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Die heilende Berührung des Wolfs

von Charlie Richards (Autor:in)
135 Seiten
Reihe: Die Wölfe von Stone Ridge, Band 22

Zusammenfassung

Aus dem Käfig: Manchmal kommt eine heilende Berührung von einem Raubtier. Edwin Aldridge, der von seinem Paten, einem Pumawandler, aufgezogen wurde, hat schon immer gewusst, dass paranormale Kreaturen existieren. Edwin arbeitet als Gentechniker und versucht, die heilenden Fähigkeiten eines Wandlers auf den Menschen anzuwenden. Als Edwin erfährt, dass ein anderer Wissenschaftler etwas Ähnliches getan hat, freut er sich darauf, dessen Arbeit zu begutachten. Edwin verliebt sich schnell in Byron, den Wolfswandler, der die Informationen liefert. Als Edwin sich an die Geschichten seines Paten erinnert, erkennt er, dass der Wolfswandler sein Gefährte ist. Unglücklicherweise lehnt Byron ihn ab, sobald er von Edwins Forschung erfährt. Als Byron Ziegler Edwin riecht, weiß er, dass der dünne Agent der Regierung sein Gefährte ist. Er will sich an ihn ranmachen und alles über den Menschen erfahren, um gemeinsam mit ihm ein Leben aufzubauen. Dann erfährt Byron, dass Edwin ein Wissenschaftler ist, der an Wandler-DNA arbeitet. Er ist am Boden zerstört und kehrt dem Menschen den Rücken. Byron bedauert die Entscheidung zwar, aber wie kann er sich mit einem Mann verbinden, der dasselbe tun möchte wie die Leute, die sein Rudel jahrelang gesucht und aufgehalten hat? Wird die Anziehungskraft zwischen Gefährten genug sein, um ihnen zu helfen, eine Grundlage für ihre Beziehung zu finden? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 34.600 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

„Sie sind hier!“

Edwin Aldridge blickte von seinem Computer auf und sah Toby Dallow, seinen wissenschaftlichen Assistenten, vor Begeisterung fast auf und ab springen. Er hob die linke Braue und konzentrierte sich wieder auf die Blutprobe, die auf seinem Bildschirm in ihre Bestandteile aufgeschlüsselt angezeigt wurde. Abwesend fragte er: „Wer ist hier?“

„Die wilden Wölfe!“

Das erregte seine Aufmerksamkeit.

Edwin drückte sich von seinem Computer weg und richtete sich auf dem Rollhocker auf. Er rieb sich die Augen unter der Brille. Er spürte Kopfschmerzen aufkommen, die durch die Anstrengung seiner Augen hervorgerufen wurden. Edwin nahm seine Brille ab, legte sie auf den Schreibtisch und massierte seine Schläfen. „Wilde Wölfe? Wovon redest du?“

Toby lehnte eine gut gepolsterte Hüfte gegen einen in der Nähe stehenden Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du weißt schon … die Wolfswandler, die den verrückten Wissenschaftler und seine Forschungsergebnisse herbringen.“

Richtig. Die.

Edwin legte die Hände auf die Oberschenkel und konzentrierte sich auf Toby. Der kleinere, kräftige Mann sah ihn erwartungsvoll durch seine dicke, schwarz umrandete Brille an. Edwin runzelte die Stirn. „Sie sind keine wilden Wölfe“, sagte er und schaffte es kaum, den Ärger aus seinem Tonfall rauszuhalten.

Edwin freute sich wirklich darauf, die Wandler zu treffen, und er dachte nicht, dass sie es schätzen würden, als wild bezeichnet zu werden. Er war von seinem Patenonkel Dillan aufgezogen worden und mit vierzehn Jahren über das Geheimnis des Mannes gestolpert. Dillan konnte sich in einen Puma verwandeln, eine große, gelbbraune Raubkatze, die auch als Berglöwe bezeichnet wird.

Dillan hatte sich mit Edwin hingesetzt und ihm viele Dinge über Wandler erklärt. Zum Beispiel waren Wandler in Tierform sich ihrer Umgebung vollständig bewusst. Sie lebten länger, heilten schneller und waren auch stärker und widerstandsfähiger als Menschen. Sie lebten normalerweise auch in Gruppen – Kraft liegt in der Mehrheit und so weiter.

Unglücklicherweise war Dillan, als dessen Alpha – wie er seinen Rudelführer bezeichnete – herausfand, dass er die Aufmerksamkeit von Männern genoss, vor die Wahl gestellt worden … Verbannung oder Heirat mit einer Frau nach Wahl des Alphas.

Er hatte die Verbannung gewählt.

„Ich weiß das.“

Tobys Stimme drang in Edwins Gedanken und zog ihn zurück in die Gegenwart.

„So nennt sie eben jeder“, fuhr Toby fort, und sein Ton war etwas zerknirscht.

Edwin verdrehte beinahe die Augen. Er vergaß oft, wie jung Toby war. Obwohl sein Assistent bereits auf seinen Doktortitel in Gentechnik hinarbeitete, war er erst neunzehn. „Nun, in ihrer Gesellschaft ist es ein bisschen anstößig“, sagte Edwin und milderte seinen Ton. „Also, von wem auch immer du es gehört hast, lass ihn besser wissen, dass er die Wandler nicht hören lassen sollte, wie er sie so nennt.“

„Ja, okay“, antwortete Toby. Er schob sich vom Tisch zurück und sagte: „Direktor Jeffries möchte, dass wir uns in dreißig Minuten bei der Besprechung treffen. Ich denke, er möchte, dass du die Verantwortung für die Informationen übernimmst. Irgendwas von wegen Beweiskette.“ Er winkte nachlässig. „Ich habe das meiste davon nicht verstanden.“

Edwin griff nach seiner Brille und setzte sie wieder auf seine Nase. Er nickte. „Okay.“ Er verstand die Politik der CIA auch nicht, also erwartete er nicht, dass sein junger Assistent es tat. „Räum die Proben dort weg“, befahl er und zeigte auf die Fläschchen, die auf dem weiter entfernten Arbeitstisch auf ihre Bearbeitung warteten. „Ich muss diese Datei fertigstellen und abspeichern, dann kann ich gehen.“

„Okay.“

Als Toby sich auf den Weg machte, um seine Aufgabe zu erledigen, konzentrierte sich Edwin wieder auf den Computerbildschirm. Er war so nahe dran, dass er es fast schmecken konnte. Er konnte es kaum erwarten, die Daten des verrückten Wissenschaftlers zu überprüfen. Direktor Jeffries war nicht sehr erfreut darüber gewesen, dass es den Wolfswandlern gelungen war, den Kerl vor der CIA aufzuspüren. Während der Wissenschaftler irgendwie die Wandler-DNA verwendet hatte, um Menschen zu verändern und im Wesentlichen zu Supersoldaten zu machen, wollte Edwin das nicht. Wenn er nur –

„Alles erledigt“, sagte Toby. „Bist du bereit? Wir müssen gehen, wenn du nicht zu spät kommen willst.“

Edwin warf einen Blick auf die Uhr. Verdammt, fünfundzwanzig Minuten waren schon vergangen. Wie war das möglich? Er hasste es, jetzt aufzuhören, aber er dachte, er sollte Direktor Jeffries nicht verärgern. Er wollte die Finanzierung seiner Arbeit nicht gefährden.

