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Gespräche mit Paula

von Rother Baron (Autor:in)
80 Seiten

Zusammenfassung

Auf Paulas kleiner Südseeinsel gibt es keine Gefängnisse und keine Armee, keine Parteien und keinen Besitz. Vieles von dem, was für uns selbstverständlich ist, betrachtet sie deshalb mit staunenden Kinderaugen. Wer die Welt mit ihren Augen sieht, kann aus dem Käfig seines Ichs ausbrechen, wie es sonst nur bei Reisen in ferne Länder möglich ist. Das ist, wie jede Reise ins Ungewisse, oft auch beschwerlich. Am Ende steht aber doch häufig ein Gefühl der Befreiung, wie wenn man sich an einem kühleren Augusttag doch noch dazu aufgerafft hat, ein Bad in einem von der Sommerhitze aufgewärmten See zu nehmen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Wie ich Paula kennengelernt habe

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Eine Halluzination?

 

Obwohl ich Paula nun schon seit mehreren Jahren kenne, ist mir noch immer vieles an ihr ein Rätsel. Wenn sie gerade nicht bei mir ist, frage ich mich manchmal sogar, ob ich mir ihre Existenz womöglich nur einbilde – ob es sich bei ihr also um ein reines Hirngespinst handelt, ein Trugbild, das meiner Phantasie entsprungen ist.

So ist es mir mit ihr im Grunde schon immer ergangen, vom ersten Augenblick unserer Bekanntschaft an. Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, war ich gerade auf dem Weg zum Kiosk an der Ecke, um mir meine Morgenzeitung zu holen. Da kam mir Paula plötzlich auf der Straße entgegen.

Mit ihrem Wickelkleid, auf dem exotische Vögel in knallbunten Farben schrien, dem wie aus Ebenholz geschnitzten Gesicht, den dichten schwarzen Haaren, in denen das Sonnenlicht Funken zu schlagen schien, und ihren geschmeidigen Füßen, deren Glätte einen auffallenden Kontrast zu dem rissigen Asphalt bildete, wirkte sie so fremdartig auf mich, dass sie mir vorkam wie eine Halluzination.

Ich konnte die Augen nicht von ihr wenden, ihre Erscheinung fesselte meinen Blick – und so war es auch nicht weiter erstaunlich, dass Paula mich ansprach. "Sagen Sie", fragte sie mich mit dem getragenen Singsang, der all ihre Sätze durchzieht, "bin ich hier richtig in Europa?"

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich danach gebraucht habe, um den Mund wieder zuzuklappen, und ich erinnere mich auch nicht mehr daran, was ich schließlich geantwortet habe. Klar ist jedoch, dass ich ihre merkwürdigen Worte in der naheliegendsten, wohl einzig denkbaren Weise gedeutet habe – nämlich so, dass es sich bei ihr um eine illegale Einwanderin handle, die gerade irgendwo von einer finsteren Schlepperbande aus dem noch finstereren Bauch eines Lastwagens gestoßen worden sei. Diese Deutung war für mich natürlich auch insofern vorteilhaft, als sie mir dabei half, alle Hemmungen zu überwinden und Paula umstandslos zu mir nach Hause einzuladen.

 

Die Tarnkappeninsel

 

Die Begründung, die Paula mir dann für ihren seltsamen Auftritt bot, klingt noch heute wenig glaubwürdig in meinen Ohren. Sie lebe, erzählte sie mir, auf einer Südseeinsel, auf die noch nie ein Fremder seinen Fuß gesetzt habe. Wie es möglich sein kann, dass ihr Südseeparadies noch nicht von den Spähaugen der allgegenwärtigen Satelliten erfasst worden ist, konnte Paula mir nicht erklären.

Vielleicht liegt es ja daran, dass das zerklüftete Gestein, aus dem die Insel größtenteils bestehen soll, von oben wie gekräuselte Wellen aussieht. Möglicherweise gibt es auch eine ganz bestimmte Art von Strahlung ab, die sich wie eine Tarnkappe um die Insel legt und auf näher kommende Schiffe eine ähnliche Abstoßungswirkung hat wie ein gleichartiger Magnetpol für den anderen.

Jahrhundertelang, so stellte Paula es mir gegenüber dar, seien sie sich in ihrem kleinen Reich selbst genug gewesen. In letzter Zeit seien jedoch von den anderen Inseln in ihrer Umgebung, mit denen sie Handel trieben, beunruhigende Nachrichten zu ihnen vorgedrungen. Diese legten den Schluss nahe, dass die technische Entwicklung schon in naher Zukunft eine weitere Abschirmung ihrer Insel nach außen hin unmöglich machen würde.

So stellte sich die Frage, wie damit umzugehen wäre: Sollte man abwarten und darauf vertrauen, dass die bösen Vorahnungen sich nicht bewahrheiten würden? Oder war es vernünftiger, sich rechtzeitig auf den möglichen Kontakt mit dem Rest der Welt vorzubereiten?

