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Die Liebe eines Wolfes

von Charlie Richards (Autor:in)
140 Seiten
Reihe: Die Wölfe von Stone Ridge, Band 34

Zusammenfassung

Aus dem Käfig: Manchmal braucht die Liebe ein wenig besondere Zuwendung, um zu wachsen. Stake Dolan arbeitet seit fast einem Jahrzehnt als Feuerwehrmann. Er weiß, dass er laut, frech und gelegentlich streitbar ist, auch wenn er es nicht mit Absicht tut. Manchmal platzt er einfach mit etwas raus, ohne nachzudenken. Seine gedankenlosen Worte bringen ihn in Schwierigkeiten und sein Boss befiehlt ihm, beim Säubern einiger der örtlichen Wanderwege zu helfen. Dabei lernt Dolan Cecil Rochette kennen. Der freundliche Mann baggert ihn an, aber Dolan weist ihn schnell ab. Ein paar seiner Feuerwehrkollegen sind schwul, aber er ist es nicht. Trotzdem, obwohl er nicht weiß warum, hat der Kerl etwas an sich, das ihn erregt. Als Cecil immer wieder in seinem Leben auftaucht, fragt Dolan sich, wie es wohl wäre, den Avancen des Mannes nachzugeben. Wird es die Sache wert sein, etwas so anderes zu tun, besonders wenn es noch niemand lange mit seiner großen Klappe ausgehalten hat? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 35.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Stake Dolan – Dolan für seine Freunde, nicht dass er sehr viele davon hätte – tat sein Bestes, um nicht mit den Zähnen zu knirschen. Er musste ohnehin schon zum Zahnarzt gehen. Mit den Zähnen zu knirschen würde nur noch mehr weh tun.

Ich hasse den Zahnarzt.

Dolan holte tief Luft und lenkte seine Konzentration dorthin, wo sie sein musste: Fire Chief Brahms Glowder.

„Du musst nachdenken, bevor du sprichst, Dolan“, bellte der Feuerwehrchef. „Wie oft habe ich dir das schon gesagt?“

Ganz ehrlich, Dolan hatte aufgehört zu zählen. „Ja, Sir“, antwortete er sofort. Obwohl er wusste, dass sein Chef Recht hatte, war es nicht so, als würde er es nicht versuchen. „Ich hatte nicht vor, den Detective zu beleidigen, Sir.“ Das hatte er wirklich nicht.

„Einen Mann Schwanzlutscher zu nennen ist nie angebracht, völlig unabhängig von der Situation“, knurrte Glowder und funkelte ihn an. Mit verschränkten Armen und blauen Augen, die vor Wut und Enttäuschung funkelten, war der ältere Mann eine beeindruckende und einschüchternde Gestalt, selbst wenn er fast fünf Zentimeter kleiner war als Dolans eins zweiundachtzig. „Ich gebe dir drei obligatorische Tage frei. Während dieser Zeit wirst du Detective Lyle Sullivan eine formelle Entschuldigung schreiben. Dann überbringst du sie dem Detective persönlich, bevor du dich den Freiwilligen anschließt, die die Wanderwege reinigen.“

Dolan verzog das Gesicht, nickte aber dennoch, als er an die Situation dachte, die ihn in die Situation gebracht hatte.

In letzter Zeit hatte es in der Stadt eine ganze Reihe von Bränden gegeben. Alle Brände hatten dasselbe gemeinsam, nämlich, dass sie in verlassenen Gebäuden am Stadtrand entstanden. Bisher war niemand verletzt worden, aber das könnte sich ändern.

Detective Lyle Sullivan war beauftragt worden, mit dem Brandinspektor Boyd Usher zusammenzuarbeiten. Dolan hatte beide Männer nur ein paar Mal getroffen. Boyd war verheiratet, hatte vier Kinder und lebte mit seiner Familie in einem Haus mit weißem Lattenzaun und einem Hund. Ganz das Klischee der typischen amerikanischen Familie, wie Dolan gehört hatte.

Der Detective hingegen war homosexuell. Er hatte einen Freund und ein Zuhause im Wald. Vielleicht eine Blockhütte. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können, und doch hatten sie sich mit Lächeln und Händeschütteln begrüßt.

Dolan fand das klasse. Er hatte kein Problem mit Schwulen. Verdammt, er arbeitete mit ein paar von ihnen in der Feuerwache zusammen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hatte Dolan nicht weiter darüber nachgedacht und war zu den Männern gegangen. Er hatte ihnen beiden auf den Rücken geklopft, wahrscheinlich fester als er sollte, da Boyd einen Schritt nach vorne gemacht hatte. Dolan grinste zwischen ihnen hin und her und erklärte: „Es ist gut, dass ein Schwanzlutscher und ’ne Hete zusammenarbeiten können. Wir müssen diesen Brandstifter aufhalten, bevor jemand verletzt wird.“

Lyle hatte tatsächlich die Lippen verzogen und ihn angeknurrt. Es war jedoch nicht dieser Laut oder der Gesichtsausdruck, der Dolan dazu gebracht hatte, seine Hand von ihm zu nehmen. Da war etwas in Lyles dunklen Augen gewesen, das ihn veranlasst hatte, sich von den beiden zu entfernen – etwas Wildes, Animalisches.

Offensichtlich war es nicht genug gewesen, seine Hand wegzuziehen. Lyle drehte sich zu Dolan um und knurrte: „Du hast eine große Klappe, Dolan. Du brauchst einen verdammten Aufpasser.“ Dann hatte er sich abgewandt und war auf die glühende Ruine der ehemals baufälligen Hütte zugegangen, die in Brand gesteckt worden war.

Dolan hatte den Vorfall vergessen, war zum Feuerwehrwagen zurückgekehrt und hatte Schläuche aufgerollt. Als er zur Feuerwache zurückkehrte, war er in das Büro des Chefs gerufen worden. Jetzt stand er vor einer Suspendierung und dieser seltsamen Entschuldigungsscheiße.

Trotzdem würde Dolan es tun. Er schätzte seinen Job zu sehr, um etwas anderes zu tun. Es war so ziemlich alles, was er hatte.

Dolan nickte erneut und murmelte: „Es tut mir leid, Chief. Ich versuche nicht, Leute sauer zu machen.“

„Ich weiß, Dolan“, antwortete Chief Glowder und klang genervt. „Anstatt zu lernen, nachzudenken, bevor du sprichst, solltest du vielleicht lernen, überhaupt nichts zu sagen.“

Dolan nickte pflichtbewusst und fragte sich, ob das einfacher wäre. Wenn er mit zweiunddreißig Jahren noch nicht gefunden hatte, was andere als Gehirn-zu-Mund-Filter bezeichneten, würde er den jetzt sicher nicht mehr finden. Vielleicht wäre es also tatsächlich besser, überhaupt nicht zu reden.

