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Quinns unpassender Gefährte

von Charlie Richards (Autor:in)
140 Seiten
Reihe: Paranormal verliebt, Band 16

Zusammenfassung

In der paranormalen Welt: Veränderung ist nie einfach, aber oft lohnt sich die Anstrengung. Taolma ist ein junger Boa Constrictor-Wandler, der nach fast zwei Jahrzehnten Trennung vor kurzem wieder mit seinem Vater vereint wurde. Er lebt zur Zeit bei einem Gargoyleschwarm am Rand einer kleinen Stadt, hat aber nichts dagegen. Es gibt ein riesiges Arboretum zum Sonnen und einen Teich zum Schwimmen sowie viele Bäume zum Klettern. Aufgrund der Kleinstadtatmosphäre erwartet Taolma nicht, dass er seinen Gefährten bald findet. Doch zu seiner Überraschung, Aufregung und Enttäuschung betritt er ein Motelzimmer und entdeckt dort seinen Gefährten. Quinn ist schlank, muskulös und gutaussehend. Oh, und er ist ein Jäger, der sich von Verletzungen erholt, die ihm von einem Gargoyle zugefügt wurden. Taolma hatte nicht geplant, sich niederzulassen, aber dem Drang, sich zu paaren, ist nicht zu widerstehen. Kann er einen Weg finden, einen Jäger davon zu überzeugen, dass nicht alle Wandler böse sind, akzeptieren, dass das Schicksal ihm seinen Gefährten schon in so jungen Jahren gegeben hat, und natürlich einen Mann, der Paranormale hasst, davon überzeugen, dass sie dazu bestimmt sind, zusammen zu sein? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Paranormal verliebt ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 34.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich gratulieren soll, oder ob es mir leid tut.“

Taolma Rabenau drehte sich um und sah Golren an. Er verzog das Gesicht und zeigte seine Verwirrung. „Ich bin mir auch nicht sicher, was ich will.“ Er seufzte und ließ sich auf den Liegesessel fallen, lehnte ihn aber nicht nach hinten, wie er es normalerweise tat. Stattdessen starrte Taolma vage auf den fünf Meter entfernten, leeren Fernsehbildschirm. „Ich bin noch nicht einmal einundzwanzig“, murmelte er. „Was zum Teufel soll ich mit einem Gefährten machen, der mich hasst?“

Golren hielt ihm ein Glas Wasser hin.

Taolma warf einen Blick auf den alternden Wandler, der seit fast achtzehn Jahren als sein Vater fungierte, und nahm das Glas Wasser. Er trank das große Glas in drei langen Schlucken aus, gab es dann leer zurück und lächelte den anderen Mann dankbar an.

„Danke“, flüsterte Taolma. „Hatte nicht bemerkt, dass ich so durstig bin.“

„Seinen Gefährten zu finden ist immer ein Schock“, antwortete Golren und stellte das Glas auf den Couchtisch. „Herauszufinden, dass er ein Mensch ist, der glaubt, dass Wandler und andere Paranormale Tiere und Kreaturen sind, die vernichtet werden müssen, …“ Seine Stimme verstummte, als er sich auf dem Sofa zu Taolmas Rechten niederließ.

Ein Klopfen an der Tür lenkte Taolmas Aufmerksamkeit auf sich. „Wer ist da?“

„Caladon und Leroy.“

Taolma erhob sich von seinem Stuhl, durchquerte den Raum und öffnete die Tür, um seinen Vater, seinen leiblichen Vater, ins Zimmer zu lassen. Sofort schlang der große Mann seine Arme um Taolma.

Taolma sank in die Arme des älteren Wandlers, schlang seine eigenen Arme um ihn. Auch wenn Golren ihn wie seinen eigenen Sohn großgezogen hatte, nachdem Caladon verschwunden war – Taolma war damals erst zwei Jahre alt gewesen – hatte er ihm von Caladon erzählt. Golren hatte erklärt, dass sein Vater ihn niemals aus freien Stücken zurückgelassen hätte. Sie hatten sogar gemeinsam nach Caladon gesucht, und die Hoffnung am Leben erhalten.

Es war die Mühe wert gewesen. Im Vorjahr, nach über siebzehn Jahren, waren sie von Gargoyles kontaktiert worden. Der Schwarm hatte Caladon zusammen mit ein paar anderen Wandlern aus einer Kuriositätenshow gerettet.

Mit Golren an seiner Seite war Taolma zu dem Schwarm gezogen. Er lebte dort nun seit über einem Jahr. Golren hingegen war ausgezogen, kurz nachdem er seine Gefährtin, die menschliche Frau Penelope, gefunden und sich mit ihr verpaart hatte.

„Also, Quinn ist dein Gefährte.“

Taolma lehnte sich von seinem Vater weg und sah Pfleger Leroy Wilde an. Er hatte erfahren, dass der menschliche Mann in die paranormale Welt hineingezogen worden war, als ein Mann namens Marty Beakman angeschossen wurde. Marty war mit dem Gargoyle Raymond verbunden, und als er in das Krankenhaus gebracht wurde, in dem Leroy arbeitete, waren mehrere Gargoyles aufgetaucht. Leroy half ihnen, Marty aus dem Krankenhaus zu holen und wurde daraufhin zusammen mit ihm zum Anwesen der Gargoyles gebracht.

Nach allem, was Taolma mitbekommen hatte, war Leroy mit der Veränderung ziemlich gut zurechtgekommen.

Taolma sah Leroys verständnisvolles Lächeln und konzentrierte sich auf seinen Kommentar. „Ja“, bestätigte er. „Ja, Quinn Pichousie ist mein Gefährte.“ Er trat von seinem Vater weg und kehrte zu seinem Platz zurück. Dort setzte er sich und konzentrierte sich wieder auf den leeren Fernseher.

„Willst du darüber reden?“

Blinzelnd, da Caladons Worte ihn aus seinen Gedanken rissen, schaute Taolma die anderen Männer an. Er bemerkte, dass sie alle saßen, wobei Leroy fast auf Caladons Schoß zusammengerollt war. Alle drei Männer sahen besorgt aus.

Hmm. Wie lange war ich in Gedanken verloren?

