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Zu sich selbst finden

von Charlie Richards (Autor:in)
135 Seiten
Reihe: Die Wölfe von Stone Ridge, Band 40

Zusammenfassung

Aus dem Käfig: Freiheit nimmt alle möglichen Formen an, einschließlich der zu lernen, mit sich selbst zu leben … und den eigenen Grenzen. Drako Rundin hat die paranormale Welt auf ziemlich unsanfte Art kennengelernt – heiliger Mist, Vampire und Wandler sind echt! Trotzdem findet er es cool. Nachdem er so lange geglaubt hat, dass er seltsam ist, weil er ein Videospiele-liebender, schwuler Geek ist, stellt er fest, dass nicht nur er anders ist. Als er das Angebot seiner neuen Freunde, nach Denver zu reisen, annimmt, und dabei hilft, eine Straußenfarm zu verlegen, lernt er viele Leute kennen, die anders sind. Der Wandler Kwanza war sehr lange in Gefangenschaft. Er ist dankbar, dass er von einer Gruppe freundlicher Paranormaler gerettet wurde und weiß, dass sie sich Sorgen um ihn machen. Auch wenn er sich daran erinnert, wie er – vor Jahrzehnten – zur menschlichen Form übergegangen ist, fällt es ihm schwer, es tatsächlich zu tun. Die anderen Wandler sind geduldig und entgegenkommend und bieten ihm viel Platz zum Leben. Als Kwanza Drako trifft, erkennt er den rundlichen, süßen Menschen als seinen Gefährten. Zwar gelingt es ihm, sich zu verwandeln, er kann aber nicht lange in der menschlichen Form bleiben. Kann er mit Drakos Hilfe lernen, wieder ein Mensch zu sein? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 33.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Das Dröhnen einer Reihe von Motoren erweckte Kwanzas Aufmerksamkeit, als er gerade an den süßen Frühlingstrieben knabberte. Er hielt inne und hob den Kopf, neugierig, was es mit dem Tumult auf sich hatte. Während er durch die Bäume darauf zu ging, achtete er darauf, dass keine Äste an seinen Hörnern hängen blieben.

An sein ursprüngliches Zuhause erinnerte sich Kwanza nur vage. Es hatte zwar einige Bäume gegeben, aber es war nichts im Vergleich zu hier. Das Gebiet, in dem er sich jetzt befand, war voller Kiefern, steilem und felsigem Gelände und manchmal rauschenden Flüssen.

Außerdem Regen. Viel, viel Regen.

Kwanza schätzte den großen Unterstand, den Alpha Declan McIntire und seine Leute zwischen ein paar Bäumen auf der Lichtung hinter seinem Haus errichtet hatten, sehr. Wo Kwanza ursprünglich gelebt hatte, hatte es oft monatelang nicht übermäßig geregnet. Der Großteil des Jahres war heiß und trocken.

Er mochte Declans Gegend lieber.

Ich frage mich, ob sich mein altes Zuhause verändert hat.

Er war sich nicht sicher, ob er es jemals herausfinden würde.

Er folgte einem Weg, der ursprünglich ein Hirschpfad gewesen war, bevor Kwanza das Gebiet zu seinem Zuhause gemacht hatte, und trabte an dem Unterstand vorbei. Er blieb am Rande der Bäume stehen und betrachtete die Szene. Die Lichtung hinter Declans Haus war fünfzig Meter breit und endete an einer großen Veranda und einem noch größeren Gebäude.

Kwanza hatte gehört, dass es Declans Lodge oder nur die Lodge genannt wurde. Der untere Rand der Außenseite war mit einer auffallenden Steinverkleidung ausgestattet, der Rest bestand aus wunderschön tiefrot gefärbtem Holz. Es war ein beeindruckendes Gebäude, innen wie außen … oder zumindest hatte er das gehört. Er war noch nie drin gewesen.

Schließlich war er in seiner Bongo-Gestalt. Er hatte es nicht geschafft, sich zu verwandeln, seit er von dem Rudel aus einem wissenschaftlichen Labor gerettet worden war. Declans Tierarzt Travis MacDougal, der menschliche Gefährte des Wolfswandler-Buchhalters Rainy MacDougal, ermutigte ihn weiterhin.

„Du wirst dich verwandeln, wenn du bereit dazu bist“, sagte der Tierarzt immer.

Kwanza war sich da allerdings nicht so sicher. Es schien egal zu sein, wie sehr er es versuchte. Er konnte einfach nichts Menschliches mehr an sich fühlen.

Auch wenn er wusste, dass er einst sein Leben auf zwei Beinen begonnen hatte – nach dem aktuellen Datum, das seine Retter ihm genannt hatten, war das einhundertacht Jahre her – aber er konnte sich nicht wirklich daran erinnern, wie sich das anfühlte.

Vielleicht kann ich mich deshalb nicht verwandeln.

Als er das Haus beäugte, sah Kwanza, wie die Schiebetür an der Rückseite geöffnet wurde. Alpha Declan ging voraus, sein Gefährte Doktor Lark Trystan war an seiner Seite. Bei ihnen waren der Raubkatzenwandler Doktor Ailean Carmichael sowie Travis und eine Reihe von Fremden.

Kwanza legte den Kopf schief, damit er den Fokus seiner Fernsicht auf die Fremden halten konnte. Es waren sechs Personen. Eine davon war riesig, größer als Alpha Declan, mit breiten Schultern, dichtem dunklem Haar, durchsetzt von silbernen Strähnen und einem Spitzbart. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er mit Declan sprach.

Der Mann mit dem Ziegenbart hatte seinen Arm um einen kleineren, schlankeren Mann mit sandbraunem Haar gelegt. Er war verdammt viel leichter gebaut und hatte einen neugierigen, freundlichen Gesichtsausdruck. Mit interessiertem Blick schaute er sich um, stieß den großen Kerl mit dem Ellbogen an und deutete mit dem Kinn in Kwanzas Richtung.

Da nicht nur diese beiden ihn anschauten, sondern auch die anderen vier Personen, wich Kwanza einen Schritt zurück.

Declan winkte Kwanza zu und bedeutete ihm, näher zu kommen.

Kwanza machte einen Schritt und zögerte dann. Auch wenn er dem Alpha vertraute – größtenteils – waren da die Fremden … zu viele. Er hob die Schnauze in den Wind und atmete tief ein.

Leider kam der Wind aus der falschen Richtung.

Offensichtlich verstand Alpha Declan seine schwierige Lage. Er hob eine warnende Hand und bedeutete den anderen, auf der Veranda zu bleiben. Er stieg zwei Stufen auf einmal hinab und überwand mit seinen langen Schritten die Distanz zwischen ihnen.

