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Deich Alaikum

von Silke Schopmeyer (Autor:in)
140 Seiten

Zusammenfassung

Auf dem Hamburger Lande geht es beschaulich zu. Eigentlich. Dann überstürzen sich die Ereignisse: Eine Explosion zerfetzt die Morgenluft. Brennende Pfeile fliegen durch die Vierländer Nacht. Bilder werden gestohlen. Bereits zum dritten Mal macht sich Hotelier Karlo auf die Suche nach Vermissten. Kommissar Spannich tappt nicht nur anfangs im Dunkeln. Wer treibt in der Dorfidylle sein Unwesen? Wo ist dieser syrische Koch abgeblieben? Was wissen seine Landsleute? Über den Dächern von Neuengamme grübelt der verängstigte Ferhad: Wie lange wird er sich noch hier oben verstecken müssen? Er war doch nach Deutschland gekommen, um in Sicherheit zu leben! Wann würden die da unten endlich herausgefunden haben, dass er mit der schrecklichen Explosion nichts zu tun hatte?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

1 In der Früh

Zu spät. Eine halbe Stunde später als vereinbart. Warum dämmerte es schon? Das hatten sie genau berechnet. An diesem Morgen Mitte Mai sollte die Sonne doch erst um zwanzig nach sechs aufgehen. Oder um zwanzig vor? Unruhig fuhr er sich durch sein raspelkurzes Haar. Wenn ihn hier jemand sah? Alles war organisiert. Von A bis Z. Das Ding musste er durchziehen. Sonst gab’s richtig Ärger. Und keine Kohle.

So leise wie möglich schloss Alex die Tür seines schwarzen Golfs, den er weiter hinten am Friedhofsausgang geparkt hatte. Eigentlich war es nicht sein Auto, sondern Biancas. Bei Nachtschichten durfte er es sich ausleihen, solange der Wagen um spätestens acht Uhr dreißig wieder vor ihrer Tür stand. Damit sie zur Arbeit in den Salon fahren konnte. Eilig überquerte er die kopfsteingepflasterte Straße und preschte an dem alles in der Umgebung überragenden Gebäude vorbei zur halbhohen Eingangspforte. Nach kurzem Überlegen überwand er die Kindersicherung des Tors und eilte über den geteerten Vorplatz. Dabei suchte er in seiner engen, schwarzen Jacke nach dem Schlüssel. Nicht durch das doppelflügelige Portal sollte er gehen, sondern rechts daneben die grüne Seitentür benutzen. In seiner letzten Nachricht hatte der Chef ihm genaue Instruktionen gegeben:

„Seitentür auf und sofort die Treppe hoch„

Zu seinem Erstaunen schlug ihm beim Eintreten eine Geruchsmischung aus Skihütte und Eckkneipe entgegen. Das alte Gemäuer schien alle Hinterlassenschaften aus der Zeit vor dem Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden gespeichert zu haben. Ohne die unzähligen Bilderrahmen mit Fotos von Kinder- und Jugendfreizeiten an den Wänden wahrzunehmen, stieg er mit müden Schritten die Stufen empor. Seine ungefähr fünfundachtzig Kilo Körpergewicht verursachten dabei ein leises Knarzen auf der ausgetretenen Holztreppe. Ein tiefes Gähnen überkam ihn. Vergangene Nacht hatten sie mal wieder einen heftigen Streit schlichten müssen. Gegen zwei Uhr wollten sich fünf aufgebrachte Familienväter aus Syrien auf etwa zehn fußballspielende Afghanen stürzen, damit ihre Kinder endlich in den Schlaf finden konnten. Zum Glück hatte er zusammen mit seinen Kollegen, die im Gegensatz zu ihm sowohl Arabisch als auch Farsi sprachen, eine heftigere körperliche Auseinandersetzung verhindern können. In der zweiten Nachthälfte konnten die gut achthundert Bewohner aus den Krisenregionen dieser Welt einigermaßen ruhig hinter ihren notdürftigen Trennwänden im ehemaligen Baumarkt schlafen. Leider waren jeweils zwei Männer der beiden verfeindeten Gruppen in den frühen Morgenstunden erneut aneinandergeraten, weshalb Alex erst später als gedacht die Halle hatte verlassen können.

Nach der ersten Treppenwindung und neun weiteren Stufen stand er vor einer verschlossenen Tür, die sich mit dem zweiten Schlüssel öffnen ließ. Zögerlich betrat er den Raum. Durch die Fensterfront auf der linken Seite beschien das zaghaft hereinbrechende Tageslicht einen Billardtisch, einen Tischkicker und ein Waschbecken an der Wand. Auf der rechten Seite des L-förmigen Raums standen unterhalb eines weiteren Fensters ein kleiner Tisch sowie drei Holzstühle. Links vom Tisch führte eine Treppe, die deutlich moderner wirkte als die alten Fußbodendielen, ins nächste Stockwerk. Er atmete einmal tief durch. Ihm war gesagt worden, dass dort oben neuerdings fünf Männer wohnten. An diesem Morgen sollten alle sehr tief und fest schlafen. Dieses ‘sehr tief und fest’ hatte sein Auftraggeber noch extra betont. Trotzdem bückte er sich von seinen fast zwei Metern Körpergröße herunter, zog zur Sicherheit seine groben Arbeitsstiefel mit Stahlkappen aus und ließ sie am Treppenabsatz stehen. Dabei lauschte er aufmerksam. In regelmäßigen Abständen drangen vereinzelte Schnarchgeräusche an sein Ohr. Nun begann der schwierigste Teil seines Auftrags. Auf Tennissocken schlich er Stufe um Stufe in die letzte Etage des großzügigen Hauses. Die Lautstärke der Schnarchtöne nahm dabei beständig zu. Auf der obersten Stufe angekommen, riskierte er einen kontrollierenden Rundumblick. Direkt gegenüber der Treppe standen fünf Betten mit jeweils einem Meter Abstand dazwischen. Unter jeder mit bunten Blümchen gemusterten Decke lag ein schlafender Mensch. Auf der rechten Seite des ausgebauten Dachgeschosses befand sich eine schlichte Küchenzeile. Ansonsten sah es hier aus, als wären rund um den Treppenaufgang herum diverse Wohnzimmereinrichtungen willkürlich zusammengewürfelt worden: Mehrere Sofas, zwei Tische mit unterschiedlichen Stühlen, bunte Lampen, verschiedene Musikinstrumente, sogar einen abgedeckten Vogelkäfig konnte Alex erkennen. Außerdem gab es viele Regale mit unzähligen Büchern. Bücher schüchterten ihn ein - schon immer. Weder bei seinen Eltern noch in seiner Wohnung gab es dickere Schriftstücke als die paar Frauenzeitschriften, die Bianca von der Arbeit mitbrachte. Nur während seiner Zeit hinter Gittern hatte er zwangsläufig lesen müssen, sonst hätte er das Gefängnis niemals mit einem Schulabschluss verlassen können. Ein lauter Schnarchton riss ihn aus seinen Gedanken. Angespannt vergewisserte er sich, dass alle Männer nach wie vor tief und fest schliefen. Der Moment schien gekommen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Sein vorgeschriebener Weg führte ihn rechts an den Betten vorbei in Richtung der Küche. Auf der gegenüberliegenden Seite hinter einer roten Schrankwand sollte die besagte Abseite sein. Dort würde er finden, was er suchte, es mitnehmen und schnell wieder verschwinden.

*

Die Wiese dampfte noch in der Morgendämmerung. Fröhlich zwitschernd begrüßte eine bunte Vogelschar den jungen Tag. Das war Gerd die liebste Zeit in dieser anstrengenden Woche. Noch wuselten keine aufgeregt schreienden Kinder um ihn herum. Keine gestressten Mitorganisatoren, sogenannte Teamer, gaben hektisch Regieanweisungen. Es roch nach frischem Morgentau und vor Kurzem erloschenen Feuer. Ein latenter Brandgeruch zog sich durch die gesamte Woche. Er trug bereits sein zeitgenössisches Kostüm in Größe XXL. Langes Hemd, eine speckige Lederhose und als I-Tüpfelchen den schwarzen Schlapphut. Die schwere Lederschürze würde er sich erst später um den stattlichen Bauch legen. Im Gegensatz zu seinem acht Jahre jüngeren Bruder Michael, der als Sportlehrer die Grundschule in Ochsenwerder auf Trab hielt, beschränkten sich seine körperlichen Aktivitäten auf kurze Spaziergänge durch die Vierländer Wiesen oder er unternahm Museumsbesuche mit seinen Studenten.

Ein Blick zur linken Seite zeigte ihm, dass die Bühne festlich mit Blumengirlanden geschmückt worden war. Auf besonderen Wunsch der Kinder sollte es wieder eine prunkvolle Hochzeit geben. Eigentlich hatten sie in ihren inhaltlichen Vorbereitungen auf das diesjährige historische Spiel im Rahmen des Westfälischen Friedens keinen Hinweis auf eine Hochzeit entdecken können. Aber die Kinder fanden, das sei nach so einem langen Krieg wie dem Dreißigjährigen ein irgendwie voll positives Signal. Deshalb wurde umgehend die feierliche Verbindung zwischen einem brandenburgischen Reichsgrafen nebst einer sächsischen Comtesse in das Skript zum Abschlussfest hineingeschrieben. Ein paar achtjährige Mädchen wollten unbedingt Blumen streuen und sich besonders hübsch anziehen. Die Jungs fanden das ganze Prozedere ziemlich albern, hatten sich aber immerhin bereit erklärt, für das Brautpaar Spalier zu stehen. Vor allem freuten sie sich auf das bevorstehende Festmahl mit einem amtlichen Spanferkelbraten.