Da er erkannte, dass er es nicht für immer aufschieben konnte – und Taolma wusste, dass er Rat brauchte –, nickte er. „Ja, ähm, ich denke, das wäre das Beste“, murmelte er und rieb die Handflächen an seinen mit Jeans bekleideten Oberschenkeln. „Also, Quinn ist ein Jäger. Ich habe ihn in einem Motelzimmer getroffen, wo er versucht hat, aus dem Gewahrsam der Gargoyles zu fliehen.“ Er schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Und die Flucht wäre auch erfolgreich verlaufen, doch sein Freund Jeremiah wollte gar nicht entkommen und hatte um Hilfe gerufen, was Quinn aber nicht wusste.“ Er begegnete Golrens Blick, als er sagte: „Die Hilfe waren wir.“

Golren nickte. Er gluckste leise, bevor er sagte: „Du bist ganz schön rangegangen, Kumpel. Ich gebe zu, dass es mir etwas unangenehm war, das zu sehen, aber ich verstehe, warum.“ Plötzlich grinste er breit. „Es kann ziemlich überwältigend sein, seinen Gefährten zum ersten Mal zu riechen.“

„Das ist allerdings wahr“, stimmte Taolma zu. Er erinnerte sich an den Moment, als Quinn die Tür geöffnet hatte und sein Geruch ihm in die Nase gestiegen war. Sofort fühlte Taolma seinen Schwanz anschwellen, und er rieb mit den Handflächen über sein Gesicht. „Wow“, murmelte er. „Wenn ich nur daran denke, wie es sich anfühlte, ihn zu berühren.“

Taolma hatte sich praktisch auf den Mann gestürzt. Sobald er sich vergewissert hatte, dass der süß riechende Mensch, der die Tür geöffnet hatte, nicht Jeremiah war, hatte er sich an ihn rangemacht. Schade, dass eine Waffe in Quinns Hand erschien, was seine Hoffnung darauf, das Motelbett zu nutzen, zunichtemachte.

Trotzdem konnte ich Quinn in meinen Armen fühlen … und es war herrlich.

Taolma holte tief Luft und konzentrierte sich auf Golren. „Also, wie verführe ich einen unwilligen Menschen?“ Er schaute zu den anderen, richtete seinen Blick auf Leroy. „Du hast ihn behandelt. Wie stehen meine Chancen?“

Leroy schürzte einige Sekunden lang die Lippen und schüttelte dann den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht, Tao“, gab er zu. „Ich habe ihn nur genäht.“

„Was ist überhaupt mit ihm passiert?“ Taolma runzelte die Stirn und erinnerte sich an den Verband an Quinns Gesicht und Hals. „Wie ist er verletzt worden?“

Nach einem Räuspern sagte Golren: „Ich habe das gefragt, nachdem wir zum Haus zurückgekehrt sind.“ Sein Kiefer spannte sich, und er schimpfte: „Wegen all dem Scheiß, den er im Wagen sagte.“

„Und?“, drängte Taolma, als er Golrens Zögern bemerkte.

Golren beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Schenkel. „Du weißt, dass er ein Jäger ist und glaubt, dass wir Monster sind, die vernichtet werden sollten“, erinnerte er ihn. Nachdem Taolma eine Schulter in einem halben Achselzucken gehoben und genickt hatte, fuhr Golren fort. „Es sieht so aus, als ob er in dem Lagerhaus war, als die Gargoyles reingingen und es ausräumten. Er gab einige Schüsse auf Vane ab. Äh, Vane hat sich revanchiert.“

„Verständlich“, flüsterte Taolma und zuckte zusammen.

Vane war ein gewaltiger roter Gargoyle mit dem Rang eines Vollstreckers. Er hielt sich größtenteils von Menschen fern, da er jahrelang in Gefangenschaft gehalten und als Attraktion benutzt wurde. Nachdem er sich mit dem Menschen Matthew Beakman, Martys Bruder, verpaart hatte, war er ein wenig lockerer geworden. Dann war Matthew jedoch schwanger geworden. Jetzt schien Vane verdammt darauf bedacht zu sein, jede mögliche Bedrohung für seinen Gefährten und seinen Nachwuchs zu beseitigen.

„Also, Vane hat ihn geschlagen?“, vermutete Taolma und konzentrierte sich auf Leroy. „Eine Platzwunde an seiner Wange hinterlassen?“ Er runzelte die Stirn, während er nachdachte. „Aber das würde nicht die Verbände an seinem Hals erklären, oder die, die unter seinem Shirt verschwinden.“

Leroy schüttelte den Kopf, bevor er erklärte: „Äh, nein. Vane hat mit seinen Krallen Schnittwunden verursacht, als er nach der Waffe griff, die Quinn auf ihn abgefeuert hat“, erklärte er und bewegte seinen Arm, um es zu demonstrieren, indem er mit den Fingerspitzen über Caladons rechte Schulter und zur linken Seite seines Gesichts fuhr. „Aus diesem Grund bewegten sich seine Krallen in einer Aufwärtsbewegung und zur Seite, wobei sie an seiner Schulter, seinem Hals, seiner Nase, seiner Wange und seiner Stirn hängen blieben.“

Taolma rieb sich den Nasenrücken, als ihm klar wurde, was das bedeutete. „Heilige Scheiße“, flüsterte er. „Werden Narben zurückbleiben?“ Sobald die Worte aus seinem Mund waren, gab er sich eine mentale Ohrfeige, weil das so oberflächlich klang … als ob er sich nur Sorgen um das Aussehen seines Gefährten machen würde.

„Äh, ja. Schwache Narben“, antwortete Leroy und runzelte seine Brauen. „Ich habe siebenundachtzig Stiche gebraucht, um seine Wunden zu verschließen. Glücklicherweise waren die Schnittwunden flach, so dass sie leicht zu reinigen und zu verschließen waren …“ Leroy hielt inne und sah ihn direkt an. „Aber ja, es wird Narben geben.“

„Es ist mir egal, ob er Narben hat“, sagte Taolma. Als er Leroys ungläubigen Gesichtsausdruck sah, sagte er zu ihm: „Ich habe gefragt, weil ich es wissen, darauf vorbereitet, sein sollte.“ Als der Krankenpfleger die Augenbrauen zusammenzog, fuhr er schnell fort. „Menschen, die plötzlich Narben bekommen, schämen sich oft dafür. Ich werde ihm nicht nur beweisen müssen, dass Wandler keine Monster sind, die getötet werden sollten, sondern dass die Narben ihn nicht zu einem, na ja, schlechteren Mann machen.“

„Nun, du weißt, dass wir hier sind, um dir zu helfen, mein Sohn“, versicherte Caladon. Er drückte Leroy an seine Seite und warf einen Blick auf seinen Gefährten, bevor er sich wieder auf Taolma konzentrierte. „Du hast den besten Krankenpfleger, der sich um ihn kümmert. Und wer weiß, wie gut die Wunden heilen werden, wenn du es erst mal geschafft hast, ihn zu beanspruchen?“

Während Leroy aufmunternd nickte, hob Golren eine Hand. „Ich weiß auch, warum er sich den Jägern angeschlossen hat“, warf er ein. „Ich habe mit Jeremiah über ihn gesprochen. Er war noch nicht lange bei ihnen.“

Taolma legte seinen Unterarm auf die Lehne des Sessels und beugte sich zu ihm. „Ach ja?“ Neugier erfüllte ihn. „Warum hat er sich ihnen angeschlossen?“ Als er sich daran erinnerte, dass Quinn etwas von verheiratet sein erwähnt hatte, überkam ihn die Eifersucht. „Hatte es etwas mit seiner Frau zu tun?“

Golren nickte. „Ja, das hatte es.“ Er machte eine Pause und seine Lippen zuckten auf eine Weise, die Taolma als etwas erkannte, das er tat, wenn er sich damit abmühte, schlechte Nachrichten zu überbringen.