„Also?“

Dolan verzog das Gesicht und murmelte: „Ich weiß, dass es richtig ist.“ Er blickte finster auf den Schreibtisch des Chiefs und fuhr fort: „Ich weiß, dass dies nicht das erste Mal ist. Ich habe nur …“ Er zuckte mit den Schultern, hob die rechte Hand an die linke Schulter und rieb sie abwesend. Er hatte sie ein paarmal ausgekugelt, und wenn er zu viele Schläuche aufrollte oder zu viele Stunden damit verbrachte, den Löschzug zu waschen, schmerzte sie. „Ich kann es nicht erklären.“

Chief Glowder seufzte und runzelte die Stirn. „Ich weiß. Geh nach Hause und denk über das nach, was ich gesagt habe.“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, offensichtlich erschöpft davon, dass er sich erneut mit Dolans Unfähigkeit befassen musste, zuerst nachzudenken und dann zu reden.

Dolan erhob sich, um genau das zu tun, was sein Chef befohlen hatte. Stattdessen blieb er vor dem Stuhl stehen und platzte heraus: „Soll ich nicht noch meine Schicht beenden?“ Er sollte noch zehn Stunden im Dienst sein.

„Nein, Dolan“, antwortete der Chief und erhob sich von seinem Stuhl. Er stützte seine Knöchel auf den Schreibtisch und beugte sich zu ihm. „Sollst du nicht. Ich möchte, dass du außer Sichtweite bist, wenn Inspector Usher herkommt, um mir seine Erkenntnisse mitzuteilen. Ich habe schon Paolo angerufen. Er wird in zehn Minuten hier sein.“

„Ja, Sir“, murmelte Dolan. „Ich, äh, gehe dann also einfach.“

Dolan drehte sich um und trat aus dem Büro. Er hatte sich auch in die Scheiße geritten, als Paolo bei ihnen angefangen hatte. Dolan hatte die Klappe aufgerissen und verkündet, dass er eine Feuertaufe für den besten Weg hielt, um einen Mann in den Job einzuführen. Der Chief hatte es mitgehört, ihn in sein Büro beordert und ihm eine Standpauke darüber gehalten, seinen Boss nicht in Frage zu stellen und seine Feuerwehrmänner nicht unnötig zu ermüden.

Dolan verwarf die Erinnerung und ging in den Umkleideraum. Er schloss seinen Spind auf, schob seine Sachen in seine Tasche und warf diese über seine gute Schulter. Er trat aus dem Raum und ging geradewegs zur nächsten Tür. Er wollte niemanden sehen.

Dolan schaffte es nicht.

Thoron trat aus dem Kraftraum und warf sich dabei ein Handtuch über die Schulter. Er warf einen Blick auf die Tasche über Dolans Schulter und schüttelte den Kopf. „Wieder mal die Klappe aufgerissen?“, fragte Thoron unverblümt.

„Nein“, antwortete Dolan schroff. „Ich hab nur … das Falsche gesagt.“

„Schon wieder“, ergänzte Thoron für ihn. Zu Dolans Überraschung lächelte er mitleidig. „Ich habe den Kommentar an den Detective mitbekommen“, gab er zu. Thoron tätschelte Dolans Schulter, als er an ihm vorbeikam. „Nicht dein glorreichster Moment, Alter. Vielleicht solltest du Lyles Rat befolgen.“

Dolan drehte sich finster um und fragte: „Wovon redest du?“

Thoron schenkte ihm ein freches Grinsen. „Such dir einen Aufpasser.“ Er wackelte mit den Brauen. „Vielleicht einen hübschen Hitzkopf, dem es nichts ausmacht, dir einen Knebel in den Mund zu stecken, wenn du ein böser Junge bist.“

Dolan starrte Thoron verblüfft an. Der andere Mann grinste nur weiter, als er sich abwandte und zu den Duschen ging. Thoron winkte über seine Schulter und verschwand durch eine Tür.

Dolan schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Ausgang zu. Er stieß die Tür auf und ging nach draußen zu seinem Truck. Er öffnete die hintere Tür und warf seine Tasche in den hinteren Teil seines Viersitzers. Sie landete auf einer Reihe leerer Wasserflaschen und ließ den Kunststoff knirschen.

„Ich nehme an, ich habe in den nächsten ein oder zwei Tagen genügend Zeit, um meinen Truck sauberzumachen“, grummelte Dolan. Er biss die Zähne zusammen und schwang sich hinter das Lenkrad. Schmerz pulsierte links unten durch seinen Kiefer. „Und zum Zahnarzt zu gehen.“

Dafür müsste Dolan seinen Mut ein wenig zusammennehmen. Er wusste, dass er mindestens ein Loch im Zahn hatte. Jedes Mal, wenn er kaltes Wasser trank, erinnerten ihn seine Zähne daran, dass seit einer letzten Untersuchung fast zwei Jahre vergangen waren. Er hatte es wirklich lange genug aufgeschoben.

Als Dolan zu Hause ankam, zog er sich aus, warf seine Kleidung direkt in die Waschmaschine, stellte sie aber nicht an. Stattdessen ging er zuerst unter die Dusche.

Dolan stand nur mit Shorts bekleidet in der Einfahrt und holte Sachen aus seinem Truck. Er stopfte den Müll in eine Tüte – Dinge wie Wasserflaschen aus Plastik, fallengelassene Quittungen und alte Zeitschriften oder Werbepost. Die meisten Gegenstände fielen in diese Kategorie, aber er fand auch seinen verschwundenen Baseballhandschuh und ein altes Paar Laufschuhe.

Während Dolan arbeitete, dachte er über den Entschuldigungsbrief nach, den er am Abend zuvor begonnen hatte. Jedes Wort, das er schrieb, fühlte sich an, als würde er es in seine Seele einmeißeln. Er hasste es ohnehin schon zu wissen, dass er mit seinen gedankenlosen Worten mal wieder Mist gebaut hatte. Es aufzuschreiben ließ es noch schlimmer erscheinen.

Dolan hatte es nur geschafft, ein paar Zeilen hinzukritzeln, bevor er den Stift durch den Raum geworfen hatte. Die richtigen Worte zu finden, um sich zu entschuldigen, war Kacke. Trotzdem wusste er, dass er es tun musste.

Zu diesem Zweck dachte Dolan darüber nach, was er zu sagen hatte und wie er es richtig sagen sollte. Es war nicht leicht. Alles in seinem Kopf klang falsch.

Vielleicht muss ich genau das zugeben.

Mit diesem Gedanken beendete Dolan die Arbeit an seinem Truck. Er ging sogar so weit, einen Handstaubsauger einzusetzen. Alles war ihm recht, um die Fertigstellung dieses verdammten Briefes rauszuzögern. Sobald der Truck sauber war, machte er sogar einen Anruf und vereinbarte einen Zahnarzttermin.

