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Wars Zähmung

von Charlie Richards (Autor:in)
130 Seiten
Reihe: Ein liebevolles Biss-chen, Band 12

Zusammenfassung

Nur ein kleiner Liebesbiss: Wenn das Unerwartete passiert, bedeutet es nicht immer das Ende. Als der Apokalyptische Reiter War ein wenig Spaß haben möchte und sich entscheidet, einen seiner Lieblingsdämonen auf die menschliche Ebene zu begleiten, um einer Auseinandersetzung beizuwohnen, erwartet er nicht, einen Vampir zu treffen, der seine Libido auf Touren bringt. Etwas Herumtoben mit Monte Hanover wäre spaßig, leidenschaftlich und vielleicht sogar einer Wiederholung wert … natürlich erst nach Beendigung des Kampfes. Zu seiner Überraschung hilft er bei der Rettung eines Präriehundwandlers, der beschützerische Instinkte in ihm hervorruft, von denen er nicht einmal wusste, dass er sie besitzt. Leider entpuppt sich der kleine Xerxes als Montes Geliebter. Sich mit einem der beiden Männer einlassen zu können, scheint unwahrscheinlich. Dann passiert das Undenkbare, und er erkennt, dass es ohne sein Eingreifen zum Tod beider Männer kommen würde. Kann er diesen Sprung wagen? Oder wird War entscheiden, dass die Bedeutung von zwei Leben für das große Ganze nicht wirklich die Änderungen wert sind, die er vornehmen müsste? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Ein liebevolles Biss-chen ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 30.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1

War hätte Monte Hanover gesagt, dass er jedes Wort seiner Unterhaltung hören konnte, aber es war einfach zu unterhaltsam, dem Vampir zuzuhören, wie er sich beschwerte. Als einer der apokalyptischen Reiter war sein Gehör außergewöhnlich scharf, ebenso wie seine anderen Sinne. Darüber hinaus hatte er mehr Kraft und Beweglichkeit und seine Fähigkeiten im Kampf waren beispiellos.

Immerhin war er der Reiter des Krieges.

„Man kann ihm nicht vertrauen“, sagte Monte, seine tiefe Stimme schroff. „Er hat dieses Chaos angefangen!“

„Ich glaube nicht wirklich, dass wir die Möglichkeit haben, dies abzulehnen.“ An der Tenorstimme erkannte War, dass Dante Mannis antwortete. Der Vampir war Meister seines Zirkels, und er klang ein wenig resigniert. „Außerdem ist sein Dämon Belial jetzt Teil unseres Zirkels und ein Favorit von War. Er wird sicherlich nichts tun, um seinen neuen Lieblingsgeneral zu gefährden.“

„Ich denke, wir sollten dankbar sein.“ Das kam von Kellan Harlon, dem Zweiten in der Befehlskette des Vampirzirkels. „Hölle, er ist der Reiter des Krieges. Er ist ein ernstzunehmender Kämpfer, oder nicht? Seine Anwesenheit an unserer Seite wird wahrscheinlich vielen unserer eigenen Mitgliedern das Leben retten.“

„Ich mag es dennoch nicht.“ Montes geknurrte Worte schafften es geradeso bis zu Wars Ohren.

„Ist das, weil er deinen Arsch abgecheckt hat?“, neckte Kellan. „Oder ist es, weil du seinen massigen Oberkörper abgecheckt hast?“

„Halt deine verdammte Klappe!“

Kellan summte. „Ich sehe nicht allzu oft einen Mann, der massiger gebaut ist als du.“ Er lachte und fragte: „Bist du vielleicht eifersüchtig? Er ist schließlich ein Reiter der Apokalypse.“

„Du bist so ein Arschloch“, grummelte Monte wütend. „Ist ja nicht so, als hätte ich nicht gesehen, dass du sein Gemächt abgecheckt hast.“

„Aaaaahhhh, also bist du eifersüchtig“, antwortete Kellan altklug. „Nun, mach dir keine Sorgen. Er hat mich nicht abgecheckt. War muss eine Schwäche für Rotschöpfe haben.“

Ein leises Knurren ertönte durch die Wand. War wusste, dass es von Monte kam, weil es seine Eier vibrieren zu lassen schien. Er summte anerkennend, griff nach unten und rückte seinen halbharten Schwanz in seiner Lederhose zurecht.

„Das reicht“, befahl Dante mit genervtem Tonfall. „Da du so besorgt um ihn bist, Monte, teile ich dich mit ihm zusammen ein.“

„Was? Nein!“

Dantes Knurren klang wie eine Warnung. „Verweigerst du einen Befehl von deinem Meister?“

„Nein, Meister Dante“, antwortete Monte sofort zerknirscht.

„Gut.“ Dante hielt inne und warf Monte vielleicht einen warnenden Blick zu. War hatte dies im Laufe der Jahrtausende oft genug getan. Manchmal brauchten junge Dämonen ein paar zusätzliche Schläge auf den Kopf, um zu lernen, wo ihr Platz in der Welt war. Eine Sekunde später fuhr Dante fort: „Monte, du und War werdet zusammen durch den Hintereingang reingehen und sicherstellen, dass niemand auf diesem Weg entkommt. Ihr beide solltet keine Probleme haben, ein flüchtendes Fahrzeug aufzuhalten.“

„Ja, Sir“, antwortete Monte.

War ignorierte den Rest des Gesprächs. Um ehrlich zu sein, er hätte jeden Priester in der Kirche und den darunter verborgenen unterirdischen Lagerbereich auslöschen können. So etwas war jedoch nicht wirklich seine Aufgabe. Der einzige Grund, warum er hier war, war der, dass er das Reich der Dämonen seit einer Weile – so etwa mehrere hundert Jahre – nicht mehr verlassen hatte und es spaßig zu werden versprach.

Das tut es immer noch.