Nachdem er seine Datei abgespeichert und das System heruntergefahren hatte, steckte Edwin einige Papiere, die er zu Hause durchsehen wollte, in seine Tasche und schloss sie. Einige seiner Kollegen lachten, weil er noch Dinge ausdruckte, aber nach zwölf Stunden, in denen er die Computer im Labor anstarrte, schmerzte für gewöhnlich sein Kopf und seine Augen konnten nicht länger auf einen Bildschirm gerichtet sein.

Er stand auf und zog den Schultergurt über seinen Kopf. „Gut. Lass uns gehen.“

Edwin ging zur Tür. Er drehte sich um und blickte noch einmal über den Arbeitsbereich. Dann fragte er: „Du hast den Abstellraum abgeschlossen?“

Toby verdrehte die Augen. „Natürlich habe ich ihn abgeschlossen. Das ist doch die übliche Vorgehensweise, nicht wahr?“

Edwin nickte, machte das Licht aus und öffnete die Tür. „Richtig. Lass uns dieses Meeting hinter uns bringen.“ Er hatte noch Tabellen, die er überprüfen wollte, … und eine schöne Tasse Tee, um seine Kopfschmerzen zu lindern, klang auch fantastisch.

Nachdem er das Labor abgeschlossen hatte, ging Edwin einen Korridor entlang und dann noch einen. „Welcher Konferenzraum?“, fragte er abwesend, als er vor den Aufzügen stoppte und den Knopf drückte.

„Äh …“

Edwin verzog das Gesicht und murmelte: „Du hast es nicht vergessen, oder?“

„Nun …“ Toby kniff seine buschigen, dunklen Brauen zusammen. „Wenn er nicht jedes Mal mit mir reden würde, als wäre ich ein Idiot, wäre ich vielleicht mehr daran interessiert, was er zu sagen hat.“

„Und wenn du auf das hören würdest, was er zu sagen hat, damit er es nicht wiederholen muss, würde er vielleicht nicht denken, dass du ein Idiot bist“, sagte Edwin, als er in den Aufzug trat und den Knopf für den siebten Stock drückte. „Ich bin sicher, Laurell wird es wissen“, sagte er und bezog sich damit auf die Empfangsdame.

„Entschuldigung“, murmelte Toby.

Edwin zuckte mit den Schultern und gab leise zu: „Ich interessiere mich auch nicht wirklich für ihn.“ Er verließ den Aufzug und ging zur Rezeption. „Hey, Laurell. In welchem Raum sollen wir sein?“

Laurell lächelte ihn dünn an und antwortete kühl: „Konferenzraum C.“

Edwin nickte und wandte sich nach links. Er fragte sich immer, ob der Anzug dieser Frau zu eng war. Zum Teufel, vielleicht war sie irgendeine Fanatikerin, bigott, mochte keine Schwulen oder vielleicht verabscheute sie Geeks. Edwin wusste es nicht und als er vor der Tür des Konferenzraums stehen blieb und klopfte, vergaß er die Begegnung. Es spielte keine Rolle. Er musste sie sicherlich nicht beeindrucken.

Die Tür öffnete sich und enthüllte einen Agenten, den Edwin nicht erkannte. Er war einen Meter achtundachtzig groß, mit breiten Schultern, braunem Haar, braunen Augen und einem ernsten Ausdruck im Gesicht. Ja, ein typischer CIA-Anzugträger. Der Mann warf Edwin einen Blick zu und musterte ihn offensichtlich.

Edwin war es egal, dass der Agent nicht beeindruckt schien. Er wusste, dass er nur knapp unter eins achtzig groß war, einen Körper wie eine Bohnenstange und einen wuscheligen Schopf aus zerzausten braunen Haaren hatte. Er machte sich nie wirklich Gedanken um sein Aussehen und kümmerte sich nicht darum, was andere von ihm hielten. Stattdessen hob er eine Braue und schnappte: „Aus dem Weg, Mister.“

„Wer zum Teufel sind Sie?“, knurrte der Agent zurück.

„Ich bin Doktor Edwin Aldridge, und Sie stehen mir im Weg.“

Der Mann öffnete den Mund, um zu antworten, wahrscheinlich hatte er vor, etwas Bissiges zu sagen, aber Direktor Jeffries wählte diesen Moment, um zu rufen: „Aldridge! Es wird Zeit, dass Sie auftauchen. Was ist passiert? Hat Ihr Assistent die Zeit vergessen, oder was?“

Edwin kniff die Augen zusammen und sah den Mann an, der ihm noch immer im Weg stand. „Sehen Sie? Ich werde erwartet.“

Der Agent verzog seine Lippen, während er ein paar Schritte zurückging. Es bot ihm nicht viel Platz, um vorbeizukommen, deshalb rammte Edwin seine Schulter gegen die Brust des anderen Mannes. Er wusste, dass der Agent wahrscheinlich mehr vor Überraschung zurücktrat als wegen der Wucht des Schlages, aber Edwin hasste solche Tyrannen.

Ein Blick über die Schulter bestätigte, dass Toby ihm folgte, obwohl er seine Schultern ein wenig gekrümmt hatte, offensichtlich verlegen. Edwin machte eine Pause und wandte sich halb an den wahnsinnig intelligenten Teenager. Er legte eine Hand auf seine fleischige Schulter und drückte den jungen Mann auf einen Stuhl.

Als Toby saß, nahm sich Edwin einige Sekunden, um den Raum zu betrachten. Sein Blick fiel auf die vier Fremden am anderen Ende des Konferenzraums. An der kleinen Theke stand ein schlanker, elegant gekleideter Mann mit ordentlich geschnittenen dunkelbraunen Haaren und nahm sich eine Tasse Kaffee. Als der Mann seinen blauäugigen Blick auf Edwin richtete, lächelte er ihn freundlich an, bevor er sich wieder auf seinen Kaffee konzentrierte.

Ein großer amerikanischer Ureinwohner lehnte eine Hüfte gegen die Tischkante. Seine dunklen Augen konzentrierten sich auf einen kleineren, schlankeren Mann. Dieser Mann verengte die Augen, als er zwischen den beiden Agenten hin und her sah, deren Namen Edwin nicht kannte. Er flüsterte etwas, sprach aber zu leise, als dass Edwin es hätte verstehen können.

