und unterbrach das, worüber Remy und Daren stritten. Eric saß nur ruhig da, ein nachsichtiges Lächeln auf seinem Gesicht. Scheiße, sie waren wirklich schlecht darin, so zu tun, als wären sie hetero. Wer bei Eric richtig hinschaute, würde sofort wissen, dass er von Daren hingerissen war.

„Danke“, sagte Chris und zog die Aufmerksamkeit der Kellnerin auf sich und weg von Eric.

„Klar, Schätzchen. Kann ich noch etwas anderes für euch bringen?“, fragte sie.

Sie schüttelten alle die Köpfe, murmelten dankend und machten sich über das Essen her. Chris bedeckte einen scharfen Flügel mit Blauschimmelkäse und biss hinein. Er summte fröhlich, als das Gewürz seine Zunge traf und es angenehm kribbelte, nur um vom cremigen Dressing gekühlt zu werden. Nachdem er den Flügel fertig gegessen hatte, griff er nach einer Kartoffelschale, tauchte sie in das Ranchdressing und nahm einen großen Happen.

„Oh, lecker“, stöhnte Chris. „Das ist echt köstlich!“

Chris wischte sich die Finger an einer Serviette ab, griff nach seinem Bier und nahm einen Schluck von der herben Flüssigkeit. „Also“, begann er, „ich habe getan, was ich tun musste, um die Wette zu erfüllen. Sind wir damit quitt?“

Eric und Daren wechselten einen Blick und zuckten mit den Schultern. „Ja“, antwortete Eric. „Wir sind quitt.“

Chris seufzte und nahm eine weitere Kartoffelschale. Die käsigen, knusprigen, fettigen Köstlichkeiten waren nicht sein übliches Essen, aber er mochte sie gelegentlich. Außerdem war die Tatsache, dass er sich mit seiner Annahme geirrt hatte, sein Chef Tom Bristol wäre hetero, Grund genug zum Frustessen.

Laut Eric hatte der Marketingleiter bei All Weather Outfitters, wo Chris arbeitete, sein Gaydar ausgelöst, aber Chris hatte es einfach nicht gesehen. Also hatten sie die Wette gemacht. Wer auch immer falsch lag, musste sich nicht nur als Frau kleiden, sondern auch für einen Abend als Frau in einer Hetero-Bar durchgehen. Toms hitzigen Blick zu sehen, als der einen in Leder gekleideten Biker, komplett mit Tätowierungen, in sein Büro gezerrt hatte, war für Chris ein echter Schlag gewesen. Ganz sicher hatte er das nicht kommen sehen. Er hatte es aber hingenommen und bei Eric zugegeben, dass er mit seiner Vermutung falsch lag.

Also saß er jetzt hier, aß Kartoffelhälften und Hähnchenflügel und versuchte, nicht zu viel Aufmerksamkeit bei den örtlichen Hetero-Männern zu erwecken. Chris hatte schon ein paar Mal Prügel kassiert, weil er sich an den falschen Kerl rangemacht hatte, und das wollte er wirklich nicht nochmal erleben.

Sie tranken ihr Bier aus, als es mit Chris’ Glück vorbei war. Ein Schatten fiel über seine Schulter. Als Chris aufblickte, sah er den bulligen Mann ohne Hals, der ihn vorhin so angeglotzt hatte, dort stehen. Der Mann zwinkerte ihm zu und sagte: „Ich mag eine Frau mit gesundem Appetit. Was dagegen, wenn ich dir einen Drink ausgebe?“

Chris unterdrückte sein Schnauben, aber nur knapp. Das war wirklich einer der schlimmsten Anmachsprüche, die er je gehört hatte. Da er nicht mit einem Streit anfangen wollte, vor allem, da der Mann mit drei anderen Kerlen zusammengesessen hatte, die alle aussahen, als könnten sie ihn und seine Freunde auf der Hantelbank stemmen, lächelte Chris süß und antwortete: „Ich bin geschmeichelt, muss aber nein sagen. Ich bin heute Abend mit jemandem hier.“ Um seinen Worten Glaubwürdigkeit zu verleihen, lächelte Chris Remy zu und nahm seine Hand.

Remy lächelte Chris an. Seine Freunde passten immer aufeinander auf.

Der Fremde spottete. „Ach, der ist nicht Manns genug, um sich um dich zu kümmern, meine Hübsche“ , sagte der Mann. Er hatte sogar den Nerv, eine Hand auf Chris’ Schulter zu legen und sie zu drücken.

Verdammt, wie kann ich das auflösen? Er zwang sich zu einem Lächeln und sah auf den halslosen Mann. „Schau mal, ich fühle mich geschmeichelt. Wirklich, aber ich bin nicht interessiert. Es tut mir leid.“

Der Griff an seiner Schulter verstärkte sich, und er biss sich auf die Lippe, um den Schmerz zurückzuhalten. Angst durchdrang seinen Körper. Oh, das würde hässlich werden. Chris wusste es einfach. „Komm jetzt, Süße. Gib mir einfach eine Chance. Ich werde mich gut um dich kümmern“, sagte der Mann, doch sein kühles Lächeln erreichte seine Augen nicht mehr.

„Chris sagte nein, Alter. Verschwinde“, schnappte Remy und erhob sich vom Tisch.

„Halt dich raus, Bohnenstange, bevor ich den Boden mit dir wische“, schnappte er.