Und da die gegenseitige Anziehungskraft zwischen ihm und Monte köchelte, bestand für War eine gute Chance, eine andere Art von Jucken zu kratzen. Hemmungsloser Sex mit dem großen, rothaarigen Vampir wäre eine fantastische Möglichkeit, das durch einen guten Kampf ausgestoßene Adrenalin zu verbrennen. Er konnte sich bestens vorstellen, wie exquisit es sein würde, in den engen, heißen Arsch des Vampirs zu gleiten.

Götter, wann hatte ich das letzte Mal Sex? Zu lang her! Ich muss nur einen Weg finden, um Monte von seinen Vorurteilen zu befreien.

Als einer der vier Apokalyptischen Reiter genossen War und seine Brüder – Death, Pestilence und Famine – nicht unbedingt hohes Ansehen bei denjenigen, die tatsächlich wussten, dass sie existierten. Er hatte Hunderte von Dämonen unter seinem Kommando und Dutzende von Generälen – Dämonen, die über eintausend Jahre lang Dienst geleistet hatten und denen eine Amina gewährt worden war, eine Seele. War benutzte seine Leute, um Aggressionen anzustacheln.

Manchmal gipfelte es in nichts als einem Gefecht. In anderen Fällen konnte ein Krieg zwischen mehreren Ländern ausbrechen, wenn er genügend Dämonen entsendete. Es hing alles von den Befehlen ab, die War von den Moirai erhielt – den drei Schicksalsgöttinnen.

Die Tür des Arbeitszimmers öffnete sich und das Trio der Vampire trat heraus. Nachdem er Meister Dante leicht zugenickt und dem Vampirmeister damit den Respekt entgegengebracht hatte, der seinem Status gebührte, konzentrierte er sich auf Monte. Er verzog die Lippen zu einem anzüglichen Lächeln.

„Sieht so aus, als wärst du jetzt mit mir zusammen, heißer Feger“, neckte War den Vampir. Er senkte seine rechte Hand auf seine Bauchmuskeln, schob seine Hand mit den schwarzen Krallen in seine offene Lederweste und rieb sich über den Bauch. „Warum gehen wir nicht irgendwohin und reden über Strategie … oder irgendetwas anderes, das aufkommt.“

Montes Blick huschte zu Wars Hand und dann zu seinem Schritt. Seine Wangen und sein Hals nahmen einen rosigen Farbton an, den War sehr mochte. Bis er den rothaarigen Vampir getroffen hatte, war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass er eine Schwäche für Rothaarige hatte.

Götter, ich möchte jeden Zentimeter seiner blassen Haut erforschen. Hat er überall Sommersprossen? Sind die Haare um seinen Schwanz genauso rot?

„Das wird niemals passieren, Dämon“, antwortete Monte und verzog seine Lippen. Er blickte War finster an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wie hast du überhaupt von unseren Plänen gehört?“

Wars Blut erhitzte sich, als er Montes kampfbereite Ablehnung hörte. Er fragte sich, ob der Vampir realisierte, dass er damit sein Verlangen nur noch weiter anheizte. Monte zu verführen und ihn in sein Bett zu kriegen war eine andere Art von Kampf, eine, die ihm die beste Art von Beute einbringen würde.

War trat einen Schritt näher an Monte heran und grollte leise: „Ich bin der Reiter des Krieges, Monte Hanover, kein Dämon.“

War ließ seinen Verhüllungszauber absichtlich sinken und enthüllte für einige Sekunden seine wahre Form. Er zeigte seine echte, fast zwei Meter dreißig große, massig gebaute Gestalt, seine roten Augen und großen Hörner sowie seine riesigen, roten, fledermausartigen Flügel. Schnell verbarg er sich wieder.

„Ich kann durch die Wände hören“, sagte War zu Monte, als er die aufgerissenen Augen und den schockierten Ausdruck des Vampirs sah. Er trat näher. Als Monte einen Schritt zurück trat, streckte War die Hand aus und legte seine Finger um den Oberarm des Vampirs. „Entspann dich, Hübscher. Ich würde dir nie wehtun.“

Monte schüttelte den Kopf und blinzelte einmal. Sein Gesichtsausdruck wurde leer, als er seine Starre zu überwinden schien. Er bewegte den Arm, den War gepackt hielt.

„Das weiß ich“, grummelte Monte gereizt. Er zog wieder an seinem Arm. „Lass mich los.“

War tat, was der Vampir wünschte. Gleichzeitig schenkte er dem Mann ein animalisches Lächeln. „Du wirst schon bald nicht mehr wollen, dass ich dich loslasse, Monte.“ Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, Zähne, von denen er wusste, dass sie unter seinem Zauber viel schärfer waren als die eines Menschen. „Denk dran, Monte“, gurrte er und senkte seine Stimme. „Denk an das ungehemmte, explosive Vergnügen, das wir zusammen haben würden.“

„Das wird niemals passieren.“ Mit diesem Abschied drehte sich Monte um und ging davon.

War grinste breit und rief ihm nach: „Bis später, Monte Hanover.“

„Du versteifst dich zu sehr auf Worte.“ War drehte sich um und Kellan stand in der Nähe. Der dunkelhaarige Vampir grinste ihn an. „Monte kam schon immer besser damit klar, wenn man es ihm zeigt, anstatt es ihm zu sagen.

War legte den Kopf schief und dachte darüber nach. „Sehr gut.“ Er nickte. „Danke für den Hinweis.“

Kellan neigte das Kinn, drehte sich dann um und ging weg.

War tastete sich an den Lei-Linien entlang und nutzte die Macht der Erde. Er ließ seinen Körper aus dem Ranchhaus der Vampire verschwinden und schickte sich entlang der Linie. Eine Sekunde später tauchte er in einer großen Baumgruppe hinter einem hübsch aussehenden Haus wieder auf.

