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Klecksbild

Verräterische Enthüllung

von JO Heldt (Autor:in) R.D.V. Heldt (Autor:in)
130 Seiten

Zusammenfassung

Eine Kinderseele heilt nur sehr schwer, wenn überhaupt jemals! Die Autorin führt Sie mit diesem Buch in die Abgründe der menschlichen Psyche. Sie bringt ihre Leser in eine Welt , die von einem „normalen Gehirn“ nicht nachvollzogen werden kann. Gleichzeitig gibt sie einen Einblick in die Gefahren, denen unsere Kinder leider sehr häufig ausgesetzt sind.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1














Alle in diesem Buch genannten Personen und Handlungen sind frei erfunden und entsprechen nicht den Tatsachen.

Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig.















Vorwort

Mit freundlicher Genehmigung von
NORBERT VAN TIGGELEN,

dem ich dafür meinen herzlichen Dank ausspreche.


Gebranntes Kind


Gebranntes Kind, komm her zu mir!

Erzähl mir etwas mehr von dir.

Ich weiß, man hat dich sehr verletzt,

dich gnadenlos in Trance versetzt.


Gebranntes Kind, das gibt es nicht!

Dein Mund von Hass und Qualen spricht;

die Augen leer und eisig kalt,

dein Händchen sanft zur Faust sich ballt.


Gebranntes Kind, es tut mir leid!

Die Menschheit wird niemals gescheit;

wirst immer tragen diese Last -

dem Täter geht es gut im Knast.


© Norbert von Tiggelen








Über dem Wald stand der Frühnebel und hüllte die Jugendherberge ein, auf die die beiden Hand in Hand zugingen.

Das wäre eigentlich nicht ungewöhnlich, wenn es sich bei den Spaziergängern nicht um einen Mann und einen kleinen Jungen gehandelt hätte, die ein grausames Geheimnis verband.


Was war passiert?


Gemeinsam mit einigen seiner Klassenkameraden hielt der kleine Junge sich auf dem, der Herberge angrenzenden Spielplatz auf, als er von einem Mann, den er schon öfter dort gesehen hatte und der wohl zu einer anderen Gruppe Kindern gehörte, angesprochen wurde. Die anderen Kinder waren mit ihrem Spiel beschäftigt und achteten nicht auf sie, als der Mann sagte:

„Ich möchte dir gern etwas zeigen, was keiner der anderen Jungen je sehen wird. Was ist, hättest du Lust darauf?“

Natürlich wollte er als Einziger so etwas erleben, nickte darum heftig mit dem Kopf und seine großen blauen Augen strahlten.

„Gut, dann schleiche dich heute Nacht, um 1.00 Uhr, wenn alle anderen schlafen, ganz leise raus. Ich warte draußen, bei der Wippe auf dich. Achte aber darauf, dass es wirklich niemand bemerkt, denn es geht nur dich und mich etwas an.“

Ganz aufgeregt wegen dem bevorstehenden Erlebnis wartete der Kleine, bis alle eingeschlafen waren und es ganz still im Haus wurde. Kurz vor eins zog er sich schnell seine Hose und den Pullover über, schlüpfte in seine Schuhe und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer. Im Dunkeln stieg er die Treppe hinab und erreichte den Ausgang. Entgegen den Vorschriften war die Tür nicht verschlossen, aber darüber machte er sich keine Gedanken.

An der verabredeten Stelle wurde er freundlich mit den Worten empfangen:

„Was hältst du von einer Nachtwanderung? Nur wir zwei. Ich weiß, wo es im Wald einen Hochsitz gibt, den früher die Jäger genutzt haben und wenn wir Glück haben, können wir von dort aus Wildtiere beobachten. Was sagst du, gehen wir los?“

Welcher Junge würde solch ein Abenteuer ausschlagen? Natürlich ging er mit und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Hochsitz.

Zunächst war alles so, wie der Junge es sich vorgestellt hatte. Er durfte durch das mitgebrachte Nachtsichtgerät schauen, was er total aufregend fand und entdeckte auch tatsächlich eine Eule in einem der Baumwipfel. Es war aufregend und spannend zugleich.

Dieser Zustand sollte aber nicht lange anhalten.