Als er an den Zeltplanen vorbeischlenderte, stellte Gerd fest, dass diese noch recht klamm waren. Zwischen den Vierländer Deichen mit ihrem weitverzweigten Grabensystem stieg in den Morgenstunden besonders viel Feuchtigkeit auf. Vor allem die schönen Baldachine aus rotem Samt hingen wie nasse Handtücher herunter. In diesem Jahr war die Ausgestaltung etwas prunkvoller geraten, weil die Geschichte in der Neuzeit spielte und nicht mehr bei den Römern, den Steinzeitmenschen oder im mittelalterlichen Hamburg. Das diesjährige historische Spiel der Neuengammer Gemeinde fand im Jahr 1648 im westfälischen Münster statt. Den Kindern sollte gezeigt werden, wie nach einem langen, grausamen Krieg zwischen zwei unterschiedlichen Konfessionen und vielen Ländern Europas ein Friedensvertrag ausgehandelt werden konnte. Gladiatorenkämpfe im alten Rom hätten ihm persönlich deutlich besser gefallen, aber die jungen Teamer wollten sich unbedingt an dieses Thema heranwagen. Immerhin hatte es am ersten Tag noch eine ebenso spektakuläre wie zerstörerische Schlacht gegeben, bei der das über Jahre von engagierten Gemeindemitgliedern in liebevoller Handwerkskunst aufgebaute Dorf stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Jeder sollte dabei - nach strengen Regeln - gegen jeden kämpfen. Zusätzlich zu den bestehenden Holzhütten war ein neuer Holzverschlag entstanden, der mit Feuerpfeilen beschossen werden durfte. Einer der langjährigen Teamer hatte sich dabei als erstaunlich treffsicher hervorgetan. Am Ende dieses verlustreichen Tages reifte auf allen Seiten der mitspielenden Kinder die Erkenntnis, dass es auf diese Weise unmöglich weitergehen konnte. Laut Ablaufplan hatte diese Schlacht den anschließenden Beginn der Friedensverhandlungen eingeläutet.

In ihren Rollen als Gesandte der Niederländer, eines brandenburgischen Fürstentums, der Franzosen, der Spanier und auch des Papstes hatten die über vierzig Beteiligten die Aufgabe einen langfristigen Frieden herbeizuführen. Mit äußerster Entschiedenheit musste in den nächsten Tagen miteinander diskutiert und nach möglichen Kompromissen gesucht werden. Darüber hinaus wurde wie zu der Zeit üblich gekocht, gegessen, geschmiedet sowie Konzerte und Tanzdarbietungen im historischen Dorf besucht. Am Donnerstag war - wie im Spielplan vorgesehen - der entscheidende Durchbruch gefunden worden. Die positive Wendung sollte am heutigen Tag ausgiebig gefeiert werden.

Über die überdachte Holzbrücke begab sich Gerd in das eigentliche historische Dorf, das an dieser Stelle das ganze Jahr über aufgebaut blieb. Vor einem hohen Weidezaun reihten sich mehrere Holzhütten aneinander. Die Schäden der Kämpfe des ersten Tages hatten sie notdürftig behoben, aber noch immer erinnerten herausgebrochene Holzlatten an weniger friedliche Zeiten. Zielstrebig ging er auf die offene Hütte mit dem Lehmbackofen zu und wunderte sich. Warum brannte hier noch kein Feuer? Kein bisschen Qualm verließ den Schlot des Ofens. Die Jungs vom Dachgeschoss hatten sich doch darum kümmern wollen. Unter dem Beifall aller Teamer hatte sich sein Assistent, dieser blutjunge Kameltreiber, noch dazu bereit erklärt. Wo war der Kerl nur? Der konnte doch nicht verschlafen haben. Gerade heute! Schließlich brauchten sie die Glut für die Schmiede, für die Gießerei! Es mussten noch weitere Münzen angefertigt werden, damit die Braut eine ansehnliche Mitgift erhalten konnte. Ferhad wollte das angeblich erledigen, bevor er sich in einen brandenburgischen Reichsgrafen mit Heiratsabsichten verwandelte.

Um keine Zeit zu verlieren, suchte Gerd in seinen ausgebeulten Taschen fieberhaft nach Streichhölzern - eines der wenigen Zugeständnisse an die modernen Zeiten. Befriedigt stellte er fest, dass wenigstens das Holz bereits aufgeschichtet worden war. Mit einem Ratsch glimmte das Stäbchen auf. Sofort warf er es auf die Holzscheite und beobachtete das entstehende Feuer. Bis es unerwartet zischte. Das Geräusch klang irgendwie anders als ein langsam aufglimmendes Ofenfeuer. Verwundert runzelte er die hohe Stirn und bückte sich ein wenig. Eine kleine Glut schien sich in dem selbstgebauten Lehmbackofen zu entwickeln. Gerd richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zurück. Dann ging alles ganz schnell: Ein ohrenbetäubender Knall zerfetzte die Luft. Der weiße Lehmofen zerbarst in unzählige kleine Teile, der offene Holzverschlag zerfetzte, die Holzteile trafen die umliegenden Schuppen, Ställe und Wohnhäuser. Durch die heftige Druckwelle wurde Gerd zur gegenüberliegenden Baumgruppe geschleudert. Regungslos blieb er unterm dichten Blätterdach liegen.

*

Im Dachgeschoss zuckte der frühmorgendliche Besucher erschreckt zusammen. Instinktiv verließ Alex den Küchenbereich und drückte sich an der gegenüberliegenden Schrankwand entlang, hinter deren Glastüren ungefähr tausend Spiele aufbewahrt wurden. Am Ende lag die Abseite. Das Ziel seines Auftrags. Unter Schock versuchte er, flach zu atmen. Die Gedanken in seinem Kopf kreisten unaufhörlich. Verdammte Scheiße! Was war das? Was war da gerade mit einem megalauten Knall in die Luft geflogen? Er riskierte einen vorsichtigen Kontrollblick um die Ecke. Unruhig wälzten sich die Männer in ihren Betten herum. Ihr tiefer und fester Schlaf war durch die Explosion zunichtegemacht worden. Es dauerte nicht lange und erste Stimmen erfüllten den Raum. Aufgeregt unterhielten sie sich in einer ihm fremden Sprache. Arabisch vermutlich. In Anbetracht des markerschütternden Knalls erhoben sich die Fünf erstaunlich schwerfällig von ihren Betten. Einer von ihnen torkelte zum halbrunden Dachfenster und starrte angestrengt hinaus. Ein anderer wankte vorsichtig die Treppe hinunter. Nach einem Blick aus dem Fenster, das zum weitläufigen Außengelände hinausging, rief er aufgeregt etwas nach oben. Mit ungeschickten Bewegungen zogen sich die Männer notdürftig an und taumelten ebenfalls die Holzstufen hinab.

Vorerst unentdeckt blieb Alex in seinem Versteck zurück. Nach wenigen Augenblicken herrschte Stille. Was sollte er tun? Auf gar keinen Fall durfte man ihn hier sehen. Bloß keine Komplikationen! Ratlos fuhr er sich mit beiden Händen über den Kopf. Das konnte echt nicht wahr sein! Diesen Sonderauftrag vom Chef hatte er doch nur kurz dazwischenschieben wollen. Ein letztes Mal illegal. Dank der Kohle wollte er mit Bianca endlich einen geilen Urlaub machen. Wellness oder so. Das würde ihr gefallen. Sie musste ja nicht wissen, woher das Geld kam. Sonderprämie eben. Mit einem Seufzen blickte er auf sein Handy. Halb sieben. Später musste er wieder zur Schicht. Im Baumarkt. Die ganze Nacht. Hoffentlich waren vorher noch ein paar Mützen Schlaf drin. Nach einem inneren Seufzer öffnete er vorsichtig die Tür hinter der Schrankwand und versteckte sich so leise wie möglich in der Abseite.

2 Im Turm

Ferhads Atem ging stoßweise. Ihm war schwindelig. Seine Brust tat ihm weh. Die Beine zitterten. Außerdem hatte sich an der steilen Treppe ein Splitter in seine rechte Hand gebohrt. Am schlimmsten aber war die Angst. Wie klebriger kalter Schleim legte sie sich um seinen Brustkorb. Was würden sie mit ihm tun? Der Krieg war furchtbar gewesen, aber da ging es nicht um ihn als Person. Hier jedoch drehte es sich um ihn selbst. Um Ferhad Al Latif. Er hatte nichts getan! Wie hatte das nur passieren können? Meine Güte, war das ein lauter Knall gewesen! Wie in den letzten Bombenwochen zu Hause, als er und sein Bruder Khaled von den Eltern auf die lange Reise Richtung Norden geschickt worden waren. Wie hatten sie an diesem Morgen bloß verschlafen können? Dabei hatte er sich doch extra den Wecker gestellt. In seinem Handy. Um früh das Feuer anzuzünden. Wieso hatte er das Klingeln nicht gehört? Was war da draußen passiert? Nichts hatte er mit dieser schrecklichen Explosion zu tun! Gar nichts! Auch wenn er sich in den letzten Tagen oft über Gerd und seine Sprüche geärgert hatte. So etwas hatte keiner verdient! Wie war es zu dieser Explosion gekommen? Resigniert lehnte er sich zurück an die kalte Wand. Bis zum heutigen Tag waren ihm die letzten Monate erschienen wie ein unwirklicher Traum. Seit sie in Ochsenwerder angekommen waren. Seit sie hier in Neuengamme aufgenommen worden waren. Seit Sophie in sein Leben getreten war.

