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Kuschelzeit mit seinem Vampir

von Charlie Richards (Autor:in)
120 Seiten
Reihe: Ein liebevolles Biss-chen, Band 7

Zusammenfassung

Nur ein kleiner Liebesbiss: Je größer sie sind, desto heftiger erwischt es sie. Lucius fühlt sich endlich zuversichtlich, was seinen Platz im Rudel betrifft. Sein neuer Alpha und der innere Kreis sind fair, freundlich und alles, was seine ehemaligen Anführer nicht waren. Lucius lernt die Welt jenseits des Rudelterritoriums kennen und belegt Online-Kurse, um Botanik zu studieren. Alles ändert sich, als sein Rudel ein Dutzend Angusrind-Wandler aufnimmt, die aus einer Herde in Texas gerettet wurden. Einer der Retter, der die Wandler begleitet, ist ein Vampir, der Lucius’ Blut zum Singen bringt. Gypsum Vereen. Auch wenn Lucius die Anziehungskraft, die der Mann auf ihn ausübt, nicht leugnen kann, hatte er Sex aufgegeben, als der neue Alpha die Führung übernahm. Der frühere innere Kreis hatte den Akt zu einer erniedrigenden und schmerzhaften Sache gemacht, und das will er nie wieder erleben. Gypsum spricht von Liebe machen, aber kann Lucius genug Vertrauen aufbringen, um ein Risiko einzugehen und den Unterschied kennenzulernen? Hinweis: Dieser Roman enthält Anspielungen auf vergangene Vergewaltigungen. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Ein liebevolles Biss-chen ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 27.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

Gypsum Vereen hörte, wie die elektronische Stimme des Navigationssystems ihm verkündete, dass es die Route neu berechnete. Gereiztheit überkam ihn und er knurrte leise, schlug mit dem Handballen auf das Lenkrad.

„Verdammt nochmal!“, knurrte er. Er bremste den Geländewagen ab und blickte nach links, rechts und in die Mitte. Er sah nur die Straße vor sich, die von Bäumen, Erdboden und Büschen umgeben war, und schüttelte den Kopf. „Wo zum Teufel bin ich?“

Gypsum warf einen Blick in seinen Rückspiegel und verzog das Gesicht, als er die blassen Gesichter einiger seiner Passagiere sah. Er zwang seine Stimme, beruhigend zu klingen, als er sagte: „Entspannt euch, Leute. Ich werde einfach kurz anhalten und meine Kontaktperson anrufen.“ Er schenkte ihnen ein schiefes Lächeln und hoffte, sie damit zu beruhigen. „Ich muss falsch abgebogen sein.“

Nachdem er Jaxon Ryder ein wenig nicken sah, tat Gypsum, was er gesagt hatte. Er hielt das Fahrzeug an und stellte das Getriebe auf Parken, bevor er sein Handy herausnahm. Während er darauf wartete, dass sich seine Kontaktperson meldete, schaute er wieder in den Rückspiegel.

Jaxon war der dominanteste der sechs Anguswandler, die im Wagen saßen, somit war er ihr Anführer. Ursprünglich hatte der Mann auf dem Beifahrersitz gesessen, bis sie herausfanden, dass Ramon, ein Bullenwandler im späten Teenageralter, der noch nie zuvor in einem Auto gesessen hatte, reisekrank geworden war, sodass sie die Plätze getauscht hatten. Tatsächlich waren von den sechs Wandlern in seinem SUV nur zwei jemals in etwas anderem als einem Viehanhänger in ihrer tierischen Form gefahren.

Noch ein weiterer Grund, warum Gypsum fand, dass der Ex-Alpha ihrer Herde ein Arschloch war. Alpha Donner und sein Beta, Clark, hatten, mit der Hilfe der beiden Vollstrecker Karlylle und Mercer, die Herde mit eiserner Faust regiert. Sie hatten sogar einen Bullen rausgeschmissen, nur weil der es ablehnte, sich mit einer Kuhwandlerin zu verbinden, nur um deren allzu leichtlebiges Benehmen zu stoppen. Offensichtlich hatte sie eine nicht genehmigte Schwangerschaft gehabt, daher wollten sie sie an jemanden binden, um sie daran zu hindern, dies erneut zu tun.

Totale Kontrolle.

Der Angusbulle, den sie ausgewählt hatten, Garth, hatte sich geweigert. Sie hatten Garth geschlagen und ihn aus der Herde vertrieben. Garth war in das Gebiet der Vampire gestolpert, und so war Gypsums Zirkel in die Sache verwickelt worden.

Nachdem Meister Jaymes – Gypsums Vampiranführer – ein paar Wandleralphas kontaktiert hatte, die er kannte, hatte er die Erlaubnis erhalten, diejenigen Wandler aus Donners Herde zu holen, die eine Chance auf ein anderes Leben haben wollten. Es half, dass der Alpha und Beta ihre Vollstrecker und einen Tracker geschickt hatten, was zu unbefugtem Eindringen in das Vampirgebiet einem Angriff geführt hatte. Damit hatte ihr Zirkel auch Anlass zu einer offiziellen Beschwerde, und Meister Jaymes nutzte das voll und ganz aus.

