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Kurzgeschichten für Kinder und Erwachsene Nr. 3

Lustige, spannende, fröhliche und entspannende Kurzgeschichten und Märchen!

von Mario Otto (Autor:in)
124 Seiten

Zusammenfassung

Liebe kleine und große Leserin, dies ist das Buch "Kurzgeschichten Nummer 3" mit ganz neuen Kurzgeschichten! Kennst Du auch schon die anderen Kurzgeschichtenbücher wie zum Beispiel mein "Engel, Hexen, Feen & Gespenster"-Kurzgeschichten Buch oder die Kurzgeschichtensammlung mit 150 Geschichten oder die Hörbücher des Autors? Alle Links zu seinen Ebooks, Hörbüchern und Taschenbüchern, findest Du auf seiner Homepage. Tipp: Für sehr kleine Leser eignet sich "Kurzgeschichten Nummer 6" ganz besonders. Alle anderen Bücher sind für alle Altersklassen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Liebe kleine und große Leserin,

dies ist mein Kurzgeschichtenbuch Nummer 3 mit ganz neuen Kurzgeschichten! 15 Stück - verteilt auf fast 140 Seiten. Die werden Dir ganz sicher gefallen.

Die Geschichten sind fast alle zwischen einer und fünf Seiten lang.

Also Ideal, auch für Lesefaulpelze oder für die Bahn- oder Busfahrt oder als Gute-Nacht-Geschichten.

Auch zum Vorlesen und Einschlafen geeignet!

Jetzt mit Online-Zugang

Der Erfolg meiner Bücher ist nur meinen Leserinnen zu verdanken. Deshalb habe ich mir etwas einfallen lassen, wie ich meinen Leserinnen etwas zurückgeben kann. In diesem Buch ist auf einer Seite - unübersehbar - ein großes Schild mit einem Passwort darauf. Mit diesem Passwort bekommst du auf meiner Homepage kostenlos, ohne Anmeldung - Zugang zu meinen Hörbüchern, Gedichten, Liedern zum Anhören, Texten mit Noten und vielem weiterem Material.

Nein, da steckt kein Trick dahinter. Alles ist kostenlos und bleibt kostenlos. Und mindestens einmal in der Woche, kommt Neues dazu. Es ist einfach ein Dankeschön - von ganzem Herzen von mir.

Ich habe nur die kleine Bitte, dass das Passwort nicht weitergegeben wird. Aber natürlich kannst Du mein Buch weiterempfehlen und diese Leserin, kann dann auch mit gutem Gewissen Zugang zu meinem exklusiven Material haben. Danke!!!

Kennst Du auch schon meine anderen Kurzgeschichtenbücher wie zum Beispiel mein "Engel, Hexen, Feen & Gespenster"-Kurzgeschichten-Buch oder meine Kurzgeschichtensammlung mit 150 Geschichten oder meine Hörbücher? Die gibt es alle für kleines Geld zu kaufen!

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Der Autor mit dem Kinderherzen, das nie erwachsen werden will! :-)

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Und noch etwas Wichtiges: Ich hoffe auf eine 5-Sterne-Bewertung und/oder auf Leserbriefe! Erzähl mir, was dir gut gefallen hat, was dich berührt hat, über welche Geschichte Du lachen musstest!

Ich freue mich auch immer über Leserbriefe!

Meine Adresse steht am Ende des Buchs!

Nun wünsche ich Dir viel Vergnügen!

Dein Mario Otto

1. Das Gespenst das noch zu klein zum Spuken war

Es war einmal ein kleines Gespenst, das hieß Mühmüh! Es wohnte mit seinen Eltern und drei großen Geschwistern in dem schaurig-schönen Keller einer alten Burg. Seine zwei großen Brüder hießen Uiuii und Uaahh. Und seine große Schwester hieß Huuhh.

Mühmüh trug ein Bettlaken als Hemd mit drei eilig angenähten Brustknöpfen die bis zum Bauchnabel reichten. Die Knöpfe dienten wohl dazu, dass es nicht gleich auffiel, dass es vorher mal ein Bettlaken war. Und dieses Hemd reichte vom Kopf bis zum Boden. Wobei man niemals sein Gesicht sehen konnte! Es war schließlich unter dem Laken. Verzeihung! Unter dem Hemd natürlich! Und weil Gespenster niemals ihre Hemden wechselten, leuchteten sie auch niemals strahlend weiß. Sie schimmerten nur weißgrau. Aber man konnte noch ahnen, dass sie einst mal leuchtend-weiß gewesen waren.
Die herrschaftliche Burg war, wie es sich für eine mittelalterliche Burg gehörte, von einem tiefen Graben umgeben. Das hat man früher so gemacht, damit die Feinde nicht einfach in die Burg hineinspazieren konnten. Und so hatten Feinde erst das Wasser zu überqueren. Und mit pitschnasser Kleidung, kämpfte kein Eindringling gern.

Und natürlich stand die Burg am höchsten Punkt in der ganzen weiten Gegend. Nur die Kirche mit ihrer breiten Turmspitze, lag höher. Denn nichts durfte höher sein, als das Gotteshaus. Die Burg war eingerahmt von Wiesen und Wald, soweit man sehen konnte.

Und eine asphaltierte Straße, führte auf direktem Wege zur Burg. Denn wie sollten sonst die Besucher die Burg erreichen? Schließlich fanden dort jeden Tag Führungen statt, mit anschließender Übernachtungen.

Die Menschen liebten es, sich alte Gebäude, Denkmäler und Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Vor allem liebten sie es, vor Ort, auch übernachten zu können. Naja und die Gespensterfamilie liebte es, wenn sie Gäste hatte.