„Spuck es einfach aus“, drängte Taolma. „Was auch immer es ist, ich werde mich darum auseinandersetzen müssen.“

„Du bist so jung und musst mit dem familiären Ballast einer anderen Person fertig werden“, murmelte Golren.

„Jeder muss mit Ballast fertig werden“, konterte Taolma. Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin jung, in Beziehungen unerfahren und habe ihm nichts zu bieten.“ Er schnaubte und verdrehte die Augen. „Zum Teufel, ich bin noch am College. Ich werde für die nächsten Jahre in der Schule sein. Ich weiß nicht einmal, was ich sein will, wenn ich erwachsen bin.“

„Wie wäre es damit, ein guter Gefährte zu sein?“, fragte Caladon leise. „Denkst du, du könntest das tun? Es hört sich so an, als würde Quinn es brauchen.“

„Ja“, antwortete Taolma. „Absolut.“

„Das ist gut, Sohn“, murmelte Caladon lächelnd.

Sogar als er dort saß und nicht nur über Quinns Probleme, sondern auch über seine eigenen Mängel sprach, stellte Taolma fest, dass er zu seinem Gefährten gehen wollte. Nachdem er Quinn vom Motel zum Anwesen begleitet hatte, brachte er seinen Menschen in den Krankenflügel. Da Quinn so aufgebracht war, hatte Doktor Perseus ihn sediert und Taolma weggeschickt.

Taolma wusste jedoch, wie er seine Impulse kontrollieren konnte, also ballte er die Hände zu Fäusten und fragte, was er wirklich nicht wissen wollte. „Erzähl mir von Quinns Frau.“

Kapitel 2

Nach Luft schnappend riss Quinn die Augen auf. Er atmete tief durch und versuchte, die Bilder in seinem Kopf zu vertreiben. Er blickte sich im Raum um und entdeckte einen Kleiderschrank, eine Kommode und einen Beistelltisch.

Während der vertraute Anblick Quinn daran erinnerte, dass er wieder ein Gefangener war, war es besser, als sich an den Anblick seiner toten Frau und seines Sohnes zu erinnern. Er hatte seit Wochen keinen Albtraum mehr gehabt und gehofft, dass er über sie hinweg war.

Ich weiß jedoch, was diesen verursacht hat.

Quinn setzte sich auf und schaute wieder durch den Raum. In Gedanken verfluchte er seinen Jägerkollegen Jeremiah und ärgerte sich über den Verrat. Wie hatte der Mensch das einem aus seinen eigenen Reihen antun können?

Bei der Erinnerung daran, wie Jeremiah sich so gefreut hatte, den großen, braunen Dämon – Gargoyle, wie auch immer – zu sehen, verzog Quinn seine Lippen. Er würde sich verdammt noch mal auf keinen Fall von solch einer Kreatur verführen lassen.

Das Bild eines großen, schlanken schwarzen Mannes schoss ihm durch den Kopf. Der Mann war ihm jung erschienen, etwa im College-Alter. Seine Arme waren durchtrainiert und die Beine in seiner Jeans lang.

Ein großes Glas heiße Schokolade.

Quinn spürte, wie sich sein Schwanz bei der Erinnerung verdickte, und verzog das Gesicht. Als der junge Mann das Motelzimmer zum ersten Mal betreten hatte, war es schmeichelhaft gewesen, seinen lüsternen Gesichtsausdruck zu sehen. Seine offensichtlichen Avancen zu hören, hatte einen Schwall von Hitze durch seine Adern gejagt.

Quinn war sehr versucht gewesen, dem jungen Mann nachzugeben und ihn zu ficken. Er hatte seit seiner College-Zeit keine so tiefgründige Lust mehr auf einen Mann verspürt. Außerdem hatte er seit fast einem Jahr keinen Sex mehr gehabt … seitdem seine Frau und sein Sohn brutal ermordet worden waren.

Schade, dass sich der heiße junge Kerl als Wandler entpuppt. Außerdem hatte der Typ ihn zu den Gargoyles zurückgebracht. Er hatte noch nie von verschiedenen paranormalen Arten gehört, die zusammenarbeiteten, aber er war auch noch nicht lange bei den Jägern.

Glücklicherweise hatte Quinn Bethany kontaktieren können. Sie leitete ihre Jägergruppe zusammen mit ihrem Ehemann Roger. Sie hatte ihm Geld überwiesen, um im Austausch Informationen über das Gargoyle-Anwesen zu erhalten.

Quinn hatte das Geld benutzt, um ein Auto zu mieten und eine Waffe in einem Pfandhaus zu kaufen. Gott segne die Macher gefälschter Ausweise. Viel Gutes hatte es ihm aber nicht gebracht.

Verdammter Dummkopf, Jeremiah.

Quinn fragte sich, wie lange er weggetreten war. Ein Blick auf die Uhr sagte es ihm nicht wirklich. Drei Uhr konnte morgens oder nachmittags sein, da der Raum keine Fenster hatte.

Quinn fragte sich, wie lange er noch dort festsitzen würde, bevor die Kavallerie eintraf. Bethany hatte ihm versichert, dass sie innerhalb von achtzehn Stunden das Gargoyle-Anwesen angreifen würden. Sie hatte es so klingen lassen, als hätten sie und der Neue, Paris, eine ganze Reihe von Männern zusammengetrommelt, die bereit waren, Dämonen entgegenzutreten.

Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Terminologie zu korrigieren. Es war ihm egal, wie Bethany die Kreaturen nannte. Sie würden alle früh genug tot oder gefangen sein.

Ein leises Klopfen an der Tür erregte Quinns Aufmerksamkeit. Eine Sekunde später öffnete sich die Tür. Der Gargoyle, den Quinn als Perseus erkannte, erschien in der Tür.