Deshalb brachte Gypsum nun das Dutzend Anguswandler, die sich ein neues Leben gewünscht hatten, zu einem Wandlerrudel in den Hügeln südlich von Albuquerque, New Mexico. Es wurde von dem kalifornischen Kondorwandler Dorian Yaris und seinem Gefährten Kai Sudderson, einem Schnabeltierwandler angeführt. Der Beta war ein Eulenwandler namens Luc Laurent, der mit Kais Cousin, einem Menschen namens Dylan, verpaart war. Die Gruppe hatte Erfahrung mit der Rehabilitation von missbrauchten und verletzten Wandlern.

„Hier ist Luc.“

Als die Stimme des Eulenwandlers aus dem Handy ertönte, lenkte Gypsum seine Aufmerksamkeit von der Mischung aus nachdenklichen und neugierigen Gesichtern in seinem Rückspiegel ab.

„Hallo, Luc. Hier ist Gypsum Vereen“, grüßte er. „Ich glaube, ich habe mich verfahren. Ich dachte, ich folge deiner Wegbeschreibung, aber das GPS versucht immer wieder, die Strecke neu zu berechnen. Kannst du helfen?“

Als Zweiter in der Befehlskette seines Vampirzirkels hasste Gypsum es, um Hilfe zu bitten – jedenfalls alle außer seinem Meister. Leider aber glaubte er nicht, dass er das verdammte Ziel alleine finden konnte. Die Basis der Wandler war nicht umsonst gut verborgen.

Gypsum rollte mit den Augen, als er Luc leise lachen hörte, bevor er antwortete: „Wir sind aus gutem Grund nicht über GPS zu finden.“ Lucs Stimme mit dem leichten französischen Akzent klang, als würde der Mann ihn necken. „Patron hat sich große Mühe gegeben, damit es so ist.“

„Dann sag mir, wonach ich suchen soll“, forderte Gypsum ihn auf und ignorierte den Hinweis auf ihren technischen Guru, einen Kojotenwandler. Er hatte gehört, dass der Mann beim Rudel aufgetaucht war, nachdem Alpha Dorian die Nachricht verbreitet hatte, dass ausgestoßene schwule Wandler bei ihm willkommen waren. „Gibt es einen Meilenstein oder ein Straßenschild, auf das ich achten sollte? Vielleicht ein großer Baum mit einem X?“, fragte er und entschloss sich, ebenfalls zu necken.

Luc schnaubte. „Nein, Vampir“, erwiderte er amüsiert. „Bist du auf der Route 19?“

„Ja“, antwortete Gypsum. „Ich bin bei, äh …“ Er hielt inne und sah sich um. Er entdeckte einen Meilenstein und sagte: „Meile achtunddreißig.“

„Dann bist du fast da“, sagte Luc. „Such nach Meilenstein einundvierzig und dann dahinter auf der rechten Seite nach einer unbeschilderten Schotterstraße. Sie sieht aus wie eine Forststraße.“ Er hielt einen Augenblick inne und fügte hinzu: „Du erkennst sie an dem Haufen Felsbrocken, der nach zehn Metern auf der linken Straßenseite aufgetürmt ist.“

Gypsum lachte bellend. „Richtig. Verstanden. Straße mit Felsbrocken.“ Nachdem er die deutliche Belustigung im Ton des Eulenwandlers gehört hatte, entschied er, dass es vielleicht doch nicht langweilig werden würde, die Angus-Wandler dorthin zu bringen. Zumindest hatte der Beta des Rudels Sinn für Humor. „Und wie lang ist diese Forststraße?“

Luc summte eine Sekunde lang und sagte dann: „So ungefähr sechs Kilometer.“

„Klingt gut, Mann“, antwortete Gypsum. „Bis bald.“

„Ich werde Alpha Dorian wissen lassen, dass ihr bald hier sein werdet.“

Nach diesem Abschied beendete Luc den Anruf.

Gypsum schickte die Informationen, die er von Luc erhalten hatte, per Textnachricht an Clarice. Sie war eine Vollstreckerin in seinem Zirkel und fuhr das zweite SUV voller geretteter Wandler. Clarice war ungefähr eine Stunde hinter ihm, da eines der Kinder in ihrer Obhut – ein zehnjähriger Junge – mit einem Albtraum aufgewacht war und sich im Schrank versteckt hatte.

Als Gypsum aufgebrochen war, hatte die Mutter des Jungen immer noch versucht, ihn zu beruhigen.

Gypsum stellte seine Handy in den Becherhalter, schaute über seine Schulter und lächelte die anderen an. „Gut. Wir sind fast da.“ Er wusste, dass dies eine lange Reise für die Wandler gewesen sein musste, die wahrscheinlich den größten Teil ihres bisherigen Lebens mit Landwirtschaft, Kochen, Putzen, Nähen und dergleichen verbracht hatten. Er hatte gehört, dass sie neunzig Prozent ihrer Verbrauchsgüter selbst produziert hatten.

Was für eine Art zu leben.

Nachdem er das GPS-System im SUV ausgeschaltet hatte, legte er den Gang ein und brachte sie wieder in Fahrt. Er hielt nach den Meilensteinen Ausschau und zählte im Geiste mit. Als er das kleine Schild mit der Nummer einundvierzig sah, wurde er langsamer. Ein paar Sekunden später entdeckte er die Schotterstraße.

