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DIE WITWE TRINKT PICCOLO

Ein Dortmund-Krimi - Roderich Kowelski ermittelt

von Marek Spelldorf (Autor:in)
209 Seiten

Zusammenfassung

Es gab keinen Zweifel für Hauptkommissar Roderich Kowelski, als er der Leiche des pensionierten Hoesch-Managers Friedhelm Ewers in ihre glasigen Augen sah. Dieser Typ war ein Arschloch gewesen. Seine jüngere Ehefrau, sehr attraktiv, trauerte nicht wirklich. Und Feinde hatte sich dieser Mann im Leben einige gemacht. Der klassische Typ „Mörder“ ist allerdings nicht dabei…

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Ein Dienstag im September

Kriminalhauptkommissar Roderich Kowelski ist grundsätzlich eher für seine schlechte als für seine gute Laune bekannt. Vielleicht bringt das dieser Beruf mit sich, in dem die Mehrzahl der ‚Projekte‘ damit beginnt, dass irgendwo eine Leiche aufgefunden wird.

Wobei Roderich Kowelski eigentlich gerne Kriminalhauptkommissar ist. Eigentlich arbeitet er auch gerne in der Dortmunder Mordkommission; auch nach mittlerweile 27 Dienstjahren. Eigentlich ist er aber auch ein Morgenmuffel der extremen Sorte, und zu seinem Leidwesen werden Leichen mehrheitlich morgens gemeldet, ohne in adäquater Form auf seinen Biorhythmus Rücksicht zu nehmen. Die perfekte Leiche meldet sich etwa um 11 Uhr 15, nach Abschluss der 10 Uhr Lagebesprechung, bei der es nicht nur frischen Kaffee, sondern idealerweise auch ofenwarme Croissants gibt, die Melanie vom Bäcker auf der Kreuzstraße mitbringt. Dann noch etwas Zeit für eine Zigarette und einen Blick in die Ruhrnachrichten – und so ziemlich jede Leiche wäre willkommen. Es gibt jedoch nur selten derartig taktvolle Leichen, aber Roderich Kowelski behält die wenigen, die sich an den Leichenehrenkodex gehalten haben, in dankbarer Erinnerung.

Daher gilt es im Team von Roderich Kowelski als Höchststrafe, den Chef vor halb neun morgens zu Hause anrufen zu müssen. In der Regel wird das Opfer durch Kartenziehen ausgelost. Die für diesen Zweck berühmt-berüchtigten Skatkarten liegen bei Melanie auf dem Schreibtisch.

Melanie Rehmers, 32 Jahre alt, Recherche-Spezialistin, ist „Mädchen für alles“ in Kowelskis Team, privat mit einem Klempnermeister liiert, der etwas simpel gestrickt, aber lieb, treu und fürsorglich ist; die fehlenden spirituellen und intellektuellen Kicks nimmt Melanie, nach einer auszehrenden vierjährigen Beziehung mit einem Soziologiestudenten, gerne in Kauf. Kinderwunsch bisher unerfüllt, aber das Panikstadium deswegen noch nicht erreicht.

Melanie und die anderen Kollegen hatten ausgiebig darüber diskutiert, was der beste Weg war, um Roderich Kowelski vor neun zu irgendeinem Einsatz zu bewegen, ohne zur Zielscheibe für kaum erträgliche Übellaunigkeit zu werden. Einig war man sich im Lauf der Zeit dahingehend geworden, dass jede Form von morgentlicher Nettigkeit zwecklos ist. Auch wenn es Melanie schwerfällt mit der herzlosen Tour, so hat auch sie mittlerweile verinnerlicht, dass es komplett sinnfrei ist, einem Roderich Kowelski morgens irgendwelche Freundlichkeiten entgegenzubringen.

Einmal tief Luft holen – und dann die Taste drücken, auf der Roderichs Handynummer programmiert ist. Dann unerbittlich anfangen zu reden, sobald am anderen Ende ein Knurren oder Stöhnen zu hören ist. Und nicht aufhören zu reden, die Fakten gnadenlos abspulen und glasklar den Tatort benennen; zur Not mehrfach. Und in diesem Moment schlichtweg ignorieren, wer hier der Dienstvorgesetzte ist. Wenn Roderich Kowelski erstmal eine Chance hat, seinen Morgenfrust auszubreiten, dann kann man den Hörer nur noch beiseitelegen, Kaffee trinken und warten, bis er sich wieder abgeregt hat.

So an diesem Septembermorgen, einem Dienstag um 7 Uhr 27, als das klingelnde Handy Kowelski aus seinem Tiefschlaf riss und ihn auf den Boden seiner dienstlichen Verpflichtungen zerrte. Die Arschkarte auf der anderen Seite der Leitung hatte Melanie, denn mit Auslosen war an diesem Morgen nichts; sie war allein im Büro.

„Guten Morgen Roderich, es gibt einen Toten in Lücklemberg. In seinem Haus von drei Schüssen getroffen, einer davon in den Kopf. Die Ehefrau hat den Toten vor einer halben Stunde gefunden. Du wirst dort umgehend erwartet. Die Spurensicherung kommt gegen halb neun. Da du den Tatort gerne vor denen inspizierst, solltest du spätestens um acht da sein. Adresse und Kurzinfo zum Opfer bekommst du in wenigen Minuten aufs Handy. Hast du noch irgendwelche Fragen?“

Kowelski hielt sich an seinem Handy fest. „Melanie, was soll die Scheiße“, blaffte er ins Telefon. „Matti soll die Sache erstmal übernehmen, der kann doch auch mal irgendwann irgendwas allein machen, verdammt noch mal. Ich komm dann später dazu, wenn er mich wirklich …“

Melanie unterbrach ihn mit fester Stimme: „Roderich, lass die Witze. Du weißt besser als jeder andere, dass du den Tatort selber sehen musst. Sonst stellst du uns hinterher nur wieder tausend bescheuerte Fragen, auf die kein anderer Mensch dieser Welt kommen würde. Und – halt dich gut fest – es kommt noch was Pikantes hinzu.“

Schweigen in der Leitung.

„Roderich, bist du noch dran?“

Hörbares Grummeln.

„Der Ermordete war ein Duzfreund vom Baustadtrat. Der wird sofort oben anfragen, wer die Ermittlungen übernimmt, und du weißt ganz genau was dir blüht, wenn herauskommt, dass du deinen Hintern nicht aus dem Bett bekommen hast. Die Ausrede mit dem Arztbesuch glaubt dir eh keiner, solange du nicht nachweislich auf der Intensiv liegst!“

Wieder Stille auf der anderen Seite, dann ein resignierender Seufzer.„Eine VIP-Leiche also, und das am Montag vor Sonnenaufgang. Dieser Job macht mich fertig.“ Kowelski gelang es, trotz leichtem Schwindelgefühls, sich aufzusetzen.

„Wir haben Dienstag heute“, stellte Melanie trocken klar, „auch wenn du gestern das Wochenende verlängert hast. Und vielleicht ziehst du zu Hause mal deine Jalousien hoch. Draußen ist Spätsommer vom Feinsten.“

„Wer ist der Tote?“

Am sachlichen Tonfall dieser kurzen Frage konnte Melanie erkennen, dass Hauptkommissar Roderich Kowelski jetzt im Dienst war. Sie lehnte sich zurück, nahm für fünf Sekunden den Hörer vom Ohr und holte tief Luft. Dann ging es zur Sache: „Friedhelm Ewers, 71 Jahre alt, verheiratet, studierter Hütteningenieur, später ein hohes Tier bei Hoesch und Krupp. Ehefrau Marianne Ewers, eine geborene von Ludenfeld, 59 Jahre alt. Mitglied der besseren Gesellschaft. Beide im Golfclub, er aktiv und wohl mit brauchbarem Handicap. Sie reitet. Beide Mitglied im Förderkreis des Konzerthauses, sie sitzt in irgendeinem Beirat vom MKK (*1). Über Eheprobleme ist offiziell nichts bekannt. Ein Sohn, 34 Jahre alt, ledig, gemeldet in Köln, angeblich Softwareentwickler. Eine Tochter, 29, Ärztin am Krupp‘schen Krankenhaus in Essen, standesgemäß mit einem Arzt namens Dr. Malte Spier verheiratet. Soweit bisher bekannt noch keine Enkelkinder. Hast du in dieser Sekunde als Doc.“

„Adresse?“

„Habe ich dir ebenfalls aufs Handy geschickt.“

Kowelski grummelte schläfrig: „Hast du Matti schon erreicht?“

„Matti ist bereits am Tatort“, kam es spitz zurück. „Dürfen wir mit dir ebenfalls rechnen?“

Kurzer Intensivcocktail aus im Detail nicht zitierfähigen, halblaut gemurmelten Flüchen, bevor die Verbindung abbrach. Melanie rief kurz Matti zurück. „Cheffe ist wach“, vermeldete sie. Gegenseitiges Grinsen am Telefon.

Kowelski schätzt Melanie sehr, auch wenn sie ihm manchmal, vor allem morgens, über den Mund fährt. Melanie hat ein gutes Gespür für taktisches Verhalten im Polizeiapparat und hat ihn schon das eine und andere Mal vor internem Ärger bewahrt. Des Weiteren ist sie eine gute Analystin, ihre Recherchen kommen schnell, sind präzise und enthalten oft Informationen, die anfangs gar nicht gefragt sind, sich im Laufe eines Falls aber als sehr nützlich erweisen. Und manchmal hat Melanie etwas typisch Weibliches: Intuition.

Matthias Schmidtke, kurz Matti, Alter 35, verheiratet, eine kleine Tochter, ist die Nummer drei im vierköpfigen Team der MK-G2, so wie die Mordkommission Gruppe 2 abgekürzt wird. Matti gilt als das intellektuelle Rückgrat des MK-G2-Teams, weswegen Kowelski ihn gerne mit „Klugscheißer“ anredet.

Bleibt noch Herwig Fricke, der im Revier respektvoll „der Schnüffler“ genannt wird. Gemäß Gerüchteküche auf der Markgrafenstraße (*2)  hat er wirklich nur diese eine Jeans und diese eine Lederjacke.

„Rotgerweg im feinen Lücklemberg. Welcher Erbschleicher konnte da schon wieder nicht warten, bis die Natur ihren Job erledigt“, murmelte Kowelski, als er bei dunkeloranger Ampel von der Ruhrwaldstraße abbog. Wenige Minuten später erreichte er den Rotgerweg. Er parkte seinen Wagen schräg gegenüber von der Gartenpforte eines mächtigen, zweistöckigen Kastens, wo er von einem Kollegen der Schutzpolizei in Empfang genommen wurde.

„Guten Morgen, Herr Hauptkommissar.“

„Ebenso guten Morgen“, entgegnete Kowelski, immer noch leicht

verschlafen. „Kann ja nur großartig werden, wenn er schon so wundervoll anfängt.“

Der Schupo verzog keine Miene. „Der Tote befindet sich in seinem Arbeitszimmer im Erdgeschoss. Von der Diele die Tür links in den Korridor, dann die Tür am Ende des Ganges. Sie können aber auch erstmal rechts ins Wohnzimmer schauen und von da aus ins Arbeitszimmer gehen. Die Ehefrau des Ermordeten befindet sich im Obergeschoss, erste Tür rechts.“

Kowelski deutete matt mit seiner rechten Hand eine Mischung aus Gruß- und Dankesgeste an und ging die Treppe zum Haus hinauf, die links und rechts von jeweils vier ungefähr ein Meter fünfzig hohen, auf antik gemachten Säulen eingefasst war. Jede der Säulen war mit einem opulenten Blumentopf bestückt. Das Arrangement war, eigentlich passend zum Anlass des Besuchs, nicht frei von einer gewissen Grabkapellenatmosphäre, trotz der üppigen Blumenpracht, die sich in toskanisch anmutender Fülle über die Ränder der leicht urnenförmigen Töpfe ergoss.