Ein Terrorist? Er war kein Terrorist! Er war vor dem Terror geflohen! Vor Assad und seiner Armee. Vor Daesh - oder dem IS - wie die Deutschen diese Verbrecher nannten. Deshalb mussten sie damals raus aus Aleppo. Weg von der Familie. Warum hatten diese Männer ihn nur so genannt? Vorhin auf der Toilette. Als sie im Flur standen und redeten. Mit Hilfe der freiwilligen Helfer bei diesem schrecklichen Baumarkt, dank Erne, dem freundlichen Pastor und natürlich durch Sophie hatte er schon ganz gut Deutsch gelernt und der Unterhaltung einigermaßen folgen können.

„Nu sach mir mal eins …“, raunte ein älterer Mann. „… wer mokt hier wohl jeden Morgen den Ofen an?“

Ein anderer schnaubte verächtlich.

„Und wer kommt direktemang aus’m Kriech nach uns hier?“

„Da sachst was“, entgegnete der andere mit einem hässlichen Lachen. Er klang deutlich jünger als sein Gesprächspartner. Ferhad kam seine Stimme irgendwie bekannt vor.

„Die kennen sich doch hunnert pro mit Sprengstoff und Waffen aus! Dat is so!“

„Einer von de Arabers soll schon die ganze Woche Brass mit Gerd gehabt haben!“, wusste der Jüngere zu berichten. „Dieser Fahrrad!“

„Fahrrad?“

„Oder so ähnlich …“

„Egal! Dat sin allens Terroristen! Die ham dat im Blut!“

„Die Bullen kommen gleich, dann is aber man Zappenduster hier mit der Terrorzelle in unsern Gemeindehaus!“

Nach den letzten beiden Bemerkungen hielt Ferhad den Atem an. Kalte Panik stieg in ihm hoch und gesellte sich zum Schwindel in seinem Kopf. Er wurde verdächtigt! Die Bullen? Diesen beleidigenden Ausdruck für Deutschlands Polizisten hatten sie schon sehr früh gelernt. Auf keinen Fall durften sie ihn hier finden. Er wollte nichts mit der Polizei zu tun haben. In Syrien nicht und in Deutschland erst recht nicht! Zu viele schreckliche Gefängnisgeschichten hatte er sich in den letzten Jahren anhören müssen. Wer glaubte denn einem Flüchtling aus dem Nahen Osten? Er hatte keine Zeit mehr zu verlieren! Sofort musste er sich verstecken. Nur wo?

Als die beiden Männer nach einer gefühlten halben Ewigkeit endlich zur Seitentür hinausgegangen waren, betätigte Ferhad die Spülung, wusch sich die Hände und huschte über die großzügige Diele eilig ins offenstehende Büro der nicht anwesenden Gemeindesekretärin. Wahrscheinlich stand Elisabeth Wohlwill zusammen mit seinen vier Mitbewohnern und allen anderen draußen auf der Wiese. Gerne hätte er noch einmal mit seinem Bruder gesprochen, der sich bestimmt Sorgen um ihn machen würde. Darauf konnte er im Moment jedoch keine Rücksicht nehmen. Zu seinem eigenen Schutz musste ihm schnell etwas einfallen. Nach einem Blick in den großen Schlüsselkasten neben dem Schreibtisch kam ihm die rettende Idee. Letztens hatte ihn Walter, der Friedhofsgärtner, noch dorthin geführt.

3 Einige Wochen zuvor

Jesus Christus spricht:

…Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen.

Matthäus 25,35

Der Neuengammer Kirchenvorstand und Mitarbeiter

Gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit!

Wie jeder Besucher der Neuengammer Kirchengemeinde wurden auch die beiden Pastoren aus Ochsenwerder und Curslack mit diesen Worten, die auf einem großflächigen Banner über dem Eingang geschrieben standen, begrüßt.

„Plötzlich bekommt das Zitat eine sehr konkrete Bedeutung“, bemerkte der Curslacker Pastor Christian Himmel beim Hineingehen.

„Dann wollen wir mal sehen“, entgegnete Benjamin Florin, sein Kollege aus Ochsenwerder.

„Und … hättste’s gewusst?“, spielte Christian auf ihren andauernden Bibelstellenwettbewerb an.

„Ich weiß ja nicht, was ihr in Curslack so treibt, aber bei uns dreht sich im Moment jede zweite Predigt um genau das Thema.“

Auf der großzügigen Diele befand sich Pastor Traugott Warmeling gerade in regem Austausch mit der aufgebracht wirkenden Gemeindesekretärin. Bei jedem Zusammentreffen mit seinem fast doppelt so alten Kollegen hatte Benjamin Florin das Gefühl, als hätte der liebe Gott in dem stattlichen Riesen einen besonderen Schalter installiert, der ihn von innen heraus strahlen ließ. Wer mit ihm sprach, fühlte sich danach immer ein bisschen wärmer. Der junge Pastor fragte sich jedes Mal, ob er einen Ansatz dieses Gefühls jemals seiner Gemeinde würde vermitteln können.

Unter seinem Talar und in der Freizeit trug Traugott stets ausgebeulte braune Cordhosen in Bärengröße, kombiniert mit groben Holzfällerhemden. Abgerundet wurde sein unkonventionelles äußeres Erscheinungsbild von seinen vollen grau-braunen Haaren, die ihm in Wellen bis zur Schulter reichten.

„Keine Sorge, Elisabeth, die Herrschaften werden deine Blumen schon nicht anrühren“, versuchte er sie mit beruhigenden Gesten und seinem beseelten Lächeln zu besänftigen.

Über die langjährige Zusammenarbeit hinweg hatte seine Mitarbeiterin offensichtlich eine gewisse Immunität gegen dieses innere Strahlen entwickelt. Die nur wenige Jahre jüngere Frau schien von den Beschwichtigungsversuchen ihres Chefs nicht gänzlich überzeugt. In einem übertrieben betonten Hochdeutsch entgegnete die ehemalige Hamburger Innenstadtbewohnerin, die vor ihrer Hochzeit mit einem Vierländer Großgärtner in Barmbek-Süd gelebt hatte: „Wenn die Orchideen nur ein Quäntchen zu viel Wasser bekommen, dann …“

„Das wird schon.“

„Und was ist mit den Kindern?“, fragte sie nach wie vor aufgebracht und strich dabei über ihre weite Blumenbluse Größe XL.

„Die gehen in unseren Kindergarten“, antwortete der Pastor mit Unschuldsmiene. Dabei faltete er die Hände vor seiner gemütlichen Bauchwölbung.

„Und was sagen die Eltern dazu?“

„Denen werde ich alles genau erklären.“

„Ich weiß ja nicht … also mein Ernst sagt …“

„Ah, die Kollegen!“ Sichtlich dankbar für die Ablenkung begrüßte Pastor Warmeling die beiden Besucher: „Einen wunderschönen guten Morgen!“

„Dir auch, lieber Traugott!“, wünschte Benjamin Florin und reichte ihm die Hand.

Bevor Christian Himmel den Neuengammer Kollegen begrüßte, wandte er sich an die nach wie vor unzufrieden blickende Gemeindesekretärin: „Guten Morgen Elisabeth, du hast doch irgendwas mit deinen Haaren gemacht, oder?“ Er deutete auf ihren praktischen Kurzhaarschnitt. „Sehr flott!“

Benjamin verdrehte innerlich die Augen, als er sah, wie der Sekretärin eine leichte Röte ins Gesicht stieg und sich ihr Mund zu einem Lächeln verzog.

„Ach, Christian … nur eine neue Tönung …“, winkte sie ab.

„Siehst du, meine Liebe! Ist mir doch sofort aufgefallen“, entgegnete Christian eine Spur zu selbstgefällig.

Nachdem sich alle gegenseitig begrüßt hatten, kam der Hausherr ohne Umschweife zur Sache: „Dann wollen wir mal sofort zur Tat schreiten. Ich zeige euch eben unsere Räumlichkeiten.“ Mit einem Seitenblick auf seine Sekretärin fragte er: „Möchtest du uns begleiten, Elisabeth?“

Obwohl sie nach wie vor verträumt in Christians Richtung starrte, entgegnete die Kirchensekretärin mit unterkühlter Stimme: „Vielleicht später. Da sind noch ein paar Dinge zu erledigen.“

*

Durch die Wände des hellen Jugendraums, in dem der für eine gelungene Jugendarbeit unvermeidliche Tischkicker und ein Billardtisch standen, war lautes Kindergebrüll und Gestampfe zu hören.

„Die sind ja wie immer fröhlich dabei“, sagte Pastor Himmel in Richtung der Kinderstimmen.

„Mit der engagierten Holzschuhtanzgruppe müssten sich unsere neuen Gäste irgendwie arrangieren“, entgegnete der Hausherr augenzwinkernd. „Das geht hier jeden Vormittag so zu.“

„Alte Holzdielen haben auch ihre Nachteile“, stellte Pastor Benjamin Florin mit Blick auf den honigfarbenen Fußboden fest.