War winkte mit der Hand zu seinem Körper. Er wusste, wenn jemand zusah, würde er die Luft um ihn herum schimmern sehen, als er verschwand. Nun unsichtbar trat er aus den Bäumen hervor und schritt zielstrebig auf das Haus zu. Er schob seinen Körper durch die Hintertür und ging durch das Haus, machte sich mit dem Grundriss vertraut und hörte den Leuten zu.

Es gab Dutzende von Menschen im Inneren des großen Gebäudes, als ob sie sich zu einem Treffen versammeln würden. Hin und wieder winkte er welchen zu, die Pläne zur Entführung von Vampiren besprachen oder über die Experimente mit denen, die sie derzeit gefangen hielten. Die Menschen begannen einander sofort zu widersprechen und stritten sich darüber, was getan werden sollte.

Grinsend ließ sich War auf einem abgelegenen Beistelltisch nieder und betrachtete sein Werk. Er sah zu, wie zwei Menschen Schläge austauschten und lachte über ihr Verhalten. Mehrere andere zogen die beiden auseinander und beendeten ihre gewaltsame Auseinandersetzung.

War winkte der Gruppe mit der Hand zu, und das Dutzend Menschen ergriff sofort Partei. Innerhalb von fünf Minuten kam es in dem Raum zu einer Schlägerei. Er lachte über die Gruppe von Menschen, die sich Priester nannten – Menschen, die Vampire jagten, die sie für Dämonen hielten – Dummköpfe – und sah zu, wie sie miteinander kämpften.

Sie werden heute Abend in schlechter Verfassung sein, wenn die Vampire angreifen.

Zufrieden mit seinem Werk, glitt War vom Tisch und ging zu der riesigen Werkstatt, die hundert Meter hinter dem Haus errichtet worden war. Er wusste, dass sich in dem Gebäude ein geheimer Hintereingang zu den nahe gelegenen unterirdischen Einrichtungen der Kirche befand. In der Absicht, die Öffnung zu finden, bevor Monte überhaupt ankam, begann War danach zu suchen.

Zu der Zeit, als der festgelegte Zeitpunkt nahte, hatte War seinen nächsten Angriffsplan ausgearbeitet. Er sah zu, wie Monte in die Werkstatt schlüpfte und sich darin umsah. War ließ seinen Unsichtbarkeitszauber fallen und erschien dreieinhalb Meter links von dem Vampir.

Monte spannte sich an und drehte sich zu ihm um. Als er sah, dass er es war, verengte er die Augen. Seine Lippen verzogen sich zu einem finsteren Ausdruck und entblößten seine Zähne.

War zügelte den Impuls, die Augen zu verdrehen. Stattdessen streckte er die Hand aus, packte Montes Handgelenk und zog ihn zum Westende des Gebäudes. Er ignorierte den Versuch des Vampirs, sich von ihm zu lösen.

Als War die Werkbank erreicht hatte, griff er nach einem Schraubenschlüssel, der auf der Holzoberfläche lag. Er drehte ihn eine Viertelumdrehung im Uhrzeigersinn. Ein fast unhörbares Surren von Maschinen füllte die Luft, als ein Paar Rampen, auf die man ein Fahrzeug fahren würde, um es anzuheben, und die Konstruktion um sie herum versanken im Boden und schufen eine Steigung.

„Verdammt.“ Montes Brauen schossen hoch, als er einen abschätzenden Blick über War wandern ließ. „Wie lange hast du gebraucht, um das zu finden?“

„Etwa dreißig Minuten, nachdem die Menschen in dem Hause aufgehört hatten zu kämpfen, kam ein Mann her und benutzte diesen Eingang.“ Ein Hauch von Unbehagen glitt über Wars Wirbelsäule. Der Mann war verdammt sauer gewesen. „Ich weiß, es ist früh, aber wir sollten da reingehen.“

Ein sechster Sinn, den War nie ignorierte, nagte an ihm und befahl ihm, dort reinzugehen und mit dem Abschlachten einiger Priester zu beginnen.

„Wir sollten erst in fünfzehn Minuten eintreten.“ Zu diesem Zeitpunkt musste Monte erkannt haben, dass War immer noch sein Handgelenk hielt, denn er versuchte erneut, sich von ihm loszureißen. „Was soll denn das, War? Lass mich los.“

War drehte sich um und trat näher an Monte heran. „Das ist das erste Mal, dass du mich beim Namen nennst“, gurrte er, als er seine freie Hand hob und Montes Hals umfasste. Bevor der Vampir antworten konnte, senkte War seinen Kopf und presste seine Lippen auf Montes.

Montes Überraschung war offensichtlich. Er zuckte zusammen und öffnete den Mund, wahrscheinlich um ihm zu sagen, dass er ihn verdammt nochmal loslassen sollte. War nutzte den Moment und schob ihm seine Zunge tief in den Mund.

Der reichhaltige, männliche Geschmack, der von etwas Metallischem gefärbt war, überflutete Wars Sinne. War summte anerkennend und streichelte die Zunge des kleineren Mannes mit seiner eigenen. Mehr von dem berauschenden Geschmack des Vampirs explodierte über seine empfindlichen Sinne.

Süß.

Als Monte War mit einem Knurren fütterte und anfing, die Kontrolle über den Kuss zu übernehmen, schwelgte er in dem unterhaltsamen Zungenspiel.

Oh, so wunderbar süß.

Nach einem Moment, als Wars Instinkte ihn anzuschreien begannen, wich er von Monte weg. Er grinste breit, als er sah, wie sich die Brust des großen, sexy Mannes hob und senkte. Sogar die Augen des Vampirs waren blutrot und verrieten seine Erregung fast so sehr wie der berauschende Geruch seiner Lust, der die Luft durchdrang.

Oh ja. Ich will mehr davon haben.