In der Burg gab es unzählige Zimmer und Gänge. Deshalb bekam jeder Gast einen Plan in die Hand. So wollte man vermeiden, dass sie sich verliefen. Was aber selbstverständlich dennoch täglich geschah.

Und so manchen Gästen war es wohl doch etwas zu spukvoll. Denn an jenem Tag, es war Mühmühs 199. Geisterkindergeburtstag, waren die alten Gäste überraschend und eilig abgereist und es waren neue Gäste gekommen. Die Gespensterfamilie freute sich und fegte jubelnd über den Boden.

Der Abend neigte sich dem Ende, die Besucher erwartete der große Höhepunkt des Tages in Form eines großen Festes! Von diesem hielten sich die Gespenster natürlich fern.

Und nachdem man im großen Saal fürstlich gespeist und gefeiert hatte, wurde es ruhig in der alten Burg. Sehr ruhig. Naja, hin und wieder klapperte mal eine eindrucksvolle Ritterrüstung oder ein Schaukelstuhl wippte hin und her. Der Mond schien in die Gänge des Ostflügels, weshalb es durch den Schatten, im Westflügel der Burg stockfinster war. Alle lagen in ihren Betten.

Die Kirchenglocke schlug Mitternacht. Die Gespenster rissen gespannt ihre Augen auf. Schon war es Zeit zum Spuken.

Mühmüh durfte wieder mal nicht mit. Er sei noch zu klein. Schließlich sei er ja erst 199 Jahre alt. Schon schlüpfte, schlich und sauste die Familie durch die alten Gemäuer, Tunnel und Gänge der Burg. Mühmüh saß also traurig auf einem alten Bett im Keller.

Mühmüh war völlig unzufrieden. Er wollte auch endlich spuken. Er wollte nicht jede Nacht von seinen Geschwistern die herrlich schaurigen Spukgeschichten hören, die sie wieder erlebt hatten.

Und während er jede Nacht auf seine Familie warten musste, verging auch die Zeit so langsam. Jedenfalls deutlich langsamer als sonst.

Doch Mühmüh wollte nicht mehr warten. Er wollte endlich groß sein und ebenfalls spuken. Er musste bloß im Wald nach einer Hexe suchen. Die würde ihm schon irgendwie helfen können, so dachte er sich. Woher er wusste, dass es dort eine Hexe gab? Na, weil doch in jedem Märchen eine Hexe im Wald wohnt. Warum also nicht auch im Grafenwald?

So flitzte Mühmüh durch die Tür, sauste über den Hof durch das Burgtor und verließ zum ersten Mal die alten Mauern. Er war doch ein wenig überrascht: der Wald, die Bäume, sie schienen so dunkel. Wie schwarze Bösewichte, eng beieinander gesellt.

Dicht an Dicht! Noch dazu spielte der Mond gekonnt mit Licht und Schatten, was einer Gespensternacht noch mehr Spannung verleiht.

Mühmüh schwebte dennoch auf und davon in Richtung Wald.

Doch der Wald erschien ihm anders als sonst! Er hatte schon oft von der Burg aus, nachts darauf geschaut. Doch von oben sah er irgendwie freundlicher aus. Nicht so dunkel und unheimlich. Zum Glück schien in jener Nacht der Mond hell und mächtig.

Mühmüh sauste also immer tiefer in den Wald hinein. Irgendwann merkte er, dass er absolut nicht mehr sagen konnte, aus welcher Richtung er gekommen war. Das machte dem kleinen Gespenst ziemliche Angst. Doch zu groß war der Wunsch, die Hexe zu finden. Sie musste ihm einfach helfen. Wer, wenn nicht sie? Als das Gespenst losgezogen war, stand der Mond noch hoch oben und vor ihm. Inzwischen lag er weit hinter Mühmüh und dadurch wuchsen die Nachtschatten immer schwärzer.

Als Mühmüh kaum noch seine Hand vor Augen sehen konnte, hörte er sachte Schritte in seiner Nähe. War da jemand? Hatte jemand auf einen morschen Ast getreten?

Zaghaft, beinahe zitterig, fragte er halblaut: "Haalloo, ist da jemand?" Doch niemand antwortete. In seiner Angst flüchtete Mühmüh eilig. Er drosselte erst seine Geschwindigkeit als er unweit vor sich ein warmes Licht flackern sah. Es kam aus dem Fenster eines kleinen Häuschens. Er pirschte sich vorsichtig heran und lugte durchs Fenster. Innen brodelte es in einigen Kesseln und Töpfchen. Er wollte gerade anklopfen. Doch, o Schreck! Eine unangenehm knarzige, knatschige, alte Stimme hinter ihm sprach ihn an!

Was er denn suche, wollte die alte Hexe wissen. Sie schüttelte sich ein wenig belustigt und bat ihn herein.

"Ja, ja, ja ... es ist immer das Selbe. Ich weiß warum Du hier bist! Du willst gerne ein großer Geist sein. Glaube mir, da bist Du nicht der Erste!"

Sie warf rasch einige seltsame Zutaten in den Kessel, maß irgendwelche Pulver ab, kniff dabei immer ein wenig die Augen zu, da sie wohl schlecht sehen konnte.

Das kleine Gespenst sah der Hexe dabei besorgt zu. Es zweifelte inzwischen an der greisen Kräuterfrau. Doch diese schien völlig in ihrem Element, wenn auch ziemlich tattergreisig, "Sooo, dann noch etwas Fliegenpilz und ähhhmm ... Moment, Moment, Moment ... irgendwas kommt da doch noch rein ... na, war das noch mal? Moment, gleich fällt´s mir bestimmt wieder ein ... ääähmm ... ach ja, genau! Drei Spinnenbeine, zwei Pelzläuse von schlecht erzogenen Meerschweinchen und ein Fledermausohr und Seite 666 aus Kafkas Gesammelten Werken!"