Declan hob beschwichtigend die Hände, als er seine Schritte verlangsamte. „Ruhig, Kumpel“, brummte er. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Du bist immer sicher in meinem Gebiet. Das sind Freunde. Ich habe dir gesagt, dass sie herkommen.“

Er legte den Rest der Strecke zurück, dann streckte Declan seine Hand aus und legte sie auf Kwanza Schulter. Er tätschelte sein Fell. Sein Lächeln wurde schief, und seine grauen Augen funkelten.

„Ich weiß, dass du sie von hier aus nicht riechen kannst, und ich stimme zu, dass sie ziemlich einschüchternd aussehen können, aber sie sind Freunde. Wandler und Menschen, die über sie Bescheid wissen.“ Declan rieb ihm lächelnd über die Schulter. „Dein Fell ist weich“, murmelte er und legte den Kopf schief. „Aber du willst doch nicht für immer in dieser Form bleiben. Diese Leute könnten dir helfen, wieder zu dir selbst zu finden.“

Kwanza seufzte tief. Er schüttelte seinen großen gehörnten Kopf. Obwohl er nicht völlig zustimmte, was das zu sich selbst finden anbelangte, wusste er, wer er war – Kwanza, Bongowandler –, und er wusste, dass er seine Menschlichkeit wiederentdecken musste. Schließlich nickte er und ging zur Veranda.

Declan blieb neben ihm.

Als Kwanza den Fuß der Treppe erreichte, hielt er inne und reckte den Hals, um seine Aufmerksamkeit auf den Wolfswandler-Alpha zu lenken.

Plötzlich nahm Kwanza einen Hauch von den Männern auf der Veranda wahr. Er schnaubte und trat einen Schritt zurück. Die Ohren gespitzt schaute er verwirrt zwischen ihnen hin und her.

Ein Bär. Ein Vogel. Eine Schlange. Noch etwas. Und Menschen!

„Hey, ruhig, Bongo“, beruhigte Declan ihn und rieb ihm Schulter und Nacken. „Der Mensch ist ein Tierarzt, so wie Travis. Er ist hier, um zu helfen. Er hat … Erfahrung mit Wandlern, die gezwungen sind, in tierischer Form zu bleiben. Entspann dich einfach.“

Auch wenn Kwanza das leichte Zittern nicht unterdrücken konnte, spitzte er erneut die Ohren, als der Größte in der Gruppe anfing zu sprechen.

„Ich bin Kontra Belikov“, grollte der große Mann und deutete auf seine Brust. Seine Lippen verzogen sich zu einem beruhigenden Lächeln. „Ich bin ein Grizzlywandler, der Alpha meines Rudels.“ Er warf einen Blick auf den Menschen und räusperte sich. Er konzentrierte sich wieder auf Kwanza und erklärte: „Wir haben Erfahrung mit solchen Dingen. Na ja.“ Er zeigte auf den Menschen. „Er hat sie.“

Der schwarzhaarige Mensch sah unsicher aus und trat vor. „Ich bin Randy Layton. Ich bin ein Tierarzt, und ich …“ Er hielt inne und rieb sich den Nacken, fühlte sich offensichtlich unbehaglich. „Mir wurde eine Chemikalie gegeben, die einen Wandler zwingt, in Tierform zu bleiben. Wenn du sie über einen längeren Zeitraum bekommen hast, zusammen mit der Tatsache, dass das Hin- und Herverwandeln wie ein Muskel ist, sind wir zu dem Schluss gekommen, ähm …“ Er warf einen Blick zwischen Lark und Travis hin und her, und beide Männer nickten aufmunternd. „Wenn du dich wirklich seit langem nicht mehr verwandelt hast, könntest du es vielleicht einfach nur wieder lernen müssen.“

Kwanza legte den Kopf schief. Er wollte fragen, wie er etwas wieder lernen könnte, was er einmal instinktiv getan hatte. Er warf den Kopf zurück und scharrte gereizt am Boden.

„Okay, äh, atme tief durch, ja?“ Der kleine Mann trat vor und hob beschwichtigend seine Hand. „Es ist alles in Ordnung. Dir passiert nichts. Wir möchten dir helfen.“

Kwanza konzentrierte sich auf den Mann. Er war der Kleinste der Fremden, mit kurzen, stacheligen schwarzen Haaren, die gebleichte Spitzen hatten. Seine sanften braunen Augen waren freundlich und beruhigend.

„Ich bin Yuma“, fuhr der kleine Mann fort. „Yuma Batacan. Ich bin ein Pinguinwandler.“ Er sprang die Stufen hinunter und blieb unten stehen. Er streckte die Hand nach ihm aus und hielt dann inne. „Stört es dich, wenn ich dich berühre?“, fragte er mit großen braunen Augen. „Ich habe noch nie ein Tier wie deines gesehen. Größtenteils braun mit weißen Streifen und Flecken, ein bisschen wie ein Zebra, aber so ganz anders.“ Er zeigte auf Kwanzas Kopf und grinste breit. „Große, beeindruckende, leicht gewundene Hörner. Auch sehr cool.“

Kwanza senkte den Kopf. Amüsiert stieß er mit der Seite seines Kopfes gegen den anderen Wandler und wusste, dass Yuma durch die Berührung erkennen würde, dass dies ja bedeutete. Yuma grinste weiter und legte seine Hände auf Kwanzas Seite.

Yuma summte und rieb ihm über den Hals, die Schulter und die Seite entlang. „Wow“, flüsterte er. „Du bist wirklich ein großes Tier, aber ich denke, du weißt das.“ Er zwinkerte und fuhr über die vertikalen weißen Streifen, die sich über das braune Fell seines Rumpfes zogen. „Also, lass uns mal herausfinden, wie lange du gegen deinen Willen festgehalten worden bist. Alpha Declan sagt, du beantwortest Fragen, indem du scharrst. Einmal scharren für Ja, zweimal für Nein. Ist das richtig?“

Kwanza schnippte mit dem Ohr, das dem Pinguinwandler am nächsten war, und klopfte einmal mit dem rechten Vorderbein auf die Erde.

Yuma grinste breit. „Großartig“, murmelte er leise und fügte dann hinzu: „Natürlich kannst du uns mit einer Ja- oder Nein-Frage nicht deinen Namen nennen, also werden wir etwas anderes versuchen. Jegliche Informationen, die uns helfen könnten, dir zu helfen, wären gut, nicht wahr?“

Kwanza hielt inne und stellte dann fest, dass dies eine Ja-oder-Nein-Frage war. Er scharrte wieder am Boden.

Nickend fuhr Yuma mit dem beruhigenden Reiben und Streicheln über Kwanzas Fell fort und summte. „Nun, lass es uns mit deinem Alter versuchen, ja? Und wie lange du in Käfigen gehalten wurdest.“ Er summte wieder, erwartete offensichtlich keine Antwort.

Kwanza wölbte den Hals und beäugte den Pinguinwandler. Er stellte fest, dass er den Mann mochte. Während die anderen groß und tröstend waren, offensichtlich dominante Wandler, war der kleine Kerl süß und nett, freundlich.