Als Perseus sah, dass Quinn wach war, trat er in den Raum. „Ich würde gerne deine Wunden überprüfen“, sagte er und sein Blick wanderte über sein Gesicht und seinen Oberkörper. „Ich möchte sicherstellen, dass sie sich nicht infiziert haben, während du dich auf den Weg in die Freiheit gemacht hast.“ Kopfschüttelnd murmelte er: „Das war völlig unnötig, da es dir frei steht, zu gehen, sobald wir dein Wort haben, das du niemals wieder Paranormale jagen wirst.“

Quinn schnaubte und zuckte die Achseln. „Sicher. Schau nach“, murmelte er. Es war verdammt beunruhigend zu verstehen, dass wenn die Gargoyles ihn tot haben wollten, sie ihn einfach auf dem Garagenboden hätten ausbluten lassen können. „Willst du sicherstellen, dass ich für diesen schwarzen Jungen immer noch hübsch aussehe?“

Quinn wusste nicht, woher die Worte kamen, und er musste sofort gegen das Erröten ankämpfen.

Scheiße. Warum habe ich das gesagt?

Perseus trat vor. „Ich gehe davon aus, dass du von Taolma sprichst“, brummte er und winkte jemandem außerhalb des Raumes zu, den Quinn nicht sehen konnte. „Auch wenn er jung ist, ist er kein Junge“, fuhr er fort und blieb neben dem Bett stehen. „Und es ist egal, wie du aussiehst. Da du sein Gefährte bist, wird Taolma genauso viel an dir liegen.“

Quinn biss die Zähne bei dieser deutlichen Ankündigung zusammen, während ihn Erleichterung erfüllte, dass es Cosmo war, der zu Perseus in den Raum kam, nicht derjenige, von dem sie sprachen. Das wäre peinlich gewesen. Der blaue Gargoyle trug mehrere Gegenstände, die er auf dem Beistelltisch an der Wand ablegte.

Quinn verlangte nach einer Antwort und schwieg, während Perseus den Verband von seinem Gesicht entfernte. Er hasste es, wie sehr er es schätzte, dass der Gargoyle sanft war. In all den Reden von Roger und Bethany, in denen es um gewalttätige Paranormale ging, entstanden nur noch mehr Löcher. Nichts an der Art und Weise, wie die Gargoyles ihre Gefangenen behandelten, stimmte mit dem überein, wie es sein sollte.

Zur Hölle, wenn das, was die Anführer behaupteten, wahr war, warum sollten sie überhaupt Gefangene nehmen? Sollten die Paranormalen nicht einfach alle töten?

Als die Verbände an seinem Gesicht und Hals abgenommen waren, zeigte Perseus auf sein T-Shirt. „Ich kann es in der Mitte aufschneiden, damit du es nicht über deinen Kopf ziehen musst“, bot er an. „Oder ich werde deine Brust überprüfen, nachdem ich dein Gesicht und deinen Hals wieder verbunden habe. Was ziehst du vor?“

Quinn verdrängte die störenden Gedanken und antwortete: „Ich würde das T-Shirt gerne behalten, wenn das in Ordnung ist.“

„Sicher“, antwortete Perseus. „Du kennst die Übung. Leg dich entweder zurück oder schwing die Beine über die Bettkante.“ Er winkte mit seiner schwarzkralligen, hellgrünhäutigen Hand und deutete an, was er wollte. „Dann werde ich anfangen.“

Quinn nickte und lehnte sich dann entspannt zurück. Er wollte nicht darüber nachdenken, dass er damit sein Leben einem Paranormalen anvertraute. Stattdessen konzentrierte er sich auf die seltsamen Dinge, die der Gargoylearzt von sich gegeben hatte.

„Was zur Hölle meinst du mit Taolma?“, fragte Quinn. „Es hört sich so an, als wäre er nur ein junger, geiler Kerl. Was hat mein Aussehen damit zu tun, dass er ausgeht und sich mit jedem Mädchen oder Typen einlässt, das ihm gefällt?“

Während Quinn sprach, wurde sein Ton leiser und knurrend. Er spannte seine Finger in der Bettdecke an und fand es gar nicht gut, wie die Idee, dass der sexy junge Mann es mit anderen machte, seinen Puls beschleunigte. Obwohl er seit seiner Hochzeit mit Mary nicht mehr eifersüchtig gewesen war, wusste er immer noch, wie es sich anfühlte.

Perseus griff sanft nach seinem Kinn und neigte seinen Kopf zur Seite. Als er näher kam, schaute er in sein Gesicht und summte tief in seiner Kehle. „Hmmm, drei Nähte in der Wange sind aufgegangen, als du Jeremiah vom Anwesen weggezerrt hast“, murmelte er und seine Stirnkämme zogen sich auf merkwürdige Art zusammen. „Wahrscheinlich, weil du deine Zähne zusammengebissen hast oder so. Soll ich den Bereich betäuben, bevor ich wieder nähe?“

Mit finsterem Blick murmelte Quinn: „Tu es einfach. Ich will keine Medikamente mehr.“

Er hatte keine Ahnung gehabt, wie lange er auf dem Gargoyle-Anwesen gewesen war, bis Bethany ihm das Datum gesagt hatte. Vier verdammte Tage als Gefangener im Krankenzimmer. Er fragte sich, wie lange es wohl dieses Mal dauern würde, bis er davonkommen konnte.

Perseus nahm das feuchte Tuch von Cosmo, dann begann er mit der Reinigung des Bereiches, an dem er wohl arbeiten musste. Quinn starrte auf die Wand und versuchte, das Pochen in seiner Wange zu ignorieren. Zu seiner Erleichterung fing der Arzt an zu reden und gab ihm etwas anderes, worauf er sich konzentrieren konnte.

„Für jemanden, der Paranormale jagt, weißt du jedenfalls nicht viel über uns“, sinnierte Perseus. „Du denkst, wir wurden auf diese Welt gebracht, damit ihr uns fangt und Geld mit uns verdient. Oder um uns zu jagen und uns zu töten, weil ihr uns fürchtet. Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass die meisten von uns genau das wollen, was du willst?“

Der hellgrüne Gargoyle gab das Tuch an Cosmo zurück und nahm eine Nadel. Als er sich wieder zu Quinn umdrehte, fragte der den größeren Mann: „Ach ja? Glaubst du, jeder möchte, dass seine Familie von blutrünstigen Vampiren getötet wird? Willst du das auch?“

Perseus seufzte und schüttelte den Kopf. Sein Gesichtsausdruck wurde … traurig. „Nein, Quinn Pichousie“, grollte er. „Ich sage, dass die meisten von uns einfach nur ihr Leben leben, ein gewisses Maß an Glück finden, jemanden zum Lieben finden und geliebt werden wollen.“ Er legte den Kopf schief und fuhr fort: „Vielleicht sogar etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anstellen. Eine Art Vermächtnis hinterlassen.“

„Wir sind nicht alle blutrünstige Mörder“, unterbrach ihn Cosmo, als Perseus begann, die Nadel und den Faden durch Quinns Fleisch zu schieben. „Aber genau wie es bei den Menschen Mörder und Drogenbosse gibt, die es auf die Schwachen und Verzweifelten abgesehen haben, gibt es die auch bei den Paranormalen. Mein Beileid.“

Quinn tat sein Bestes, um sich auf Cosmos Worte zu konzentrieren, obwohl er das schmerzerfüllte Zischen nicht zurückhalten konnte. Als er den Gargoyle sprechen hörte, erinnerte er sich an Jeremiahs Worte. Sein Freund – war er noch sein Freund? – hatte gesagt, dass nicht alle Paranormale den Tod verdient hätten.