Dolan wusste, dass er die Aufgabe nicht länger aufschieben konnte. Er hob den Stift auf, den er am Abend zuvor weggeworfen hatte, und setzte sich an den Tisch. Nachdem er seinen ersten Versuch eines Entschuldigungsschreibens zu einem kleinen Papierball zerknittert und ihn zur späteren Vernichtung in die ungefähre Richtung seiner Küche geworfen hatte, machte er sich an die Arbeit.

Die Haare in Dolans Nacken standen zu Berge. Als er sah, wie Lyle sich auf ihn zu bewegte, fühlte er sich wie im Visier eines Raubtiers. Das gleiche wilde, animalische Leuchten blitzte für einen Moment in den Augen des Detectives auf, was dazu führte, dass Dolan sich unbehaglich von einem Fuß zum anderen bewegte.

Dolan holte tief Luft – so subtil wie möglich – und versuchte sich zu entspannen. Er war wahrscheinlich nicht sehr erfolgreich, da sich Lyles Augen verengten und seine Nasenflügel flatterten. Dolan rieb sich den Nacken und versuchte, das seltsame Gefühl zu verdrängen.

Lyle blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was machst du denn hier?“

„Ich …“ Dolan hielt inne, räusperte sich und sagte sich im Geiste vor, was er sagen wollte. „Ich wurde von meinem Chef angewiesen, mich zu entschuldigen, aber es hätte mir gar nicht befohlen werden müssen.“ Er schluckte schwer und wünschte sich plötzlich, er hätte eine Flasche Wasser mitgebracht. „Was ich sagte, war unangemessen.“

Lyle seufzte laut und krümmte einen Finger. „Komm mit“, forderte er ihn auf „Dafür brauchen wir kein Publikum.“

Über alle Maße erleichtert, nickte Dolan. Vielleicht wäre den Mund zu halten einfacher zu lernen, als er gedacht hatte.

Dolan folgte Lyle durch den Raum, der mit Schreibtischen voller Papiere vollgestopft war und Stühlen, an denen Handschellen befestigt werden konnten. Ein Mann saß an einem Schreibtisch, beugte sich über den Papierkram und kritzelte eifrig vor sich hin. Ein anderer Mann stand an einem Kopierer, während eine Frau an einer Theke sich eine Tasse Kaffee einschenkte. Als das Telefon an der Rezeption klingelte, eilte dieselbe Frau – Michelle, wie auf dem Schild auf ihrem Schreibtisch stand – dorthin, um den Anruf entgegenzunehmen.

„Hier geht es ja verrückt zu“, murmelte Dolan und blieb in der Tür des Büros stehen, das Lyle betreten hatte. Er schaute über die Schulter und betrachtete den Raum erneut. „Gibt es in Stone Ridge wirklich so viel Verbrechen?“ Er hätte es jedenfalls nicht gedacht. „Oder seid ihr alle nur wirklich sehr weit mit dem Papierkram im Rückstand?“

„Komm rein“, grummelte Lyle, packte seinen Arm und zerrte ihn hinein. „Du und deine Klappe.“

Scheiße! Vielleicht ist es doch schwer zu lernen.

„Tut mir leid.“

Als Lyle ihn losließ und die Bürotür schloss, rieb Dolan sein Handgelenk. Verdammt, der Typ hatte einen täuschend starken Griff. Plötzlich wieder nervös, senkte er den Kopf und schaute durch seine Wimpern, während Lyle an ihm vorbei zu seinem Schreibtisch ging. Als Lyle zu ihm hinüberblickte, legte er den Kopf schief und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Die Anspannung in den Schultern des Mannes ließ ein wenig nach.

„Nimm Platz, Dolan“, sagte Lyle und zeigte auf den Stuhl zu seiner Linken.

Dolan gehorchte und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Schnell beugte er sich vor und zog den Brief aus seiner Gesäßtasche. Er legte ihn auf den Schreibtisch des Detectives, der interessanterweise sauber war.

„Was ist das?“

Den Blick auf den Brief gerichtet, den er auf den Schreibtisch gelegt hatte, rieb Dolan mit den Händen über seine Oberschenkel. „Eine Entschuldigung. Eine schriftliche Entschuldigung.“ Er seufzte und fügte hinzu: „Ich wollte die Leute hier nicht beleidigen. Ich war nur überrascht, wie voll es ist, wie klein die Räumlichkeiten sind, weißt du? Ich meine, das Feuerwehrhaus wurde vor zwei Jahren renoviert und erweitert. Wenn es so viele Verbrechen gibt, sollte dann nicht derjenige, der für die ganze Budget-Scheiße zuständig ist, auch Geld für eine größere Polizeistation lockermachen?“

Als Dolan sah, dass Lyle seine Hand hob, klappte er den Mund zu. Ich werde wirklich daran arbeiten müssen, nicht zu reden. Leider war er sich diesmal nicht ganz sicher, ob das, was er gesagt hatte, wirklich so falsch war.

„Hat dein Chef die Idee gehabt, dass du mir einen Entschuldigungsbrief schreiben sollst?“, fragte Lyle. Als Dolan seinen Mund öffnete, um zu antworten, fügte er schnell hinzu: „Ja oder nein.“

„Ja.“ Okay. Das war besser

„Warum?“, wollte Lyle wissen. „Sei präzise.“

„Er ist mein Chef“, erklärte Dolan. „Und ich mag meinen Job.“

Lyle nickte. „In Ordnung. Entschuldigung angenommen.“

Dolan starrte ihn an, überrascht, dass es so einfach war.

„Lerne, weniger zu reden, Dolan“, riet Lyle. „Es wird dein Leben leichter machen. Und um deine Frage zu beantworten, wir durchsuchen Akten nach Verbindungen zwischen den Bränden.“ Er zeigte auf die Tür. „Deine Aufgabe hier ist getan, und ich habe Arbeit zu erledigen.“

Dolan erkannte einen höflichen Rausschmiss, wenn er ihn hörte, und erhob sich. Er war nur zu gerne bereit zu gehen, und die Worte des Detectives klingelten in seinen Ohren. Was hatte dieser große Mann nur an sich, das ihn dazu brachte, tatsächlich gehorchen zu wollen?