Chris stand ebenfalls auf, obwohl der Typ ihn nicht losgelassen hatte. Er hob beschwichtigend die Hände. „Bitte, wir wollen keinen Ärger“, sagte er. „Wir werden einfach gehen.“

Aus den Augenwinkeln konnte er Daren und Eric ebenfalls sehen. Daren zog seine Brieftasche heraus und schnappte sich ein paar Scheine, um sie auf den Tisch zu werfen.

„Ein Tanz, Liebling“, beharrte der Fremde.

Chris fühlte sich gefangen. Er mochte es nicht.

Plötzlich erschien eine andere Gestalt an seiner Schulter. „Chérie sagte, sie ist nicht interessiert, Frankie. Warum gehst du nicht zurück zu deinen Freunden, hmm?“

„Halt dich da raus, Cajun“, schnappte Frankie.

„Wenn eine Frau nein sagt, hörst du darauf, Frankie“, sagte der Cajun.

Chris wollte stöhnen. Er hatte Cajuns im Fernsehen reden gehört, aber niemals im wirklichen Leben. Der Akzent war noch besser in echt. Der Cajun packte Frankies Handgelenk über der Stelle, wo der Mann Chris’ Schulter hielt. „Lass sie gehen, oder ich breche es“, drohte der sexy Rotschopf.

Frankie funkelte ihn an, tat aber, wie ihm gesagt wurde. Der Cajun gab sein Handgelenk frei. „Du musst lernen, deine Nase aus dem zu lassen, was dich nichts angeht, Manon“, schnappte Frankie.

„Eine hübsche Dame in Schwierigkeiten geht mich immer etwas an“, erklärte Manon.

Bis dahin hatte Chris sich damit begnügt, einfach nur dazusitzen und seinem Ritter in … Jeans zu lauschen, wie der seinen Kampf für ihn austrug. Die Tatsache, dass Manon dachte, er wäre eine Frau, war wie ein Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht. Chris war ein erwachsener Mann. Keine Frau. Wenn einer der beiden Männer das herausfinden sollte, wäre ihnen deren Zorn gewiss.

„Ich bin dankbar für die Hilfe, Sir“, murmelte er, sittsam lächelnd. „Aber ich denke, ich werde einfach gehen.“

Manon drehte sich um und sah auf Chris hinab. Jetzt, wo er so nah war, war es schwer für Chris, nicht zu sabbern. Seine Augen waren wirklich schwarz wie Kohle und starrten aus seiner Höhe von einem Meter achtundachtzig herab. „Erlaube mir, dich zu deinem Auto zu bringen, chérie.“

„Mein Name ist Chris … Chris Richards … Richardson“, brachte er hervor. Sich von diesem Blick festnageln zu lassen, war sicherlich eine berauschende Erfahrung. Der Mann starrte voller Intensität auf ihn und betrachtete sein Gesicht, als ob er versuchte, sich jedes Merkmal einzuprägen.

„Und ich bin Manon Lemelle“, antwortete der Mann. „Es ist mir ein Vergnügen.“ Er grinste und zeigte gerade weiße Zähne und ein mörderisches Lächeln. „Chérie ist ein Ausdruck der Zärtlichkeit, Chris. Ich meine es nicht böse.“

„Oh“, antwortete Chris, nicht wissend, was er noch sagen sollte.

Eric berührte seinen Ellbogen. „Wir sollten gehen. Daren hat bezahlt, also …“

Chris nickte. Er drehte sich zu Manon um und sagte leise: „Ich weiß die Hilfe zu schätzen. Wir werden jetzt gehen.“

Manon sah Frankie an, und da bemerkte Chris die verengten Augen und das gerötete Gesicht des Mannes. Sein Möchtegern-Verehrer war wütend.

„Ich begleite dich raus“, sagte Manon plötzlich. „War sowieso auf dem Weg zu gehen.“

Chris war sich sicher, dass das völliger Blödsinn war, aber es war eine nette Geste. Er konnte sein Lächeln und das leichte Erröten in seinen blassen Zügen nicht stoppen. „Okay.“

„Schade, Liebling. Wir hätten heute Abend zusammen Spaß haben können“, schnappte Frankie. „Stattdessen willst du nur eine weitere Eroberung dieses Arschlochs sein.“

„Du musst ein paar Manieren in Gegenwart einer Dame lernen“, schimpfte Manon.

Remy schnaubte und Chris wusste, dass es daran lag, dass er keine Frau war und in der richtigen Situation schlimmer als ein Seemann fluchen konnte. „Gehen wir“, drängte Daren. Die Lippen des Mannes zuckten, und Chris wusste, dass Daren in sich hinein grinste.

Die Gruppe war draußen und Chris musste sich darauf konzentrieren, mit den verdammten Absätzen zu laufen. Kein Grund, vor dem sexy Mann zu stolpern, selbst wenn er wusste, dass er dem Hottie nicht nachstellen konnte. Zu seiner Überraschung folgte Manon ihnen. Als sie Erics Jeep erreichten, berührte Manon Chris am Arm und zog seine Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich weiß, dass dieser Typ nicht dein Mann ist“, sagte Manon, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Dafür hat er dich nicht richtig verteidigt.“

Chris wurde leicht rot. „Ja, nun, das stimmt. Er ist nicht mit mir zusammen. Wir sind nur Freunde und wollten nur Spaß haben.“

„Du warst vorher noch nie in dieser Bar“, erklärte Manon. „Ich würde es wissen.“

Das brachte ihn zum Lächeln. Er konnte nicht anders. Chris’ Ritter war heiß und er sah ihn an, als wäre er ein Lolli, den er auf die heißeste Art auspacken und lecken wollte.