FRIEDHELM EWERS stand in fetten, goldenen Lettern über dem in Marmor eingelassenen Klingelknopf. Kowelski drückte die schwere angelehnte Tür auf, betrat das Haus und sah sich in der Diele um. Ein geräumiger, aber etwas düsterer Raum, der durch die beiden schmalen, hohen Fenster, die beidseitig neben der Haustür angeordnet waren, nur eingeschränkt Tageslicht bekam. Gegenüber der Haustür eine mittelgroße Kommode aus Nussbaumholz, in ihren Proportionen gut in den Raum passend, daneben ein prunkvoll gerahmter Spiegel mit mindestens zwei Meter Höhe. Rechts von der Eingangstür eine Garderobennische von ungefähr drei Quadratmetern, eine lange, schwere Edelstahlstange, einheitliche Designerbügel, am Ende ein großer Schuhschrank. Masseinbau. Nicht schlecht gemacht. Kowelski warf einen kurzen Blick auf das erkennbar hochpreisige Schuhwerk der Eheleute Ewers und ließ seine Hand über die in der Garderobe hängenden Mäntel und Jacken gleiten.

Daneben ein Gästeklo. Wohlriechend und sauber. Kleines mattgetöntes Fenster, gekippt. Schauerliche kackbraune Bodenkacheln, konsequent passgenau kombiniert mit einer üppigen, jedoch leicht vergilbten besch-gelben Tapete. Kloschüssel und Waschbecken mattgrün, goldene Waschbeckenarmaturen. Absolut zum Göbeln, aber dazu war ein Klo ja auch der richtige Ort. An der Wand ein Blumengemälde, von einem eher billigen Holzrahmen eingefasst; sah eher nach einer Verlegenheitslösung aus. Ein sauber geschichteter Stapel kleiner Handtücher auf einem Wandregal und ein hoher Rattankorb, der wohl für die benutzten vorgesehen war. Kowelski betätigte die Spülung, ohne zu wissen, was er damit wirklich bezweckte; dann hörte er zu, wie der Spülungskasten sich langsam wieder mit Wasser füllte. Er verließ das stille Örtchen und schloss die Tür leise hinter sich. Noch ein prüfender Blick durch die Diele, dann folgte er dem Korridor und betrat das Wohnzimmer durch die Tür rechts.

Ein großer Raum, Kowelski schätzte ihn auf 70 Quadratmeter. Drei große Doppeltüren boten Zugang zu einer Terrasse und einem weitläufigen Garten. Hinten links die vom Schupo erwähnte Tür, die zum Arbeitszimmer von Friedhelm Ewers führte. An der rechten Wand befand sich ein überdimensionierter Kamin, der offenkundig nicht mehr genutzt wurde, wie sich an dem Blumenbouquet erkennen ließ, welches auf dem Kamingitter stand. Überdimensioniert war nicht nur der Kamin. Auch die Möbel, protziger Empire-Stil, waren selbst für diesen großen Raum etwas zu mächtig und erzeugten eine fast beengte Atmosphäre. Hinter dem Kamin befand sich eine weitere Tür, die zu einem Esszimmer führte, an das sich offenbar eine Küche anschloss.

Kowelski ließ sich auf einem der Sessel nieder und war überrascht, dass dieses Ungetüm von einem Sitzmöbel bequemer war als es aussah. Er legte den Kopf zurück, streckte die Beine aus, schloss die Augen und holte tief Luft. Sensitive Tatorterfassung nannte er das. Der Geruch in einer Wohnung, das ist Kowelskis Theorie, gibt einigen Aufschluss über die Menschen, die dort leben, oder lebten. Er geht mit dieser Theorie zwar nicht polizeiintern hausieren, aber in seinem Kripoleben hatte es schon einige Fälle gegeben, wo er mit den Rückschlüssen aus den ersten Atemzügen gar nicht so verkehrt gelegen hatte. „Eheglück riecht anders“, murmelte Kowelski vor sich hin. Er öffnete die Augen wieder und betrachtete die Deckenlampe; einen Kronleuchter, der mit mindestens zwanzig Kerzenleuchten bestückt war; dann die Gemälde an der Wand, Bergbau- und Stahlwerksmotive, opulent, schwer in Gold gerahmt.

Schritte näherten sich auf dem Korridor. Matti betrat den Raum. Kowelski streckte ihm müde die Hand entgegen – und bemerkte, dass Mattis Hand kalt war.

„Den Toten schon gesehen?“ Matti machte eine Kopfbewegung in Richtung der halbgeöffneten Tür, die vom Wohn- ins Arbeitszimmer führte.

„Nein, schau ich mir gleich an.“ Kowelski setzte sich auf. „Warst du schon bei Frau Ewers?“

„Ja, sie ist oben in ihrem Schlafzimmer, eine Kollegin vom psychologischen Dienst ist bei ihr.“

„Die beiden schlafen getrennt?“

„Scheint so. Ist bei älteren Paaren nicht unüblich. Meine Mutter erträgt das Geschnarche von meinem Vater auch nicht mehr.“

„Welchen Eindruck macht sie auf dich?“

„In welcher Hinsicht?“

Kowelski zog eine Packung Kaugummis aus seiner Jackentasche, wickelte einen aus und steckte ihn in den Mund. Er hielt Matti die Packung hin, aber der winkte ab.

„Ist die Frau glücklich oder unglücklich?“

Matti hielt einen Moment die Luft an. „Hör mal, Roderich, die Frau weiß seit einer Stunde, dass ihr Mann gestern Abend erschossen worden ist und die ganze Nacht da gelegen hat, während sie nichts ahnend oben schlief. Da ist glücklich aussehen eher unwahrscheinlich!“

Kowelski gähnte. „Wie du völlig richtig sagst: Unwahrscheinlich. Aber offensichtlich hat sie ohne ihn recht gut geschlafen. Vermisst hat sie ihn anscheinend nicht!“

„Roderich, du bist ein Schandmaul!“

Der nahm es gelassen und erhob sich. „Komm mal, Klugscheißer“, brummte er und zog ihn vor eines der opulenten Gemälde, welche die Wände zierten. Eine Bergwerksszene unter Tage. Männer mit dreckverschmierten Gesichtern und Augen, deren Leuchten Tapferkeit und Manneskraft ausstrahlten. Der ehrliche Kumpelschweiß der Männer tropfte förmlich von der Leinwand. Matti sah seinen Chef eher unwirsch an. Kowelski räusperte sich: „Würdest du deiner Perle diese Schinken ins Wohnzimmer hängen?“ Er sah Matti stechend in die Augen. „Aparte, kulturinteressierte Frau, hört regelmäßig symphonische Konzerte, fährt wahrscheinlich gerne in die Provence und schwärmt für Monets Blumengärten. Und hat ‘nen Knacker, der ihren Lebensraum mit seinem Gepütte und Gehütte vollkleistert, dieser verstaubten, verlogenen Ruhrpottglorie von treuer, harter, ehrlicher Mannesarbeit.“ Er wandte sich dem nächsten Gemälde zu, das einen Hochofen in staubverhüllter Abendsonne zeigte. „Vergiss glücklich, Matti, ich präzisiere meine Frage. Sag mir, ob diese Frau da oben wirklich trauert“ – Kowelski machte eine kurze Denkpause und ging dann mit einigen festen Schritten wieder auf Matti zu – „oder ob sie lediglich geschockt ist. Vielleicht“ – er sah ihm erneut fest in die Augen – „auch nur von ihrer eigenen Courage. Steck die Angst weg vor dem falschen ersten Eindruck. Der ist oft richtig.“ Kowelski wandte sich wieder der Hochofen-Szene zu. „Korrigieren können wir uns immer noch“, fügte er leise hinzu.

Matti setzte sich in einen der schweren Sessel, schlug die Beine übereinander, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und ließ seine Blicke über die Szenerie dieses ehelichen Wohnzimmers gleiten. Er dachte an Helen. Und daran, was sie sagen würde, wenn er schwulstige Gemälde von heroischer Polizeiarbeit, umrandet von dicken Goldrahmen, im Wohnzimmer aufhängen würde.

„Woher weißt du, dass die Frau apart ist?“ Er blickte Kowelski fragend an.

„Der Inhalt des Schuhschrankes spricht dafür“, antwortete Kowelski lakonisch.

Matti beugte sich nach vorne und stützte sein Kinn auf seinen Händen ab. „Es wäre verfrüht und auch etwas unfair zu sagen, dass sie nicht trauert, aber so richtig am Boden zerstört sieht irgendwie anders aus“, ließ er sich dann leise vernehmen.

Kowelski stellte sich breitbeinig vor den Sessel, auf dem Matti saß; man hörte ihn vernehmbar an seinem Kaugummi schmatzen. „Wie sieht sie aus?“

Matti zog seine Augenbrauen zusammen. „Was soll jetzt bitte diese Frage, Roderich?“

Kowelski trat dichter an seinen Kollegen heran und verpasste ihm einen sachten Fusstritt. „Beantworte meine Frage, Klugscheißer. Was für eine ist das? Schön? Hässlich? Dick? Dünn? Groß? Klein?“

Matti sprang auf. „Sag mal, hast du dir heut zu viel Wodka in deinen Morgenkaffee gekippt?“

„Ich wär froh, wenn ich jetzt langsam mal zu irgendeinem Morgenkaffee käme. Und zu irgendeinem Teilchen.“ Missmutig steckte Kowelski sich noch einen Kaugummi in den Mund. „Matti, nimm mal an die hochwohlgeborene von oder zu Ludefeld hat einen Fettarsch und bringt 95 Kilo auf die Waage. Dann kannst du recht sicher davon ausgehen, dass der Typ, der da drüben auf seine Kiste wartet, hübschere und jüngere Mösen gevögelt hat. Womit wir mitten im Thema wären.“ Kowelski machte eine kurze Pause. „Und wenn sie geile Beine hat und Konfektionsgröße 38 trägt, dann hat sie möglicherweise auch außerhalb dieses Anwesens davon Gebrauch gemacht. Sie ist ja immerhin um die fünfzehn Jahre jünger. Dann hat er vielleicht gestört, und auch dann sind wir eventuell mitten im Thema. Los, beschreib mir die Frau von und zu.“ Kowelski wandte sich von Matti ab und schritt langsam auf die Fensterfront zu. Er öffnete die mittlere Flügeltür und trat hinaus. Ein schöner Scheiß, dass man sich an einem solch‘ herrlichen Spätsommertag mit so ‘nem Dreck rumschlagen musste. Er spuckte die Kaugummis in den Garten.

Matti folgte ihm auf die Terrasse. „Aparte Frau, deine Vermutung ist richtig“, begann er. „Sportlicher Typ, für das Alter wirklich …“

„Kann die eine Knarre halten und abdrücken?“, unterbrach ihn Kowelski.

Matti sah sich auf die Schuhe und trat langsam von einem Fuß auf den anderen. Dann steckte er seine Hände in die Hosentaschen und drückte sein Kreuz durch. „Ausschließen würde ich das nicht“, antwortete er nach kurzer Bedenkzeit.

Jetzt trat Kowelski gemächlich von einem Fuß auf den anderen und überlegte, während sein Blick über die Terrasse und den gepflegten Garten schweifte. Dann kramte er seine Zigaretten aus der Jackentasche und zündete sich eine an.

„Sie sieht also gut aus. Könntest du dir vorstellen sie zu ficken?“ Kowelski grinste verschlagen.

Matti rang um Fassung, blieb im Ton aber ruhig: „Kein Thema für mich. Entscheide das bitte für dich selbst. Vielleicht solltest du wieder mal eins deiner Mädels besuchen, wenn du Druck loswerden musst. Komm bitte wieder zur Sache! Im Übrigen, findest du es in Ordnung hier zu rauchen?“

„Du darfst dich gern beim Hausherrn beschweren, wenn es dir nicht passt“, knurrte Kowelski und machte eine Kopfbewegung Richtung Arbeitszimmer.