„Das könnte etwas holprig werden“, warnte Gypsum, als er den Geländewagen in die kleine Straße lenkte. Er hatte wirklich keine Ahnung, in welchem Zustand die Straße war. „Beta Luc sagte, es sind ungefähr sechs Kilometer.“

„Ist Beta Luc nett?“

Gypsum wandte den Blick von dem gewaltigen Haufen Felsbrocken ab, den Luc erwähnt hatte, und schaute in den Rückspiegel. Er sah, wie Melody – ein zwölfjähriges Mädchen, das mit ihren Eltern hinten saß – ihn erwartungsvoll ansah. Ihre großen blauen Augen waren weit aufgerissen, und sie trug einen Ausdruck von sorgenvoller Hoffnung.

Gypsum lächelte sie an. „Ja, Süße“, sagte er. „Ich habe gehört, dass er wirklich nett sein soll.“ Er konzentrierte sich wieder auf die Straße und fuhr fort: „Die Siedlung von Alpha Dorians Rudel besteht aus sechs Hütten mit einem Schlafzimmer. Sie haben in den letzten Jahren auch drei größere Hütten mit zwei Schlafzimmern gebaut. Es gibt außerdem noch zwei große Farmhäuser.“

Gypsum warf einen raschen Blick auf die anderen und bemerkte, dass sie alle gespannt zuhörten. „Der Alpha und sein Gefährte leben in einer der Hütten mit einem Schlafzimmer, ebenso wie sein Beta, Luc Laurent, mit seinem Gefährten. Er hat einen Vollstrecker, Brahms Ruger, der ein Gepardenwandler ist. Brahms lebt in einem der Farmhäuser zusammen mit einer Reihe anderer männlicher Wandler, die nicht verpaart sind. Derzeit sind drei unverpaarte Frauen in Dorians Rudel, und sie leben im zweiten Farmhaus. Eine davon ist Briella, Brahms’ Schwester, und die anderen sind Steinadlerwandlerinnen, deren Namen ich vergessen habe“, gab Gypsum zu. „Sie sind zusammen mit ihrer besten Freundin Kiesha, die sich mit einem Hexenmeister verpaart hat, dazu gekommen. Offenbar musste sie deshalb ihren Schwarm verlassen.“

„Soweit ich gehört habe“, fuhr Gypsum fort, „wird Alpha Dorian sich mit euch allen zusammensetzen. Er möchte jeden von euch kennenlernen, damit er euch Plätze zuweisen kann, mit denen ihr euch wohlfühlt.“ Er drehte sich leicht auf seinem Sitz um, damit er seinen Blick über die Insassen des Fahrzeugs schweifen lassen konnte. „Hier seid ihr in Sicherheit“, versicherte er, bevor er sich wieder der Straße zuwandte.

Gypsum konnte das Unbehagen riechen, das die Wandler verströmten, konnte ihnen aber keinen Vorwurf machen. Er wusste auch, dass aufmunternde Worte nicht helfen würden. Glücklicherweise hatte dieses Wandlerrudel einen sehr guten Ruf.

Gypsum sah schließlich, dass die Bäume weniger wurden, dann erstreckte sich eine Lichtung vor ihnen. Er konnte leicht den Unterschied zwischen den alten und den neuen Gebäuden erkennen. In einem Bereich stand ein gewaltiges Bauwerk aus Holz, und es dauerte einen Moment, bis Gypsum erkannte, dass es sich um ein Spielschloss für Kinder handelte, mit Seilbrücken, die Türme mit Rutschen oder Kletterwänden miteinander verbanden. Es gab Kletterstangen und Ringe, Schaukeln und Tunnel. Im Moment spielten jedoch keine Kinder dort.

Melody wird das lieben … sobald sie herausgefunden hat, was es ist.

Gypsum parkte das SUV in einem großen Bereich, in dem mehrere andere Fahrzeuge standen, und stellte den Motor ab. „Da sind wir“, sagte er fröhlich. „Alle aussteigen.“

Gypsum öffnete seine Tür und schwang sich aus dem Geländewagen. Grunzend streckte er die Arme über den Kopf, holte tief Luft und nahm sich ein paar Sekunden Zeit, um die frische, nach Kiefern duftende Luft zu genießen.

Gypsum ließ seinen Blick über die Gegend schweifen und umrundete die Motorhaube des Autos. Er sah, dass alle sechs Angus-Wandler in einer Gruppe bei der hinteren Stoßstange standen. Er blieb neben ihnen stehen und lächelte.

Als Gypsum seinen Mund öffnete, um erneut zuversichtliche Bemerkungen zu machen, lenkte das Knallen einer Tür seine Aufmerksamkeit auf sich. Er entdeckte einen großen, schlanken Mann mit nach hinten gekämmten schwarzen Haaren. Gypsum nahm an, dass es sich um Dorian handelte, da seine Züge schmal und scharfkantig waren und fast an den Vogel erinnerten, in den er sich verwandelte. An seiner Seite stand ein kleiner, etwas rundlicher Mann mit kurzen braunen Haaren und einer Brille. Dieser Mann war vermutlich Kai, der Gefährte des Alphas.

Ein paar Schritte hinter ihnen waren ein weiterer Mann und eine Frau. Der Mann hatte eine ähnliche Größe und Körperbau wie der Alpha, aber er hatte sandblondes Haar und haselnussbraune Augen. Er lächelte auch freundlich. Gypsum vermutete, dass er der Beta sein musste.