„Zeit für uns zu gehen.“ War wartete nicht auf Montes Zustimmung. Stattdessen ließ er den Mann los, von dem er hoffte, dass er ihn bald zu seinem Geliebten machen würde. Er brauchte noch eine Sekunde, um einen weiteren Kuss auf die Lippen des anderen Mannes zu drücken und zu sagen: „Als Glücksbringer.“

Dann drehte sich War um und eilte die Rampe hinunter, eher er den Gang entlangjoggte. Während er sich bewegte, ließ er seinen Verdeckungszauber sinken und enthüllte seine wahre Form. Er schaffte es geradeso, sich davon abzuhalten, mit seinen Flügeln den Gang entlang zu fliegen, denn er erinnerte sich in letzter Minute daran, dass er in der Nähe von Monte bleiben sollte. Das hinderte ihn nicht daran, den ersten beiden Menschen, zu denen er gelangte, mühelos die Kehlen aufzuschlitzen und dann nach links in einen Bereich auszuweichen, von dem seine empfindliche Nase ihm sagte, dass sich dort die Gefangenen befanden.

War entdeckte mehrere Wachen, hörte ihre Schreie und brüllte eine Herausforderung.

Zeit zum Spaß haben!

Kapitel 2

Das Geräusch eines Alarms, der durch den Raum ertönte, riss Xerxes aus einem leichten Schlummer. Er blinzelte und sah sich vernebelt um. Die Welt erschien vor ihm in verschwommenen Grautönen.

Enttäuschung überkam ihn. Er hatte sich immer noch nicht von der Flüssigkeit erholt, die sie ihm am Vortag in die Augen geträufelt hatten. Indem er sich an der Seite seines Bettes entlangtastete, erreichte er die Käfigwand.

Xerxes packte die Stangen und kniff die Augen zusammen, als er zu der Stelle schaute, an der sich, wie er wusste, das Bett des Fuchswandlers befunden hatte. „Hallo. Kane, was ist los?“

„Kane kann dich nicht hören, du Hund“, höhnte eine Tenorstimme. „Kane wird nie wieder jemanden hören.“

Plötzlich traf der metallische Geruch von Blut Xerxes’ Sinne. Er schnappte nach Luft und zuckte zurück. Er kannte diese Stimme.

Wyn! Was macht er hier?

Die Menschen, die Xerxes festhielten, nannten sich Priester. Sie behaupteten, auf einer Mission Gottes zu sein. Es war ihre Absicht, die Welt von allen Paranormalen zu befreien, die sie für Missgeburten hielten.

Xerxes hatte gehört, dass die Priester nur aktiv Vampire jagten, die sie Dämonen nannten. Doch als sie in einem Stadtpark auf Xerxes stießen – er war sich nicht sicher, wie sie zu dieser Zeit überhaupt bemerkt hatten, dass er ein Wandler war –, hatten sie ihn gefangen genommen.

Alles, was ich wollte, war übrig gebliebenes Picknickessen, das in die Mülltonnen geworfen wurde.

Genauso schnell wie die Erinnerungen seinen Verstand erfüllten, wurden sie durch Angst ersetzt. Er rief sein Tier und verwandelte sich hastig. Xerxes hörte immer noch Wyns grausames, gackerndes Lachen über die Geräusche von knirschenden Muskeln, schabenden Sehnen und knackenden Knochen.

Sobald Xerxes konnte, huschte er unter das Bett und schlug mit dem Kopf gegen die Wand, bevor er bemerkte, wie weit er darunter war. Er schüttelte den Kopf und versuchte, das Dröhnen zu beseitigen. Er wusste, dass der Versuch, sich zu verstecken hoffnungslos war. Wenn Wyn ihn fangen wollte, konnte der Mensch es leicht tun. Zur Hölle, im Moment war Xerxes so gut wie blind.

Er hörte das Quietschen der Türscharniere und erkannte es als die Tür seines eigenen Käfigs. Ein Zittern durchlief Xerxes’ Körper. Er drückte seinen Rücken in die Ecke und entblößte seine kümmerlichen Eckzähne. Obwohl sie seine Krallen gestutzt hatten, bereitete er sich immer noch darauf vor, mit ihnen zuzuschlagen.

„Komm raus, wo immer du auch steckst.“ Wyn sang die Worte, sein Ton war grausam. „Oh, wo könnte er nur sein? Ich dachte, du willst wissen, was los ist, Hund. Komm raus, und ich werde es dir sagen.“

Xerxes tat sein Bestes, um den Klang von Wyns Stimme zu nutzen, um den genauen Aufenthaltsort des Menschen zu bestimmen. Er schaute durch den trüben Schleier, zu dem seine Welt geworden war. Zwei Striche, die dunkler wirkten, erschienen ein paar Schritte vor ihm. Xerxes vermutete, dass dies Wyns Beine waren.

„Da bist du ja.“ Wyns Stimme war ganz nah. „Komm raus, damit ich dich töten kann, kleiner Präriehund. Ich kann nicht zulassen, dass die Dämonen, die die Kirche angreifen, eines von euch Monstern retten.“ Er lachte spöttisch und fügte hinzu: „So traurig, nicht wahr? Gerade stürmen Retter das Lagerhaus, aber sie werden unsere Käfige nie rechtzeitig finden, um einen von euch zu retten!“

Der Alarm bedeutete, dass Leute kamen, um sie zu retten?

Noch während sich Hoffnung in seiner Brust regte, die ihn von innen heraus erwärmte, legte sich etwas Großes um seinen Hals. Xerxes quiekte und erkannte, dass es Wyns Hand sein musste. Der Mensch hatte ihn abgelenkt, und er war darauf hereingefallen. Er kratzte wild um sich, als er fühlte, wie er unter dem Bett hervorgezogen wurde.