Matti ging zurück ins Wohnzimmer und ließ sich erschöpft in einen der Sessel fallen. Welches Superhirn in der Dortmunder Polizei hatte ihm diesen Psychopaten als Chef beschert. Kowelski folgte ihm, nahm sich einen bronzenen Aschenbecher, der auf einer Kommode stand, und setzte sich Matti gegenüber. Er versuchte es nun versöhnlicher: „Matti, ich habe dir eine Frage gestellt, aber ich komme jetzt deinen Empfindsamkeiten entgegen, wohlwissend, dass du diesbezüglich bei Helen sicher auf deine Kosten kommst.“

„Im Gegensatz zu dir zahle ich nicht fürs Ficken, alter Mann“, konterte Matti kühl.

„Reg Dich ab, Junge“, entgegnete Kowelski leise. „Fürs Ficken zahlst du immer einen Preis. Alles andere ist dummes, sentimentales Geschwätz, was dir auch noch vergehen wird. Deine Währung ist nur eine andere. Regelmäßig Blumensträuße, samstags dann Shoppingtouren, bei denen du bezahlen und brav die Tüten tragen darfst, hübsche Schuhe, zartbittere Schokolade, nette Unterhöschen, was auch immer.“ Kowelski zog kräftig an seiner Zigarette und stierte Matti an, leicht boshaft, aber auch etwas belustigt. „Manchmal denke ich, du hättest besser Einrichtungsberater werden sollen. Oder so’n Geschirr- und Besteckfritze bei Villeroy & Boch, der strahlenden Jungverliebten die Hochzeitstische zusammenstellt.“ Kowelski blies ihm seine nikotinhaltige, kaugummigeschwängerte Atemluft ins Gesicht. „Also das mit dem Goldrand und dem klassischen Weiß, das wird sie bestimmt jeden Morgen mit Freude erfüllen“, säuselte er theatralisch, sah dann aber, dass Matti die Nummer nur begrenzt komisch fand. Er sog an seiner Zigarette. „Okay, Klugscheißer und Mustergatte, war nicht so gemeint. Die Dortmunder Kripo ist stolz auf dich. So proud! Also, ich frage dich jetzt, ganz gesittet und korrekt, ob es sich im Rahmen deiner Vorstellungskraft bewegt, dass diese Frau da oben, von und zu wohlgeboren, genug von ihrem ergrauten Knacker hat und in der Lage ist, bei einem jüngeren Mann erotische Reaktionen zu erzeugen, sollte Frau von und zu es eventuell darauf anlegen?“

Matti stand auf, ging langsam zur Fensterfront und betrachtete nachdenklich den Garten. Dann wandte er sich Kowelski wieder zu. „Bevor du hier weiter spekulative Triebtheorien in den Raum bläst, geh doch mal hoch und unterhalte dich mit Frau Ewers. Aber so, wie du deine Frage jetzt gestellt hast, kann ich kriminalistisch etwas damit anfangen.“

„Iss ja gnädig, Klugscheißer“, knurrte Kowelski und drückte seine Zigarette aus. „Und?“

Matti schaute durch die Flügeltüren in den Garten hinaus. „Frau Ewers ist attraktiv“, stellte er sachlich fest. „Gute Figur, sehr gepflegt, sportlich-elegant, Make-up gekonnt und perfekt, auch an so einem Morgen. Die kann auch jüngere Männer … wenn sie will.“

Kowelski wollte sich eigentlich noch eine Zigarette anstecken, aber er bemerkte Mattis ungehaltenen Blick. Er nickte bedächtig und steckte seine Zigaretten zurück in die Jackentasche. „Hast du sonst schon mit ihr gesprochen?“

Matti nickte. „Kurz. Sie war gestern Nachmittag bei einer Freundin in Düsseldorf und kam gegen sieben nach Hause. Sie hätte dann ein Bad genommen und sei danach früh ins Bett gegangen. Getrennte Schlafzimmer. Getrennte Bäder. Ihr Mann ginge am frühen Abend, sofern er kein Nickerchen machen würde, öfter spazieren und tränke dann gerne noch ein Bier in irgendeinem Laden, den sie Jagdhaus nannte. Mir bis dato nicht bekannt. Sie hätte nach ihrer Rückkehr nur kurz nach ihm gerufen und sich nichts dabei gedacht, als er nicht antwortete. Sie sei gleich hochgegangen und vorher nur kurz in der Küche gewesen, um sich noch eine Piccolo aus dem Kühlschank zu holen.“

Über das Gesicht von Kowelski huschte ein Lächeln. „Das macht wirklich feine Leute aus, Matti. Zu jedem Anlass das passende Getränk.“

„Das mit der Piccolo ist ihr rausgerutscht, war ihr sichtlich unangenehm“, schob Matti nach, aber auch er musste jetzt grinsen. „Heute Morgen sei sie in sein Arbeitszimmer gegangen, um sich Briefmarken aus seinem Schreibtisch zu holen. Dabei hätte sie ihn gefunden.“

Kowelski erhob sich und knetete nachdenklich seine Hände. „Dann schauen wir uns mal ihren verblichenen Ehemann an.“

Das Arbeitszimmer von Friedhelm Ewers wirkte nicht ganz so überladen wie das Wohnzimmer, obwohl die vorhandene Möblierung ähnlich protzig gehalten war. Rechts eine große Fensterfront zum Garten, links ein mächtiger Schreibtisch, leicht schräg angeordnet, was ihm etwas von seiner Schwere nahm. Dahinter, optisch etwas unpassend, ein moderner Schreibtischstuhl aus Edelstahl und schwarzem Leder, möglicherweise war er Rückenproblemen geschuldet. Ein auf ihm liegendes rundes Kissen, welches mit arabisch anmutenden Motiven bestickt war, deutete ebenfalls darauf hin. An der hinteren Wand ein eher unauffälliges, flaches Regal mit diversen Aktenordnern. Daneben die geschlossene Tür zum Korridor. Vor dem hinteren Fenster dann ein schwerer Sessel mit einer gepolsterten Fußbank. Auf dem Sessel saß – oder eher lag – zusammengesunken, Friedhelm Ewers.

„Ist jemand gewaltsam in das Haus eingedrungen?“

Matti schüttelte den Kopf. „Auf den ersten Blick nein, aber das werden sich Hartwig und Co. noch genauer anschauen. Um Raubmord geht’s hier mit ziemlicher Sicherheit nicht.“

Kowelski ging in die Hocke und sah dem Toten in seine erstarrten Augen, als ob er ein Spiegelbild erkennen wollte; ein Spiegelbild der Person, die diese erkalteten Augen zuletzt lebend gesehen, die abgedrückt und diesen Schädel durchlöchert hat; die die Überraschung und das Entsetzen des Opfers gesehen haben muss, die dem hohlen Blick seiner gebrochenen Augen anzusehen waren.

„Grässlicher Mensch“, murmelte Kowelski vor sich hin. Je länger er Friedhelm Ewers betrachtete, desto unangenehmer empfand er diesen Mann. So tot und jämmerlich diese Leiche da auch im Sessel hing, so hatte das Gesicht, trotz der furchtbaren Entstellung durch den Einschuss und das heruntergelaufene Blut, nichts von seinem Gestus verloren. Kowelski war überzeugt davon, in das Gesicht eines Mannes zu sehen, der sich im Leben stets das geholt hat, was er haben wollte.

Er erhob sich und ging behutsam um den Sessel des Toten herum zum Fenster und warf einen Blick in den Garten. In diese Richtung musste Ewers geschaut haben, bevor ihn sein Schicksal ereilte. Ein schöner Platz, um das Zeitliche zu segnen; das musste man neidlos anerkennen. Da kam das Panorama seines kleinen Hinterhofbalkons wahrlich nicht mit. Kowelski wandte sich wieder dem Toten und der Szenerie seines Arbeitszimmers zu. Links vor dem Sessel stand ein kleiner Holztisch, auf dem ein paar Zeitungen und Magazine lagen. Und ein schweres Whiskyglas, ungefähr zu einem Viertel gefüllt. Der Galgentrunk des Toten. Kowelski roch an dem Glas; es war in der Tat Whisky – und kein schlechter. In diesem Moment tat ihm Friedhelm Ewers leid. Auch ein Arschloch sollte den Whisky zu Ende trinken dürfen, zumal wenn es der letzte im Leben ist.

Kowelski betrachtete die auf dem Holztisch liegenden Lektüren: Die FAZ vom Sonntag, Landlust, VDI Nachrichten, ein Monatsmagazin mit dem Titel Stahl und Eisen, das Programm der Dortmunder Philharmonie, eine Hör zu, ein Golfsport-Magazin und ein Buch über die Luftwaffen des Zweiten Weltkrieges. Links neben dem Sessel lag noch eine weitere Zeitschrift; es schien als ob die linke Hand des Toten, die etwas verkrampft über der Lehne des Sessels hing, diese noch festgehalten hatte; der Leiche letzte geistige Nahrung? Kowelski juckte es in den Fingern, sich die Zeitschrift anzuschauen, deren Titel er nicht erkennen konnte, da sie mit der Rückseite nach oben am Boden lag; aber er besann sich eines Besseren, wohl wissend, dass es Theater mit der Spurensicherung gäbe, wenn er zu dicht an der Leiche herumwühlte.

Er blickte zu Matti herüber, der mit den Händen in den Hosentaschen hinter dem Schreibtisch stand und sich umschaute.

„Irgendwas Interessantes?“

Matti schüttelte den Kopf. „Nicht so wirklich. Aber wenn man sich die Fotos hier anschaut, dann sprechen die eher für eine glückliche Ehe, auch in der letzten Zeit. Da sind auch neuere Aufnahmen mit dabei.“

Kowelski trat an den Schreibtisch heran und sah sich ein paar der zahlreichen Fotografien an, die dort, in kleine Rahmen eingefasst, etwas verstreut herumstanden. In der Tat hatte Matti recht. Neben älteren Familien- und Kinderfotos gab es auch welche, die in den letzten Jahren entstanden sein mussten. Wer von den Eheleuten Ewers nur diese Bilder kannte, würde keinen Grund haben, an ihrem gemeinsamen Glück zu zweifeln. Kowelski wandte sich wieder dem Toten zu. Er ging noch einmal in die Hocke, stützte sein Kinn auf seiner rechten Hand ab und ließ die Szenerie erneut auf sich einwirken.

„Vorher hat er sicher besser ausgesehen.“

Kowelski drehte sich um. Er hatte James Hartwig nicht wahrgenommen, der aus dem Wohnzimmer kam und zu ihm trat. Gemeinsam betrachteten sie den Toten.

„Besser vielleicht“, brummte Kowelski. „Aber nicht sympathischer.“

James Hartwig hockte sich neben Kowelski vor den Sessel des Toten und betrachtete diesen genau. „Du bist anmaßend, Roderich. Der Mann wurde ermordet. Ob er dir sympathisch ist, sollte jetzt keine Rolle spielen.“

„Das unterscheidet unsere Jobs“, erwiderte Kowelski trocken. „Du ermittelst Todesursachen, ich Mordursachen. Was ist dein erster Eindruck?“

„Ganz allgemein?“

Kowelski nickte.