Dann puffte und rauchte es stark! Die Hexe und Mühmüh standen plötzlich in heftigem, tiefgrauem Qualm und husteten!

"Oh verflixt! Ich meinte eigentlich Seite 7 von Goethe! Naja, wird ja wohl hoffentlich nicht schaden, gell?"

Mühmüh wurde es mulmig im Gespensterbauch!

Das seltsame Gebräu war also fertig und abgefüllt in einem Fläschchen!

Mühmüh nahm es dankend entgegen. Die Hexe winkte ab: "Keine Ursache! Gern geschehen! Aber bedenke: Auch der größte Geist kommt sich irgendwann ganz klein vor! Und was Du erzwingst, fordert seinen Preis!" Und sie hustete noch, dass man sich fast sorgen musste, sie verrenkt sich dabei.

Mühmüh rannte vor Freude einige Dutzend Meter tief in den Wald. Er zog den Korken aus dem Flaschenhals und goss das Gebräu eilig in sich hinein. Er hielt prüfend inne, schätzte ab, ob es wirkte und mit einem mal ... blähte er sich auf ... und wurde größer und größer ... und größer ... bis der einst kleine Geist beinahe so hoch und breit war, wie eine statthafte Waldecker Tanne.

Mühmüh staunte! Doch noch ahnte er nichts von seinem Unglück!

Er sauste den Heimweg dreimal so schnell wieder nach Hause. Doch als er ankam, war es bereits so hell, dass der Mond immer blasser auf dem mehr und mehr schwächelnden Blau unsichtbar wurde.

Nun galt es zu handeln! Mühmüh musste schleunigst ins Dunkle und schlafen! Er duckte sich und ging durch das Burgtor. Er sah sich eilig um und konnte nun ganz leicht, im Stehen in die Fenster der ersten Etage hineinschauen. Doch seine Familie war längst im Keller und schlief tief und fest!

Eine verschlossene Tür zu öffnen, ist für Gespenster eine Kleinigkeit. Aber Mühmüh war einfach viel zu groß. Er passte einfach nicht mehr durch die Tür! Und wie man als Geist durch Mauern geht, das wusste er nicht und er hatte auch keine Zeit mehr um es zu üben.

Der Sonnenaufgang brachte unaufhaltsam sein Können zur Geltung; die ganze Welt fing an zu leben, alles an zu leuchten; Gegenstände, die vorher noch unbemerkt geblieben waren, traten mit einem mal hervor. Alles begann wieder im rechten Licht zu stehen.

Was für das Menschenauge eine Herzenserfrischung, ist Gespenstern ein Graus!

Mühmüh lief eilig über den Hof, duckte sich wieder, dass er durch das Burgtor passte und rannte zurück in den Wald. So suchte er also in seiner Not Lichtschutz unter den Spitzen der Tannenzweige.

So weit war es mit ihm gekommen! Wäre er doch bloß vernünftig gewesen. Hätte er doch bloß auf seine Eltern gehört. Er wäre im Schloss geblieben und hätte sich vor dem Schlafengehen noch die herrlich-spukigen Geschichten seiner Geschwister anhören können, welche sie in der Nacht wieder erlebt hatten. Mühmüh kam sich ganz klein und dumm vor!

Und dass er mal sooo groß werden würde, das hatte er ja nicht ahnen können. Und hatte er auch nie so gewollt. Tja und dann diese seltsame Tinktur der Hexe! Die hatte sich sicherlich mit der Rezeptur vertan. Warum? Nun ja, weil plötzlich unerwartet die Wirkung nachließ. Mühmüh wurde ganz klein und kleiner und immer kleiner ... bis er so klein wie eine Mücke wurde. Als hatte er sich nicht schon klein und dumm genug gefühlt.

Nun konnte er nicht mal richtig über etwas welkes Laub hindrüberschauen. Doch was hätte er nun dagegen tun sollen? Er war schon viel zu müde und irgendwann muss jeder große wie kleine Geist einmal schlafen! Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Er sah sich um und lief in eine - Wurm sei Dank - aufgebohrte Haselnuss.

Der ein oder andere Regentropfen ließ ab und an die Haselnuss ein wenig schaukeln, was das Gespenst gar nicht bemerkte. Es schlief tief und fest.

Einige Stunden später, das Wetter zeigte sich sehr wechselhaft, schien ein wenig die Sonne. Da kam ein kleines, verspieltes Kätzchen und stieß und fegte die Haselnuss wie einen Ball einige Meter weiter, bis es etwas Neues zum Spielen fand.

Punkt Mitternacht, als das Gespenst aufwachte, wunderte es sich. Das Loch war verschwunden. Die Haselnuss stand nun nämlich genau mit dem Wurmloch auf dem Boden. Mühmüh kam sich wieder so dumm vor. Wie konnte er nur auf so eine törichte Idee kommen und in so einer Falle schlafen?

Beinahe hätte er die Nacht in der Haselnuss verbringen müssen. Für einen Geist undenkbar! Wie es ein glücklicher Zufall wollte, war in jener Mondlichtnacht ein hungriger Igel unterwegs und stieß mit seiner Schnauze gegen die Nuss. Dadurch machte Mühmüh unfreiwillig einen Purzelbaum hinaus und floh eilig davon.

Doch die Eile war unnötig. Denn Nüsse stehen nicht auf dem Igelspeiseplan. Der Igel hatte bloß gehofft, dass er einen köstlichen Wurm auf frischer Tat ertappt.

Mühmüh, der kaum größer als drei oder vier Flöhe war, die sich Huckepack nehmen, lief und lief und lief ... die ganze Nacht! Kletterte über Ästchen, kraxelte über Steinchen, lief ehrfürchtig zwischen hohen Grashalmen hindurch, die ihm gigantisch vorkamen; und lief unter welkem Laub her, bis er nach einigen Monaten, endlich wieder bei der Hexe angekommen war. Die sollte ihn aus dem Schlamassel helfen.