„Gibst du mir deine Nummer?“, fragte Manon und hielt sein Handy hoch. Offensichtlich war er bereit, sie in das Gerät einzugeben.

Der Mann berührte Chris an der Schulter und glitt mit seiner Hand über seinen Arm, kratzte mit seiner schwieligen Handfläche über seine Haut. Gänsehaut brach über Chris’ Körper aus. Sein Atem beschleunigte sich und sein Schwanz begann sich zu verdicken. In dem Wissen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er die Tatsache, dass er einen Penis hatte, nicht mehr verbergen konnte, nickte Chris schnell und rasselte seine Nummer herunter.

Manon lächelte und tippte sie mit einer Hand ein. Als er fertig war, berührte er sanft Chris’ Wange. „Ich ruf dich an“, versprach er.

Dann drehte er sich um und ging über den Parkplatz. Chris war hilflos, konnte nichts anderes tun, als stehen zu bleiben und den sexy Hintern des Mannes zu beobachten, als der selbstsicher davon schritt.

„Hey, Chris. Steig in den Jeep.“

Er rollte mit den Augen bei Darens Befehl, tat aber, wie ihm gesagt wurde. Von den Blicken, die seine Freunde ihm schenkten, wusste er, dass er von ihnen was zu hören bekommen würde. Chris nahm an, dass er es verdient hatte. Was zum Teufel sollte er tun, wenn Manon tatsächlich anrief?

Kapitel 2

Hinter dem Steuer seines marineblauen Camaro saß Manon und beobachtete, wie seine Gefährtin in den Jeep stieg. Er legte den Kopf schief und rollte mit den Augen wegen etwas, was einer der Männer sagte. Es ärgerte ihn unglaublich, dass seine Gefährtin im Auto eines anderen Mannes verschwand, aber es war nicht so, als könnte er darauf bestehen, sie nach Hause zu bringen. Sie war ein Mensch und konnte nicht verstehen, dass er sie beschützen und für sich behalten wollte.

Sie war auch eine Frau. Das war unerwartet. Er hatte wirklich gedacht, dass er mit einem Mann zusammenkommen würde. Als er nach dem Hurrikan Katrina sein ursprüngliches Rudel in Louisiana verlassen hatte, suchte er gezielt nach aufgeschlossenen Alphas, bevor er sich meldete, um einem neuen Rudel beizutreten. Manon hatte es für ein Zeichen des Schicksals gehalten, als er herausfand, dass Declan, der Alpha des Stone Ridge-Rudels, schwul war. Er wusste, dass der Alpha-Wolf nichts dagegen hatte, dass er bisexuell war, da sein eigener Gefährte ein Mann war.

Manon war mit vielen Frauen zusammen gewesen, aber sie hatten ihn nicht so sehr befriedigt wie seine Begegnungen mit Männern. Er nahm an, da es seine Gefährtin war, würde es nichts ausmachen. Er würde darauf vertrauen, dass das Schicksal wusste, was es tat.

Sich erinnernd, was mit seinem Kumpel Kyle geschehen war, nahm Manon schnell sein Telefon und wählte die Nummer von Shane Alvaro. Shane war ihr Rudel-Beta und der Mann, der gerade die Verantwortung hatte, da Declan noch im Urlaub in Irland und Schottland war.

„Shane Alvaro hier“, antwortete der Beta-Wolf.

„Hey, Shane. Hier ist Manon. Ich habe Neuigkeiten“, sagte er. Er hielt inne und sagte die Worte, von denen er wusste, dass sie sein Leben verändern würden. „Ich habe meine Gefährtin getroffen.“

„Herzlichen Glückwunsch, Manon“, antwortete Shane sofort. Er hielt inne und kicherte dann. „Ich denke, ich sollte fragen, ob du wirklich gerade Gefährtin gesagt hast.“

Manon grinste, denn er wusste genau, was Shane meinte. „Ihr Name ist Chris Richardson. Sie ist ein Mensch, also habe ich das Einzige getan, was ich konnte. Ich habe ihre Telefonnummer bekommen“, gab er grummelnd zu. „Es sieht so aus, als müsste ich sie auf die altmodische Art umwerben.“

„Ich bin dankbar für die Vorwarnung, Manon“, sagte Shane. „Lass es mich wissen, wenn es für dich an der Zeit ist, deinen Wolf zu enthüllen. Du weißt, wir werden helfen, so gut wir können.“

Er seufzte und rieb sich den Nasenrücken. „Ich muss zugeben, dass etwas, das meine maman sagte, bevor sie starb, mir ein wenig Sorgen macht.“

„Oh? Was ist das?“, fragte Shane.

„Sie sagte, meine Gefährtin würde mir ganz schön das Leben schwer machen.“ Als Shane nicht sofort reagierte, fügte er hinzu: „Meine Maman war ein bisschen eine Seherin. Manchmal wusste sie Dinge.“

„Und sind diese Dinge immer geschehen?“

„In der einen oder anderen Form“, sagte er.

„Gut. Halte mich auf dem Laufenden“, befahl Shane.

„Ja, Beta“, antwortete Manon.

Er beendete den Anruf, startete seinen Camaro und fuhr nach Hause. So gerne er Chris’ köstlichem Duft auch folgen würde – und da sie in einem offenen Jeep saß, wäre das auch möglich – er wollte nicht als Stalker erscheinen. Außerdem musste er morgens zur Arbeit.