„Na ja, zum Glück verfügen wir über ein großzügiges Außengelände. Irgendwann im Laufe des Tages dürfen sich auch die Eltern wieder um ihre lebhafte Brut kümmern.“

Pastor Warmeling führte seine Besucher über eine steile Treppe ins ausgebaute Dachgeschoss. Auf den letzten Stufen konnte er sich ein angestrengtes Schnaufen nicht verkneifen. Immer wieder nahm er sich vor, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen. Leider blieb es meist bei den guten Vorsätzen. Oben angekommen, begutachteten die Kollegen mit Wohlwollen die gemütliche Einrichtung des Raums.

„Ich vergesse immer, wie verwinkelt euer Gemeindehaus ist“, bemerkte der Pastor aus Ochsenwerder.

„Sie tappen umher im Dunkel ohne Licht … er lässt sie irren wie Trunkene“, zitierte sein Kollege aus Curslack.

„Tja …“ Benjamin Florin kratzte sich am Kopf.

„Florinchen, du lässt nach!“, frotzelte Christian Himmel.

„Liefert ihr euch immer noch euren Schlagabtausch?“, erkundigte sich Pastor Warmeling milde lächelnd.

„Man muss die jungen Kollegen auch mal ein wenig fordern!“, scherzte Christian, während er in einem Wandregal interessiert die Büste einer nackten Frau betrachtete. „Dieses Kunstwerk sollten wir aus gegebenem Anlass besser entfernen.“

„Da magst du recht haben …“, stimmte Benjamin ihm zu, als sein Handy vibrierte. Nach einem prüfenden Blick auf das Display sprach er lächelnd in den Hörer: „Nina! Was kann ich für dich tun? … Du musst wohin? … Charity … Hmm … Vier-Jahreszeiten … Muss ich wirklich?“ Er verdrehte die Augen. Christian Himmel grinste. „… Der graue Anzug … Um halb acht vor der Tür … Bis nachher!“ Er senkte die Stimme merklich und drehte den Kopf zur Seite. „Ich freu mich … Ich dich auch.“ Sichtlich verlegen wandte er sich wieder seinen Kollegen zu.

„Na, darfst du wieder nicht deine ollen Zimmermannshosen tragen?“, feixte Christian.

„Die hab ich schon ewig nicht mehr angehabt“, empörte sich Benjamin. „Nur im Garten!“

„Ein Hochlied auf die Frauen …“

„Du nervst!“

„Du kneifst!“

Entschlossen legte Benjamin die Hände in die Hüften. „Wenn ich mich nicht irre, bezog sich die vorherige Textstelle auf Hiob 12,25 … Da war ich letztens erst.“ Triumphierend blickte er in die Runde.

Pastor Warmeling nickte dem Kollegen aus Ochsenwerder anerkennend zu und machte eine ausholende Bewegung mit seinen karierten Armen. „So, meine Herren, das wäre also der besagte Raum.“

„Gemütlich“, kommentierte Benjamin die großzügige Sofalandschaft gegenüber des Treppenaufgangs.

„Unsere Jungschar kommt hier auch immer wieder gerne zu Besuch vorbei“, erwähnte der Curslacker Pastor. „Obwohl es in ihrem Häuschen ebenfalls ganz schön ist.“

„Und die Gemeinde steht dahinter, dass hier auf unbestimmte Zeit fünf syrische Männer leben werden? Die Jugend wird sich schon ein wenig einschränken müssen“, gab der Kollege aus Ochsenwerder zu bedenken.

„Als überzeugter Christ muss man den Fremden doch helfen. Dann hat die Jugend eben ein Zimmer weniger. Das wird schon gehen“, wiegelte Pastor Warmeling ab.

„Im Moment herrscht in Bergedorf ein Riesenchaos bei den Notunterkünften“, wusste Pastor Florin zu berichten. „Umar hat mich regelrecht angefleht, dass sein Bruder und dessen Freunde unbedingt aus diesem schrecklichen Baumarkt raus müssten!“

„Das ist schon unglaublich! Vor Jahren hab ich da noch mein Werkzeug gekauft und jetzt wohnen dort Menschen auf der Flucht.“ Christian schüttelte fassungslos den Kopf.

„Zum Glück haben die anfänglichen Auseinandersetzungen abgenommen. Aber ein normaler Alltag ist dort beim besten Willen nicht möglich.“ Benjamin seufzte. „Unser Alter Gasthof soll ja nun doch ziemlich schnell zu ’nem Wellnesstempel umgebaut werden. Deshalb stehen alle verfügbaren Räume im Pastorat in ein paar Tagen mit dem Krempel von dort voll. Sonst hätten wir sie gerne bei uns aufgenommen.“

„Und bei uns wird leider gerade das Dach renoviert“, entgegnete Christian Himmel.

„Kollegen, das ist für mich eine echte Herzensangelegenheit. Zu meiner Zeit auf St. Pauli haben wir in unserer Kirche regelmäßig Asyl gewährt. Das verstehe ich unter wahrer Christenpflicht.“ Pastor Warmeling sah von einem zum anderen. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat dieses Gemeindehaus den damaligen Flüchtlingen aus dem Osten ebenfalls als Unterkunft gedient. Mein heutiges Büro wurde deshalb aus einer offenen Veranda zu einem weiteren Zimmer ausgebaut. Die Gemeinde kennt das also schon. Hier oben können sie schlafen. Unten sind die Waschräume und unsere Küche.“

„Das klingt doch schon mal gut“, sagte Benjamin Florin.

„Außerdem wollen wir einen Deutschkurs auf die Beine stellen. Mit Ehrenamtlichen …“ Der Pastor schaute in die Ferne. „Nur wer seine Bedürfnisse, Meinung, Missverständnisse und Trauer ausdrücken kann, der ist hier wirklich angekommen.“

Während seine Worte noch im Raum nachhallten, machte Christian einen weiteren Vorschlag: „Vielleicht sollten sich die Neuankömmlinge selbst auch ein wenig nützlich machen?“

„Unbedingt! Hasan ist ein ausgezeichneter Koch. Vor seiner Verlegung in den Baumarkt hat er uns zum Abschied ein Buffet gezaubert - zum Niederknien!“, geriet Pastor Florin ins Schwärmen.

„Das klingt doch vielversprechend.“

„Traugott?“, ertönte eine aufgeregte weibliche Stimme von einem Stockwerk tiefer.

Der Pastor runzelte die Stirn. „Elisabeth? Wir sind nach wie vor hier oben!“

„Ich weiß, könntest du mal eben runterkommen?“

„Hat das nicht Zeit bis später?“

„Ich fürchte nicht …“

„Die Dame scheint ein ernsthaftes Problem zu haben. Soll ich mal …“ Benjamin Florin begab sich umgehend in Richtung der Treppe.

„Der liebe Benjamin, unser Frauenversteher!“, witzelte Christian, während sein Kollege die Stufen hinuntereilte.

„Das müsst ihr euch ansehen!“, rief Benjamin nach wenigen Augenblicken zu seinen Kollegen hoch. „Draußen stehen Leute!“

„Was für Leute?“, fragte Pastor Warmeling stirnrunzelnd.

„Kommt einfach mal her!“, forderte Benjamin die anderen auf.

Sofort stiegen die beiden Männer hinunter, um gemeinsam mit Benjamin aus dem Fenster des unteren Jugendzimmers zu sehen.

Auf dem Vorplatz des Gemeindehauses hatten sich mindestens zwanzig Personen versammelt. Hauptsächlich Männer mittleren Alters schienen eine heftige Diskussion miteinander zu führen.

„Die sehen nicht wirklich entspannt aus“, stellte Christian fest.

„Sag ich doch!“ Die Gemeindesekretärin verschränkte die Arme über ihrem üppigen Brustkorb. „Wir haben ein echtes Problem, Chef!“

*

„Guten Abend, liebe Gemeinde! Was führt euch denn zu uns?“, begrüßte Traugott Warmeling die kleine Versammlung im Hof.

Nach einem längeren Moment des Schweigens trat schließlich ein älterer Mann aus der Menge hervor. Der pensionierte Architekt Tristan von Maifels war wie üblich in Schwarz gekleidet. Vor vielen Jahren hatte er sich ein altes Reetdachhaus direkt an der Dove-Elbe zugelegt und es nach seinen exklusiven Entwürfen umbauen lassen. Nur selten mischte sich der schöngeistige Eigenbrötler in die Geschicke der Gemeinde ein. Zuletzt beim gelungenen Anbau des Kindergartens.

„Wir bitten um Aufklärung, da uns gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen sind“, sagte er mit bedächtiger, aber bestimmter Stimme.

„Wat is nu mit de Arabers hier?“, schrie ein anderer. Christian, der mittlerweile neben Pastor Warmeling stand, erkannte Knut aus seinem Gesangverein Gaudi.

„Araber?“, fragte der ältere Pastor mit unschuldiger Miene.

„Die Spatzen pfeifen von de Dächers, dat in unser Gemeindehaus Flüchtlinge kommen. Richtich veele!“

„Nu geiht dat aber los hier!“

„Dat lassen wir uns nich gefallen!“

„Wat soll der Scheiß, ey!“, verkündete ein Jüngling mit blonden, kurzen Haaren und eng zusammenstehenden Augen.

Unerbittlich verschränkten die protestierenden Männer ihre Arme vor der Brust.

