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Deich Fatal

von Silke Schopmeyer (Autor:in)
150 Seiten

Zusammenfassung

„… wenn das bis Petri Stuhlfeier nich nachlässt, dann oh weia ...“ Das Tiefdruckgebiet Vincerox hängt über den Vier- und Marschlanden - wie ein bedrohliches Damoklesschwert. Karlo würde die Sturmtage am liebsten auf seinem Blümchensofa verbringen. Leider überstürzen sich nicht nur die Ereignisse: Eine Kletterpartie wird Curslacks Hobby-Ermittler zum Verhängnis. Die Heilerin vom Oortkaten erhält Drohbriefe. Kommissar Spannich ermittelt in einem lange zurückliegenden Todesfall im Stelzendorf Overwerder. Der neue Detektivclub Modus Operandi tritt in Aktion. Was sucht der Hotelgast Chandra Shakara am Deich? Wer hat den syrischen Gärtner niedergeschlagen? Warum laufen überall diese stacheligen Minibiber herum? Und wie zum Himmel können sich Gianna und ihre Freundinnen in Sicherheit bringen? Unzählige Sandsäcke später bleibt nur eine Frage: Werden die Hamburger Deiche halten?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

1 Schwarz vor Augen

 

„Madonna! Hört das denn nie auf!“ Gianna tänzelte die Treppe herunter, die bei ihrem Federgewicht das Knarzen versagte. „Wie macht ihr das nur? Regen, Regen immer nur Regen. Seit Wochen schon. Langsam muss der Himmel doch leer sein! Es dürfte zur Abwechslung auch mal schneien. Das sähe wenigstens schön aus und Rosa könnte draußen spielen.“

„Guten Morgen, Signorina Moretti“, grüßte Karlo von seinem üblichen Platz an der Rezeption. Die kleine Rosa saß auf seinem Schoß und knabberte an einem Croissant, das dick mit Nutella beschmiert war. Ihre verstrubbelten Löckchen standen wie die Wellen ihres Vaters morgens in alle Richtungen ab. „Ausgeschlafen?“

„Bis die principessa mich um fünf Uhr geweckt hat …“

„Ab sechs konntest du dich doch wieder umdrehen.“

Si, grazie. Die drei Stunden hab ich auch gebraucht.“ Sie reckte sich kurz. „Aber als dann der Regen aufs Dach prasselte …“

Die Schiebetür zum Frühstücksraum öffnete sich und Erne eilte mit geschäftigen Schritten auf die Rezeption zu. Sie trug eines ihrer Twinsets und eine praktische Jerseyhose. Alles in Beige gehalten.

„Moin, Gianna. Chef, bevor ich’s vergess. Die Lichterkette am Haus muss wech. Wir ham Mitte Februar! Wiehnacht is nu schon lange rum. Die ham bannig dollen Sturm angesagt die nächsten Tage.“

Karlo fuhr sich durchs wirre Haar und seufzte wie immer, wenn seine Frauen ihm Aufgaben zugedachten. Darin waren Erne und Gianna Weltklasse. Und Mini-Moretti schien langsam aber sicher in ihre Fußstapfen zu treten. Einen Trotzanfall hatte er heute Morgen nur mit Hilfe einer Extraportion Nutella eindämmen können. An diesem Freitag wollte er eigentlich in Ruhe seine beiden Tageszeitungen lesen und dann sehen, was der Tag so brachte. Mit Rosa einen kleinen Ausflug unternehmen. Vielleicht ins Billebad. Das liebte sie.

„Wie jetzt … bei dem Wetter soll ich da raus? Auf die Leiter?“

„Erne hat recht, amore.“ Gianna schenkte ihrer Hausdame ein dankbares Lächeln. „Die Lichterketten sind schon locker und klappern gegen zwei Fenster in den oberen Zimmern. Mindestens drei Gäste haben sich bereits beschwert.“

„Aber es regnet! Forte! Fortissimo!“ Karlo reckte die Hände in die Höhe. Vergnügt quietschend tat Rosa es ihm gleich. Dabei fiel ihr das Croissant aus den kleinen Händen direkt auf einen Artikel in der Bergedorfer Zeitung. Das Gesicht des Bezirksamtsleiters zierte nun ein dicker Nutellafleck.

Während Erne auf die Haustür zuging, bedachte sie die Kleine mit einem strengen Blick, der jedoch in wenigen Sekunden einem Lächeln wich. Auch wenn sie mit den lockeren Erziehungsmethoden von Karlo nicht immer einverstanden war, konnte sie seiner Tochter nie lange böse sein. Mit einem entschlossenen Griff öffnete sie die schwere Haustür, um sie nach einem kurzen Blick auf den Parkplatz wieder ins Schloss fallen zu lassen. Pfützen, so weit das Auge reichte. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Du ahnst es nich … wenn das bis Petri Stuhlfeier nich nachlässt, dann oh weia …“

„Petri Stuhlfeier?“ Auch wenn Karlo schon mehrere Jahre in Curslack wohnte, kannte er noch längst nicht alle Bräuche oder Bauernregeln.

„Hat Petri Stuhlfeier viel Eis und viel Ost, bringt der Februar noch starken Frost.“

„Ost?“, wollte Gianna wissen.

„Wind. Wenn das so richtich bläst. Von allen Seiten. Nord, Süd, Ost, West. Man bloß nich zu lang aus Nordwest.“

„Egal wo der herkommt“, murmelte Karlo. „So oder so ist es arschkalt da draußen!“

„Asskalt“, brabbelte Rosa ihm nach und grinste glücklich über das neu gelernte Wort. „Asskalt!“

„Karlo, no! Nicht solche Worte vor der Kleinen!“, ermahnte ihn Gianna. Sie streckte die Arme nach ihrer Tochter aus und hob sie über den wuchtigen Tresen. „Tesoro, mein Schatz“, flüsterte sie in Rosas dichte Locken. „So etwas sagen wir nicht. Sehr kalt … es ist sehr kalt da draußen. Freddissimo!

„Sehr kalt“, wiederholte Rosa und reckte einen Zeigefinger in die Höhe. „Asskalt!“

„Wind aus West bedeutet nix Gutes. Aus Nordwest kommt die Katastrophe. Wie bei der Hollandflut in den Fuffzigern. Da sind in einer Nacht fast zweitausend Menschen ertrunken. Das war schlimm … noch schlimmer als wie bei uns zweiunsechzich.“

„Ach Erne, nun mal den Teufel nicht an die Wand. Die Technik ist doch viel weiter heute“, wiegelte Karlo Ernes übliche Schwarzmalerei ab.

„Die Natur macht, wat sie will, min Jung.“ Erne schüttelte den Kopf. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst. „Ob mit oder ohne Technik.“

„Aber …“ Karlo wollte etwas entgegnen, als sich die Haustür erneut öffnete. Mit dem Rücken zu ihnen blieb Pastor Christian Himmel auf der Schwelle stehen und schüttelte seinen überdimensionalen Schirm aus. Als er ihnen schließlich das Gesicht zuwandte, fragte sich Karlo, wie ein Mann stets so perfekt aussehen konnte. Natürlich hatte der strömende Regen Christians Frisur nichts anhaben können. In den letzten Jahren waren ein paar silberne Strähnen in seinen kurzgehaltenen dunklen Wellen aufgetaucht. Er hätte als Richard Geres und George Clooneys deutscher Neffe durchgehen können. Sein eleganter Regenmantel umhüllte die übliche schwarze Kluft. Nur die halbhohen Boots und der Hosenaufschlag hatten ein paar Schlammspritzer abbekommen.

Sol lucet omnibus!“, verkündete er mit einem gewinnenden Lächeln.

Erne strahlte ihn an. „Guten Morgen, Herr Pastor.“ Verstohlen richtete sie Hochsteckfrisur und Twinset.

„Er nu wieder, dir auch einen guten Tag!“, begrüßte Karlo seinen Freund und Nachbarn. „Du sprichst wie immer in Rätseln.“

„Die Sonne scheint für jeden, mein Lieber.“

Sol lucebit omnibus“, entgegnete Gianna mit einem herausfordernden Grinsen.

Der Pastor sah sie ratlos an.

„Welche Sonne? Ich sehe keine Sonne da draußen“, stellte Gianna fest. „Deshalb solltest du deinen schlauen Satz ins Futur setzen, amico. Futur 1 natürlich“, sagte sie mit erhobenem Zeigefinger.

Nach einem kurzen Moment des Staunens brach Christian Himmel in schallendes Gelächter aus. „Ich liebe intelligente Frauen! Holde Gianna, du bist dir wirklich sicher, in Italien keine ledige Schwester zurückgelassen zu haben? Die genauso hübsch ist? Und dazu noch eine Virtuosin auf meiner Orgel?“ Mit einem Schritt bewegte er sich auf seine Nachbarin zu und küsste sie auf beide Wangen. Rosa streichelte er über den Lockenschopf.

„Moment mal, muss ich jetzt den typischen italienischen Macho mimen oder lässt du auch so die Finger von meiner Frau?“ Demonstrativ erhob sich Karlo von seinem Platz.

Alle Umstehenden stimmten in Christians Gelächter ein. „Deine Frau? Oh! Habt ihr’s endlich getan? Etwa ohne meinen allseits beliebten Segen?“ Er zog die perfekt gezupften Augenbrauen hoch.