Kwanza mochte freundlich. Er drehte den Kopf ganz herum und erlaubte Yuma, ihm die Stirn zu reiben. Es fühlte sich gut an.

„Okay, Frage“, begann Yuma. „Weißt du, in welchem Jahr du geboren wurdest?“

Er scharrte einmal.

Yuma schien zufrieden zu sein. „Weißt du, wann du entführt und eingesperrt wurdest?“

Wieder scharrte er.

„Haben sie dir das aktuelle Jahr genannt?“

Kwanza schnaubte und scharrte einmal.

Yuma gluckste und verdrehte die Augen. „Ja, Entschuldigung. Das war wahrscheinlich eine dumme Frage, nicht wahr?“ Kwanza reagierte mit einem Nicken. Yuma lachte. „Okay, wurdest du die ganze Zeit in Tierform gehalten? Oder nur ein Teil davon?“

Kwanza schnaubte grunzend.

„Oh, richtig. Ein Scharren für die ganze Zeit in Tierform und zwei für einen Teil der Zeit.“

Kwanza hielt inne und dachte an seine Zeit in Gefangenschaft zurück. Er konnte sich nicht erinnern, in einem Käfig jemals menschlich gewesen zu sein. Er war betäubt worden, als er mit einer Herde normaler Bongos unterwegs gewesen war, und dann in einem Käfig aufgewacht, der kaum groß genug für ihn war.

Er war ziemlich ausgeflippt. Sie hatten ihn wieder betäubt. Er hatte keine Ahnung, wie lange er daraufhin geschlafen hatte.

„Okay. Einmal Scharren für mehr als zehn Jahre im Gefängnis und zweimal für weniger.“

Kwanza dachte schnell nach und schätzte den Unterschied in Jahren ab. Er scharrte einmal.

„Ein Scharren für mehr als zwanzig Jahre, zwei für weniger.“

Wieder scharrte er einmal.

Yumas Gesicht wurde blass. Seine Hände hielten inne. „Verdammt“, murmelte er. „Es tut mir leid. Ähm, einmal für über dreißig, zweimal für weniger.“

Kwanza seufzte und sah sich nach den Männern um, die ihn anschauten. Alle hatten eine Mischung aus Besorgnis und Mitgefühl im Gesicht. Er seufzte erneut und scharrte wieder einmal.

„Heilige Scheiße“, murmelte Randy. „Das ist schrecklich. Über dreißig Jahre?“

„Noch einmal“, flüsterte Yuma und seine Stimme klang angespannt. „Einmal für über vierzig, zweimal für weniger.“

Kwanza sah sich erneut in der Gruppe um. Er fühlte sich elend, hob sein Vorderbein und scharrte noch einmal. Er nahm an, bis sie fertig waren, würde er ein Loch in den Rasen gegraben haben.

„Und nochmal.“ Yumas Stimme schien jedes Mal, wenn er fragte, leiser zu werden.

Nachdem die Frage über oder unter siebzig Jahre lautete, scharrte Kwanza zweimal.

Yuma atmete aus. Er schluckte schwer genug, um seinen Adamsapfel zum Hüpfen zu bringen. „Verdammt. Über sechzig, aber unter siebzig. Mal sehen, ob wir das eingrenzen können.“

Yuma fing wieder mit seinen Fragen an.

Schließlich konnte Kwanza mitteilen, dass er siebenundsechzig Jahre in einem Käfig gesteckt hatte.

„Bei den Göttern“, grollte Kontra. „Kein Wunder, dass es dir schwer fällt, dich zu verwandeln.“

„Die Fähigkeit sich zu verwandeln ist wie ein Muskel“, kommentierte Alpha Declan leise. „Wenn man sie nicht verwendet, verkümmert sie.“

Kwanza schnaufte leise. Er war sich nicht sicher, was der Wandler meinte. Den Kopf schiefgelegt, schaute er zwischen den beiden hin und her. Der große, schlanke Mann mit den dunklen Haaren erkannte sein Dilemma offenbar.

Der Mann trat vor und hob eine Hand, um Kwanzas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Wenn ein Muskel verkümmert, bedeutet dies, dass er schwach wird und seine Leistungsfähigkeit einbüßt.“ Der Mann erkannte anscheinend, dass er Kwanzas ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, denn er lächelte und fuhr fort.

„Ich bin Doktor Eli Raetz. Ich … habe mit Randy zusammengearbeitet, nachdem ich das Medikament entdeckt hatte, das die Fähigkeit eines Wandlers, sich zu verwandeln, unterdrückt hat, und ich habe weiterhin mit Lark darüber gesprochen.“ Er zeigte auf mehrere Fläschchen mit hellblauer Flüssigkeit, die auf dem Tisch lagen. „Diese Formel wurde von uns allen zusammen entwickelt, mit Hilfe von einigen anderen, um dem Mittel entgegenzuwirken, das Lark anfangs in deinem Blut gefunden hat. Wir möchten dir mehr Blut abnehmen. Wie ich hörte, bist du jetzt seit fast … sieben Wochen hier?“

Kwanza dachte an die Tage und Nächte. Als Tier fiel es ihm schwer, Wochen einzuschätzen, da dies ein menschliches Konzept war. Während er sich in Bongo-Form befand, richtete er sich eher nach den Jahreszeiten.

Schließlich entschied Kwanza, dass dies wahrscheinlich eine ganz gute Schätzung war. Er scharrte einmal.

„Nach unserer Erfahrung ist die Substanz, die einem Wandler gegeben wurde, immer nach drei oder vier Tagen abgebaut.“ Eli warf Randy einen Blick zu, der zustimmend nickte. „Ich vermute, es ist kein biochemisches Problem mehr bei dir, aber wir wollen sicher gehen.“

Travis lächelte mitleidig, als er eine Spritze hochhielt. „Entschuldigung, das bedeutet mehr Blut abnehmen. Bist du damit einverstanden?“ Er trat erwartungsvoll einen Schritt vor.

Wenn Kwanza in menschlicher Form gewesen wäre, hätte er die Augen verdreht. Er hatte das Gefühl, in den letzten über sechzig Jahren seines Lebens viel angepiekst und untersucht worden zu sein. Was war da einmal mehr? Stattdessen nickte er nur mit seinem großen Kopf.

Nachdem Travis die Treppe hinuntergegangen war, nahm er die Kappe von der Spritze. Er rieb einen Bereich an Kwanzas Hals. „Jetzt kommt der Pieks“, murmelte er leise und warnte ihn. Kwanza spürte, wie er an einer Hautfalte zog, dann einen leichten Schmerzensstich. Ein paar Sekunden später war es vorbei.

„Ich brauche noch eine Phiole“, sagte Travis zu ihm. „Warte.“

Kwanza hielt still und wartete geduldig. Er fühlte wieder das Ziehen und Pieksen. Sobald es verschwunden war, rieb Travis über seinen Hals und versuchte offensichtlich, jeglichen Schmerz zu lindern.