Gedankenversunken schwieg Pastor Warmeling. Den letzten Redner, Pascal Putten, hatte er selbst vor sechs Jahren konfirmiert. Nach dessen finsterem Gesichtsausdruck zu schließen, schien bei dem jungen Kerl nicht viel an Nächstenliebe hängengeblieben zu sein. Mit dem vom Konfi-Geld erstandenen Mofa war er ziemlich lange stolz durch die Gegend gefahren. Einmal hatte er ihn anhalten müssen, weil Pascal und sein Freund Dennis sich aus Spaß Trauerschleifen aus Beerdigungsgestecken an ihr Gefährt gebunden hatten. Das daraufhin angeordnete Laubharken auf dem Friedhof hatte der damalige Mädchenschwarm als unnötige Schikane empfunden. „Mein Vater sagt sowieso nur Sozipastor zu dem!„, hatte Warmeling zufällig einem vertraulichen Gespräch der harkenden Kumpels entnommen. Zu seiner persönlichen Verwunderung wirkte der kleine Rebell jedoch jedes Jahr beim historischen Spiel als Teamer mit.

Christian und Benjamin traten nervös von einem Bein auf das andere. Nach einer Weile richtete der Hausherr erneut das Wort an die Wartenden. Wie bei seinen Predigten breitete er die Arme aus: „Meine liebe Gemeinde, was immer die Vögelchen euch so zugezwitschert haben mögen, da hat sich wohl der eine oder andere falsche Ton eingeschlichen.“ Vor seinen nächsten Worten versuchte er, jeden direkt anzusehen. „Es verhält sich doch folgendermaßen: Im Rahmen eines internationalen Austauschprogramms werden in den nächsten Wochen fünf Spitzenköche aus Syrien unter unserem Dach wohnen.“

„Ist das Dachgeschoss für eine dauerhafte Bewohnung überhaupt zugelassen?“, sprach der Architekt in das kurzfristig entstandene Schweigen hinein.

„Mein lieber Herr von Maifels, wenn sich die Jugend in unserem Dachgeschoss versammeln darf, dann dürfen wir dort selbstverständlich auch Gäste unterbringen. Das ist bereits geklärt“, preschte der Pastor mit entschiedener Stimme vor. „Dieses ambitionierte Programm wurde vor vielen Jahren entwickelt, um die Völkerverständigung zwischen Orient und Okzident zu verbessern. Unsere Gemeinde wird sich derweil um die netten Herren kümmern, ihnen ein Bett sowie einen Deutschkurs anbieten und natürlich unsere Art zu kochen näherbringen. Im Gegenzug werden sie für so manche kulinarische Köstlichkeit bei unseren traditionellen Festen sorgen.“

Sprachlos tauschten Christian und Benjamin irritierte Blicke aus. „Das fällt unter den Bereich Notlüge, oder?“, raunte Benjamin hinter vorgehaltener Hand.

„Ich lade ihn gern in meinen Beichtstuhl ein.“

4 Im Vierländer Hof

„Wo ist Gianna?“, erkundigte sich Karlo, während er mit mehreren Kisten beladen den hellen Frühstücksraum betrat. „Der ganze Kofferraum ist noch voll.“

Erne war mit dem Aufräumen des Buffets beschäftigt. Wie üblich hatten sich ein paar graue Strähnen aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst. „Moin Chef! Hat sich wedder hingelegt, die arme Deern!“, entgegnete sie mit ehrlichem Verständnis in der Stimme.

„Schon wieder?“

„So schoin wie se da rin komm’, komm’ se nich wedder raus“, klärte ihn die kinderlose Erne fachmännisch auf. Karlo errötete leicht und schwieg betreten. Es lag ihm fern, derartige Themen mit seiner Hausdame zu erörtern. Da lobte er sich schon eher den pragmatischen Kommentar seines Vaters: „Deutsch-italienische Gene - das kann nur ein Weltklasseruderer werden! Denk mal an die Brüder Abbagnale.“

„Oder an Massimo Paradiso“, hatte Gianna ihren Schwiegervater freudestrahlend an den Star der italienischen Rudernationalmannschaft erinnert, die im letzten Jahr für Aufregung in Ochsenwerder gesorgt hatte. Karlos Mutter hatte angesichts des bevorstehenden Familienzuwachses gerührt eine Träne verdrückt.

„Ich kiek mal eben nach der Wäsche …“, informierte Erne ihren Chef, als er mit leeren Händen wieder aus der Küche kam. Kurz entschlossen strich sie ihr fliederfarbenes Twinset glatt und bewegte sich auf die Waschküche zu, die direkt neben dem Frühstücksraum lag. „Gleich is wedder Deutschkurs in Neuengamme.“

„Deutschkurs?“ Karlo schien erstaunt. „Ich dachte eigentlich, die Herren sollten vor allem kochen lernen?“

„Auch. Aber erstmal müssen die Dschungs unsere Sprache verstehn.“

„Gibt’s da nix Offizielles?“

„Alle Schulen inne Umgebung sind dicht. Da ham wir gedacht, dat machen wir selbst. Der Pastor und ich. Und die lütte Sophie. Die studiert ja auf Lehramt.“

„Da sind die Herren ja bestens aufgehoben!“ Nachdenklich sah er sie an. „Tja … ich weiß ja nicht, ob ich das könnte …“

„Man muss in ganz lütte Schritte vorgehen. Stück för Stück.“

„Und? Lernen die auch was mit euch?“

„Na und ob!“

„Nicht nur Plattdeutsch?“

„Dat kann ich wohl trennen!“

„Aber gekocht wird auch?“

„Hasan is ’n echten Gourmet - was der mit unsern Gemüse allens anstellt, du ahnst es nich! Schad, dat er mit Schweinefleisch nix an Hut hat!“

„Also lernt ihr mehr von denen als umgekehrt?“

„Na ja, also …“ Sie wand sich ein wenig. „Die annern Kerls ham’s ja man nich so mit’n Kochen. Da is schon noch zu tun.“

„Aber ich dachte … Was haben die denn vorher so gemacht?“ Karlo versuchte, sich an den Zeitungsartikel im Wochenblatt zu erinnern, in dem über fünf syrische Köche berichtet wurde.

„Also, Khaled is fertiger Ingenieur. Dat is auch so’n richtich Plietschen. Der schnackt bannig gut Englisch. Sein lütter Bruder Ferhad muss grad mit de Schule fertich sein. Dat is’n ganz Feinfühliger. Der hat’n Vogel!“

„Wie?“

„Nen Kanarienvogel! Kino heißt der!“ Erne lachte über ihr ganzes rosiges Gesicht. „Dann is da noch Amir, unser Tischler. Der is immer so bannig traurig, der arme Kerl. Den muss man echt begöschen, dat er mal lächelt. Beim Deutschkurs schreibt der sich die Finger wund. Auch wenn er nich viel schnackt. Oft hilft er Walter.“

„Dem Friedhofsgärtner?“, fragte Karlo nach.

„Jo. Wenn Hasan ihn nich inne Küche braucht. Und Yassir is von Haus aus Archäologe. Der frisst alle Bücher über alte Steine. War schon in fast jedem Museum inne Stadt. Wat der allens in sein Kopp hat.“ Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Außerdem isser unser Experte für Sprichwörter. Die saugt der auf wie’n Schwamm. Nur sein Bart is’n büschen lang. Aber da will er nix von hörn.“ Sie grinste. „Manchmal kriecht er Besuch von sein’ Bruder Umar, der bei Ruppkes in Ochsenwerder auf’m Hof arbeitet. Als ehemaliger Biolehrer!“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf.

„Das ist ja ne echt bunte Truppe.“

„Allens feine Kerls, auf die lass ich nix kommen! Die machen sogar beim Histospiel mit.“

„Wobei?“, fragte Karlo irritiert nach.

„Kennsas nich, Chef?“ Erne sah Karlo erstaunt an.

„Ein Leben wird nicht ausreichen, um alle alten Traditionen der Vier- und Marschlande kennenzulernen“, entgegnete der ehemalige Hamburger Innenstadtbewohner augenzwinkernd.

„Jedes Jahr macht die Gemeinde mit de Kinners eine Woche lang ’ne Zeitreise. Mit Kostüme, Handwerk, alten Döntjes und allem Pipapo.“

„Spannend!“

„Die ham da so’n richtiges Dorf aufgebaut. Die Gemeinde hat ja bannig viel Platz.“

„Und was für Geschichten spielen die?“

„Von Steinzeit bis Eroberung Amerikas war schon allens dabei. Ich war mal beim alten Rom - als Weberin.“

„Und die Syrer sind nun auch mit von der Partie?“

„Jo. Für die Küche und die Schmiede.“

„Das ist doch Integration vom Feinsten!“

„Dat sach ich aber! Soll’n die Lüt doch ihr dumm Tüch schnacken. Die Dschungs sind voll in Ordnung.“

„Hat Hinrich die Schüler denn auch schon mal kennengelernt?“ Karlo wusste, wie eifersüchtig ihr Mann sein konnte.

„Nee, der is da’n büschen bange.“ Sie verdrehte die Augen. „Aber den Dösbaddel kriech ich noch soweit!“

„Wenn er schon Englisch lernt …“

„Eben, er muss sich einfach mal trauen. Nützt ja nix. Wat de Bur nich kennt …“

„Essen soll er sie ja nicht gleich.“

5 Im Wintergarten

Warme Abendsonnenstrahlen fielen durch die Glaswände und tauchten den Wintergarten in ein sanftes Licht. Wuchtige Möbel im Kolonialstil standen auf dem leicht glänzenden Terrakottafußboden. Mehrere Zitronenbäume in geflochtenen Körben und andere exotische Blattpflanzen verliehen dem Raum mediterranes Flair. Auf dem mindestens drei Meter langen Massivholztisch hatte der Gastgeber diverse Käsesorten, Wurstplatten, Butter und Weidenkörbe mit einer Brotauswahl bereitstellen lassen. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft erledigte die letzten Handgriffe für die erwartete Vereinssitzung, dessen Mitglieder in einer halben Stunde eintreffen würden. Als der Hausherr zusammen mit einem älteren Herrn den Raum betrat, zog sie sich wie zuvor besprochen in die Küche zurück.