Kapitel 2

„Warum hast du eine Katze mit nach Hause gebracht?“

Cecil Rochette rieb über den Kopf des Kätzchens, genau zwischen den Ohren, während er seinen älteren Bruder Teague mit gerunzelter Stirn ansah. „Oh, sie ist so süß! Wie konnte ich Pepper nicht mit nach Hause bringen?“

„Du hast ihr schon einen Namen gegeben?“ Teague runzelte die Stirn, als er die Arme vor der Brust verschränkte. „Wir haben kein Geschäft in Stone Ridge, das Tiere verkauft. Wo hast du es überhaupt her?“

Sie“, betonte Cecil und kuschelte das schwarz-graue Kätzchen an seine Brust. „Ich habe Pepper am Rand des Marktes gefunden. Eine Mutter und ein kleines Mädchen haben die Kätzchen ihrer Katze verschenkt.“ Er lachte, als er den kleinen Stubentiger an seinem Daumen knabbern spürte. „Sie war die letzte. Wie hätte ich ihrem Charme widerstehen können?“

Teague verdrehte die Augen, obwohl er sich ein Lächeln nicht verkniff. Er streckte die Hand aus und ließ seine Zeigefinger über den Rücken des Kätzchens gleiten. „Zu sehen, wie sie dich beißt, ist ziemlich amüsant. Halte sie von meinem Zimmer fern.“

Cecil grinste breit und rief seinem älteren Bruder zu: „Dann mach halt deine Tür zu!“

Als sein Bruder ihm den Stinkefinger zeigte, lachte Cecil. Dann setzte er sich entspannt auf das Sofa und legte Pepper auf seinen Schoß. Das Kätzchen hüpfte sofort von seinen Beinen und dann auf den Boden. Das winzige Wesen fing an, an den Möbeln herumzuschnüffeln. Plötzlich duckte es sich und stürzte sich auf etwas.

Cecil sah amüsiert zu, wie Pepper zurücksprang und dann an dem Etwas roch, was auch immer es war. Als er den winzigen schwarzen Käfer sah, grinste er. „Schnapp ihn dir, Pepper“, feuerte er sie an.

Das Kätzchen hielt inne, hob den Kopf, um ihn anzusehen, und miaute.

„Ach, ja?“, antwortete Cecil und stellte sich ihre Empörung darüber vor, während der Jagd gestört worden zu sein. „Lass mich dich nicht weiter unterbrechen. Ich muss sowieso deine Katzentoilette holen. Ich komme gleich wieder.“

Cecil überließ die kleine Jägerin ihrem Spiel und ging hinaus zu seinem Jeep. Er holte die Katzentoilette heraus, die Tüte mit dem Klumpstreu und eine Tragetasche voller Katzenfutter in Dosen, Schüsseln, Leckereien und Spielzeug. Nachdem er der Dame gesagt hatte, sie solle das Kätzchen für ihn zurückbehalten, während er einkaufte, hatte er möglicherweise ein wenig übertrieben.

Für Cecil war das in Ordnung. Er hatte Katzen nicht immer gemocht. Zum Teufel, er war schließlich ein Wolfswandler. Seit er und sein Bruder den Bergkatzen-Wandler Ajax gerettet hatten, war er jedoch von den Kreaturen fasziniert. Jetzt lebte Ajax dauerhaft bei ihnen, nachdem er sich mit Cecils jüngerem Bruder Cayden verpaart hatte.

Cecil trug das Zeug ins Haus und stellte die Katzentoilette, den Futter- und Wassernapf auf und räumte alles andere weg. Als er fertig war, hob er das Kätzchen hoch, das sich daran gemacht hatte, in einen Zeitschriftenständer zu klettern. Er trug es in die Waschküche, wo er die Katzentoilette aufgestellt hatte, und setzte das Kätzchen hinein.

Pepper schnupperte daran, sprang dann sofort heraus und rannte zu einem Paar Wanderschuhen. Sie stürzte sich auf einen Schnürsenkel und packte ihn mit Krallen und Zähnen, ließ sich dann auf die Seite fallen und versuchte, den Schnürsenkel zu fressen.

Cecil richtete sich lachend auf und sah ein paar Sekunden lang einfach zu. Es war seltsam entspannend, der kleinen Kreatur zuzusehen, wie sie etwas so Fröhliches tat. Natürlich, würde Teague, wenn er Zahnspuren in seinen Schnürsenkeln fand, vielleicht nicht ganz so fröhlich sein.

Als sich die Klappe der Hundetür öffnete, stoppte Pepper ihr Spiel. Sie hob den Kopf und blickte auf den braunen Kopf von Cecils jüngerem Bruder in Wolfsform. Caydens dunkle Augen warfen einen fragenden Blick in Cecils Richtung, bevor der Wolfswandler ganz durch die Klappe schlüpfte. Ein paar Sekunden später folgte ihm Ajax’ hellbraun und grau gefärbte Bergkatze.

Ohne Angst bewegte sich Pepper halb springend, halb rutschend auf die beiden zu. Sie stieß gegen Caydens große Pfoten, purzelte darüber hinweg und landete auf dem Rücken zwischen ihnen.

Schnell rollte sie sich auf die Füße, dann machte sie einen Buckel und rieb sich an Caydens Vorderbein. Der Wolf schaute auf das Kätzchen hinunter, schnupperte an ihr – was das Kätzchen zum Schnurren brachte – und hob dann den Kopf. Er warf Cecil einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Äh, das ist Pepper“, sagte Cecil und neigte unterwürfig den Kopf vor seinem jüngeren Bruder. „Sie ist süß, oder?“

Cecil war sich nicht sicher, was er tun würde, falls sein dominanterer Bruder ihm sagte, er solle das süße kleine Tierchen loswerden. Auch wenn Teague der älteste war, war Cayden von allen dreien am meisten ein Alpha. Da er auch der kleinste von ihnen war, gab es von Zeit zu Zeit ein wenig Aufruhr. Sie lösten es aber immer nach kurzer Zeit.

Cayden trat über Pepper hinweg und tappte in die Mitte der Waschküche. Nachdem er zu seiner menschlichen Gestalt übergegangen war, stand er auf und drehte sich zu Cecil um. Er verschränkte die Arme über der Brust, während sich sein Kiefer spannte und lockerte.

Cecil senkte unterwürfig den Kopf und fügte hinzu: „Sie war das letzte Kätzchen. Es wurde dunkel. Sie brauchte ein Zuhause.“ Er warf Pepper einen Blick zu, die jetzt auf einen Sessel kletterte und Ajax sichtlich amüsierte. „Siehst du? Sie hat keine Angst vor uns.“

Cayden schnaubte leise und lenkte Cecils Aufmerksamkeit auf sich. „Sie ist süß“, gab er zu. „Das muss ich ihr lassen. Aber was ist in dich gefahren, Mann?“

Als Cecil sah, dass Cayden seinen Gefährten und das Kätzchen amüsiert betrachtete, grinste er breit. „Ich weiß nicht“, gab er zu. „Es war einfach die Art, wie sie mich ansah.“

Cayden summte, als er Cecils Blick begegnete. „Das Kätzchen, Pepper?“

Cecil nickte.

„Ist sie stubenrein?“

„Oh ja“, versicherte Cecil. „Die Dame, die die Kätzchen weggab, hat mir versichert, dass sie vollkommen stubenrein ist, aber auch gerne nach draußen geht. Sie frisst feste Nahrung, also keine Sorge deswegen.“

„Nun, bring ihr bei, die Hundeklappe zu verwenden, dann müssen wir die Tür nicht für sie öffnen und schließen“, wies Cayden an. „Ich möchte auf keinen Fall Diener für ein Kätzchen spielen.“

Cecil grinste breit und war erleichtert, die Erlaubnis seines Bruders zu haben.