Der Native American bewegte eine Hand an die Schulter seines Begleiters und sagte ruhig: „Entspann dich, Jared. Wir alle müssen manchmal Anweisungen befolgen.“

Der kleinere Mann, Jared, hob eine Braue, als er den anderen Mann anblickte. „Ja, und wir wissen, wie gut mir das gefällt.“

Der letzte Mann stieß sich von der Wand weg, an der er sich gelehnt hatte, und zog Edwins Aufmerksamkeit auf sich. Edwins Mund wurde trocken und sein Puls schlug ein paar Takte schneller, als er sah, wie sich der große, breitschultrige Afroamerikaner mit sinnlicher Anmut bewegte und die wenigen Schritte zwischen der Wand und dem leise sprechenden Paar überquerte. Es gefiel ihm wirklich, wie die dunkelgraue Hose und die dazu passende Anzugjacke seine Gestalt wie eine zweite Haut umschmeichelten.

„Wir bringen das hier hinter uns und machen uns bald wieder auf den Weg“, sagte der Mann, als er neben den beiden anderen Männern stehen blieb.

Edwin unterdrückte einen Schauer, als er die sanfte Baritonstimme des Mannes hörte. Oh, wie würde es sein, Worte der Zuneigung zu hören, die von dieser tiefen Stimme geflüstert wurden und in seinem Ohr summten, während die großen, braunen Hände des Mannes ihn berührten?

Es war eine Weile her, seit Edwin darüber nachgedacht hatte, nach einem Liebhaber zu suchen, und er spürte, wie sein Körper gerade auf die Bilder reagierte, die in seinem Kopf abliefen. Sein Schwanz verdickte sich in seiner Hose.

Langsam, als wüsste er, dass Edwin sich auf ihn konzentrierte, drehte der Mann seinen Kopf und starrte ihn an. Die Nasenlöcher des Mannes flatterten einmal und seine dunklen Augen weiteten sich ein wenig. Als der große Mann einen Schritt auf ihn zuging, wurde Edwin klar, dass er immer noch starrte.

Edwin riss seinen Blick von dem sexy Mann los, denn er wollte nicht, dass der Fremde sauer wurde, weil er gesehen hatte, wie er ihn anstarrte. Dafür war er schon ein oder zwei Mal geschlagen worden. Edwin räusperte sich, zog seine Tasche von der Schulter, legte sie hin und setzte sich.

„Wenn Sie mit dem Betrachten unserer Gäste fertig sind, können wir dieses Meeting beginnen“, brummte Direktor Jeffries.

Hitze überflutete Edwins Gesicht und er wusste einfach, dass er rot wurde. Während das Arschloch, das die Tür geöffnet hatte, ziemlich fies kicherte – nach Edwins Meinung –, wurden die blonden Brauen des anderen Agenten zu einem finsteren Blick zusammengezogen.

Zumindest einer der Agenten war kein Arschloch, dachte Edwin, als er die Papiere für die Sicherung der Beweismittelkette aus seiner Tasche zog. Direktor Jeffries hatte sehr deutlich klar gemacht, dass alles im Namen von Edwins Firma stehen sollte. Er arbeitete als unabhängiger Auftragnehmer für die Regierung, und der Direktor wollte sicherstellen, dass die Regierung nicht direkt beteiligt zu sein schien … obwohl sie es war.

Edwin hielt das für lächerlich, aber der Standpunkt der Regierung in Bezug auf Wandler und andere Paranormale schien glaubhafte Bestreitbarkeit zu lauten. Das war für Edwin in Ordnung, denn es gab ihm die Möglichkeit, eine Klausel in seinem Vertrag einzubauen, dass alle seine Forschungen mit ihm gingen, wenn sie sich trennten. Er kritzelte schnell das Datum des Tages in das entsprechende Feld.

Als der Stuhl zu seiner Linken über den Boden kratzte, spannte Edwin sich an. Er wusste, dass er sich die Hitze, die der Afroamerikaner verströmte, als er seinen massigen Körper in den Stuhl neben ihm senkte, nicht einbildete. Langsam drehte Edwin den Kopf und starrte den Fremden an.

Zu Edwins Überraschung glühten die dunkelbraunen Augen des Fremden, als er sich zu ihm lehnte und sagte: „Du kannst mich jederzeit begutachten, Süßer.“

Edwins Kiefer klappte auf.

Der Mann streckte eine Hand – gewaltige Pranke – aus und legte zwei Zeigefinger unter sein Kinn. Er lächelte ihn an und schloss sanft Edwins Mund.

„Ich bin Byron Ziegler“, stellte sich der Mann vor. „Und du bist?“

„Doktor Edwin Aldridge.“ Er flüsterte praktisch seine Antwort, so heftig war seine Überraschung.

„Dies ist ein Geschäftstreffen, kein Nachtclub“, knurrte Direktor Jeffries. „Sparen Sie sich das Anbaggern für später auf. Verdammte Schwuchteln.“

Der Direktor murmelte die letzten paar Worte ganz leise, aber offensichtlich hörte sie jeder. Ein leises Knurren kam nicht nur von dem Mann neben ihm, sondern auch von dem Native American.

„Du würdest besser –“, begann Jared, aber der Mann mit dem Kaffee schnitt ihm das Wort ab.

„Direktor Jeffries“, sagte der Mann. „Wir haben Ihre Wünsche erfüllt. Wir haben den Kriegsverbrecher Sampson Marlow wie verlangt ausgeliefert und die restlichen Daten mitgebracht.“ Er stellte seine Tasse Kaffee auf den Tisch und lächelte den Direktor kühl an. „Wenn Sie wünschen, dass zukünftige Kommunikationen einvernehmlich sind, sollten Sie darauf achten, ihre Zunge zu hüten.“

Der Direktor wurde rot, sein Hals und seine Wangen verfärbten sich sichtlich. Edwin hatte früher schon gesehen, wie der Kiefer des Direktors fester wurde und wie seine Augen aufblitzten … bevor er einen seiner Agenten verbal niedermachte.

Zum Glück trat der blonde Agent vor und hob eine Hand. „Ich bin sicher, wir alle wissen die großen Anstrengungen zu schätzen, die Sie unternommen haben, um Marlow aufzuspüren, Mister Russo.“ Er warf einen Blick auf den Direktor, konzentrierte sich dann auf Russo und fügte hinzu: „Und danke, dass Sie bereit sind, die verbleibenden Forschungsunterlagen des Wissenschaftlers mitzubringen. Sie werden sicher aufbewahrt.“

Moment mal – verbleibende Unterlagen? Was bedeutete das?

Edwin konnte sich nicht davon abhalten zu blasen: „Sie haben nicht alle seine Forschungsunterlagen mitgebracht?“

„Ich habe das meiste zerstört“, sagte Jared und lächelte dünn. „Ich hätte alles gelöscht, aber die Regierung schien zu glauben, dass es noch gebraucht wird.“

„Aber ich –“

Direktor Jeffries unterbrach Edwin und sagte: „Ja, danke. Ihre Zusammenarbeit wurde sehr geschätzt.“ Der Direktor begann damit, alle einander vorzustellen.