„Ein echter Förster, sagst du?“, setzte der erste Gast des Abends die an der Garderobe begonnene Unterhaltung fort. Der Stimme des ganz in Schwarz gekleideten Herren im Rentenalter war eine gewisse Aufregung anzumerken. „Und du hast dich auch nicht verhört?“

„Wenn isch et dir doch sach!“ Auch wenn er schon mehrere Jahre in den Vier- und Marschlanden wohnte, konnte der stolze Besitzer dieses alten Reetdachhauses im Neuengammer Stegelviertel seine rheinländische Herkunft nicht verleugnen. Während sich die Männer einander gegenüber an den Tisch setzten, hielten sie Blickkontakt. „Hör ma, mein Informant hat beste Connections. Vor allem hier inne Gegend.“ Er musste seinem Vereinskameraden ja nicht unbedingt erzählen, dass die wichtige Information am Rande einer Unterhaltung an der Theke der Landstuv an sein Ohr gedrungen war. Der Gärtner Walter Lange erzählte gerne kleine Geschichten aus seiner Gemeinde, dessen Friedhof er seit vielen Jahren betreute.

Einen Moment hüllten sich beide Männer in Schweigen.

„Soll ’n ziemlischer Schinken sein“, setzte der Gastgeber erneut an.

„Und der steht einfach so im Gemeindehaus rum?“ Mit fahrigen Bewegungen raufte sich sein Gegenüber das volle, weiße Haar.

„Im Dachgeschoss. In einer der Abseiten. In Orginalgröße!“

„Wusste er was zum Motiv?“

Der Hausherr kramte in seiner Erinnerung. „Nisch, dat isch wüsste. Könnt wohl ’n Porträt sein …“

„Und die Technik?“

„Wat denn für ’ne Teschnik?“

„Förster war berühmt für seine Farbholzschnitte …“

„Keine Ahnung!“

„Hm.“ Die Gedanken des Besuchers fuhren Achterbahn. Es fiel ihm sichtlich schwer, seine Aufregung zu verbergen. Er fühlte sich wie ein Jäger vor dem finalen Sprung auf die lang ersehnte Beute. Ein echter Förster! Der fehlte ihm noch. Für seine Sammlung. Dann wäre sie endlich vollständig. Dann konnte er die Abteilung Heimatkunst abschließen. Das letzte Puzzlestück. Wenn es stimmte, musste er ihn haben, unbedingt! „Ich werde morgen Pastor Warmeling fragen, was das Bild kosten soll.“

Roland Kloss schüttelte entschieden den Kopf. „Soweit isch weiß, darf die Gemeinde Försters Bilder nisch verkaufen. So hattet der Künstler über alle seine Werke verfüscht, die sisch im Besitz der Kirsche befinden.“

„Wie?“ In seiner Anspannung hatte der Gast nicht richtig zugehört. Voller Vorfreude hatte er sich vor seinem inneren Auge bereits ausgemalt, wie der Förster feierlich zu den anderen Kunstwerken seiner privaten Sammlung gehängt wurde.

„Dat Bild is anscheinend unverkäuflisch.“

Unverkäuflich? Seine innere Wunschvorstellung zerplatzte wie eine Seifenblase. An der Wand blieb nunmehr eine leere Stelle zurück. Das konnte nicht sein! „Alles hat seinen Preis“, behauptete er trotzig.

„Dieset Kunstwerk wohl nisch.“

„Warum hängt das kostbare Stück dann nicht in der Kirche? Bei den anderen Werken Försters?“ Ungläubig runzelte er die zerfurchte Stirn.

„Dat ist mir auch nisch ganz klar. Man munkelt, dat et Ärger mit irgendwelschen Erben des Malers gegeben hat.“

„Hm.“

„Verkaufen wird die Gemeinde dat gute Stück auf gar keinen Fall.“ Aufmerksam beobachtete der Hausherr, wie sein Gast mit fahrigen Bewegungen zu einem Stück Brot griff. „Ansonsten is grad ’n Haase aufgetaucht, ’n paar alte Skizzen. Interesse?“

„Haase? Der malt mir zu realistisch.“ Der Mann in Schwarz wedelte abwehrend mit der rechten Hand. „Ich bevorzuge es eher, meine Phantasie anregen zu lassen.“

„Der Künstler war wohl mal ziemlisch beliebt … wat man so hört.“

„Was interessieren mich diese Kunstbanausen von damals? Die einem vollkommen talentfreien Postkartenmaler aus Österreich hinterhergerannt sind!“ Während sich der Kunstliebhaber erneut seine weißen Haare raufte, fragte er sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, diesen Zugezogenen als Mitglied in ihrem Verein Deichheimat aufzunehmen. Ihre Statuten hatten sich zwar der Wahrung der Tradition im besten Sinne für die Vierlande verschrieben, aber manchmal gingen ihm die Ansichten des zwölften ständigen Mitglieds zu sehr in eine eher bedenkliche Ecke. Darüber wollte er jedoch zu einem geeigneteren Zeitpunkt genauer nachdenken. Jetzt verfolgte er ein anderes Ziel. Dabei musste dieser Kerl ihm helfen. „Ich will diesen Förster! Der wird doch irgendwie zu beschaffen sein!“

„Lass misch mal überlegen …“ Der Hausherr nahm einen Schluck aus seinem Bierglas. „Vielleischt gibbet ’nen Weg.“

„Geld spielt keine Rolle.“

„Sagen wir mal besser so: Eine Hand wäscht die andere, mein Lieber.“

6 In der Landstuv

„Danke, die Herren. Wir sehen uns dann nächste Woche.“ Nach dem letzten Ton von Röslein auf der Heide verabschiedete sich Gianna freundlich lächelnd von ihrem Männergesangverein Gaudi.

„Wenn da man nix zwischen kommt“, entgegnete Hermann mit einem fachmännischen Blick auf Giannas kugelrunden Bauch.

„Ein paar Wochen habe ich noch, keine Angst.“

„Ansonsten fährt der werdende Vater sie stante pede von der Probe in den Kreißsaal!“, bemerkte Christian Himmel.

„Wenn dat mal kein gote Sänger wird!“, feixte der rotgesichtige Knut, während er sich sein ausgeblichenes Sweatshirt in die ausgebeulte Jeans steckte. Der Mittfünfziger hatte sich bei der Wahl seiner Kleidung wohl noch nie mit einer Frau beraten können, dachte Karlo.

„Schreien könn’ se ja alle!“, ereiferte sich Hermann. „Wenn ich da an mein’ Enkel Gscheroum denke - wat ’n Schreihals! Sein großer Cousin Pascal war da ganz anners. Gibt so ’ne und so ’ne.“

Alle Sänger begaben sich zielstrebig an den Tresen der Landstuv, wo bereits die erste Runde Bier gezapft wurde.

„Renée! Hast schon wat fertich?“

„Na logo!“ Der Mann am Zapfhahn fuhr sich grinsend durch seinen Hipsterbart, der genau wie die mittellangen Haare einen leichten Rotstich hatte. Auf seinem verwaschenen T-Shirt prangte ein Scherenschnitt von Che Guevara in Pink.

„Dein Bart ischa man bannig lang! Pass op, sonst musst bald Asyl beantrogen!“, witzelte Knut.

„Dann kannst inne Kirche wohn’! Schön warm und trocken!“, bemerkte ein jüngerer Tresengast, der von seinem Opa Hermann mit einem kurzen Druck auf die Schulter begrüßt wurde.

„Da hast recht, Pascal“, pflichtete ihm Knut bei. „Die Kerle! Setzen sich mir nichts dir nichts ins gemachte Nest. Kriegen alles vorne und hinten … jeden Tach Fünf-GängeMenü und uns Erne hält Händchen. Wieso sind die nich in ihr’n Land und kämpfen wie echte Männer? Also, wenn dat mein Land wär, dann …“ Knut ballte entschlossen die Faust.

„Und wieso ham die alle so teure Handys? Jeder rennt da mit so’n Teil rum. Also, ich hab nich dat neueste i-Phone! Ich kann mir dat nich leisten!“, tönte Uwe Winter. Die kleine Gärtnerei vom offiziellen Fahnenträger des Gesangvereins Gaudi hatte noch nie besonders viel abgeworfen.

„Die tun doch alle nur so, als wärn sie arme Syrer aus dem ach so armen Syrien. Jetzt sach mir mal: Wieso werfen die Typen alle ihre Papiere wech? Dat muss mir mal einer erklärn! Ich hab meine Papiere immer am Mann!“ Zum Beweis zückte Pascal eine Brieftasche aus seiner auf den Hüften hängenden Jeans.

„Wo soll dat noch hinführen?“, ereiferte sich ein weiterer Gast, dessen Bemerkung alle Umstehenden zu weiteren Kommentaren animierte. Karlo und Christian tranken schweigend ihr Bier, tauschten jedoch zunehmend besorgtere Blicke aus. Zum Glück hatte sich Gianna bereits auf den Heimweg gemacht. Die Italienerin konnte bei derartigen Diskussionen ihr Temperament oft nicht zügeln.