Kwanza wandte den Kopf und rieb sich an dem Menschen, um ihm zu versichern, dass es ihm gut ging.

„Also, wir werden Tests durchführen“, sagte Eli zu ihm. Sein Lächeln wurde schief, als er einen Blick mit Travis, Lark und Randy austauschte. „Wenn wir feststellen, dass es sich nicht um ein chemisches Problem handelt, werden wir dich keinen weiteren Tests unterziehen.“

„Wir werden nach einer anderen Möglichkeit suchen“, sagte Kontra und grinste breit. „Es gibt viele verschiedene Wandler in meiner Gruppe.“

„Hier kommen wir ins Spiel“, unterbrach Yuma ebenfalls grinsend. „Wir werden zusammen laufen und die Gegend erkunden und einen Ort finden, an dem sich dein Tier wohlfühlt. Dann werden deine Selbstschutz-Instinkte möglicherweise so weit nachlassen, dass deine menschliche Form auf natürliche Weise zurückkehren kann.“

Kwanza konnte nicht erkennen, wie sich das von dem unterschied, was Alpha Declan und seine Leute taten, aber was auch immer. Er nickte erneut. Alle neuen Ideen waren willkommen, dachte er.

Kapitel 2

Drako Rundins Blick wanderte von dem Truck und dem großen Anhänger vor ihm – in dem sich mehrere Dutzend Strauße befanden – zu der Landschaft zu beiden Seiten der Straße. Er betrachtete die sanften Hügel, die von Pinienwäldern unterbrochen waren. Als er die Bremslichter des Trucks aufleuchten sah, verlangsamte er sein eigenes Auto und seine Aufregung wuchs.

Waren sie endlich da?

Auch wenn Drakos Schwester Eliza versucht hatte, ihn davon abzubringen, nach Colorado zu fahren – er kannte Viktor schließlich kaum –, hatte er ihre Warnungen ignoriert. Er konnte seiner Schwester schließlich nicht gut erzählen, dass Viktor tatsächlich ein leibhaftiger Vampir war oder dass Finn eigentlich ein Straußenwandler war.

Er hatte ihnen sein Wort gegeben.

Zum ersten Mal in Drakos Leben fühlte er sich nicht wie eine solche Anomalie. Als übergewichtiger, schwuler Videospiel-Fan war er während der Highschool und sogar von Leuten in der Stadt gehänselt worden. Endlich hatte er Leute gefunden, die ihn so akzeptierten, wie er war …, weil sie auch anders waren.

Und ich muss daran denken, Finn bei seinem neuen Namen zu nennen.

Offensichtlich zogen Paranormale alle paar Jahrzehnte um und schufen sich eine neue Identität, um die Tatsache zu verbergen, dass sie nicht so alterten wie die Menschen. Sie lebten mehrere Jahrhunderte, über vier- und fünfhundert Jahre lang. Aus diesem Grund hatte ein Paranormaler jemanden, mit dem er sich verpaaren konnte … einen Seelenverwandten … jemanden, der perfekt für ihn war.

Ich wünschte, ich könnte so jemanden finden.

Der Mann, den Drako als Finn O’Riley kannte, hatte seine Strauße an seine neue Identität verkauft, Brady Morton. Gerüchten zufolge hatte Finn beschlossen, ins Ausland zu gehen und zu reisen. Damit war er effektiv aus ihrem Leben verschwunden, und alle Leute in der Stadt, die ihn zu kennen glaubten, würden ihn vergessen.

Drako schaute sich um, von Aufregung erfüllt, und betrachtete das kleine Farmhaus. Es schien in gutem Zustand zu sein, wenn auch nichts Besonderes. Es war jedoch die Umgebung, die absolut erstaunlich war. Ein paar kleine Scheunen sowie Koppeln und Unterstände erstreckten sich, so weit das Auge reichte, und verschwanden zwischen den Kiefernbäumen am Hang.

Beeindruckend!

Ein leichter Stich von Neid traf Drako, aber er verdrängte ihn entschlossen. Er wusste, wenn seine neuen Freunde ihm nicht erlaubt hätten, bei ihnen zu leben, würde er sich ein solches Zuhause selbst in einer Million Jahren nicht leisten können. Allerdings wusste er auch nicht, wie lange er bleiben würde.

Seine neuen Freunde Viktor und F – äh, Brady – wollten ihn in eine kleine Stadt namens Stone Ridge bringen. Viktors bester Freund Tullion lebte dort mit seinem Ehemann Toby. Offenbar hatte sie ein paar Freunde, die Singles waren, und sie würden ihn mit ihnen bekannt machen.

Sie planten auch, ihn mit zu Schwulenclubs nach Denver zu nehmen, das nur etwa eine Stunde östlich der Farm lag.

Drako hielt seinen alten, heruntergekommenen Corolla in der Nähe des Hauses an und tätschelte liebevoll das Armaturenbrett. Er war erleichtert, dass das zwanzig Jahre alte Fahrzeug die Reise geschafft hatte. Natürlich hatten Viktor und Brady das Auto vor dem Start noch einmal überholt. Sie hatten sogar seine Reifen, seinen Anlasser und die vorderen Bremsen ausgetauscht.

Drako war unglaublich dankbar, das Paar getroffen zu haben.

Nachdem er aus seinem Wagen gestiegen war, streckte er die Arme über den Kopf. Er fühlte seinen Rücken leicht knacken … und sein Shirt rutschte nach oben, so dass es einen Teil seines Bauches enthüllte. Während er spürte, wie er rot wurde, senkte er schnell die Arme und zog sein Shirt herunter. Er sah sich verstohlen um, aber sowohl Viktor als auch Brady standen in der Nähe der Gehege.

Auf dem Weg dorthin bemerkte Drako, dass Brady auf die Einfahrt zeigte, die zwischen zwei Gehegen verlief. Viktor nickte als Antwort. Er ging auf den Truck zu und setzte sich ans Steuer.

Als Drako Bradys Seite erreichte, war der schlanke Mann mit den braunen Augen damit beschäftigt, Viktor einzuweisen, als der mit dem Anhänger zurücksetzte. Brady schenkte ihm ein Lächeln und rief: „Bist du froh, dass die Fahrerei vorbei ist?“

„Auf jeden Fall“, stimmte Drako zu. Er hatte noch nie eine so lange Fahrt gemacht. „Die Walkie-Talkies haben geholfen.“

Viktor hatte ein Paar Funkgeräte gekauft, eines für den Truck und eines für Drakos Auto. Sie hatten verschiedene Spiele gespielt, darunter Ich sehe was, was du nicht siehst und zwanzig Fragen. Dadurch hatte Drako sich auf der zweitägigen Fahrt nicht so allein gefühlt.