Gianna verzog das Gesicht. Erne grinste in sich hinein. Rosa sah irritiert von einem zum anderen, und Karlo verdrehte die Augen. Christian hatte mal wieder seinen wunden Punkt getroffen. Dieser Idiot! Eilig ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und warf einen Blick auf den Computermonitor vor sich. „Ist denn das Zimmer für diese Person namens Chakachaka aus Berlin schon fertig?“

„Chakachaka?“ Erne sah ihren Chef an, als hätte er sie nach dem Rezept für einen makrobiotischen Auflauf gefragt.

„Du meinst wahrscheinlich Frau Chandra Shakara“, vermutete Gianna.

„Shakira?“, fragte Christian interessiert. „Da würde ich doch glatt mein Schlittschuhdate morgen absagen.“

„Shakara. Das war eine Online-Reservierung – für ein paar Tage“, informierte ihn Gianna wie aus der Pistole geschossen.

„Wieso gehen wir eigentlich alle so selbstverständlich davon aus, dass es sich bei besagter Person um eine Frau handelt?“, wollte Karlo wissen.

„Weil …“, überlegte Gianna. „… der Name mit einem a aufhört.“

„Dein Cousin heißt Andrea und sein Vater Mattia, wenn mich nicht alles täuscht.“

„Aber … Chandra klingt trotzdem nach einer Frau.“

Karlo runzelte die Stirn. „Klingt etwas kompliziert, die Gute: Keine künstlichen Raumerfrischer. Nur Kernseife. Jeden Morgen eine frische Karaffe Wasser. Veganes Frühstück mit frischem Ingwertee …“ Beim Weiterlesen schüttelte er ungläubig den Kopf. „Als Pitta-Typ würde sie einen warmen Brei aus Dinkel, Weizen, Hafer oder Gerste bevorzugen. Dazu frische Früchte.“

„Wat für’n Tüdelkram! Pitta?“, wunderte sich Erne.

„Ich kenn nur Pitabrot vom Türken“, überlegte Christian.

„Im Ayurveda werden drei Typen unterschieden: Vata, Pitta und noch einer, an den ich mich nicht mehr erinnere“, erklärte Gianna. „Darüber haben wir mal beim Schwangerenyoga gesprochen. Außerdem kennt sich Alke damit ein bisschen aus.“

„Die berühmte Alke.“ Karlo zog eine Augenbraue hoch. „Was haben wir früher nur ohne sie gemacht?“

Ignorante!

„Also, meine Mutter is schon zu ihre Mutter Beke hin. Zum Besprechen. Als man da noch nich viel drüber geschnackt hat“, entgegnete Erne mit Nachdruck. „Bei mein Ischias hat sie wahre Wunder gewirkt, und meine Nachbarin war ganz fix mit ihre Gürtelrose durch. “

„Ich weiß, ich weiß.“ Karlo hob beschwichtigend die Hände. „Auch einige Frauen unserer Sangesbrüder schwören auf ihre wundersamen Heilkräfte.“ Trotzdem konnte er nicht nachvollziehen, dass so viel Tamtam um die von Gianna neu entdeckte Heilerin vom Oortkaten gemacht wurde. Zum Glück war er selten krank. In solchen Fällen wandte er sich zuerst an die Dorfapothekerin oder an die Gemeinschaftspraxis bei seiner Chorgaststätte. Drei Schulmediziner, die ihn verlässlich mit Pillen und Spritzen versorgten. „Dann kann uns Alke bestimmt auch erklären, warum Chandras Zimmer gen Osten ausgerichtet sein muss. Beten Ayurvedis vielleicht nach Mekka?“

„Du ahnst es nich!“ Erne schüttelte ungläubig den Kopf. „Wat fürn Getüddel.“

„Bis jetzt haben wir noch jeden Gast glücklich machen können“, entgegnete Gianna schulterzuckend.

„Ach ja?“ Karlo runzelte die Stirn. Christian grinste.

„Wat is denn nu mit der Kette?“, mahnte Erne.

Si amore, sei so lieb!“

„Habt ihr mal rausgeguckt? Es gießt! In Strömen!“

„Laut Wetterbericht wird sich daran in den nächsten Tagen nicht viel ändern“, stellte der Pastor nach einem kurzen Aufleuchten seines Handys fest.

„Alles klar.“ Karlo verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein lieber Nachbar, wo du gerade hier bist und anscheinend nichts Besseres vorhast: Wir zwei gehen jetzt da raus und hängen die verfluchte Lichterkette ab.“

„Na, na, wer wird denn da fluchen im Angesicht eines Gottesmannes?“ Christian setzte eine strenge Miene auf.

„Entschuldige, die verdammte Lichterkette natürlich.“

 

≋ ≋ ≋

 

Dick vermummt in wasserabweisende Winterjacken standen Karlo und Christian vor der kleinen Kate. Entschlossen hämmerten sie an die Tür. Innerhalb kürzester Zeit war die feuchte Kälte in ihre Gliedmaßen gezogen. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ihnen geöffnet.

„Mensch Peter, muss ich erst die Tür einschlagen?“

Erstaunt blickte Peter Timmke seine unverhofften Besucher an. Karlo hatte sich noch immer nicht an dessen Typveränderung gewöhnt, für die sich eine Erzieherin der nahegelegenen Kindertagesstätte verantwortlich zeichnete. Seit ihrem gemeinsamen Sabbatjahr, das die beiden Frischverliebten mit dem Rucksack in Asien und Australien verbracht hatten, kam Peter wie ein surfender Hipster rüber. Die ölverschmierten T-Shirts und wild abstehenden Haare schienen endgültig der Vergangenheit anzugehören. „Tschuldigt, Leute, aber Gitta is grad da.“

„Gitta? Hast du jetzt noch ’ne Zweitfrau neben Meike?“, fragte der Pastor mit einem anzüglichen Lächeln. „Können wir eventuell behilflich sein?“

„Gitta ist die Hebamme, du Eumel“, informierte ihn Karlo. Rund um Rosas Geburt hatte Gianna ebenfalls auf Gittas Dienste geschworen.

„Ah. Terra incognita!“, entgegnete Christian.

„Hä?“ Peter sah verständnislos von einem zum anderen.

„Dieser Bildungsbürger hier will uns sagen, dass der Bereich Geburtsvorbereitung und damit verbundene Dienstleistungen – bis auf den Akt der Taufe – für ihn noch unerforschtes Gebiet darstellen.“

„Aha.“ Peter fuhr sich irritiert durch sein kurzgeschnittenes Haar. „Was gibt’s denn?“

„Hast du noch meine Leiter bei dir stehen?“

„Klar, auf der andern Seite. An der Hauswand. Wieso denn?“

„Die Lichterketten müssen runter.“

„Seine Frauen sind spitze im Delegieren“, grinste Christian.

Karlo verzog keine Miene.

„Bei dem Scheißwetter? Seid ihr nich ganz dicht?“ Entgeistert sah Peter die beiden an.

„Kommst du kurz mit?“, bat ihn sein Nachbar in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Nach einem kurzen Seufzen vergewisserte er sich, dass die Damen im Wohnzimmer keine Hilfe benötigten, dann griff er nach seinem voluminösen Regenparka.

„Gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“, kommentierte der Pastor.

„Aber dann macht mal hinne, Jungs. Als werdender Vater will ich mir nich den Tod holen. Echt nich.“

„Als Vater hab ich das auch nicht vor.“

„Übrigens haben auch Singles ohne Anhang eine Daseinsberechtigung.“

Begleitet vom beständig prasselnden Regen trugen sie die Leiter bis zur linken Hausecke des Vierländer Hofs. Peter und Christian übernahmen die Sicherung, während Karlo vorsichtig nach oben kletterte. Im unteren Bereich des Reetdachs befanden sich an der Außenkante metallene Bügel, an denen das eine Ende der Kette angebracht worden war. Um den Punkt zu erreichen, stellte er sich auf eine Sprosse im oberen Drittel der langen Aluminiumleiter. „Gebt euch Mühe, Jungs. Ich werde noch gebraucht“, rief er den beiden Männern zu, die die Leiter gegen den Wind stemmten.

Ain’t no mountain high enough …“, sang Christian laut zu ihm hoch.

„Bergsteiger ham doch alle ’n Knall …“, schrie Karlo durch den heftigen Wind, der gefühlt mit jeder Stufe zugenommen hatte.

„Sieh zu!“, feuerte Peter ihn an und zog sich dabei die Kapuze tiefer ins Gesicht.

Mit wenigen Handgriffen konnte Karlo dieses Ende der Lichterkette erfolgreich abnehmen. Vorsichtig stieg er die Stufen wieder hinunter und atmete einmal tief aus. In den letzten Tagen hatte sich die Aufhängung in der Mitte bereits von selbst gelöst. Deshalb mussten sie die Leiter lediglich zum anderen Hausende tragen. Da alle drei in den wenigen Minuten bereits empfindlich durchgefroren waren, erledigten sie diese Aufgabe mit entschlossenen Schritten. Eilig kletterte Karlo die Sprossen empor und versuchte sein Glück erneut. Nach weniger als einer Minute hielt er das Ende der Kette in einer Hand und verkündete nicht ohne Stolz: „Auftrag erledigt, Männer. Ich komm dann mal runter.“

„Können wir das schaffen? Jo, wir schaffen das!“, beglückwünschte ihn Christian.