„Wer kümmert sich denn nu um die Obdachlosen?“

„Wir ham auch arme Lüt bi uns!“

„Die klaun doch alle nur!“

„Immer nur Kerle. Da musst doch deine Töchter wechsperren!“

„Männer, dat kann man nich allens über einen Kamm scheren“, schaltete sich der stets besonnene Hermann in die Diskussion ein. Seinen Enkel bedachte er mit einem kritischen Blick. „Da gibt’s wie bei uns so ’ne und so ’ne.“

Pascal starrte schweigend in sein Glas. Auf eine politische Diskussion mit Opa Hermann, der zugleich sein derzeitiger Arbeitgeber war, wollte er sich lieber nicht einlassen.

„Wenn ich mich richtig erinnere, wohnen im Gemeindehaus lediglich fünf Köche, die zufällig aus Syrien kommen“, merkte Christian fast beiläufig an.

Karlo bemerkte, wie Hermanns Enkel ungläubig die Augen verdrehte.

„Mal ab von den Gästen in eurem Gemeindehaus …“ Auf der anderen Tresenseite war ein Räuspern zu vernehmen. „Sollte es irgendwen hier interessieren, würde ich in der Sache gerne ein wenig zur allgemeinen Aufklärung beitragen.“ Zu Karlos Erstaunen gehörte die Stimme zu Renée, der während seiner folgenden Ausführungen weiterhin seelenruhig Bier zapfte. „Dass mal eins klar ist: In Syrien herrscht Krieg. Präsident Assad kämpft gegen gefühlte hundert Rebellengruppen, die sich alle nicht einig sind. Je nach Interessenlage werden die Gegner von den Saudis, von der Türkei, von den Amis und von anderen Mächten unterstützt. Auch von uns. Assad selbst erhält vor allem vom Iran und den Russen militärische Hilfe.“ Für einen Moment unterbrach er den Zapfvorgang und ließ seinen Blick in der Runde kreisen. „Ich persönlich wüsste echt nicht, für wen man da mit welchem Ziel kämpfen sollte? Wer im Zweiten Weltkrieg begriffen hatte, dass der Kampf gegen Hitler eigentlich fast immer ins KZ führte, der ist damals genauso aus diesem Land geflohen wie heute die Syrer vor ihrem Regime.“

Am Tresen herrschte betretenes Schweigen. Knut starrte in sein halbleeres Glas. Pascal fixierte einen Fleck an der gegenüberliegenden Wand.

„Es gibt bestimmt Flüchtlinge, die nicht aus Syrien kommen, denen es trotzdem scheiße geht und die sich als Syrer ohne oder mit gefälschtem Pass ausgeben. Da jedes Land ein eigenes Arabisch pflegt, wird dieser Betrug beim Asylverfahren durch geschulte Dolmetscher ziemlich bald festgestellt. Wir alle hier können ja schließlich auch einen Sachsen von einem Bayern unterscheiden.“

„Dat stimmt“, pflichtete Knut ihm bei.

„Wegen des Krieges ist es in Syrien leider so, dass man dort nicht mal eben auf dem Bezirksamt einen Pass beantragen kann. Die meisten Ämter sind zerstört. Genauso wie ausländische Botschaften und Konsulate.“

Nach wie vor wortlos starrten nun fast alle Männer in ihre Gläser.

„Zu den Handys kann ich nur so viel sagen: Auf einer megagefährlichen Flucht ist ein gutes Handy das Wichtigste. Wenn eine Familie das Geld für einen Schleuser zusammenkratzen kann, dann gehört ein Smartphone zur notwendigen Ausstattung. Ohne Handy - kein Kontakt zum Schleuser - kein Kontakt zur Familie - keine Updates über Hindernisse auf dem Weg nach Europa.“

„Erne sagt auch, dass die Jungs ihr Handy sogar als Wörterbuch benutzen, mit Aussprache und allem“, ergänzte Karlo.

„Davon mal ab, da sind bestimmt auch Erinnerungen drauf gespeichert. Also ich hab die Kinners immer dabei.“ Hermann winkte mit seinem amtlichen Smartphone.

„Klar, dat hebbt wi auch!“, stimmten ihm mehrere der Umstehenden zu.

„Neben den Katzenvideos …“, flachste Knut, „… und den Schlümpfen.“

Ein befreiendes Lachen drang aus fast allen Kehlen.

„Sollten noch weitere Unklarheiten bestehen …“, Renée sah einmal kurz in die Runde, „… fragen kost’ nix.“

„Mensch Jung, du weißt aber fix Bescheid! Wie kommt dat denn?“, wollte Knut wissen.

Auch Karlo und Christian warfen sich erstaunte Blicke zu. Vor allem Karlo hatte Renée und seine politischen Ansichten in ganz anderer Erinnerung.

„Wer liest, ist klar im Vorteil.“

„Also … ich hab im Neuengammer Gemeindehaus ja schon des Öfteren in die Küche reinschnuppern dürfen - köstlich, sage ich nur“, berichtete Pastor Himmel. „Allein diese kleinen Gebäckteilchen …“

„Kochen könn’ se wohl, dat sacht auch Ilse. Die Chefin is da im Kirchenvorstand“, erwähnte Knut.

„Wat denn? Hammel?“, fragte Pascal abfällig grinsend.

„Nee, de hebbt schon zwei, dreimal wat für alle gekocht. Mit Huhn und richtich legger Gemüsegedöns.“

Während Knut sprach, öffnete sich plötzlich die Tür der Gaststätte und eine junge Frau trat ein. Als Renée die dunkelhaarige Schönheit erblickte, legte sich umgehend ein Strahlen auf sein Gesicht und er winkte sie zu sich. Am Rande des Tresens begrüßten sie sich mit einem kurzen Kuss.

„Hallo, mein Schatz!“, flüsterte er ihr halblaut zu.

„Hallo“, erwiderte sie schüchtern.

„In ’ner halben Stunde können wir los“, sagte er leise. „Setz dich doch so lange dazu.“

„Na, Renée, willst uns deine Süße nich mal vorstellen?“, fragte Knut laut.

„Das ist Hatice.“

7 Im Turm

Was waren das nur für Geräusche? Aufmerksam lauschend hockte Ferhad auf der dicken wollenen Unterlage, die er über dem Holzboden ausgebreitet hatte. Bei seiner überstürzten Flucht hatte er geistesgegenwärtig noch drei Decken aus der Diele im Gemeindehaus mitgenommen. Unmittelbar neben ihm waren Scharren und leises Quieken zu hören. Die Geräusche kamen ihm bekannt vor. Mäuse quiekten anders, sie scharrten auch nicht so laut. Es mussten Vögel sein. Er mochte Vögel. Traurig dachte er an seinen kleinen Kino, um den sich die anderen nun hoffentlich kümmerten. Es mussten größere Tiere sein. Vielleicht Falken. Falken und ihre Geräusche waren ihm vertraut. Von den Besuchen bei seinem Onkel Monif in Rubaya. Seit vielen Jahren schon handelte die Familie von Tante Esma mit Raubvögeln. Die Scheichs aus den Emiraten zahlten viel Geld für die fliegenden Jäger der Lüfte. Falken auf die Jagd zu schicken, war dort eine Freizeitbeschäftigung wie mancherorts Golfspielen. Sogar das syrische Staatswappen zierte ein stolzer Falke. Hier oben musste tatsächlich ein Nest sein. An zwei Innenwänden des Turms fielen ihm Holzkästen auf. Sie wirkten stabil. Wahrscheinlich waren diese Brutstätten extra für die Vögel montiert worden. Hinter einem der vier Verschläge ertönte soeben ein besonders lautes Quiekkonzert hungriger Jungvögel und ihrer Mutter. Unerbittlich bettelten sie nach Nahrung. Das Familienoberhaupt war bestimmt wieder unterwegs auf der Suche nach Mäusen oder anderem Kleingetier, während die Mutter aufpasste, dass ihren Kindern kein Nesträuber zu nahe kam.

Ferhad verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte in die Turmspitze. Seine Mutter konnte schon lange nicht mehr auf ihn aufpassen. Sie war zu weit weg. Im Libanon. Bei Onkel Ahmed. Manchmal würde er liebend gerne auf sie aufpassen und ihre traurigen Augen für einen Moment zum Lachen bringen. Wenn er wieder die schrecklichen Nachrichten sah. Die furchtbaren Bilder auf den Facebookseiten seiner Freunde. Aber es war unmöglich. Sie lebten über dreitausend Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.

Nach einer Weile stand er auf und reckte seine steifen Gliedmaßen. Im dämmrigen Innenraum des Turms war es noch kühl und so ein Holzboden bot auf Dauer keine Bequemlichkeit. Immerhin konnte man hier aufrecht stehen. Einige Lichtstrahlen der Frühlingssonne fielen durch die Lüftungsschlitze. Hoffentlich wurde es bald wärmer. Mit einem Seufzen setzte er sich wieder auf die Decke und wickelte eine weitere um den Körper. Sein Magen begann zu rumoren. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass er in der Aufregung am Morgen nichts gegessen hatte. Mit den Decken unterm Arm hatte er vorhin in der Küche des Gemeindehauses noch einen Beutel mit Keksen und einige Gläsern selbstgemachter Marmelade gefüllt.