Wyn lachte und hielt Xerxes an seinem Nackenfell fest. Sobald er unter dem Bett hervor war, baumelten seine Beine so, dass er den Mann nicht erreichen konnte. „Dummer Hund“, schnaubte Wyn. „Willst du so sterben? Oder wirst du dich verwandeln und sterben wie ein Mann?“

Von allen Priestern schien Wyn mehr über sie zu wissen als die anderen. Er hatte mehrmals vor Xerxes’ Zelle gestanden und ihm alles darüber erzählt, wie er es liebte, ihre Art zu jagen, weil er wusste, dass sie logisch denken konnten. Wyn hatte behauptet, es sei fast so, als wäre er wieder beim Militär und würde Charlie töten. Als Xerxes gefragt hatte, was das sei, hatte er ihm gesagt, dass sie so feindliche Soldaten nannten.

Als Xerxes nichts anderes tat, als in Wyns Griff zu baumeln, knurrte der Mensch. „Nun, ich möchte dich wie einen Mann töten, Hund, also verwandle dich, oder ich fange an, dir Teile abzuschneiden.“

Xerxes spürte, wie etwas gegen seine Leistengegend drückte, was ihn zum Zucken brachte und dem Versuch, wegzukommen.

Wyn lachte. „Ja. Wie wäre es, wenn ich mit deinen Eiern anfange?“ Als nächstes spürte Xerxes, wie die Klinge an der Innenseite seines Hinterbeins entlangrutschte. „Oder vielleicht nehme ich ein oder zwei Zehen. Wie viele müsste ich dir abschneiden, um dich zum Verwandeln zu überreden?“

Xerxes kämpfte gegen seinen Instinkt und wollte, dass sich sein Körper verwandelte. Obwohl der natürliche Instinkt seiner Art unter Bedrohung darin bestand, sich in ihre Tierform zu verwandeln und entweder zu kämpfen oder zu fliehen, gelang es ihm, seine menschliche Gestalt wieder anzunehmen. Doch als seine Füße den Boden berührten und Wyn weiter seinen Nacken gepackt hielt, spürte er, wie die Messerklinge gegen seinen Bauch drückte.

Xerxes handelte ohne nachzudenken und ergriff Wyns Hand, um sein Handgelenk zu finden. Wenn er es packen und drücken oder wegschieben könnte, könnte er ihn vielleicht verletzen. Vielleicht könnte er seine Hand von sich stoßen.

Doch Xerxes hate die Entfernung falsch eingeschätzt. Seine Handfläche glitt entlang der Seite einer scharfen Klinge, die viel größer war, als er erwartet hatte. Schmerz schoss seine Hand hinauf, und er riss beide Hände weg von der Waffe und benutzte die eine, um die andere an seine Brust zu drücken.

„B-bitte.“ Noch als Xerxes das Wort wimmerte, wollte er sich selbst treten. Er wusste, dass es nichts nützen würde, um Gnade zu bitten. Nicht Wyn. Der Mensch war ein sadistischer Bastard. Das half ihm nicht, seinen Lebenswillen zu unterdrücken, selbst wenn sein Leben mies war – vor und nach der Gefangennahme. „B-bitte tu mir nicht weh.“

„Oh, ich werde dir nicht wehtun“, antwortete Wyn boshaft. Er wartete einen Herzschlag lang – gerade lange genug, bis sich ein Funke Hoffnung in Xerxes’ Brust regte – und erklärte dann: „Ich werde dich ausweiden wie das Tier, das du bist.“

„Bitte nicht!“

Xerxes versuchte nach hinten zu zucken, aber Wyns Griff um seinen Hals hielt ihn fest. Der Mann lachte erneut. „Oh ja, flehe und zapple, so viel du willst.“

„Vielleicht solltest du tun, was er sagt.“ Die tiefe Stimme ertönte von Xerxes’ linker Seite – wahrscheinlich außerhalb seiner Zelle – und ließ einen Schauer über seinen Rücken laufen. Der Mann fuhr fort: „Sonst werde ich dir alles, was du ihm antust, zehnfach widerfahren lassen.“

„Was zum Teufel bist du?“

Zum ersten Mal in seinem Leben hörte Xerxes echte Angst in Wyns Stimme. Er fragte sich, was sie möglicherweise verursachen könnte. Leider half ihm der Versuch, in die Richtung des Fremden zu schielen, nicht, besser zu sehen.

„Wie wäre es, wenn ich erst ihn, dann dich ausweide?“, knurrte Wyn, als er die Messerklinge fester gegen Xerxes’ Bauch drückte. „Du kannst mich sowieso nicht aufhalten. Die Käfigtür ist verschlossen, und ich habe den Schlüssel.“

Ein tiefes, grollendes Lachen ertönte, gefolgt von einem lauten Scheppern. „Ich brauche keinen Schlüssel.“

Eine Sekunde später war das Messer von Xerxes’ Fleisch verschwunden, ebenso wie Wyns Griff. Wyns gequälter Schrei hallte sogar über das Dröhnen des Alarms wider. Das Geräusch von etwas, das auf Fleisch traf, ertönte, und der schwere, mit Eisen getränkte Geruch von Blut stieg in Xerxes’ Nasenlöcher.

Xerxes stolperte rückwärts, weg von dem Klang brechender Knochen und den Lauten, die Wyn machte. Er fiel auf die abgenutzte Matratze, die die Holzplattform bedeckte, aus der das Bett in der Zelle bestand. Er rollte sich in eine fötale Position und drückte seine Handgelenke auf seine Ohren, ohne Rücksicht auf das warme Blut, das von seiner Handfläche über sein Gesicht sickerte.

Als der Lärm aufhörte, war die Stille fast so ohrenbetäubend wie Wyns Schreie. Inzwischen hatte sogar der Alarm aufgehört. Er spürte, wie sich das Bett senkte, wimmerte und zuckte zusammen.