„Bleib du mal lieber bei deinen Bibelversen, Meister!“, entgegnete Karlo, während er sich den Anfang des dünnen Kabels ums linke Handgelenk wickelte. „Bob der Baumeister passt echt nicht zu dir.“

„Pass auf, Alter. Das bläst jetzt richtich!“ Mit aller Kraft hielt Peter die zitternde Leiter fest und spähte angespannt nach oben. In der Tat hatte der Sturm in den letzten Minuten noch an Kraft zugenommen. Fast in Zeitlupe stieg Karlo die feuchten Stufen hinunter. Dabei warf er einen kurzen Blick durchs Fenster in den hell erleuchteten Frühstücksraum und erspähte seine kleine Rosa, die gedankenversunken in der neu eingerichteten Kinderecke spielte. Baute sie einen Turm aus den neuen Duplo-Steinen? Würde sie gleich wieder aufs Schaukelpferd steigen?

„Vorsicht!“, rief Peter zu ihm hoch.

„Was denn?“

„Die Kette, ey! Pass auf!“

Karlo starrte an sich herunter. „Oh, shit!“ Sein linkes Bein hatte sich in der Lichterkette verheddert. Verzweifelt versuchte er, sie abzuschütteln. Ohne Erfolg. Beim nächsten Schritt rutschte er von der feuchten Sprosse ab.

„Aaaahhh …!“

Auch wenn die Hortensien seinen Aufprall abfederten, wurde ihm sofort schwarz vor Augen.

2 Wasserhölle


„Meine Dame, die Herren: Machen wir uns nichts vor – die Lage ist ernst. Sollten die aktuellen Wasserstände noch weiter steigen, könnte es für einige Länder äußerst kritisch werden. Ich gehe davon aus, dass Sie bereits einen Krisenstab eingerichtet haben?“, erkundigte sich Madame Méticule, ohne die dünnen Lippen zu verziehen. Ein starker französischer Akzent verlieh ihr die Aura einer strengen Gouvernante - Widerspruch zwecklos. An diesem Montagmorgen war die EU-Beauftragte für die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken extra aus Brüssel angereist. Im knitterfreien Chanel-Kostüm, Größe 34. Die blonden Haare zu einem festen Dutt hochgesteckt. Mit der Frühmaschine und einem Hamburger Taxi ging es in den schmucklosen Stadtteil Hammerbrook zur ersten Krisensitzung auf ihrer Liste. Nach diesem Termin würde sie weiter an die deutsche Nordseeküste reisen. In nüchterner Büroatmosphäre empfing der Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer – Ressort Deichaufsicht und Deichverteidigung – den hohen Besuch mit Filterkaffee und trockenen Besprechungskeksen.

Ma chère Madame Méticule …“, begann der Hamburger Verkehrssenator Dr. Gernot Brüggemann in seinem besten Schulfranzösisch. Dabei nestelte er am obersten goldenen Knopf seines marineblauen Zweireihers. „… bien sûr, selbstverständlich sind wir bestens vorbereitet. Bei uns greift ein Rädchen ins andere, nicht wahr, Herr Prinzling?“

„Das will ich meinen“, entgegnete der neue Ressortleiter für den Deichschutz. Auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ, rannen ihm ein paar Schweißperlen am Nacken hinunter. Nach vielen Jahren im Ortsamt der Vier- und Marschlande war Klaus Prinzling erst vor Kurzem in die Behörde gewechselt und noch immer damit beschäftigt, alle relevanten Rädchen kennenzulernen. „Aufgrund der, sagen wir mal, schwierigen Großwetterlage sind bereits vor einigen Tagen die Katastrophendienststäbe und der Krisenstab unserer Behörde zusammengetreten.“

Bon.“ Die EU-Beamtin tippte etwas in ihr flaches Laptop. „Wie sieht‘s mit den Maßnahmen … à long terme … langfristig aus? Alors, wie weit sind Sie mit den Gesprächen vor Ort?“

Madame Méticule, seien Sie versichert, da sind wir absolut guter Dinge.“ Der Senator schenkte dem hohen Besuch dasselbe aufmerksame Lächeln wie seinen Sekretärinnen, Praktikantinnen und Tennispartnerinnen. Mit der Rechten fuhr er sich durchs volle graumelierte Haar. „In den letzten Jahren hat die überwiegende Mehrheit der Anwohner im kritischen Bereich bereits verkauft.“

„Das ist mir bekannt, Herr Brüggemann.“ Die Beamtin klickte sich durch ihre Dateien, ohne das Lächeln zu erwidern. Sie schätzte den durchaus attraktiven Politiker auf Mitte vierzig. „Ah voilà, Trotzdem geht es jetzt um die letzten Häuser im Deich. Die müssen alle weg. Restlos. Sans exception!

Rien ne va plus“, warf Herr Prinzling grinsend ein.

Mit zusammengekniffenen Augen taxierte die Besucherin den akkuraten Bürstenschnitt ihres Gegenübers. „Encore … noch einmal: Wie wir alle wissen, haben neueste Messungen aufgezeigt, dass der heutige Zustand der europäischen Deiche nicht ausreicht. Absolument pas! Es befinden sich noch zu viele Gebäude im Bereich der …“ Sie tippte etwas in ihr Handy. „… Binnenböschung. Wenn die Hauswände direkt an die Deichgrundgrenze anschließen, besteht IMMER die Gefahr eines Bruchs. Toujours!

„Mit Verlaub, meine Dame, diese Gefahr wird aber seit vielen Jahren billigend in Kauf genommen“, gab Herr Prinzling zu bedenken. Das Grinsen war gänzlich aus seinem Gesicht verschwunden. „Damit ist es jetzt endgültig vorbei. Tout de suite. Ab SOFORT.“ Ihr strenger Blick verharrte ausdruckslos auf dem Bildschirm. „Aufgrund der gültigen Bemessungswasserstände ist seit mehreren Jahren geplant, dass die gesamte Deichanlage erhöht werden muss. So ein Desaster wie 1962 wollen Sie in Ihrer Stadt sicherlich nicht noch einmal erleben.“

„Vor allem, da der große Krisenmanager auch nicht mehr unter uns weilt.“

Madame Méticule sah ihn verständnislos an. „Pardon?

Monsieur Helmut Schmidt? Unser Altkanzler?“

„Was Herr Prinzling damit sagen will“, meldete sich Herr Dr. Brüggemann wieder zu Wort. „Wir nehmen unsere Verpflichtungen sehr ernst, Madame. Soweit ich informiert bin, liegen allen Grundbesitzern seit Längerem Angebote vor, die zu einem Gutteil … mal mit mehr, mal mit weniger … sagen wir … Nachbesserungen … angenommen wurden.“

„Na ja, also manche …“, schaltete sich die vierte Teilnehmerin der morgendlichen Runde zögerlich in das Gespräch ein.

„Ja?“, wollte Madame Méticule von der Rothaarigen auf der anderen Seite des Tisches wissen, die bis jetzt wenige Notizen auf einem Block hinterlassen und sich außerdem um die Versorgung mit Kaffee gekümmert hatte.

Herr Prinzling räusperte sich vernehmlich und sah seine Assistentin, die ihm schon im Ortsamt zur Seite gestanden hatte, mahnend an. „Was meine geschätzte Kollegin, Frau Erd-Fels, damit sagen will: Auch wenn vereinzelte Deichbewohner bisweilen recht … eigensinnig sein können …“ Senator Brüggemann bedachte seine Untergebenen jeweils mit einem scharfen Blick. „… an den meisten Stellen stehen wir glücklicherweise kurz vorm Abschluss.“

Madame Méticule schloss für eine Millisekunde die Augen. Dann wandte sie sich vom Bildschirm ab und sammelte sich kurz. „Meine Herrschaften … bien entendu … damit wir uns richtig verstehen: Auf persönliche Befindlichkeiten können wir in unserer Situation keinerlei Rücksicht nehmen. AUSNAHMSLOS. Was sollen denn die Niederländer sagen. Les Pays-Bas? Wenn die sich derartige Eigensinnigkeiten leisten würden, wäre Holland in Nullkommanichts eine riesige Wasserfläche“, wischte sie mit einer eindeutigen Geste den Einwand vom Tisch. Wie Grundschüler kurz vorm Schulverweis senkten alle Anwesenden den Blick auf die Tischplatte. „Und wenn ich sage ausnahmslos, dann meine ich das auch.“ Es folgte eine bedeutsame Pause, in der sie sich wieder ihrem Laptop zuwandte. „En plus … unsere Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass sich an einer Stelle vor dem Deich eine alte Siedlung befindet …“ Sie tippte wieder etwas in ihren Laptop. „Overwerder. Diese Häuser auf … Stelzen … müssen auch weg.“

„Overwerder? Die Hippiesiedlung?“ Klaus Prinzling wurde hellhörig. Schon zu seiner Zeit im Ortsamt waren ihm die engagierten Hüttenbewohner stets als suspekter Haufen erschienen. Wer konnte nur so blöd sein und sein Haus freiwillig vor dem Deich bauen?

„Entschuldigen Sie, Herr Prinzling, aber Hippiesiedlung würde ich das Ganze nicht unbedingt nennen“, wendete Herr Dr. Brüggemann ein. „Soweit ich informiert bin, haben sich dort viele Naturliebhaber ein kleines Paradies geschaffen. Ich kenne da noch den ehemaligen Fahrer eines Parteikollegen, der hat mit Hippies so viel zu tun wie Sie mit Rapmusik, werter Herr Kollege.“

Herr Prinzling verzog keine Miene.