Hungrig öffnete Ferhad das erste Marmeladenglas und eine Packung Schokoladenkekse. Bedauernd dachte er an die köstlichen Baklava, die er gestern Nacht bei seiner Rückkehr noch gegessen hatte. Dass Hasan im Trubel rund um das historische Spiel auch noch Zeit zum Backen gefunden hatte, nötigte ihm großen Respekt ab. Diese klebrigen Teilchen hatte er schon immer geliebt. Nur zwei Stückchen waren für die anderen übrig geblieben. Nachdem sein erster Hunger gestillt war, erhob er sich, um erneut durch die Schlitze zum Gemeindehaus hinüberzublicken. Mehrere Polizeiautos, die Feuerwehr und einige Schaulustige tummelten sich nach wie vor im Hof. Als Kind hätte ihm der Trubel einen Riesenspaß bereitet. Von rechts rollte ein dunkelblauer Audi - seine Lieblingsmarke - das Kopfsteinpflaster hinunter und parkte an der Straße direkt gegenüber vom Turm. Die Fahrertür öffnete sich und ein Mann in einem hellen Trenchcoat stieg aus dem Wagen.

8 In Neuengamme

Mal wieder aufs Land. Nachdem er seine langen Beine aus dem Dienstwagen geschält hatte, atmete Kommissar Dirk Spannich vom Kommissariat in Hamburg-Bergedorf tief durch. Ein penetranter Brandgeruch vermischte sich mit zarten Frühlingsdüften. Rund um den Neuengammer Friedhof stand die üppige Natur in voller Blüte. Seit seinem letzten Fall in Ochsenwerder mit der Entführung italienischer Weltklasseruderinnen, der Erpressung eines gewissenlosen Großgärtners und der fahrlässigen Tötung eines polnischen Landarbeiters war abgesehen von ein paar Bagatelldelikten schon länger nichts mehr hier draußen passiert. Ungern erinnerte er sich an den Verwesungsgeruch des erst nach mehreren Wochen aufgefundenen Leichnams. Bei der Explosion eines Blindgängers war der arme Kerl damals tödlich verunglückt. Zuvor hatte der polnische Landarbeiter zusammen mit einem Kollegen das Flugzeug, in dem sich die Weltkriegsbombe befunden hatte, eigenhändig auf einem Marschländer Acker ausgraben dürfen.

Aufmerksam sah sich der Kommissar um. Nach wie vor war es für ihn schwer zu begreifen, dass diese beschauliche Region tatsächlich zur Weltstadt Hamburg gehörte. Früher galten die Vier- und Marschlande als der Blumen- und Gemüsegarten der nahegelegenen Großstadt. Heute nahm die Zahl der Betriebe beständig ab, während die Bedeutung als Naherholungsgebiet wuchs. Er warf einen kurzen Blick nach links auf die hübsche, aber schlichte Backsteinkirche und den einige Meter davon entfernt stehenden weißen Turm. Aus Richtung des dahinterliegenden Friedhofs flog ein großer Vogel zielstrebig auf das hohe Gebäude zu. Er schien etwas im Schnabel zu tragen. Spannich kannte sich mit Vögeln nicht besonders gut aus, aber dieses Exemplar ging schon in Richtung amtlicher Raubvogel - Bussard, Adler, Falke, Habicht oder sowas in der Art.

Mit staksigen Schritten und aufmerksamem Blick schlenderte er die Straße hinunter auf das Gemeindehaus der Kirchengemeinde Neuengamme zu. Am Anfang eines neuen Projekts ließ er zunächst die nähere Umgebung des Tatorts auf sich wirken. Jedes klitzekleine Detail konnte für die Ermittlungen von Bedeutung sein. An der weit geöffneten Pforte wurde er bereits von einem uniformierten Kollegen erwartet.

„Moin, Herr Kommissar Spannich.“

„Guten Morgen, Herr Schulze.“

„Der Tatort befindet sich hinten“, erklärte der Uniformierte mit einem Blick über die Schulter.

„Dann wollen wir mal.“

Spannich bot sich ein buntes Bild: Mehrere Polizisten, Feuerwehrleute und teilweise merkwürdig gekleidete Leute schlenderten jeweils zu zweit oder dritt über den Vorplatz um das rotgeklinkerte Gemeindehaus herum. Auf der Rückseite des Gebäudes eröffnete sich das großzügige Außengelände. Am Ende des leeren Spielplatzes, der zum Kindergarten gehörte, parkte ein Feuerwehrauto, an dem einige Feuerwehrleute herumwerkelten. Ein langer Schlauch wurde eingerollt und weitere Gerätschaften routiniert verstaut. Auf seinem Weg über die Wiese wunderte sich der Kommissar verstärkt über die vielen Menschen in offensichtlich historischen Kostümen, die weiter hinten auf Bänken saßen, oder zwischen bunten Zelten in Grüppchen zusammenstanden und allesamt aufgeregt miteinander redeten. Schon als kleiner Junge hasste er Verkleidungen. In seiner Kindergarten- und Grundschulzeit hatte ihn der eine oder andere Infekt, Fieber, Bauch-, Zahn- oder Kopfweh vor den traditionellen Faschingsfesten gerettet. Seit den letztjährigen Ermittlungen beim mittelalterlichen Spektakulum am Bergedorfer Schloss hatte sich seine Aversion auch auf die beliebten Mittelaltermärkte übertragen. Es war ihm damals eine besondere Freude gewesen, einen Händler im Lumpengewand der Justiz übergeben zu können, weil dessen angeblich original mittelaltergetreu gefertigten Lederpuschen allesamt made in China waren. Auch wenn sich Spannich persönlich wahrlich nicht als Modejunkie bezeichnen würde, musste er damals schon feststellen, dass diese mittelalterlichen Trachten jeden Menschen irgendwie hässlich machten. Bei genauerer Betrachtung der hiesigen Besucher stellte er fest, dass deren Kostümierungen nicht unbedingt auf ein Mittelalterspektakel hindeuteten. Die älteren Herren trugen mehrheitlich hohe, bis über die Knie reichende Stiefel aus Leder. Darüber endete eine weite Hose, an der bei vielen seitlich ein Degen herunterhing. Auf manchen Schultern lagen Spitzentücher, die aussahen wie die kleinen Deckchen auf dem Couchtisch seiner Mutter. Alle trugen Schlapphüte mit aufgeschlagenen Krempen, die mit einer oder mehreren Federn geschmückt waren. Die weiblichen Mitwirkenden steckten in faltigen Kleidern mit glatten, engen Ärmeln und einem Leibchen darüber. Sie wirkten allesamt äußerst herausgeputzt, wie für ein großes Fest.

„Was ist denn hier los? Wurde Fasching von den Protestanten etwa in den Frühling verlegt?“, erkundigte er sich irritiert.

„Nee, Chef“, entgegnete Schulze. „Die machen hier jedes Jahr so ein historisches Spiel mit Kindern. Mit Kostümen, selbst gezimmerten Hütten … und … und … und …“

„Aber den Kindern ist nichts passiert?“

„Nee, denen geht’s gut. Die Eltern wurden nach der Explosion am heutigen Morgen sofort informiert und dazu angehalten, ihre lieben Kleinen zu Hause zu lassen. Der Kindergarten bleibt heute ebenfalls geschlossen.“

Spannich machte eine ausholende Armbewegung über das Gelände und bat seinen Kollegen: „Könnten Sie mir jetzt kurz berichten, was hier genau vorgefallen ist?“

„Dafür führe ich Sie am besten zum Dorf dort hinten.“ Der Polizist räusperte sich kurz. „Besser gesagt zu dem was davon übrig geblieben ist …“

Nachdem dem Überqueren der noch intakten Holzbrücke standen sie mit einem Mal in einer Trümmerwüste. Überall auf dem ausgetretenen Lehmboden verstreut lagen zersplitterte Holzteile, zerbeulte Töpfe, Pfannen und Besteck. Die aus Holz errichtete Gebäudereihe auf der linken Seite hatte erheblichen Schaden genommen. Das mittlere Gebäude war ganz in sich zusammengestürzt.

„Wie ist das passiert?“, fragte Spannich nach einem ausgiebigen Rundumblick.

„Nach ersten Erkenntnissen hat Herr Gerd Meyer, Professor für Geschichte, heute früh am Morgen den Lehmofen im sogenannten Backhaus angefacht. Dabei hat es aus noch ungeklärter Ursache eine starke Explosion gegeben. Meyer wurde vermutlich durch die Druckwelle auf die gegenüberliegende Baumgruppe geschleudert.“

Spannich begutachtete die verrußten Bäume. „Und?“

„Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich das Opfer in der Notaufnahme des Allgemeinen Krankenhauses in Bergedorf. Schädel-Hirn-Trauma. Starke Verletzungen an der Wirbelsäule. Mehrere Knochenbrüche. Ein paar Organe wurden wohl auch ziemlich gequetscht. Es besteht akute Lebensgefahr.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752143355
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (April)
Schlagworte
Deich Syrer Hamburg Neuengamme Flüchtling Dorf Cosy Crime Whodunnit Krimi Thriller Spannung

Autor

  • Silke Schopmeyer (Autor:in)

Die Krimis von Silke Schopmeyer spielen vor ihrer Haustür - in den Hamburger Vier- und Marschlanden. Das Kinderbuch "Pepita und das Inselabenteuer" entführt die kleinen Leser und Leserinnen auf die Hamburger Nordseeinsel Neuwerk. Ein haptischer Stadtteilführer über Bergedorf zählt ebenfalls zum Programm.