„Wir grillen heute Steaks“, sagte Cayden und griff nach einer Jogginghose. „Willst du Makkaroni mit Käse machen?“

Cecil nickte und wandte sich ab, als Ajax sich verwandelte, da er wusste, dass sein Bruder es nicht schätzen würde, wenn er dessen Gefährten anglotzte. Ziemlich irrational, weil er die Katze schon oft nackt gesehen hatte.

Zur Hölle, Wandler waren nicht schamhaft.

Sie zogen sich beim Verwandeln ständig voreinander an und aus. Dennoch, Cayden und Ajax waren ziemlich frisch verpaart. Cecil fragte sich, ob diese irrationale Besitzgier mit der Zeit nachlassen würde. Das hatte er zumindest bei anderen Paaren gesehen.

„Ich möchte Pepperonistückchen in den Käsenudeln“, rief Ajax.

Cecil winkte mit einer Hand, als er antwortete, ohne hinzuschauen: „Bekommst du!“

Ajax hatte den größten Teil seines bisherigen Lebens in Katzenform in den Bergen verbracht. Er hatte in erstaunlich jungen Jahren gelernt, sich zu verwandeln, was ihn zu einem hervorragenden Jäger gemacht und ihm das Überleben ermöglicht hatte, nachdem seine Mutter gestorben war. Dann war er von Wissenschaftlern gefangen und jahrelang festgehalten worden, nur um schließlich von Cecil, Teague und anderen aus ihrem Rudel gerettet zu werden … mit Hilfe einiger Vampire.

Jetzt erforschte der Katzenwandler seine Vorlieben und Abneigungen, was menschliche Nahrung betraf. Er hatte Makkaroni mit Käse aus der Tüte entdeckt und sich in das Zeug verliebt. Gut, dass es Cecil und seinen Brüdern auch schmeckte, denn sie aßen es fast täglich. Das und Apfelmus.

Teague kam ein paar Minuten später zu Cecil in die Küche. Zusammen bereiteten sie Kartoffelpüree, Käsenudeln – komplett mit Pepperonistückchen – und eine Pilzsoße zu. Da Ajax bei ihnen lebte, waren alle drei Brüder bestrebt, ihm so viele verschiedene Gerichte und Aromen wie möglich vorzustellen.

Sie hatten ihre Kochkünste erheblich ausgeweitet, aber Cecil wusste, dass er bei Soßen, Pasta und Aufläufen bei weitem der Beste war. Teague machte tolles Chili und Carne Asada. Cayden hingegen war fast über Nacht zum Meister am Grill geworden.

Cecil nahm die Schüssel mit Nudeln in die eine und die Kartoffeln in die andere Hand. Er stellte sie auf den Tisch und ging zurück in die Küche, um Teller zu holen. Er hielt inne und wartete darauf, dass Teague vorbeiging, der in der einen Hand Besteck und in der anderen einen Krug süßen Tee trug.

Nachdem er eine Soßenschüssel aus dem Schrank genommen hatte, brachte Cecil sie zum Herd und stellte sie auf dem Tresen ab. Er hob den Topf und Quirl hoch. Vorsichtig goss er die Soße in die Schüssel und füllte diese fast bis zum Rand. Schließlich nahm er noch einen Stapel Plastikgläser und brachte alles zum Tisch.

Zu diesem Zeitpunkt war Teague wieder mit Servietten bei ihm. Zusammen deckten sie schnell den Tisch. Sie waren gerade fertig, als Ajax die Glasschiebetür öffnete und mit einem Teller voller noch brutzelnder Steaks hereinkam. Der Duft von englisch gebratenem Fleisch erfüllte die Luft, und Cecils Magen knurrte.

„Mmmmmm“, brummte Cecil. „Bring die duftenden Happen hierher“, verlangte er grinsend. „Ich kann es kaum erwarten.“

Cayden gesellte sich eine Sekunde später zu ihnen und die vier nahmen ihre Plätze ein. Er griff nach dem Löffel für das Kartoffelpüree und gab eine kräftige Portion auf seinen Teller. Als nächstes nahm er eine Portion Makkaroni mit Käse.

Er grunzte leise, als Teague ein Stück Rindfleisch auf seinen Teller legte und reichte seinem Bruder den Löffel. Er nahm die Soße von Cayden entgegen und schöpfte eine großzügige Menge auf sein Steak und Kartoffelpüree. Danach gab er sie an seinen älteren Bruder weiter.

Cecil summte voller Vorfreude und hob Messer und Gabel auf. Er stach mit der Gabel in das dicke Stück Fleisch, bevor er sein Messer über den Rand schob. Er schnitt einen großen Bissen ab, zog seine Gabel heraus, stach sie in das mundgerechte Stück, stellte sicher, dass er ein Stück Pilz mit eingefangen hatte, und führte es an seinen Mund. Sein Summen wurde zu einem Stöhnen, als der würzige Happen Rindfleisch mit heißer Soße seine Geschmacksknospen traf.

So gut.

Es schmolz praktisch auf seiner Zunge.

Die nächsten fünfzehn Minuten aßen Cecil und seine Familie in relativer Stille. Die einzigen Geräusche waren das begeisterte Grunzen, das erfreute Summen und das zufriedene Seufzen der Männer. Schließlich wurden die Bewegungen, mit denen die Gabeln zum Mund geführt wurden, langsamer.

„Also, schließt du dich der Gruppe an, die die Wanderwege säubert?“

Cecil wandte seine Aufmerksamkeit Cayden zu. Sein Bruder war der Diplomat ihres Wolfsrudels und stets auf dem Laufenden, was das Geschehen im Inneren Kreis betraf. Derzeit befand er sich in Gesprächen mit dem Wandlerrat und versuchte, mehr darüber zu erfahren, wo eine Reihe von ihren kürzlich geretteten Wandlern hergekommen war.

„Ich habe nicht viel darüber nachgedacht“, gab Cecil zu. „An welchem Tag ist es?“

„Freitagnachmittag“, verriet Teague. „Ich werde da sein. Musst du arbeiten?“

Cecil arbeitete in Teilzeit als Zahnarzthelfer. Seine Brüder hatten ihn gefragt, warum er seine Tage damit verbringen wolle, in den Mund anderer Leute zu schauen, und er konterte oft mit der Frage, warum Cayden es mochte, mit streitlustigen Fremden zu reden oder warum Teague es gefiel, den ganzen Tag auf einen Computer zu starren. Er fand es einfach faszinierend. Außerdem hörte er gerne Details über neue Techniken. Die Veränderung in der Zahntechnik allein innerhalb der letzten achtzig Jahre faszinierte ihn.