„Paradies hin oder her“, unterbrach Madame Méticule die Ausführungen des Senators und blickte wieder von ihrem Laptop auf. „Wenn die Wasserstände immer stärker steigen. Wenn regelmäßige Sturmfluten drohen. Wenn Dürrephasen im Sommer Risse in den Deichen verursachen. Wenn diese Häuser dort einstürzen und die Reste auf die durchweichten Deiche drücken, dann hat hier keiner mehr ein Paradies auf Erden. Dann kommt die Wasserhölle. C’est l’enfer!“ Mit emporgereckten Händen unterstrich sie ihre letzte Ansage.

„Nun malen Sie mal nicht den Teufel an die …“, bemühte sich Herr Prinzling, seine Besucherin zu besänftigen.

Non!“ Ihr rechter Zeigefinger deutete zunächst nach oben und dann auf jeden ihrer Gesprächspartner im Raum. „Wenn Sie hier nicht Ihre Aufgaben erledigen, dann werden Sie es mit noch ganz anderen Teufeln zu tun bekommen! Das versichere ich Ihnen.“ Mit nach wie vor erhobenem Zeigefinger blickte sie Herrn Prinzling streng in die Augen. Er verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

Madame et messieurs“, holte Madame Méticule zu ihrer finalen Ansprache aus. „Meine Dame, meine Herren, die EU-Kommission geht davon aus, dass die Angelegenheit geregelt wird. Zu HUNDERT Prozent. Auch wenn der ältere Herr mit dem orangefarbenen Toupet auf seiner Seite des Atlantiks den Klimawandel nach wie vor leugnet: Wir können uns derartige Fehleinschätzungen nicht leisten. Wenn der Meeresspiegel weiter steigt, werden wir nicht abwarten und zusehen. Zur Erhöhung und dem bestmöglichen Schutz der Deiche gibt es keine Alternative.“ Ein letzter strenger Blick wanderte durch den Raum. „Bon, ich denke, wir haben hier alles besprochen. In spätestens vier Wochen erwarte ich einen Zwischenbericht. Wollen wir alle hoffen, dass es dafür nicht schon zu spät ist.“ Die Französin räumte die Unterlagen zusammen, um sie in ihrer edlen Aktentasche zu verstauen.

3 Oenanthe conioides


Entschlossen klappte die Notärztin ihre Ledertasche zu, die bestimmt schon über mehrere Jahrzehnte treue Dienste leistete. Als er seine Umgebung wieder deutlicher wahrnehmen konnte, wunderte sich Karlo darüber, dass seine Behandlung in Jeans und Wollpulli erfolgte.

„Nochmal Glück gehabt, würde ich sagen. Verstauchter Knöchel und eine leichte Gehirnerschütterung.“

„Nur verstaucht?“, stöhnte Karlo auf Elfis Blümchensofa, wo ihn Christian und Peter – ebenfalls unter Stöhnen – vorhin abgelegt hatten. Trotz Giannas ausdrücklicher Missbilligung stand das Erbmöbelstück nach wie vor in seinem kleinen Fernsehzimmer. „Tut ein Bruch etwa noch mehr weh?“

„Kommt drauf an.“

„Worauf?“

„Na, auf Ihr ganz persönliches Schmerzempfinden.“ Augenzwinkernd blickte die Ärztin zu Gianna hinüber, die Rosa auf dem Arm trug.

„Also, an solche Schmerzen kann ich mich echt nicht erinnern. Als hätte jemand einen glühenden Nagel in meinen Knöchel geschlagen.“

„Bis jetzt hat Ihre persönliche Krankenschwester alles richtig gemacht. Hochlagern war schon mal eine sehr gute Idee. Legen Sie ruhig wieder das Kühlpad auf die Bandage. Alternativ empfehle ich auch Quarkwickel. Wirkt manchmal Wunder. Nehmen Sie heute zwei von den Tabletten hier.“ Die Medizinerin reichte ihm eine silberne Packung. „Ruhen Sie sich in den nächsten Stunden ein wenig aus. Keine weiteren Leiteraktionen in dieser Woche. Ihr Gleichgewichtssinn muss sich erst erholen.“

„Keine Angst, das wird nicht passieren“, entgegnete Karlo und warf Gianna dabei einen vorwurfsvollen Blick zu.

Die ließ sich nichts anmerken und wandte sich freundlich an die Ärztin. „Ich bring Sie dann mal raus, Frau Doktor Heiling.“ Gemeinsam gingen die Frauen zur Tür.

„Am besten nehm ich den Trupp der freiwilligen Feuerwehr gleich mit. Sonst wird von Ihrem Frühstücksbuffet nicht mehr viel übrigbleiben.“ Sie grinste. „Die Jungs freuen sich momentan über jeden Einsatz, der nichts mit überschwemmten Kellern oder fast ertrunkenem Vieh zu tun hat.“

„Freiwillige Feuerwehr?“ Irritiert blickte Karlo den beiden Frauen hinterher.

„Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen, aber da unten tummeln sich einige kräftige Männer in Uniform“, informierte ihn Gianna ebenfalls grinsend. „Pompieri.

Lachend fügte die Notärztin hinzu: „Wer hier im Landgebiet den Notruf wählt, der darf in der Regel mit vielen Rettern rechnen. Ich kann mich noch an einen kleinen Jungen mit heftigem Nasenbluten erinnern. Das war mitten in der Nacht. Die Eltern hatten kaum aufgelegt, schon standen bei denen zwölf Mann im Badezimmer. In voller Montur. Der Lütte hatte über viele Jahre eine Heidenangst vor Uniformen.“

„Okay … dann können ja jetzt alle gehen.“

 

≋ ≋ ≋

 

„Du hast doch gehört, was die Ärztin gesagt hat“, rief Karlo ungeduldig nach vorn.

Si.

„Ich soll mich ausruhen. Das macht man so bei einer Gehirnerschütterung.“

„Deshalb darfst du auch ausnahmsweise auf der Rückbank liegen.“

„Ich wäre aber lieber auf dem Sofa geblieben. Warum soll ich denn jetzt zu dieser Person?“

„Diese Person heißt Alke und sie wird dir garantiert helfen. So wie sie bereits unserem halben Freundeskreis helfen konnte.“

„Und Rosa? Wir können unsere Kleine doch nicht immer bei Erne und Hinrich lassen.“

Gianna lachte kurz. „Da kennst du die beiden aber schlecht. Hinrich freut sich jedes Mal, wenn er mit Rosa spielen kann. Er nimmt seine Quasi-Opapflichten sehr ernst.“

„Aber warum schleppst du mich gerade jetzt zu der?“

Madonna! Weil ich dein Gejammer nicht mehr ertrage.“

„Ich jammer doch gar nicht!“

Die restliche Fahrtzeit starrte Karlo schweigend aus dem Fenster. Es regnete nicht mehr ganz so stark, aber je näher sie dem Elbdeich kamen, desto stärker blies der Wind. Eine dichte Wolkendecke hielt den Norden fest im Griff. Er fragte sich, wann er eigentlich das letzte Mal die Sonne gesehen hatte. Im Hintergrund liefen die Nachrichten.

„…Die stürmische Westwindlage dauert an. Das Orkantief Vincerox bereitet dem Deutschen Wetterdienst Sorgen. Durch den anhaltenden Regen sind die Pegel der Flüsse alarmierend …“

„Aua, Gianna, was machst du?“, beschwerte er sich, als das Auto unvermittelt bremste. Hätte er sich nicht den Sicherheitsgurt um die Körpermitte geschlungen, wäre er von der Rückbank gerollt. Das Pochen im Kopf nahm umgehend zu.

„Madonna! Da ist ein Tier über die Straße geflitzt. Soll ich das etwa überfahren?“

„Was für ein Tier denn?“

Non lo so! Weiß ich doch nicht … sah aus wie ein Stachelschwein, oder vielleicht ein Biber.“

„Das kann auch ’ne Ratte gewesen sein, davon gibt’s hier wohl viele.“

Che schifo! Ekelhaft!“ Sie schüttelte sich und bog kurz darauf rechts auf einen Zufahrtsweg ein. An dessen Anfang stand eine alte Bauernkate. Der vordere Teil schloss direkt an den Deichfuß an. Karlo saß seit der Bremsung aufrecht und sah sich im Vorbeifahren um. Das quadratische Klinkergebäude wirkte ziemlich heruntergekommen. Neben der Haustür stand ein ehemals weißer Plastikstuhl. Gegenüber vom Haus befand sich ein alter Schuppen mit einem zweiflügeligen Tor. Karlo vermutete dort alte Maschinen, Gartengeräte und Saatgut. Hier war anscheinend das letzte Mal vor vielen Jahren investiert worden. Die umgebenden Ländereien schienen in der Saison bewirtschaftet zu sein. Darauf deuteten die akkurat gezogenen Feldgrenzen hin. Hinter dem Haus blitzten die Fenster eines Gewächshauses hervor. Wahrscheinlich wuchsen da jetzt zarte Stiefmütterchen. Wie überall hier.

„Bisschen heruntergekommen“, kommentierte er die trostlose Umgebung.

„Alke wohnt hinten“, informierte ihn Gianna, die sich auf die Umfahrung der Schlaglöcher konzentrierte. Zu Karlos Leidwesen gelang es ihr nicht immer.

Am Ende der Zufahrt, über hundert Meter vom Deich entfernt, erspähte er ein weiteres Haus. „Liegt ja ziemlich weit ab.“

„Schön hier, oder?“

Karlo musste zugeben, dass das Fleckchen rund um das alte Reetdachhäuschen trotz der rauen Winterlandschaft sehr einladend aussah. Bei einer alternativen Heilerin hatte er eigentlich das totale Chaos erwartet. Das Dach schien relativ frisch eingedeckt, die weißen Holzbalken des Fachwerks wirkten neu gestrichen, die Scheibengardinen strahlten wie in der Waschmittelwerbung. Hinter dem Parkplatz, auf dem ein roter Kombi stand, befand sich eine Streuobstwiese mit knorrigen Bäumen. In ein paar Wochen würde es hier süß nach Apfelblüten duften.