Edwin fand sich plötzlich abgelenkt, und es lag nicht an den Namen, die genannt wurden, sondern an einer großen, warmen Hand, die auf seinen Oberschenkel gelegt wurde und sein Bein massierte, was es extrem schwierig machte, sich zu konzentrieren.

Kapitel 2

Byron Ziegler war noch nie in seinem Leben so hart gewesen. Es erforderte jedes Quäntchen Selbstbeherrschung in seinem Körper, um nicht zu sagen zur Hölle mit allem und den niedlichen, dünnen Twink, der neben ihm saß, über seine Schulter zu werfen und von diesem Ort zu verschwinden.

Würde Edwin sich sehr wehren? Würde er freiwillig mitgehen? Er konnte es kaum erwarten, die zu weiten Klamotten von Edwins Körper zu entfernen und herauszufinden, was darunter lag, wie Edwin auf seine Berührung reagierte.

Als Byron begriff, dass diese Gedanken nichts gegen seinen schmerzenden Schwanz tun würden, konzentrierte er sich auf Sebastian. Der Vampir grinste breit und zeigte seine Fangzähne. „Ja, das stimmt, Direktor Jeffries. Ich vertrete den Vampirrat.“ Er bewegte die Hand in Carsons Richtung, der den Arm fest um Jareds Schultern gelegt hatte. Mit so vielen möglichen Bedrohungen im Raum wusste Byron, dass Carson seinem Wolf versichern musste, dass mit seinem Gefährten alles in Ordnung war.

Byron ging es genauso. Deshalb hatte er, sobald er Edwin gerochen und erkannt hatte, dass der Mensch sein Gefährte war, ihn berühren müssen. Er schätzte die Tatsache, dass seinen Gefährten die diskrete Berührung nicht zu stören schien, weil er sich einfach nicht davon abhalten konnte. Sein Wolf wollte unbedingt mit Edwin allein sein, um ihn auf eine intime Art zu erkunden.

Konzentriere dich, verdammt noch mal!

„Sie sollten wissen, Direktor“, fuhr Sebastian fort, „dass Carson und Byron …“ Er deutete nacheinander auf jeden von ihnen. „… das Rudel der Wolfswandler repräsentieren, die einige Stunden entfernt von hier in Stone Ridge leben. Dieses wiederum hat die Befugnis, für eine Reihe anderer Wandler-Rudel im ganzen Land zu sprechen.“ Sein Lächeln wirkte freundlich genug, erreichte aber nicht seine kühlen blauen Augen. „Nun, da Sie von uns wissen und Kontakt hergestellt haben, was wollen Sie?“

Direktor Jeffries’ Lächeln erreichte seine Augen ebenfalls nicht. „Wir möchten, dass Sie unter dem Radar bleiben. Wenn das Wissen über Ihre Existenz an die Öffentlichkeit gelangt, würde dies nur eine Panik auslösen.“

Sieht aus, als ob jeder hier einen kühlen Kopf behält.

Byron entschied, dass die Dinge etwas aufgeheizt werden mussten, und grinste breit. Declan, sein Alpha, hatte ihn nicht umsonst hergeschickt. „Nun, das ist großartig. Es klingt, als wollten wir beide dasselbe, oder?“ Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah zuerst seine Freunde an, dann Direktor Jeffries und seine beiden Handlanger Agent Haroldson – das Arschloch, das Edwin belästigt hatte – und dessen ruhigeren Kollegen, Agent Craigson. „Wir werden uns ruhig verhalten. Sie erzählen es niemandem. Wir erzählen es niemandem, und wenn was durchsickert, arbeiten wir zusammen, um es entweder einzudämmen oder abzustreiten.“ Er lächelte und fügte hinzu: „Keine Experimente, kein Töten und keine Folter … auf beiden Seiten, und wir werden alle gut miteinander auskommen.“

„K-keine Experimente?“

Edwins gequietschte Worte lenkten Byrons Aufmerksamkeit wieder auf seinen Gefährten. „Genau“, antwortete er, als er Edwin ansah – ihn wirklich ansah. Sein Gefährte trug einen Laborkittel über einem hellblauen Hemd und einer weiten schwarzen Hose. Sein zerzaustes braunes Haar hing unordentlich um sein schmales Gesicht, als wäre er mehrmals mit den Händen hindurchgefahren. Er trug eine Brille mit schwarzem Rand, die die Magerkeit seines blassen Gesichtes nur noch betonte.

Heilige Scheiße, mein Gefährte ist Wissenschaftler?

Edwins Augenbrauen zogen sich zusammen. „Aber ich bin Wissenschaftler. Experimente durchzuführen gehört zu meiner Arbeit. Deshalb wollte ich Marlows Unterlagen. Ich möchte überprüfen, was er getan hat und herausfinden, ob Ihre Heilungsfähigkeiten der Menschheit helfen können.“

Byron hörte Edwin sprechen, aber nachdem er Experimente durchzuführen gehört zu meiner Arbeit gehört hatte, war sein Verstand abgeschaltet, und er verstand die restlichen Worte seines Gefährten nicht wirklich. Edwin will an Wandlern experimentieren. Diese Worte zogen in einer endlosen Schleife durch seinen Kopf.

Byron sprang auf und ließ seinen Stuhl nach hinten fallen. Er wich weiter zurück, während er eine Hand hob und auf Edwin zeigte. „Keine verdammten Experimente. Meine Leute haben lange und hart gekämpft, um dieses Arschloch loszuwerden. Wir werden uns nicht damit einverstanden erklären, dass seine Folter fortgesetzt wird“, brüllte er fast.

Edwin stand auch auf. Er streckte die Hand nach ihm aus, dann ballte er die Hände. Er sah sich zu den anderen um, bevor er Byron ernsthaft ansah. „Warten Sie, Sie verstehen nicht!“

„Ich verstehe das sehr gut, Gefährte“, schnappte Byron. „Du willst etwas von einem Wandler wegnehmen und es den Soldaten geben.“ Er schnaubte abfällig und wandte sich ab, um im Raum auf und ab zu gehen. Er machte eine Pause und starrte den Direktor an. „Haben Sie uns tatsächlich deshalb hierher gebracht? Sie werden uns jetzt nicht gehen lassen?“

Sebastian trat vor ihn und ergriff seine Oberarme. Ein weiteres Paar fester Arme schlang sich um seine Taille, und Byron erkannte Carsons Duft. Normalerweise genoss er es nicht, eingepfercht zu werden, aber Byron brauchte in seinem aufgeregten Zustand die Präsenz seines Rudelvollstreckers.