Cecil schüttelte den Kopf und sagte: „Nein. Wird das vom Rudel durchgeführt oder vom Parkservice geleitet?“

„Vom Parkservice“, sagte Cayden. „Mit freiwilligen einheimischen Helfern.“

„Also kein Verwandeln“, überlegte Cecil. Trotzdem wäre es schön, draußen in der Natur zu sein. Er war ein Wandler. Er liebte es, aus fast allen Gründen nach draußen zu gehen. „Ja“, stimmte er zu. „Ich werde –“

Cecil spürte einen Ruck an seinem Jeansbein und sah nach unten, wo Pepper versuchte, hinauf zu klettern. Er griff nach ihr und nahm das Tierchen, legte es auf seinen Schoß und bemerkte Caydens verengte Augen.

„Nicht auf den Tisch oder die Küchenschränke“, befahl Cayden.

Cecil nickte. „Ich werde online ein paar von diesen Kletterbäumen bestellen“, sagte er zu seinem Bruder. „Hoffentlich rettet das auch unsere Möbel und Holzfußböden.“

Teague schnaubte. „Richtig, da wir ja unsere eigenen Krallen so regelmäßig zurechtfeilen.“

Cecil grinste und lauschte Caydens Lachen. Ajax zog die Brauen zusammen, während er den Kopf neigte. „Du feilst deine Krallen?“

„Nein, Baby“, versicherte Cayden. „Wir feilen unsere Krallen nicht.“

„Aber wir kratzen auch nicht absichtlich an den Möbeln“, betonte Cecil und verteidigte seinen geplanten Kauf. „Das ist alles, was ich zu vermeiden versuche.“

Cayden streckte die Hand zu seiner Schulter aus und tätschelte sie. „Wir wissen das zu schätzen.“ Sein Lächeln war beruhigend.

Cecil streichelte den Kopf des Kätzchens und zog es zurück auf seinen Schoß, als es versuchte, eine Pfote auf den Tisch zu heben. „Nein, Pepper“, murmelte er und lockte die kleine Katze, stattdessen sein Hemd hochzukriechen.

„Ich werde anfangen aufzuräumen“, verkündete Ajax und sprang von seinem Sitz auf. „Kann die übrig gebliebene Soße wiederverwendet werden?“

Alle Brüder wussten, dass Ajax leider überhaupt nicht kochen konnte. Er hatte ein paarmal versucht, selbst Käsenudeln zuzubereiten. Beim ersten Mal hatte er das Wasser vergessen und verkochen gelassen. Das zweite Mal waren die Nudeln extrem matschig geworden. Das dritte und letzte Mal hatte Ajax zugelassen, dass es übersprudelte und sowohl Wasser als auch verbrannte Nudeln auf dem Herd hinterlassen.

Auch wenn sie versucht hatten, Ajax zu versichern, dass er irgendwann den Dreh rausbekommen würde, war der Katzenwandler immer noch empfindlich deswegen. Verdammt, der arme Kerl war in einer Höhle aufgewachsen, weil seine Mutter sich vor ihrem Alpha versteckt hatte. Ihr eigener Alpha, Alpha Declan, versuchte immer noch herauszufinden, wo dieses Rudel lebte, damit er eine Beschwerde einreichen konnte.

Nun bestand Ajax immer darauf, die Küche nach dem Essen zu putzen, obwohl sie ihm gesagt hatten, dass dies unnötig war. Cecil vermutete, dass Cayden immer noch versuchte, seinen Gefährten von seiner Absicht abzubringen, nur eben unter vier Augen. Cecil versuchte einfach, dem Mann seine Würde zu lassen, also reagierte er mit lächeln und nicken, half dann, den Tisch abzuräumen. Cecil bemerkte, dass Teague häufig dasselbe tat.

Nachdem er Pepper auf seine Schulter gesetzt hatte, stand Cecil vom Tisch auf. Er legte sein Besteck auf den Teller und hob beides mit einer Hand hoch. Mit seiner anderen nahm er sein Glas und trank den Inhalt in drei Schlucken aus. Schließlich brachte er alles zur Spüle.

„Ja“, antwortete Cecil schließlich auf Ajax’ Frage. „Ja, die Soße wird sich für ein paar Tage im Kühlschrank halten.“ Er hob eine Hand und fing Pepper gerade noch auf, bevor sie von seiner Schulter fiel. „Dummes Kätzchen“, säuselte er und drückte sie an seine Brust. Er wandte sich wieder Ajax zu und fügte hinzu: „Nimm einen der flachen Behälter, die wir für Sandwiches verwenden.“

Ajax nickte. „Verstanden.“ Er begann Teller vorzuspülen und in die Spülmaschine zu stellen.

Cayden trat hinter seinen Geliebten und schlang die Arme um den kleineren Mann. Er kuschelte sich an den Hals des Katzenwandlers, während er grollte: „Bist du sicher, dass du das jetzt machen willst? Wir könnten stattdessen ein Nickerchen machen.“

Cecil verdrehte die Augen, als er eine Dose Katzenfutter aus der Speisekammer holte. Er wusste genau, was während dieses Nickerchens passieren würde, und das war nicht schlafen. Er ignorierte die andauernden Versuche seines Bruders, seinen Gefährten zum Aufschieben des Abwaschs zu überreden, ging in die Hocke, setzte sein Kätzchen auf den Boden und füllte ihren Napf.

Kapitel 3

Dolan richtete sich auf und stöhnte, als er seinen Rücken drehte. Er hatte sich viel zu lange mit dem Rechen nach vorne gebeugt und Holzspäne verteilt. Den Griff des Rechens an seine Schulter gelehnt, streckte er seine Arme über den Kopf und verbiss sich ein Grunzen, das halb Erleichterung, halb Schmerz war.

Dolan wandte sich von den drei anderen Männern ab. Alle vier hatten zusammen frische Holzspäne unter die Kinderschaukeln und andere Spielgeräte gestreut. Er kannte jedoch keine Namen.

Vage erkannte Dolan sie als Leute aus der ganzen Stadt.

Dolan blickte auf den Parkplatz und stellte fest, dass mehr als ein halbes Dutzend neue Fahrzeuge aufgetaucht waren, während er sich auf die Arbeit konzentriert hatte. Einige Leute waren sogar mit Motorrädern gekommen. Seine Aufmerksamkeit fiel auf ein auffälliges gold-rotes Modell – eine Harley, dem Emblem nach – und seine Finger juckten mit dem Verlangen, hinüber zu gehen und sie zu berühren.

Dem Drang widerstehend, lenkte Dolan seine Aufmerksamkeit stattdessen zu dem Mann, der die Verantwortung trug. Er war als Cliff MacDougal vorgestellt worden. Der schwarzhaarige Mann schien ihm zwar irgendwie vertraut, aber Dolan würde ihn nicht als einen Bekannten bezeichnen. Cliff war ein Park Ranger, der im Wald nahe Stone Ridge lebte, wie viele der Ranger.

Dolan packte den Rechengriff mit müden Fingern und ging auf Cliff zu. Er hatte während der letzten – er schaute auf die Uhr – vier Stunden einige Arbeiten erledigt. „Hey, Cliff“, rief Dolan. „Ich hole mir etwas Wasser und ein Sandwich, dann bin ich bereit für alles, was du sonst noch erledigt haben willst.“

Cliff drehte sich um, musterte Dolan und hob den Daumen.