Wenige Augenblicke später humpelte er über den mit Natursteinen gepflasterten Weg auf den Eingang zu. Beim Gehen stützte er sich auf Giannas schmale Schultern. Davor lag zu beiden Seiten des Weges ein winterlich gestutzter Bauerngarten, der von einer flachen Buchsbaumhecke eingefasst wurde. Neben der grün-weißen Tür lud eine weiße Holzbank an wärmeren Tagen zum Verweilen ein. Rechts vom Haus stand ein kleiner grüner Holzschuppen mit weißen Fensterrahmen und ebenfalls grün-weißer Tür. Kaum hatten sie ihre letzten Schritte gemacht, öffnete sich auch schon die Haustür.

„Gianna, meine Liebe.“

Ihre Stimme klang angenehm, fand Karlo. Eine Mischung aus Herzblatt-Susi und Yogalehrerin.

Ciao, Alke.“

Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, umarmten sich die beiden Frauen wie alte Freundinnen.

Karlo suchte Halt an der Hauswand und musterte Giannas neue Bekanntschaft. Alkes Alter konnte er schlecht einschätzen. Zwischen Mitte dreißig und Mitte vierzig war alles möglich. Ihre mittelblonden Haare hatte sie zu einem unordentlichen Dutt geschlungen. Sie trug Jeans, eine karierte Bluse und eine lange Strickjacke. Durchaus attraktiv, Kategorie ungeschminkte Naturschönheit, umgeben von einer Duftwolke aus frischen Kräutern und selbstgebackenem Brot. Neben ihr hockte ein dreifarbiger Kater und starrte die Besucher fragend an. Bei Karlos Anblick zuckte die Heilerin umgehend schmerzverzerrt zusammen.

„Ach du meine Güte, dein Kopf hat aber was abbekommen, mein Lieber. Das geht mir durch und durch. Schon seit ein paar Stunden. Danke, dass ihr gekommen seid! Endlich weiß ich, zu wem diese Schmerzen gehören.“ Sie schien sich ehrlich über die Erkenntnis zu freuen. Irritiert blickte Karlo von Alke zu Gianna und kniff nicht nur wegen seiner Schmerzen die Augen zusammen.

„Mach dir keinen Kopf, das ist halt Alke.“ Gianna zog kurz die Schultern hoch.

„Ah ja“, entgegnete Karlo wenig überzeugt. Hoffentlich waren sie hier schnell wieder raus!

Zielstrebig folgten sie Alke samt Katze in den schmalen Flur, von dem drei Zimmer abgingen. Sie nahmen die letzte Tür, die direkt in der Mitte lag.

Karlo war erstaunt. Er hatte mit einem schummrigen Raum, dekoriert mit Batiktüchern, Duftkerzen, blubbernden Lavalampen und womöglich noch einer Kristallkugel gerechnet. Jedoch führte ihn Gianna zielstrebig zu einem gemütlichen weinroten Sofa, das vor einer weiß verputzten Wand stand. Dicke Kerzenstumpen und funkelnde Steine thronten auf einem rundum verlaufenden Wandbord. Vor dem Sofa befand sich ein langer weißer Tisch im abgenutzten Vintagestyle. An einem Ende stapelten sich Bücher. Ein paar Papiere lagen willkürlich verstreut daneben. Mehrere weinrot bezogene Polsterstühle boten weiteren Besuchern Platz. In der Mitte des Tischs stand eine Wasserkaraffe, auf deren Boden mehrere Steine lagen. Ein paar Kristallgläser mit dickem Rand warteten daneben. Es roch nach frischem Lavendel. Ungewöhnlich im Februar, fand Karlo.

„Leg dich besser hin, dann wird das Pochen bald weniger.“ Alke deutete auf das langgestreckte Sofa, und Karlo tat wie ihm befohlen. Die beiden Frauen unterhielten sich über seinen Kopf hinweg, und er fühlte sich wie früher mit seiner Mutter beim Kinderarzt.

Gianna sah Alke besorgt an. „Geht‘s dir gut oder erwischen wir dich in einem falschen Moment?“

„Es gibt keine falschen Momente. Alles kommt, wie es kommen soll“, entgegnete Alke mit einem zaghaften Lächeln. „Aber du hast recht, im Moment passiert einfach sehr viel … diese Träume, immer wieder diese Träume – die muss ich unbedingt mal abbestellen. Ich kann mich doch nicht um alles kümmern. Und jetzt noch dieser Brief …“

„Was für Träume denn?“, wollte Gianna wissen. Zu Karlos Entsetzen schien sie ehrlich daran interessiert.

„Immer unterschiedlich. In letzter Zeit bin ich oft irgend ein schmucker Herzog oder Graf. Der hat schlimme Dinge getan. Sehr schlimm! Und sich trotzdem im Recht gefühlt.“ Sie vergrub das Gesicht in beiden Händen und horchte in sich hinein. „Und immer wieder Wasser, überall Wasser. Es blubbert und sprudelt in einem fort.“

„Kein Wunder, bei dem Wetter da draußen“, entgegnete Gianna. „Wann scheint hier endlich mal wieder die Sonne? Mi manca il sole! Mir fehlt das Licht.“

Karlo verdrehte innerlich die Augen. Konnten die Damen sich mal auf ihn besinnen? Auf seine Schmerzen! Er wollte zurück auf sein eigenes Sofa.

„Wie gerne würde ich mal etwas Schönes träumen“, seufzte Alke. „Manchmal sehe ich eine bedrohliche Staubwolke und höre lautes Donnern. Dann taucht ein Schiff am Horizont auf und ein Mann, manchmal auch zwei kommen lächelnd auf mich zu.“

„Und? Sono belli? Gutaussehend?“, fragte Gianna augenzwinkernd.

Alke grinste. „Jetzt wo du‘s sagst. Gar nicht mal so schlecht, wenn man den südländischen Typ bevorzugt.“

Dass manche Frauen nie zum Punkt kommen konnten. Es sollte doch hier um ihn gehen! Um ihn, Karl Kolberg, und seinen verstauchten Knöchel. Und die Gehirnerschütterung! Frustriert schaute er sich im Raum um. Was lagen da für Papierstapel auf dem Tisch? Auf den Buchrücken entzifferte er Titel wie Heilkunde … Das innere Auge … Träume und Dein Ich. Direkt vor ihm fanden sich ein paar vergilbte Dokumente in alter Schrift. Gianna und Alke schienen noch immer in ihr Gespräch vertieft zu sein. Deshalb richtete er sich ein wenig auf, um die erste Seite besser lesen zu können: Ganz oben stand der Name Peter Wendt, darunter seine Funktion: Hamburger Schäfer. Etwas weiter unten folgte eine Überschrift: „Der Schierlings-Wasserfenchel – seine Verwendung in der Heilkunst“. Der Pflanzenname kam ihm bekannt vor, nur woher? Im ersten Satz wies der Verfasser darauf hin, dass bereits seine Vorfahren mit Hilfe dieser äußerst seltenen Pflanze Erfolge in der Heilkunst hatten vorweisen können. Bevor Karlo zur nächsten Seite umblättern konnte, wurden seine unverhofften Studien unterbrochen.

„Was sagst du denn zu dem Brief?“, wollte Gianna von ihm wissen. Ihr Ton klang ehrlich besorgt. „Karlo?“

Verwirrt ließ er sich zurücksinken, hielt dabei den Kopf in einer Hand und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. „Brief?“, fragte er angestrengt nach.

Amore, der Brief, von dem Alke gerade erzählt hat.“

„Ja?“

Gianna verdrehte die Augen und hielt ihm eine zerknitterte DinA4-Seite unter die Nase. „Ecco. Guck doch mal!“

Karlo stellte seine Augen scharf und starrte auf die unbeholfenen Druckbuchstaben.

 

wie viel leben hat eine Katze?

könen Hexen schwimen?

 

Er runzelte die Stirn, was ihm ein erneutes Pochen einbrachte, und drehte dann den Zettel um. Auf der anderen Seite lud die Gärtnerei Puttscher zu ihrer alljährlichen Adventsausstellung im vergangenen Dezember ein. „Auf alle Fälle ein sparsamer Verfasser mit einer offensichtlichen Rechtschreibschwäche“, stellte er fest.

„Karlo!“

„Wieso denn … das sind doch wichtige Hinweise. Der liebe Kommissar Spannich würde sofort in sein wichtiges Notizbuch schreiben, dass der Erpresser kein neues, sondern bereits bedrucktes Papier verwendet. Zu dessen geringem Bildungsstand würde ihm garantiert auch ein schlauer Satz einfallen.“

„Dein Mann hat recht, Gianna.“

„Es kann natürlich auch sein, dass jemand aus dieser Gärtnerei dir nicht wohlgesonnen ist. Aber das wäre vielleicht ein wenig zu offensichtlich.“

Alke dachte einen Moment nach. „Kann ich mir nicht vorstellen. Familie Puttscher wohnt hier gleich ums Eck. Die kommen schon seit Jahrzehnten – erst zu meiner Mama und nun zu mir.“

„Dürfen wir den Brief mitnehmen?“, fragte Gianna. „Wie du weißt, hat Karlo schon einige merkwürdige Fälle gelöst.“ Mit einem auffordernden Lächeln suchte sie Karlos Blick.