Irgendwie widerstand Manon die ganze Zeit bei der Arbeit dem Drang, Chris anzurufen. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, spürte er, wie sich sein Handy an seine Seite drückte. Er wusste, darin war ihre Telefonnummer. Nachdem er die Aufgaben des Rettungspiloten an seinen Nachfolger übergeben hatte, einem kräftigen Kerl mit dem Namen Lionel, fragte dessen Bruder Lenny, ob er sich für ein Bier anschließen wollte.

Manon schüttelte den Kopf. „Nein danke, Bro“, sagte er und benutzte die freundliche Bezeichnung für Bruder, um die Ablehnung zu mildern. „Ich werde das hübsche Mädchen von gestern Abend mal anrufen. Sehen, ob ich etwas weiterkomme.“

Lenny runzelte die Stirn und nickte langsam. „Da war etwas an ihr und ihren Freunden“, murmelte er.

„Was meinst du?“ Merkwürdigerweise dachte Manon, dass Lenny für einen Menschen einen guten Instinkt hatte. Er musste dem Typen lassen, dass er selbst dasselbe gedacht hatte. Chris’ drei Freunde hatten sein Gaydar heftig ausschlagen lassen, aber wenn das der Fall war, was hatten sie dann um Gottes grüne Erde in der Hetero-Bar gemacht? Wegen den klebrigen Gerüchen von Schweiß, Bier und Parfüm war Manons Geruchssinn überfordert gewesen. Er hatte verzweifelt seine Nase an Chris’ Schulter drücken und einatmen wollen, damit er ihren wahren Geruch wahrnehmen konnte. Das Problem war, dass so etwas sie als Mensch sicher verjagt hätte.

„Ich weiß es nicht“, sagte Lenny kopfschüttelnd. „Aber etwas.“

„Nun, ich denke, ich werde ganz gut mit ihr klarkommen“, antwortete Manon und schlug Lenny auf die Schulter. Er würde einen Weg finden, damit es funktionierte, verdammt!

Lenny grinste und zwinkerte. „Viel Glück!“

Manon verließ das Krankenhaus und stieg in seinen Camaro. Dann zog er sein Handy heraus und wählte die Nummer von Chris. Er wartete mit angehaltenem Atem und versuchte sich auf das Fahren zu konzentrieren. Manon hätte beinahe seine Zunge verschluckt, als Chris’ gehauchter Gruß durch die Leitung ertönte.

„Hallo?“, sagte sie.

Unfähig, ein Lächeln zu unterdrücken, sagte er: „Hallo, Chérie. Hier ist Manon Lemelle. Wie geht es dir?“

„Mir geht’s gut. Wie geht es dir?“

Er grinste. „Gut, Chérie.“

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, was das bedeutet“, sagte Chris.

Manon hörte das Stirnrunzeln in ihrer Stimme und mochte das gar nicht. „Ich entschuldige mich, Chris“, murmelte er und manövrierte um Autos herum. „Ich verspreche, ich werde es dir sagen. Nur nicht, ehe du mich besser kennst.“

„Warum ist das wichtig? Es ist nichts Schlechtes, oder?“

Er schüttelte den Kopf, obwohl er wusste, dass Chris es nicht sehen konnte. „Nein, Chris. Es ist nichts Schlechtes.“

Nach ein paar Sekunden Stille sagte Chris: „Ähm, ich hasse es dich zu drängen, aber du hast mich in der Pause erwischt, und ich habe nur noch ein paar Minuten übrig. Gibt es … kann ich etwas für dich tun?“

Du könntest mich dich festhalten lassen und für immer lieben. Manon behielt diesen Gedanken aber für sich selbst. „Ich würde dich gerne ausführen. Ich möchte dich besser kennenlernen.“

„Oh, äh, gut …“

Er knirschte mit den Zähnen, denn ihm gefiel nicht, dass seine Gefährtin vielleicht Nein sagen würde. Er musste persönlich bei ihr sein, damit die Gefährtenbindung zwischen ihnen nicht zu verkennen war. Er hatte genug Menschen-Wandler-Paarungen gesehen um zu wissen, dass die Menschen es auch spüren konnten.

„Ah, sag nicht Nein, Chérie. Gib mir wenigstens eine Chance, oui?“ Er biss sich auf die Zunge. Er wusste, dass er manchmal französische und Cajun-Wörter einschmuggelte und die meisten Leute um ihn herum damit verwirrte. Es war schlimmer, wenn er nervös, aufgeregt oder aufgebracht war. Also dann würde er sich als nervös einstufen, und das aus gutem Grund. Manon wollte seine Gefährtin.

„Okay“, flüsterte sie leise.

Manon machte im Geiste ein Siegeszeichen. „Danke“, sagte er, wohl wissend, dass seine Freude sich in seinem Tonfall zeigte.

„Was hast du geplant?“, fragte Chris.

In diesem Moment piepste Manons Telefon in seinem Ohr und kündigte ihm eine Textnachricht an. Er zog es weg und sah, dass die Nachricht von Shane kam. „Zut“, zischte er.

Chris kicherte. „Unartiger Junge“, flüsterte sie.

Seine Augenbrauen hoben sich. Sie kannte das französische Äquivalent von verdammt? Er hatte nicht vorgehabt, es zu sagen, aber eine Textnachricht von seinem Beta zu bekommen, während er versuchte, eine Verabredung auszumachen, frustrierte ihn. Manon musste wissen, was sein Beta wollte, bevor er Pläne machte.