Hartwig knetete sich das Kinn: „Drei Schüsse, wahrscheinlich 9 mm Waffe, aus unterschiedlichen Entfernungen, der erste mindestens aus vier Metern Abstand. Sieht nach einem geplanten Mord aus, nicht nach einer Tat, die im Affekt passiert ist. Dürfte ca. 12 Stunden her sein. Ein Scharfschütze war es eher nicht. Oder er war nervös … Oder sie natürlich. Darf ich davon ausgehen, dass du der Erzeuger des Zigarettengeruchs bist?“

„Selbstverständlich. Wann höre ich Genaueres von dir?“

“Sieht nicht so kompliziert aus. Morgen Mittag können wir sicher was sagen.“

Kowelski reichte ihm die Hand. „Kann sich Matti den Schreibtisch etwas genauer anschauen?“

Hartwig verzog das Gesicht. „Lass uns jetzt bitte mal in Ruhe unseren Part machen.“ Und zu Matti: “Komm in einer Stunde wieder. Ich glaube nicht, dass die Ecke tatrelevant ist.“

Kowelski verließ das Arbeitszimmer. Im Wohnzimmer blieb er vor der mächtigen Couchgarnitur stehen und ließ den Raum noch einmal auf sich wirken. Matti folgte ihm. Kowelski zündete sich eine Zigarette an, zog kräftig und blies Matti den Rauch ins Gesicht. „Schade iss es um den nicht.“

Es kam relativ häufig vor, dass Kowelski ein Mordopfer unsympathisch fand, weswegen Matti auf einen Kommentar verzichtete, so verfrüht und unangemessen solche Einschätzungen auch sein mochten. Aber er wusste auch, dass sein Boss ein Gespür für Menschen hatte, und ganz speziell für Leichen.

„Dann geh ich mal hoch zu ihr, du kümmerst dich um das nähere Umfeld?“ Matti nickte, grüßte mit zwei Fingern an der Stirn und verließ das Wohnzimmer in Richtung Flur.

Kowelski setzte sich noch einmal in einen der Ohrensessel und rauchte bedächtig seine Zigarette auf. Dann folgte er Matti und schritt langsam durch den Flur in die Diele. Dort blieb er stehen, warf einen kurzen Blick auf den Schuhschrank in der Garderobe und versuchte sich ein Bild von Frau Ewers zu machen, um dann langsam die Treppe hinaufzugehen, die mit einem schweren roten Läufer ausgelegt war. Oben angekommen betrat man einen breiten Flur, der um die fünfzehn Meter lang sein dürfte und sich im Wesentlichen nach links erstreckte. Das vom SchuPo erwähnte Zimmer befand sich gleich rechts; die Tür war angelehnt. Kowelski klopfte an. Er hatte in seinem langen Kripo-Leben schon öfter an Türen geklopft, hinter denen Angehörige von Ermordeten gesessen hatten. Und er hatte lange darüber nachgedacht, wie ein Kriminalkommissar anklopfen sollte. Konnte man anklopfen, ohne dass es sich taktlos und unsensibel anfühlte und dennoch so, dass das Klopfen die Souveränität eines Mannes repräsentierte, der weiß, was er in dieser Situation zu tun hat? Kowelski fand es etwas komisch, sich darüber Gedanken zu machen, aber er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass diese Frage ihn immer wieder beschäftigte. Er vernahm ein leises, aber bestimmtes Herein, drückte die Tür auf und betrat das Zimmer; einen schönen, hellen Raum, geradezu ein großes Fenster und links eine ganze Fensterwand mit Tür, die zu einem kleinen, französisch anmutenden Balkon führte. Unschwer zu erkennen, dass es sich hier um das Schlafzimmer von Frau Ewers handelte, aber es schien mehr als das zu sein. Ja, es war mehr als das. Nichts von der erdrückenden Schwere der Räume im Erdgeschoss. Ein formschöner, antiker Sekretär mit einem integrierten Spiegel, davor ein dazu passender Stuhl, beide aus edlem hellerem Holz. Aufwendiges Furnier. Offensichtlich Schreibtisch und Schminktisch in einem. Sehr geschmackvoll.

Ein bequemer, moderner Lesesessel mit dunkelrotem Leder bezogen, auch wenn vom Stil her was völlig anderes, so war es doch gelungen kombiniert. An den Wänden zwei Bilder, moderne abstrakte Malerei. Ein zierliches Bett an der rechten Wand. Auf diesem saß Marianne Ewers. Enge schwarze Jeans, graue Wildleder-Pumps, sportlich-eleganter V-Ausschnitt-Pullover, wahrscheinlich Cashmere, gleicher Grauton wie die Schuhe. Goldene Halskette und dazu passende Ohrringe. Pagenschnitt, Tönung irgendwas zwischen dezent blond und hellbraun, geschickt akzentuiert mit feinen dunklen Strähnchen. Make-up in der Tat perfekt.

Kowelski ging auf sie zu, gab ihr die Hand, stellte sich vor und kondolierte. Marianne Ewers erwiderte den Händedruck und wies auf den Stuhl, der vor dem Sekretär stand. „Bitte – setzen Sie sich.“ Die Stimme war fest, aber sie klang doch mitgenommen.

„Frau Ewers, ich weiß, dass das ein furchtbarer Morgen ist. Sie haben gerade Ihren Mann ermordet aufgefunden, und jetzt stehen Leute wie ich hier, die letztlich nichts anderes tun können als Ihnen Fragen zu stellen. Wobei ich völliges Verständnis dafür habe, wenn …“

Marianne Ewers unterbrach ihn: „Herr Kommissar. Ich weiß. Sie müssen das fragen. Sie müssen das alles fragen. Ich weiß. Es ist gut. Aber bitte geben Sie mir etwas Zeit.“

„Soll ich morgen wiederkommen?“, fragte Kowelski leise. Er wunderte sich fast selber, wie sanft und einfühlsam er sein konnte.

Marianne Ewers stand auf und sah sich um. „Nein, bitte irgendwo anders, nicht hier. Bitte lassen Sie mir diesen Tag. Kann ich Sie morgen früh anrufen?“

Kowelski erhob sich ebenfalls, zog ein Etui aus seinem Jackett und überreichte Marianne Ewers seine Visitenkarte. „Melden Sie sich, wenn Sie …“ Er beendete seinen Satz nicht.

„Danke“, sagte sie.

Kowelski nahm die gebotene Hand. „Die Spurensicherung ist noch im Haus.“

Marianne Ewers versuchte Haltung zu bewahren und nickte.

Er verließ den Raum und schaute noch einmal den Flur herunter. An den Wänden hingen Gemälde von Fördertürmen. Die Welt von Marianne Ewers endete an dieser Tür.

Zwischenzeitlich war auch Melanie im Rotgerweg eingetroffen. Sie traf Matti an der Gartenpforte, der sie kurz über den Stand informierte. „Dann lass uns mal die Nachbarn abklappern“, schlug sie vor. Matti war einverstanden, und sie machten sich auf den Weg; so verpassten sie Kowelski, der wenige Sekunden später das Haus verließ, um nach Hause zu fahren und den versäumten Schlaf nachzuholen. Scheiß Leiche am Morgen, und dann noch so ein Arschloch.

* * *

Später, kurz vor Mittag. Die Tür zu Kowelskis Büro öffnete sich. Er sah Melanies Kopf hereinluken: „Frau Ewers hat gerade angerufen und sich für morgen um halb elf angemeldet.

Kowelski nickte zustimmend. „LB?“, fragte er gähnend (LB war der interne Kurzslang für Lagebesprechung).

Melanie nickte. „Kaffee ist fertig.“

Das war doch mal was Positives. Kowelski stand auf und reckte sich, dann schleppte er sich ins Besprechungszimmer, wo Melanie, Matti und Herwig auf ihn warteten. Trotz des ausgiebigen Schäferstündchens zu Hause fühlte er sich immer noch reichlich beschissen.

„Spurensicherung?“

„Roderich, träumst Du? Kommt nicht vor morgen.“

„Habt ihr euch schon mal nach der Familie Ludenfeld erkundigt?“

Melanie nahm einen Zettel aus ihrer Fallmappe. „Westpreußischer Landadel mit militärischer Tradition, ursprünglicher Familiensitz in der Nähe von Herford, der Großvater von Marianne Ewers, Albrecht von Ludenfeld, war Major im ersten Weltkrieg, ihr Vater, Warnfried von Ludenfeld war im zweiten Weltkrieg an der Ostfront, Leutnant, hat im Krieg ein Bein verloren, galt als nazi-kritisch, es gab wohl Kontakte zum Umfeld von Stauffenberg. Gestorben 1987. Die Mutter, eine geborene von Emmerling, ebenfalls preußische Offiziersfamilie, verstarb 2003. Zwei Brüder geboren 1952 und 1955. Sie ist also das dritte und jüngste Kind, Nachzüglerin, Geburtsjahr 1960.

Kowelski griff nach seiner Kaffeetasse: „Bringt uns das irgendwas?“

Matti nahm einen Schluck aus seiner Tasse. „Verletzte preußische Familienehre, naja, könnte ganz eventuell ein Mordmotiv sein, falls er fremdgegangen ist.“

Herwig schüttelte den Kopf: „Klingt mir nach sehr ewiggestrig, aber wie du schon selber sagst, ganz eventuell.“

„Wenn wir in vier Wochen nicht weitergekommen sind, kann man darüber nochmal nachdenken“, entschied Kowelski.

Melanie warf ihr Haar zurück: „So total abwegig finde ich das gar nicht. Warum bringen sich Menschen um? Verletzte Ehre klingt ziemlich antiquiert, aber denkbar ist es. Und über Waffen verfügen solche Leute auch.“

Kowelski beendete diese für ihn etwas zu spekulative Diskussion: „Eines ist klar. Sollte es einer der Brüder getan haben, warum auch immer, dann werden sich Vater und Großvater im Grabe umdrehen. Ein würdiger Nachfolger von Preußens Gloria braucht keine drei Schüsse für ein ruhendes Ziel im Wohnzimmer. Keine drei Schüsse, um ein dahindösendes Arschloch im Liegestuhl ins Jenseits zu schicken. Zwei Schüsse waren ja wohl völlig vergeigt. Einen Kasten Hövels (*3) dagegen. Was ist mit seiner Familie?“

„Vater Wilhelm Ewers. War Bergbauingenieur und Zechendirektor. Verstorben 1975. Die Mutter, Marie, eine geborene Ahlers, 1978 verstorben. Haben das Haus 1952 erworben. Friedhelm war das einzige Kind.“

„Nachbarn, irgendwas Brauchbares?“

Melanie berichtete von den Befragungen: „Nichts was uns im Moment wirklich weiterhilft. Besondere Beziehungen zu irgendwelchen Nachbarn gibt es nicht; allerdings scheint die Nachbarschaft in der Straße insgesamt nicht sehr lebendig zu sein. Durchschnittsalter ist zwischen ergraut und Alzheimer. Es gibt niemanden, der Frau Ewers gesehen hat, als sie nach Hause kam. Von der einen Ausnahme abgesehen.“ Melanie sah Matti an. Sie war sich nicht sicher, ob sie den senilen Tattergreis erwähnen sollte.

Matti übernahm: „Dr. Meinrad Peters, Jahrgang 1929, verwirrt, verwitwet, ziemlich verwahrlost, wohnt in der Nr. 58 schräg gegenüber. Faselte von Astloch bis Zündloch, von Frau Ewers und von der alten Dame, die immer um 18 Uhr drüben vorbeikommt. Mit drüben meinte er das Haus der Ewers. Er sitzt ständig vor seinem Wohnzimmerfenster und kann von dort die Ewers’sche Einfahrt sehen. Es war nicht klar, ob mit Frau Ewers und der alten Dame die gleiche oder zwei verschiedene Personen gemeint waren. Eigentlich auch egal, der ist hinüber. Kann man nicht ernst nehmen.“

Melanie nickte zustimmend.