„Du musst dich beruhigen, Byron“, drängte Carson und murmelte in sein Ohr. „Nimm ein paar langsame, tiefe Atemzüge.“

Byron folgte dem Rat des Vollstreckers. Er wusste, dass es nicht akzeptabel war, hier seine Coolness zu verlieren. Was zum Teufel war los mit ihm? Eigentlich wusste Byron es. Sobald er das Gefühl hatte, genug Kontrolle über seinen Mund zu haben, murmelte er: „An Diana wurde herumexperimentiert.“ Er schluckte schwer bei den Erinnerungen, wie gebrochen und ängstlich seine Halbschwester gewesen war, als er von seinem Einsatz zurückgekehrt war.

Als er zu dem Rudel zurückkehrte, in dem er aufgewachsen war, hatte er erfahren, dass seine Stiefmutter wieder geheiratet hatte. Sie hatte seine Halbschwester mitgenommen und war zu einem neuen Rudel gezogen. Sie hatte nur keine Informationen darüber hinterlassen, zu welchem Rudel sie gegangen waren. Er hatte Nachforschungen angestellt und Diana schließlich als Flüchtling in Declan McIntires Rudel aufgefunden. Es hatte mehrere lange Gespräche und eine gründliche Überprüfung des Hintergrunds erfordert, um zu beweisen, dass er nichts damit zu tun hatte, seine Halbschwester an Wissenschaftler zu verkaufen.

Diana erzählte immer noch nicht, was mit seiner Stiefmutter passiert war oder welches Rudel seine Mitglieder verkaufte.

„Sie wird es nie verstehen, wenn ich mich mit einem Wissenschaftler verpaare, der Experimente an Wandlern durchführte“, flüsterte er. Er ließ seine Augen zufallen und murmelte: „Was zum Teufel dachte sich das Schicksal dabei?“

„Man kann nie wissen, wie die Leute reagieren werden“, erklärte Jared leise.

Byron sah zu seiner Rechten und war überrascht, Carsons Gefährten so nahe zu finden.

Jareds Lippen verzogen sich ein wenig, und seine haselnussbraunen Augen funkelten vor unbenannten Gefühlen. „Verdammt, kannst du dir vorstellen, dass das Schicksal mich und ihn zusammengebracht hat?“ Er deutete mit dem Daumen auf Carson.

„Aber es funktioniert“, sagte Sebastian.

Byron wusste, was seine Freunde sagten. Das Schicksal machte keine Fehler, und er sollte seinem Gefährten eine Chance geben. Nur konnte er das nicht. Nicht, wenn die psychische Gesundheit seiner Schwester dabei auf dem Spiel stand. Byron war alles, was Diana hatte, und er konnte seine eigenen Bedürfnisse nicht vor ihre stellen.

Byron schüttelte den Kopf und löste sich aus der Umarmung seines Rudelkameraden. „Diana ist nicht stark genug“, beharrte er.

„Sollte sie das nicht einschätzen?“, konterte Carson. „Deine Schwester ist stärker als du glaubst.“

„Würde sie wollen, dass du dich ohne Erklärung von deinem Gefährten abwendest?“, drängte Sebastian.

„Hören Sie, ich weiß nicht, was hier los ist, aber wir haben einiges zu besprechen“, unterbrach Direktor Jeffries nachdrücklich. „Wir verlangen schriftlich, dass Ihre Art sich nicht in menschliche Angelegenheiten einmischt oder es wird Konsequenzen geben.“

Carson knurrte für einen Moment tief in seinem Hals und verriet seinen Unmut über die Unterbrechung. Es war jedoch genau das, was Byron brauchte, um ihn nicht nur daran zu erinnern, wo er sich befand, sondern auch daran, dass dies weder die richtige Zeit noch der richtige Ort war.

„Ich kann nicht bleiben“, sagte er schroff. Er richtete sich auf und entfernte sich. „Es tut mir leid.“

Während er sah, wie Sebastian und Carson einen Blick wechselten, sagte Jared überraschenderweise: „Mach eine Wanderung, Byron. Wir regeln das hier.“ Seine haselnussbraunen Augen enthielten eine ruhige Sicherheit, fast so, als wüsste er etwas. „Wir werden mit dem Papierkram ins Hotel zurückkehren, bevor etwas unterschrieben wird.“ Er drehte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. „Zum Teufel, wir werden auf keinen Fall etwas unterschreiben, ohne untereinander außerhalb dieser Einrichtung zu reden.“

Direktor Jeffries runzelte die Stirn. „Was zur Hölle ist dann der Sinn dieses Treffens?“

„Dieses Treffen“, antwortete Sebastian und lächelte, als er in das Gespräch einstieg, „zeigt unsere Bereitschaft, Kontakt aufzunehmen. Nur weil Sie etwas wollen, heißt das nicht, dass Sie es bekommen.“ Er grinste und zeigte wieder seine Fangzähne. „Betrachten Sie es als Verhandlung zwischen zwei Parteien.“

Die Augen des Direktors verengten sich. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie unsere Feinde sein könnten?“

„Nein“, sagte Byron schnell, denn er wollte die Gruppe nicht im Stich lassen. „Als zwei Parteien, die sich gegenseitig von Nutzen sein können.“

„Genau“, stimmte Sebastian zu. „Sie kennen nicht einmal die Anzahl der Wandler und Vampire in Ihrem Militär, bei Ihrer Polizei, sogar auf allen Ebenen der Rettungsdienste“, betonte er. „Wir retten jeden Tag Leben, paranormale und menschliche. Wir diskriminieren nicht.“ Diesmal erreichte das Lächeln des Vampirs seine Augen, als er seine Arme ausstreckte, die Hände beinahe wie in einer Bitte. „Jetzt sind wir hier, um sicherzustellen, dass die Regierung dasselbe für unser Volk tut.“

Byron unterdrückte ein überraschtes Lächeln. Okay, der Vampir war gut. Das konnte er zugeben. Da die Sache jetzt zumindest unter Kontrolle war, drehte sich Byron und verneigte sich. Er konzentrierte sich weiterhin auf den Direktor und sagte: „Wir haben Ihnen bereits den Verbrecher Sampson Marlow übergeben. Sobald wir zu einvernehmlichen Bedingungen gelangen, übergeben wir die restlichen Informationen.“

Ohne ein weiteres Wort drehte Byron sich um und verließ den Konferenzraum. Bevor die Tür geschlossen wurde, hörte er Carson erklären: „Bitte verzeihen Sie sein abruptes Weggehen. Von Experimenten zu sprechen ist für Byron schwierig. Seine Schwester war …“

Die Tür schloss sich und unterbrach alle Geräusche. Er blieb stehen, und seine Füße fühlten sich plötzlich bleiern an. Er konnte einen Schauder nicht unterdrücken, als er seine rechte Hand zum Türknauf streckte. Byron schluckte schwer und zwang seine Hand zurück an seine Seite.