Offensichtlich war er zu lange still geblieben. „Was ist los?“, fragte Chris nachdenklich.

„Habe eine Textnachricht von ... von meinem Boss bekommen. Lass mich sehen, was er will. Nur eine Sekunde.“ Bevor Chris antworten konnte, drückte er eine Taste und las den Text. Er verzog das Gesicht, aber nach einer Sekunde wurde ihm klar, dass es wahrscheinlich in Ordnung wäre. Da Chris bei der Arbeit war, bedeutete es, dass sie noch ein paar Stunden dort sein würde, oder? Sie würde an diesem Abend sowieso keine Zeit haben.

Das brachte ihm eine andere Frage in den Sinn. „Wo arbeitest du, Chérie?“, fragte er ins Telefon.

All Weather Outfitters. Warum?“

Sie klang ein wenig misstrauisch, was Manon beunruhigte. Es ruinierte jeden Plan, vorbeizukommen, um Hallo zu sagen. Das würde sie denken lassen, er wäre ein Stalker. Stattdessen kommentierte er: „Oh, Toms Laden. Ich kenne ihn.“ Na sowas, war die Welt nicht klein? Er würde Tom fragen müssen, ob er Chris kannte. Allerdings, verdammt, ist Tom mit dem Alpha zusammen und nicht in der Stadt. „Wie lange arbeitest du schon dort, Chérie?“

„Es tut mir leid. Meine Pause ist vorbei. Ich muss gehen“, sagte sie schnell und wich vorsichtig seiner Frage aus.

Habe ich zu hart gedrängt? Frauen waren selbst in den besten Zeiten schwer zu verstehen. „Warte, wirklich schnell, Chérie. Bist du morgen beschäftigt? Lass mich dich ausführen.“

„Nun, ich arbeite vormittags, aber ich bin um zwei fertig“, sagte sie unsicher.

„Okay, wie wäre es, wenn ich dich um fünf abhole, oui? Ein frühes Abendessen und Minigolf. Magst du das?“ Er schüttelte den Kopf. Scheiße. Er hörte sich an, als hätte er gerade den Bayou verlassen.

„Okay. Das klingt okay“, murmelte sie.

Manon grinste; er mochte ihre Stimme. Sie war tiefer als bei den meisten Frauen, aber hauchend. Er hielt an und rückte sich zurecht, dann notierte er ihre Adresse. „Ich freue mich darauf, Chris. Bis morgen.“

„Ja, bis morgen“, antwortete sie. „Tschüss.“

„Gute Nacht.“ Er beendete das Telefonat und starrte das Handy für einen Moment an. Er wusste, dass er wie ein Idiot grinste, aber er hatte ein Date mit seiner Gefährtin.

Jetzt musste er sehen, was Shane wirklich brauchte. Seine Nachricht hatte einfach gelautet: Brauche dich so schnell wie möglich. Ruf mich an. Manon tippte die Zwei auf seiner Kurzwahltaste, und der Anruf wurde nach dem zweiten Klingeln angenommen.

„Manon?“

Keine Begrüßung. Es musste schlimm sein. „Oui. Was brauchst du, Beta?“

„Geh zu Laremie’s Rock. Der Sohn von Rachel und Cooper, Demetri, war dort oben laufen und wird vermisst. Ich habe Nick und Cliff schon da draußen und lasse sie die Gegend durchkämmen, aber eine weitere Nase ist immer hilfreich.“

„Werde ich tun, Shane. Wir finden ihn“, erklärte Manon. Er legte auf und fuhr mit seinem Wagen in Richtung Stone Ridge. Da Nick und Cliff den Jungen suchten, würden sie ihn vielleicht sogar schon gefunden haben, bevor Manon dort ankam. Wenn nicht, würde er ihnen mit seiner Nase Unterstützung bieten.

Fünfzig Minuten später lenkte Manon seinen Camaro an den Rand des Waldweges. Er hasste es, sein Baby auf solchen Straßen entlangrumpeln zu lassen, aber er glaubte nicht, dass Shane es schätzen würde, wenn er zusätzliche fünfzehn Minuten brauchte, nur um sein Fahrgestell zu schützen und seine Honda CBR1000RR abzuholen. In Anbetracht der Geschwindigkeit des verdammten Dings hätte er wahrscheinlich die Zeit wiedergutmachen können, wenn er nicht angehalten wurde.

Er grinste, verließ das Fahrzeug und ließ seinen Wolf hinaus.

Manon fiel auf die Knie und ließ die Verwandlung durch seinen Körper ziehen. Seine Muskeln zogen sich zusammen, seine Knochen und Sehnen knackten, sein Kopf und sein Kiefer verzerrten sich, und sein Körper wuchs, als eine Rute hervorkam. In weniger als dreißig Sekunden sprang ein dunkelroter, pelziger Wolf mit schwarzen Flecken vor und strich durch den Wald.

Manon warf den Kopf zurück und heulte. Einen Herzschlag später hallte zweifaches antwortendes Geheul durch den Wald. Er rannte auf sie zu, und seine Nase zuckte, als er die vertrauten Düfte von Wald, Erde und Tieren einatmete.

Das leise Wimmern eines verletzten Tieres stoppte Manon. Er spitzte die Ohren und lauschte, wartete darauf, dass es wieder kam. Da war es. Er war nicht sicher, ob Demitri den Laut gemacht hatte, aber es war auf jeden Fall eine Überprüfung wert.