Am Ende wählte man einen Mittelweg. Einerseits wollte man die Existenz der Insel so gut und so lange wie möglich vor dem Rest der Welt geheim halten. Selbst den Nachbarinseln wollte man weiterhin die genaue Lage der Insel verheimlichen. Zu deutlich hatte man die Entfremdung und die Zerstörungen vor Augen, die der Kontakt mit den Abenteuerreisenden, dieser Vorhut des Massentourismus, dort bewirkt hatte.

Andererseits beschloss man jedoch, eine Kundschafterin zu bestimmen, die jenseits der eigenen Grenzen völkerkundliche Studien betreiben und die "Terra incognita" näher in Augenschein nehmen sollte. Vielleicht könnte man dieser ja dadurch etwas von ihrem Schrecken nehmen und die Handlungsweise der Fremden – wenn sie denn eines Tages das Ufer der Insel betreten sollten – besser einschätzen.

Bei dieser Kundschafterin handelt es sich – wenn man ihren Worten Glauben schenken darf – um Paula. Nach einer Vorbereitungszeit, während der sie auf den Nachbarinseln Kontakte zu ausländischen Besuchern geknüpft und sich so langsam an die fremde Welt herangetastet hatte, hatte man sie schließlich mitten ins Auge des Orkans entsandt.

 

Paulas Geheimnisse

 

Eine schöne Geschichte – bei der allerdings doch einige Fragen offen bleiben. So ist mir beispielsweise unklar, wie Paula – wenn sie doch angeblich aus einer für andere nicht existenten Welt kommt – überhaupt die Grenzen anderer Länder hat überwinden können. Da sie anfangs weder über einen Pass noch über ein Visum verfügte, kann das im Grunde nur auf irgendwelchen Schleichwegen erfolgt sein.

Oder hat Paula hierfür vielleicht eine Scheinidentität angenommen? Hat sie womöglich gegenüber den Behörden eines anderen Landes so getan, als hätte sie ihren Pass verloren, um an ein offizielles Reisedokument heranzukommen?

Ich scheue mich, diesen Gedanken weiterzudenken. Denn in letzter Konsequenz zerrinnt Paula mir so vollends zu einer Schimäre. Wer garantiert mir denn, dass die Identität, die sie mir gegenüber annimmt, der Wahrheit entspricht? Muss ich nicht damit rechnen, dass sie sich auch hier eine Maske überstreift, um ihr Inkognito zu wahren? Ist am Ende vielleicht sogar ihre Insel eine pure Fiktion, die sie nur aufrechterhält, um mich als Sponsor für ihre Reisen – der ich mittlerweile geworden bin – zu behalten?

In der Tat ist meine Beziehung zu Paula in dieser Hinsicht ziemlich einseitig. Mit ihrer Geschichte von dem vollständig abgeschotteten Inselreich, diesem mitten in der Welt klaffenden Schwarzen Loch, zwingt sie mich dazu, sie nicht näher nach ihrer Herkunft zu befragen und diese, soweit ich etwas darüber weiß, auch gegenüber anderen im Dunkeln zu lassen.

So heißt Paula in Wirklichkeit gar nicht Paula, und sie stammt auch nicht – wie manch einer vielleicht schon gemutmaßt hat – von der Insel Palau. Noch nicht einmal ich weiß, wohin genau Paula reist, wenn sie mich nach ihren periodischen Besuchen wieder verlässt. Ich buche ihr lediglich einen Flug in die – gemäß ihren Angaben – ihrer Insel am nächsten gelegene Stadt. Wohin und wie sie von dort weiterreist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Eben hierin liegt das Ungleichgewicht in unserer Beziehung: Ich bin Paulas Studienobjekt, das fremdartige Etwas, das sie mit ethnologischem Interesse seziert, während sie selbst nur so viel über sich und ihre Kultur preisgibt, wie ihr opportun erscheint – und selbst hierbei kann ich mir nie sicher sein, ob es sich nicht um pure Erfindung handelt.

 

Die Welt mit Paulas Augen sehen

 

Dennoch käme ich nie auf die Idee, die Beziehung zu Paula zu beenden. Ganz im Gegenteil: Ich bin fast schon süchtig nach ihrer Gegenwart, ich zähle die Tage bis zu ihrem nächsten Besuch, ich kann es kaum erwarten, dass die graue, paulalose Zeit wieder vorbei ist. Das liegt – ich gebe es zu – durchaus auch an Paulas exotischer Schönheit, an dem Südseehimmel, der mich aus ihren Augen anstrahlt, an der palmenhaften Anmut ihres Körpers. Vor allem aber ist ihre Anwesenheit für mich selbst immer wie eine Reise in eine andere Welt.