„Meinst du wirklich?“ Alke klang unsicher. „Eigentlich wollte ich euch nicht mit meinen Problemen behelligen.“

Karlo schloss kurz die Augen, bevor er pflichtschuldig nachfragte: „Hast du denn irgendwelche Feinde? Oder Neider?“

Sie überlegte wieder einen Moment und kraulte dabei die Katze, die schnurrend auf ihrem Schoß lag. „Richtige Feinde nicht. Es gibt natürlich Leute, die mit meiner Heilkunst nicht viel anfangen können.“ Ihr Blick wanderte durch Karlo hindurch. „Zugegeben. Seit einiger Zeit passieren schon recht merkwürdige Dinge. Eines Morgens hing mein Briefkasten schief. Oder es fehlen Geräte, die am Vortag noch an einer Wand lehnten.“ Dann zuckte sie kurz zusammen. „Gestern lag mein alter Besen zerbrochen vor der Haustür. Zu einem Kreuz angeordnet!“

Madonna!“, rief Gianna aus.

„So war es! Und heute finde ich diesen Brief in meiner Post.“ Alke schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kann so nicht weitergehen. Dazu noch diese Träume! Das legt sich über alles andere. Wie ein schwarzes Tuch.“ Traurig blickte sie Gianna an, bis sich wie aus dem Nichts ihre Miene wieder aufhellte. „Trotzdem freue ich mich schon sehr auf unseren Energy-Workshop am Wochenende. Sechs Frauen haben bereits zugesagt.“

„Ach toll!“, freute sich Gianna ebenfalls. „Ich bin schon so gespannt.“

Karlo räusperte sich nun vernehmlich und verzog dabei schmerzerfüllt sein Gesicht.

„Oh, entschuldige!“ Alke richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihren Patienten. „Jetzt müssen wir uns endlich um dich kümmern, Karlo. Du willst den Weg ja nicht umsonst gemacht haben.“

Ehe er sich‘s versah, rückte sie nah an ihn heran und legte ihm ihre warme, weiche Hand auf die pochende Stirn. Dabei schloss sie ihre Augen. Nach wenigen Augenblicken fühlte er bereits, dass der Schmerz erträglicher wurde. Und noch etwas anderes.

„Du darfst auch nein sagen“, flüsterte Alke ihm leise ins Ohr, so dass Gianna sie nicht hören konnte. „Mach nur das, was du für richtig hältst.“

Was war das? Konnte sie etwa seine Gedanken lesen? Woher wusste Alke, dass er sich an manchen Tagen wie eine willenlose Billardkugel fühlte, die von seinen drei Frauen – Gianna, Erne und auch Rosa – in alle Richtungen manövriert wurde?

Allora? Wird’s besser, amore?“, wollte Gianna wissen.

„Mmh“, brummte er mit geschlossenen Augen. Er bemerkte, wie Alke ihre Hand von seiner Stirn löste und sich seinem Knöchel zuwandte. Auch hier ließ das Pochen spürbar nach.

Später an der Haustür drückte ihm Alke ein braunes Fläschchen in die Hand. „Nimm diese Tropfen: jeweils fünf morgens und abends.“

„Gegen die Schmerzen?“, fragte Gianna interessiert nach.

„Unter anderem …“, murmelte Alke und zwinkerte Karlo fast unmerklich zu. Er warf einen kurzen Blick auf die Beschriftung: „Oenanthe conioides“. Wo hatte er das schon mal gelesen? Es wollte ihm nicht einfallen. Nicht mehr ganz so schmerzgeplagt wie auf dem Hinweg ließ er sich von Gianna zum Lieferwagen begleiten. Er setzte sich schweigend auf den Beifahrersitz. Langsam rollten sie die Zufahrt hinunter zurück zum Deich.

Kurz bevor sie links abbog, hielt Gianna an und deutete lächelnd vor sich. „Immer, wenn wir bei Alke waren, will Rosa hinter ihren ‚Berg‘ gucken.“

„Ach ja?“

„Wenn wir Zeit haben, halte ich hier kurz an der Straße und wir gehen da hoch. Manchmal kugelt sie sogar den Deich hinunter.“

„In die Elbe?“, fragte Karlo besorgt nach.

No!“ Gianna lachte. „Davor verläuft noch ein Weg.“

„Nach dem Dauerregen der letzten Wochen wahrscheinlich nicht mehr.“

Esatto … stimmt. Hab schon lange nicht mehr nachgesehen. Bei dem Wetter bin ich immer froh, wenn wir schnell nach Hause fahren. Wer weiß, wie hoch das Wasser jetzt schon steht.“

Karlo warf einen kritischen Blick auf die nasse Deichstraße. „Irgendwie bin ich froh, dass wir nicht direkt hinter der Elbe wohnen. Ist doch seltsam, wenn man weiß, dass nur dieser grüne ‚Berg‘ zwischen einem und dem Wasser steht.“

„Schon komisch, dass ihr Deutschen euch im Gegensatz zu vielen Italienern so gerne im Flachland ansiedelt“, überlegte Gianna.

„Wir Norddeutschen sind halt keine Hügelmenschen so wie ihr.“

„Weil ihr keine Hügel habt.“

„Dann bauen wir uns halt welche.“

„Weil ihr‘s könnt.“

„Weil wir‘s sowas von draufhaben.“

4 Warwisch


„Warum bist du traurig, Helga?“

„Ach Umar …“ Müde reckte Helga Ruppke ihren rechten Arm. Mit den Fingern ihrer altersfleckigen Hand hielt sie einen Brief. „Die kommen doch gleich.“

„Wer kommt?“, wollte Umar wissen. Er nippte kurz an seinem Kaffee, dann stellte er die Porzellantasse mit dem feinen Goldrand wieder vor sich ab.

„Na, die vonne Behörde. Dat Haus muss wech!“ Sie senkte den Blick und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ein Glück muss mein Franz dat nich mehr erleben!“ Dabei sah sie auf ein gerahmtes Foto ihres im letzten Jahr verstorbenen Ehemannes.

„Darf ich?“ Umar streckte die Hand aus und nahm den Brief entgegen. In den wenigen Jahren seit seiner Flucht aus Syrien hatte er immer besser Deutsch gelernt. Seit dem Tod des Chefs half er der Witwe noch mehr in der Gärtnerei als zuvor. Dazu zählten mittlerweile auch die Buchhaltung und der allgemeine Schriftwechsel.

„Hier steht, die haben schon einmal geschrieben.“

„Hab ich wechgeschmissen.“ Schuldbewusst blickte sie zum Dielenboden. „Dachte, die vergessen uns.“

„Deutsche Behörden vergessen nie.“ Umar zwinkerte mit dem linken Auge und deutete dann auf den nächsten Absatz. „Der Deich wird höher gemacht. Ist doch schon sehr hoch, oder nicht?“

„Dat langt denen da oben nich. Die vonne EU wolln uns hier komplett zubauen.“

„E … U. Das ist Europäische Union, ja?“

„Jo.“

„Aber Deutschland ist doch ein Teil von EU.“

„Ach ja?“ Seine Chefin schüttelte den Kopf. „Wat wissen die Dösbaddel in Brüssel denn von unserm Warwischer Deich hier?“

Umar vertiefte sich nochmal in den Brief. Hin und wieder tippte er einen Begriff in das Wörterbuch auf seinem Handy.

„Das geht um Sicherheit. Schutz vor Hochwasser. Das ist wichtig, sonst …“

„Dat weiß ich wohl.“ Frau Ruppke holte ein geblümtes Stofftaschentuch aus ihrem Kittel und putzte sich vernehmlich die Nase. „Nur, dat Haus hier is seit über zweihunnert Jahren in Familienbesitz. Dat kannst doch nich einfach so wechmachen!“

„Ich verstehe.“ Umar legte den Brief aus der Hand und starrte durch die Fensterscheiben, an denen dicke Regentropfen herunterliefen. Sofort musste er an sein Haus denken, das seine Familie gerade noch rechtzeitig hatte verlassen können. Bevor die Bomben kamen. Zum Glück waren seine Eltern und seine beiden Schwestern damals gerade in Latakia zu Besuch bei Verwandten gewesen. Dort lebten sie bis heute. Sein Bruder Yassir war da schon auf dem Weg zu ihm nach Hamburg. In die Vier- und Marschlande, wo er ebenfalls nach wie vor wohnte. „Aber wenn es geht nicht anders, dann muss man neue Lösungen suchen.“

„Aber wo soll ich denn hin? Mit meinen achtunsiebzig!“

„Du wirst hundert Jahre alt, Helga.“

„Dann muss ich ja auch irgendwo wohnen!“

„Warte …“ Umar beugte sich wieder über das Papier. „Das Problem ist nur das Haus hier. Nicht die Gewächshäuser dahinter.“

„Ich kann doch nich im Gewächshaus wohnen, min Jung. Wie stelln die sich dat denn vor?“

„Du sollst auch nicht in Gewächshaus wohnen. Aber für das Haus hier bekommst du Geld.“

„Und wie viel?“

„Steht da nicht. Aber das wollen sie vielleicht heute mit dir besprechen.“

„Und dann?“ Helga Ruppke starrte ausdruckslos aus dem Fenster.