„Ich bin sicher, die Vögel werden auch froh sein, aus dem Anhänger rauszukommen“, sagte Brady. „Die Gehege, die Viktors Zirkel gebaut hat, sind wundervoll. Einfach perfekt.“

„Ich bin sicher, dass sie ihre neue Heimat lieben werden.“ Drako wusste, er selbst würde es. „Wie kann ich helfen?“

„Sobald sie aus dem Hänger gerannt kommen, müssen wir sie sortieren“, sagte Brady. Er ballte seine erhobene Hand zur Faust, und der Truck hielt an. „Ich werde sie fangen und an dich und Viktor weitergeben und euch wissen lassen, welcher wohin muss.“ Er grinste und wackelte mit den Brauen. „Wir müssen viel laufen, also können wir uns die Beine vertreten, nachdem wir so lange eingepfercht waren. Weißt du noch, wie man sie führt?“

Drako nickte. Nachdem er bei dem Diner, wo er als Assistenzkoch gearbeitet hatte, gekündigt hatte, half er seinen neuen Freunden, sich auf den Umzug vorzubereiten. Er hatte gepackt und Kisten geschleppt, beim Reinigen geholfen und auch gelernt, wie man sich um die Strauße kümmerte.

Während Drako dabei half, hatte er sein eigenes kleines Studio-Apartment mit seinen wenigen Habseligkeiten zu schätzen gelernt. Er hatte achtzig Prozent seiner Sachen an Second-Hand-Läden gespendet. Hätte Eliza das herausgefunden, wäre sie wahrscheinlich explodiert. Drako hatte schließlich versprochen, sie mindestens einmal am Tag anzurufen, damit sie ihn in Ruhe ließ.

Obwohl er wusste, dass es aus Liebe geschah, wünschte er sich, seine ältere Schwester würde aufhören, ihn wie ein Kind zu behandeln. Endlich tat er etwas für sich selbst und schuf sich mit Freunden, die großartige Jungs waren, ein richtiges Leben. Verdammt, sie war schließlich diejenige gewesen, die ihn überhaupt erst mit Viktor in Kontakt gebracht hatte.

Der große Vampir hatte ihm Selbstverteidigung beigebracht.

Tat es eigentlich immer noch.

Drako nickte schnell. „Ja, ich erinnere mich. Ich helfe gerne.“ Er grinste breit und stützte die Hände auf die Hüften. „Und ich muss sowieso noch viel mehr laufen.“

Brady ließ eine Sekunde lang seinen Blick über Drakos Gestalt wandern und konzentrierte sich dann wieder darauf, das Panel zu positionieren, das er bewegte. „Ich denke nicht, dass du dir Sorgen um dein Gewicht machen solltest, solange es sich nicht auf deine Gesundheit auswirkt“, sagte er in seiner üblichen direkten Art.

Der Mann hatte jahrelang fast wie ein Einsiedler auf seiner Farm gelebt und nur selten mit anderen interagiert, und das zeigte sich manchmal in der Art, wie er sprach.

„Wenn du diese besondere Person erst einmal gefunden hast, wird sie dich lieben, so wie du bist.“ Brady band das Panel an der Seite des Trucks fest. „Halt das Tor fest und schwing es zu“, befahl er und deutete hinter Drako. „Das wird den Korridor schaffen, den wir brauchen, um sie sicher in dieses große Gehege zu bugsieren.“

Drako drehte sich um und sah das offene Tor. Er packte das Ende und schwang die lange Metallplatte herum. Der Truck stand im Weg, also lehnte er es gegen dessen Seite.

Brady erschien mit einem Seil an seiner Seite und benutzte es, um das Tor am Truck zu befestigen. Zwischen dem Tor und dem Panel auf der anderen Seite befand sich ein kurzer Korridor, durch den die Strauße sicher in das Gehege gelangen konnten.

Brady legte seine Hand auf Drakos Schulter und drückte sie leicht. Er lächelte ihn an. „Ich weiß, dass dein Gewicht dich stört“, murmelte er leise. „Auch wenn ich zu meinem Wort stehe, dass jemand dich lieben wird, wie du bist, wenn du Hilfe möchtest, ein wenig abzuspecken, weil du dich dadurch besser fühlst, werden Viktor und ich gerne helfen.“ Er zwinkerte und sein Lächeln wurde schief. „Verdammt, ich habe schon in den letzten Wochen einen Unterschied bemerkt, nur weil du uns geholfen hast.“

Drakos Brauen schossen hoch. „Wirklich?“ Er hatte das nicht. Er fühlte sich so pummelig und unbeholfen wie eh und je.

„Wir sind immer unser schlechtester Kritiker.“ Brady tätschelte ihm die Schulter und ließ ihn dann los. „Und ja. Du warst viel aktiver und bist aus der Küche rausgekommen, wo es all das frittierte, fettige Essen gibt.“ Er kletterte über das Panel und befestigte einen Führstrick an der anderen Seite der Tür. „Nimm das. Wenn ich es sage, ziehst du daran und öffnest die Tür.“

„Wie kommt es hierher zurück?“, fragte Viktor und schloss sich Drako an. Er runzelte die Stirn, als er sich auf Brady konzentrierte. „Liebster, du wirst nicht wirklich dort im Gang stehen, wenn die Strauße herauskommen, oder?“

Brady schnaubte und schüttelte den Kopf. „Nein, Hübscher.“ Er löste die meisten Riegel an der Tür und kletterte dann auf das Panel. Er setzte sich rittlings auf das Metallteil, streckte die Hand aus und griff nach dem obersten Riegel. „Bereit?“

Drako bemerkte, dass Brady mit ihm sprach, also nickte er. Er packte das Seil fester und bereitete sich darauf vor, kräftig zu ziehen.

Brady nahm ihn beim Wort und öffnete den letzten Riegel. „Jetzt!“

Drako riss am Seil und die Tür schwang auf. Das Ding klapperte laut, als es das Tor traf. Der Ruck, als es versuchte, zurückzuschnellen, riss ihm das Seil fast aus den Händen. Als er spürte, wie das Seil durch seine Finger glitt, zischte er bei dem Brennen, ließ es aber nicht los.

„Lass es uns anbinden“, sagte Viktor, griff nach der Tür und hielt sie fest.

Drako nickte und band das Seil schnell an das Tor. Als er damit fertig war, schienen die Strauße ihre Überraschung überwunden zu haben. Sie donnerten aus dem Laderaum, kreischten und flatterten.

Drako trat unwillkürlich einen Schritt zurück und sein Mund klappte auf. Er vergaß immer, wie groß die Vögel waren. Mit über einem Meter achtzig Höhe, riesigen Füßen und langen, kräftigen Beinen waren sie wirklich beeindruckende Tiere … besonders, wenn alle so zusammen gruppiert waren.

Da Brady ein Straußenwandler war, wenn auch einer etwas anderen Rasse angehörte, war es für den Mann leichter, mit ihnen umzugehen. Offensichtlich teilte Brady seinen Geist – so beschrieben es Paranormale – mit der Art, die als nordafrikanischer Strauß bezeichnet wurde. Er züchtete südafrikanische Strauße wegen ihres Fleisches, Leders und der Federn. Er schnitzte auch und schuf kleine Gegenstände aus Straußenknochen, die er online verkaufte. Er stellte sogar mehr Haushaltsgegenstände wie Schubladengriffe, Toilettenpapierhalter und sogar Windspiele her.