Wenn ich die Welt mit Paulas Augen sehe, kann ich aus dem Käfig meines Ichs ausbrechen, wie es mir sonst nur bei Reisen in ferne Länder möglich ist. Das ist, wie jede Reise ins Ungewisse, oft auch beschwerlich. Am Ende steht aber doch häufig ein Gefühl der Befreiung, wie wenn man sich an einem kühlen Augustabend doch noch dazu aufgerafft hat, ein Bad in einem von der Sommerhitze aufgewärmten See zu nehmen.

So habe ich mich dazu entschlossen, einige meiner Gespräche mit Paula aufzuschreiben, um auch anderen Paulas Blick auf unsere Welt zugänglich zu machen. Letztlich ist es ja auch ganz egal, wie viel Wahrheit in dem Bild steckt, das Paula von sich zeichnet. Indem ich davon erzähle, kleide ich es ohnehin wieder in eine andere Fiktion – eine Fiktion, die auf der Liebe zu der Fiktion beruht, die sie von sich selbst entwirft.

Die Egoismusfalle. Gespräch über Geld und Eigentum

 

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Einfahrt in den Bauch der Erde

 

Paulas Besuche bei mir laufen immer nach einem bestimmten Muster ab. Am Anfang stürzt sie sich stets in das Stadtleben, als würde es sich dabei um eine ewige Party handeln. Ich muss dann stundenlang mit ihr um die Häuser ziehen und geduldig mitansehen, wie sie jeden Hund anspricht, jedem bunten Kleid hinterherstaunt und sich an den braun gebrannten Oberkörpern der Bauarbeiter ergötzt.

Besonders liebt es Paula, in den zahlreichen Kramläden zu stöbern. Nicht, dass sie dabei nach irgendwelchem Nippes suchen würde, den sie als Souvenir oder Mitbringsel mit nach Hause nehmen könnte. Was sie an den Läden fasziniert, ist vielmehr – so hat sie es mir einmal erklärt – die sich in ihnen offenbarende Vielfalt von Dingen, in denen der menschliche Geist Gestalt annehmen kann.

Eine große Leidenschaft hegt Paula ferner für die U-Bahn. Schon bei der Rolltreppenfahrt in den, wie sie es nennt, "Bauch der Erde" macht sie jedes Mal ein Gesicht, als befände sie sich auf einer Expedition ins Innere eines Vulkans. Und wenn dann erst der Zug mit uns in das labyrinthische Tunnelsystem eintaucht, tut sie regelmäßig so, als wäre diese Allerweltsfahrt ein exotisches Abenteuer für sie.

 

Der Tunnel der Zeit

 

Einmal habe ich, genervt von der Enge und der stickigen Luft in den Waggons, einzuwenden gewagt, dass man in den Tunneln doch gar nichts sehe und es vielleicht reizvoller wäre, einmal eine Stadtrundfahrt zu machen.

"Aber das ist doch gerade das Aufregende daran!" hatte Paula mir da freudig erregt entgegengehalten. "Ich stelle mir stets vor, ich würde in den Tunnel der Zeit einfahren, der mich mit sich fortträgt durch Raum und Zeit, bis ich in einer ganz anderen Welt wieder auftauche."

"Aber ist es dann nicht furchtbar enttäuschend für dich, wenn das Ziel nur eine neue U-Bahnstation ist, die sich kaum von dem Anfang deiner Reise unterscheidet?" hatte ich sie gefragt.

Paulas augenzwinkernde Antwort: "Eigentlich bin ich eher erleichtert, wenn mir an der nächsten Station keine Marsmännchen auflauern. Außerdem hat sich für mich bis jetzt noch jede Fahrt als lohnend erwiesen."

Ich wusste genau, worauf sie anspielte. Irgendwie schafft sie es jedes Mal, den Ausstieg so zu wählen, dass wir geradewegs auf eines ihrer Lieblingseiscafés zulaufen.

 

Die Erde zwischen den Zehen

 

Wie gesagt – diese lustvollen Stadtwanderungen sind typisch für Paulas erste Besuchstage. Ihre Euphorie verfliegt jedoch meist ziemlich schnell und macht einer Art klaustrophobischem Anfall Platz. Auf einmal meint sie dann, zwischen den Hochhausschluchten ersticken zu müssen, und beklagt sich, ihre Füße würden sich durch das viele Gehen auf Asphalt allmählich selbst in zwei kleine Felsklumpen verwandeln.

"Ich muss wieder die Erde zwischen meinen Zehen spüren – sonst weiß ich nicht mehr, wer ich bin!" hat sie mich einmal bedrängt, als ich ihr vorgehalten hatte, andere würden doch auch Tag für Tag so leben.

Der Ort, an den es Paula in solchen Situationen zieht, ist alles andere als spektakulär: abgeerntete Rapsfelder, Kuhwiesen, eine Pferdekoppel, ein schmaler Feldweg – mehr ist dort nicht geboten. Paula aber breitet, sobald wir aus dem Vorortzug ausgestiegen sind, ihre Arme aus wie ein gefangener Vogel, dem man seine Freiheit zurückgegeben hat, wirft ihre Sandaletten von sich, als wären sie Fußfesseln, und lässt ihre Zehen im Dickicht der Gräser versinken. Wenn ich sie vor den Kuhfladen warne, lacht sie nur: "Die wärmen doch so schön …"

 

Kann man andere Lebewesen besitzen?