Anklopfen? Das erübrigte sich! Wer hört schon, ob ein Geist, in der Größe einer Mücke an die Tür klopft? Er ging gleich unter dem Türspalt durch und rief immer wieder nach der Hexe! So stieg er sogar auf ihre Küchenablage, wovon sie ständig irgendwelche Mittelchen wegnahm. Doch sie bemerkte ihn nicht. Er schrie und schrie und versuchte sogar ein Tinkturfläschchen umzustoßen. Doch leider vergeblich! Sie bemerkte ihn einfach nicht.

Die Hexe stand am Feuer und rührte kräftig in einem Kessel, in dem etwas in Lilafarbenes Blasen warf. Mühmüh nutzte eine Gelegenheit und kletterte an ihrer alten, abgetragenen Kleidung hoch, bis er zu ihrem Ohr hinauf gelangt war, an dem große, silberne Ohrringe hingen. Solche nennt man Kreolen. Und diese großen Kreolen, waren beinahe so groß wie Bierdeckel. Sie schwangen ab und zu und Mühmüh musste aufpassen, dass er nicht von ihnen erschlagen wurde. Als er unbeschadet in ihrem Gehöreingang stand, also in der Ohrmuschel über dem Ohrläppchen; also genau da, wo jeder so kitzelig ist, da brüllte Mühmüh so laut er konnte. Doch die Hexe spürte nur ein leises Kribbeln. Sie glaubte es sei bloß eine Mücke und nestelte mit ihrem kleinen krummen Finger im Ohr herum. Das sog Mühmüh hinaus. Und mit einem mal hing er mit beiden Gespensterhändchen an der Kreole.

Nicht auszudenken, wenn er in den brodelten Sud des Kessels hineingefallen wäre!

Er saß dann noch eine lange Zeit in dem Ring und gab das Rufen und Brüllen irgendwann auf.

Als die Hexe irgendwann schlafen ging, konnte er gefahrlos vom Ohrring weg und rutschte am Kopfkissen hinab, wo er unter ihrem Bett einen Platz zum Schlafen fand.

In der folgenden Nacht, natürlich pünktlich null Uhr, machte sich das Gespenst auf den Weg nach Hause.

Es war ein langer, schwerer Weg. Und oft ein Irrweg! Und für ein Gespenst, das so winzig war, war es auch kein Wunder, dass er 10 Vollmonde lang unterwegs war. Er schlief in alten Walnusshälften, unter Laub und Zweigen und auch in Astlöchern und unter Pilzen. Einmal, weil es so kalt war, sogar im Fell eines entlaufenen Tanzbären. Aber er musste dafür ausnahmsweise mal früher aufstehen. Denn der Bär hatte die ungemütliche Angewohnheit, nach einem herrlich langen Schläfchen, seinen Rücken an rauen Baumrinden zu reiben.

So suchte sich Mühmüh doch lieber wieder eine Walnusshälfte. Aber nicht wieder eine, wo er nach dem Aufwachen in einem Walnussbötchen in einer Pfütze paddelte. Er hatte sehr viel erlebt in dieser Zeit!

Eines nachts, es war gerade etwa ein Uhr, beschloss Mühmüh sich damit abzufinden, dass alles im Leben seine Zeit hat. Warum groß sein, wenn es noch nicht Zeit war, groß zu sein? Warum etwas erzwingen, was die Zeit für ihn einfach noch nicht vorgesehen hatte?

Nein, nein! Er wollte nun vernünftig werden und endlich wieder zu Hause bei seiner Familie sein! Und plötzlich geschah etwas, womit er niemals gerechnet hatte! Oh, Wunder; die Nebenwirkung der Hexentinktur ließ nach und er wurde plötzlich wieder groß, wie es sich gehörte! Oh, wie er sich freute! Er eilte sogleich mit großen Schritten auf die Burg zu.

Er sauste durch das Burgtor, fegte durch die Haustür und rannte seiner Familie entgegen.

Mühmüh war sehr überrascht und gerührt, wie sehr er vermisst wurde. Sie hatten ihn jede Nacht in der Burg gesucht. Und sie sagten auch, dass ihnen das Spuken keine rechte Freude mehr gemacht hatte seit er fort war.

Sie sahen ihn an und staunten: "Mühmüh, wie groß Du geworden bist! Und heute ist Dein 200. Geburtstag! Nun bist Du schon so groß, jetzt kannst Du immer mit uns mitkommen. Kommt, wir spuken jetzt alle zusammen, dass es nur so knarrt im Gebälk!"

Und es wurde für manche Gäste eine spukvolle Nacht und für Mühmüh die schönste Nacht seit 12 Vollmonden! Und wenn Dich mal etwas am Ohr kitzelt, pass ja gut auf, dass es nicht vielleicht ein verzaubertes Gespenst ist, das dringend Deine Hilfe braucht!

Gute Nacht!

ENDE

2. Der Pferde-Reigen

Ich hab ein Pony

und das heißt Conny!

Und es ist braun und sehr schön.

Conny will -hopp- immer trabend

spazieren, bis zum Abend,

denn es mag nicht gerne steh´n.

Und sag ich hopp, macht es Galopp!

Und sag ich ho, dann ist es froh!

Denn sag ich barrrrr, dann steht es starrr -

und es läuft doch so gern!

Und isst es Möhren,

lässt´s sich nicht stören.

Ich bin so froh, dass es Conny gibt!

Es kriegt immer frisches Futter

und heimlich ein Stück Zucker!

Und ich glaub, dass es mich liebt!