Der Wandler war wirklich begabt und verwendete die meisten Teile seiner Tiere nach der Schlachtung.

Als alle Tiere draußen waren und sich in dem riesigen Gehege bewegten, sich tummelten und es erkundeten, rief Brady ihnen von der anderen Seite des Durchgangs aus zu. „Okay, Viktor, steigst du wieder in den Truck und fährst ihn langsam nach vorne?“ Nachdem der Vampir genickt hatte und weggegangen war, zeigte Brady auf die Stelle, wo Drako die Tür und das Tor aneinandergebunden hatte. „Mach das los, ja?“

Drako gehorchte schnell.

Brady schrie weiter Anweisungen, denen Drako eilig folgte. Er war stolz darauf, dass der Wandler ihm beim Entladen seiner teuren Tiere vertraute. Während Viktor den Truck langsam vorwärts fuhr, schwang Drako das Tor zu. Gleichzeitig bewegte Brady das Panel auf seiner Seite und hielt es fest, sodass nur eine sehr kleine Lücke entstand und alle Strauße im Gehege blieben.

Sobald Drako das Tor geschlossen hatte, bewegte Brady das Paneel noch einmal und lehnte es gegen den Zaun, wo es nicht im Weg war. „Okay“, brummte er, stützte seine Unterarme auf die oberste Stange und lehnte sich dagegen. „Geben wir ihnen dreißig Minuten, um sich ein wenig zu beruhigen. Wie wäre es mit den Sandwiches, die wir heute Morgen an der Tankstelle gekauft haben?“

Bei der Erwähnung von Essen knurrte Drakos Magen. „Oh ja.“ Bei dieser Vorstellung lief ihm das Wasser im Mund zusammen.

Brady lachte und tätschelte ihm die Schulter. „Komm mit.“

Eine halbe Stunde später kehrte Drako mit einem Truthahn-Käse-Sandwich und einem Päckchen Doritos in Snackgröße im Magen zusammen mit den anderen beiden Männern zu dem Gehege zurück.

„Okay, hier sollten all die Strauße hin“, sagte Brady und befestigte ein Stück Pappe am Zaun. „Ich werde ein Strauß fangen und euch den Namen sagen. Findet ihn hier drauf und bringt ihn dann in das angegebene Gehege.“

„Verstanden“, grollte Viktor. Er packte Brady und drückte dem schlankeren Mann einen Kuss auf die Lippen. Dann ließ er ihn los und wackelte mit den Brauen, als er ihn aufforderte: „Geh und hol sie, Geliebter.“

Brady rollte mit den Augen, während Drako lachte. Trotzdem ging der Straußenwandler mit einem Halfter in der Hand in das Gehege und machte sich daran, das am nächsten stehende Tier zu fangen. Er kehrte zum Tor zurück und führte es heraus, als Drako es öffnete.

„Das ist Sally Drei“, sagte Brady und hielt Viktor den Führstrick hin. Der Vampir nickte und nahm das Seil, dann überflog er den Merkzettel, bevor er sich auf den Weg machte. „Bin gleich wieder da“, sagte Brady zu Drako und schlüpfte mit einem anderen Halfter zurück in das Gehege.

„Wie viele Sallys gibt es?“, fragte Drako und blickte auf den Zettel. Er entdeckte zuerst drei, dann eine vierte … zusammen mit zwei Simons. „Haben die alle die gleichen Namen?“

Brady gluckste, als er zurück zum Tor kam, ein weiteres Tier im Schlepptau. „Nein, ich benutze nur vier Mal den gleichen Namen, bevor ich einen anderen nehme.“ Er grinste breit, als er den Strauß aus dem Gehege führte. „Sonst wäre es zu verwirrend.“

„Ich weiß sowieso nicht, wie du sie voneinander unterscheidest“, gab Drako zu. „Sie sehen sich alle so ähnlich.“

„Die meisten Leute denken das“, sagte Brady ihm, ohne im Geringsten beleidigt zu klingen. „Das ist Kizzie Zwei“, sagte er und hielt ihm den Strick hin. Sobald Drako ihn genommen hatte, gab er zu: „Als Wandler unterscheide ich sie tatsächlich mehr durch ihren Geruch als durch das Aussehen.“

„Oh, richtig.“ Drako nickte und dachte, dass das Sinn machte. Er fand schnell das Gehege für Kizzie Zwei und führte sie dann weg. „Ich bin nur froh, dass du regelmäßig mit ihnen umgehst und sie so gut folgen“, rief er zurück.

Brady winkte und ging zurück in das Gehege.

Im Laufe der nächsten Tage entluden Drako, Viktor und Brady die Fahrzeuge und packten die Kisten aus. Er wurde allen in Viktors Zirkel vorgestellt. Er fand den Vampirmeister Borscht Kuznetsov sehr einschüchternd. Der kleine Geliebte des riesigen Mannes, Sekani, war jedoch super süß. Er war ein Nilflughund-Wandler, der hyperaktiv und niedlich war und Fragen zu allem stellte.

Jeder war freundlich und hilfsbereit. Mehr als einmal hatte Drako einen Kloß in seiner Kehle gespürt, weil sie alle so nett und gastfreundlich waren. Niemand äußerte sich abfällig über seinen Bauch, die Pockennarben im Gesicht von der Akne während der Highschool oder die Tatsache, dass er sich praktisch von Brady und Viktor aushalten ließ. Sie bezogen ihn in alles ein, von der Arbeit über Spiele bis hin zu Späßen.

Drako hatte noch nie so viel Spaß gehabt, trotz all der harten Arbeit, die sie zu tun hatten.

Es war über eine Woche später, als sie endlich in der Lage waren, nach Stone Ridge zu fahren. Drako hatte Tullion, Viktors besten Freund, getroffen und freute sich darauf, Toby, Tullions menschlichen Geliebten, kennenzulernen. Tullion hatte immer wieder erzählt, wie unglaublich Toby war, bis Viktor Brezeln nach ihm geworfen hatte, damit er endlich den Mund hielt.

Toby war in Drakos Alter, erst zweiundzwanzig und offensichtlich brillant. Er hatte das College bereits als Teenager abgeschlossen und arbeitete derzeit als eine Art Chemiker. Da er versuchte herauszufinden, was mit ein paar geretteten Wandlern vor sich ging – einer konnte sich nicht zum Menschen zurückverwandeln und ein anderer war äußerst aggressiv –, war er nicht in der Lage gewesen, sich Tullion anzuschließen, als der vorbeigekommen war, um beim Auspacken zu helfen.