Dolan nahm an, dass das als Erlaubnis reichte, und ging auf einen Tisch am Rande des Parkplatzes zu. Er musste der Gruppe Anerkennung zollen. Einige der Lebensgefährten der Ranger, männliche und weibliche, hatten eine gewaltige Menge an Verpflegung für die Helfer mitgebracht.

Dolan ließ seinen Blick über die angebotenen Dinge schweifen, während er langsam zum Tisch ging. Er entdeckte zwei Kühlboxen unter dem zwei Meter mal eins zwanzig großen Plastiktisch, wahrscheinlich voller Erfrischungsgetränke wie aromatisiertem Wasser und Limonade, die er gesehen hatte, als andere sie tranken. Auf dem Tisch waren reichlich Sandwiches und Chipstüten ausgebreitet.

Plötzlich spürte Dolan, wie sein Magen knurrte.

Ein jung aussehender blonder Mann lachte. „Klingt so, als könntest du ein paar davon vertragen“, sagte er zur Begrüßung. „Was magst du? Pute, Schinken, Roastbeef?“

„Äh, ja, ich schätze, ich habe jetzt Hunger. Und Pute“, antwortete Dolan, erstaunt über die Auswahl. „Bitte“, fügte er hinzu, als er sich an seine Manieren erinnerte. „Äh, wer hat das alles gemacht?“

Warte. Weniger reden. Weißt du noch?

„Die mit Pute liegen an diesem Ende“, sagte der junge Mann und zeigte auf die linke Seite der verschiedenen Sandwiches. „Es gibt Weißbrot und Weizenmisch, sowie die Wahl zwischen Pepperjack-Käse oder Cheddar.“ Er grinste breit und seine grünen Augen funkelten, als er hinzufügte: „Und wenn unsere Jungs in der heißen Sonne schuften und uns mit dem Anblick ihrer sexy Arm- und Beinmuskeln verwöhnen, müssen wir doch dafür sorgen, dass sie satt werden.“ Er stupste die Schulter der blonden Frau neben sich an. „Richtig, Lisa?“

Die Blondine, Lisa, lachte und nickte. „Allerdings.“

Als Dolan ein in Folie gewickeltes Sandwich mit einem Etikett entdeckte, laut dem es sich um Truthahn mit Cheddar-Käse auf Weizenbrot handelte, nahm er es. Er spürte, wie sich seine Wangen tatsächlich erhitzten, als er die Worte des offensichtlich schwulen Mannes hörte. Es war … unerwartet.

„Nun, äh, danke“, sagte Dolan aufrichtig und hielt das Sandwich hoch. Er war hungrig. Mit der anderen Hand griff er nach einer Portionspackung Chips mit Cheddar-Geschmack. „Beeindruckende Vielfalt.“

„Klar doch, Großer“, antwortete der kleine Mann. „Limonade und Wasser steht in der blauen Kühlbox. In der roten sind isotonische Getränke.“

„Danke“, sagte Dolan erneut und kniete nieder. Er öffnete die rote Kühlbox und fand ein Getränk mit Fruchtgeschmack. „Ihr Jungs, ähm, und Damen“, fügte er hinzu, „habt euch selbst übertroffen.“

Der junge Schwule grinste breit und zwinkerte. „Ich bin Deke Sommers, Luther Caldwells Partner“, sagte er und zeigte auf einen großen Blonden, der die Ketten der Schaukeln einölte. „Das ist Lisa MacDougal. Sie ist mit Cliff verheiratet, dem Park Ranger, der alles koordiniert.“ Dann deutete er wieder zu dem Essen. „Wenn du etwas möchtest, bedien dich einfach. Es gibt reichlich.“

„Ähm, danke“, sagte Dolan erneut, nicht sicher, was er sonst noch sagen sollte. Verdammt, er wusste, dass er nicht versuchen sollte, überhaupt noch etwas zu sagen. Es würde wahrscheinlich sowieso falsch rüberkommen. Er hielt sein Getränk hoch. „Vielen Dank.“

Dolan drehte sich um und ging weg, bevor er sich noch mehr zum Arsch machte … oder etwas sagte, was er nicht sagen sollte. Er setzte sich an einen Picknicktisch – das waren die ersten Dinge, die sie von Blättern, Zweigen und Dreck gereinigt hatten – und stöhnte leise, als er sein Essen und Trinken abstellte. Er rollte die Schultern und versuchte sie zu lockern, aber sich auf die Zunge zu beißen erwies sich als verdammt stressig.

Gut, dass er diesen Zahnarzttermin ausgemacht hatte, denn er hatte den halben Morgen seine Backenzähne zusammengebissen.

Dolan konzentrierte sich auf sein Sandwich und packte es aus, dabei fand er Portionspackungen mit Mayonnaise und Senf zwischen den Folienschichten. Er legte den Senf beiseite und riss die Mayonnaise auf, bevor er die obere Brotschicht abnahm. Nachdem er den halben Inhalt darüber verteilt hatte, klappte er das Sandwich wieder zu.

„Hallo“, grüßte eine tiefe Stimme und lenkte Dolans Aufmerksamkeit von seinem Sandwich weg und auf den Mann, der sich ihm gegenüber auf der Picknickbank niedergelassen hatte. „Ich bin Cecil. Cecil Rochette. Du bist einer der freiwilligen Feuerwehrmänner. Richtig?“

Dolan ließ seinen Blick über den Fremden schweifen und nahm seine angebotene Hand, das charmante Lächeln und das spekulative Leuchten in seinen braunen Augen wahr. Er fühlte sich tatsächlich, als ob der Mann ihn abchecken würde.

Sicherlich konnte das nicht wahr sein.

Das hinderte seinen Körper nicht daran, sich unter dem Blick des Mannes zu erwärmen … als wäre er nicht ohnehin von der Arbeit überhitzt.

Seltsam.

Nachdem Dolan sich die Hände an einer Serviette abgewischt hatte, streckte er die Hand aus und ergriff Cecils. Er wickelte die schlankeren Finger des anderen Mannes in seine eigenen und spürte ein merkwürdiges Kribbeln auf seiner Haut. Er zog seine Hand zurück als Reaktion darauf.

„Ich bin Stake Dolan“, sagte er zu Cecil und fühlte sich plötzlich skeptisch. „Feuerwehrmann. Ja. Aber ich habe mich nicht wirklich freiwillig gemeldet“, gab er zu. „Ich, ähm, ich wurde freiwillig gemeldet, könnte man sagen.“

„Jemand anderes hat dich als freiwillig gemeldet, was?“ antwortete Cecil mit einem Grinsen. „Wie ist das passiert? Hat deine Freundin oder Frau das getan?“

Wollte der Typ was über ihn erfahren? Es schien auf jeden Fall so.