Er rannte durch das Unterholz und begann, die Düfte von Nick und Cliff zu erkennen. Beide Wölfe hatten die Gegend durchquert. Ein anderer Geruch, den er vage als Rudel erkannte, kitzelte seine Sinne. Da er ihn nicht kannte, vermutete er, dass es Demetris war. Er fragte sich, warum die anderen nicht in die Richtung des Gejammers gegangen waren, aber als er auf eine Lichtung trat, fand er es heraus.

Manon blieb am Rand stehen, die Nase im Wind, aber kein Geruch außer Erde und Kiefer stieg in seine Nase. Hatte er das Geräusch falsch gedeutet? In diesem Moment erschienen zwei Wölfe und flankierten ihn. Er erkannte Cliffs großen schwarzen Wolf und Nicks gelbbraunes Tier. Er knurrte leise, nicht aggressiv, sondern fragend. Cliff trat vor, die Nase in der Luft. Er winselte, roch offensichtlich die gleiche verwirrende Mischung wie Manon. Nick prustete und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Der kleinere Wolf vergrub seine Nase in den Blumen, dann machte er ein paar Schritte und schnüffelte an dem Salbei, der in der Nähe eines Felsens wuchs.

Nick winselte und kratzte daran. Manon trottete herbei, und ihm ging auf, was Nick ihm sagte. Er konnte die Blumen nicht riechen, auch wenn sie hier dicht genug waren, um leicht den Duft der Pinien zu übertönen, die sich über ihnen erhoben.

Er knurrte tief in seinem Hals und winkte Nick nach links und Cliff nach rechts. Er nahm die Mitte. Die Nasen am Boden, breiteten sie sich aus und fingen an, sich über die Lichtung voran zu arbeiten. Auf halbem Weg fand Cliff etwas und gab einen scharfen Laut von sich, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

Manon und Nick kamen angerannt. Als sie an Cliffs Seite standen, wurde ihnen klar, was er gefunden hatte. Menschen waren in der Gegend. Gemischt mit dem Geruch, der Demetris war. Etwas war dem jungen Wolf passiert, und die Menschen hatten ihren Geruch verbergen können. Das verhieß nichts Gutes für sie.

Er wusste, dass Jared, der menschliche Gefährte des Hauptvollstreckers des Stone Ridge-Rudels, hart daran gearbeitet hatte, den Aufenthaltsort von menschlichen Wissenschaftlern herauszufinden, die gerne mit Wandlern experimentierten. Bis jetzt hatten sie nur zwei Einrichtungen gefunden und geschlossen. Keines davon war das Hauptquartier gewesen. Als sie einen zweiten veränderten Soldaten der Wissenschaftler entführt hatten, hatte es keine Vergeltung gegeben. Sie hielten den Soldaten immer noch in einer kleinen Hütte im Wald fest. Vielleicht suchten sie nach ihm?

Er schob seine Gedanken beiseite und folgte Cliff, der vorauslief. Der Fährtensucher hatte eine bessere Nase. Nick folgte, falls sie jemanden zur Verstärkung schicken mussten. Der gelbbraune Wandler war schnell und wendig und konnte jedem Versuch der Gefangennahme leicht entgehen.

„Komm schon, Roman. Wir müssen hier raus. Diese Dinger leben in Rudeln, erinnerst du dich?“

Sie hörten die Stimme des Menschen, bevor sie ihn sahen. Das Trio wurde langsamer und schlich nach vorne, wollte die Männer nicht wissen lassen, dass sie gefunden worden waren. Die drei Wölfe krochen auf ihren Bäuchen, breiteten sich aus, als sie näher herankamen.

„Ach, komm schon, Will. Hör auf dich zu sorgen. Die Jungs, die die Wölfe haben wollen, haben geschworen, dass die uns nicht riechen können, wenn wir diese Scheiße versprühen, und es hat funktioniert. Der hier hat nicht gewusst, wie ihm geschehen ist“, prahlte Roman.

Also, diese Typen sind bezahlte Lakaien von jemand anderem. Versuchen die Wissenschaftler, wieder Fuß zu fassen?

Manon mochte seine Gedanken nicht, konnte aber nicht verstehen, was es sonst noch sein könnte. Er beobachtete, wie die beiden Männer einen Käfig auf die Ladefläche eines Lastwagens trugen, vermutlich mit dem bewusstlosen Demetri darin, da sie immer noch nicht viel riechen konnten. Beide Männer konzentrierten sich auf ihre Aufgabe. Der Mann mit dem Bierbauch keuchte und schwitzte, während der schlanke Kerl grunzte und die Zähne zusammenbiss.

Manon nickte scharf, und er und seine Rudelkameraden sprangen vorwärts. Beide Männer stießen peinliches Kreischen aus. Der Dicke ließ den Käfig fallen, der auf den schlanken Mann zu schwang und ihm die Beine wegstieß. Cliff war augenblicklich auf dem mageren Mann, sein schweres Gewicht drückte die Brust des Menschen auf den Boden.

Als Manon sich bewegte, beobachtete er, wie Nick dem schwergewichtigen Mann hinterher jagte. Der kleine Wolf sprang, und Nick landete auf dem Rücken des Menschen und warf den Kerl zu Boden. Manon hatte gerade seine Verwandlung beendet und kauerte sich über Cliff und den mageren Mann, als das Gebrüll eines Motors, der zum Leben erweckt wurde, seine Aufmerksamkeit erregte.