Er hatte Angst, viel Angst. Dabei war er doch nur mitgegangen, um vom Hochsitz aus die Tiere zu beobachten. Es war stockfinster, nur die Sterne am Himmel spendeten ein gedämpftes Licht, das ihn sein Gegenüber sehen ließ. Das Rauschen der Bäume hörte er nicht und spürte auch nicht den leichten Wind, der durch sein blondes Haar strich. Mit starrem Blick verfolgte er, wie der Mann, mit dem er vertrauensvoll mitgegangen war, langsam den Reißverschluss seiner Hose öffnete, sein erigiertes Glied in die Hand nahm und zu dem Jungen sprach:

„Schau mal, so sieht dein Penis auch einmal aus. Wollen wir die beiden einmal vergleichen, damit du den Unterschied siehst? Hol deinen doch auch heraus und fasse beide an, dann wirst du merken, wovon ich spreche.“

Der Junge zitterte am ganzen Körper, wollte nur noch weg und brachte keinen Ton hervor. Bei dem Versuch aufzustehen, wurde er mit festem Griff am Arm wieder heruntergezogen.

„Stell dich nicht so an, los, fass´ ihn mal an.“

Die Stimme wurde hektischer, denn seine Erregung stieg. Es gab keinen Ausweg, der Kleine war ihm ausgeliefert und musste sich seinem Schicksal ergeben.

Er berührte das steife Glied so lange, bis ein Orgasmus diesem Martyrium ein Ende machte.

Nach lautem Stöhnen sagte er zu dem verängstigten Jungen:

„Du darfst es keinem erzählen. Wenn du es doch machst, werde ich deiner Mama sehr weh tun und das wäre dann ganz allein deine Schuld.“

In sehr scharfem Ton ergänzte er dann noch:

„Hast du das verstanden?“

Der Kleine, der inzwischen seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, nickte nur stumm. Es war zu viel für ihn und er dachte nur noch an seine Mutter.

Sein Peiniger wurde nun wieder ganz nett, lächelte ihn an, so, als wäre gar nichts passiert, und stieg die Leiter hinunter. Noch unter Schock stehend folgte der Junge ihm und wurde, unten angekommen, wieder an die Hand genommen und so gingen sie gemeinsam zurück zur Jugendherberge. Den ganzen Weg sprachen sie kein Wort. Erst als sie vor dem Eingang der Herberge standen, flüsterte er dem Jungen noch einmal ins Ohr:

„Denke immer an unsere Abmachung und an deine Mutter.“

Leise öffnete er die Tür und schob den Jungen hindurch.


Ganz allein und völlig verzweifelt stand er wie angewurzelt in dem dunklen Haus. Er durfte sich aber nichts anmerken lassen, sonst würde seiner Mutter doch weh getan und dies durfte niemals geschehen.

Er merkte auch nicht, dass seine Hose plötzlich ganz nass wurde, weil er sich eingenässt hatte. Mit letzter Kraft schlich er zurück in sein Zimmer, in dem seine Klassenkameraden noch tief und fest schliefen, denn es war 3.30 Uhr, mitten in der Nacht.

Er zog nur seinen Pullover und die Schuhe aus, bevor er sich mit der nassen Hose in das Bett legte, welches er vor zweieinhalb Stunden, voller Vorfreude auf ein Abenteuer, verlassen hatte. Schlafen aber konnte er nicht.


Früh um sieben Uhr klopfte der Lehrer an die Tür und weckte die Jungen. Alle sprangen fröhlich aus ihren Betten, nur er blieb liegen. Als er vom Lehrer gefragt wurde, ob er keine Lust hätte aufzustehen, fiel ihm gleich wieder die Drohung der letzten Nacht ein. Er durfte sich nichts anmerken lassen und antwortete darum schnell:

„Doch, doch, ich komme schon.“

Zum Glück hatten alle anderen das Zimmer schon verlassen als er aufstand und bemerkte, dass seine Hose ganz feucht war. Eine runde feuchte Stelle zeichnete sich auch auf dem Bettlaken ab. Schnell legte er die Bettdecke darüber, zog die nassen Hosen aus, stopfte sie in seine Reisetasche, schlüpfte schnell in eine frische Unterhose und folgte den anderen in den Waschraum.