Gott, ich sollte nicht so denken!

„Vampire haben meine Frau und meinen Sohn getötet“, knurrte Quinn und hielt an dem Schmerz und der Wut fest. „Du denkst, ich soll was tun? Es einfach hinter mir lassen?“

„Halt still, verdammt“, schnappte Perseus. „Oder ich werde dich sedieren.“

Quinn erstarrte, nicht sicher, wann er überhaupt angefangen hatte, sich zu widersetzen. Jetzt bemerkte er, dass Cosmo seine Beine hielt, während Perseus gegen seine Schultern drückte. Quinn wurde klar, dass der Schmerz, den er fühlte, körperlich war.

„Scheiße“, zischte Quinn. „Es tut mir leid.“

„Verdammt richtig, das sollte es auch“, grummelte Perseus und lockerte langsam seinen Griff. „Wie kannst du sagen, dass das, was diese Vampire deiner Familie angetan haben, falsch ist, aber es ist richtig, dass deine Jägerfreunde hierher kommen und versuchen, unsere Gefährten und Jungen entführen und abschlachten?“

Quinn schaffte es gerade so, bei dem Ton der großen Kreatur nicht zusammen zu zucken. „Gefährten und Junge? Wovon zum Teufel redest du?“, erwiderte er und hielt seinen Ärger fest. Mit dieser Emotion konnte er so viel leichter umgehen, als herauszufinden, was seine Verwirrung bedeutete.

„Unser Gefährte ist unser Partner“, sagte Perseus und hielt seinen Blick. „Mein Gefährte ist ein Mensch namens Wren“, erklärte er, und seine hellgrauen Augen verengten sich. „Wenn wir unsere Gefährten finden, tun wir alles in unserer Macht, um ihm Freude zu bereiten, ihn glücklich zu machen, und uns ein Leben mit ihm aufzubauen … wie ein Mensch es mit seinem Lebensgefährten oder seiner Lebensgefährtin tun sollte.“ Er grinste schief, ließ seinen Blick langsam über ihn wandern und hatte einen Ausdruck in seinen Augen, den Quinn nicht deuten konnte. „Der einzige Unterschied ist, dass ein Paranormaler vom Schicksal selbst darauf programmiert ist, sich um diese eine besondere Person zu kümmern. Verdammt, wenn wir uns erst einmal mit unserem Gefährten verbunden haben, können wir nicht einmal mehr einen Steifen für einen anderen kriegen.“

Quinn spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, als er Perseus’ deutliche Worte hörte, und versuchte, sie zu verarbeiten. Er verschaffte sich ein paar Sekunden Zeit, als Perseus zurückwich und dabei die Nadel mitnahm, was darauf hinwies, dass er fertig war. Quinn zog vorsichtig sein Shirt über den Kopf.

Schließlich klickte es bei ihm.

„Taolma denkt, ich bin sein Gefährte?“

Perseus tauschte einen Blick mit Cosmo aus und konzentrierte sich dann auf den Verband, der Quinns Schulter bedeckte. „Ja“, antwortete der grüne Gargoyle. „Du, Quinn, bist Taolmas Gefährte.“ Er warf einen Blick auf sein Gesicht, ein Grinsen umspielte seine dicken Lippen. Er konzentrierte sich wieder auf den Verband und zog ihn vorsichtig ab. „Stell dir mal vor. Zumindest kann er dich nicht schwanger machen wie ein Gargoyle.“ Er schnaubte. „Ich nehme an, zu hören, wie Matthew sein Ei bekommt, hat dich völlig aus der Fassung gebracht.“

Quinn zischte bei dem Gefühl, wie das Klebeband an seinen Brusthaaren zog, und bemühte sich, sich nicht an die schmerzvollen Schreie zu erinnern, die er durch die Wände gehört hatte. Obwohl Perseus schon einmal die Störung erwähnt hatte, die ihm die Möglichkeit zur Flucht gegeben hatte, konnte er nicht anders und zuckte zusammen. Der Typ hatte sich angehört, als würde er sterben.

„Ich würde dir anbieten, Matthew kennenzulernen“, fuhr Perseus fort, während er den Verband wieder anlegte. „Hier ist übrigens nichts aufgerissen“, warf er augenzwinkernd ein. „Aber ich glaube nicht, dass Vane Matthew auch nur in deine Nähe lassen würde.“

„W-wer ist Vane?“, fragte Quinn, seine Stimme ein Flüstern, als ein irriger Gedanke in seinen Kopf schoss. Perseus’ Krallen waren verdammt scharf und sie lagen verdammt dicht an seinem Herzen. „Wer ist Matthew?“

Perseus tat ihm jedoch nichts. Stattdessen nahm er seine Hände von Quinns Körper und richtete sich auf. „Danke, Cosmo“, sagte er und wandte sich an den anderen Gargoyle. „Warum gehst du nicht zu Kamille? Ich bin sicher, deine Gefährtin und dein Junges möchten dich in diesen schwierigen Zeiten bei sich haben.“

Cosmo nickte und nahm das Verbandsmaterial vom Beistelltisch. Bevor er den Raum verließ, hielt er inne und sah Quinn über die Schulter an. „Ich bin froh, dass es dir gut geht und ich kann mir nicht vorstellen, was du durchgemacht hast, als du deine Frau und deinen Sohn verloren hast“, brummte er leise. „Aber auch wenn es dir egal ist, ich glaube, dass es falsch ist, andere zu zwingen, das durchzumachen, was du durchstehen musstest … und du wirst dich dadurch nicht besser fühlen.“

Dann verließ Cosmo den Raum.

Quinn empfand Verwirrung und richtete seine Aufmerksamkeit auf Perseus. Der andere Gargoyle musste seinen Gesichtsausdruck gelesen haben, denn er benutzte seinen Fuß, hakte ihn in das Bein des Stuhls, der neben der Wand stand, zog ihn ans Bett und setzte sich.