Die Frau war nur ein wenig kleiner als der Alpha und sein Beta, etwa eins achtzig. Sie hatte hellbraunes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, und tiefbraune Augen, die großes Interesse zeigten, als sie sie betrachtete. Sie ging mit einer Anmut, die sie aussehen ließ, als würde sie fast schweben. Die Vollstreckerin Kiesha, vermutete Gypsum. Auch sie lächelte leicht.

„Guten Morgen“, rief Gypsum und trat vor. „Ich bin Gypsum Vereen, der Zweite des Amarillo-Zirkels.“ Er streckte dem Mann die Hand entgegen, von dem er vermutete, dass er das Alpha war. „Danke, dass du mir erlaubt hast, in deinem Gebiet zu sein. Ich biete dir meine Dienste an, während ich unseren Angus-Wandler-Freunden helfe, sich einzugewöhnen.“

Der schwarzhaarige Mann ergriff Gypsums Hand. Obwohl der Mann gute fünfzehn Zentimeter kleiner und viel schlanker war als Gypsums’ massige Gestalt, schien er dennoch irgendwie auf ihn herabzusehen. Manchmal tat Jaymes dasselbe bei Leuten, die größer waren als er selbst.

Hmm. Vielleicht ist das so ein Meister- oder Alphading.

„Ich bin Alpha Dorian Yaris“, sagte der Mann und bestätigte seine Identität. Nachdem er Gypsums Hand losgelassen hatte, schenkte er der Gruppe neben ihm ein kleines Lächeln. Seine Augen wurden ein wenig weicher, als er auf Melody herabblickte, die halb hinter ihrer Mutter stand. „Ihr seid alle hier willkommen. Ich freue mich darauf, euch alle kennenzulernen, und bitte seid euch bewusst, dass ihr zu mir oder meinem Beta Luc Laurent kommen könnt, wenn ihr etwas brauchen solltet.“ Während er sprach, deutete er auf den Mann mit den sandfarbenen Haaren. Dorian legte seine Hand auf die Schulter des kleineren Mannes und fügte hinzu: „Das ist mein Gefährte, Kai.“ Dann deutete er mit dem Kinn auf die Frau. „Und meine Vollstreckerin Kiesha. Brahms werdet ihr später kennenlernen, da er mit einigen anderen aus dem Rudel beim Laufen ist. Ich hielt es für das Beste, dass ihr erst einmal richtig ankommt, bevor ihr von zu vielen neuen Gesichtern überwältigt werdet.“

„Kommt ihr mit uns in den Speisesaal?“, bot Kai an. „Es ist fast Mittag, und wir könnten uns beim Essen unterhalten.“

Nachdem Jaxon seine Zustimmung gemurmelt und sich bedankt hatte, wobei er für die Gruppe sprach, marschierten sie alle auf ein offensichtlich neues Gebäude zu, das einem Diner sehr ähnlich sah.

Kapitel 2

Lucius sprang über einen umgestürzten Baum und streckte die Beine, um den Baumstamm zu überwinden. Er landete auf der anderen Seite und rutschte unter einem Busch hindurch, tauchte auf der anderen Seite wieder auf und rannte weiter.

Als er einen seiner Halbbrüder, Julian, zu seiner Linken entdeckte, strengte Lucius sich an, schneller zu rennen. Er holte den anderen Dingo-Wandler ein und zwickte leicht in seine Flanke. Julian kläffte, drehte sich um und stürzte sich auf ihn. Sich darauf einlassend, kippte Lucius zur Seite und überschlug sich mit seinem Rudelkameraden. Sekunden später landete ein weiteres Tier auf ihnen. Lucius begrüßte seinen anderen Halbbruder, Pascal, in ihrem Dingo-Knäuel, und zu dritten rollten und rangen sie über die herabgefallenen Tannennadeln.

Nach einigen Minuten des Spielens ließen Lucius und seine Brüder sich fallen. Sie alle hechelten und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Er sah nach links und rechts und erblickte ein identisches glückliches Hunde-Lächeln auf Pascals und Julians Gesichtern.

Lucius konnte nicht glauben, wie viel sich in den letzten Jahren verändert hatte. Obwohl er zuerst Angst gehabt hatte, als ein fremder Alpha und Beta die Führung übernahmen … die noch dazu Vogelwandler waren, fühlte er sich jetzt wirklich dankbar. Alpha Dorian und seine Leute waren anders als jeder innere Kreis, den Lucius jemals erlebt hatte. Natürlich sagte das nicht wirklich viel, da er zuvor nur die Herrschaft seines Ex-Alphas Colton gekannt hatte.

Alpha Colton hatte Menschen entführt und sie als Sexsklaven benutzt. Auch Lucius war als rangniedriges Mitglied des Dingo-Rudels oft benutzt worden. Besonders wenn gerade keine Menschen verfügbar waren.

Nun hatte Lucius die Wahl. Er musste nur Sex mit Leuten haben, mit denen er Sex haben wollte. Warum sollte er dann überhaupt welchen haben wollen?

Sex war nicht angenehm gewesen. Es hatte keinen Spaß gemacht. Es hatte sich nicht gut angefühlt. Wenn er nie wieder Sex hatte, überhaupt nicht, würde Lucius glücklich leben bis an sein Ende.