„Ruhig, Kleiner“, grollte die tiefe Stimme. Eine Hand legte sich auf Xerxes’ Schulter, die Berührung sanft. „Du bist jetzt in Sicherheit. Alles wird gut.“

Xerxes spürte die erste freundliche Berührung seit fast einem Jahrzehnt und konnte nicht anders, als sich unter ihr zu entspannen. Er drückte sich an den Mann und lehnte sich gegen seinen Oberkörper. Der Geruch von Leder und Moschus drang zu seinen Sinnen vor und beruhigte ihn noch weiter.

„Komm her“, drängte der große Mann. „Lass mich einen Blick auf deine Hand werfen. Mal sehen, wie tief die Schnitte sind.“

Xerxes gehorchte der Aufforderung des Fremden mit der tiefen Stimme und öffnete seine Hand. Er spürte, wie ein schwieliger Finger über seine Haut fuhr. Der Fremde summte leise, tief in seiner Kehle.

„Als Wandler sollte das problemlos heilen, sobald wir dir anständiges Essen gegeben haben.“

„W-wer bist du?“ Xerxes sah zu dem Mann auf, aber er konnte nicht viel erkennen, nur eine dunkle Gestalt. „Wer rettet uns hier? Ist Kane in Ordnung?“

„Wenn du damit den Mann im Käfig neben deinem meinst, dann nein“, antwortete der Mann. „Er hat den Angriff des Priesters nicht überlebt.“

Wimmernd schloss Xerxes die Augen und senkte den Kopf. Er drückte sich instinktiv gegen seinen Retter und nahm die Wärme seines riesigen Oberkörpers in sich auf. Zu seiner Überraschung zog der Mann ihn in seine Arme und bettete ihn auf seinen Schoß.

Als er von einem anderen gehalten wurde, der so offensichtlich groß und stark war und Mitgefühl mit seinen Händen und seiner Stimme ausdrückte, spürte Xerxes, wie sein Körper reagierte. Er konnte nicht anders. Er war aus seiner Sippe geworfen worden, weil er schwul war, und jetzt hatte ihn ein erstaunlich gut duftender Mann gerettet und behandelte ihn mit Freundlichkeit.

Scheiße!

„Es tut mir so leid“, murmelte Xerxes und zog seine Schultern hoch. „Ich will dich nicht beleidigen. Es ist zu lange her, und du riechst so gut, und du hast mich gerettet und –“

„Still, hübscher Wandler“, grollte der große Mann. „Deine Reaktion beleidigt mich nicht.“ Er umfasste Xerxes’ Kinn und neigte seinen Kopf ein wenig nach hinten. „Ich bin geschmeichelt.“

Der Klang der leisen Stimme des Mannes ließ Xerxes’ Blut prickeln. Der sanfte Druck seiner Lippen gegen die von Xerxes fühlte sich noch besser an. Ein überraschtes Oh entkam ihm, als er den Mund öffnete, sobald er spürte, wie die Zunge des Mannes über seine Lippen glitt.

Auch wenn der Kuss kurz war … wirklich kurz, eigentlich nur ein Hauch … spürte Xerxes dennoch, wie sich sein Schwanz weiter verdickte, als Erregung durch seine Adern strömte. Die Arme des Fremden spannten sich um ihn an, und er kuschelte seinen Kopf unter das Kinn des Kerls, schmiegte sich gegen ihn und atmete seinen Geruch ein. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sich Xerxes sicher, als könnte ihn nichts auf der Welt angreifen.

Xerxes verstand es nicht, aber er stellte es auch nicht in Frage. Er wusste, dass der Mann nicht sein Gefährte war. Er hätte es gewusst, wenn er das gewesen wäre, aber er mochte es dennoch sehr, von dem Fremden festgehalten zu werden.

Plötzlich spürte Xerxes, wie sich noch etwas anderes um ihn legte. Er hielt inne, nachdem er sich gerade an dem Mann gerieben hatte. Da er sich nicht davon abhalten konnte, streckte er die Hand aus und berührte es.

„W-was ist das?“

„Meine Flügel?“ Die Stimme des Mannes war überrascht und verwirrt. „Sicher hast du sie schon bemerkt.“

Xerxes zuckte zusammen und gab flüsternd zu: „Ich kann nichts sehen.“

„Ah, das würde deine Reaktion auf mich erklären.“

Xerxes hob sein Kinn und blinzelte zu dem Mann auf. „Was meinst du? Bist du ein Gargoyle?“ Er wusste, dass Gargoyles Flügel hatten, und er hatte gehört, dass sie verdammt groß sein konnten. „Hast du deshalb Flügel? Es macht mir nichts aus.“

Der Mann fuhr mit den Fingerspitzen über Xerxes’ Kiefer und lachte leise. „Nein, hübscher Wandler. Ich bin kein Gargoyle. Ich bin War.“

„War?“ Xerxes verstand es nicht. „Ist War dein Name?“

„Ja … und nein“, antwortete der Mann. „Ich bin War, einer der vier Apokalyptischen Reiter.“ Xerxes wusste, dass er weiterhin verwirrt die Stirn runzelte, denn der Mann, der ihn hielt, lachte leise. „Selbst verwirrt bist du ein sexy Mann. Jetzt habe ich dir meinen Namen gesagt. Warum sagst du mir nicht deinen? Dann hole ich dich hier raus und kann dir mehr über mich erzählen.“

„Oder vielleicht werde ich das“, ertönte eine andere Stimme, ein wunderbar melodiöser Tenor.