„Vane ist der große rote Gargoyle, auf den du geschossen hast“, enthüllte Perseus. „Er hat dir diese Wunden zugefügt, als er dich entwaffnete, und dich dann in die Krankenstation des Lagers gebracht, um dir zu helfen.“ Während Quinn überrascht war, fuhr Perseus fort, ohne Schwung zu verlieren. „Matthew ist Vanes Gefährte. Er ist ein Mensch, der Kinder liebt und mit dem Gargoyle, den er liebt, eine Familie gründen wollte.“

Perseus’ Lächeln wurde liebevoll und ließ Quinn vermuten, dass seine Gedanken bei diesem Mann waren.

„Es dauerte nicht lange, bis Matthew Vane überredet hatte, ein Kleines zusammen zu haben, obwohl er wusste, dass er das Ei austragen müsste.“

Quinn flüsterte mit offenem Mund: „Er hat sich entschieden zuzulassen …“ Er klappte die Kinnlade zu und wusste, dass es den Gargoyle höchstwahrscheinlich verletzen würde, wenn er seinen Gedanken äußerte. Quinn konnte sich nicht vorstellen, jemals ein Ei in sich haben zu wollen.

Widerlich!

Offensichtlich ahnte Perseus seine Gedanken nicht – Gott sei Dank –, denn er fuhr fort und sagte: „Kamille ist Cosmos Gefährtin. Sie ist eine gute Frau, und sie haben drei Junge bekommen, äh, wie du Kinder nennen würdest“, fügte er hinzu und erklärte den Begriff. „Im Moment haben sie nur eines zu Hause. Ein süßes achtjähriges Mädchen.“ Er grinste, mochte das Kind offensichtlich nicht. „Sie hat langes, weißblondes Haar und hübsche grüne Augen. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, sich wie eine Prinzessin zu verkleiden. Ab und zu taucht Cosmo mit rosa, blauen oder violetten Krallen auf.“ Er lachte leise. „Sie sind so lebhaft in diesem Alter.“

Quinn konnte sich vorstellen, dass ein überzeugendes Kind seine Eltern dazu überredete, sich die Nägel von ihm lackieren zu lassen … Krallen.

Dann verhärtete sich Perseus’ Gesichtsausdruck. „Ich hasse es, mir vorzustellen, was jemandem wiederfahren würde, der einem der Kinder unserer Schwarmmitglieder Schaden zufügt.“ Seine Augen verengten sich. „Es wäre nicht schön.“

Quinn fühlte sich, als ob die Luft in seinen Lungen gefroren wäre. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust. Als er sich daran erinnerte, wie er über seine eigene getötete Familie stolperte, konnte er sich nicht vorstellen, jemand anderem das anzutun.

Quinn rieb sich die Brust und versuchte, das unangenehme Gefühl dort zu lindern. Er drehte den Kopf und wandte sich der Wand zu. Eine Woge der Schuld überrollte ihn und verengte seine Brust fast mit ihrer Intensität. Er holte tief Luft und kämpfte zum ersten Mal seit seiner Entscheidung, Jäger zu werden, mit seinem Gewissen.

„Ich habe ihnen gesagt, wo ihr seid“, flüsterte Quinn. „Sie kommen.“

Kapitel 3

„Golren, Taolma und Caladon, ihr bleibt dicht zusammen. Ich möchte nicht, dass jemand allein ist“, befahl Anführer Maelgwn und warnte sie gleichzeitig. „Streift die Südseite des Arboretums ab. Benutzt die Bäume und bleibt außer Sicht. Ihr seid Kundschafter, also bewahrt eure Funkgeräte an einem sicheren Ort auf, wenn ihr plant, euch zu verwandeln.“

„Machen wir“, antwortete Caladon mit einem Nicken.

Leroy drückte Caladons Hand. „Sei vorsichtig“, flüsterte er. „Ich warte vielleicht auf der Krankenstation, aber das heißt nicht, dass ich wirklich etwas tun müssen will.“

„Das werde ich“, versicherte Caladon und rieb mit den Fingern über Leroys Kiefer, während er ihn liebevoll anlächelte. „Das wird vorbei sein, bevor du es merkst.“

„Was Leroy gesagt hat“, murmelte Penelope und umarmte Golren fest, bevor sie einen Kuss auf seine Lippen drückte. „Pass auf dich auf, und wir sehen uns, wenn du wieder zurückbist.“

Golren nickte.

Als auch sie sich zu küssen begannen, wandte Taolma seine Aufmerksamkeit wieder Maelgwn zu. Der Gargoyleanführer war damit beschäftigt, ihre Verteidigung zu koordinieren und zu befehlen, wer wohin gehen sollte. Sogar ein örtlicher Detective, Collin DeSoto, war anwesend.

Taolma war nicht sicher, ob die Gegenwart des Detectives alle daran erinnern sollte, dass zu viele Todesfälle und Vermisste in der Umgebung mehr Aufmerksamkeit auf sie lenkte, oder ob er nur ihre Bemühungen unterstützte, ihre Heimat und Familien zu schützen.

Er nahm an, dass es nicht wirklich wichtig war. In ein paar Minuten würde er aufbrechen, um in den Bäumen zu patrouillieren, während er in seiner großen Boa Constrictor-Form war. Seine Schlange konnte leicht durch die dicken Äste gleiten, sodass sie die Bereiche ohne ausreichende Überwachungskameras im Auge behalten konnten.

„Wie ich hörte, wissen wir dank deinem Gefährten, wann sie kommen sollen.“

Als Taolma die geflüsterten Worte hörte, drehte er den Kopf, um Sapian anzusehen. Er betrachtete den großen, goldenen Gargoyle-Vollstrecker und zwang sich zu einem Lächeln. „Ja?“ Er hatte nur ein oder zwei Mal mit dem großen Mann gesprochen, aber er hatte gehört, dass der verpaarte Gargoyle schon oft anderen geholfen hatte, die versuchten, ihren Gefährten zu umwerben. Sapian wurde spielerisch der Beziehungsexperte des Schwarms genannt. „Wie das?“

„Nun, ich hörte, dass er seine Frau und seinen Sohn an Vampire verloren hat“, antwortete Sapian sanft und hielt seine Stimme leise. „Perseus hat ihm etwas über Cosmos kleines Mädchen erzählt. Ich nehme an, als er von Kindern hörte, änderte er seine Meinung. Er sagte uns, die Jäger planten so schnell wie möglich anzugreifen … vielleicht sogar schon innerhalb von achtzehn Stunden nach seinem Anruf bei Bethany. Sie gehört zu den Anführern.“ Er lächelte schwach. „Das muss dir ein bisschen Hoffnung geben, oder?“

Taolma nickte langsam und dachte schnell nach. Sein Ersatzvater und seine leibliche Mutter Gloria hatten ihm bis zu deren Tod eine fantastische Kindheit geboten. Danach hatte Golren einige zwielichtige Verbindungen benutzt, um Taolma zu adoptieren.