In den seltenen Fällen, wenn sein Schwanz hart wurde, erledigte seine linke Hand den Job ganz gut, vielen Dank. Er wollte, brauchte, keine andere Person, die ihn berührte. Sich mit seinen Brüdern zusammenzurollen war anders. Es war völlig platonisch, auch wenn sie sich alle auf dem Zweisitzer drängten, um gemeinsam fernzusehen.

Eine weitere Veränderung war die Möglichkeit zur Bildung.

Lucius hatte lesen und schreiben können. Er hatte einfache Matheaufgaben lösen können. Jetzt verstand er jedoch, wie das Geldverdien funktionierte, damit er Dinge kaufen konnte, die er persönlich wollte. Nicht alles drehte sich um das Gute im Rudel.

Alpha Dorian und sein Kreis hatten alle in Sachen Individualität unterrichtet.

Lucius liebte sein neues Leben.

Die große Gepardenform von Brahms tauchte auf. Sein schwarz getupftes Fell überzog einen schlanken, muskulösen Körper. Er setzte sich neben das Trio und neigte seinen großen, katzenartigen Kopf.

Lucius konnte erraten, was Brahms fragte.

Bist du bereit nach Hause zu gehen?

Früher, wenn Lucius nicht gehorchte, war eine der möglichen Strafen, die sein Ex-Alpha verhängte, ihn davon abzuhalten, sich in sein Tier zu verwandeln. Er wurde dann geschlagen, wenn er sich in seinen Dingo verwandelte, ehe er wieder die Erlaubnis dazu erhielt. Aus diesem Grund wusste Lucius, dass er und seine Brüder viel mehr Spaß daran hatten zu laufen als die meisten anderen … oft viele Stunden lang.

Er hatte bemerkt, dass die Schatten der beiden Adlerwandlerinnen über ihm vor einiger Zeit verschwunden waren. Er nahm an, dass die anderen Wandler, Rotfuchs und Nebelparder, ebenfalls davon gewandert waren, wobei letzterer wahrscheinlich irgendwo in einem Baum döste. Die mittelgroße Raubkatze war fast immer in tierischer Form.

Lucius warf einen Blick zwischen den beiden kleinen Dingos, die ihn einrahmten, hin und her, und verzog die Lippen zu einem Hundegrinsen. An den Blicken seiner Brüder erkannte er, dass sie seine Gedanken verstanden hatten. Sie waren schon immer in der Lage gewesen, ohne Worte zu kommunizieren. Vielleicht war es eine Sache zwischen Brüdern, aber es hatte ihnen im Laufe der Jahre gute Dienste geleistet, um sich gegenseitig zu beschützen.

Wie auf ein Zeichen hin sprangen die drei Dingos auf und stürzten sich auf die Raubkatze.

Brahms fauchte und kippte bei ihrem Ansturm nach hinten. Lucius spürte, wie eine große Pfote nach ihm schlug und ihn zu Boden schickte. Die große Katze hatte aber die Krallen nicht ausgefahren, so dass es keine Schmerzen gab.

Lucius sprang wieder auf seine Füße und beobachtete, wie Pascals rot-weißer Körper von der Katze wegflog. Er landete mit einem Jaulen auf seinem Rücken, bewegte sich aber sofort, sodass Lucius wusste, dass er nicht wirklich verletzt war. Dann stieß Brahms mit dem Kopf gegen Julian und schob seinen schwarz-roten, pelzigen Körper weg.

Lucius nutzte die Gelegenheit. Er sprang vor, rammte die Schulter der Raubkatze und warf sie zur Seite, biss dann leicht in die schwarze Spitze am Ohr des Tiers.

Brahms schaffte es irgendwie, sie beide herumzurollen und seine Zähne in Lucius’ Hals zu versenken. Lucius wurde in die Luft gehoben und sanft geschüttelt, als wäre er ein widerspenstiger Welpe. Dann wurde er ein Stückchen weit geworfen.

Lucius kam schnell wieder auf die Beine, drehte sich und schaute sich um. Er entdeckte seine Brüder und schnaufte vor Belustigung. Anstatt den spielerischen Kampf fortzusetzen, lagen sowohl Julian als auch Pascal auf dem Rücken vor der hübschen Raubkatze. Brahms hockte über ihnen und leckte das Fell an der Unterseite ihres Halses. Beide sahen aus wie glückliche Welpen.

Lucius tappte hinüber und setzte sich in die Nähe. Er schenkte seinen Brüdern und dem Vollstrecker ein albernes Grinsen und wartete darauf, dass er an der Reihe war. Nachdem Brahms Pascal und Julian ein paar weitere Male geleckt hatte, wandte er sich ihm zu. Das erste Lecken über Lucius’ Gesicht warf ihn fast zur Seite.

Er balancierte sich aus und war bereit für das nächste Lecken.

Dies war noch etwas, das Lucius liebte. Die Vollstrecker ihres neuen Rudels waren verspielt und freundlich und zeigten durch ihre Handlungen, dass sie das Glück ihrer Rudelkameraden sogar vor ihr eigenes stellten. Zum ersten Mal in Lucius’ Leben hatte er das Gefühl, tatsächlich zu seinem Rudel zu gehören.