2


Die Diplom-Psychologin, Jessica Benson, spezialisiert auf Kinderpsychologie, hatte in Koblenz ihre Praxis und war außerdem als Schulpsychologin tätig.

Irgendwann wollte sie ihre Doktorarbeit schreiben, aber momentan hatte sie noch kein Thema und ein Titel war ihr auch nicht so wichtig. Für sie war die Hauptsache, sie konnte Kindern helfen und dies ging auch ohne Doktortitel.

Ihre Klientel waren Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.

Sie hatte eine offene und gutmütige Art, die es ihr leicht machte, Kontakt zu den kleinen Patienten herzustellen.

Viel Einfühlungsvermögen war nötig, denn wenn ein Kind zu ihr gebracht wurde, gab es immer einen triftigen und manchmal auch schwerwiegenden Grund.

Da gab es Kinder, die so verschlossen waren, dass sie selbst auf einfachste Fragen nicht reagierten und wiederum andere, die Wutausbrüche bekamen und dabei wild um sich schlugen.

Um sich sachte den kleine Patienten zu nähern und ihr Vertrauen zu gewinnen, setzte Jessica eine Art Spiel ein, welches sie gleichzeitig als Test ansah, da sie so von den Kindern Antworten erhielt, ohne sie einer unnötigen Stresssituation auszusetzen, was der Fall wäre, wenn ihnen eine Menge an Fragen gestellt würden.

Sie wendete den sogenannten Rohrschach-Test an.

Hierbei ließ sie die kleinen Patienten Klecksbilder herstellen.

Dazu wurde ein weißes Blatt Papier in der Mitte gefaltet und wieder geöffnet. Auf den entstandenen Papierfalz tropften sie nun, mit Hilfe eines, mit Wasserfarbe getränkten Pinsels, einen Farbklecks, legten das Papier an der Knickstelle wieder zusammen und strichen mit den kleinen Händchen fest über das gefaltete Blatt.

Wenn man nun das Papier wieder öffnete, erkannte man eine Silhouette.

Jessica ließ sich von den kleinen Künstlern erzählen, was sie in dem Abdruck sahen. Da kamen Antworten wie Engel, Hunde, Häuser, Blumen und viele andere Dinge, der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Das Eis war gebrochen und durch weitere Fragen, bei denen immer ein Bezug zum Bild hergestellt wurde, gelang es Jessica eine Ursachenforschung zu betreiben und letztendlich ihren kleinen Patienten zu helfen.

Sie hatte viel zu tun, freute sich über eine gut gehende Praxis und dass ihr so viel Vertrauen entgegengebracht wurde, wünschte sich aber manchmal weniger Arbeit zu haben, weil dann nicht so viele Kinder ein Problem hätten.


„Guten Morgen, Tina“, begrüßte sie ihre Mitarbeiterin, als sie an einem Montagmorgen im Februar, um 8.10 Uhr, ihre Praxis betrat.

„Was liegt heute an? Sind es viele Termine?“

„Morgen, Frau Benson. Ja, es fängt gleich um 9.00 Uhr an. Da kommt Frau Meyer mit Lukas und dann geht es kontinuierlich weiter. Der letzte Termin ist für 19.00 Uhr eingetragen.“

Mit diesen Informationen ging Jessica in ihr Sprechzimmer, legte ihren braunen Schal ab, zog ihren kamelhaarfarbigen Wollmantel aus, hängte ihn sorgfältig auf einen Bügel und verstaute ihn im Garderobenschrank.

Nun noch ein Blick in den Spiegel, der über dem, im Raum befindlichen Waschbecken hing und nachdem sie festgestellt hatte, dass ihr langes, kastanienbraunes Haar in einwandfreiem Zustand war, setzte sie sich hinter ihren Schreibtisch. Sie sah ihre Berichte vom Freitag noch einmal durch und gab diese anschließend an Tina zur Reinschrift weiter.

Zwischenzeitlich hatte Tina Kaffee gekocht und brachte Jessica eine Tasse dieses aromatisch duftenden Getränks.

„Oh, das tut gut“, äußerte Jessica, nachdem sie einen ersten Schluck genommen hatte.