 

Sobald wir uns dem Pferdehof nähern, wo Pferdebesitzer ohne eigenes Land ihre Tiere unterstellen können, beschleunigt Paula ihren Schritt. Sie hat allen Pferden Namen gegeben – und weil sie es nie versäumt, ein paar Möhren und Äpfel mitzunehmen, kommen die Pferde auch tatsächlich gelaufen, sobald sie nach ihnen ruft.

Als die Pferde einmal besonders übermütig herumtollten, seufzte Paula mitfühlend: "Ist es nicht ein Jammer, dass so freiheitsliebende Tiere nicht in Freiheit leben dürfen?" Dabei wies sie auf den Elektrozaun, der die Weidefläche umspannte.

Ich fragte mich, ob sich da nicht vielleicht jemand zu stark mit den Tieren identifizierte. Entsprechend vorsichtig gab ich zu bedenken: "Wenn die Pferde nicht eingezäunt wären, würden sie sich wahrscheinlich verirren und müssten elend zugrunde gehen. Außerdem würden die Besitzer der Tiere dann wohl den Pferdehof für den Verlust haftbar machen."

Paula sah mich überrascht an: "Was soll das heißen – die Besitzer der Tiere? Man kann doch ein anderes Lebewesen nicht besitzen!"

Typisch Paula! Bei allem musste sie von den Verhältnissen auf ihrer Insel ausgehen. Dort brauchte man natürlich keine Zäune – wohin hätten die Tiere auch fliehen sollen?

Ich ließ mich daher von ihrer Entrüstung nicht beirren und entgegnete ungerührt: "Einen Besitzer zu haben, ist für die Pferde doch die beste Lebensversicherung: So haben sie immer jemanden, der für sie sorgt!"

Paula schüttelte verwundert den Kopf. "Das verstehe ich nicht. Um für jemanden zu sorgen, muss ich ihn doch nicht besitzen! Oder gehen etwa alte Leute in den Besitz anderer über, wenn sie zu schwach sind, um für sich selbst zu sorgen?"

"Das ist doch etwas ganz anderes!" protestierte ich.

Paula sah mich herausfordernd an: "Und wieso?"

"Weil … weil es sich dabei um dieselbe Spezies handelt", erwiderte ich. "Und weil Menschen vernunftbegabte Wesen sind", schob ich noch hinterher, obwohl die Frage sich ja eigentlich von selbst beantwortete.

Aber Paula gab sich mal wieder nicht geschlagen: "Bist du dir da so sicher?"

Damit hatte sie ein neues Kapitel aufgeschlagen. Wenn ich weiter mit ihr diskutiert hätte, wäre es nun um die moralische Kraft der menschlichen Vernunft und die sich daraus ergebenden Freiheitsrechte gegangen. Das war mir dann doch etwas zu komplex für einen harmlosen Sommerspaziergang. Also ließ ich die Frage einfach im Raum stehen und wartete, bis Paula sich zum Weitergehen entschloss.

 

"Gibt es bei euch etwa keinen Besitz?"

 

Ein paar Meter weiter gelangten wir an eine Streuobstwiese aus Apfel-, Kirsch- und Birnbäumen. Die Birnen waren noch unreif, während von den Kirschen nur noch in den oberen, unerreichbaren Zweigen ein paar verfaulende, von Wespen umschwirrte Exemplare hingen. Die Augustäpfel aber hatten gerade erst ihre volle Reife erlangt und leuchteten grüngelb in der Sonne.

"Komm – wir naschen ein bisschen!" forderte Paula mich auf, indem sie auf einen der Apfelbäume zulief.

"Lass das besser!" rief ich ihr hinterher. "Das ist Privatbesitz!" Die Wiese war zwar nicht eingezäunt, aber ein Schild wies unmissverständlich darauf hin, dass das "Betreten verboten" sei.

Paula drehte sich irritiert, fast schon ein wenig verärgert zu mir um. "Das Fallobst werde ich ja wohl aufsammeln dürfen – das vergammelt sonst doch nur!" wehrte sie sich.

Erst nachdem sie trotzig so viele Äpfel aufgelesen hatte, wie sie tragen konnte, kam sie wieder zu mir zurück. "Da", bot sie mir einen der Äpfel an, während sie selbst schon an einem herumkaute. "Probier mal – die sind wirklich lecker!"

Um nicht als Prinzipienreiter zu erscheinen, ließ ich mir den Apfel aufdrängen und biss hinein. Er hatte wirklich gerade den richtigen Reifegrad.

"Ich glaube nicht, dass die Menschen in der Gemeinde hier wegen dieses kleinen Mundraubs den Hungertod sterben werden!" bemerkte Paula triumphierend, während wir weitergingen.