Kowelski knetete seine Hände: „Hat er noch genug Tassen im Schrank, um zu kapieren, was gegenüber passiert ist?“

Melanie stützte ihr Kinn auf ihre Hände. „Kann man nicht sicher sagen. Er stierte uns immer nur an und fragte: Tot? Tot? Der da drüben ist tot? Ich glaube nicht, dass er noch weiß, um wen es sich handelte.“

„Sonst noch was von den Nachbarn?“

Matti nahm sich nochmal sein Notizbuch vor und blätterte durch die Seiten. „Mir ist nur noch eines hängengeblieben, was erwähnenswert ist. Brunhilde Remmel, drei Häuser weiter rechts, eine emeritierte Professorin für mittelalterliche Geschichte, die machte so ein bisschen auf geheimnisvoll.“

Melanie lachte kurz auf: „Ach ja, die …. Der absolute Schuss diese Frau. Rein optisch und outfitmäßig ein Unikat.“

Matti grinste beipflichtend und fuhr fort: „In der Tat ne ziemliche Schraube, wie Melanie schon sagte. Sie hat – auf den Mord angesprochen – etwas auf geheimnisvoll gemacht. Sprüche wie ‚irgendwann trifft einen die Antwort des Schicksals’ oder so ähnlich. Sie machte aber nicht den Eindruck, dass sie mehr dazu erzählen wollte – oder konnte.“

„Die war ziemlich verstrahlt, auch wenn sie geistig sicher noch alle beisammen hat“, ergänzte Melanie. „Da waren eben diese Andeutungen, aber ich glaube, die hat sie spontan produziert, um sich in diesem Moment interessant zu machen. Der fehlt einfach ihr Publikum. Ziemlich eitel die Gute.“

Kowelski sah Herwig an, der auf seinen Fingernägeln kaute.

„Nichts Heißes“, ließ der sich vernehmen und goss sich Kaffee nach. „Ich war mal im Restaurant vom Golfclub und habe mit dem Personal gequatscht. Er hat regelmäßig gespielt und wohl einen gewissen Ehrgeiz gehabt. Sie eher nicht, war aber öfter mit im Restaurant. Auffälligkeiten keine. Wurden oft mit einem Ehepaar namens Reichenbach gesehen. Er hat irgendeine Reinigungsfirma in Schwerte. Gelten als angenehme und zurückhaltende Leute.“

„Gut riechen werden sie bestimmt. Schau sie dir trotzdem mal an, auch wenn der erste Befund unauffällig ist.“

„Der Schreibtisch Matti?“

„Keine Auffälligkeiten. Die Fotos hast du ja selber gesehen: Reisen, Golfclub, Pferde, Kreuzfahrten. Ansonsten normale Korrespondenz, Rechnungen und ähnlicher Kram. Sieht auch nicht so aus, als ob irgendwas fehlt. Schubladen ziemlich aufgeräumt, fast pedantisch.“

Kowelski sah auf die Uhr. „Zwölf. Gut, dann sehen wir uns spätestens morgen um zehn wieder. Kurze LB bevor Frau Ewers kommt. Wenn sich vorher was ergibt, bitte anrufen. Und bitte fasst bei James nach.“

Er stand auf und ging langsam zurück in sein Büro. Dort nahm er das Päckchen Zigaretten vom Schreibtisch und griff nach seiner Jacke. Er hörte das Klirren seines Schlüsselbundes, der in der Seitentasche steckte. Diesen Dr. Peters wollte er sich selber nochmal zu Gemüte führen. Und die Remmel auch. Aber erst einmal wollte er nur zurück ins Bett.

* * *

„Kommt die alte Dame jeden Tag?“

„Jeden Tag, jeden Tag, jeden Tag.“ Meinrad Peters erhob sich vom Sofa und trat an das Fenster heran, welches in der Tat einen Panoramablick auf die Einfahrt der Ewers‘ bot. Der bequeme Stuhl am Fenster wies darauf hin, dass Peters hier öfter saß und die Straße

beobachtete. Der dunkelblaue Tiguan von Frau Ewers stand dort neben dem silber-grauen Benz-SUV ihres Mannes. Aufgrund des Winkels war die Haustür aber nicht einsehbar.

„Können Sie die Dame beschreiben, Herr Dr. Peters?“ Kowelski ergriff das Fernglas, welches auf dem Fensterbrett lag.

„Ich sagte Ihnen doch, jeden Tag … jeden Tag.“ Der Blick von Meinrad Peters war verwirrt und glasig.

Kowelski versuchte es ein letztes Mal: „Eine alte Dame?“

Meinrad Peters sah ihn ratlos an. Er stammelte ein paar Wörter, die nicht zu verstehen waren.

Kowelski reichte ihm die Hand und verabschiedete sich. Beschreiben konnte der wirklich keinen mehr; aber wiedererkennen vielleicht …

Drei Häuser weiter rechts.

„Guten Tag Frau Professor Remmel, mein Name ist Roderich Kowelski. Kripo Dortmund. Meine Mitarbeiter hatten Sie vorhin schon aufgesucht. Dürfte ich Sie noch einmal kurz belästigen?“

Kowelski benötigte nur wenige Sekunden, um die Einschätzung von Melanie und Matti bestätigt zu sehen. Offensichtlich eine Frau, die früher viel Aufmerksamkeit genossen hatte und dieses nun sehnlich vermisst. Exzentrik pur, angefangen mit einer riesigen schwarzen Halbmondlesebrille, die völlig überdimensioniert auf ihrer spitzen Nase thronte, das graue Haupthaar von goldenen und schwarzen Strähnen durchzogen, streng zu einem Dutt zusammengebunden, wobei das vordere Stirnhaar zu punkig-kunstvoll im Raum stehenden Büscheln aufdrapiert war. Auffälliger Halsschmuck und Ohrgehänge, sah nach irgendwelchen keltischen oder mystischen Symbolen aus. Gekleidet war sie in einen weiten Umhang, der in der relativ schmalen Taille durch einen breiten Gürtel zusammengehalten wurde; irgendeine Kreuzung aus Nonnenkutte, Kimono und indischem Sari. Ringe mit dicken Klunkern an fast allen Fingern, dazu am linken Handgelenk eine seltsame, zu groß geratene Plastik-Armbanduhr mit blinkender Digitalanzeige. Die roten Schuhe dazu hätte sie dem Papst geklaut haben können.

Selbstverständlich gab sie sich sehr beschäftigt, sie hätte ja eigentlich schon alles gesagt; aber im gleichen Atemzug bot sie an, einen Kaffee aufzusetzen, und fünf Minuten später saß Kowelski in ihrem Wohnzimmer vor einem Teller mit Kuchen und Keksen. Den dampfenden Kaffee servierte Brunhilde Remmel im klassischen Meissner Zwiebelmuster.

„Ihre Mitarbeiter haben mich ja bereits unterrichtet über das, was passiert ist. Was für ein furchtbares Verbrechen. Wo kann man eigentlich noch wohnen in diesem Land, wenn selbst hier die Mörder umgehen. Die arme Frau Ewers. Wie sie sich fühlen muss. Und wir als Nachbarn, die dachten in einer ordentlichen Gegend zu wohnen.“

„Mörder gibt es überall, kommt auch in besseren Kreisen vor, Frau Professor Remmel. Auch Herr Ewers ist mit Sicherheit nicht von einem Straßenräuber ermordet worden, sondern von einer Person aus seinem engeren Umfeld. Eine Person, der er selbst die Haustür geöffnet hat oder die einen Schlüssel zum Haus hatte.“

Brunhilde Remmel hielt sich die Hand vor den Mund und spielte Entsetzen. Großes Kino. Eine Drama-Queen im achten Jahrzehnt. Kowelski fand die Frau aber unterhaltsam, und ihr Kuchen war ausgezeichnet.

„Verzeihen Sie mir die Dreistigkeit, dürfte ich eine Zigarette rauchen?“ Er durfte.

„Hatten Sie Kontakt mit der Familie Ewers?“

Brunhilde Remmel nahm formvollendet ein Schlückchen Kaffee aus der Meissen Tasse und stellte diese dann auf die Untertasse zurück. „Es wäre übertrieben, werter Herr Kommissar, wenn ich mir das Bestehen eines regelmäßigen Kontaktes anmaßen würde, aber ich lebe in dieser Nachbarschaft schon seit den Zeiten, als die Eltern des unglückseligen Herrn Ewers noch dieses Haus bewohnten. Über die Jahre sieht man viel, hört man viel, man weiß wer man ist und wechselt auch mal ein gepflegtes Wort miteinander.“ Sie griff mit gestreckten Daumen und Zeigefinger nach einem Keks.

„Er galt als ziemlich cholerisch, der gute Herr Ewers. Sein Vater war auch schon so, ach, der war deutlich schlimmer. Dessen Tobsuchtsanfälle konnte ich hören, wenn ich auf der Terrasse saß.“

„So richtig beliebt war er also nicht in der Nachbarschaft?“

„Ach, wissen Sie, Herr Kommissar. Nachbarn.“ Brunhilde Remmel hob gebieterisch den Zeigefinger. „Wir haben so einige Exemplare von dieser Sorte hier in der Straße. Da war der gute Herr Ewers in allerbester Gesellschaft. Wie heißt es doch so schön: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.“ Sie kicherte und knabberte an ihrem Keks.

„Können Sie uns sonst noch was über die Lebensgewohnheiten der Eheleute Ewers berichten?“

Brunhilde Remmel lächelte geheimnisvoll. „Was interessiert Sie denn, werter Herr Kommissar?“

„Nun, Sie hatten meinen Mitarbeitern gegenüber eine Bemerkung gemacht, die sinngemäß geklungen hat wie ‚wer sich in Gefahr begibt, der käme darin um‘. Zumindest wurden Sie so verstanden. Das klingt für mich als Kommissar der Mordkommission natürlich nicht uninteressant. Könnten Sie mir etwas näher erläutern, was Sie mit dieser Bemerkung gemeint haben?“

Brunhilde Remmel räusperte sich und setzte eine zerknirschte Miene auf. „Werter Herr Kommissar, vielleicht habe ich mich etwas ungenau ausgedrückt. Ich war ja völlig schockiert. Die Kriminalpolizei bei mir vor der Tür; und dann diese furchtbare Nachricht. Der arme Herr Ewers, die arme Frau Ewers. Irgendwas musste ich doch sagen. Und die junge Dame und der junge Herr haben meine spontanen Einlassungen vielleicht überinterpretiert.“

Kowelski biss ein Stück von einem Schokoladenkeks ab. „Sie hätten ja einfach aussagen können, dass Sie nichts Hilfreiches zur Sache beitragen können, wie die meisten anderen Nachbarn auch. Aber Sie haben eine Andeutung gemacht, die bedeuten könnte, dass Sie zumindest eine vage Idee haben, warum Friedhelm Ewers ermordet wurde; oder war das ein Missverständnis? Wenn dem so ist, dann bitte ich Sie, das jetzt klarzustellen.“ Kowelski lächelte betont freundlich.

Brunhilde Remmel zog ihren Umhang zurecht und nahm erneut – formvollendet – ein Schlückchen Kaffee zu sich. „Wie soll ich Ihnen das sagen, werter Herr Kommissar.“ Sie zupfte nervös an ihren Stirnbüscheln. „Ihm, also dem unglückseligen Herrn Ewers, ihm wurden durchaus Neigungen nachgesagt. Das kam mir in diesem Moment, wo die junge Dame und der junge Herr diese schreckliche Nachricht überbrachten, in den Sinn, denn dabei, Sie wissen was ich meine, da bewegt man sich ja in Kreisen, die …“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende , stellte die Tasse zurück auf die Untertasse und sah betreten auf den Tisch.

„Neigungen?“

Kowelski leerte seine Tasse und griff nach der immer noch gut gefüllten Kanne. Die Chance etwas zu erfahren, was seinen ersten Eindruck von Friedhelm Ewers bestätigte, verbesserte seine Laune durchaus, auch wenn er sich der Geschwätzigkeit und begrenzten Glaubwürdigkeit seiner Gastgeberin bewusst war.

„Sie wissen doch was ich meine, werter Herr Kommissar.“ Sie rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her.