Sein Kopf schoss nach oben, und sein Blick begegnete den verängstigten braunen Augen eines dritten Menschen, den sie nicht einmal dort bemerkt hatten. Er saß in der Kabine eines Trucks, hinter dem Lenkrad, seine Augen so groß wie Untertassen.

Merde“, fluchte Manon.

Der Mund des Menschen klappte auf. Er drehte sich um und sah auf die Windschutzscheibe. Manon konnte nichts tun, außer zuzusehen, wie der Truck den kleinen Menschen auf dem Weg dahintrug und er zwischen den Bäumen außer Sicht geriet.

„Verdammt“, fluchte er, dieses Mal das englische Pendant nutzend.

Er warf einen Blick auf den Menschen unter Cliffs Pfoten und sah, dass er bewusstlos war. Ein Blick auf Nicks Gefangenen enthüllte ein wimmerndes, murmelndes Durcheinander von Mann, und dem Geruch in der Luft nach hatte er sich selbst vollgepisst. „Ihr beiden verwandelt euch am besten“, befahl er Nick und Cliff. „Es wird ein mieser Spaziergang von hier aus sein.“

Den Kopf schüttelnd manövrierte Manon vorsichtig die Kiste, die den Wolf von der Brust des mageren Mannes weghielt, und brach mit der Kraft eines Wandlers das Schloss. Aus den Augenwinkeln sah Manon, wie die beiden Wölfe seinem Befehl folgten, als er in den Käfig spähte. Benebelte grüne Augen starrten ihn an. Er roch den Wolf im Käfig. „Demetri?“, fragte er nach einer Sekunde.

Der blonde Wolf wimmerte.

Gut genug. „Lass uns dich hier wegbringen, mon ami“, sagte er ermutigend. Er streckte einen Arm hinein und vertraute darauf, dass die Nase des anderen Wandlers gut genug funktionierte, um ihn als Rudelmitglied zu erkennen.

Das musste sie, denn der Wolf ließ sich von Manon am Nackenfell greifen und herausziehen. Demetri winselte, rutschte aber vor und aus dem Käfig. Sobald er frei war, verwandelte sich der junge Mann und kehrte in seine menschliche Gestalt zurück.

„Wie ist das möglich?“

Manon sah auf und entdeckte, dass der schlanke Mann aufgewacht war. Seine Augen waren groß wie Untertassen in seinem Kopf, aber zumindest war er bei Sinnen. „Wer hat dich geschickt?“, wollte Manon wissen.

Anstatt zu antworten, flüsterte der Mann: „Was bist du?“

Nachdem er den Kopf geschüttelt hatte, atmete Manon aus. Es sah so aus, als müssten sie sie zu Shane bringen. Auf beiden Seiten musste etwas erklärt werden. Manon ging zu dem schlanken Kerl hinüber und kniete sich neben ihn. „Wenn du mit mir kommst und mir sagst, was du hier gemacht hast und wer dich geschickt hat, werden wir alles erklären.“ Er hielt eine Hand ausgestreckt, Handfläche nach oben.

Es dauerte ein paar Sekunden, aber schließlich streckte der schlanke Mann seine Hand aus und nahm Manons.

Kapitel 3

„Was zur Hölle glaubst du, was du tust?“, schnappte Eric.

Chris wusste, dass er es ihm nicht hätte sagen sollen. Als Eric angerufen hatte, um zu sehen, was heute Abend geplant war, hatte Chris versucht, es seinem Freund zu verschweigen. Doch der hatte gedrängt, und sobald Eric hörte, dass Chris zugestimmt hatte, sich mit Manon zu verabreden, hatte Eric erklärt, dass er unterwegs sei, und den Anruf unterbrochen. Daren arbeitete im Tierheim von Colin City, so dass er nicht zur Verfügung stand, um ihm ebenfalls in den Arsch zu treten, aber Remy machte das mehr als wett.

„Du bist ein Mann“, erinnerte Remy ihn mit verschränkten Armen. „Was glaubst du wird passieren, wenn er dich befummelt?“ Seine blauen Augen blitzten. „Heterosexuelle Männer mögen es, Titten zu drücken, und deine sind nicht echt“, erinnerte er ihn.

Er starrte seine Freunde an und legte seine Hände auf seine Hüften. Chris wusste, dass sie recht hatten, aber es gab da einfach etwas so Überzeugendes an dem Mann. Seine Stimme strahlte einen sexy Reiz aus, den Chris wirklich erforschen wollte … zusammen mit anderen Eigenschaften des Mannes. „Vielleicht, wenn er mich kennen lernt, wird es ihm nichts ausmachen“, sagte er.

Eric schnaubte. „Ach wirklich? Habe ich dich das gerade sagen hören?“

Chris wusste, dass ein paar schlechte Erfahrungen mit heterosexuellen Männern in der Vergangenheit den Unglauben seines Freundes verursacht hatten, aber er konnte ein Zusammenzucken nicht vermeiden.