Und sag ich hopp, macht es Galopp!

Und sag ich ho, dann ist es froh!

Denn sag ich barrrrr, dann steht es starrr -

und es läuft doch so gern!

Von nah bis fern

reite ich gern

auch mal wild, fällt ihm nicht schwer

alle Wege, Stock und Steine

reiten wir - hopp - ganz alleine

und das lieben wir so sehr!

Die folgende Geschichte gibt es auch als eigenes Taschenbuch und Ebook - mit Hörbuch dabei!

3. Else & Johann

Es war einmal ein böser König! Der hatte kürzlich erst den Thron und Besitz seines Vaters geerbt, der ein guter und beliebter König war. Doch sein Sohn, König Randolf, war vollkommen aus der Art geschlagen, wie man so sagt. Also ganz und gar nicht wie sein Vater. Sein Königreich umfasste mehrere Dörfer und Wälder. Deren Bürger litten seitdem unter dem neuen König Randolf. Sie litten an Armut und Hunger.

Die Frauen hatten viele Kinder und wussten kaum, wie sie ihre hungrigen Kinder sattkriegen sollten. Doch das war dem König gleichgültig! Er war rücksichtslos, selbstbezogen und hatte keinerlei Gewissen oder Mitleid.

Man muss dazu wissen, dass Könige ihren Untertanen Acker zur Verfügung stellten, also liehen, das nannte man Lehngut, damit das Volk sich und auch die mächtige Königsburg mit Essen und Geld versorgten.

Und dafür, dass König Randolf ihnen die Lehngüter und Vieh geliehen hatte, verlangte er pro Woche eine festgelegte

Geldsumme.

Doch es kamen immer weniger Lebensmittel und Geld im Königshof an. Denn die Geschäfte der Bauern liefen schlecht.

Somit hatten die Dörfer mit jeder Woche immer größere Schulden beim König. Doch woher sollte das Volk das Geld nehmen, wenn die Geschäfte nicht so gut liefen?

Sie baten bereits mehrfach vergeblich um Schuldenerlass, was Randolf fürchterlich erzürnte. Dann baten sie vergeblich um eine Art Zahlungsaufschub. Das heißt, ob sie später zahlen dürften, wenn der Handel und die Geschäfte wieder erträglich werden würden. Auch das lehnte der König ab.

König Randolf war egal, woher sie das Geld nahmen. Statt Schuldenerlass und Zahlungsaufschub, erhöhte er sogar noch die Abgabepflicht. Er glaubte, je mehr er sein Volk ausquetschte, desto mehr käme dabei heraus. Ohnehin glaubte er, dass sie ihn betrogen und dass sie sehr wohl zahlen können, aber einfach nicht wollen. Doch woher nehmen und nicht stehlen!?

Da des Königs Geldeintreiber keinen Erfolg hatten, kümmerte er sich persönlich darum. Natürlich ohne Gnade und Mitleid.

So fuhr er mehrmals im Monat durch die Dörfer - natürlich nur unter großem Schutz seiner Ritter - um sich selbst davon zu überzeugen, dass auch wirklich niemand auch nur eine Kartoffel zu viel in seinem Schuppen hatte.

Es passierte auch immer wieder, dass König Randolf so mancher armen Bauernfamilie oder armem Landstreicher, das Essen aus der Hand riss und vor aller Augen, in seinen gierigen Schlund hineinstopfte und entsetzlich laut schmatzte.

Oft fielen die Betroffenen währenddessen weinend auf die Knie, reckten ihre bittenden Hände zu ihm und flehten darum, dass er ihnen doch noch einen kleinen Bissen übrig ließe.

Als Randolf mal wieder, unter starker Bewachung seiner Ritter, durchs Dorf zog, fürchteten sich alle. Wovor, wussten sie selbst schon nicht mehr genau. Was sollte er ihnen noch wegnehmen? Sie hatten doch längst nichts mehr!

Randolf machte einen Wink und stieg aus seiner Kutsche.

Einer alten Frau stellte er sich in den Weg

und richtete seinen - aus purem Gold -

geschmiedeten Gürtel. So hatte es sein

beachtlicher Wohlstandsbauch wieder

gemütlich und versperrte dieser zitterigen Oma den Weg.

Randolf fragte in ruhigem, aber strengem Ton: "Was trägst Du unter Deinem Arm, Mütterchen?" Sie traute sich kaum ihn anzusehen und versuchte den halben Laib Brot, so gut sie konnte, zu verbergen.

"Nichts! Gar nichts, mein Herr!"

Da riss er ihr den ärmlichen Umhang von den Schultern, wodurch nun jeder das Brot sah.

Sie krallte verzweifelt ihre Fingerspitzen in das Brot.

Er sah sie streng an: "Soso, Du hast also nichts? Rein gar nichts!?"

Sie flehte: "Bitte nicht, mein König. Es ist unser letztes Brot."

Ohne eine Miene zu rühren, nahm er ihr das Brot weg und schlug sie mit einem Hieb zu Boden.

"So eine alte Schreckschraube! Und ich soll diese verlogene Tümpelkröte noch durchfüttern? Räumt die Alte bei Seite!"

Das ganze Dorf war erschüttert, doch niemand wagte es, ein Wort zu sagen.

Zwei Dorfbewohner trugen sie zum Korbmacher, wo sie wieder zu Sinnen kommen sollte.

Ja, so, und so ähnlich, war es schon viele

Male passiert. Und es wäre auch noch so weiter gegangen, wenn nicht an diesem Tag ein kleines Mädchen entschieden hätte, dass dringend etwas getan werden muss. Dieses Unrecht musste ein Ende haben.