Seufzend schüttelte er den Kopf und wandte sich ab. Er musste seinen Kopf aus dem Arsch ziehen und mit seinem Leben weitermachen. Byron wusste nicht, was das Schicksal sich dabei gedacht hatte. Er konnte sich nicht mit einem Wissenschaftler verbinden, der an Wandlern experimentieren wollte. Es gab keine andere Lösung. Er musste diese Begegnung aus seinem Kopf verdrängen.

Byron zwang seine Füße, sich zu bewegen, und verließ das Gebäude.

Nachdem er die Schlüssel auf die Kommode gelegt hatte, blieb Byron halb im Raum stehen. Er runzelte die Stirn. Langsam schaute er durch das Hotelzimmer. Byron schnupperte und runzelte dann die Stirn. „Wie zur Hölle bist du hier vor mir reingekommen?“

Ein Licht ging auf einem der Nachttische an und enthüllte Jared, der auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Raums zwischen Bett und Tisch saß.

Byron sah den Mann finster an. „Was machst du hier?“ Er schüttelte den Kopf. „Hölle, wie bist du überhaupt so schnell hierhergekommen?“

Jared lachte. „Du bist vom CIA-Gebäude zu Fuß gegangen. Ich bin einen verdammten Porsche gefahren. Wie, denkst du wohl, bin ich hier vor dir angekommen?“

Byron nickte und gab zu: „Ich musste meinen Kopf frei bekommen.“ Nicht, dass er in den eineinhalb Stunden etwas herausgefunden hatte, um das zu erreichten.

„Bedeutet das, dass du das hier brauchen wirst?“, fragte Jared und hielt eine unscheinbare Visitenkarte hoch.

Byron trat näher und schaltete dabei das Hauptlicht an, dann sah er die Kontaktinformationen von Direktor Jeffries auf der Karte. Er runzelte die Stirn. „Warum sollte ich –“

Jared drehte die Karte um. Auf der Rückseite hatte jemand in Blockschrift eine Adresse geschrieben. Grinsend lehnte Jared sich vor und legte sie auf den Nachttisch.

Die Erkenntnis traf Byron. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde ihn nicht aufsuchen. Ich dachte, ich hätte meine Entscheidung klar gemacht“, schnappte er. Er versuchte, seinen Wolf zu ignorieren. Sein Tier knurrte und schnappte in seinen Gedanken und drängte ihn, genau das zu tun, was er nicht tun konnte. Er hasste es, mit seinem Wolf zu kämpfen, aber sein Tier verstand nicht, dass manchmal äußere Variablen involviert waren.

„Du hättest Edwins Gesicht sehen sollen“, fuhr Jared fort und ignorierte seinen Ausbruch. „Früher habe ich davon gelebt, Leute zu lesen … über sie zu lernen, ihre Handlungen zu interpretieren und herauszufinden, wie sie unter verschiedenen Umständen reagieren würden.“ Er stand auf und ging zum Fenster. Er stand direkt neben den Vorhängen konnte hinausschauen, war aber wahrscheinlich selbst nicht zu sehen.

„Und?“, fragte Byron, unsicher, warum Jared ihm das sagen sollte. Er hatte im Rudel Gerüchte gehört, dass Carsons menschlicher Gefährte wahrscheinlich eine sehr zwielichtige Vergangenheit hatte. Warum sollte Jared dieses Gerücht quasi bestätigen?

„Dein Gefährte ist also ein Wissenschaftler“, fuhr Jared fort und starrte aus dem Fenster. „Er beschäftigt sich mit Logik, mit dem, was er sehen, berechnen und quantifizieren kann. Er wird die Anziehungskraft, die er für dich empfunden hat, darauf schieben, dass es zu lange her ist, seit er flachgelegt wurde.“ Jared drehte sich um und lächelte ihn an. „Er ist ein Mensch. Er wird mit seinem Leben weitermachen. Einen Liebhaber finden, der was gegen das Jucken tut und wenn du weg bist, wird es irgendwann verschwinden.

Byron spürte, wie sein Blut kochte bei dem Gedanken, dass Edwin von einem anderen berührt wurde. Sein Wolf heulte in seinem Hinterkopf. Er spannte seinen Kiefer und kämpfte gegen den Drang an, wegen der Ungerechtigkeit von allem zu toben.

Jared kam auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter, als er an ihm vorbei und zur Tür ging. „Der Papierkram liegt auf dem Tisch. Hör zu. Wenn Carson mit dem Essen zurückkommt, werde ich ihn durch die Matratze ficken, dann kommen wir rüber und essen … hören uns deine Meinung darüber an, was die Regierung will.“

Mit diesen Abschiedsworten ging der Mann.

Byron starrte die geschlossene Tür für ein paar Sekunden an, lockerte seinen Kiefer und versuchte, seinen Atem zu beruhigen und seinen rasenden Puls zu beruhigen.

„Verdammt noch mal“, knurrte er und ging durch den Raum und zum Tisch.

Sein Blick wanderte zum Nachttisch und die Visitenkarte, die am Lampensockel lehnte. Byron zischte und schlug mit der Faust auf den Tisch. Schmerz schoss seinen Arm hoch, aber zumindest gab es ihm etwas anderes, worauf er sich konzentrieren konnte.

Byron ließ sich auf dem Stuhl nieder, den Jared verlassen hatte, und zog die Akte in seine Richtung. Er öffnete den Deckel. Eine handgeschriebene Notiz, die mit den gleichen Buchstaben wie die Adresse geschrieben war, klebte darauf.

In die Computer des Wissenschaftlers gehackt. Führt Experimente an Ratten durch. Verwendet Wandlerblut, um zu versuchen, sie zu heilen. Von Gestaltwandler unterstützt. Alles Blut eines anonymen Spenders.

Byron starrte die Wörter an. Las sie noch zweimal, bevor er sich zurücklehnte und seufzte. Er schüttelte den Kopf und versuchte zu verstehen, warum Jared dies für angemessen hielt.

Oh, verdammt, ich weiß schon die Antwort darauf.

Obwohl, zugegebenermaßen, er war irgendwie neugierig, wie sich der Mann in das Computersystem gehackt hatte.

„Halt, nein, das bin ich nicht.“

Byron schüttelte den Kopf und rappelte sich auf. Er ging durch den Raum, seine Gedanken rasten. Konnte er Jareds Informationen vertrauen? Würde Edwin überhaupt in Betracht ziehen, ihm eine zweite Chance zu geben? Was würde Diana dazu sagen?

Byron dachte an seine Halbschwester und begriff, dass er sie vor fast zwanzig Minuten hätte anrufen sollen. Er hatte ihr erzählt, dass er nach dem Meeting anrufen würde. Meine Güte, ich habe noch nicht mal etwas mit meinem Gefährten gemacht und es beeinträchtigt schon, wie ich mich um Diana kümmere. Mit siebzehn Jahren hätte sie rebellieren sollen, sich mit Jungs befassen und ihm Kopfschmerzen bereiten. Stattdessen saß sie oft zu Hause und las. Selbst sie dazu zu bringen, sich zu verwandeln und zu laufen, war zu einer Herausforderung geworden.