Nach ein paar Mal mehr Lecken stand Brahms auf und fing an, von dem kleinen Bereich weg zu tappen, in dem sie gespielt hatten. Lucius stand schnell auf und folgte ihm. Seine Brüder flankierten ihn.

Es dauerte nicht lange, bis Lucius wieder zu Hause war. Er warf einen neugierigen Blick auf die beiden Geländewagen auf dem Parkplatz. Plötzlich fiel ihm ein, dass heute ein Dutzend neue Mitglieder ankommen sollten.

Angus-Wandler. Richtig.

Lucius hoffte sehr, dass sie nett waren, obwohl er sich fragte, wie ihre Tiere überhaupt aussahen. Er entschied, dass die Antworten auf seine Fragen warten konnten – Neugierde war etwas, das ihn nur selten überwältigte –, und trat auf die hintere Veranda des linken Farmhauses. Beide Gebäude waren fast identisch, aber in einem befanden sich die alleinstehenden Männer und in dem anderen die alleinstehenden Frauen. Auf diese Weise schienen sich alle wohler zu fühlen.

Sobald er auf der Veranda war, verwandelte Lucius sich. Es dauerte ein Weilchen, aber schließlich erhob er sich aus der Hocke. Er ging in den Vorraum, blieb an einem Schrank stehen und holte eine Jogginghose heraus. Nachdem er sie angezogen hatte, ging er aus dem Raum und durch die Küche. Als er mehrere Leute am Esstisch sitzen sah, erstarrte er.

Auch wenn Lucius wusste, dass er durch das Esszimmer gehen musste, um zur Treppe – und zu seinem Zimmer – zu gelangen, schien er sich nicht bewegen zu können. Vier Fremde saßen am Tisch. Brahms stand neben ihnen und schüttelte einem nach dem anderen die Hand.

Aus irgendeinem Grund bemerkte Lucius, dass sein Blick zu dem Mann wanderte, der am Kopfende des Tisches saß. Der blonde Mann war nicht nur groß, er war riesig! Seine Schultern waren breit, seine Beine lang und seine Muskeln schienen selbst Muskeln zu haben.

Und sein Geruch! Heilige Scheiße! Ich hätte nie gedacht, dass jemand so riechen kann wie er.

Lucius spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief, als der Geruch des Mannes seine Sinne kitzelte. Woher er wusste, dass der köstliche, moschusartige, erdige Geruch von dem riesigen Mann kam, wusste er nicht. Trotzdem sagte ihm ein Instinkt, den er nicht einmal zu benennen wusste, dass dieser Typ die Quelle dafür war.

Lucius spürte, wie sein Blut zu seinem Schwanz floss, und zitterte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er von jemandem erregt worden war … von einem Mann oder einer Frau. Verwirrung überkam ihn, zusammen mit Unsicherheit und Unbehagen. Er verstand nicht, was mit seinem Körper los war.

Plötzlich drehte der große Blonde den Kopf. Er richtete seine blauen Augen auf Lucius und verengte sie, legte dann den Kopf schief und leckte sich die Lippen.

Lucius konnte nicht anders, als auf die dicke, rosige Zunge zu starren.

Als er fühlte, wie jemand seine Schulter berührte, wandte Lucius seinen Blick von dem massigen Fremden ab. Er drehte den Kopf und sah Julian neben sich stehen. Sein Bruder warf ihm einen besorgten Blick zu.

Bevor Lucius etwas sagen konnte – zum Teufel, er wusste nicht, was er überhaupt sagen sollte –, war das Schaben von Stuhlbeinen über Hartholz zu hören. Lucius konzentrierte sich wieder auf den Esstisch. Als er den großen Mann vom Tisch aufstehen sah, spürte er, wie sein Mund aufklappte.

Der Mann war wirklich ein Riese. Er musste mindestens einen Meter achtundneunzig groß sein, und jeder seiner Oberschenkel war dicker als Lucius’ beide zusammen. Sogar die Arme des Mannes schienen dicker zu sein als Lucius’ Hals.

„H-heilige Scheiße.“

Lucius konnte das Quietschen in seiner Stimme nicht unterdrücken. Hölle, wie könnte er, wenn der Mann langsam auf ihn zuging? Sein Gang schien fast raubtierhaft.

Lucius trat ein paar Schritte zurück, bevor er sich zurückhalten konnte, und spürte, wie sein Rücken gegen die Kante der Tür zum Vorraum stieß. Trotzdem kam der andere Mann immer näher. Lucius war nur eins zweiundsiebzig groß und musste sich schließlich den Hals verrenken, als der Kerl weniger als einen Meter vor ihm anhielt.

„Hallo, hübscher Wandler“, brummte der Mann.

Ja, die Stimme des Mannes schien tatsächlich in seiner Brust zu vibrieren.

„Ich bin Gypsum Vereen, ein Vampir, und ich würde gerne ein wenig Zeit damit verbringen, dich kennenzulernen“, verkündete der Mann. Seine strahlendblauen Augen schienen zu glühen, und sein Lächeln wurde breiter. „Würdest du mir deinen Namen nennen und mir ein paar Minuten deiner Zeit schenken?“

Lucius zitterte und holte tief Luft, nachdem er den Vampir sprechen gehört hatte. Sogar sein Dingo saß in seinem Kopf und lauschte. Tatsächlich tat sein Dingo etwas, was er noch nie zuvor getan hatte. Sein Tier drängte ihn, sich näher an den Fremden heranzuwagen.