Dieses Mädchen war Schreiners Elisabeth, die alle nur Else nannten. Sie war klug wie drei Buchhalter, willensstark wie eine Löwin, eigensinnig wie ein halbes Dutzend Katzen, und bekannt für ihr loses, oft auch kluges Mundwerk und ihre flotten Sprüche.

An diesem Tag ging Else also in das Gemeindeamt, wo ihre Tante Hertha nachmittags putzte. Pastor Albrecht saß nachmittags hinter der Kirche, neben des Gemeindeamts. Dort saß er auf einer Bank und ließ sich den guten badischen Wein schmecken.

Das wusste Else dank ihrer Tante. Und wenn mal ein Kirchenmitarbeiter kam, die Albrecht schon von weitem hören konnte, dank des viel bestückten Schlüsselbundes, blätterte der Pastor rasch in Unterlagen und tat sehr beschäftigt. Ansonsten sah ihn dort niemand und er hatte seine Ruhe.

Daher erschien es Else an diesem Nachmittag ein guter Zeitpunkt, um ihrer

Tante einen Besuch abzustatten.

Die Tür stand schon offen und Else trat herein. "Guten Tag, Tante Hertha!"

"Na, mein Kind, kommst Du mich besuchen?"

Else nickte: "Mhh" und tat schon ganz eifrig und trug der Tante den Putzeimer.

"Warte Spätzchen, ich geh mal frisches Wasser holen"

Da kam bereits die Gelegenheit, auf die Else gehofft hatte und schnüffelte schnell auf Pastor Albrechts Schreibtisch herum.

Pastor Albrecht war bekannt dafür, dass er besonders streng mit den Gläubigen der Gemeinde umging. Und er hatte zu damaliger Zeit damit begonnen, Hexenprozesse zu führen.

Einige Frauen verloren bereits auf schreckliche Weise ihr Leben.

Else zog mit viel Kraft die widerspenstigen Schubladen heraus, kramte darin herum und hatte dann auch gefunden, wonach sie suchte: Ein Hexenadressbuch!

Das hatte sie nämlich mal ganz flüchtig in Albrechts Händen gesehen. Und kaum hielt sie es nun in ihren eigenen Händen -

ärgerlich - da hörte sie auch schon die Schritte ihrer Tante. Und nun? Tja, es war

zu groß um es bei sich zu verstecken.

Also musste es flugs wieder in die Schublade. Um ein Haar wäre sie erwischt worden!

"Nein, nein, Else! Komm da mal aus dem Zimmer. Wenn das der Herr Pastor sieht, dann gibt es ein großes Donnerwetter!"

"Ach, das ist ja was! Jetzt ist der Herr Pastor sogar noch die Wetterfee?"

"Else, red nicht so einen Unsinn!"

"Na dann hat er aber trotzdem einen guten Draht nach oben, wie Großmutter Emma immer sagt!"

"Ja, vielleicht! Und nun, marsch raus, mein Spatz!"

Tante Hertha putzte noch den Flur zu Ende und bevor sie gemeinsam das Haus verließen, sagte Else: "Oh .. ich glaub, ich hab was verloren! Moment, ich komme sofort wieder!"

Ihr blieben nur wenige Augenblicke!

Hertha kam ihr eilig hinterher. So konnte sie das Adressbuch wieder nicht an sich nehmen. Sie konnte bloß das Fenster entriegeln, damit sie vielleicht später, heimlich - durch das Fenster einsteigen könnte.

Tante Hertha platzte ins Zimmer: "Was hast Du denn verloren?"

Else musste nun schnell etwas einfallen. Sie wollte erst sagen, sie habe eine

Münze verloren. Aber, woher sollte sie, die Tochter eines einfachen Knechts, Geld her haben? Sie brauchte nur knapp 3 Sekunden für ihre Notlüge. Else holte schnell eine Muschel aus ihrer Tasche.

Hertha nickte verständnisvoll, "Ach, Deine Muschel! Armer Spatz. Dir fehlt Deine Mama, nicht wahr? Mir auch, Spätzchen! Ach, meine arme Schwester.

Gott hab sie selig! Ein mal in ihrem Leben hatte sie das Meer gesehen.

Wenigstens hatte sie es gesehen. Na, gut dass Du es noch rechtzeitig bemerkt hast, dass Du sie verloren hattest. Stell Dir nur vor, der Herr Pastor hätte sie hier gefunden"

Else schmunzelte: "Dann hättest Du Kasalla bekommen, nicht wahr?"

"Ja, und dann hättest Du von mir Kasalla bekommen!" und Hertha begann sie zu kitzeln.

"Und jetzt raus hier, Du kleiner Frechdachs!" und die Tante verriegelte das Fenster.

Else presste verärgert die Lippen zusammen und verdrehte ihre Augen.

Da das Fenster nun verschlossen war, musste sich Else auf dem Weg nach Hause noch etwas einfallen lassen.

Sie musste ja irgendwie an den Schlüssel zur Pastorwohnung kommen.

"Tante Hertha?"

"Was denn, mein Spatz?"

"Darf ich heute Nacht bei Euch schlafen? Ich würde so gern mal wieder etwas Zeit mit meinem Vetter verbringen"

Tante Hertha sah sie ungläubig schräg von oben an. "Ich dachte, Du findest ihn langweilig? Hast Du nicht mal gesagt, dass ..."

"Ach, Tante Hertha! Das ist doch schon ein alter Hut. Da scharrt doch längst keine Hufe mehr nach!"

"Aaaaah!", sagte Tante Hertha gedehnt, "Na, wenn das so ist!" und strich ihr belustigt über den Kopf.

Else lief schon voraus und rief dabei: "Sagst Du bitte Papa, dass ich heute bei Euch schlafe? Danke, ich renne schon mal voraus!"

Else betrat das Zimmer ihres Vetters.

"Hallo!", zwitscherte sie.