„Du kannst ein neues Haus bauen.“

„In mein Alter? Ein Haus bauen?“

„Warum nicht? Muss nicht groß sein.“

Die alte Frau saß einfach nur da. In ihrem Kopf schienen die Gedanken zu rattern. Dieser Brief hatte ihr beschauliches Leben in Aufruhr versetzt. Zusammen mit Umar und zur Saison mit ein paar Aushilfskräften bewirtschaftete sie die Gärtnerei mit den drei Gewächshäusern. Blumen und Kräuter waren ihre Spezialität. Ein paar Stunden am Tag arbeitete sie noch mit, auch wenn ihre Hände sich mittlerweile stark krümmten. Kinder hatte sie leider keine.

„Sach mal, Umar, wat hast du denn so vor?“

„Wie meinst du?“

„Du bist doch so‘n Studierter, oder?

„Ich bin Lehrer für Biologie.“

„Willst nich mal wat in die Richtung arbeiten?“

„Ich arbeite gerne hier mit Blumen und Pflanzen. Vielleicht kann ich noch andere Kräuter anbauen.“

„Dat klingt gut.“


 

≋ ≋ ≋

 

„Ach Klaus, warum müssen wir eigentlich heute hier rausfahren, während in unserer Behörde der Katastrophenschutz tagt?“ Frau Erd-Fels blickte kritisch in die dunklen Wolkenberge, die schon seit Wochen über der Elbe festhingen. Gerne wäre sie in ihrem komfortablen Büro im Innenstadtbereich geblieben.

„Du hast diese Méticule doch vorhin selbst gehört, Schatz.“ Trotz ihrer schlechten Stimmung machte ihr Herz immer einen Sprung, wenn er sie so nannte. Bis heute hielten sie ihre Beziehung geheim. Bald würde er endlich mit seiner Frau ein klärendes Gespräch führen. Nach dem Schulabschluss seiner Tochter. Das hatte er ihr unlängst versprochen. An ihrem fünften Jahrestag. „Die Dame will Fakten schaffen. Mit dem Bulldozer.“ Bei sich dachte Prinzling, dass er den Kollegen aufgrund seiner mangelnden Erfahrung bei der Tagung sowieso keine große Hilfe gewesen wäre. Die rotierten gerade und erstellten minutiöse Einsatzpläne mit den Deichverbänden. Momentan hatte er davon noch viel zu wenig Ahnung. Wer hätte denn gedacht, dass es schon in seinem ersten Jahr Dauerregen und Sturm geben würde? Nach einer ruckeligen Fahrt durch mehrere tiefe Pfützen parkte er seinen Wagen schließlich vor einem kleinen unscheinbaren Klinkerbau.

„So, da wären wir. Bei der Alten werden wir höchstwahrscheinlich leichtes Spiel haben.“

Nach einer kurzen Begrüßung bat Frau Ruppke ihre Gäste in die Stube, wo sie auf Anraten Umars lediglich Kaffee anbot. Den selbstgebackenen Apfelkuchen ließ sie in der Küche stehen.

„Prinzling mein Name und das ist meine Assistentin Frau Erd-Fels.“

„Ich kenn Sie doch noch aus‘m Ortsamt.“ Frau Ruppke bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick. „Wegen unsern neuen Gewächshaus. Hatte sich bannig lang hingezogen, damals.“

„Ah ja, die Vorschriften, da sind uns manchmal leider die Hände gebunden“, versuchte Herr Prinzling eine beschwichtigende Erklärung. „Gut, Frau Ruppke, hatten Sie denn schon Zeit, sich Gedanken zu unserem Schreiben zu machen?“

„Ja, hatten wir.“

„Und wer sind Sie?“ Irritiert sah der Beamte Umar an, der sich zuvor noch eilig ein gebügeltes Hemd und eine beige Stoffhose angezogen hatte. Mit seiner schwarzen Hornbrille sah er eher aus wie ein intellektueller Wissenschaftler als ein gärtnernder Biologielehrer.

„Dat is mein Mitarbeiter Herr Umar al-Nasim“, sagte Frau Ruppke nicht ohne Stolz über den gutaussehenden jungen Mann an ihrer Seite.

„Ah ja.“ Die beiden Behördenvertreter tauschten erstaunte Blicke.

„Wenn ich richtig verstanden habe, muss dieses Haus weg, damit der Deich kann hoch gebaut werden“, schaltete sich Umar umgehend in das Gespräch ein. Er verzog dabei keine Miene.

„Genau das ist der Plan, Herr al … äh … Nasser.“

„Al-Nasim“, korrigierte Umar sein Gegenüber und fuhr ungerührt fort: „Gut, kommen wir zum Finanziellen. Was zahlen Sie meiner Chefin für ihr Haus?“

Herr Prinzling runzelte die Stirn und blickte in seine Unterlagen. „Nun … Herr …

„Al-Nasim.“

„Herr al-Nasim, das muss noch ausgerechnet werden. Der geschätzte Verkehrswert …“

„Nur Verkehrswert allein reicht nicht.“

„Wie bitte?“ Frau Erd-Fels empörte sich über den unerwarteten Einwand.

„Dieses Haus ist Teil von Firma und die ist viel wert. Frau Ruppke hat nur kleine Rente und braucht das Geld von Firma.“

„Aber ihr Geld verdient sie doch in den Gewächshäusern, oder liegen wir da falsch?“

„Das stimmt, da wachsen die Pflanzen. Aber hier ist das Geschäft. Deshalb Frau Ruppke muss genug Geld bekommen, damit sie neues Wohn- und Geschäftshaus bauen kann.“ Umar kam richtig in Fahrt. Er wünschte sich jetzt Yassir an seiner Seite. Der hatte sich schon in Damaskus nicht viel von den Ämtern sagen lassen. Leider hatte sein Bruder deswegen eine Zeitlang im Gefängnis gesessen.

„Ich verstehe. Nun gut, das wird die entsprechende Abteilung genau berechnen“, entgegnete Herr Prinzling mit bemüht freundlicher Stimme.

„Wir werden auch rechnen und Ihnen dann Bescheid geben.“ Umar verschränkte die Arme vor der Brust und ließ keine Gefühlsregung erkennen.

„Sobald uns konkrete Zahlen vorliegen, melden wir uns.“

 

≋ ≋ ≋

 

„So ein verdammter Mist! Ich dachte, da müssen wir nicht ganz so tief in die Kasse greifen“, bellte Klaus Prinzling in Richtung Deich.

Seine Assistentin hatte Probleme, den strammen Stechschritt mitzuhalten. Der heftige Wind wehte ihr die Kapuze des mit lila Blumen geschmückten Regenparkas, Größe 44, immer wieder vom Kopf und gab ihrer mühsam hergerichteten Frisur den Rest. Hörbar genervt rief sie ihm hinterher: „Aber jetzt mal ehrlich, Klaus. Was mischt sich dieser blöde Kerl da ein? Darf der das denn überhaupt?“

„Leider ja, meine Liebe. Es steht jedem frei, sich beraten zu lassen.“

„Aber von so einem Heini?“ Zielstrebig öffnete sie den Kofferraum. „Ob der dort überhaupt legal beschäftigt ist?“

„Das wird herauszufinden sein. Auf den Arm nehmen lässt sich ein Klaus Prinzling bestimmt nicht.“ Entschlossen griff er zur Fahrertür und drehte sich noch einmal kurz nach hinten um. „Was hast du vor?“

„Ach Schatz, hast du etwa nicht mitbekommen, dass ich gerade in mindestens zwei riesige Pfützen getreten bin?“ Sie deutete auf ihre knöchelhohen Lederstiefel, die einige dunkle Stellen aufwiesen. „Wenn ich mir nicht den Tod holen will, muss ich mir erst mal andere Schuhe anziehen.“ Mit erkennbarem Widerwillen griff sie nach einer Plastiktüte und zog ein Paar lila Gummistiefel hervor. Dabei atmete sie hörbar aus. „Und ich dachte, die Zeit der Matschäcker wäre mit unserem Wechsel in die Innenstadt endgültig vorbei.“

Ungeduldig starrte ihr Chef auf sein Handy. „Schatz, beeil dich. Wenn wir schon mal hier in der Gegend sind, will ich gleich überprüfen, ob uns dieser eine Hansel heute aufmacht.“

„Der noch auf keines unserer Schreiben reagiert hat?“

„Genau der. Und dann geht‘s nach Overwerder zu den Hippies.“

5 Shakara Power


„Pass auf … die Pfützen.“ Karlo hatte sich bei Gianna untergehakt. Gemeinsam humpelten sie über den nassen Parkplatz an einem schwarzen Landrover vorbei ins Haus. „Ich will endlich aufs Sofa. Das ruft schon meinen Namen.“

Si, amore.

„Hast du dieses Fläschchen?“

„In meiner Hand.“ Sie schwenkte den freien Arm und zuckte dann zusammen. „Madonna!“ Kurz vorm Eingang war Gianna doch noch in eine tiefe Wasserlache getreten. Seufzend betrachtete sie ihre schlammgesprenkelten Hosenbeine. In Momenten wie diesem sehnte sie sich zurück nach Italien. Ohne Dauerregen. Ohne Sturm. Mit deutlich mehr Sonnenstunden im Winter. Zum Glück würden sie im Sommer wieder ihre Mama besuchen, die in Viareggio den kleinen Laden ihres Vaters weiterbetrieb. Niemals würde ihre Mutter die warme Riviera gegen den rauen norddeutschen Deich eintauschen.