Byron zog sein Handy heraus, drückte eine der Kurzwahltasten und hob es an sein Ohr.

„Willst du wieder nachhören, ob bei mir alles okay ist?“

Byron lehnte sich gegen die Wand und starrte aus dem Fenster. Er lächelte. Endlich ein Funke. „Natürlich. Ich möchte nur, dass du in Sicherheit und glücklich bist.“

Diana schnaubte. „Was mich glücklich machen würde, ist, wenn du ein Leben hättest, Byron.“

„Ich habe ein Leben. Ich bin Feuerwehrmann, Elternteil und Tracker im Rudel.“ Er zwang sich zu einem Lächeln, als er fragte: „Was brauche ich noch?“

„Wie wäre es, wenn du dich mal auf etwas anderes als auf mich konzentrieren würdest?“, drängte Diana. „Auf einen Freund vielleicht?“

Byrons Kiefer sackte nach unten. Er konnte das Grinsen in ihrer Stimme praktisch hören. „Was … was hast du gesagt?“ Er erinnerte sich nicht daran, Diana erzählt zu haben, dass er Männer mochte.

Diana kicherte. „Hey, ich habe gesehen, wie du Travis, den Tierarzt, anglotzt. Lass dich nur nicht von seinem Gefährten dabei erwischen.“

Er dachte an den Menschen, den er gelegentlich beim Grillen beim Alpha bewundert hatte. Travis war ein menschlicher Tierarzt und mit dem Buchhalter des Rudels, Rainy MacDougal, verpaart.

Travis kann es nicht mit meinem Gefährten aufnehmen.

„Was hast du gerade gesagt?“

Byron konzentrierte sich wieder auf seinen Anruf, als er die Überraschung in der Stimme seiner Schwester hörte. „Ich habe nichts gesagt.“

„Zum Teufel, von wegen du hast nicht“, antwortete Diana mit klarer Aufregung.

„Pass auf deine Wortwahl auf, Schwesterherz“, tadelte er.

„Oh nein“, schnappte Diana. „Du lässt keine Bombe fallen, wie zum Beispiel, dass du deinen Gefährten gefunden hast, und meckerst dann mich an, weil ich böse Wörter benutze. Wer ist er?“ Ihre Stimme wurde lauter, als sie fortfuhr: „Ist er in Denver? Weiß er über Wandler Bescheid?“

Byrons Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen haben musste. „Scheiße.“

„Oh, wer benutzt jetzt böse Wörter?“, schnappte sie. „Was ist los? Warte! Ist es eine Frau?“

„Nein“, gab Byron zu. „Er ist ein Regierungswissenschaftler.“

Zu seiner Überraschung lachte Diana. „Nett! Unser Rudel wird also jemanden bei der Regierung haben. Der Alpha wird das mögen.“

Byrons Mund klappte auf, er war überrascht und verwirrt von ihrer Antwort. „Es ist dir egal?“

Byron hörte für einige lange Sekunden nichts als Dianas Atem. Schließlich sagte seine Schwester: „Ich weiß, dass du dich für das verantwortlich fühlst, was mir passiert ist, aber es war nicht deine Schuld.“

Tränen brannten hinter Byrons Augen und er neigte den Kopf. „Ich weiß das.“

„Sag mir etwas“, verlangte Diana leise. „War dein Gefährte einer der Leute, die für den Wissenschaftler gearbeitet haben, den unser Rudel gestoppt hat?“

„Nein“, bestritt er schnell.

„Dann bestraf euch beide nicht für die Verbrechen eines anderen Wissenschaftlers.“

Byron schluckte schwer und zwang die Tränen zurück. „Wie bist du so schlau geworden?“

„Äh.“ Byron konnte sich ein leichtes Achselzucken vorstellen, wie es nur ein Teenager konnte. „Ich lese viel. Du solltest es auch mal versuchen.“

„Diana“, knurrte er, obwohl sie beide wussten, dass in seinem warnenden Ton kein echtes Feuer war. Byron wusste eines mit Sicherheit. Während er es hasste, auf Knien zu rutschen, musste er einen Weg finden, um den Verrat, den sein Gefährte wahrscheinlich bei seinen Handlungen empfand, wiedergutzumachen.

Ich werde einen Weg finden.

Kapitel 3

„Ich möchte nicht darüber reden“, schnappte Edwin.

Tobys Brauen schossen in die Höhe. Sein Kiefer sackte für eine Sekunde nach unten, dann schloss er schnell den Mund und öffnete ihn erneut, um zu fragen: „D-Du willst nicht über die Ergebnisse der Analyse sprechen?“

Edwin blinzelte. Natürlich würde sein Assistent nicht nach Byron fragen. Zum Teufel, der junge Geek hatte wahrscheinlich nicht einmal was von den unterschwelligen Ereignissen mitbekommen, die gestern im Konferenzraum vor sich gegangen waren, … selbst als einer der Wandler früher aufbrach.

Edwin nickte und ging zum Computer. „Richtig. Dann machen wir uns mal daran.“

Obwohl sich seine Augen bereits aufgrund des Schlafmangels rau anfühlten, versuchte Edwin, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren. Er hatte Stunden damit verbracht, sich in seinem Bett hin und her zu werfen und zu drehen, während er versuchte, seinen harten Schwanz zu ignorieren, bis er schließlich aufgegeben und gewichst hatte. Als er sich das Gefühl der schwieligen Hände des Afroamerikaners vorstellte, die über seine Haut glitten, hatte er verdammt schnell abgespritzt.

Dann hatte er von dem Wolfswandler geträumt.

Edwin rieb sich die Augen, verdrängte das Objekt seiner Begierde aus seinem Kopf und machte sich an die Arbeit. Er verlor sich in seiner Arbeit und die Zeit verging wie im Flug. Er schätzte das größtenteils, da es ihm erlaubte, den anderen Mann aus seinem Kopf zu vertreiben.

„Hey, hast du Hunger? Ich habe Hunger.“

Tobys Ankündigung veranlasste Edwin, seinen Kopf von dem Mikroskop zu heben, durch das er gerade hindurchspähte. Er winkte mit der Hand. „Geh nur. Ich werde mir später etwas holen.“

Toby nickte und verließ das Labor. Er bewegte seine ziemlich große Masse beeindruckend schnell bei der Aussicht auf Nahrung.

Nachdem er das Mikroskop noch einmal überprüft hatte, drehte er seinen Hocker herum und rollte das notwendige Stück, um vor seinem Computer anzuhalten. Er tippte auf die Tastatur und gab Daten ein.