Zehn Minuten vor neun betrat Frau Meyer mit ihrem Sohn Lukas die Praxis. Lukas war vier Jahre alt. Jessica ließ sich von der Mutter den Grund des Besuches erklären.

Die Mutter erzählte Jessica, dass Lukas den Kindergarten besuchte und sich seit einiger Zeit sträubte und regelrechte Wutanfälle bekam, wenn er nach einer Malstunde, oder nach dem Spielen im Außenbereich, in den Waschraum sollte, um sauber gemacht zu werden. Jessica wusste, dass hier mehrere Sitzungen notwendig waren, denn ihr gegenüber saß ein verängstigter kleiner Junge, der keinerlei Anstalten machte, auch nur auf die Fragen nach seinem Namen und Alter zu antworten.


Die nächsten Sitzungen fanden in Abwesenheit der Mutter statt. Zunächst brachten auch die Klecksbilder keinen Aufschluss über die Weigerung des Jungen, in den Waschraum zu gehen. Dies änderte sich, als Lukas bei einer Folgesitzung Nasenbluten bekam. Um dem Kleinen den Schreck zu nehmen, griff Jessica nach einem Blatt Papier, fing darauf einen Blutstropfen auf, faltete das Blatt zusammen und ließ Lukas ein Klecksbild erstellen, was ihm ja schon gut bekannt war. Während Lukas das entstandene Bild betrachtete, steckte Jessica ihm ein Watteröllchen in das Nasenloch. Lukas vertiefte sich so in das Bild, dass er gar nicht mehr an seine blutende Nase dachte.

Nun betrachtete auch Jessica das Bild und erschrak zutiefst. Lange hatte sie es verdrängt, aber jetzt kam die Erinnerung wieder, die Erinnerung an ihre Gabe, wegen der sie als Kind verspottet und als Spinnerin hingestellt wurde. Schon damals konnte sie aus Blutflecken Erkenntnisse über den Blutenden erlangen. Keiner glaubte ihr aber und darum beschloss sie, dass diese Gabe nicht existierte.

Das Klecksbild aus dem Blut von Lukas zeigte ihr jedoch, dass sie diese Gabe immer noch besaß.

Lukas sah in dem Abdruck einen Springbrunnen, Jessica aber ein weinendes Kind, das mit Wasser übergossen wurde und keine Möglichkeit hatte, dem zu entfliehen.

Die nächste Unterhaltung führte sie mit der Mutter. Gezielt fragte sie, ob es bei Lukas Zwischenfälle gab, in denen Wasser eine Rolle spielte und ob er zu Hause auch Auffälligkeiten zeigte, wenn er gewaschen wurde?

„Na ja“, druckste die Mutter herum und kam zögerlich mit der Sprache heraus.

„Seit ein paar Wochen macht er nachts wieder ins Bett. Dann wacht er auf und fängt an zu weinen.“

„Und was machen Sie dann?“ forschte Jessica weiter.

„Ich bringe ihn ins Bad und dusche ihn ab. Er muss doch sauber gemacht werden. Dann beziehe ich sein Bett. Gott sei Dank haben wir schon eine wasserfeste Unterlage rein gelegt, dann bleibt die Matratze trocken und ich muss nur das Laken wechseln.“

Jessica konnte sich schon denken wie das ablief, wollte aber von der Mutter die Bestätigung.

„Darüber sind Sie dann bestimmt nicht erfreut und sagen es Lukas auch?“ forderte sie eine Antwort ein.

„Natürlich bin ich sauer, wenn das ein paar Mal hintereinander passiert. Dann kann es schon sein, dass ich mit ihm schimpfe und sage, dass er aufpassen und rechtzeitig zur Toilette gehen muss.“

Jessica war nun alles sonnenklar. Durch das nächtliche Duschen entwickelte sich die Panik vor Waschräumen und weil die Mutter auch schimpfte, fühlte er sich schuldig. Jede Nacht schlief er mit der Angst ein, wieder ins Bett zu machen, was das Einnässen forcierte.