„Ich weiß ein bisschen etwas über den Verlust eines geliebten Menschen“, murmelte Taolma. Er dachte wirklich nicht gerne an den Kampf, den seine Mutter mit Leukämie ausgefochten hatte. „Anders als seine Erfahrung, da bin ich mir sicher.“ Verdammt, er hatte gewusst, dass seine Mutter sterben würde.

„Es muss hart gewesen sein, seine tote Frau und seinen toten Sohn vorzufinden“, kommentierte Sapian. „Wenn Missy etwas passieren würde …“ Er klappte den Mund und knurrte sogar über das, was er sagte.

Taolma nickte langsam und wusste, dass Sapian von seiner Gefährtin Missy sprach. Gerüchten zufolge versuchten sie es gerade mit ihrem dritten, dann ihrem vierten Jungen, da sie es mochten, Kinder zu zweit großzuziehen. So fruchtbar wie Gargoyles bekanntermaßen waren, dachte Taolma, dass es nicht lange dauern würde, bis Missy ankündigte, dass sie schwanger war.

„Wenn Matthew etwas passieren würde, würde ich mich rächen wollen. Dann würde ich mich in einer Höhle zusammenrollen und sterben.“

Taolma riss die Augen auf und starrte Vane an. „Rache? Höhle?“

Vane nickte einmal, sein blutrotes, skelettartiges Gesicht zeigte scharfe Linien, als er seine dünnen Lippen in einem animalischen Zähnefletschen zurückzog. „Ja, Rache“, knurrte er. „Ich würde denjenigen aufspüren und töten, der mir meinen Gefährten weggenommen hat, und alles und jeden, der mir im Weg steht, vernichten.“ Seine Stimme wurde leiser, je mehr er sprach und grollte, als er knurrte. „Danach hätte ich keinen Grund mehr zu leben. Ich würde eine Höhle finden, mich tief drinnen zusammenrollen und die Natur ihren Lauf nehmen lassen.“

Sapians goldgefleckte Haut wirkte blass, als er murmelte: „Ich weiß, dass Matthew nicht möchte, dass du so redest.“ Er hob eine Hand, als Vane sich umdrehte und ihn anstarrte. „Ich sag ja nur. Außerdem hast du jetzt ein Kleines, an das du denken musst. Jeder weiß, dass die meisten nach dem Tod ihres Gefährten an Einsamkeit sterben oder wild werden und aus dem Verkehr gezogen werden müssen“, fuhr er fort, wahrscheinlich um zu erklären, dass er die blutrünstigen Aussagen von Vane verstanden hatte. „Einige schaffen es jedoch, ein paar Jahre durchzuhalten, weil sie kleine Kinder haben, um die sie sich kümmern müssen.“

Vane grollte tief in seiner Kehle. „Ich muss mir mehr Gedanken darüber machen.“ Dann drehte er sich um und ging auf Maelgwn zu, wahrscheinlich um seinen eigenen Auftrag für den bevorstehenden Angriff zu erhalten.

„Bist du bereit, mein Sohn?“, fragte Golren und legte eine Hand auf seine Schulter.

Taolma drehte sich zu dem anderen Wandler um und nickte. „Ja“, antwortete er. „Ja, ich bin bereit. Ich könnte ein wenig Stressabbau gebrauchen, da ich offensichtlich für eine Weile keinen Sex haben werde.“

Golrens Augen weiteten sich und er räusperte sich, als er seine Hand zurück an seine Seite zog.

Taolma lachte und begriff, dass wenigstens eine Sache in seinem Leben immer noch genau dieselbe war. Golren hatte schon immer Probleme damit gehabt, über Sex zu reden. Für einen Wandler war er überraschend prüde.

„Komm schon, Pops“, neckte Taolma und schlug ihm auf den Oberarm. „Lass uns helfen, den Schwarm zu retten, damit ich meinen Gefährten verführen kann.“

Caladon winkte aus einiger Entfernung. Als Taolma und Golren zu ihm kamen, ging er aus dem belebten Raum. Caladon reichte ihnen jeweils ein Funkgerät und betrachtete Taolma abschätzend.

„Also, hast du einen Plan, wie du das erreichen kannst?“, fragte Caladon mit neugierigem Gesichtsausdruck. „Du weißt schon … deinen Gefährten verführen und all das?“ Die rechte Seite seines Mundes krümmte sich. „Golren wird wahrscheinlich zustimmen, wenn ich sage, dass wir auf jede vernünftige Weise helfen werden, wie wir nur können.“

Taolma lachte leise. Er blickte zwischen den beiden älteren Wandlern hin und her. „Götter, danke.“ Einen Arm um die Schultern jedes anderen Mannes gelegt, grinste er. „Ich habe verdammt viel Glück. Und weißt du was? Ich habe einen Plan … und ich werde viel Hilfe brauchen, um ihn umzusetzen.“

„Was auch immer wir tun können“, versicherte Golren.

„Danke“, antwortete Taolma. Aus ihren erwartungsvollen Blicken ging hervor, dass sie dachten, er würde es ihnen sofort sagen. Taolma brauchte jedoch etwas mehr Zeit, um die Idee zunächst in seinem eigenen Kopf durchzuarbeiten. „Bringen wie es hinter uns.“

Als Taolma ihre überraschten Blicke sah, grinste er nur und ging nach draußen.

Taolma befand sich in der Mitte, die älteren Wandler hielten sich zu beiden Seiten von ihm. Er wusste, dass er beschützt werden sollte, und versuchte, nicht beleidigt darüber zu sein. Auch wenn er das Gefühl hatte, auf sich selbst aufpassen zu können, begriff er, dass sie auf ihn aufpassen mussten.

Verdammt, es war nicht das erste Mal, dass er gegen die Jäger kämpfte. Er hatte dem Alligator-Wandler Tristan und dem Detective bereits geholfen, einen schmierigen Anwalt zu fangen, der mit ihnen zusammengearbeitet hatte. Laut Gerüchten hatte Vane den Mann schließlich gebrochen, und er hatte angefangen zu reden. Was gesagt wurde, blieb sorgfältig geheim gehalten, aber Taolma wettete, dass es in der Zukunft des Gargoyle-Schwarms mehr Rettungsaktionen geben würde.

Es würde Spaß machen, sich darauf einzulassen.

Oder das könnte das jugendliche Verlangen sein, etwas Abenteuerliches zu unternehmen.

Diese zweite Stimme in seinem Kopf klang auffallend wie Golren.

Taolma schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf das, was getan werden musste. Er entdeckte Caladon fünfzig Schritte vor sich, kaum sichtbar durch die Bäume. Er wusste, wenn er über seine Schulter schaute, würde er Golren dort sehen, also tat er es nicht.