Kowelski lehnte sich zurück. „Frau Professor Remmel, bitte sagen Sie mir jetzt präzise, was Sie wissen, oder vermuten, oder gehört haben.“

Brunhilde Remmel zog sich den Ring vom rechten Mittelfinger ab und bearbeitete den Edelstein mit einem Seidentuch, welches sie aus einer Seitentasche ihres Umhangs hervorgeholt hatte. Sie schien zu merken, dass sie jetzt liefern musste, wollte sie noch ernst genommen werden.

„Der gute Herr Ewers, er stand im Rufe, durchaus Interesse dafür aufbringen zu können, was sich unter fremden Röcken verbarg.“ Brunhilde Remmel gefiel ihre eigene Formulierung, sie lächelte diebisch. In ihren Augen lag ein Hauch von Koketterie.

Kowelski bemühte sich, sein Interesse an dem Thema als begrenzt erscheinen zu lassen. „Sehr geehrte Frau Professor Remmel, das wäre ja nun keine Besonderheit in unserem Land. Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl – alle hatten ihre Gespielinnen. Das wurde zwar mit Gerhard Schröder etwas besser, denn der hat seine neuen Liebschaften wenigstens gleich geheiratet. Bei Mutti können wir uns natürlich sicher sein, dass sie ihren Hosenanzug auch nachts trägt. Aber damit ist sie wohl eine rühmliche Ausnahme.”

„Ach wie entzückend!“ Brunhilde Remmels Augen blitzten auf und sie klatschte in die Hände. „Endlich mal ein Polizist, mit dem man sich angeregt und niveauvoll unterhalten kann. Bitte, nehmen Sie sich noch von dem Kirschkuchen.“

Kowelski ließ sich das nicht zweimal sagen.

„Frau Professor Remmel, nun sind Gerüchte ja Gerüchte, und oft sind sie falsch und manchmal einfach nur bösartig. Deswegen gestatten Sie mir, dass ich nachfrage. Können Sie das in irgendeiner Form konkretisieren? Gab es irgendein Techtelmechtel in der Nachbarschaft? Oder einen Vorfall, den man eventuell als Belästigung bezeichnen könnte? Frau Professor Remmel, ich bin mir bewusst, dass eine Frau Ihres Niveaus keine unausgegorenen Geschichten in die Welt setzt.“

Kowelski musste sich, als er diese Worte sprach, sehr bemühen, seine ernsthafte Miene aufrechtzuerhalten, angesichts dieser aufgetakelten, intriganten Lästertasche, die ihm da gegenübersaß. „Aber wenn Sie über Informationen verfügen oder Vermutungen haben, für die es eine Grundlage gibt, dann wäre das für meine Arbeit natürlich hilfreich. Selbstverständlich behandle ich unser Gespräch absolut vertraulich.“

„Ich kann Ihnen keine Namen nennen.“ Die Stimme von Brunhilde Remmel klang auf einmal sehr bestimmt, und ihr Blick war jetzt streng und sachlich, fast wie der einer Professorin während einer Prüfung. Wie als ob sie einen Schalter umgelegt hätte. „Es gibt in Witten ein Etablissement, wo er regelmäßig gesehen wurde. Es ist aber einige Jahre her.“

Innerlich schüttelte Kowelski sich. Etablissement in Witten. Was für eine Missachtung des Dortmunder Gewerbes und seines breiten Angebots. „Verraten Sie mir noch, wer ihn dort gesehen hat, oder wer Ihnen zutrug, dass er dort verkehrt hat?“

Brunhilde Remmel blickte ihn mit den strengen Augen der Professorin an. „Sie haben mir Vertraulichkeit zugesichert?“

Kowelski nickte. „Selbstverständlich“, sagte er leise und erwiderte ihren festen Blick.

Sie war zufrieden, führte ihre Kaffeetasse zum Mund und nahm noch ein Schlückchen.

„In der Nummer 33 wohnte bis vor drei Jahren eine Frau Rieders, Veronika Rieders. Sie hatte einmal einen fürchterlichen Streit mit Herrn Ewers, weil sie bei Glatteis in seinen Wagen reingerutscht ist. War nur eine kleine Delle, aber er hat einen Riesenaufstand gemacht und sich wie ein Flegel benommen. Er hat sie wüst beschimpft und beleidigt.“

Kowelski kaute gut gelaunt weiter. Passte alles wunderbar in sein Bild.

„Frau Rieders gehörte natürlich nicht zu diesem Milieu, aber sie hatte eine alte Bekannte, die dazugehörte. Wie genau weiß ich leider nicht. Ich habe diese Dame nur flüchtig am Rande von gelegentlichen Kaffeegesellschaften kennengelernt, zu denen Frau Rieders manchmal auch mich geladen hatte. Sie stellte sich mir als Ludmilla vor. Offiziell hat sie für einen Rechtsanwalt in Herdecke als Gehilfin gearbeitet, aber ich wusste durch einen Zufall, dass sie noch etwas anderes treibt, die Gute. Ludmilla hat irgendwann von der Autosache erfahren, die Frau Rieders ziemlich mitgenommen hatte. Und dann hat sie Frau Rieders erzählt, welche anderen Seiten von Herrn Ewers sie kennt …“

Kowelski nickte mit verständnisvollem Gesichtsausdruck und griff instinktiv nach seinen Zigaretten, um sie dann sofort wieder auf den Tisch zurückzulegen. Die strenge Professorin lächelte ihn milde an.

„Sie dürfen, Herr Kommissar. Ich habe früher ebenfalls sehr gerne geraucht!“

„Wie gesagt, das ist ein paar Jahre her, und ich kann mich hier natürlich nicht für das allerletzte Detail verbürgen, was Sie sicherlich verstehen werden, werter Herr Kommissar.“

Brunhilde Remmel kehrte zu ihrem theatralischen Stil zurück. „Frau Rieders und ich, wir kamen aus irgendeinem Grund auf Herrn Ewers zu sprechen, und sie nannte ihn einen …“ Die alternde Drama-Queen stockte und hielt sich kurz die Hand vor den Mund, um dann vornehm fortzufahren: „Verzeihen Sie mir bitte, aber das sind Worte, die ich sonst nicht über meine Lippen brächte, aber ich zitiere wirklich nur das, was sie sagte!“

Kowelski beruhigte sie. „Frau Professor Remmel, unser Gespräch ist absolut vertraulich, und Sie nehmen diese Worte nur in den Mund, um die Kriminalpolizei mit wertvollen Hinweisen bei der Aufklärung eines Gewaltverbrechens zu unterstützen. Sie würden sonst niemals eine solche, wahrscheinlich recht vulgäre Ausdrucksweise verwenden.“

Brunhilde Remmel zog erneut ihr seidenes Taschentuch aus der Seitentasche ihres Umhangs und betupfte sich damit Lippen und Wangen. „Es war schrecklich, Herr Kommissar!“

‚Das wird jetzt ein Mehrakter‘, dachte sich Kowelski im Stillen, während er sich um einen möglichst teilnahmsvollen Blick bemühte.

„Herr Kommissar, sie nannte ihn einen geilen Arschficker. Sie sah meine Entrüstung und Überraschung, diese furchtbaren Worte aus ihrem Mund zu hören, und ich sehe noch, wie sie mich mit festem Blick anschaute und es wiederholte. Arschficker nannte sie ihn.“

Kowelski fand in seiner rechten Jackentasche ein altes Tempotaschentuch. Er kramte es hervor und tupfte sich voller solidarischer Betroffenheit die virtuellen Schweißperlen des Entsetzens von seiner Stirn. Er überlegte kurz, ob er nachfragen könnte, was für Ärsche Friedhelm Ewers präferiert hatte; unterließ es aber. Nach all dem, was er bisher wusste, konnte man wohl ausschließen, dass Ewers schwul gewesen ist.

„Hat sie Ihnen gesagt, dass die Freundin namens Ludmilla die Quelle für diese Information gewesen ist?“, fragte er leise.

Brunhilde Remmel schüttelte den Kopf und setzte wieder ihr spitzbübisches Lächeln auf. „Nein. Aber sie wusste, dass ich wusste.“

Kowelski schaute auf die Uhr und bedankte sich für das Gespräch und die ausgiebige Bewirtung. „Habe ich richtig verstanden, dass“ – er stockte kurz, bevor er den Satz zu Ende brachte – „dass Frau Rieders nicht mehr in der Nummer 33 wohnt?“

„Haben Sie, werter Herr Kommissar. Brustkrebsdiagnose mit 55. Sie war alleinstehend und kinderlos.“

„Einen schönen Garten haben Sie hier.“ Kowelski war an das große Fenster getreten und schaute hinaus, wobei ihn eigentlich mehr das Bücherregal rechts daneben interessierte. Er hatte sich nicht getäuscht. Shades of Grey Band 1 – 4 standen neben einer mehrbändigen Werksammlung von Theodor Fontane.

* * *

Es war am späten Nachmittag, als Kowelski wieder ins Büro kam. Auf seinem Schreibtisch fand er ein paar Blätter Papier, Rechercheergebnisse von Melanie. Alte Artikel aus dem Lokalteil der WAZ. Zwei Auszüge aus Mitarbeiterzeitungen von ThyssenKrupp von 2012. Kowelski öffnete die unterste Schublade seines Schreibtisches, um die Whiskyflasche und das entsprechende Glas herauszuholen. Dann fing er an zu lesen …


  1. Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund

  2. Sitz des Dortmunder Polizeipräsidiums

  3. Beliebtes Dortmunder Bier

Mittwoch

Die LB am nächsten Morgen brachte nichts wirklich Bahnbrechendes auf den Tisch. Letztlich war das ganze Team der MK-G2 darauf fokussiert, wie das Gespräch mit Frau Ewers gleich laufen würde.

Kowelski berichtete von seinem Besuch bei Frau Remmel. Melanie holte ihren Laptop und suchte nach einer Ludmilla im aufregenden Rotlichtmilieu von Witten, wurde aber nicht fündig. „Es gibt in Witten ein Studio Anastasia. Die besondere Erotik für den kultivierten Herrn, die keine Wünsche offenlässt.“ Sie blickte Herwig an. „Du kennst die Adresse?“

Knappes Kopfnicken.

Melanie wollte noch kurz von ihrer Visite im Reitclub berichten, aber Frau Ewers kam auf die Minute pünktlich. Kowelski musterte sie, während Matti ihr aus einem anthrazitfarbenen Kurzmantel heraushalf. Die Dame zeigte eleganten Reiterlook. Von den Stiefeln bis zum Schal, alles betont edel, teuer und geschmackssicher kombiniert.

„Ist es Ihnen recht, wenn wir zu viert sind?“, fragte Kowelski, während er ihr einen Stuhl zurechtrückte.

Frau Ewers nickte dezent, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Die Anwesenheit Melanies, die ihr unaufgefordert eine dampfende Kaffeetasse und ein Wasserglas hinstellte, schien sie zu beruhigen.

Kowelski räusperte sich. „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wir wissen, dass das eine extrem belastende Situation für Sie ist.“

Melanie betrachtete ihren Chef aus den Augenwinkeln und war etwas belustigt. „Die gefällt ihm“, dachte sie bei sich. „Sonst ist der nicht so einfühlsam“.

„Bitte beschreiben Sie uns möglichst genau, was vorgestern Abend passiert ist. Lassen Sie keine Details aus, manchmal sind es ganz banale Dinge, die uns weiterhelfen. Und bitte, wenn Sie eine Pause benötigen, dann sagen Sie uns das.“

Marianne Ewers versuchte zu lächeln. „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich schaffe das schon irgendwie. Wo soll ich anfangen?“

Melanie übernahm die Gesprächsführung. „Sie haben eine Freundin in Düsseldorf besucht?“

Marianne Ewers trank einen Schluck Kaffee. „Ja, Sabine von Lahnstein. Wir kennen uns seit Ewigkeiten. Wir haben beide in den siebziger Jahren als Au-pair-Mädchen in Paris gearbeitet und sind seitdem immer in Kontakt geblieben, auch wenn Sabine viel in der Welt rumgekommen ist. Sie hat viele Jahre im Ausland gelebt. Vor sechs Jahren starb überraschend ihr Mann. Seitdem ist sie wieder in Düsseldorf, und wir sehen uns regelmäßig. Aber das wird Sie alles nicht interessieren, oder?“ Sie schaute fragend in die Runde.