"Die Streuobstwiese befindet sich doch gar nicht im Besitz der Gemeinde!" korrigierte ich sie. "'Privatbesitz' heißt ja gerade, dass etwas nicht der Allgemeinheit gehört."

"Du meinst, all diese Obstbäume gehören einem einzigen Menschen?" staunte Paula.

"Ja – oder einer Eigentümergemeinschaft", nickte ich. "Auf jeden Fall ist das hier kein Gemeindeland."

Paula runzelte missbilligend die Stirn. "Warum müsst ihr nur immer alles besitzen …"

"Gibt es bei euch etwa keinen Besitz?" fragte ich etwas unwillig zurück. Schließlich war man ja nicht gleich ein knallharter Materialist, nur weil man ein kleines Wiesenstück sein Eigen nannte.

 

Archaische Blutsbande

 

Paula biss noch einmal in ihren Apfel. "Warte mal …", sinnierte sie dann mümmelnd. "Nein, ich glaube, Besitz in eurem Sinne existiert bei uns wirklich nicht. Natürlich kennen auch wir Dinge, mit denen eine einzelne Person so viel Umgang hat, dass man sie gewissermaßen als Teil von ihr wahrnimmt. Das sind aber nicht eigentlich Dinge, die einem gehören, sondern eher Dinge, die zu einem gehören – Talismane etwa, der Becher, aus dem man trinkt, eine Muschelkette, mit der man sich schmückt … So etwas hat natürlich nur für einen selbst eine spezielle Bedeutung – eben deshalb nimmt man damit aber auch niemandem etwas weg."

"Daran hatte ich eigentlich gar nicht gedacht", stellte ich klar. "Mir ging es eher um die wirklich wertvollen Dinge … Nehmen wir zum Beispiel die Häuser, in denen ihr wohnt – die befinden sich doch bei euch sicher auch in Privatbesitz, oder?"

Paula sah mich mit ehrlicher Verwunderung an: "Nein – wieso? Es reicht doch, darin wohnen zu können. Warum sollte man das Haus denn selbst besitzen müssen?"

"Nun, weil … um …", stotterte ich, irritiert von der Naivität, mit der Paula die Notwendigkeit von Besitz leugnete. "Zum Beispiel, damit ihr die Häuser an eure Kinder vererben könnt", folgte ich schließlich dem erstbesten Begründungsmuster, das mir in den Sinn kam.

Aber Paula sah mich mal wieder nur aus großen Augen an: "Vererben?"

"Na, ich meine, dass ihr euer Haus von einer Generation an die nächste weitergeben könnt", erläuterte ich. "Dass es in Familienbesitz bleibt."

Paula lachte. "Aber wir haben doch gar keine Familien auf unserer Insel! Die Kinder werden bei uns von allen gemeinsam aufgezogen. Und ich wüsste auch nicht, warum ich jemanden bevorzugen sollte, nur weil zwischen ihm und mir besondere Blutsbande bestehen. Eine solche Denkweise kommt mir doch recht archaisch vor."

 

Festigt der Egoismus die Gemeinschaft?

 

Wahrscheinlich, sagte ich mir, kann man die beiden Kulturen in diesem Punkt einfach nicht miteinander vergleichen. In Paulas kleiner Inselgemeinschaft war ja wohl ohnehin jeder mit jedem irgendwie verwandt. Deshalb musste die Blutsverwandtschaft dort auch nicht extra betont und unter besonderen Schutz gestellt werden. Die Notwendigkeit dazu ergab sich offenbar erst in komplexeren Gesellschaften, in denen das von den Eltern Erarbeitete nur dadurch Kontinuität erlangen konnte, dass die Erbfolge innerhalb des Familienverbands vom Staat garantiert wurde.

Ich verfolgte daher das Thema nicht weiter und lenkte Paulas Aufmerksamkeit lieber auf das aufziehende Gewitter, das sich in der Ferne durch Donnergrollen und Wetterleuchten bemerkbar machte.

Paula sah kurz in Richtung der Gewitterfront, die sie allerdings nicht weiter zu beunruhigen schien. "Du hast mir noch nicht auf meine Frage geantwortet", beharrte sie stattdessen. "Warum ist euch der Besitz denn nun so wichtig?"

Ihr inquisitorisches Insistieren ärgerte mich zwar. Da ich aber wusste, dass sie doch keine Ruhe geben würde, ehe ich auf ihre Frage eingegangen wäre, erklärte ich: "Na, weil man nur über das, was man besitzt, völlig frei verfügen kann. Außerdem gibt mir der Besitz ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn ich etwa ein Haus besitze, kann ich es nach meinen Wünschen umbauen, es also viel genauer an meine Bedürfnisse anpassen, als wenn es der Allgemeinheit gehören würde. Außerdem tätige ich die Investitionen, die für so etwas nötig sind, doch nicht, wenn ich damit sozusagen einem anderen in die Tasche wirtschafte."