Zunächst ignorierte Edwin das Klopfen an der Tür. Die meisten Leute wussten, dass es besser war, ohne Einladung in sein Arbeitsumfeld zu kommen. Wer auch immer es also war, würde einfach weggehen. Die tiefe Stimme des Sprechers zerstörte jedoch jegliche Hoffnung, dass Edwin den Gast ignorieren könnte.

„Edwin, kann ich kurz mit dir reden?“

Edwin wirbelte auf seinem Hocker herum, verlor beinahe das Gleichgewicht und wäre fast vor Überraschung heruntergefallen. Beim Anblick von Byron, der gerade in der Tür stand, stand sein Mund auf. „Was machst du hier?“, platzte er heraus.

Byron verzog das Gesicht. „Ich möchte mich für meine Handlungen gestern entschuldigen.“

„Du hast mich abgelehnt. Gefährten sollen das eigentlich nicht tun.“ Edwin schlug sich die Hand vor den Mund. Mist, er musste wirklich seine außer Kontrolle geratene Zunge in den Griff bekommen. Aber was Byron getan hatte, war wirklich beschissen gewesen.

Byron kniff die Augen zusammen und neigte seinen Kopf ein wenig.

Es war für Edwin eine sehr hundeartige Bewegung, und er fragte sich, wie der große Mann als Wolf aussah. Würde er die gleiche Bewegung machen?

„Was weißt du über Gefährten?“, fragte Byron leise und trat ein paar Schritte weiter in den Raum.

Edwin fand, dass der Gestaltwandler so aussah, als würde er ihn wie ein Beutetier verfolgen. Er schauderte und fühlte sich wirklich wie Beute. Sein Schwanz verdickte sich in seiner Hose, reagierte auf den intensiven Ausdruck in Byrons dunklen Augen. Bei den Reaktionen seines Körpers auf den Mann verspürte Edwin einen Anflug von Frustration. Er hatte Stunden damit verbracht, an diesen Mann zu denken … an diesen Wandler, der sich so leicht von ihm entfernt hatte.

„Ich weiß genug“, antwortete er ausweichend. Was wollte Byron von ihm? Er hatte bereits klar gemacht, dass er nichts mit ihm zu tun haben wollte, weil er Wissenschaftler war. „Ich bin nicht so wie der Mann, den ihr aufgehalten habt“, sagte er und hasste es, dass Byron ihn über den gleichen Kamm wie Marlow geschoren hatte, nur weil sie beide mit Wandler-DNA arbeiteten.

„Du hast recht“, antwortete Byron. „Und es war falsch von mir anzunehmen, dass du es bist.“

Edwins Brauen schossen in die Höhe. „Häh?“

„Ich würde es gerne wieder gutmachen“, fuhr Byron fort und kam näher.

Sein Blick wanderte über Edwin, und der Ausdruck mit den Augen ausziehen ergab endlich Sinn für ihn. Byrons Blick brannte wie ein heißes Eisen und schickte Feuer durch sein Blut. Edwin richtete sich auf dem Stuhl auf und sein Mund wurde trocken. Er sah sich in seinem Labor um. Bestimmt wollte Byron nichts hier in seinem Labor machen, wo jeder hineinkommen konnte.

„W-wie machst du … ähm, hast du vor, das zu tun?“ Edwin hielt sich bei seinen unbeholfenen Worten mühsam davon ab, das Gesicht zu verziehen.

Byron erreichte ihn. Der Gestaltwandler musste mehrere Zentimeter über eins achtzig groß sein, und da Edwin auf dem Hocker saß, überragte Byron ihn. Er beugte sich hinunter und legte seine Hände auf den Tisch zu beiden Seiten von Edwin, um ihn einzupferchen.

Zuerst dachte Edwin, dass Byron ihn küssen würde, als Byron seinen Kopf senkte. Stattdessen flüsterte Byron in sein Ohr: „Ich zeig es dir“, dann richtete er sich auf.

Als Byron sich zurückzog, schossen Edwins Brauen hoch. „Wa –“

Byron streckte die Hand aus. „Kommst du mit mir?“

Langsam streckte Edwin die Hand aus und legte seine Finger auf die Handfläche des anderen Mannes. Er schauderte bei den Schwielen, die er fühlte, und war froh, dass er sie am Tag zuvor durch seine dünne Hose richtig gespürt hatte. Edwin ließ sich auf die Füße ziehen.

Byron hörte nicht auf. Er hob ihre vereinten Hände und drückte einen Kuss auf Edwins Fingerspitzen, streifte sie leicht mit seinen vollen Lippen. „Woher bekommst du das Blut, das du benutzt?“

Edwin, der sich immer noch auf Byrons volle Lippen konzentrierte, bemühte sich, eine Antwort zu formulieren. „Warum diese Frage?“ Edwin war sich nicht sicher, ob er von seinem Patenonkel und den Paketen, die der Wandler ihm monatlich schickte, erzählen wollte.

„Weil ich wissen möchte, welche Art von Blut du normalerweise verwendest“, antwortete er und zog ihn zur Tür. Er blieb an der Tür stehen und öffnete sie. „Ihr könnt jetzt reinkommen.“

„Ähm“, Edwin beobachtete, wie zwei Männer eintraten, zuerst ein großer Kerl mit hellbraunen Haaren und einer eindeutig militärischen Haltung, gefolgt von einem kleineren Mann mit sandfarbenen Haaren und haselnussbraunen Augen. „Wer sind diese Typen?“ Er wich instinktiv zurück. Jeder dieser Fremden konnte ihn überwältigen und sein Labor verwüsten. Was wollten sie?

Byron ließ Edwins Hand los und legte einen starken Arm um seine Taille. Der Wolfswandler zog ihn gegen seine Seite. Edwin sah überrascht auf. Byron lächelte zu ihm hinunter, und die Wärme in seinen Augen überraschte ihn.

„Dies sind Nick Greely und sein Gefährte, Miach Coleman“, stellte Byron vor und zeigte zuerst auf den kleineren Mann, dann auf den größeren der beiden. Byron hob die freie Hand und umfasste Edwins Kiefer. Mit etwas Druck drehte er Edwins Kopf und drängte ihn, seinen Blick zu treffen. „Ich entschuldige mich dafür, dass meine Vorurteile zwischen uns geraten sind. Ich hätte gerne die Gelegenheit, dich kennenzulernen.“

Edwin gefiel das. Alles, was sein Pate über die Anziehungskraft zwischen Gefährten gesagt hatte, war definitiv wahr. Hoffentlich würden sich ihre Persönlichkeiten nicht gegenseitig in den Wahnsinn treiben, wenn sie mehr über einander herausgefunden hatten. Er freute sich wirklich darauf herauszufinden, wie die Chemie im Bett aussehen würde.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739455242
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juni)
Schlagworte
Liebesroman Werwolf Formwandler schwul Wandler Gay Romance Gestaltwandler Gay Fantasy Romance Fantasy Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Die heilende Berührung des Wolfs