Der Klang ließ Xerxes aus einem ganz neuen Grund zittern. „Oh“, flüsterte Xerxes und richtete seine Aufmerksamkeit auf den neuen Fremden. „Bist du … bist du mein Gefährte?“

Kapitel 3

„Ja, ich glaube, das bin ich.“

Monte konnte nicht glauben, was er da sah. War befand sich in seiner wahren Gestalt und hatte seine riesigen, roten, fledermausartigen Flügel um den kleinen Mann mit den hellbraunen Haaren gewickelt. Der Mann musste irgendwo eine blutende Wunde haben, denn der Geruch seines Blutes lockte Monte auf die unwiderstehlichste Weise. Er hatte es sogar über den Gestank des verstümmelten Menschen hinweg bemerkt, der über den Zellenboden gespritzt war, den toten Wandler im nächsten Käfig und den Geruch von schmutzigen, ungewaschenen Körpern. Sogar seine Fangzähne schmerzten, und sein Schwanz pulsierte.

Monte erinnerte sich daran, worüber sie sprachen, und trat in den Käfig. Er bewegte sich um den zerstückelten Körper eines menschlichen Priesters und überwand die Distanz zwischen sich und den beiden auf dem Bett. Ein Anflug von Eifersucht erfüllte ihn, als er näher kam, und er bemerkte, wie der kleine Wandler ganz bequem in Wars Arme gekuschelt war.

Wird die Erregung, die ich von ihm rieche, durch War verursacht? Oder mich?

Monte zwang sich, ruhig zu bleiben und murmelte: „Ich bin Monte Hanover. Wie ist dein Name?“

Monte streckte die Hand aus und legte seine Fingerspitzen auf die Wange des Wandlers. Für einen Moment zuckte der Wandler zusammen und Monte zog sie fast zurück. Doch als der kleine Mann sich in seine Hand schmiegte und zu ihm aufblickte, sah Monte die Augen des Wandlers genau an – sie hatten eine blasse, milchige Farbe.

„Ich bin Xerxes“, flüsterte der Wandler und schnupperte immer noch an seiner Hand. Er griff langsam, fast zögernd nach oben und berührte sein Handgelenk. „Ich bin ein Präriehund-Wandler.“

„Ich wusste nicht einmal, dass es die gibt“, gab Monte zu und lächelte Xerxes an. Er bemerkte das Blut an der Hand seines Geliebten, ergriff sanft sein Handgelenk und drehte sie um, um die Verletzung zu untersuchen. „Oh, Xerxes, es tut mir so leid, dass du verletzt wurdest.“

„Ich … es ist okay“, antwortete Xerxes atemlos. „Ich hatte schon Schlimmeres.“

„Es tut mir leid, das zu hören.“ Wut keimte in Monte auf, als er diese Aussage hörte. Er wollte jeden Menschen jagen und zerreißen, der den Wandler möglicherweise verletzt haben könnte. „Ich kann das heilen“, bot er an. „Aber es wird den Verbindungsprozess in Gang setzen. Ist das in Ordnung?“

Zu Montes Überraschung zog sich Xerxes von ihm zurück und drückte sich gegen Wars massigen Körper.

„Xerxes?“ Monte warf einen Blick auf War. Verwirrung rang mit Ärger. Der Mann, der die andere Hälfte seiner Seele sein sollte, suchte Trost in den Armen des Reiters War – einer seelenlosen Kreatur, die von den Göttern nur für einen Zweck geschaffen wurde –, um Ärger zwischen Leuten zu stiften, damit sie sich gegenseitig bekämpften. „Was ist los?“

„I-ich kann nicht sehen.“ Xerxes’ Brauen zogen sich zusammen, als er seine Hände zu Fäusten ballte. „Sie haben mir etwas in die Augen geträufelt, und jetzt kann ich nicht sehen. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder dazu in der Lage sein werde.“ Er knabberte an seiner Unterlippe und murmelte: „Bist du sicher, dass du dich mit einem blinden Gefährten belasten willst?“

Monte bemerkte schließlich, wie blass und fast glasig Xerxes’ Augen waren. Der Wandler sah ihn nicht wirklich an. Stattdessen schaute er nur in seine Richtung.

Monte kämpfte gegen seinen Schock an und konnte nicht anders, als einen Blick mit War auszutauschen. Die roten Augen des Reiters verengten sich, sein Ausdruck war abschätzend. Monte entging nicht, dass der Reiter seine Flügel immer noch schützend um Xerxes gelegt hatte.

Als Monte bemerkte, dass Xerxes’ Schultern noch weiter nach unten sackten, und er sich wieder gegen Wars Körper drängte, erkannte er, dass er zu lange geschwiegen hatte. Er gab sich einen mentalen Schlag auf den Hinterkopf, griff schnell nach unten und packte wieder Xerxes’ Handgelenk. Er hielt seinen Griff sanft, auch wenn er den Wandler drängte, seine Hand zu heben.

„Du bist ein Geschenk des Schicksals, Xerxes.“ Monte drückte sanft die Hand des Wandlers, dann brachte er sie an seine Lippen und küsste seine Fingerknöchel. „Selbst wenn du für den Rest deines Lebens blind sein solltest, werden wir einen Weg finden, damit zurechtzukommen.“

Xerxes’ Gesichtsausdruck schien so hoffnungsvoll, dann trübte er sich fast augenblicklich. Er legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. „Sagst du das nur, weil du mein Gefährte bist?“

Monte leckte sich die Lippen und dachte schnell nach.

Tat er das? Wahrscheinlich.

Sollte es etwas ausmachen? Vielleicht.

War es wichtig? Auf keinen Fall!

„Du bist mein Geliebter“, erklärte Monte noch einmal. „Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht eine Belastung für dich sein könnte?“ Er schlug absichtlich einen neckenden Ton an. „Ich mag ein voreingenommenes Arschloch sein, und du könntest eine Menge Arbeit vor dir haben, um mich in einen netten Kerl zu verwandeln.“

Monte fuhr mit der Zunge über den Schnitt in Xerxes’ Handfläche und genoss den Geschmack seines Geliebten. Sogar mit dem leichten Moschus von Schweiß und dem körnigen Schmutz explodierte der Geschmack des Wandlers über seine Zunge. Er summte anerkennend und tat es erneut, um mehr zu bekommen, die heraussickernde Flüssigkeit zu beseitigen und gleichzeitig die Wunde zu schließen.