"Du würdest also ein Haus nicht renovieren, wenn es nicht dir allein, sondern allen gemeinsam gehören würde?" fragte Paula lauernd.

Anstatt mich von ihr in die Ecke der Unmoral stellen zu lassen, entgegnete ich mit trotziger Ruhe: "Ja – na und? Das ist doch ganz normal! Der Mensch ist nun einmal so – er ist sich eben immer selbst der Nächste. Und weißt du was? Diese Charaktereigenschaft kann man sich sogar zunutze machen, um ihn zum Dienst an der Gemeinschaft zu motivieren! Denn wer bei uns viel für die Gemeinschaft tut, der hat auch ein entsprechend hohes Einkommen, von dem er dann Besitztümer erwerben kann."

Paula schüttelte verständnislos den Kopf. "Dann fördert ihr also den Egoismus, damit Menschen etwas für die Gemeinschaft tun, in der sie leben?"

"Wenn du es so ausdrücken willst …", stimmte ich ihr achselzuckend zu.

 

Der Besitz der Besitzlosen

 

Ich hoffte schon, die Diskussion wäre damit beendet. Aber nach einem kurzen Schweigen hakte Paula noch einmal nach: "Hast du dir schon mal überlegt, ob ihr nicht vielleicht Ursache und Wirkung verwechselt?"

Ich sah sie fragend an: "Was meinst du damit?"

"Nun", erläuterte sie mir, "wir gehen bei uns davon aus, dass Menschen nicht in erster Linie deshalb etwas für die Gemeinschaft tun, weil sie sich davon einen Vorteil für sich selbst erhoffen, sondern weil sie gerne mit anderen zusammen sind, gerne etwas gemeinsam mit anderen aufbauen, weil sie es als befriedigend erleben, anderen zu helfen. Und im Großen und Ganzen trifft das bei uns auch zu. Wir würden uns wirklich irgendwie amputiert fühlen, wenn wir unsere Gärten allein bestellen müssten und den Umbau unserer Häuser nicht zusammen mit anderen planen und umsetzen könnten."

Sie schob mit dem Fuß einen Stein zur Seite, der vor ihr auf dem Weg lag, dann fuhr sie fort: "Ich frage mich daher, ob die Menschen nicht auch bei euch anders wären, wenn ihr ein anderes Bild von euch hättet; ob ihr also nicht vielleicht nur deshalb so egoistisch seid, weil ihr euch selbst einredet, Gott – oder wer auch immer – habe euch nun einmal so erschaffen."

Lachend setzte sie hinzu: "Letztlich besitzen wir vielleicht sogar gerade deshalb mehr als ihr, weil wir nichts besitzen. Denn da bei uns niemandem etwas gehört, gehört ja auch jedem alles. So kann ich mir sicher sein, dass mir niemand etwas wegnehmen oder vorenthalten wird, wenn ich es brauche."

An dieser Stelle beschloss ich, den Diskurs mit meiner Südseephilosophin zu beenden. Mir schien, dass wir mal wieder an einem Punkt angelangt waren, wo wir beide von zu unterschiedlichen, nicht miteinander vereinbaren kulturellen Positionen aus argumentierten.

Paulas Argumentation beruhte, wie mir schien, allzu sehr auf der Situation einer vorzivilisatorischen Gesellschaft, in welcher der Mensch noch gar nicht richtig zu seiner Individualität erwacht ist. So gesehen, wäre der Egoismus nur die Kehrseite einer geistigen Weiterentwicklung des Menschen, einer Entwicklung, die ihn zur Entdeckung seines Selbst und damit auch erst zum Wunsch nach Selbstentfaltung geführt hat.

Überspitzt formuliert, könnte man vielleicht sogar sagen: Erst wer diese höhere Stufe der Selbstwerdung erreicht hat, ist auch zu Egoismus fähig. Versucht man diese Entwicklung wieder rückgängig zu machen und persönlichen Besitz zu verbieten, endet das – wie sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat – nur in totalitären Zwangsgemeinschaften.

 

Die Erotik des Teilens

 

Plötzlich stieß Paula einen unterdrückten Schrei aus. Ein Blitz hatte sich direkt über uns entladen. Sie hakte sich bei mir ein, und beide beschleunigten wir unseren Schritt, um rechtzeitig vor Ausbruch des Gewitters eine Unterstellmöglichkeit zu finden. Aber auf dem freien Feld hatten wir keine Chance. Nicht lange, und ein veritabler Sturzbach ging auf uns nieder.

Wenigstens zog die eigentliche Gewitterfront rasch weiter. Donner und Blitze waren schon abgeebbt, als der Regen richtig einsetzte. So konnte ich immerhin den Schirm aufspannen, den ich angesichts der mahnenden Wettervorhersage mitgenommen hatte.