Lucius kämpfte zum ersten Mal in seinem Leben gegen sein Tier und schaffte es, etwas Feuchtigkeit in seinen Hals zu bekommen. „I-ich bin Lucius“, flüsterte er. „Ähm, warum willst du …“ Er hielt inne und wedelte mit der Hand. „Warum willst du Zeit mit mir verbringen?“

Gypsum legte sofort den Kopf schief.

Lucius konnte nicht anders als mit angehaltenem Atem zu warten. Warum wollte er so unbedingt die Antwort des Mannes hören? Und warum roch er so gut … obwohl er einen seltsamen Eisengeruch hatte, der seinem Geruch zugrunde lag?

Gypsum atmete langsam aus und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. „Ich bin ein Vampir, Lucius“, erklärte er unverblümt. „Wir fühlen uns von dem Geruch von Blut angezogen“, fuhr er fort. „Und so wie dein Blut mich lockt, denke ich, dass du mein Geliebter sein könntest. Äh, das ist das, was du als Gefährten bezeichnen würdest.“

Mit offenem Mund wäre Lucius einen weiteren Schritt zurückgewichen …, wenn nicht wegen der Intensität von Gypsums Blick, dann wegen seinen Worten. Leider war er bereits gegen den Türrahmen gedrückt.

Geliebter?

Gefährte?

Scheiße!

„Ich will nicht, ähm …“ Lucius unterbrach sich. Er hatte keine Ahnung, was er dazu sagen sollte. Warte mal. „Du bist ein Vampir? W-wie funktioniert das?“

Ein langsames, räuberisches Grinsen breitete sich auf Gypsums Gesicht aus. Es war ein Blick, den Lucius schon bei vielen Männern zuvor gesehen hatte. Gypsum wollte Sex. Gefährten sollten zusammen Sex haben. So wurde die Bindung geschaffen.

„Oh, süßes Wesen“, gurrte Gypsum. „Eine Verbindung zwischen einem Wandler und einem Vampir funktioniert ganz wunderbar.“

„Nein“, schnappte Lucius und schüttelte seinen Kopf. „Nein. Ich … ich will keinen Sex“, quietschte er. „Sex ist erniedrigend. Es tut weh. Ich werde das nicht tun.“

Noch während Gypsum ihn anstarrte – zum Teufel, Lucius sah sogar seine Fangzähne, der Beweis, dass er wirklich ein Vampir war –, drehte er sich um und wandte sich von dem großen Mann ab. „Kein Sex!“, rief er, als er seine Jogginghose abstreifte. Innerhalb von Sekunden war er wieder nackt auf der Veranda und verwandelte sich.

Mit dem einzigen Gedanken in seinem Kopf, sich von dem Fremden und dem, was der wollte, zu entfernen, rannte Lucius zu den Bäumen.

Kapitel 3

Gypsum beobachtete mit offenem Mund, wie der süße, schlanke Mann mit den rotblonden Haaren vor ihm davonlief, als wären die Höllenhunde hinter ihm her. Er klappte den Mund wieder zu, als er spürte, wie eine Faust gegen seinen Oberarm schlug. Es war kein harter Schlag, aber er erregte dennoch seine Aufmerksamkeit.

Gypsum wandte den Kopf, um sich auf den kleinen Mann zu konzentrieren – dessen Haare mehr rot als blond waren, aber er hatte die gleiche schlanke Figur –, und schaffte es gerade so, den Kerl nicht finster anzustarren. „Was?“, schnappte er – davon konnte er sich nicht abhalten –, als er gegen den Drang ankämpfte, dem Wandler, den er für seinen Geliebten hielt, nachzulaufen.

Wenn ich nur sein Blut schmecken könnte.

„Man kann nicht mit jemandem Sex haben, wenn derjenige damit nicht einverstanden ist“, stellte der Wandler fest, als ob Gypsum diese Mahnung brauchte. „Lucius hat keinen Sex mehr, also musst du deinen dummen Schwanz für dich behalten.“

Der kleine Mann besaß tatsächlich die Kühnheit, ihn in die Brust zu stoßen. Vielleicht war es die Tatsache, dass Gypsum ein Besucher war, oder vielleicht die, dass Brahms Ruger direkt hinter Gypsums Schulter stand, die ihn so wagemutig machte. In jedem Fall fühlte sich der kleine Dingo-Wandler offensichtlich so wohl in seinem Zuhause, dass er Gypsum in seine Schranken verwies.

Und das sollte er auch.

Schade nur, dass Gypsum nicht die Absicht hatte, sich die Chance auf einen Mann, Wandler, entgehen zu lassen, der vielleicht sein Einziger sein könnte.

Echt jetzt? Kein Sex? Was zum Teufel? Warum?

Gypsum konnte es nicht verstehen.

Er erkannte verdammt schnell, dass er etwas mehr Informationen über den Hintergrund dieses Rudels brauchte. Was war mit Lucius und den anderen Dingos, die unter der Führung von Alpha Dorian standen, geschehen? Es schien an der Zeit zu sein, mit seinem neuen Kumpel, Beta Luc, zu sprechen.