Xerxes’ Nasenflügel flatterten. Seine Lippen teilten sich, als er leise keuchte. Er schob sogar seine Zunge heraus und leckte über seine Unterlippe, wodurch diese verlockend glänzte.

Hinreißender Geliebte!

Montes Schwanz wurde so schnell so hart, dass er dunkle Flecken vor seinen Augen tanzen sah. „Wow“, murmelte er. Er schluckte den Speichel in seinem Mund, als sein Körper sich sofort auf mehr vorbereitete. Er holte langsam tief Luft und ließ Xerxes’ Hand los, dann griff er nach unten und rückte seine Erektion zurecht. „Du schmeckst unglaublich.“

Wars grollendes Lachen hallte durch den Raum. „Jaaa“, witzelte er und zog das Wort in die Länge. „Ja, du hast eine Menge Arbeit vor dir, hübscher Wandler.“ War senkte sein Kinn und schaute durch seine Wimpern auf, um Montes Blick zu treffen, während er in Xerxes’ Ohr murmelte.

„Auch wenn Monte ein sexy, rothaariger Kerl ist, der ich genauso liebend gerne erkunden würde wie dich, ist er in der Tat ein voreingenommenes Arschloch.“ War hielt Montes Blick weiter, als er einen Kuss auf die Schläfe des Wandlers drückte. „Schade, dass ich nicht die Chance bekommen werde, dich zu erkunden, aber Monte ist beschützerisch, ein Vollstrecker in seinem Zirkel. Er wird sich bestens um dich kümmern.“

Für eine Sekunde dachte Monte, dass die Gesichtszüge von War einen Hauch von Traurigkeit angenommen hatten. Dann senkte War seine Wimpern und konzentrierte sich auf Xerxes. „Wenn du mich jemals brauchst, Xerxes Hanover, ruf einfach nach mir. Ich werde dich hören und kommen.“

„Was bedeutet das?“, fragte Xerxes verwirrt. „Warum nennst du mich so?“

Monte wollte das Gleiche wissen.

War gluckste und sein Gesichtsausdruck wurde weicher. „Ich bin der Reiter des Krieges. Als Reiter kenne ich den ursprünglichen Namen jedes Menschen oder Paranormalen, der auf dieser Ebene geboren wurde. Eine Fähigkeit aufgrund meines einzigartigen Erbes, damit ich meinen Job machen kann.“ Während er sprach, begegnete War erneut Montes Blick: „Und du, hübscher Wandler, hast von der Schlampe von Mutter, die dich geboren hat, nie einen Nachnamen bekommen. Jetzt, mit Monte als Gefährten, hast du einen. Außerdem jemanden, der sich um dich kümmert, und eine Familie, die dich beschützt.“

Monte erkannte, dass Wars Worte mehr für ihn bestimmt waren als für Xerxes. Er gab ihm wertvolle Informationen über seinen Geliebten. Xerxes’ Vergangenheit musste keine gute gewesen sein. Es würde Montes Aufgabe sein, seine Zukunft zur bestmöglichen überhaupt zu machen.

Ein unerwarteter Anflug von Zuneigung für den Reiter, auf den er herabgesehen hatte, überkam Monte. Er lächelte War an und nickte knapp. War nickte zurück und grinste ihn dann frech an.

„Natürlich, wenn du jemals jemanden brauchst, der dir hilft, Monte zur Vernunft zu bringen …“ War hielt inne und zwinkerte, bevor er fortfuhr: „… zögere nicht, mich zu rufen.“

Xerxes lächelte und drehte den Kopf, schien zu War aufzublicken. „Danke, War, für alles.“

War nutzte die Art, wie Xerxes seinen Kopf neigte, aus, senkte seinen Kopf und drückte einen langsamen, saugenden Kuss auf Xerxes’ Lippen. „Gern geschehen, süßer Wandler.“

Zu Montes Überraschung verspürte er keinen Anflug von Eifersucht. Vielleicht lag es an der Erkenntnis, dass War nicht wirklich ein Paranormaler war. War war etwas … anderes.

War entfaltete seine Flügel und erhob sich, während er Xerxes immer noch hielt. „Zeit, zu deinem Gefährten zu gehen, Xerxes.“ Er schob den kleinen Mann in Montes Arme, der ihn dankbar entgegennahm. War ließ seine Zeigefinger über Xerxes’ Kiefer gleiten. „Ich werde an dich denken.“

„Danke, War“, flüsterte Xerxes. Sein Blick war in die Richtung des anderen Mannes gerichtet. „Ich werde dich nie vergessen.“

War wandte seine Aufmerksamkeit Monte zu und sagte: „Passt gut aufeinander auf.“

Monte nickte und ermutigte Xerxes, sich gegen ihn zu schmiegen. Sobald er seinen Geliebten dort hatte, wo er ihn haben wollte, blickte er wieder auf, um es War zu versichern. Nur war der Reiter weg.

Nachdem er den Kopf geschüttelt hatte, konzentrierte sich Monte auf Xerxes. „Blutest du noch irgendwo anders, Xerxes?“

„N-nein.“ Xerxes schien durch seine Wimpern zu ihm aufzublicken. Sein süßer Blick war sexy, obwohl Monte wusste, dass der Wandler seine Gesichtszüge nicht erkennen konnte … zumindest glaubte er nicht, dass er es konnte.

Das war etwas, worüber sie wahrscheinlich sprechen mussten.

Wie blind war ich bin blind?

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752115994
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Oktober)
Schlagworte
wandler romance fantasy schwul gay Roman Abenteuer Romance Fantasy Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Wars Zähmung