Drako saß auf dem Rücksitz des Pick-ups mit Doppelkabine. Er schaute aus dem Fenster und bemerkte den wachsenden Baumbestand, als Viktor in die Berge fuhr. Ein Blick zu Brady verriet ihm, dass er nicht der Einzige war, der nervös wurde.

„Wir müssen nicht lange bei Alpha Declan bleiben“, versicherte Viktor seinem Geliebten und legte seine Hand auf den Oberschenkel des Mannes. „Aber wir müssen euch vorstellen, damit ihr jederzeit die Erlaubnis habt, sein Territorium zu betreten.“ Seine Stimme nahm einen beruhigenden Ton an. „Er ist ein guter Mann. Fair. Seine Leute haben meinem Zirkel geholfen, mich zu retten.“

„Ich weiß“, antwortete Brady mit fester Stimme. „Ich kann aber nichts gegen die Nervosität tun.“

Drako hatte eine gekürzte Version davon gehört, wie Bradys Straußenfamilie vor über einem Jahrhundert von Wolfswandlern getötet worden war. Bradys Unbehagen war Drakos Meinung nach völlig verständlich. Trotzdem wurde seine eigene Nervosität durch Aufregung verursacht, nicht durch Unbehagen. Er konnte es kaum erwarten, weitere Wandler zu treffen. Er fand alles an ihnen faszinierend.

Hoffentlich werde ich sie nicht beleidigen, wenn ich Fragen stelle.

Viktor hatte versichert, dass es ihnen nichts ausmachen würde, aber er war dennoch nervös.

Nachdem sie eine mit Pinien gesäumte Auffahrt entlanggefahren waren, weiteten sich Drakos Augen, und sein Kinn sackte nach unten. Er hatte keine Ahnung, was er da sah. Ein Tier, das er noch nie zuvor gesehen hatte, graste in der Nähe der Baumgrenze beim hinteren Teil der Garage.

„Was ist das?“, fragte Drako, unfähig seine Ehrfurcht zu verbergen. „Es ist wunderschön.“

„Das ist der Bongo-Wandler, den wir gerettet haben“, sagte Viktor. „Er ist noch nicht wieder in die menschliche Form übergegangen. Das Rudel versucht herauszufinden, warum.“ Sein Tonfall wurde traurig, als er hinzufügte: „Wir haben nicht einmal einen Namen für ihn, also nennen sie ihn, glaube ich, einfach Kumpel. Weißt du, als Spitzname.“

Drako ließ seinen Blick über das Tier – den Wandler – schweifen. Er sah ein wenig wie ein Rind aus, aber mit einem feingliedrigeren Körper, wie eine Gazelle, mit langen, größtenteils geraden Hörnern auf seinem großen Kopf. Das Tier hatte hauptsächlich eine braune Farbe mit dünnen weißen Streifen über dem Rücken und Rumpf und etwas Weiß über der Nase und an den Beinen.

Begeistert ging Drako auf ihn zu, sobald er aus dem Truck geschlüpft war.

„Hey, warte“, rief Viktor. „Wohin gehst du?“

Drako bemerkte, was er getan hatte und hielt inne. Sein Gesicht wurde heiß. „E-entschuldigung.“ Er konnte seine Verlegenheit nicht verbergen.

Das Trommeln von Hufen lenkte seine Aufmerksamkeit zurück in die Richtung des Bongos. Zu Drakos Überraschung lief das Tier auf sie zu. Es blieb einige Schritte entfernt stehen und senkte dann den Kopf ein wenig, als sich seine Nüstern blähten und es ihn offen beschnupperte.

Drako lächelte, erleichtert, dass er sich an diesem Morgen die Zeit zum Duschen genommen hatte. „Hallo.“

Kapitel 3

Kwanza konnte es nicht glauben. Der Geruch, der von dem jungen Menschen ausströmte, war … unglaublich. Er wollte seine Arme um den Mann legen, ihn festhalten und sein Gesicht an seinem Hals vergraben. Er wollte sich überall an dem Mann reiben und mit seinem Duft bedecken.

Sobald die Gedanken in seinem Kopf auftauchten, fühlte Kwanza seinen Körper erzittern. Seine Beine gaben nach und er fiel zu Boden. Ein Schauer durchfuhr ihn, als Schmerz durch seinen Körper schoss.

Reißende und knackende Geräusche hallten durch die Umgebung, als sich seine Knochen neu ausrichteten. Sein Fell verschwand, enthüllt dunkelbraune Haut. Sein Bongoschwanz und die Hörner bildeten sich zurück, und sein Kopf verformte sich.

Nach einigen qualvollen Minuten blinzelte Kwanza und öffnete die Augen. Er befand sich ausgestreckt auf dem Rasen, mehrere Füße waren um ihn herum. Er fühlte eine Hand auf seinem Rücken, drehte den Kopf und bemerkte, dass Alpha Declan neben ihm kniete.

„Hey, Kumpel“, brummte Alpha Declan und rieb ihm leicht über den Rücken. „Entspann dich. Das hat ein bisschen länger gedauert, als es hätte sollen, aber du hast es endlich geschafft.“

Kwanza ließ seinen Blick schnell durch die Umgebung wandern, suchte nach dem jungen Mann. Er entdeckte ihn ein paar Meter entfernt, und die Hände des fremden Vampirs lagen auf seinen Schultern, als ob er ihn weggezogen hätte. Kwanza hob die Hand und streckte sie nach ihm aus.

„Gefährte.“ Kwanzas Stimme kam tief und rau heraus, als ob sie vom Nichtgebrauch eingerostet wäre. „Wer bist du, Gefährte?“

Der Mann schlüpfte aus dem Griff des Vampirs und trat auf ihn zu. Nach ein paar Sekunden der Unsicherheit kniete er sich vor Kwanza hin. Er streckte die Hände aus und nahm Kwanzas Hand zwischen seine.

„Hallo, du“, murmelte der Mann leise. „Ich bin mir nicht sicher, was du gesagt hast, aber alle scheinen sich für dich zu freuen. Wie heißt du?“

Während der Mensch sprach, richtete Kwanza seinen Blick auf ihn und betrachtete hungrig seine Gesichtszüge. Sein Gefährte hatte dunkelblonde Haare und warme, dunkelbraune Augen. Er hatte einen besorgten Ausdruck auf seinem runden Gesicht, auf dem sich mehrere Pockennarben befanden.

Kwanza fand jedoch nicht, dass dies seine Niedlichkeit irgendwie beeinträchtigte. Stattdessen zeigte es ihm Charakter. Er bemerkte auch die Extrapfunde, die er an seiner Mitte trug. Diese zusätzliche Polsterung linderte seine Angst, dass er seinen Menschen mit seiner Wandlerkraft verletzen könnte.