Dolan konzentrierte sich auf sein Essen und öffnete seine Tüte Chips. Er nahm ein knuspriges Stückchen heraus und steckte es sich in den Mund. Als nächstes öffnete er sein Getränk und nahm einen langen Schluck.

„Verdammt, das ist gut“, murmelte Dolan. Er nahm einen weiteren Schluck. „Ich schätze, ich bin ein bisschen dehydriert.“ Er konnte tatsächlich fühlen, wie die gekühlte Flüssigkeit seine Kehle hinunterlief. Das bedeutete natürlich auch, dass sein Zahn von der kalten Flüssigkeit, die auf ihn traf, schmerzhaft pochte. Er verzog das Gesicht und drückte seine Knöchel an seinen Kiefer. „Scheiße.“

„Empfindliche Zähne?“, fragte Cecil besorgt. „Soll ich mal einen Blick darauf werfen?“ Er beugte sich näher, als würde er genau das tun wollen.

„Ja“, antwortete Dolan. „Ich meine, nein.“

Die rechte Seite von Cecils Mund verzog sich zu einem verschmitzten Lächeln. „Also, was nun? Ja oder nein?“ Er legte seine Unterarme auf den Tisch, rahmte mit ihnen sein eigenes Essen ein und fügte hinzu: „Ich weiß, was ich tue. Ich bin Zahnarzthelfer.“

„Ich meine, ja, mein Zahn tut weh“, erklärte Dolan und winkte die Besorgnis des Mannes ab. „Ich habe morgen einen Zahnarzttermin, also ist alles in Ordnung.“ Als Dolan den Mann in offensichtlicher Herausforderung eine Augenbraue hochziehen sah, während er sich auf seinem Sitz aufrichtete, räusperte er sich. „Mach dir keine Gedanken deswegen.“

Dolan nahm einen Bissen von seinem Sandwich, damit er nichts mehr sagen musste.

„Okay, dann beantworte meine andere Frage, feuriger Hengst“, drängte Cecil forsch. Er bestrich sein eigenes Sandwich mit Senf und Mayonnaise, dann griff er über den Tisch und hob Dolans halbgebrauchtes Päckchen auf. „Darf ich?“

Dolan war immer noch von dem Hengst-Kommentar geschockt und schüttelte den Kopf.

Cecil drückte den letzten Tropfen Mayonnaise aus dem Päckchen, während er nachhakte: „Wer hat dich freiwillig gemeldet?“

„Mein Chef“, platzte Dolan heraus, den Mund immer noch halb voll. Er fühlte, wie sich sein Gesicht vor Verlegenheit erhitzte, was er nicht verstand, und schluckte schnell. „Bei der Feuerwehr.“

Cecil nickte, als er einen Bissen seines eigenen Sandwichs schluckte und summte. „Also, hattet ihr eine Quote zu erfüllen oder so? Eine erforderliche Anzahl von Teilnehmern?“

Dolan schnaubte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich …“ Er hielt inne und runzelte die Stirn über seinem Sandwich. Er legte es weg und aß stattdessen mehr Chips, gefolgt von einem weiteren Schluck seines Getränks. „Ich habe ein Problem damit, ähm, mir wurde gesagt, dass ich keinen Gehirn-zu-Mund-Filter habe. Ich platze einfach mit irgendwelcher Scheiße raus und es ist normalerweise das Falsche. Ich habe etwas gesagt, was ich nicht sagen sollte, und das hier ist Teil meiner Bestrafung.“

Heilige Scheiße! Warum habe ich das alles gerade einem völlig Fremden eingestanden?

Cecil schien in keiner Weise beeindruckt von seiner Äußerung zu sein. Stattdessen nickte er einmal, bevor er sagte: „Okay. Bedeutet das, dass zu Hause keine Frau oder Freundin auf dich wartet?“

Verwirrt schüttelte Dolan sofort den Kopf. „Nein, ich – was?“

Hitze hellte Cecils dunkle Augen auf und ließ sie schimmern. „Gut. Wenn wir hier fertig sind, willst du mit zu mir kommen und ficken? Ich habe einen Whirlpool.“

Dolan erstarrte, sein Sandwich auf halbem Weg zu seinem Mund. Ein paar Sekunden später schaffte er es, den Mund zuzuklappen. „W-willst du mich abschleppen?“

„Ja“, antwortete Cecil, völlig reuelos. „Ich will dich ficken, feuriger Hengst. Du bist das heißeste Wesen auf zwei Beinen, das ich seit Jahrzehnten gesehen habe.“ Er griff nach Dolans Tüte, fischte ein paar Chips heraus und steckte sie sich in den Mund, während er ihm zuzwinkerte.

„A-aber ich bin nicht schwul“, entgegnete Dolan, während er spürte, wie ein Rinnsal von Wärme durch seine Adern glitt. „Ich meine …“ Er wurde rot. „Nicht, dass daran etwas falsch ist. Ich bin nur … nicht.“

Cecil grinste, als er sein Sandwich nahm. „Ach, Stake“, brummte er und sein Ton klang rau. „Du musst nicht schwul sein, um einen guten Fick zu genießen.“ Sein Lächeln wurde raubtierhaft. „Und ich bin ein großartiger Fick. Ich werde deine verdammte Welt zum Beben bringen. Du wirst gar nicht wissen, was deinen Arsch erwischt hat.“ Während er sprach, wurde Cecils Stimme leiser, bis er mit heiserem Flüstern sprach. „Du wirst jede Sekunde mit meinem Schwanz in deinem Arsch lieben und mich bitten, es immer und immer wieder zu tun.“

Dolans Puls wurde immer schneller, als er Cecils Worten zuhörte. Er spürte die Hitze der Erregung in seinen Adern. In seiner Leiste sammelte sich Blut und sein Schwanz wurde dicker.

Dolan schüttelte den Kopf, als er den letzten Bissen seines Sandwichs in den Mund schob. Er kaute schnell und bemühte sich, seinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen. Er tat sein Bestes, um das unerwartete und unerwünschte Gefühl zu ignorieren.

Es ist doch nicht erwünscht, nicht wahr?

Ja. Ja, total unerwünscht.

Als Dolan jedoch wieder zu Cecil blickte, stellte er fest, dass er den anerkennenden Blick mochte, den der Mann ihm schenkte. Es war lange her, dass eine Frau ihn mit einer solchen Hitze in den Augen angesehen hatte. Schade, dass Cecil keine Frau war.

Nachdem Dolan sein Essen geschluckt hatte, trank er den letzten Rest von seinem Getränk. Er schüttelte den Kopf und schenkte dem Mann ein trauriges Lächeln. „Tut mir leid, Cecil“, sagte er. „Ich bin geschmeichelt. Das bin ich wirklich.“ Es war die Wahrheit. „Aber ich habe kein Interesse daran, auf der anderen Seite zu fischen.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739489117
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (April)
Schlagworte
wandler romance shifter fantasy schwul gay liebesroman Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Die Liebe eines Wolfes