„Erzählen Sie bitte so entspannt weiter, wie es Ihnen möglich ist“, antwortete Kowelski. „Wenn uns etwas fehlt, dann werden wir nachfassen.“

Marianne Ewers atmete tief ein und aus, dann fuhr sie fort: „Wir hatten uns bei ihr in Düsseldorf verabredet. Sabine wohnt in Oberkassel in der Nähe vom Rhein. Eigentlich wollte ich über Nacht bei ihr bleiben, aber ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Wir sind am Rhein spazieren gegangen. Hinterher haben wir bei ihr noch einen Tee getrunken, und ich bin etwa gegen viertel nach fünf zurückgefahren. In Düsseldorf war Stau, am Breitscheider Kreuz und in Essen-Ost auch. Deswegen war ich erst gegen sieben zu Hause. Es kann aber auch etwas früher oder später gewesen sein.“

„Können Sie sich erinnern, ob es noch hell gewesen ist, als Sie zu Hause ankamen“, fasste Matti nach.

Marianne Ewers überlegte kurz. „Ja, es war auf jeden Fall noch hell.“

Matti warf einen Blick auf den Kalender in seinem Handy. Sonnenuntergang war um viertel vor sieben gewesen. Er schaute Marianne Ewers mit besorgter Miene an. „Die Tatzeit war zwischen sechs und sieben, nach dem was wir bis jetzt wissen. Sie haben den Mörder nur ganz knapp verpasst.“

Bedächtiges Schweigen im Raum.

Kowelski griff nach seiner Kaffeetasse. „Bitte versuchen Sie sich zu erinnern. Als Sie nach Hause kamen: Gab es irgendetwas Auffälliges?“

Sie zuckte mit den Achseln. „Ich würde sagen nein. Was hätte mir denn auffallen können?“

„Zum Beispiel ein Geruch. After shave, Parfum, Zigarettenqualm. Oder ein Geräusch. Oder Dreck auf dem Boden. Lampen, die normalerweise nicht an sind. Oder ein offenes Fenster. Geräusche. Vor dem Haus ein wegfahrendes Auto.“

Kurzes Nachdenken, dann Verneinung.

„Wussten Sie, ob Ihr Mann zu Hause war?“

„Sein Wagen stand in der Einfahrt. Aber ich hatte Ihnen“ – sie richtete den Blick auf Matti – „ja schon gestern gesagt, dass mein Mann abends um diese Zeit entweder schläft oder spazieren geht.“

„Als Sie Ihr Haus betreten haben, wussten Sie also nicht, ob Ihr Mann zu Hause ist?“

„Ja, ich wusste es nicht, und es hat mich in dem Moment auch nicht groß interessiert. Ich bin in die Küche gegangen und habe die Reste vom Kuchen, den Sabine mir mitgegeben hatte, in den Kühlschrank gestellt.“

Kowelski trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Tisch. „Von der Küche aus können Sie doch den Sessel sehen, auf dem Ihr Mann gesessen hat. Und Sie sagten, es sei noch nicht dunkel gewesen.“

Marianne Ewers schüttelte etwas unwirsch den Kopf: „Naja, wenn alle Türen, also die zwischen Küche und Esszimmer, zwischen Esszimmer und Wohnzimmer und die zu Friedhelms Arbeitszimmer richtig offenstehen, dann können Sie den Sessel von der Küche aus sehen. Ich meine, die Tür zum Esszimmer war halboffen, denn ich kam in die Küche und habe nach Friedhelm gerufen, während ich den Kuchen weggepackt habe. Wenn die Tür richtig zu gewesen wäre, hätte ich sie wahrscheinlich aufgemacht, aber ich war nicht an der Tür.“

Matti fasste zusammen: „Also, Sie haben ihn gerufen, und er hat nicht geantwortet.“

Marianne Ewers richtete ihren Blick auf ihn. „Ja. Wie ich Ihnen schon erklärt hatte, habe ich mir dabei nichts gedacht. Es ist nicht ungewöhnlich, dass er um diese Zeit nicht da ist. Oder eben schläft, dann störe ich ihn nicht. Ich hatte absolut keine Veranlassung in sein Zimmer rüberzugehen, und da es mir nicht gutging, war ich auch heilfroh meine Ruhe zu haben.“ Marianne Ewers wirkte jetzt etwas genervt, und Kowelski beschloss, es dabei bewenden zu lassen. „Gut, ich denke wir haben das verstanden. Und wie Sie meinem Kollegen ja bereits erzählt hatten, nahmen Sie sich in der Küche etwas zu Trinken aus dem Kühlschrank und gingen nach oben, um ein Bad zu nehmen.“ Er hatte kurz überlegt zu erwähnen, dass es eine Piccolo gewesen war, die sie sich gegönnt hatte, aber er verkniff sich die Spitze.

Bestätigendes Nicken. Matti glaubte eine gewisse Beruhigung in ihren Zügen zu erkennen, dass ihr diese stilistische Unpässlichkeit nicht vorgehalten wurde.

„Kleines Detail am Rande, Ihr Mann war Whiskyliebhaber?“

Marianne Ewers schaute Kowelski etwas verwundert an, beantwortete dann aber die Frage. „Ja, das kann man sagen. Er hat gerne einen guten Whisky getrunken. Da war er sehr wählerisch. Meistens saß er dort, wo er …“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende.

„Als Sie nach Hause kamen, war die Haustür abgeschlossen?“

Kopfschütteln. „Ich glaube nein, ziemlich sicher nur der Schnapper.“

„Während Ihres Bades, haben Sie dabei Musik oder Radio gehört?“

„Um Gottes Willen, nein! Bei den heftigen Kopfschmerzen hätte mich jede Form von Musik rasend gemacht. Von Radio-Gequatsche ganz zu schweigen.

„Ihre Hörleistung ist normal? “, fragte Kowelski mit betont leiser Stimme.

Marianne Ewers verstand jetzt, worauf er hinauswollte. „Friedhelm muss bereits tot gewesen sein, als ich nach Hause kam“, sagte sie mit brüchiger Stimme. „Das Haus ist relativ hellhörig, die Schüsse hätte ich gehört.“ Tränen kamen ihr nicht.

„Wer hat Schlüssel zu Ihrem Haus?“

„Meine Tochter hat einen Schlüssel. Und ein Schlüssel liegt bei Grahlkes.“

Das Kripoteam gab Marianne Ewers Zeit, um zu erzählen wer Grahlkes sind.

„Raimund und Edeltraut Grahlke. Enge Freunde von uns. Ärzteehepaar. Sie wohnen in Kirchhörde. Raimund und Friedhelm sind Corpsbrüder und Edeltraut ist für mich eine ganz enge und wichtige Freundin.“

„In welchem Corps war Ihr Mann Mitglied?“ Herwig hatte bis jetzt eher gelangweilt zugehört.

„Mein Mann hat an der TU Clausthal studiert. Das Corps heißt Montania und gehört zum Weinheimer Convent.“

Kowelski und Herwig grinsten sich dezent zu. Clausthal im Harz, eine Uni, wo Mädels absolute Mangelware sind und für die Partys aus Göttingen hingekarrt werden müssen. Sowas prägt fürs Leben.

Matti wechselte das Thema. „Gibt es irgendetwas, was Sie im Haus vermissen?“

„Nichts was mir spontan aufgefallen wäre. Aber Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich darauf bisher nicht geachtet habe. Aber – im großen Stile geklaut wurde nichts.“

Kowelski räusperte sich. „Lassen Sie uns bitte über Ihren Mann und sein Umfeld sprechen. Hatte er – so etwas wie – Feinde? Also Menschen, zu denen seine Beziehung gestört, vielleicht sogar mit Hass belastet war? Gab es – sei es privat oder beruflich – Auseinandersetzungen, aus denen dauerhafte Verletzungen resultieren könnten, die …“

Marianne Ewers hob die rechte Hand. „Feinde hat mein Mann genug – oder hatte – muss ich jetzt ja sagen.“ Sie wandte sich kurz von Kowelski ab, griff nach einem Taschentuch und schnäuzte sich dezent. „Aber Mord? Ich weiß nicht. Ich fühle mich außerstande, Ihnen jetzt irgendwelche Namen zu nennen und diese mit einem schrecklichen Verdacht zu belegen.“

Kowelski knetete sein Kinn. „Nun, wenn Sie sagen, dass Ihr Mann Feinde genug hatte, dann müssen Sie doch an irgendwen denken“, wandte er ein.

„Ach Gott!“ Marianne Ewers fuhr sich – jetzt leicht erregt – mit der Hand durch ihr Haar. „Wissen Sie, diese verdammte Hoesch und der ganze Scheißdreck, der hinterher kam mit Krupp und Thyssen. Das war doch ein einziges Haifischbecken. Haufenweise wichtige, eitle Männer, die versucht haben, sich in dieser untergehenden Welt ihre Pfründe zu sichern. Eine Seilschaft gegen die andere Seilschaft. Da wurden Leute verleumdet, abgesägt, fertiggemacht. Oder eigene Leute in Position gebracht. Wenn Friedhelm von seiner Arbeit erzählt hat, dann ging es in der Regel um Intrigen, immer nur darum, dass er sich gegen irgendwen wehren musste oder selber irgendwen abgefertigt hat.“ Sie nahm erneut ihr Taschentuch und tupfte sich vorsichtig die Tränen aus den Augenwinkeln. Dann nahm sie wieder Blickkontakt mit Kowelski auf. „Dieser ganze Kram hat mich nicht interessiert. Fragen Sie mich nicht, warum ich ausgerechnet einen Hütteningenieur geheiratet habe. Dieses elende Geschachere, was da seit Jahren gelaufen ist. Da waren zig Namen im Spiel, und ich habe sie mir nicht gemerkt. Es war mir alles sowas von gleich, wer da mit wem, für wen und gegen wen. Das war doch alles nur krank, und privat haben wir – zumindest wir gemeinsam – mit diesen Leuten nicht verkehrt.“

„Gab es Freunde im Beruf?“

„Ja.“ Diese Antwort kam überraschend klar und prompt. „Friedhelm hatte einen Kollegen, der auch ein persönlicher Freund war. Herbert Schalldach, er war einer der Chefingenieure auf der Westfalenhütte, später dann in Duisburg, nachdem hier dichtgemacht worden ist. Aber Herbert ist seit über zehn Jahren tot. Herzinfarkt. Seine Frau lebt noch, aber mit ihr gab es nach seinem Tod keinen Kontakt mehr. Wir haben beide nie verstanden, wie er diese Person ertragen hat.“

„Keinen anderen?“

„Nein! Herbert war der einzige Mensch in Friedhelms beruflichem Umfeld, der die Bezeichnung Freund verdient hätte. Alle anderen waren bestenfalls Kollegen und Verbündete, wobei man sich auf Letzteres wohl auch nur bedingt verlassen konnte.“

Melanie schaltete sich wieder ein. „Wie ist die Beziehung Ihrer Kinder zu Ihrem Mann?“

„Unser Sohn, Gerald. Das ist schwierig.“ Marianne Ewers starrte auf ihre Kaffeetasse. Dann ergriff sie diese mit beiden Händen. Sie schien sich förmlich an der Tasse festzuhalten. Ihr Kinn begann leicht zittern, die Frage schien einen wunden Punkt getroffen zu haben. Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Gerald hat seinen Vater gehasst“, sagte sie mit gepresster, tonloser Stimme.