„Du bist wunderschön, perfekt, umwerfend“, fuhr Kwanza fort, während sein Blick an dem Cherub-ähnlichen Gesicht seines Gefährten klebte. Mit dem Griff, den er um die Hand des viel kleineren Mannes gelegt hatte, zog er. „Mein.“ Gleichzeitig erhob er sich in eine sitzende Position. Innerhalb von Sekunden hielt er den süß riechenden Menschen auf seinem Schoß. Er ignorierte den überraschten Aufschrei des Menschen, vergrub die Nase an seinem Hals und sagte: „Ich heiße Kwanza. Wer bist du, süßer Mensch?“

„Ooookay.“ Declan legte seine Hand auf Kwanzas Schulter und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. „Jetzt verstehe ich, warum du dich plötzlich verwandelt hast. Ist dieser junge Mensch dein Gefährte?“

Kwanza nickte und kuschelte sich an den Hals des Mannes. Er spürte, wie der Fremde die Hände auf seine Schultern legte und seinen Kopf neigte, um ihm mehr Platz zu bieten. Nichts gefiel ihm mehr als das Wissen, dass er seinen Gefährten hielt, und der Mann stieß ihn nicht weg.

„Ja. Mein Gefährte“, murmelte Kwanza. Er hob den Kopf und grinste den Mann an, sah seinen deutlich überraschten Gesichtsausdruck. Er hob eine Hand und fuhr mit den Fingerspitzen seiner linken Hand sanft über den Kiefer des Menschen. Wieder fragte er: „Wie heißt du, süßer Mensch?“

„Er spricht einen afrikanischen Dialekt“, sagte der große Mann, der, wie Kwanza herausgefunden hatte, Mutegi hieß, langsam. Der Mann kniete sich zu Kwanzas Linker, schien aber den Menschen auf seinem Schoß anzusprechen. „Er heißt Kwanza. Er behauptet, dass du sein Gefährte bist. Er will deinen Namen wissen.“

„Also kann Kwanza Englisch verstehen, es aber nicht sprechen?“, fragte Declan mit gerunzelten Brauen. „Gut, dass du hier bist, Mutegi.“

„Ich bin Drako“, sagte der Mensch auf Kwanzas Schoß leise. „Drako Rundin.“ Er lehnte sich ein wenig von ihm weg, damit er Kwanzas Blick mit großen braunen Augen begegnen konnte. „Glaubst du wirklich, ich bin dein Gefährte? Du kennst mich nicht. Wie funktioniert das?“

Als Kwanza erkannte, dass er in seiner Aufregung tatsächlich in seiner Muttersprache gesprochen hatte, bemühte er sich, englische Wörter zu bilden. „Es ist … schön dich … zu treffen“, begann er langsam. Er fuhr mit den Fingerspitzen über Drakos Stirn, als er ihn warm anlächelte. „Gefährte, ja.“ Er hielt inne und überlegte, wie die notwendigen Silben geformt wurden. Niemals hätte er gedacht, dass es so schwierig sein könnte, eine Sprache zu sprechen, die er verstand. „Gefährte … ist ein … Geschenk. Segen.“

Er legte den Kopf schief und betrachtete die Gruppe. Er war überrascht, so viele Männer um sie herum zu sehen. Ein Schreck durchfuhr ihn, als er so viele Raubtiere erblickte – Wölfe, Vampire und andere. Ein Zittern durchlief seinen Körper und es wurde schwierig, seine Form zu behalten. Sein Instinkt schrie ihn an, sich zu verwandeln, seinen Gefährten auf den Rücken zu nehmen, damit er fliehen konnte.

Ich bin sicher. Freunde.

Auch dieser Gedanke beruhigte ihn nicht.

Kwanza schluckte schwer und wandte seine Aufmerksamkeit Mutegi zu, da der große Warzenschwein-Wandler offensichtlich seine Muttersprache verstehen konnte.

„Ich bin Kwanza, Sohn von Chahine“, sagte er zu dem anderen Mann. „Ich kann meine menschliche Gestalt mit so vielen Raubtieren um mich herum nicht beibehalten, obwohl ich weiß, dass ich in Sicherheit bin. Ich habe einfach … Instinkt.“ Er verzog das Gesicht und bemühte sich, seine Form zu behalten, während ein weiterer Schauer durch ihn hindurchlief. „Ich möchte mehr über Drako erfahren. Ich möchte Zeit mit ihm alleine verbringen … vielleicht dann … wirst du ihn fragen? Herausfinden, ob er …“

Kwanzas Verwandlung setzte ein. Er ließ Drako los und kippte zur Seite, so dass er von seinem Schoß rutschen konnte, als er zu seiner Bongoform zurückkehrte. Zu seiner Erleichterung ging der Mensch nicht weit weg, sondern blieb neben ihm auf dem Boden. Seine Hand lag auf seiner Schulter.

Drakos Kiefer war nach unten gesackt, und er sah sich in der Gruppe um. „Was ist passiert?“ Seine Brauen zogen sich zusammen, als er sich wieder auf Kwanza konzentrierte. „Bist du in Ordnung?“

Kwanza wünschte, er könnte seinem Gefährten sagen, dass es ihm mehr als gut ging, stattdessen senkte er vorsichtig den Kopf und rieb sich an der Brust seines kleinen Menschen.

Zu Kwanzas Erleichterung übersetzte Mutegi für ihn und erklärte. „Es scheint, als hätten wir ihn überfordert.“ Er legte die Hände auf seine Schenkel und blickte sich in der Gruppe um. „Auch wenn Kwanza weiß, dass wir ihn oder dich nicht verletzen werden, ist es schwer, sich gegen den Instinkt zu wehren, in der besten Form zu bleiben, um sich selbst zu schützen.“ Er deutete auf alle. „Ein halbes Dutzend Wölfe, ein Bär, ein Python, ein Vampir, Menschen, die er nicht so gut kennt.“ Er zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. „Zumindest wissen wir jetzt, dass es nicht chemisch ist. Es scheint, dass er nur noch mehr Zeit braucht, um sich wieder sicher zu fühlen.“ Dann konzentrierte er sich auf Drako. „Herzlichen Glückwunsch. Ich hoffe, du bist schwul … oder zumindest bisexuell und offen für die Vorstellung, dich mit einem männlichen Wandler zu verpaaren.“

Drako nickte. „Ich bin schwul und nein, ich habe kein Problem damit, dass Kwanza ein Wandler ist.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit Kwanza zu, und sein Lächeln wurde schüchtern. „Du bist wirklich sexy“, flüsterte er und seine Wangen färbten sich hinreißend rosa. „Ich sehe bei weitem nicht so gut aus wie du. Was ist, wenn du jemanden willst, der ähm …?“

„So funktioniert das bei Gefährten nicht, junger Drako“, mischte sich Declan ein. „Warum gehen wir nicht alle zur hinteren Veranda, hmm?“ Er hob eine Hand und deutete an, dass alle um das Haus herumgehen sollten. „Es wird dort viel bequemer sein.“

„V-Viktor“, flüsterte der Wandler, der mit Drako und dem Vampir angekommen war.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752113990
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (September)
Schlagworte
gestaltwandler wandler romance fantasy gay Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Zu sich selbst finden