Johann verzog das Gesicht und nuschelte: "Oh nein! Nicht die!!!" und kritzelte weiter auf seinem Schreibtisch.

"Das ist ja eine nette Begrüßung. In Ordnung! Dann fangen wir so an, wie wir es sonst immer machen! Tschölinski!"

Sie verließ das Zimmer und trat kurz

darauf wieder ein.

"Na, Brillenschlange!"

"Ach, lass mich doch in Ruhe!", sagte Johann verärgert.

"Brillenschlange!"

"Was willst Du?", und sah sie finster an.

"Geh mit Deiner dicken Brille von der Lampe weg, sonst brennst du mir noch 'nen Loch in die Bluse"

Johann pustete genervt: "Du immer mit Deinen Sprüchen!"

Else dachte noch über ihren Plan nach. "Zu dumm!", dachte sie, dass die Tante das Fenster beim Pastor geschlossen hatte.

Johann kam vom Badezimmer ins Zimmer hinein und Else sah ihn scharf an: "Haben wir heute den 3.Samstag im Monat oder warum hast Du Dir die Zähne geputzt!"

"Du musst gar nicht so blöd daherreden, Else! Ich putz mir wenigstens die Zähne. Und ich weiß noch, vor ein paar Jahren, da bist Du mal ohne Zähneputzen ins Bett gegangen! Du Altferkel!"

"Ja und?! Meine Güte, von den alten Kamellen kriegt doch keiner mehr Karies"

"Ich wollte Dich ja nur noch mal dran erinnern!"

"Man, man, man, Johann! ... Du ziehst ja

einen vom Leder! Da machst Du ja den Sattler arbeitslos! Und pass mal lieber auf, dass Du hier nicht die Hütte anbrennst. Sonst hält der Pastor morgen Deine Messe!"

Es war später Abend. Der Mond war nicht mehr zu sehen. Der Himmel erfüllt von tiefschwarzen Wolken, die vor wenigen Augenblicken ein gewaltiges Unwetter losgetreten hatten. Es regnete heftig, wie aus Eimern.

Die Kinder lagen in ihren Betten und Else konnte nicht einschlafen. "Johann!", flüsterte sie leise. "Was ist?"

"Nichts! Ich wollte nur wissen, ob Du schläfst!"

"Und dafür weckst Du mich?"

"Ich wusste ja nicht, dass Du schon schläfst, Du Einschläfer!"

"Hab ich auch nicht. Ich kann nämlich nicht einschlafen!"

"Dann träum Dir 'ne Baldrian!"

Johann verzog seinen Mund: "Du immer mit Deinen Sprüchen!"

Else richtete sich auf: "Vierauge! Was ist jetzt? Ich muss etwas erledigen! Hast Du Lust auf Abenteuer?"

"Nein, ich bin müde!"

Else schnupperte laut in seine Richtung: "Uuhhh! Bist Du sicher, dass Du müde bist? Es stinkt hier nämlich so. Hast Du etwa Muffensausen?"

Johann richtete sich jetzt ebenfalls auf: "Ich kann ja mal zu Dir rüberkommen und Dir die Zöpfe lang ziehen! Dann weißt Du mal was Muffensausen ist!"

"Wenn Du das machst, dann kriegst Du gleich Kasalla von mir! Dann hat Dein Hintern Kirmes!"

"Pff...", zischte Johann verächtlich, "Du immer mit Deinen blöden Sprüchen!"

"Na, was ist jetzt, Klickerauge?"

"Ja, gut, um was geht's denn?"

"Wir müssen beim Pastor einbrechen"

Johann schüttelte ungläubig den Kopf: "Sag mal, hattest Du andere Pilze im Rührei als ich oder hast Du wirklich einen an der Tröte?"

"Ach, Johann, lass mal die Hose trocken und hör mir mal richtig zu. Der alte Pfaff hat in seinem Schreibtisch ein Adressbuch, und das brauche ich!"

"Eieiei ... bei Dir tickt's nicht mehr sauber!"

Else winkte ab: "Nun mach Dir mal keine Krise in der Balla-Burg!"

"Eieiei, Du hast echt an Omas Tabletten genascht. Ist Dir klar, wenn der Pastor uns erwischt, was da los ist???"

Else zuckte gelassen mit den Schultern: "Was soll schon groß passieren? Dann haut der uns einen auf die Kauleiste, dann können wir damit im Zug die Fahrkarten knipsen!"

"Du immer mit Deinen Sprüchen!", schnaubte Johann verärgert.

Else lächelte und scherzte: "Und Du musst mitkommen! ... falls es schief geht, dass ich nicht alleine mit dem Zug fahren muss und den Kontrolletti spiele!"

Johann musste nun auch etwas lächeln: "Ja, wenn das so ist! Dann kann ich ja wohl nicht anders!"

Else schlich in das Oheim'sche Schlafzimmer. Johann stapfte hinterher. Tante Hertha und

Onkel Willy schliefen. "In der Schublade",

wisperte Johann in Elses Ohr.

Tante Herthas Kopf lag etwas ungünstig, mit der Stirn am Nachttischchen. Wie eine kleine Katze tänzelte sich Else heran. Fast Kopf and Kopf, direkt vor Tantes Augen, zog sie langsam und

zaghaft die Schublade heraus und hielt kurz inne - Tante Hertha schnarchte kurz auf, schnalzte und schmatzte - und Else

nestelte kurz darauf wieder in der Schublade herum.

Ein leises Klimpern! Wieder schnarchte ihre Tante kurz auf, schnalzte und schmatzte - und Else hielt den großen Schlüsselbund in der Hand.

Ganz sachte schob sie die Schublade zurück, jedoch nicht ganz! Denn der Schlüssel musste ja später wieder hineingelegt werden.