Jessica erklärte der Mutter diesen Kreislauf, der unterbrochen werden musste. Sie riet ihr, Lukas beim Zubettgehen jedes Mal zu sagen, dass es nicht schlimm wäre, wenn ihm solch ein Missgeschick passierte. Er müsste keine Angst davor haben.

Lukas Mutter befolgte den Rat und nach kurzer Zeit hörte das Bettnässen auf. Auch die Scheu vor Waschräumen verschwand. Es war alles wieder normal.


Die Akte Lukas konnte abgeschlossen werden.

Womit Jessica aber noch nicht abschließen konnte, war die Konfrontation mit ihrer Gabe.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie nicht, wie hilfreich dies einmal werden sollte.


3


Jessica hatte mal wieder einen ziemlich anstrengenden Arbeitstag hinter sich, saß auf der Couch in ihrem Wohnzimmer, hatte das Radio eingeschaltet, aber konnte sich nicht entspannen.

Gedanken flogen durch ihren Kopf.

Ich glaube ich packe es nicht mehr lange, ohne selbst einen Schaden zu bekommen. Dieses ganze Elend und die Schicksale der armen Kinder sind fast nicht zu ertragen. Ich sollte abgebrüht sein und keine Empfindungen an mich heranlassen. Aber wie soll das gehen, wenn Kinder wie eine Sache behandelt werden, wie die kleine Susi, die mit ihren vier Jahren noch niemals Liebe bekommen hatte und erst nach ein paar Sitzungen bei mir gelernt hatte zu lächeln. Oder Kevin, der mit sechs Jahren schon so viele Muskeln aufgebaut hatte, wie ein Bodybilder, nur, weil sein Vater davon besessen war, aus ihm einen „richtigen Mann“ zu machen. Bis er zu mir kam kannte er nur Training und hatte nur selten mit anderen Kindern gespielt. Na ja, ihnen konnte ich helfen und das war ein tolles Gefühl. Also weg mit den trüben Gedanken und dem Selbstmitleid. Weiter geht´s und ich werde noch vielen Kindern helfen.

Kurz darauf klingelte es an der Wohnungstür.

Jessica empfand es als eine willkommene Ablenkung, als ihr drei Jahre älterer Bruder Jakob sie besuchte.

Jakob lebte auch in Koblenz und war Grundschullehrer. Beide verband also die Arbeit mit Kindern.

Wie Jessica, war auch er, mit seinen dreiunddreißig Jahren, noch ledig und wohnte nur ein paar Straßen entfernt. Darum war ein spontaner Besuch nicht ungewöhnlich. Die Geschwister hatten ein sehr inniges Verhältnis zueinander, denn Vater und Mutter waren durch einen Unfall gestorben und sie hatten nur noch sich.


An diesem Abend jedoch kam Jakob nicht nur um seine Schwester zu sehen, ihn beschäftigte etwas, über das er mit ihr sprechen musste.

„In den nächsten Tagen wird Rektor Hallmann dich anrufen. Es geht um einen meiner Schüler. Eigentlich wollte ich vorher gar nicht mit dir darüber reden, denn es betrifft unsere Arbeit und die ist ja sonst für uns tabu. Diese Sache lässt mir aber keine Ruhe und ich suche schon die ganze Zeit Fehler bei mir, weil ich sein Klassenlehrer bin und ihn nun schon zwei Jahre kenne.“

Jessica merkte wie schwer es Jakob fiel, über berufliche Dinge zu sprechen und unterbrach ihn kurz:

„Jakob, sag doch einfach um was es geht.“

„Also gut. Kann es sein, dass ein Kind sich von heute auf morgen grundlos verändert? Ich zermartere mir mein Gehirn und mir fällt nichts ein, was sich in der Schule zugetragen haben könnte, um so etwas auszulösen. Ein Gespräch mit den Eltern hat auch nichts ergeben. Sie sagten nur, dass ihnen eine Veränderung des Verhaltens bei ihrem Sohn auch aufgefallen ist. Darum sind sie auch einverstanden, dass die Schule dich hinzuzieht. Jonas, das ist der Schüler, mauert und man bekommt von ihm einfach keine Antworten. Je mehr man fragt, umso verschlossener wird er. Genaueres wird dir Herr Hallmann sagen, darum möchte ich ihm nicht vorgreifen. Nur komme ich einfach nicht zur Ruhe. Was, wenn es an mir liegt, dass er sich so verändert hat?“