"Darf ich unter deinen Schirm kommen, oder ist der Privatbesitz?" fragte Paula mich fröstelnd, ein zitterndes Lächeln auf den Lippen.

"Herzlich eingeladen!" lachte ich, während Paula sich mit beiden Händen an den Arm klammerte, der den Schirm hielt, und ihren regennassen Körper gegen mich presste. Selten habe ich so gerne meinen Besitz mit jemand anderem geteilt.

 

Staffelarbeiten. Gespräch über Arbeitsteilung und Lohnpyramiden

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Paulas Lächeln

 

Kaum eine menschliche Ausdrucksform ist so vielgestaltig wie das Lächeln. Es gibt das Adlerlächeln, das den Anderen auf Distanz hält, das hündisch-unterwürfige Lächeln, das katzenhaft gurrende Lächeln, das den Anderen in den Sog des eigenen Seins hineinzieht, das priesterliche Lächeln, das sich austeilt wie eine Hostie. Die Welt des Lächelns ist wie ein eigener Code, eine Sprache mit komplexen Zeichen, von denen jedes sein eigenes Netz an Bedeutungen auswirft.

Wenn ich Paulas Lächeln in dieses Zeichensystem einordnen sollte, so würde ich es als Brückenlächeln charakterisieren. Paulas Lächeln ist wie eine Haustür, die immer offen steht. Wen es anweht, der hat das Gefühl, nach Hause zu kommen.

 

Ein verdutzter Müllmann

 

So war es auch an dem Tag, als Paula sich mit dem Müllmann unterhalten hat. Ehrlich gesagt: Ich selbst habe noch nie ein längeres Gespräch mit einem Müllmann geführt. Das liegt zunächst ganz einfach daran, dass die Müllabfuhr die Straße vor meiner Wohnung sehr früh anfährt – in der Regel bereits gegen sechs Uhr morgens, wenn ich mich gerade erst aus dem Bett schäle.

Abgesehen davon habe ich aber auch stets den Eindruck, dass die Müllmänner es ausgesprochen eilig haben, dass sie ihre Arbeit möglichst schnell hinter sich bringen und sich nicht durch unnötige Plaudereien aufhalten lassen wollen.

Für Paula allerdings spielte das alles überhaupt keine Rolle. Als einmal an einem besonders heißen Augusttag ein Müllauto direkt neben uns hielt und ein Müllmann mit seinen breiten, behandschuhten Pranken nach einer Mülltonne griff, sprach sie ihn umstandslos an: "Das ist nichts für schwache Mägen, was?"

Der Mann sah Paula misstrauisch an. Aber unter ihrem Lächeln zerrann sein Argwohn augenblicklich zu einem befreiten Schmunzeln.

"Das kann man wohl sagen!" rief er gegen das Gestampfe des Müllautos an. "Aber was soll man machen? Der Müll muss nun mal weggeschafft werden – im Sommer noch eher als im Winter!"

Worüber die beiden sich sonst noch unterhalten haben, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich nur noch an das verdutzte Gesicht des Mannes, als Paula ihm zum Abschied aufmunternd zurief: "Also dann – Kopf hoch! Es ist ja nicht für immer!"

Aber letztlich waren Paulas Worte ja nur eine Art schmückendes Beiwerk zu ihrem Lächeln. Wahrscheinlich hatte der Mann sie schon wieder vergessen, als der Müllwagen kurz darauf an uns vorbeifuhr und Paula ihrer Zufallsbekanntschaft noch einmal zuwinkte.

 

Das System der Staffelarbeiten

 

Ich fürchte, dass ich angesichts der Geruchsbelästigung etwas zu auffällig die Stirn gerunzelt habe. Das war wohl auch der Grund dafür, dass Paula mir tröstend versicherte: "Keine Sorge! Ich helfe dir, wenn du an der Reihe bist."

Jetzt war es an mir, dumm aus der Wäsche zu gucken: "Wie bitte? Was meinst du?"

"Na ja", erklärte Paula, "ein bisschen wirst du deine Einsatzzeit doch auch selbst beeinflussen können. Notfalls tauschst du eben mit jemandem. Und dann richte ich es so ein, dass ich da bin, wenn du mit Müllwegräumen dran bist."

"Ehrlich gesagt – ich hatte nicht vor, mich als Müllmann zu verdingen", entgegnete ich lachend, während wir uns wieder in Bewegung setzten.

"Kannst du dich denn davor drücken?" wunderte sich Paula.

"Ich muss mich nicht davor drücken, weil niemand von mir verlangt, ins Müllgewerbe einzusteigen", stellte ich klar.

"Dann gibt es bei euch also gar keine Staffelarbeiten?" erkundigte sich Paula.

"Nein – was soll das denn sein?"

"Na, Arbeiten, die keiner machen will, deren Ausführung für das Gemeinschaftswohl aber trotzdem unabdingbar ist", erläuterte Paula. "Wir versuchen das Problem dadurch zu lösen, dass wir diese Dinge entweder alle gemeinsam erledigen oder uns dabei abwechseln."