Johann flüsterte erleichtert im Flur: "Das war aber knapp, Else!"

"Ja, Deine Mutter hat 'nen Schlaf wie'n Frettchen!"

Johann kam eine Idee: "Vielleicht solltest Du den Mantel meiner Mutter anziehen. Wenn uns dann jemand draußen sieht, denkt man, Du wärst meine Mutti!"

"Ja, in Ordnung! Mal sehen, wenn er passt. Dann gib mal das Mottenfutter! "Kurz darauf zogen sich die Kinder an und Else öffnete schon das Fenster.

Das Rauschen des Regens drang ins Zimmer, dadurch war Eile geboten. Schließlich sollte ja niemand wach werden.

"Nun komm, Johann! Oder fehlt Dir jetzt doch die Traute?"

"Quatsch! Ich warte nur auf Dich!"

"Achso, deshalb steckst Du da wie'n Zelt-Hering"

Else schwang ein Bein aus dem Fenster, dann das zweite, und dann rutschte sie einen Meter an der Hauswand hinunter. Johann folgte sogleich!

Sie waren erst wenige Meter vom Haus entfernt und schon pitschenass, bis auf die Unterhose.

"Else, hoffentlich werde ich nicht krank!"

"Dann mach Dir 'n paar gesunde Gedanken"

Johann verzog wieder sein Gesicht und verdrehte die Augen.

Trotz des Regens und oft harschen, kalten Windes, machte es Ihnen doch irrsinnigen Spaß, des nachts, durch die Straßen zu stapfen. Natürlich gingen sie Schleichwege. Es sollte sie ja nicht unbedingt jemand sehen.

"Warum guckst Du mich dauernd so an, Else?"

"Ist ganz ungewohnt für Dich, Johann, nicht wahr?"

"Häh? Was denn?"

"Mal ausnahmsweise nicht erst am 29.Februar zu duschen"

Johann schnaubte genervt, was im Lärm des Regens unterging.

So wenig sich die Beiden auch - nur offensichtlich - leiden konnten, so einig waren sie sich über ihre gemeinsame Abneigung über Gregor. Ein kleiner, kräftiger Junge, der nahezu jeden einschüchterte und ärgerte. Else nannte ihn immer Kregor Krillemeyer.

Mit leichtem Unbehagen, gingen sie an seinem Haus vorbei.

Else knurrte, wobei das Regenrauschen dem Ganzen noch etwas Dramatik verlieh.

"Am liebsten würde ich ihn mit der Regentonne wecken. Diesen stinkenden 3-Käsehoch! Da sagen ihm 100 Liter 'Guten Morgen'!"

Johann kräuselte die Nase und nickte: "Oh ja, dem würde ich am liebsten noch ganz anders 'Guten Morgen' sagen!"

Und wie sie da so pitschnass standen, vom schwachen, nächtlichen Laternenlicht nur wenig angeleuchtet, die nassen Strähnen im Gesicht, hatte es wirklich etwas Unheimliches und zugleich auch etwas Belustigendes.

Das bemerkten sie auch und mussten lachen.

"Johann, lach nicht so laut. Ich habe keine Lust, dass Gregors Läuse wach

werden und wir uns noch von diesem Heijopei die Motten hol'n!" und wieder lachten beide.

"Du immer mit Deinen Sprüchen, Else!"

Wo sie ohnehin schon bis auf die Unterwäsche nass waren, konnten sie sich

auch Zeit lassen und gingen gemütlich die Gasse hinunter.

Und dann wurde es ernst!

Sie standen vor Pastor Albrechts Türe. Alle Lichter waren aus. Es brannte nur ein klein wenig Holz im Kamin.

Else zog den Schlüssel aus der Tasche.

Johann überkamen Zweifel: " ... und was ist, wenn der Herr Pastor noch wach ist oder einen leichten Schlaf hat, wie'n Frettchen, wie Du immer sagst?"

"Ach, Quatsch! Pastor Hektoliter ist abends dicht wie ne Kirchentür! Wenn der einmal pennt, dann kriegst Du den nur noch mit 'ner Klosterfrau und der "peinlichen Befragung' wach!"

Johann kräuselte die Nase: "Hm, ob das so gut ist, nach dem Wachwerden gleich wieder Alkohol!?"

"Keine Ahnung, aber ich hab mal gehört, man soll mit dem anfangen, womit man abends aufgehört hat. Das hilft angeblich

gegen den Kater. Und unser Promille-Pastor hat morgens bestimmt eine ganze Katzenpension im Kopf!"

Johann kräuselte erneut die Nase: "Ich finde das nicht gut, wenn ein Pastor immer betrunken ist"

"Ach, warum denn nicht? Pastor heißt doch Hirte. Oder hast Du schon mal einen nüchternen Hirten gesehen?"

"Hm, ... ne!"

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739420578
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Juni)
Schlagworte
leselöwen vorlesebuch Kurzgeschichten lesebuch Kinderbuch Gute-Nacht-Geschichten Geschenkartikel Vorlesebuch erstes Lesealter Märchen Sagen Legenden

Autor

  • Mario Otto (Autor:in)

Liebe große und kleine Leserin, Mario Otto - Liedermacher und Autor - sagt Hallo :-) Schau Dich einfach um und kauf, was Dich am meisten anspricht! Ich wünsche Dir viel Vergnügen und freue mich auf jegliche Rückmeldung in Form von E-mail oder echter Post. Und ich schreibe auch ganz sicher zurück! Übrigens ... kennst Du schon meine Homepage? Dort kündige ich auch an, wenn ich wieder eine (kostenlose) Online-Lesung und Konzert gebe. (Handgemachte Musik!) Bis die Tage! Dein Mario Otto
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Titel: Kurzgeschichten für Kinder und Erwachsene Nr. 3