Stattdessen schaute Taolma nach rechts durch die Bäume. Er sah kaum mehr als erwartet. Das Laub an diesem Ende des Anwesens war dicht. Es gab Eichen, weiße und schwarze Kiefern sowie viele Büsche.

Es war schwierig, einfach nur durchzugehen.

Taolma nahm an, dass Maelgwn sie deshalb auf diese Seite beordert hatte. Nachdem er einen Blick mit seinem Vater und seinem Pops gewechselt hatte, fand er einen guten Baum zum Klettern und machte sich auf den Weg hinauf. Mit Fähigkeiten, die er beim jahrelangen Spielen inmitten tropischer Bäume erlernt hatte, stieg er leicht auf die Eiche.

Taolma hielt auf etwa fünf Metern Höhe inne und konnte den Waldboden kaum sehen. Er schaute nach links und rechts, überprüfte, wo die anderen Wandler waren, und fand dann einen guten Platz zum Niederlassen. Er entspannte sich auf dem Ast und ließ sich nieder, um zu warten.

Wenig überraschend kam der Angriff nicht aus ihrer Richtung. Das Geräusch von Schüssen erfüllte die Nachmittagsluft und bestätigte, dass die Jäger dazulernten. Sie griffen eher bei Tageslicht als bei Nacht an, was bedeutete, dass ungebundene Gargoyle schlafen würden – als lebendiger Stein.

Taolma schaute durch die Bäume zum Anwesen. Wieder konnte er nicht viel sehen … nur die Spitze des dreistöckigen Herrenhauses. Er schaute nach links und rechts und fragte sich, was Caladon und Golren dachten.

Sollten sie zum Anwesen zurückkehren? Sich auf das Geräusch der Schüsse zubewegen? Oder sollten sie an Ort und Stelle bleiben?

Vielleicht hätten wir mehr Fragen stellen sollen.

Gerade als Taolma den Baum hinunterklettern wollte, entdeckte er einen farbigen Blitz im Laub. Das tiefe Rot zeichnete sich gegen das Grün und Braun der Bäume ab. Eine Sekunde später erkannte er, dass es ein T-Shirt war.

Wer zum Teufel trägt Rot, wenn er bei einem Überfall beteiligt ist?

„Oh, Scheiße!“

Taolma flüsterte die Worte, ohne nachzudenken, da ihm klar wurde, dass die Person in Rot kein Jäger war. Es war eines von zwei Mädchen im Teenager-Alter, die beim Schwarm lebten. Dies war Karen, die Tochter von Katie, die mit dem Gargoyle Brogan verpaart war.

Taolma entdeckte eine dunkel gekleidete Gestalt, die sich fünf Meter hinter Karen befand und rasch näherte, und drückte auf den Knopf seines Kommunikators. „Ich habe Bewegung auf der Südseite. Jäger verfolgt Karen.“ Danach legte er das Gerät auf den Ast des Baumes und begann sich zu verwandeln.

Als Boa Constrictor-Wandler gehörte Taolma zu den wenigen Wandlern, die ihre Kleidung beim Verwandeln nicht zerstörten. Stattdessen konnten sie sich in ihr Tier verwandeln und einfach herausschlängeln. Das tat er nun und verwandelte sich schnell in seine Schlange.

Taolma bewegte sich leicht über einen Ast. Genau wie er gehofft hatte, sprintete Karen direkt darunter, duckte sich unter Ästen und schob sich durch die Brombeeren. Ihr Verfolger holte auf, sein großer Körper konnte mit brachialer Kraft die Lücke schließen.

Taolma ließ sich von dem Ast fallen und sein langer, dicker Körper landete genau auf den Schultern des Mannes. Sein Gewicht brachte sie beide zu Boden. Auch wenn die Knie des Mannes hart auf dem Waldboden aufschlugen, behielt er seine Waffe bei sich.

Taolma schlug nach dem Handgelenk des Jägers und bohrte seine langen, messerscharfen Zähne in das Fleisch des Mannes. Er drehte seine Windungen um den Körper des Menschen und begann, seine Muskeln zu straffen. Er konzentrierte sich darauf den Jäger handlungsunfähig zu machen und ignorierte den Schmerzensschrei und das Fluchen des Mannes. Stattdessen hörte er, wie sein Körper knirschte, als sich seine Knochen bewegten, um sich dem Zusammenziehen anzupassen.

Der Körper des Mannes zuckte in seinem Griff. Er ließ endlich seine Waffe fallen, als Taolma seinen Kiefer spannte und die Knochen in seinem Handgelenk brach. Der Mann schrie erneut.

Feuer schoss durch Taolmas Körper. Er öffnete den Mund und ließ den Arm des Menschen los, als er vor Schmerz zischte. Er drehte den Kopf und entdeckte einen zweiten Jäger, der mit seiner Waffe auf ihn zielte.

Taolma spürte, wie Angst durch ihn schoss, als er sich fragte, wo er als nächstes getroffen werden würde. Der Mensch war nahe genug, um ihn leicht in den Kopf zu treffen. Würde er das tun, oder sollte er lebende Gefangene nehmen?

Zu Taolmas Erleichterung traf Caladons Boa ein. Sein Vater wickelte sich um den zweiten Jäger. Zur gleichen Zeit erschien Golren. Er nahm die Waffe vom Boden und richtete sie auf Caladons Gefangenen.

„Lass die Waffe fallen, Jäger“, befahl Golren. „Oder deine und die Organe deines Kollegen werden zu Gelee zerquetscht.“

Taolma zuckte bei dem Bild zusammen, das in seinem Kopf auftauchte. Er wollte den Kerl nicht wirklich umbringen, aber er würde es tun. Nachdem er seinen Vater mehr als siebzehn Jahre lang verloren hatte, an Menschen genau wie diese, würde er alles tun, was er konnte, um seine neue Familie zu schützen.

Zum Glück ließ der Mann die Waffe fallen.

Taolma lockerte seine Umklammerung gerade so weit, dass es dem Kerl, den er festhielt, leichter fiel, zu atmen. Er brachte seinen eigenen Kopf in die Nähe des anderen Mannes und zischte leise. Die Bewegung enthüllte seine langen Zähne und versicherte, dass der Kerl still blieb.

„Karen, wo bist du?“, rief Golren und richtete den Blick weiterhin auf den Jäger. „Bist du in Ordnung?“

„Hier“, rief sie und trat hinter einem Baum hervor. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. „I-ich bin okay“, flüsterte sie. „Nur ein paar Kratzer.“

„Sind sie in den Hobbyraum gekommen?“, fragte Golren. „Sind andere Jugendliche in Gefahr?“

„N-nein“, stammelte Karen. „Ich, äh, ich war nicht da drin.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752109801
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (August)
Schlagworte
gestaltwandler wandler gay romance gay fantasy Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Quinns unpassender Gefährte