An der Rezeption schlug ihnen eine tiefe Männerstimme entgegen. „… mind body empowerment für innovating people und companies. Außerdem verstehe ich mich im weitesten Sinne als Lifestylecoach“, erklärte ein neuer Gast Erne. Dabei wischte er sich mit beiden Händen ein paar Strähnen, die sich aus seinem Haarknoten im Nacken gelöst hatten, aus dem Gesicht. Gianna schätzte den Mann mit seiner markanten Hakennase und feinen Lachfältchen um die Augen auf Anfang vierzig. Er trug ein enganliegendes graues Sweatshirt und helle Leinenhosen, die sich an den – bestimmt veganen – Stiefeln weiteten. Ein dicker grüner Regenparka hing lässig über seinem Arm. „In den nächsten Tagen werde ich mich hier noch mit ganz wunderbaren Kollegen treffen. Bisschen Networking schadet ja nie.“

„Allns klar, Herr … äh … Shakara“, entgegnete Erne einsilbig. Karlo war sich sicher, dass sie innerlich mit den Augen rollte. Mit diesen selbstverliebten Businesstypen konnte seine Hausdame genauso wenig anfangen wie mit zu viel Esoterik. „Hier sind die Schlüssel. Wann möchten Sie frühstücken?“

Während Ernes Gegenüber nochmals seine Frühstückswünsche kundtat, begleitete Gianna Karlo zu dem Sessel gegenüber der Rezeption. Grinsend raunte er ihr zu: „Soso, eine Frau.“ Als sie sich kommentarlos von ihm abwandte, fühlte sich Karlo wie ein abgeschobener Opa. Von seinem Sessel durfte er dabei zusehen, wie seine attraktive Freundin dem neuen Gast mit einem für seinen Geschmack etwas zu strahlenden Lächeln die Hand zur Begrüßung reichte. „Guten Tag, Herr Shakara, herzlich willkommen im Vierländer Hof. Gianna Moretti, mein Name.“

Sichtlich angetan ergriff er ihre Hand. „Oh, wie nice, Gianna. Nenn mich doch Chandra. Ich liiiebe Italien. Jedes Jahr gebe ich dort Lifestyle-Workshops. In Ligurien. Magnifico!“ Beide Hände schnellten kurz in die Luft und legten sich dann wieder über Giannas. „In Sachen Lifestyle seid ihr Italiener absolute Weltmeister. Das ist eure wahre Kernkompetenz. Ars vivendi … dolce far niente … viva la vida!

Langsam kann der Kerl ihre Hand auch wieder loslassen, dachte Karlo und räusperte sich vernehmlich.

„Auch von meiner Seite herzlich Willkommen“, winkte er zaghaft vom Sessel zur Rezeption.

Wie in Zeitlupe gab der Gast Giannas Hände frei und deutete einen indischen Gruß mit Verbeugung an. „Danke dir, mein Lieber. Echt nice habt ihr‘s hier.“ Anerkennend ließ er seinen Blick durch den rustikal gehaltenen Raum schweifen.

„Wenn wir Ihnen … äh … dir während des Aufenthalts irgendwie behilflich sein können, sag einfach Bescheid“, ermunterte ihn Gianna.

„Das ist ganz sweet von dir.“ Herr Shakara widmete nun seine Aufmerksamkeit wieder zu hundert Prozent Karlos Freundin, die er von Kopf bis Fuß taxierte. Für einen kurzen Moment verweilte sein Blick auf ihren schlanken Händen, nur um ihr kurz darauf wieder in die Augen zu blicken. „Wo darf ich denn hin?“

„Ich zeige dir gerne dein Zimmer. Kein Problem.“

„Aber …“, intervenierte Karlo aus seinem Sessel. Wann würde sie ihn endlich nach oben zu seinem Sofa begleiten?

„Du bist aber gar nicht gut beieinander, wenn ich das mal so sagen darf“, ließ der Lifestylecoach nach einem abschätzenden Blick vernehmen.

Zur Bestätigung verzog Karlo schmerzgeplagt das Gesicht.

„Mein Mann ist heute Morgen von der Leiter gestürzt.“

„Ach nein, du Ärmster … Trauma“, lautete die fachmännische Diagnose prompt. „Das sollten wir aber wieder hinbekommen. Ich such dir gleich mal meinen PowerBooster raus, die energy bringt dich ratzfatz auf die Beine.“

Genauso ratzfatz griff er nach seinen zwei weinroten Koffertrolleys, beide mit dem Schriftzug Shakara Power bedruckt, und nickte Gianna kurz zu. Gemeinsam gingen sie den Gang hinunter zu seinem Zimmer.

Karlo und Erne tauschten vielsagende Blicke.

„Wat für‘n Sabbelkopp.“

„Wo du recht hast, Erne. Gianna scheint ja voll drauf anzuspringen.“

Erne grinste. „Eifersüchtig?“

„Auf den Kerl? Der trägt Dutt!“

„Jedem Tierchen sein …“

„Gianna steht bestimmt nicht auf Kerle mit Hochsteckfrisur und Hakennase!“ Karlo lachte unsicher.

Ernes Grinsen wurde breiter. Die anfängliche Schockverliebtheit ihres Chefs hatte sie noch in guter Erinnerung. „Trotzdem irgendwie merkwürdig …“

„Was ist merkwürdig?“, wollte Karlo wissen.

„Gianna war ja bannig davon überzeugt, dass ’ne Frau zu uns kommt.“

„Was ist das auch für ein Name?“, entgegnete Karlo kopfschüttelnd. „Chandra Shakara … vor allem wenn man aussieht wie Jochen Schulze, der zufällig Dutt und Schlaghosen trägt.“

„Da sachst wat, Karlo“, gluckste Erne in sich hinein. Insgeheim gefiel es ihr, im Vierländer Hof hier und da auf eigenwillige Typen zu treffen. Nach anfänglicher Abneigung für ihre außerhäusliche Tätigkeit hörte sich mittlerweile auch ihr Mann Hinrich die kleinen Geschichten aus dem Hotel interessiert an. „Mann, wat war ich froh, als ihr zwei Seuten eben reingeschneit seid. Der wollt gar nich mehr nachlassen mit sein Gesabbel über die eigene Mitte, Life-Balance, from the inside und so Kram. Diesen Energydrink wollt er mir auch andrehen.“

„Na, was lästert ihr beiden hier wieder?“, erkundigte sich Gianna und zwinkerte den beiden zu.

„Wir unterhalten uns nur über die lieben Mitmenschen“, sagte Karlo mit unschuldigem Augenaufschlag.

„Die aber dusselige Namen haben“, ergänzte Erne, ohne eine Miene zu verziehen.

„Also, wenn ihr es genau wissen wollt, ist Chandra sein erleuchteter Name“, erklärte Gianna. „Und seine Krone ist der Mond.“

„Ah ja“, antwortete Karlo knapp.

„Und wat sacht er zum Zimmer – ohne künstliche Raumerfrischer?“, erkundigte sich Erne.

„Die Kernseife nicht zu vergessen. Hoffentlich stand auch die Karaffe mit frischem Wasser parat.“ Karlo zog die Augenbrauen in die Höhe.

Gianna blickte erst zu Karlo dann zu Erne. Dann brachen sie gleichzeitig in ein befreiendes Lachen aus. Kurz darauf hielt sich Karlo den schmerzenden Kopf. Erne nahm ihre Brille ab und wischte sich ein Lachtränchen aus den Augenwinkeln.

Incredibile! Ihr glaubt es nicht“, berichtete Gianna glucksend und mit gedämpfter Stimme. „Kaum sind wir im Zimmer, öffnet er einen Koffer und holt allerlei Zeugs raus: Erst wird ein Traumfänger ins Fenster gehängt, energetische Steine ins Wasser geworfen, und als ich raus bin, wollte er noch Räucherkerzen anzünden.“

„Deshalb riechst du so komisch.“ Karlo schnupperte an ihr, als sie sich seinem Sessel näherte. „Und? Konntest du rausfinden, was der Kerl hier will?“

„Der Gute hat wohl ein paar Termine in der Umgebung. Er gibt demnächst einen Workshop, für den ihm ein Raum abhandengekommen ist.“

„Leider steht unser Frühstücksraum nicht zur Verfügung“, entgegnete Karlo wie aus der Pistole geschossen.

„Bestimmt nicht. Es reicht, wenn ein Zimmer im Haus nach Erleuchtung riecht.“ Sie streckte Karlo ein kleines rosa Fläschchen hin. „Und das hier ist für dich.“

Shakara Power“, las Karlo mit zusammengezogenen Augen.

„Das von Alke hab ich hier übrigens auch noch.“ Gianna bewegte die andere Hand hin und her.

„Und wenn es mir morgen schlagartig besser geht, was hat dann geholfen? Wem darf ich in dem Falle besonders danken?“

„Allen beiden zu gleichen Teilen und natürlich deinen ganz persönlichen Selbstheilungskräften.“

„Wie war‘s denn nu bei Alke, Chef?“, wollte Erne wissen.

„Ach ja, ihre Hände haben schon so eine gewisse Kraft“, gab Karlo zögerlich zu.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752143454
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (April)
Schlagworte
Deich overwerder marschlande Hamburg vierlanden Nutria Sturmflut Dorf Cosy Crime Whodunnit Krimi Thriller Spannung

Autor

  • Silke Schopmeyer (Autor:in)

Die Krimis von Silke Schopmeyer spielen vor ihrer Haustür - in den Hamburger Vier- und Marschlanden. Das Kinderbuch "Pepita und das Inselabenteuer" entführt die kleinen Leser und Leserinnen auf die Hamburger Nordseeinsel Neuwerk. Ein haptischer Stadtteilführer über Bergedorf zählt ebenfalls zum Programm.