Eric seufzte und bewegte sich an seine Seite. Der Mann legte eine Hand auf seine Schulter und drückte sie. „Ich will nur nicht sehen, dass du verletzt wirst.“ Er schüttelte den Kopf und lächelte Chris traurig an. „Ich weiß, wie du bist. Du verliebst dich zu schnell und dann, wenn es nicht funktioniert, müssen wir die Scherben einsammeln“, sagte er und sah zu Remy, um sie beide einzuschließen. „Wir wollen einfach nicht, dass du dir Hoffnungen auf einen Hetero machst.“

„Ich weiß“, flüsterte er. Seine Freunde hatten wirklich recht. Chris sah auf die Uhr und verzog das Gesicht. Dreißig Minuten, bis Manon ankam. „Es ist zu spät, um jetzt abzusagen, also helft mir, wieder wie eine Frau auszusehen. Nach dem Abendessen werde ich die Nachricht verkünden, dass wir einfach nicht gut füreinander sind und dann werde ich ihn nie wiedersehen“, erzählte er seinen Freunden.

Er wusste, dass sie guten Grund hatten, ihm zweideutige Blicke zu schenken. Chris war dankbar, dass sie ihm trotzdem helfen wollten.

Nachdem er seinen Penis und seine Eier vorsichtig in den Rock gesteckt hatte, zog er sich den gepolsterten BH und das Sommerkleid an. Er steckte seine pedikürten Zehen in weiße Sandalen mit Keilabsatz und band sie zu. Als nächstes wickelte er ein Halstuch um seine Kehle, um seinen Adamsapfel zu verstecken.

Sein Atem wurde flacher und flacher, als die Zeit näher rückte, zu der Manon ankommen sollte. Remy schalt ihn mehr als einmal, still zu sitzen, während er Chris Make-up auftrug. Ein Spritzer Parfüm und Chris war so bereit, wie er nur sein konnte.

„Denk daran“, warnte Eric. „Kein Kontakt, der dir einen Ständer verursachen könnte. Du weißt, wie unangenehm das sein wird, wenn alles so versteckt ist.“

Chris nickte und kämpfte gegen ein Erröten an. Er wusste es. Er erinnerte sich immer noch, wie er nach Hause gekommen war und sich zu Erinnerungen von Manons Hand auf seinem Arm und dem Klang seiner akzentuierten Stimme einen runtergeholt hatte. Sexy Hetero-Ficker.

Die Klingel der Wohnung ertönte, und Chris musste dem Typen Anerkennung für seine Pünktlichkeit geben. Er drückte auf den Intercom-Knopf und sagte: „Ja?“

„Hier ist Manon“, kam die Antwort.

„Komm rauf“, sagte Chris und drückte auf den Knopf. Er sah seine Freunde an. „Wenn ihr nicht nett sein könnt, verzieht euch“, schnappte er.

Seine Freunde verdrehten die Augen und ließen sich auf die Couch in seinem Wohnzimmer fallen.

„Was auch immer“, murmelte Chris.

Er hörte Schritte auf der Treppe. Er nahm seinen Mut zusammen, öffnete die Tür und lächelte. Sein Atem stockte und er schluckte schwer, dankbar für den Schal. Der langhaarige Rotschopf war einfach nur sexy. Er wollte sich auf den Mann stürzen und an ihm hochklettern wie an einer Stange.

Stattdessen schluckte er, um wieder Feuchtigkeit in seinen Hals zu bekommen. „Hi“, murmelte Chris.

Manon lächelte breit, seine dunklen Augen blitzten. „Hallo, Chris. Es ist schön, dich wiederzusehen“, sagte er und trat näher heran.

Chris wusste einfach, dass der Mann versuchen würde, ihn zu küssen. Er konnte es aus einer Meile Entfernung sehen. Er war schließlich ein Typ. Entgegen jedes Verlangens, das in seinem Körper tobte, trat Chris einen Schritt zurück und benutzte die Bewegung als Ausrede, um ihn hereinzubitten. „Ich brauche nur eine Sekunde“, sagte er. „Ich muss noch eine Jacke holen.“

Manon nickte, und Chris schlüpfte davon. Er ging ins Wohnzimmer. Da er spürte, dass Manon ihm folgte, bedachte Chris seine Freunde mit einem warnenden Blick und sagte: „Das sind Remy Smithson und Eric Young.“ Er sandte ein Lächeln über seine Schulter und fügte hinzu: „Du erinnerst dich vielleicht noch von der Bar an sie.“

Oui, schön, euch offiziell kennenzulernen“, sagte Manon höflich. Chris nahm seine Jacke und bemerkte, dass Manon seine Freunde argwöhnisch betrachtete. Der große Mann wedelte mit der Hand zwischen ihnen und sagte langsam: „Also, habt ihr eine Wohngemeinschaft, oder, äh …“ Er runzelte die Stirn, offensichtlich unsicher, wie er das Thema ansprechen sollte.

Eric kicherte. „Mach dir keine Sorgen, großer Kerl. Wir sind nur Freunde. Keiner von uns lebt hier, aber da Chris keine Familie in der Stadt hat, ist es unsere Aufgabe, dir sozusagen die Leviten zu lesen.“

Manons Augenbrauen schossen hoch. „Ach ja?“ Er drehte sich zu Chris um. „Wo kommst du her?“

„Cincinnati“, antwortete Chris kurz. Er packte Manons Arm und versuchte, den Mann aus dem Raum zu schieben, nur um dann von einer unbeweglichen Muskelwand aufgehalten zu werden.

Chris sah überrascht zu Manon auf. Er war beeindruckt, wenn man bedachte, dass Chris einen Meter achtundsiebzig groß war und siebeneinhalb-Zentimeter-Absätze trug. Wie groß musste Manon also sein? Eins achtundachtzig? Eins neunzig?

„Diese beiden sind also wie deine Brüder?“, fragte Manon ernst.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739459943
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juli)
Schlagworte
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Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Ein Cajun in Colorado