Jessica kannte ihren Bruder und wusste ganz genau, dass er ein guter Lehrer war, der niemals etwas machen würde, was seinen Schülern schadete. Er ging in seinem Beruf auf und das Wohl seiner Schützlinge stand für ihn an oberster Stelle, was durch dieses Verhalten auch wieder bewiesen wurde. Wer sonst machte sich solche Gedanken. Darum beruhigte sie ihn:

„Jakob, es gibt tausend Gründe, die ein Kind aus der Bahn werfen können. Ohne einen Anhaltspunkt kann man gar nichts sagen. Ausschließen würde ich aber, dass diese Verhaltensänderung etwas mit dir zu tun hat, denn du behandelst deine Schüler immer gleich. Lass uns also erst einmal abwarten und schieb´ um Himmels Willen deine Selbstvorwürfe beiseite. Du bist gewiss nicht schuld.“

„Es ist ja nur so, dass mir während meiner gesamten Tätigkeit als Lehrer noch nie so etwas passiert ist. Wenn ich derlei Dinge von Kollegen oder aus anderen Schulen gehört habe, konnte ich es nicht verstehen. Aber du hast recht, lass uns abwarten.“

Jakob blieb noch eine Weile bei seiner Schwester und es wurde trotz allem noch ein gemütlicher Abend.


4


Bei Dämmerlicht saß er in seinem Schreibtischsessel und starrte auf den PC-Bildschirm.

Seine Erregung steigerte sich mit jedem weiteren Bild der nackten Jungenkörper, das er betrachtete. Sein Verlangen, einen seiner Jungen zu berühren und sein Glied in ihn einzuführen, wurde immer größer. Er stand auf Jungen, je jünger, desto besser. Bisher hatte es ihm gereicht, wenn seine Gegenüber seinen erigierten Penis bis zum Orgasmus in der Hand hielten, aber nun suchte er den Höhepunkt durch drastischere Mittel. Ihm war aber bewusst, dass einige seiner „Gespielen“ dies nicht ohne Weiteres mit sich machen ließen, da sie jetzt schon aufmuckten und ihm wohl nicht mehr lange zur Verfügung standen. Er musste damit rechnen, dass sie sich zur Wehr setzten, je älter sie wurden. Frischfleisch musste her und er wusste auch schon, wo er es sich beschaffen konnte.

Allein die Vorstellung einen Jungen derart zu missbrauchen und die Fotos vom PC reichten dieses Mal zum Orgasmus.

Es war knapp, denn kurz nachdem er fertig war, rief seine Frau aus der Küche, dass er zum Abendessen kommen sollte. Vorsorglich hatte er zwar seine Tür zum Arbeitszimmer abgeschlossen, aber nun brauchte er für seine Frau keine Ausrede erfinden, warum er sich eingeschlossen hatte. Schnell schaltete er den PC aus, zog seine Hosen hoch und ging ganz entspannt in die Küche.


Bald fuhr seine Frau für drei Wochen zu ihren Eltern und dann konnte er seinen abartigen Trieb ungestört ausleben.

Er hatte es auf ein ganz bestimmtes Kind abgesehen, das er schon mehrere Tage beobachtete, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Dieser kleine Junge wohnte in der Nachbarschaft und er hatte ihn auch schon angesprochen, um langsam einen Kontakt aufzubauen.

Er wusste ganz genau, wann und wo sich eine Gelegenheit bot, sich dem Kleinen unauffällig zu nähern.


5


Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739313368
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Juli)
Schlagworte
Thriller Kinder Krimi Psyche Verbrechen Hass Missbrauch Rohrschachtest

Autoren

  • JO Heldt (Autor:in)

  • R.D.V. Heldt (Autor:in)

Rita (JO)Heldt wurde 1954 in Niedersachsen geboren. Ihre Liebe zur Schriftstellerei entdeckte sie bereits in jungen Jahren, indem sie kleine Gedichte und Geschichten schrieb. Sie machte eine Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete als Personalsachbearbeiterin und Mitarbeiterbetreuerin.
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