Kowelski lehnte sich zurück. In Anbetracht des Wohnsitzes Köln ahnte er, was jetzt kommen würde.

„Gerald ist schwul, und Friedhelm ist völlig ausgerastet, als er es erfahren hat“. Sie starrte weiter auf ihre Kaffeetasse. „Für ihn war der Gedanke unerträglich, dass sein Sohn eine Schwuchtel ist.“ Eine Träne lief ihr über die Wange. „Er hat ihm Verrat an der Familienehre vorgeworfen, ihn bei einem Familienessen, nachdem er einiges getrunken hatte, in vulgärer Form beschimpft. Gerald hat ihm sein Bier ins Gesicht geschüttet und ist gegangen. Seitdem haben sie kein Wort mehr miteinander gewechselt.“

Marianne Ewers blickte Melanie in die Augen. „Er war es nicht“, sagte sie leise und bestimmt. „Gerald ist seit Jahren durch damit. Er hat sein Leben in Köln. Ich besuche ihn dort ab und zu. Und ich glaube, ich hoffe es zumindest sehr, dass wir, trotz dieses Zerwürfnisses, mittlerweile ein sehr schönes Verhältnis zueinander haben.“

Melanie nickte verständnisvoll. „Hat Ihr Mann jemals versucht, das Verhältnis zu reparieren?“

„Er hat darüber nachgedacht. Ich glaube, ihm ist irgendwann klargeworden, dass Schwule nicht krank und asozial sind. Er hat das zwar nie offen eingestanden, da es für ihn eine Schande war, dass sein Sohn homosexuell ist, nicht klassisch heiratet und keine Nachfolger mit dem Namen Ewers in die Welt setzt. Aber ich glaube er war langsam bereit, seinen Frieden damit zu machen.“

„Und Ihre Tochter?“

„Regine war immer Papas Liebling. Und sie mochte ihren Vater auch. Irgendwie hat sie ihn meistens von seiner Schokoladenseite abgekriegt. Ich glaube, dass sie im Wesentlichen eine glückliche Jugend hatte. So eine richtige Pubertät gab es eigentlich nicht. Nun kann man fragen, ob da irgendwas unterdrückt wurde, aber ich meine, dass es nicht so ist. Regine geht es gut. Und Malte, ihr Mann, ist ein Glücksgriff. Er kam auch mit Friedhelm gut zurecht, auch wenn sie viele Dinge sehr unterschiedlich gesehen und kontrovers diskutiert haben. Malte ist gebildet, verträgt aber auch ein paar Bier und kann eine Bohrmaschine bedienen. Diese Mischung hat Friedhelm imponiert.“

„Können Sie uns die Telefonnummern geben? Und bitte auch die der Eheleute Grahlke.“ Marianne Ewers holte ihr Handy aus der Handtasche und nahm den Kugelschreiber und den Notizblock, den Melanie ihr reichte.

Kowelski klappte sein Notizbuch zu. „Wir danken Ihnen für Ihren Besuch, Frau Ewers. Und für Ihre Offenheit. Wir wissen, was wir Ihnen hier abverlangen mussten, und wir werden alles in unserer Kraft Stehende tun, um das Verbrechen an Ihrem Mann aufzuklären. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, was uns helfen könnte, dann melden Sie sich bitte bei uns.“ Er erhob sich.

Frau Ewers blieb jedoch sitzen, und es schien so, als ob sie noch etwas loswerden wollte.

Kowelski setzte sich wieder. „Können wir noch was für Sie tun? Sollen wir Sie besser nach Hause fahren lassen?“

Marianne Ewers blickte Kowelski fest in die Augen: „Herr Kowelski, sitze ich hier eigentlich auch als Verdächtige?“

Kowelski beruhigte sie: „Nein, nicht wirklich.“

„Was heißt nicht wirklich, Herr Kowelski? Heißt das vielleicht doch?“ In ihrem Ton lag jetzt eine gewisse Schärfe.

Kowelski atmete tief durch. „Sehr geehrte Frau Ewers. Natürlich kann und darf ich jetzt keinen heiligen Eid schwören, dass Sie es nicht waren. Sie waren in etwa zu dem Zeitpunkt zu Hause, als Ihr Mann starb, und Sie waren allein. Theoretisch könnten Sie die Täterin sein, aber das ist doch nichts, was einer von uns hier ernsthaft in Betracht zieht.“

Marianne Ewers senkte den Kopf und starrte auf den Tisch. Melanie trat an sie heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie erhielt ein dankbares Lächeln als Antwort.

Dann erhob sie sich. Sie wirkte jetzt gelöst. Es war wohl die Erleichterung, dieses Gespräch hinter sich gebracht zu haben.

„Wenn wir doch noch was für Sie tun können, dann …“

Marianne Ewers machte eine abwehrende Handbewegung. „Ihre Kollegen waren sehr hilfsbereit“, sagte sie, „aber ich glaube, ich komm zurecht.“ Sie schien Hilde Müller und Tobias Grote vom psychologischen Dienst zu meinen.

Kowelski stand noch einmal auf und reichte ihr die Hand. „Abschließend noch eine Bitte. Wenn Sie die Kraft dazu haben, schauen Sie sich bitte im Arbeitszimmer Ihres Mannes um. Er hat dort sehr viel Kleinod zu stehen. Möglicherweise fehlt etwas.“ Er sah ihren fragenden Blick. „Viele Mörder können sich eine kleine Trophäe nicht verkneifen.“

Marianne Ewers ergriff ihre Handtasche, die über der Stuhllehne hing. „Ich finde allein raus.“ Sie grüßte kurz in die Runde, dann verließ sie den Raum.

* * *

„Und?“ Kowelski leerte seine Kaffeetasse. „An euer Bauchgefühl. Hat sie ihn erschossen – eher ja oder eher nein?“

„Herwig?“

Kopfschütteln.

Der Blick wanderte weiter zu Matti. Der nahm sich ein paar Sekunden Zeit und schaute an die kahle Decke des Besprechungsraums. Dann schüttelte auch er den Kopf. „Sie wirkte auf mich ehrlich geschockt, dass wir überhaupt erwägen sie zu verdächtigen, auch wenn du dir alle Mühe gegeben hast, es zu relativieren. Ich glaube nicht, dass sie es war.“

„Und du, Melanie? Eine Mörderin hatten wir seit zwei Jahren nicht mehr. Wär eigentlich mal wieder an der Zeit.“

Melanie lächelte. „Du weißt, ich bin für Frauenpower, aber eher gegen die Quote.“ Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ging zur Pinnwand, wo im Verlauf eines Falles Namen und Fotos der Verdächtigen angeheftet wurden. Sie nahm eine der orangen Karten, beschrieb sie und heftete sie mit einem der Stecker an die Pinnwand. „Marianne Ewers“ stand auf der Karte. Orange stand für durchaus mögliche Täterschaft; die Favoriten bekamen rot; gelb stand für unwahrscheinlich, grün für entlastet.

„Sie ist für mich nicht unverdächtig. Irgendetwas gibt es da bei ihr hinter der Fassade.“ Melanie steckte ihre Hände in die Hosentaschen und wippte auf ihren Absätzen.

„Rein optisch, für ihr Alter, eine toll aussehende Frau. Ich denke, dass siehst du genauso.“ Sie zwinkerte Kowelski vielsagend zu. „Der Reiterlook steht ihr wirklich gut. Sie scheint sich darin wohlzufühlen. Aber ich habe den Eindruck, dass sie sich mit der toughen Aufmache auch schützt. Ich hatte vorhin ja anfangen wollen, von ihrem Reitclub zu erzählen. Den habe ich mir heute Morgen mal angeschaut. Nobles Clubhaus übrigens. Es hängen dort eine ganze Menge Fotos herum, von Turnieren und allerlei gesellschaftlichem Klamauk. Ich habe ein paar davon abfotografiert.“

Sie schaltete den Beamer an, setzte sich an ihren Laptop und begann, die Fotos durchlaufen zu lassen.

Matti verstand, was Melanie meinte. „Sie wirkt auf allen Fotos ziemlich zugeknöpft, nahezu distanziert.“

Melanie nickte. „Ja, Bluse bis oben zu, oder Rolli, die Reiterstiefel kombiniert sie mit allem, was nur irgendwie geht. Das könnte eine reine Äußerlichkeit sein, vielleicht ist das einfach nur ihr Stil. Aber wie du sagst, Matti, es gibt, im Vergleich zu dem, was ihr auf seinem Schreibtisch gesehen habt, eigentlich kein Foto, wo sie wirklich fröhlich wirkt. Und das ist doch recht frappierend. Hier, schaut euch das Bild mal an. Das ist eine Party im Clubhaus. Fröhliche Stimmung. Der Mann hat ihr lediglich die Hand auf die Schulter gelegt, sonst eine Armlänge Abstand, sieht für mich nicht anzüglich oder gar belästigend aus. Man sieht ihr an, wie unwohl sie sich fühlt.“

Melanie ließ die restlichen Fotos durchlaufen. „Fröhliches Frauengrüppchen“, kommentierte Herwig eine Aufnahme, wo sechs von sieben Frauen mit Sektgläsern in der Hand einen ausgelassenen Eindruck verbreiteten. „Nur sie schaut verdrossen drein wie ne Klosterschülerin, die nur Wasser abbekommen hat.“ Dann beugte er sich vor und legte grinsend seine Hand auf Melanies Knie: „Naja, es gibt halt Frauen, die mögen es nicht, wenn sie fotografiert werden. Sie leben in dem Irrglauben, ohnehin auf allen Fotos scheiße auszusehen.“

Melanie deutete ein Küsschen an: „Was vielleicht daran liegt, lieber Herwig, dass viele Männer nicht fotografieren können. Es sei denn ihr fotografiert Autos, Motorräder und andere Dinge, die sich mit eurem Empathielevel vertragen.“

„Mal ne ganz andere Frage“, Matti knetete seine Schläfen. „Kann sie eigentlich wissen, dass es mehrere Schüsse gab?“ Kowelski nickte anerkennend. Er hatte darüber auch nachgedacht. „Wenn Sie DREI Schüsse gesagt hätte, dann wäre ich auch aufgewacht. Aber auch ein Laie konnte zumindest zwei Schüsse sehen – oder besser gesagt – nicht übersehen.“

Melanie ließ die Fotos nochmal durchlaufen und auf sich wirken. Zu Hause war ihr Schlafzimmer ihr Rückzugsort, hatten die Kollegen erzählt. Die Welt vor der Zimmertür war die ihres Mannes. Konnte man so dauerhaft leben ohne kaputtzugehen? Klar, für einen Beziehungszyniker wie Herwig, der es nie zu irgendwas Festem gebracht hatte, war das vielleicht vorstellbar. Und Roderich hatte wohl auch in Kauf genommen, dass er mit diesem Job seine Ehe an die Wand fährt, von seinen Seitensprüngen mal ganz abgesehen.

„Matti, wir zwei schauen uns diese Grahlkes an“, entschied Kowelski. Melanie klappte ihren Laptop zu: „Ich werde euch anmelden.“

„Danke. Und dann hattest du mir diese Firmenzeitungen auf den Tisch gelegt, bei einer ging es um Ewers‘ Verabschiedung bei seiner Pensionierung. Auf dem Foto sind auch Frauen zu sehen, kläre bitte, ob seine Sekretärin dabei war. Und dann bitte Termine mit den Kindern machen.“

„Was ist mit Frau Schalldach?“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752144208
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Mai)
Schlagworte
Unterhaltung Krimi Dortmundkrimi Dortmund Spannung Ruhrgebietskrimi Dortmund-Krimi Ruhrgebiet

Autor

  • Marek Spelldorf (Autor:in)

Marek Spelldorf arbeitet nebenberuflich als freier Autor. Er lebt in Dortmund.
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Titel: DIE WITWE TRINKT PICCOLO