"So etwas gibt es bei uns in der Tat nicht", bestätigte ich.

"Und wie bringt ihr dann andere dazu, den Müll wegzuschaffen?" wollte Paula wissen. "Ist das bei euch etwa eine Art Strafe?"

Ich winkte ab. "Ach was! Die freie Berufswahl gehört bei uns zu den fundamentalen Freiheitsrechten. Niemand wird gezwungen, Müllmann zu werden!"

"Siehst du", rügte mich Paula, "genau das ist das Problem: Indem du jemanden als 'Müllmann' bezeichnest, identifizierst du ihn doch mit seiner schmutzigen Tätigkeit – die eben dadurch erniedrigend wird. Das ist mit ein Grund dafür, warum wir das System der Staffelarbeit eingeführt haben."

"Aber das ist doch nur eine Berufsbezeichnung!" rechtfertigte ich mich. "Außerdem kann der Job schon deshalb nicht erniedrigend sein, weil es sich dabei immerhin um ein geregeltes Arbeitsverhältnis handelt und die Arbeit meines Wissens auch gar nicht so schlecht bezahlt ist."

 

Der Wert der Ekstase

 

Paula blieb für einen Moment stehen und betrachtete mich mit dem distanzierten Interesse einer Urwaldforscherin. Unwillkürlich wandte ich den Blick ab.

"Dann versucht ihr also den schmutzigen Charakter der Tätigkeit durch eine entsprechend hohe Bezahlung auszugleichen?" schlussfolgerte sie. "Je unangenehmer eine Tätigkeit ist und je weniger Ansehen sie einbringt, desto mehr Geld bekommt man dafür?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, so ist es nun auch wieder nicht. Es gibt durchaus auch Tätigkeiten, die mit hohem sozialen Ansehen verbunden und trotzdem gut bezahlt sind."

Paula sah mich unverwandt an: "Zum Beispiel?"

"Nun, etwa Tätigkeiten im Managementbereich", führte ich das naheliegendste Beispiel an. "Von den Entscheidungen der Manager hängt schließlich das Wohl und Wehe ganzer Unternehmen ab. Die Bereitschaft, eine solche Verantwortung zu übernehmen, hat einen hohen Wert für die Gemeinschaft und wird deshalb auch mit einem entsprechend hohen Gehalt honoriert. Aber auch Popstars, erfolgreiche Filmschauspieler oder Fußballprofis können manchmal mehrere Millionen im Jahr verdienen."

"Und welchen Wert haben diese Popstars für eure Gemeinschaft?"

Ich spürte den kritischen Unterton in Paulas Frage, ließ mich aber nicht beirren. "Zum einen sind die Stars der Unterhaltungsindustrie der Garant dafür, dass in diesem Wirtschaftszweig hohe Umsätze erzielt werden. Das sorgt wiederum dafür, dass Arbeitsplätze erhalten oder neue geschaffen werden", führte ich aus. "Zum anderen sind diese Berühmtheiten für uns auch eine Art Projektionsfläche für unsere Wünsche und Sehnsüchte, ein Abbild unserer Träume. In gewissem Sinne kann man sie vielleicht sogar als moderne Priester bezeichnen. Schließlich ermöglichen sie uns heute jene Form von Ekstase, für die früher die Religion zuständig war."

"Seltsam", sinnierte Paula. "Ich dachte immer, für das Priestertum wäre der Verzicht auf materiellen Besitz charakteristisch, weil der Priester sich ganz auf geistigen Reichtum konzentriert … Andererseits ehrt es euch natürlich, wenn ihr die Priester an die Spitze eurer Wertepyramide setzt."

Ich sah sie von der Seite an: Meinte sie das ernst, oder war das nur wieder ein Versuch, mich aus der Reserve zu locken? Aber Paula verzog keine Miene bei ihren Worten.

"So war das doch nicht gemeint!" korrigierte ich sie. "Echte Priester werden bei uns keineswegs wie Popstars entlohnt. Ich habe den Vergleich doch nur gewählt, um deutlich zu machen, warum Popstars bei uns einen so hohen Stellenwert besitzen!"

 

Geistiger und materieller Reichtum

 

Wir kamen an den Bahnhof, wo wir durch eine Unterführung auf die andere Seite gingen. Dumpf hallten die Akkordeonphantasien eines Straßenmusikers durch den Tunnel. Als über uns ein Zug einfuhr, wurden sie zu dissonanten Geräuschfetzen zerrissen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752143881
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Mai)
Schlagworte
Erzählungen Südsee Gesellschaft Urban Fantasy

Autor

  • Rother Baron (Autor:in)

Pseudonym des Autors Dieter Hoffmann * 1962. Er lebt abwechselnd in der Steiermark und im Saarland. Autor, Blogger (rotherbaron.com) und Literaturwissenschaftler.
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Titel: Gespräche mit Paula