Aber zuerst … „Wird er sich wieder beruhigen?“, fragte Gypsum und wandte sich zu Brahms um. „Ich wollte ihn nicht aufregen.“

Brahms’ leuchtend grüne Augen verengten sich. „Glaubst du wirklich, er ist dein Geliebter?“, fragte er, anstatt die Frage zu beantworten.

Gypsum biss für einen Moment die Zähne zusammen, denn er wollte Antworten verlangen. Stattdessen nickte er. „Vampire werden durch den Geruch des Blutes zu ihren Geliebten gelockt. Ich kann mir nicht hundertprozentig sicher sein, bis ich ihn gekostet habe, aber ja, ich bin mir verdammt sicher.“

Seufzend rieb sich Brahms den Nacken. „Tja, Scheiße. Da hast du einiges an Arbeit vor dir, mein Freund“, murmelte er. „Ich empfehle dir, mit Alpha Dorian oder Beta Luc zu sprechen. Vielleicht können sie helfen.“

Brahms wandte sich an die beiden anderen Männer, die mit ihm zurückgekehrt waren. „Geht nach oben und macht euch fürs Mittagessen fertig. Ich werde ihn suchen.“ Nachdem beide Männer genickt hatten und dann weggegangen waren, drehte sich Brahms um und ging zurück durch den Vorraum.

„Warte“, schnappte Gypsum, trat vor und griff nach Brahms’ Oberarm. „Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wird Lucius sich wieder beruhigen?“

Brahms blickte über die Schulter zu Gypsum und zuckte die Achseln. „Ich kenne nicht alle Einzelheiten. Das war vor meiner Zeit hier“, gab er zu. „Ich weiß nur, dass er es nicht mag, von irgendjemandem außer seinen Halbbrüdern berührt zu werden, während er in menschlicher Form ist. Wenn er sein Dingo ist, ist er verspielt und lebenslustig, aber als Mensch …“ Er zuckte erneut die Achseln. „Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Mann.“

Gypsum ließ Brahms los und sah zu, wie er das Gebäude verließ. Er kehrte zurück in den Speisesaal, und seine Gedanken rasten. Sein kleiner Dingo wollte nicht berührt werden, und er wollte keinen Sex.

Brahms hatte recht. Er hatte einiges an Arbeit vor sich.

Zeit sich zu informieren.

Gypsum kehrte zum Tisch zurück und sah zu Jaxon hinunter. „Ich muss mit Luc sprechen“, sagte er. „Werden du, Ramon und Aiden eine Weile ohne mich zurechtkommen?“

Die drei Wandler, die noch am Tisch saßen, waren alle Singles, die sich dem Rudel anschlossen. Sie waren bereits daran gewöhnt, getrennt von alleinstehenden Frauen zu leben, sogar von ihren Schwestern, und freuten sich, Zimmer im Farmhaus der männlichen Wandlers zu beziehen. Lloyde, Sabrina und ihre Tochter Melody würden sich eines der Häuser mit zwei Schlafzimmern mit Brenda und deren Sohn Kayle teilen, die mit Clarice im zweiten Fahrzeug hergekommen waren.

Brenda war Sabrinas Schwester und die Familie wollte zusammen bleiben. Offensichtlich waren diese Leute auch daran gewöhnt, sich Unterkünfte zu teilen und wenig Privatsphäre zu haben. Vielleicht würden sie ein wenig mehr Raum für sich haben wollen, wenn sie sich in ihrer neuen Umgebung eingelebt hatten.

Gypsum wusste es nicht.

„Wir kommen klar“, versicherte Jaxon. Er schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. „Geh und tu, was du tun musst … und viel Glück.“

Gypsum verzog das Gesicht und grunzte. „Danke.“ Er ging zur Haustür, während er murmelte: „Ich habe das Gefühl, ich werde es brauchen.“

Nachdem er Luc mit Alpha Dorian und den sechs aus Clarices Geländewagen zurücklassen hatte, kehrte Gypsum in die Hütte mit einem Schlafzimmer zurück, die zum Büro des Alpha umgebaut worden war. Er schritt durch den offenen Bereich zwischen den Gebäuden, die in einer U-Form errichtet waren. In wenigen Sekunden stand er auf der Veranda und klopfte an.

Gypsum schaffte es gerade so, nicht von einem Fuß auf den anderen zu treten, während er darauf wartete, dass jemand die Tür öffnete. Er hatte sich nie für einen ungeduldigen Mann gehalten, aber jetzt schrie ihn jeder Instinkt, den er hatte, an, seinen möglichen Geliebten aufzuspüren. Leider wusste er, dass er das nicht … noch nicht tun konnte.

Als Luc die Tür öffnete und ihn fragend ansah, murmelte Gypsum schnell: „Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig. Kannst du weg?“

Luc schaute über seine Schulter und fragte: „Kommt ihr ein paar Minuten ohne mich klar? Gypsum ist hier. Er sagt, es ist wichtig.“

„Wir kommen zurecht“, bestätigte Alpha Dorian. „Lass mich wissen, ob es etwas ist, um das ich mich kümmern muss.“

„Mache ich“, antwortete Luc. Er konzentrierte sich wieder auf Gypsum, trat auf die Veranda und schloss die Tür hinter sich. „Was ist los?“

„Bitte an einem privaten Ort“, bat Gypsum.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739495866
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Mai)
Schlagworte
gestaltwandler wandler romance fantasy vampire schwul gay Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Kuschelzeit mit seinem Vampir